Handel und Verkehr und für Rechnungswesen, sowie einigten Ausschüsse
Sitzungen.
— Die Schlußberichte über die “ Sitzungen des Reichstages und des Hauses der bgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage. Ebenda tragen wir die von dem Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten, Dr. Freiherrn Lucius von Ballhausen, bei Beginn der Berathung der Denkschrift über das Gesetz, betreffend die Beförderung deutscher Ansiedelu ngen in den Provinzen Posen und Westpreußen, gehaltene Rede im Wortlaut nach.
— Die heutige (44.) Sitzung des Reichs tages, welcher der Reichskanzler Fürst von Bismarck, die Staats⸗
Minister von Boetticher, Dr. S von Lucius, Bronsart
von Schellendorff, der Staatssekretär Freiherr von Maltzahn⸗
Gültz sowie andere Bevollmächtigte zum Bundesrath bei⸗
wohnten, eröffnete der Präsident von Levetzow gegen 2 ½ Uhr.
Auf der Tagesordnung stand die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Feststellung eines Nachtrags zum Reichshaushalts⸗Etat für das Etatsjahr 1889/90, in Ver bindung mit der zweiten
Berathung des Entwurfs eines Gesetzes „betreffend die Auf⸗
nahme einer Anleihe für Zwecke der Verwaltung
des Reichsheeres, auf Grund mündlichen Berichts der
Kommission für den Reichshaushalts⸗Etat.
Der Nachtrags⸗Etat für das Auswärtige Amt
sowie der des Reichsamts des Innern wurden ohne Debatte genehmigt.
3 Bei dem Etat der Verwaltung des Reichsheeres referirte Abg. Dr. Bürklin Namens der Kommission, welche die Bewilligung der Mehrforderungen beantragte.
Bei Schluß des Blattes nahm der Abg. Freiherr von Ellrichshausen das Wort.
1 — Bei der im 14. hannoverschen (Celle⸗Gifhorn) für den zum Ober⸗Regierungs⸗Rath er⸗ nannten bisherigen Landrath Baurschmidt vorgenommenen
engeren Wahl ist der Landschafts⸗Rath von der Decken
zu Rutenstein (Welfe) mit 12 695 gegen den Hofbesitzer Otte i ionalliberal) mit 10 652 von n zum Mitgliede des Reichs⸗
Wahlkreise
8 — In der heutigen (40.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister der öffentlichen Arbeiten, von Maybach, der Minister für Landwirth⸗ chaft 2c., Dr. Freiherr Lucius von Ballhausen, der Finanz⸗ Minister, Dr. von Scholz, und der Minister des Innern, Herrfurth, beiwohnten, theilte der Präsident mit, daß der Gesetzentwurf, betreffend die Fürsorge für die Wittwen und Waisen der Geistlichen der evange⸗ lischen Landeskirche in den neunälteren Provinzen er Monarchie, sowie ein Antrag der Abgg. Drawe und Genossen auf Annahme eines Gesetzentwurfs, be⸗ reffend die Bestrafung der Schulversäumnisse in ffentlichen Volksschulen, eingegangen seien.
Das Präsidium wurde beauftragt, zu der gestern erfolgten glücklichen Entbindung Ihrer Königlichen Hoheit der Prinzessin Heinrich von einem Prinzen, Sr. König⸗ lichen Hoheit dem Prinzen Heinrich die Glück⸗ wünsche des Hauses auszusprechen.
Auf der e; stand die dritte Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Feststellung des Staatshaushalts⸗Etats für das Jahr vom 1. April 1889 bis dahin 1890.
In der Generaldiskussion erklärte Abg. Rickert mit Rück⸗ sicht darauf, daß die Etatsberathung heute zum Abschluß ge⸗ langen müsse, seinerseits von einer Generaldebatte absehen zu wollen.
Abg. Graf 1- Limburg⸗Stirum hob nochmals hervor, daß die größte Sparsamkeit bei Aufstellung des Etats ge⸗ boten sei, weil es nicht sicher sei, daß die günstigen Finanz⸗ vaeh. namentlich bei dem Eisenbahn⸗Etat andauern würden.
Abg. Dr. Hammacher meinte mit Rücksicht auf die Ge⸗ schäftslage auf die Erörterung allgemeiner Etatsfragen ver⸗ zichten zu müssen; der Eisenbahn⸗Etat werde erst dann eine gründlichere Berathung W“ wenn eine besondere Kom⸗ mission dafür werde eingesetzt sein. 1
Abg. Dr. Windthorst verzichtete gleichfalls auf eine Generaldiskussion. Bezeichnend sei, daß 85 von einer Seite zur Sparsamkeit gemahnt werde, die t atsächlich niemals gespart habe.
Damit schloß die Generaldiskussion.
In der Spezialdiskussion gelangten die Etats: Kriegs⸗ Ministerium — Domänen — Forsten — Rente des Kronfideikommißfonds — Centralverwaltung der Domänen und Forsten — Erlös aus Ablösungen von Domänengefällen und aus dem Verkauf von Domänen und Forstgrundstücken — ohne Debatte zur
Annahme.
ei dem Etat „Direkte Steuern“ erklärte, auf eine An⸗
frage des Abg. Dr. Hammacher, der Finanz⸗Minister Dr. von Scholz, daß das angekündigte Einkommensteuergesetz baldigst
werde vorgelegt werden.
Abg. Rickert meinte, daß keine Aussicht sei, das Gesetz noch zu erledigen, wenn es so spät vorgelegt werde.
Abg. Dr. aammacher würde es bedauern, wenn das Gesetz in dieser Session nicht mehr zu Stande käme.
Der Etat der direkten Steuern wurde genehmigt, ebenso ohne Debatte der Etat der indirekten Skeuern.
Beim Etat der Lotterieverwaltung führte der Abg. Korsch Klage über die Ausdehnung des Handels mit Loosen und wünschte ein Gesetz zur Unterdrückung des privaten Loosehandels.
Der Regierungskommissar, Geheime Ober⸗ I erklärte, daß ein Verbot des privaten oosehandels erlassen sei.
Abg. von Schalscha beschwerte sich, daß katholische Männer nicht zu Lotteriecollecteuren bestellt würden; es scheine eine geheime Instruktion in dieser Beziehung zu bestehen.
Der Regierungskommissar, Geheime Ober⸗Finanz⸗Rath Marcinowski stellte in Abrede, daß eine solche geheime In⸗ struktion vorhanden sei.
Der Etat der Lotterieverwaltung wurde genehmigt, ebenso ohne Debatte die Etats des Seehandlungs⸗Instituts und der Muünzverwaltung.
. Bei dem Etat der Berg⸗, Hütten⸗ und
inanz⸗Rath
ie ver⸗ r Regi für Justizwesen und für Rechnungswesen 8
der Provinz Westfalen für geschlossen.
116“
11.““ W1ö1“ erklärte, da noch nicht zum Abschluß gebracht seien.
Der Etat wurde genehmigt.
Beim Etat der Eisenbahnverwaltun Abg. Berger um Beseitigung der Eisenbahntarif⸗Verhältnisse, Hs sah Billets für weitere Strecken billiger seien, als für ürzere.
Der Regierungskommissar, Rath Fleck, wies darauf hin, daß zum 1. April eine größere Gleichmäßigkeit der Tarife 5 werden würde.
Der Etat wurde genehmigt, ebenso ohne Debatte folgende Etats: Zuschuß zur Rente des Kronfideikommißfonds Staatsschuldenverwaltung — Herrenhaus — Haus der Abgeordneten — Allgemeine Finanz⸗ verwaltung — Bureau des Staats⸗Ministeriums Staatsarchive — General⸗Ordenskommission Geheimes Civpilkabinet Ober⸗Rechnungs⸗ kammer — Prüfungskommission für höhere Ver⸗ waltungsbeamte — Disziplinarhof — Gerichtshof zur Entscheidung der Kompetenzkonflikte Gesetz⸗Sammlungs⸗Amt in Berlin Deutscher Reichs⸗ und Preußischer Staats⸗Anzeiger — Für Zwecke der Landesvermessung — Ansiedelungs⸗ kommission für Westpreußen und Posen Ministerium der auswärtigen Angelegenheiten und Finanz⸗Ministerium.
Bei dem Etat der Bauverwaltung fragte der Abg. Szmula, ob die Regierung nicht die Kosten für den Grund⸗ erwerb zur Regulirung der oberen Oder auf die Staatskasse übernehmen wolle, und ob der Bau bald beginnen werde.
Der Regierungskommissar, Ministerial⸗Direktor Schultz, erklärte, daß die Sigter s über den Ausfall der Verhand⸗ lungen noch keinen Bericht erhalten habe.
Der Etat wurde genehmigt, ebenso ohne Debatte die Etats des Ministeriums für Handel und Gewerbe und der Justizverwaltung.
Beim Etat des Ministeriums des Innern erklärte, auf eine Anfrage des Abg. Grimm, der Minister des Innern, Herrfurth, daß die Regierung das Bedürfniß zur anderweitigen Regelung der Gemeindeordnung für Nassau anerkannt habe, die bisherigen Erfahrungen aber zur Wiederholung der ein⸗ mal unerledigt gebliebenen Vorlage keine Veranlassung böten.
„Die Abgg. Wißmann und Dr. Lieber widersprachen der Absicht, die Städteordnung für die alten Provinzen in Wies⸗ baden einzuführen. Abg. von Eynern wies darauf hin, daß die Freisinnigen die alte Gemeindeverfassung Wiesbadens vertheidigten, wonach nur 30 Proz. der Bevölkerung wahlberechtigt seien. Abg. Richter erklärte diesen Hinweis für einen im Hinblick auf die Wahlen gemachten. (Schluß des Blattes.)
— Ein wegen einer durch Betriebsunfall erlittenen äußeren Verletzung in einem Krankenhause untergebrachter Arbeiter erkrankte und starb daselbst kurz vor seiner nach er⸗ folgter Heilung bevorstehenden Entlassung am Darmtyphus, und zwar vermuthlich in Folge einer Ansteckung, welche er
sich in jenem Krankenhause zugezogen hatte. Das Reichs⸗Versicherungsamt hat durch Entscheidung vom 21. Januar d. J. (Nr. 664) in Uebereinstimmung mit dem Schiedsgericht den von den Hinterbliebenen erhobenen Ent⸗
schädigungsanspruch zurückgewiesen, da, wenn auch vielleicht der Aufenthalt des Verstorbenen als äußerer Anlaß seiner Ansteckung gelten kann, es doch an einem inneren, ursächlichen
Zusammenhange der letzteren mit dem Betriebsunfalle mangelt.
— Der Bevollmächtigte zum Bundesrath, Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Dr. Versmann, ist von Berlin wieder abgereist.
Der Königlich von Sauer, Gouverneur endigung seines Kommandos wieder verlassen.
Münster, 20. März. Der Provinzial⸗Landtag der Provinz Westfalen, welcher seit dem 10. d. M. hier tagte, ist nach Schluß der heutigen Plenarsitzung durch den Löniglichen Landtags⸗Kommissarius, Ober⸗Präsidenten von Hagemeister, mittelst nachstehender Ansprache geschlossen
worden. Hochgeehrte Herren!
Sie stehen am Schluß einer kurzen, aber denkwürdigen Session. Das Andenken Weiland Sr. Präts güt des Kaisers Wilhelm I. durch ein würdiges Denkmal auf westfälischer Erde zu ehren, ist der ein⸗ müthige Wunsch aller Westfalen. Ihnen, meine Herren, war es ver⸗ gönnt, diesem Wunsch die Erfüllung zu sichern. Nachdem die viel⸗ umstrittene Frage des Standorts durch Ihren Beschluß zu Gunsten der Porta westfalica endgültig entschieden worden, dürfen wir ver⸗ trauen, daß die bisherigen Gegner sich nunmehr die Hand reichen wollen zu gemeinsamer Arbeit an dem Werk nationaler Dankbarkeit. Ihre Beschlüsse wegen gesetzlicher Regelung der Ausübung der Adjacenten⸗Fischerei und wegen Abänderung der Hengstkör⸗ ordnung werrde ich bei der Königlichen Staatsregierung befürworten. Der Herr Minister des Innern hat mich bereits telegraphisch benachrichtigt, daß das von Ihnen angenommene zweite Provin⸗ zial⸗Statut Sr. Majestät dem Kaiser und König mit der Bitte um Ertheilung der landesherrlichen Genehmigung vorgelegt worden ist. Das Statut trägt einem dringenden Bedürfniß Rechnung, indem es die Anstellung eines Landes Syndikus und eine nothwendige Ver⸗ mehrung der Arbeitskrafte vorsieht. Vorbehaltlich der landesherr⸗ lichen Genehmigung des Statuts haben Sie die Wahl des Landes⸗ Syndikus vollzogen. Ihren Antrag, Se. Majestät möge Allergnädigst geruhen, dem Landesdirektor der Provinz Westfalen den Titel „Landeshaupt⸗ mann“ beizulegen, werde ich dem Herrn Minister des Innern be⸗ fürwortend unterbreiten. Aus dem Bericht des Provinzial⸗Ausschusses haben Sie die Ueberzeugung gewonnen, daß Ihre umfassende Verwaltung mit Um⸗ sicht und mit sicherer Hand geleitet wird. Ohne Bedenken konnten Sie daher dem klaren und wohlbegründeten Voranschlage des Fane ülts für das nächste Rechnungejahr Ihre Zustimmung er⸗
eilen. Dankbar anzuerkennen habe ich Ihre auch in diesem Jahre be⸗ thätigte Fürsorge zur Förderung von Landwirthschaft, Gewerbe und Industrie, sowie Ihre Bewilligungen für wissenschaftliche und wohl⸗ thätige Anstalten. Indem Sie zur Errichtung einer landwirth⸗ schaftlichen Maschinenhalle eine namhafte Beihulfe gewährten, haben Sie unserer Landwirthschaft einen guten Dienst geleistet, und gleichzeitig den soliden Er⸗eugnissen einheimischer Maschinenfabrikanten ein lohnendes Absatzgebiet gesichert. „So dürfen Sie denn, geehrte Herren, zum heimathlichen Herde mit dem Bewußtsein zurückkehren, daß Ihre Berathungen nicht ohne gute Frucht bleiben werden für unsere Provinz. Auf Allerhöchsten Befehl erkläre ich den 30. Provinzial⸗Landtag
Geheime Ober⸗Regierungs⸗
bayerische General⸗Lieutenant von Ingolstadt, hat nach Be⸗ zum Kriegs⸗Ministerium Berlin
1 SIülzcen⸗ verwaltung bat der Abg. Dr. Ritter um baldige Aufhebung
der Bergwerksteuer. 8 1“
erun zkommissar, Ministerial⸗ Direktor Dr. Huyssen, die bezüglichen Arbeiten im besten Gange, aber
bat der
2 7
vinzial⸗Landtages, Landrath von Oheimb, das Wort und brachte zum Schluß ein dreifaches Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und König aus, in welches die fast vollzählig erschienenen Mitglieder des Provinzial⸗Landtages lebhaft und freudig einstimmten.
Bayern. München, 20. März, begab sich der Oberst⸗Hofmarschall reiherr von Malsen im Allerhöchsten Auftrage nach Schloß ohenschwangau, um die letzten Anordnungen betreffs Einrichtung dieses Schlosses zu leiten. Am 28. d. M. wird Ihre Majessät die Königin Mutter daselbst eintreffen, nachdem nunmehr die Abreise von Lugano auf den 26. d. M. mittelst Extrazuges festgesetzt wurde. In Zürich und Lindau wird übernachtet.
Württemberg. Stuttgart, 20. März. (Y.) Die in der Thronrede vom 30. Januar angekündigte Vorlage, welche eine Aufbesserung der Gehalte der Staats⸗ beamten bezweckt, ist nunmehr den Landständen zugegangen. Der Vorschlag ist gerichtet auf eine allgemeine Erhöhung der pensionsberechtigten Gehalte (die Besoldungen der Staats⸗ Minister sind ausgenommen) um 5 Proz. (für 12 525 Beamte, darunter 3364 auf Lebenszeit angestellte sind 964 200 ℳ erforderlich), daneben auf Gewährung eines Wohnungsgeldzuschusses ohne Pensionsberechtigung an die ohne Anspruch auf freie Dienstwohnung oder entsprechende Miethzinsentschädigung Angestellten, und zwar in Höhe von 10 Proz. ihres Gehalts fuͤr die Beamten in Stuttgart, 7 Proz. für diejenigen in 27 größeren Orten des Landes und von 4 Proz. für die Beamten in allen übrigen Orten. Das Erforderniß für diese Wohnungsgeldzuschüsse berechnet sich bei 7933 Beamten auf 978 700 Eine weitere Nachtragsforderung von rund 200 000 ℳ betrifft hauptsächlich die Mittel, um den Landarmen⸗ verbänden Staatsbeiträge in der Höhe von einem Drittel der ihnen obliegenden Lasten zu gewähren.
— 21. März. (W. T. B.) Durch ein im Anzeiger“ veröffentlichtts Königliches Dekret Landtag auf den 3. April d. J. einberufen.
38 —“
(Allg. Ztg.) Gestern
ℳ
„Staats⸗ wird der
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 20. März. (W. T. B.) Der Kaiser wird am nächsten Sonnabend gleichzeitig mit der Kaiserin hier eintreffen. — Bei dem König Milan haben sich im Hotel zahlreiche Personen, darunter auch mehrere Diplomaten einschreiben lassen. Am Nachmittage stattete der König dem Minister des Aeußern, Grafen Kälnoky und dem Sektionschef von Szoegyenyi Besuche ab.
Im Abgeordnetenhause erörterte heute bei der Be⸗ rathung des Unterrichtsbudgets der Unterrichts⸗Minister Dr. Gautsch, gegenüber den Ausführungen mehrerer Redner, zunächst einige Fragen betreffs des Mittelschul⸗Unterrichts und alsdann in längerer Ausführung die Volksschule. Die⸗ selbe habe zwei große Aufgaben zu leisten: die Erziehung und den Unterricht. In ersterer Hinsicht sei die Schule ver⸗ besserungsbedürftig und verbesserungsfähig. Diese Frage werde vor das Haus gelangen; dann werde er seine Stellung im Ein⸗ zelnen präzisiren. Er werde die Rechte des Staats an der Schule wahren, die Schule als deren wahrer Freund, ohne Rücksicht auf die Konsequenzen, vertreten und die Geschäfte seines Ressorts unter Festhaltung des Staatsgedankens sachlich führen. Er werde den Unterricht zu heben suchen und den Ansprüchen aller Völker des Vaterlandes auf staatliche Bildungsmittel im Sinne ausgleichender Gerechtigkeit entgegenkommen. (Beifall rechts.) Im Verlauf seiner Rede bemerkte der Unterrichts⸗Minister noch: Prinz Liechtenstein habe eine Reihe von Beschwerden gegen einzelne Einrichtungen und Vorkommnisse in der Volksschule vorgebracht, welche volle Beachtung verdienten. (Bewegung auf der Linken.) Er, der Minister, müsse jedoch die Lehrerschaft überhaupt in Schutz nehmen, da ein großer Theil derselben seine Pflichten in durchaus anzuerkennender Weise erfülle. Wenn er seiner Zeit sein Votum über eine Volksschulreform seiner Ueberzeugung entsprechend rückhaltlos abgeben werde, so werde er dies als Rath der Krone und im Bewußtsein seiner Ver⸗ antwortlichkeit thun und nicht als ein Werkzeug des Prinzen Liechtenstein, aber auch nicht als ein Werkzeug der Opposition. — Der Abgeordnete Adameck urgirte die Aufhebung der Prüfungsverordnung für die böhmische Univer⸗ sität in Prag. Gregr trat energisch für die neue Schule ein und betonte dabei, daß die Klerikalen nur die Herrschaft der Kirche erstrebten. Rutowski sprach sich dahin aus, daß die Entscheidung der Frage, in welchen Orten Konfessions⸗ schulen zu errichten, den Landtagen zu überlassen sei. Sodann wurde die Debatte auf morgen vertagt.
—. 21. März. (W. T. B.) Der bisherige interimistische General⸗Konsul in Moskau, Gsiller, ist nunmehr definitiv zum dortigen General⸗Konsul ernannt worden. Pest, 20. März. (W. T. B.) Bei Fortsetzung der De⸗ batte über den gestrigen Zwischenfall im Unterhause stellte der Abg. Iranyi den Antrag: das Haus möge die Erwartung aussprechen, daß die Gerichte ihre Schuldigkeit thun würden, zog diesen Antrag jedoch zurück, nachdem der Minister⸗Präsident von Tisza und mehrere andere Redner sich dagegen ausgesprochen hatten. Das Haus nahm alsdann den Antrag Apponyi's an: daß der Immunitätsausschuß durch Vernehmung von Zeugen den Thatbestand fest⸗ stellen solle. — In den Couloirs fand ein heftiger Wortwechsel zwischen den Abgg. Polonyi und Kajtsik statt, welcher zu einem Duell fuͤhren dürfte. Das Unter⸗ haus hielt in dieser Angelegenheit nach dem Schluß der öffentlichen eine geheime Sitzung ab. — Vor dem Parlamentsgebäude hatte sich eine starke Menschenmenge angesammelt. Die meisten Abgeordneten erschienen zu Wagen, um jeden Anlaß zu Ovationen oder Piwe t zu vermeiden. Als der vetnnsten Pristpen von isza erschien, brach die Menge in Johlen und Pfeifen aus, und wurden Rufe: „Fort mit Tisza“ laut.
— 20. März. (W. T. B.) nach dem Schluß der Sitzung des Unterhauses fanden nsammlungen von den untersten Volksschichten angehörigen Burschen statt, welche die Minister mit Schmährufen empfingen und dem Wagen Tisza's nachliefen. Der Abg. Pulszky wurde von der Volksmenge angegriffen, aber durch den zur Opposition gehörigen Abg. Törs beschützt, wobei Letzterer durch einen schweren Stockhieb am Kopf der⸗ artig verletzt wurde, sodaß er blutüberströmt weggetragen werden mußte. Einer aus der Menge wurde mit einem Stilet ernstlich verwundet. Das Militär besetzte zur Wieder⸗
Nach dieser Ansprache ergriff der Vorsitzende des Pro⸗
herstellung der Ruhe verschievene Punkte der Stadt. — In der der öffentlichen Sitzung des nterhauses folgenden
geheimen ist den Abg. Polonyi und Krajtsifk
vorgekommene 8 fesehe gegenseitigen Erklärungen . iedlichem Wege beigelegt worden. 1 8 März (& 8 B.) Eine größere Anzahl Studenten zog vor die Wohnung des Abgeordneten Krajtsik und brachte ihm eine Katzenmusik. — Die vor dem Redaktionslokal des „Nemzet“ angesammelte Menge, welche eine Nummer des Blatts verbrannte und die ein⸗ schreitenden Polizisten mit Steinen bewarf, wurde von Truppen zerstreut. Dabei wurden mehrere Verhaftungen vorgenommen.
roßbritannien und Irland. London, 21. März. (W. 8 —.) Dem ist ein umfangreiches, meist aber bereits ö enthaltendes Blaubuch über a vorgelegt worden. 1 1 bb A. 89 Generab Adjutant Lord Wolseley hat einen Armeebefehr veröffentlicht, demzufolge das Minimalmaß für Rekruten, welche in die Königliche Artillerie als ahrer eintreten wollen, auf 5 Fuß 3 Zoll erniedrigt wird; die rustweite braucht nur 33 Zoll zu sein. Das für die Garde zu Fuß erforderliche Maß seoll auch für Leute unter 25 Jahren um 5 bis 7 Zoll reduzirt werden.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 20. März. (W. T. B.) Aus Tschardschui, vom heutigen Tage, wird telegraphirt: Den neuesten hier vorliegenden Nachrichten zufolge befindet sich Abburrahman Chan unthätig in Mazari⸗ Sherif. Gohlam Chaider ist in Ungnade gefallen, weil der Emir den Verdacht hegt, daß Gohlam an einem auf den Emir durch Soldaten in Dsharnewal verübten Attentat nicht unbetheiligt sein möchte. Die Ernennung Gohlam's an Stelle Ishak Chans zum General⸗ Gouverneur des afghanischen Turkestan ist daher rückgängig gemacht worden.
Italien. Rom, 20. März. (W. T. B.) Der Papst hat den Nuntius in München, Kardinal Ruffo Scilla, um Majordomus und Palastpräfekten ernannt. —
ei Gelegenheit eines gestern im Nord⸗Amerikanischen Kollegium anläßlich der Errichtung der katholischen Universität in Washington veranstalteten Bankets hielt der Kardinal Parocchi eine Rede, in welcher er sagte: Wenn der Papst Europa verlassen sollte, so werde er ein Asyl und Gastfreundschaft bei den amerikanischen Bischöfen finden.
Spanien. Madrid, 21. März. (W. T. B.) Im erklärte gestern der Minister des Innern, Capdepon, auf die Anfrage: ob es wahr sei, daß Spanien Cuba zu verkaufen beabsichtige, unter lebhaftem Beifall: es existire in der ganzen Welt nicht Geld genug, welches hin⸗ reichen würde, auch nur den geringsten Theil spanischen Ge⸗ biets zu kaufen. Die spanische Nation würde, wenn es noth⸗ wendig wäre, den heimathlichen Boden zu vertheidigen wissen.
Serbien. Belgrad, 20. März. (W. T. B.) Heute fand ein mehrstündiger Ministerrath statt, in welchem über die Modalitäten berathen wurde, um die Ausgaben des Budgets den wirklichen Einnahmen anzupassen und somit ein Defizit zu verhindern. Die betreffenden Maßregeln sollen auch auf das bereits geltende Budget angewendet werden.
Amerika. Washington, 18. März. (A. C.) Der Präsident hat Mr. William W. Thomas zum Ge⸗ sandten der Vereinigten Grhaten in Mr. Samuel R. Thayer zum Gesandten im Haag it.
New⸗ Fheh 20. März. (W. T. B.) Zum Gesand⸗ ten für Oesterreich⸗Ungarn ist Frederick Grant ernannt wordben. 8 ““
Zeitungsstimmen.
Unter der Ueberschrift: Nabnn “ 8 Kar⸗ lls“ schreibt der „Hamburgische Korrespondent“:
i6 2 entgegen 2* Verhältniß der Kartellparteien im Reichs⸗ tage, in der letzten Session des Abgeordnetenhauses der Zusammen⸗ schluß der nationalen Parteien recht viel zu wünschen übrig ließ und zuletzt ganz in die Brüche zu gehen schien, so ist in der laufenden Session das Gegentheil wahrzunehmen. Freilich hat sich hier und da ein kleiner Zusammenstoß nicht vermeiden lassen. Aber das hatte mehr einen gelegentlichen und persönlichen Charakter. In der Sache selbst hat sich in zahlreichen Fällen eine er⸗ freuliche Uebereinstimmung und ein festes Zusammengehen der Kartellparteien gegen das Centrum und die Freisinnigen herausgestellt. Und zwar, was besonders bezeichnend ist, gerade in Schul⸗ und Kirchenfragen, also gerade auf denjenigen Gebieten, auf denen bisher ein Zusammengehen am schwersten zu ermöglichen war, eine veeö fh. 9n Organ der äaußersten Rechten zu als undenkbar erklärt wurde. 1 Hecdess n man von der gemeinsamen Bekämpfung des Windthorst schen Schulantrages, wobei das Centrum schließlich allein blieb, absieht, ist in dieser Hinsicht die Annahme des Volksschullastengesetzes durch eine aus den Kartellparteien gebildete Mehrheit zu erwähnen. Der Ent⸗ schluß der beiden Mittelparteien, schon in diesem Stadium den allein ein praktisches Ergebniß versprechenden Weg des Regierungsvorschlages zu wählen, führte insofern zu einer um so wirksameren Vereinigung der Kartellparteien, als dadurch der auf zweifacher Grundlage unter⸗ nommene Versuch des Centrums, die Konservativen zu gewinnen, end⸗ gültig vereitelt wurde. Dieser Versuch des Centrums bezweckte in eerrster Linie, die für die Erleichterung der Volksschullasten bestimmten 6 Millionen Mark zur Durchführung des Antrages Huene verfügbar zu machen; in zweiter Linie versuchte man wenigstens die Erhöhung der Beiträge für die Lehrerinnenstellen durchzusetzen. Und beide Pläne waren nicht ganz ohne Aussicht, wenn zwischen den Mittelparteien und den Konservativen keine Verständigung zu Stande kam. 8
* In noch höherem Maße trat dieses Zusammengehen bei der Be⸗ rathung des Etats der Unterrichts⸗ und Kultusverwaltung hervor. Gegen das Centrum und den Freisinn wurde von den vereinigten Kartellparteien der Versuch des Abg. Rickert abgewiesen, in augenschein⸗ lich mehr von Wahlrücksichten diktirter als sachlich gerechtfertigter Weise Normative für die Regelung der Pteränifceen der Volksschullehrer zu improvisiren. Die drei Parteien einigten sich ferner dahin, das Ge ⸗ haltwesen der Geistlichen nach den Vorschlägen der Regierung zu regeln, und zwar unter Abweisung der ungerechtfertigten, trotzdem aber von den Freisinnigen unterstützten Bestrebungen des Centrums, eahte Zuwendungen für die katholischen Geistlichen zu erzielen. Nicht minder waren es die Kartellparteien, welche den gleichfalls von dem Centrum mit Hülfe der Freisinnigen inscenirten Versuch durchkreuzten, sich durch Zurückverweisung eines völlig aussichtslosen Antrages an die Budgetkommission eine neue Gelegenheit zu aufreizenden Debatten zu schaffen. Endlich fanden sich die drei Parteien in der Sefüͤrwortung des von den Hrrn. Windthorst und Rickert lebhaft bekämpften Vor⸗ schlags zusammen, die Vermehrung der landesherrlichen
ieder zuzulassen. 1“ iasier. miehtr also, i. auf der ganzen Linie ein weitgehendes
Verdienst gebührt allen Theilen seah erngehalten, Abstimmung und Rede in den kirchlichen Tendenzen zu verletzen. Das dessen so klar in die Erscheinung, daß Z wiederholt in großen Aerger gerieth und diesen auch in etwas unvor⸗ sichtiger Weise kundgab. Ihm 88 natürlich der feste Zusammenschluß der Kartellparteien ein Dorn im Auge. Denn . seitigung seines ausschlaggebenden Einflusses im Reichstage durch die ter d s scheint ihm die Wiedergewinnung seines Einflusses ge⸗ sichert, so lange es ihm nicht gelingt, einen Keil zwischen die natio⸗ ' arteien zu treiben. lche Harteien und keine Gelegenheit unbenutzt gelassen, um Zwie⸗ tracht unter den Kartellparteien zu säen. Auch 1— Session hat es an Versuchen nicht gefehlt, die Konservativen zu ver⸗ locken. verstimmt.
anläßt. u wo Lnchr, sich zu einem dauernden Verhältniß ausbilden. T Wille ist offenbar allseitig vorhanden; es kommt nur darauf an, mit Geschick und Umsicht diese guten Dispositionen zu erhalten, zu be⸗ festigen.
Kirchen⸗
in gleichem Maß. Die Kon⸗ von hochkirchlichen Velleitäten die Nationalliberalen haben es umgekehrt in ebenso sorgsam vermieden, die auch gemäßigten Konservativen vorwaltenden usammengehen trat in Folge r. Dr. Windthorst darüber
haben sich sorgsam
Reihen der
Denn er kann weder die Be⸗
Zeichen des Kartells vollzogenen Wahlen von 1887 ver⸗
Deshalb hat er in früheren Zeiten keine
in der laufenden Die Vergeblichkeit seines Thuns hat ihn offenbar stark „
iel ist sicher, daß der Anfang der Session sich ganz gut E“ 28 darüber zu wachen sein, daß üieg 187 er
— Zur Frage der Steuerreform äußert die„Danziger Allgemeine Zeitung“: .
ber von 80 ö von Huene eingebrachte Antrag auf ( Ueberweisung der halben Grund⸗ und Gebäudesteuer an die Kom⸗
munen hat unter den Parteien in weitem Umfange eine überein⸗
stimmende Beurtheilung gefunden; man ist mit dem Grundgedanken
einverstanden, aber erklärt seine Verwirklichung, wenn sie isolirt er⸗
folgen soll und die Vorschläge des Antrages nicht in anderen Regu⸗
lirungen ihre Ergänzung finden, für bedenklich. Auch die Presse der
eigenen Partei des Freiherrn von Huene hat sich bekanntlich in diesem
Sinne geäußert und versichert, daß auch die Unterzeichner des Antrages
diesen nur als ein Glied 88 als einen Anstoß zu einer
fassenden Steuerreform betrachteten
hen Fen 6 der Frage nach der Deckung des entstehenden
Ausfalles sich ergebender Konsequenz, wie wohl auch nach der Absicht des Antragstellers, der in den Motiven die Reformbedürftigkeit des gegenwärtigen direkten Steuersystems als Grundlage für das Zuschlag⸗ wesen hervorzuheben nicht unterläßt, führt uns also die Erörterung über den Antrag Huene zu einer Untersuchung über die Wege, welche wir von dem in der Thronrede angekündigten Entwurf zu einer Reform der direkten Steuern eingeschlagen sehen möchten. Wir begnügen uns für heute, einigen allgemeinen Grundgedanken Ausdruck zu geben. Einer weiteren Aufhebung von Klassensteuerstufen stehen die oft aus⸗ geführten Bedenken gegenüber. Die völlige Befreiung von der direkten Steuerleistung für Staatszwecke schädigt, abgesehen von anderen 818 zuträglichkeiten, das politische Pflichtgefühl und das Selbstbewußtsein des Bürgers, kann in einer Krisis, in der andere Einnahmen spär⸗ licher fließen oder versiegen, einen nicht gleichgültigen Ausfall in den Staatseinkünften herbeiführen und ist namentlich schwer auf eine ge⸗ rechte Grenze zu normiren. Ein unvermittelter, auf eine Einkommens⸗ differenz von wenigen Mark gestellter Sprung von der Steuereximirung zur vollen Steuerleistung würde b ohne Weiteres unbillig sein. Auf der anderen Seite müssen wir auch den sozialdemokratischen Gedanken, die Einkommensteuer progressiver zu gestalten, zurückweisen. Auch hier ist die Grenze, wo eine Erböhung des Prozentsatzes als billig gelten kann, schwer zu ziehen; überdies wissen wir in der That nicht, welches natürliche oder moralische Recht der Staat besitzen soll, eine höhere Quote des Ein⸗ kommens nach willkürlicher Bestimmung für sich in Anspruch zu nehmen und den Lohn der Arbeitsbemühung, je reicher ihn ein hervorragendes Geschick oder ein hervorragender Fleiß gestaltet, auch um so empfindlicher zu beschneiden. Die berechtigten Wege, eine volkswirthschaftlich ungesunde Kapitalsanhäufung zu verhüten, liegen auf ganz anderen Gebieten. Von fundamentaler Bedeutung und unerläßlich erscheint uns dagegen für alle Steuerstufen die 1 rücksichtigung der persönlichen Verhältnisse des Steuerzahlers, also die Ermittelung seiner wirklichen, mit der Ziffer seines Einkommens sich vielfach in keiner Weise deckenden Steuerfähigkeit und die Ein⸗ führung einer gesetzlichen Vorschrift, daß und in welchem de je nach Lage des Falles unter den Normalsatz der betreffenden Steuer stufe heruntergegangen werden muß. Nicht minder halten wir es 8 eine Pflicht der Gerechtigkeit, bei der Steuerveranlagung grundsätz ich zwischen dem fundirten und unfundirten Einkommen zu unter⸗ scheiden; man bedenke, wie wesentlich andere Anforderungen z. B. aus der Pflicht der Fürsorge für Weib und Kind, im Fall eines frühzeitigen Todes des Familienvaters, sich für enjenigen Se. geben, der ihnen eine feste Einnahmequelle hinterläßt, oder für en⸗ jenigen, der diese Existenzbasis erst durch seine Arbeit schaffen wuf. Auch eine weitere differentielle Behandlung der Einnahmequellen is natürlich denkbar, so eine höhere Besteuerung des in ausländischen Werthen angelegten Kapitalbesitzes. Wie wiederholt begründet, balten wir endlich die Einführung der Deklarationspflicht — wenn auch - möglichst schonenden Formen — für das Einkommen aus Kapita für unerläßlich und eine Steuerreform ohne diesen Schlußstein von vornherein für halbes Werk.
— Zu den Vorbereitungen der Sozialdemokraten für die nächsten E“ sagt das „Leipziger Tageblatt 8
Von den verschiedensten Seiten vernimmt man, daß die sozial⸗ demokratische Umsturzpartei sich schon mit aller Kraft auf die nächsten Reichstagswahlen rüstet. Die Grundung sogenannter „Volksthümlicher Wahlvereine“ in vielen Orten bedeutet weiter nichts, als daß die Sozialdemokraten schon jetzt zu den Wahlen mobil machen und die Gemüther der Wähler für ihre Zwecke einzufangen suchen. Die ge⸗ waltige Niederlage, welche die sozialdemokratische Partei bei den letzten Wahlen erlebt, eine Niederlage, die so groß war, daß die Vertreter dieser Partei im Reichstage auf weniger als die Hälfte der früheren Anzahl reduzirt und das Königreich Sachsen von dieser Spezies von Volksvertretern ganz reingefegt wurde, hat unzweifelhaft die Sozia⸗ listen auf das Höchste ergrimmt, und wird sie auf das Höchste 88 spornen, jenen Mißerfolg wettzumachen. Es hat Sachsen Fis böchften Ruhme gereicht, im Kampfe gegen die Umsturzpartei einen solchen F. folg errungen zu haben, es würde aber sehr betrübend sein, wenn be den nächsten Reichstagswahlen nicht ein gleiches Resultat * zielt werden sollte. Und die Gefahr, daß die Feinde 5 Reichs wieder hier und da obenauf kommen könnten, liegt 86 e, wenn nicht von Seiten der reichstreuen Kartellparteien eine so frühzeitige und energische Thätigkeit entfaltet wird, wie 8 68 Soözialdemokraten thun. Leider ist in dieser Beziehung no 85 wenig zu spüren, und wir halten es für die Aufgabe der im Dienste der nationalen Parteien stehenden Presse, die Wähler dringend auf⸗ zufordern, sich bei Zeiten auf die nächsten Reichstagswahlen vor⸗ zubereiten. Man möge doch ja nicht bis zu den letzten G“ dem Wahltermin warten, sondern überall schon bei Zeiten die Fnbe rühren, um, wenn der Tag der Wabhlschlacht gekommen ist, geh rig gerüstet zu sein. Man täusche sich, wie gesagt, nicht; alle die ra eeten Elemente, welche im letzten aufgelösten Reichstage nicht eben zur Ehre Deutschlands einen förmlichen Hexensabbath aufführten, werden in brüderlicher Vereinigung suchen, wieder die Majorität zu erlangen.
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
ümmer aus dem geistigen Leben eines Ge⸗ T Von Ralph Turko. Berlin, Verlag von Friedrich Luckhardt. Nach dem Titel könnte man annehmen, hier
ergießt und in Sere epss einen gewissen Trost findet. der Verfasser warnt se 1 “ beim Durchblättern der kleinen Sammlung wird man erkennen, daß der Inhalt den etwas sensationellen Titel kaum rechtfertigt. in welchen Laufe J 4 . Zügel schießen läßt und zuweilen recht zutreffende Gedanken in ge fäniger 5 und er wird die Di t dürfte ihn aber nicht abhalten, dem Gefälligen und Hübschen, e sich in 1 I“ zerstreut findet, seine Anerkennung zu Thei werden zu lassen. st auc 1 und 1nn in dem Aaffe , in welchem der Verfasser „quasirealistische Studienkspfe“ behandelt. 1 a 882 sleseeuns aus dem geistigen Leben eines Gescheiterten“ ihre Freunde
(Leipzig) einen Aufsatz: Literatur?“ thum“ in der Literatur zu 1 führungen über das Ziel hinauszuschießen. . 1 wir hier nicht näher eingehen können, dürfte für Berliner literarische Kreise nicht ohne Interesse sein und eventuell aus ihnen heraus eine Erwiderung finden.
blatt“ den Inhalt:
Mit Illu b amerikanischen Verkehrsleben von B. Reinhold. nung von 5 in- vltes schen d einer Vignette von oltke's Bildniß und einer Vignette vo
des deutschen Gemüths. Von Franz Hirsch. III. — Plauderecke. — Beilage. — Kunstblätter: Der 8 Schwiegersohn.
Geschichte in elf Bildern von Gode
et. Aber chon in seiner Vorrede vor dieser An⸗
zumeist satirischen Charakters, seiner angeborenen oder im Spottlust übermüthig den
Es der
sind Gedichte Verfasser
der eit anerworbenen
Manches wird dem Leser freilich nicht gefallen Anschauungen des Dichters nicht theilen; das
In dem Bändchen ist auch die Prosa vertreten
So dürften auch
— In dem von Ferdinand Avenarius (Dresden) herausgegebenen Kunstwart“ (2. Jahrg. 11. Stück) veröffentlicht Julius Riffert „Berliner Literatur oder deutsche In demselben zieht er scharf gegen das „Berliner⸗ Felde, scheint aber doch in seinen Aus⸗
Der Aufsatz, auf den
— Die Nr. 10 Jahrgangs 1889 von „Schorer's Familien⸗ (red. von Dr. Franz Hirsch, Berlin) hat folgen⸗ Hofluft. Roman von Nataly von Eschstruth. 9. Fortsefung) — Joseph 55 9 8 L ion. — b 1 ild au⸗ ⸗
tration. Johns Sparbüchse n Lie 1 nafgs
Werner Zehme. — Zum fünfundzwanzigjährigen Jubiläum ld kunst. Von Fedor von Köppen. Mit
8 berenkanf 8 Dettmann. — Geschichte
Eine tragische roy. 2 2 — Die „Musikalische Jugendpost“ bringt auch in der
neuesten Nummer (4) in angenehmer Abwechselung Prosa⸗Artikel und Gedichte, dht und 8 Kräniersa⸗ 1 6 lgend alt: „Felix Mendelssohn⸗Bartholdy.“ ¹. ogen Lea Fabalt:) 8 „Unterhaltungen über Musik und Musiker. Von Luise Hitz. haltungsspiel. —
Dieselbe hat Von J Stieler.
Zwei große Tondichter als Freunde. — „Unter⸗ „Katzenmusik.“ (Gedicht mit Illustration.) — „Musikalisches Plaudereckchen. — „Signora Patti⸗Pattini.“ Lust⸗
piel in zwei Aufzügen mit Gesang und Tanz, von unserem eigenen Ge und Hoftheater⸗Dichter. (Mit Illustration.) — „Einführung
in die Oper“, in Erzählungen und belehrenden Unterhaltungen. Von Ernst Paseus XIX. Undine. Eine romantische Oper in 4 Auf⸗ zügen, von A. Lortzing. — Briefkasten. — Räthsel und Rebuß. Musikbeilage: Richard Gehde, „Schlaf süß, lieb' Mütterchen!
Klavierstück. — H. A. Schefer, „Die ersten Veilchen“, für eine Sing⸗
d Klavier. — „Mit dem grünen Lautenbande“, für Violine stimme unne 18 R. M. —, Zu einem Probe⸗Abonnement auf die „Musikalische Jugendpost“ (Preis 1 ℳ vierteljährlich; Verlag von Carl Grüninger in Stuttgart) können wir allen musikalischen Familien
angelegentlichst rathen. “ Göttingen, 20. März. (W. T. 8.,5 .“ Pr orben.
fessor Dr. Ritschl ist heute Vormittag ge
Gewerbe und Handel.
In der gestrigen Verwaltungsrathssitzung der Deutschen Band wurde Festaügen, pro 1888 geprüft und die Dividende den Vorschlägen der Direktion entsprechend, vorbehaltlich der Genehmigung der Generalversammlung, in Höhe von 9 % wie im Vorjahre fest⸗ gesetzt. — Die Gesammtumsätze beliefen sich auf 23 381 792 352 ℳ gegen 18 062 819 201 ℳ im Jahre 1887. Es betrugen am 31. Dezember 1888 die Hauptposten des Gesammtgeschäfts: Aktiva: Kassen⸗ und Wechselbestände 129 783 976 ℳ, Sorten, Coupons und zur Rückzahlung gekündigte Effekten 8 266 353 ℳ, Reports 36 133 673 ℳ, Effekten 13 506 741 ℳ, Konsortial⸗ betheiligungen 21 493 311 ℳ, Deutsche Uebersee⸗Bank 5 931 000 ℳ, Debitoren inkl. Vorschüsse auf Waarenverschiffungen 170 076 162 ℳ, Immobilien 4 241 970 ℳ Passiva: Accepte 93 912 184 ℳ, Depo⸗ sitengelder 46 508 359 ℳ, Kreditoren 140 562 800 ℳ, Delkredere 400 600 ℳ, Reserven 22 573 763 ℳ, Gewinn 8 348 161 ℳ — Der Gesammtgewinn betrug brutto inkl. des 8 Gewinn⸗ vortrages aus dem Vorjahre in Höhe von 425 393 ℳ 11 552 601 ℳ, wovon nach Abzug der Beträge für Handlungs⸗ unkosten, Steuern, Abschreibungen ein vertheilbarer Reingewinn von 8 348 161 ℳ (1887 7471 580 ℳ) verbleibt. Derselbe wird nach Dotirung der ordentlichen Reserve mit 534 816 ℳ (1887 447 158 ℳ), nach Rückstellung von 400 000 ℳ in Rücksicht auf die kommenden, sowie in den nächsten Jahren auszuführenden Bauten, sowie nach Rückstellung der statutenmäßigen Tantièmen zur Auszahlung der Dividende von 9 % verwendet. Es verbleibt sodann ein Vortrag von 529 566 ℳ (1887 425 393 ℳ). — Das Gewinn⸗ und Verlustconto weist folgende Hauptposten auf: Wechsel 1 973 573 (1887 1 835 501) ℳ; Sorten und Coupons (887390 Se 8 de sortialbetheiligungen 2 34 7 — b Lee Phäh beücih 9256 636) ℳ; Provisionen 3 933 669 (1887 3 215 616) ℳ — Die Reserven erhöhen sich gegen die Bilanz des Vorjahres um 6 448 810 ℳ (inkl. des Gewinnes auf 15 000 000 ℳ neu emittirte Aktien) auf 23 108 580. — Auf Gebäude werden ab⸗ geschrieben 555 800 ℳ — In der auf den 15. April festgesetzten Generalversammlung wird der Verwaltungsrath die Erklärung ab⸗ geben, daß er mit Rücksicht auf die stattgehabte Kapitglserböhnag von feinem statutenmäßigen Rechte auf Tantioème vom Jahre 188 ab nur in entsprechend geringerem Umfang Gebrauch machen werde. Dortmund, 20. März. (W. T. B.) Gestern Nachmittag fand hier eine Plenarversammlung des Aufsichtsraths der Dort⸗ munder Union statt, in welcher der Abschluß für das erste Halb⸗ jahr 1888 bis 1889 vorgelegt wurde. Derselbe ergiebt gegen das erste Halbjahr 1887/88 einen Mehrgewinn von 505 027 ℳ; auch über die Betriebsverhältnisse des laufenden Halbjahrs konnte die Direktion Befriedigendes berichten. Ob und event. inwieweit in⸗ deß auch das laufende zweite Halbjahr einen Mehrgewinn gegen das entsprechende Halbjahr des Vorjahres ergeben wird, ist nach An⸗ sicht der Direktion nicht zu bestimmen. Der Aufsichtsrath konnte von den Berichten und Vorlagen der Direktion mit Befriedigung nehmen, sprach aber schon jetzt seine Ansicht dabin aus, daß 85 wie pro 1887/88 starke Abschreibungen in Aussicht zu nehmen seien, um die finanziellen Verhältnisse der Union fortschreitend zu .aan so daß die Union im Stande ist, sämmtliche Werke und Anlagen ... den Fortschritten der Technik entsprechend auf der Höhe zu erhalten 8 weiter zu entwickeln. Die gesteigerten Betriebsüberschüsse sind mchn . lich auf die großen Verbesserungen und Neuanlagen in den —2. 5 Jahren zurückzuführen. — In der am 19. d. M. hier abgeha we⸗ Sitzung des Aufsichtsraths der Dortmund⸗Gronau⸗Ensche 6 Eisenbahn⸗Gesellschaft wurde einstimmig beschlossen, bei er Generalversammlung die Hertbeclhn 8 e. von 3 ¼ % für ene Geschäftsjahr in Vorschlag zu B dg v Mär⸗ (W. T. B.) Die Bank von England iebt bekannt, daß sie bereit sei, die noch ausstehenden 3 % Konsols ei der Auszahlung der halbjährlichen Zinsen am 5. April zum Course von 100⅛ d. h. gene. ber dem auf den 6. Juli gesetzlich isationstage einzulösen. 8 1 festaesezten Amortisat age K. 8) An der Küste 10 Weizen⸗
t 8 8 9 — 1ab. März. (W. T. B.) Die hiesige Handels⸗
kammer hat im Namen des Pariser Handels einstimmig ihren
lyrische Produkte eines an sich und der Welt verzweifelten Gemüths
Zusammengehen zwischen den Kartellparteien stattgefunden hat. Das
zu finden, das sich in Klagen über die Jämmerlichkeit der Menschheit
Dank dem Finanz⸗Minister, der Banque de France und allen