Tochtigkeit. Er bitte im Inter derartige Debatten zu unterlassen. Der Abg. Gröber ant⸗ wortete in gereizter Weise, was eine nochmalige Erwiderung des Kultus⸗Ministers hervorrief, welche mit demonstra⸗ tivem Beifall von der Kammer aufgenommen wurde.
Oldenburg. Oldenburg, 1. Mai. (H.) Das heute ausgegebene Gesetz⸗ und Verordnungsblatt der evan⸗ elisch⸗lutherischen Kirche des Herzogthums ldenburg publizirt ein Gesetz über das Dienstein⸗ kommmen der Organisten. Danach soll das Dienstein⸗ kommen der mit einem Schulamte vereinigten Organistenstellen, sofern mit dem Organistendienst der Küsterdienst verbunden ist, abgesehen von Wohnung und Hausgarten, mindestens 300 ℳ jährlich betragen. Diejenigen Stellen, welche dieses Mindest⸗ einkommen nicht haben, sollen bis zu diesem Betrage von den betreffenden Gemeinden aufgebessert werden. enn diese Aufbesserung die Kräfte einer Gemeinde übersteigt, so tritt die Central⸗Kirchenkasse aushelfend hinzu. Die Höhe der zu leistenden Beihülfe bestimmt der Ober⸗Kirchenrath nach dem Grade der Bedürftigkeit.
Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen, 29. April. (Schw.Rud. Lds.⸗Ztg.) Der Krankheitszustand Sr. Durchlaucht des 1“ ünther ist seit einigen Tagen so weit als behoben zu betrachten, daß zu Besorgnissen kein Grund mehr vorliegt.
Reuß ä. L. Greiz, 2. Mai. (+) Ihre Durchlaucht die Frau Prinzessin Hermine von Schönburg⸗ Waldenburg, ältere Schwester Sr. Durchlaucht des regie⸗ renden Fürsten, ist nach mehrtägigem Aufenthalt am hiesigen Fürstlichen Hofe heute mit dem Mittagszuge nach Droyssig zurückgereist.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 2. Mai. (W. T. B.) Der Landesauss Huß Fede tte heute in zweiter das Erbschaftssteuer⸗Gesetz. 9
Desterreich⸗Ungarn. Pest, 2. Mai. (W. T. B.) Das Abgeordnetenhaus setzte heute die Generaldebatte über das Budget fort. Im Laufe derselben erklärte der Finanz⸗Minister Dr. Weckerle: Man werde von ihm sein neues Programm erwarten; er betrachte die Durchführung der von Tisza vorgezeichneten Richtung als seine nächste Aufgabe. Der Ausgangspunkt der Finanzpolitik sei nicht die Einführung neuer Steuern oder die Eöschließung neuer Einnahmequellen, sondern die bessere Ausbeute aller dem Staat gesetzlich gebührenden direkten und indirekten Ein⸗ nahmen, woraus die Regierung bedeutende Mehreinnahmen zu erzielen hoffe. Auf einen Zwischenruf erwiderte der Kinister: Es könnten Verhältnisse eintreten, unter denen er eine Börsensteuer selbst empfehlen würde. Die Idee einer solchen möge sehr verlockend scheinen, aber eine vorzeitige unbedachte Einführung der Börsensteuer würde die Volks⸗ wirthschaft sehr schädigen. Der Minister wies sodann ziffer⸗ mäßig die auf allen Gebieten vorhandenen Mehreinnahmen nach und sprach die Ueberzeugung aus, daß die vorhan⸗ denen Mittel bei weiterer Einhaltung von Sparsamkeit aus⸗ reichen würden.
Großbritannien und Irland. London, 2. Mai. (A. C.) Das Befinden des am Sumpffieber erkrankten von Edinburg bessert sich zusehends. — Der 4 “ von Connaught vollendete gestern sein 39. Lebens⸗ jahr.
In einer gestern unter dem Vorsitz des Herzogs von Abercorn abgehaltenen Versamm lung wurde beschlossen, das Projekt, irische Güterkomplexe, auf denen der „Fel dzugsplan“ im Gange ist, durch Pächter aus dem Norden Irlands zu kolonisiren, in Ausführung zu bringen. Zu dem Zweck ist ein Fonds von 10 000 Pfd. Sterl. henhres worden. Den alten Pächtern soll eine Monatsfrist ewilligt werden, innerhalb welcher sie sich mit dem Grund⸗ besitzer vergleichen können; wenn sie dies nicht thun, sollen die bees an Pächter aus dem Norden Irlands verpachtet werden.
— 2. Mai. (W. T. B.) Im Unterhause erklärte heute bei Gelegenheit der Debatte über das Budget des Auswärtigen Amtes der Unter⸗Staatssekretär Fergusson: Die Blokade an der Küste von Zanzibar habe seewärts den Sklaven⸗ hän del unterdrückt. Es sei freilich wünschenswerth, daß diese alb kriegerische Maßregel Sre und daß eine Küsten⸗ polizei errichtet werde; aber man müsse nicht an⸗ nehmen, daß man eine derartige, von Mächten wie Eng⸗ land und Deutschland geführte Operation aufhören 8b könne, ohne daß permanente Maßregeln getroffen würden, um den Sklavenhandel zu verhindern und jenen Welttheil im Besitz einer glücklichen Aussicht für die Zukunft u lassen. Die Regierung verfolge eine bestimmte
olitik und verlange vom Hause Geduld und Vertrauen.
ierauf wurde der Antrag Cameron’s, das Gehalt des
remiers Lord Salisbury um 100 Pfd. zu kürzen, mit 198 gegen 84 Stimmen verworfen.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 3. Mai. (W. T. B.) Nach einem von dem „Russischen Invaliden“ ver⸗ öffentlichten Kaiserlichen Ukas erhalten die Grenadiere und die Linien⸗Infanterie eine neue Ausrüstung mit einem Gepäcksack. Die Garde⸗Infanterie, die Fuß⸗Artillerie und die Genie⸗Truppen erhalten die Tornister nach dem vor 7 Jahren abgeschafften Muster von 1874 wieder. In der Ausrüstung mit Patronentaschen, Schanzzeug, kupferner Menage und Waffen tritt keine Veränderung ein.
Italien. Rom, 2. Mai. (W. T. B.) Der diesseitige Botschafter in Paris, Graf Menabrea, ist zum Besuch seiner Tochter nach Palermo abgereist.
Die „Agenzia üdrefznin meldet aus Massovah: Die innere Lage in Abe synien ist unverändert; Mangaschah und Ras Alula sind in Aduah; dieselben versuchten ver⸗ geblich, die Hüuptlinge des Königreichs zu einer Berathung zu vereinigen. Debeb weilt in Godofelassi; die Feindselig⸗ keiten zwischen ihm und Ras Alula haben begonnen. —
Niederlande. Haag, 2. Mai. . T. B.) Imn der eutigen Plehsrsishuns der Generalstaaten wurde ein⸗ timmig 2 lossen, daß der im Artikel 38 der Ver⸗ assung vorgesehene Fall (Einsetzung einer Regentschaft) auf⸗ gehört habe, zu existiren, und daß der König die Regie⸗ rung wieder übernehmen werde. Der Präsident brachte ein dreimaliges Hoch auf den König aus, in welches
8 8 e des konfessionellen Friedens
Lesung
beschosen, eine Glückwunsch⸗Depesche an den König ab⸗ zusenden. SFeren hen, 2. Mai. (W. T. B.) In der heute stattgehabten Sitzung der Deputirtenkammer verlas der Staats⸗Minister Dr. Eyschen eine Botschaft des Herzogs von Nassau, welche besagt: Nach dem von den Aerzten unter dem 27. April cr. erstatteten Gutachten sei der König wieder regierungsfähig. Nachdem der Herzag dies erfahren, habe er dem Könige einen Brief geschrieben, in welchem er seine Freude darüber ausgesprochen habe, daß der Zustand des Königs ihm erlaube, sich direkt an ihn zu wenden. Der König wisse heute, daß wegen seiner 818 lichen Erkrankung eine Regentschaft in den Niederlanden und acht Tage später eine solche auch in Luxemburg, dessen Hingebung für den König außer Zweifel stehe, errichtet worden fei. Die “ und der Hausvertrag hätten den Herzog zur Annahme der schwierigen Aufgabe ver⸗ pflichtet und ihn genöt 92 nach der Leistung des Eides für König und Verfassung die Regentschaft anzutreten. Heute, wo der König seine Kraft wiedergewonnen habe, sehe er dessen Be⸗ fehlen entgegen. Er bitte den König, zu entscheiden, ob er die Zügel der Regierung 119 ergreifen wolle, oder ob er wünsche, daß der erzog bis auf weitere Entscheidung die Regentschaft fortführe. ie gleichfalls verlesene Antwort des Königs sagt: Er abe mit großer Beirie g den Brief des Herzogs vom 7. April erhalten, und bitte den Herzog, seinen tiefen Dank für die Führung der Regentschaft während seiner Krankheit und für alles Gute, welches derselbe während dieser Zeit dem Lande erwiesen 89 entgegenzunehmen. Seine Gesundheit und seine Kräfte seien, Gott Lob, wiederhergestellt, und er sei entschlossen, die Zügel der Regierung vom Großherzogthum Luxemburg selbst wieder zu ergreifen an demselben Tage wie in den Niederlanden. Der Präsident der Deputirten⸗ kammer erklärte: Die Kammer habe die Kunde von der Wiederherstellung des Königs mit Befriedigung vernommen; sie ziehe sich in die Abtheilungen zurück, um über das Auf⸗ hören der Regentschaft zu berathen. Die Sitzung wurde sodann aufgehoben.
Rumänien. Bukarest, 2. Mai. „Agence Roumaine“ meldet: Ferdinand empfing heute
(W. T. B.) Die Der Thronfolger Prinz die Mitglieder des diplo⸗ matischen Corps, welche von dem Minister des Auswärtigen vorgestellt wurden. Sodann fand die Vorstellung des Personals der auswärtigen Ver⸗ tretungen statt. — Die gleichzeitig mit der Ankunft des Prinzen Ferdinand erfolgte Veröffentlichung des Schreibens des Königs an den Minister⸗Präsi⸗ denten Catargi wird in politischen Kreisen als ein Ereigniß angesehen, das dazu angethan sei, Aufsehen zu erregen. Man erblickt darin zugleich eine Kräftigung der Monarchie. Be⸗ sonders bemerkt wird das in dem Schreiben des Königs hervor⸗ getretene Interesse für das Wohlergehen des Bauernstandes.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 2. Mai. (W. T. B.) Fürst Anton Radziwill, General⸗Adjutant Sr. Majestät des Deutschen Kaisers, kam heute als Allerhöchstdesselben Vertreter hier an, um der Taufe des Prinzen Erik beizuwohnen. Derselbe wurde von dem deutschen Gesandten, Wirklichen Geheimen Legations⸗Rath Dr. Busch empfangen. Der Minister des Aeußern giebt heute ein Diner zu Ehren des Fürsten Radziwill.
— (W. T. B.) Die Taufe des Prinzen Erik hat heute programmgemäß stattgefunden. Die Pathen des Prinzen sind: der König und die Königin, der Großherzog und die Großherzogin von Baden, Kaiser Wilhelm und Kaiserin Augusta Victoria, die Kaiserin Augusta, der König von Dänemark, der König von Sachsen, die Großherzogin von Sachsen⸗Weimar, die Herzogin⸗Wittwe von Dalarne, die Erb⸗ großherzogin von Baden, die Fürstin Leiningen, Fürst Wied, die Großherzogin Alexandrine von Mecklenburg⸗Schwerin und die Erbprinzessin von Sachsen⸗Meiningen.
Zeitungsstimmen.
Die „Coburger Zeitung“ schreibt:
Wer könnte sich der Offenbarung verschließen, daß für Deutsch⸗ land ein goldener Morgen zu tagen beginnt? Eine stille Gährung läßt in allen Phasen menschlichen Denkens und 8 geräuschlos einen Werdeprozeß sich vollzieben, der 8 aterland zu einer gesunden Wohlfahrt und einer glückverheißenden Zukunft führt, sofern es gelingt, äußere Verwickelungen von uns fern zu halten. Durch Gährung zur Klärung! Das ist das Zeichen, in dem Deutsch⸗ land sich befindet. Das rothe Gespenst, welches in allen Landen umgeht und düstere Schatten um die Fürstenthrone spielen läßt, wird vielleicht in Deutschland zuerst gebannt und zu einem friedlichen Ge⸗ sellen umgewandelt werden, der nicht zuletzt unter den Staatsbürgern das Wort: „Mit Gott für Kaiser und Reich“ in die That umzusetzen bereit ist. In Lebenserfahrung ergraute Fürsten, gewiegte Staats⸗ männer und bewunderte Gelehrte haben seit Jahrzehnten all ihr Können und Wissen daran gesetzt, oft in dickleibigen Büchern und langathmigen Tiraden, die soziale Frage zu lösen, und sind mit ihrem guten Willen meist nicht über den grauen Nebel der Theorie hinausgekommen. Weshalb? Weil sie dem Uebel von falscher Seite und mit Palliativmitteln beizukommen suchten. Dem greisen Kaiser Wilhelm war es ein vergoldender Schein seiner letzten Lebenstage, noch vor seinem Abscheiden von der Welt, von derselben Welt, die auch ihm Tage körperlichen und seelischen Schmerzes und der Trauer durch die Auswüchse der sozialen Frage bereitete, erkannt zu haben, daß nicht die Symptome, sondern die Ursache dieser alles gesunde Leben zernagenden sozialen Frage beseitigt werden müßten. Eine Reihe dahin zielender Gesetzentwürfe entsprang noch dieser Erkenntniß; und blieb es ihm auch versagt, sie alle selbst noch zum Gesetz erhoben, zum praktischen Nutzen gebracht zu sehen, so konnte er doch in dem Bewußtsein sein Land verlassen, daß seire würdigen Nachfolger zum Heil seiner allzeit geliebten Unterthanen die Saat pflegen und zur Reife ge⸗ langen lassen würden. Mit einem für sein Alter erstaunlich weiten Blick hat Kaiser Wilbelm II. den Segen Gottes in den un⸗ vollführten Absichten seines Kaiserlichen Großvaters erkannt und mit einem ihn heute schon für Alldeutschland unsterblich machenden heiligen Eifer hat er das ganze Gewicht seiner Stellung, und was noch anerkennenswerther und noch ersprießlicher ist, seiner Person, an die Ausführung dieser Pläne gesetzt, die ihm als Ver⸗ mächtniß seines Kaiserlichen Ahnen sinterlafen wurden. Noch ist die Spanne Zeit kurz gewesen, die Wilhelm II. das Reichs⸗ scepter schwingt, und schon hat er nicht nur die Vermuthung einiger Schwarzseher zu Schanden gemacht, die mit seinem Regiment das rothe Gespenst umheimlich wachsen sahen, sondern er hat bereits heute die Genugthuung erzielt, allüberall verstanden zu werden, be⸗ sonders da, wo man früher den Willen, nichts verstehen zu wollen, hartnäckig vermuthete. Ja, Kaiser Wilhelm wendet in gerechter Er⸗ kenntniß seiner Zeit und der veränderten Lebensverhältnisse seine väterliche Fürsorge dem Arbeiter zu, nicht, weil er sich einer Forderung
die Versammlung enthusiastisch hahas haäeäc Gleichzeitig wurde
egenüber befindet, einer seinem Willen widerstrebenden Nothwendigkeit folgen müßte — soweit würde es in deutschen Landen nie komme “ 8 “
können —, sondern weil er die Verpflichtung dazu aus seinen rein menschlichen Wünschen und Anschauungen ableiter. Er will ein Vater seines Volks, des ganzen Volks sein und will, daß Jeder, sei es der ärmste Arbeiter oder der in dürftigsten Verhältnissen schaffende Dichter, seinem Lebensende mit segdiger Ruhe entgegensehen kann. Thränen trocknen, Wunden heilen, Wohlfahrt mehren — Alles das ist das Ziel seiner Thaten, die Kaiser Wilhelm als das Mittel ansiebt, Deutschland nach innen und nach außen groß zu machen. Nicht auf e Gesetze und Vorlagen zu diesem Zweck, nicht auf die eben eröffnete Ausstellung wollen wir hier näher ein⸗ ehen, sondern sie nur zum Ausgang dieser allgemeinen Betrachtung machen.
daß Kazer Wilhelm einen gesunden Arbeiterstand mit gleichen Rechten wie Pflichten herstellen wird, ist sicher, und diese Gewißheit, die das Zeichen der kulturellen Blüthe an ihrer Stirn trägt, hat schon befruchtend und neue Ideale schaffend auf alle Berufsstaͤnde ge⸗ wirkt. Sehen wir nicht überall eine Arbeits⸗ und Schaffensfreudigkeit, wie sie seit Jahren nicht aufkam? Alles 885 sich aus alten Ge⸗ leisen, um in neue zu treten. Die Kunst hebt so stolz ihr Haupt zu freier Entwickelung wie der Handel, der sich mächtig entfaltet. Noch ahnen wir erst die schöne Blüthe, aber der Stamm treibt; unter der Rinde gährt es und sprießt es schon wie Frühlingsgrün, und wie wenige warme mit befruchtendem Regen vermischte Tage des Lenzes hinreichen, der Vegetation zum üppigsten Grün zu verhelfen, so werden in wenigen Jahren friedlicher Regierung Kaiser Wilhelm's alle Geschäfts⸗ und Gesellschaftskreise neu belebt, gestärkt und zukunft⸗ sicher das Haupt erheben und dankerfüllt zum Thron dessen blicken, der so fürsorglich für das Wohl seines Volks gearbeitet hat. Die eröffnete Ausstellung für Unfallverhütung aber kann Allen ein Weg⸗ weiser auf dieses nicht so ferne Ziel sein.
— Der Schluß eines Artikels der Münchener „All⸗ gemeinen Zeitung“ über die Agitation gegen die Alters⸗ und Invaliditätsversicherung lautet:
Bei dem Beginn der Sozialgesetzgebung des Reichs, als es sich um die Einführung der Unfall⸗ und Krankenversicherung handelte, hat man viel von der unverhältnißmäßig großen Belastung, die den Betheiligten, und von der Arbeit, die den Behörden erwachsen würde, gesprochen. Allein wenn man jetzt die Bilanz zwischen den Lasten und den Wohlthaten der sozialpolitischen Gesetze zieht, wie günstig stellt sie sich! Niemand kann im Ernst behaupten, daß durch die von den Arbeitgebern und Arbeitern zu zahlenden Beiträge für die Kranken⸗ versicherung, durch die von den Arbeitgebern allein aufzubringende Last der Unfallversicherung die Industrie im Ganzen und in ihren Gliedern irgendwie erheblich benachtheiligt worden sei. Der kleine Zuschlag zu den Produktionskosten der Industrie ist theils durch technische Ver⸗ besserungen oder Handelsvortheile eingespart, theils auf die Konsu⸗ menten übergewälzt worden, ohne daß eine schlimme Wirkung hinsichtlich der E“ und Rentabilität der Industrie oder in Bezug auf die Arbeitslöhne sich fühlbar macht. Daß auch bei der erst un⸗ längst eingeführten landwirthschaftlichen Unfallversicherung das Gleiche der Fall sein wird, läßt sich mit um so größerer Bestimmtheit voraus⸗ sagen, als hier in Folge der territorialen Organisation die Verwal⸗ tungskosten viel geringer sind und auch die Entschädigungslast selbst voraussichtlich hinter dem durchschnittlichen Betrage der Last aus der industriellen Unfallversicherung weit zurückbleiben wird.
Die Wirkungen, welche das Krankenversicherungsgesetz und die Rnssc esic ng a äußern, sind vielmehr nur günstige. Außer⸗ ordentlich viel Noth und Elend wird durch dieselben beseitigt oder verhütet, die Gemeinden und Armenverbände sind schon jetzt erheblich entlastet, und in den Kreisen der Arbeiter herrscht große Befriedigung über diese sozialen Reformen. Wer möchte die Kühnheit haben, zu verlangen, daß diese Gesetze wieder beseitigt werden?
Eine gleich günstige Wirkung prophezeien wir allen Zweiflern zum Trotz auch dem Gesetzentwurf über die Alters⸗ und Invalivitäts⸗ versicherung. Ja, wir sind sogar, was namentlich die Rückwirkung auf den Haushalt und den Wohlstand der Gemeinden betrifft, über⸗ zeugt, daß die Wirkung der Alters⸗ und Invaliditätsversicherung eine 188 viel günstigere sein wird, als bei den bisherigen sozialpolitischen Gesetzen, weil die Alters⸗ und “ sich auf alle gegen Lohn beschäftigten Personen erstrecken soll. Die Armenpflege wird eine große Zahl ihrer Kostgänger verlieren, und namentlich auf dem Lande wird es sich in den verschiedensten Richtungen fühlbar machen, wenn solche Leute, welche jetzt der Gemeinde zur Last fallen und nebenbei auf Bettel oder unredlichen Erwerb angewiesen sind, künftig im Genuß einer festen Geldrente stehen, die selbst in ihren Minimal⸗ beträgen das, was die Armenpflege bietet, erheblich übersteigt.
Darum hoffen wir, der Reichstag werde nicht zögern, dem Gesetz⸗ entwurf die Zustimmung zu ertheilen, welcher der Gesammtheit der deutschen Arbeiter und damit auch dem ganzen deutschen Vaterlande zum großen Segen gereichen wird.
— Zu dem finanziellen Ergebniß des Reichs saisfett⸗ im Etatsjahre 1888/89 bemerkt die „Berliner Börsen⸗ Zeitung“:
Die ziffernmäßig sich eröffnenden günstigen Aussichten wollen mit allem Ernste erwogen sein. Sie enthalten viel Lehrreiches für den — Freisinn, viel Kategorisches für die — Staatsleitung und die Volksvertreter.
Lehrreich für den Freisinn sollte es wenigstens sein, daß in der Zeit eines solchen natürlichen Wachsthums vorhandener Einnahme⸗ quellen auch für natürlich wachsende Bedürfnisse gesorgt ist, ohne neue Steuern oder Steuererhöhungen. Es wird zum Kinderspott, wenn die radikale Presse fortfährt, davon zu sprechen, daß z. B. der Reichszuschuß zur Invaliden⸗ und e die erneute Belastung der Steuer⸗ zahler unvermeidlich mache. er Betrag dafür könnte im ersten Jahre aus dem Plus der Reichsstempelabgaben und noch im 20. Jahre aus dem Plus der Zölle gedeckt werden, wenn man das Rechnungs⸗ ergebniß des vorigen Jahres vergleichsweise dafür zu Grunde legt, im Beharrungszustand jedenfalls aus den beiden Posten zusammen. Wir geben bereitwillig zu, daß diese Einnahmen minder zuverlässige sind, als es die Sicherheit der Deckung für den Reichszuschuß wünschenswerth er⸗ scheinen läßt. Andererseits mag man aber auch nicht bestreiten wollen, daß selbst jene Einnahmen bei einer fortdauernd guten auswärtigen Geschäftsleitung und bei einer verständigen nationalwirthschaftlichen Politik der dauernden Erwerbskraft des deutschen Arbeitsfleißes und Unternehmungsgeistes angemessen wären. Es kommt also nur darauf an, wie die allgemeine Reichs⸗ und Staatsverwaltung sich einrichten läßt, und in dieser Hinsicht allerdings will der kategorische Imperativ nicht Fbersgeh werden, der sich aus den Wirthschaftszisfern, die wir oben angestellt haben, dem unbefangen Prüfenden aufdrängt.
Wir meinen, es mußte von vornherein unzweifelhaft sein, daß die Sozialreform nur mit Aussicht auf Erfelg zu ihrem ersten Ab⸗ schluß gebracht werden konnte in einem Stadium leidlicher Befrie⸗ digung über die äußere Weltlage und günstiger Zustände im Wirth⸗ schaftsleben des Volks. Beides war die Voraussetzung dafür, daß man die ökonomische Befreiung der unteren Klassen in kräftigem Zuge fortführen und dem werbenden Kapital in den großen Unternehmungen so ansehnliche Ferzuthungen stellen konnte, wie es schon in der Unfallversicherung geschehen, noch mehr in der Invalidenversorgung beabsichtigt ist. Drückende Zeiten hätten weder das verständige Entgegennehmen auf der ersteren, die nöthige Opferwilligkeit auf der letzteren Seite erwarten lassen; während in wirthschaftlich ersprießlichen Zeiten nicht nur Beides vor⸗ handen sein muß, sondern auch die Gelegenheit offen ist, sich auf das höhere Maß von sozialen Leistungen und Sge e für die etne t Zeiten der wieder verminderten Produktivität einzurichten.
iese Vorbedingungen des berechtigten und erfolgreichen Zugriffs durch die sozialreformatorische Gesetzgebung sind, wie selten zuvor, in diesem Augenblick erfüllt, und Angesichts einer solchen Sachlage will denn doch Denen, die über Wohl und Wehe des Volks ent⸗ scheiden, ernsthaft zugerufen werden, daß sie den kostbaren Augenblick auch nützen: Carpe diem! Das gilt vor Allem dem Reichstag, der nächste Woche sich wieder versammelt.
entfaltet. Der mern reiht sich der Eckstein'schen Novelle würdig an:
Kunst, Wissenschaft und Literatur.
Ein Spaziergang um die Welt (Amerika, Japan, hina) von Graf Alexander von Hübner (ehemaligem K. öster⸗ eichischem Botschafter in Paris und am päpstlichen Hofe). Mit 24 Illustrationen. 2. unveränderte Auflage. Verlag von Schmidt
u. Günther in Leipzig. 22. bis 24. Lieferung (Preis je 50 ₰). — n diesen neuesten Heften des Prachtwerks schildert Graf Hübner sehr nschaulich seinen Besuch im Palast des Mikado in Kiyôto, den enige Europäer gesehen haben. Ferner werden verschie⸗ enen Buddhatempeln Besuche abgestattet und Ausflüge in ie Umgegend von Kiyôto und nach dem schönen Bivasee nternommen. Auch diese Hefte sind reich illustrirt. Wir er⸗ ähnen nur einige der interessantesten Bilder: Vor meinem Fenges der Kamagava in Kiyôto, nach einer Skizze ves Verfassers, ffiziere des Mikado in Stadttracht, Der Mikado, Das Sonnen⸗
8 hor, Palast des Mikado, nach einer Skizze des Verfassers, Das
üchenthor, Palast des Mikado, Ehrenhof im Palast, der Garten und das Frauengemach des Mikado, sämmtlich nach Skizzen des Verfassers, ferner Der Hara⸗Kiri, Verurtheilung eines Adeligen zum Selbstmord, Buddhistische Bonzen, ihr Abendgebet verrichtend, Ein Untersuchungsrichter, Die Ratten als Reisverkäufer (Faksimile einer japanischen Zeichnung), Der Donnergott, Der Kriegsgott, Innere An⸗ b 188 des großen Tempels in Yedo, Japanische Fächerfabrikan⸗ tinnen ꝛc.
— Die „Neue Musik⸗Zeitung“ (Verlag von Carl Grüninger in Stuttgart; Pr. vierteljährlich 80 ₰) bringt seit Beginn dieses Quartals eine Novelle von Ernst Eckstein: „Decius, der Flötenspieler“, in welcher der beliebte Verfasser alle seine Vorzüge glänzend
mannigfache übrige Inhalt der letzten Num⸗
Schulte vom Brühl behandelt in einer historischen und ästhetischen Skizze „Die Musik in der Malerei“, Paul von Schönthan entwirft eine heitere Studie über den Verkehr „Im Musikalienladen“; Ludwig Hartmann bespricht in einer geistvol gehaltenen Kritik die neue Oper von Henr Litolff „Die Tempelherren“, und so findet sich noch eine Fülle höchst interessanter Beiträge, wie die Biographien und Porträts von Elisa⸗ beth Leisinger und Theodor Reichmann, „Mozart's letzte Kunst⸗ fahrt“ von A von Winterfeld, „Liszt und die Zigeuner“, Berliner und Wiener Musikbriefe, endlich eine feinsinnige Klavierkomposition: „Ländler“ von Heinrich Hofmann und ein ansprechendes Lied von
aben⸗Hoffmann.
Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.
1 Frankreich.
Durch Erlaß des französischen Ackerbau⸗Ministers vom 25. April d. J. ist die Ein⸗ und Durchfuhr von lebenden Rindern, Schafen, Ziegen und Schweinen nach Frankreich über folgende Zollämter: Dunkerque, Ghyvelde, Hondschoote, Oost⸗Cappel, Stenvoorde, Boischèpe, Bailleul, Le Seau, Armentières (le Bizet), Armentières (gare), Pont⸗Rouge, Wervicq⸗sud, Halluin, Riscontout, Tourcoing, Wattrelos, Toufflers, Baisieux, Bachy, Mouchin, Maulde, le Cog, Blanc⸗Misseron, Bry, Malplaquet, Cousolre, Jeumont, Feignies, Hestrud, Beaurieux, Eppe⸗Sauvage, Anor, Ohain (Nord);
Hirson (Aisne); 1
Signy⸗le⸗Petit, Gué d'Hossus, Givet, Vireux⸗Molhain, Hargnies, semay, Gespunsart, Hautes⸗Rivières, la Chapelle, Saint⸗Menges, Mogues, Margny, Matton, Messempré (Ardennes);
Ecouviez (Meuse); 8—
E La ““ Provenchères, Plainfaing, Wissembach, Ventron osges),
Vauthiermont, la Chapelle⸗sous⸗Rougemont, Petit⸗Croix, Foussemagne, Chavanes⸗les⸗Grands, Réchézy, Courtelevant (territoire de Belfort) bis auf Weiteres verboten worden.
Die Bestimmungen des Erlasses vom 16. April d. J. (⸗Reichs⸗ Anzeiger“ Nr. 101 vom 27. dess. Mts.) bleiben vorläufig in Kraft.
Gewerbe und Handel.
Bei den Abrechnungsstellen der Reichsbank sind im April 1889 abgerechnet 1 668 274 000 ℳ gegen 1 396 942 100 ℳ im März cr. und 1 204 667 200 ℳ im April 1888.
— Vom Berliner Pfandbrief⸗Institut sind bis 23. April 1889 13 778 400 ℳ 3 ½ % ige, 20 592 300 ℳ 4 % ige, 44 857 800 ℳ Zfa oige und 9 528 000 ℳ 5 %ige, zusammen 88 757 400 ℳ Pfandbriefe ausgegeben, wovon noch 13 491 900 ℳ
3 ½ % ige, 15 880 500 ℳ 4 %ige, 22 182 900 ℳ 4 ⅛ %oige und 3 625 200 ℳ 5 %ige, zusammen 55 179 600 ℳ Pfandbriefe Seitens der Preedegch sger verzinslich sind. — Es sind zugesichert, aber noch nicht abgehoben 438 900 ℳ
— Dem Rechenschaftsbericht der Magdeburger Lebens⸗ versicherungs⸗Gesellschaft entnehmen wir, daß bei der Lebens⸗ und Begräbnißversicherung im Jahre 1888 3605 Policen über
9 422 607 ℳ Versicherungssumme abgeschlossen wurden, sodaß, da der Versicherungsbestand der Kapitalversicherung sich am 31. Dezember 1887 auf 44 198 Policen über 90 245 555 ℳ Versicherungssumme belief, sich ein Gesammtbetrag von 47 803 Policen über 99 668 162 ℳ Versicherungssumme herausstellte. Von diesen Versicherungen erloschen im Laufe des Jahres 2664 Policen über 5 983 251 ℳ Versicherungssumme sodaß Ende 1888 ein Versicherungsbestand von 45 139 Policen mit einer Versicherungssumme von 93 684 911 ℳ zur Jahresprämie von 2 915 555 ℳ und einer einmaligen Prämienzahlung von 5086 60 ℳ vorhanden war. Mit Anspruch auf Dividende waren 46 198 488 ℳ in 14 279 Policen versichert. Zu dem bei der Aussteuer⸗Versicherung am 31. Dezember 1887 vorhandenen Versicherungsbestande von 2981 Policen über 5 659 506 ℳ Versicherungssumme trat im Jahre 1888 ein Nettozugang von 152 Policen über 336 159 ℳ Versicherungssumme, sodaß am 31. Dezember 1888 3133 Policen über 5 995 665 ℳ Versicherungssumme gegen eine einmalige Prämienzahlung von 13 513 ℳ und zur Jahresprämie von 235 747,98 ℳ vorhanden waren. Der Bestand der Kinderversorgungs⸗ kasse betrug am 31. Dezember 1888 39 Policen über 85 Antheile mit einem Vermögen von 26 656 ℳ Von den am 31. Dezember 1888 vorhandenen 240 Personen, welche an der Rentenversicherung betheiligt sind, beziehen bereits 215 eine Rente von zusammen 87,604 ℳ, während 11 391 ℳ für 25 Personen den aufgeschobenen Renten ange⸗ hören. An Prämien⸗Reserven wurden 1 084 804 ℳ rechnungsmäßig zurückgestellt, wodurch sich dieses Conto auf 17 495 541 ℳ erhöhte. Für die mit Gewinnantheil Versicherten wurden, wie uns mitgetheilt wird, für das Jahr 1888 als Dividende 203 468 ℳ zurückgestellt. Unter den bei der Lebens⸗ und Begräbnißversicherung Betheiligten war in dem betreffenden Geschäftsjahre eine Sterblichkeit von 829,9 Personen mit 1 532 693 ℳ Versicherungssumme zu erwarten. Es waren aber für 787 Todesfälle 1 726 379 ℳ zu zahlen; demnach ergiebt sich, daß, obwohl der Gesellschaft 42,95 Personen weniger starben, 193 685 ℳ Versicherungssumme mehr fällig wurden als die Rechnung erwarten ließ.
Frankfurt a. M., 2. Mai. (Getreidemarktbericht von Joseph Strauß.) Weizen bei auffällig zurückhaltendem Angebot Befestigung zunehmend, ab Umgegend 194⁄10— 6810 ℳ, frei hier 19 ¾ — ⁄10 ℳ, norddeutscher und kurhessischer 19¾ — 20 ℳ, kusst er und ungarischer 20 ½ — 21 ½ ℳ — Der Handel in Roggen bleibt in normalen Grenzen, hauptsächlich rusfische Sorten 15 ¼¹ 0 — ⁄10 ℳ,
soll sogar im Gebeimen mit 15 ℳ gethan sein, hiesige Landwaare
15; 8 † ℳ — Gerste hat nach wie vor unbefriedigenden
Absatz, für den selbst Nachgiebigkeit Seitens der ndler
keine Besserung herbeizuführen vermag, Ried⸗, Franken⸗
und Wetterauer 14 ¼ — 15 ½ ℳ — Hafer sehr fest, da fortwährend lebhafter Bedarf dafür vorhanden ist, dem nur knappes Angebot gegenübersteht, die Notiz 14 ¼ — 15 ½ ℳ bleibt, exquisit viel darüber. —
— In Mais zeigt sich zunehmendes Angebot, welches seinen Preis⸗
stand beeinträchtigt, 117910¶ ℳ Cours. — Chilisalpeter hatte nur
belangloses Geschäft bei matter Tendenz, welche sich auch auf den
Verkehr in Terminen übertrug, man fordert heute für prompt ab hier 91,ℳ
per Etr., ab auswärtigen Stationen sind per Februar⸗März 1890 preis⸗
“
würdige Offerten am Markt. — In Mehl waren die Schwankungen so außerordentlich klein und die Umsätze so beschränkt, daß von einer ausgesprochenen Tendenz kaum die Rede sein kann. Berliner Roggen⸗ mehl stramm gehalten. Spelzspreu ruhig, Weizenkleie matt. — Hiesiges Weizenmehl Nr. 0 31 ½ — 33 ½ ℳ, Nr. 1 29 ¼ — 31 ¼ ℳ, Nr. 2 26 ½ — 27 ½ ℳ, Nr. 3 24 ½ — 25 ½ ℳ, Nr. 4 21 ½ — 22 ℳ, Nr. 5 18— 19 ℳ Milchbrot⸗ und Brotmehl im Verbande 54 — 57 ℳ Norddeutsche und westfälische Weizenmehle Nr. 00 25 ¾ — 26 ½ ℳ Hiesiges Roggenmehl Nr. 0 25 — ½ ℳ, Nr. 0/1 23 — ½ ℳ, Nr. 1 21 — ½ ℳ. Nr. 2 18 — 19 ℳ — Roggenkleie 10 ℳ, Weizenkleie 9,50 ℳ, Spelzspreu 3,80 — 4 ℳ, Malzkeime 9,60 — 10 ℳ. — Rüböl im Detail 63 — 64 ℳ
Wien, 3. Mai. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn vom 23. bis 29. April: 786 833 Fl., Mehreinnahme 29 451 Fl.
London, 2. Mai. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen⸗ ladung angeboten. — Wollauktion. Preise sehr fest.
Bradford, 2. Mai. (W. T. B.) Wolle geschäftslos, Mohair⸗ Garne fester, in Stoffen gutes
englische feine Merino⸗ und Kreuzzuchten belebt und fester. wolle flau, Alpaccawolle fest, Geschäft.
Submissionen im Auslande.
I. Italien. Mailand. Direz. territ. Commiss. milit. del Leinwand aus halbgebleichtem Garn für 40 000 m in 5 Loosen à 8000 m. Vor⸗
1) 6. Mai. 3 °Corpo d'armata. Bettlaken für Kranke. anschlag 34 000 Lire. 3
2) 6. Mai. Ancona. Bagno Penale, für die Weberei Jahres⸗ bedarf an Baumwollenzwirn. Voranschlag 38 000 Lire.
3) 6. Mai. Venedig. Direz. Armam. R. Marina. Leinöl (ungereinigt), 20 500 kg zu 16 400 Lire. 4) 7. Mai. Spezia. Direz. Costruz. Nav. R. Marina. Eiserne Gefäße (Recipienten) von verschiedener Form und Größe in 2 Loosen.
1. Loos: 7 Stück zu 20 885 Lire, 2. Loos: 18 Stück zu 4217,50 Lire.
5) 7. Mai. Venedig. Direz. Costruz. Nav. R. Marina:
a. Fette verschiedener Art (Lichtertalg, weiße Seife in Broden und weich, weißes gereinigtes Talg, Schweineschmalz, nicht gesalzen, Schmiere für Waffen und Leder). Voranschlag 18 357,50 Lire.
b. Mennige, pulverisirt (dentossido piombo), 19 500 kg. 10 725 Lire.
6) 7. Mai. Turin. R. Fonderia. Koks, 500 t, 22 500 Lire.
Ferner in Aussicht stehend:
bei der Direktion der Adriatischen Eisenbahnen in Florenz: 4 verschiedene Werkzeugmaschinen für die Werkstätte in Florenz. Voranschlag: 41 254,75 Lire, und zwar:
Eine Schlagscheere von großer Kraft zum Schneiden und Lochen bis 30 mm, am besten mit angefügtem Motor, 1 Kantmaschine, 1 Faltmaschine, 1 Polirmaschine, ferner: “ 88
Drehbänke für die Bearbeitung von Radachsen für die Werkstätte in Florenz. Voranschlag 67 832 Lire.
II. Spanien.
1) Ohne Datum. Junta de Administraciön y Trabajos del Arsenal de Cartagena. Materialien für die 5. Abtheilung. Vor⸗ anschlag: Pesetas 11 849. Kaution vorläufig 592, endgültig 1184 Pesetas.
2) 10. Juni 1889, 1 Uhr. Direccion general de Obras püblicas Madrid. Eisen⸗ und Broncetheile für die Röhrenleitung des Kanals Isabel II. Voranschlag 131 611,75 Pesetas. Kaution 6580 Pesetas.
3) 28. Juni 1889, 3 Uhr. Ministerio de Ultramar Madrid. Concession für die Einrichtung und den Betrieb eines Telephonnetzes Kaution 2000 Pesos. Näheres an Ort und Stelle
1.“ — 8 2.
Verkehrs⸗Anstalten.
Hamburg, 3. Mai. (W. T. B.) Der Postdampfer „Hungaria“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packet⸗ fahrt⸗Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern 8 Uhr Abends in Baltimore eingetroffen und der Post dampfer „Polaria“ derselben Gesellschaft hat, von New⸗York kommend, heute 3 Uhr Morgens Lizard passirt. 1 8
London, 2. Mai. (W. T. B.) Die Union⸗Dampfer „Pretoria“ und „Moor' sind auf der Ausreise von Capetown abgegangen. 8 8 ““
Theater und Mufik.
Berliner Theater. Das Repertoire für die Woche vom 5. bis 11. Mai ist wie folgt festgesetzt: Sonntag, 5. Mai: 6 Fourchambault“, Montag, 6.: „Ein Tropfen Gift“, Dienstag, 7.: „Die wilde Jagd“, Mittwoch, 8.: „Die Waise von Lowood“, Don⸗ nerstag, 9: „Othello“, Freitag, 10.: (34. Abonnements⸗Vorstellung): „Die Waise von Lowood“, Sonnabend, 11.: „Demetrius“.
— Im Lessing⸗Theater führte man gestern Rudolf Gerée’'s Charakterbild „Stephy Girard“ zum ersten Male und mit gutem Erfolg auf. Das nach einem Roman bearbeitete kleine Theaterstück hat einen Werth überhaupt nur durch die eigenthümliche Charakteristik des Titelhelden, der als ein Handelsherr von weitem Blick große Gaben des Geistes und Gemüthes in sich vereinigt, von welchen aber nicht immer der edelste Gebrauch gemacht wird. Natürlich kann das Stück daher auch nur Eindruck machen, wenn dieser große Charakter einen würdigen Repräsentanten findet. Gestern Abend gab den Stephy Girard Hr. Adolf Klein, der vor einer Reihe von Jahren dieselbe Rolle auf unserer Königlichen Bühne mit glücklichstem Ge⸗ lingen gespielt hat; wieder verstand es der Darsteller, die Theilnahme der Zuschauer auf sich zu konzentriren und an sich zu fesseln, indem er die Person Stephv's in allen ihren großen Zügen und mit allen kleinen er. e- lichkeiten meisterhaft und selbst in ihren Uebertreibungen glaubhaft zeichnete. Die Nebenrollen waren angemessen besetzt, namentlich haben wir die Herren Stägemann, Possanskv und Frl. Dierkes mit An⸗ erkennung hervorzuheben. — Es folgte dann Julius Rosen’s drei⸗ aktiges Lustspiel „Gemischte Gesellschaft“, welches aber nur in den beiden ersten Akten das Publikum befriedigte, während der letzte geradezu Mißfallen erregte. Die Idee, welche der Novität zu Grunde liegt und in dem ersten Akt ihren fröhlichsten und gemüthvollsten Ausdruck fand, genügte nicht, um die Handlung durch drei Akte interessant zu erhalten, und mit der er⸗ lahmenden Theilnahme wuchs der Widerspruch, der durch possendafte Episoden berechtigt erschien. Die Darstellung hat aber auch diesem Stück gegenüber ibre volle Schuldigkeit gethan; namentlich entfaltete
r. Blencke als Stationschef wieder seinen behaglichen Humor und
r. Höcker als Nicodem errang durch sein gemüthvolles Spiel reichen Beifall; ferner haben sich die Damen Petri, Stägemann und Berger und die Hrrn. Ranzenberg und Schönfeld um das Zusammenspiel verdient gemacht. 1 . 1
Lessing⸗Theater. Die Direktion hai Hrn. Julius Rosen. auf Grund der Eindrücke, welche die erste Auffüdrung des Lustspiels „Gemischte Gesellschaft“ allseitig hervorgerufen hat, den Rath zugehen lassen, alle die glücklichen Einfälle und heiteren Erfindungen, die in den ersten zwei Akten dieses Stückes eine so volle Wirkung ausübten, darch eine gründliche Um⸗ arbeitung des Schlußakts für die Bühne zu retten. Der Dichter wird unzweifelbaft diesen Rath befolgen, und wir werden dann seinem Werke in geänderter Fassung auf der Büdne des Lessing⸗ Theaters wiederbegegnen. Inzwischen ist das Repertoire dahin ab⸗ geändert, daß morgen, Sonnabend, „Stephy Girard“ und „Die Rosa Dominods⸗ zur Aufführung gelangen, wäbrend am Sonntag „Der Fall Elsmenceau“ gegeben werden wird, der trot der warmen Mai⸗ tage noch immer seine unverwüstliche Anziebungskraft ausüdt.
— Seitdem das Wallner⸗Theater dem Beispiel anderer Berliner Buüͤbhnen folgt und statt deutscher Werke diezenigen fran⸗ zösischer Schwankdichter aufführt, mit denen ja freilich ein gutes
Geschäft zu machen ist, kann man es der Direkrion nicht verdenken,
wenn sie ihr Repertoire in erster Linie nach dem Kassenerfolge und erst in zweiter nach seinem künstlerischen Werth beurtheilt. Nach den Erfolgen der „Madame Bonivard“, der „Flitterwochen“, des „König Candaule“ wird nun auch „Fifi“, ein vieraktiger Schwank von Meilhac und Halsvy, das Programm der nächsten Zeit ausfüllen. Das lustige und übermüthige Werk, welches bereits früher unter anderem Titel in Berlin gefallen hat, wird auch jetzt noch allabendlich die Lachlust der Zuschauer rege halten. Bei dem trefflichen Spiel der Darsteller kann der tolle Schwank nur noch an Wirkung gewinnen, namentlich die Gerichtsscene erzeugt die ausgelassenste Stim⸗ mung im Hause. Hr. Gimnig, der sich als trefflicher Charakterspieler längst die Gunst der Zuschauer erworben hat, ist auch hier wieder als Baron ganz in seinem Fahrwasser; er und Hr. Theodor Müller, der den Advokaten spielt, haben in erster Reihe das Verdienst, dem alten Werk wieder zu neuem Erfolg verholfen zu haben. Vortheilhaft hat sich auch Hr. Leichert vom Dresdner Hof⸗Theater eingeführt, der elegant und flott spielt. Die Hrrn. Guthery und Meißner waren wie immer tüchtig auf dem Platz. Von den Damen seien Frl. Schwarz und Frl. Lehmann genannt, desgleichen Fr. Walther⸗Trost. Alle Genannten werden also allabendlich das Publikum auf'’s Beste unter⸗ ,— und dem „Fifi“ eine stattliche Reihe von Wiederbolungen ichern.
EEE“ In der morgigen „Mikado“⸗Vorstellung tritt Hr. Wellhof nach längerer Krankheit wieder als „Ko⸗Ko“ auf. 88 — Im Belle⸗Alliance⸗Theaker wird die Sommersaison am Sonntag, den 5. Mai, nunmehr in vollem Umfange eröffnet werden, indem an diesem Tage außer großem Millitär⸗ Doppelconcert das Auftreten der neu engagirten Spezialitäten auf der Sommerbühne des Etablissements stattfindet. Die Direktion ist in diesem Jahre ganz besonders bemüht gewesen, nur vorzügliche Kräfte zu engagiren, um den wohlbegründeten Ruf des prächtigen Sommergartens, der gegenwärtig im schönsten
rühlingsschmuck prangt, wenn möglich noch zu erhöhen. Im Theater leibt das heitere Volksstück „Vaterfreuden“ auf dem Repertoire
— Das Concert, welches zum Besten des unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich stehenden Pestalozzi⸗ Frauen⸗Vereins gestern in der Philharmonie stattfand, war nicht sehr zahlreich besucht, was wohl in der frühzeitig eingetretenen sommerlichen Temperatur seinen Grund haben mochte. Hervorragende künstlerische Kräfte hatten sich für den wohlthätigen Zweck vereinigt. Der Sängerbund des Berliner Lehrervereins (Dirigent Prof. Felix Schmidt) eröffnete das Concert durch zwei Männer⸗ quartette: „Es strahlen hell die Gerechten“ von Men⸗ delssohn, und „Gebet“ von Carl Maria von Weber; diesen folgten noch mehrere gut gewählte Chorgesänge von Stange, Bruch, Brahms, Silcher und Donati, unter denen das als eine wahre Perle unter den neuen Quartetten glänzende Chorlied: „Am Rhein“, von Bruch, mit stürmischem Beifall aufgenommen wurde. Von ebenso zündender Wirkung waren drei Soloquartette von Brahms, die von Fr. Schmidt⸗Köhne, Fri. Brämer und den . Grahl und Schmidt mit großer Präzision und charakteristischer
usdrucksweise der verschiedenen Stimmungen des Inhalts vor⸗ getragen wurden. Die durch mehrfache Aufführungen bereits rühmlichst bekannten Leistungen des Gesangpereins sowie die ihres vortrefflichen Dirigenten, des Prof. Schmidt, bewährten sich in allen Vorträgen dieses Abends wiederum auf das Glänzendste. Den instru⸗ mentalen Theil des Concerts hatten die Hrrn. Prof. Barth und Wirthübernommen. Nach dem vollendeten Vortrag der Beethoven schen C-moll-Sonate für Violine und Klavier spielte Prof. Barth noch eine Phantasie von Chopin und die beliebte E-dur- Polonaise von Liszt mit großer Bravour. Hr. Wirth erfreute die Zuhörer noch durch kleinere Solostücke von Beethoven und Brahms⸗Joachim. Beiden Künstlern wurden die lebhaftesten erü Theil.
Kopenhagen, 2. Mai, Abends. (W. T. B.) Meininger Hoftheater⸗Gesellschaft hat heute ihr hiesiges Gastspiel mit „Julius Cäsar“ von Shakespeare begonnen. Die Vorstellung wurde mit stürmischem Beifall aufgenommen und die Darsteller der Haupt⸗ rollen nach jedem Akt durch wiederholte Hervorrufe ausgezeichnet. Der König, die Königin und die hier anwesenden Mitglieder der Königlichen Familie wohnten der Vorstellung bis jum S
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Mannigfaltiges.
Deutsche Allgemeine Ausstellung für Unfallver⸗ hütung, Berlin 1889, unter dem Allerhöchsten Protektorat Sr. Majestät des Kaisers und Königs. — In dem mit dem Bildniß Sr. Majestät des Kaisers und Königs geschmückten Saal, in welchem das Verkehrsgewerbe zu Wasser seinen Platz hat, ist eine Sammlung vereinigt, welche nicht nur für den F sondern auch für den Laien von ordentlichem Interesse ist, die öffentliche Aufmerksamkeit mehr denn je auf die Marine und Alles, was auf sie Bezug hat, binlenkt. Es der Bestimmung dieser Ausstellung, daß einer Gesellschaft, segensreiche Thätigkeit in den Dienst der Seelente stellt und bemüht ist, Mittel zur Rettung aus Gefahr zu erfinden, ju bes anzuwenden, daß der Deutschen Gesellschaft zur Schiffbrüchiger ein hervorragender Raum in diesem gesichert werden mußte, und so sehen wir denn auch auf mäcktigen 4 und anderen Plätzen ein Kollektion von Allem, was den Zwecken di Gesellschaft bei ihrer Thätigkeit dient. Gleich auf dem Plaß voer Hauptportal des Ausstellungsgebäudes findet sich in natürlicher ein Rettungsboot aus kannelirtem Stahlblech mit Selbstentl ausgestellt; dasselbe, mit allem Zubehör ausgestattet, ist S½ m und ruht auf dem eigens konstruirten Transpertwagen. Bei Häufigkeit von Unfällen am Badestrande mwird fü Besucher eine Rettungsvorrichtung von Interesse sein, die bei g—
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xi Boot, gleichfalls in natürlicher Größe, aufgestellt ist und de zum Herauszieben nöthigen Korkhügel, Wurfleinen mit Korkballen, Schwimmgürtel ꝛc. enthält und in einer gedruckten Anreisung über deren Gebrauch aufklärt. Zur Rettung der derunglückten aoder m Gefahr befindlichen Schiffsbesatzung und Passagiere sewir der Schefe selbst ist eine Kollektion bierzu bestimmter Geräthschaften 8 da sehen wir einen Leinenkasten mit Schiesleine, ein S aufliegender Rakete, cine M mit Zündpistel. .8 Korkwurfkugeln, Hosenbojen u. dergl. m. Unter den Modelen uns die Rettung Schiffbrüchiger mittels des Rettexgsardarates in 1n und †l natürlicher Größe veranschanlicht; man erblackt cinen 2 Schooner, bei dem der Raketenapvarat in 2 Wagen mit Inventar in Thätigkeit ist. Die dier ausgestellten Modece sind ale Rerlich gearbeitet und veranschanlichen dentlich dir 2 und oft schwierige 8 findet sich hier eine ganze Reid Svosteme; auch ein Kettungsbootscharpen mit in † natürlicher Größe ist vertreten. Nicht Boots. und eine Statronsadothekt. Bon Interesse 8. anschaulichte Rettung eines Eingedrochenen vermettelst Letztere ist praktisch konstruirt und dürfte, wena gleich zm richtig a det. di derartig i
Cbarnieren Eisloch möglicht. Auch die Gesellschaft an stimmt ist; in An des Pudlikums auf diese Drr denb ist die stedente Au der den der 6 Schrift: „Seemann in Netd“. Dieesed stellt, um für das Verhalden in Fän Hrehe⸗ - Natdgeder he Fälle cines berrits eingetretemen lichen M wie dan
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