1889 / 119 p. 5 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 20 May 1889 18:00:01 GMT) scan diff

e Herren, ich richte also meine Rete heut ei Partei, zu der ich die „Reichspartei⸗ und die Herren mögen es mir nicht übel nehmen die National⸗ liberalen und das Centrum rechne ich halte die ebengenannten Parteien in der Gesammtrichtung ihrer Majorität für konservativ d. b. für die Parteien, welche den Staat, das Reich, nicht nur über⸗ haupt und generell, sondern auch angebrachtermaßen erhalten und schäͤßen wessen. dur mit den Herren habe ich mich auseinander⸗ Pl een, mit den anderen habe ich zu fechten; das ist eine andere

ache.

her ich möchte die konservativen Herren ihrerseits besonders Uana. sich * 8 Gemeinschaft von Sozialdemokraten, Polen, Welfen, Elsässer⸗Franzosen und auch von der Gemeinschaft der Frei⸗

sinnigen absolut loszusagen. Fuürst von Bismarck verläßt den Saal. Während der

folgenden Rede herrscht in demselben große Unruhe.

Abg. Bamberger: Die vielen Känpfe im Schooße des Reichstages bei dieser Vorlage hätten es bisher doch noch immer enselche daß wohlerwogene, sachliche Gründe für und gegen das Gesetz ruhig erörtert wurden. So lag auch heute noch die Sache bis vor einer halben Stunde: da habe sich auf einmal die Situation verändert, weil der Herr Reichskanzler sich an der Debatte betheiligt habe. Er habe es sich nicht versagen können, einzelne Parteien und namentlich diejenigen, die sich seines höchsten Mißwollens erfreuen, anzu⸗ greifen. Wenn der Reichskanzler selber sage, er habe keine Zeit gehabt, sich eingehender mit dem Gesetz zu beschäftigen, dann sollte er auch nicht über die Thätigkeit einzelner Mit⸗ glieder so abfällig urtheilen. Man wisse, wie die Hrrn. Schrader, Rickert und Schmidt bisher bei diesem Gesetz in einer Weise thätig gewesen seien, die geradezu einen positiven Aufwand von Opfern bedeute. Sie hätten in der zweiten Lesung Schritt für Schritt mitgearbeitet, so daß ihrer Thätigkeit nur Derjenige felgen könne, der sich ebenso wie sie mit dem Gesetz beschäftigt habe. Selbst Hr. von Kar⸗ dorff habe heute das kostbare Eingeständniß gemacht, daß er, wenn es auf ihn ankäme, dieses Gesetz wegen seiner Schwierig⸗ keit lieber hinausgeschoben hätte, und daß er nur durch die Befürchtung, es könnten die künftigen Wahlen eine Volks⸗ vertretung bringen, die das Gesetz nicht annähme, veranlaßt wird, das Gesetz jetzt zum Abschluß zu bringen. Das scheine ihm (Redner) eine gefährliche Argumentation für den Werth eines Gesetzes. Es bedeutet das, ein Uebel annehmen, um nicht ein größeres Uebel zu erwarten. Außerdem ist seine Argumentation ein Widerspruch in sich selbst. Wenn das Gesetz wirklich so bedenklich ist, dann wäre es auch kein Uebel, wenn eine künftige Volksvertretung es überhaupt nicht annähme. Die Abneigung gegen die staatspolitische Anschauung, die dem Gesetze zu Grunde liegt, sei in der gegenwärtigen Sachlage nicht für ihn der bestimmende Grund, gegen das Gesetz einzutreten. Er sei gegen das Gesetz aus rein thatsächlichen Gründen, weil er es ansehe als eine Veranstaltung, die zu einer Landplage für das ganze Land wird, als eine Crux und eine Quelle von Quälereien, die nicht bloß dem Lande zu den größten Mißlich⸗ keiten gereichen werden, sondern auch den guten Grund, der denkbarer Weise in dem Gesetz liegt, zerstören müssen. Das Land kennt überhaupt das Gesetz noch nicht, es hat keine Ahnung von den tausend Vorschriften, die wie mit Fußangeln und Netzen ihm das Leben erschweren werden. Ein solches Gesetz, das direkt elf Millionen umfassen und außerdem noch die Arbeitgeber i Mitleidenschaft zieht, praktisch zu machen, ohne daß man si entfernt Rechenschaft geben kann von seiner Wirkung, halte ich wahrhaft für eine Versündigung am Lande. Wenn auch Diejenigen, die bei dem Gesetz mitgewirkt haben, die Grund⸗ lagen desselben kennen, seine Wirkungen kennt Niemand. Die Kaiserin Katharina sagte, als sie einst ein am grünen Tisch ausgedachtes Gesetz emaniren sollte: ihr Philosophen habt gut reden, ihr arbeitet auf dem Papier, ich aber arbeite auf der menschlichen Haut, und die ist kitzlich. Das gilt auch hier. Dieses Gesetz ist bloß auf dem Papier gemacht, nicht bloß auf dem Papier, es ist in dem Laboratorium gemacht, ein Homunculus in alchemistischer Retorte hergestellt. Unter den 45 Millionen Deutschen sind nicht zwei Millionen, die sich heute Rechenschaft geben von der Arbeit und Verantwortlichkeit, die bloß durch das Prinzip des Markensystems über sie verhängt wird. Des⸗ halb begreife er, daß die Herren von der agrarischen und landwirthschaftlichen Partei vor allen Dingen gewünscht hätten, dies Gesetz, wenn es überhaupt kommen solle, auf die In⸗ dustrie zu beschränken. Es wäre ja so natürlich gewesen wegen dieser so augenfälligen Bedenken, denen selbst Herr von Kardorff sich nicht verschließen konnte, sich nach dem Antrage Hitze nur mit der Fabrikgesetzgebung zu befassen, und das wäre um so naetürlicher gewesen, als von hier aus moöglicherweise Beschwerden aus⸗ gingen, denen hätte abgeholfen werden können. Statt dessen hat man selbst die kleinen Handwerker, die Handelsbeflissenen u. s. w. mit hineingenommen, von denen, soweit ich das Leben kenne, die wenigsten in ihrer Jugend und in ihrem reifen Alter den Gedanken haben, später eine Pension zu empfangen und ein unselbständiges Leben führen zu müssen. Sie leben in der begründeten Zuversicht, daß es ihnen im Laufe des

ebens gelingt, selbständig zu werden. Die Einzigen, die dem Gesetz entronnen sind, das sind die beneidenswerthen Apotheker. Welcher Art von Gesetz stehen wir denn hier gegen⸗ 2 Bei der Interpretation zeigten sich kungen zwischen Armengesetz, soziülisischem Gesetz und Pensionsgesetz. Keine Interpretation hat konsequent aufrecht erhalten werden können. Wenn Jemand behauptete, hier wird ein Armengesetz gemacht, sagte Hr. von Boetticher, es ist ein sozialistisches Gesetz, und wenn Jemand meinte, es ist ein sozialistisches Gesetz, so sagte er, es ist ein Pensionsgesetz, und wenn es ein Pen Cna genannt wurde, hat er auf die Liebe der Brüder und auf die sozialistische Seite des Gesetzes hingewiesen. Es ist nicht bloß ein Armengesetz, sondern ein verschärftes Armengesetz. Aus den 1 ½ Millionen Armen, die 888 existiren, mache man nach diesem Gesetz 12 Millionen Möglichkeitsarme. Hr. von Boetticher und die Vertreter des zu entgehen, indem ersicherte bekomme ein

Peseßes glauben dem Armengese

sie sich darauf beziehen, der Recht auf seine Rente. Wie bekommt er es? Da⸗ durch, daß man ihm sein Recht zunächst entziehe, das Necht der freien Disposition über sich und seine Erspar⸗ nisse, man mache ihn zu einem Heloten, zu einem, der so be⸗ droht sei von künftiger Armuth, daß man bei Zeiten für diesen Fall Vorsorge treffen müsse. Denke man sich, es habe Jemand mehr als 2000 Einkommen. Dann fällt er nicht unter das Gesetz; nun sinkt sein Einkommen um 100 ℳ, so⸗ fort fällt er unter das Gesetz. Glaube man nicht, daß das ein Gefühl einer capitis deminutio erwecken werde? Das

Böse des Prinzips dieses Gesetzes liege einerseits im Zwang, vüger ae in der Unterhaltung des Judividuums auf allgemeine Kosten. Diese beiden Prinzipien werden ihre Konsequenzen nicht verfehlen. Die Sozialdemo⸗ kraten, sagt man, fürchten dieses Gesetz, das ihren Einfluß bei den Arbeitern schmälern würde. Er laube, sie sind die Einzigen, die über die Annahme des Gesetes Zufriedenheit empfinden können. Sie sehen nicht bloß ein Gesetz; angenommen, das ihre Grundsätze förmlich prokla⸗ mirt, sondern sie haben noch das Vergnügen dazu, nicht einmal zustimmen zu müssen. Das ist die beneidenswertheste Position. Sie werden die dazu stellen, und die Sozialdemo⸗ kraten können nun sagen, wir sind nicht zufrieden, wir wollen das Gesetz nicht haben. Der Vergleich mit der Stein’schen Gesetzgebung und ähnlichen Vorgängen ist unzutreffend. Alle diese Neuerungen erfolgten ohne das allgemeine timmrecht. Rechne man aber mit dem allgemeinen Stimmrecht, mit den un⸗ bemittelten Klassen, und man werde sich selbst sagen, daß die Kon⸗ sequenzen in ganz anderer Weise von den Massen gezogen werden, als es bisher der Fall war. Die Majorität hat ja wiederholt den Satz ausgesprochen, sowohl bei dem Reichszuschuß als bei den Rentensätzen, daß künftig weniger zu geben, herunter⸗ zugehen unmöglich sein wird. Mit diesem Anerkenntniß habe man mit anderen Worten ganz deutlich bekannt: Wir treten hier auf eine schiefe Ebene, aus der herauszukommen nicht möglich ist. Und da die Welt nicht still steht, und beim all⸗ gemeinen Stimmrecht am allerwenigsten, so würde nöthig sein, immer weitere Konzessionen zu machen. Was liege näher, als zu einer Versicherung für Arbeitslosigkeit über⸗ zugehen, den Normalarbeitstag zu schaffen und dergleichen mehr! Falls es darauf ankommt, den Beifall der Wähler zu haben, so werden auch solche Füsczen gemacht werden. Wie glaube man sich solchen Konsequenzen zu ent⸗ ziehen? Die Antwort liege für ihn in dem, was er den logischen Nihilismus unserer Gesetzgebung nennen möchte, der absolut nicht glaubt, daß die Gedanken sich folgerecht ver⸗ wirklichen in der Welt. Nur Muth, denkt man, Gott wird helfen, das Uebrige überlassen wir der Zukunft. Dieser Kampf der richtigen Gedankenfolge 88 den sogenannten Muth hat mehrmals schon im Deutschen Reich getobt; die Geschichte hat sich gerächt, indem die Konsequenz der Nachsätze aus den Vordersätzen gezogen worden ist. Der Gedanke der sozialen Monarchie, wie er das Fundament dieses ganzen Ge⸗ setzes bildet, ist ein falscher. Hier sind zwei Gegensätze, Sozialismus und Monarchie, mit einander verknüpft. Der Sozialismus geht nicht nur von dem Prinzip des gleichen Rechts, sondern auch der gleichen materiellen Lage aus, und das verträgt sich nicht mit der Monarchie. Der eine dieser beiden Gegensätze wird schließlich den anderen tödten, aber welcher der eine und welcher der andere sein wird, ist noch die Frage. Bei dem ersten Unfallversicherungsgesetz 1881 habe er gesagt, es beginne eine neue Zeit, eine Wendung in der Geschichte des Deutschen Reichs. Was seither geschehen, habe ihn nicht überrascht, er könne beinahe sagen, nicht im Ge⸗ ringsten betrübt. Er werde ja die schweren Konsequenzen

dieser Gesetzgebung nicht mehr erleben. . Nach einigen persönlichen Bemerkungen wird um 5 Uhr

die Weiterberathung bis Montag 1 Uhr vertagt.

Gewerbe und Handel.

Ueber die Arbeitseinstellung im rheinisch⸗west⸗ fälisschen Kohlenrevier liegen folgende neue Meldungen des „W. T. B.“ vor: . 3

Essen a. R., 18. Mai. Die „Rhein.⸗Westf. Ztg.“ veröffentlicht folgende Erklärung der Herren E. Krabler, W. von Velsen und H. Haniel, welche als Arbeitgeber⸗Deputation nach Berlin gekommen waren: „Gegenüber den von der freisinnigen Presse ge⸗ brachten und in alle Blätter übernommenen Nachrichten über das Verhalten der Deputirten der Bergwerksbesitzer in Berlin erklären wir: 1) Daß unter uns bezüglich des bekannten Pro⸗ tokolls vom 15. Mai über die Verhandlungen mit der Berg⸗ arbeiter⸗Deputation in den Räumen des Reichstages keinerlei Meinungsverschiedenheit geherrscht hat, namentlich nicht in Bezug auf den vorgeschlagenen Ausschuß von Vertrauensmännern. 2) Daß keiner von uns die Vertreter der Bergarbeiter gesehen oder gesprochen hat. 3) Daß wir mit den Hrrn. Reichstags⸗Abgeordneten Baumbach und Schmidt zu unterhandeln kein Mandat hatten, also auch die Ver⸗ handlungen nicht abbrechen konnten. Im Interesse der Wahrheit und des Friedens bitten wir alle Blätter, welche die gegentheiligen Fehcgten aufgenommen haben, auch dieser Erklärung Raum zu geben.“

Demselben Blatt zufolge hat der Vorstand des bergbau⸗ lichen Vereins in der heute zu Essen abgehaltenen Sitzung eine Erklärung beschlossen, deren wesentliche Punkte folgendermaßen

lauten: 1) Die normale Dauer der Schichten unter Tage ist

soll streng darauf gehalten werden, daß diese Einfahrt bis zum Beginn der wird. Es wird also in die achtstündige Normalschicht die Einfahrt wie die Ausfahrt nicht mit eingerechnet. Die Einfahrt wie die Ausfahrt soll jeweilig in der Regel nicht länger als eine halbe Stunde dauern. 2) Ueberschichten können ausnahmsweise stattfinden, wenn zur Sicherheit des Bergwerks oder zur Sicherung von Berg⸗ leuten eine dringende und unaufschiebbare Arbeit geboten ist. Soll in Fällen außerordentlicher Geschäftshäufung oder zum Ausgleich stattgehabter Betriebsstörungen in Ueberschicht gearbeitet werden, so kann dies nur auf Grund einer vorherigen Ver⸗ ständigung zwischen den Grubenverwaltungen und den Berg⸗ leuten de chehen. Hiermit erledigt sich der ausgesprochene Wunsch nach der Bildung von Vertrauensmänner⸗Ausschüssen zur Entscheidung über die Zulässigkeit von Ueberschichten von selbst. 3) Jeder direkte oder indirekte Zwang zur Ueberschichtarbeit wird den Grubenbeamten streng untersagt. Insbesondere wird dafür gesorgt werden, daß die Arbeiter, welche an den Ueberschichten nicht Theil nehmen wollen, ungestört und ohne vorherige Meldung zur ge⸗ wöhnlichen Schichtzeit ein⸗ und ausfahren können.

Heute sind im Ober⸗Bergamtsbezirk Dortmund ꝛ34 910 Bergleute wieder angefahren. Zu der morgigen Ver⸗ sammlung der Delegirten sämmtlicher Belegschaften in Bochum haben ausschließlich die Delegirten Zutritt.

Essen a. R., 19. Mai. Laut Meldung der „Rhein.⸗Westf. Ztg.“ wurde in der heutigen in Bochum abgehaltenen Versamm⸗ lung sämmtlicher Delegirten der strikenden Beleg⸗ schaften der Zechen des Ober⸗Bergamtsbezirks Dort⸗ mund nach langer Berathung beschlossen, daß die Arbeit im gesammten Bezirk am Dienstag wieder aufzunehmen sei. Dagegen sprachen nur einige Redner aus dem Gelsenkirchener Revier.

achen, 18. Mai. suf den Gruben bei Eschweiler und Alsdorf ist wieder voller Betrieb, ebenso auf je einer Grube bei Kohlscheidt und Höngen. Im Uebrigen dauert der Strike fort, da eine Einigung bisher nicht erzielt s Die Ruhe ist nirgends gestort Der Telegraphendienst der Postanstalten im Strikegebiet st verlängert worden. Morgen werden mehrere Versammlungen stattfinden.

8 Stunden; es rist vom Schluß der Ausfahrt nicht überschritten

Der Ausstand der Grubenarbeiter

A 19, Mai. roßen Differenz zwischen

im Wurmrevier zieht sich wegen der 1 den Forderungen der Strikenden und den Zugeständnissen der Ver⸗ einigungs⸗Gesellschaft in die Länge. Der Regierungs⸗Präsident und der Landrath sind lebhaft bemüht, eine Einigung herbeizu⸗ führen. Bei der Grube „Voccart“, ist die Gendarmerie ver⸗ stärkt worden, da zwischen deutschen und niederländischen Bergleuten Reibungen vorgekommen waren.

Aachen, 20. Mai. Der gestrige Tag ist ruhig verlaufen. In Kohlscheidt fanden kleinere Versammlungen ohne besondere Bedeutung statt. Heute Morgen sind auf der Grube „Maria“ 48 Arbeiter wieder angefahren. Morgen ist Löhnungstag bei der Vereinigungs⸗

esellschaft. Die Tagesarbeiter im oberirdischen Betriebe werden fimmtlich weiter beschaftigt.

Ueber die Lohnbewegung unter den Bergwerksarbei⸗ tern in der Provinz Schlesien und im Königreich Sachsen liegen folgende Telegramme des „W. T. B.“ vor:

Waldenburg, 18. Mai. In der heutigen Versammlung von Bergleuten wurde beschlossen, den Strike bis zur Bewilligung sämmtlicher Forderungen weiterzuführen.

Breslau, 18. Mai. Wie der „Bresl. Ztg.“ aus Beuthen gemeldet wird, ist nunmehr auch in der Grube „Deutschland“⸗, der Grube „Mathilde“ und der „Königsgrube“ ein all⸗ gemeiner, in der „Kleophasgrube; ein partieller Strike aus⸗ gebrochen. In dem Strikebezirk sind alle Geschäfte geschlossen. Die Schanklokale in Beuthen müssen Abends 8 Uhr geschlossen wer⸗ den. Eine Schwadron Ulanen und 2 Bataillone des 18. Infanterie⸗ Regiments sind nach dem Strikegebiet abgegangen. Der Re⸗

ierungs⸗Präsident Dr. von Bitter hat sich nach dem Strike⸗ bezirk begeben. Aus Königshütte wird demselben Blatt ge⸗ meldet, daß daselbst allgemeine Arbeitseinstellung ein⸗ getreten sei, die Rybe jedoch gestört sei. Die Schankstätten sind vom Militär geschlossen worden

Nach der We d. Ztg.“ fand heute Nachmittag in Walden⸗ burg eine Versammlung von Bergarbeitern statt, in welcher sämmtliche Gruben vertreten waren.

Breslau, 20. Mai. Wie der „Bresl. Stg. aus Kattowitz gemeldet wird, hat der gestern daselbst abgehaltene Gewerkstag, welchem auch der Regierungs Präͤsident Dr. von Bitter beiwohnte, eine Lohnerhöhung von 10 bis 15 °%h beschlossen, eine nur achtstündige Schichtdauer jedoch als für Oberschlesien un⸗ möglich erklärt. Die Ruhe ist nicht gestört.

Breslau, 20. Mai. Einem Privattelegramm aus Beuthen zufolge striken die Belegschaften der „Hohenzollern“, „Heinitz⸗“, „Karsten“ und „Centrums⸗⸗Gruben.

Chemnitz, 18. Mai. Auch im Oelsnitzer Kohlenrevier tritt eine Arbeiterbewegung auf. Morgen findet in Oelsnitz eine Versammlung der Arbeiter statt, welche die Forderungen auf Lohnerhöhung und Herabsetzung der Schichtzeit feststellen wird.

Zwickau, 19. Mai. Der Verein für die berg⸗ baulichen Interessen beschloß, auf die Forderung einer achtstündigen Schichtzeit einschließlich der Ein⸗ und Ausfahrt nichtein⸗ zugehen; doch wollen die einzelnen Werke mit ihren Belegschaften über eine anderweitige Festseßzung der Schichtzeit in Verhandlung treten. Ferner sind einzelne Werke bereit, eine ihren Verhältnissen entsprechende Erhöhung der festen Schichtlohnsätze eintreten zu lassen. Ueberschichten sollen auf das thunlichste Maß beschränkt bleiben. Seitens der Behörden sind in Folge der Ausschreitungen, welche gegen die fortarbeitenden Bergleute vorgekommen sind, öffent⸗ liche Verwarnungen erlassen worden. 1 1

Aus Mannheim wird uns mitgetheilt, daß die Rhei⸗ nische Hypothekenbank in Mannheim Ende Juni d. X die noch in Umlauf befindlichen Restbeträge 4 % Pfandbriefe der Serien 41, 42 zur Rückzahlung per 1. Oktober d. J. kündigen wird. Den In⸗ habern der Pfandbriefe wird zur Konvertirung in 3 ½ % Pfandbriefe in nächster Zeit die Gelegenheit gegeben werden.

Frankfurt a. M., 16. Mai. Getreidemarktbericht von Joseph Strauß. Das Geschäft verlief in den letzten Tagen ganz in der bisherigen Weise; sämmtliche Berichte sind darüber einig, daß die günstigen Aussichten für die wachsende Ernte fortbestehen. Weizenab uns. Umgegend 19 ¼ ℳ, frei hier 19 ½ ℳ, russischer und ungarischer 20 ½ 21 ½⅞, norddeutscher 18 19 ½ ℳ, Tendenz unerkennbar. Roggen feoertgesetzt leblos, Preishaltung matt, hauptsächlich nur russischer je nach Qualität 15 ⁄0 gethan. Gerste vollständig geschäftslos, Ried⸗, Franken⸗ und Wetterauer 14 ½ 15 ℳ, fremde Sorten nicht genannt. In Hafer haben wir andauernd den Bedarf überschreitende Zufuhren und in Folge dessen matte Preishaltung, die Notiz 14 ¾ - 15 ½ bleibt, exquisit viel darüber. Mais (mixed), obwohl mäßige Erholung von niedrigstem Wochencourse aufzuweisen, hat die Gesammttendenz nicht gewonnen, 11⅛ ⁄1¹0° çw Chilisalpeter geschäftslos, die Speku⸗ lation findet keine Anregung zu weit greifenden Unter⸗ nehmungen und verharrt in ihrer seitherigen Unthätigkeit, Reflektanten per Frühjahr 1890 treffen hier einen guten Markt. In Mehl nimmt der Geschäftsverkehr stets ab. Hiesige Mühlen beherrschen den Markt, Mehlhändler verstimmt. Kleie flauer, Spelzspreu ruhig. Berliner Roggenmehl verlassen. Hiesiges Weizenmehl Nr. 0 31 ½ 33 ½ ℳ, Nr. 1 29¼ 31 ¼ ℳ, Nr. 2 26 ½ 27 ½ ℳ, Nr. 3 24 ½ 25 ½ ℳ, Nr. 4 21 22 ℳ, Nr. 5 18 19 Milchbrot⸗ und Brotmehl im Verbande 54 57 Norddeutsche und westfälische Weizenmehle Nr. 00 25 ¾ 26 †4 Hiesiges Roggenmehl Nr. 0 25 ½ ℳ, Nr. 0/1 23 % ℳ, Nr. 1 21 ½ ℳ, Nr. 2 18 19 Roggenkleie 10 ℳ, Weizenkleie 9,00 ℳ, Malzkeime 9,50 ℳ, Spelzspreu 3,80 Rüböl im Detail 63 64 Obige Preise verstehen sich per 100 kg ab hier, häufig jedoch auch loco auswärtiger Stationen.

Aachen, 18. Mai. (W. T. B.) In der heutigen ordentlichen Generalversammlung der Aktiengesellschaft für Bergbau, Blei⸗ und Zinkfabrikation waren insgesammt 1297 Stimmen vertreten. Die Bilanz sowie die Vertheilung des Reingewinns wurde nach dem Vorschlag des Verwaltungsraths genehmigt. Der Rückkauf der privilegirten Aktien für das nächste Jahr findet wie bisher nicht über al pari statt. Die Dividende ist am 1. Oktober zahlbar nach Abzug von 3 %. Die ausscheidenden Verwaltungsrathsmitglieder wurden wiedergewählt. 8

London, 18. Mai. (W. T. B.) An der Küste 4 Weizen⸗ ladungen angeboten.

20. Mai. (W. T. B.) Die Getreidezufuhren betrugen in der Woche vom 11. bis zum 17. Mai: englischer Weizen 3573, remder 41 250, englische Gerste 1155, fremde 4054, englische

alzgerste 13 867, vfeana; —, englischer Hafer 613, fremder 82 154 Orts. Englisches Mehl 17 350, fremdes 15 585 Sack.

Glasgow, 19. Mai. (W. T. B.) Die Vorräthe von

Roheisen in den Stores belaufen sich auf 1 029 223 Tons egen 986 995 Tons im vorigen Jahre. Die Han. der im Betrieb beüindlichen Hochöfen 82 gegen 88 im vorigen Jahre.

Newcastle, 18. Mai. (W. T. B.) In der hier abgehaltenen Jahresversammlung des Vereins der Bergleute von Northumberland ist beschlossen worden, eine 10 % Lohnerhöhung

zu verlangen.

Luzern, 18. Mai. (W. T. 99 Der Verwaltungsrath der Gotthardbahn beschloß, die eneralversammlung auf den 29. Juni cr. einzuberufen und die Vertheilung einer Dividende von 6 % zu beantragen. Dem Erneuerungsfonds sollen 905 819 Fres., dem Reservefonds 580 181 Fres, zugeschrieben werden.

New⸗York, 18. Mai. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Wgaren betrug 10 158 241 Dollars, acgen 10 207 250 Dollars in der Vorwoche; davon für Stoffe 1 866 895 DVollars, gegen 1 504 247 Dollars in der Vorwoche. 88

Lady Tartuffe“

Zweite Beilage

nzeiger und Königlich Preußischen

Berlin, Montag, den 20. Mai

eiger. 1889.

Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen. 2

Türkei. Provenienzen aus Brasilien werden in Konstantinopel einer Quarantäne unterworfen. Dänemark.

„Durch Bekanntmachung des Königlich dänischen Justiz⸗Mini⸗ steriums vom 8. Mai 1889 sind die gesetzlichen Bestimmungen über die gesundheitspolizeiliche Untersuchung gegenüber den aus brasi⸗ lianischen Häfen oder aus Häfen der Inseln Cuba, Hayti und Portorico kommenden Schiffen in Kraft getreten. Ferner ist die Ein⸗ fuhr folgender Gegenstände aus den vorbezeichneten Plätzen verboten worden: gebrauchte Leinewand, gebrauchte Kleider und Bettzeug, insoweit diese Gegenstände nicht zum Reisegut von Personen gehören, Lumpen, ge⸗ brauchte Watte, Kratzwolle, Papierabfall. Leinewand, Kleidungs⸗ stücke und Bettzeug, insoweit diese Gegenstände als Reisegut aus den bezeichneten Häfen eingeführt werden, sind einer Reinigung unter amt⸗ licher Aufsicht zu unterziehen.

Durch die gleiche Bekanntmachung sind ferner die unterm 27. April 1887 und 12. März 1889 („Reichs⸗Anzeiger“ vom 6. Mai 1887 Nr. 105 und 27. März 1889 Nr. 76) angeordneten Quarantäne⸗ maßregeln, insoweit dieselben die Häfen von Chile und Palma (Canarische Inseln) betreffen, außer Wirksamkeit gesetzt worden.

6 Verkehrs⸗Anstalten. 8

Der heutigen Nummer dieses Blattes liegt der Sommer⸗ Fahrplan für die Strecken der Königlichen (rechtsrhei⸗ nischen) Eisenbahn⸗Direktion zu Köln bei.

Schwarzenbeck, 20. Mai. (W. T. B.) Auf der Eisenbahn⸗ strecke Schwarzenbeck Oldesloe ist der Güterverkehr in Folg; einer größeren Dammrutschung zwischen den Stationen Rohlfshagen und Oldesloe unterbrochen. Im Personenver kehr müssen die Reisenden an der beschädigten Stelle umsteigen.

Breslau, 19. Mai. (W. T. B.) Das hiesige Eisenbahn⸗ Betriebsamt macht bekannt: Von heute, Sonntag, 19., früh ab verkehren sämmtliche Personen⸗ und gemischten Züge wieder regel⸗ mäßig über die Strecke Kreuzburg Lublinitz Tarnowitz, es findet also ein Umsteigen der Passagiere an der Unfallstelle zwischen Koschentin und Stahlhammer nicht mehr statt. Für den Güterverkehr wird die Strecke vom Montag, 20. Mai, früh ab wieder fahrbar.

Hamburg, 18. Mai. (W. T. B.) Der Postdampfer „Wieland“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft hat, von New⸗York kommend, heute Nach⸗ mittag Secilly passirt.

19. Mai. (W. T. B.) Der Postdampfer „Augusta Victoria“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, heute früh in New⸗York eingetroffen. 3

20. Mai. (W. T. B.) Der Postdampfer „Suevia“ der Hamburge⸗Amerikanischen Packetfahrt ⸗Aktien⸗ gesellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern Mittag 12 Uhr in New⸗York eingetroffen. Der Postdampfer „Holsatia“ efserzen Gesellschaft hat, von Westindien kommend, gestern Lizard passi rt.

Triest, 20. Mai. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Castore“ ist, von Konstantinopel kommend, gestern Nachmittag

hier eingetroffen. Theater und Mufsik. 8

Im Königlichen Schauspielhause ging am Sonnabend neu einstudirt in Scene. Das Schauspiel Madame de Girardin's hat vor einer sehr langen Reihe von Jahren

fältige Einstudirung, welche dem Werk zu Theil wurde, vermochte dasselbe nicht über ein Mittelmaß von Wirkung und Anregung emporzuheben; es lagerte über demselben der graue Schimmer des Altmodischen, Verblichenen, welchen die zwar feine, aber meistentheils gekünstelte Charakteristik der einzelnen Figuren nicht zu verwischen vermag. In der Titelrolle trat Frl. Meyer auf; die scheinheilige, heuchlerische Dame, welche den guten Ruf eines jungen Mädchens planvoll vernichtet, um den Geliebten derselben für sich zu gewinnen, konnte die sonst so hoch begabte Künstlerin nicht glaubhaft ausgestalten. Es mischten sich in die doppelzüngige Unnatur unwillkürlich so warme, aufrichtige Töne, daß die einheitliche Wirkung der fleißig einstudirten bizarren Charaktermaske da⸗ durch zerstört wurde. Fr. Seebach gab die „Gräfin von Clairmont“ vornehm und empfindungsvoll. Als Jeanne trat Frl. Kramm auf, welcher zur Ent⸗ faltung künstlerischen Könnens eigentlich nur eine Scene im vierten Akt gegönnt ist; diese aber spielte sie mit anmuthiger Frische und rührender Kindlichkeit, wofür reicher Beifall als Anerkennung und Aufmunterug der begabten Lunaen Künstlerin zu Theil ward. Hr. Grube gab die Rolle des „Marschall d'Estiguy“ sehr treffend; den Uebergang von würdevoller Vornehmheit zu jünglingshafter Verliebtheit des greisen Herrn brachte er mit Humor zur Geltung. Hrn. Reicher war die Partie des Baron von Tourbières, des im Grunde edelherzigen Rouss, zugefallen; er bot darin viele erheiternde Momente und übte dadurch eine behagliche Wirkung auf das Publikum. Hrn. Keßler 1“ den vertrauenden Bräutigam „Hektor von Renneville“ natürlich und wahr und gewann dadurch die Sympathien der Zu⸗ schauer. Die Vorstellung fand übrigens eine sehr beifällige Aufnahme und erzielte nach den letzten Akten sogar stürmischen Beifall, welcher die Darsteller viele Male vor die Gardine rief.

Berliner Theater. Die Saison 1889—90 verspricht an Neuheiten und Neueinstudirungen besonders reichhaltig zu werden. Neben Shakespeare’s „Hamlet“, „Wintermärchen“ und „Richard II.“ soll Calderon's „Dame Kobold“, Richard Voß’' „Weh’ den Be⸗ siegten“, Bulthaupt’s „Verlorener Sohn“ und Wilbrandt's „Nero“ zur Aufführung kommen. Des ee Dichters neuestes Werk „Markgraf Waldemar“ wird am Berliner Theater zum überhaupt ersten Male in Scene gehen.

Das Friedrich⸗Wilhelmstädtische Theater begann mit der Audran'schen Operette: „Der Großmogul“ am Sonnabend seine eigentliche Sommersaison, indem der prächtige Concertgarten seine geselligen Räume dem Publikum eröffnete. Drinnen und draußen war also reichliche und angenehme Gelegenheit zur Unter⸗ haltung geboten. Audran's leichte Weisen erfreuten die Theater⸗ besucher in gleichem Maße wie bei den Erstaufführungen; auch die Darsteller waren ja zum Theil noch die alten. Hr. Wellhof hat seine Rolle als Nicobar wieder übernommen, und es bedurfte keiner besonderen Anstrengung seinerseits, um sich den Beifall der Zuschauer wie immer zu erwerben. Frl. Schmidt mit ihrem derben Humor darf keinen Augenblick an einem durchschlagenden Erfolg ihrer drastischen Komik zweifeln, sie hat sich ein unverwüst⸗ liches Anrecht auf die Gunst der Berliner erworben und weiß, daß dasselbe ihr von Niemand bestritten wird. Als Priaz Mignapur sahen wir diesmal Hrn. Monti, der sich mit jeder Rolle als eine recht brauchbare Kraft dokumentirt; als Irma trat ein Frl. Grimm vom Hoftheater aus Dessau auf und führte sich recht gefällig ein. Die Hrrn. Klein und Binder, von denen der letztgenannte wieder die Rolle des Kapitäns Crackson inne hat, ließen beide nichts zu wünschen übrig. Während so die Vorstellung im Hause Beifall fand, hat sich der reizende Concert⸗ garten mit seinen hübschen Dekorationen und effektvollen Illuminationen auf’s Neue die Gunst der Berliner und der zahlreichen Fremden er⸗ worben und wird alle Abend ein ausgewähltes Publikum in sich bergen.

Im Belle⸗Alliance⸗Theater gelangte am vergangenen Sonnabend ein dreiaktiger Schwank von Hippolyte Raymond und Paul Burani, betitelt: „Cabinet Piperlin“, zur Aufführung. Daß das betreffende Institut der allgemeinen Mode folgt und statt guter deutscher Stücke französische von zweifelhaftem Werth auf⸗ führt, ist ein Zeichen der Zeit, leider kein erfreuliches; bald wird man auf den Berliner Theatern vergeblich deutsche Autoren suchen, da die französischen daselbst völliges Heimathrecht erworben haben. Kabinet Piperlin ist ein recht dürftiges Werk, das von dem Esprit der Pariser Bühnenerzeugnisse wenig verspüren läßt; das Gefühl der Langeweile läßt sich diesen abgeschmackten Scenen gegenüber kaum unterdrücken. Die Darstellenden gaben sich Mühe, ihren Aufgaben gerecht zu werden, doch merkt man, daß ihnen jene Beweglichkeit und Gewandheit, wie sie z. B. die gewohnheitsmäßigen Darsteller französischer Rollen im Residenz⸗Theater haben, fehlt. Wenn man derartige Stücke geben will, muß man auch den richtigen Ton treffen, sonst läßt die schwerfällige Darstellung die Mängel dieser leichten Machwerke nur noch deutlicher empfinden. Hr. Niedt that sein Bestes als Piperlin, er ist uns aber, offen gestanden, in anderen Rollen weit lieber und weiß mehr daraus zu machen. Die Damen Alberti, Körner und Walden versuchten sich nicht ohne Glück in den Rollen flotter Pariserinnen. Hr. Egge⸗ ling scheint ein recht gewandter Schauspieler zu sein. Die übrigen Mitwirkenden waren meist alle gut auf dem Posten. 8 1.e Concertgarten erfreute sich, wie immer, zahlreichen Besuchs. .

Mannigfaltiges.

Bei der Herstellung der festlichen Ausschmückung des Platzes am Potsdamer Thor ist am vorigen Sonnabend das eaer welches die Sternwarte mit der Normaluhr am Potsdamer Thor verbindet, durchhauen worden.

Da die Reparatur an dieser Stelle vor der Wiederbeseitigung der bezüglichen Bauten schwerlich zu ermöglichen sein wird, kann die Normaluhr einstweilen nur durch tägliche Ueberwachung und nöthigen⸗ falls durch jedesmalige Korrektur von Seiten der Beamten der Sternwarte hinreichend richtig erhalten werden, während dies sonst durch den elektrischen Strom geschieht. Die Sekundenangaben der Uhr werden daher vom letzten Sonnabend Mittag ab vielleicht bis zu Ende der Woche nicht so genau sein wie sonst, während bei den Minutenangaben die Unterschiede ganz unerheblich sein werden.

Denjenigen, welche für ihre Vergleichungen mit den Sekunden⸗ angaben der Normaluhr am Potsdamer Thor die vollste Genauigkeit zu erreichen wünschen, werden auf schriftliche, die Zeitpunkte der Ver⸗ en enthaltende, Anfragen an die Sternwarte sofort die kleinen, einesfalls einige Sekunden übersteigenden, Verbesserungen mitgetheilt werden, welche innerhalb dieser Woche an den Sekundenangaben der Normaluhr anzubringen sein werden.

Köln, 18. Mai. (W. T. B.) Die internationale Aus⸗ stellung für Nahrungsmittel und Hausbedarf ist heute Mittag in Gegenwart der Spitzen der Civil⸗ und Militärbehörden feierlich eröffnet worden.

Hamburg, 18. Mai. (W. T. B.) Hamburger Dampfers „Rugia“ übergaben dem Kapitän desselben, Karlowa, in Anerkennung der mühevollen Arbeit, des prompten Gehorsams und des Wetteifers der Mannschaft bei Bewäl⸗ tigung des auf dem Schiffe ausgebrochenen Brandes 800 ℳ, zur Ver⸗ theilung an die Mannschaft und sprachen gleichzeitig dem Kapitän

Die Passagiere des

vielen Anklang gefunden, sodaß man es der

ühe werth hielt, das⸗ selbe dem Publikum wieder vorzuführen; aber selbst die äußerst sorg⸗

Hinsicht zufriedenstellend.

Das am Sonnabend stattgefundene große Parkfest verlief in jeder

und den Offizieren ihren Dank für die dabei an den Tag gelegte Auf⸗ opferung, Ruhe und Besonnenheit aus.

1. Steckbriefe und Untersuchungs⸗Sachen. 2. aehcebsgstrectungen, Aufgebote, Vorladungen J.. e Verpachtungen, Verdingungen ꝛc.

4. Verloosung, Zinszahlung ꝛc. von öffentlichen Papieren.

u. dergl.

Oeffentlicher Anzeiger.

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Kommandit⸗Gefellschaften auf Aktien u. Aktien⸗Gefellsch. Berufs⸗Genossenschaften. 3 Wochen⸗Ausweise der deutschen Zettelbanken. Verschiedene Bekanntmachungen.

1) Steckbriefe

und Untersuchungs⸗Sachen. [10499)

Der unterm 7. November 1888 hinter dem

Arbeiter Fritz Bode, geb. den 16. Juni 1852 zu Bodensee erlassene Steckbrief (Stück Nr. 41 271 de

188s8) wird hierdurch erneuert.

Altona, den 14. Mai 1889. 1u“ 3 Der Erste Staats⸗Anwalt.

[10503] 6 Der gegen den Lithographen auch Schauspieler Penl Spielvogel genannt Hannow wegen wieder⸗ olten, theils einfachen, theils schweren Diebstahls unter dem 21. März d. Js. in den Akten J. IVc. 223. 89. erlassene Steckbrief wird zurückgenommen.

Berlin, den 14. Mai 1889.

Königliche Staatsanwaltschaft beim Landgericht I. [10504] Steckbriefs⸗Erledigung.

Der von dem Königlichen Amtsgericht I. Ab⸗ theilung 83 zu Berlin gegen den Ingenieur Bronislav Harazki alias von Kocinsky aus Rußland, wegen wiederholten Betruges in den Akten 83 G. 3211 81 J. IIa. 966 81 unter dem 28. Novem⸗ ber 1881 erlassene und unter dem 15. Mai 1886 erneuerte Steckbrief wird zurückgenommen.

Berlin, den 13. Mai 1889.

Staatsanwaltschaft bei dem Königlichen Landgericht I.

[10500]1 EStrafvollstreckungs⸗Ersuchen.

Nachstehende Personen:

1) Franz Johann Pawlas, unbekannten Wohn⸗

ortes, geboren am 2. September 1865 zu

Pawh oehi6 1

2) der Knecht Josef Buchta, unbekannten Wohn⸗

ortes, geboren am 29. Oktober 1864 zu Pil⸗ gramsdorf, sind durch vollstreckbares Urtheil der I. Strafkammer des Königlichen Landgerichts zu Ratibor vom 27. März 1889 des Vergehens gegen §. 140 Absatz 1 Nr. 1 Strafgesetzbuchs für schaldig erklärt und dafür ein eder mit einer Geldstrafe von (155) einbundert ünf und fünfzig Mark, im Unvermoͤgensfalle mit je (31) einunddreizig Tagen Gefäͤngnis estraft.

Ees wird ersucht, dieselben im Betretungsfalle zu verhaften und an die naäͤchste E-, ode oder Stagisanwaltschaft abzuliefern, welche ersucht wird, die Geldstrafe ”n und falls diese nicht bei⸗ utrelben, die Vollstreckung der substituirzen Ge⸗ sänanägrafe herbeizuführen und von dem Geschehenen

——NN

zu den Akten V. M. 53/88 gefälligst Mittheilung zu machen. Ratibor, den 15. Mai 1889. Der Erste Staatsanwalt.

[67021] Oeffentliche Ladung. Die Militärpflichtigen:

1) Bäcker August Dummin, geb. 28. Juni 1865 zu Lipowiec, Kreis Koschmin, zuletzt in Rathenow aufhältlich,

Maler Karl Friedrich Semmler, geb. 25. Juli 1865 zu Mötzow, zuletzt in Brandenburg auf⸗ bältlich, 1

Maler Mavx Josef August Franke, geb. 5. De⸗ zember 1865 zu Rathenow, zuletzt in Rathenow aufhältlich,

Arbeiter Friedrich Wilhelm Noack, geb. 2. April 1865 zu Luckenwalde, zuletzt in Groß⸗Lichter⸗ felde aufhältlich, Schuhmachergeselle August Hermann Schulze, geb. 23. Novdember 1865 zu Dahme, zuletzt in Berlin aufhäͤltlich, 3 Glasergeselle Johannes FranzWilhelm Kretsch⸗ mar, geb. 3. Februar 1866 zu Luckenwalde, zuletzt in Luckenwalde aufhältlich,

Arbeiter Friedrich Wilhelm Berger, geb. 19. Juli 1866 zu Görsdorf, zuletzt in Marien⸗ dorf, Kreis Teltow, aufhältlich,

8) Friedrich Hermann Döring, geb 25. Juli 1866 ha zuletzt in Nowawes auf⸗ ältlich,

werden beschuldigt, als Wehrpflichtige in der Absicht, sich dem Eintritte in den Dienst des stehenden Heeres oder der Flotte zu entziehen, ohne Erlaubniß das Bundesgebiet verlassen oder nach erreichtem militär⸗ pflichtigen Alter sich außerhalb des Bundesgebietes aufgehalten zu haben. Vergehen gegen §. 140 Abs. 1 Nr. 1 des Str.⸗G.⸗B. Dieselben werden auf den 5. Juli 1889, Vormittags 9 Uhr, vor die Strafkammer des Königlichen Landgerichts Potsdam zur Hauptverhandlung geladen. Bei unent⸗ chuldigtem Ausbleiben werden dieselben auf Grund der nach §. 472 der Strasprozeß⸗Ordnung von den Civilvorsitzenden der Ersatz⸗Kommissionen der Kreise Jüterbog⸗Luchenwalde, Westhavelland und Koschmin über die der Anklage zu Grunde liegenden That⸗ sachen ausgestellten Erklärungen verurtheilt werden.

Potodam, den 12. März 1889. 8

Köͤnigliche Staatsanwaltschaft

Bekaunntmachung.

[10498 3 8 Beschluß der Strafkammer des Kaiserlichen Landgerichts dahier vom 16. und 30. April 1888 ist das

im Deutschen Reich befindliche Vermögen nachstehend

enannter, eines nach §. 1401 des Str.⸗G.⸗B. straf⸗

aren Vergehens der Verletzung der Wehrpflicht an⸗ geklagten Personen zur Deckung der dieselben möglicher⸗ weise treffenden Geldstrafe und der Kosten des Ver⸗ fahrens mit Beschlag belegt worden, was in Gemäß⸗ 22 des §. 326 der Str.⸗P.⸗D. mit dem Beifügen

ekannt gemacht wird, daß Verfügungen, welche einer der Angeklagten über sein mit Beschlag belegtes Vermögen nach dieser Veröffentlichung vornimmt, der Staatskasse gegenüber nichtig sind:

1) Thomas, Wiktor, geboren am 23. Mat 1865 ju Brumath.

2) Gommenginger, Georg, geboren am 9. Sep⸗ tember 1865 zu Wanzenau,

3) Förderer, Jofef, geboren am 28. Januar 1865 zu Hochfelden,

4) Rosenstiel, Emil, geboren am 20. Juli 1865 zu Bischheim,

5) Würtz, Wilhelm, geboren am 12. November 1865 zu Bischheim,

6) Kiffel, Karl, geboren am 9. September 1865 zu Schiltigheim,

7) Hartnagel, Josef, geboren am 7. Mai 1865 zu Osthofen,

8) Gutfreund, Josef, geboren am 21. Oktober 1866 zu Gambsheim,

9) Kiefer, Cornelius, geboren am 26. Dezember 1866 zu Wingersheim,

10) Reinbolt, Georg, geboren am 4. Oktober 1866 zu Wingersheim,

11) Koebel, Martin, geboren am 11. Januar 1866 zu Achenheim,

12) Kopf, Karl, geboren am 16. Februar 1866 u Bischheim,

13) Ohlmann, Anton, geboren am W. April 1866 zu Bischheim,

14) Thomas, Eugen, geboren am 28. Juni 1866 zu Bischheim,

15) Heitz, Alphons, geboren am 1. Mai 1866 zu Oberschäffolsheim, 8

16) Strasinger, Josef, geboren am 7. Mai 1866 zu Suffelweyersheim.

17) Apfel, Jakob, geboren am 2. Fehruar 1886 zu Gugenheim,

18) umitt, Peter, gehoren am 15. Februar 1867 zu Gries,

19) Lemmel, Jakob, geboren am 28. November 1867 zu Kurzenhausen, 20) Mare, Aois, geboren am 15. Mai 1887 zu

Hochfelden. G 21) ling, Florenz, geboren am 5. Januar 1867 zu felden, 1 8

22) Debes, Jofef, geboren am 9. Januar 1867 zu Schaffhaufen,

23) Ney, Julius Ernst, geboren am 22. April 1867 zu Bischheim,

24) Stey, Maria Anton Josfef, geboren am 26. Mai 1867 zu Bischheim,

25) Weill, Josef, geboren am 27. Mai 1867 zu ir 3en

26) Ernwein, Johann Georg, geboren 6. März 1867 zu Lampertheim, 8

27) Eber, Karl., geboren am 9. März 1867 zu Wolsisheim,

28) Margx, Martin, geboren am 29. August 1867

29) Rebstock, Michael, geboren am 21. Januar 1867 zu Willgottheim,

30) Gabel, Theodor, geboren am 14. Februar 1868 zu Brumath,

31) Neiminger, August, geboren am 3. Mai 1868 zu Brumath,

32) Veln, Bernhard, geboren am 20. August 1868 zu Gambsheim.

33) Brickmann, Ludwig, geboren am 20. August 1868 zu Gries,

34) Wingert, Karl, geboren am 31. Dezember 1868 zu Gries,

35) Nichhart, Josef, geboren am 28. November 1868 zu Scherlenheim.

36) Schäfer, Jakob, geboren am 6. Januar 1868 zu Schwindratzheim,

32) Schmitt, Alvis Franz Kaper, geboren am 3. v1Nn

38) D Alois, geboren am 2. zust 1868 zu Wingersheim, hen 8

39) Kopf, Jakob, geboren am 1. Juni 1868 zu Bischheim.

40) Michel, Emil, geboren am 7. April 1868 zu Bischheim.

41) Heymann, geboren am 5. März 1868. zu eim,

) Schirrmann, Michel, geboren am 11. April

1868 zu Hoenheim,

43) Johann, geboren am 16. April 1808 zu Irtenheim,

2 Jakob, geboren am 9. Oktober 1868

vö’ 8 1Se 46) * 1, Philipp, g am M. I. 1868 im, Micharl, geboren am 15. April 1.

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