zung der in zweiter Berathung gefaßten Beschlusse fort⸗ gesets 5. 8 88 Spezialdiskussion eingetreten. 1 . autet:
Nach Maßgabe der Bestimmungen dieses Gesetzes werden vom
vollendeten sechezehnten Lebensjahre ab ev;.
1) Personen, welche als Arbeiter, Gebülfen, Gesellen, Lehr⸗
linge oder Dienstboten gegen Lohn oder Gehalt beschäftigt werden;
2) Betriebsbeamte sowie Handlungsgehülfen und ⸗Lehrlinge
ausschließlich der in Apotheken beschäftigten Gehülfen und Lehr⸗ Ainge), welche Lohn oder Gehalt beziehen, deren regelmãßiger Fdlearbeitsverdienft an Lohn oder Gehalt aber 2000 ℳ nicht uͤbersteigt sowie 8 9 die gegen Lohn oder Gehalt beschäftigten Personen der Schiffsbesatzung deutscher Seefahrzeuge (§. 2 des Gesetzes vom 13. Juli 1887, Rreichs⸗Gesetzbl. S. 329) und von — der Binnenschiffahrt. Die Fübrung der Reichsflagge auf Grund der rtikel II §. 7 Absatz 1 des vom 15. März 1888 Reichs⸗Gesetzbl. S. 71) ertheilten Ermächtigung macht das Schiff nicht zu einem deutschen Seefahrzeuge im Sinne dieses Gesetzes. Durch Beschluß des Bundesraths kann die Vorschrift des Ab⸗ satzes 1 für bestimmte Berufszweige auch 8 1 1) auf Betriebsunternehmer, welche nicht regelmäßig wenigstens einen Lohnarbeiter beschäftigen, sowie *
2) obne Rücksicht auf die Zahl der von ihnen beschäftigten Lohnarbeiter auf solche selbständige Gewerbetreibende, welche in eigenen Betriebsstätten im Auftrage und für Rech⸗ nung anderer Gewerbetreibenden mit der Herstellung oder Bearbeitung gewerblicher Erzeugnisse beschäftigt werden (Hausgewerbetreibende),
erstreckt werden, und zwar auf letztere auch dann, wenn sie die Roh⸗ nd Hülfsstoffe selbst beschaffen, und auch für die Zeit, während welcher sie vorübergehend für eigene Rechnung arbeiten.
Durch Beschluß des Bundesraths kann ferner bestimmt werden,
Zaß und inwvieweit Gewerbetreibende, in deren Auftrag und für eren Rechnung von Hausgewerbetreibenden (Abs. 2) gearbeitet wird, ebalten sein sollen, rücksichtlich der Hausgewerbetreibenden und ihrer Gehülfen, Gesellen und Lehrlinge die in diesem Gesetz den Arbeitgebern auferlegten Verpflichtungen zu erfüllen. Hierzu beantragen Abg. Dr. Buhl und Genoössen: 1) Das Marginale „Umfang“ zu verändern in „Versicherungs⸗
icht. 2) §. 1 mit dem Absatz 1 abzuschließen und aus Absatz 2 und 3 inen besonderen Paragraphen (§. 1a) zu bilden. 1 3) In Zeile 2 des nunmehrigen §. 1a statt „Absatzes“ zu e
en „§v. 4) In Absatz 2 des nunmehrigen §. 1 a Zeile bsatz .2“ Absatz „1“ zu allegiren. stꝛe 88 §. 1 Ziffer 2 „sowie Handlungsgehülfen und „Lehrlinge zu eichen. 8 hg. von Komierowski vertheidigte die Polen gegen die Angriffe des Reichskanzlers. 1 bg. Dr. Witte begrüͤndete seinen Antrag mit dem Hin⸗ weis, daß die Zahl der Handlungsgehülfen, die später felbst⸗ ständig Karden hüeer eblich sei und diese deshalb einer Ver⸗ icherung nicht bedürften; es sei auch nur konsequent, nachdem i Apothekergehulfen aus dem Gesetz herausgelassen worden seien, die Han fungsgeülfen ebenfalls freizulassen. Der Altersrente wuͤrden die Handlungsgehülfen nicht theilhaftig werden, weil nur wenige von ihnen das 70. Lebensjahr erreichten, und der Be⸗ griff der Invalidität passe auf die Handlungsgehülfen nicht. b Der Regierungskommissar Direktor Besle bat, auch den Frtblungsgehütieg die Wohlthaten des Gesetzes zukommen zu ffen. In den Kreisen dieses Standes werde der Wunsch, in das lebhaft Küenter. Mit ekern äsnth, e Handtungsgehülfen nicht in gestellt werden; die 855 der letzteren rößere und ihr Uebergang in andere Berufe viel häufiger als bei den Apothekern. Die oße Anzahl pon Ungluücksfällen im Kaufmannsstande recht⸗ ertige die Aufnahme dieser Gehüͤlfen in die Invaliditäts⸗
verftaeeaahi. Abg. Buhl wünschte, den Antrag des Abg. Dr. Witte abgelehnt und verwies auf eine Petition aus dem Handlungs⸗ stande, die ihm in diesem Sinne zugegangen sei.
Ab. Freiherr von Ellrichshausen sprach für den §. 1 in der vorliegenden Fosfung. b I“
Abg. von Strombeck brachte prinzipielle Bedenken vor, nahm aber davon Abstand, Anträge zu stellen, da dieselben doch keine Aussicht auf Annahme hätten.
ierauf wurde die Diskussion uüber §. 1 geschlossen.
s folgte die zu Anfang der Sitzung ausgesetzte Fort⸗
edamng der Abstimmung über die Anträge bei Prüfung der
ahl des Abg. Henneberg im 2. Wahlkreise des echents Sachen Gobtarß und Gotha. Da das Bureau über das Er⸗ gebniß der Abstimmung zweifelhaft war, erfolgte die Aus⸗ kühlung Dieselbe ergab 138 Stimmen fuͤr, 1 2 Stimmen gehen ie Gültigkeit der Wahl; die Wahl ist also für gültig erklärt.
Die Anträge des Abg. Dr. Buhl zu §. 1 wurden hier⸗ nach angenommen, der Antrag des Abg. Dr. Witte abgelehnt und demnächst der §. 1, wie er sich durch die Amendements ddes Abg. Buhl gestaltet, angenommen. Der §. 2 gelangte ohne Debatte zur Annahme.
8 3 lautet: Beamte des Reichs und der Bundesstaaten, die mit Pensions⸗ bFrechtigrng en Eegigfn Beagmten von Kommunalverbänden, sowie Personen de oldatenstandes, welche dienstlich als Arbeiter be⸗ schättigt werden, uünterliegen ver Versicherungepflicht nicht. Dasselbe gilt von denjenigen Perfonen, welche auf Grund dieses 1 Gesegen. eine Invalidenrente bestehen.
8 Solche Personen, welche vom Reich, von einem Bundesstaate oder einem Kommunalverbande Pensionen oder Wartegelder swenigstens im Mindestbetrage der Inpglidenrente beziehen, oder welchen auf Grund der r.aee sehn chhe Bestimmungen über Unfallversicherung der Bezug einer jährlichen Rente von mindestens demselhen Betrage 22 t, sind auf ihren Antrag von der Ver⸗ sicherüngspflicht sü. efreien. Ueber den Antrag entscheidet die untere Hermeii ehörde des Beschäftigungborts. Gegen den Bescheid Nerselben sst die Beschwerde an die zunächst vorgesetzte Behörde ozulüffig, welche endeültig entscheidet. “
Abg. Dr. Buhl und Genossen beantragten hierzu: e ngng des Absutzes 2 wie folgt zu fassen: 8 Disaee 8 gepflicht — für Feesen nicht n, we / F 1, t oder igen Zustandes dauernd nicht mehr rens. sind, durch eine vrenh vea und ähigkeiten entsprechende Lohnarbeit mindestens ein Drittel des für äftigungsort nach §. 8 des Kranken⸗Versicherungsgesetzes vom 15. Juni 1883 (Reichs⸗Gesetzblatt S. 73) festgesetzten Tage⸗ losns gewoöhnilscher Tateatbeiter ju verdienen. Dasselbe gilt u. s. w.
Abg. S. befürwortete diesen Antrag, der vom Abg, Schrader als undurchfüuhrbar bekämpft wurde.
Der §. 3 wurde mit dem Amendement des Abg. Dr. Buhl äangenommen. .
eee. der Abg. von Strombeck seinen Anttag befürwortet,
bg. Ge 2 sich seben denselben erklärt, und Abg. Schra⸗ der darauf higgewiesen, wie die kleinen Betriebsunternehmer überhaupt die Schmerzenskinder des Gesetzes seien, wurde der
Gesetz isgegvemeß ze werden, sehr den
Apot eine Linie sei eine viel
verschont geblieben und es i derc⸗ Im 8
Antrgg des Abg, von Gt ombeck Fpplehent und §. 32 mit
2 r g. des Abg. Dr. Buhl angenommen.
— Eine strafbare Gehühren⸗Ueberhebung Seitens eines · Beamten, Advokaten ꝛc. (§. 252 des Strafgesetzbuchs), liegt nach einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Strafsenats, vom 25. Februar d. J.,, nicht vor, wenn der übermäbige Betrag freiwillig und mit Kenntniß des Mangels jeder Verpflichtung geleistet worden ist. Ebensowenig liegt in der Annahme eines über die Gebühren für die Amtshandlung hinausgehenden Vortheils eine aus §.331 des Strafgesetzbuchs zu ahndende Bestechung, wenn die Gewährung dieses Vor⸗ theils in den Regeln des sozialen Verkehrs und der Fröhne lichen Höflichkeit seinen Grund hat, und der Beamte sich, ohne zu verletzen, demselben nicht entziehen kann (beispielsweise die Annahme vpon Speisen und Getränken Seitens eines Notars, welcher in einem fremden Hause eine, lange Zeit in Anspruch nehmende Amtshandlung vornimmt).
— Nach §. 2 des preußischen Gesetzes, betreffend die ensionirung der Lehrer ꝛc. vom 6. Juli 1885, sind dem ehrer drei Viertheile seines letzten Diensteinkommens als
Pension zu gewähren. Die Feststellung der Pension ge⸗ bührt nach §. 14 des Gesetzes der Schulaufsichtsbehörde, een deren Entscheidung den Becbeiagen der Rechtsweg offen steht. In Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichsgericht, IV. Ewilsenat, durch Urtheil vom 25. März d. 8. ausgesprochen, daß der dem Lehrer offen gehaltene Rechtsweg nicht gegen die festsetzende Schulaufsichtsbehörde, sondern gegen Den zu richten ist, welcher den vom Lehrer erhobenen Anspruch beim Obsiegen desselben zu zahlen hat.
— Ueber den Strike in Ober⸗Schlesien sind wir in der Lage, nachstehenden amtlichen Bericht zu veröffent⸗
lichen: 8 - 8 Oppeln, den 19. Mai 1889.
In Verfolg des Telegramms vom gestrigen Tage ver⸗ fehle ich nicht, Nachstehenden gehorsamst zu berichten:
Am 16. d. M. war mir von partiellen Strikeausbrüchen der Bergarbeiter auf der im Kattowitzer Kreise belegenen Kleophasgrube, sowie auf der Deutschlandgrube im züj Beuthen Arzeige erstattet worden. Der letzterwähnte Strike wurde nicht als groß bezeichnet. Vielmehr sollten nur 40 Schlepper die Arbeit angeselt haben. Inzwischen waren von der Verwaltung der Kleophasgrube mit den Arbeitern Ver⸗ 1re eingeleitet worden. Ween diese letzteren Ver⸗ aandlungen zu einem günstigen Abschluß gebracht und die Arbeiten auf der Kleophasgrube wieder aufgenommen worden sind, hat sich die Annahme, daß durch die Wiederaufnahme der Arbeiten auf der Deutschlandgrube der Strike daselbst ebenfalls beendet sei, als unzutreffend erwiesen. Die einge⸗ fahrenen Bergleute sind einige Stunden, nachdem sie ein⸗ gefahren, wieder ausgefahren und haben sämmtlich — ein⸗ schließlich der über Tage beschäftigten Frauen, 1400 an der Zahl — am Nachmittage des 17. d. M, also an demselben
age, an welchem ich die Beendigung des Strikes auf Grund der mir zugegangenen Anzeige des Landraths annehmen konnte, die Arbeit niedergelegt. Die Bewegung auf dieser Grube ist, wie überhaupt im Revier, von den zum Theil in sehr jugend⸗ lichem Alter stehenden Schleppern ausgegangen und hat sich von diesen auf die Hauer verpftanzt. An dem genannten Tage Nachmittags ist eine Anzahl von Schleppern mit Knüuͤütteln bewaffnet in die Grube eingefahren und hat, wie mir der General⸗Direktor des Grafen Guido Henckel mit⸗ getheilt hat, die unter Tage befindlichen übrigen Schlepper gezwungen, die Arbeit niederzulegen, worauf dann auch die Hauer ausgefahren sind. Gewaltthätigkeiten sind hierbei, wenn auch nur in geringem Umfange, vorgekommen, indem einige Bergleute mit Grubeninstrumenten verletzt worden sind. Die Untersuchung dieserhalb ist von dem Ersten Staatsanwalt zu Beuthen, den ich gestern an Ort und Stelle antraf, sofort eingeleitet worden. Ziemlich zu gleicher Zeit ist der Strike au der Grube Mathilde ausgehrochen. Der Strike der gegen 1600 Köpfe betragenden Belegschaft ist hier ein allgemeiner. Dasselbe gilt von der Belegschaft der Schle⸗ siengrube, wo ebenfalls die gesammte Belegschaft von 1100 Mann die Arbeit niedergelegt hat. Auf der benachbarten Florentinergrube mit einer Belegschaft von 1700 Mann schen 180 Mann die Arbeit niedergelegt und sind aus ihrem
rbeitsverhältnisse sofort entlassen worden. Die übrigen Berg⸗ leute haben weiter gearbeitet. Endlich feiert auf der siskalischen Königsgrube bei Königshütte mit einer Belegschaft von 2800 Mann die Hälfte. Der Strike hat auch hier — es handelt sich dabei im Wesentlichen um den Bismarck⸗ und den Krugschacht, beziehungsweise dessen ö — in gleicher Weise begonnen, wie auf der Deutschlandgrube. 200 Schlepper — meist junge noch nicht 20 Jahre alte Leute — haben die übrigen Arbeiter zur Niederlegung der Arbeit aufgehetzt und beziehungsweise hierzu gezwungen.
Nach Vorstehendem erstreckt sich die Stehcen zur Föüt auf den zwischen der. Stadt Beuthen und der Stadt önigshütte belegenen Strich des Kreises Beuthen und hat gegen 6000 Arbeiter erfaßt. Der Kreis Zabrze ist ebenso wie der Kreis Tarnowitz von der Bewegung bisher vollständig . zur Zeit daselbst vollkommene
Kreise Kattowitz hat, wie vorher erwähnt, der auf der Kleophasgrube ausgebhrochene Strike seine Erledigung gefunden: weitere Strlikegusbrüche sind bis⸗ her nicht gemeldet. n. welchem Maße die Bewegung weiter greifen wird, läßt sich bei den unberechenbaren Mo⸗ menten, die bei derartigen Vorgängen in Betracht kommen, nicht beurtheilen. Nach einer gestern Nachmittag in Kattowitz eingelaufenen Depesche eines Grubenbeamten soll für morgen — Montag — die Niederlegung der Arbeit auf sammtlichen Kohlenzechen des Reviers von den Arbeitern beschlossen worden sein. Worauf diese Mittheilung beruhte, war nicht zu kontroliren. Ich registrire sie daher auch nur als ein Symptom verjenioen inhaenga welche in den Kreifen der Bergwerks⸗ besitzer und Bergwerksbeamten augenblichlich vorherrschen.
Abgesehen von der Mißhandlung einzelner Arbeiter auf der Deutschlandgrube, deren sch oben Erwähnung gethan habe, ist nur zu bemerken, daß gestern Vormittags größere Trupps von strikenden Arbeitern den Versuch machten, ihre noch arbeitenden Kameraden auf der Florentinegrube und der Lensgegeane zur Niederlegung der Arbeit zu zwingen. Ein Trupp fuührte eine rothe Fahne mit sich. Die Versuche, mit Gewalt die Arbeit zu unterbrechen, wurden durch Militär ver⸗ eitelt und die Trupps, ohne daß es zu ernsteren Konflikten
gekommen ist, eut. mne zerstr
orderungen der Strikenden sind, wie in falen,
theils auf Verkürzung der Arbeitszeit, theils auf Erhöhung
des * N Die Arbeiter 9
11“ 8
verlangen für die Hauer einen von 4 ℳ 50 H und für die Schlepper von 2 ℳ 50 ₰. Die Meakksbesitzer sind, wie ich auf einer gestern abgehaltenen Konferenz feststellen konnte, in ihrer Mehrzahl bereit, eine Erhöhung der Löhne bis zu 15 Proz. eintreten zu lassen. Die hierüber hinausgehenden sordernoen der rbeiter, soweit sie den Lohn betreffen, sind unerfullbar, da mit der Bewilligung desselben die Möglichkeit eines Verdienstes für die große Mehrzahl der Gruben ausgeschlossen sein würde, wobei noch hervorzuheben ist, daß gegenwärtig der Hauer durchschnittlich gegen 2,70, und der Eblepper 1,80 ℳ verdient, Ueber die Frage der Ermaäßigung der Arbeitszeit 22 ein Meinungsausta der Arbeitgeber noch nicht stattgefunden. Die hierauf bezüglichen Verhältnisse liegen auch insofern nicht kiar, als die Grubenbesitzer behaupten, daß schon jetzt der Arbeiter bei fleißiger Arbeit sehr wohl in der Lage sei, das ihm obliegende Pensum in kürzerer Zeit auf⸗ zuarbeiten und es die Schuld der Arbeiter wäre, wenn sie hierauf längere Zeit zubrächten. Die weiteren Verhandlungen über diesen Punkt werden die nöthige Klarheit bringen. Ueber einen etwaigen Zusammenhang des oberschlesischen Strikes mit den in den anderen Revieren ist bisher nichts zu ermitteln gewesen. Angeblich sollen Arbeiter aus We falen und aus Niederschlesien anwesend sein. 5 die Richtigkeit
dieser Behauptung fehlt es vorläufig an atsächlichen Unter⸗ lagen. Im Uebrigen sorgt die Presse dafuͤr, daß auch ohne fremde Elemente und ohne besondere Agitation der Gährungs⸗ stoff in die Arbeitermassen hineingetragen und zum Auf⸗ flammen gebracht wird. Sozialdemokratische Einflüsse sind bisher nicht wahrzunehmen gewesen; bemerkenswerth ist nur das Aufstecken einer rothen Fahne.
Die Vorsichtsmaßregeln zur I von Exzessen sind
gestern in einer mit den Landräthen des Industriebezirks ab⸗ böhectenag Konferenz ausführlich erörtert worden. Dieselben richten sich im Wesentlichen darauf, daß sämmtliche Branntwein⸗ schänken und Kleinhandlungen mit Branntwein geschlossen bleiben, daß ferner die Vorschriften über das Melde⸗ und Fremdenwesen genau beobachtet werden, und daß eine sorgfältige Ueberwachung der Versammlungen stattfindet. Zur Unterstützung der Be⸗ hörden bei ihrer Thätigkeit sind neben dem in Beuthen gar⸗ nisonirenden Infanterie⸗Bataillon noch ein Bataillon aus Gleiwitz und drei Schwadronen Ulanen aus Gleiwitz, Sohrau und Pleß herangezogen worden. Nach den mit den militä⸗ rischen Befehlshabern genommenen Abreden sind die Anord⸗ nungen dahin ergangen, daß die Infanterie vornehmlich die Sicherung derjenigen Werke, auf denen gestrikt wird, bezw. den Schutz derjenigen Arbeiter, welche weiter arbeiten wollen, über⸗ nimmt. Der Kavallerie, die in den Städten Beuthen, Kattowitz und Königshütte bezw. deren nächster Umgebung einquartiert ist, wird die Aufgabe zufallen, Patrouillen innerhalb des Industrie⸗ bezirks zu entsenden, um den polizeilichen Sicherheitsdienst auf den Straßen und Wegen auszuüben und größere Ansamm⸗ lungen zu verhindern. Es darf erwartet werden, daß durch diese Maͤßregeln Zügellosigkeiten verhindert werden und der Schutz von Eigenthum und Personen sicher gestellt wird. Ich gedenke mich mogßen in den Industriebezirk zurückzubegeben. r Regierungs⸗Präsident.
8 (gez.) von Bitter.
— Der Königliche Gesandte in Hamburg, von Kusserow, hat einen ihm Allerhöchst bewilligten kurzen Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben von seinem Posten fungirt der der Königlichen Gesandtschaft attachirte bayerische Rechtspraktikant Kiliani als interimistischer Geschäftsträger.
— S. M. Fahrzeug „Loreley“, unter Kommando des I. Offiziers, Lieutenants zur See von Bassewitz, ist am 18. Mai cr. in Caiffa eingetroffen und beabsichtigt, am 20. desselben Monats wieder in See zu gehen.
Bayern. München, 21. Mai. (W. T. B.) Als Vertreter Sr. Majestät des Kaisers ist Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Leopold von Preußen zur Theilnahme an der Leichen feier der Königin⸗ Mutter hier eingetroffen. Zum Empfang waren auf dem Bahnhofe Se. Königliche Hoheit der Prinz Ludwig in preußischer Uniform, die preußische Gesandtschaft, der zum Ehrendienst kommandirte General⸗Lieutenant von Parseval, sowie der Kommandant der Stadt und der Polizei⸗Präsident anwesend — Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Hessen ist gestern Abend hier eingetroffen.
Hessen. Darmstadt, 20. Mai. (Darmst. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Großherzog sowie Ihre Großherzog⸗ lichen Hoheiten die Prinzen Heinrich und Wilhelm von Hessen sind heute zur Theilnahme an den Beisetzungsfeierlich⸗ keiten nach München abgereist.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 20. Mai. (Th. C.) Am Großherzoglichen Hofe waren am Freitag und Sonnabend Ihre 8S der Prinz und die Prinzessin Heinrich XXIV. Reuß anwesend.
Braunschweig. Braunschweig, 21. Mai. (W. T⸗B.) Das Staats⸗Ministerium veröffentlicht einen Erlaß des Regenten, Prinzen Albrecht, in welchem Se. Königliche Hne den hnern der dchrene und des Landes seinen
ank und Anerkennung ausspricht für den Sr. Majestät
dem Kaiser bereiteten glänzenden und festlichen Empfang sowie für die musterhafte Haltung der Bevölkerung.
Aunhalt. Ballenstedt, 19. Mai. (Anh. St.⸗A.) Se. Hoheit der Erbprinz ist heute Abend nach ünchen
8—
.“ 8. “
Oenerreich⸗Ungarn. Wien, 20. Mai. (W. T. B.) Der König und die Königin von Dänemark sind e Nachmittag in Begleitung des Herzogs und der erzogin von Cumberland Gmunden abgereist. 8 20. Mai. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses hielt bei der Berathung des Unter⸗ richts⸗Budgets der Minister, Graf Czaky, eine Programmrede, in welcher er erklärte, daß er auf dem Gebiet der Kultusangelegenheiten, unter voller Wahrung der staatlichen und Königlichen sowie der kirchlichen und kon⸗ fessionellen „ die individuelle Gewissensfreiheit vollständig respektiren wolle und auf dem Gebiet des Unterrichtswesens für die energische Durchführung und Fortentwickelung der bestehenden Gesetze sorgen werde. Insbesondere beabssicht
er die Pflege der Institution der Bewahrungsanstalten; ebenso
sei
aabgereist.
ein. König Humbert verließ sofort
sschritt derselbe die dort aufgestellte Ehren Unterhielt sich mit dem Hauptmann derselben.
ader
vg bisft en
die Schaffung einer einheitlichen Mittelschule, die Aenderung der Studien⸗Prüsungsordnung bei den Universi⸗ täten, namentlich die n9. wrung obligatorischer Colloquien, endlich die sorgfältige erücksichtigung spezieller Kultus⸗ Institute anzustreben. Von den vorstehenden Gesichtspunkten sei er auch in Bezug auf das Rudolfinum geleitet worden. Dem Abg. Fenyvessy, welcher für die Katholiken die Autonomie forderte, erwiderte der Minister, daß die Katholiken dieselben Rechte auf Autonomie hätten, wie anvdere Kon⸗ fessionen; pon ancher Seite beständen dagegen keine vahe; keiten; vielleicht könnten sogar Garantien dafür ge⸗ etzlich festgestellt werden. Die Schwierigkeit liege aber darin, daß eine Autonomie, wie sie die Protestanten besäßen, mit der Organisation der katholischen Kirche unvereinbar und daß der hohe und der niedere Klerus selbst nicht einig sei.
Großbritannien und Irland. London, 20. Mai. (W. T. B.) Aus der heutigen Sitzung des Ugierhaus es ist zu melden: Die zweite Lesung der Bill, betreffend die Zuckerprämien⸗Konvention, ist auf die Tagesordnung der Sitzung vom 20. Juni d. J. gesetzt worden. Der Staats⸗ sekretär der Kolonien, Baron Worms, erklärte: die Regie⸗ rung habe die gegen die Abschaffung der Zuckerprämien gerichtete Resolution der böhmischen Zuckerproduzenten gelesen unnd sei völlig durchdrungen von der großen Wichtigkeit, die
Zuckerprämien⸗Konvention aufrecht zu erhalten, die von 7 der 8 Zuckerprämien zahlenden Mächten unterzeichnet und von der achten im Prinzip angenommen sei. — Das Haus nahm die
Bill, betreffend die Vermehrung der Flotte, in dritter
Lesung mit 183 Püen 101 Stimmen an und genehmigte hierauf auch die Bill, betreffend das Einnahmebudget, 8 63 besondere Abstimmung. — Der erste Lord des Schatzes, mith, theilte mit, daß die Pfingstferien des Parla⸗ ct voraussichtlich vom 4. bis zum 13. Juni dauern würden,
Das Oberhaus hat die zweite Lesung der Bill, wo⸗ nach den Frauen das Recht, Mitglieder des Grafschafts⸗ raths zu werden, gewährt werden sollte, mit 108 gegen
23 Stimmen abgelehnt. — 21. Mai. (W. T. B.) Die Prinzessin Heinrich von Battenberg ist heute Morgen auf Schloß Windsor von
einem Sohne entbunden worden.
Frankreich. Paris, 20. Mai. (W. T. B.) Der Senat hat bei der heute fortgesetzten Berathung des Re⸗ krutirungsgesetzes alle die Befreiung vom Dienst be⸗ treffenden Artikel, welche die Kammer abgeändert hatte, in der Fassung der Vorlage aufrechterhalten und noch einen Zusatz hinzugefüͤgt, wonach auch die zum Laienstand oder zu den Laienbrüdern einer Kongregation gehörenden Lehrer an den französischen Schulen im Orient vom Dienst befreit sein sollen.
Italien. Rom, 20. Mai. (W. T. B.) Der Strike der Bauern im obermailändischen Bezirk dauert
fort. In Corbetta wurde die Gendarmerie angegriffen und 1 Peiwungen, sich im Gemeindehause zu wescrgn
Drei
endarmen und ein Polizei⸗Delegirter sind verletzt, ein Bürger
ggetödtet, einer verwundet und acht verhaftet worden. Der Präfekt von Mailand hat sofort Maßregeln zur Her⸗
stellung der Ordnung ergriffen und ist heute nach Corbetta — 21. Mai. (W. T. B.) Im Obermailändischen fanden gestern in Folge des Agrar⸗Strikes aufs Neue Unruhen statt. In Bareggio begannen die Strikenden zu plündern, worauf zahlreiche Verhaftungen vor⸗ genommen wurden. Bei den verhafteten Anarchisten wurden apiere vorgefunden, welche beweisen, daß 200 bereit standen, uhestörungen zu begehen. Die Regierung ergriff energische Maßregeln zur raschen Unterdrückung derselben.
Schweiz. Basel, 20. Mai. (W. T. B.) Der
Ertrazug mit dem König und dem Kronprinzen
von Italien traf heute früh 8 Uhr 40 Minuten an der Schweizer Grenze in Luino ein. Namens der Eidgenossen⸗ schaft begrüßte der Oberst⸗Divisionär Pfyffer den König. Auf dem Bahnhofe waren sämmtliche Behörden von Luino, sowie der Präfekt von Como zum Empfang anwesend; ebendaselbst waren eine Ehren⸗Compagnie und zwei Musikcorps aufgestellt. Nach einem Aufenthalt pon 15 Minuten wurde die Reise fortgesetzt, nachdem der König den Oberst⸗Divisionär Pfyffer und die denselben begleitenden Offiziere zur Weiterfahrt in seinem Salonwagen eingeladen hatte. Göschenen, 20. Mai. (W. T. B.) Auf allen Stationen der Eidgenossenschaft, welche der Zug des Königs von Italien passirt, ist reicher Flaggen⸗
schmuck entfaltet. Der König, durch begeisterte Zurufe der
herbeigeströmten Bevölkerung begrüße⸗ traf hier Mittags 12 Uhr einen Wagen und begrüßte
Hammer aufs Herzlichste Hierauf Compagnie ab und
1 Auf Ein⸗ ladung des Bundes⸗Präsidenten betrat der König sodann den
den Bundes⸗Präsidenten
Empfangssaal. Ihnen folgten der Bundesrath Ruchonnet mit dem Kvronprinzen und der Minister⸗Präsident Crispi mit dem
Oberst⸗Divisionär Pfyffer. An der dem Könige dargebotenen Frühstückstafel nahmen 44 Personen Fel die Stadtmusik von Luzern spielte den venssausermarh und die Ouverture
„Semiramis“ von Rossini. Na
der Tafel ergriff
u Punhes Prälldent Hammer das Wort und begrüßte den König
und den Kronprinzen im Namen des Schweizer Volkes mit Parnen Worten. Der Snh dankte und trank auf das Wohl
id enschaft und auf gute Nachbarschaft. laegeaft 8 necebang ed.r König
Göschenen, 20. Mai.
Humbert setzte nach dem Dejeuner um 1 ½ Uhr unter den * 8 L1n. vng
längen der Schweizer Nationalhymne se e fort. Der
Bundesrath begleitete den Koͤnig bis Luzern. Bei der Abfahrt stand der hafter Unterhaltung mit dem sodann, sich fortwährend freundlich verneigend, die
bnig am offenen Fenster
eines Wagens in leb⸗ undes⸗Präsidenten und
rüßte denge, welche dem enFen Monarchen lebhafte Evviva's zurief. Basel, W. Mai. (W. T, B.) König Humbert traf um 6 Uhr Nachmitiags auf dem üeenna.Kheh hierselbst ein und wurde vom hiesigen Regierungs⸗Präsidenten, dem stalionischen Konsul und dem Militärattacheé eer Kalienischen Gesandtschaft in Berlin, der ihm hierher ent⸗ egengereist war, emopfangen. Die hier aufhäͤltlichen taliener hatten sich mit einem Musikcorps und einer ahne auf dem 11n. aufgestellt und begrüßten den
„Ahnig mit brausenden ig⸗Rufen. König Humbert der Kron⸗ 8 und der Fecgets en beüston 8 Hlilaßen en Fher. ahnz
ug, begrüßten den Regierungs⸗Prösidenten und die anderen anwesenden offiziellen Fertnlichkeiten
und fuhren
8 85
dann, 2 das Musikcorps den Königsmarsch spielte, nach
dem „Badischen Bahnhof“ weiter. Hier wurde der König Humbert vom Ober⸗ ammerherrn, Freiherrn von Gemmingen, im Namen des Großherzogs von Baden bewillkommnet.
Rumänien. Bukarest, 20. Mai. (W. T. B.) Das gesammte diplomatische Corps wird, wie die „Agence Roumaine“ meldet, morgen dem Empfange des Thron⸗ folgers im Senat beiwohnen.
Serbien. Belgrad, 20. Mai. (Pol. Corr.) Der. Finanz⸗Minister hat die sofortige Bezahlung der aus den Eisenbahnbauten herrührenden Expropriations⸗ Forderungen im Betrage von 1200000 Dinars angeordnet.
Zeitungsstimmen. 8
Zur Begrüßung Sr. Majestät des Königs von Italien schreibt die „Nor 51—. llgemeine Zeitung“:
Auf dem Wege nach der Hauptstadt Berlin bekritt König Humbert von Italien heut nach längerer Zeit zum ersten Male wieder deut⸗ schen Boden.
Den erlauchten Verbündeten Deutschlands, den Verwandten unseres Königshauses, den Freund Kaiser Wilhelm II., begrüßt heute die ganze deutsche Nation in ehrerbietiger und herzlicher Weise, und ruft ihm ein begeistertes Willkommen entgegen!
Fast dreizehn Jahre sind vergangen, seitdem Italiens Herrscher in unserer Mitte geweilt und sich im Verein mit seiner schönen, anmuthigen Gemahlin unsere Herzen durch sein ritterliches Auftreten gewann.
Und wie dem Herrscher Italiens die Herzen bei uns entgegen⸗ schlagen, so hat auch seitdem die Interessengemeinschaft beider Völker immer mehr gegenseitiges Verständniß und Würdigung gefunden, sich von Staat zu Staat ein festeres Band geknüpft.
Auf beiden Seiten der Alpen jist jetzt eine andere, richtigere Schätzung der beiderseitigen Volkscharaktere zur Herrschaft gelangt, und der unaufhaltsam fluthende Strom deutscher Reisenden, der durch alle Städte und Landschaften Italiens geht, vermehrt und befestigt die angesponnenen Fäden und nährt in den Nationen das Wohl⸗ gefallen an dem von Sympathie und Achtung getragenen Ein⸗ vfstchpniß. an welchem die Gewohnheit des Friedens mehr und mehr erstarkt.
Kein Moment war in dieser Beziehung pon so feierlicher und weihevoller sinnbildlicher Bedeutung, als der Augenblick, in welchem sich Kaiser Friedrich III. und König Humbert am Tage nach dem Ableben Kaiser Wilhelm's I. in San Pier d⸗Arena umarmt hielten. Mit Recht sagte ein angesehenes italienisches Blatt, die erfolgte Um⸗ armung in jenem ernsten Zeitpunkt bedeutete eine Umarmung beider Völker und sei die Bekräftigung ihrer Allianz.
Wohl ist das venhertalerssche Bündniß nicht unangefochten eblieben jenseits der Alpen. Aber der demselben fest aufgeprägte Fu unerschütterlicher Friedensliebe hat die Geister mehr und mehr in seinen Bann gezwungen und die Volksseele in einer Weise er⸗ griffen, von der die dem Kaiser Wilhelm II. bei seinem Besuch in Rom und Neapel bereitete Aufnahme Zeugniß ablegte.
In den begeisterten Kundgebungen ere beiden Hauptstädte des Landes, und in dem Widerhall, den dieselben in Deutschland gefunden, hat die öffentliche Meinung eine neue Bürgschaft dafür erblicken zu dürfen geglaubt, 1. das so glücklich hergestellte Einvernehmen und das im Hinblick auf die Gemeinschaft großer vitaler Interessen ge⸗ knüpfte Band dem Bereich der Schwan 88c. und Wechselfälle ent⸗ rückt ist. Deutschland steht treu zu seinem Verbündeten im Apeninnen⸗ lande, mit dem es sich einig weiß in der Pflege aller auf die Segnungen des Friedens gerichteten Bestrebungen und einig in der Pflege der Güter, welche der Förderung und Befestigung der geistigen und materiellen Wohlfahrt der Völker unentbebrlich sind.
In diesem Sinne entbietet es heute seinen Jubelgruß dem hoch⸗ sinnigen Beherrscher, dessen Person das Ansehen des italienischen Namens und das Glück von Italiens Zukunft verbürgt!
— Die „Karlsruher Zeitung“ von gestern fagt: Am Föftben Tage reist der erlauchte Gast unseres Kaisers, Se. Majestät der König von Italien, auf der Reise nach Berlin durch das badische Land. Unserer badischen Bevölkerung ist es be⸗ stimmt, dem Fei bei seinem Eintritt in das Gebiet des Deut⸗ schen Reichs den ersten Willkommensgruß zuzurufen und wir thun es aus vollem, freudigen Herzen. Wir ehren in König Humbert den weisen Beherrscher eines befreundeten Staates, aber wir begrüßen ihn vor Allem als treuen Freund unseres Kaisers und als Allitrten des Deutschen Reichs. Es ist heute wohl der geeignete Tag, daran zu erinnern, wie viel König Humbert persönlich dazu beigetragen hat, den Anschluß Jtaliens an die beiden mitteleuropäischen Kaiser⸗ mächte zu einem so innigen zu gestalten. Nicht die Staatskunst italienischer Minister, sondern er, der König selbst, hat der aus⸗ wärtigen Politik Italiens die entscheidende Richtung gegeben, und wenn wir auch lebhaft anerkennen, was von den beiden leitenden Politikern Italiens, namentlich von dem in der Begleitung Sr. Majestät reisenden gegenwärtigen Minister⸗Präsidenten, geschehen ist, um Jtaliens Verhältniß zu Oesterreich und Deutschland zu pflegen, so ist dieses Verhältniß doch recht eigentlich die Schöpfung König umbert's. Daran denken wir heute und wir denken mit erneutem ank guch der überaus herzlichen Aufnahme, die unser Kaiser bei seinem Besuche am italienischen Königshofe gefunden. Italiens Beziehungen zu dem deutsch⸗österreichischen Bunde sind so innige und feste, daß der Besuch des Königs Humbert beim Kaiser Wilhelm keinerlei neue Thatsachen zu schaffen vermag. Das Bündniß der drei Mächte bedarf auch keiner estätigune. keiner Kundgebung vor der Welt. Der Besuch des italienischen Monarchen in Berlin verfolgt keine politischen Zwecke. Es ist ein Gegenbesuch, ein Gegen⸗ besuch, der auch dann stattfinden würde, wenn Kaiser Wilhelm und König Humbert nicht so innige Freunde und Verhündete wären. Wohl aber giebt der Ugmstand, daß sie das sind, dem Befuche des italienischen Herrschers in Deutschland einen besonders frendigen und herzlichen Charakter. Der Besuch des Königs zumbert am Deutschen Kaiserhofe ist kein Hofereigniß. sondern ein Ereigniß, an welchem das deutsche Volk den lebhaftesten und wärmsten Antheil nimmt. In der Verschiedenheit des Tempe⸗ raments allein liegt es begründet, wenn König Humbert vielleicht nicht den geräuschvollen, stürmischen Empfang in Deutschland findet, wie er unserem Kaiser auf italienischem Zaden zu Tbheil demarden; der Rordländer pfleat allerdings seine Gefühle nicht so laut zum Ausdruck zu bringen wie der bewealjchere Südländer. Aher die Ueder⸗ beacenn darf der Gaft hegen, 8 die Gefühle, mit denen das deutsche olk Übhn rüßt, an Hermn eit und Wärme nicht zurückhleiben hinter denen italienischen Volks bei dem Empfang des Kaisers Wilhelm in Rom und Neapel.
Frne Nr. 20. — Inbalt: Amtliches — Allgemeine vom 11. Mai 1889, betreffend die An⸗ legung des Grundbuches fur die bereits bestehenden Bergwerke im Geltungsbereich des Rheinischen Rechts.
Centralblatt der Abgaden⸗Gesetzgehung und Ver⸗ waltung in den Koͤniglich preußischen Staaten. Nr. 10. — Inbalt: Anzeige der in der Gesetz⸗Sammlung und im Reichs⸗Ges it erschienenen Gesetze und Verordnungen — Allgemeine Verwalt egenstände: Veränderungen in dem Stande und in den Befugnissen der Zolle und Steuerstellen. — Indirekte Steuern: Gesetz. defresten die Wäͤnderung des Vereinszollgesetzes. — Ginfuhr von Pflanzen und sonstigen Gegenständen des Gartenhaues. — Erkeuntueh; die Uebernahme der Aktien durch die Greunder einer Aktiengesellschaft ist ein Anschaffungsgeschäft. — Personalnachrichten. “
Altenstein, der spätere langjährige wenpische
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Aunst, Wissenschaft und Literatur.
„ Dem Präsidenten des Reichs⸗Versicherungsamts, Boediker, überreichte am Sonnabend eine aus dem derzeitigen Dekan, Prof. Dr. Maurenbrecher und dem Prof. Dr. Brentano hestehende u⸗ tation der philosophischen Fakultät der Universität Leipzig das Diplom als Ehrendoktor.
— Als Festgruß zur Einweihung des neuen Kollegien⸗Gebäudes der Friderico-Alexandrina in Erlangen erschien im Necjene Ge6⸗ Th. Blaesing's Universitäts⸗Buchhandlung (H. Metzer u. A. Eiffländer) daselbst eine Abhandlung von dem Kirchenrath und Superintendenten Lic. Dr. W. Germann, betitelt: „Altenstein, Fichte und die Universität Frlangen.“ (Pr. 1 % 50 ₰.) Von allen berühmten Schülern Erlangens ist, wie der Verf. sagt, Karl von — Kultus⸗Minister, der⸗ enige welcher am meisten auf das deutsche Universitätsleben einzu⸗ wirken berufen war, und unter allen berühmten Professoren Erlangens ist es wohl 8 Gottlieb Fichte, den die Gestaltung des Universitäts⸗Studiums am tiefsten bewegt hat. Gleich ist dem Lebensgange beider Männer, 2 ihre Beziehungen zu Erlangen dem Zeitbewußtsein wenig gegenwärlig geblieben sind. Der Verfasser hat daher dieses Blatt aus der Geschichte der Universität zur feierlichen Einweihung des Neubaues derselben hervorgesucht und es als Festgruß dargereicht. Besonders interessant ist das darin zum ersten Mal ver⸗ öffentlichte Urtheil Altenstein's über die Vorschläge Fichte’s zur Ver⸗ besserung des Unterrichts und des Studiums auf den Universitäten. 88 Sceßft ist mit einer Photographie des neuen Universitätsgebäudes geschmückt.
„— Im Verlage von J. Guttentag (D. Collin) hierselbst er⸗ schien: „Preußische Beamten⸗Gesetzgebung“, enthaltend die wichtigsten Beamtengesetze in Preußen, Textausgabe mit kurzen An⸗ merkungen, einem chronologischen Verzeichniß der abgedruckten Gesetze, Verordnungen und sonstigen Bestimmungen nebst ausführlichem Sach⸗ register, von Carl Pfafferoth. Kanzlei⸗Rath. (Zweite neu⸗ bearbeite Auflage. (Taschenformat, kartonnirt Pr. 1ℳ 50 B). — Das Buch bietet eine übersichtlich geordnete Saumlung aller auf die Verhältnisse der preußischen Staatsbeamten bezüglichen, zur Zeit geltenden gesetzlichen Bestimmungen, und zwar ist der Stoff in folgende 12 Rubriken vertheilt: Anstellung, Diensteid ꝛc., Näbenämter ꝛc., Militärverhältnisse, Disziplinarverhältnisse, Straf⸗ rechtliche Vorschriften, Einkommensverhältnisse, Dienstwohnungen, Tagegelder, Reise⸗ und Umzugskosten, Abgabenverhältnisse, Kau⸗ tionswesen, Pensionswesen, Versorgung der Wittwen und Waisen. Ein ausführliches alphabetisches Sachregister erleichtert beim Nach⸗ schlagen die Orientirung. Das kleine Werk dürfte allen Beamten als Rathgeber in ihren persönlichen Angelegenheiten willkommen sein, sich aber auch zum Handbuch für Behörden eignen.
— Der im Verlage von Hugo Klein in Barmen erschienene V. Bericht über den Fortgang des Unternehmens: „Für die te und Freunde des Gustav⸗Adolf⸗Vereins' meldet u. a., daß die von derselben Buchhandlung verlegten Zehnpfennig⸗Hefte⸗ bereits die Nr. 100 erreicht haben. Dieselben sind am Besten von dem genannten Verlage direkt zu beziehen. — Centralvorstand des Evangelischen Vereins der Gustav⸗ Adolf⸗Stiftung in Leipzig macht befannt, jährige (43.) Hauptversammlung des Gesammtvereins in den Tagen vom 3. bis 6. September in Danzig stattfinden wird.
Anträge, welche auf der Versammlung zur Berathung gelangen follen, sind bis spätestens Mitte Juli, beabsichtigte Borträge aber bis spätestens 20. August beim Centralvorstand in Leipzig anzumelden.
— Der Gesammtverein umfaßt jetzt, nach der in dem obigen Bericht ent⸗ haltenen Statistik, 45 Hauptvereine. Innerbalb Zweigvereine, 421 Frauenvereine und 9 Studentenvereine. Die Gesammt⸗
summe aller seit der nen h- des Vereins (1832) eingelaufenen Gaben ark. 3300 evangelische “ — 1
beträgt über 21 Millionen In⸗ und Auslande haben Unterstützungen empfan Si 25 entrissen worden. Im vergangenen Jahre hat der Gustav⸗ Adolf⸗Verein 9 neue Schulhäuser und 4 neue Kirchenbauten Desgleichen wurden im verflossenen Jahre 17 mit Hülfe des t erbaute evangelische Kirchen und Kapellen und 4 Schulhäuser ein⸗ geweiht sowie 4 Pfarrhäuser vollendet.
—— „Aus meinem Kriegstagebuch.“ Erinnerungen Schleswig⸗Holstein 18s64. Von C. B Rathenow, Verlag von Babenzien. — Auns Anlaß der —ö zwanzigsten Wiederkehr der Tage von Düppel ist eine kleine
erschienen, in welcher auch das vorliegende Bändchen einen mürdigen Platz einnehmen dürfte, da es die Erlebnisse Jemandes schildert, der jenen Feldzug mitgemacht hat. Der Verfasser beansprucht für seine Aufzeichnungen nicht, daß dieselben einen kriegsgeschichtlichen Werth besitzen, sie sollen nur den Zweck haben, jetzt, nachdem ein Viertel jahrhundert verflossen ist, in belletristischer Form namentlich der reiferen Jugend jene bewegte und ereignißreiche Zeit in Erinnerung zu bringen. Sie sollen dadurch an die ersten Groß thaten unserer braven und ruhmreichen Armee nach einer sehr langen Friedensperiode erinnern, die das Vorspiel bildeten zu den weiteren weltgeschichtlichen Errignissen, welche unter der glorreichen
und
Führung des Heldenkaisers Wildelm's I. unserm Volk die ihm ge⸗-
bührende Stellung unter den Völkern der Erde errangen. fasser hat die vorliegenden Anfzeichnungen in dankbarer
Der Ver⸗
an den unvergeßlichen Oberbefehlshaber der Königlich preußischen und Kaiserlich österreichischen Truppen im öu 8 des-
von 1864, den Hochseligen Prinzen Friedrich Carl, dem S selben, Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Friedrich Leopold von büs gewidmet. Allen Mitkämpfern aus jener Zeit biete thies üchlein eine reiche Fülle historischer Crinnerungen; es ist volks⸗ thümlich gehalten und dürfte daher in erster Linie als Volksschrift in weiteren Leserkreisen Freunde finden. — Die Nr. 19 Jahrgangs 1889 von „Schorer Familien⸗ blatt“ (ted. von Dr. Franz Hirsch, Berlin) hat f Roman don Nataly von Eß
Inhalt: — Hofluft. 8 18 Fortsetzung.) — Wo ist das Leben? Ven Otto I. 8 der
ie Kanäle des Mars. — Die Aelteste. Von H. — D — — Emählung ven —— — Schul- reform⸗Rundschau. — Planderrche. — Kunsthlärter: am Früd⸗- — n Se. Helhee — 8 8 —
1 d von — Ein Sittenbild au dem Kanton Ben Nünh dem Gemälde von Diethelm Meper. — Russische Bettler. Von H. Sanakin. — Nadert
Kmb 28. Hendel.
daß die dies
derselben mircken 176
18 unge, Hauptmann z. D
Ueber die Arbeitseinstellung im r einisch-west⸗ Meldungen des
fälischen Kohlenrevier liegen solgende
„W. T. B.“ vor Gesl. d. Erste Beilage): Dortmund, 21. Mai. Nach der „Rdein.⸗Westf. Fe.
8ö die Belegschaften sämmtlicher Zechen Ober ergamtsbezirke; Dortmund mit B Ausnahmen
beute efahren. Eine Auznahme di
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Diesigen Zechen „Tremonia“ und Minister Stein“ und
„Hardenderg“. Da auf laetzterer die Belegschaft eine b- — die —— 1 8 au i n . tungen
ingefahrenen eunte vahig * nach Hause. Fes ardeitet Alles, auch auf den 4 nobert“ u
2 8 mo. ander il richten, gestern und heute undig war. — Essener ert
ist ebenfalls die Arbeit volständig weeder aufgenomm auf den een des der Leitung des Afessors Krabler SI achen. 21. Mai. Za Km Bergleute dat sich heude vermehrt 8 ereinigungsgesellschaft“ wird der Hn 3 Nuͤde wurde dis zum gestrigen Abend nirgends gestoct.