lautenden — 2⸗ℳ X.
im Be
un mn dh r nt 8 de, mit der Maßgabe, die in den Privilegien festgesetzten Tilgungsfrisien inne⸗ ehalten werden, sowie daß die noch nicht getilgten Anleihe⸗ Inhabern derselben rechtzeiti r den Fall zu d, agistrat zu Flens⸗ burg nicht bis zu einem von demselben festzusetzenden Termin zur Abstempelung auf drei und ein halb Prozent eingereicht en. er genehmige Ich, daß die zu den vorgedachten Anleihescheinen gehörigen Zinsscheine nicht, wie bisher, auf einen fünfjährigen, sondern auf einen zehnjährigen Zeitraum
ausgefertigt werhen. artburg, den 28. April 1889. 8
Wilhelm R.
““ von Scholz. Herrfurth. An die Minister der Finanzen und des Innern.
Ministerium der öffentlichen Arbeiten.
— Tagesordnung für die Sitzung des Landes⸗Eisenbahnraths am 6. Juni 1889, Vormittags 10 Uhr.
1) Bestellung des ständigen Ausschusses zur Vorbereitung der Berathungen des Landes⸗Eisenbahnraths — §. 12 des Ge⸗ setzes vom 1. Juni 1882 G.⸗S. S. 313 ff. —
2) Mittheilung über die seit dem 3. Dezember 1888 er⸗ folgte Genehmigung von Ausnahmetarifen. 8
Der Vorsitzende des Landes⸗Eisenbahnraths,
Wirkliche Geheime Ober Regsürenh Raih und Direktor Se
Ministerium der 98 ichen Arbeiten:
Brefeld.
Mäinisterium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.
Dem ordentlichen Lehrer an der Landwirthschaftsschule zu üdinghausen, Dr. Baumhauer, ist der Titel Oberlehrer verliehen worden.
Miinisterium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.
Dem Dozenten an der Königlichen Technischen Hochschule nn Berlin, Ingenieur Friedrich Wilhelm den Kochsch ist as Prädikat „Professor“ beigelegt worden.
ö
Bekanntmachung,
betreffend die Prüfung der Zeichenlehrer und Zeichenlehrerinnen.
Die in Gemäßheit der Prüfungsordnung vom 23. April 1885 abzuhaltenden Prüfungen der e“ und Zeichen⸗ lehrerinnen finden in diesem Faßr⸗ tatt:
a. in Kassel . am Fec 1 . 8 Juni d. Ie . 9 Uhr, und an den folgenden Tagen in der gewerblichen Zeichen⸗ Kunstgewerbeschule daselbst, 3 W
Montag, den 15 — am Montag, den 15. i d. J., Vormittags 9 Uhr, und an den folgenden Tagen in der Nraaoen vagsashu daselbst,
Montag, d 22. Jun Se en ttags 9 U am Montag, den 22. Juli d. J., Vormittags r, und an den fol üden Trgen in der honiaig aegan Laschrte in der Klostersfraße hierselbst .
Die Anmeldungen ꝛc. zu diesen Prüfungen sind
1) für Kassel bis zum 12. Juni 8 J., 3 „ Breslau „ „ 1. Juli d. J. und
3) „ Berlin „ „ 6. Juli d. J. an die Königlichen Provinzial⸗Schulkollegien der genannten Städte einzureichen.
Berlin, den 25. Mai 1889,
8 Der Minister der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten. Im Auftrage: G Greiff.
Aichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 28. Mai. Se. Majestät der Kaiser und König nahmen gestern Nachmittag, 2 ½ Uhr, den Vortrag des Kriegs⸗Ministers entgegen.
Um 3 Uhr fand eine etwa einstündige außerordentliche Sitzung des Staats⸗Ministeriums unter dem Vorsitz Sr. Majestät des Kaisers und Königs im Königlichen Schlosse statt.
„Heute Vormittag, 11 Uhr, hörten Se. Fchofse der Kaiser in Gegenwart des Kriegs⸗Ministers den Vortrag des Staatssekretärg, des Reichs⸗Marineamts, Contre⸗Admirass Heusner, um 11 ½ Uhr den des Chefs des Marinekabinets sowie um 12 Uhr den vaiesehs des Militärkabinets und nahmen darauf zahlreiche militärische Meldungen entgegen.
Gegen 3 Uhr gedachten Se. Majestät der Kaiser Sich H ständigen Aufenthalt nach Schloß Friedrichskron
Ihre Maäajestät die Kaiserin und Königin ist 2* Uor VPormittags mit den Prinzli 5 mitt onderzuges dorshin abgefahren. Prän Kchen. Bntman
8 — Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths ür — und Verkehr und für Justizwesen hielten 1224 88
— Aus Schwerin i. M., vom 27. Mai, meldet 18. T. B.“ folgendes amtliche Ergebniß der im Wahl⸗ reise Schwerin i. M. am 23. d. M. vorgenommenen Reich Eagezersatzwahl⸗ Abgegehen wurden insgesammt 15 590 Stimmen. Davon erhielten Ministerial⸗Rath von ee. 5 6 Leeis, asee⸗ e bn a8 Brunnen⸗
ionalliberal) un eisewirth Schwar Eo ialdemokrat) 4039 D.e Es hat sleni Fün⸗ Bvare⸗ wahl zwischen den beiden Erstgenannten stattzusinden.
— (G. T. B.) Dem Reichstags⸗Comité für die
Berlin, den 26. Mai 1889.
8 “ gxehmte Herren! 4 2
Worte 1 84 um Ihnen die tiefe Dankparkeit auß⸗ iudrücken, die ich für den berzlichen gestrigen Empfang empfinde. Meine Gefühle kennen Sie und ich danke Ihnen fuͤr die mir darge⸗ botene willkommene Gelegenheit, sie Ihnen aufs Neue feierlich zu bezeugen. Diesen Gefühlen werde ich stets treu bleiben: denn indem ich dem Gedanken diene, der unsere beiden Länder geeinigt hat und verbunden bält, weiß ich mich im Dienst der Sache des Friedens und der Ordnung. Mit Ignen persönlich umschlingt mich jetzt ein neues Band: die veeefgsche Erinnerung an eine erhebende Vereinigung, in der wir unsere gleichen Herzen in großherzigen Empfindungen und edlen en
†Regungen schlagen fühlten. Haben dee sch alle und jeder Einzelne von Ihnen und be⸗
trachten Sie mich stets als 1 Ihren ergebensten F. Crispi.
— (W. T. B.) Aus Anlaß der Anwesenheit Sr. Majestät des Königs von Italien in Berlin hat der Magistrat folgende wei eren Telegramme aus Italien
erhalten: S- 1 “ Neapel, 24. Mai 1889. Die Stadt Neapel, welche die beneidenswerthe Ehre hatte, Se. Majestät den Kaiser von Deutschland zu beberbergen und feierlich den Beweis dafür liefern wollte, daß das Bündniß der Fürsten die brü⸗ derliche Vereinigung der Völker ist, welche fühlen, eine und diefelbe Mission in der Geschichte zu haben, empfindet, tief bewegt von dem großartigen Empfang, welchen Deutschland dem König von Italien ereitet, das Bedürfniß, diese ihre Gefühle zum Ausdruck zu bringen und ersucht Ew. Hochwohlgeboren, ihr Dolmetsch für die Gemeinde⸗ verwaltung der berühmten Stadt Berlin zu sein. 8 Der Bürgermeister Nicola Amore. 1 1 Partinico, 24. Mai 1889. Der hiesige Gemeinderath spricht in seiner Sitzung die Gefühle 3 lebhaften Dankes für die seinem erhabenen Souverän, dem Kron⸗ prinzen und dem Ersten Minister von Italien von der dortigen edel⸗ müthigen Bevpölkerung zu Theil gewordenen Kundgebungen der Sym⸗ pathie und Liebe Ew. Hochwohlgeboren aus. Der Bürgermeister Ferro Guzzardi.
— Eine strafbare faßslaslise Körperverletzung oder Tödtung liegt nach einem Urtheil des Reichs⸗ gerichts, III. Strafsenats, vom 18. Februar d. J., vor, wenn die eingetretene Verletzung an sich vorhersehbar gewesen war, d. h. wenn der Thäter vor und bei der That pflichtgemäß hätte in Erwägung ziehen müssen, daß dadurch irgend ein Mensch verletzt werden könnte, auch wenn die Ver⸗ letzung gerade des sodann Verletzten nicht vorhersehbar gewesen war.
— Der General⸗Feldmarschall Graf von Moltke hat sich zum Sommeraufenthalt nach Kreisau begeben.
— Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Dr. Jesse in Annen, Dr. von Broich in Bonn, Dr. Schlesiger in Köln, Dr. Derpmann in Siegburg⸗Mülldorf.
— S. M. Kanonenboot „Wolf“, Kommandant Kapitän⸗ Seakentant see. ist ; 88 cr. in Rnsset auf Neu⸗ eeland eingetroffen Eid beahsichtigt, am 28. dess. Mts. waeder in See zu gehen, 5 8 Breslau, 27. Mai. (Schles. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, S.dew Braunschweig, nebst Gemahlin und Söhnen trafen heute früh von Berlin hier ein und reisten sofort nach Kamenz
weiter.
Württemberg. Stuttgart, 17. Mai. cute beendete die Abgeordnetenkammer die Be An8 des Eisenbahn⸗Etats. Bei dem Kapitel: Expedienten (284 Stellen mit Gehalten von 1100 bis 1400 ℳ) beantragt die Kommission, eine Petition der Expedienten um . verbesserung der Regierung zur Erwägung zu überweisen. Diese Petition wird von mehreren Abgeordneten befürwortet. Der Präsident des Staats⸗Ministeriums, Dr. Freiherr von Mittnacht, erinnert daran, daß für die Expedienten — die früheren, mit Taggeld angestellt gewesenen Abfertigungsgehülfen — jeder der neueren Etats eine Besserstellung gebracht habe und auch der diesmalige durch die allgemeine Gehalts⸗ aufbesserung deren Lage verbessere. Er köͤnne es hier⸗ nach dem unbefangenen Urtheil übverlassen, ob gerade für diese Beamten so außerordentlich wenig geschehen sei. Er gebe zu, daß zur Verbesserung der Lage der Expedienten mit der Zeit noch mehr werde geschehen müssen, wie auch für andere Eisenbahnbeamte. Allein eine Bevorzugung einzelner Kategorien bilde immer ein Unrecht anderen Kategorien gegen⸗ über und eine Verwaltung, der 6000 Personen unterstellt sind, müsse das Ganze und die Entwickelung eines richtigen Verhältnisses unter den Kategorien ins Auge fassen. Wenn die Petition der Regierung überwiesen werde, dann werde übrigene die Ermägung eine wohlwollende für diese Dienerklasse sein. — Bei dem Titel: Werkstättenpersonal bringt Leibbrand die Einrichtung von Lehrwerkstätten bei den Eisenbahnwerkstätten in Anregung, wie solche seit 1878 in Preußen mit Erfolg bestehen, worauf der Staats⸗Minister zusagt, diesem Gegenstand näher zu treten. — Für Einführung eines eigenen ärztlichen Dienstes für die Zwecke der Eisen⸗ hahnafvfettnm nach dem Vorgang der preußischen, bayerischen und badischen Staatsbahnen werden erstmals 52 000 ℳ ge⸗ fordert und wird diese Exigenz genehmigt. — Ebenso die neue Exigenz von 60 000 ℳ Zuschuß zu einer zu errichtenden Alters⸗, Invaliditäts⸗ und Hinterbliebenen⸗Versorgungskasse für die Arbeiter der Eisenbahnverwaltung. Auf eine Bemerkung Leibbrand's erwidert der Staats⸗Minister, daß in die Satzungen der Kasse noch Bestimmungen aufzu⸗ nehmen seien wegen billiger Rückzahlungen im Falle des Aus⸗ scheidens von Mitgliedern, auch daß es sich darum handle nicht nur die Arbeiter der Telegraphenwerkstätten, sondern au die Telegraphistinnen, ferner eine Rnaac- von Landpostboten in die aS einzuheziehen. Was die Werkstättenarbeiter be⸗ treffe, so seien dieselben in Württemberg am besten bezahlt Ihr durchschnittlicher ahresarbeitsverdienst betrage 1152 ℳ, gecgen 927 ℳ im Durchschnitt bei sämmtlichen deutschen Bahnen: 911 ℳ in Preußen, 918 ℳ in Baden, 921 ℳℳ in Bayern, 992 ℳ in Sachsen, 1013 ℳ in Elsaß⸗Lothringen. — Bei dem Titel „Kasten des Bahntransports“ bemerkt Leibbrand, daß Württemberg bezüglich der Kosten des Brennmaterials unter den deutschen Staatsbahnen obenan stehe. Der Staats⸗Minister erwidert hierauf, daß unter den in der Eisenbahnstatistik aufgeführten württembergischen sidern auch die internen dienstlichen Fracht⸗ kosten inbegriffen seien, was anderwärts nicht oder nicht in
Wüͤrttemberg leine venmöge ihrer Güte theurere stückreichere Kohle. vPeche. wesde als in Baden und Bayern. — Bei der „Bobenses Hampfschiffahrt“ sind die Einnahmen zu 285 764 ℳ, die Ausgaben im ersten hre zu 280 90o8 ℳ, im zweiten Fahre⸗ zu 250 728 der Ueberschuß zu 4856 ℳ bezw. 35 036 ℳ veranschlagt. Auf einen von Egger vorgebrachten Wunsch um Ermäßigung der ahrtaxen erwidert der Staats⸗Minister, daß im Laufe dieses onats eine Konferenz der fünf Bodensee⸗Dampfschiffahrts⸗ Verwaltungen stattgefunden habe, bei welcher Württemberg den Antrag auf Ermäßigung der fahrtaxen auf die vor dem 1. Juni 1875 gültigen Eate gestellt habe; dieser Antrag sei aber von sämmtlichen anderen Verwaltungen abgelehnt worden. Doch sei Aussicht vorhanden, daß einige Erleichterungen, wie Fami⸗ lien⸗Abonnementsbillets, Ermäßigungen für Eeife aaf hemn demnächst zur Ausführung kommen. Das Etatskapitel wird genehmigt. — Zum Schluß kamen außerordentliche Exigenzen zur Berathung und wurden genehmigt die Exigenzen von 130 000 ℳ zur Wiederherstellung und Verbesserung der Kirchen in Reichenbach, O.⸗A. Freudenstadt (frühromanische Klosterkirche aus dem 11. Jahrhundert), Liebenzell und Unterreichenbach, deren Baulast der Staats⸗Finanzverwaltung obliegt, und von 200 000 ℳ zur Herstellung von 8 bis 10 Pfarrhäusern für evangelische Geistliche, um ebensoviele Pfarrverwesereien in ständige Pfarreien umwandeln zu können. — Zu Errichtung einer Irrenklinik für etwa 100 Kranke an der Universität Tübingen werden gefordert 940 000 ℳ — Der Kommissionsantrag geht dahin, für diesen Zweck eine erste Rate von 440 000 ℳ zu verwilligen. — Becher ist für Ablehnung, da ein dringendes Bedürfniß für eine Irrenklinik nicht vorliege, und nach seiner Ansicht die Verwendung einer größeren Summe der Ueber⸗ schüsse, als die Regierung vorschlage, zur Entlastung der Ge⸗ meinden den Vorzug vor dieser Exigenz verdiene. — Der Staats⸗Minister des Kirchen⸗ und Schulwesens, Dr. von Sarwey, bittet dringend, den Bedenken des Vorredners keine Folge zu geben. Seit 70 Jahren sei die Frage der Gründung einer psychiatrischen Anstalt in Tübingen in Erörterung. Die Frage der Zurechnungsfähigkeit spiele nicht nur auf dem Gebiet der Strafrechtspflege, sondern auch auf dem der Polizei, der freiwilligen Gerichtsbarkei und der Civilrechtspflege eine große Rolle. Die Aerzte kommen unzählige Male in die Lage, sich über die Zurechnungsfähig⸗ keit zu erklären, und zwar ohne den Vorbehalt des Rekurses Jan einen Spezialisten, z. B. bei der zwangsweisen Einlieferun in eine Irrenanstalt. Was die juristische Ausbildung 8 psvchiatrischem „Gebiet betreffe, so habe sich die juristische Fakultät entschieden für die Nothwendigkeit ausgesprochen, den Studirenden der Jurisprudenz Gelegenheit dazu zu geben. Von allen deutschen Universitäten seien es außer Labingen nur zwei, und zwar kleinere, welche keine psychiatrische Klinik zur Verfügung haben. Hierin liege der beste Beweis für die Nothwendigkeit der Befriedigung dieses Bedürfnisses. Der Staats⸗Minister der Finanzen, Dr. von Renner, erklärt, er könne sich, nachdem der Plan in keiner Weise beanstandet worden sei, auch mit der Ratenbewilligung zur Noth einver⸗ standen erklären. — Schließlich wurde der Antrag Leemann'’s auf Errichtung einer Irrenklinik mit einem Aufwand von 940 000 ℳ gutgeheißen und hierzu eine erste Rate von 440 000 ℳ mit großer Mehrheit verwilligt.
Beaden. Karlsruhe, 27. Mai. (Karlsr. Ztg.) re Königlichen Hoheiten der Großherzog und die ) ne⸗ zogin sind am Sonntag früh hier wieder eingetroffen.
Hessen. Darmstadt, 27. Mai. (Darmst. Ztg.) In der vorgestrigen S der Zweiten Kammer wurde der Gesetzentwurf, betreffend die Errichtung einer Landes⸗ Kreditkasse, mit allen gegen 2 Stimmen angenommen.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 27. Mai. (Th. C.) Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog, die Frau Großherzogin und der Erbgroßherzog sind gestern von Jena hierher zurückgekehrt. Der Großherzog, welcher sich am Sonnabend bereits dorthin begeben hatte, wohnte den Feier⸗ lichkeiten am Sonnabend und Sonntag bei, wahrend die Frau Großherzogin und der Erbgroßherzog gestern Vormittag nach Jena fuhren und bei dem akademischen Festakt in der Kirche zugegen waren.
Sachsen⸗Altenburg. Altenburg, 25. Mai. Ihre Hoheiten der Herzog und die Herzogin, welche jetzt zur Kur in Baden⸗Baden weilen, benutzen das andauernd schöne und warme Wetter zu täglichen Ausflügen in die Umgebung Badens. Ihre Majestät die Kaiserin Augusta hat den Besuch Sr. Hoheit wiederholt empfangen. Die höchsten Herrschaften stehen in lebhaftem Verkehr mit den zur Zeit in Baden⸗Baden anwesenden Fürstlichkeiten. Höchst⸗ dieselben hatten am 22. d. M. die Spitzen der Behörden ihres dermaligen Aufenthaltsortes zur Tafel. Am 2. d. M. begab sich der Herzog auf einige Stunden nach
reiburg in Baden zum Befuch der Erbgroßherzoglichen errschaften und Sr. Hoheit des Herzogs von Nassau, während Se. Hoheit am 24. mit Ihrer Hoheit der Frau Herzogin einer Einladung bei Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Großherzogin⸗Mutter von ecklenburg⸗ Schwerin zur Tafel folgten.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Gotha, 25. Mai. (Goth. Ztg.) In der heutigen Sitzung des gemeinschaftlichen Land⸗ tages der Herzogthümer Coburg und Gotha wurde der gemeinschaftliche Etat und das Etatsgesetz auf die Finanzperiode vom 1. Juli 1889 bis 30. Juni 1893 ein⸗ stimmig genehmigt. Ebenso wurde der Gesetzentwurf, betreffend die Aenderung mehrerer Bestimmungen der Gesetze über den Civilstaatsdienst, in der von der Kommission vorgeschlagenen Fassung, mit der Resolution: 2 Landtag wolle das Herzogliche Staats⸗Ministerium er⸗ uchen, ein das Gesetz über den Civilstaatsdienst vom 3. Mai 1852 und sämmtliche dasselbe abändernden Gesetze auf⸗ hebendes neues Gesetz über den Civilstaatsdienst vor⸗ zulegen“, angenommen. Den letzten Berathungsgegen⸗ stand bildete der Gesetzentwurf, die Abände⸗ rung des §. 34 der Geschäftsordnung des Landtages betreffend. Nach demselben soll dem Herzoglichen Staats⸗ Ministerium zur Beiwohnung an sämmtlichen missions⸗ situngen ein Recht zustehen, welches bisher von dem Willen der Kommission abhing. Der einstimmige Antrag der Ver⸗ fassungskommission lautete: „Der gemeinschaftliche Landtag füͤr die Herzogthümer Coburg und Gotha wolle dem vorgelegten Gesetz⸗ entwurf die Zustimmung versagen, sich aber damit ein⸗ verstanden erklären, daß dem Wunsch der Herzoglichen Staatsregierung, an den Verathungen der Kommissionen theil⸗
Cris pi; Feisr Ii von den alienischen Minister⸗Prasid Herrn ede folgendes 8 chreiben naelehegne sidenten,
gleichem Maße der Fall zu sein scheine, ferner, daß in
zunehmen, thunlichst entsprochen werde.“ Die Regierungs⸗
urde nach längerer Debatte einstimmig abgelehnt, der vongs Theil des üherägs der Kommission aber mit 17 Stimmen ngenommen. Staats⸗Minister von Bonin erklärte 8 gau im Namen Sr. Hoheit des Herzogs die Vertagung des Landtages. 1 Unmittelbar nach Vertagung des Gemeinschaftlichen Land⸗ tages erklärte der Präsident Berlet den Sonder⸗Landta ür Gotha fur eröffnet und beraumte die nächste Sitzung au Montag, den 27. Mai cr., an. 8 —,27. Mai. (Goth. Ztg.) In der heutigen Sitzung des Sonder⸗Landtages für Gotha theilte der Präsident zunächst die eingegangenen Vorlagen mit. Es sind dies der Ftat, ferner der Gesetzentwurf, betreffend die Verein⸗ achung der Organisation der Finanzverwaltung, fe zeitweise Uebernahme der Wittwenkassenbeiträge auf die Staatskasse, und die Erweiterung der Befugniß ur Erhebung der Gemeindesteuern. Nach der Wahl her Finanz⸗ und der Verwaltungskommission wurde die
Sitzung vertagt.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 27. Mai. (W. T. B.) Der Prinz⸗Regent Luitpold von Bayern ist mit seiner Schwester, der Prinzessin Adelgunde, heute Abend hier ingetroffen. engexroff 27. Mai. (W. T. B.) Im Unterhause wurde heute anläßlich der beendeten Berathung des Unterrichts⸗ Budgets der Minister Graf Czaky mit anhaltenden Eljen⸗ rufen begrüßt. Bei der Berathung des Landwehr⸗Budgets wies der Minister der Landesvertheidigung, Fejervary, nach, daß die Schlagfertigkeit der Armee eine Vermehrung der Landwehr⸗Cadres bezw. des Offiziersbestandes erheische. Gegenüber der Oppositionspartei, welche Anstand daran nahm, daß der Landwehr⸗Gesetzentwurf, welcher noch nicht angenommen sei, im Voranschlage bereits zur Durch⸗ führung gelange, betonte der Minister, daß die Gesetzgebung berechtigt sei, gelegentlich der Budgetberathung erforderliche Abänderungen vorzunehmen, da dieselben keine deeiseanh eg seien und nur eine Vermehrung im Rahmen des bisherigen Organismus, sowie die Vermehrung der Zahl an Offizieren betääfen. Sodann unterbreitete der Minister dem Hause einen Gesetzentwurf über die Regelung der Einberufung der in den Verband der Armee gehörenden Reichstags⸗ Abgeordneten zu den Waffenübungen.
Großbritannien und Irland. London, 27. Mai. (W. T. B.) Das Oberhaus hat heute die zweite Lesung der Bill, betreffend die Flottenverstärkung, Hescseseh. Im Laufe der Debatte erklärte der Premier, Lord Salis⸗ dury: Wenn das Programm im Jahre 1894 ausgeführt sei, verde die britische Flotte stärker als die irgend zweier Nationen sein, ausgenommen, wenn Frankreich und Deutschland sich ver⸗ einigten, die zusammen 88 große Kriegsschiffe gegen 77 britische hätten. Eine solche Kombination sei jedoch nicht ehr wahrschein⸗ lich. Er zweifle nicht an dem ernsten Wunsch aller Herrscher von Europa, einen Krieg zu vermeiden, aber zu keiner Zeit könne man mit weniger Gewißheit als jetzt ver⸗ sichern, daß die Herrscher in 5 Jahren dieselben Herrscher von heute sein werden. Angesichts dieser Ungewißheit und zu einer Zeit, wo alle Nationen sich vorbereiten, müsse auch England sich vorbereiten. Die finanzielle Last der Vor⸗ bereitungen sei an sich selbst schon eine Gefahr für den
rieden, weil sie manche Nation zum Krieg zwingen könne.
lle Nationen hätten Angriffs⸗ und Vertheidigungsmittel angehäuft, nur England habe bis zur letzten Stunde, ja viel⸗ leicht über diese letzte Stunde hinaus gewartet, bevor es sich dem Wettlauf in Ausgaben für Rüstungen angeschlossen, aber länger dürfe England nicht warten. Er sage nicht, daß eine drohende Gefahr vorhanden sei, aber es bestehe eine Gefahr, gegen welche England sich schützen müsse.
Im Ugter ause erklärte der Unter⸗Staatssekretär Fer⸗ gusson: Die Regierung beabsichtige, die Einladung der schweizerischen Regierung zur Arbeiterschutzkon⸗ ferenz anzunehmen, aber mit dem Vorbehalt, daß der englische Vertreter über einen Vorschlag zur Beschränkung der Arbeit erwachsener Männer oder zur Einschränkung der Pro⸗ duktion nicht diskutiren dürfe.
Frankreich. Paris, 27. Mai. (W. T. B.) In der Deputirtenkammer gelangte heute der Etat des Kultus⸗ Ministeriums zur Berathung. Nachdem der Antrag der hütsenficeneg⸗ das Budget des Kultus⸗Ministeriums zu treichen, mit 337 gegen 198 Stimmen abgelehnt worden, nahm die Kammer sämumtliche Paragraphen desselben ohne Abänderung an.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 27. Mai. F. T. B.) Der Schah von Persien nahm gestern das ejeuner bei dem Kaiser und der Kaiserin im Anischkow⸗ Palais ein, begab sich darauf, von dem Kaiser, dem Groß⸗ fürsten⸗Thronfolger und den Großfürsten begleitet, nach dem Bahnhof und trat die Weiterreise an. Der Kaiser hat dem Schah sein mit Brillanten geschmücktes Porträt zum Tragen auf der Brust überreicht. 8 In einem heute veröffentlichten Kaiserlichen Hand⸗ schreiben an den Präsidenten des Minister⸗Comités heißt es: Der Kaiser fühle sich durch die an ihm und seiner Familie am 29. Oktober (17. Oktober a. St.) 1888 anläßlich des Eisenbahnunfalls bei Borki offenbarte Gnade Gottes bewogen, den an der Katastrophe schuldigen Beamten gegenüber ebenfalls nädig zu sein; er ordne deshalb an, die gerichtliche — gegen die Schuldigen einzustellen und dieselben nur disziplinarisch zu bestrafen. Der durch die Untersuchung konstatirte unbefriedigende Zustand der Kursk — Charkow —Asow⸗Eisenbahn müsse aber für alle übrigen Eisen⸗ bahnen als warnendes Beispiel dienen.
Italien. Rom, 27. Mai. (W. T. B.) Im Senat beantragte heute Guerriert⸗Gonzaga, daß in dem Augen⸗ blickk, wo der König und der Prinz von Neapel im Hegriff seien, nach Italien zurückzukehren, der Senat dem König eine lebhafte Genugthuung uüber die glänzende und herzliche
ufnahme in Berlin ausdrücken möge; daß ferner der Senat dem Kaiser Wilhelmund den Behördenund der Bevölkerung von Berlin, sowie dem Präsidenten des schweizer Bundesraths und dem schweizer Volke seine innige Dank⸗ barkeit für den Srdsen bekunde. De Zerbi unter⸗ stützt den Antrag mit der Erklärung; Die Reise des Königs habe 19
schen Politik gestaltet; er wuͤnsche aufrichtig eine Befestigung
Der Minister des Ackerbaues erklärte! Die Regierung schließe sich den edlen Worten der beiden Senatoren an; er abe volles Zutrauen zu den Beweisen von Zuneigung und ympathie, welche der König und der Kronprinz in Berlin sowie Seitens des ganzen deutschen Volkes empfangen haben. — Der Antrag wurde einstimmig angenommen. In der Deputirtenkammer verlas der Präsident Biancheri die Depesche des Präsidenten des Deutschen Reichstages, welche den vollständigen Inhalt der Rede enthält, die der Letztere im Reichstage als Antwort auf den Beschluß der italienischen Kam⸗ mer besütglich des Empfanges, welcher dem König von talien in Berlin bereitet worden war, 1,. hatte. Der räsident fügte hinzu: Die Kammer sei glücklich, daß diese Ge⸗ fühle von den Vertretern der deutschen Nation 8 herzlich getheilt worden seien: sie vereinige sich mit denselben in den aufrichtigen Wünschen betreffs Fortdauer der guten italienisch⸗ deutschen Freundschaft, welche den Frieden und das Glück der Souveräne und der beiden Länder verbürge.
. dem heute Vormittag abgehaltenen öffentlichen Konsistorium wurden die bereits gemeldeten Präconi⸗ sirungen vorgenommen.
— 28. Mai. (W. T. B.) Der König ist mit dem Kronprinzen und dem Minister⸗Präsidenten Crispi heute Pah 1 Uhr 35 Minuten in Monza eingetroffen und am
a fchoh von dem Präfekten von Mailand und dem Unter⸗ Präfekten von Monza empfangen worden. Der Minister⸗ Präsident Crispi reiste alsbald nach Mailand weiter.
I“ Bern, 27. Mai. (W. T. B.) Die hestg⸗ Volkspartei (konservativ) hat in ihrer gestrigen auptversammlung feast einstimmig beschlossen, gegen das von der Bundesversammlung erlassene Bundesgesetz über das Beitreibungs⸗ und Konkursverfahren die Volksabstimmung anzurufen. Hierzu müssen 30 000 Unter⸗ schriften gesammelt oder 8 Kantonsregierungen gewonnen werden.
Basel, 27. Mai. E. T. B.) Der König von Italien ist mit dem Gefolge heute Nachmittags, 2 Uhr 54 Minuten, am Badischen Bahnhofe eingetroffen und um 3 Uhr 10 Minuten vom Central⸗Bahnhof weitergereist. Der König fährt heute bis Monza, woselbst er übernachten wird.
Göschenen, 27. Mai, Abends. (W. T. B.) Der König und der Kronprinz von Italien trafen Abends 8 Uhr 4 Minuten hier ein und setzten nach kurzem Aufenthalt die Weiterreise fort.
In
Rumänien. Bukarest, 27. Mai. (W. T. B.) der Kammer wurde heute auf Antrag Carps zuerst das Ausgaben⸗Budget berathen. Jonesco verlangte von dem Finanz⸗Minister verschiedene Erklärungen, worauf der Letztere äußerte: er werde das Budget seines Ressorts zu ver⸗ theidigen wissen. Die Kammer trat alsdann in die Spezialdebatte des Ausgaben⸗Budgets ein. — Lahovary wird der Kammer einen Gesetzentwurf, betreffend die erlängerung des Handelsvertrages mit Frankreich, unterbreiten. — Die Gesandten Frankreichs und Englands suchten um Audienzen nach, Ie Ueberreichung der Antworten ihrer Regierungen auf die Notifikation der Einsetzung des Thron⸗
folgers.
28. Mai. (Pol. Corr.) Der frühere Metropolit Michael ist gestern hier eingetroffen und von Vertretern der serbischen Kolonie begrüßt worden. Derselbe besuchte den Bukarester Metropoliten und reist heute nach Serbien weiter.
Serbien. Belgrad, 27. Mai. (Pol. Corr.) Der Parteitag der Fortschrittler war von 1500 Personen, zumeist aus theils früher, theils jetzt entlassenen oder pensio⸗ nirten Beamten bestehend, besucht. Der Minister⸗Präsi⸗ dent Garaschanin vertheidigte in längerer Rede die Haltung der Fortschrittspartei und der aus derselben hervorgegangenen Regierung gegen die Beschuldigungen der Gegner, insbesondere be⸗ züglich des Eisenbahnbaues, des Anwachsens der Staatsschuld, der Enthebung des Metropoliten Michael und des bulgarischen Krieges. Schließlich ermahnte Garaschanin die Parteigenossen, die durch die verfassungsmäßig vollzogene Abdankung des Königs Milan geschaffene Situation stets als legal an⸗ zuerkennen. Das hierauf verlesene Parteiprogramm stimmt im Wesentlichen mit dem bisherigen überein. Für die aus⸗ wärtige Politik gilt der Grundsatz: Der Balkan den Balkan⸗ völkern. Die einstigen Stüͤtzen der Fortschrittspartei: Mijatovic, Pirotschanac, Novakovice und Horvatovic blieben dem fern.
— 27. Mai. (W. T. B.) Die Regierung hat ver⸗ schärfte Maßregeln getroffen, damit sich die Demonstra⸗ tionen gegen die Fortschrittspartei gelegentlich des Leichenbegängnisses des gestern von den Fortschrittlern getödteten Gymnasialschülers nicht erneuern. Sämmt⸗ liche Straßeneingänge sind von der Gendarmerie besetzt und das Militär ist in den Kasernen konsignirt. Man hält die Erneuerung von Exzessen deshalb für möglich, weil das Gerücht verbreitet wird, der Gymnasialschüler sei von dem Minister⸗Präsidenten Garaschanin getödtet worden. 1 Mai. (W. T. B.) An dem Leichenbegängniß des angeblich von Garaschanin getödteten Schülers Miskovic nahmen gegen 3000 Personen Theil. Die Regierung traf die umfassendsten Maßregeln zur Verhütung von Unordnungen. Während des Leichenbegängnisses kam es zu heftigen Demonstrationen egen Garaschanin, der unter polizeilichen Schutz gestellt werden mußte. 8
— 28. Mai. (W. T. B.) Die Ordnung ist überall
—
Innern des Landes eingetroffen waren, sind bereits alle wieder
heimgekehrt.
Bulgarien. Sofia, 27. Mai. (W. T. B.) Prinz Ferdinand begab sich gestern in Begleitung der Minister mittels Sonderzuges nach Bazardjick. Nachdem er daselbst dem Tedeum beigewohnt hatte, nahm er ein ihm von der Stadtverwaltung angebotenes Frühstück ein und trat am Abend die Rückreise an. — Heute legte der Prinz den Grundstein zu der neuen Militär⸗Unterrichts⸗ schule, deren Herstellungskosten auf 1 Million Fres. geschätzt werden. Australien. Auckland, 26. Mai. (W. T. B.) Den letzten Nachrichten aus Samoa zufolge ist es dem Admiral Klmberley gelungen, einen Waffenstillstand Tamasese und Mataafa bis zur Entscheidung der d erliner Konserenz herbeizuführen. Die Eingeborenen sin meist in die Heimath zurückgekehrt. “ 8
Nisderhergeterlh. die eeee welche aus dem
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Die „Berliner Politischen Nachrichten“ schreiben
„Mitt der Abreise des Königs Humbert hat eine an volksthüm⸗ Ccen nergezeasa gieeseng 2 jenseits 17 3 b
pisode ihren uß. gefunden, deren Folgen für die Interessen der befreundeten Monarchen, Stäaaten ve Egn. dauernder und, wie hinzugefügt werden darf, wohlthätigster Natur sein werden. Die lebhaften Sympathien, welche dem italienischen Herrscher von allen deutschen Patrioten unterschiedslos entgegengebracht wurden, steigerten sich unter dem Eindruck der berzgewinnenden Erscheinung des Königlichen Gastes, verbunden mit der Leutseligkeit seines Wesens, rasch bis zu rückhaltloser Begeisterung, dergestalt, daß es nicht zu viel behauptet ist, wenn man den König Humbert heute zu den in Deutsch⸗ land populärsten Persönlichkeiten rechnet. Es ist dies ein nicht nur vom volkspsycholdgischen, sondern besonders auch vom politischen Standpunkte hochwichtiges und beachtenswerthes Symptom. Die Welt lebt nicht mehr in den Zeiten der sogenaännten Kabinetspolitik. een Aktionen und Systeme, welche Anspruch auf daueruden Bestand echeben, können der engeren Fühlung mit der Volksseele nicht entbehren. Die Mittel, mit denen der Fachpolitiker arbeitet, die Wege, deren er sich zur Erreichung des ihm vorschwebenden Ziels be⸗ dient, mögen und müssen nach wie vor in den Schleier des tiefsten, unverbrüchlichsten Amtsgeheimnisses gehüllt sein: das Ziel selbst aber, wofern es überhaupt die Oeffentlichkeit nicht zu scheuen braucht, wird, je freimüthiger es sich darstellt, einen desto unbedingteren Rückhalt an der Zustimmung der Völker finden. So gilt der mitteleuropäische Dreibund nicht nur den Staaten und Völkern, die ihm direkt zugehören, als die werth⸗ vollste Errungenschaft der modernen Staatskunst, sondern findet be⸗ geisterte Freunde und Lobredner überall dort, wo man die Segnungen eines dauerhaften, loyal verbürgten Friedens gebührend zu schätzen weiß. Jede Kundgebung aber, welche den festen Bestand dieses Drei⸗ bundes, dieses sicheren Bollwerks 18. den Hereinbruch unendlichen
Kriegsjammers, erneuert darthut, welche das innere Band zwischen den Theilnehmern noch enger knüpft, wird freudig und mit Dank zur Kennt⸗ niß genommen. Daß der Besuch König Humbert’s in Berlin der Be⸗ kräftigung des Friedensgedankens galt, stand in Italien, Deutschland, Oesterreich⸗Ungarn von vornherein fest. Die Festbegeisterung der Ber⸗ liner schöpfte mit vollen Zügen aus dem Borne der Ueberzeugung, daß, wenn irgend ein fremder Potentat, der Souverän Italiens es im vollsten Maße verdiene, um seiner Gesinnungen und Absichten willen auf deutschem Boden, im deutschen Herzen willkommen geheißen zu werden. Pro patria est, dum Iudere videmur: Der Volksjubel, von welchem die deutsche Reichshauptstadt eine volle Woche hindurch ohne Aufhören durchbrauft wurde, entsprang nicht dem Gefallen an Schaugepränge, noch der eitlen Lust, vor Europa von sich reden zu machen, sondern dem Bewußtsein, daß es gelte, ein festlichster Begehung würdiges tagesgeschichtliches Ereigniß seiner Bedeutung angemessen zu feiern. Jeder empfand es: man kann nicht sein Vaterland lieben. ohne auch den Freunden desselben von Herzen zugethan zu sein; so wurde denn König Humbert, wie überall auf deutschem Boden, so vorzugs⸗ weise in Berlin als Freund des Vaterlandes mit all der ungekünstelten, überquellenden Empfindungswärme empfangen, welche unser Volk für hinter einer ruhigen, scheinbar kalten und gleichgültigen ußenseite verbirgt und nur dem zu erschließen pflegt, dem es sein Vertrauen geschenkt, den es in sein Herz geschlossen. Die Italiener haben diese Sprache des begeisterten Empfanges der Berliner wohl verstanden, wie das aus der großes Zahl von “ ersichtlich ist, die von jenseits der Alpen in diesen Tagen nach Berlin gelangt und hier mit größter Befriedigung vermerkt worden sind
— Zu der Annahme des Invaliditäts⸗ und Alters⸗ versicherungsgesetzes sagt die „Leipziger Zeitung“:
Mit 185 gegen 165 Stimmen hat der Reichstag den e. entwurf über die Invaliditäts⸗ und Altersversicherung der Ar⸗ beiter angenommen. Nicht der erste, aber bei Weitem der bedeutendste Schritt auf der Bahn, auf der uns nunmehr alle anderen Kultur⸗ völker nachfolgen müssen, ist damit gethan, und mit dem Bewußt⸗ fein, zu einer That von weltgefchichtlicher Bedeutung redlich mit. gewirkt zu haben, dürfen die Vertreter des deutschen Volkes nunmehr zu ihren heimathlichen Fluren zurückkehren. 8
Die Freude über das endlich Erreichte soll uns auch weder der Rückblick auf die heißen Kämpfe, die es unserem Volksleben gekostet hat, noch der Gedanke an die mancherlei Mängel trüben, die dem großen Werke zweifellos noch anhaften.
Daß der Kampf ein heißer, der Widerstand der Gegner zähe, die Meinungsverschiedenheit tiefgehend und die Verhandlung eine überausg langwierige war, spricht nur für die Bedeutung des Gegenstandes und ist deutsche Art. Auch der Widerspruch, den das Gesetz bei der deutschen Sozialdemokratie, bei den Vertretern des „deutschen⸗ Freisiuns und bei den kleineren, unserer staatlichen Entwickelung ein für feindlichen Parteigruppen fand, mwird Niemanden, der unsere Freude über das endlich Errungene theilt, verstimmen. Eher könnte uns diese Freude das Verbalten einer Anzahl konservativer Männer trüben, die wir bisher gewohnt waren, zu den treuesten Anhängern des Reichs, zu den tüchtigsten und zuverläfsigsten Stützen unseres monarchischen Staats zu zählen.
An der Grenze des Grundsatzes. — daß salus publica suprems lex, das Wohl des Ganzen über jede Rucksicht auf das Interesse des eigenen Standes und Landestheiles zu stellen sei, sind sie mit igrem bis zum letzten Augendblick fest⸗ gehaltenen Widerspruch gegen den Gesetzentwurf jedenfalls angekommen — ohne, wie wir glauben, das vermeintliche e ihrer Landes-⸗ und Berufsgenossen damit zu fördern. Denn weder wird, wie wir glauben, die der östlichen Landwirthschaft durch das neue Gesetz auferlegte Last unerschwinglich sein, noch der Zug nach Westen durch dasselbe verstärkt, noch die konservative Sache. der sie iu dienen meinten, durch diese ablehnende Haltung gefördert werden. Sei dem wie ihm wolle — diese Dissidenten sind zu ehrliche Politiker, um sich der Lehre des Erfolgs, der unserer hestimmten Ueberzeugung nach ein anderer als der von ihnen gefürchtete seim wird, zu derschließen. Aber auch die Mängel, die dem Gesetz nach der Ueberzengung seiner Freunde anbaften und am wenigsten von den verbündeten Re⸗ gierungen selbst verkannt werden — auch sie sollen uns das Geseg nicht verleiden. Es gilt dies nicht bloß von den Ausstellungen, die u. C. ohne genügende Begründung die östliche Landwirthschaft dasselbe erhebt, sondern auch von seinen, wie wir glauben, diel ten organisatorischen Bestimmungen. Wir lange —1 den Ausbau der Berufsorganisation, in der wir noch jetzt den mögg lichen Ansatz für eine neus Fesell zor um den Verzicht auf dieselde ni Aü . . 8 unserer festen Uederzeugung ist aber dieser Verzicht nicht end⸗ gültig und die Wiederaufnahme der Berufsorganisation nur eine Frage der Zeit. Für jetzt dringen wir diese U Zustandekommen des Gesetzes gern zum Opfer. um so zis das Technische dieser Organisation erst an der Hand der sahrungen die mit der Invaliden⸗ und Altersversicherung in ihver jetzigen Gestalt gemacht werden, zu gewinnen ist. Erwartungen, die man in unsere soztalpolitischen torischer Beziedung bei ihrem elah seste. . als die später eingetroffenen. Auch dei der Invaliditäts. und Alte versicherung wird dies der Hel sein. Warten wir daher diese — in 2 Arr derselden wird 88. offen wir zuversichtlich, päter nicht allzu schwer sein, za allerseits erstrebten „sachlichen Einheitlichkeit der Ardeiterver.
sicherung“ zu gelangen. Weder in Bezug auf die noch auf die Höde der Renten E des n
stimmungen derartige, daß Ke — . „2* Staade⸗Minister don
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ur Sache später geändert Kenner des Gesetzes, 1— Nation für seine aufopfernde, nie ermüdende Vertretung d
sn einem neuen üis aned Erfolge der italieni⸗
des Bünvnisses, welches der Erhaltung des Friedens diene.
richtigen Dank schuldet, zu olten Malen das i auch unsere Uederzeugung.