1889 / 127 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 29 May 1889 18:00:01 GMT) scan diff

leistung der württembergischen Werke könne jede Ver leichung aushalten, auch an Absatz fehle es nicht, allein die Preise seien gedrückt. Daran allein liege es, daß kein höherer Ertrag erzielt werde. Seit 1850 bis jetzt hätten die Hütten⸗ werke durchschnittlich 468 000 im Jahre ertragen, so müsse man rechnen und nicht nach dem jetzigen geringen Ertrag, der übrigens eine Besserung zeige. Das apitel wird 88 migt. In dem Kapitel „Ertrag der Salinen“ sind als A lieferung von den Salzwerken ghal. Hall, Sulz und Wilhelmshall 250 000 in Rechnung genommen. Der Referent Leibbrand bemerkt, daß der Ertrag der Salinen, welcher 1883/84 noch 875 000 betragen hat, seither in an⸗ dauerndem, raschem Rückgang begriffen sei. Neben einem Sinken der Salzpreise sei der Rückgang seit 1886 vornehmlich auf Rechnung des E(intritts des Salz⸗ werks Heilbronn in die Konkurrenz auf dem Salz⸗ markt zu setzen. Dieses Werk habe sich vornehmlich im Kampf mit den vürttembergischen, badischen und hessischen Salinen am Neckar (dem Neckar⸗Salinenverein) einen Absatz erobert, der für 1888 etwa 1 ½ Millionen Centner Steinsalz und ½ Millionen Centner Kochsalz betragen soll. Der mit dem Salzwerk Heilbronn geführte Konkurrenzkampf sei, wie dies bei solchen Kämpfen zu gehen pflege, zum großen Nachtheil sämmtlicher Produzenten und nicht zum vollen Nutzen der Konsumenten geführt worden; der Hauptnutzen sei in die Taschen der Zwischenhändler geflossen. Dem Vernehmen nach sei übrigens neuerdings eine Konvention zwischen dem Neckar⸗ Salinen⸗ verein, dem Salzwerk Heilbronn und andern deutschen Salinen Behufs Regelung der Produktions⸗ und Absatzverhältnisse, sowie der Preisstellung zu Stande gekommen, so daß eine Erhöhung der Salzpreise und dadurch auch eine Erhöhung der Einnahmen der staatlichen Salzwerke zu erwarten sei. Schließlich wünscht Referent, daß im Etat Erläuterungen über die Produktions⸗, Betriebs⸗ und Absatzverhältnisse der

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einzelnen Salinen gegeben werden, wie ja auch andere Staaten Preußen, die Reichslande ꝛc. keinen Anstand nehmen, Mittheilungen über die Produktion und die Durchschnittspreise zu machen. Das Kapitel wurde genehmigt.

Hessen. Darmstadt, 28. Mai. (Darmst. Ztg.) Die Zweite Kammer nahm in ihrer heutigen Sitzung einen Antrag der Abgg. Ulrich und Jöst auf Vorlage eines Gesetzentwurfs, betreffend Gewährung von Ent⸗ schädigung für unschuldigerlittene Untersuchungs⸗ oder Strafhaft, einstimmig an. Sodann vertagte sich die Kammer auf unbestimmte Zeit.

Oldenburg. Oldenburg. (H.) Der vom 14. bis 16. Mai zur diesjährigen ordentlichen Maiversammlung be⸗ rufene Provinzialrath des Fürstenthums Birken⸗ feld stimmte dem von der Regierung vorgelegten Entwurf einer Polizeiverordnung für Dachschieferbrüche, Steinbrüche und Gräbereien gutachtlich zu, nahm die vorschriftsmäßigen Wahlen vor und verhandelte über verschiedene Petitionen. Eine der letzteren, die Aufhebung des Verbots des Zusammen⸗ seins erwachsener junger Leute beiderlei Geschlechts in Wirths⸗ häusern betreffend, wurde vom Provinzialrath der Großherzog⸗ lichen Regierung zur Berücksichtigung empfohlen.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 26. Mai. (Cob. Ztg.) Der Landtag des Herzogthums Coburg ist auf Montag, den 3. Juni d. J., einberufen worden. Die hauptsächlichste Se wird der neue Staatskassen⸗Etat für 1889—1893

en.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 27. Mai. (Wien. Abdp.) Der zur Vorberathung des neuen Strafgesetz⸗ entwurfs vom Abgeordnetenhause gewählte per⸗ manente Ausschuß trat heute Vormittag vollzählig zu seiner ersten Sitzung zusammen. Von Seiten der Regierung waren der I. Dr. Graf Schönborn und Ministerial⸗Rath

r. Ritter von Krall erschienen. Die Berathungen nahmen mehrere Stunden in Anspruch. Den Vorsitz führte der Ob⸗ mann des Ausschusses Abg. Dr. Machalski.

Großbritannien und Irland. London, 28. Mai. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Oberhauses erklärte der Premier Marquis von Salisbury auf die von verschiedenen Rednern angeregten Fragen über die Vor⸗ gänge an der ostafrikanischen Küste, daß über die⸗ selben erst verhandelt werden könne, wenn die bezügliche Cor⸗ respondenz dem Parlament mätgeteirs sei. Die deutsche Kolonisi⸗

rung habe nicht im Jahre 1888, son dern 1884 begonnen und es hätten Verhandlungen darüber stattgefunden, als Lord Granville und später Lord Rosebery Minister der auswärtigen Angelegen⸗ heiten gewesen seien, bis die Linien festgestellt worden, welche die englische Interessensphäre von der deutschen trennen. Der Sklavenhandel zur See sei durch die Blokade vollständig aufgehoben. Die von Lord Halifax ange⸗ regte Frage, betreffend die Gefahr, in welcher die Missionare sich befänden, stehe in keiner Beziehung zu dem ursprüng⸗ lichen Landerwerb Seitens Deutschlands und zu der Blokade. Als die deutsche Gesellschaft von dem Gebiet an der Küste Besitz ergriffen habe, habe sie ohne Zweifel große Fehler be⸗ gangen, doch habe England mit dem kolonisatorischen Vorgehen nichts zu thun und sei in keiner Weise für diese Fehler ver⸗ antwortlich. Die deutsche Regierung habe erklärt, daß in Hinblick auf ihre militärische Ehre, ihre Kolonialinteressen und ihr erlangtes Ansehen es für Deutschland als Nation wesentlich sei, die Oberhoheit an den Punkten, wo sie ver⸗ loren gegangen, wiederherzustellen. Die militärischen Operationen verursachten natürlich überall an den angrenzen⸗ den Gebieten eine starke Bewegung. Unglücklicherweise seien auch die Missionsdistrikte davon betroffen. Es sei mehr als zweifelhaft, ob die Missionare den richtigen Weg ein⸗ geschlagen hätten, als sie alle Warnungen ignorirten und glaubten, auf Grund ihrer höheren Pflichten auf ihren Posten ausharren zu müssen. Während die Missionare sich wei⸗ erten, Angesichts der großen Gefahr ihre Distrikte zu ver⸗ assen, hätten für sie ihre Freunde den Schutz der englischen Behörden angerufen. Er glaube nicht, daß es Christenpflicht sei, unnöthig in Gefahr zu bleiben oder durch die Vernunft gebotene Vorsichtsmaßregeln zu unterlassen. Er sei nicht der Ansicht, daß die Missionare sehr weise und dadurch in Grade christlich gehandelt hätten. Die englische

gierung könne weder eine Armee, noch eine Flotte auf⸗ bieten, um die Operationen des Hauptmanns Wißmann auf⸗ zuhalten. Es sei lächerlich, zu behaupten, daß man die e in Bewegung setzen solle. Angesichts der Vor⸗ stellungen des Bischofs von London und des Erzbischofs von

Canterbury werde er mit der deutschen Regierung in Ver⸗ handlung treten. Indeß sei es der einzig richtige Weg für die Missionare, ohne Verzug sich aus dem Bereich der militä⸗ rischen Operationen zurückzuziehen, um so den Gefahren zu entgehen, welche mit der Beendigung der Operationen auf⸗ hören würden. Damit schloß die Erörterung. Die dritte Lesung des Ausgabe⸗Budgets wurde angenommen.

Das Unterhaus lehnte in seiner heutigen Sitzung den Antrag des Deputirten Robertson auf Herabsetzung des Gehalts des Premiers um 100 Pfd. Sterl., weil der englische Botschafter, Lord Lytfon, der Feier der Eröff⸗ nung der Pariser Weltausstellung nicht beigewohnt habe, mit 283 gegen 190 Stimmen ab. Im Laufe der Debatte erklärte der Unter⸗Staatssekretär Fergus son: die englische Regierung sei keiner „Verschwörung“, welche bezweckt hätte, Frankreich zu be⸗ leidigen, beigetreten. Die franzöͤsische Regierung habe die Stellung der englischen Regierung vollkommen verstanden. Die Beziehungen Englands zu Frankreich seien durchaus nicht getrübt. Bezüglich Armeniens erklärte der Unter⸗Staats⸗ sekretär, daß die Zustände daselbst nicht so schlechte seien, wie sie Bryce dargestellt habe. Es sei schwierig, die Signatar⸗ mächte zu Vorstellungen bei der Pforte zu veranlassen. Allein könne die englische Regierung nicht vorgehen, werde aber keine Gelegenheit versäumen, um der Pforte freundliche Vorstellungen zu machen. Fergusson erklärte ferner: er glaube, in dem portugiesischen Gesetzentwurf sollten die Paragraphen, welche die Weinprämien be⸗ treffen, fallen geiassen werden und an deren Stelle die Aufhebung der Exportzölle für Wein treten. Bezüglich der Gesetzentwürfe, betreffend die Zuckerkonvention, erklärte derselbe, daß die Vertreter der verschiedenen Länder die Publikation und die Diskussion derselben beanstandeten, bis sie den betreffenden gesetzgebenden Körper⸗ schaften unterbreitet seien; es sei daher unwahrscheinlich, daß die Verhandlungen dem Parlament noch in dieser Session zu⸗ ehen würden. Admiral Freemantle berichtete, daß seit dem

eginn der Blokade in Zanzibar, im März, nur eine Sklaven⸗ Dhau von den britischen Kriegsschiffen gekapert worden sei. Ein neuerer Bericht besage, daß im März über 1300 Dhaus durchsucht, aber keine weggenommen wurde. Er glaube, daß dieser Umstand dem Aufhören des Sklaven⸗ handels zur See zuzuschreiben sei. Keine fremde Macht habe die Anerkennung der Blokade oder die Ausübung des Durchsuchungsrechts in den Gewässern des Territoriums des Sultans verweigert. Im weiteren Verlauf der Sitzung nahm das Haus die dritte Lesung der Bill an, durch welche die Manchester⸗ Sheffield⸗ und Lincolnshire⸗Eisenbahngesellschaft zur Errichtung einer Dampferlinie zwischen Great Grimsby und Gent, Amsterdam, Bremerhaven, Stettin, Danzig, Riga, Gefle, Schweden, Norwegen und Dänemark ermächtigt wird.

Frankreich. Paris, 28. Mai. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer kündigte der Präsident Möline an, daß ihm eine an den Justiz⸗Minister gerichtete Interpellation Laguerre's zugegangen sei über das langsame Verfahren des Senats. Trotz seines Wunsches, die Freiheit der Tribüne zu achten, halte er es für unmöglich, diese Interpellation zuzulassen, da das Verfahren des Senats ein völlig unabhängiges sein müfse. (Zustimmung links und im Centrum.) Laguerre erinnerté an die jüngste Interpellation Mille⸗ rand's über das langsame Verfahren der Justiz. Der Präsident des Senats⸗Gerichtshofs sei Untersuchungsrichter wie Andere auch. Der Justiz⸗Minister habe das Recht, dem⸗ selben zu erklären, daß die Untersuchung eine zu langsame sei; es hieße das erste Recht der Kammer verkennen, wenn man ihr das Recht, Fragen an die Regierung zu stellen, schmälern wolle. (Widerspruch von der Linken, Beifall von der Rechten.) Cassagnac warf den Republikanern Mangel an Schamgefühl vor, weil sie das wenig edle Verfahren der Justiz in diesem Fall nicht gerügt wissen wollen; wenn die Kammer das nöthige Schamgefühl und den Muth besäße, den sie auf Grund ihres Mandats haben sollte, so würde sie die Interpellation in Berathung ziehen müssen. (Großer Lärm.) Die Kammer verhängte die Censur über Cassagnac und beschloß mit 308 gegen 216 Stimmen in der Tagesordnung fortzufahren. Im weiteren Verlaufe der Sitzung wurde von Andrieux eine der Anfrage Laguerre's analoge Interpellation eingebracht, in welcher der Regierung der Vorwurf gemacht wird, eine Polizei⸗Agentur des Untersuchungs⸗ ausschusses des Senats⸗Gerichtshofs geworden zu sein. Die Minister Tirard und Thevenet wiesen diesen Vorwurf ent⸗ schieden zurückund erklärten, daß die Regierung in keiner Weise an den Arbeiten des Untersuchungsausschusses Theil habe. Laguerre erklärte, der Untersuchungsausschuß habe nichts gegen Boulanger efunden. Das einzige Attentat, welches begangen worden sei, ei gegen Boulanger begangen. Der Redner erinnerte sodann an die Wahlerfolge Boulanger's. Nachdem Laguerre zur Ordnung gerufen und demselben auch das Wort ent⸗ zogen war, nahm die Kammer die einfache Tagesordnung mit 331 gegen 209 Stimmen an.

Das Zuchtpolizeigericht verurtheilte Perrin zu einer Gefängnißstrafe von 4 Monaten.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 29. Mai. (W. T. B.) Der Kaiser hat den Fürsten von Monte⸗ negro zum Chef eines Schützen⸗Regiments ernannt.

„Italien. Rom, 28. Mai. (W. T. B.) Der Minister⸗ Präsident Crispi ist heute Abend, 10 Uhr 40 Minuten, hier eingetroffen und auf dem Bahnhof von dem Präsidenten der Deputirtenkammer, den Ministern, vielen Deputirten und den Spitzen der Behörden empfangen worden.

Belgien. Brüssel, 28. Mai. (W. T. B.) In der Repräsentantenkammer gab der Justiz⸗Minister Lejeune heute Erklärungen ab über den in Mons ver⸗ handelten Sozialistenprozeß und hob hervor: er nehme die Verantwortung für denselben voll und ganz auf sich. Der Minister gab sodann einen geschichtlichen Ueberblick über die innere Lage im Jahre 1888, in welchem man eine Wiederholung der 1886 stattgehabten Unruhen befürchtet habe. Der General⸗Staatsanwalt habe er⸗ klärt, wenn der Justiz⸗Minister nicht die gerichtliche Ver⸗ folgung einleite, würde er seine Entlassung nehmen. Er, der Minister, habe sich in Folge der ihm zugegangenen beunruhi⸗ genden Berichte zur Einleitung des gerichtlichen Verfahrens entschlossen. Was die Behörde für Handhabung der öffent⸗ lichen Sicherheit angehe, so hätte dieselbe in dicser Form beseitigt werden müssen, da sie ohne Rücksicht auf die An⸗ sichten des Ministeriums vorgegangen sei. (Wiederholte Unterbrechungen Seitens der Linken, lebhafter Beifall der

sondern rufe

Rechten.) Der Minister des Innern, Devolder, wiez dem zuf das Entschiedenste die gegen ihn und den Chef des Kabinets erhobenen Anschuldigungen zurück. Die Deputirten Houzeau und Bara richteten beftig⸗ Angriffe gegen den Minister⸗Präsidenten und den Justiz⸗Minister und be⸗ schuldigten sie der Mitschuld an den Vergehen der beiden Agents provocateurs. Der Minister⸗ Präsident erklärte: zu einer eingehenden Beantwortung der Oppositionsreden sei heute die Zeit schon zu weit vorgerückt, doch wolle er nicht bis morgen warten, um gegen die Heftig⸗ keit und die persönlichen Angriffe zu protestiren, welche bei der Linken traditionell seien und durch welche diese die Macht zu erlangen suche. Der Minister⸗Präsident wird morgen ant⸗ worten.

28. Mai. (W. T. .) Doe Vize⸗General⸗ Gouverneur des Congo⸗Staats, Ledeganck, und der frühere Kommandant des Bezirks von Leopoldville, Lieutenant Liebrechts, sind hier eingetroffen. Letzterer hat die Station Leopoldville vollständig umgestaltet; das bebaute Terrain erstreckt sich auf eine große Entfernung um die Station. Das Ansehen des unabhängigen Staats ist voll⸗ kommen hergestellt in dem Bezirk von Stanley Pool bis zum Inkissi⸗Fluß. Die örtlichen Kriege haben beinahe auf⸗ gehört. Der Dampferdienst geht auf dem Congo einer guten Entwickelung entgegen. Der belgische Lieutenant Becker hat Tippo Tip bei den Falls getroffen. Das Aru⸗ wimi⸗Gebiet ist unter den direkten Einfluß des Congo⸗ staats gestellt. Die Errichtung des Lagers am Aruwimi ist nahezu vollendet.

Rumänien. Bukarest, 28. Mai. (W. T. B.) Der Fortifikationskredit wird morgen im Senat zur Be⸗ rathung kommen. Die Kammer bewilligte heute der Unter⸗ suchungskommission, welche dazu beauftragt ist, das Mini⸗ sterium Bratiano in den Anklagezustand zu versetzen, die von derselben nachgesuchte Verlängerung ihres Mandats bis zur nächsten Session. Sodann wurde die Interpellation Carp in Berathung genommen, welche die Regierung auf⸗ fordert, ihre Grundhäte betreffs der Verwaltungsreform zu entwickeln. Die Debatte wird morgen fortgesetzt.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 25. Mai. Der König und die Königin begeben sich Anfangs Juni nach Schloß Rosendal und werden dort bis Ende des Monats verweilen. Am 10. Juli tritt der König an Bord des Dampfers „Drott“ eine Reise nach der Westküste an, während die Königin bis Ende Juli am Randsfjord in Nor⸗ wegen zubringen wird. Im August werden die Majestäten auf Schloß Drottningholm Aufenthalt nehmen. Nach Beendigung des Orientalisten⸗Kongresses begiebt sich der König nach Schonen, Um den Felddienstübungen der Truppen des ersten Militär⸗ distrikts beizuwohnen. Die Kronprinzlichen Herrschaften begeben sich in der nächsten Woche nach Schloß Tullgarn. Der bisherige Gesandte der Vereinigten Staaten von Amerika, Mr. Magee, überreichte heute dem König sein Rückberufungsschreiben. Der Statthalter des Stockholmer Schlosses, Graf Skiöldebrand, ist hier Hestts im Alter von 77 Jahren gestorben. Der Artillerie⸗Kapitän A. Nordenfelt hat von dem Minister des Innern den Auftrag ethalten, nach Berlin zu reisen und die dortige Ausstellung für Unfallverhütung zu studiren. Nachdem der König auf den Antrag des Chefs der Fortifikation die Anfertigung von Plänen zur Befesti⸗ gung von Gothenburg von der Seeseite befohlen hat, ist nunmehr eine Kommission unter Leitung des Obersten der Fortifikation H. Elliot mit den vor⸗ bereitenden Untersuchungen zu diesem Zweck betraut worden. Der Bewilligungsausschuß des Reichstages hat die Staatseinnahmen für das Jahr 1890, wie folgt, berechnet: Zölle 36 000 000 Kronen, Postwesen 6 900 000 Kronen (gegen 6 580 000 Kronen für das Jahr 1889), Abgaben von besonderen Vergünstigungen und Gerechtsamen 350 000 Kronen, Stempelsteuer 3 700 000 Kronen (3 500 000 Kronen für 1889), Branntweinsteuer 13 000 000 Kronen (15 000 000 Kronen für 1889), Rübenzuckersteuer 550 000 Kronen (250 000 Kronen für 1889), zusammen 60 500 000 Kronen 61 680 000 Kronen für das laufende Jahr.

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Der „Vossischen Zeitung“ wird aus Paris berichtet: Es hat einer sehr starten Erregung bedurft, um die Aufmerksam⸗ keit der Franzosen abzulenken von der Weltausstellung, der Droschken⸗ noth und der Frage der Schließung des Marsfeldes an mehreren Abenden in der Woche. Die gestrige Nachricht, daß König Humbert auf seiner Rückreise nach Italien den Weg über Straßburg nehmen und dort eine Truppenschau abhalten werde, war aber eine solche Erregung von genügender Stärke. Sie wirkte hier wie ein Schlag ins Gesicht. Die öffentliche Meinung bäumte sich förmlich auf. Die Börse gab dem allgemeinen Gefühle zahlenmäßigen Ausdruck, indem sie die italienische Rente von 97 Fr. 85 Cent., dem vorgestrigen Preise, bis auf 96 Fr. 60 Cent. warf. Die Presse, selbst die, welche den Werth des Wortes kennt und Verantwortlichkeitsgefühl genvg. hat, um sich zu beherrschen, hielt dem Sohne Victor Emanuel'’s in Wendungen, welche die tiefste Erregung verriethen, vor, wie un⸗ geheuerlich es sei, daß er „die Truppen der Sieger inmitten der besiegten Bevölkerung an sich vorüberziehen lasse, in der sich noch zahllose Männer befinden, die 1853 für die Befreiung Italiens unter den französischen Fahnen ge⸗ fochten haben.“ Ein Blatt bat den todten König Alfons XII. von Spanien demüthig um Verzeihung dafür, daß ihn die Pariser Straßenmenge ausgepfiffen habe; zwar habe er sich zum Obersten eines im Reichslande stehenden Reiterregiments ernennen lassen, aber er sei doch wenigstens nicht nach Straßburg ge⸗ angen, er habe es doch abgelehnt, durch seine Gegenwart in der Frankreich entrissenen Stadt die Eroberung gutzuheißen. Andere Zeitungen brachen in wüste Schimpfreden aus, deren Wiedergabe keinen Zweck hätte. In der Kammer gab es große siebenmal⸗ weise G welche in dem Abstecher des Königs Humbert eine absichtliche Herausforderung Frankreichs durch den Fürsten Bismarck sehen wollten. Die Sache sei ganz klar, führten sie aus. Fürst Bismarck sei wüthend über den großartigen Erfolg der Pariser Weltausstellung und über die Steigerung, die Frankreichs Ansehen dadurch erfahre. Er wolle es also demüthigen und wähle dazu die Form eines triumphirenden Einzugs des Königs von Italien in Straßburg. Damit man nicht darüber in Zweifel sei, daß die Kundgebung ihre Spitze gegen Frankreich richte, habe Fürst Bismarck wenige Tage vorher im Reichstage, natürlich nicht ohne Absicht, die Elsasser ausdrücklich als Franzosen bezeichnet. Man führe also nicht einen befreundeten ö6“ in einen deutschen Landestheil,

unter erschwerendsten Umständen unterjochten Franzosen ein „Weh den Besiegten!“ zu. 11- war 85 Auf⸗ fassung, die man in den Wandelgängen der Kammer aussprechen hörte. Heute erfolgte unn ein plötzlicher Szenenwechsel. Der König

1““

egen

in seiner genossenschaftlichen Thätigkeit

8 t nicht nach Straßburg, sondern kehrt über Baden talien geht nich 5 0 ,108 zwei baeespennge vlti anzen Zwischenfall erschöpfend zusammen: „Viel Lärm pieltite den nd deg e gut, Alles gut.“ Die Einen behaupten jetzt, 4 gemeldeten Absichten haben nie bestanden; die Anderen sie haben wohl bestanden, doch sei man in der Stunde von ihnen abgekommen; wie diese meinen, weil ürst Bismarck gegen den aus dem eigenen Antriebe des isers hervorgegangenen Reiseplan Bedenken geltend gemacht habe, n jene erklären: weil die Wirkung der Nachricht auf die öffentliche meinung in Italien König Humbert und Herrn Crispi beunruhigt 7 be Dem sei wie immer, eins geht aus dem Ereigniß mit betrü⸗ 2 der Deutlichkeit hervor: die Franzosen sind unaufrichtig, wenn sie benaentlichen Aeußerungen immer wieder darauf hinweisen, daß Frank⸗ lech den Frankfurter Frieden ehrlich angenommen habe und halte. 8 sehen diesen Friedensvertrag nicht nur selbst nicht als endgültig möchten auch, daß das übrige Europa ihn als überhaupt Recht bestehend ansehe. Denn nur diesen Sinn kann wenn sie so entrüstet darüber sind, daß ein fremder Herrscher Straßburg amtlich besucht. Gäben sie zu, daß Furopa die rechtsgültig von Frankreich an Deutschland abgetretenen gandestheile als rechtmäßige Bestandtheile des Deutschen Reichs be⸗ trachte, so könnten sie sich über ein Erscheinen des Königs Humbert in Straßburg nicht mehr aufregen als über einen Besuch dieses Föͤni z in Berlin. Aber das geben sie eben nicht zu. Europa soll im Gebietsbestande des Deutschen Reichs keinen Rechtszustand sehen. Es soll nicht zugestehen, daß der Frankfurter Friedensvertrag iine gültige Rechtsurkunde bilde. Es soll im Reichslande, wie es die Franzosen thun, ein gewaltsam dem rechtmäßigen Besitzer entrissenes und ohne Rechtstitel festgehaltenes Gebiet schen. Europa soll die Empfindung haben, daß ein jeder Herrscher, der als Gast des Deutschen Kaisers das Reichsland besucht, in einem offenen Rechtsstreit um einen Besitz für Deutschland und gegen Frankreich Partei nehme, und gleichsam die Vergewaltigung tines Rechts billige. Solche Anschauungen gehen über die platonische Sehnsucht nach Wiedergewinnung des Elsaß hinaus, die, wie Fürst Bismarck selbst im Reichstage wiederholt erklärt hat, ein Deutscher dem französischen Vaterlandsfreunde nicht nothwendig übelzunehmen braucht. Sie verrathen einen Seelenzustand, der allen Friedensversicherungen zum Trotz eine ernste Gefahr für den Weltfrieden bedeutet.

In einem Artikel der Wiener „Presse“ über die Annahme des Alters⸗ und Invaliditäts⸗Versicherungsgesetzes ißt es: veißt es⸗ Jeglicher wie immer über die Vorzüge und über die Mängel des neuen Alters⸗ und Invaliditäts⸗Versicherungsgesetzes denken, seine Einbringung war eine bedeutende That Seitens der Bundesregierungen, seine schließliche Genebmigung eine sieghafte Er⸗ probung für die zwingende Kraft einmal anerkannter sozialer Probleme negenüber der begreiflichen Angst aller besitzenden Klassen vor dem Unbekannten, dessen Gebiet nunmehr die soziale Gesetzgebung des Deutschen Reichs betreten hat. Wenn man bedenkt, daß diese Alters⸗ und Invaliden⸗Versicherung eine Anzahl von mehr als elf Millionen Versicherter umfaßt, bezüglich deren Vermerkungen geführt und an die schließlich Zahlungen geleistet werden müssen; wenn man die tausendfache Casuistik erwägt, mit welcher in der Praxis die Wirklich⸗ keit an die Voraussetzungen des Gesetzes herantreten wird, so können die Schwierigkeiten, die Beschwerden und Klagen der Versicherten und der Steuerträger nicht unterschätzt werden, denen die Durchfüh⸗ rung des eben beschlossenen Gesetzes begegnen wird. An die Arbeits⸗ kraft, die Intelligenz, den Sparsinn der deutschen Verwaltungs⸗ beamten, an das Organisationstalent der Reichsbehörden und nament⸗ lich des Ministers von Boetticher, treten eine Reihe neuer, schwieriger Aufgaben, wenn jenes Gesetz nur einigermaßen den Absichten ent⸗ sprechen soll, denen es entstammte: den Absichten, der arbeitenden Bevölkerung von Reichswegen eine wirkliche, auf Dank berechtigte Wohlthat zu erweisen und den Steuerträgern keine unerträgliche Be⸗ lastung anzumuthen. 1— Die Stellung der Parteien war eine ganz merkwürdige in dieser Frage. Wir sehen von Sozialdemokraten, Polen und Elsässern ab, die als prinzipielle oder faktiöse Opposition stimmten. Die Frei⸗ sinnigen aber haben abermals unter Eugen Richter's Führung und vertreten durch Bamberger einen großen Fehler gemacht. Sie haben sich brutal auf den manchesterlichen Standpunkt gestellt, und die Möglichkeit einer staatlichen Ingerenz in dieser Sache bestritten. Was anders giebt der sozialen Partei die große Kraft, als der An⸗ spruch, daß der Staat den sozialen Uebelständen begegne, wie er die sozialen Vorzüge anerkenne und gelten lass? Womit anders soll der redliche Staatsmann diese immer stärker werdenden Mahnrufe von Millionen Wählern beantworten, als mit dem Versuche, dem Schutze des Besitzes auch einen Schutz der Besitzlosen als Correlat zur Seite zu stellen? Hier ist mit dem Verneinen nichts gethan. Die Gesetze des Güter⸗ marktes, wie sie Adam Smith aufgestellt hat, sind heute noch richtig nur haben diese Gesetze damit nicht gerechnet, daß die Güter dazu da sind, um verzehrt zu werden, und nicht damit, daß die Menschen mit dem Anspruche auf die Welt kommen, zu leben. Das werthlose Gut mag verschwinden höchstens beweint von seinem Eigner; der durch eine unglückliche Konjunktur entwerthete Mensch will aber leben, muß leben können und also durchkreuzt das Menschenrecht die Gesctze von Angebot und Nachfrage. Der Schutzzoll sanirt die Industrie, der soziale Schutz soll und wird die Menschen, die Arbeiter gegen die Konjunktur zu schüßen haben. Darin liegt die Frage, dar⸗ aus kann nur ihre Lösung erfolgen. Und der begeistertste Freihändler, der nur den Konsumenten berücksichtigt, wird immer nur konkurrenz⸗ unfähige Gewerbe, aber nicht außer Konkurrenz gekommene Menschen der Vernichtung preisgeben wollen. Der Mensch aber, der nichts mehr zu verlieren hat, ist in seinem besten Selbst beinahe vernichtet. Das Alles nicht eingesehen zu haben, ist ein denkwürdiges Versagen jeder politischen Intelligenz der deutschen Freisinnigen.

Die „Schwarzburg⸗Rudolstädter Landes⸗ Zeitung“ schreibt:

Das Fenoftts geüstscesef ist am 1. Mai vom Kaiser verkündigt worden; am 1. Oktober soll es nunmehr in Kraft treten. Hierin liegt die Aufforderung, allenthalben mit den Vorbereitungen zur Er⸗ richtung von Genossenschaften zu beginnen. Wir unsererseits richten eine solche Aufforderung vor Allem an die Anhänger der Kaiserlichen Botschaft vom 17. November 1881, damit die Hoffnungen in Er⸗ füllung gehen, welche in der Thronrede vom 22. November 1888 an die Zulassung von Genossenschaften mit beschränkter Haftpflicht ge⸗ knüpft wurden. Das Genossenschaftswesen bietet das Mittel, so manchen sozialen Uebelständen abzuhelfen und so auch an seinem Theile Etwas zu der Verwirklichung der Sozialreform beizutragen, welche die Regierung mit den großen Arbeiterversicherungsgesetzen in ngriff genommen und eingeleitet hat. Alle Klassen der Bevölkerung haben das dringendste Interesse an einer friedlichen Lösung der sozialen Frage, an einer Ausgleichung der sozialen Uebelstände. Ein gangbarer Weg hierzu ist der genossen⸗ schaftliche. Daher sollten sich auch alle Klassen der Bevölkerung hieran betheiligen und die Mittel benutzen, welche ihnen hierzu ge⸗ oten werden. Es handelt sich hierbei nicht um eine Parteifrage, sondern vielmehr um ein politisch neutrales Gebiet, auf welchem die verschiedenen Klassen Versöhnung, Verftändigung und Ausgleichung ihrer Interessen suchen und finden können. Deshalb sollten s auch keine Parteigegensätze hieran knüpfen, vielmehr ollte das genossenschaftliche Arbeitsfeld von allen Parteien unter dem Gesichtepunkt der Gemeinnützigkeit beackert werden. Jeder treue Anhänger der Kaiserlichen Botschaft wird daher bestrebt sein, allen politischen Parteistreit zu vermeiden und in Abwehr und Angriff stets eine streng sachliche

un Zwie er gekommen ist.

Behandlung beizubehalten.

6 Wenn es nach den Heffanaen der Thronrede zu einem neuen enossenschaftswesen, zur Errichtung neuer Verbände kommt, so ist

der größte Werth darauf zu legen, daß diese neuen Verbände zu den

bestehenden in ein freundschaftliches Verhältniß gelangen, eingedenk der Wahrheit, daß auch in dieser Hinsicht „Frieden ernährt und Un⸗ frieden zerstört.“ Bei einer nicht feindseligen Haltung der verschiedenen Systeme gegen einander kann der Wetteifer zu einem mächtigen Hebel⸗ wet⸗ Pnofgreäschafttiches Fortschritts, also der allgemeinen Wohl⸗ ahrt werden.

Hat das seitherige Genossenschaftswesen auch die soziale Krisis nicht beschworen, die Sozialdemokratie nicht zurückgehalten, Mam⸗ monismus und Pauperismus wie Schulze⸗Delitzsch es vor 30 Jahren als fein Ziel hinstellte nicht eingeschränkt und dadurch ein Genossenschaftswesen nothwendig gemacht, welches darauf abzielen muß, diese Lücken schärfer ins Auge zu fassen, d. h. ein Genossen⸗ schaftswesen, welches sozialreformatorische Ziele verfolgt, so erfordert gerade dieses Ziel die Eintracht der Parteien, die Vermeidung jeglicher Gehässigkeiten und ein stilles ernstes Wirken Aller, die sich ihm er⸗ geben. Gerade das sozialreformatörische Ziel möge bei der zukünftigen Begründung von Genossenschaften scharf ins Auge gefaßt werden, das wird das beste Mittel sein, die Parteileidenschaften zu mäßigen und den Parteikämpfen ihre Bitterkeit zu nehmen.

Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.

Portugal. Durch eine in Nr. 112 des „Diario do Governo“ vom 18. Mai 1889 veröffentlichte Verfügung des Königlich portugiesischen Ministeriums des Innern wird bestimmt, daß der unterm 29. April d. J. ergangenen Anordnung, laut welcher die Häfen der peruanischen Provinz Piura für von Gelbfieber verseucht und die übrigen Häfen der Republik Peru für derselben Krankheit verdächtig erklärt worden sind, rückwirkende Kraft bis zum 1. April d. J. beiwohnt. („Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 109 vom 7. Mai 1889.)

Gewerbe und Handel.

Der Präsident von Paraguay hat unter dem 4. April d. J. ein Dekret erlassen, wonach Kapitäne und Befrachter von Schiffen, welche nach einem Hafen der Republik abgehen, verpflichtet sind, die Ladungsmanifeste bei dem paraguavischen Konsul des Abgangshafens gegen Zahlung der betreffenden Gebühr beglaubigen zu lassen. Die Besitzer oder Empfänger von Waaren, welche bei den Zollämtern der Republik ein nicht so beglaubigtes Manifest vorzeigen, haben die entsprechenden Konsulargebühren zu entrichten und außerdem eine Geldstrafe von 150 Pesos fuertes (gleich 600 ℳ) zu zahlen. Berlin, 28. Mai. Bericht über Kartoffelfabrikate von C. H. Helmeke. (Zeitschr. f. Spiritusind) Die Stimmung für Kartoffelfabrikate war während dieser Woche eine matte, woran die andauernde Hitze einen Theil der Schuld trägt. In Stärke und Mehl ließen die Umsätze zu wünschen übrig; bevorzugt waren die guten Qualitäten, für welche entsprechend höhere Forderungen gemacht werden; vernachlässigt sind die zweifelhaften Prima⸗ und die Sekunda⸗Qualitäten Der Preisstand ist im Ganzen wenig verändert, es stellen sich die Preise für reelle und gute Prima⸗Qualitäten Stärke und Mehl auf 22,50 23 ab den entfernteren Stationen und 23 23,50 ab den sächsischen und märkischen Stationen, abfallende Qualitäten 21 22,50 ℳ, Secunda⸗Qualitaͤten 20 21 ℳ, Tertia⸗ Qualitäten 19 20 Die holländischen Preise für Stärke und Mehl sind unverändert und etwas höher als die unserigen. Von feuchter Kartoffelstärke wurde noch Einiges angeboten, welche indeß nur zu 11,50 ℳ, schließlich zu 11,25 Parität Berlin verkäuflich war. In Syrup und Zucker war gleicher Verkehr, die Preise schwach behauptet. Dextrin hatte besseren Handel. 12 notiren ist frei Berlin: Prima Kartoffelmehl 23,50 24 ℳ, ekunda Kartoffelmehl 21,50 22,0 ℳ, Prima Kartoffelstärke 22,50 23 ℳ, Sekunda Kartoffelstärke 21 22 ℳ, Prima weißer Kartoffel⸗Syrup 420 prompt 26—26,50 ℳ, per Mai 26,50 ℳ, do. gelber prompt 25 26 ℳ, per Mai 25,40 ℳ, Prima weißer Kartoffel⸗Zucker prompt 26,75 ℳ, per Mai 26,75 ℳ, do. gelber per Mai 25 26 ℳ, Prima Dextrin prompt 33,50 34 ℳ, Krystallinischer Kartoffelzucker 99 % 44 45 ℳ, Krystallinisches Nachprodukt 80 % 24 8 In dem Geschäftsbericht des Verwaltungsraths der Ostpreu⸗ ßischen landschaftlichen Darlehnskasse zu Königsberg i. Pr. für das 20. Geschäftsjahr vom 1. April 1888 bis 31. März 1889 werden die bisherigen Ergebnisse des Instituts folgendermaßen gekenn⸗ zeichnet: Das erste Geschäftsjahr umfaßt nur die Periode vom Oktober 1869, in welchem die Eröffnung der Darlehnskasse stattfand, bis zum 1. April 1870, sodaß nur die Ergebnisse von 19 ½ Jahren in Betracht kommen. Mit einem Grundvermögen von 900 000 ausgestattet, hat die Darlehnskasse bis zum 31. März 1879, also in 9 ½ Jahren, zur Verstärkung des Grundvermögens 600 000 ℳ, an den Fonds der Ostpreußischen Landschaft als dessen Eigenthum 411 158 und an den Reservefond 45 684 abgeführt. Das Gewinnergebniß dieser 9 ½ Jahre betrug sonach 1056 842 In dem mit dem 31. März 1889 verlaufenen zweiten Jahrzehnt hat sie ferner abgeführt: an den Fonds der Ostpreußischen Landschaft zu dessen Eigenthum 1 121 568 ℳ, zur weiteren Verstärkung ihres Grundvermögens bis 2 Millionen Mark und dann zu ihrem neuen Reservefonds 528 44 ℳ; hinzu tritt noch der Zinsgenuß der Effekten des Reservefonds pro 1886/89 mit 3422 Das Geschäftsergebniß dieser 20 Jahre hat also im Ganzen erbracht 2 710 288 ℳ, wovon 1 653 445 das Ergebniß des mit dem 31. März d. J. abgeschlossenen zweiten Jahrzehnts bilden. Eine Darstellung der allgemeinen Geschäftsverhältnisse des Instituts in den abgelaufenen 20 Jahren schließt mit der dankbaren Anerkennung, daß alle staatlichen, kirchlichen und kommunalen Behörden, zahlreiche Vertrauenspersonen, Vormünder, Verwalter großer Vermögensmassen und alle Stände der Provinz ihr Vertrauen und ihre Aufträge der Darlehnskasse in reichem Maße gewährt haben. Ueber das letzte Geschäftsjahr wird u. A. Folgendes bemerkt: Die Course der sicheren Werthpapiere und insbesondere auch der Ostpreußischen Pfandbriefe hatten mit nur einzelnen Unterbrechungen eine steigende Tendenz, wodurch das Effektengeschäft belebt wurde. Der lebhafte Wechsel, welcher in Folge der auswärtigen Anleihen und der Konvertirungen in den ausländischen Effekten stattfand, hat ein gegen die früheren Jahre gesteigertes Kommissions⸗Effektengeschäft bewirkt und bei der Depositalabtheilung regen Verkehr herbeigeführt. Die Vermittelung der Bepfandbriefungen war auch in diesem Jahre sehr begehrt; die daraus erzielten Provisionen stellen das Vorschuß⸗Conto an die erste Stelle. Wenn alle diese Umstände dahin wirkten, das Ergebniß des Jahres zu steigern, so war es auf der anderen Seite nur mit großer Muͤhe und nicht immer ausreichend möglich, die der Kasse reichlich zufließenden baaren Geldmittel zinsbar anzulegen, ein Umstand, der auf das Gewinnergebniß ermäßigend gewirkt hat. An größeren Operationen ist in diesem Jahre die Konvertirung der 4 ½ % Kreis⸗Obligationen des Kreises Goldap in 3 ½ % mit Erfolg durchgeführt, 1n die der Darlehnskasse übertragene gleiche Um⸗ wandlung der bligationen der Kreise Angerburg, Heilsberg und Niederung noch schwebt. Für das letzte Jahr verblieb ein Einnahme⸗ Ueberschuß von 202 792 ℳ, d. i. über 10 % des jetzigen Grund⸗ vermögens von 2 000 000 und nach Ausscheidung des Gewinn⸗ antheils der Tilgungs⸗Kassen⸗Interessenten und der übrigen davon erfolgten Ueberweisungen ein Reingewinn von 170 318 ℳ, d. i. über 8 ½ % des Grundkapitals von 2 000 000 Im Vorjahre betrug der Reingewinn 162 288 ℳ. Von dem Reingewinn von 170 318 gebühren laut Statut ⁄%0 dem eigenthümlichen Fonds der Ost⸗ preußischen Landschaft mit 153 286 und 1⁄0 dem Reservefonds der Darlehnskasse mit 17 031 Das Reservefonds⸗Conto der Darlehns⸗ kasse wies am 1. April 1888 noch einen Kreditsaldo auf von 58 748 ℳ, hinzutreten vorbezeichneter Gewinnantheil mit 17 031 und der Zinsenertrag der im Reservefonds befindlichen Effekten mit 1780 ℳ, sodaß das Reservefonds⸗Conto nunmehr einen Kreditsaldo nachweist von 77 561 Dieses Gewinnergebniß hat die Erledigung von 34 935 Geschäftsnummern erfordert gegen 34 671 des Vorjahres. Von diesen Geschäftsnummern dienten allein 25 066 Nummern der Erledi⸗ gung der Hypotheken⸗Vorschuß⸗, ⸗Vermittelungs⸗, „Lombard⸗, ⸗Conto⸗ Corrent⸗ und der Tilgungs⸗Kassensachen. Die Gesammtum

trugen je im Debet und Credit 151 946 922 ℳ, also im Ganzen 303 893 845 gegen 303 520 390 des Jahres 1887/88.

Vom oberschlesischen Steinkohlenmarkt berichtet die „Schles. Ztg.“: Den günstigen Aussichten, mit welchen der Kohlen⸗ abfatz im laufenden Monat begonnen hatte, und welche in Folge der Arbeiterausstände des westfälischen Reviers durch die unerwartete Steigerung des Kohlenbezuges erheblich zunahmen, ist durch die Arbeitseinstellung im eigenen Reviere ein jäher Abbruch wider⸗ fahren. Die Schwierigkeiten und Verlegenheiten der Gruben wurden dann, als sich die Behebung der Betriebsunter⸗ brechung anbahnte, durch Mangel an Eisenbahnfahrzeugen vermehrt. Der Arbeiterausstand darf zur Zeit als bei⸗ gelegt angesehen werden; die Nachfrage für Kohlen und Koks tritt in einer dem stattgehabten Ausfall an Brennstoffen entsprechenden Intensität auf, ohne daß indessen die Gruben im Stande wären, die erlittenen Verluste durch eine Erhöhung der Preise auszugleichen. Im Revier ist allerdings eine Preiserhöhung von 2 4 pro 100 kg Kohlen aller Sorten beabsichtigt und zum Theil auch durchgeführt Von Bedeutung und Erfolg ist dieselbe zunächst aber nicht, da der größte Theil der Förderungen noch unter Schluß zu alten 8 steht, und derartige Schlüsse theilweise sogar noch bis Ende

uni k. J. laufen. Für Koks sind Erhöhungen um noch höher Beträge eingetreten. In größeren Mengen sind Koks überhaup kaum erhältlich, da die Werke vor der Hand nicht liefern, sonder für ähnliche Eventualitäten, wie den letzten Ausstand, größere Be⸗ stände einlagern. 8

Köslin, 28. Mai. (W. T. B.) Die Generalversammlung der Hypotheken⸗Aktien⸗Bank genehmigte die Bilanz, wählte zu Mitgliedern des Kuratoriums: Kommerzien Rath Kolbe⸗Zanow, Banquier Schappach, Geheimen Rath Linde, Chefredakteur Christians und Rechtsanwalt Hans Hoffmann⸗Berlin, und beschloß die Verlegung des Domizils der Bank nach Berlin. Sodann genehmigte die Versammlung die Ausgabe von 2 Millionen 4 % Hypotheken⸗Schuldscheine, rückzahlbar mit 103, zu Zweck der Einlösung von ungedeckten Pfandbriefen, un beschloß die Schaffung von 6 % Vorzugsaktien durch baare Zahlun von 50 %, wenn die Pfandbriefe in die Reduktion ihrer Verzinsun auf 4 %, und in die Abfindung der Zuschläge willigen, und zwar de 5 prozent. mit 20 % Zuschlag bis 10 %, der 5⸗ und 4 prozent. mit 10 % Zuschlag bis 5 % und der 4 prozent. mit 10 % Zuschlag bis 4 %. Die Abfindung soll zur Hälfte baar, zur Hälfte in Genuß⸗ scheinen in 5 Jahren erfolgen.

Die „Rhein⸗Westf. Ztg.“ berichtet über den Bergarbeiter⸗ strike in ihrer vom heutigen Tage datirten Nummer: Was den allgemeinen Stand der Dinge im Ober⸗Bergamts⸗ bezirk Dortmund anbetrifft, so sind am 28. Mai ange⸗ fahren 57 477 Grubenarbeiter und 15 938 Tagesarbeiter, im Ganzen 73 475 Bergleute, d. h. rund an 8000 Arbeiter mehr als am Montag. Unsere Voraussetzung, daß der Strike dem Ende zugehe, wird dem⸗ nach auch durch diese erfreulichen Zahlen vollinhaltlich bestätigt. Die Förderung des größten Theils der Gelsenkixchener Zechen war gestern nur sehr gering. Gestellt wurden am 28. Mai für Kohlen und Koks 6488 Doppelwagen, d. h. 600 Doppelwagen mehr als am Montag.

Dortmund, 28. Mai. (Rhein.⸗Westf. Ztg.) Heute mit Tagesgrauen wurden bei den hiesigen bekannten Bergarbeiter⸗ Delegirten Schröder und Bunte sowie Siegel in Dorst⸗ feld mehrstündige Haussuchungen vorgenommen. Der Dele⸗ girte Bergmann Pottkämper zu Dorstfeld wurde gestern Abend festgenommen.

Dortmund, 29. Mai. (W. T. B.) Der Zeitung „Tremonia“ zufolge richten die Delegirten der noch ausstehenden Zechen des hiesigen Reviers an die Belegschaften heute einen Aufruf, am Freitag die Arbeit wieder aufzunehmen.

Berge⸗Borbeck, 29. Mai. (W. T. B.) Die Arbeiter⸗ Delegirten in Essen beschlossen, gemäß dem Bochumer Beschluß vom 19. d. M., an dem Waffenstillstand von zwei Monaten fest⸗ zuhalten. Heute sind die Belegschaften fast überall an⸗ gefahren. Von den verhafteten Mitgliedern des Strike⸗Comité's wurden gestern Abend 4 Mitglieder entlassen.

Leipzig, 28. Mai. (W. T. B.) Bei der Generalversammlung des Vereins für Rübenzuckerindustrie im Deutschen Reiche waren 250 Fabriken vertreten; den Vorsitz führte Stengel (Staßfurt), fünf Mitglieder des Ausschusses wurden wiedergewählt. Bauer (Wegeleben), Korkhaus (Nordheim) wurden neu gewählt. Bezüglich der Londoner Konvention ging man, indem man sich der von dem Ausschuß eingenommenen Stellung anschloß, zur Tages⸗ ordnung über.

Wien, 28. Mai. (W. T. B.) Die Generalversammlung der Oesterreichischen Nordwestbahn genehmigte die bereits be⸗ kannten Anträge des Verwaltungsraths, betreffend die Verwendung des Reingewinns. Die außerordentliche Generalversammlung der österreichischen Länderbank genehmigte die Anträge des Ver⸗ waltungsraths, betreffend die Umwandlung des Aktienkaäpitals von 40 Millionen Goldgulden in 40 Millionen Gulden österreichische Währung und die hierdurch nöthigen Statutenänderungen.

Pilsen, 28. Mai. (W. T. B.) Zwei Bataillone der hiesigen Garnison erhielten telegraphische Ordre, sich marschbereit zu machen, um in das Pilsener Kohlenrevier, wo ein Strike auszu⸗ brechen droht, abzugehen.

Manchester, 28. Mai. (W. T. B.) 12r Water Taylor 6 ¼, 30r Water Taylor 9, 20r Water Leigh 8, 30r Water Clayton 8 ¾⅝;, 32r Mock Brooke 8 ⅛, 40r Mayoll 9, 40r Medio Wilkinson 10 ½, 32r Warpcops Lees 8 %, 36r Warpcops Rowland 9 ¼, 40r Double Weston 9ꝛ ⅞, 60r Double courante Qualität 13 ¼, 32“ 116 yds 16 % 16 grey Printers aus 321/46 174. Ruhig.

Rotterdam, 28. Mai. (W. T. B.) Bei der heute von der Niederländischen Handelsgesellschaft abgehaltenen Zinnauktion wurden 24 200 Blöcke Bankazinn zu 55 ¼ à 55 ¼, .““ 55 ½, und 1000 Blöcke Billitonzinn zu 55 à 55 verkauft.

New⸗York, 27. Mai. (W. T. B.) Weizen⸗Ver⸗ schiffungen der letzten Woche von den atlantischen Häfen der Vereinigten Staaten nach Großbritannien 35 000, do. nach —, do. nach anderen Häfen des Kontinents 22 000, do. von

alifornien und Oregon nach Großbritannien 56 000, do. nach anderen Häfen des Kontinents Qrts.

28. Mai. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche ausgeführten Produkte betrug 6 061 646 Dollars, gegen 6 753 974 Dollars in der Vorwoche.

Submissionen im Auslande.

1 Niederlande. 8 1) 3. Juni, Mttgs. 12 Uhr. Im Raadhuis zu Magstricht: Lieferung von 60 Stück gußeisernen Abflußtrichtern und 50 Stück gußeisernen Rahmen mit Deckeln für die Ventilations⸗ scchachte der Abfuhrröhren. Auskunft an Ort und Stelle. 2) 4. Juni, Vm. 11 Uhr. Directie der Marine zu Amsterdam: Segeltuch (Everdoek Nr. 1 und 2) in 3 Abtheilungen.

Ausku ft an Ort und Stelle. 8

3) 6. Juni, Vm. 11 Uhr. Ministerie van Marine im Haag im Marine⸗Direktionsgebäude in Amsterdam:

Reeserss von eichenen Balken, Masten und sonstigem Schiffs⸗ auholz.

Auskunft im genannten Ministerium.

4) 7. Juni, Nm. 2 Uhr. Directie der Nederlandsche Zuid Afrikaansche Spoorweg-Maatschappy in Amsterdam, im Kontor der Gesellschaft (Administratiegebouw van de Hollandsche Xzeren Spoorweg-Maatschappy):

Loos⸗Nr. 9. Eichenholz für Weichen.

Bedingungen für 0,25 Fl. käuflich im Kontor der Gesellschaft.

5) 10. Juni. Het Burgelyk Armbestuur zu Nieuwolda (Prov. Groningen): 8

Lieferung von 500 000 kg (250 Last) geschlagenen Steinen.

Auskunft an Ort und Stelle.