1889 / 147 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 24 Jun 1889 18:00:01 GMT) scan diff

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hatte, präsentirte die Leib⸗Compagnie des 1. Garde⸗Regiments z. F., die Musik spielte den Präsentirmarsch und die Fahne senkte sich zu Boden. An dem Portal vor der Wendeltreppe standen sämmtliche Königliche Prinzen in großer Gala und empfingen hier die Prinzessin Braut. Se. Königliche Hoheit Prinz Heinrich von Preußen reichte Höchstderselben den Arm, während Se. Königliche Hoheit Prinz Friedrich Leopold Seine Erlauchte Mutter führte. Unter dem Vortritt der Obersten Hof⸗, der Ober⸗Hof⸗, der Vize⸗Ober⸗Hof⸗ und Hoschargen und gefolgt von den Königlichen Prinzen begab sich der Zug an der Galawache des 2. Garde⸗Regiments z. F. vorbei, über die Wendeltreppe, auf welcher die Schloßgarde⸗ Compagnie und Gardes⸗du⸗Corps⸗Posten in den rothen Supra⸗ Westen Spalier bildeten, nach dem Schweizer Saal, wo unter den Fanfaren aus den silbernen Trompeten des Trompetercorps der Gardes du Corps die Prinzessinnen des Königlichen Hauses die Durchlauchtigste Braut begrüßten und nach der Branden⸗ burgischen Kammer geleiteten. Hier wurde die Prinzessin Braut von Ihren Kaiserlichen und König⸗ lichen Majestäten und den Hohen Gästen em⸗ pfangen. Alsbdann fand in dem Kurfürsten⸗Zimmer im Beisein hrer Majestäten des Kaisers und Königs, der Kaiserin und Königin, Ihrer Hoheiten des Herzogs Ernst Günther und der Frau Herzogin⸗Mutter Adelheid zu Schleswig⸗Holstein, des Durchlauchtigsten Brautpaares, sowie des Oberst⸗Kämmerers Grafen zu Stolberg⸗Wernigerode, des Ministers des Königlichen Hrnzies. von Wedell, und des Geheimen Regierungs⸗

aths von Goldbeck die Vollziehung der Ehepakten statt. Während dieser Zeit brachten unter den Klängen des Hohenfriedberger Marsches die 1. Garde⸗Dragoner die Standarten und das 2. Garde⸗Regiment z. F. die Fahnen der Garde⸗Kavallerie⸗ bezw. Infanterie⸗Regimenter und Truppentheile in das Königliche Schloß zurück.

Um 6 Uhr fand zu Ehren des Hohen Brautpaars im Weißen Saale des Königlichen Schlosses eine Prunktafel von 260 Gedecken statt. Die Tafel er⸗ glänzte in königlicher Pracht, vor den Plätzen des Erlauchten Brautpaars war ein mächtiger Tafel⸗

tz das glückbringende Schiff darstellend aufge⸗ stellt. Um 6 Uhr erschien der Hof unter großem Vortritt der Obersten Hof⸗, der Ober⸗Hof⸗, der Vize⸗Ober⸗Hof⸗, der Hofchargen sowie der Hof⸗ und Leib⸗Pagen. Das Er lauchte Brautpaar hatte heute den Vortritt und betrat als erstes den Saal. Die Hohe Braut trug dieselbe Toilette wie beim Einzug, Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Leopold den rothen Gala⸗Rock der Gardes du Corps. Es folgten Se. Hoheit der Herzog Ernst Günther zu Schleswig⸗Holstein, Ihre Majestät die Kaiserin und Königin führend, Fee. eine fliederfarbene, in dunkeler Seide ge⸗ stickte Robe trug. Ein hohes, kronenartiges Diadem von funkelnden Brillanten zierte das Haupt, ein gleich entzückendes Collier den Hals, die Hohe Frau trug Stern und Kette des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler. Des Kaisers und Königs Majestät, Allerhöchstwelcher gleichfalls die Gala⸗Uniform Seines Gardes⸗du⸗Corps⸗ Regiments trug, führte die Hohe Mutter der Braut, Ihre Hoheit Frau Herzogin Adelheid zu Schleswig⸗Holstein. Es Pilßten der Großherzog von Sachsen⸗Weimar, Königliche

oheit, Frau Prinzessin Friedrich Carl, Königliche Hoheit, führend, welche eine Robe von amethystfarbenem Sammet und schwerer Seide mit einem in Gold gestickten weißen Cachemir⸗ Tabelier gewählt hatte; ferner Se. Königliche Hoheit Prinz Heinrich von Preußen in der Gala⸗Uniform eines Kapitäns zur See mit Ihrer Königlichen ohet der Frau Großherzogin zu Sachsen; Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Prinz⸗Regent von Braunschweig, in der Feld⸗ marschalls⸗Uniform mit Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Erbgroßherzogin von Oldenburg; Se. Hoheit der Herzog von Altenburg mit Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Prinzessin Luise von Preußen; Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog von Mecklenburg⸗Strelitz mit Ihrer Durchlaucht der Prinzessin Amalie von E“ Se. Durchlaucht der Fürst Reuß j. L., in der Uniform des Magdeburgischen Jäger⸗ Bataillons Nr. 4, mit Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Herzogin Wilhelm von Mecklenburg⸗Schwerin; Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog von Oldenburg mit Ihrer Königlicpen Hoheit der Frau Erbgroßherzogin von Mecklenburg⸗Strelitz; Se. Hoheit der Herzog Johann Albrecht von Mecklenburg⸗Schwerin mit Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Erbprinzessin von Sachsen⸗ Meiningen; Se. Hoheit der Erbprinz von Sachsen⸗Meiningen mit der Fhren Erbprinzessin von Reuß j. L., Durchlaucht; ferner: Ihre Hoheiten die Prinzessinnen Luise und Marie zu Schleswig⸗Holstein⸗Sonderburg⸗Glücksburg und die Frau Prinzessin Friedrich von Hohenzollern; Ihre Hoheiten und Ihre Durchlauchten die Prinzen von Anhalt, die Erb⸗ prinzen von aldeck und Pyrmont, von Reuß j. L. und von Hohenzollern; der Prinz Friedrich von Hessen, der Herzog Georg von Oldenburg und die Prinzen von Hohenzollern und Reuß. Sämmtliche Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften, soweit sie Ritter des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler sind, sowie die Ritter des Hohen Ordens trugen die Kette und den Stern dieses Ordens.

Das Hohe Brautpaar hatte an der Tafel die Plätze unter dem Thron⸗Baldachin zwischen Ihren Maäjestäten dem Kaiser und König und der Kaiserin und Königin inne. Dem Erlauchten Bräutigam gegenüber saß in der Mitte der Tafel der Oberst⸗Kämmerer Graf zu Stolberg⸗Wernigerode; es folgten zur Linken General⸗Oberst von Pape, Oberft Schenk Fürft von Hatzfeldt, Staats⸗Minister von Boetticher, Landes⸗ direktor von Levetzow, die Generäle von Strubberg, von Werder und von Rauch, von Grolman, Minister von May⸗ bach, während zur Rechten der Herzog von Ratibor, Feld⸗ marschall Graf von Blumenthal, die Minister von Friedberg und von Puttkamer, der kommandirende General des III. Armee⸗Corps, General Bronsart von Schellendorff und der kommandirende Admiral Freiherr von der Goltz ihre Plätze hatten. An der Tafel gegenüber der Thronseite speisten der Kriegs⸗Minister General du Verdy, die Minister von Goßler und Freiherr Lucius von Ballhausen, der General⸗ Superintendent, Ober⸗Hof⸗ und Dom⸗Prediger D. Kögel, der Kommandant General⸗Lieutenant Graf von Schlieffen, die Mitglieder des Bundesraths, die Militär⸗Bevollmächtigten der be Staaten, die General⸗ und Flügel⸗Adjutanten u. A.

e Tafelmusik wurde abwechselnd von den Musikcorps des 1. Garde⸗Regiments z. F. und dem Trompetercorps der Gardes du Corps ausgeführt; den Anfang bildete der Armee⸗ marsch Nr. 7, 1. Bataillon Garde 1806, den Schluß der Fest⸗

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marsch aus dem Liede:

in der Uniform Seines 8. derburg⸗Glücksb Sonderburg⸗ ücks urg

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Um 7 ¼ Uhr etwa hatte die Tafel ihr Ende erreicht und es wurde alsdann der Kaffee in dem Rittersaal und den an⸗ stoßenden Gemächern genommen, wo auch noch ein längerer Cercle stattfand.

Zu der auf Allerhöchsten Befehl am Sonntag zu Ehren des Hohen Brautpaars im Königlichen Opernhause gegebenen Festvorstellung waren besondere Einladungen von der General⸗Intendantur der Königlichen Schauspiele für 8 Uhr ergangen. Doch schon lange vorher füllte sich der große Raum mit einer ebenso glänzenden wie gewählten Ge⸗ sellschaft. Die Plätze waren so vertheilt, daß im Parquet nur Herren saßen und zwar in den ersten 5 Räthe erster und zweiter Klasse, Brigade⸗Commandeure, Regiments⸗Com⸗ mandeure und Stabsoffiziere, hervorragende Personen der Kunst und Wissenschaft, während die beiden letzten Reihen dicht unter der großen Königlichen Mittelloge die Hof⸗ und Leib⸗Pagen einnahmen. Die linke Seite des ersten Ranges und ein Theil der rechten Seite nach der Mittelloge zu war den Excellenzen⸗ Damen und den bei Hofe vorgestellten Damen reservirt. Es bot dieser Theil des Opernhauses in den hellen, lichtfarbigen Toiletten der Damen, in dem strahlenden Schmuck der schim⸗ mernden Diamanten und der frischen Blumen ein besonders an⸗ ziehendes Bild. Auf der rechten Seite des 1. Ranges saß ferner das diplomatische Corps. In der Fremdenloge und an⸗ schließenden oberen Prosceniumsloge saßen die Herzöge von Ratibor und Ujest, der Graf zu Stolberg⸗Wer⸗ nigerode, die Fürsten zu 8 und Radolin. In der unteren Prosceniumsloge saßen die Staats⸗Minister, welche vollzählig erschienen waren, und die Ritter des Hohen Ordens vom Schwarzen Adler gegenüber der General⸗Feldmarschall Graf von Blumenthal, General⸗Oberst von Pape, die kom⸗ mandirenden Generale des Garde⸗Corps und III. Armee⸗Corps, General von Strubberg und die Divisions⸗Commandeure. Auch die oberen RNänge boten ein farbenreiches Bild. Um 8 Uhr betrat, während die Anwesenden sich von ihren een erhoben, unter dem Vortritt des General⸗Intendanten Grafen von Hochberg der Hof die große Mittelloge: Zuerst das Brautpaar: Se. Königliche Hoheit Prinz Friedrich Leopold in der Uniform der Gardes du Corps die Durchlauchtigste Braut in einer Toilette von lichtgrünem Damast mit einem Devant von Tüll Illusion und frische Rosenknospen im Ausschnitt, das hellblonde Haar geschmückt mit dem strahlenden Diamantdiadem. Das Hohe Brautpaar trat bis zur Brüstung heran und dankte der sich tief verneigenden Versammlung. Es folgten Se. Majestät der König von Sachsen, Ihre Majestät die Kaiserin und Königin führend, Se. Majestät der Kaiser und König mit der Durch⸗ lauchtigsten Mutter der Braut, hrer Hoheit der Frau Herzogin Adelheid. In der ersten Reihe nahmen noch Platz: Thre Königlichen Hoheiten die Frau Großherzogin von

achsen⸗Weimar und die Frau Erbgroßherzogin von Olden⸗ burg. In der zweiten Reihe saßen Ihre Königlichen die Frau Prinzessin Luise von Preußen, die Frau Herzogin Wilhelm von Mecklenburg⸗Schwerin, Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Sachsen⸗Weimar, Ihre Königliche Hoheit die Frau Erbgroßherzogin von Mecklenburg⸗Strelitz, Ihre oheit Prinzessin Marie von Schleswig⸗Holstein⸗ und Ihre Königliche Hoheit die Frau Erbprinzessin von Meiningen. In der dritten Reihe nahmen Platz die jugendliche Schwester Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin, Ihre Durchlaucht die Prin⸗ zessin Feodore zu Schleswig⸗Holstein, Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen Heinrich und Albrecht von Preußen, Ihre Königlichen Hoheiten die Erbgroßherzöge von Mecklenburg⸗Strelitz und Oldenburg, Se. Hoheit der Herzog von Altenburg, Se. Durchlaucht der Fürst Reuß j. L. und die Herzöge, Erbprinzen und Prinzen aus den souveränen deutschen Fürstenhäusern. Ihre Majestäten der Kaiser und König und die Kaiserin und Königin verneigten Sich beim Eintritt wiederholt gegen das Publikum, und die Vorstellung nahm ihren An⸗ fang. Es wurden gegeben der II. Akt aus „Rienzi“ von R. Wagner und das Vorspiel und der I. Akt aus „Lohengrin“ von R. Wagner. In der Zwischenpause nahmen die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften in dem großen Saal hinter der Königsloge Erfrischungen ein. Nach 10 ½ Uhr erreichte die Vorstellung, die einen üö Verlauf genommen hatte, ihr Ende.

Se. Durchlaucht der Prinz Albert von Sachsen⸗ Altenburg, Commandeur der 3. Garde⸗Kavallerie⸗Brigade,

ist von Dresden hier wieder eingetroffen.

„— Der Kaiserliche Gesandte am Königlich dänischen Hofe, Freiherr von den Brincken, hat einen ihm Allerhöchst be⸗ willigten Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit des⸗ selben von Kopenhagen fungirt der Legations⸗Sekretär von Below⸗Rutzau als interimistischer Geschäftsträger.

Der Staatssekretär des Reichs⸗Marineamts, Contre⸗ Admiral Heusner, ist von Dienstreisen hierher zurückgekehrt.

Die Bevollmächtigten zum Bundesrath: Königlich bayerischer Ministerial⸗RKath Heller, Königlich fäͤchsischer Zoll⸗ und Steuer⸗Direktor Golz und Königlich württem⸗ bergischer Ober⸗Finanz⸗Rath Fischer, sind hier angekommen.

Der General⸗Auditeur der Armee, Wirkliche Geheime Ober⸗Justiz⸗Rath Ittenbach hat sich auf Dienstreisen begeben.

S. M. S. „Nixe“, Kommandant Kapitän zur See Büchsel, ist am 21. Juni cr. in Halifax eingetroffen und beabsichtigt, am 10. Juli cr. wieder in See zu gehen. S. M. S. „Alexandrine“, Kommandant Korvetten⸗Kapitän von Prittwitz und Gaffron, ist am 22. Juni cr. in Albany (Australien) eingetroffen und beabsichtigt, am 26. dess. Mts. wieder in See zu gehen.

Wiesbaden, 22. Juni. (W. T. B.) Der König von Dänemark ist heute Abend von hier nach Gmunden ab⸗

gereist.

Sachsen. Dresden, 23. Juni. (W. T. B.) Se. Majestät der König hat sich heute Vormittag nach Berlin begeben. Ihre Majestät die Königin tritt heute Nachmittag mit Ihren Königlichen Hoheiten dem Grafen und der Gräfin von Flandern und dem Prinzen Balduin die Reise nach Sigmaringen an.

hleswig⸗Holstein meerumschlungen!“

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Württemberg. Stuttgart, 22. Juni. Der „Staats⸗ Anzeiger für Württemberg“ veröffentlicht nachstehenden Erlaß Sr. Majestät des Königs:

„An Mein Volk.

Karl von Gottes Gnaden König von Württemberg Bei dem Abschluß des 25. Jahres Meiner Meinem Hee Bedürfniß, an Mein geliebtes Volk Mich zu wenden. Mit der Königin, Meiner Gemahlin, darf Ich auf eine Reihe von Jahren zurückblicken, in welchen es Mir vergönnt gewesen ist, Meines Fürstlichen Berufes in einer bewegten und großen Zeit zu warten. Vor Allem drängt es Mich heute, Mein Volk aufzufordern mit Mir sich zum Danke gegen den Allmächtigen Gott zu vereinigen’

der sichtbar über Mir und Meinem Lande mit treuer Hand gewaltet

hat. Als Ich vor 25 Jahren durch Gottes Rathschluß zur Regierung

berufen ward, habe Ich Mir gelobt, dieselbe zum Wohl und zum Besten b

des Landes zu führen. Die zahlreichen Zeichen der Treue, Anhänglichkeit und herzlicher Theilnahme, welche Mir und Meinem Hause daß Württembergische Volk stets bei frohen und bei schmerzlichen Er⸗

eignissen kundgegeben hat und welche es in diesen Tagen wieder

in rührender Weise Mir entgegenbringt, werden Mir unver⸗ geßlich bleiben und sind Meinem Herzen wohlthuende Beweise daß Mein Bemühen richtig erkannt und nicht erfolglos gewesen ist. Das Glück und die Wohlfahrt Württembergs wird auch fortan das Ziel Meiner landesväterlichen Bestrebungen sein. Für Allez,

was Ich während Meiner Regierung zu wirken bemüht war, finde

Ich den schönsten Lohn in den dankbaren und treuen Gesinnungen Meines Volkes. Möge der Segen Gottes auch ferner auf Mir, auf Meiner Gemahlin, Welche seit mehr als 40 Jahren in treuer Liebe und Mitarbeit Mir verbunden ist, auf Meinem Hause und auf dem ganzen Württemberger Land und Volke ruhen! Gegeben Stuttgart, den 22. Juni 1889. 8 arl.“

Mit Genehmigung Sr. Majestät des Königs baben Ihre Majestät die Königin aus Anlaß des Aller⸗ höchsten Regierungsjubiläums eine Erinnerungsmedaille für Verdienste um Werke der Nächstenliebe gestiftet, welche an Männer, Frauen und Jungfrauen ver⸗ liehen und von dem Inhaber an dem dafür bestimmten Bande getragen wird. Die Medaille trögt auf der Vorder⸗ seite die Bilder Ihrer Königlichen Majestäten mit der Um⸗ schrift Carolus Rex Olga Regina Wuerttembergiae, auf der Rückseite den Spruch Ora et labora.

Zur Theilnahme an den Jubiläumsfestlichkeiten sind gestern Ihre Kaiserliche Hoheit die Prinzessin Eugenie von Oldenburg mit Sr. Hoheit dem Prinzen Peter von Oldenburg hier eingetroffen. Heute Mittag sind sodann Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog von Sachsen⸗ Weimar und Se. Königliche Hoheit der. Herzog Nikolaus von Württemberg hier angekommen.

Baden. Karlsruhe, 23. Juni. (Karlsr. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Großherzog wird sich am 25. d. M. nach Stuttgart begeben, um Se. Majestät den König von Württemberg zu Höchstdessen Regierungsjubiläum zu beglück⸗ wünschen. Se. Königliche Hoheit beabsichtigt, den 25. und 26. am dortigen Hofe zu verweilen und zum 27. hier wieder ein⸗ zutreffen.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 22. Juni. (W. T. B.) Eröffnungssitzung der österreichischen Delegation. Nach einer patriotischen Ansprache des Alters⸗Präsidenten Oelz, wurde Fürst Alfred Windischgrätz einstimmig zum Präsi⸗ denten, Ritter von Chlumecky zum Vize⸗Präüsi⸗ denten gewählt. Der Fürst gab in kurzer Rede der Liebe und Treue zur Dynastie sowie der Hoffnung Ausdruck, daß es der Weisheit des Kaisers gelingen werde, im Verein mit seinen treuen Verbündeten den Frieden Europas zu wahren, und schloß mit einem Hoch auf den Monarchen, in welches die Delegation begeistert einstimmte. Hierauf wurde der aus 21 Mitgliedern bestehende Budgetausschuß, sowie der aus 9 Mitgliedern bestehende Petitionsausschuß gewählt.

Die ungarische Delegation wählte den Grafen Franz Zichy zum Präsidenten und den Grafen Ludwig Tisza zum Vize⸗Präsidenten. Zichy über⸗ nahm das Präsidium mit einer Ansprache, welche mit einem enthusiastisch aufgenommenen Hoch auf den König schloß. Die Delegation nahm sodann die Wahlen für die Ausschüsse vor. Graf Julius Andrassy und Graf Geza Szaäpary haben die Niederlegung ihrer Mandate angezeigt.

Beim Empfang der Delegationen durch den Kaiser drückte der Präsident der österreichischen Delegation, Fürst Windischgrätz, die zuversichtliche Hoffnung aus, daß der Friede in Europa auch fernerhin ungestört bleiben möge, daß den Völkern der österreichisch⸗ungarischen Monarchie Gelegen⸗ heit geboten werde, die Bahnen friedlicher Entwickelung zu wandeln, und schloß mit dem Ausdrucke unauslöschlicher Dankbarkeit, öö Vertrauens, treuester Hin⸗ gebung für den Kaiser, welcher die Segnungen des Friedens dem Reich bisher gewahrt, und mit dem Wunsche: ‚Gott schütze, fegne und erhalte Ew. Majestät!“ Der Präsident der ungarischen Delegation, Graf Zichy, gab zunächst der unerschütterlichen Unterthanentreue Ausdruck, wies auf die zur Fortsetzung der Kulturarbeit nicht sehr günstigen Ver⸗ hältnisse in Europa hin, für welche die Erhaltung des Friedens unbedingt nöthig sei. Schon von diesem Gesichts⸗ punkt sei die Entwickelung und Kampfbereitschaft der Kriegsmacht nothwendig. Das Heeresbudget in diesem Geiste zu prüfen, sei patriotische Pflicht. Redner gab sodann der Hoffnung Ausdruck, die Regierung werde die bisherige, als richtig erwiesene auswärtige Politik fentethzin verfolgen, welche die Erhaltung des Friedens auf jegliche mit den Interessen und dem Ansehen der Monarchie vereinbarliche Weise bezwecke, die Handels⸗ und Verkehrs⸗Interessen der Monarchie fördere. Eine solche auswärtige Politik werde die Völker der Monarchie zur Begeisterung und Opfer⸗ willigkeit entffammen, um den Thron der Monarchie jeder⸗ zeit und gegen Jedermann erfolgreich zu schützen. Das durch ie neue Wehrorganisation entwickelte intime Verhältniß zwischen der Nation und dem Heere werde bei einer herein⸗ brechenden Gefahr die Nation begeistern, daß sie die Armee zu Thaten übermenschlicher Kraft entflamme. Der Präsident schloß mit dem Wunsche, Gott möge das nur auf die Be⸗ glückung der Völker bedachte Leben des Kaisers bis zu den äußersten Grenzen des menschlichen Alters erhalten. Auf bie vsgtachen der beiden Präsidenten erwiderte der Kaiser Folgendes:

„Mit aufrichtiger Befriedigung nehme ich die Versiche⸗ rungen treuer Ergebenheit entgegen, welche Sie soeben an mich gerichtet haben, und gedenke gerührten Herzens der zahl⸗ losen Kundgebungen unerschütterlicher Treue und Anhänglich⸗ keit an mich, die Kaiserin und mein Haus, die, von allen Völkern der Monarchie ausgehend, uns Tros

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und Stärkung in unserem tiefen Schmerze gewährten. Weder

in unseren Beziehungen zu fremden Mächten, noch in der allgemeinen Richtung unserer auswärtigen Politik ist eine Veränderung eingetreten. In voller Einigkeit mit unseren Verbündeten steht meine Regierung für eine friedliche Entwickelung der fortdauernd un⸗ sicheren europäischen Lage ein, sie hält fest an der Hoffnung, daß uns auch ferner die Segnungen des Friedens werden erhalten bleiben können trotz der allerorts fergeleh en Steigerung der Kriegsmacht, welche auch uns zwingt, in der Ver⸗ vollkommnung unserer Wehrfähigkeit nicht inne⸗ zuhalten. Der bedauerliche Entschluß des Königs Milan von Serbien, dem Throne zu entsagen, hat während der Mino⸗ rennität des Königs Alexander die Macht in die Hände einer Regentschaft gelegt, von welcher mir in förmlichster Weise die Versicherung gegeben wurde, die bisherigen freundschaftlichen Be⸗ ziehungen zu Oesterreich⸗Ungarn fortsetzen und pflegen zu wollen. Von wohlwollenden Gefühlen für das benachbarte Königreich erfüllt, wünsche ich dieses auch meinerseits und hoffe, daß die Klugheit und der Patriotismus der Serben das Land vor ernsten Gefahren bewahren werden. In Bulgarien herrscht Ordnung, Ruhe, und es ist erfreulich, die stetigen Fortschritte zu konstatiren, welche dieses Land trotz seiner schwierigen Lage macht. In der vollen Würdigung der finanziellen Ver⸗ hältnisse der Monarchie war meine Regierung bestrebt, das gesammte Erforderniß für das stehende Heer und die Kriegs⸗ marine auf das Nothwendigste zu beschränken. In Folge der außergewöhnlichen Anforderungen ist zunächst die gebotene Fortsetzung jenermilitärischen Vorsichtsmaßregeln nicht zu vermeiden, für welche im verflossenen Jahre außer⸗ ordentliche Kredite bewilligt wurden, ferner solche unaufschiebbare Maßnahmen, die zur Kraͤftigung und Erhöhung der Kriegstüchtigkeit des Heeres unerläßlich sind. Die Einnahmen der Herzegowina und Bosniens werden auch in diesem Jahre zur Deckung der Kosten der Verwaltung dieser Länder um so gewisser ausreichen, als in Bezug auf die wirthschaftliche Entwickelung ein stetiges Fortschreiten konstatirt werden kann. Indem ich die Ihnen zugehenden Vorlagen Ihrer stets bewährten und patriotischen Einsicht empfehle, rechne ich darauf, daß Sie meine Regierung durch Ihre ver⸗ trauensvolle Mithülfe unterstützen werden, und heiße Sie herzlich willkommen.“ 1

Triest, 23. Juni. (W. T. B.) Das Erscheinen der 1“*“ ist bis auf Weiteres gerichtlich sistirt worden.

Pest, 24. Juni. (W. T. B.) Die gesammte Presse hebt nachdrücklich die Bedeutung der auf Serbien und Bulgarien bezüglichen Stellen der Thronrede hervor. Der „Nemzet“ erklärt befriedigt, die Thronrede sei der Ausdruck einer selbst⸗ bewußten Politik und des entschiedenen Entschlusses, jenen Faktoren entgegenzutreten, denen eine friedliche Entwickelung der Verhältnisse im Orient ein Dorn im Auge sei. Der, Pester Lloyd“ sagt, die Stelle betreffs Serbiens bedeute keine Drohung, aber eine ernste Verwarnung. Höchst bemerkenswerth sei auch die Wärme, mit welcher Bulgariens gedacht wäre. Oesterreich⸗ Ungarn würde sich jedoch mit einem Doppelspiel Serbiens nicht abfinden lassen, es begehre vielmehr eine ebenso un⸗ zweideutige Situation, wie sein eigenes Verhalten gegen Serbien ein unzweideutiges sei.

Großbritannien und Irland. London, 22. Juni. (Allg. Corr.) Sir Henry Loch, bislang Gouverneur der australischen Kolonie Victoria, ist an Stelle des zurückgetretenen Sir Hercules Robinson zum Gouverneur der Kap⸗ Kolonie ernannt worden.

(W. T. B.) Nach einem Telegramm aus Auckland von heute sind die amerikanischen Kriegsschiffe „Nipsic“ und „Alert“ von Apia nach Honolulu abgesegelt.

24. Juni. (W. T. B.) Ein Telegramm des ‚„Reuter⸗ schen Bureaus“ aus Kairo von gestern meldet: Ein Gerücht, daß Wadelujumi, der Chef der Derwische, in der Nähe von Sarras angekommen sei, bestätigt sich; derselbe be⸗ findet sich in Semneh, 7 Meilen südlich von Sarras, mit 2000 Mann. Ein Bataillon der egyptischen Armee unter dem Kommando des Majors Shakespeare wird Dienstag nach Assouan abgehen.

Fraukreich. Paris, 22. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer verlangte Le Hérissé die Regierung wegen Verletzung des Gesetzes, begangen durch ein Mitglied des Staatsgerichtshofes (Unterschlagung von Aktenstücken), zu interpelliren. Die Linke beantragte, die Interpellationkauf einen Monat zurückzusetzen. Dieser Antrag wurde mit 247 gegen 236 Stimmen abgelehnt. Die Kammer genehmigte alsdann mit 289 gegen 226 Stimmen, die Interpellation bis nach Beendigung der Budgetberathung

zu verschieben. b

23. Juni. (W. T. B.) Bei einem heute in Béziers foettehabten Banket der Boulangisten, an welchem 1500 Personen theilnahmen, hielten Déroulêde und Laisant Reden, in welchen sie die Regierung heftig angriffen und er⸗ klärten, Boulanger werde eine nationale Republik gründen und ein gerechtes und ehrliches Regime herstellen. Zu gleicher peit fand in Béziers auch eine anti⸗boulangistische

ersammlung unter Vorsitz Lissagaray's statt.

Später kam es zwischen den Zuhörern Lissagaray’s und den Boulangisten zu einem Zusammenstoß. Als Dérouleède das Banket verließ, wurde er verhaftet, vor den Polizei⸗ kommissar und dann vor den Staatsanwalt geführt, später aber wieder freigelassen. vensend und Polen. (W. T. B.) Heute früh 9 Uhr sind der nig von Griechenland und der Herzog von Sparta von Peter⸗ hof aus abgereist; der Kaiser und die Kaiserin sowie die Großfürsten und die Großfürstinnen gaben denselben bis zum Bahnhof das Geleit. Die Reise führt die Herrschaften über Berlin, Komteng. London, Paris nach Kopenhagen, mwo später auch die Königin von Griechenland eintrifft. Der Großfürst⸗ Thronfolger ist ebenfalls heute Morgen abgereist, um sich nach Stuttgart zur Feier des Regierungsjubiläums zu begeben.

Gestern fand in Kronstadt die Revue über die vom Aus⸗ land zurückgekehrten den 8 chbhü⸗ statt. Der Kaiser und die Kaiserin, sämmtliche Großfürsten und Großfürstinnen sowie die anwesenden Gäste des Kaiserhauses wohnten der⸗ selben bei. Der Verlauf der Revue war überaus glänzend.

23. Juni. (W. T. B.) Der Moniteur des Finanz⸗Ministers veröffentlicht heute die Ziffern des realisirten Reichsbudgets im ersten Quartal 1889 unter Nebenstellung der entsprechenden Daten des Vorjahres. Dar⸗ nach betrugen die Einnahmen 212 675 000 Rubel (Vorjahr

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St. EE 22. Juni.

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192 427 000 Rubel), die Ausgaben 224 806 000 Rubel (Vor⸗

jahr 221 385 000 Rubel).

Italien. Rom, 23. Juni. (W. T. B.) Die Prinzessin Lätitia, Gemahlin des Herzogs Amadeus von Aosta, ist von einem Prinzen entbunden worden.

Spanien. Madrid, 22. Juni. (W. T. B.) In der gestrigen Sitzung der Kammer interpellirte General Pando die Regierung betreffend den angeblich von den Vereinigten Staaten von Amerika gemachten Vor⸗ schlag, Cuba anzukaufen. Der Kolonien⸗Minister Becerra erwiderte, es sei in der ganzen Welt nicht Geld genug vor⸗ handen, um die Ehre Spaniens zu kaufen.

Belgien. Antwerpen, 22. Juni. (W. T. B.) Der Schah von Persien traf heute Nachmittag 4 ¼ Uhr hier ein und wurde am Bahnhofe, auf welchem eine Ehrenwache aufgestellt war, von dem Bürgermeister und der Genera⸗ lität empfangen. Die Truppen bildeten Spalier bis zum Palais, wo die Ankunft um 5 Uhr erfolgte. Abends findet in dem Hötel de Ville ein Festessen statt.

Rumänien. Bukarest, 23. Juni. (W. T. B.) Der König, die Königin und der Thronfolger sind heute Abend 7 Uhr von hier abgereist. Ein Dekret des Königs ermächtigt den Ministerrath, während der Abwesenheit des Königs alle Verwaltungsakte und Ernennungen unter Vorbehalt nachträglicher Genehmigung durch den König zu vollziehen.

Serbien. Belgrad, 22. Juni. (W. T. B.) Die Unter⸗ suchung in der Angelegenheit betreffend die aufrühre⸗ rische Proklamation hat ergeben, daß auch ein russischer Journalist, Sarapow, an der Redigirung derselben be⸗ theiligt gewesen ist. Der Minister des Innern hat die Aus⸗ weisung desselben verfügt und sofort vollziehen lassen. Der bei dieser Sache betheiligte Mitarbeiter des „Videlo“ heißt Lazarevic; derselbe hat protokollarisch zugestanden, Mitarbeiter des Fortschrittsorgans gewesen zu sein.

23. Juni. (W. T. B.) Die heute erschienene letzte Nummer des „Videlo“, des Organs der Fortschrittspartei, enthält eine Erklärung des Central⸗Comités, nach welcher die Fortschrittspartei sich vom politischen Schauplatz 11“ und das Erscheinen ihres Parteiorgans einstellt.

Dänemark. Kopenhagen, 24. Juni. (W. T. B.) Die Schwester der Fünn. Prinzessin Augusta, ist nicht unbedenklich erkrankt.

Afrika. Durban, 21. Juni. (Allg. Corr.) Sir Gordon Sprigg, der Premier⸗ und Finanz⸗Minister der Kap⸗Kolonie, schätzte die Ueberschüsse Natals im laufenden Finanzjahr auf 400 000 Pfd. Sterl. Der Werth der Einfuhr würde sich auf über 5 500 000 Pfd. Sterl. und der der Aus⸗ fuhr auf fast 9 000 000 Pfd. Sterl. stellen, letztere 1 000 000 Pfd. Sterl. mehr als im Vorjahre.

Zeitungsstimmen.

Das fünfundzwanzigjährige Regierungs⸗Jubi⸗ läum des Königs Karl von Württemberg giebt dem „Württembergischen Staats⸗Anzeiger“ Anlaß zu einem Rückblick, welchem wir Folgendes entnehmen:

„Es galt, Württemberg in dem neugestalteten Deutschland die ihm gebührende Stellung für Krieg und Frieden zu sichern. Scharf waren die Gegensätze, welche damals im württembergischen Volk zu Tage traten; mit Leidenschaft wurde namentlich für und gegen den Allianzvertrag mit Preußen gekämpft Mit Entschiedenheit sprach es aber der König in der Thronrede von 1868 aus, daß er entschlossen sei, die eingegangenen Verpflichtungen treu und redlich zu erfüllen. und daß er dabei auf die rückhaltlose Unterstützung seines Volks hoffe. Es sei die Pflicht Württembergs, sich eben⸗ bürtig an die Seite seiner Nachbarn zu stellen. Die nun folgenden Jahre waren demgemäß vor Allem der Reform des Heeres gewidmet; denn man sah damals schon das Gewitter am westlichen Horizont drohend aufsteigen. Als dann im Juli 1870 Frankreich frevelhaft den Frieden brach, trat König Karl als deutscher Fürst, treu seinem gegebenen Wort, die französischen Bemühungen, seine Neutralität zu gewinnen, zurückweisend, furchtlos für die Abwehr des feindlichen Angriffs ein und ließ seine wohl⸗ gerüsteten Truppen zu der deutschen Südarmee unter dem Oberbefehl des Kronprinzen Friedrich Wilhelm von Preußen stoßen. Mit be⸗ rechtigtem Stolz verfolgte der König die Thaten seiner braven Truppen bei Wörth, bei Villiers und Champigny. „In gerechtem Kriege“, so redete er im Dezember 1870 seine Landstände an, „haben unter ruhmvoller Führung die Heere Deutschlands glorreiche Siege erkämpft. Auch Meine Truppen haben mit Heldenmuth siegreich gestritten. Stolz und dankbar blickt das Land auf seine Söhne, den Gefallenen ein ehrenvolles Andenken bewahrend. Die Waffen⸗ gemeinschaft, in welcher Deutschlands Stämme verbunden sind, hat in der Nation den Drang auch nach politischer Eini⸗ gung mächtig angefacht. Wird dieses Ziel, um welches Deutschland so lange gerungen, jetzt nicht erreicht, so fehlt den weltgeschichtlichen Ereignissen dieses Jahres die höchste Weihe.“ Das Ziel wurde, Dank dem patriotischen Sinn der deutschen Fürsten, erreicht; das Deutsche Reich wurde unter weiser Rücksicht auf die Rechte der Bundesstaaten gegründet, und was damals, in derselben Thronrede, der König aussprach: „Möge für ein geeinigtes mächtiges Deutschland und für die ihm ver⸗ bundenen Einzelstaaten eine Zeit sich öffnen des Friedens, der Wohl⸗ fahrt, der s und Ordnung“ dies Wort hat sich, des sind wir Alle Zeugen gewesen, über Erwarten glänzend bewahrheitet. Erhabene Momente waren es, welche der mit seinem treuen Volk auf’s Innigste verbundene König damals erleben durfte: jene begeisterten Ovationen, welche ihm bei den Sieges⸗ nachrichten von Wörth, von Sedan, bei der schönen Friedensfeier, bei der Rückkehr seiner siegreichen Truppen dargebracht wurden! Als wahrhaft deutscher Fürst herrscht seitdem König Karl; in nationalem Sinn, mit patriotischer Hingebung hat er sich, wie damals bei der Gründung, so seither bei der Weiterentwickelung des Deutschen Reichs stets den Bestrebungen angeschlossen, welche darauf abzielten, die Einigung der deutschen Fürsten und Stämme immer kräftiger, inniger und unauflöslicher zu gestalten. Und indem König Karl dem im württembergischen wie im ganzen deutschen Volk lebenden tiefen Drang nach Einigung in selbstlos patriotischem Sinn gerecht wurde, hat er sich in den Herzen seiner treuen Württem⸗ berger ein Denkmal ewiger Dankbarkeit und Verehrung gesetzt. Mit Freude und Stolz war das Volk seither oftmals Zeuge der überaus herzlichen Beziehungen seines Königs zu dem Kaiser⸗ hause. Daß die Freundschaft, welche unseren König mit dem ehrwürdigen Heldenkaiser verband, ihre Fortsetzung findet in dem Freundschaftsband, welches den König mit dem sympathischen Kaiser Wilhelm II. verknüpft, erfüllt das württem⸗ bergische Volk mit innigster Genugthuung Sos bildet die Regierung König Karl's in der vaterländischen Geschichte einen hochbedeutenden, schönen und glücklichen Zeitraum. Wer sollte da nicht von ganzem Herzen in den Wunsch ein⸗

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stimmen: Möge unser allgeliebter König noch lange glücklich und

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froh zur Freude seines Volks, das ihm in angestammter Treue an⸗ hängt, in Württemberg regieren! Möge der allgütige Gott seine schützende Hand über unserem König, seiner Gemahlin und dem ganzen Königlichen Hause halten!“

Aus gleichem Anlaß schreibt die„Kölnische Zeitung“:

„Man darf es sagen, daß in diesen zwei Jahrzehnten Fürst und Volk Württembergs furchtlos und treu“ zum Reich gestanden sind. Der König hat die Opfer, welche der Eintritt ins Reich von ihm erheischte, gern gebracht; das ist keine Phrase, sondern volle Wahrheit, und seit 1870 hat er als seinen ersten Rathgeber den Minister Mittnacht beibehalten, von welchem alle nationalen Elemente des Landes bezeugen: er hat sich stets loval gegen das Reich verhalten, und wie er dem König giebt, was des Königs ist, so giebt er dem Kaiser, was des Kaisers ist. Damit drückt er nur die Ansicht seines Königlichen Hes selber aus, welcher mit allen drei Kaisern, welche das neue Reich bis heute hatte, durch eine ehrliche, öfters auch äußerlich vor aller Welt tsee verbunden gewesen ist. Bietet sonach die Stellung, die Württemberg im Reich einnimmt, nur Anlaß zu er⸗ freulichen Betrachtungen, so ist auch der innere Zustand des Landes, wie er unter König Karl sich gestaltet hat, ein sehr befriedigender... Erwägt man dies Alles, so versteht man den Jubel, welcher heute vom Tauber Grund bis zum Schwäbischen Meer erschallt, und von ganzem Herzen ruft man ein: Tu, felix Suevia, salve!“

Und die „Magdeburgische Zeitung“ schließt ihren Festartikel mit folgenden Worten:

„Möge der Freund und Bundesgenosse dreier Deutscher Kaiser sich noch lange der persönlichen Sympathien erfreuen, die ihm sein auf die Uiene der Künste, des inneren Friedens und der Landeswohl⸗ fahrt pflichtgetreu bedachtes Regiment innerhalb wie außerhalb der schwarzrothen Grenzpfähle in so reichlichem Maße zugewendet hat.“

Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.

Portugal. 1

Der für vom gelben Fieber verseucht erklärte Hafen von Per⸗ mbuco ist seit dem 10. Mai 1889 als derselben Krankheit ver⸗ ctig bezeichnet worden. (Vergl. „R.⸗A.“ Nr. 93 vom 16. April

Gewerbe und Handel. 8

Der §. 6 des Russischen Zolltarifs für den europäischen Handel hat durch ein neues Gesetz folgende Er⸗ gänzung erfahren:

„Zuckerrüben⸗Schnitzel und Abfälle, welche als Viehfutter dienen, können zollfrei eingeführt werden.“

Russische Zollerhöhungen.

Nach dem „Journal de St. Pétersbourg“ vom 18. d. M. sind durch mehrere russische Gesetze vom 23. Mai d. J. (a St.) folgende Erhöhungen bezw. Aenderungen im russischen „Zolltarif für den europäischen Handel“ eingeführt worden:

I. Art. 25. Lumpen. . pro Pud

in Gold

Rbl. Kop. .Lumpen jeder Art, außer wollenen, desgl. Abfälle von Baumwollenstoffen poollfrei .Lumpen, wollene, desgl. Abfälle von wollenen Stoffen, welche keine Musterproben (Art. 42) und nicht länger wie eine Arschin und nicht breiter wie ein Werschock sind... . Anmerkung. Wenn in den Lumpen und Wollstoff⸗ abfällen Stoffabschnitte sich finden, welche das obige Maß überschreiten, so zahlen sämmtliche Kolli der Sendung den Eintrittszoll nach Art. 206. Art. 90. Wolle und Flaumhaar jeder Art. 1) Wolle in rohem Zustande, ungewaschen und gewaschen, ungefärbt, sowie ungefärbte Wollauskämmsel . 2) Wolle, ungesponnen, gefärbt, jeder Art, desgl. Kunstwolle (shoddy, mungo, laine renaissance), gewalkte Wolle (laine foulée), Tuchabfälle und gefärbte Woll⸗ auskämmsel. 3) Wolle, gekämmt, in Bändern: a. ungefärbt b. gefärbt N,°,1111141““*“; 4) Wolle, gesponnen, jeder Art, mit oder ohne Bei⸗

1g

mengung von Baumwolle, Flachs oder Hanf und nicht ge⸗

zwirnt: a. ungefärbt.. b. gefärbt..X“

5) Wolle, zwei⸗ oder mehrfach gezwirnt, jeder Art:

a. ungefärbt. . 28 ““ b. gefärbt. 414“

Anmerkung. Wolle mit einem Zusatz von Seide zahlt zu den obigen Sätzen 20 % Zuschlag. 8

II. Der Finanz⸗Minister soll die ausnahmsweise Ein⸗ fuhr von Explosionsstoffen vom 1. Januar 1890 ab nur gegen Zollzahlung gestatten.

Art. 243 des Tarifs erhält vom selben Zeitpunkt ab (1. Januar 1890) folgende Fassung:

646. Pulver .“ b. Dynamit sowie sonstige Sprengstoffe und Knall⸗ mischungen sowie alle Art Zubehör für Sprengungsarbeiten, wie Zündschnüre, Lunten ꝛc. . Art. 45. Stärke in Stücken oder Pulver. Art. 46. Reis: enthülst (vanné) nicht enthülst . .Art. 26. Wachs: „Bienen⸗ und Pflanzenwachs, Wachs zum Pfropfen und gereinigtes Bergwachs (Ceresin) . . . . 7b. ungereinigtes Bergwachs (Osocerit) . . . . .

V. Art. 153.

Anmerkung 2.

Marmorblöcke in rohem Zustande, nicht geschliffen, sowie Marmorplatten, von einer Dicke von nicht mehr wie 5 Wrerschock . .1upß

Wien, 22. Juni. (W. T. B.) Ausweis der österreichisch⸗ ungarischen Staatsbahn in der Woche vom 11. bis 17. Juni: 623 406 Fl., Mehreinnahme 27 342 Fl.

23. Juni (W. T. B.) Ausweis der Karl⸗Ludwigs⸗ bahn (gesammtes Netz) vom 10. bis 20. Juni: 255 210 Fl., Minder⸗ einnahme 5094 Fl., die Einnahmen des alten Sese betrugen in derselben Zeit 189 180 Fl., Mindereinnahme 7482 Fl.

London, 24. Juni. (W. T. B.) Die Getreidezufuhren betrugen in der Woche vom 15. bis zum 21. Juni: englischer Weizen 3604, fremder 37 323, englische Gerste 1295, fremde 2720, englische Malzgerste 18 449, fremde —, englischer Hafer 416, fremder 141 735 Orts. Englisches Mehl 15 396, stembes 21 808 Sack und 150 Faß.

Glasgow, 22. Juni. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich 8 1 026 946 Tons gegen 997 191 Tons im vorigen Jahre. Die Zahl der im Betrieke efindlichen Hochöfen 83 gegen 86 im vorigen Jahre.

St. Petersburg, 23. Juni. (W. T. B.) Die rückständigen Verloosungen der sogenannten indirekten 5 % Obligationen der Kursk⸗Charkow⸗Asow⸗,Orel⸗Gryasi⸗ und Koslow⸗ Woronesch⸗Eisenbahnen haben heute stattgefunden.

New⸗York, 22. Juni. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 9 907 970 Dollars gegen 6 040 937 Doll. in der Vorwoche; davon für Stoffe 1 381 424 Doll. gegen 1 971 564 Doll. in der Vorwoche.

1.“