Nach einer guten Nacht kam am Morgen des 3. Juli die norwegische Küste in Sicht. S. M. Aviso „Greif“ nahm seinen Posten im Kielwasser der Nacht wieder ein. Um Mittag ankerte die Nacht vor Stavanger. Se. Majestät der Kaiser und —4 befanden Sich im besten Wohlsein.
Nach einer Meldung des „W. T. B.“ haben Sich Se. Majestät der Kaiser und König am Sonnabend Mittag von Odda nach dem Eid⸗Fjord begeben.
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¹ In der am 6. d. M. unter dem Vorsitz des Vize⸗ Präsidenken des Staats⸗Ministeriums, Staatssekretärs des Innern Dr. von Boetticher, abgehaltenen lenar⸗ sitzung des Bundesraths wurde ein Antrag Badens wegen einer Ergänzung des Etats der kosten für das Großherzogthum den zuständigen Aus⸗ schüssen überwiesen. Sodann wurde über den Sr. Majestät dem Kaiser Behufs Besetzung einer Stelle beim Kaiserlichen Disziplinarhofe zu machenden Vorschlag Beschluß gefaft. Behufs des Aufrufs und der “ der Banknoten der Han⸗ noverschen Bank, welche auf ihr Banknoten⸗Privilegium verzichtet hat, wurden dem Antrage Preußens entsprechend die erfor⸗ derlichen Anordnungen erlassen. Die ausnahmsweise Zulassung einiger Ausländer zum vorübergehenden Dienst als Schiffer, bezw. Maschinisten auf den Bergungs⸗Dampfern des Nordischen Bergungs⸗Vereins zu Hamburg wurde genehmigt. Den An⸗ trägen der zuständigen Ausschüsse gemäß wurde zur Aus⸗ führung der auf die Zollfreiheit von Schiffsbaumaterialien bezüglichen Bestimmung des Zolltarifgesetzes dem Entwurf eines Schiffsbau⸗Regulativs, welches mit dem 1. Oktober d. J. in Kraft treten soll, die Zustimmung ertheilt, sowie eine Ergänzung der Nachweisung der zu den ge⸗ wöhnlichen Schiffsutensilien zu rechnenden Inventarien⸗ stücke beschlossen. Eine Abrechnung über einen am Schluß des Etatsjahrs 1887/88 verfügbar verbliebenen Betrag aus der französischen Kriegskostenentschädigung wurde als Schluß⸗ abrechnung genehmigt.
In den Sitzungen des Bundesraths wird nunmehr eine Pause eintreten.
— Die durch §. 3 des Reichsgesetzes vom 12. Juli 1887, betreffend den Verkehr mit Ersatzmitteln für Butter, dem Verkäufer von Margarine auferlegten Anzeigeverpflich⸗ tungen können, nach einem Urtheil des Reichsgerichts, III. Strafsenats, vom 25. März d. J., von dem Käufer dem Verkäufer wirksam nicht erlassen werden. Hat der Verkäufer von Margarine, welcher der äußere Anschein von Milchbutter ge⸗ geben worden ist, diese wissentlich, unter Verschweigung des wahren Sachverhalts, verkauft oder unter einer zur Täuschung geeigneten Bezeichnung feilgehalten, so ist er nicht aus §. 5 des erwähnten Buttersurrogate⸗Gesetzes vom 12. Juli 1887, sondern wegen Feilhaltens verfälschter Nahrungsmittel aus §. 10 des Nahrungsmittel⸗Gesetzes vom 14. Mai 1879, bezw. wegen Betruges zu bestrafen.
— Der Kaiserliche Botschafter in Konstantinopel, von Radowitz, ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Botschaft wieder übernommen.
— Der Großherzoglich badische Bevollmächtigte zum Bundesrath, Ministerial⸗Rath Scherer, welcher die Geschäfte der hiesigen Shesebena⸗ badischen Gesandtschaft während der Dauer der Beurlaubung des Großherzoglich badischen Ge⸗ sandten Freiherrn von Marschall stellvertretungsweise wahr⸗ nimmt, hat einen kurzen Urlaub angetreten. Während der Abwesenheit desselben von Berlin wird der hiesige Königlich bayerische Gesandte Graf von Lerchenfeld⸗Köfering die Führung der Geschäfte übernehmen.
— Der Herzoglich braunschweigische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Freiherr von Cramm⸗Burgdorf, hat einen ihm von seiner Regierung bewilligten längeren Urlaub angetreten. Für die Dauer der Beurlaubung desselben wer⸗ den die Geschäfte von der hiesigen Königlich bayerischen Ge⸗ sandtschaft wahrgenommen.
— Der Großherzoglich mecklenburgische Bevollmächtigte zum Bundesrath, Ober⸗Zolldirektor Oldenburg ist von hier ab⸗ gereist.
— Se. Durchlaucht der Prinz Friedrich von Hohen⸗ zollern, à la suite des 2. Garde⸗Dragoner⸗Regiments, be⸗ auftragt mit der Führung der 22. Division, ist mit kurzem Urlaub von Kassel hier angekommen.
— Der Gouverneur des Invalidenhauses, General⸗ Lieutenant von Grolman, hat sich mit Urlaub nach Franken i. Th. begeben; ebenso der General⸗Lieutenant Golz, Allerhöchst beauftragt mit Wahrnehmung der Geschäfte der General⸗Inspektion des Ingenieur⸗ und Pionier⸗Corps und der Festungen, nach Karlsbad.
„— Der General⸗Inspecteur der Fuß⸗Artillerie, General⸗ Lieutenant von Roerdansz, hat eine sechstägige Dienstreise angetreten.
— Der General⸗Lieutenant Jacobi, Inspecteur der Feld⸗Artillerie, ist von Dienstreisen, der General⸗Lieutenant Sallbach, Präses der Artillerie⸗Prüfungskommission, von Urlaub hierher zurückgekehrt.
— Als Aerzte haben sich niedergelassen die Herren: Erdmann in Aulowöhnen, Dr. Pietsch in Kaukehmen, Dr. Doege in Kammin i. Pom., Dr. e in Stevpenitz, Dr. Fischer in Stettin, Dr. Wunderlich in Langensalza, Dr. Bremer in Elberfeld, Dr. Münch in Remscheid, Dr. Benninghoven in Langenfeld, Dr. Keßler in Grafen⸗ berg, Dr. von Smierzchalski in Jablonowo.
— S. M. Kreuzer Korvette „Alexandrine“, Komman⸗ dant Korvetten⸗Kapitän von Prittwitz und Gaffron, ist am 6. Juli cr. in Sydney eingetroffen. — S. M. Kanonen⸗ boot „Iltis“, Kommandant: Kapitän⸗Lieutenant Ascher, ist am 6. Juli cr. in Nagasaki eingetroffen und beabsichtigt, am 11. dess. Mts. die Weiterreise nach Fusan fortzusetzen.
Bayern. München, 8. Juli. (W. T. B.) Die Kaiserin von Oesterreich traf heute früh 5 Uhr hier ein und setzte ohne Aufenthalt die Reise nach Feldaffing fort. Die Kaiserin beabsichtigt einen mehrwöchentlichen Aufenthalt am Starnberger See zu nehmen.
Sachsen. Dresden, 6. Juli. (Dr. J.) Ihre König⸗ liche Hoheit die Frau Herzogin⸗Mutter von Genua ist gestern Abend nach Baden⸗Baden abgereist.
Württemberg. Stuttgart, 6. Juli. Die neueste Nummer des „Regierungsblatts für das Königreich Württemberg“ enthält das Gesetz, betreffend die Be⸗ schaffung von Geldmitteln für den Eisenbahnbau sowie für außerordentliche Bedürfnisse der Eisen⸗ bahnverwaltung in der Finanzperiode 1889,/91, vom 28. Juni 1889.
Baden. Karlsruhe, 8. Juli. (W. T. B.) Ihre Majestäten der König und die Königin von Rumänien trafen Mittags 12 ½ Uhr hier ein und wurden von Ihren Königlichen Hoheiten dem Großherzog und der Großherzogin am Bahnhof empfangen.
Hessen. Mainz, 6. Juli. (Darmst. Ztg.) Das Groß⸗ herzogliche Hoflager wird in den nächsten Tagen nach Darmstadt und von dort nach dem Fürstenlager Seeheim verlegt werden. Im Laufe des gestrigen Tages empfingen Se. Königliche Hoheit der Großherzog den Besuch des Herzogs von Teck. Der Großherzog empfing den Herzog am Bahnhof und geleitete ihn wieder dahin zurück.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 6. Juli. (Cob. Ztg.) Der Landtag des Herzogthums Coburg erledigte in seiner gestrigen Sitzung den Rest der ihm gemachten Vor⸗ lagen, darunter auch die den Bau einer Eisenbahn von Coburg nach Rodach betreffend. Der Antrag der Kom⸗ mission, wonach der Bau und Betrieb dieser Bahn der Wer.a⸗ Eisenbahngesellschaft übertragen und aus der Staatskasse ein unverzinslicher und nicht rückzahlbarer Beitrag von 375 000 ℳ unter der Bedingung gewährt wird, daß der Rest des Baar⸗ erfordernisses von 85 000 ℳ sowie der nöthige Grund und Boden in dem im Erlaß des Staats⸗Ministeriums bezeichneten Umfang von den Interessenten gestellt, im Falle die Kosten für Erwerbung des Grund und Bodens den Betrag von 85 000 ℳ aber übersteigen sollten, der überschießende Betrag bis höchstens zu 25 000 ℳ auf die Staatskasse übernommen werde, wurde einstimmig angenommen. Im Namen Sr. Hoheit des Herzogs sprach darauf der eheime Staatsrath Freiherr von Ketelhodt die Vertagung des Landtages aus.
Anhalt. Dessau, 5. Juli. (Anh. St.⸗A.) Ihre Hoheiten der Herzog und die Herzogin, sowie Ihre Hoheit die Prinzessin Alexandra sind heute Abend aus Ballenstedt, und Ihre Königliche 8 die Prinzessin Friedrich Carl von Preußen heute Vormittag hier ein⸗ getroffen.
— 7. Juli. (H.) Die Festlichkeiten, welche zu Ehren des Einzuges Ihrer Hoheiten des Erbprinzen Friedrich von Anhalt und der Frau Erbprinzessin Marie, geb. Prinzessin von Baden, in der hiesigen Residenz veranstaltet worden, nahmen einen glänzenden Verlauf.
Die Ankunft des Erbprinzlichen Paares erfolgte mittels Sonderzuges von Halle gestern Mittag wenige Minuten vor 12 Uhr. Auf dem Bahnhof stand eine Ehren⸗Compagnie des Anhaltischen Infanterie⸗Regiments Nr. 93 mit der Fahne des 1. Bataillons und der Regimentsmusik, welche beim Einlaufen des Zuges den Dessauer Marsch intonirte, ferner das Offizier⸗ Corps der Garnison und die zum Empfang befohlenen Personen.
Der Einzug erfolgte unter dem Geläute aller Glocken und dem Jubel der nach vielen Tausenden zählenden anhal⸗ tischen Bevölkerung in feierlichster Weise. Vorauf eine Ab⸗ theilung reitender Jäger, dann das Trompetercorps des Thü⸗ ringischen Husaren⸗Regiments Nr. 12 zu Pferde in Parade⸗ Uniform, dem die berittenen Gutsbesitzer folgten; an diese schloß sich an der Spitze der berittenen Domänenpächter das Trompetercorps des Magdeburgischen Husaren⸗Regiments Nr. 10 an, worauf der sechsspännige offene Hofgalawagen mit Ihren Hoheiten folgte. Se. Hoheit der Erbprinz trug die Uniform eines Hauptmanns des Ankhaltischen Infanterie⸗ Regiments Nr. 93; Ihre Großherzogliche Hoheit die Erb⸗ prinzessin eine Toilette von weißer gemusterter Seide, mit gleichfarbigem Umhang und Kapothut. Rechts und links vom Wagenschlag ritten der Ober⸗Stallmeister von Beren⸗ horst und der Regiments⸗Commandeur Oberst von Heydwolff, vorauf der Hof⸗Stallmeister Freiherr von Weix. In den festlich geschmückten Straßen wurde das Hohe Paar mit Jubelrufen und Hurrah begrüßt. Am Kriegerdenkmal standen 150 Ehren⸗ jungfrauen, welche Ihren Hoheiten Blumenspenden und ein Willkommen⸗Gedicht überreichten. Am Eingang zur Schloß⸗ kirche hielt der General⸗Superintendent Teichmüller, umgeben von der gesammten Geistlichkeit, dem neu⸗ vermählten Paar eine längere Begrüßungsrede, während im Rathhause der Ober⸗Bürgermeister Dr. Funck nebst sämmt⸗ lichen Magistratsmitgliedern Ihre Hoheiten Namens der Stadt Dessau willkommen hieß. — Am Eingang des Erbprinzlichen Palais wurden der Erbprinz und die Frau Erbprinzessin von dem Minister des Herzoglichen Hauses von Krosigk und dem Hofmarschall Sr. Hoheit des Herzogs von Berenhorst, sowie den gesammten Hofstaaten empfangen. Am Aufgang zur Treppe begrüßte Se. Hoheit der Herzog mit allen anwesenden Prinzen und Furstlichkeiten das Erlauchte Paar, reichte sodann der Erbprinzessin den Arm, dieselbe zu den oberen Gemächern geleitend, woselbst Ihre Hoher die Herzogin mit den Prinzessinnen die Ankunft Ihrer Fürstlichen Kinder erwartete. Zur Begrüßung Seiner Erlauchten Schwester war auch Se. Großherzogliche Hoheit Prinz Max von Baden aus Karlsruhe eingetroffen.
Iüre Hoheit die Frau Herzogin von Anhalt begab sich noch an demselben Abend wieder nach Ballenstedt zurück. Von 6 Uhr ab empfingen alsdann Ihre Erbprinzlichen Hoheiten im Palais die Abordnungen und Deputationen, Adressen und Geschenke aus allen Städten des Herzogthums, sowie auch eine Deputation des 2. Garde⸗Regiments z. F. und eine Abordnung Alpenbewohner aus Ber tesgaden in ihrer National⸗ tracht. Um 9 Uhr begann der Fackelzug. Gegen 2000 Theil⸗ nehmer mit Wachsfackeln und Lampions marschirten bei dem Palais vorüber; die vereinigten anhaltischen Sänger sangen das Lied: „Das treue, deutsche Herz“, während Ihre Hoheiten lebhaft für alle Huldigungen, vom Mittelbalkon aus, dankten. Mit einer Umfahrt durch die glänzend illuminirte Stadt endeten die Festlichkeiten des Einzugstages. Heute Abend fand eine Cour und Hofball im Residenzschloß statt. Morgen ist ein Hof⸗Gala⸗Concert in den Räumen des Hof⸗ theaters. Alsdann gedenken die Herrschaften der Frau Herzogin nach Schloß Ballenstedt zu kurzem Aufenthalt zu folgen.
Hamburg, 6. Juli. Aus Veranlassung des heutigen 80. Geburtstags des Bürgermeisters Dr. Petersen gratulirte der hiesige preußische Gesandte von Kusserow dem Bürger⸗ meister in einer warmen Ansprache im Namen Sr. Majestät
“
des Kaisers unter Ueberreichung eines eigenhändigen Schreibens Sr. Majestät. Bürgermeister Petersen sprach, tief gerührt, seinen Dank für die ihm zu Theil gewordene hohe Ehre aus mit der Bitte, seinen tiefgefühltesten Dank Sr. Ma⸗ jestät dem Kaiser übermitteln zu wollen. Das Schreiben des Kaisers hat folgenden Wortlaut:
„Ich habe vernommen, daß Sie, Herr Bürgermeister, am 6 k. M., Ihren 80. Geburtstag begehen, und kann es Mir nicht ver⸗ sagen, Ihnen zu diesem seltenen Festtage Meinen Glückwunsch dar⸗ zubringen. Möge Ihnen dieser festliche Tag in derselben Rüstigkeit
und Frische, mit der Sie ihn begehen, noch oft wiederkehren, und
mögen Sie in der hohen Achtung, die Ihnen ungetheilt gezollt wird, den wohlverdienten Lohn finden für Ihre langjährigen, dem Wohl Ihrer Vaterstadt und der Förderung des Reichs unablässig gewi meten erfolgreichen Bestrebungen. Ich lasse Ihnen beifolgend als ein Zeichen Meiner Werthschätzung Mein Bild mit Meiner Unter⸗ schrift zugehen und verbleibe, Herr Bürgermeister, MNeues Palais, den 30. Juni 1889. Ihr wohlgeneigter Wilhelm I. R. An den regierenden Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg, Herrn Dr. Petersen.
Sodann sprach der preußische Gesandte im Namen der hiesigen Diplomaten und Konsuln seine Gratulation aus mit der Bitte, ein von denselben gewidmetes Geschenk, eine goldene Blumenschale, in Empfang nehmen zu wollen. Nachdem Bürgermeister Petersen auch hierfür seinen Dank ausgesprochen hatte, brachte derselbe dem Kaiser ein Hoch aus, in welches die anwesenden Damen und Herren begeistert einstimmten.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 6. Juli. ungarische Delegation genehmigte in ihrer heutigen Plenarsitzung ohne Debatte das Marine⸗Budget sowie das Budget des gemeinsamen Finanz⸗Ministeriums und die Schlußrechnungen für 1887.
Der „Polit. Corresp.“ wird aus Pest gemeldet: Nach den zwischen dem österreichischen und dem ungarischen Finanz⸗Minister getroffenen Verabredungen wird die Enquete über die Valutaregulirung keinesfalls vor dem Herbst einberufen werden, doch ist der Zusammentritt selbst zum Herbst unbestimmt, da er noch von mancherlei Umständen abhängig ist. .
— 8. Juli. (W. T. B.) In der heutigen Plenarsitzung der österreichischen Delegation wurden die Vor⸗ anschläge des Ministeriums des Aeußern für 1890, die Nach⸗ tragskredite für 1889, der Voranschlag für die Kriegsmarine, für das gemeinsame Finanz⸗Ministerium, für den gemein samen Obersten Rechnungshof pro 1890 und für die Be
deckungspost „Zollgefälle“ debattelos angenommen. 8
Prag, 6. Juli. (W. T. B.) Das Gesammtresultat der Städtewahlen für den Landtag ist folgendes: Es sind gewählt 32 Deutsche, 24 Altczechen, 9 Jungczechen; 7 Mandate blieben unentschieden, da theils Neuwahlen, theils engere Wahlen erforderlich sind.
Großbritannien und Irland. London, 6. Juli. (Allg. Corr.) Die Königin wird, begleitet vom Prinzen und der Prinzessin Heinrich von Battenberg, in der nächsten Woche Gast Lord Salisbury's auf dessen Be⸗ sitzung Hatfield sein; der Premier⸗Minister wird zu Ehren seiner Monarchin ein Gartenfest veranstalten.
Im Oberhause beantragte der Geheimsiegelbewahrer, Earl Cadogan, den Erlaß einer Adresse an die Königin, worin erklärt wird, daß das Haus bereitwillig seine Zustimmung gebe zu den in den Königlichen Botschaften vorgeschlagenen Maßregeln für die Gewährung von Apanagen für den Prinzen Victor Albert und die Prinzessin Louise von Wales. — Earl Granville unterstützte Namens der Opposition den Antrag, der vom Hause einstimmig angenommen wurde.
Die Delagoa⸗Bai⸗Eisenbahngesellschaft erklärt, sie könne den Vorschlag, ihren Streit mit der portugie⸗ sischen Regierung einem Schiedsgericht zu unterbreiten, jetzt, nachdem die Konzession verletzt und ihr Eigenthum kon⸗ fiszirt worden sei, nicht annehmen. Sie habe ihre Angelegen⸗ heit in die Hände der britischen Regierung gelegt und müsse entweder in ihre Rechte wieder eingesetzt oder für den Verlust ihres Eigenthums voll entschädigt werden.
— (W. T. B.) Das „Reuter'’sche Bureau“ meldet aus Sydney: Laut Nachrichten aus Samoa ist zwischen Mataafa und Tamasese ein formeller Friedens⸗ abschluß erfolgt.
Frankreich. Paris, 6. Juli. (Köln. Ztg) Der Untersuchungs⸗Ausschuß des Senatsgerichtshofs trat heute Mittag zum ersten Mal als Anklagekammer zu⸗ sammen und nahm den Vortrag der Anklage des Ober⸗ Staatsanwalts entgegen.
Die Deputirtenkammer nahm in ihrer heutigen Sitzung den vom Senat genehmigten Entwurf über die Ver⸗ Sre e Feld⸗Artillerie ohne Erörterung an.
— (W. T. 8.) Der Deputirte de Lanessan hat dem Marine⸗Minister Krantz mitgetheilt, er werde am Montag eine Interpellation einbringen, um zu erfahren, welche Maßnahmen der Minister vorzuschlagen gedenke, um der Un⸗ zulänglichkeit der Flotte abzuhelfen, sowie den nach seiner An⸗ sicht gelegentlich der jüngsten Flottenmanöver offenkundig ge⸗ wordenen Mängeln der Küstenvertheidigung.
Spanien. Madrid, 7. Juli. (W. T. B.) Die Königin⸗Regentin ist an Neuralgie leicht erkrankt.
Schweiz. Bern, 7. Juli. (W. T. B.) Bei der heutigen Volksabstimmung im Kanton St. Gallen wurde mit 18 673 gegen 8683 Stimmen beschlossen, die kantonale Verfassung zu revidiren.
— 8. Juli. (W. T. B.) Die russische Regierung hat mitgetheilt, daß sie die internationale Arbeiter⸗ schutz⸗Konferenz aus Opportunitätsgründen nicht be⸗ schicken werde.
Rumänien. Bukarest, 6. Juli. (W. T. B.) Das „Amtsblatt“ enthält folgendes Communiqué: „Einige Bukarester Blätter kommen auf die Ausweisung mehrerer Ausländer unter der früheren Regierung zurück und stützen ihre Ausführungen hauptsächlich auf irrthümliche Meldungen gewisser schlecht unterrichteter Blätter des Auslandes. Da aber eine allgemeine Ausweisungsmaßregel gegen irgend eine
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Kategorie fremder Unterthanen nicht getroffen worden ist, sondern nur einzelne Fälle von Ausweisungen vorgekommen sind, so konnte ein nicht bestehender Erlaß nicht zurück⸗ genommen werden. Die Regierung, in Kammer und Senat interpellirt, hat präzise Aufklärungen ertheilt, welche die Bil⸗ ligung der gesetzgebenden Körperschaft erlangt haben. Die Regierung hat nichts hinzuzufügen. Jeder Unparteiische ist über die Frage vollkommen unterrichtet. Alle in übel⸗ wollender Absicht unternommenen Versuche, die Frage neuer⸗ dings zu verwickeln, werden nicht vermögen, die öffentliche Meinung irrezuführen.“
Serbien. Milanovatz, 7. Juli. „Polit. Corresp.“ meldet: Gestern wurde dem Könige ein Fackelzug gebracht. Der König, welcher wiederholt am Fenster erschien und mit lebhaften Kundgebungen begrüßt wurde, antwortete auf eine an ihn gerichtete Ansprache: Er fühle sich glücklich, in der mit dem Leben und Wirken der berühmten Vorfahren so eng verknüpften Gegend einen so herzlichen Empfang gefunden zu haben. — Heute b- w. begab sich der König mit den Regenten und den Ministern nach dem drei Stunden von hier entfernten Takowo, wo Milosch Obrenovic am Palmsonntag 1815 vor der Kirche den Aufstand gegen die Türken prokla⸗ mirte. Nachdem daselbst das Dejeuner genommen worden war, kehrte der König hierher zurück.
Dänemark. Kopenhagen, 8. Juli. (W. T. B.) Der König und die Königin sind heute Vormittag 10 Uhr nach hier zurückgekehrt.
(W. T. B.) Die
Seitungsstimmen.
In den Blättern wird ein Schreiben des Reichskanzlers Fürsten von Bismarck an Dr. Fabri über Kolonial⸗ politik erörtert. Die „Kölnische Zeitung“ schreibt hierzu ihrerseits:
„Es handelt sich heute nicht mehr um die Frage, ob wir Kolonialpolitik treiben sollen oder nicht; auch der eifrigste grund⸗ sätzliche Gegner derselben muß sich mit der unabänderlichen Thatsache abfinden, daß unsere Kolonien nun einmal zum unveräußerlichen Besitzstande des Reichs gehören; auch er kann sich jetzt nur mehr fragen, wie diese Kolonien nun am zweckmäßigsten und billigsten verwaltet werden sollen. Das hierfür von Dr Fabri auf⸗ gestellte neue Programm, wie es sich in dem Briefe des Fürsten Bismarck widerspiegelt, besteht im Wesentlichen aus fol⸗ genden Punkten: „Einführung einer eigenen Verwaltung Seitens des Reichs mit größerem Beamtenpersonal in den Kolonien; Errich⸗ ꝛung einer aus Freiwilligen bestehenden Kolonialtruppe; Schaffung einer besonderen Kolonialbehörde in Deutschland, welcher die Ko⸗ lonialverwaltungen sowie das Auswanderungswesen u. a. m. unter⸗ stehen.“ Die Durchführung dieses Programms würde nicht nur den immer wieder auftauchenden Schwierigkeiten in unseren Kolonien ein Ende machen, sie würde uns auch auf die Dauer erheblich billiger zu stehen kommen, als ein Beharren bei dem bisherigen Versuchs⸗ programm, welches an kostspielige Einzelaktionen größere Summen zu wenden gezwungen ist, als eine planmäßige, gründliche Beseiti⸗ gung der Urfachen unserer Mißerfolge erforden würde. Die Kaiser⸗ liche Regierung macht ihre Zustimmung zu diesem Programm nur ron einer einzigen Bedingung abhängig, daß ihr nämlich die Stim⸗ mung in der Nation und im Reichstage Blsend und treibend zur Seite stehe“ und daß unsere Kolonialpolitik „durch Kapital und kaufmännischen Unternehmungsgeist die Förderung finde, welche zur Ergänzung der staatlichen Mitwirkung unentbehrlich bleibt.“ Wir haben bereits am 25. v. M., vor der Veröffentlichung des erwähnten Bismarck'schen Schreibens, darauf hingewiesen, daß gerade in Fragen der Kolonialpolitik ein einseitiges Vorgehen der Regierung ohne stetige Fühlung mit der Nation am allerwenigsten möglich erscheint; handelt es sich hier doch nicht um eine von den Vorfahren ererbte, in fest vorgeschriebener Richtung sich bewegende Politik, sondern um eine ganz neue, wirtbschaftlich⸗politische Aufgabe, welche ohne oder gegen den Willen und die Mitwirkung des Volkes gar nicht durch⸗ geführt werden kann. Kapital und Unternehmungsgeist werden aber unseren Kolonien noch viel reichlicher als bisher zuströmen, sobald die Regierung selbst die Verantwortlichkeit für Ruhe und geordnete Verwaltung in denselben übernommen hat. So übergiebt denn die Reichsregierung ihr neues, der Lage entsprechendes Programm ver⸗ trauensvoll der öffentlichen Meinung zur Erörterung, und man darf wohl erwarten, daß auf Grund dieser Berufung an die Nation wenig⸗ stens in dieser Sache Freund und Feind alle persönlichen Mißstim⸗ mungen beiseite lassen und in strengster Sachlichkeit sich auf dem ge⸗ meinsamen Boden der nationalen Interessen begegnen werden.“
Der „Hannoversche Courier“ meint in derselben Angelegenheit, daß jeder englische Staatsmann in der Kolonial⸗ politik besser daran sei:
„In Deutschland dagegen hat ein Staatsmarnn, der eine energische aktive Kolonialpolitik befolgt, stets mit der Philisterhaftigkeit und Aengstlichkeit weiter Kreise zu kämpfen, und es ist ja noch in frischer Erinnerung, wie schwer und mühsam sich die Anfänge der deutschen Kolonialpolitik durch die Reichstage mit klerikal⸗fortschrittlicher Mehrheit Bahn brechen mußten. Zur Entschuldigung des Widerstandes kann man nur die Neuheit und Ungewohnheit des Gegenstandes und die Scheu geltend machen, sich in Unter⸗ nehmungen einzulassen, die unseren Anschauungen bis in die neueste Zeit so fern gelegen hatten. Das ist ja auch der Grund, warum noch immer der deutsche Unternehmergeist und die deutsche Kapital⸗ kraft sich verhältnißmäßig in so geringfügigem Umfang auf diesen Gebieten bethätigen. Das wird mit der Zeit anders werden, aber so wenig man gleich in ein paar Jahren einen großen handareiflichen Gewinn aus solchen kolonialen Unternehmungen erhoffen kann, so wenig darf man erwarten, daß eine uns immerhin noch so fremde und neue Angelegenheit in unserem öffentlichen Leben und unseren nationalen Interessen eine so bedeutsame Stellung einnehme, wie es in England der Fall ist, dessen ganzes politisches Dasein mehr draußen in der weiten Welt wurzelt, als daheim. Es mögen bei der weiteren Entwickelung unserer kolonialen Unternehmun⸗ gen noch viele Schwierigkeiten zu überwinden sein, auch im Reichs⸗ tage, aber daß wir jemals aufgeben und im Stich lassen könnten, worauf das Reich einmal die Hand gelegt hat, erscheint uns aus⸗ geschlossen. Das würde auch der Reichstag nicht wagen, wenn er jemals wieder unter der Herrschaft von Windthorst und Richter stehen sollte.“
Unter der Ueberschrift „Ein neuer Mißerfolg des ch schreibt die „Danziger Allgemeine
eitung“:
„Die freisinnigen und freihändlerischen Blätter konstatiren „einen neuen Mißerfolg des Reichskanzlers“, weil — die vorjährige Ernte schlecht gewesen ist. “
Die Sache, um welche es sich hierbei handelt, ist die: Bekannt⸗ lich hatte Fürst Bismarck im Interesse des konsumirenden Publi⸗ kums und der einheimischen landwirthschaftlichen Produzenten zur Beseitigung der im börsenmäßigen Getreideterminbandel hervorgetre⸗ tenen Mißstände eine Abänderung der Getreidelieferungs⸗Schlußscheine und eine Erhöhung der Gewichtsgrenze hinsichtlich der Lieferbarkeit des Getreides an der Börse angeordnet. Diese Bestimmung war durch die Thatsache veranlaßt, daß die Börse mit minderwerthigem russischen Ge⸗ treide überschwemmt zu werden und daß dieses den Preis des einheimischen herabzudrücken pflegt. Die damals zu den Konferenzen mit dem Handels⸗Minister an n Vertreter der Landwirthschaft
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klärten die von dem Fürsten Bismarck für die Börse festgesetzten Gewichte als angemessen; nach ihrer Ansicht würde die Landwirth⸗ schaft — von ganz vereinzelten, besonders ungünstigen Jahren abge⸗ sehen — durchaus im Stande sein, das zum Verkauf zu stellende Ge⸗ treide mit diesem Gewicht zu Markte zu bringen. Das Berliner Aeltesten⸗Kollegium befürwortete eine etwas geringere Er⸗ höhung des Gewichts, und der Handels⸗Minister erklärte sich damit einverstanden. Ueber die Erfahrungen, welche mit den neuen Be⸗ stimmungen gemacht worden sind hat nunmehr das Aeltesten⸗Kol⸗ legium auf Aufforderung des Handels⸗Ministers einen Bericht erstattet.
Dieser Bericht konstatirt nun, daß die Inlandsernte an Roggen von 1888 in so ungenügender Qualität eingebracht worden, daß sie ungemischt für Müllereizwecke von den großen Mühlen gar nicht ver⸗ wendet werden konnte; die großen Mühlen hätten sich deshalb auf russischen Roagen angewiesen gesehen: letzterer habe fast ohne Aus⸗ nahme den Anforderungen, welche die neuen Schlußscheinformulare an das Gewicht stellen, entsprochen, während der inländische Roggen zu einem recht erheblichen Theile hinter diesen Gewichtsansprüchen zurückgeblieben sei. Auch Probe⸗Ermittelungen hätten ergeben, daß ungefähr zwei Fünftel des Inlandsroggens schon auf Grund ungenügenden Gewichts von der Lieferbarkeit im Terminhandel ausgeschlossen gewesen seien, und der Terminhandel wäre in die grönte Verlegenheit gekommen, wenn nicht Süd⸗Rußland mit seiner reichlichen und gut eingebrachten Ernte den Markt versorgt hätte. Der inländische Roggen, welcher von den kleineren Mühlen auf⸗ genommen wurde, sei unter dem Terminpreise bezahlt worden. Im Weizen hätten die Erträge der Inlandsernte vollständig genügt, sodaß ausländische Waare auch für den Terminhandel nicht in Frage ge⸗ kommen sei. Der Rauhweizen sei vollständig aus dem Termingeschäft verschwunden. Den Ansprüchen an das Gewicht habe der inländische Weizen vollauf entsprochen. Der Haferbedarf sei ganz durch russische Waare gedeckt.
Auf diesen Bericht und die darin niedergelegten Angaben gründet sich also das Urtheil der freisinnig freihändlerischen Presse über den „neuen Mißerfolg des Reichskanzlers“. Es geht aber daraus nichts Anderes hervor als das, was schon in der Verfügung des Reichs⸗ kanzlers vom 24. Februar 1888 enthalten ist, daß nämlich nach dem Urtheil der Landwirthe die Landwirthschaft — von ganz verein⸗ zelten, besonders ungünstigen Jahren abgesehen — im Stande ist, das Getreide zu dem geforderten Gewicht zu Markte zu bringen. Für Weizen ist dies durch den Bericht des Aeltesten⸗Kollegiums bestätigt worden; beim Roggen aber hat es sich eben um „ein vereinzeltes, besonders ungünstiges Jahr“ gehandelt. Wie aber aus diesem ungünstigen Umstand ein Mißerfolg des Reichskanzlers auf dem Gebiet der Wirthschaftspolitik hergeleitet werden kann, wird nur Denjenigen verständlich sein, die immer frohlocken, wenn sich irgendwelche Schwierigkeiten den heilsamen Maßnahmen und Plänen in den Weg stellen. Eine Garantie gegen Mißernte hat er selbstverständlich nicht übernehmen können. Im Uebrigen vergessen diese Leute, daß es kein Unglück ist, wenn sich eine Getreidesorte nicht für den Terminhandel eignet. Fürst Bismarck hat in dem oben erwähnten Schrei⸗ ben auf die Befürchtung der Aeltesten, daß die Einführung eines ausschließlich für Rauhweizen bestimmten Schluß⸗ scheines der Beseitigung des Terminhandels in dieser Getreideart gleichkommen würde, geantwortet, daß hiermit nur der Beweis erbracht werden würde, daß ein Bedürfniß zum Terminhandel für Rauhweizen überhaupt nicht vorliege. Wenn der Terminhandel auch in anderen Getreidearten aufbörte, so wärde damit nur konstatirt werden, daß eben auch hierfür ein Bedürfniß nicht vorhanden wäre. Hiermit würden Konsumenten und Produzenten nur gewinnen können. Eine solche Konsequenz wäre aber alles Andere, als ein Mißerfolg des Reichskanzlers.“
Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ bespricht in einem Artikel die Verwendung der Ueberschüsse der Staatseisenbahn⸗Verwaltung. Es ergiebt sich daraus, daß die Staatseisenbahn⸗Kapitalschuld, welche für den 1. April 1880 auf 1 498 858 100 ℳ festgesetzt war, sich ohne Berück⸗ sichtigung der Abschreibungen voraussichtlich bis Ende 1889,90 auf 4 647 534 040 ℳ belaufen wird. Die großen Reinüber⸗ schüsse der Staatseisenbahnen haben die Erwartungen, welche bei der Verstaatlichung der wichtigeren Privatbahnen gehegt wurden, noch übertroffen und beziffern sich im Ganzen für die
eit vom Jahre 1879/80 bis 1889/90 auf 655 305 000 ℳ. ieran anknüpfend bemerkt das genannte Blatt:
„Wäre davon auszugeben, daß sämmtliche Reinüberschüsse der Staatsbahnverwaltung lediglich zu Zwecken dieses Spezialressorts zu verwenden sind, so würde hiernach der Staatseisenbahnverwaltung die erhebliche Summe von rund 655 Millionen Mark zur Verfügung gestanden haben. Hierzu wären aber noch hinzuzurechnen diejenigen Kapitalien, welche aus den dem Staate zur freien Verfügung anheim⸗ gefallenen Aktivfonds verstaatlichter Privatbahnen für Bauzwecke disponibel sind, mit rund 183 536 000 ℳ, sowie ferner die zur Amortisation von Prioritäten und Aktien angewendeten Beträge mit rund 123 728 000 ℳ und endlich die zur Melioration der Staatseisenbahnen aus dem Ordinarium des Etats entnommenen Beträge mit rund 43 793 000 ℳ, zusammen 351 057 000 ℳ, sodaß sich ein Gesammt⸗ betrag von rund 1 006 362 000 ℳ herausstellt. Ungefähr ebenso hoch beläuft sich die Summe der Aufwendungen, welche aus extra⸗ ordinären Fonds für Staatseisenbahnzwecke, insbesondere auch zum Bau von 6 —7000 km neuer Bahnen im Laufe der Jahre bestimmt bezw. aufgewendet worden sind, nämlich im Ganzen auf 995 182 000 ℳ Man kann daher mit vollem Recht sagen, daß zur Erweiterung der Eisenbahnunternehmungen und zur Verbesserung der vorhandenen Anlagen seit dem Jahre 1879/80 Be⸗ träge verwendet worden sind, welche den Ueberschüssen der Staats⸗ eisenbahnverwaltung gleichkommen, sedaß das Gesammtschuldkapital, abgesehen von den durch die Verstaatlichung der Privateisenbahnen bedingten Zugängen, dem früheren Zustande gegenüber im Wesentlichen intakt geblieben ist. Hierbei verschlägt es nichts, daß die von der Finanzverwaltung nach Maßgabe der Bestimmungen des Garantie⸗ gesetzes geregelte Verwendung der Ueberschüsse der Staatseisenbahn⸗ verwaltung zum Theil auch zu Gunsten der Befriedigung anderweiter “ erfolgt ist und nach gesetzlicher Vorschrift erfolgen mußte.“
Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 29. — Inhalt: Verfügungen: vom 1. Juli 1889: Berechnung der Reise⸗ und Umzugs⸗ kosten bezüglich der Reisen zwischen benachbarten Orten; — vom 29. Juni 1889: Postanweisungsverkehr mit den Vereinigten Staaten von Amerika; — vom 2. Juli 1889: Besonderes Verfahren mit den zur Einziehung vom Auslande zurückkommenden Frankozetteln zu höheren Beträgen als 5 ℳ
Statistische Nachrichten.
Innungsbewegung in Bapern. v Nach einer vom Königlichen Staats⸗Ministerium des Innern veranstalteten Erhebung über die Wirksamkeit der Gesetze vom 18. Juli 1881 und vom 6. Juli 1887, betreffend die Abänderung der Gewerbeordnung, sind bis zum 1. Januar 1888 im Königreich Bayern 138 Innungen neu errichtet und 18 reorganisirt worden. Von denselben haben 8 Fachschulen für Lehrlinge errichtet, 154 haben in ihren Statuten Gesellenprüfungen, 106 Meisterprüfungen vor⸗ gesehen, 2 gemeinsame Geschäftsbetriebe und 65 Schiedsgerichte zur Entscheidung von Streitigkeiten zwischen Innungsmitgliedern und Gesellen errichtet. Die Rechte des §. 100 e der Gewerbe⸗Ordnung wurden 3, die Rechte des §. 100 f 2 Innungen verliehen. 88 In⸗ nungen haben Gesellenausschuͤsse vorgesehen. Im Ganzen bestanden am 1. Januar 1888 in Bayern 198 Innungen mit zusammen 11 144 Mit⸗ gliedern. Dieselben vertheilen sich auf die einzelnen Regierungs⸗ bezirke folgendermaßen:
ahl der nn der Mitglieder: 2995
Regierungsbezirke: nungen:
Oberbayern “ 1111“4“ 8 8 362 berpfalz und Regensburg.. 311 ͤ1111A12A“X*“ 1 602 eee. v “] Unterfranken und Aschaffenburg . .. 1212 Schwaben und Neuburg . 2 1540 .J1*“] 198 11144 Unter der Zahl von 198 Innungen befinden sich 54 sogenannte Gesammt⸗Innungen, d. h. solche, welche die sämmtlichen Gewerbe⸗ treibenden eines Bezirks, meist Distrikts oder Bezirksamts, umfassen. Unter den eigentlichen Fachinnungen sind nur diejenigen der Bäcker (29), Schuhmacher (17) und Merzger (10) in verhältnißmäßig größerer Anzahl vertreten. (Bayer. Handelszeitung.)
Die Ausfuhr der wichtigsten Industrieländer.
Nach einer vom industriellen Klub in Wien für das Jahr 1887 veranstalteten statistischen Zusammenstellung der Ausfuhr der wich⸗ tigsten Industrieländer (Deutschland, England, Frankreich, Oesterreich⸗ Ungarn, Belgien, Schweiz und der Vereinigten Staaten) hat die Ausfuhr dieser Länder an landwirthschaftlichen, berg. und hütten⸗ männischen und industriellen Erzeugnissen insgesammt 15 668,8 Milli Mark betragen. An dieser Summe waren betheiligt 8
mit Millionen
Mark
. öʒ*“
Deutschland.. 3 190,1
die Vereinigten Staaten 2 734,4
Frankreich.. 2 655,5
Oesterreich Ungarn 1 129,6
Belgien 1 1MInI“ 8 d111161“1*“] 3,4
Wird lediglich die Ausfuhr an industriellen Erzeugnissen in Betracht gezogen, so ergiebt sich eine starke Verschiebung der Verhältnißtahlen zu Gunsten Englands, auf welches 43,4 % dieser Gesammtausfuhr entfallen, während der Antheil Deutschlands 23,0, derjenige Frank⸗ reichs 16,2, Oesterreich⸗Ungarns 5,1, Belgiens 4,9, der Schweiz 4,4 und der Vereinigten Staaten 3,0 % beträgt. “
Kunst und Wissenschaft. 4
Außer dem Staatssekretär des Innern und Vize⸗Präsidenten des Staats⸗Ministeriums, von Boetticher, ist auch der Direktor im Reichsamt des Innern, Bosse. aus Anlaß des Zustandekommens des Invaliditäts⸗ und Altersversicherungsgesetzes von der juristischen Fakultät der Universität Marburg zum Ehrendoctor ernannt worden.
— Auf dem Heidelberger Delegirtentage — dem als Vertreter des Kongresses für innere Medizin Geheimer Rath Leyden beiwohnen wird — soll, wie die „Klin. Wochenschrift“ mit⸗ theilt, auch über die Frage einer internationalen medizi⸗ nischen Ausstellung zu Berlin während der Dauer des Kon⸗ gresses berathen werden. Wenn man sich des außerordentlichen Er⸗ folges erinnert, den die Ausstellung zur Zeit der hiesigen Natur⸗ forscherversammlung erzielte und der noch jetzt von Jahr zu Jahr sich wirksam fortpflanzt, so wird man solches Unternehmen mit besonderer Freude begrüßen und ihm gerade hier einen durchaus geeigneten Boden versprechen dürfen.
— An der Universität Jena sollen vom 23. September an zweiwöchentliche Fortbildungskurse für akademischgebildet⸗: Lehrer eingerichtet werden, und zwar über: 1) Psychologische Grunde lagen des Unterrichtsverfahrens, von Prof. Rein, 2) Anleitung zu chemischen Experimenten, von Prof. Reichardt, 3) Anleitung zu physi⸗ kalischen Experimenten, von Prof. Schäffer, 4) Anleitung zu botani⸗ schen Beobachtungen und pflanzenphysiologischen Experimenten, von Prof. Detmer, 5) Ausgewählte Kapitel der Thierbiologie, von Prof. Lang, 6) Schulhygiene, von Prof. Gärtner, 7) Physische Geographie und Kolonisation, von Prof. Pechuel⸗Lösche. Verschiedene Dozenten haben sich ferner bereit erklärt, Kurse über deutsche Literaturgeschichte, Sprachwissenschaft und Kunstgeschichte einzurichten, wenn dies ge⸗ wünscht wird und die Anmeldungen zeitig genug eingehen. Anmel⸗ dungen nehmen entgegen und nähere Auskunft ertheilen Prof. Rein und Prof. Detmer.
— Bei der geographischen Gesellschaft in Bremen lief dieser Tage ein vom 29. Mai von Whales Point, Stans Fore⸗ land, Spitzbergen, datirter kurzer Bericht des Dr. Kükenthal ein, welcher bekanntlich mit Dr. Walter im Auftrage der Gesellschaft eine Forschungsreise in das nördliche Eismeer unternommen hat. Die Expedition kreuzte an der Süd⸗ und Westküste von Spitz⸗ bergen, mehrfach herrschten Stürme. In der Magdalenenbai (West⸗ küste von Spitzbergen auf 790 35“ n. B.) trafen die Herren ein englisches Segelfahrzeug; ein Jagd⸗ und See⸗Sportsman, Mr. Pilke, hatte mit einigen Leuten auf West⸗Spitzbergen überwintert, der Winter war sehr milde, die Jagd aber wenig ergiebig gewesen.
— Die Madrider Gemäldegalerie, welche zu den be⸗ deutendsten Gemäldegalerien der Welt gehört, ist neuerdings um eine Schenkung von 225 werthvollen alten Bildern vermehrt worden. Die Schenkerin ist die Herzogin von Pastrana. Unter den alt⸗nieder⸗ ländischen Bildern befinden sich namentlich große Werke von Rubens.
München, 6. Juli. (Allg. Ztg.) Die von Prof. Rümann hier modellirte. für das Kriegerdenkmal in Wörth bestimmte Kolossalgruppe wurde gestern aus der Königlichen Erzgießerei von Miller, woselbst der Bronceguß ausgeführt wurde, zur Bahn ver⸗ bracht. Die ca. 5 m hohe Gruppe — ein geflügelter Genius, über dem sterbenden Krieger den Siegeskranz haltend, dazu ein liegender Löwe von mächtigen Verhältnissen und zwei große für das Postament bestimmte Reliefs — erregte das allgemeine Interesse. “
Land⸗ und Forstwirthschaftttt.
Bei dem in Windsor anläßlich der Jubiläums⸗Aus⸗ stellung der Königlichen landwirthschaftlichen Gesellschaft veranstalteten Bankett wurden die offiziellen deutschen Vertreter, der Minister Freiherr Lucius von Ballhausen und der Präsident der deutschen Shorthorn⸗Gesellschaft, Eduard Lübben, allseits und namentlich von dem Prinzen von Wales mit besonderer Auszeichnung behandelt. Freiherr Lucius von Ballhausen erwiderte den Toast auf die aus⸗ wärtigen Gesellschaften und dankte für die den deutschen Vertretern gewordene Aufnahme und die Anerkennung der deutschen Leistungen auf landwirthschaftlichem Gebiet.
Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.
Schweden. Auf dem Hofe Julita im Lehn Nyköping der schwedischen Provinz Södermannland ist der Milzbrand ausgebrochen
Gewerbe und Handel.
Berlin, 6. Juli. Wochenbericht für Stärke, Stärke⸗ fabrikate und Hülsenfrüchte von Max Sabersky. Ia. Kar⸗ toffelmehl 20 — 22 ℳ, I2. Kartoffelstärke 20 — 21 ℳ, IIa. Kar⸗ toffelstärke und Mehl 17 ½ — 19 ℳ, feuchte Kartoffelstärke loco und Parität Berlin — ℳ, gelber Sprup 25 — 25 ½ ℳ, Capillair⸗ Export 26 ½ — 27 ½ ℳ, Capillair Syrup 26 —27 ℳ, Kartoffel⸗ zucker Capillair 25 — 26 ℳ, do. gelber 24 — 24 ½ ℳ, Rum⸗Couleur 37 — 40 ℳ, Bier⸗Couleur 37 — 40 ℳ, Dertrin, gelb und weiß, Ia. 32 — 33 ½ ℳ. do. sekunda 30 — 31 ℳ, Weizen⸗ stärke (kleinst.) 37 — 38 ℳ, Weizenstärke (großstück.) 40 — 41 ℳ, Hallesche und Schlesische 40—41 ℳ, Schabe⸗Stärke 32 — 33 ℳ, Mais⸗ Stärke 31 — 32 ℳ, Reisstärke (Strahlen) 45 ½ — 47 ℳ, do. (Stücken) 43 — 44 ℳ, Victoria⸗Erbsen 15 — 18 ½ ℳ, Kocherbsen 15 — 20 ℳ, grüne Erbsen 18 — 20 ℳ, Futtererbsen 15 — 16 ℳ, Leinsaat 22 — 24 ℳ, Linsen, große 36 — 46 ℳ, do. mittel 26 — 38 ℳ, do. kleine 16 — 26 ℳ, gelber Senf 16 — 21 ℳ, Kümmel 44 — 48 ℳ, Mais loco 12 ⅞ — 13 ℳ, Buch⸗
11“
weizen 14—16 ℳ, inländische weiße Bohnen 21 — 23 ℳ, breite