1889 / 162 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 11 Jul 1889 18:00:01 GMT) scan diff

““

chuldverschreibung

erhoben wird. 8 Beuthen O.⸗Schl., den.

muß jede Anweisung mit der eines Kontrolbeamten versehen sein.

.. ter Zinsschein. V .. ter Zinsschein. Anweisung.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.

Dem ordentlichen Lehrer am Kaiser⸗Wilhelms⸗Gymnasium in Köln, Dr. Bernhard Brockhues, ist der Titel „Ober⸗

lehrer“ verliehen.

Der Titular⸗Oberlehrer Hofrath Dr. Pansch am Gym⸗ nasium zu Soest ist zum etatsmäßigen Oberlehrer ernannt

worden.

Bekanntmachung.

Wegen dringender Bauarbeiten werden der Studien⸗ und der Ausstellungssaal des Königlichen Kupfer⸗ E. auf einige Zeit für das Publikum ge⸗ schlossen.

Berlin, den 10. Juli 1889.

General⸗Verwaltung der Königlichen Museen.

Ministerium des Innern. Dem Ober⸗Regierungs⸗Rath Schow ist die Leitung der

Kirchen⸗ und Schulabtheilung bei der Regierung in Schleswig

übertragen worden

Preußen. Berlin, 11. Juli. Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Augusta hat, nach der Münchener „Allg. Ztg.“, als Protektorin des Deutschen Frauenverbandes, folgendes Handschreiben an den General⸗Sekretär des Bayerischen Frauenvereins, Oberst a. D. Kriebel, gerichtet: 4

„Ich habe den Jahresbericht des Bayerischen Frauenvereins nicht ohne die wehmüthige Empfindung des schmerzlichen Verlustes seiner hohen Protektorin entgegennehmen können. Das gesegnete Andenken der Heimgegangenen wird in dem Verein, dessen Thätigkeit ihrem Schutze anvertraut war, sich hewahren, wie es in den Herzen aller derer fortlebt, die ihre Ergebung in schwere Prüfung gesehen und ihre Güte erfahren haben. 3 vu“ Koblenz, den 4. Juli 1889.

Augusta.“

““ 14“

Die preußische Deklaration der Strafbestim⸗ mungen bei solchen Steuerdefraudationen, wo das de⸗ fraudirte Objekt zugleich mit einer Kommunalabgabe be⸗ legt ist, vom 27. Januar 1828, wonach die durch die Defraudation verwirkte Strafe nicht nach dem Betrage des zu fließenden Theils der Abgabe allein, son⸗

Zurechnung des Zuschlags sich ergebenden Gesammtbetrage derselben abzumessen ist, findet nach einem Urtheil des Reichsgerichts, I. Straf⸗ senats, vom 11. April d. J., seit dem Inkrafttreten des Jee.dbatstenen e. vom 31. Mai 1872 auf Bier keine Anwendung; die Defraudationsstrafe ist allein nach dem Betrage der zu den Reichs kassen fließenden Steuer abzumessen.

„— Die Königliche Akademie der Wissenschaften Füe am 4. Juli d. J. eine öffentliche zur Feier des eibniz'schen Jahrestages, welche der Herr Staats⸗Minister Dr. von Goßler mit seiner Gegenwart beehrte. Der an diesem Tage vorsitzende Sekretär, Herr Curtius, eröffnete die Fest⸗ itzung mit einer Rede, in welcher derselbe das Verhältniß von Lesbni fum klassischen Alterthum und zur geschicht⸗ lichen Wissenschaft besprach. Darauf hielten die drei neu eingetretenen Mitglieder ihre Antrittsreden. Diejenige des Herrn Kundt wurde von dem vorsitzenden Sekretär der hysikalisch⸗mathematischen Klasse, Herrn E. du Bois⸗Rey⸗ ond, die der Herren Dümmler und Föhter von den vor⸗ itzenden Sekretaren der philosophisch⸗historischen Klasse, Herren ommsen und Curtius, beantwortet.

Se. Durchlaucht der ““ von Hohen⸗

ollern, à la „suite des 2. Garde⸗Dragoner⸗Regiments, bea gt mit Führung der 22. Division, hat Berlin wieder 1 en.

Dem Regierungs⸗Assessor Dr. jur. Miesitscheck von Wischkau zu b ist die kommissarische Verwaltung des Landrathsamts im Kreise Mogilno, Regierungsbezirk Bromberg, übertragen worden.

8222 Bayern. München, 9. Juli. (Allg. Ztg.) Der neue Bischof von Passau wurde heute von Sr. Königlichen Hoheit dem Prinz⸗Regenten im kleinen Thronsaale der König⸗ lichen Residenz in Audienz empfangen, um den vorgeschriebenen Eid abzulegen. Der Eidesleistung wohnten der Minister Dr. Freiherr von Lutz, sowie die obersten Hofbeamten bei.

8 Der Ihe Staats⸗Minister des Innern, Freiherr

on Feilitzs hat heute eine Inspektionsreise auf die

auer einiger Tage angetreten.

Baden. Schopfheim, 9. Zuli. (Schw. Merk.) Ge⸗

legentlich der am vergangenen Sonntag hier Neas:habern

Leusteinemuns der Rne EE Kirche hielt erzog von Baden bei

Bankett folgende Ansprache:

„Ich kann nicht von hier scheiden,

- 1 ohne n ini Dankes an Sie zu richten. sie eh ..

dagegen Widerspruch Anmerkung. Die Unterschriften der Mitglieder des Magistrats können mit Lettern oder Faesimilestempeln gedruckt werden, doch eigenhändigen Namensunterschrift Die Anweisung ist zum Unter⸗ schiede auf der ganzen Blattbreite unter den beiden letzten Zinsscheinen mit davon abweichenden Lettern in nachstehender Art abzudrucken:

Glied des Ganzen zu sein.

sie kann viel in si erlebt in den letzten Jahren.

burtstages Sr. Königlichen Ho 8. Juli war die Stadt festlich geschmückt; fand großer Zapfenstreich statt. an den Staats⸗Minister Ruhstrat folgendes Handschreiben:

„In Veranlassung meines Geburtstages sind mir heute aus allen Theilen des Großherzogthums viele Gluückwünsche zugekommen von von Vereinen, Festversammlungen und einzelnen Per⸗ Diese vielfachen Beweise von Liebe und Anhänglichkeit haben Leider ist es aber unmöglich, allen Einzelnen eine zugehen zu lassen; ich bitte Sie daher, diesen meinen

Gemeinden sonen. mich sehr erfreut. Erwiderun herzlichen

(Allg. Corr.) Die am 27. der Prinzessin Earl von Fife wird der Erzbischof von Canter⸗ bury vollziehen. eier einen möglichst privaten Charakter tragen. önigin und allen Königlichen Familie von Griechenland, der König und die Königin von Dänemark und der Großherzog von Hessen der Hochzeit beiwohnen.

Es sind heute so viele, so schöne Worte

hier gefallen und insbesondere auch an mich gerichtet worden, daß voll Dank aus dieser großen Ver nen noch

1 daß Sie mich in Ihrer Mitte haben wollten bei der wichtigen Feier, die wir heute mit der Gnade Daß die evangelische Gemeinde Schopfheim und alle dazu gehörigen evangelischen Ge⸗ 1 au der neuen Kirche sich entwickeln zu sehen, ist mir persönlich eine große Freude und Aber ich erkenne auch sehr dankbar an, daß von mitgewirkt wurde, das Es ist damit einem dringenden nur erst die Kirche steht und gestört und unterbrochen wird. 2 1 Aber es ist nicht nur das Bedürfniß dieser Kirche, das wir ins Auge fassen müssen, meine e Wir müssen irche noch eine ganz

andere Aufgabe erwartet von uns, und zwar die Aufgabe, von den Gebr Freiheit, meine Freunde, ist ein schönes Wort, wenn es recht verstanden wird. Sie verstehen es Alle mit mir in dem Sinne, daß es geßt: Selbstbeherr⸗ ung en werden durch Thätigkeit. Nochmals sage ich: diese Freiheit muß verstanden werden, meine Freunde, sie muß verstanden werden in dem Sinne, daß jedes einzelne Mitglied einer Gemeinde sich verpflichtet fühlt, für das Ganze zu wirken und die Kraft dieses Ganzen dadurch zu heben, daß er in seinem eigenen Wesen, in seiner Familie, in seinem Kreise dafür wirkt, daß die Grundlagen unserer Kirche fest gestützt werden. Dann steigt die Kirche von selber, d. h. die Gemeinschaft, und diese Gemein⸗ ft wird 1 diejenigen Dienste, die nur selbständige Männer zu leisten vermögen. Trachten Sie also danach, meine Freunde, daß diese Selbständigkeit wachse, zunehme und immer kräftiger werde. Kräftiger auch in dem Sinne, daß die Vaterlandsliebe sich daran knüpft, und daß wir stets im Auge behalten, ein kräftiges lien 8 Ich meine: des Ganzen; nicht nur ein kräftiges Glied der gesammten evangelischen Kirche der Welt, sondern auch in der evangelischen Kirche kräaͤftige Glieder derjenigen Gemein⸗ schaft, in der wir stark sein müssen, damit die Gemeinschaft selbst die nöthige Kraft äußern kann. Diese Gemeinschaft ist ja stark geworden, aber immer noch thut es noth, immer wieder daran zu erinnern, daß jeder Einzelne dazu beitragen muß, das Nationalgefühl bochzuhalten über alle anderen Interessen. Nur dann können wir einer Zukunft, die uns noch unbekannt ist, entgegengehen. Wir wollen nicht fragen, wie diese wird; denn dieselbe ist verschleiert; ch bergen, was uns nicht gefällt, wir haben das

ich mit einem Herzen ammlung scheide, und beror ich scheide, möchte ich J esonders dafür danken,

Gottes begehen und beenden konnten. meinden das Ziel erreicht haben, endlich den Befriedigung. allen Seiten in so freundlicher Weise Werk zu Stande bringen zu helfen. Bedürfnisse abgeholfen, wenn wenn der Bau durch nichts Hoffen wir das! uns wohl bewußt sein, daß unsere evangelische

Freiheiten Gebrauch zu machen, die sie uns gewährt.

schung, und diese Selbstbeherrschung muß kundgege

schaft wird stark und leistet auch im Staat

1*

Oldenburg. des Gro

Se. Königliche

ank öffentlich bekannt zu machen.“

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 10. Juli. (W. T. B.)

Die ungarische Delegation nahm in der heutigen Sitzung das Heeresbudget, die Okkupationskredit in der Spezialdebatte auf der Grund⸗ lage des Berichts des Heeresausschusses an. Antrage, die Armee künftig „Kaiserlich und Königlich“, anstatt wie bisher fäee e bcd en. s t zu tituliren, erklärte der ungarische Minister⸗Präsident von Tisza, daß eine Aenderung des Titels bei anderen Zweigen der Verwaltung nicht durch Beschlüsse der gesetzgebenden Vermittelung der betreffenden Minister bewirkt worden sei. Der Antrag wurde hierauf fallen gelassen. Opposition, die Offiziersprüfungen in Ungarn nur in ungarischer Sprache Erwiderungen durch Mitglieder der zurückgezogen.

Nachtragskredite und den

Gegenüber dem

örperschaften, sondern durch die Der Antrag der

wurde Majorität

abzulegen, nach den

ebenfalls

Großbritannien und Irland. London, 9. Juli. d. M. stattfindende Trauung Louise von Wales mit dem Auf Anordnung der Königin soll die Außer der in England weilenden Mitgliedern der

werden der König und der Kronprinz

10. Juli. (W. T. B.) Im Unterhaus erklärte der

Staatssekretär des Krieges, Stanhope, die englische Regierung sei verpflichtet, seiner Grenzen beizustehen, die britischen Vertreter in Egypten hätten die Erklärung abgegeben, absolut nothwendig sei; theilen, welche Maßregeln beschlossen worden seien.

Egypten in der Vertheidigung

daß eine Verstärkung er werde morgen dem Hause mit⸗

(Allg. Corr.) Die britischen Militärbehörden

in Egypten treffen Anstalten zur wesentlichen Verstärkun der gegen die Derwische im Felde stehenden Truppen. Na einem Telegramm des „Bureau Reuter“ 600 Mann des ersten wallisischen Regiments und eine Schwa⸗ dron des 20.

Obersten Irwin Marschbefehl nach Assuan erhalten.

aus Kairo haben

Husaren⸗Regiments unter dem Befehl des

Frankreich. Paris, 10. Juli. (W. T. B.) Der

Präsident Carnot empfing heute Vormittag den griechischen Gesandten Delyannis.

Der Senat begann in seiner heutigen Sitzung die Be⸗

rathung des Budgets. Die Deputirtenkammer ge⸗ nehmigte die Telephonnetzes. kamen die Antrag, zur Berathung. längerer Debatte die Fassung der Kommission, welche die ver⸗ 8 einaens 8— A

mit einschloß, und nahm die Fassung der Regierung an, wonach dieselben von der Amnestie ausgeschlossen find⸗ 8

Vorlage, betreffend den Rückkauf des „Im weiteren Verlauf der Sitzung Anträge, betreffend den Im. sates

Die Kammer verwarf nach

rbeiter von Decazeville in die Amnestie

Ich sage kurz, der Zukunft.

Aber wir haben auch heute die Worte gehört von beredtem Munde, was es heißt, Leid zu tragen. Gehen wir daher zuversichtlich der Zukunft entgegen mit dem Gelöbniß, treu zu verharren auf unseren Pflichten, in Erfüllung auch der religiösen Pflichten, und halten wir uns stets vor Augen, daß jeder Einzelne genöthigt und verpflichtet ist, dazu beizutragen mit seiner ganzen Kraft und In⸗ dividualität. In diesem Sinne, meine Freunde, schließe ich und nehme Abschied von Ihnen mit der Bitte, einen Ruf erschallen zu lassen, der Ihnen allen am Herzen liegt: aufs Vaterland. Ich nenne es nicht näher, meine Freunde; denn das Wort „Vaterland' schließt in sich, was jedem Herzen theuer sein muß,

aufs Vaterland: Hoch! Hoch! Ho

Oldenburg. (H.) Zur Feier des Ge⸗

heit herzogs am am Abend vorher oheit erließ

und daher ein dreifaches Hoch

derbliche der Schutzzölle darzustellen. darauf hingewiesen, daß dieser Eifer um so größer ist, als es zwar eine Zeitlang gelingen kann, das Volk über die Unvereinbarkeit der vor Jedermanns Auge sich abspielenden Thatsachen mit der hartnäckig behaup⸗ jeten Vertheuerung der nothwendigsten Lebens mittel hinweg zu täuschen, während dies auf die Dauer doch keineswegs möglich ist. Jene Be⸗ hauptung mag noch so unaufhörlich und mit noch so selbstgenugsamer Miene wiederholt werden, so muß sie sich doch endlich Jedem als eine unhaltbare aufdrängen; und um diesen Moment nicht herbei⸗ kommen hefsestrm Anstrengungen, um die neue Wirthschaftspolitik zu Fall zu ringen, und dergl. das Volk einstweilen noch in einer künstlichen Aufregung zu erhalten, damit es zum Nachdenken über seine wirkliche Lage gar nicht komme.

Ztalien. Venedig, 11. Juli. (I3. T. B.) Königin und der Kronprinz von Italien sind hier d hen und von der Bevölkerung enthusiastisch begrüßt worden.

Serbien. Belgrad, 10. Juli. (W. T. B.) Von den Gegnern der Regierung waren über das Auftauchen von Räubern beunruhigende Gerüchte verbreitet worden. In Regierungskreisen werden diese Befürchtungen mit dem Bemerken als grundlos bezeichnet, daß die Regierung, um dem Räuberunwesen vorzubeugen, die Bewaffnung des 3. Aufgebots mit alten Waffen angeordnet habe. Letztere Maßnahme dürfte vielleicht auch mit der Absicht der 422 rung, nach und nach eine Nationalmiliz einzuführen, in bindung stehen. 1

Afrika. Zanzibar, 11. Juli. (W. T. B.) [Telegramm des „Reuterschen Bureaus“.] Die Deutschen beschossen gestern Tanga und besetzten den Platz nach unbedeutendem Widerstande. Der Reichskommissar, Hauptmann Wiß⸗ mann, befindet sich noch in Panaani.

Zeitungsstimmen.

Die„Berliner Börsen⸗Zeitung“ hebt als besonders bemerkenswerth aus dem Bericht der Handels⸗ und Ge⸗ werbekammer von Chemnitz folgende Stellen, welche gunserer nationalen Wirthschaftspolitik und der Fürsorge der Regierung, Handel und Verkehr zu heben, volle Gerechtigkeit widerfahren lassen“, hervor:

„Die beutsche Sozialgesetzgebung wird ihre Früchte zeitigen, die deutsche Kolonialpolitik unserem Fleiß neue Absatzgebiete erringen, unsere nationale Wirthschaftspolitik die heimischen Kräfte zur freien Entfaltung bringen und gestärkt und gerüstet im friedlichen Wett⸗ kampfe mit den anderen Völkern wirken lassen. Das deutsche Er⸗ werbsleben nimmt schwere Lasten auf sich mit der Einführung der sozialreformatorischen Gesetze, aber freudig werden sie getragen in dem Bewußtsein, dem wahren Fortschritt germanisch⸗christlicher Kultur eine Bahn geebnet zu haben und den Völkern des Erdkreises eine Leuchte geworden zu sein, deren Licht sich auf die Dauer Keiner zu

entziehen vermag.“

Und nochmals kommt der Bericht auf die „Gesammtlage“ des Erwerbslebens zurück, indem er darauf hinweist, „daß ein frischer Zug durch das ganze Erwerbsleben geht, der überschüssigen Kraft durch das Anbahnen neuer Verbindungen im Auslande Raum ge⸗ schaffen wird, während die weise Politik Deutschlands beziehungs⸗ weise der deutschen Regierung im Inlande und im Auslande seine Söhne schützt, um deren Arbeitserträgnissen den verdienten Lohn so gut wie möglich vollwerthig zukommen zu lassen.“ „Intelligente Arbeit“, heißt es zum Schluß, ‚wird nicht so schnell unwerth und die „nationale Wirthschaftspolitik“ gleicht einem stolzen Stamm, an dem Alle ihre Stütze finden“.

Ueber „die Schwenkung unserer Gegner“ in Bezug auf die Beurtheilung der Wirkung der Se g⸗ schreibt die „Deutsche volkswirthschaftliche Cor⸗ respondenz:

„Die Politik der freihändlerischen Blätter unserer neuen Zoll⸗ gesetzgebung gegenüber ist insofern unverändert dieselbe, als jene sich fortgesetzt den Anschein geben, sie dächten gar nicht daran, eine prin⸗ zipiell veränderte Handelspolitik herbeiführen zu wollen. Dabei hört man keinen Augenblick auf, die urtheilslose Masse gegen die an⸗ gebliche Vertheuerung der nothwendigsten Lebensbedürfnisse auf⸗ zureizen und dann diese letztere stets als eine Konsequenz der herrschenden Handelspolitik hinzustellen bezw. sie mit derselben zu identifiziren. Es muß hiernach jedem Einsichtigen ohne Weiteres

klar sein, daß die bittere Feindschaft auch gegen die gemäßigtsten und

gerechtfertigsten Schutzzölle nicht im Mindesten nachgelassen hat, und daß nach wie vor jede Gelegenheit hastig ergriffen wird, das Ver⸗ Schon oft genug haben wir

zu lassen, macht man auf gegnerischer Seite die krampf⸗

bemüht sich im Uebrigen aber durch Reaktionsgeschrei

Nun beginnt aber doch nach einer anderen Seite hin eine kleine

Schwenkung immer wahrnehmbarer zu werden. Die Thatsache der vielfach eingetretenen Besserung ist gegenwärtig nämlich eine so offen⸗ kundige, daß man auf gegnerischer Seite doch nicht umhin kann, sich einigermaßen auf dieselbe forderlichen Rückzug vorzubereiten. Blätter fangen hier und da an zuzugestehen, daß die neue Zollpolitik ja wohl für manche Industriezweige günstig, wenn auch für andere ungünflig gewirkt haben könne, und knüpfen hieran die weitere Ent⸗ deckung, daß es überhaupt auf die Zollpolitik eines Landes eigentlich nicht so groß gehe es doch gut, in schlechten doch schlecht, oder niedrig oder wohl gar nicht vorhanden seien.

hin einzurichten und auf einen etwa er⸗ Die gemäßigten freihändlerischen

ankomme, wie man vielfach meine. In guten Zeiten

ob nun die Zölle hoch Das ist offenbar schon ein Schritt zum Besseren. Wir haben

ja auch niemals behauptet, daß Schutzzölle allein ein Land zu wirth⸗ schaftlicher Blüthe zu bringen vermmzehten; denselben stets nur den Ausdruck ganz bestimmter Bedürfnisse für unsere Produktion erblickt und sind gern bereit, zuzugestehen, daß man unter bestimmten Verhältnissen auch ohne Sch kommen können. das Gedeihen oder Nichtgedeihen eines Landes nur wenig beeinflussen, acceptiren wir gern; das öffentliche Gedeihen ist hiernach also sicher⸗ lich auch bei Schutzzöllen möglich, und da letztere uns nun aus ganz bestimmten Gründen nothwendig erscheinen, durchaus gerechtfertigt, zutreten.“

wir haben vielmehr in

3 utzölle würde aus⸗ Das Zugeständniß, daß die Zölle an und für sich

vendig o halten wir es für für die Aufrechterhaltung derselben ein⸗

Die Hypothekenbewegung im Jahre 1887/88, welche

eine der Verschuldung der städtischen Grundstücke in Preußen

88 034 392 aufzuweisen hat, giebt der „Danziger All⸗ gemeinen Zeitung“ Anlaß zu folgenden Betrachtungen:

um 566 771 737 und der ländlichen um

„Vergleicht man die Zahlen aus den städtischen Bezirken mit

denen aus den ländlichen, so könnte man leicht auf den Gedanken ver⸗ fallen, daß die ländlichen Verhältnisse gegenüber den städtischen sich Sauldeslafgit besggfenh Schuldenlast um 88 Millionen bleibt weit ück hint von 566,8 Millionen Mark. Ee. dte ge see gen Werth der mit Schulden belasteten Objekte an. der Städte ist in Steigerung begriffen, immer neue Grundstücke werden

es Thatsache, daß die Spekulation bei dem billigen Zinsfuß die Mittel zum

besseren Lage befinden: denn die Vermehrung der

Indeß es kommt hierbei stets auf den Der Bodenwerth

ür die Bebauung herangezogen und überdies ist

Ankauf und zur Bebauung von Grundstücken im Wege

des Hypothekarkredits aufbringt. Auf diese Urfachen ist es zurü

Die

furt a. M.

auldung städtischer Grundstücke an sich

1887 die . r seit einer Reihe von Jahren zu verzeichnen hatte, während zugleich

sttüücke zu rechnen sein. b tiven Ver iheen n. r u. s. w., da die allgemeinen Verhältnisse für die

AMriversität in

zuführen, daß allein für die Hauptstadt Berlin und die Vor⸗ und nächsten Nachbarstädte der Ueberschuß der Eintragungen über die Löschungen 284 Millionen Mark, also mehr als das Dreifache gegen⸗ über den gesammten ländlichen Bezirken betragen hat. Aehnliche Ur⸗ sachen sind auch für die übrigen städtischen Bezirke anzunehmen.

In den ländlichen Bezirken liegen aber die Verhältnisse ganz anders. Die Schuldensteigerung geht hier nicht Hand in Hand mit einer Werthsteigerung der Grundstücke: im Gegentheil, der Werth der ländlichen Grundstücke ist im Sinken begriffen, was bei dem Sinken der Produktenpreise, der Steigerung der Arbeitslöhne, dem Mangel von Arbeitskräften begreiflich ist, auch eine Vermehrung des Werths durch Neubauten auf dem Lande liegt nicht vor, da die Bevölkerungs⸗ zahl der ländlichen Bezirke sich nicht wesentlich gehoben, in manchen Distrikten durch Auswanderung sogar abgenommen hat.

Wenn nun trotz des Sinkens der Werthobjekte in den ländlichen Bezirken die Verschuldung sich in einem Jahre um 88 Millionen Mark gesteigert hat, so ist dies ein sehr ernstes und bedenkliches Symptom. Von der Zunahme der Verschuldung sind die vorzugs⸗ weise ackerbautreibenden Provinzen am meisten betroffen. Im Bezirk des Ober⸗Landesgerichts Königsberg hat sie 10,6 Millionen Mark, im Bezirk des Ober⸗Landesgerichts Breslau 18,9, im Bezirk des Ober⸗Landesgerichts Naumburg a. S. 18,6 Millionen Mark betragen. Wenn in Posen und Marienwerder die Eintragungen hinter den Löschungen zurückgeblieben sind, so macht sich hierin die Wirkung der Thätigkeit der Ansiedelungskommission geltend, welche verschuldete Güter ankauft und die Hypotheken zur Löschung bringt. isges

Ueber die Gründe der steigenden Verschuldung in den ländlichen Bezirken machen die Gerichte verschiedene Angaben: in verschiedenen mitteldeutschen Bezirken wird die wucherische Ausbeutung der länd⸗ lichen Bevölkerung, in Schleswig⸗Holstein und Sachsen die Ungunst der Produktionsbedingungen und die Steigerung der Arbeitslöhne, in den meisten Bezirken aber Erbtheilung und Veräußerung, also die Eintragung von Erbabfindungen und Restkaufgeldern als Grund angegeben. Da, wo, wie in einigen Bezirken von Stettin und Königsberg, die Löschungen die Eintragungen über⸗ steigen, handelt es sich nach ausdrücklicher Angabe der Gerichts⸗ behörden nicht um eine Besserung der Lage der Grundbesitzer, sondern um Zwangsversteigerungen!

So weist denn die Hypothekenbewegung in den ländlichen Be⸗ zirken im Jahre 1887/88 von Neuem in beredter Weise auf die mißliche Lage der Landwirthschaft hin, die um so deutlicher hervortritt, als es sich hierbei um ein Jahr (1887) gehandelt hat, welches eine vortreffliche Ernte hatte. Bekanntlich hatte diese Ernte ein weiteres Sinken der Preise im Gefolge! Immerhin darf es als ein, wenn auch relativ kleiner Gewinn betrachtet werden, daß die Neuverschuldung in jenem Jahre mit 88 Millionen erheblich geringer war als die Neu⸗ verres im Vorjahre, wo sie 133,2 Millionen Mark betragen hatte. Diese relative Besserung ist ein Zeichen der Wirkung der Fürsorge, welche der Landwirthschaft durch unsere Verwaltung und

esetzgebung zu Theil wird, aber sie enthält auch die dringende Mah⸗ nung, mit dieser Fürsorge nicht nachzulassen: denn, wenn die Ver⸗ schuldung der Landwirthschaft so weiter geht und noch mehr zunimmt, dann geräth sie in die Hände der städtischen Kapitalisten und somit wird der Bauer schließlich aus einem Besitzer zu einem abhängigen Pächter. Einer solchen Entwickelung Einhalt zu thun, ist im Inter⸗ esse von Staat und Gesellschaft dringend geboten.“

Statistische Nachrichten.

Die Hypothekenbewegung im preußischen Staatwährend ß81„;5oes Rechnungsjahres 1887/88. II. (Vgl. Nr. 158 des „Reichs⸗Anz.“)

Viel bedeutsamer als bei den städtischen Bezirken, wenn auch in ihren absoluten Zahlen geringer, erscheint die Zunahme der Hypo⸗ thekarbelastung auf dem Lande. Zwar befinden sich hier bei vier Ober, Landesgerichtsbezirken (nämlich in Marienwerder, Posen, Kassel und Frankfurt a. M.) die Löschungen im Vorsprung vor den Eintragungen. In den erstgenannten beiden Bezirken wirkten jedoch zu diesem, von dem Gesammt⸗ bild des Staats wie auch der übrigen Provinzen abweichenden Er⸗ gebnisse augenscheinlich zwei besondere Ursachen mit. Einmal hat die Ansiedelungskommission in diesen Bezirken ebenso wie im Vorjahre eine Reihe hochbelasteter Güter angekauft und die auf denselben ein⸗ getragenen Schulden zur Löschung gebracht. Sodann ist gerade in den Bezirken Marienwerder und Posen ein großer Theil der Löschungen sicherlich nur auf Subhastationen zurückzuführen, welche in diesen Bezirken einen ganz unverhältnißmäßig großen Umfang ein⸗ nahmen. Im Kasseler Bezirk wirkt noch immer die An⸗ legung der neuen Grundbücher und die sich daran schließende Löschung alter, längst bezahlter Hypotheken auf die Höhe der Löschungsziffern bedeutend ein. Auch im Bezirk Frank⸗ wird der Ueberschuß der Löschungen gewöhnlich auf diejenige alter, bereits abgezahlter Hypotheken und auf Eigenthums⸗

G vorbehalt beruhender, zum Betrage der rückständigen Kaufgelder ein⸗ getragener Pfandrechte in den Stockhachein der vormals Herzoglich

nassauischen Gebiete zurückgeführt. Aehnliche Ursachen wirkten im

Kölner Bezirk, wo zufolge des Gesetzes vom 24. Mai 1887 (G.⸗S. S. 161) die Transskription der Verträge wegen Uebertragung des Eigen⸗

hums an Immobilien in das Register des Hypothekenbewahrers in

der Regel nicht mehr erforderlich ist. b 8 vielen Bezirken ist die Zunahme der Belastung wesentlich in

dem erleichterten Angebot von Hyvpothekenkapital Seitens der Sparkassen und anderer Geldinstitute zu suchen, welches

den Grundbesitzern die Umwandelung ihrer Personalschulden in Hypo⸗

Ferner werden die ungünstigen Pro⸗ duktionsbedingungen der Landwirthschaft, die gestiegenen Arbeits⸗ und Gesindelöhne, die niedrigen Preise des Zuckers bezw. der Rüben, des Fettviehes als Ursache der zu⸗

heken erleichtert hat.

nehmenden Belastung angesehen.

Vielleicht erscheint die Zunahme der hypothekarischen Belastung des hielecht Grundbesitzes um 80 Millionen Mark sowohl gegenüber dem gesammten, auf etwa 7—10 Milliarden zu beziffernden Werth des ländlichen Grundbesitzes wie gegenüber der Zunahme der Ver⸗ nicht als zu hoch. erscheint sie,

des Jahres Landwirthschaft

einem wesentlich ungünstigeren Licht in Betracht zieht, daß die Ernte vorzüglichste war, welche unsere

ber in wenn man

eine Zunahme des Bodenwerths, welche Neueintragungen in erheb⸗ liae Sernahme, hätte rechtfertigen können, für das letzte Jahr kaum anzunehmen ist. Vielmehr wird bei den gesunkenen Produktenpreisen,

EI Arbeitslöhnen u. s. w., denen gegenüber ausgleichende

enderungen von derselben Bedeutung kaum nachzuweisen sein werden, im Allgecheinen eher mit einem Sinken des Werths ländlicher Grund⸗ Ebenso wird von einer produktiven Ver⸗

Vornahme von solchen keineswegs günstig waren, nur in geringem Maße in Rede salchen ken Unter diesen Umständen hätte man für das Jahr 1887/88 einen ganz erbeblichen Rückgang der Eintragungen und einen starken Ueberschuß der Löschungen erwarten müssen. Wenn dem entgegen die Verschuldung des ländlichen Grundbesitzes weitere Fortschritte gemacht hat, so eröffnet dies einen wenig tröstlichen Aus⸗ blick auf kommende, nicht ebenso durch die Natur begünstigte Ja re.

Kunst und Wissenschaft.

ofmann, Professor an der Ludwig⸗Maximilians⸗ emahcn Heacen bezah in diesem Jahre seinen 70. Geburts⸗ tag. Nicht bloß die Fachgenossen, sondern auch die ganze wissenschaft⸗

liche Welt Deutschlands wird dieses Jubiläums gedenken. Die

Schüler bereiten unter der Führung des Professors Karl Vollmöller 1 88 großangelegte Festschrift vor, die einige 20 Arbeiten umfassen wird und bei Henninger in Heilbronn erscheint. Hofmann’ s wissen⸗

stattfindende

““

chaftliche Bedeutung auf dem Felde der romanischen und germanischen inguistik ist in England, Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Italien, Spanien ebenso anerkannt wie in Deutschland Am 14. November 1819 im fränkischen Kloster Banz geboren, wirkt er seit beinahe

40 Jahren an der Münchener Hochschule.

Für die in Heidelberg vom 17. bis 23. September d. J. 62. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte ist folgende vorläufige Tagesordnung aufgestellt worden: Dienstag, 17. September, Abends: Empfang und gegen⸗ seitige Begrüßung der Gäste im Museum. 18. September, Morgens: 1 allgemeine Sitzung: Eröffnung der Versammlung, Vorträge, Ein⸗ führung und Bildung der Abtheilungen. Abends: Concert im Stadt⸗ garten. 19. September: Sitzungen der Abtheilungen. 4 Uhr: Fest⸗ essen im großen Saale des Museums. 20. September, Morgens: 2. allgemeine Sitzung: Vorträge, Berathung des vom Vorstande ausge⸗ arbeiteten Statukenentwurfs; Wahl des neuen Vorstandes, des nächsten Versammlungsortes, der Geschäftsführer. Abends: Fest auf dem Schloß. 21. September: Sitzungen der Abtheilungen. 22. Sep⸗ tember: Ausflüge in die Umgebung Heidelbergs. 23. September, Morgens: 3. allgemeine Sitzung: Vorträge. Schluß der Versamm⸗ lung. Abends: Schloßbeleuchtung. Ein Empfangs⸗ und Auskunfts⸗ bureau wird am 16. September eröffnet im Bavyerischen Hof, Rohr⸗ bacherstraße 2. Anmeldungen für Privatwohnungen nimmt der Schriftführer des Wohnungscomités, Hr. Rathschreiber Webel (Rathhaus, Heidelberg), entgegen. Neues von den griechischen Inseln meldet die „Ber⸗ liner philol. Wochenschrift“: Auf Andros ist in der Nähe des be⸗ kannten Wartthurms ein antikes Bergwerk aufgefunden worden. In Delos sind zahlreiche Inschriftenfunde gemacht worden: 6 Proxenien⸗ dekrete, eines in rothen Marmor eingegraben, 2 archaische Inschriften, die eine stichedon, die andere bustrophedon geschrieben, ein anderes Bruchstück von 37 Zeilen, im Heiligthume des Serapis viele Weih⸗ geschenke an diesen Gott und die „heilige Göttin“, endlich eine lange doppelseitige Inschrift auf einem Marmorblock von 1,20 m Höhe und 0,90 m Breite: sie zählt das Besitzthum eines Tempels auf. Sie enthält auf jeder Seite 200 Zeilen und scheint auf das Archontat des Kalodikos zurückzugehen. 88

Am 6. Juli wurde, wie der „Hannov. Cour.“ erfährt, von Mr. Brooks in Geneva U. S. ein neuer Komet AR = 3560 51“ Decl. = 90 10“ (im Wassermann) entdeckt; derselbe wird vom Entdecker als „schwach“ bezeichnet.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Die Landes⸗Direktoren der preußischen Monarchie werden sich, wie die „Kieler Ztg.“ mittheilt, in den Tagen vom 14. zum 16. d. M. in Kiel ein Rendez⸗vous geben, um von dort aus Zwecks Information über die Moorkulturverhältnisse der Provinz Schleswig⸗Holstein eine gemeinsame Reise anzutreten.

Ueber die Doppeltanne schreibt Ernst Friedel in der „Natur⸗ wissenschaftlichen Wochenschrift“ folgendes: Es ist auffallend, wie wenig diese merkwürdige Form der Rothtanne oder Fichte, welche auf dem Berliner Weihnachtsmarkt als Christbaum besonders geschätzt und besser bezahlt wird, in den zu ihrer Würdigung besonders be⸗ rufenen Kreisen der Dendrologen beachtet worden ist. Sie erscheint auf den Berliner Märkten seit der Zugänglichmachung des Harzes und des Thüringer Waldes mittelst der Eisenbahn, d. h. seit dem Anfang der 50 er Jahre, und ist seitdem der eigentliche Weihnachtsbaum von Berlin, während früher als solcher die gemeine Kiefer, Pinus silvestris, figurirte. Die Weißtanne hat. weil ihr Gezweig nicht so dicht ist, als das der Rothtanne, insonderheit der Doppeltanne, diese letzteren Nadelhölzer als Weihnachtsbaum nicht zu verdrängen gewußt, obwohl sie ein edleres und vornehmeres Ansehen hat. Hr. Dr. Carl Bolle⸗Scharfenberg, einer der besten deutschen Baumkenner, insbesondere Coniferenkenner, kannte die „Doppeltanne“ noch im Jahre 1884 nicht, und ich mußte ihm erst Hunderte von Exemplaren nachweisen, ehe er sich von ibrer Formbeständigkeit überzeugte. Ich habe der „Doppeltanne“ seit vielen Jahren, insbesondere in Tirol, meine Aufmerksamkeit geschenkt und oftmals in Begleitung von naturwissenschaftlichen Freunden un⸗

ezählte Tausende von Rothtannen an wilden Standorten auf die Hestandigkeit geprüft. Bei Innsbruck, wo ich die Waldbaum⸗ bestände sechs Jahre hindurch, jedes Mal Wocher lang, durch⸗ wandert und gemustert, kommt die Rothtanne und die Doppeltanne im Kalkgebirge wie im Glimmerschiefergebirge an den entlegensten und wildesten Stellen vollkommen urwüchsig, je nach der Geschütztheit der Lage noch in einer Höhe von etwa 1900 bis 2200 m vor und verkümmert zuletzt an der Baumgrenze zu Bäumchen, welche in der Ferne, wie die kleinen, kegelförmig zugeschnittenen Buchsbäumchen unserer Ziergärten aussehen. Der Wuchs und die Benadelung wird immer gedrängter, je rauher, kälter und windiger die Lage ist. Das Entscheidende scheint mir nun die Becobachtung, daß diese durchaus von Mutter Natur ausgesäten und verpflanzten Fichtenwildlinge durcheinander die beiden Formen: die relative dünne Benadelung der gemeinen Rothtanne und die überreiche 4 der Doppeltanne zeigen, in letzterem Falle oft so überre und dicht, daß die einzelnen Nadeln nicht selten eine leicht öö Wendung, einen krausen Wuchs annehmen. Lage und Höhe des Gebirges, des einzelnen Standorts, Bewässerung, Besonnung, Untergrund machen keinen Unterschied: beide Formen steben überall dicht neben einander und durch einander. Auch in dem berühmten Urwald der Wussina bei Muskau in der Oberlausitz fand ich um Pfingsten 1888 mit Dr. Bolle zusammen die eigentliche Rothtanne und die Doppeltanne an gleichen Standorten nebeneinander vor. Dies zwang mich je länger je mehr zu der Annahme, daß die Doppeltanne specifisch verschieden von der Rothtanne (Picea excelsa Linné) sei. Ob die Doppeltanne aber als eine eigene sogenannte gute Art oder als die Spielart einer anderen, nicht mit Picea excelsa identischen Tanne aufgefaßt werden sollte, muß ich dem eigentlichen hier berufenen Systematiker von Fach, dem Dendrologen, genauer zu prüfen und zu entscheiden überlassen. 8

Offenburg i. Baden, 7. Juli. Durch die andauernde Nässe wurde das Wachsthum unserer Reben in erheblicher Weise beeinträͤchtigt, und da dieselben ohnedies der schädlichen Witterung im Spätjahre v. J. und einer Kälte bis zu 8 Grad R. im März d. J. ausgesetzt waren, so ist es nicht zu verwundern, daß die Wurzeln mancher Rebstöcke kränkeln und dahinsiechen. Unter der Einwirkung der Witterung hatte auch die Bodenbearbeitung zu leiden, sodaß das Unkraut vielfach in schädlicher Weise überhand nahm. Das ge Uebel aber war der Heuwurm, der in übergroßer Zahl auftrat. Denn obschon ziemlich viel Samen vorhanden waren, so verfielen doch nahezu die meisten dem Zahne dieses gefräßigen In⸗ sektes. Ja es giebt auf biesiger Gemarkung Reben, von denen kein oder nur ein unbedeutender Ertrag zu erwarten sein wird. 1“

Weimar. (Th. C.) Die Ernteaussichten gestalten sich in Thüringen sehr erfreulich: Die bereits vollendete Heuernte wird als vorzüglich bezeichnet und auch das Getreide, mit dessen Schnitt sehr zeitig begonnen worden . bgeAiah. zu guten Erwartungen, da⸗ gegen ist die Rapsernte schlecht ausgefallen.

Washington, 10. Juli. (W. T. B) Der Bericht des Landwirthschaftlichen Bureaus für den Monat Juni kon⸗ statirt eine Besserung der Baumwollenernte. Es wird jedoch allgemein geklagt, daß das Keimen und Wachsen der Pflanzen durch die trockene und kalte Witterung im Mai und im Anfang Juni eine Verspätung erlitten haben. Der allgemeine Durchschnittsstand in den verschiedenen Staaten ist 876/10. Das mit Mais bebaute Areal be⸗ trägt ungefähr 1 ¼ Mill. Acres, das gesammte bebaute Areal 77,Mill. Acres. Der allgemeine Durchschnittsstand ist 90, der des Winterweizens 92, des Frühjahrweizens 83, der Gerste 92; derjenige des Roggens ist unverändert.

Gewerbe und Handel.

aus Genf geschrieben: In bestaͤndigem Fortschritt ist die Verbrei⸗

tung der Deutschen Kunstgewerbe⸗Erzeugnisse in der

Romanischen Schweiz.

Dem „Deutschen Handels⸗Archiv“ (Juli⸗Heft) wird

Wo früher fast nur die Pariser Artikel Zugang fanden, in Genf, Lausanne, Neuchatel, Freiburg ꝛc., sind in allen Läden die deutschen Erzeugnisse ausgestellt. Luxuslampen, aller⸗ hand Phantasiegegenstände, Statuetten ꝛc. aus Bronce, Kupfer u. s. w., Nippessachen, feinere Lederwaaren deutscher Abkunft werden bereits oft als deutsche, oft aber auch noch als französische und englische Artikel verkauft. Es würde sich gewiß reichlich lohnen, in einer der Hauptstädte der Romanischen Schweiz, am besten in Genf, ein deutsches Kunstgewerbe⸗Museum zu errichten, welches als Verkaufs⸗ und Vermittelungsstelle dienen müßte. Tausende von Fremden aller Länder verkehren alljährlich in Genf, meistens Touristen, die kaum die Fabrikationsorte in Deutschland besuchen dürften und oft über⸗ haupt nicht dahin gehen. Sie würden auf diese Weise die schönen Erzeugnisse deutscher Fabrikation kennen lernen, die ihnen in ihrer Heimath unter französischem oder englischem Namen verkauft werden, und Adreßkarten mitnehmen, die erfolgreicher sein dürften, als manche Zeitungsreklame. In der bezüglichen Mittheilung wird des Weiteren betont, daß für deutsche Handwerker sowohl, als auch Kaufleute, Lehrer ꝛc. in der Westschweiz sich jetzt weniger Gelegenheit zur Arbeit bzw. zur Ausübung des Berufs als früher biete. Verheiratheten Arbeitern sei aufs Dringendste abzurathen, dorthin zu gehen, besonders wenn sie des Französischen unkundig sind, da es ihnen nur selten gelinge, ein leidliches Auskommen zu finden. Junge Kaufleute sollen nur selten bezahlte Stellen finden, da sich sehr viele derselben als Volontäre anbieten, um das Französische zu erlernen. Einer Mittheilung aus Santa Elena (Argentinien) zu⸗ folge sind von den Saladeros und Exportschlächtereien in den Pro⸗ vinzen Entre Rios und Corrientes im Jahre 1888 bereits 30 % des für den Export geschlachteten Viehs nach den neueren Methoden der Fleischkonservirung in Zinnbüchsen als Fleischertrakt, Fleisch⸗ pepton, Fleischbouillon, oder als gefrorenes Fleisch nach Europa in den Handel gebracht worden. In Folge des in Argentinien bestehenden Gesetzes über Exportprämien und eines in lItzter Zeit ergangenen Gesetzes, wonach neuen Unternehmungen eine Zinsgarantie von 5 % auf ein Kapital von 32 Millionen Mark für 5 Jahre Seitens des Staats geleistet wird, steht zu erwarten, daß der Fleischexport Argentiniens sich noch bedeutend heben wird. Die Provinzen Entre Rios und Corrientes allein sollen im Stande sein, jährlich 400 000 Stück Rindvieh zu exportiren, ganz Argentinien aber 800 000 und selbst bis 1 Million Stück. Augenblicklich macht eine Gesellschaft, welche sich neuerdings mit 4 Millionen Mark Kapital gebildet hat, Versuche, lebendes Vieh nach Europa und Brasilien zu verschiffen. 8

Aus Monterey (Mexiko, Staat Nuevo Leon) erfährt das „Handels⸗Archiv“, daß die Einfuhr deutscher Waaren, namentlich Halbwollen⸗, Wollen⸗, Galanterie⸗, Eisen⸗ waaren und Droguen in den letzten Jahren in erfreulichem Zunehmen sei. Dem Geschäft könnte indessen noch ein größerer Aufschwung gegeben werden, wenn es gelänge, die Lieferzeit abzukürzen und die lange Reihe von Spesen, welche auf deutschen Waaren in den Ausgangshäfen lasten, zu vereinfachen, was sich vielleicht erreichen ließe, wenn die Fabrikanten im Innern sich entschließen könnten, Lager in den Haupt⸗Hafenplätzen zu errichten und die Waaren daselbst yfrei an Bord geliefert“ zu verkaufen. Ein Reihe von Import⸗ häusern ziehe es vor, von den Vereinigten Staaten von Amerika zu kaufen, weil einerseits der Zeitverlust geringer und sie vor Allem im Stande seien, sich den Preis eines Artikels am Konsumplatze genau zu berechnen. Die Preisnotirungen in den Vereinigten Staaten sollen sich durchweg bei freier Ablieferung an die Bahn oder an Bord des Schiffes verstehen, wobei höchstens noch eine unbedeutende Belastung für den Transport vom Lager an Bord, außer der Kommission des Kommissionärs im Hafen, in Betracht komme, sodaß der Käufer Angesichts der Preisliste sofort im Stande sei, den Kostenpreis der Waare am Konsumplatze zu berechnen. Besondere Aufmerksamkeit verdiene der Staat Coabuila, dessen Entwickelung durch die Eisenbahn in ungeahnter Weise beschleunigt worden sei. Derselbe sei namentlich reich an Lagern von silberhaltigem Bleierz. Verschiedentlich seien von deutschen Firmen, welche sich mit dem Bezuge von Erzen befassen, Anfragen wegen des Auskaufs von Erzen an dortige Geschäftshäuser gerichtet worden; indessen werde nur dann ein Erfolg zu verzeichnen sein, wenn die betreffenden Importfirmen in gleicher Weise, wie dies Seitens der amerikanischen Schmelzwerke geschehe, einen Sachverständigen in die betreffenden Distrikte Behufs Ankaufs der Metalle entsenden würden. 8

Berlin, 9. Juli. Bericht über Kartoffelfabrikate von C. H. Helmeke in der „Zeitschr. f. Spirit.⸗Ind.“. Die in vielen Distrikten während der letzten 8 Tage gefallenen, zum Theil starken Regengüsse werden wesentlich zum Gedeihen der Kartoffeln beitragen und manche gegentheiligen Befürchtungen beseitigen. Auf die Preise der Kartoffelfabrikate hat dies allerdings eine Wirkung in etwas weichender Richtung gehabt, hauptsächlich sind davon Kartoffelsyrup und ⸗Zucker berührt worden, deren Absatz wieder zu wünschen übrig auch die Preise der geringeren Qualitäten Stärke und Mehl gaben nach, während die besferen Qualitäten weniger nachtheilig beein⸗ flußt wurden. Der Verkehr war jedoch ein besserer in sämmtlichen Qualitäten Stärke und Mehl. Zu notiren ist für prima Stärke und Mehl 20 21 ℳ, für abfallende Primasorten 19—20 ℳ, für Se⸗ kunda 17 18,50 und für Tertiasorten 15 16,50 ab Station und je nach Lage derselben. Zu notiren ist frei Berlin: Prima Kartoffelmehl je nach Qualität 22 23 ℳ, Secunda Kartoffel⸗ mehl 20 21 ℳ, Prima Kartoffelstärke 21 22,00 ℳ, Secunda do. 19 20,50 ℳ, Prima weißer Kartoffelsyrup 42 % prompt 25 25,50 ℳ, do. do. per Juni 25,25 ℳ, do. gelber prompt 24 24,50 ℳ, do. do. per Juni 24,75 ℳ, do. weißer Kartoffelzucker prompt 25 25,50 ℳ, do. do per Juni 25,50 ℳ, do. gelber per Juni 23 24 ℳ, do. Dextrin prompt 32 32,50 ℳ, krystallinischer Kartoffelzucker 99 % 44 45 ℳ, krystallinisches Nachprodukt 80 % 23 24 88

London, 10. Juli. (W. T. B.) An der Küste 2 Weizen⸗ ladungen angeboten. Wollauktion. Wolle fest. Preise an⸗ iehend. 28. Juni. (New⸗Yorker Hdls.⸗Ztg.) Nach den vom statistischen Bureau in Wasbhington veröffentlichen Daten hat der Waaren⸗ und Produkten⸗Export im Mai cr., dem Werthe nach, den Betrag von 52 196 197 Doll. erreicht, circa fünf Millionen Dollars mehr als im Mai 1888. Auch der Waaren⸗ und Pro⸗ dukten⸗Import hat sich um über acht Millionen Dollars gegen den Parallelmonat des Vorjahres gehoben. Als Endergebniß stellt sich für Mai cr. ein Ueberschuß des Imports von Waaren und Pro⸗ dukten über den Export von 16 555 797 Doll. heraus. An Gold exportirten die Vereinigten Staaten im Mai cr. 13 484 783 Doll. egen 7 876 774 Doll. im Mai 1888, während der Gold⸗ Feport der Union sich auf 753 894 Doll. gegen 319 279 Doll. im Mai des Vorjahres belief. Gold und Silber zusammen⸗ genommen, ergiebt sich im Mai cr. ein Ueberschuß des Exports von Edelmetallen über den Import von 15 243 936 Doll. egen 8 646 167 Doll. im Mai 1888. Die Einwanderung in die Pereinigten Staaten hat im Mai cr. gegen Mai 1888 recht beträcht⸗ lich abgenommen 74 248 gegen 98 439 Personen —; in den am 31. Mai cr. beendeten elf Monaten landeten an unseren Gestaden, zur dauernden Niederlassung im Lande, 392 555 Menschen gegen 471 340 in der Parallelperiode des Jahres 1888. Was den Gold⸗ Ex port New⸗Yorks in der laufenden Woche betrifft, so wurden ins⸗ gesammt 2 580 000 Doll. nach Europa geschickt, wodurch der dies⸗ jährige Gold⸗Export des New⸗Yorker Hafens auf 33 414 000 Doll. angewachsen ist. i1“

Hamburg, 10. Juli. (W. T. B.) Die Postdampfer „Suevia“ und „Italia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft haben, von New⸗York ommend, heute Vormittag Lizard passirt.

London, 11. Juli. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Conway⸗Castle“ ist heute auf der Ausreise von London

abgegangen. Der Castle⸗Dampfer „Drummond Castle“