— München, 3. August. (Allg. 309) Ihre Kaiserliche Hoheit die Prinzessin Leopold hat sich mit ihren beiden Töchtern heute zum Besuch 7 Possenhofen begeben. Se. Königliche Hoheit der eopold begiebt sich am nächsten Dienstag nach dem Linderhof, um für acht Tage den daselbst stattfindenden Jagden beizuwohnen. — Prinz und Prinzessin Arnulph kehrten heute von dem Pene g; Ausfluge nach ihrem Schlosse Leopoldstein in
Steiermark zurück. — 3. August. (W. T. B.) Ihre Königliche Hoheit die
Prinzessin Clementine von Coburg ist zu längerem
eessuch hier eingetroffen. — Ihre Königlichen Hoheiten der Kronprinz und die Kronprinzessin von Schweden und Norwegen trafen, aus Reichenhall kommend, heute Abend um 6 ¾ Uhr hier ein und stiegen im Hotel „Bayerischer Hof“ ab. — Der Präsident des bayerischen Kriegervereins, eneral⸗Lieutenant von Gropper, ist zur Enthüllung des Bayern⸗Denkmals bei Wörth nach den Reichs⸗ landen abgereist.
Württemberg. Bebenhausen, 2. August. Se. Königliche Hoheit der Herzog Albrecht von Württem⸗ berg ist heute auf Einladung Sr. Majestät des Königs zur Theilnahme an dem Fest, welches der König aus Anlaß des Regierungs⸗Jubiläums der Universität Tübingen morgen in den Räumen des hiesigen Klosters giebt, für einige Tage hier eingetroffen.
Ludwigsburg, 2. August. (St.⸗A. f. W.) Se. König⸗ liche Hoheit der Prinz Wilhelm ist gestern von seiner Reise nach Pyrmont bezw. dem Besuch der Ausstellung in Kassel hieher zurückgekehrt. Morgen gedenkt Höchstderselbe Marienwahl nunmehr für einige Wochen zu verlassen und zwar zunächst einer Einladung Sr. Majestät des Königs nach Bebenhausen zu folgen, dann aber sich zum Besuch seiner erlauchten Mutter nach Villa Seefeld zu begeben, woselbst Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Wilhelm mit 82 Prinzessin Pauline schon seit dem 29. v. M. verweilt.
Baden. Karlsruhe, 2. August. Die „Karlsruher tg.“ schreibt: „Zum ersten Male seit der Erkrankung Sr. öniglichen Hoheit des Erbgroßherzogs können wir heute
darauf verzichten, mittelst Extrablattes den ärztlichen Tages⸗ bevxicht über das Befinden des erlauchten Patienten bekannt zu geben. Die Genesung des Erbgroßherzogs macht so erfreu⸗ liche Fortschritte, daß gestern die Ausgabe tüäglicher Bulletins eingestellt worden ist. Mit aufathmender Freude begrüßt das badische Land die glückliche Wendung in dem Befinden Sr. Königlichen Hoheit. Zu dem Danke gegen die Vorsehung, die in schweren Stunden ihre Hand über das theure Leben des jugendlichen Fürsten gehalten hat, gesellt sich die freudige Theilnahme für das in Ehrfurcht ge⸗ liebte Herrscherpaar, dessen Sorge in den letzten Wochen auch die Sorge des badischen Volkes war. Wir sind uns bewußt, nur den Gedanken auszusprechen, der die Seelen aller treuen Badener im Hinblick auf die Wiedergenesung des Erbgroßherzogs erfüllt, wenn wir dem innigsten Wunsche Ausdruck geben, daß die Vorsehung das Leben des geliebten Prinzen in ihren Schutz nehmen und vor allen Gefahren be⸗ schützen möge.“
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 3. August. Se. Hoheit der Herzog ist gestern aus Tirol wieder hier ein⸗ getroffen. Heute Nachmittag empfing Höchstderselbe, wie die „Cob. Zig. meldet, ein Telegramm aus Osborne, in welchem Se. Maäjestät der Kaiser der lebhaftesten Be⸗ wunderung des großartigen Anblicks der britischen Flotte in Spithead Ausdruck giebt und die Ernennung Ihrer Majestät der Königin von Großbritannien zum Chef des 1. Garde⸗Dragoner⸗Regiments sowie Sr. Königlichen Hoheit des Herzogs von Cambridge zum Chef des 28. Rheinischen Infanterie⸗Regiments mittheilt.
Ihre Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Sachsen-Meiningen ist, auf der Rückkehr von Bayreuth, heute früh in Schloß Rosenau angekommen.
Reuß ä. L. Greiz, 3. August. (+) Ihre Durchlauchten der regierende Fürst und die Fürstin nebst den Prinzessinnen Emma, Marie und Karoline sind heute Nacht, über Reichenbach kommend, von Saßnitz hier wieder eingetroffen. 1
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 4. August. ien Zü Der
Minister des Auswärtigen, Graf Kälnoky, ist von Ischl hierher zurückgekehrt. — Der russische Botschafter Fürst Lobanow hat gestern einen zweimonatlichen Urlaub angetreten und ge⸗ denkt sich in ein französisches Seebad zu begeben. — Der Legations⸗Rath Freiherr von Wacken der österreichischen Gesandtschaft in Bukarest ist zur Leitung des österreichischen General⸗Konsulats in Warschau berufen, der Sektions⸗ Chef Karl Freiherr von Krauß mit den Funktionen des General⸗Konsuls in Venedig betraut und die Berufung des General⸗Konsuls Pittner in St. Petersburg zur Führung der Geschäfte des General⸗Konsulats in Tunis genehmigt worden.
Frankreich. Paris, 3. August. (Köln. Ztg.) Der Marine⸗Minister hat dem Befehlshaber des „Seignelay“ Befehl gegeben, nach Canea abzugehen. Der Kommandant hat Weisung, sich jeglicher Demonstration zu enthalten. Er darf nur dann Boote ins Meer setzen lassen, wenn die Sicher⸗ heit der französischen Unterthanen in Kreta ernstlich ge⸗ ährdet ist.
Dem „Journal des Débats“ zufolge beschloß der Prä⸗ sident des Senats, den obersten Gerichtshof zum 8. August einzuberufen.
Der Untersuchungsrichter verhörte heute den Abg. Le Herissé, den Direktor der „Cocarde“, welcher erklärte, bei Veröffentlichung der Aktenstücke nicht anwesend gewesen zu sein. Der Abg. Laguerre, Direktor der „Presse“, hat wegen der Entwendung der Aktenstücke des Staatsgerichts⸗ bafen heute eine Vorladung vor den Untersuchungsrichter erhalten.
— 4. August. (W. T. B.) Die feierliche Beisetzung der ee Carnot's, Marceau's, Latour d'Auvergne's und Baudin's im Pantheon hat heute Vormittag stattgefunden. Der Präsident der Republik, die Minister und die Spitzen der Behörden wohnten der Feier bei. Der Minister⸗Präsident Tirard erinnerte in seiner An⸗ sprache an die militärischen und bürgerlichen Tugenden
hin und gab der Hoflnung auf Wiederaussöhnung aller Franzosen Ausdruck. Sachdem sodann die Truppen vor dem gemeinsamen Katafalk desilirt hatten, wurden die Särge in das Gewölbe hinabgelassen. In der Umgebung des Pantheons hatte sich eine große Menschenmenge angesammelt, welche den Präsidenten Carnot mit lebhaften Zurufen: Es lebe Carnot! Es lebe die Republik! begrüßte.
ꝛ— 5. August. (W. T. B.) Von den gestern stattgehabten 178 Stichwahlen für die Generalräthe sind bis jetzt 154 Resultate bekannt und zwar sind darnach 113 Republi⸗ kaner und 41 Konservative gewählt. Die Republi⸗ kaner haben dabei 13 Sitze an die Konservativen verloren. wurde in Larochelle gegen den Senator Barbedette gewählt.
Der bekannte Revolutionär Felix Pyat ist gestorben.
Niiederlande. Haag, 3. August. (W. T. B.) Nach hier eingegangenen amtlichen Nachrichten haben die At⸗ chinesen am 25. Juli einen Artillerie⸗Angriff auf die Festung Kottapohama unternommen. Die Gar⸗ nison der Festung wies den Angriff zurück, verfolgte den Feind am 26. ZJuli, demontirte ein Geschütz und nahm die Festung Tjade Kedivervean im Sturm, wobei 30 Mann den Tod fanden. Die Niederländer verloren an Todten 3 Offiziere und 18 Mann, an Verwundeten 4 Offi⸗ ziere und 87 Mann.
Türkei. Nachrichten des „Reuter'schen Bureaus“ aus Athen, vom 4. August zufolge, ist Riza Pascha in Kreta eingetroffen und hat die türkischen Truppen angewiesen, sich in die Forts zurückzuziehen, um jeden Zusammen⸗ stoß mit den Bewohnern zu verhüten. — Das französische Kriegsschiff „Seignelay“ berührte am 3. d. Navarino auf der Fahrt nach Kreta, wo die Schiffe anderer Mächte bereits angekommen sind.
Nach Meldungen der „Agenzia Stefani“ aus Canea (Creta) vom 3. bezw. 4. d. M. griffen die durch die Ermor⸗ dung eines ihrer Kameraden aufgebrachten türkischen Be⸗ wohner außerhalb Candia die Matrosen des italienischen Schiffes „Anna“ an, schossen auf einen derselben und verwundeten ihn am Unterleib. Der Schwerverwundete wurde in ein Spital überführt und ist dort verstorben. Der Vertreter des Gouverneurs von Kreta ordnete auf telegraphischem Wege die Untersuchung des Vor⸗ falls an. Das italienische Torpedoboot „Stromboli“, welches in Kreta eingetroffen ist, hat Befehl erhalten, nach Candia zu segeln.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 3. August. (F.) Die Einnahmen der Staatsbahnen im eisten Halbjahre dieses Jahres betrugen 11 120 459 Kronen oder 956 645 Kronen mehr und die Ablieferungen von Ueber⸗ schüssen an das Staatskomptoir 3 800 000 Kronen oder 1ee.” Kronen mehr als im gleichen Zeitraum des Vor⸗ jahres.
Dänemark. Kopenhagen, 3. August. (F.) Die Zolleinnahmen in den ersten drei Monaten des laufenden Finanzjahres haben 7 952 566 Kronen oder. 49 254 Kronen weniger und die Kriegssteuer 67 921 Kronen oder 5027 Kronen mehr als in der gleichen Zeit des vorigen Finanzjahres be⸗ tragen. — Der bisherige Hülfsprediger an der deutschen Kirche in Stockholm, Krage, ist als ordentlicher Katechet der hiesigen deutschen Petri⸗Gemeinde berufen worden.
Afrika. Egypten. Nach in London eingegangenen
Berichten hat General Grenfell die Derwische am 3. August bei Toski angegriffen und gänzlich in die Flucht geschlagen. Der Anführer derselben, Wad⸗el⸗Njumi, ist getödtet worden. Ueber den Verlauf des Kampfes meldet ein Telegramm des „Reuter'schen Bureaus“ aus Toski vom 3. d. M.: General Grenfell verließ heute Morgen um 5 Uhr Toski mit seiner ganzen Kavallerie und den Kameelreitern und rückte gegen das Lager der Derwische vor, welche sich vor seinem Feuer zurückzogen. Es gelang Grenfell, die gesammte Armee der Derwische auf ein etwa vier englische Meilen von Toski entferntes Terrain zu bringen, wo ein allgemeiner Kampf begann. Die egyptische Infanterie unter Oberst Wodehouse, die Artillerie unter Major Rundle trieben die Derwische mit großer⸗Tapferkeit von Stellung zu Stellung, wobei sie auf verzweifelten Widerstand Seitens des Feindes stießen. Die Karallerie unter Oberst Kitchener deckte den rechten Flügel der egyptischen Armee und vereitelte durch rechtzeitiges Eingreifen mebr⸗ fache Versuche der Derwische, der egyptischen Armee in die Flanken zu fallen. Der siebenstündige Kampf endete mit einem vollständigen Siege der egyptischen Armee. Wad⸗el⸗ Njumi und zwölf seiner Befehlshaber sowie eine sehr große Anzahl der Mannschaften der Derwische wurden getödtet und 50 Fahnen genommen. Es wurden Kanonenboote zur Verfolgung der Ueberreste der zersprengten Armee abgesandt; man glaubt, daß sich sämmtliche Derwische ergeben werden. Die Kanonenboote haben Befehl, alle Flüchtlinge und Verwundeten an Bord zu nehmen. Der Verlust der Egypter ist bis jetzt noch nicht bekannt, doch soll derselbe nicht groß sein.
Nach weiteren Nachrichten beträgt der Verlust der egyptischen Truppen in dem Gefecht bei Toski etwa 100 Mann, darunter zwei englische Offiziere, von denen der eine leicht, der andere schwer verwundet ist.
General Grenfell hat in einer Depesche an die englische Regierung die Meldung von der gänzlichen Niederlage der Derwische und dem Tode Wad⸗el⸗Njumi's be⸗ stätigt. Die Streitkräfte Wad⸗el⸗Njumi's, welche den eng⸗ lischen und egyptischen Truppen am 3. d. M. gegenüber⸗ standen, giebt der General auf 3000 Mann nebst einem zahl⸗ reichen Train an. Der General bemerkt in seinem Bericht, daß die englischen Truppen jetzt wieder nach Kairo zurück⸗ kehren könnten.
Zeitungsstimmen.
„Der Besuch Sr. Majestät des Kaisers und Königs in England giebt auch der österreichischen Presse Anlaß zu Betrachtungen. So schreibt das„ Wiener Fremdenblatt“ „Das offizielle England sowie das englische Volk bereiten dem Oberhaupte des Deutschen Reichs einen glänzenden Empfang. Die letzten Tage haben neuerdings bewiesen, daß zwischen der deutschen und englischen Nation eine starke Sympathie bestehe. Diese letzten Tage werden das Ihrige thun, daß die Sympathie noch unegen⸗ Oesterreich⸗Ungarn konstatire dies mit um so aufrichtigerem Vergnügen, als Se. Majestät der Kaiser Wilhelm nicht nur als Haupt des Deutschen Reiches, sondern auch als einer der Träger des mitteleur päischen Bündnisses, als Alliirter Oesterreich⸗Ungarns und Italiens gefeiert werde. Das freundschaft⸗ liche Gefühl, das die englischen Zurufe ausdrückten, gelte dem Bunde
der gefeierten Todten, wies auf die Nacht vom 4. August 1789
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überhaupt, der den Frieden von Europa schütze; es sei eine große
Sympathiekundgebung für das mitteleuropäische Bündniß, zu welche der britischen Ration der Besuch des Deutschen Kaisers Anlaß bier, Die Englaͤnder legten damit den Beweis ab, daß sie den Sinn umg den Werth dieses Bündnisses richtig beurtheilten.“
Die Handelskammer von Neuß hatte an der Spitze ihrs Jahresberichts über die Unfallversicherung folgendes Urtheil gefällt:
„Wir wiederholen bier die schon früher berichtete Wahr⸗ nehmungen, daß die staatliche Unfallversicherung in ihrer Wirksamket durchgehends nicht den gehegten Erwartungen entspricht, indem di⸗ Unterstützungen, die gewährt werden, in der Regel auf das möglichs, Minimum herabgedrückt sind, während nach der getroffenen Einric⸗ tung der Verwaltung ein großer Theil der Einnahme lediglich zu Bestreitung der Verwaltungskosten aufgewendet wird. Für die Ven⸗ sicherten wird daher die frühere Privat⸗Unfallversicherung weit erspriez⸗ licher erachtet.“ 8
— Hierüber schreibt die Danziger „Allgemeine Zei⸗ ung“:
„Dies Verdikt ist kurz und bündig. Freilich, Beweise hierfü bringt die Handelskammer nicht. Wozu auch? Denn es ist gewissen⸗ haft nach der freisinnigen Schablone gearbeitet, wie sie längst vor Inkrafttreten des Gesetzes zugeschnitten wurde. Die Unterstützunga sind nicht ausreichend, die Verwaltung nimmt den größten Theil der Einnahmen für sich in Anspruch, und die frühere Privat⸗Unfal⸗ versicherung war besser! Vorsicht ist der bessere Theil der Tapferkeit denkt die Neußer Handelskammer, und deshalb scheint sie es wohl⸗ weislich unterlassen zu haben, ihre Behauptungen des Näheren zu be⸗ gründen. Wie wenig aber diese begründet sind und begründet werden können, dafür liegen eine Reibe von Beweisen vor, die freilich nick aus dem Bezirk der Neußer Handelskammer stammen; aber es iß nicht einzusehen, weshalb das Gesetz gerade dort schlechte und überal sonst gute Wirkungen gezeitigt haben soll.
In Bezug auf den ersten Punkt — den der Geringfügigkeit der Unterstützungen — verweisen wir auf den neulich in Zeitungen be⸗ sprochenen Fall aus Steglitz, wo die hinterbliebene Famillie eines verunglückten Maurers nicht weniger als 631,80 ℳ jährlicher Rente erhält; das macht ein Kapital von 15 800 ℳ aus, — gewiz eine große Wohlthat für die Familie. Zur Vergleichung führe wir den neulich von der „Kölnischen Zeitung“ erwähnten Fall aus der Zeit des Haftpflichtgesetzes an, wo ein Arbeiter, der durch Ver⸗ letzung des Vorderarms zeitlebens arbeitsunfähig wurde, nach vielen Prozessiren erst auf dem Vergleichswege, und zwar erst nach fünj Jahren, eine Entschädigungssumme von 6000 ℳ erhalten hat! Waz ferner den guten Glauben an die Privatversicherung betrifft, so liegt es auf der Hand, daß diese nicht so hohe Beträge auszahlen kann, da ihr Kapital sich verzinsen und Dividenden bringen muß.
Ein Gegengewicht gegenüber dem Urtheil der Neußer Handels⸗ kammer dürfte ferner dasjenige der Kieler Handelskammer, die gewiß nicht als eine blinde Verehrerin der jetzigen Wirthschafts⸗ und Sozialpolitik gelten kann, bilden; sie sagt: „Ist doch, vielfach anders⸗ lautenden Befürchtungen und Vorhersagungen zum Trotz, die außer⸗ ordentlich wohlthätige Bedeutung der Kranken⸗ und Unfallversicherung je länger desto zweifelloser offen⸗ bar geworden. Namentlich darf es eine unleugbare Thatsache ge⸗ nannt werden, daß dem Arbeiterstand im Deutschen Reich mehr und meh: für den großen Gewinn, der ihm zuͤgefallen, das Verständniß beginnt“ Weiter weist die Barmer Handelskammer auf den Seger des Gesetzes in der Richtung hin, daß es für den Erlaß von Unfal⸗ verhütungsvorschriften gesorgt hat, und daß es die Fürsorge um den Schutz des Lebens und die Erhaltung der Gesundheit des Arbeiters sich mit zur Aufgabe gemacht hat
So scheint denn die Neußer Handelskammer mit ihrem offenbar anachronistischen Urtheil über die Unfallversicherung vollständig isolir dazustehen. Um diesen Standpunkt wird sie Niemand beneiden.“
Zur „Auffrischung des Gedächtnisses und des Gewissens⸗ schreibt im Hinblick auf den Eindruck, den das Verhalten der Sozialdemokraten in Paris auf die deutsche Presse ge⸗ macht hat, der „Düsseldorfer Anzeiger“:
„‚Man kann nicht sagen, daß es nur der gegenwärtig politisch stillen Zeit zuzuschreiben ist, wenn die Kundgebungen der Marxisten in hohem Grade die Aufmerksamkeit auf sich lenkten; ebenso falsch aber wäre es zu behaupten, daß die Verhandlungen und Vorgänge auf dem Kongreß alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen, durch die Neuheit der Ideen imponiren und deshalb mit zwingender Noth⸗ wendigkeit das allgemeine Interesse in Anspruch nehmen. Nein, was in Paris gesprochen und besprocen wurde, ist nicht mehr neu. Un⸗ zählige Male ist von sozialdemokratischen Rednern auch schon früher auf den „Entscheidungskampf“ hingewiesen, wiederholt die „Revo⸗ lution“ gepriesen worden, ja sogar im deutschen Reichstage selbst. Schon im Mai 1880 verkündete Hasselmann auf der Reichstags⸗ tribüne: „Die Zeit des parlamentarischen Schwätzens is vorüber und die Zeit der Thaten beginnt““ und im Jahre 1882 sagte Hr. von Vollmar: „Die deutsche Schzial⸗ demokratie wird immer revolutionärer, wir sind revolutionärer ge⸗ worden, freilich nicht in Bezug auf das Prinzip, denn dies ist ein absolut revolutionäres, das nicht minder oder mehr revolutionär gemacht werden kann, sondern in Bezug auf die anzuwendenden Mittel, die Taktik.“ „Wir wollen die grundstürzende Umgestaltung der heu⸗ tigen Verhältnisse’ — bekannte am 11. Januar 1883 der Abgeordnete Liebknecht, und Bebel äußerte nicht minder deutlich am 18. Februar 1886: „Je rascher die Illusionen zerstört werden, um so besser fü: uns; wir wollen möglichst reinen Tisch machen.’ Und so giebt es noch unzählige andere Aussprüche früherer Zeit, welche mit den jett in Paris zum Besten gegebenen völlig übereinstimmen.
Wenn trotzdem die jetzigen Vorgänge in Paris ein großes Auf⸗ sehen gemacht haben, so ist das nicht zu verwundern. Denn das politische Gewissen und das politische Gedächtniß erweisen sich leiden nur allzu oft als schwach. Der revolutionäre Charakter der Sezial⸗ demokratie steht längstens fest, und doch hat sich eine ganze Reihe von Politikern, sobald einmal einige Monate lang verstrichen waren, in denen die Zeitungen über sozialdemokratische Kundgebungen nichts berichteten, wiederholt bereit gezeigt, wenn nicht einer Auf⸗ hebung, so doch einer Abschwächung und zMilderung der gegen die sozialdemokratischen Umsturzbestrebungen errichteten Schranken das Wort zu reden. Alle die revolutionären Kundgebungen waren aus dem Gedächtniß verschwunden und die alte Gutmüthigkeit des deutschen Michel glaubte wieder sich mit Erfolg geltend machen zu können. Nach der Aufnahme zu urtheilen, welche die Reden und Vorgänge auf dem Marxistenkongreß gefunden haben, empfinden gerade diejenigen Zeitungen, die nur zu häufig aus Prinzipienreiteter dem Abschwächungssystem huldigen, wie thöricht es ware, wenn dieses jetzt etablirt werden würde. Es wird vielmehr ernst und dringend auf die Gefahren hingewiesen, welche die Drohung mit der sozialen Revo⸗ lution in sich birgt, und die Nothwendigkeit betont, daß der Staat in dem Kampfe gegen die Umsturzpartei nicht nachlasse. 18
. Die Hauptbedeutung des internationalen Arbeiterkongresses er⸗ blicken wir darin, daß er die Gewissen und das Gedächtniß mancher unentschlossenen Politiker wieder geschärft zu haben scheint. Ist für uns durch den Kongreß auch nichts verändert, so müssen wir es doch als einen Gewinn betrachten, daß die von den sozialdemokratischen deutschen Reichstagsabgeordneten dort ge⸗ haltenen Reden im Verein mit den Kundgebungen der anderen Revolutionäre so Manchem die Größe der Gefahr von Neuem zum Bewußtsein gebracht haben. — Hoffentlich wird diese Auffrischung auch gute tragen. Denn sie zeigt denen, welche ihrer be⸗ durften, daß es falsch ist, sich einem blinden Optimismus hinzugeben und sich durch allerhand Theorien und Vorspiegelungen einschläfern zu lassen. Der Arbeiterkongreß wird in diesem Sinne gewi Gutes haben und im Reichstage bei den im Winter zu gewärtigenden Beratbungen über die Verlängerung oder den Erlaß des Sozialisten⸗ gesetzes die wohl verdiente Berücksichtigung finden.“
u
Nubßcokes (gebrochen)
1u“
Statistik und Volkswirthschaft.
Rückblick auf das Jahr 1888.
Die Handelskammer von Münster i. W. leitet ihren Jahres⸗ bericht mit folgenden Worten ein: „Das Jahr 1888 wird in der Geschichte des neuen Deutschen Reichs ein ewig denkwürdiges bleiben. In ihm schied sein erster Kaiser aus dem Leben, Wilhelm I., der in glorreichen Kämpfen und Siegen dem deutschen Volk die Einheit wieder gewonnen und ein mächtiges Staatswesen auf⸗ gerichtet hat. Ihm war es dann beschieden, noch lange Jahre hindurch mit Hülfe treuer und weiser Berather die Werke des Friedens zu fördern und der Wohlfahrt seiner preußischen und deutschen Unterthanen segensreiche Fürsorge zu widmen. Wie in jeder anderen, so hat auch in wirthschaftlicher Beziehung unser Gemein⸗ wesen unter seiner Regierung sich kräftig entfaltet. Die dankbare Liebe und Verehrung, deren der greise Herrscher genoß, steigerte sich von Jahr zu Jahr, und nichts gleicht an erhebenzer Großartigkeit den Kundgebungen der Trauer, welche auf allen Punkten des Erdrunds laut wurden, als dies theure Leben erlosch. Es war ein beredtes Zeugniß für die Größe der Person und ihrer Erfolge.
Friedrich III. bestieg den Thron seines Vaters, schwer erkrankt, aber von hohenzollernschem Pflichtgefühl beseelt und entschlossen, auch die erlahmenden Kräfte in den Dienst des Vaterlandes zu stellen. Es sollte ihm nicht lange vergönnt sein. Nach wenigen Monaten hatte das deutsche Volk seinen zweiten Kaiser begraben 1
Mit kräftiger Hand ergriff der jugendliche Nachfolger die Zügel der Regierung. Es gelang ihm bald, in reichlichem Maße das Ver⸗ trauen seines Volkes zu gewinnen. In seinem Aufruf an dasselbe gelobte Wilhelm II., nach dem Beispiel seiner Väter ihm ein gerechter und milder Fuüͤrst zu sein, Frömmigkeit und Gottesfurcht zu pfleaen, den Frieden zu schirmen, die Wohlfahrt des Landes zu fördern, den Armen und Bedrängten ein Helfer, dem Rechte ein treuer Wächter zu sein Durch seine Thronrede im Reichstage verstärkte er die Friedenszuversicht und gab ihr durch die Besuche an anderen europäischen Höfen eine gute Gewähr. Damit war für das Gedeihen des wirthschaftlichen Lebens eine Haupt⸗ bedingung erfüllt, und ein Aufschwung desselben während des verflossenen Jahres ist nicht zu ver⸗ kennen.“
I1“
Die überseeische Auswanderung
aus dem Deutschen Reich über deutsche Häfen, Antwerpen, Rotterdam
und Amsterdam betrug im Monat Juni 1889 7021 und in der Zeit vom Anfang Januar bis Ende Juni 1889 50 996 Köpfe.
Von dieser Gesammtzahl des halben Jahres entfallen nach der Herkunft auf Posen 7183, Westpreußen 6450, Bayern rechts des Rheins 4796, Pommern 4695, Hannover 3487, Württemberg 3064, Schleswig⸗Holstein 3042, Brandenburg mit Berlin 2112, Rheinland 1998, Baden 1835, Hessen⸗Nassau 1576, Pfalz 1257, Königreich Sachsen 1143, Schlesien 1027 Personen u. s. w.
Im gleichen Zeitraum der Vorjahre wanderten aus:
Monat Monate Monat Juni Januar / Juni Juni 8453 56 653 10 197 8644 57 181 13 331 5907 40 597 1882*) 15 477 117 801 9622 66 941 1881*) 23 620 126 139 Dabei ist zu bemerken, daß in den ersten Jahren dieses Jahr⸗ zehnts (von 1881 ab) die Auswanderung ungewöhnlich stark war.
Monate Januar / Juni 90 301 94 145
1884*) 1883*)
Die Bewegung in den Kohlenpreisen.
Ueber die fast ununterbrochene, bedeutende Steigerung, welche in Deutschland die Preise der Kohlen seit Ende des vorigen Jahres er⸗ fahren, bringt die Münchener „Allgemeine Zeitung“ folgende Mit⸗ theilungen:
Es kosteten ab Zeche 100 Centner: 8 aam 3. Dezember am 12. März am 16. Juli 8 — 1888 1889 1889
ö—— lamm⸗Förderkohle. 32 — 36 32 — 37 ett⸗Förderkohle 28 — 32 31 — 37 lamm⸗Stückkohle. .40 — 50
Fett⸗Stückkohle .. .38 — 42
Magere Stückkohle. . 52 — 60
Flamm⸗Nußkohle 36 — 38
Gewaschene Fett⸗Nußkohle 41 — 50
Magere Nußkohle. . 80 — 100
Gewaschene Cokeskohle. 27 — 30 lamm⸗Nußgruskohle.. .24 — 28
Magere Gruskohle
Gießerei⸗Cokes.. .50 —
Hochofen⸗Cokes. .45 — 50
06 19
Kunst und Wissenschaft.
UMeber den am 31. Juli verstorbenen Afrikareisenden, Premier⸗ Lieutenant Tappenbeck, bringt der „Hamb. Corr.“ folgende Mittheilungen: u“ Tappenbeck, welcher als Second⸗Lieutenant dem Westfälischen Infanterie⸗Regiment Nr. 17 angehörte, war schon seit Jahren im Interesse der Erforschung der deutschen Kolonie am Golfe von Guinea thätig, und es sind ihm manche werthvolle Aufschlüsse über das Hinterland von Kamerun zu danken. In jungen Jahren — sein Offizierpatent stammt vom 26. November 1880 — trat er in den Dienst der deutschen Afrikaforschung; er wurde das an Jahren jüngste Mitglied der Kongo⸗Expedition der Afri⸗ kanischen Gesellschaft in Deutschland, die aus dem Premier⸗ Lieutenant Schulze vom Infanterie⸗Regiment 47, den Lieutenants Kund und Tappenbeck vom Infanterie⸗Regiment 17, dem Dr. Büttner und dem Dr. med Wolf bestand und im August 1884 Deutschland verließ. Der Leiter starb schon im Februar 18855 zu San Salvador an perniciösem Fieber; die Schwierigkeiten, die sich der Expedition schon in der ersten Vorbereitung am Kongo entgegenstemmten, waren überaus groß; schließlich marschirten Kund und Tappenbeck am 9. August 1885 mit 90 Loango⸗Leuten von Leopoldville am Stanley⸗ pool ab, und als sie — Premier⸗Lieutenant Kund an drei tiefen Pfeil⸗ wunden schwer erkrankt und bewegungsunfähig und von den 88 zurück⸗ kehrenden Loango⸗Leuten 33 gleichfalls schwer verwundet und krank — am 28. Januar 1886 wieder Leopoldville erreichten, da konnten sie einen vollen Erfolg als das Ergebniß ihrer gefährlichen Reise aufweisen. Am 2. Oktober 1886 berichtete Tappenbeck der Gesellschaft für Erdkunde in Berlin über die Einzelheiten dieser Expedition. Bald darauf wurde er zugleich mit Lieutenant Kund für die Aufschließung des südlichen Theiles des deutschen Kamerungebietes gewonnen. Lieutenant Kund, der Leiter der Expedition, reiste am 15. August, Lieutenant Tappen⸗ beck, der Botaniker Braun und der Zoologe Dr. Weißenborn am 30. August 1887 von Hamburg ab, um im Batangagebiet eine For⸗ chungsstation zu gründen, welche zugleich als Rückhalt für weitere orstöße in das Innere des Landes dienen sollte. Im Oktober wurde bereits der erste, vergebliche Vorstoß in das Innere gemacht. Am 7. November wurde von Neuem von der Küste auf⸗ gebrochen, man kam etwas über 300 km von der Küste entfernt bis zur Grenze der Bantu⸗ und Sudanneger, hier wurde aber die Expedition ganz unerwartet im Gräsermeer der hohen Savannen von den Bakokos überfallen, und erst nach einem Verlust von zehn Todten und zahlreichen Verwundeten, nach furchtbaren Ent⸗ behrungen während der Durchkreuzung der Urwaldregion, nachdem endlich der zufällig an der Küste anwesende Vize⸗Gouverneur Zim⸗ merer der Expedition Hülfe und Nahrungsmittel zugeführt, gelang es, die Küste wieder zu erreichen. Beide Offiziere waren durch Pfeil⸗ chüsse verwundet worden; Lieutenant Tappenbeck sah sich ge⸗
*) Bis zum Jahre 1884 einschliezlich fehlten Nachweise für die Häfen Rotterdam und Amsterdam.
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nöthigt, zur Heilung seiner Wunde nach der Heimath zurückzukehren. Er traf hier Ende Mai 1888 ein, weilte aber nur wenige Monate und kehrte alsdann völlig hergestellt zur Station zurück, um abermals mit Kund einen neuen Vorstoß ins Innere zu unternehmen, der, auf denselben Pfaden vorgenommen, jetzt ein weit glücklicheres Ergebniß hatte und im Anfang dieses Jahres zur Gründung einer Station im Innern des Landes führte. Dieselbe liegt bei Exsumb zwischen den Flüssen Njong und Sanagar, etwa 20 Tagemärsche von der Küste entfernt. Hier sollte er nun, nachdem Dr. Weißenborn dem Fieber erlegen war, nachdem Kund und Braun in die Heimath zurückgekehrt waren, längere Zeit mit 120 Mann die Station führen. In diesen Tagen ist jedoch der verdienstvolle Forscher, welchem s. Z. als Zeichen der Anerkennung von Sr. Majestät dem Kaiser und König der Rothbe Adler⸗Orden 4. Klasse mit Schwertern verliehen worden war, mit Tode abgegangen.
Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.
. Oesterreich⸗Ungarn.
Die Königlich ungarische Seebehörde zu Fiume hat für die unterstellten Hafenämter angeordnet, daß Provenienzen vom arabischen Küstengebiet zwischen Lith und Loheja (Rothes Meer) in das Marine⸗ Hospital zu Martinschizza zu schaffen sind.
Wien, 3. August. (Wien. Ztg.) Die Landesregierung für Bosnien und die Herzegowina hat verfügt, daß die aus Bosnien und der Herzegowina stammenden und zur Ein⸗, beiiehungs⸗ weise Durchfuhr nach und durch die österreichisch⸗ ungarische Monarchie bestimmten thierischen Rohprodukte mit Ursprungs⸗Certifikaten vrersehen sein müssen. Diese Certifikate mürsen auch die Bestätigung enthalten, daß die betreffenden Rohprodukte von gesunden Thieren stammen und daß im Abstam⸗ mungsorte selbst, noch im Umkreise von 30 km desselben keine an⸗ steckende Thierkrankheit herrscht. 1 .“
Handel und Gewerbe. 8
Berlin, 3. August. Wochenbericht für Stärke, Stärke⸗ fabrikate und Hülsenfrüchte von Max Sabersky. Ia. Kar⸗ toffelmehl 20 ½ — 21 ½ ℳ, Ia. Kartoffelstärke 20 — 21 ℳ, IIa. Kar⸗ toffelstärke und Mehl 17 —- 19 ℳ, feuchte Kartoffelstärke loco und Parität Berlin — ℳ, gelber Syrup 23 ½ — 24 ½ ℳ, Capillair⸗ Export 26 — 27 ℳ, Capillair Syrup 25 — 26 ℳ, Kartoffel⸗ zucker Capillair 24 — 25 ℳ, do. gelber 23 — 24 ℳ, Rum⸗Couleur 37 — 38 ℳ, Bier⸗Couleur 36 — 38 ℳ, Derxtrin, gelb und weiß, la. 32 — 33 ½ ℳ., do. sekunda 30 —31 ℳ, Weizen⸗ stärke (kleinst.) 37 — 38 ℳ, Weizenstärke (großstück.) 40 — 41 ℳ, Hallesche und Schlesische 41 — 42 ℳ, Schabe⸗Stärke 32 — 34 ℳ, Mais⸗ Stärke 31 — 32 ℳ, Reisstärke (Strahlen) 45 ½ — 47 ℳ, do. (Stücken) 43 — 44 ℳ, Victoria⸗Erbsen 17 — 19 ℳ, Kocherbsen 17 — 20 ℳ, grüne Erbsen 18 — 20 ℳ, Futtererbsen 15 ½ — 16 ½ ℳ, Leinsaat 23 — 25 ℳ, Linsen, große alte 36 — 46 ℳ, do. mittel 26 — 36 ℳ, do. kleine 16 — 26 ℳ, gelber Senf 18 — 26 ℳ, Kümmel 40 — 44 ℳ, Mais loco 12 ¾ — 13 ½ ℳ, Buch⸗ weizen 16 — 17 ℳ, inländische weiße Bohnen 21 — 23 ℳ, breite Flachbohnen 23 — 28 ℳ, ungarische Bohnen 21 — 22 ℳ, galizische und russische Bohnen 18 — 20 ℳ, Hanfkörner 17 — 18 ℳ, Leinkuchen 15 ½ — 17 ℳ, Weizenschale 10 — 10 ½ ℳ, Roggenkleie 10 — 10 ½ ℳ, Raps⸗ kuchen 16 ½ — 17 ℳ, Mohn, weißer 38 — 42 ℳ, do. blauer 36 — 40 ℳ, Hirse, weiße 18 — 21 ℳ Alles per 100 kg ab Bahn bei Partien von mindestens 10 000 kg.
— Vom Berliner Pfandbrief⸗Institut sind bis 20. Juli 1889 14 281 200 ℳ 3 ½ % ige, 20 592 300 ℳ 4 %ige, 44 895 300 ℳ 4 ½ % ige und 9 536 100 ℳ 5 % ige, zusammen 89 304 900 ℳ Pfandbriefe ausgegeben, wovon noch 13 983 900 ℳ 3 ½ „% ige, 15 603 300 ℳ 4 % ige, 21 590 400 ℳ 4 ½ % ige und 3 536 100 ℳ 5 % ige, zusammen 54 713 700 ℳ Pfandbriefe Seitens der Grundstückseigenthümer verzinslich sind. — Es sind zugesichert, aber noch nicht abgehoben 393 000 ℳ, im Laufe des Monats Juli 88- ,ö 2 Grundstücke mit einem Feuerversicherungswerth von
ℳ
— Vom oberschlesischen Eisen⸗ und Metallmarkt berichtet die „Schles. Ztg.“: In dem Betriebe der Kokeshohöfen hat sich keine Aenderung vollzogen, und suchte man das Ausbringen der⸗ selben nach Möglichkeit durch Zuschlag hochhaltiger Schmelzmateria⸗ lien zu steigern. Insoweit hiermit die Erzielung besserer Roheisen⸗ sorten verbunden ist, läßt sich auf die hierin gemachten Fortschritte die Steigerung in der Ausfuhr nicht in letzter Reihe zurückführen. Der Bedarf nach Roheisen bleibt anhaltend, und begründet sich dar⸗ aus das Bestreben, für Gießerei⸗Roheisen frischer Erzeugung bei neuen Abmachungen mit höheren Preisen durchzudringen. — Die Gießereien sind gleichfalls bestrebt, aus Anlaß der dauernd sich er⸗ höhenden Arbeitslöhne wie der Preise für Rohmaterialien mit der Er⸗ höhung der Preise vorzugehen, da schon die Ausführung von Spezia⸗ litäten die Erhaltung eines eingeübten Arbeiterstammes verlangt, wenn auch andererseits durch Verbesserung der maschinellen Einrich⸗ tungen die Leistungsfähigkeit der Werke sich gehoben hat. Die An⸗ lieferung schwerer Gußstücke für Hohofen⸗ und Schachtausbau, von Walzenständern, Maschinentheilen erfolgte in Eisen⸗ wie in Stahl⸗ guß. — Auf den Walzwerken dürfte der nachhaltige Bedarf an Rohschienen die Fertigstellung einer Anzahl neuer Puddel⸗ öfen bedingen; der Umfang der vorliegenden Aufträge läßt überdies örtlich die Vermehrung von Arbeitskräften erwünscht erscheinen. In starken Eisenstäben von besonderen Abmessungen, in anderem Grobeisen, deren Versandt die Ablieferung auf dem Wasserwege günstig war, sowie in profilirten Fabrikaten herrschte ein lebhaftes Geschäft, an welchem neben den ständigen Ab⸗ nehmern auch Eisenbahn⸗Revparatur⸗Werkstätten in bervorragendem Maße betheiligt waren; denselben gingen gleichfalls große Posten von Grob⸗ und Qualitätsblechen zu, in deren Bezug außerdem die Dampf⸗ kesselfabriken thätig fortfuhren. Feinbleche sind knapp erhältlich und Gegenstand reger Nachfrage, sodaß erwartet werden darf, daß die Erzeugnisse des neuen Feinblech⸗Walzwerks der Herminehütte den Markt nicht belasten werden. Auch in Stahlfabrikaten wurden namhafte Posten zur Versendung gebracht. Die Kauflust bleibt rege bei aufsteigenden Preisen: Stabeisen 15,50 — 16,00 ℳ, Eisenbleche 19,25 — 20 ℳ — Auf dem Metallmarrt behauptete sich unverändert eine sehr feste Stimmung, wenn auch nach nothdürf⸗ tiger Befriedigung des Konsums für die nächstliegende Zeit die Nach⸗ frage nicht mehr so große Lebhaftigkeit wie vorher zeigen dürfte. Die Schiffahrtsverhältnisse begünstigten in jüngster Zeit wieder die um⸗ fängliche Versendung von Zink⸗ und Blei⸗Erzeugnissen, und trug der lebhafte Absatz gleichfalls dazu bei, die zuversichtliche Stimmung bei aufstrebenden Preisen zu befestigen. Es notirten W. H. Zink bis 9 g. Vereinsmarke 38,20 — 38,40 ℳ, Prima Blockblei
Königsberg i. Pr., 3. August. (W. T. B.) Die Betriebs⸗ einnahmen der Ostpreußischen Südbahn pro Juli 1889 betrugen nach vorläufiger Feststellung im Personenverkehr 95 254 ℳ, im Güterverkehr 267 170 ℳ, an Extraordinarien 15 000 ℳ, zu⸗ sammen 377 424 ℳ, darunter auf der Strecke Fischhausen — Palmnicken 6498 ℳ, im Monat Juli 1888 provisorisch 333 428 ℳ, mithin gegen den entsprechenden Monat des Vorjahres mehr 43 996 ℳ, im Ganzen vom 1. Januar bis 31. Juli 1889 2 913 405 ℳ (definitive Ein⸗ nahme aus russischem Verkehr nach russischem Stil), gegen provisorisch 2 906 941 ℳ im Vorjahre, mithin gegen den entsprechenden Zeitraum des Vorjahres mehr 6464 ℳ, gegen definitiv 2 979 102 ℳ, mithin weniger 65 697 ℳ b 8*
Wien, 3. August. (W. T. B.) Ausweis der Oesterreichisch⸗ ungarischen Staatsbahn in der Woche vom 23. Juli bis 29. Juli 736 042 Fl., Mehreinnahme 43 893 Fl. — Ausweis der Karl⸗Ludwigsbahn (gesammtes Netz) vom 21,. bis 31. Juli 255 284 Fl., Mehreinnahme 17 365 Fl., die Einnahmen des alten Netzes G in derselben Zeit 200 100 Fl.; Mehreinnahme 10 598 Fl.
Pest, 3. August. (W. T. B.) Betreff Zollbehörden wegen eines Formfehlers in nahmten Dampfers „Tiber“ der unga „Adria“ meldet eine Depesche der
es von den spanischen antander beschlag⸗ Gesellschaft „Adria“ aus
8 d. S
Fiume: Die Gesellschaft habe die verlangte Garantie von 150 000 Fr. durch den „Credit Lvonnais“ in Madrid geleistet, sie sei aber über⸗ zeugt, daß sie in keiner Weise irgend welche Strafe treffen könne. London, 5. August. (W. T. B.) Die Getreidezufuhren betrugen in der Woche vom 27. Juli bis zum 2. August: englischer Weizen 5075, fremder 31 704, englische Gerste 1283, fremde 11 527, englische Malzgerste 19 986, fremde 19, englischer Hafer 517, fremder 76 874 Qrts. Englisches Mehl 19 113, fremdes 36 827 Sack. Glasgow, 3. August. (W. T. B.) Die Vorräthe von Roheisen in den Stores belaufen sich auf 1 024 089 Tons gegen 1 005 650 Tons im vorigen Jahre. Die Zahl der im Betriebe besindlichen Hochöfen 82 gegen 86 im vorigen Jabhre. Mailand, 3. August. (W. T. B.) Die Einnahmen des Ita⸗ lienischen Mittelmeer⸗Eisenbahnnetzes während der dritten Dekade des Monats Juli 1889 betrugen nach provisorischer Er⸗ mittelung: im Personenverkehr 1 585 518 Lire, im Güterverkehr 2 160 569 Lire, zusammen 3 746 087 Lire gegen 3 640 364 Lire in der gleichen Periode des Vorjahres, mithin mehr 105 723 Lire. New⸗York, 3. August. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 9779 379 Dollars, gegen 10 638 425 Doll. in der Vorwoche; davon für Stoffe 2 881 954 Doll., gegen 3 277 427 Doll. in der Vorwoche.
Verkehrs⸗Anstalten.
Aus dem jüngst veröffentlichten Uebereinkommen, welches unter dem 25. Mai l. J. zwischen der Kaiserlich Deutschen Reichs⸗ Postverwaltung, der Königlich bayerischen Postverwal⸗ tung und der Königlich württembergischen Postverwaltung in Berlin abgeschlossen worden ist, heben wir als von allge⸗ meinerem Interesse den §. 6 hervor, welcher von der Frankirung mit Postwerthzeichen einer anderen Verwaltung handelt:
„Sendungen, welche mit Postwerthzeichen eines anderen Post⸗ gebiets versehen zur Auflieferung gelangen, sind als unfrankirt zu behandeln; die Postwerthzeichen werden als ungültig bezeichnet.
Sind aber dergleichen Sendungen des Wechsel⸗ verkehrs nach demjenigen Gebiet bestimmt, welchem die Postwerthzeichen angehören, so ziebt die Postanstalt am Bestimmungsort von dem Empfänger nur das nach Abzug des Werths der Marken verbleibende Porto ein, oder vergütet auf sonstige Weise dem Empfänger den Betrag der unrichtig ver⸗ wendeten Werthzeichen
Postkarten, welche mit Werthzeichen der Reichs⸗Postverwaltung, der Königlich bayerischen oder der Königlich württembergischen Post⸗ verwaltung versehen sind und im Bezirke einer anderen deutschen Post⸗ verwaltung als derjenigen, welcher das Werthzeichen angehört, aufgeliefert werden, sind gegen Erhebung von 5 ₰ Porto und 5 ₰ Zuschlaggebühr — zusammen 10 ₰ — zu befördern. Sind jedoch dergleichen Postkarten nach demjenigen Gebiet bestimmt, welchem das Werthzeichen angehört, so ist am Bestimmungsort von dem Empfänger nur der nach Abzug des Werths der Marke verbleibende Betrag einzuziehen.“
München, 3. August. (Allg. Ztg.) Auf der gestrigen Kon⸗ ferenzlehntendie Oesterreichische Südbahnund Adriatische Bahn es ab, auf ihren Strecken die erforderlichen schnellfahren⸗ den Züge neu einzulegen oder bestehende Züge so zu beschleunigen, daß es möglich wäre, die Reise von Berlin nach Rom in 37 Stunden zu machen. Das Ergebniß der Verhandlungen besteht darin, daß die biskerige Schnellzugsverbindung Berlin ab 8 Uhr 10 Min. Abends — Rom an 1 Uhr 50 Min. Nachts und Rom ab 1 Uhr 30 Min. Nachm. — Berlin an 7 Uhr 52 Min. früh auf der Strecke Berlin — München um circa 1 ½ Stunde beschleuniat wird: Berlin ab 9 Uhr 24 Min Abends — München an 10 Uhr 15 Min. Vorm. — München ab 5 Uhr 30 Min. Nachm. — Berlin an 6 Uhr 40 Min. früh. Außer⸗ dem wurde vereinbart, daß ohne Rücksicht auf die vorläufige e. setzung der Verbindung nach Tirol und Italien die Tagesschnellzüge zwischen Berlin und München über⸗Regensburg — Wiesan — Leipzig ab 1. Oktober d. J. in Verkehr gesetzt werden, und nachstehende Fahr⸗ ordnung erhalten: Berlin ab 7 Uhr 15 Min. Vorm. — München an 8 Uhr 20 Minuten Abends. — München ab 8 Uhr Vorm. — Berlin an 9 Uhr 18 Min. Abends. In Aussicht genommen wurde ferner die Verbesserung der Verbin⸗ dung zwischen München — Venedig und München — Mailand in der Weise, daß die Oesterreichische Südbahn ihren bisherigen Schnell⸗ zug 6 (Kufstein ab 11 Uhr 5 Min. Nachts — Verona an 10 Uhr 30 Min. Vorm.) um circa 2 Stunden später legen und in um⸗ gekehrter Richtung ihren früheren seit 1. Juni 1887 aufgelassenen Schnellzug 5 (Verona ab 4 Uhr 50 Min. Nachm. — Kufstein an 3 Uhr 55 Min. früh) ab 1. Dezember d. J. wieder verkehren lassen will.
Hamburg, 3. August. (W. T. B.) Der Postdampfer „Wieland“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von New⸗York kommend, heute Abend 6 Uhr auf der Elbe eingetroffen.
— 5. August. (W. T. B.) Der Postdampfer „Rugia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗Aktiengesell⸗ schaft ist, von Hamburg kommend, gestern früh 6 Uhr in New⸗ York eingetroffen.
Triest, 4. August. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Urania“ ist heute Nachmittag von Konstantinopel hier eingetroffen.
London, 3. August. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Garth Castle“ ist gestern auf der Ausreise von Darthmouth
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Theater und Musik.
Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater.
Mit gutem Erfolg benutzt die Direktion die Reisesaison, welche die Aufführung von Novitäten unthunlich macht, zur Neueinstudirung alter bewährter Werke, deren Erfolg längst festgestellt ist. Nachdem sie kürzlich den „Orpheus“ zu neuem Leben erweckt hatte, brachte sie am Sonnabend die ausgelassene Operette „Giroflé⸗Girofla“, welche so frisch und belebend wirkte, als ginge sie zum ersten Mal über die Bretter. Die tolle Laune, welche den Ton in diesem übermüthigen Bühnenwerke angiebt, bleibt nicht ohne Einwirkung auf die Zuschauer und versetzt auch den griesgrämigsten unter ihnen in die heiterste Stimmung. Die Auf⸗ führung entsprach dem flotten Gang, wie wir ihn im Friedrich⸗ Wilhelmstädtischen Theater gewohnt sind; nur möchten wir auch diesmal wieder betonen, daß sich bei der so tüchtig eingeschulten Truppe in neuerer Zeit ein Hang zur Uebertreibung geltend macht, welcher den künstlerischen Eindruck gefährdet. Von den einzelnen Mitwirkenden müssen wir als neu erwähnen Frl. Gusti Scherenberg. Die junge Dame haben wir zum ersten Mal im Victoria⸗Theater auftreten sehen und konnten schon damals die Hoffnung aussprechen, daß sich ihr hübsches Talent erfreulich entwickeln werde; wir können sagen, daß Frl. Scheren⸗ berg unsere Erwartungen nicht getäuscht hat und sich als eine Soubrette darstellt, welche bald zu den be⸗ liebtesten und vielseitigsten gehören dürfte. Hr. Sigmund Steiner, welcher am Sonnabend nach längerer Abwesenheit als Marasquin auftrat, wurde freundlich begrüßt. Die Hrrn. Wellhof und Binder sowie Frl. El. Schmidt hatten wieder vollauf Gelegen⸗ heit, ihre drastischen Mittel zu verwerthen. Girofls⸗Girofla wird sich wieder mit Glück auf dem Repertoire behaupten.
Kroll's Theater.
Die nächste Gastrolle Bötel's ist am Mittwoch „Alessandro Stradella“. Frl. von Vahsel, die Herzoglich anhaltische Kammer⸗ sängerin, tritt am Donnerstag als Frau Fluth in den „Lustigen Weibern von Windsor“ auf. Wie schon angekündigt, geht morgen die Freudenberg'sche Opern⸗Novität „Die Mühle im Wisperthal“ erstmalig in Szene. Der Komponist leitet die erste Aufführung selbst. Direktor Engel hat das Werk inscenirt.
Belle⸗Alliance⸗Theater. Die für morgen angekündigte Première des Schlesinger'schen
Schwankes „Unser Gast“ ist auf Ansuchen des nicht hier weilenden Dichters, welcher der Erstaufführung persönlich beiwohnen möchte,