Ausdruck, daß die zwischen den deutschen und englischen Sol⸗ daten während so vieler Jahre bestandene Brüderschaft lange fortdauern werde.
— Ihre Majestät die Kaiserin und Königin ver⸗ ließ gestern Abend Kassel und traf heute Morgen 7 Uhr 12 Min. auf der Station Wildpark ein, von wo Sich Aller⸗
hböchstdieselbe sofort zu Wagen nach dem Neuen Palais begab.
— Ihre Maäajestät die Kaiserin und Königin Augusta ist heute Morgen 7 Uhr 40 Minuten in Potsdam angekommen und hat Sich vom Bahnhof zu Wagen nach Schloß Babelsberg begeben. “ ““
— Das „Armee⸗Verordnungs⸗Blatt“ enthält folgende Allerhöchste Kabinets⸗Ordre, betr. die Ernennung Ihrer Majestät der Königin von Großbritannien und Irland, Kaiserin von Indien zum Chef des 1. Garde⸗Dragoner⸗Regiments und anderweite Bezeichnung desselben:
„Ich habe Ihre Majestät die Königin von Großbritannien und Irland, Kaiserin von Indien zum Chef des 1. Garde⸗Dragoner⸗ Regiments ernannt und bestimme hierdurch zugleich, daß dieses Regiment fortan „1. Garde⸗Dragoner⸗Regiment Königin von England“ benannt werden soll. Ich habe hiernach an das General⸗Kommando des Garde⸗Corps verfügt und beauftrage das Kriegs⸗Ministerium, die
Bekanntmachung der Namensänderung an die Armee zu veranlassen.
Osborne, den 2. August 1889.
Wilhelm.“
An das Kriegs⸗Ministerium.
— Das „Armee⸗Verordnungsblatt“ veröffentlicht folgende Allerhöchste Kabinets⸗Ordre, betreffend die Verstärkung der Leibgendarmerie:
„Ich befehle hiermit, daß Meine Leibgendarmerie um einen Zug zu verstärken ist, bestehend aus 1 Offizier (Premier⸗ oder Second⸗ Lieutenant) vom Kürassier⸗Regiment Königin (Pommersches) Nr. 2, 2 Unteroffizieren und 24 Mann. Zur Bildung desselben kommandirt jedes Linien⸗Kürassier⸗Regiment 3 Kürassiere (beziehungsweise Ge⸗ freite), das Leib⸗Kürassier⸗Regiment Großer Kurfürst (Schlesisches) Nr. 1) sowie das Kürassier⸗Regiment Königin (Pommersches) Nr. 2 außerdem je 1 Unteroffizier. Die Bewaffnung der Mannschaften ist dieselbe wie die der Leibgendarmerie. Der Waffenrock ist von weißem Kirsey mit aufgeschlagenen Schößen; Schoßfutter sowie Kragen, Aermelaufschläge, Schabkacken und Schabrunken von karmoisinrothem Tuch; Achselklappen weiß mit karmoisin⸗ rothem Vorstoß ohne Namenszug. Im Uebrigen hat sich die Uniform der Mannschaften derjenigen der Leibgendarmerie anzuschließen. Außerdem erhalten dieselben einen zweiten Waffenrock von blauem Tuch. Wegen einer Gala⸗Uniform für den Offizier und die Mannschaften habe Ich besonders verfügt. Die Bildung des Zuges ist bis zum 1. August dieses Jahres zu beenden. Das Kriegs⸗ Ministerium hat hiernach das Weitere zu veranlassen.
Magdeburg, den 28. Juni 1889.
Wilhelm.
vpon Verdy.“ An das Kriegs⸗Ministerium.
— Der Bundesrath hat in der Sitzung vom 4. v. M.
beschlossen:
1) dem Absatz 1 unter Ziffer 4 der vorläufigen Ausführungs⸗ bestimmungen zu dem Branntweinsteuergesetz vom 24. Juni 1887 tritt die folgende Bestimmung hinzu:
Neben den Kosten für die sonstigen nothwendigen Zubehörstücke
der Sammelgefäße und Meßapparate werden auch die Kosten
a. der eisernen, hölzernen oder anderen derartigen Unterlagen unter den Sammelgefäßen,
b. der Rohrleitungen von den Vorlagen bis zu den Sammel⸗ efäßen beziehungsweise in den mit Meßapparaten ausgerüsteten
rennereien von den Vorlagen bis zu den Apparaten und von den letzteren bis zu den Branntweinaufbewahrungsgefäßen,
c. der Bohrung von Plombirlöchern zum Zweck des amtlichen Verschlusses der vorerwähnten Rohrleitungen, der Sammel⸗ gefäße und Meßapparate “
von der Branntweinsteuergemeinschaft getragen.
2) der Absatz 2 a. a. O. hat zu lauten:
Dagegen haben die Brennereibesitzer die Kosten für die Unter⸗ haltung der vorbezeichneten Gegenstände, sowie für die sonstige, den maßgebenden Vorschriften entsprechende Einrichtung und Unterhaltung ihrer Betriebsanstalten zu tragen.
2 In denjenigen Fällen, in denen Kosten der unter 1 bezeichneten
Art bei Einreichung der Liquidationen (Bundesrathsbeschluß vom 15. Dezember 1887, §. 644 der Protokolle) nicht mit in Aufrechnung gebracht, worden sind oder in denen die Erstattung derselben abgelehnt ist, dürfen Anträge auf nachträgliche Vergütung dieser Kosten nur dann berücksichtigt werden, wenn sie vor dem 1. Oktober d. J. an⸗ gebracht worden sind. b
Durch Verfügung des Finanz⸗Ministers vom 30. Juli sind die Provinzial⸗Steuer⸗Direktoren beauftragt worden, die Hauptämter ihres Verwaltungsbezirks alsbald mit der nöthigen Anweisung zu versehen und eine entsprechende Bekanntmachung durch die Regierungs⸗Amtsblätter zu erlassen.
„— Der Oberst⸗Lieutenant a. D. von Zakrzewski, Mitglied des Hauses der Abgeordneten für den 5. Posener Wahlbezirk (Neutomischel, Grätz, Schmiegel, Kosten), ist in Kissingen gestorben.
„— Das Recht des Anliegers an einer öffent⸗ lichen Straße geht nach einem Urtheil des Reichs⸗ E V. Civilsenats, vom 5. Juni d. J., im Geltungs⸗
ereich des Preußischen Allgemeinen Landrechts nicht weiter, als das Kommunikationsinteresse (Zugang, Zufahrt und Licht) unbedingt erfordert; einen Anspruch auf die Fortgewähr der durch die Lage seines Wohnhauses bedingten thatsächlichen Vortheile hat er nicht.
— Der General der Infanterie von Strubberg begeht Fune die Feier seines fünfzigjährigen Dienst⸗ ubiläums. Der Jubilar, im Jahre 1821 geboren, trat 1839 als Second⸗Lieutenant im 30. Infanterie⸗Regiment aus dem Kadettencorps in die Armee ein. Von 1843—1846 be⸗ suchte er die Kriegsschule, wirkte bis zum Jahre 1849 als Erzieher bei dem Kadettenhause in Berlin und nahm hierauf mit seinem Regiment an dem Feldzuge in der Rheinpfalz und Baden Theil. Nach dem Feldzuge wurde er bei der Mobil⸗ 8 1850 der 29. bezw. der 15. Infanterie⸗Division als Genera stabsoffizier zugetheilt und 1852 auf zwei Jahre nach Paris kommandirt. 1855 zum Hauptmann im Generalstabe, Stabsoffizier befördert, wurde er 1859 zum per⸗
sönlichen Adjutanten, zwei Jahre später zum Flügel⸗ Adjutanten König Wilhelm's I. ernannt. 1865 Commandeur des 4. Garde⸗Grenadier⸗Regiments Königin, machte er als solcher den Krieg gegen Oesterreich mit; 1868 wurde er zum General⸗Major ernannt und mit dem Kommando der 30. Infanterie⸗Brigade betraut, welche er auch während des deutsch⸗französischen Krieges führte. Nach dem Kriege wurde dem General von Strubberg zunächst die Mission zu Theil, die ersten grundlegenden Arbeiten für die Organisation der Landwehr und Kontrolbehörden innerhalb des neu erworbenen Reichslandes zur Ausführung zu bringen. 1873 mit der Führung der 19. Division beauf⸗ tragt, wurde er im nämlichen Jahre zum General⸗Lieutenant, 1880 zum General⸗Inspecteur des Militär⸗Erziehungs⸗ und ernannt; diese Stelle bekleidet der 1883 zum General der Infanterie beförderte Jubilar noch heute.
— In der Ersten Beilage des „Reichs⸗ und Staats⸗ Anzeigers“ ist eine „Zusammenstellung der Zucker⸗ mengen, welche in der Zeit vom 16. bis 31. Juli 1889 innerhalb des deutschen Zollgebiets mit dem Anspruch auf Steuervergütung abgefertigt und aus Niederlagen gegen Erstattung der Vergütung in den freien Verkehr zurückgebracht worden sind,“ enthalten.
— Der Direktor der Kriegs⸗Akademie, General⸗Lieutenant ““ hat sich mit 45 tägigem Urlaub nach Ahlbeck egeben.
— Der Ober⸗Quartiermeister, General⸗Lieutenant von Holleben, ist von Urlaub hierher zurückgekehrt.
Kassel, 6. August. Ihre Majestät die Kaiserin und Königin beehrte heute die Allgemeine Aus⸗ stellung für Jagd, Fischerei und Sport mit Aller⸗ höchstihrem Besuch. Ihre Majestät, welche Vormittags den Besuch Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Sachsen in Wilhelmshöhe empfangen und dort mit dem⸗ selben zu Mittag gespeist hatte, fuhr in Begleitung des Großherzogs, der Hofdame Gräfin Keller, des Hofmarschalls von Mirbach und des Erziehers der jungen Prinzen, Haupt⸗ manns von Falkenhayn, Nachmittags 4 ½ Uhr in dem Ausstellungs⸗Park vor, wo Allerhöchstdieselbe von den Herren des Vorstandes begrüßt und zunächst durch die Säle des Orangerie⸗Schlosses mit der großartigen Darstellung der historischen Entwickelung des Jagd⸗ wesens und den werthvollen Kollektiv⸗Ausstellungen deutscher Fürsten und Jagdvereine, sodann durch das Fischerei⸗ gebäude und den von gewerblichen Ausstellern gefüllten mäch⸗ tigen Jagdsaal geführt wurde. Die Kaiserin, welche überall von dem anwesenden Publikum ehrfurchtsvoll begrüßt wurde, nahm mit lebhaftem Interesse Kenntniß von den in den Aus⸗ stellungsräumen enthaltenen vielfachen Sehenswürdigkeiten und brachte mehrfach Allerhöchstihre volle Anerkennung für die geschmack⸗volle Anordnung des Gesammtaufbaus zum Ausdruck.
Sigmaringen, 5. August. (Schw. Merk.) Gestern traf Se. Königliche Hoheit der Prinz Johann Georg von Sachsen hier ein. Heute stattete derselbe mit Sr. Hoheit dem Fürsten von Hohenzollern und dem Erbprinzen von Rumänien Ihrer Königlichen Föbet der Fürstin⸗ Wittwe von Hohenzollern einen Besuch ab.
Württemberg. Friedrichshafen, 6. August. Der „O. A.“ berichte: Ihre Maäjestät die Königin machte heute Vormittag, von einer Gesellschaftsdame begleitet, eine Ausfahrt. In der Nähe des Gasthofs zur Sonne veranlaßte das schöne Wetter die Königin, zu einem kleinen Spaziergang auszusteigen. Kaum hatte Ihre Majestät die Equipage ver⸗ lassen, als die Pferde so wild wurden, daß der Leibkutscher Uhrer nicht mehr Herr wurde. In wildem Laufe gingen die ferde durch, und der Kutscher wurde heruntergeworfen, ohne daß derselbe besondere Verletzungen trlitt.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Gotha, 7. August. (Goth. Ztg.) Se. Sohen der Herzog trifft heute, von Coburg kommend, in Schloß Reinhardsbrunn zu längerem Aufenthalt ein.
Elsaß⸗Lothringen. Metz, 5. August. (Lds.⸗Ztg. f. Els.⸗Lothr.) Eine hier gestern abgehaltene Versammlung zu Gunsten der Kanalisirung der Mosel nahm einstimmig folgende Resolution an:
„Die am Sonntag, den 4. August 1889, im Stadthause zu Metz Versammelten — 200 an der Zahl —, Eingesessene der Stadt Metz, des Bezirks Lothringen und der weiteren Rhein⸗ und Moselgegend, allen Berufskreisen angehörig, sprechen sich einmüthig dahin aus, daß die Kanalisirung der Mosel und der unteren Saar als ein unabweisbares Bedürfniß erachtet werden muß. Für Lothringen insbesondere ist sie unerläßlich nothwendig zum festeren Anschluß an das übrige Deutschland, in dem allein das wirthschaftliche Heil des Landes zu finden ist, zur Erschließung der Schätze, die sein Boden birgt und zur Verbreitung der Erzeugnisse, die seine Gewerb⸗ thätigkeit weiten Absatzgebieten mitzutheilen in der Lage ist. Die Be⸗ stimmungen des Frankfurter Friedens begründen die Annahme, daß es bei dem, was bis jetzt hier zu Lande zur Schiffbarmachung der Mosel und der Saar geschehen ist, nicht bewenden soll. An die Landesregie⸗ rung von Elsaß⸗Lothringen richten wir daher vertrauensvoll die Bitte, mit Nachdruck die geeigneten Mittel zu ergreifen, damit das an⸗ gefangene Werk vollendet und die in den oberen Gebieten unserer beiden Hauptflüsse begonnene Kanalisirung bis zur Moselmündung bei Koblenz fortgesetzt werde. Wir glauben uns der Hoffnung hingeben zu dürfen, dabei die Einrichtungen so getroffen und das Vorhandene derart umgestaltet zu sehen, daß im Verkehr mit dem Rbein Um⸗ ladungen vermieden werden und auch Schiffe von größeren Dimensionen bis an unsere westliche Landergrenze gelangen können.“
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 7. August. (W. T. B.) Wie die „Politische Correspondenz“ erfährt, ist eine Note der griechischen Regierung betreffs der Insel Kreta gestern durch den griechischen Gesandten in Wien, Dragumis, dem Ministerium des Aeußern überreicht worden. 89 derselben wird konstatirt, daß die von der Pforte zur Beruhigung Kretas ergriffenen Maßnahmen sich als ungenügend erwiesen. Die früher einander bekämpfenden Christen ständen jetzt vereint den Mohamedanern gegenüber, von den türkischen Behörden . unter die mohamedanische Bevölkerung in den Städten
affen vertheilt worden. Falls Massakres vorkommen sollten,
würde die Hriecbisch Regierung als eine parlamentarische
vielleicht nicht im Stande sein, einer Volksbewegung zu Gunsten der kretensischen Christen zu widerstehen, während sie wünsche, durch die Anrufung der Großmächte eine Eventualität zu beseitigen, welche eine Intervention Griechenlands noth⸗ wendig machen könnte.
— Wie aus Preßburg gemeldet wird, hat eine württem⸗
bergische Militär⸗Deputation dem 6. Husaren⸗Re⸗
giment König von Württemberg, welches anläßlich des Jubiläums des Königs Karl eine Deputation nach Stuttgart ge⸗ sandt hatte, einen Gegenbesuch abgestattet. In Anwesenheit des Offiziercorps des gesammten Regiments fand dabei ein Verbrüderungsfest statt, bei welchem begeisterte Toaste auf beide Reiche und deren Herrscher ausgebracht wurden.
Frankreich. Paris, 7. August. n dem bereitz erwähnten Manifest Boulanger's, welches die Ueber⸗ schrift trägt: „An das Volk, meinen alleinigen Richter“, geht der Verfasser, wie wir dem „Hann. Cour.“ entnehmen, die Anklage⸗ schrift gegen ihn Punkt für Punkt durch: die militärische Lauf⸗ bahn des Generals, die geheimen Agenten und Agentinnen, den „falschen Zeugen“ Buret, den Kaffee in Täfelchen, die Epauletten⸗ Geschichte, die 44 schwarzen und farbigen Porträts, die angeb⸗ lichen Subventionen zu Preßzwecken, den „verächtlichsten Theil der Anklageschrift“, die geheimen Fonds des Kriegs⸗Mini⸗ steriums und den Reservefonds u. s. w. Hinsichtlich der letzteren legt er dar, er wäre gezwungen gewesen, den Reserve⸗ fonds, der bei seinem Amtsantritt 1 979 575 Fr. betrug, anzugreifen, weil das für die geheimen Ausgaben bewilligte Budget in jenem Augenblick unzureichend war.
„Der Auskunftsdienst nahm 86 000 Fr. mehr in Anspruch, alz dafür ausgesetzt war. Alle Patrioten, die sich der Zwischenfälle er⸗ innern, welche dem Schnäbele⸗Handel vorangingen oder ihn begleiteten, alle Offiziere, die mit mir arbeiteten und wissen, was wir damalz thaten, werden finden, dies sei sehr wenig! Und wenn ich nicht mehr ausgab, so erklärt sich dies eben dadurch, daß ich in jenen Tagen viel uneigennützige Hingebung fand.
Sollten Sie denn vergessen haben, Herr General⸗Staatsanwalt, daß wir niemals dem Kriege näher standen? . Site behaupten freilich, niemals wäre der Auskunftsd'enst so vernachlässigt worden. Nur ein Vorfall mag hier Platz finden um Ihnen zu be⸗ wecen. daß meine Mitarbeiter und ich unserer Pflicht getreulich nachkamen.
Der Militär⸗Attaché einer großen Macht hatte mit außerordent⸗ lichem Geschick ein weitverzweigtes Spionagesystem eingerichtet, gegen das wir ohnmächtig waren. Nach tausend Mühen gelang es uns, zu erfahren, wo er seine Papiere verbarg. In einer Nacht bemächtigte man sich ihrer. Ja, Hr. General⸗Staatsanwalt, eine ganze Nacht lang hatten wir die Spionenliste, die Abschrift der Berichte, welche der Attaché seiner Regierung gesandt hatte, in den Händen; Allez konnten wir in einer Nacht kopiren, und am nächsten Morgm fand der Offizier bei seinem Erwachen alle Dokumente an ihrem Platz Niemals hat er gewußt, auch nach seiner Ver⸗ setzung nicht, wie gewisse Enthüllungen zu unserer Kenntniß ge⸗ langt waren. Wie theuer uns dies zu stehen kam, finden Sie doch einen Franzosen, der sagt, es wäre zu theuer gewesen! Und wo ist ein verständiger Mann, der nicht begriffe, daß für solche Opera⸗ tionen viel Geld unerläßlich ist? Im Verlaufe dieses Handels ließ ich das Spionengesetz zur Annahme bringen. Es ist nicht meine Schuld, wenn dasselbe nicht strenger zur Anwendung gelangte, und ich schwöre Ihnen, daß es anders geworden wäre, wenn ich noch länger im Kriegs⸗Ministerium geweilt hätte.“ 8
Das Kapitel der geheimen und der Reservefonds schließt mit der Behauptung, General Boulanger hätte nach genauer Rechnungsführung 2000 Fr. aus seiner Tasche gegeben, aber sie von seinem Nachfolger Ferron nicht zurückverlangen wollen. Nach der Zahlenaufstellung der Anklageschrift wären nämlich nach dem Weggange Boulanger's 30 000 Fr. zu wenig in der Kasse gewesen, aber nun habe er jüngfthin den Empfangschein eines Al de Mondion vom 31. Mai 1887 beigebracht, dem⸗ zufolge General Boulanger ihm für Missionen in Deutschland und Belgien 32 000 Fr. bezahlt habe.
Was die Anschuldigung betrifft, er hätte bei einem Ge⸗ schäft mit dem „Avenir national“, einem Blatt, das ein kurzes Dasein fristete, Staatsgelder vergeudet, rühmt sich der ehe⸗ malige Kriegs⸗Minister wie folgt:
„Um meinen Kundschafterdienst zu ergänzen, welcher in Folge der Vorsichtsmaßregeln der fremden Regierungen sich immer schwieriger gestaltete, wollte ich ein Organ zu meiner Verfügung haben, das mir unter dem Vorwande auswärtiger Korrespondenzen dazu behülflich wäre, überallhin Agenten zu schicken und mit ihnen zu verkehren. Vor Allem wollte ich — es ist ein ernstes Geständniß — Leute unter der Hand haben, welche mit den Sozialisten eines gewissen Landes Be⸗ ziehungen anknüpften, aus denen ich am Vorabende eines Krieges Nutzen zu ziehen gedachte; aber erst dann. Darum war mir daran gelegen, auf der Redaktion des Blattes Männer zu haben, die sich an sozialistischen Bewegungen betheiligt hatten.“
Des Weiteren ergeht sich die Antwort über das angeb⸗ liche Attentat, die falschen Angaben in Betreff der Hin⸗ und Herfahrten Boulanger's zwischen Clermont⸗Ferrand und Paris, die Rolle, die er im Augenblick des Präsidentenwechsels ge⸗ spielt haben sollte, seine Geldmittel, die Bestechungsversuche u. s. w., und dann schließt das acht Spalten lange Schrist⸗ stück mit einem Appell an die Gerechtigkeit des Volks.
— 8. August. (W. T. B.) Die gestern früh von dem „Parti national“ und den meisten anderen Morgenblättern gebrachte Nachricht von der Verhaftung des Hauptmanns Bujacbestätigt sich nicht.
Bordeaux, 7. August. (W. T. B.) In dem Prozeß gegen Laisant, Laguerre und Déroulede wegen der Uebertretungen bei Gelegenheit des am 9. Juni in Angouléme veranstalteten Boulangistenbankets hat der hiesige Appellhof heute das erstinstanzliche Urtheil bestätigt, durch welches Laisant freigesprochen und Laguerre zu 100 Fr. Strafe verurtheilt wurde. Anlangend Déroulède, so wurde das erstinstanzliche Erkenntniß, soweit es Deéroulède von der Anschuldigung der Widersetzlichkeit beifpriest auf⸗ gehoben, und Déroulede dieses Vergehens wegen zu 300 Frcs. Geldstrafe verurtheilt. Die Appellationskosten wurden Laguerre und Dérouleède zur Last gelegt.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 7. August (W. T. B.) Heute fand im Großen Palais zu Peterhof die kirchliche Trauung des Großfürsten Peter Nicolajewitsch mit der Prinzessin Miliza von Montenegro nach dem dafür aufgestellten Pro⸗ gramm statt. Der Feier wohnten sämmtliche Mitglieder des Kaiserlichen Hauses, der Großherzog und die Großherzogin von Mecklenburg⸗Schwerin, der Herzog von Edinburg, sowie die höchsten Würdenträger und das diylo⸗ 8 8 16 An 8 Hochzeitstafel 1 guchg⸗
e Botschafter von Schweinitz und der englische Bor⸗ schafter Morier Theil. 8 1 3 1
— 8. August. (W. T. B.) Der „Regierungs⸗Anzeiger 9 Verlobung der Prinzessin Anastasit von ontenegro mit dem og Georg v Leuchtenberg. 3 8
Dänemark. Kopenhagen, 6. August. (F.) Nach einer Bekanntmachung des Lomeralitäts⸗Heparteinents 8 Marine⸗Ministeriums werden von Mitte August bis Mitte September Minenübungen auf dem Mittelgrunde im Sunde abgehalten werden. Der Uebungsplatz, der zum größeren Theil mit Minen belegt werden wird, wird
8
alb für die Schiffahrt abgesperrt. Die nörd⸗ 28 Spitze des Grundes, 90 Ellen von dem Seefort Dreikronen belegen, wird durch eine Leuchtfeuer⸗Nacht und die übrigen Seiten des Grundes durch grüne Bojen bezeichnet. zur Verhütung von Beschädigungen der Minenkabel, die zwischen
eikronen und dem Uebungsplatze ausgelegt werden sollen, nd besondere Bestimmungen wegen der Verankerung der
Schiffe erlassen worden.
Amerika. New⸗York, 6. August. (A. C.) Das Konsulat von Hayti hierselbst macht bekannt, daß General Hippolyte kürzlich Portas i ane⸗ an⸗ girifen habe, jedoch zurückgeschlagen sei und sich nach Saint⸗
arc zurückgezogen habe. — Die Sioux⸗Indianer
ein Dakota haben einen Vertrag unterzeichnet, Kraft dessen
ihres Reservat⸗
sie auf 11 Millionen Morgen Landes 8 n-
gebiets verzichten. Dieser Flächenraum wird siedlern aufgeschlossen werden.
Afrika. Egypten. Ein Telegramm des „Reuter'’schen Bureaus“ aus Toski, vom 6. August, lautet:
Oberst Wodehouse meldet von Bellana, daß der einzige am Leben gebliebene Emir der Derwische Wad el⸗Sand ist. Dieser befindet sich mit 200 Mann und 60 mit Wasser belade⸗ nen Kameelen in den bei Bellana liegenden Höhen. Wahrscheinlich versucht er, Mataka zu erreichen; hoffentlich wird er jedoch von der von Wady Halfa entsandten Reiterei abgeschnitten werden.
8 Zeitungsstimmen.
Die „Nationalliberale Correspondenz“ erörtert in Folgendem die Lage der Reichsfinanzen: G
„Die Ziffern über den Abschluß des Reichshaushalts im Rech⸗ nungsjahr 1888/89 bestätigen die Vorhersage des Staatssekretärs im Reichs⸗Schatzamt in Betreff der geringeren Erträgnisse der Brannt⸗ weinverbrauchsabgabe und weisen einen Ausfall an der Zuckersteuer nach, der noch erheblich größer ist, als der Staatssekretär während der letzten Etatsberathung in Aussicht stellte. Das günstige Ge⸗ fammtbild der Reichsfinanzen vermögen diese beiden Einzelposten ebensowenig zu beeinträchtigen, wie den Eindruck einer vorsichtigen und den wirthschaftlichen Bewegungen mit Verständniß folgenden Reichs⸗Finanzgebahrung. Sieht man von der Branntwein⸗ und Zuckersteuer, sowie von der Börsenstempelsteuer zunächst ab, so haben die Zölle, die indirekten Steuern, die Stempelgebühren und die großen Verkehrsanstalten an Einnahmen gemwährt: 593,6 Mill. im Jahre 1887/88, 612,2 Mill. im Jahre 1888/89 und sind für das jaufende Rechnungsjahr geschätzt auf 604,5 Mill Mark. Die letztere Ziffer entspricht der Behutsamkeit, mit welcher bei dem Voranschlag zes Reichshaushalts verfahren zu werden pflegt. Wenn unvorher⸗ gesehene Zwischenfälle nicht eintreten, ist aber wohl zu erwarten, daß die indirekten Einnahmequellen ihr natürliches Wachsthum abermals bewähren, so daß die Ist⸗Ergebnisse ebenso das Vorjahr überragen werden, wie die jetzt bekannten endgültigen Ziffern von 1888/89 das Jahr 1887/88 überragen. So sind die Zölle mit 270,8 Mill. ver⸗ anschlagt, haben aber schon im vorigen Jahre rund 283 Mill. erbracht; die Brausteuer ist mit 20,2 um rund 2 Milll. niedriger veranschlagt, als das Ist⸗Ergebniß des letzten Jahres sich beziffert u. s. w. Es läßt sich also, wenn die Entwickelung nicht gestört wird, mit Sicherheit auch für dieses Rechnungs⸗ jahr eine langsame Zunahme der oben erwähnten Einnahmen im Vergleich zum Vorjahr erwarten. Soweit hieraus eine Folgerung auf die allgemeinen wirthschaftlichen Zustände überhaupt berechtigt ist, führt sie zu dem Schlusse, daß Handel und Wan⸗ del unter normalen Wachsthumsverhältnissen sich ent⸗ wickeln und daß insbesondere die Verbrauchsfähigkeit der Nation sich gehoben hat. Auch dieses Urtheil kann durch die Heranziehung der zunächst abgesonderten Ziffern der Zucker⸗ und Branntwein⸗ und Börsenstempelsteuer nicht umgestoßen werden. Was letzere anlangt, so erscheint das rasche Aufsteigen des Ertrags von 19 Millionen im Jahre 1887/88 auf 27 ¼ Millionen im vorigen Jahre allerdings geeignet, das Augenmerk auf die Umsätze und namentlich auf die neuen Gründungen an der Börse hinzulenken und die Frage nahe zu legen, ob dieselben im rechten Verhältniß zu den gegebenen inneren Werthen der Verkehrsgegenstände sich bewegt haben. Doch sind Anzeichen einer unwirthschaftlichen Umsatz⸗ und Werthsteigerung sonst nicht in solchem Maße vorhanden, daß nicht von einer Rückleitung zu den verständiger⸗ weise gangbaren Geschäftsbahnen Abhülfe erwartet werden könnte. In der That dürfte der Reichs⸗Schatzsekretär gut daran gethan haben, für das laufende Jahr nur knapp 20 Millionen in Einnahme gestellt zu haben. Gerade diese Position ist ihrer Natur nach außerordentlich wandelbar und will nur derart bei der Etataufstellung behandelt sein, daß Mindererträge nicht zu besorgen sind. Die Zucker⸗ und Branntweinsteuer endlich befinden sich, erstere leider immer wieder, letztere begreiflicher Weise noch im unsichersten Stande der Entwickelung. Im Vergleich zu den Erfahrungen, die Oesterreich jetzt mit seiner neuen Branntweinsteuer macht, ist es mindestens nicht allzu tragisch zu nehmen, daß das vorige Jahr einen Ausfall von 38 ½ Millionen bei der Brannt⸗ weinsteuer ausweist. Bei dem Voranschlag, in dem 116 Millionen Verbrauchsabgabe und Nachsteuer und 22 ½ Millionen Maischraum⸗ und Materialsteuer angesetzt waren, fehlte eben jede sichere Schätzung des etwaigen Rückgangs in der Erzeugung, bezw. im inneren Ver⸗ brauch. Immerhin hat der Branntwein, der im Uebergangsjahre 1887/88 kaum 44, vorher nur ausnahmsweise einmal mehr als 50 Millionen eintrug, insgesammt rund 100 Millionen im Vorjahre erbracht und wird auf zusammen 135 ½ Millionen Ertrag im laufenden Rechnungsjahre geschätzt. Wenn aber die wider Erwarten geringe Einnahme für 1888/89 und der, vielleicht auch in diesem Jahre zu wäͤrtigende Minderertrag in ursächlichem Zusammenhang mit dem Mehrertrag der Brausteuer stehen sollte, könnte man vom gesundheit⸗ lichen Gesichtspunkt aus mit der Wirkung der neuen Steuer ganz zu⸗ frieden sein; die finanzielle Wirkung ist vorläufig nicht unbefriedigend.“
Zu der in Aussicht stehenden Begründung eines Z““ Zollvereins bemerkt die „Elberfelder
eitung“:
„Am 14. Oktober wird in Washington ein Kongreß sämmtlicher amerikanischen Staaten zusammentreten, zu dessen Programm auch die Gründung eines amerikanischen Zollvereins gehört. Die Idee eines einheitlichen und geschlossenen Wirthschaftsgebietes von der Berings⸗ bis zur Magellanstraße ist nicht gerade neu; man ist der⸗ selben schon öfter begegnet, und sie ist schon öfter gescheitert.
mmerhin kann die europäische und die deutsche In⸗ dustrie mit dem Anerkenntnisse zufrieden sein, welches für sie in diesem Projekt liegt. Unsere Industrie hat namentlich auf den südamerikanischen Märkten fortgesetzt Terrain, meist auf Kosten Frankreichs oder auch Englands gewonnen; wenn aber die Industrie der Vereinigten Staaten dort mit der unsrigen ohne Hülfe eines gemeinsamen Zollsystems nicht mehr zu konkurriren defre g. so kann uns dieses Anerkenntniß wider Willen nur schmeichel⸗
ein.“
Das freundliche Verhalten der deutschen Behörden bei der Ueberführung der sterblichen Reste des Generals Carnot von Magdeburg nach Paris findet in dem Pariser „Figaro“ folgende Würdigung: . Die Feierlichkeit, der wir beiwohnten, war nicht nur höchst eindrucksvoll, sondern regt auch zu manchen Gedanken an. Zwei Tage ang waren in einer großen deutschen Stadt ein französischer Held und französische Gäste der Gegenstand aller Gedanken und aller
8
Sympathien. Zum ersten Male seit 1870 fand auf preußischer Erde eine freundschaftliche Kundgebung zwischen Deutschen und Franzosen statt. Eine Bevölkerung von über 100 000 Seelen neigte sich achtungsvorll vor den sterblichen Ueberresten Carnot's, ob⸗ wohl diese von der französischen Tricolore bedeckt und von einem Lieutenant begleitet wurden, dessen Uniform schließlich doch für Viele die des Feindes bedeutet. Während dieser Tage war ein Franzose in Magdeburg der Gegenstand besonderer Aufmerksam⸗ keit und Liebenswürdigkeit ein Gast, dem man die größte Höflichkeit erwies. Und welcher Zuschauer hat wohl nicht an den sonderbaren Gegensatz in menschlichen Dingen gedacht, wenn er den prächtigen Vorbeimarsch der deutschen Truppen und dieses Gefolges von Gene⸗ ralen und hohen Beamten sah, mit dem einer der Unseren geehrt wurde? Das eine Volk ist bis an die Zähne gegen das andere be⸗ waffnet, und doch beeilt es sich, wenn sich eine große und schöne Gelegenheit bietet, dem andern die ausgezeichnetste Höflichkeit zu erweisen. Die Haltung der Deutschen verdient durchaus gelobt zu werden. Wenn ein Bewohner des Mondes mit einem Fern⸗ glase auf die Erde niedergeschaut hätte, so hätte er nur denken können, daß Franzosen und Deutsche zwei eng befreundete Völker sein müßten. Es war wahrhaft unmöglich, mehr zu thun, als die preußische Re⸗ gierung gethan hat .. .. Im Augenblick, als Artillerie⸗Unteroffi⸗ ziere den mit der Tricolore bedeckten Sarg aufhoben, bemächtigte sich Aller eine lebhafte Erregung. Ein französischer General, getragen von deutschen Soldaten, war das nicht ein seltsamer Anblick? Aber noch mehr: es war ein tief ergreifendes Schauspiel, eine glückliche und poetische Seite in der Geschichte der deutsch⸗französischen Beziehungen. Alles in Allem genommen, war es eine Kundgebung, die eine sehr merkwürdige Erinnerung hinterlassen wird. Sie verdient, daß man ihr in Frankreich das gleiche Gewicht beilege, wie es die deutsche Regierung gethan hat.“
Die Revne über die englische Flotte.
An Bord des englischen Kriegsschiffes „Seahorse“, 5. August 1889. Schon am frühen Morgen hatten alle Schiffe Flaggengala angelegt. Am Hauptmast wehte vereint die deutsche und englische Kriegsflagge. Das Wetter, welches am Morgen heftige Regenböen brachte, klärte sich gegen Mittag auf. Schon von Mittag ab waren die mweit ausgedehnten Ufer, die Peers von Ryde, der endlose Strand von Ports⸗ mouth und Stockes Bay dicht von Menschen besetzt. Ebenso wie am Lande, war es auf dem Wasser. Auf dem gewaltigen Raume mehrerer Quadratmeilen lag Dampfer an Dampfer, Yacht an Yacht, Boot an Boot! Nur die großen breiten Straßen innerhalb der englischen Flotte, welche zu durchfahren mehr als eine Stunde Zeit in Anspruch nimmt, wurden völlig frei gehalten. Bedeutende Aufmerk⸗ samkeit erregte auch die deutsche Flotte. Die Panzerkolesse unserer Manöverflotte, die gepanzerten Kreuzer, die Avisos „Greif“ und⸗Die Wacht“, an Deck alle Matrosen in ihren Paradeanzügen, machten durch die Stärke der Besatzung, die Haltung der Mannschaften einen vorzüglichen Eindruck. Die englische Flotte zeigte nach dem offiziellen Rapport die Stärke von 22 000 Mann Besatzung, gewiß eine statt⸗ liche Zahl. Die große Anzahl mächtiger Schiffe hätte aber vielleicht die dreijfache Stärke der Besatzung erfordert.
Um 3 ½ Uhr Nachmittags verkündete der Donner der Kanonen, daß Se. Majestät der Kaiser und König Sich an Bord der „Vie⸗ toria and Albert“ begeben habe, an deren Hauptmast jetzt die Standarte des Kaisers neben der der Königin wehte. Se. Majestät hatte eng⸗ lische Admirals⸗Uniform angelegt; an Bord befanden sich Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin von Wales mit Töchtern, Se. Königliche Hoheit der Herzog von Cambridge, Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Christian zu Schleswig⸗Holstein, Se Königliche Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen, der Prinz und die Prinzessin Heinrich von Battenberg und das gesammte Gefolge. Es folgten eine Königliche Yacht mit den Lords der Admiralität, die Kaiser⸗Yacht „Hohenzollern“ und noch eine Königliche Pacht, während der „Seahorse“ seitwärts die „Victoria and Albert“ cotoyirte. Zuerst gab das deutsche Ge⸗ schwader beim Passiren der „Victoria und Albert“ den Kaisersalut, die Mannschaften paradirten. Ebenso paradirten die Mannschaften aller englischen Schiffe auf Deck und in den Raaen. Beim jedes⸗ maligen Vorbeifahren des Kaiserschiffes ertönte unter Mützenschwenken ein lautes dreimaliges „Hurrah!“ Zuerst wurde die linke Staffel durch⸗ fahren. Kurz vor dem Passiren des Admiralschiffes „Howe“ mit dem Ober⸗ befehlshaber Sir E. Commerell an Bord gab die gesammte englische Flotte den Kaisersalut. Der Kanal hüllte sich in seiner ganzen Breite in Dampf. Es war ein großartiges Schau⸗ spiel, und die Salutschüsse bildeten einen ununterbrochenen, mäch⸗ tigen, weithin rollenden Donner! Das Passiren der Staffeln dauerte etwas mehr als eine Stunde! Dicht vor dem zweiten Passiren der „Howe“ ließ Se. Majestät der Kaiser und König durch Signal alle Admirale und Schiffskommandanten an Bord rufen. Dem Sir Commerell reichte Se Majestät die Hand, welche dieser entblößten Hauptes küßte. Se. Majestät sprach dem Admiral Seinen lebhaften Dank für die Leistungen der gesammten Flotte und die Revue aus, ebenso den Admiralen und Schiffskommandanten. Um 7 Uhr war die Revue beendet, und unter dem Donner der Kanonen lief die „Victoria and Albert“ wieder der Rhede von Cowes zu. — Gegen 4 ½ Uhr hatten sich Ihre Majestät die Königin Victoria von England mit den Damen Ihres Gefolges in Osborne Bay an Bord der Königlichen Pacht „Alberta“ eingeschifft. Nachdem der Befehl gegeben war, Ihre Majestät an Bord nicht zu salutiren, war sowohl das deutsche als auch das englische Geschwader abgefahren. Die Musikcorps der deutschen Schiffe srielten die englische Nationallymne, und die Mannschaften in Parade an Bord während des Vorbeifahrens Ihrer
äjestät. 18 .
Den ganzen Abend über herrschte an Bord der Schiffe und in den Hafenstädten und Badeorten lebhafter Jubel, und die freudige Festesstimmung erreichte erst ihr Ende mit Anbruch des Tages.
Am Abend empfing Ihre Majestät die Königin noch die von Berlin aus telegraphisch herbeorderte Deputation des 1. Garde⸗ Dragoner⸗Regiments Königin von England, bestehend aus vier Offi⸗ zieren, mit dem Regiments⸗Commandeur an der Spitze, und befahl Ihre Majestät die Herren nach der Audienz zum Diner.
Statistik und Volkswirthschaft.
b Zur Arbeiterfrage. — Der Fürst von Pleß hat, wie der „Gebirgsbote“ schreibt, auf seinen Gruben eine anerkennenswerthe Einrichtung getroffen. Von jeder Abtheilung sind ein Häuer und von jedem Obersteigerrevier ein Schlepper als ständige Deputirte gewählt worden. Die Deputirten treten vierteljährlich zu einer Versammlung zusammen, in welcher die etwa eingegangenen Beschwerden ꝛc. erörtert werden resp. ihre Erledigung finden sollen. Ueber den Gang der Verhand⸗ lungen wird ein Protokoll aufgenommen, das dem Fürsten zur Kenntnißnahme vorgelegt wird. Derselbe hat ferner bestimmt, daß fleißige und bewährte Arbeiter alljährlich eine Gratifikation erhalten; zu diesem Zweck ist eine bedeutende Summe ausgeworfken.
Kunst und Wissenschaft.
In dem Departement de Mosquitos der Republik Honduras sind, wie centralamerikanische Zeitungen melden, circa 250 englische Meilen oberhalb der Mündung der Flüsse Partook und Quamgroo von einem in Tegucigalpa ansässigen Deutschen, Namens A. J. Müller, die Ruinen einer, wie man annimmt, prähistorischen Indianerstadt aufgefunden worden, welche an Umfang, wie Zahl und Schönheit der vorhandenen architektonischen
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Ueberreste den größten und berühmtesten Baudenkmälern Mexikos und
“ soll. Die Stadt ist nur von der Flußseite zu⸗ gänglich, umlicgenden Felsen und Sümpfe hindurch; aber auch vom Flusse her sind die Ruinen nicht sichtbar, da der Urwald sich zwischen sie und das Wasser eingedrängt und das alte Stadtgebiet selbst fast voll⸗ ständig überwuchert hat. bevölkerung der Nachbarschaft hatte eine Abnung von dem Vorhanden⸗ sein dieser Spuren einstiger Kultur, auch die alten Chroniken des Landes thun derselben keinerlei Erwähnung. Honduras soll Hrn. Müller das Privilegium ertheilt haben, Aus⸗ grabungen für seine Rechnung zu veranstalten. Nachforschungen haben nach den Angaben der amerikanischen Zeitungen zahlreiche bemerkenswerth sauber gearbeitete Kunst⸗ und Gebrauchs⸗ gegenstände aus Stein, Urnen und andere Gefäße meist mit Schlangen⸗ und Schildkrötenköpfen, oder roh gezeichneten menschlichen Figuren geschmückt, zu Tage gefördert.
vom Lande her führt keine Spur eines Weges durch die
Nicht einmal die dünngesäte Indianer⸗
Die Regierung von
Die bisher angestellten
Brüssel, 7. August. (W. T. B.) Die erste Jahresversamm⸗
lung der internationalen kriminalistischen Vereinigung wurde heute unter zahlreicher Betheiligung eröffnet. 1. lung trat in die Berathung über die bedingungsweise Freilassung von Verurtheilten ein und beschloß eine Ergebenheitsadresse an die belgische Regierung.
Die Versamm⸗
Literatur.
erin Augusta. Von F. Bornhak. Vol nd
K Jugendausgabe Berlin, J. J. Heine’s (Pr. 80 ₰) — Die Ver fasserin trägt mit diesem Buch dem vielfach ausgesprochenen Wunsch Rech⸗ nung, eine Volksausgabe der Lebensgeschichte Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin Augusta zu liefern; die günstige Aufnahme, welche eine größere, reicher ausgestattete Ausgabe fand, läßt hoffen, daß auch die hier vorliegende in weiten Kreisen ihre Leser finden wird. Wesen und der segensreichen Thätigkeit der hochbetagten Fürstin in diesem Buch geboten, welches die Verfasserin Ihrer Königlichen
In liebevoller Form wird uns ein fesselndes Bild von dem
Hoheit der Frau Großberzogin von Baden gewidmet hat. Seiner Bestimmung als Volksbuch entsprechend, ist der Preis so normirt, daß die Anschaffung für Volks⸗ und Schulbibliotheken mit wenig
Kosten verknüpft ist.
— Ein deutsches Kriegsschiff in der Südsee. Von B. von Werner. Contre⸗Admiral a. D. Leipzig, Verlag von F. A. Brockhaus. — Von diesem gefälligen Werk liegen uns die beiden letzien Hefte vor, indem mit dem dreizehnten soeben der Schluß des⸗ selben erfolgte. Es bringt zugleich das Vorwort, in welchem der Verfasser nähere Mittheilungen über die Veranlassung zu der Arbeit giebt und die Hoffnung ausspricht: er möchte mit seinen Schilde⸗ rungen ein wenig dazu beitragen, daß die Südsee⸗Insulaner von den Europäern geschont und in ihrer Eigenart erhalten würden, indem man ihnen nur das nimmt, was die christliche Religion, den dortigen Verbältnissen angepaßt, fordern muß. Auch diese beiden Schluß⸗ lieferungen sind interessant im Text und bringen ei i übs ausgeführter Illustrationen.
Land⸗ und Forftwirthschaft.
Anklam, 6. August. Die „Anklamer Ztg.“ bringt folgende Mittheilung des Bauerhofsbesitzers O. Schultz in Postlow: „Ein neues Zeichen, daß die Steppenhühner doch einheimisch bei uns werden wollen, beweist folgender Fall,. Am Sonnabend, den 3. August, hatte ich Heugras⸗Mäher in meiner Wiese beschäftigt, welche mir Mittags erzählten, daß sie ein besonderes, noch nie gesehenes Vogelnest gefunden hätten, in welchen, nach den ausgeschlüpften Schalen zu schließen, an 15 bis 18 Junge ausgebrütet waren, und sie hätten auch in der Nähe hiervon kleine, schwarze, den jungen Rebhühnern ähnliche Kücken gesehen. Hierdurch zur Neugierde angeregt, ging ich am Nachmittag mit, und es dauerte auch garnicht lange, so mähte einer von meinen Mähern trotz der Vorsicht, die ich ihnen anbefohlen hatte, einem von den kleinen Kücken beide Füße ab, welches ich nun gleich tödten ließ. Es war mir dies nun ein völlig unbekanntes Vögelchen, schwarz von Farbe, kurze Füße, spitze Flügel und einen ganz tleinen weißen Punkt vorn auf dem kurzen Schnabel Um mich herum piepten noch mehrere Kleine und ich ging nun auf dieselben zu in der Erwartung, die Alten von den Kleinen zu sehen, worin ich mich auch nicht getäuscht hatte, denn ich scheuchte bald eins von denselben auf und sah nun gleich, daß ich es mit den hier bei uns eingewanderten Steppenhühnern zu thun hatte, wovon ich noch in dem letzten Frühjahr einen ganzen Flug auf meinen Feldern gesehen hatte.“ “ 8
1““
Handel und Gewerbe.
Im Monat Juli cr. wurde auf dem A⸗Netz der Busch⸗ tiehrader Eisenbahn eine Mehreinnahme von 10 800 Fl. und auf dem B Netz eine solche von 18 000 Fl. erzielt. —
London, 7. August. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen⸗ ladung angeboten. . 8
— 8. August. (W. T. B.) Die Bank von England hat heute den Diskont von 2 ½ auf 3 % erhöht.
Submissionen im Auslande. 8 I. Italien. 21. September. Ministerium der öffentlichen Arbeiten in Rom und Präfektur in Genua: Bau von Waarenhallen in Metall⸗ konstruktion mit Rolljalousien (chiusure avvolgibili) nebst Ausfüh⸗ rung der dazu nothwendigen Maurerarbeiten auf dem Kai „Ponte S. Lazzaro“ im Hafen von Genua. Voranschlag 590 000 Lire läufige Kaution 20 000 Lire. —
Näheres an Ort und Stelle.
II. Niederland 1“
17. August 1889, Vorm. 11 Uhr. Gemeentebestuur zu Tilburg: Lieferung von 30 gußeisernen Laternenpfählen für die Gemeinde⸗ gasfabrik daselbst.
Auskunft an Ort und Stelle. in der genannten Gasfabrik.
Verkehrs⸗Anstalten.
Bedingungen käuflich für 0,25 Fl.⸗
bahn⸗Aktiengesellschaft sind im Monat Juli 1889 9 436 096 Personen befördert und dafür 1 100 839,38 ℳ oder durch⸗ schnittlich auf den Tag 35 510.95 ℳ eingenommen. Die Einnahme im Monat Juli 1888 betrug 995 508,05 ℳ oder durchschnittlich auf den Tag 32 113,16 ℳ 8 Dresden, 7. August. Man theilt dem „Dr. Journ.“ von zu⸗ ständiger Seite Folgendes mit: „Die „Wurzener Zeitung“ brachte in ihrer Nummer vom 17. v. M. eine Korrespondenz aus Dresden des Inhalts: „daß die bei dem Unfalle in Röhrmpos am 7. v. M. verunglückten Eisenbahnreisenden aus Eihenstock in Nürnberg wegen schlechten Ganges des ausgelaufenen sächsischen Durchgangswagens ihre Plätze mit solchen in einem anderen Wagen — demselben, welcher bei dem Unfalle zertrümmert wurde — vertauscht hätten und daß also, wenn jener sächsische Wagen nicht so ausgelaufen gewesen wäre, die Reisenden aus Eibenstock von dem Unfalle nicht betroffen worden sein würden.“
— Mit dieser Notiz ist dann noch die Frage verknüpft: „Wer trägt also dit die Schuld am Tode der Eibenstocker?“ Durch die in Folge jener Korresponden; angestellten Erbebungen hat sich herausgestellt, daß die darin gebrachten Angaben auf Unwahrheit beruhen, denn die sächsischen Durchgangswagen Sie Reichenbach den Schnellzug der Linie Leipzig — Hof bestiegen und ihre vn. in 8
u dieser Endstation des sächsischen Bahnbereichs waren sie daher zum Wagenwechsel genöthigt und bekamen Plätze in cinem bayerischen Da sie in letz⸗
Reisenden haben den
verunglückten den Sie
überhaupt gar nicht benutzt. haben in
sächsischen Wagen erhalten, der nur bis Hof zu laufen hatte.
Wagen, nicht aber im sächsischen Durchgan Swagen.
“
Auf den Linien der Großen Berliner Pferde⸗Eisen⸗