1889 / 194 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 16 Aug 1889 18:00:01 GMT) scan diff

Kiel, 16. August. (W. T. B.) Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Heinrich sind mit dem Prinzen Waldemar heute Vormittag hier

wieder eingetroffen. Bayern. München, 14. August.

Bayreuth ab), dem Obberst⸗Hofmarschall. Freiherrn

raf von Lerchenfeld keel, dem Hof⸗Sekretär Geheimen Kanzlei⸗Rath Nadler. genannten Gefolge erfolgt Freitag Mittags, wenige Minuten nach 12 Uhr, mittelst Extrazuges. Der Schah von 1 1

Hofrath Ritter von Klug,

ersien wird, wie nunmehr definitiv festgesetzt ist, am 19. August, Abends 7 Uhr, auf dem hiesigen Centralbahnhof eintreffen und, da der Besuch ein offizieller ist, Fe allen einem Souverän gebührenden Ehren empfangen werden.

Drei um die bayerische Armee hochverdiente Generale begehen am 17. August die Jubelfeier ihrer 50 jährigen Militärdienstzeit. Es sind dies der Kriegs⸗Minister, General der Infanterie von Heinleth, der General⸗Kapitän der Leibgarde der Hartschiere, General der Infanterie Graf Verri della Bosia, und der Königliche General⸗Adjutant, General der Infanterie z. D. Ritter von Muck.

Der Herzog von Sachsen⸗Altenburg ist heute Abend 7 Uhr zu längerem Kurgebrauch in Kissingen ein⸗

getroffen.

Regensburg, 16. August. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser von Oesterreich ist auf der Reise nach Ischl heute Morgen 8 ½ Uhr hier durchpassirt. Von dem zahlreich versammelten Publikum wurde der Kaiser mit lebhaften Hoch⸗

rufen begrüßt.

Württemberg. Bebenhausen, 14. August. Gestern Vormittag ist der Königliche Hofmarschall Freiherr von Wöll⸗ warth nach Stuttgart zurückgekehrt, um die Vorbereitungen für den Empfang Sr. Majestät des Schahs von Persien, dessen Ankunft in Stuttgart am 17. d. M. in Aussicht steht, zu treffen.

Gestern Abend traf der Major Poten, Flügel⸗ Adjutant Sr. Majestät des Kaisers von Oesterreich, hier ein, um Sr. Majestät dem König, Höchstwelcher heute das 25jährige Jubiläum als Inhaber des Oesterreichischen Husaren⸗Regiments Nr. 6 begeht, aus diesem Anlasse das Kaiserliche Dienstzeichen für Offiziere zu überreichen. Major Poten wurde zu diesem Behuf heute Vormittag von Sr. Majestät empfangen und zur Tafel gezogen; Abends reiste er wieder von

ier ab.

Hessen. Darmstadt, 15. August. (Darmst. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Großherzog begab sich gestern nach Kronberg zu Ihrer Majestät der Kaiserin Friedrich. Nach Besichtigung des im Bau begriffenen Schlosses „Friedrichshof“ begaben sich die Allerhöchsten Häerschaften zu Wagen nach Homburg. Abends kehrte Se. Könit liche Hoheit nach Schloß Heiligenberg zurück.

Sachsen⸗Weimar⸗ Eisenach. Weimar, 15. August (Weim. Ztg.) Am Großherzoglichen Hoflager zu Wilhelms⸗ thal traf gestern Ihre Hoheit die Herzogin Johann Albrecht von Mecklenburg⸗Schwerin ein.

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Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 16. August. (W. T. B.) Das „Armee⸗Verordnungsblatt“ veröffentlicht die Ernennung Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Heinrich von zum Oberst⸗Inhaber des 20. Infanterie⸗ Regiments, Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Albrecht von Preußen, Regenten von Braunschweig, zum Oberst⸗Inhaber des 6. Dragoner⸗Regiments, und des General⸗Feldmarschalls Grafen von Moltke zum Oberst⸗Inhaber des 71. Infanterie⸗Regiments.

Großbritannien und Irland. London, 15. August. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses erklärte der Unter⸗Staatssekretär Fergusson auf eine be⸗ zügliche Anfrage es für unrichtig, daß die sechs Mit⸗

lieder der armenischen Deputation, welche in Kon⸗ tent ngel zu Gunsten der Bestrafung Mussa Bey's peti⸗ tionirte, verhaftet und in das Gefängniß abgeführt worden seien. Die Bill, betreffend die Zurückziehung leichter Goldstücke aus dem Verkehr, wurde in dritter Lesung

angenommen.

Frankreich. Paris, 14. August. Die Panzerschiffe „Devastation“, „Courbet“ und „Admiral Baudin“ sowie der Torpedo⸗Kreuzer „Condor“ sind, wie das „Journal des Débats“ meldet, heute von Toulon in See gegangen, um sich in den kretischen Gewässern dem „Seiganlay“ anzuschließen.

15. August. (W. T. B.) In der Salle Wagram fand heute, wie alljährlich am 15. August, ein Banket der Imperialisten statt, an dem etwa 1500 Personen Theil nahmen. Den Vorsitz führte General du Barail, der Präsi⸗ dent des bonapartistischen Central⸗Comités, welcher in seiner Festrede besonders Boulanger feierte, der durch seine Verurtheilung nur noch sympathischer geworden sei und jetzt mehr als jemals von den Bonapartisten unterstützt werden müsse. Diese Erklärung du Barail's wurde von der Ver⸗ sammlung Enft ntchc gut geheißen.

„Bei einem am 12. d. M. hier abgehaltenen Bankett der hiesigen und auswärtigen Studenten hielten nach der „Fr. C.“ die Professoren Janssen und Lavisse Ansprachen an die Ver⸗ sammlung, welche mit lautem Zuruf und erneuten Verbrüderungs⸗ schwüren antwortete. Auf diese enthusiastischen Bruderschaften hin⸗ weisend, die in den letzten Tagen unter den jungen Leuten geschlossen worden, sodaß einer derselben, als von Nationen die Rede war, antwortete: „Es giebt keine Nationen mehr, sondern nur noch Universitäten“, sagte Professor Lavisse: „Es ist schön zu hören, wie Sie von einem Ende des Tisches zum anderen einander zurufen: Auf dein Wohl, Cambridge! Dein Wohl, Bologna! Dein Wohl, Wien! Dem Wohl, Basel! Dein Wohl, Lüttich! Dein Wohl, Venezuela! Dein Wohl, Budapest! Das deinige, Helsingfors, das deinige, Prag! Aber ich fürchte, Ihr schöner Traum wird hier und da auf die harte Wirklichkeit stoßen. Mehrere unter Ihnen werden sich vielleicht einst anderswo begegnen als auf Festen. Junge Freunde, ehen Sie sich die Welt nicht zu schön an, sonst könnten Sie den Muth verlieren, wenn sie Ihnen so erscheint, wie sie ist. Gegen

B. . „(Allg. Ztg.) Se. Köͤnigliche Hoheit der Prinz⸗Regent wird auf seiner Reise nach Bayreuth begleitet werden von dem Ober⸗Hofmeister Grafen zu Castel⸗Castel (dieser reist bereits morgen nach von Malsen, dem General⸗Adjutanten General⸗Lieutenant Freiherrn Frenschlag von Freyenstein, den Flügel⸗Adjutanten Oberst

und Major Freiherr von be em th Stattner und dem Geheim⸗Sekretär Die Abreise des Prinz⸗Regenten mit dem vor⸗

an dem wir leiden, ist das Weltbürgerthum nicht das wahre Heilmittel. Ich glaube nicht daran, ich liebe es nicht, es paßt nicht in unsere Zgeit. Unser Jahrhundert hat Nationen geschaffen. Es hat Griechenland, Belgien, Italien, Ungarn, Deutsch⸗ land, Rumänien, Serbien, Bulgarien, die amerikanischen Republiken geschafften oder wieder aufgerichtet. Dies war seine Haupt⸗ aufgabe, sein Erkennungszeichen, sein Ruhm. Das Welt⸗ bürgerthumn, wie man es ehedem auffaßte, würde, wenn man es nach früherem Muster wieder herstellen wollte, sogleich durch den Athem aller dieser Völker verweht werden. eine Herren Studenten des Auslandes, lieben Sie Ihr Vaterland, wie wir das unsrige lieben. Die Vaterlandsliebe ist der höchste Existenz⸗ grund. Seien Sie aber Alle die Apostel einer Doctrin, die sich in zwei Worten ausdrücken läßt: Jedes Vaterland ist den anderen Vater⸗ ländern Achtung schuldig.“

Rußland und Polen. St. Petersburg, 16. August.

(W. T. B.) Die Gesetze, betreffend die Reorganisation der Provinzialbehörden für bäuerliche Angelegen⸗ heiten und für die bäuerlichen Friedensgerichte, sind nunmehr veröffentlicht worden. Die Einrichtung, betreffend die Einsetzung von Distrikts⸗Chefs, die aus⸗ schließsich durch die Krone ernannt werden, bezieht sich nicht auf Russisch⸗Polen, Weiß⸗Rußland, Roth⸗Rußland und die baltischen Provinzen. Der betreffende Ukas sagt: Die gedachte Reform bezwecke, zum Wohle der Bauern eine fuübilec Verbindung der Behörde mit den Bauern her⸗ zustellen. „Journal deSt. Pétersbourg“ bemerkt zu der Verurtheilung Boulanger's: Juristisch seien Boulanger und Genossen für Frankreich todt, aber es frage sich, ob der Boulangismus Boulanger nicht vom politisch⸗sozialen Ge⸗ SG aus überleben werde. Das Journal spricht die Befürchtung aus, die Republikaner könnten den Streit unter einander aufs Neue beginnen, und meint, sie würden nunmehr Gelegenheit haben, ihre Klugheit und Disziplin zu beweisen. Was die durch die Niederlage Bou⸗ langer's desorganisirten Konservativen betreffe, so würden diese Mühe haben, ihre Reihen vor den Wahlen wieder in Ordnung zu bringen, falls ihnen nicht der Zwiespalt unter den Republikanern diese Aufgabe erleichtere. Andere Blätter bezweifeln, daß Boulanger's Rolle bereits gänzlich ausgespielt sei. Die „Neue Zeit“ glaubt, Frankreich werde erst bei den Wahlen über Boulanger sein endgültiges Urtheil fällen.

Das „Journal de St. Pétersbourg“ spricht seine Befriedigung über die Entsendung Schakir Pascha's nach Kreta aus und hebt hervor: Alles berechtige zu der Hoffnung, daß die Mission desselben von Erfolg begleitet sein werde.

Ueber die russische Flottille auf dem Amu⸗Darja berichtet der „Pet. List.“:

Dank der kuüͤnstlichen Kommunikations⸗Anlagen, die in den letzten Jahren unser Turkestangebiet dem Handel zugänglich machten, nimmt dieses kolossale Land von Jahr zu Jahr an innerem Leben zu. Eine große Rolle bei dieser Hebung des Verkehrs und Handels in dem genannten Gebiet spielen nun die Dampfer der Amu⸗Darja⸗ Flottille. Fast gleichzeitig mit Beendigung der Transkaspi⸗Bahn, die gegenwärtig 1350 Werst weit geführt ist, entstand im Jahre 1887 auch die Flottille auf dem Amu⸗Darja. Eine regelmäßige Dampfer⸗ verbindung wurde jedoch erst im vorigen Jahre am 20 Mai (a. St) eräffnet. Nunmehr verkehren die Dampfer der Turkestan⸗Flottille 8 dem Amu⸗Darja auf einer Strecke von 568 Werst zwischen Pelro⸗Alexandrowsk und Kerki und sind im Verlaufe des Jahres neun Monate lang in Bewegung. Die Flottille besteht bisher nur aus vier Fahrzeugen: den Dampfern „Zar“ und „Zariza“ zu 500 indie. Kräften und den Dampfbarken „Moskau“ und „Petersburg“. Jene befördern Passagiere und Truppen, diese Waaren, Militärbagage und andere Frachten. Jede Barke kann gegen 10 000 Pud Waare tragen. Auf der ganzen Verkehrsstrecke sind fünf Anlegestellen eingerichtet, zwei kleinere und drei große. Die ganze Flottille ist auf Kronskosten in Folge eines Gesuches des Kriegs⸗Ministeriums und zum Zweck der Belebung des Gebiets geschaffen worden.

Italien. Neapel, 15. August. (W. T. B.) Der König Humbert und der Kronprinz haben gestern auf der Hacht „Savoia“ in Begleitung des Marine⸗Ministers Spezia verlassen. Der König wird die Arbeiten auf der Insel Maddalena in Augenschein nehmen und morgen hier ein⸗ treffen. Auch der Minister⸗Präsident Crispi wird morgen hier erwartet, um den König nach Apulien zu begleiten.

Rumänien. Bukarest, 16. August. (W. T. B.) Bei den noch rückständigen Ergänzungswahlen für die bei⸗ den Kammern (vier Deputirte und ein Senator) wurden die liberal⸗konservativen Kandidaten gewählt. In Giurgewo fanden anläßlich der Wahlen Streitigkeiten statt, die indeß ohne jede größere Störung verliefen.

Bulgarien. Sofia, 15. August. (W. T. B.) Bei den anläßlich des gestrigen Jahrestages der Regierungs⸗ übernahme Seitens des Prinzen Ferdinand vor dem Palast stattgehabten Kundgebungen hielt ein Bürger eine An⸗ sprache an den Prinzen, welcher dieselbe unter stürmischem Beifall kurz beantwortete. Bei dem stattgehabten Fest⸗Bankett wies der Prinz auf die moralische und materielle Entwicke⸗ lung des Landes hin, sowie auf die von der Bevölkerung zur Wahrung der Autonomie und Freiheit gebrachten Opfer und auf die Bemühungen zur Aufrechterhaltung der Ordnung und des Friedens, welche der Regierung nicht nur die Sym⸗ pathien der civilisirten Welt, sondern auch das Lob eines der erlauchtesten und mächtigsten Monarchen und der hervorragendsten Staatsmänner verschafft hätten. Stambulow feierte die Selbstverleugnung des Prinzen und betonte, die Kämpfe der letzten Jahre bedeuteten mehr als ein Sieg auf dem Schlachtfelde. Mutkurow beglückwünschte den Prinzen im Namen der Armee.

das Uebel,

u“ Zeitungsstimmen.

Die Kaisertage sind vorüber, aber der Eindruck, welchen sie und insbesondere die Trinksprüche der beiden Kaiserlichen Majestäten hervorgerufen haben, beherrscht noch immer die Presse fast ausschließlich. Die „Hallische Zeitung“ schreibt:

„Es ist das Ziel aller Anstrengungen, welche die leitenden Staatsmänner des Dreibundes, dem Wunsch und Willen ihrer Monarchen entsprechend, machen, damit die internationale Ent⸗ wickelung nicht aus den normalen Bahnen hinausgedrängt werde. Deutschland, Oesterreich⸗Ungarn und Italien jedem der drei Bundestheilnehmer fällt innerhalb seiner Sondersphäre eine bestimmte Aufgabe zu, deren Lösung unausgesetzt im Auge behalten werden muß und in letzter Instanz der Erhaltung des Weltfriedens zu Gute kommt. Die jetzt zwischen Kaiser Wilhelm und seinem er⸗ habenen Freunde und Verbündeten Kaiser Franz Joseph ausgetauschten Trinksprüche haben keinen anderen Zweck als den, öffentlich und feier⸗

lich Zeugniß abzulegen von der Interessen⸗Solidarität ihrer Völker,

von ihrer Entschlossenheit, an die Vertheidigung der höchsten Frie⸗ densgüter, wenn es sein muß, das Aeußerste zu setzen. So bilden die Trinksprüche des Parade⸗Diners vom 13. recht eigentlich die natürliche Ergänzung der Kundgebungen, welche seiner Zeit bei Anwesenheit des Königs von Italien in Berlin zwischen diesem und unserem Herrscher ausgetauscht und zu beiden Seiten der Alpen mit stürmischer Begei⸗ sterung vernommen wurden. Die bekannten Gesinnungen, von denen die Herrscher, Staatsmänner und Völker des Dreibundes be⸗ seelt sind, schützen genugsam gegen den Verdacht, als könne die Hervor⸗ hebung der deutsch⸗österreichisch⸗ungarischen Waffenbrüderschaft einen fur fremde Ohren bedrohlichen Klang haben sollen. Wer Frieden halten will, wird sich durch die Versicherung des treuen Zusammenstehenz der Centralmächte niemals bedrückt fühlen; wer sich dadurch bedrückt fühlt, der würde eben den Beweis liefern, daß er nicht von Herzen bei der Sache des Friedens ist. Uater diesem Gesichtspunkte dürfte es von hohem Interesse sein, den Eindruck zu beobachten, den die gestrigen Trinksprüche beider Kaiser in den weitesten Kreisen hervor⸗ bringen werden.“

Im „Chemnitzer Tageblatt“ findet sich folgende Betrachtung:

„Die herrlichen Kaiserworte, welche gestern in Berlin gesprochen worden sind, legen vollgültiges Zeugniß ab von dem herzlichen Ein⸗ vernehmen, welches Herrscher und Völker von Deutschland und Oesterreich⸗Ungarn unzertrennlich miteinander verbindet; sie werden als eine frohe Friedensbotschaft hinaustönen in die Länder der Erde und überall da freudigen Widerhall finden, wo man eingesehen hat daß Ordnung, Ruhe und Sicherheit die unerläßliche Voraussetzung für das Gedeihen der Wohlfahrt der Völker sind. Wahrlich wer jetzt noch daran zweifeln wollte, daß der Bund zwiischen Oesterreich⸗Ungarn und dem Deutschen Reich ein Friedensbund ist in des Wortes edelster Bedeutung, geschlossen, um die Menschheit vorwärts zu führen auf den Bahnen wahrer Freiheit Wohlfahrt und Gesittung, der muß an so hochgradiger Verblendung leiden, daß ihm nicht mehr zu belfen ist. Hocherhaben über alle Verdächte⸗ gungen und Störungsoersuche steht der Dreibund da, ein Hort des Friedens und ein Hort des Rechts, ein starker Rächer jedes Frevel⸗ muths und ein Schrecken Jedem, der den Kampf begehrt. Er ist der Felsen von Erz, an welchem alle Versuche der rothen wie der schwarzen Internationale, oder was es sonst für eine sein mag, scheitern werden und müssen; denn dieser Bund gründet sich auf die richtige Erkennmiß dessen, was den Völkern noththut, damit die Kultur der Menschheit in allmählichem Fortschritt sich zu der Höhe entwickele, welche die Unvollkommenheit menschlichen Daseins und menschlicher Schöpfungen überhaupt gestattet Der Bund der mitteleuropäischen Friedensmächte beruht auf innerer Nothwendigkeit und wird deshalb bestehen, so lange Vernunft, Einsicht und wabre Menschenliebe über verstand und Boheit die Herrschaft behalten.“

Die „Karlsruher Zeitung“ bemerkt:

„Zum herzlichsten Ausdrucke sind die Gesinnungen, von denen der Deutsche Kaiser und der Kaiser von Oesterreich für einander beseelt sind, in den während des Galadiners gewechselten Trinksprüchen ge⸗ kommen. Die innige Gemeinschaft der beiden verbündeten Reiiche, die Waffenbrüderschaft der beiden Heere kann nicht wärmer und nach⸗ drücklicher betont werden, als es hier durch die Kaiserlichen Repri⸗ sentanten der beiden Reiche und Heere geschehen ist. Ueberall, wo man den Bund der beiden Herrscher und ihrer Völker als den sichersten Schutzwall des Friedens schätzt, wird die in den Worten der beiden Kaiser liegende erneute Bekräftigung dieses Bundes mit freudiger Genugthuung vernommen werden“

Von ausländischen Stimmen erwähnen wir zunächst einen Artikel des Londoner „Standard“, in welchem es heißt:

„Die Allianz zwischen Deutschland und Oesterreich hat nun schon 10 Jahre hindurch nicht nur ihre Probe bestanden, sondern ist auch im Laufe der Zeit noch mehr gekräftigt worden. Drei österreichische Minister des Auswärtigen haben während des Jahrzehntes am Ruder gestanden, nichts aber hat das Band gelockert, welches die beiden Militärreiche Mirtel⸗Europas zusammenhält. Ohne Zweifel ist ds dann und wann nöthig, sich gegenseitig zu berathen, und dies geschiett jedenfalls gegenwärtig. Der dem Kaiser Franz Joseph persän⸗ lich bereitete Empfang trägt natürlich den spontansten, auf⸗ richtigsten und begeistertsten Charakter. Seine großen Eigenschaften geben ihm ein Recht auf alle Ehrenbezeugungen, welche das deutsche Volk ihm nur erweisen kann. Außer dem Wunsche aber, einem Monarchen von seltenen Gaben und Tugenden zu huldigen, herrsct auch die Ueberzeugung von der Nothwendigkeit, ihm matetiell den Beweis zu liefern von der politischen Sympathie, welche in Berlin der Stellung und Politik der Doppelmonarchie gegenüber bestelt Die deutsche Regierung und das deutsche Volk betrachten das Bürdniß mit Oesterreich als den Eckstein des Dreibuades“.

Und schließlich führen wir noch an, was die deutsche „St. Petersburger Zeitung“ unter dem Eindruck der Berliner Kundgebungen schreibt:

„Es wäre zu wünschen, daß unsere Zeitungen es aufgeben möchten, das mitteleuropäische Bündniß als schwach und krank und von da Opposition in den betheiligten Ländern zerfressen darzustellen. Unseres Frachtens wird dadurch ein ganz falsches Bild von der poölltischm Situation erzeugt, und unrichtige Vorstellungen und Begriffe können leicht; zu schweren praktischen Fehlern und Mißgriffen führen.“

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Statistik und Volkswirthschaft.

Die lenhnn a1 e Reltorgttgwen in der ife

nehmen in erfreulicher Weise Fortgang. Die Erkenntniß der durch die Meliorationen und durch die Staatsbeihülfen gebotenen Vorthelt beginnt immer mehr in das Bewußtsein der betheiligten Bevölkerung einzudringen, sodaß sogar erhöhte Beiträge zu den Kosten von den Betheiligten selbst willig übernommen werden. 8 ill Im Etatsjahre 1888/89 wurden in dem zum Regierungsbaün Trier gehörigen Theile der Eifel 22 Dränagen und Wiesenmelionn tionen von Genossenschaften oder Gemeinden ganz oder theilweise ane⸗ gebaut, welche sich über eine Strecke von 690,91 ha erstrecken. Die 8 aufgewendeten Kosten, welche zu zwei Drittel aus staatlichen, zu d Drittel aus provinziellen Fonds geflossen sind, beliefen sich auf 68 hsg Außerdem wurden für Forstkulturen auf Gemeindeländereien, 8. Forstwegebau und für Saat⸗ und Pflanzkämpe unter Anspruchne 8 des Eifelnothstandsfonds und anderer Staatsfonds 22 000 6, 9 Förderung des Feldgrasbaues 10 000 ℳ, des Flachs⸗ und Hanfban⸗ 3000 und der Milchwirthschaft 950 ℳ, letztere drei Beträge an schließlich aus dem Eifelnothstandsfonds, aufgewendet. dx Für das Jahr 1889/90 sind aus Mitteln des Staats üi Provinz zum weiteren Ausbau von eif bereits begonnenen Meliora 1 1 anlagen 40 550 ℳ, für elf neue Unternehmungen dieser Art 267 tden und für Nachbesserungen an älteren Anlagen 6000 bewilligt Fenhe Ferner sind 14 100 bestimmt zur Unterstützung solcher vet de Meliorationen, welche in Verbindung mit Zusammenlegung durch dr Generalkommission zur Ausführung gelangen.

Kosten der Volksschulen in verschiedenen europäisch 1 Staaten. sbinotr Der neueste Bericht des Unterrichtskommissars zu Wn ge ug enthält unter Anderem auch eine internationale Statistik des n n und der Kosten der Volksschulen in verschiedenen europäischen sch außereuropäischen Ländern. Das Gebiet der Volksschule eignen ii im Ganzen wenig zu derartigen weltstatistischen Vergleichungen, esa gesetzlichen Unterlagen und die Einrichtungen des Elementarschn 16 von Land zu Land allzu verschieden sind. Auch die nationalge thümlichkeiten in Gewöhnung an die Volksschule und in 8 ihres Unterrichts weichen erheblich von einander ab, sodaß scho er Vo⸗ halb sehr verwandter Staatsgebilde die Voraussetzungen gleichard gng hältnisse nicht zutreffen. Deshalb dürfen internationale Verglei

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über die Kosten der Volksschulen im Ganzen nur mit Vorsicht auf⸗ genommen werden, zumal wenn, wie in unserer Quelle, verabsäumt stt, genau die Bestandtheile anzugeben, aus welchen sich die in Rech⸗ nung gestellten Kosten zusammensetzen. Daß auch über den Zeit⸗ punkt, für den die Zahlen gelten, alle Angaben fehlen, mag nur berührt werden. Immerhin sind nachstehende Ziffern, die die Stat. Corr.“ auf Grund der Quelle berechnet hat, nicht ohne allen Werth; denn das, was sich ein Volk die Heranbildung des größten Theils seiner Jugend kosten läßt, ist wenigstens eine Art von Grad⸗ messer seiner Kultur, bei deren Beurtheilung freilich noch viele andere Dinge mit zu berücksichtigen sind Nach dem amerikanischen Bericht stellen bezw. berechnen sich die Volksschul⸗Ausgaben

1berhaupt für den Schüler für den Kopf der 28 in auf Tausend auf Bevölkerung auf Mark Mark Mark Preußen . 116 616 4,15 8 Bayern. 14 369 2,65 Sachsen 18 463 5,81 Hessen.. 8 055 8,42 Sachsen⸗Weimar 518 1.65 Ungarn... 20 713 1,32

der Schweiz 11 985 4,21 rankreich. 68 107 1,81 Frügien., 11 539 1,97

den Niederlanden 24 670 5,69 England und Wales . 135 792 5,23 Schottland 20 590 5,51 I111161616““ 18 565 3 59 Rußland mit Finnland 22 596 0,26. Erhöhung der Cigarrenpreise in Oesterreich. Von volkswirthschaftlichem Interesse ist die Wirkung, welche die Erhöhung der Cigarrenpreise in Oesterreich gehabt hat Nach dem Bericht des statistischen Departements des Handels⸗Ministeriums ist dadurch in dem Rauchkonsum eine totale Umwälzung hervorgerufen worden. Gewisse Sorten von Cigarren sind von den Rauchern ganz auf die Proskriptionsliste gesetzt worden; überhaupt hat der Cigarren⸗ konsum um 177 Millionen Stück oder 13,2 % abgenommen. Dagegen hbat der Konsum der Cigaretten enorm zugenommen; er betrug 721,5 Millionen Stück, d. h. um 194 Millionen mehr als im Vorjahre. Eire ganz neue Erscheinung, die offenbar ebenfalls mit der Preiserhöhung in Verbindung steht, ist die Thatsache, daß der Konsum des Rauchtabacks, welcher bis jetzt immer abgenommen hat, nun wieder stark zunimmt. Mit anderen Worten: der Geschmack der Raucher vergröbert sich; Letztere wollen in der schlechteren Qualität den Ausfall im Preise hereinbringen. Sehr bezeichnend ist auch die Thatsache, daß der Konsum der feinen ausländischen igarren um 24,2 % abgenommen hat. Der Gesammt⸗ erlös aus dem Tabackgefälle betrug 76 556 154 Fl., d. h. um 709 718 Fl. weniger als im Vorjahre. Was die einzelnen Cigarren⸗ sorten anlangt so zeigt sich bei den feineren Sorten die Wirkung der Preiserhöhung nur wenig; der Verbrauch von Britannica und

Trabucco hat sogar zugenommen, dagegen der Verkauf der Cuba zu 6 Kr. um 60 %, der Cuba zu 5 Kr. um 30 %, der Virginia uvm Millionen Stück abge⸗ Verbrauch um 19 Millio⸗

3 %, der gemischten Ausländer um 211 nommen; nur die 1 ½⸗Kreuzer⸗Cigarren sind im nen gestiegen.

Ein Gesetz über Arbeiterwohnungen in Belgien.

In letzter Zeit haben die belgischen Kammern einen Entwurf über die Arbeiterwohnungen fertiggestellt, der inzwischen Gesetz ge⸗ worden. Die Grundzüge desselben seien, da diese Frage noch fort⸗ während in Deutschland an der Tagesordnung steht, hier in aller Kürze nach der „Köln. Ztg.“ verzeichnet.

In jedem Kreise wird mindestens ein Ausschuß eingesetzt, dessen Mitglieder auf drei Jahre theils von der Centralregierung, theils von dem ständigen Ausschuß des Provinzialrathes ernannt werden mit der Aufgabe, die Anlage von Arbeiterwohnungen zu fördern und die Ueberlassung derselben gegen jährliche Abzahlungen zu vermitteln, die Wohnungsverhältnisse der arbeitenden Klassen fortlaufend zu untersuchen, den Sparsinn und die Betheiligung bei Hülfskassen anzuregen, für Ordnung, Reinlichkeit und Sparsinn breise auszuschreiben, den Behörden Maßregeln vorzuschlagen, uͤber seine Wirksamkeit dem Minister für Gewerbe jährlich Bericht zu erstatten, bei Massenenteignungen in den von den arbeitenden Klassen bewohnten Stadtvierteln ein Gutachten über den Verkauf der freigelegten Plätze abzugeben. Die Ausschüsse erhalten insofern beschränkte civilrechtliche Persönlichkeit, als sie Geschenke an beweg⸗ lichem Gut und Zuschüsse der Behörden annehmen dürfen. Die Königliche Spar⸗ und Alterskasse ist ermächtigt, nach eingeholtem Gutachten der Ausschüsse zu Gunsten der Anlage und des Ankaufs von Arbeiterwohnungen Gelder auszuleihen unter den vom Finanz⸗ Minister zu genehmigenden Bedingungen und sich zu diesem Zwecke gemäß den durch Königlichen Erlaß festzustellenden Bestimmungen mittels Lebensversicherung zu decken. Auch die Provinzen, Gemein⸗ den und öffentlichen Wohlthätigkeitsanstalten sind befugt, für die Anlage von Arbeiterwobnungen Geschenke anzunehmen. Arbeiter⸗ wohnungen, welche, mit Ausnahme eines kleines Grundstücks (45 a), den einzigen Besitz der Familie ausmachen, sind je nach dem Katastral⸗ werth und der Ortsbevölkerung der Besteuerung nicht zu unterlegen, somit besteht für deren Besitzer völlige Steuerfreiheit, d bekanntlich die Besteuerung in Belgien noch immer durch die Wohnungsverhält⸗ nisse bestimmt wird. Aktiengesellschaften und Baugenossenschaften zur Anlage von Arbeiterwohnungen können sich unter gewissen Bedin⸗ gungen die Eigenschaften der gewöhnlichen civilrechtlichen Persönlich⸗ keit wahren. Das Gesetz gewährt ferner diesen Gesellschaften und Genossenschaften, sowie überhaupt für den Besitzwechsel u. s. w. von Arbeiterwohnungen eine ganze Reihe von Steuerbefreiungen, die wegen des von dem deutschen zu sehr abweichenden Verwaltungsrechts hier nicht näher bezeichnet werden können.

Kunst und Wissenschaft.

„Der Professor der theologischen Fakultät, Prof Christlieb in Bonn, ist gestorben. 1

Die Nachricht, daß Prof. Steche in Dresden eine Mappe mit Plänen gefunden habe, welche von de Bodt stammen und das eughaus in Berlin zum Gegenstand haben, wird von Cornelius

urlitt im „Centr.⸗Bl. d. Bauv.“ bestätigt. Die meisterhaft aus⸗ Pführten Zeichnungen, so schreibt derselbe u. A., bringen über die Geschichte des berühmten Baues viel Neues, namentlich durch die Darstellung jenes Zustandes, in welchen der Bau durch Schlüter versetzt wurde. Besonders bemerkenswerth ist, daß schon de Bodt jene runde Freitreppe im Ehrenhofe plante, welche jetzt zur Ausführung gelangt sst, ohne daß man beim Neuentwurfe etwas von dem alten Plane wußte. Es wäre in hohem Grade erfreulich, wenn Prof Steche die Blätter veröffentlichen wollte, zumal gerade jetzt die Streitfrage aufgeworfen ist, wer das Zeughaus ursprünglich ent⸗ worfen habe. 1

Das von weil. Köͤnig Ludwig H. bei dem Münchener Meister Franz Fleschütz bestellte Gebetbuch, dessen Motive dem großen Kirchenschatze entnommen sind, ist, der M. „Allg. Ztg.“ zu⸗ folge, fertiggestellt und von dem Britischen Museum in ondon ür den Preis von 37 000 angekauft worden. 3 bericeus dem Schlosse Lichtenstein wird dem „St.⸗A. f. W. erichtet: Die diesjährigen Restaurationsarbeiten an den Porträtbüsten des Stuttgarter Lusthauses haben vor einigen Wochen begonnen und werden Mitte September mit Fertig⸗ stellung der Gruppen des Grafen Ulrich des Vielgeliebten von Würt⸗ emberg und seiner Gemahlin Elisabeth, geborenen Herzogin von gavern, des Herzogs Ernst von Oesterreich, genannt der Eiserne, und einer Gemahlin Cymburga, geborenen Prinzessin von Massow, sowie endlich des Herzogs Heinrich von Mänsterberg ihren Abschluß finden. W Außer einer größeren Anzahl von aus dem Lusthaus stammenden

appen altwürttembergischer Orte, Masken und Rosetten, welche ergänzt

und bei welchen die ursprünglichen Farbentöne wieder aufgefrischt worden

sind, werden alsdann 15 Porträtbüstengruppen wieder hergestellt sein, was Angesichts der erst seit wenigen Jahren in Angriff genommenen Arbeit gewiß als ein höchst erfreuliches Resultat zu betrachten ist. Außer den vorerwähnten bemalten Ornamentstücken finden 9 der wieder⸗ hergestellten Figurengruppen, lauter württembergische Fürsten mit ihren Gemahlinnen darstellend, Aufstellung im Innern einer offenen Halle (dem früheren Gartensalon), die übrigen 6 zwar im Freien, aber unter eigens dazu konstruirten, durchaus schützenden Baldachinen, so daß sie der Beeinträchtigung durch Wetter und Wind ent⸗ rückt sind.

An die Freunde und Verehrer Scheffel's wendet sich ein Aufruf aus Mattsee im Salzburgischen (gezeichnet u. A. von Hrn. Paul Peter, Bürgermeister in St. Wolfgang) zur Gründung eines Scheffel⸗Bundes in Oesterreich. Derselbe stellt sich zum Zweck die Ausschreibung eines Scheffel⸗Preises für Epos und historischen Roman, Ehrung verdienstvoller Dichter, Gewährung vonScheffel⸗Studien⸗ beiträgen für Studenten und Künstler. Beitrittserklärungen werden ent⸗ gegengenommen von A. Breitner, Mattsee (Salzburg). Zugleich

Trifailer Re - an den Linien der Südbahn mußten anderweitig für ihren Kohlen⸗ bedarf sorgen.

wird ersucht, anzugeben, ob Wien, Graz oder Salzburg als Ort der Gründungsversammlung erwünscht ist, die im Laufe der nächsten stattfinden wird und die Aufstellung der Statuten zur Auf⸗ gabe hat. 3 In einem Fürstlich Leiningen'schen Walddistrikte bei Hessel⸗ bach im Odenwald, bei welchem Dorfe sich einst ein römisches Castrum befand, wurde, wie die „Darmst. Ztg.“ berichtet, vor Kurzem, bei Gelegenheit der Anlegung eines Waldweges, ein römischer halbkreisförmiger Inschrift⸗Stein gefunden, welcher, wie es scheint, zu einem zur Erinnerung an den Kaiser Hadrian (117 138) und seinen Adoptivsohn und Nachfolger Titus Aelius Hadrianus Antoninus Augustus (138 161) errichteten Denkmal gehörte. Diese Föl het lautet, soweit sie hat entziffert werden können, folgender⸗ maßen: IMP. CAES. DIV. HADR. ET. L. T. AEL. HADR. ANTONINO. AvG. P0. M. RB. P0T. VIII. C0S. PP. BRIT. TRP. T. CLARo IIEI. SF (Imperatori Caesari divo Hadriano et L. Tito Aelio Hadriano Antonino Augusto Pio pontifici maximo, tribunitiae potestatis VIII, consuli, patri patriae, Brittones Tripontienses ꝛc.) Dieser für die alte Geschichte der hiesigen Gegend interessante Inschriftstein befindet sich jetzt, auf Arordnung Sr. Durchlaucht des Fürsten von Leiningen, in dessen Schloß Waldleiningen.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Ueber die Obstaussichten dieses Jahres enthält der „vraktische Rathgeber im Obst⸗ und Gartenbau“ eine Zusammenstellung von Berichten aus den verschiedenen deutschen Ländern in tabellarischer Uebersicht. Danach wird Württemberg beim Kernobst eine geringe, beim Steinobst eine mittelmäßige, beim Beerenobst eine sehr gute Ernte erzielen. Wallnüsse giebt es sehr viel. Bayern meldet geringe Erträge beim Kern, und Stein⸗ obst, gute bei den Wallnüssen, beim Beerenobst und bei den Reben. In Baden scheint die Ernte in fast allen Obstarten eine äußerst geringe zu werden. Auch der Traubenansatz wird als mittelmäßig bezeichnet. In Elsaß⸗Lothringen giebt es gleichfalls wenig Aepfel und Birnen. Die Kirschenernte fiel theilweise gut bis recht gut aus. In Wallnüssen und Beeren giebt es außerordentliche Erträge. Ueber den Stand der Reben lauten die Berichte gut, theil⸗ weise recht gut. Aus den übrigen deutschen Ländern lauten die Berichte über Kernobst und besonders über Aepfel gut aus Ost⸗ preußen, Westpreußen, Pommern, Mecklenburg, Braun⸗ schweig, Brandenburg (theilweise), Posen, Schlesien (theilweise), aus der Provinz Sachsen; bei allen übrigen Bezirken findet sich die Be⸗ merkung: Aussichten in Kernobst mittelmäßig oder gering. Außer⸗ ordentliche Ernten in Kirschen hatten Brandenburg, Schlesien und die Provinz Sachsen. Fast durchweg alle Bezirke berichten einen totalen Ausfall der Birnenernte.

Bingen, 13. August. In der gestern stattgehabten Sitzung des Stadtraths wurde der allgemeire Schluß der Weinberge auf kommenden Sonnabend, den 17. d. M., festgesetzt. Das Be⸗ treten der Weinberge durch Kinder und Gräser ist bereits von heute ab untersagt. 3

St. Petersburg, 15. August. (W. T. B.) Nach den neuesten Feststellungen wird Rußland trootz der nicht günstigen Ernte dieses Jahres doch noch aus derselben, nach Abzug des eigenen Konsums, ungefähr 200 000 bis 250 000 Pud Getreide exportiren können, wozu dann noch die Bestände aus den sehr günstigen Erntejahren 1887 und 1888 treten, welche vor Monatsfrist noch zusammen auf 8 Millio⸗ nen Quarters berechnet wurden.

Die Ernte in Ungarn.

Pest, 14. August. (Presse.) Nach dem offiziellen Berichte war die Witterung in der abgelaufenen Woche für die Druscharbeiten vorwiegend sehr gestig. Der Drusch ist im größeren Theile des Landes beendet. Das Ergebniß ist unbefriedigend, in vielen Gegenden sehr schlecht. Weizen und Roggen lieferten überwiegend nur eine schwache Mittelernte, der Kern ist in vielen Gegenden gedrückt, klein und zumeist leicht. Stählerner Weizen ist in verschiedenen Gegenden des Landes, zumeist jenseits der Donau, zwischen der Donau und der Theiß und zwischen der Theiß und der Maros zu finden. Dies repräsentirt jedoch im Verhältniß zu den Gegenden kaum 25 bis 30 % des Gesammtertrages. Die Weizenernte ist quantitativ wenigstens um 46 % ungünstiger als die vorjährige, die Roggenernte um 20 %. Der Schnitt der Gerste ist beendet. Das Ergebniß wird als ein sehr schwaches bezeichnet und entspricht einem Durchschnitt unter mittel. In einzelnen Gegenden war das Ergebniß qualitativ wie quantitativ ein mittelmäßiges. Von dem ganzen Ertrage dürften bloß 30 %. zu Brauzwecken ver⸗ wendet werden können. Der Schnitt des Hafers ist größtentheils beendet, die Ernte im Durchschnitt schwach mittel, während sie rechts der Donau und in dem Theil zwischen der Donau und der Theiß eine mittelmäßige, links der Theiß und in Siebenbürgen zumeist unter mittel ist und qualitativ viel zu wünschen übrig läßt. Mais steht, aus⸗ genommen in Siebenbürgen und einigen anderen Komitaten, noch be⸗ friedigend, bedarf aber eines ausgiebigen Regens, um nur eine mittel⸗ mäßige Ernte zu liefern.

Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.

Gibraltar. Amtlicher Mittheilung zufolge, ist die im Hafen von Gibraltar für Ankünfte aus Brasilien bestehende Quarantäne aufgehoben

worden. Türkei. Gegen Provenienzen aus Bassora ist eine zehntägige Quarantäne am Tigris angeordnet worden. 8

Handel und Gewerbe

Die außerordentliche Generalversammlung des Commerner Bergwerksvereins vom 13. d. M. beschloß prinzipiell die Wiederaufnahme des Betriebes und Ausgabe 6 prozentiger Vorzugs⸗ aktien bis zum Belaufe von 3 000 000 Die Besitzer konvertirter Aktien erhalten ein Recht auf Vorzugsaktien, wobei die alten Aktien mit 66 % berechnet werden und 33 ½ % baar zuzuzahlen sind. Aktien,

von 3:1 zusammengelegt.

Wie die „Mont.⸗ und Met.⸗Ind.⸗Ztg.“ meldet, verharrt der zsterreichisch⸗ungarische Eisenmarkt andauernd in fester Haltung. In fast allen Zweigen hat der Verkehr eine durchaus be⸗ friedigende Höhe erreicht, und die Aussichten auf eine günstige weitere Entwickelung des Eisengeschäftes im ferneren Verlaufe des Jahres sind bis jetzt immer besser geworden, da sich die Nachfrage nach fast allen Artikeln der Eifenindustrie noch fortwährend steigert. Auf dem österreichisch⸗ungarischen Kohlenmarkt hat der Verkehr in

Folge des noch immer andauernden Ausstandes der Bergarbeiter im

worauf das Bezugsrecht nicht ausgeübt wird, werden im Verhältniß

ine Einbuße erlitten; mehrere Fabriketablissements

Frankfurt a. M., 15. August. Getreidemarktbericht

Z

von Joseph Strauß. Für Weizen war die Haltung hier im Ganzen zwar ziemlich 19 ½ ℳ, frei hier 19 ½ für das badische Oberland und eine Han⸗ delsmühle in Straßburg (Elsaß) genommen; vorjähriger 18 ¼ ½ ℳ, russische Sorten 20 ½ 21 ½ hiesiger 16 ℳ, Gerste, Ruhe furter Gau) 17 ½ —- 18¾ ℳ, seinen Preisstand nicht verändert, di neuer Hafer ist auf 14 ¼ 14¼ zu schätzen. Mais (mixed) ging in einigen kleinen Posten vom hiesigen Lager in den Konsum über, 12 ¼ ½8 ℳ, beschädigtes viel unter Cours. In ili salpeter durchaus keine Ausdehnung erreichen; Käufer treffen hier einen guten Markt. Raps ist sehr gedrückt

bleibt. Aepfel (Kelterobst) animirt, per zweite Hälfte September lieferbar, dürfte 13 14 zu erzielen sein. Mehl, die Berliner Flaue hat die Festigkeit geschädigt, s für ihre Weizenmehle am offenen Markt stramme Preise. mehl, der zwar erleichtert, doch konnte nicht alles Angebotene Nehmer finden Ab Magdeburg Nr. 0 23,85 ℳ, Nr. 0/1 22,85 ℳ, Nr. 1 21,85 ℳ, frei Ufer hier ca. 11½ theurer (exquisite Marken viel über Notiz verlangt). 33 ½ 34 ℳ, Nr. 1 30 31 ℳ, Nr. 2 25 ½ 26 ½ ℳ, Nr. 3 24 ½ 25 ½ Nr. 4 21 22 ℳ, Nr. 5 17 18 Milchbrot⸗ und Brotmehl im

fest, aber merklich ruhiger, ab Umgegend

Roggen zeigt einen flauen Grundton; russische Sorten 16,30 bezahlt und übrig. Händler auf dem Lande lebendig, während Brauereien beobachten; Ried⸗, Wetterauer und Franken⸗ (Ochsen⸗ exquisite viel darüber. Hafer hat die Notiz 15 ½ 16 ½¼ bleibt;

Chili⸗

konnte das Termingeschäft per Februar⸗März 1890

und flau, die Notiz 33 ½6

hiesige größere Mühlen fordern Roggen⸗

Verkauf wurde durch Entgegenkommen der Eigner

Course bleiben. Wir lassen hiesiges Weizenmehl Nr. 0

Verbande 54 56 ℳ, norddeutsche und westfälische Weizenmehle Nr. 00 26 27 Hiesiges Roggenmehl Nr. 0 26 27 ℳ, Nr. 0/ 24 25 ℳ, Nr. 1 23 24 ℳ. Nr. 2 18 18 ½ Weizenklei 8 Roggenkleie 9 ½ Svpelzspreu 2,40 Rübol im Detail 72 74 ℳ. (Obige Preise verstehen sich per 100 kg ab hier, häuft auch loco auswärtiger Stationen.)

London, 14. August. (A. C.) Die bereits im April 188 gegründete Britische ostafrikanische Gesellschaft ver öffentlicht jetzt ihren Prospekt, demzufolge das Kapital der Gesellschaft auf 2 000 000 Pfd. Sterl., in 100 000 Stammaktien von je 20 Pfd. Sterl., normirt ist. Veorläufig werden 50 000 Aktien emittirt, wovon 10 000 im April v. J. von den Gründern gezeichnet worden sind, während 500 reservirt sind, so daß jetzt 37 900 Aktien in London zur Zeichnung aufgelegt werden. Der Zweck der Gesellschaft ist die Er⸗ werbung der Sir William Mackinpon vom Sultan von Zanzibar ge⸗ währten Konzessionen, über deren Ausdehnung und Werth der Prospekt sich des Längeren verbreitet. Dann heißt es: „Die Direktoren erwarten werthvolle Ergebnisse von den von der Gesell⸗ schaft in Aussicht genommenen Handelsoperationen im Innern. Gegenwärtig wird dieser Handel wegen Mangels an anderen Trans⸗ portmitteln hauptsächlich durch Sklavenarbeit betrieben. Es wird erwartet, daß in dem Maße, wie der Handel durch die Herstellung von Straßen, durch die Schiffahrt auf den Flüssen und Seen des Innern und durch die Erleichterung des Verkehrs mit den Küsten entwickelt wird, die gegenwärtige Verwendung von Sklaven⸗ arbeit im Allgemeinen verschwinden, Cioilisation um sich greifen wird und die zu solchen Zwecken angewendeten Mittel sich in finanzieller Hinsicht vortheilhaft für die Gesellschaft erweisen werden.“

London, 15. August. (W. T. B.) An der Küste 1 ladung angeboten.

Bradford, 15. August. (W. T. B.) Wolle ruhig, unver⸗ ändert, Garne ruhig, in Stoffen gutes Geschäft.

Amsterdam, 15. August. (W. T. B.) Bei der heute von der Niederländischen Handelsgesellschaft abgehaltenen Zinnauktion wurden 9447 Blöcke raffinirtes Bankazinn zu 53 ¾ à 54 ¼, durchschnittlich 54 ½ verkauft.

Verkehrs⸗Anstalten.

Von der amtlichen Ausgabe des „Packetposttarifs“, bearbeitet im Kaiserlichen Reichs⸗Postamt, ist soeben in R. von Decker's Verlag (G. Schenck, Königlicher Hofbuchhändler) in Berlin SW. 19, eine neue, verbesserte und vermehrte Auflage zur Ausgabe gelangt. Der Preis des 346 Seiten starken Werkes in 40 beträgt nur 2,10

tettin, 15. August. (Osts.⸗Ztg.) Der Schnelldampfer „Kaiser Wilhelm II.“ hat heute Morgen die Fahrt nach Swine⸗ münde angetreten. Eine größere Anzahl Arbeiter und Handwerker es „Vulcan“ fuhren nach Swincmünde, um dort die Ausrüstungs⸗

arbeiten zu vollenden. Koblenz, 16. August. (W. T. B.) Der Ober⸗Präsident der Rheinprovinz, von Bardeleben, hat die auf den 2S Heeinberufene Konferenz der Interessenten der Mosel⸗Saarbahn⸗Kanalisirung auf den 5. Sep⸗ tember verlegt, da die Vertreter der Reichslande durch den Besuch Sr. Majestät des Kaisers dort verhindert sind, an der für den 22. d. projektirten Konferenz Theil zu nehmen. 8 Triest, 15. August. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Thalia“ ist, von Konstantinopel kommend, heute Nachmittag hier

eingetroffen. b London, 15. August. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Dunrobin Castle ist heute auf der Heimreise in London angekommen. Der Castle⸗Dampfer „Grantully Castle“ hat heute auf der Heimreise Madeira passirt. Die Castle⸗Dampfer „Drummond Castle“ und „Pembroke Castle“ sind am

Mittwoch auf der Heimreise von Capetown abgegangen.

Theater und Musik.

Lessing⸗Theater. ““ Das Lessing⸗Theater tritt in die neue Saison mit einer großen Zahl von Novitäten aus der Feder zeitgenössischer Schriftsteller. Von deutschen Bühnenwerken wird zunächst Adolf Wilbrandt's Lustspiel „Die Vermählten“ und ein neues vieraktiges Schauspiel von Franz von Schönthan „Das letzte Wort“ zur Aufführung ge⸗ langen. Anfang November wird Oscar Blumenthal's Lust⸗ spiel „Der Zaungast“ in Scene gehen. Hans Hopfen hat der Direktion zwei liebenswürdige Einakter: „Trudels Bull“ und „Es hat so sollen sein“ zur Darstellung übergeben, während Paul Heyse ein Charakterbild: „Eine Dante⸗Lektüre“ und Ernst Wichert ein ein⸗ aktiges Lustspiel: „Sein Trauring“ dem Lessing⸗Theater gewidmet haben. Von Hermann Sudermann ist ein vieraktiges Berliner Schau⸗ spiel: „Der Mann ohne Schatten“ und von Siegmund Schlesinger ein fünfaktiges Lustspiel: „Derby“, das den modernen Rennsport kezum Mittelpunkt hat, zur Aufführung angenommen. Mit dem vieraktigen Lustsviel „Streber“ von Aloys Wohlmut wird ein neuer Autor auf dem Lessing⸗Theater eingeführt werden. Die französische Dramatik wird zunächst durch Octave Feuillet's letzte Bühnenschöpfung „Le divorce de Juliette“ und später durch das neueste Bühnenwerk von Victorien Sardou vertreten sein, während die spanische Literatur durch Joss Echega⸗ ray’s Drama „Bernardo Montilla“ in einer Bearbeitung von Alexander Grawein und die italienische Dramatik durch das Schauspiel „Eine alltägliche Geschichte“ von Giuseppe Costetti, sowie durch den Einakter „Jephtha's Tochter“ von Cavalotti (in einer Uebersetzung von Richard Nathanson) zu Wort kommen sollen. Von älteren Repertoirewerken werden Victorien Sardon's „Fédora“, Ludwig Anzengruber's „Kreuzel schreiber“, Oscar Blumenthal's Schauspiel „Der schwarze Schleier und „Die Fremde“ von Alexandre Dumas wieder aufgenommen. Eine Erweiterung dieses vielseitigen Arbeitsplanes durch neue Er⸗ scheinungen, über welche gegenwärtig die Verhandlungen noch in der Schwebe sind, bleibt vorbehalten. Victoria⸗Theater. Das neue Ausstattungsstück des Victoria⸗Theaters „Stanley in Afrika“ steht auf dem Gebiete scenischer Dekoration durch die

Weizen⸗

Farbenpracht der Bilder und durch überraschende Lichteffekte den besten