1889 / 202 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 26 Aug 1889 18:00:01 GMT) scan diff

Stammaktien, 79 381 650 Prioritäts⸗Stammaktien und 208 618 629 Prioritäts⸗Obligationen), und die Länge derjenigen Strecken, für welche dies Kapital bestimmt ist, 3831,54 km, sodaß auf je 1 km 154 903 entfallen. Eröffnet wurden am 1. Juli d. J. die Strecken Grünstädtel Oberrittersgrün 9,36 km und Grünstäd*A— Schwarzenberg 2,66 km, am 15. Juli Stollberg Zwönitz 16,59 km (Königlich sächsische Staatseisenbahnen).

Berichtigung. In der am 22. August veröffent⸗ lichten Zusammenstellung der „Zuckermengen“ (Nr. 199 des „Reichs⸗Anzeigers“, Erste Beilage) ist die unter Baden angeführte Zahl 19 659 irrthümlich in die erste Spalte ge⸗ rathen, während sie in die zweite gehört. 2 . 6o S⸗

Laut einer Verfügung des Ministereer des Innern ist in einem Spezialfalle im Hinblick auf die uncsdrückliche Vor⸗ schrift unter Nr. 12 des Sparkassen⸗Reglements vom 12. De⸗ zember 1838 das Verlangen der Aufsichtsbehörde, die Gesammt⸗ einlage eines Sparers auf ein bestimmtes Maximum zu beschränken, oder der Sparkasse die Verpflichtung aufzu⸗ erlegen, für die über eine gewisse Summe hH ausgehenden

Einlagen ein pupillarische Sicherheit gewähr0, des Papier für Rechnung des Interessenten anzukaufen, als’5 rechtigt an⸗ zuerkennen; es ist demgemäß auch im Allgemeunten bei den Kreissparkassen, insbesondere in der Rheinprovinz, an der Aufnahme einer diesbezüglichen Bestimmung in die Statuten neuerdings festgehalten worden.

Der General der Infanterie von Rauch, Chef der Landgendarmerie, ist von Urlaub hierher zurückgekehrt.

Der General der Kavallerie Graf von Wa⸗, Rsee, General⸗Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Kön und Chef des Generalstabes der Armee, ist hierher zurückgekehrt.

Der General⸗Lieutenant von Sobbe, Commandeur der 1. Garde⸗Infanterie⸗Division, hat sich zur Besichtigung der 1. und 2. Garde⸗Infanterie⸗Brigade in das Manöver⸗Gelände bei Kalau und Beeskow begeben.

Der General⸗Lieutenant Freiherr von Troschke, Remonte⸗Inspecteur, hat eine Dienstreise angetreten, desgleichen der General⸗Lieutenant Sallbach, Präses der Artillerie⸗ Prüfungs⸗Kommission, der General⸗Lieutenant von Roer⸗ dansz, General⸗Inspecteur der Fuß⸗Artillerie, und der General⸗Lieutenant von Teichman und Logischen, Inspecteur der 1. Fuß⸗Artillerie⸗Inspektion.

I.

Als Aerzte haben sich niedergelassen: Koslowski in Weißwasser, Dr. Kamm in Görlitz, Dr. Dunkel in Runkel, Dr. Jilden in Lahde, Dr. Creutz in Eupen. Die Zahnärzte: Laesecke in Gardelegen, Liehr in Liegnitz.

S. M. Schiffsjungen⸗Schulschiff „Nixe“, Kommandant Kapitän zur See Büchsel, ist am 23. August in Gothenburg eingetroffen und beabsichtigt, am 9. September cr. von dort wieder in See zu gehen. S. M. Kreuzer „Möwe“, Kom⸗ mandant Korvetten⸗Kapitän Riedel, ist am 24. August in Aden eingetroffen und beabsichtigt, am 31. August die Heimreise fortzusetzen.

Baden. Feudenheim, 24. August. (Karlsr. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Großherzog ist heute früh 7 ¾ Uhr in Mannheim angelangt, empfangen vom Landes⸗ kommissär, Ministerial⸗Rath Frech, Amtmann Genzken, Ober⸗ Bürgermeister Moll, Bürgermeister Klotz und den militärischen Vertretern. Höchstderselbe fuhr nach kurzer Rast im Groß⸗ herzoglichen Schlosse zu Wagen nach Feudenheim zur Einweihung der hiesigen Johanniskirch⸗. Feudenheim ist reich und glänzend geschmückt. Se. Königliche Hoheit der Großherzog wurde von der Bevölkerung jubelnd em⸗ pfangen. An der Spitze der Geistlichkeit stand Prälat D. Doll. Nachdem der Großherzog dem Vorgottesdienst in der katholischen Kirche beigewohnt hatte, fand die Einweihung der neuen Kirche statt. Die Weiherede hielt Dekan Guth von Weinheim, die Festpredigt Pfarrer Schmitthenner. Nach vier⸗ stündigem Aufenthalt verließ der Großherzog unter den s rufen des Publikums Feudenheim. Bei dem auf die Weihe der Kirche folgenden Festmahl brachte Prälat D. Doll ein Hoch auf Ihre Majestäten den Kaiser und die Kaiserin und Ihre Königlichen Hoheiten den Großherzog und die Groß⸗ herzogin aus.

Hessen. Darmstadt, 24. August. (Darmst. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Großherzog ist gestern Abend mit Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Christian zu Schleswig⸗Holstein, welcher sich in Frankfurt a. M. dem Großherzog angeschlossen hatte, aus Büdingen hier wieder eingetroffen. Heute Nachmittag begab sich der Prinz Christian nach Kissingen.

26. August. (W. T. B.) Der Erbgroßherzog ist gestern Abend zum Besuche der Königin Victoria nach England abgereist. Der Großherzog begab sich heute früh zu den Truppenübungen nach Westfalen.

Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Wilhelmsthal,24. August. (Weim. Ztg.) Das Großherzogliche Hoflager ist heute nach der Wartburg verlegt worden.

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Schloß Reinhardsbrunn, 24. August. (Cob. Ztg.) Am Montag findet die Uebersiedelung des Herzoglichen Hoflagers nach Schloß Oberhof statt. Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Philipp von Coburg sowie der Herzog von Edinburg begleiten Se. Hoheit den Herzog dorthin.

Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen, 24. August. (Reg.⸗ u. Nachr.⸗Bl.) Se. Durchlaucht der regierende Fürst ist gestern von Greußen in die hiesige Residenz zurückgekehrt.

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 24. August. (Lds.⸗Ztg. f. Els.⸗Lothr.) Se. Majestät der Kaiser haben an den Kaiserlichen Statthalter folgenden Erlaß gerichtet:

„Der Empfang, welcher Ihrer Majestät der Kaiserin, Meiner Gemahlin, und Mir bei Unserem Besuche der Reichslande Elsaß⸗ Lothringen bereitet worden, ist ein so glänzender gewesen, daß er Unsere Erwartungen weit übertroffen hat. Der reiche Schmuck, in welchem insbesondere die Städte Straßburg und Metz prangten, die fest⸗ lichen Veranstaltungen, die getroffen waren, um Uns den Aufenthalt in diesen Städten so angenehm wie möglich zu machen, die Huldigungen, welche Uns, wo auch immer Wir erschienen, aus allen Schichten der Bevölkerung jubelnd entgegengebracht wurden, haben Ihre Majestät die Kaiserin, Meine Gemahlin, und Mich nicht nur mit Freude und

daß diese ursprünglich deut einsichtsvollen Volke bewohnt werden, welches je länger, je fester an das deutsche Vaterland sich wieder anschließen wird. In diesem wohl⸗ thuenden Gefühle können Ihre Majestät die Kaiserin und Ich nicht aus den Reichslanden scheiden, ohne ihrer Bevölkerung für die Uns erwiesenen Aufmerksamkeiten Unseren herzlichsten Dank auszusprechen. Ich beauftrage Sie, diesen Erlaß zu veröffentlichen. Metz, den 23. August 1889.

Wilhelm, I. R.

An Meinen Statthalter in Elsaß⸗Lothringe, Fürsten zu Hohenlohe⸗Schillingsfürst.“ ö“

Gleichzeitig haben Se. Majestät geruht, auch dem Kaiser⸗ lichen Statthalter, zugleich im Namen der Kaiserin, Anerkennung und Dank für die Aufnahme auszusprechen und Allerhöchstsein Bildniß in Lebensgröße zu verleihen.

Dem Bürgermeister Back ist nachstehende Allerhöchste Kabinets⸗Ordre zugegangen:

Auf Ihren Bericht vom 21. August d. J. will Ich dem Bürger⸗ meister der Stadt Straßburg i. E., Unter⸗Staatssekretär z. Disp. Back daselbst, Allergnädigst das Recht verleihen, an Stelle der vor⸗ geschriebenen Dienstschärpe als Dienstabzeichen eine goldene Hals⸗ kette zu tragen. Die Form der letzteren zu bestim behalte Ich Mir einstweilen vor. ““ 54 Straßburg, 12 Angust 18883.

Wilhelm, I. B. 8 Hohenlohe.

An Meinen Statthalter in Elsaß⸗Lothringen.

Das Bürgermeisteramt der Stadt Straßburg hat folgende Bekanntmachung durch Straßenanschlag veröffentlicht:

Se. Majestät der Kaiser hat mich beauftragt, der Bevölke⸗ rung Straßburgs Seinen und der Kaiserin Dank für den Allerhöchst⸗ ihnen hierselbst zu Theil gewordenen großartigen und herzlichen Empfang, sowie auch für die am Abend des 22. d. M. dargebrachte Huldigung der Vereine auszusprechen.

Es gereicht mir zur Ehre und Freude, dieses Kaiserlichen Auf⸗ trags mich hiermit zu entledigen.

Straßburg, den 23. August 1889.

Der Bürgermeister: Back.

Metz, 23. August. (Lds.⸗Ztg. f. Els.⸗Lothr.) Den Aller⸗ höchst getroffenen Bestimmungen zufolge fand die Grund⸗ steinlegung des Kaiser Wilhelm⸗Denkmals auf dem Kaiser Wilhelm⸗Platze in direktem Anschluß an den Einzug statt. Um die Grube, in welche der Grundstein gelassen werden jollte, schaarten sich die Fahnen der Garnison nebst einer Fahnen⸗Compagnie, die Generalität, die Spitzen der Behörden, die Damen der hohen Gesellschaft, Abordnungen der Vereine und die vereinigten Gesangvereine von Metz unter Leitung des Lyceallehrers Schmid. Dem Grundstein gegen⸗ über erhob sich ein hoher, mit Naggen geschmückter Pavillon, diesem gegenüber sterngekrönte Obelisken mit den Büsten der hochseligen Kaiser Wilhelm und Friedrich. Nachdem die Majestäten, der Großherzog von Baden, der Fürst⸗ Statthalter, General von Heuduck und das Kaiserliche Gefolge das Zelt betreten hatten, ertönten die Klänge des Chorals „Lobe den Herrn“, sodann richtete der Bezirks⸗ Präsident Freiherr von Hammerstein die nachstehende An⸗ sprache an die Majestäten:

Allerdurchlau“ tigster, großmächtigster Kaiser!

Allergnädigster Kaiser, König und Here!

Ew. Majestät wollen heufe geruben mit Ihrer Allerdurchlauchtigsten Kaiserin den Grundstein

hrer Majestät der K ein zu einem Denkmale zu legen, welches den späteren Geschlechtern Kunde geben soll von der

großen Zeit, die wir durchlebt, von dem großen Kaiser, der dieser Zeit das Gepräge gegeben. Bestimmt, Vergangenes mit der Gegen⸗ wart, Gegenwärtiges mit der Zukunft zu verbinden, soll hier auf altem und doch auch neuem und so Gott will nunmehr immerdar deutschem Boden ein Denkmal erstehen der ehrenden Erinnerung an den großen Kaiser, Ew. Majestät ruhmreichen Herrn Großvater, den gewaltigen Kriegsbelden und machtvollen Friedensfürsten, den Eründer des Reiches, den Vater des Vaterlandes, dessen das deutsche Volk in Dankbarkeit, Liebe und Verehrung gedenken wird, so lange überhaupt deutsche Herzen schlagen, ein Denkstein der Einbeit des Vaterlandes, der Wiedervereinigung dieser Lande mit dem Reiche. der Auferstehung der Kaiserberrlichkeit, eine Mahnung uns und künftigen Geschlechtern, das zu erhalten, was der große Kaiser uns erworben, und ihm nach⸗

Landestheile von einem biedern und

Nach dem Kaiser gab die Kaiserin die drei Schläg ebenso die Herrschaften, welche die Stiftungsurkunde unte schrieben hatten, und die Generalität. Als der Kaiser die d Schläge gethan, senkten sich die Fahnen, präsentirten z Truppen und erdröhnte Geschützdonner. Die Gesangverein trugen sodann die Beethoven’sche Hymne „Die Himmel rühn 2 des Ewigen Ehre“ und „Dir möcht' ich diese Lieder w ihe von C. Kreutzer vor, womit die Feier schloß. 8

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 24. August. (Wien. Zte Se. Majestät der Kaiser stattete heute Nachmittag dem Kons Milan von Serbien einen Besuch ab. Ihre Kaiserliche und Königlichen Hoheiten die Erzherzöge Karl Ludwig un Ferdinand machten heute Mittag dem König Milan sowie den Prinzen Sye Sanitwongse und Moni Sai von Siam Besuche.

Der Schah von Persien nahm Dejeuner à la camera ein und empfing sodann den Minifter des Kaiserlichen Hauses und des Aeußern Grafen Kälnokr sowie später die Mitglieder des diplomatischen Corps und d . weilenden Generale. Um 1 ½¼ Uhr fuhr der Schah zm

apuzinergruft und legte auf den Sarg weiland Sr. Kaiserliche und Königlichen Hoheit des Kronprinzen Erzherzogs Rudolph einen silbernen Kranz nieder. Hierauf stattete der Schah den hie anwesenden Mitgliedern des Allerhöchsten Kaiserhauses Besutz⸗ ab und kehrte sodann in die Hofburg zurück. Vor 3 Uhr er⸗ folgte die Abfahrt nach Schönbrunn, woselbst eine Spazie⸗ fahrt im Park unternommen wurde. Abends fand in den festlich dekorirten Redoutensaale ein Galadiner statt, dem di hier anwesenden Mitglieder des Kaiserhauses, die siamesischen Prinzen, die österreichischen Hof⸗ und Staatswürdenträger some das Gefolge des Schahs beiwohnten. Dem Schah zur Rechten saß die Erzherzogin Maria Theresia, zur Linken der Kaiser Franz Joseph. Im Verlaufe der Tafel trank der Kaiser von esterreich auf das Wohl des Schahs, was dieser mit einen Trinkspruch auf den Kaiser erwiderte. Die persische Nationas⸗

hymne sowie die österreichische folgten diesen Toasten. 25. August. (W. T. B.) Se. Maäjestät der Kaiser

heute um 10 Uhr das

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machte heute dem siamesischen Prinzen Sat Sanitwongse in dessen Hotel einen Besuch und hinterließ, da diesen abwesend war, seine Karte.

Der Schah besichtigte heute Vormittag das Burgtheate und das naturhistorische Museum. In der Hofburg fam beim Schah ein Dejeuner statt, zu welchem der Minister des Auswärtigen Graf Kälnoky und die zum Ehrendienst bein Schah kommandirten Offiziere geladen waren. Natz⸗ mittags fuhr der Schah, begleitet von den Er⸗ herzögen und Gefolge, mit der Zahnradbahn naꝛ dem Kahlenberg, wo in den prächtig geschmückten Hotelräumen ein Diner von 26 Gedecken stattfand, Abende besuchte er die Oper, woselbst die Erzherzöge und mehren Erzherzoginnen sich einfanden.

Der persische Minister⸗Präsident uud der persisch Gesandte machten dem Grafen Kalnoky einen längeren Besuch, welchen der Letztere später erwiderte.

26. August. (W. T. B.) Der Schah nahm gesten das Souper bei dem persischen Gesandten ein und ist heur früh mit dem der Donau⸗Dampfschiffahrts⸗Gesellschaft gehörigen Salondampfer „Iris“ nach Budapest abgereist. Am Landung⸗ platz verabschiedete sich Se. Majestät auf das Herzlichste von dem Erzherzog Karl Ludwig. Der Schah bleibt bis zun Mittwoch in Budapest. Das österreichische Gefolge begleite ihn alsdann bis an die Grenze bei Podwoloczyska.

Großbritannien und Irland. London, 24. Auguf. (A. C.) Die Königin traf gestern Morgen in Pale⸗Hall (Nord⸗ Wales) ein und begab sich von dort Nachmittags nach Bale, woselbst Ihrer Majestät, nach einem enthusiastischen Empfang eine Adresse überreicht wurde. Heute besucht die Monarchm Wrexham.

Die Prinzessin von Wales hat sich mit ihren beiden unverheiratheten Töchtern zum Besuch bei ihren Königlichen

Eltern nach Kopenhagen begeben.

„Rußland und Polen. St. Petersburg, 25. Augus (W. T. B.) An Stelle des Prinzen Alexander von Oldenburg ist der bisherige Commandeur des Grenadier⸗

zueifern in der nimmer rastenden Fürsorge und Arbeit für des Volkes. des Vaterlandes Gedeihen. Daß dieses Denkmal, der ersten eines in deutschen Gauen, aber gerade hier an dieser Stätte errichtet wird, das hat noch eine besondere Bedeutung. Schweift von hier doch der Blick hinüber zu jener Wahlstatt, auf welcher der greise Held mit dem Herzblut von Tausenden und aber Tausenden seiner Getreuen in schwerem, siegreichem Ringen Deutschlands Größe erstritten hat. Hier, wo die Helden von Colombey und Vionville, von Gravelotte und St. Privar ruhen im ewigen Schlafe, inmitten seiner Krieger, die für ihn und das Vaterland in den Tod gegangen, ist auch die rechte Stätte für des siegreichen Heer⸗ führers ehernes Standbild; hatte er sie doch zum Siege geführt, hat er doch auch aus der Ernte, welche der Schnitter Tod hier nahm, die rechte und schönste Frucht uns gewonnen: das unter seinem Kaiser geeinigte Deutschland. Deshalb, als nach des großen Kaisers Heimgang der Gedanke rege ward, gerade hier den Entschlafenen durch ein Denkmal zu ebren, haben Groß und Klein, Arm und Reich, Stadt und Land, Civil und Militär, haben Vereine und Genossenschaften, Alt⸗ und Neudeutsche gewetteifert, ihr Scherflein zu dem Werke beizutragen. Heute sind wir dessen Vollendung gewiß, Dank Eurer Majestät, die unserem Unternehmen die Weihe geben wollen: Dem großen Kaiser zur Ehre, Urs Allen zur Lehre, die wir in diesem feierlichen Augenblicke aus vollem Herzen das Gelübde unwandeldarer Treue erneuern, mit der wir in, Ehrfurcht und Unterthänigkeit zu Eurer Majestät aufblicken. Wenn hier in diesen Landen lange Gewohnheit und vielfach ge⸗ knüpfte Bande mit den westlichen Nachbarn manch braven Mann den Uebergang in neue Verhältnisse schwer haben empfinden lassen, so darf ich doch heute und gerade Angesichts dieses Grundsteins es freudig aussprechen, daß der nothwendige Uebergang sich vollzieht und täglich mehr vollzieht, Dank dem großen entschlafenen Kaiser und dessen ruhmreichen Sohne, deren Güte und Leutseligkeit in alle Herzen Eingang gefunden, Dank dem mächtigen und sicheren Schutze unter Ew. Majestät kraftvollem Szepter, stark, fest und friedfertig nach Außen, deutsche Sitte und Gesittung mehrend im Innern. So möge denn auch dieser Denkstein zu einem Marksteine werden in der Entwickelung dieses Landes, zu einem Grundsteine deutscher Treue und Liebe für das Reich und den Kaiser. Das walte Gott!

Nach der Verlesung der Stiftungsurkunde Seitens des Präsidenten des Denkmal⸗Ausschusses, Dr. Braun, unterzeichneten die Majestäten, der Großherzog von Baden, der Fürst⸗Statthalter, der kommandirende General des XV. Armee⸗Corps und Dr. Braun die Urkunde, welche von Sr. Majestät dem Kaiser nebst verschiedenen Münzen eigenhändig in die Kapsel gelegt wurde. Nachdem diese in die Höhlung gelegt, wurde der Grundstein langsam herabgelassen. Se. Majestät stieg einige Stufen herunter und

Befriedigung erfüllt, sondern auch in Uns die Ueberzeugung befestigt,

Corps, General der Kavallerie Manser, zum kon⸗ mandirenden General des Garde⸗Corps, der General Ignatieff zum General⸗Gouverneur von Kiew und der General⸗Kommandant der Truppen des Millitärbezirke Kiew, General der Infanterie Radetzki, zum Mitgliede des Reichsraths ernannt worden.

Italien. Rom, 25. August. (W. T. B.) Der König und der Kronprinz hielten gestern Vormittag in Lecce eine Revue über die dortige Garnison ab und besuchten so⸗ dann mit den Ministern das Garibaldi⸗Hospiz. Heute früt reisten der König, der Kronprinz, der Minister⸗Präsident Crispi, der Marine⸗Minister Brin und der Minister für Post und Telegraphie, Lacavas, von Lecce nach Brindisi und setzten nach kurzem Aufenthalt die Reise von dort na⸗h Bari fort. In Bari wurde Se. Majestät von der Bevölk⸗⸗ rung enthusiastisch empfangen, welcher der König vom Balkon aus dankte. Aus der Provinz sind 30 000 Gäste eingetroffen. Die Gesandtschaft des Königs von Schoa reist morgen von Neapel nach Rom.

Nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“ aus Konstantinopel hat der Sultan den italienischen Botschafter nach dem Yildiz⸗Palast eingeladen und denselben im Verlaufe einer längeren Audienz ersucht, dem König Humbert seine Glückwünsche zu dem ihm in Süd⸗ Italien bereiteten schönen Empfange zu übermitteln. Der „Riforma“ zufolge hat die am 21. August erfolgte Verhaftung des des Bomben⸗Attentates auf dem Colonna⸗ platz vom 18. August verdächtigen unterstandslosen Arbeiters Frattini die Polizei auf die Spur einer zahlreichen bisher unbekannten Anarchistengruppe gefühn, welche sich FRevolutions⸗Casino“ nennt.

Türkei. Kreta. Wie der Korrespondent des „Standard’ in Athen erfährt, hat der Sultan es abgelehnt, die Forderungen der kretensischen Kommission zu ge⸗ nehmigen, und sei in Folge dessen die Lage in Kreta wieder verwickelt. Die türkischen Truppen auf der Insel nehmen jetzt vortheilhafte Stellungen ein, um für alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.

Dem „Reuter'schen Bureau“ wird u. d. 24. August von amtlicher Seite bestätigt, daß bei Sospelajou ein scharfes

sprach, indem er die drei Hammerschläge that, die an anderer Stelle bereits mitgetheilten Worte

Gefecht zwischen türkischen Truppen und den Aufständischen

stattgefunden habe; Einzelheiten feylen noch. 6

Schweden und Norwegen. Stockholm, 24. August. (F.) Der Kronprinz ist heute Mittag von seiner Reise nach Deutschland hier wieder eingetroffen. Nachdem er dem Könige auf Schloß Drottningholm einen Besuch abgestattet hatte, begab er sich nach Schloß Tullgarn.

Dänemark. Kopenhagen, 25. August. (F.) Das Königliche Hoflager wurde gestern Nachmittag nach Schloß Fredensborg verlegt. Die Zolleinnahmen haben in den ersten vier Monaten des laufenden Finanzjahres 11 338 429 Kronen oder 149 823 Kronen mehr und die Ein⸗ nahmen aus der Kriegssteuer 997 678 Kronen oder 47 729 Kronen mehr als in der gleichen Zeit des Vorjahres betragen.

26. August. (W. T. B.) Die Prinzessin von Wales ist mit ihren Töchtern, den Prinzessinen Victoria und Maud gestern Abend um 9 ¼ Uhr hier eingetroffen und von dem Könige von Dänemark, dem Könige von Griechenland, dem Kronprinzen von Dänemark und dem Prinzen Waldemar empfangen worden, welche die Prinzessinnen nach Fredensborg begleiteten.

Afrika. Egypten. Kairo, 25. August. (R. B.) Sir Edgar Vincent hat den Posten eines geschäftsführen⸗ den Direktors der Kaiserlich Ottomanischen Bank in Kon⸗ stantinopel, als Nachfolger des Mr. Foster, angenommen und wird sein Amt im Oktober niederlegen. An seiner Stelle wurde Palmer, bisher Rechnungsführer im egyptischen Fmanz⸗Ministerium, zum finanziellen Rathgeber des Khedive ernannt.

Zeitungsstimmen.

Aus der Reise der Kaiserlichen Majestäten nach den Reichslanden ergiebt sich für die „Staatsbürger⸗Zeitung“ folgendes Facit: . 8 1

„Die Tage des Kaiserbesuches in den Reichslanden sind vorüber; aber ihre Nachwirkung wird hoffentlich eine dauernde sein! Der über Erwarten herzliche, ja enthusiastische Empfang, den unser Kaiserpaar bei der dortigen Bevölkerung gefunden, hat gezeigt, daß die Zeit der Wiederzuge⸗ hörigkeit zum Deutschen Reiche nicht spurlos an Elsaß Lotbringen vorüber⸗ gegangen ist. Wenig mehr als ein halbes Menschenalter ist ver⸗ gangen, seit die verlorenen Kinder in das Vaterhaus zurückgekehrt; aber diese Zeit hat genügt, das ursprünglich deutsche Empfinden in den urdeutschen Elsaß⸗Lothringern wieder zu erwecken. Die Männer, welche in französischen Anschauungen aufgewachsen waren, werden alt und sterben nach und nach aus; die Kinder aber, die, wenn auch noch unter französischer Herrschaft geboren, sich doch gewöhnt haben, als Deutsche zu fühlen, werden Männer, und mit dem Heranwachsen der neuen Generation wird sich das Gefühl der Zugehörigkeit zu Deutsch⸗ land entwickeln. Was noch an französischen Sympathien zurückgeblieben war, das wird zum großen Theil durch das herzgewinnende Auftreten des Deutschen Kaiserpaares weit zurückgedrängt worden sein, und so wird auch hier das persönliche Erscheinen Kaiser Wilhelm's II., welches noch durch die Gegenwart seiner erlauchten Gemahlin, deren mit An⸗ muth gepaarte Hoheit die Herzen zu begeisterter Hingebung hinreißt, unterstützt wurde, dem Deutschen Reich im eigenen Lande neue Freunde erworben haben, wie es das anderwärts im Auslande gethan. Kaiser Wilhelm darf auch auf diese Reise mit Genugthuung zurück⸗ blicken in dem Bewußtsein, dem Deutschen Reiche durch dieselbe einen neuen Dienst erwiesen zu haben.“

Die „Karlsruher Zeitung“ kommt in einer ähnlichen Betrachtung zu folgenden Ergebnissen: 2 „Die jeßt ihrem Ende zuneigende Reise des Kaiserpaares vermag zwar, was ihre politische Tragweite betrifft, nicht mit der Reise des Kaisers nach England in Vergleich gesetzt zu werden, aber sie hat nichtsdestoweniger erfreuliche Ergebnisse gehabt, die weit über die Grenzen Deutschlands hinaus Beachtung fanden. Die Begegnung des Kaiserpaares mit dem Prinz⸗Regenten von Bavern in Bayreuth und der Verkehr der Majestäten am Großherzoglichen Hofe in Karlsruhe, die begeisterte Aufnabme des Kaisers und der Kaiserin in diesen Städten hat von Neuem das innige Verhältniß zwischen dem Kaiser und den Trägern der landesherrlichen Gewalt, die Herzlichkeit, mit welcher die Bevölkerung Süddentschlands am Kaiserhause hängt, in die bellste Beleuchtung gesetzt. Aber nicht nur diesseits des Rbeins in Süddeutschland, nicht nur im alten Deutsch⸗ land wurzelt die Liebe und Treue zum Kaiserhause so fest, als ob die gegenwärtige Ordnung der Dinge mindestens eben so viele Jahr⸗ hunderte dauerte, als sie Jahrzehnte alt ist; auch jenseits des Stromes, in den neu gewonnenen und mit dem geeinten Muntterlande wieder ver⸗ undenen Landestheilen hat die Anhänglichkeit an Kaiser und Reich in den letzten Tagen einen so spontanen und begeisterten Ausdruck gefunden, wie er kaum erwartet werden konnte. Darin beruht das Facit der Kaifer⸗ reise, daß sie gezeigt hat, wie in Altdeutschland und in den dem Deutschen Reiche neu angegliederten Landestheilen das Bewußtsein der engen, untheilbaren nationalen Gemeinschaft lebendig ist, und wie dieses Bewußtsein die Völker nicht minder freudig durchdringt wie die Fürsten. Der Kaiserbefuch in unserem badischen Lände ist zufällig zusammengetroffen mit den Erinnerungstagen an die vor zweihundert Jahren erfolgte Zerstörung blühender deutscher Städte in dem heutigen Großherzogthum; an dem Tage, an welchem wir diese Zeilen schreiben, sind gerade zwei Jahrhunderte verflossen, seit die Stammburg unseres erlauchten Fürstenhauses und mit ihr die Stadt Baden⸗ Baden der Zerstörungswuth der Truppen des französischen Generals Durras zum Opfer fielen. Wohl liegt die Burg Hohenbaden seit jenem schreckensvollen Tage in Trümmern; aber wie die Nachbarstadt Karlsruhes herrlicher als je wiedererstanden ist und morgen viele Hunderte zu einem glänzenden Schauspiel vereinigt, so herrscht heute über ein freies Volk ein edles Geschlecht, und unter der thatkräftigen Mitwirkung des badischen Fürsten, den Kaifer Wilhelm vor wenigen Tagen in unserer Stadt als die „Verkörperung des Reichseinheitsgedankens“ gefeiert hat, ist ein neues, jugend⸗ äftiges deutsches Kaiserreich erstanden, unter dem die deutschen olksstämme sich sicher fühlen vor ähnlichen Gräueln wie denjenigen, deren Jahrestage sich jetzt wiederholt haben. Wie freudig diese Errongenschaft einer neuen und verheißungsvollen Zeit im Süden des Deutschen Reiches empfunden wird und wie mächtig der Zauber des nationalen Gedankens auch da schon empfunden wird, wo lange Fremdherrschaft die Gemüther dem deutschen Mutterlande zu ent⸗ fremden versuchte, davon hat die Reise des Kaiserpaares ein Zeugniß abgelegt, dessen hohe volitische Bedeutung überall auf dem Kontinent in seinem vollen Werthe gewürdigt worden ist.“

Die neulich von dem Statistischen Bureau der Stadt Berlin veröffentlichte Zusammenstellung der „Lohnverhält⸗ nisse in Berlin“ (vergl. Nr. 193 des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ unter „Statistik und Volkswirthschaft“) führt die „‚Danziger Allgemeine Zeitung“ zu folgenden Betrachtungen: “““ „Seitens des Statistischen Bureaus der Stadt Berlin ist kürz⸗ lich eine Zusammenstellung über die Lohnverhältnisse der Gewerbe⸗ treibenden und Arbeiter veröffentlicht worden, welche zeigt, daß die Löhne sich in den letzten fünf Jabren wesentlich erhöht haben. Die Verhältnisse sind zwar in den verschiedenen Gewerbszweigen sehr ver⸗ schieden, so daß der höchste Stücklohn z. B. in der Textil⸗Industrie 16,85, im Baugewerbe 32,25 wöchentlich betrug. Ebenso wirken die verschiedenen Jahreszeiten sehr verschieden auf die

öhe der Löhne ein. Ferner bringt die gedachte Statistik

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des Wochenlohns, wie er hier allgemein für die Tagelöhner ermittelt worden ist, einen ungefähren Anhalt zur Beurtheilung der Bewegung der Löhne, der sich zur Beurtheilung der Bewegung der Löhne auch

in den einzelnen Berufszweigen verwerthen läßt.

In den Ermittelungen ist nun durch Umfrage bei verschiedenen Sachverständigen, bei Kassen, Innungen und Fachvereinen Folgendes festgestellt worden: 8

88 Im Jahre 1884 erhielten die Tagelöhner (erwachsene Arbeiter) einen Wochenlohn von 14,40 ℳ, im Jahre 1888 einen solchen von 16,50 ℳ; erwachsene Arbeiterinnen erhielten im Jahre 1884 9 ℳ, 1888 10,35 8 1

Dieselbe Steigerung der Löhne ergiebt sich auch bei einer Ver⸗ gleichung der Einkommeneinschätzung der Steuerverwaltung im Jahre 1884 mit den durch die erwähnten Ermittelungen des Statistischen Amts gewonnenen Lohnsätzen. Die Einschätzung ergab damals für Handwerkergesellen einen Wochenlohn von 16,70 ℳ, die Ermittelung des Statistischen Amts im September 1888 22,80 Hiernach ist die Lohnhöhe gegenwärtig um 36 % höber als die damalige Ein⸗ schätzung. Spezsell hebt die Zusammenstellung hervor, daß bei den Maurern und Zimmerleuten eine bedeutende Steigerung der Löhne stattgefunden hat. 12

Die von dem Statistischen Amt der Stadt Berlin gelieferte Zusammenstellung der Lohnsätze bestätigt somit in gewissem Sinne nachträglich die Grundlosigkeit der in diesem Frühjahr und Sommer erfolgten Arbeitseinstellungen, wie auch das negative Resultat der letzteren als ein Beweis dafür gelten kann, daß sie durch die thar⸗ sächlichen Verhältnisse nicht gerechtfertigt waren. Und hiermit wird die Annahme fast zur Gewißheit erhoben, daß die Arbeitseinstellungen wesentlich durch sozialdemokratische Einflüsse, d. b. durch Agitationen, welche es allein auf die Erregung von Unzufriedenheit abgesehen hatten, hervorgerufen waren. u“ Immerhin sind die Vorgänge dieses Frübjahrs und Sommers geeignet, vor einem weiteren Zuzug von Arbeitern nach Berlin zu warnen, der leicht neuen Sukkurs aus der Thatsache schöpfen könnte, daß die Löhne gut sind und sich in steigender Richtung bewegen. Den Löhnen steht eine entsprechende Höbe der Preise für die Existenzmittel in der Hauptstadz gegenüber, und wenn der Zuzug von Arbeitern sich vermehrt, wird auf die Höhe der Löhne ein Druck geübt, welcher den erhofften oder eingebildeten Gewinn aufwiegt. Wenn überdies die sozialdemokratische Agitation neue Versuche zu Lohnsteigerungen resp. Arbeitseinstellungen macht, geht vollends der Gewinn verloren, und Noth und Elend kommt über die Arbeiter trotz ihrer sonst auskömm⸗ lichen Löhne.“

Die Reise Ihrer Majestäten. Ueber den Besuch Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin in Münster berichten wir nach den Telegrammen des „W. T. B.“ noch Folgendes: 1 8 An dem Empfange bei Sr. Majestät dem Kaiser (am Sonnabend⸗Vormittaa) nahmen 37 Personen Theil. Der Empfang bei Ihrer Majestät der Kaiserin fand Mittags 12 Uhr statt und umfaßte die Damen des westfälischen Adels sowie der den höchsten Militär⸗ und Civilbehörden angehörigen Herren, die Damen des Vaterländischen Frauenvereins und des Louisen⸗Ordens. Nach dem Empfange besuchte Ihre Majestät die Kaiserin das evangelische und das katholische Krankenhaus. Im Laufe des Nachmittags erschienen bei Ihren Majestäten die Vertreter des Westfälischen Bauernvereins, unter Führung des Freiherrn von Schorlemer⸗Alst, des Oekonomie⸗Raths Winkelmann und des Freiherrn von der Reck, je ein Mitglied des Vereins aus jedem westfälischen Regierungsbezirk. Freiherr von Schorlemer überreichte mit einer huldigenden Ansprache als urwestfälische Landes⸗ erzeugnisse zwei Brode Pumpernickel, Schinken, Butter und ein Fäßchen 100 jährigen Kornbranntweins. Se. Majestät dankte huldvollst und unterhielt sich längere Zeit mit den Führern und Mitgliedern der Deputation. 1 1 Demnächst nahmen die Majestäten eine von sämmtlichen Gesangvereinen der Stadt vor dem Schlosse dargebrachte musikalische Ovation huldvollst entgegen, und um 3 ¼ Uhr begaben sich Allerhöchstdieselben nach der Festhalle am Ludgeri⸗Platze zu dem Festmahl der Provinz. In der Mitte der prächtig geschmückten Festhalle waren 400 Ge⸗ decke für die aus der Provinz geladenen Notabilitäten aufgelegt; im Hintergrunde stand die Kaisertafel. Zur Rechten Sr. Majestät des Kaisers saß Ihre Majestät die Kaiserin, dann folgte der Herzog von Ratibor; zur Linken Sr. Majestät des Kaisers hatte die Ober⸗Hofmeisterin Ihrer Majestät, Gräfin Brockdorff, Platz genommen, Sr. Majestät gegenüber der kommandirende General des 1 II. Armee⸗Corps, General der Kavallerie von Albedyll, sowie der Vorsitzende des Provinzial⸗Landtages, Landrath von Oheimb. An der Tafel Ihrer Majestäten saßen außerdem noch 30 hohe Würdenträger und Beamte, unter ihnen der Staats⸗Minister Graf Bismarck, der Ober⸗Landesgerichts⸗Präsident, Staats⸗Minister a. D. Dr. Falk, der Kriegs⸗Minister von Verdy du Vernois, der Chef des General⸗ stabes Graf Waldersee, der Ober⸗Präsident Studt, der Weih⸗ bischof Cramer, der Kapitular⸗Vikar Giese, der General⸗Super⸗ intendent Nebe und der Ober⸗Bürgermeister Windthorst. Während der Tafel hielt der Vorsitzende des Provinzial⸗Land⸗ tages eine Ansprache an Se. Majestät, Allerhöchstwelcher mit einem Trinkspruch sofort antwortete. Den Wortlaut der An⸗ sprache und den Trinkspruch Sr. Majestät haben wir weiter oben unter „Berlin“ mitgetheilt. II Die Worte Sr. wurden von der Festversamm⸗ lung mit brausendem Jubel aufgenommen. g Gegen 6 Uhr 88 das Festmahl beendet und begaben sich Ihre Majestäten nach dem Schlosse zur4ck. Am Abend nahmen Allerhöchstdieselben nach einer Fahrt durch die festlich erleuchtete Stadt an dem vom westfälischen Adel veranstalteten Ball Theil. Bei der Illumination traten ganz besonders der durch 35 000 Lampions erleuchtete Domplatz, das Regierungsgebäude, die Post, das Theater, der Hof des Grafen Droste, Erbdrosten des Fürstenthums Münster, sowie der Triumphbogen am Eingang der Stadt hervor. 1.“ ö 11 ½ dic kehrten Ihre Majestäten von dem Balle zurück und traten kurz darauf, unter lebhaften fympathischen Kundgebungen der auf dem Bahnhof anwesenden Volksmenge, die Rückreise nach Pote dam an. Zur Verabschiedung waren u. A. der kommandirende General von Albedyll, der Ober⸗ Präsident Studt, der Ober⸗Bürgermeister Windthorst und die Kammerherren Freiherr von Landsberg⸗Steinfurt und Frei⸗ herr von Bodelschwingh⸗Plettenberg auf dem Bahnhofe an⸗ wesend. Se. Majestät der Kaiser unterhielt sich vor der Ab⸗ reise noch einige Zeit mit dem General von Albedyll und dem Ober⸗Bürgermeister Windthorst. . Gestern Morgen 8 ½2 Uhr trafen Ihre Majestäten mittels Sonderzuges auf der Wildparkstation wieder ein.

keine genauen Angaben über die Bewegung der Löhne in den einzelnen

ö“

Trotzdem giebt der Durchschnitt

Statistik und Volkswirthschaft.

Die Bevölkerung Sachsens nach ihrer Gebürtigkei

Das Königreich Sachsen ist derjenige deutsche Mittelstaat, welcher trotz sehr dichter Bevölkerung noch eine große Einwanderung aus ganz Deutschland und auch vom Auslande aufzuweisen hat. Nach der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 befanden sich, wie wir der „Zeitschrift des Königlich Säͤchsischen Statistischen Bureaus“ (Heft III u. IY) entnehmen, in Sachsen 320 710 nicht in Sachsen geborene Personen, sodaß auf 1000 Einwohner überhaupt 100,79 Fremde entfielen. Von diesen Fremden stammten 272 584 aus dem übrigen Deutschen Reiche, 45 886 aus anderen europäischen Ländern, 2129 aus außereuropäischen Staaten und 111 waren auf See geboren und unbe⸗ kannten Geburtsortes. Von den geborenen Sachsen befanden sich da⸗ gegen am 1. Dezember 1885 132 458 in anderen Bundesstaaten des Deutschen Reichs, sodaß Sachsen im Austausch mit den übrigen deutschen Staaten einen Gewinn von 140 126 Köpfen oder 4,40 % der gesammten ortsanwesenden Bevölkerung aufzuweisen hatte. Außer dieser Mischung mit fremden nicht in Sachsen geborenen Elementen zeigt sich in Sachsen aber zyogleich ein sehr lebhafter Austausch der Bevölkerung innerhalb der einzelnen Bezirke des Königreichs. Es waren nämlich am 1. Dezember 1885 von je 1000 Ein⸗ wohnern nur 500,70 in der Zählungsgemeinde geboren, in der übrigen Amtshauptmannschaft 199,15, in der übrigen Kreishaupt⸗ mannschaft 114,01, im übrigen Königreich 85,35 und außerhalb des Königreichs 100,79. In der Stadt Leipzig waren sogar von 1000 Ein⸗ wohnern nur 361,29 am Zählungsort geboren, in Dresden 394,24, in Chemnitz 437,37. Bezüglich der Wanderungen von Stadt⸗ und Landbevölkerung ergiebt sich, daß nach der Zäblung aus den Stadt⸗ gemeinden 157 388 Personen nach den Landgemeinden verzogen waren, daß aber umgekehrt die Landgemeinden an die Stadtgemeinden 316 987 Personen abgaben. Auf je eine von der Stadt nach dem Dorfe verzogene Person kamen also 2,01 vom Dorfe in die Stadt gezogene Personen. 1

8 ö1ö“ ö Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.

Dänemark. Die durch Bekanntmachung des Königlich dänischen Justiz⸗ Ministeriums vom 27. April 1887 für die aus österreichisch⸗ ungarischen Häfen kommenden Schiffe angeordneten Quarantäne⸗ maßregeln („Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 105 vom 6. Mai 1887) sind unterm 19. August 1889 bezüglich der Stadt Triest außer Wirksam⸗ keit gesetzt worden.

Egypten. Der internationale Gesundheitsrath zu Ale vom 10. August 1889 ab gegen Ankünfte aus Quarantäne⸗Reglement in Kraft zu setzen.

6

xandria hat beschlossen, Bassorah das Cholera⸗

Handel und Gewerbee. 8

London, 26. August. (W. T. B.) Die Getreidezufuhren betrugen in der Woche vom 17. bis zum 23. August: englischer Weizen 1163, fremder 76 383, englische Gerste 622, fremde 6946, englische Malzgerste 17 608, fremde —, englischer Hafer 138, fremder 74 634 QOrts. Englisches Mehl 12 637, fremdes 38 511 Sack, 4920 Faß

Verkehrs⸗Anstalten.

Die mittels des Reichs⸗Postdampfers „Braunschweig“ beförderte Post aus Australien (Abgang aus Sydney am 17. Juli) ist in Brindisi eingetroffen und gelangt, wie „W. T. B.“ meldet, für Berlin voraussichtlich am 27. August Abends zur Ausgabe.

24. August. (W. T. B.) Der Reichs⸗Post⸗ dampfer „Dresden“, welcher überfällig war, ist am 22. d. M. wohlbehalten in Aden eingetroffen. 8 1“

Hamburg, 24. August. (W. T. B.) Der Postdampfer „Suevia! der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, heute Vormittag in New⸗York eingetroffen. Der Postdampfer „Hammo⸗ nia“ derselben Gesellschaft hat, von New⸗York kommend, heute Morgen Scilly passirt. 8 8

26 August. (W. T. B.) Der Postdampfer „Hammonia“ er Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗Aktien⸗Gesell⸗ chaft ist, von New⸗York kommend, heute Vormittag 9 Uhr auf der Elbe eingetroffen. 8

London, 26. August. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Mexican“ ist gestern auf der Heimreise in Southampton an⸗ gekommen. 8

8 L 1

Theater und Musik.

8 Königliche Schauspiele.

Im Königlichen Schauspielbause beginnt Direktor Dr. Otto Devrient seine Thätigkeit erst am 16. September, und zwar mit „Romeo und Julia“. Es folgen dann von klassischen Stücken „Wil- belm Tell“ mit vollständig neuer Ausstattung (die Dekorationen, nach Entwürfen des Prof. Bracht von Hartwig gemalt, übertreffen alles bis dahin Dageweseze) und die „Räuber“.

Die Königliche Oper wird mit dem „Fliegenden Holländer“, in gänzlich neuer Ausstattung (in Szene gesetzt von dem Oberregisseur Tetzlaff), eröffnet. Als erste Neuheit folgt „Gioconda“, sodann

„Othello“ von Verdi. Deutsches Theater. ““

Das Deutsche Theater eröffnet seine diesjährige Saison am nächsten Sonntag, 1. September, mit „Faust“ (I. Theil). Am darauf⸗ folgenden Montag, 2. September, bleibt das Tbeater wegen der Vorbereitungen zu „Faust’s Tod“, aus der Tragödie zweitem Theil, geschlossen. Die erste Aufführung von „Faust’'s Tod“ findet am Dienstag, 3. September, statt. Die für den letzten Theil der vorigen Spielzeit stattgehabten Aenderungen in den Eintrittspreisen haben für die neue Spielzeit keine Gültigkeit, nur für den I. Rang Balkon bleibt der ermäßigte Preis von 6 (statt 7ℳ 50 ₰) fortan bestehen. Dagegen fällt die Vorkaufsgebühr für alle an der Kasse ge⸗ lösten Billets auch ferner fort. Nur fur Billets, die im Voraus bestellt und reservirt sind, wird ein Bestellgeld von 50 pro Billet erhoben. Jedem solchen Billet wird für das Bestellgeld eine Quit⸗ tung beigefügt welche aufzubewahren ist. Bei Abänderung einer Vorstellung wird gegen Rückgabe der Quittung auch das Bestellgeld zurückgezahlt.

Lessing⸗Theater. 3 1 3 Adolf Wilbrandt's Lustspiel „Die Vermäbhlten“, welches am Sonnabend als erste Novität der neuen Saison im Lessing⸗Theater zur Aufführung gelangte, errang nicht den gewünschten Erfolg und nur dem Namen des verdienten Autors dürfte es zu danken sein, daß als Resultat nicht eine unbedinate Ableh⸗ nung sich ergab. „Die Vermählten“ sind eine ältere Arbeit des inzwischen an größeren Stoffen bewährten Autors; hier sucht man allerdings vergebens nach dem Geist und dem dichterischen Schwung, welcher den späteren Dramen Wilbrandt's eigen ist und nicht nur 1 Bühnenerfolge sichert. Die Fabel des in Rede stehenden ist sentimental und innerlich unwahr und erinnert ihr. Erfindung stark an die ungesunde und einseitige Novellistik, wie sie uns in anspruchslosen Familienjournalen begegnet. Was die Darstellung anbetrifft, so konnte auch sie nicht ganz be⸗ friedigen. Das gewählte Tempo war oft schleppend, die Stimmung zu ernst genommen; abgesehen von der geschmackvollen dekorativen Ausstattung, entbehrte die ganze Vorstellung der Einheitlichkeit. Von den Darstellern gab sich Hr. Klein als „Sir Josuah’ alle mögliche Mühe, in Haltung und Manieren eine den

Lustspiels in ihrer

8—

dichterischen

Intentionen entsprechende Gestalt zu schaffen;

ihren literarischen Werth verleiht, sondern auch ihre 8