1889 / 203 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 27 Aug 1889 18:00:01 GMT) scan diff

Der Kaiserliche Gesandte am Königlich niederländischen Hofe, Freiherr von Saurma⸗ZJeltsch, hat einen ihm Aller⸗ höchst bewilligten Urlaub angetreten. Während seiner Ab⸗ wesenheit vom Haag fungirt der Legations⸗Sekretär Graf Henckel von Donnersmarck als Geschäftsträger.

Der Königliche Gesandte in Weimar, von Derenthall, hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten.

Der General der Infanterie Freiherr von Meer⸗ scheidt⸗-Hüllessem, kommandirender General des Garde⸗ Corps, hat sich in das Manövergelände begeben.

S. M. Kreuzer⸗Fregatte „Leipzig“, Kommandant Kapitän zur See Plüddemann, ist auf der Reise nach Kapstadt am 24. August cr. in Port Elisabeth eingetroffen und beabsichtigt, am 29. dess. Mts. die Reise fortzusetzen. S. M. Fahrzeug „Loreley“, Kommandant Kapitän⸗Lieute⸗ nant von Henk, ist am 26. August d. J. von Konstanti⸗ nopel nach Galatz in See gegangen. Kiel, 26. August. (Kiel. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht, Regent des Herzogthums Braunschweig, traf vorgestern hier ein und stieg im Königlichen Schlosse ab. Bald nach Ankunft Sr. Königlichen Hoheit fand im Schlosse die Familientafel statt, zu welcher auch das Gefolge des Prinzen und der Hof Ihrer Königlichen Hoheiten des Prinzen und der Frau Prinzessin Heinrich mit Einladungen beehrt worden waren. Nach Aufhebung der Tafel unternahmen die Königlichen Prinzen zu Wagen eine Ausfahrt nach Projens⸗ dorf, um die Kanalarbeiten einer Besichtigung zu unterziehen. Später nahmen die Höchsten Herrschaften den Thee bei der Frau Ober⸗Hofmeisterin Ihrer Königlichen Hoheit, der Baronin Seckendorff, ein. Gestern erfolgte eine eingehende Be⸗ sichtigung der Kaiserlichen Werft, bei welcher der Ober⸗Werft⸗ direktor Contre⸗Admiral Valois die Führung übernommen hatte: daran anschließend ein Besuch des von Sr. König⸗ lichen Hoheit dem Prinzen Heinrich kommandirten Kreuzers „Irene“. Um 4 Uhr Nachmittags fand im weißen Saale des Königlichen Schlosses eine Tafel statt, zu welcher circa 30 Einladungen an die Spitzen der Civil⸗ und Militärbehörden, an die Vertreter der Ritter⸗ schaft ꝛc. ergangen waren. Gegen Ende der Tafel erhob sich Se. Königliche Hoheit der Prinz Heinrich, um dem erlauchten Gast in sehr warmen Worten nochmals das Will⸗ kommen zu bieten und der Liebe und Verehrung für den Prinzen Ausdruck zu verleihen, der allerwege die höchste Anerkennung seines hochseligen Großvaters gefunden, die Liebe und Freundschaft seines Vaters besessen und das verehrungsvollste Vertrauen des nunmehr regierenden Kaisers und Königs Majestät sich errungen habe. Auch seiner hohen Verehrung und Liebe Ausdruck zu verleihen einem Prinzen des Königlichen Hauses gegenüber, der, obschon im besten Mannesalter, nach Gottes Fügung nunmehr als Repräsentant einer fast erloschenen Generation des Hauses gelte, sei ihm herzlichstes Bedürfniß! Er fordere die Anwesenden daher auf, mit ihm einzustimmen in ein Hoch auf Se. Königliche Hoheit den Prinzen Albrecht von Preußen, Regenten von Braunschweig. Nachdem das⸗ selbe verklungen war, antwortete Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht sofort mit warmen Dankesworten, indem er der Hoffnung Ausdruck gab, daß der Prinz Heinrich für die Marine und für das gesammte Vaterland das bleiben und werden möge, was die Vergangenheit gezeitigt und was der Prinz von der Zukunft erhoffe. Das sich anschließende Hoch auf den Prinzen Heinrich wurde von den Geladenen mit gleicher Begeisterung wie das erste aufgenommen. Um 6 Uhr 50 Minuten Abends erfolgte die Abreise des hohen Gastes nach Flensburg. Sachsen. Dresden, 24. August. (Dr. J.) Se. Majestät der König hat bestimmt, daß von jetzt ab das 1. Feld⸗ Artillerie⸗Regiment Nr. 12, ausschließlich der reitenden Abtheilung, seinen Namenszug auf den Epaulettes und Achselstücken der Offiziere sowie auf den Achselklappen der Unteroffiziere und Mannschaften zu tragen hat. Die Offiziere der reitenden Abtheilung behalten die Epaulettes in der bisherigen Weise bei und tragen den Namens⸗ zug Sr. Majestät nur auf den Achselstücken. Die Unteroffiziere und Mannschaften dieser Abtheilung tragen denselben auf den der Mäntel, auf den Achselschuppen jedoch nur ie Krone.

Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 26. August. (Meckl. Nachr.) Se. Königliche Hoheit der Großherzog und Ihre Kaiserliche Hoheit die Großherzogin trafen vorgestern von St. Petersburg hier wieder ein und setzten alsbald die Reise nach Gelbensande fort.

Elsaß⸗Lothringen. Metz, 26. August. (W. T. B.) Der Bezirks⸗Präsident hat im Auftrage Sr. Majestät des Kaisers eine Zuschrift an den Polizei⸗Direktor ge⸗ richtet, in welcher demselben, sowie dem Polizei⸗Inspektor, den Polizei⸗Kommissaren und der gesammten Schutzmannschaft für

ddie eifrige und taktvolle Erfüllung ihrer Pflicht während des

Hierseins Sr. Majestät des Kaisers die lobendste Anerkennung ausgesprochen wird.

26. August.

(Prag. Se. Majestät der Kaiser reiste gestern Abend nach Ischl ab und kehrt am 1. September nach Wien zurück.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien,

Abdbl.) Die Abreise zu den Manövern in Galizien erfolgt am 2. September. 3

Der „VPolit. Corresp.“ zufolge wird das Gerücht, der Feldzeugmeister von Schönfeld sei für einen diplomatischen Posten in Aussicht genommen, von kompetenten Kreisen als unbegründet bezeichnet. Budapest, 25. August. Das Amtsblatt publizirt das Allerhöchste Handschreiben, durch welches der Abgeordnete Josipovich zum kroatisch⸗slavonischen Minister ohne

ortefeuille bei der Central⸗Regierung ernannt wird. „—— 26. August. (W. T. B.) Der Schah von Persien ist heute Abend 8 Uhr per Dampfschiff hier eingetroffen und vom Erzherzo Foseph und den Ministern Baroß, Teleki und Weckerle am Landeplatz, wo eine Ehren⸗Compagnie auf⸗ gestellt war, empfangen worden. Vom Landungsplatz begab sich der Schah durch die glänzend illuminirten Straßen nach seinem Absteigequartier im Hotel Königin von England.

Großbritannien und Irland. London, 26. August. (A. C.) Die Königin stattete am Sonnabend der Stadt Wrexham in Nord⸗Wales einen Besuch ab. Die Reise der von Ruabon nach Wrexham glich einem

Triumphzuge. Große Volksmassen brachten der Königin begeisterte Huldigungen dar. In Acton Park wurde Ihre Majestät von dem Bürgermeister von Wrexham, den Statthaltern fast sämmtlicher Grafschaften von Nord⸗ Wales, mehreren Pairs, welche Besitzungen in dem Fürstenthum haben, den parlamentawschen Vertretern von drei Grafschaften und einer großen Anzahl Notabilitäten des Distrikts empfangen. Nach Ueberreichung verschiedener Adressen, welche jede die Königin mit einer kurzen huldvollen Ansprache beantwortete, fuhr Ihre Majestät inmitten begeister⸗ ter Kundgebungen der Einwohnerschaft durch die festlich ge⸗ schmückte Stadt und kehrte alsdann mittels Sonderzuges nach Pale zurück.

Das Unterhaus hielt am Sonnabend zur schleunigeren Erledigung der Sessionsgeschäfte ausnahmsweise eine Sitzung, in welcher anläßlich des Berichtes über das Ausgaben⸗ budget Seitens der Parnelliten die Gefängniß⸗ verwaltung in Irland wieder zum Gegenstand einer Erörterung gemacht wurde. Nach vollständiger Er⸗ ledigung der Budgetgeschäfte wurde das Finanzgesetz (Appropriation Bill) eingebracht und zur ersten Lesung zuge⸗ lassen. Sodann wurde eine lange Reihe von Vorlagen um ein Stadium gefördert. Voraussichtlich am Sonnabend, den 31. d. oder vielleicht schon einen Tag früher erfolgt der Schluß der Session mittels einer Botschaft der Königin.

(W. T. B.) In der heutigen Unterhaussitzung theilte der Staatssekretär der Kolonien, Baron Worms, mit: die Regierung habe beschlossen, der für Zwecke des Handels und der Kolonisation in den Gebieten nördlich vom britischen Bechuagnaland und von Transvaal gebildeten Gesellschaft einen Schutzbrief zu gewähren. Die Bestimmungen des Schutzbriefes seien noch nicht festgesetzt. Die Beziehungen der Gesellschaft zu den eingeborenen Stämmen und zu den benachbarten fremden Mächten würden unter der Aufsicht der englischen Regierung bleiben, auch würde der Gesellschaft nicht gestattet sein, ohne ausdrückliche Genehmigung der englischen Regierung neues Gebiet zu erwerben.

Der Ausstand der Arbeiter nimmt immer größere Dimensionen an. Die „Allg. Corr.“ schreibt darüber:

Die strikenden Arbeiter erfreuen sich im Allgemeinen der Theil⸗ nahme des Publikums, welches in die bei den Umzügen und Kund⸗ gebungen herumgereichten Sammelbüchsen seine Pennies wirft, wäh⸗ rend die größeren Gewerk⸗ und andere Vereine nicht unbedeutende Summen zu dem Strikefonds beitragen. Da die Zahl der Strikenden indeß mindestens 30 000 beträgt, so werden zur erfolgreichen Durch⸗ führung des Strikes weit größere Mittel gebraucht, als auf dem bis jetzt verfolgten Wege aufzutreiben sind. Die Führer der Striker denten daher jetzt daran, eine nationale Subskription in großem Maßstabe zu veranstalten. Gestern hielten die Strikenden (wie schon telegraphisch kurz gemeldet) eine Massenkundgebung im Hyde⸗ Park. Vom East India Dock in Poplar zogen die strikenden Arbeiter und deren Freunde, etwa 60 000 Mann stark, in geschlossener Ordnung mit Führern und klingendem Spiele durch die City und längs des Temsequais nach dem fern im Westen gelegenen großen Volkspark. Die Kapellen spiel⸗ ten die „Marseillaise“, den „Garibaldi⸗Marsch“, die „Wacht am Rhein“, „Rule Britannia“ und andere Volksmelodien. Im Park gesellten sich zu den Demonstranten große Schaaren von Schaulustigen, sodaß während der Kundgebung wohl gegen 100 000 Menschen im Parke beisammen waren. Von vier „Platforms“ hielten die Fübrer des Ausstandes, darunter John Burns, Benjamin Tillett und T. Me Carthy (Sekretär des Verbandes der Schiffsstauervereine) Ansprachen an die Volksmassen. Letztgenannter bemerkte: die Scenen der ver⸗ flossenen Woche genügten, zu zeigen, daß die Arbeiter Londons fähig seien, sich selber zu beherrschen. Sie wären intelligent und klug genug, um ihre Angelegenheiten selber zu verwalten, und sie beab⸗ sichtigten, sich nicht länger von sogenannten Philanthropen, deren Hülfsmittel kläglich gescheitert seien, beherrschen zu lassen. Nur von ihresgleichen wollten sie sich künftighin beeinflussen und leiten lassen. Gleichzeitig machte er die Mittheilung, daß die Gasarbeiter Londons beabsichtigten mit den Dockarbeitern gemeinsame Sache zu machen und einen Ausstand zu beginnen, durch welchen die Hauptstadt für geraume Zeit des Nachts in völlige Dunkelheit versetzt werden würde. Tilleit und Burns (der jetzt als Mitglied des Londoner Grafschaftsrathes eine hervorragende Stellung einnimmt) hielten feurige Reden. Burns sagte u. A., er sei entschlossener als je, den Dockarbeitern zu ihren Rechten zu verhelfen; keine Furcht vor Pentonville oder Millbank (den beiden Londoner Korrektionsbäusern), oder vor der Hölle selber würde ihn von seinem Entschluß abbringen. Wenn die Dockverwaltungen nicht im Stande seien, den höheren Arbeitslohn zu zahlen, was er aber nicht glaube, so sei dies ihrer kläglich schlechten Verwaltung zuzuschreiben. Ahmt, schloß er, den Geist nach, den die Frauen von Whitechapel bekunden, welche heute früh ein Banner enkfalteten mit der Inschrift: „Keine Miethe wird im Osten von London bezahlt, bis der Dockarbeiter seinen Sechspence bekommt.“ Auf ein gegebenes Signal gelangte schließlich durch Acclamation auf den verschiedenen Meetings eine gleichlautende Resolution fol zenden Inhalts zur Annahme: „Dieses Meeting verpflichtet sich die in den verschiedenen Docks und Werften Londons strikenden Arbeiter nach besten Kräften zu unterstützen, und alle wahren Freunde der Arbeiter werden aufgefordert, den⸗ selben zur Erlangung ihrer gerechten Rechte bebhülflich zu sein.“ Die Folgen des Strikes der Dockarbeiter machen sich bereits in aller Stärke fühlbar. In den London Docks ruht die Arbeit völlig. Die Firma Anderson, Anderson u. Co. hat 170 mit Waaren beladene Lichterkähne an den South West India Docks liegen, aber es ist unmöglich, die Waaren an Bord der Schiffe zu bekommen. 9 große Segelschiffe der New Zealand⸗Gesell⸗ schaft liegen ungeladen in diesem Dock. Der „Ruapehu“ hätte schon am Dienstag mit 500 Auswanderern abfahren sollen, es ist aber noch immer keine Aussicht zur Abreise da. Aehnlich steht es mit den vor dem East India⸗ und dem Royal Albert⸗Dock liegenden Indien⸗ und Chinafahrern. Die großen Dampfschiffsgesellschaften sehen sich zu energischen Maßregeln genöthigt. Die Peninsular⸗ und Oriental⸗Gesellschaft läßt gegenwärtig einen ihrer Dampfer in Antwerpen völlig befrachten und hat ihre eintreffenden Schiffe angewiesen, in Southampton zu löschen, wo sie auch wieder Ladung einnehmen werden. Das Elend der Striker, deren Verdienst, auch wenn sie Arbeit haben, stets recht ungewiß ist, muß schon groß sein. Zu Hunderten wandern sie Nachts obdachlos in den Straßen des Ost⸗ endes umher.

Im „W. T. B.“ sind über die Strikebewegung

in London folgende neuere Nachrichten eingegangen:

Die Heizer der „South Metropolitan Gas Com⸗ pany“ einer der größten Gas⸗Gesellschaften Londons, haben heute die Arbeit eingestellt. In Blackwall an der Themse haben sich 7000 Arbeiter des Eisenhüttenwerks „Thames Ironworks“ den strikenden Dockarbeitern angeschlossen. Die Arbeiter der Kohlen⸗ Gesellschaft von Kings Croß, einer der größten Koblenhand⸗ lungen Londons, haben auf die Aufforderung der strikenden Dockarbeiter, die sich zu dem Ende heute Nachmittag in geordnetem Zuge nach Kings Croß begeben hatten, die Arbeit ebenfalls niedergelegt. Ebenso sind die Arbeiter der großen Biscuitfabrik b? . Frean u. Co. dem Strike beigetreten. Sämmtliche Märkte werden durch die Arbeitseinstellung auf das Schwerste geschädigt. 2500 Ver⸗ lader und andere Arbeiter auf den Werften der Isle of Dogs in der Themse sowie zahlreiche Arbeiter anderer Industrien schließen sich der Arbeitseinstellung an. In den hiesigen Kasernen sind Truppen für alle Fälle konsignirt.

Vom heutigen Tage wird demselben Bureau telegraphirt:

Der Strike der Steinkohlenträger der hauptstädtischen Centralbahnhöfe Kings Croß und St. Pancras hat sich auf alle der „Great Northern Railway“ aus⸗ gedehnt.

Frankreich. Paris, 27. August. (W. T. B.) Die Großfürsten Georg Alexandrowitsch und Alexander Michailowitsch sind hier eingetroffen und haben im Hotel Vendôme, wo bereits der Graf Tolstoi abgestiegen ist, Woh⸗ nung genommen: Die Großfürsten werden während ihres hiesigen Aufenthalts incognito bleiben.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 27. August. (W. T. B.) Der „Regierungs⸗Anzeiger“ meldet: Der Kaiser und die Kaiserin sowie der Großfürst⸗ Thronfolger und die anderen Kinder des Kaiserlichen Paares sind gestern um 6 Uhr Abends von Peterhof nach Kopenhagen abgereist.

Italien. Rom, 26. August. (W. T. B.) Der König und der Kronprinz sind heute Abend 6 ½ Uhr unter fort⸗ gesetzten sympathischen Kundgebungen der Bevölkerung von Bari nach Rom zurückgereist. Der König hat für die Armen der Stadt Bari 20 000 Francs gespendet. Die Gesandt⸗ schaft des Königs von Schoa ist, von Neapel kommend, heute Nachmittag hier eingetroffen und von den Vertretern des Ministeriums des Auswärtigen, dem Präfekten und dem Bürgermeister empfangen worden.

27. August. (W. T. B.) Der König und der Kronprinz sind mit ihrer Begleitung nunmehr von Bari wieder hier eingetroffen. Der König wird morgen die Ge⸗ sandtschaft des Königs von Schoa empfangen; dem Empfang werden auch der Minister⸗Präsident Crispi und der Kriegs⸗ Minister beiwohnen.

Amerika. Washington, 24. August. (A. C.) Das Staatsdepartement behauptet, keine Mittheilung vom amerikanischen Gesandten in London oder von der britischen Regierung direkt mit Bezug auf die jüngsten Beschlagnahmen britischer Robbenfangschiffe im Behrings⸗Meere empfangen zu haben.

Der internationale amerikanische Kongreß wird am 2. Oktober zusammentreten. Am folgenden Tage werden die Mitglieder des Kongresses als Gäste der Bundesregierung eine Rundreise antreten, auf welcher sie die bedeutendsten Fabrik⸗ und Handelscentren des Ostens und Nordwestens sowie die Neu⸗England⸗Staaten besuchen werden. Nach der Rückkehr nach Washington sollen auch die südlichen Staaten besucht werden.

Ueber die Lage in Haiti meldet die „Allg. Corr.“:

Nachrichten aus Port⸗au⸗Prince über New⸗York zufolge dankte General Legitime am 22. d. ab und schiffte sich an Bord einer französischen Korvette ein. Am folgenden Tage besetzte General Hippolite Port⸗au⸗Prince. Admiral Gherardi meldete auf telegraphischem Wege nach Washington, daß Ruhestörungen be⸗ fürchtet werden und daß die Befehlshaber der französischen und britischen Kriegsschiffe übereingekommen seien, unter seinen Befehlen zu handeln. General Hyppolite bildete eine provisorische Regierung. Die Geschäfte stocken; 500 000 Doll. Papiergeld wurden vom General Legitime ohne Sicherheit ausgegeben und zu einem gesetzlichen Zahlungsmittel gemacht. Die Läden sind ge⸗

schlossen und Niemand nimmt das Papiergeld ang.

1 Zeitungsstimmen.

Die „Hallische Zeitung“ zieht aus den diesjährigen

Kaiserfahrten das Facit, daß es ein hervorragend friedliches sei; weiter bemerkt sie:

„Auch das Ausland bezeugt dies und wenn die befreundeten Nationen unseren Kaiser mit begeistertem Willkommen begrüßten, während die ferner stehenden in der Erkenntniß ihrer Vereinsamung durch Aeußerungen des Zorns an sich selbst zum Verräther wurden, so konnte beides nur aufs Deutlichste bezeugen, wie die Wahrung der Friedensinteressen in besten Händen ruht. Mit berechtigtem Stolze hören wir die öffentliche Meinung der uns befreundeten Nationen darin übereinstimmen, daß in unserem Kaiser jene Jugendkraft und Hoffnungsfreudigkeit sich verkörpert, die von den glanzvollsten Blättern der deutschen Kaisergeschichte im Mittelalter widerstrahlt; daß in dieser Verkörperung bereits die Gewähr der Zukunft gegeben sei, ebenso wie in der männlichen Entschlossenheit, mit der Kaiser Wilhelm II. zu den Ueberlieferungen seines Hauses sich bekennt, um dieselben unerschütterlich zu vertreten. „Allezeit Mehrer des Reiches“ hat für die Hohenzollern nicht den Sinn einer Erweiterung ihrer Herrschaft über die staats⸗ und völkerrechtlich ge⸗ gebenen Grenzen hinaus Die Bürgschaftes einer weisen und volksthümlichen Herrschaft im Lande selbst und die Bürgschaften des Völkerfriedens in Europa allezeit zu mehren, ist jetzt die Losung, und ihr zollen die Fürsten im Reiche, wie die Volksstämme so rückhaltlosen Beifall, wie das Kaiserthum im Mittel⸗ alter in der Vertretung seiner hauspolitischen Grundsätze bald da, bald dort zähem Widerstand begegnete, der schließlich auch die Wurzeln der Herrschaft angriff und zersetzte. In jenem freudig be⸗ zeugten Einklang zwischen Kaiser, Fürsten und Volk erkennt das Ausland mit vollem Recht den sichersten Grundpfeiler der deutschen Einheit und Machtstellung und die untrügliche Gewähr ihrer Dauer⸗ haftigkeit.“

Die „Wiesbadener Presse“ schreibt in Bezug auf den Besuch der Kaiserlichen Majestäten in den Reichslanden:

„Eine friedliche Eroberung kann man den Besuch des Kaiser⸗ paares in den Reichslanden nennen. Das lassen alle Berichte aus Straßburg erkennen. Die Reise des Kaisers nach Elsaß⸗ Lothringen war ein Siegeszug, bei dem es keine Unterworfenen giebt. Es ist kein Zweifel mehr, daß zunächst rein durch die persönliche Wirkung des Kaiserbesuches in Elsaß⸗Lothringen dem Reiche neue Freunde gewonnen sind, daß die eingeborene Be⸗ völkerung von dem wahren, schlichten und gemüthvollen Auf⸗ treten des Kaiserpaares aus Französlingen zu Anhängern des Deutschen Reiches bekehrt worden ist. Der kraftvolle Ernst des deutschen Mannes, die liebliche Hoheit der deutschen Frau, sie über⸗ winden, im Kaiserpaar verbunden und getragen von der christlichen Idee des Gottes⸗Gnadenthums, alle Vorurtheile und Schranken und entzünden die Herzen des Volks selbst in seinen widerwilligeren Theilen. Mit großem Glück hat der Kaiser in einem Trinkspruch die Saite des Gemüths anklingen lassen. Er rühmte von Straßburg, daß diese Stadt „ihn anheimle“. Bei einem Festmahl nächsten Tages konnte er schon weiter gehen; er hob den Kelch mit perlendem Schaumwein und rief aus: „Ich trinke auf das Wohl Meiner treuen Reichslande.“ Ein solch ehren⸗ des Zeugniß, von so hoher Stelle ausgesprochen, er⸗ öffnet tröstliche Aussichten auf die Zukunft. Man darf sich versichert halten, daß der Kaiser dieses Zeugniß nur auf Grund vertrauens⸗ würdiger Berichte ausgestellt hat. Die Periode des Mißtraue gegen die Loyalität der Elsaß⸗Lothringer scheint damit sich ihrem Ende zu naͤhern. Die „Treue der Reichslande“ wird ein gewichtiger

5 2 Faktor der Politik werden. Im Auslande hat man die Bedeut F. EC16* Zen rasch begriffen, man würdict ie vollauf, wie die Zeitungsstimmen aus Oesterreich

Italien bekunden.“

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Die Vorauszahlung von Miethszinsen an den Ver⸗ miether auf mehr als das laufende Kalenderquartal ist, soweit sie zum Nachtheil der eingetragenen Gläubiger gereicht, nach §. 31 des preußischen Eigenthumserwerbgesetzes vom 5. Mai 1872 unwirksam In Bezug auf diese Bestimmung hat das Reichsgericht, V. Civil⸗ senat, durch Urtheil vom 3. Juli 1889 ausgesprochen, daß seit dem Inkrafttreten des Gesetzes über die Zwangsvollstreckung in das un⸗ bewegliche Vermögen vom 13. Juli 1883 erst von dem Zeit⸗ vunkt an der Bekanntmachung der Beschlagnahme der Mietben von Seiten des gerichtlichen Verwalters oder des die Uebergabe des Grundstückes an den Verwalter leitenden Beamten an die Miether die Zabhblung an den Vermiether über das laufende Quartal binaus unwirksam wird. Ist beispielsweise kurz vor Ablauf des Kalender⸗Quartals die Zwangsverwaltung ein⸗ geleitet, den Miethern aber davon erst nach dem Beginn des folgenden vorschriftsmeßige Kenntniß gegeben worden, so ist die inzwischen, auch vor Ablauf des vergangenen Quartals, für das folgende Quartal er⸗ folgte Miethszahlung an den Vermiether rechtswirksam.

In Bezug auf einen Vorgang im Jahre 1883 bei der Gründung der Wiesbadener Straßenbahnen⸗Aktiengesell⸗ schaft. hat das Reichsgericht, V. Civilsenat, durch Urtheil vom 6. Juli 1889 folgenden Rechtssatz ausgesprochen: Forderungen aus fraudulösen Rechtshandlungen der Gründer beim Abschluß des Gesellschaftsvertrages können gegen die sodann förmlich konstituirte Aktiengesellschaft verfolgt werden, auch wenn die derzeitigen Aktionäre von der fraudulösen Hand⸗ lung der Gründer und ersten Aktionäre keine Kenntniß gehabt haben. Gebörten z. B. einzelne in die Aktiengesellschaft inferirten Sachen nicht den einbringenden Gründern, oder ruhten auf ihnen dingliche Rechte, so ist der Eigenthümer, bezw. der dinglich Berech⸗ tigte unbehindert, seine Anspruche gegen die Aktiengesellschaft zu ver⸗ folgen. Dasselbe muß auch von dem Anfechtungsanspruch gelten, welcher nach §. 7 des Reichs⸗Anfechtungsgesetzes vom 21. Juli 1879 den Gläubiger ermächtigt, dasjenige, was durch eine anfechtbare Handlung aus dem Vermögen seines Schuldners veräußert oder weg⸗ gegeben ist, als zu demselben gehöri dem Empfär

Statistik und Volkswirthschaft.

Lübecks Handel im Jahre 1888.

Den im Bureau der Handelskammer zu Lübeck zusammen⸗ gestellten tabellarischen Uebersichten des Lübeckischen 1 andels im Jahre 188s seien folgende Angaben entnommen:

Die Zahl der i 1888 in Lübeck angekommenen Seeschiffe betrug 2407, davon kamen 2360 Schiffe mit einem Raumgehalt von 1 351 890 chm mit Ladung und 47 Schiffe mit 27 974 cbhm Raum⸗ gebalt in Ballast; die Besatzung sämmtlicher Schiffe betrug 272 351 Mann. Von den angekommenen Schiffen führten 932 deutsche Flaggen und u. A. waren 351 Lübecker, 111 mecklenburgische, 87 preußische (exkl. Schleswig⸗Holstein) und 376 schleswig⸗ bolsteinische Schiffe; von den angekommenen ausländischen Schiffen führten u. A. die schwedische Flagge 825, die russische 398, die dänische 184, die englische 34 ꝛc. Die Zahl der aus Lübeck in 1888 abgegangenen Seeschiffe belief sich auf 2411, davon liefen 1560 mit einen Raumgehalt von 8964 chm mit Ladung und 851 von 493 824 chm Raumgehalt in Ballast aus; von den mit Ladung aus⸗ gelaufenen- Schiffen führten 801 deutsche Flaggen, 477 die schwedische, 147 die dänische, 127 die russische Flagge ꝛc.

Was den Vergleich mit den Vorjahren betrifft, so betrug, wie erwähnt, die Anzahl der angekommenen Seeschiffe in 1888 2407 mit 1 379 864 cbhm Raumgehalt; 1887 kamen an 2328 See⸗ schiffe von 1 270 856 cbm Raumgehalt, 1886 2208 Seeschiffe von 1 180 653 chm Raumgehalt, 1880 2314 Schiffe von 890 549 chm, 1875 1923 Schiffe von 700 556 cbm Raumgehalt. Die Zahl der in 1888 aus Lübeck abgegangenen Seeschiffe betrug 2411 von 1 390 297 chm Raumgehalt, 1887 liefen 2318 Schiffe von 1.265 102 cbm, 1886 2219 Schiffe von 1 191 300 chm, 1880 2328 Schiffe von 909 949 chm und 1875 1915 Seeschiffe von 697 257 cbm Raumgehalt aus.

Ueber die in Lübeck im Jahre 1888 angekommenen und abgegan⸗ genen Flußschiffe, Leichter und Flöße sind folgende summa⸗ rischen Daten mittheilenswerth: Die Gesammtzahl der angekommenen und beladenen Fahrzeuge betrug 1615 von zusammen 145 362 cbm Raumgehalt resp. 697 691 Mtr.⸗Ctr. Ladungsfähigkeit; davon kamen am Oberwasserbaum auf der Ober⸗Trave an 348 Fahrzeuge von 33 264 chm, auf der Stecknitz 209 von 17 295 cbhm, am Unterwasser⸗ baum 898 von 88 103 und auf der Wakenitz 160 Fahrzeuge von 6700 cbm Raumgehbalt; ferner kamen leer an 183 Fahrzeuge von zu⸗ ammen 19 613 chm Raumgehalt und endlich 3 Flöße von 245 Mtr.⸗Etr. Die Zahl der mit Ladung abgegangenen Fahrzeuge hetrug 480 von zusammen 43 342 cbm Raumgehalt resp. 138 427 Mtr.⸗Ctr. Ladungsfähigkeit; davon gingen ab auf der Ober⸗Trave 29 Fahrzeuge von 3110 chm, auf der Stecknitz 11 von 1100 chm, vom Unterwasserbaum 319 von 35 200 chm und auf der Wakenitz 121 Fahrzeuge von 3932 cbm Raumgehalt; ferner gingen leer ab 1322 Fahrzeuge von 121 893 cbm Raumgehalt Der Werth der gesammten Einfuhr belief sich auf 205 824 798 (1887 192 652 714 ℳ), daher 1884 + 8,34 %; davon entfallen auf die Einfuhr von der See her 69 360 797 (1887 63 272 115 ℳ) oder 33,71 % (1887 31,22 %), mit der Eisenbahn kamen für 133 224 345 (1887 126194 499 ℳ) oder 64,74 % (1887 67,20 %), per Fuhre kamen für 1 661 850 oder . 7o, mit der Post von Hamburg für 24 225 und mit Fluß⸗ sciffen 1 553 581 oder 0,75 %. Dem Gewichte nach belief sich s Einfuhr in 1888 auf 7 518 673 Mtr.⸗Ctr. Brutto (1887 Mtr.⸗Ctr. Br.), davon kamen seewärts 4 521 500 (1887 299 924) Mtr.⸗Ctr. Br. oder 60,10 % (1887 53,25 %) und land⸗ 88 182 997 173 (1887 2 897 133) Mtr.⸗Ctr. Br. oder 39,90 (1887

/0.

Die Ausfuhr Lübecks hatte im Jahre 1888 insgesammt einen

erth von 171 002 334 gegen 159 001 867 in 1887, also 1888 E das Gewicht der gesammten Ausfuhr belief sich auf

6 176 Mtr.⸗Ctr. Brutto gegen 4 231 503 Mtr.⸗Ctr. Br. in 1887. 9 der Gesammtausfuhr gingen seewärts ab 1 278 835 (1887 815 545) Mtr.⸗Ctr. Br. im Werthe von 89 467 029 (1887 8 13 847) ℳ, per Eisenbahn 3 486 286 (1887 2 948 655) Mtr.⸗Ctr. z1 im Wertbe von 80 883 461 (1887 76 605 617) ℳ, per Flußschiffe 1055 (1887 131 303) Mtr.⸗Ctr. Br. im Werthe von 651 844 (1887 952 403)

Die Zahl der deutschen Bergleute

Berug, im Jahre 1888 nach dem letzten Bericht der Knappschafts⸗ boblafbgenossenschaft 357 582 Mann, davon sind beschäftigt im Stein⸗ 8 ergbau rund 227 000, im Braunkohlenbergbau 30 000, in erenerz-metalliscen Gruben und Metallbutten 83000, im Salz⸗ 5 au und Salinen 10 000, bei anderen Mineralgewinnungen 6000. atncmechnungsfähige Lohnsumme aller dieser Arbeiter zusammen 8s 19278. Millionen Mark; hiervon entfielen auf einen Bergmann re Ilen Jahre 777 ℳ; schon ir, den einzelnen Arbeitszweigen ist 920 urchschnittslohn sehr verschieden, im Salzbergbau beträgt er 20, ℳ, in der Gruppe „Andere Mixneralgewinnungen“ 603 ℳ; der

zurückzu⸗-

8 größerer . Doch darf man es wohl als einen Beweis einer wirklichen Lohnsteigerung betrachten, daß die Durchschnittslöhne in allen Gruppen seit 1886 und 1887 gestiegen sind. 8

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Wie aus dem Regierungsbezirk Potsdam berichtet wird, war das Auftreten der großen Kiefernraupe (Thalaena bombyx pini) in einigen Revieren so gefahrdrohend, daß in dem zweiten Guartal um⸗ fangreiche Vertilgungsmaßregeln vorgenommen werden mußten, so namentlich in den Revieren Kummersdorf, Kunersdorf, Lehnin, Dipp⸗ mannsdorf, Potsdam, Rüdersdorf, Köpenick, Freienwalde, Grunewald Tegel, Falkenhagen, Schönwalde, Oranienburg, Zehdenick, Alt⸗Ruppin, Neuendorf und Himmelpfort. Die Vertilgungsmaßregeln erstreckten 1“ und erforderten 470 736 kg

ebstoff. Die Kosten beliefen sich auf 133 377 Fläcstoff, Zes Ken⸗ „oder pro Hektar

Allgemeine Obst⸗Ausstelluns in Stuttgart.

„In Stuttgart wird vom 22. bis 30. September in der städtischen Gewerbehalle eine ganz Deutschland umfassende, allgemeine Obst⸗Ausstellung in Verbindung mit dem Kongreß des Deutschen Pomologenvereins stattfidden Das Programm umfaßt nach dem „St. A. f. W.“: 1) Obit von Hochstämmen und von Formbäumen inkl. Trauben, wofür 37 verschiedene Preisaufgaben estellt sind. 2) Obstbäume, sowohl hochstämmige als Zwergbäume (17 Preis⸗ aufgaben) 3) Obsterzeugnisse (9 Preisaufgaben) 4) Maschinen und Geräthe, Obstverpackungsarten (14 Prreisaufgaben). 5) Wissenschaftliche Arbeiten (4 Preisaufgaben). 6) Gemüse (4 Preisaufgaben). Das Programm ist von Kaufmann Ferd Groß in Stuttgart kostenfrei zu beziehen, ebenso die Anmeldeformulare. Für den besten Naturwein aus Trauben und für den besten Schaum⸗ wein aus Trauben sind je 1 große silberne, 1 kleine silberne und 1 bronzene Medaille ausgesetzt. Ferner können Obstbäume auch außer Konkurrenz ausgestellt werden. Doch hat sich der Aussteller bezüglich der Stückzahl genau an das Programm zu halten. Der Anmeldetermin ist bis 31. August verlängert. Außer den von dem württembergischen Obstbauverein als Arrangdur der Ausstellung ausgesetzten Medaillen sind demselben viele und werth⸗ volle Ehrenpreise zur Verfügung gestellt. Se. Majestät der Kaiser hat einen Ehrenpreis, bestehend in einer goldenen Staatsmedaille „für die beste, von einer speziellen Angabe des Standes der betref⸗ fenden Bäume, der Höhenlage desselben und der Bodenrerhältnisse begleitete Kollektion von je 10, an Hoch⸗ und Halbstämmen von dem Aussteller erweislich selbst gezogenen Früchten von böchstens 12 Aepfel⸗ und auch Birnensorten für den Wirthschafts⸗ und Tafelgebrauch, welche sich zum Massenbau eignen“ gestiftet. Ferner sind vom Königlich preußischen Minister für Landwirth⸗ schaft ꝛc. 3 silberne und 3 bronzene Staatsmedaillen, von dem Königlich württembergischen Ministerium des Innern nach Be⸗ darf 25 bis 35 silberne Staatsmedaillen für hervorragende Leistungen in Aussicht gestellt. Weitere Ehrenpreise sind bewilligt: vom König⸗ lich baperischen Staats⸗Ministerium des Innern 200 ℳ; vom Groz⸗ herzoglich badischen Ministerium des Innern 200 ℳ; von der bape⸗ rischen Gartenbaugesellschaft München 1 silbernes Eßbesteck; vom Deutschen Pomologenverein 100 ℳ; vom Verein zur Beför⸗ derung des Gartenbaues in den preußischen Staaten 1 gol⸗ dene Vereinsmedaille; vom Gartenbaurerein für Hamburg⸗ Altona und Umgebung 1 große goldene Vereinsmedaille; von den mürttembergischen landwirthschaftlichen Bezirksvereinen Blaubeuren 50, Cannstatt 50, Leonberg 25, Riedlingen 25, Weins⸗ berg 40, Geislingen 25, Münsingen 25, Oehringen 40, Schorndorf 30, von dem Güterbesitzerverein Stuttgart 50, von den Stadtgemeinden Stuttgart 200 und Rotiweil 25 Von der Gartenbau⸗Gesellschaft Berlin wurde 1 goldene Vereinsmedaille und 1 künstlerisch ausge⸗ führtes Ehrendiplom verwilligt. Von der Verleihung des ersteren Preises macht die Gartenban⸗Gesellschaft die Lösung der Aufgabe Nr. 28 des Programms: „Für ein Sortiment von 12 Aepfel⸗ und 8 Birnensorten, die sich zur Anpflanzung an Straßen und öffentlichen Plätzen am besten eignen“ abhängig Bedingung ist, daß die Sorten aufrecht wachsen, spät blühen, auf allen Bodenarten tragen und keine Mostsorten sind. Für das Ehrendiplom ist als Aufgabe gestellt: „Die beste Verpackungsmethode und das beste Material für den Transport von Erdbeeren auf den Markt.“ Von dem fränkischen Gartenbauverein Würzburg wurden 2 silberne Medaillen in Etuis gestiftet. Außerdem hat die Stadtgemeinde Stuttgart die Theilnehmer am Kongreß auf den Abend des 24. September in den zu diesem Behuf bestimmten Stadtgarten eingeladen, wobei die Stadtgemeinde die Kosten der Beleuchtung und Musik übernimmt.

Handel und Gewerbe.

. Berlin, 25. August. (Wollbericht d. Ctrbl. f. d. Textil⸗ Ind.) In das Geschäft ist jetzt die sonst gleich nach den Wollmärkten gewöhnlich eintretende Rube eingekehrt, hervorgerufen durch die starken Verkäufe der letzten Monate und die Abwesenheit einer großen Zahl der Wollinteressenten. Einzelne kleinere Abschlüsse von mebreren hundert Centnern sind gemacht worden, wobei die alten Preise erzielt wurden; im Allgemeinen herrscht eine Stille, welche aber be⸗ unruhigende Symptome nicht in sich birgt. Die günstigen Vor⸗ bedingungen für ein auf der jetzigen Preisbasis sich fortentwickelndes Geschäft sind unverändert geblieben.

„— Der Einlösungscours für die bier in Silber zahlbaren österreichischen Coupons ist auf 171,25 für 100 Fl. er⸗ höht worden.

Die „Rhein.⸗Westf. Ztg.“ schreibt vom rheinisch⸗west⸗ fälischen Eisen, und Stahlmarkt: Der Eisenmarkt hat in der vorigen Woche seine feste Haltung bewahrt. Die Tendenz ist eine ausgesprochen steigende und die Preise sind theilweise nicht un⸗ wesentlich erhöht worden. Der Bedarf für den Herbst und Winter tritt immer energischer an den Markt heran und die bis jetzt stetig gestiegenen Preise der Brennstoffe lassen einen Rückgang sehr unwahrscheinlich erscheinen. Das Eisenerzgeschäft ist lebhaft; die Lagervorräthe im Siegerländisch⸗Nassauischen sind ziemlich stark geräumt und der Bedarf trit wieder lebhafter an den Markt, so daß die Preise im Allgemeinen fest und gegen den Vormonat höher sind. Die Anfuhr von spanischen Eisen⸗ erzen dauert in demselben Umfange fort. Luxemburger Minette ist ebenfalls gut gefragt. Das Geschäft in Roheisen ist unverändert lebhaft bei steigenden Preisen. In Spiegeleisen sind in der letzten Zeit von Amerika her wieder Nachfragen nach größeren Posten auf dem Markte; ob die Aufträge angenommen werden können, ist noch fraglich, da die Siegerländer Hochöfen ihre Produktion durch die vor einiger Zeit eingegangenen Aufträge bis zum Ende des Jahres verschlossen haben. Ueber diese Zeit hinaus lassen sich Preise nicht mit annähernder Sicherheit angeben, da die Preisverhältnisse auf dem Kohlenmarkt nicht zu übersehen sind die Preise sind in Folge dieser Umstände sehr fest und 10 12 % manganhaltiges Spiegeleisen wird im Sieger⸗ lande nicht unter 75 abgegeben. Für Puddelroheisen lassen sich auch jetzt noch keine maßgebenden Notirungen verzeichnen, da die⸗ selben sich von Auftrag zu Auftrag ändern und die Preisstellung sich nach denen für Kohlen und Koks zu richten hat. Ganz dasselbe wird aus Luxemburg berichtet. Roheisen ist daselbst derart im Steigen begriffen, daß eine Basis nicht anzugeben ist. Gießereiroheisen ist in seinen Absatzverhältnissen unver⸗ ändert geblieben. Thomaseisen geht flott, ab und auch für Bessemereisen haben sich die Verhältnisse gebessert. Das Walz⸗ eisengeschäft ist im Ganzen und Großen flott. Stabeifen ist im Inlande lebhaft gefragt und auch die Nachfrage vom Auslande wird stellenweise als gut bezeichnet. Die Werke sind mit Aufträgen reichlich versehen und können neue Bestellungen kaum noch annehmen wenn dieselben nicht auf längere Lieferfrist lauten. Die Preise

wirklich ausgezahlte Lohn schwankt natüuͤrlich noch innerhalb' viel

haben steigende Tendenz, wenngleich immer betont wird, daß dieselben mit den Roheisenpreisen nicht gleichen Schritt zu halten vermögen. 8

Das Geschäft in Bandeisen ist flott; Nachfrage und Absatz sind unverändert lebhaft und die Preise sind in Folge dessen steigend; dieselben werden sich um so besser behaupten können, als auch die süddeutsche und oberschlesische Gruppe des Verbands ihre Preise neuerdings erhöht haben. Die Grobblech⸗ walzwerke sind in angespannter Thätigkeit, was schon aus der Thatsache erhellt, daß im Juli 3000 t Schweißeisen und Flußeisen mehr versandt wurden als im Vormonate. Das Fein⸗ blechgef chäft ist lebhaft und die uns zugegangenen Notirungen sind gegen die vorigen in die Höhe gegangen. Die Preisforderungen, welche zum Theil über die vom Verbande westdeutscher Blechfabrikanten festgesetzten Mindest⸗Grundpreise hinausgehen, werden von den Ver⸗ brauchern schlank bewilligt. Im Allgemeinen binden sich die Werke an abgegebene Preise nur für kurze Zeit und verhalten sich Auf⸗ trägen mit über dieses Jahr hinausreichenden Lieferfristen gegen⸗ über durchaus ablehnend. Verhältnißmäßig am ungünstigsten ist nach wie vor das Walzdrahtgeschäft. Die Preise für Walzdraht, gezogene Dräbte und Drahtstifte decken bei der durch die enorme Preissteigerung der Koblen stattgehabten Er⸗ höhung der Roheisenpreise nicht einmal die Gestehungskosten. Durch frühere Abschlüsse sind zudem einige Fabrikanten in der Lage, billigere Preise zu stellen und üben dadurch, in Verkennung der jetzigen Markt⸗ verhältnisse, fortwährend einen Druck auf das Geschäft aus. Das⸗ selbe ist schleppend und ohne Festigkeit. Die Geschäftslage der Eisengießereien und Maschinenfabriken hat sich seit dem letzten Berichte nicht geändert. Auch die Lage der Bahnwagenfabriken ist im Großen und Ganzen dieselbe geblieben. .— Vom rheinisch⸗westfälischen Kohlenmarkt be⸗ richtet die „Köln. Volks⸗Ztg.“ unterm 25. Argust Folgendes: Auf dem Kohlenmarkt kennzeichnet sich die abgelaufene Woche durch eine auf allen Gruben äußerst angestrengte Thätigkeit. Der Absatz hat sich beständig vermehrt, und der Tages versandt auf der Eisen⸗ bahn weist gegenwärtig Zahlen auf, wie wir sie seither nur im vorigen Herbst und Winter zur Zeit des flottesten Geschäftsganges erlebt haben. In Folge dessen können die Zechen nunmehr ihren vertragsmäßigen Verpflichtungen voll und ganz entsprechen und der noch immer äußerst stürmischen Nachfrage von Seiten der Privatkundschaft und der kleineren Händler in ausgiebigerem Maße als bisher genügen. Mit Ausnahme vielleicht derjenigen Gruben, n nur sehr wenige sind, welche mit besonders ungünstigen ziellen und unterirdischen Verhältnissen zu rechnen haben, is trieb jetzt überall ein durchaus lohnender. In Koks sind Berichtswoche wiederum größere Eeschäfte erfolgt; speziell is as westliche Grenzgebiet (Luremburg⸗Lothringen⸗Frankreich) mehr in die Abschlußverhandlungen für das nächste Jahr eingetreten. 3 Die „New⸗Yorker Hdls.⸗Ztg.“ schreibt unter dem 16. August: In der allgemeinen Geschäftslage ist nichts vorgefallen, was einen nachtheiligen Einfluß hätte ausüben können; es sind weiter jene günstigen Vorbedingungen vorhanden, die ein gutes Geschäft sichern. Trotz alledem hat sich jedoch in dieser Woche nicht jener Fortschritt gezeigt, den wir seit Wochen zu beobachten Gelegenheit hatten. Geld geht auch ferner in ziemlichen Posten nach dem Westen, um zur Mobilisirung der Ernten behülflich zu sein; eine Knappheit des Geldmarktes ist indessen vorläufig nicht zu befürchten. Die letzten offiziellen Ernteberichte bestätigen die vorher mit Bezug darauf gemachten Abschätzungen, und da, wie schon erwähnt, auch sonst keine ungünstigen Veränderungen vorgekommen sind, so dürfte bald wieder ein erneuter Aufschwung des Geschäfts zu erwarten sein. 8 Wien, 26. August. Der diesjährige inter⸗ nationale Getreide⸗ Saatenmarkt, welcher von un⸗ gefähr 2500 Gästen besucht ist, wurde heute Vormittag eröffnet Die Theilnehmer wurden im Namen der Regierung von dem Sektions⸗ chef Haardt begrüßt, welcher die Erwartung aussprach, daß der Markt auch in Zukunft sicher gestellt sein würde. Der Präsident Naschauer erklärte darauf den internationalen Saatenmark für eröffnet. In dem erstatteten Erntebericht wurde für Oesterreich⸗Ungarn ein Minderertrag von 15 Mill. Hektolitern an Weizen, von 11 Mill. Hekto⸗ litern an Roggen, von 12 Millionen Hektolitern an Gerste und von 11 Millionen Hektolitern an Hafer festgestellt. Die Minister Graf Taaffe und von Bacquehem besuchten heute den Saatenmarkt und versicherten dabei, daß sie die Förderung desselben sich stets an⸗ gelegen sein lassen würden. Es wurden nur vereinzelte Geschäfte abgeschlossen, die Tendenz war in Folge des geringen Absatzes etwas schwächer, jedoch ohne wesentliche Veränderung der Preise gegen den Schluß der vorigen Woche. 27. August. (W. T. B.) Internationaler Saaten⸗ markt Der Markt war heute schwächer besucht, die Stimmung im Allgemeinen ruhig, wenig Geschäft zu fast unveränderten Sonnabend⸗ preisen Weizen und Roggen 10, Hafer 5, Mais 10 höher. Gerste in schöner Prager Qualität gesucht und um 10 höher verkauft. In Termin war vorherrschende Kauflust. Mittags wurden notirt: Weiten pr. Herbst 7,15 Br., pr Frühjahr 7,52 Gd, pr. Juli⸗August 5,30 Gd., 5,35 Br., pr August⸗September 5,30 Gd, 5,35 Br., September⸗Oktober 5,30 Gd., 5,35 Br. Hafer pr. Herbst 6,72 Gd⸗ 677 Br., pr. Frühjahr 7, Gd., 7,26 Br. Raps pr.

7,21 September 8 62 Gd., 8,87 Br. T. B.) Bei den sowohl in diesem wie im

27. August. (W. Vorjahre im Betriebe gestandenen 177 km langen Lokalb der Oesterreichischen kal⸗Eisenbahn⸗Gesell betrugen die vrovisoris ittelten Einnahmen im M

d J. 68 602 Fl. und in eit vom 1. Januar bis

1889 529 776 Fl, wäbrend die definitiven Einnahmen gleichen Periode des 74 979 Fl. bezw. 481 957 tragen haben. Die provisorisch ermittelten, oben nicht inbegriffe Einnahmen der 57 km langen Lokalbahn Hannsdorf Zi hals betrugen in der Zeit vom 1. Januar bis Ende Juli 98 537 Fl., und jene der am 16. Juli eröffneten 65 km lange bahnen Herzogenburg —Krems und Hadersdorf— Sigmundsherbe

Ende Juli d. J. 7505 Fl. (W. T. B.) An der Küste 3 Weizen⸗

London, 26. August. ladungen angeboten.

Glasgow, 26. August. (W. T. B.) Die Verschiff von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 7892 11 792 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres.

Bradford, 26. August. (W. T. B.) Wolle ruhiger eher schwächer, Garne rubig, Sktoffe flauer.

Nishnij⸗Nowgorod, 26. August. (W. T. B.) Pelz⸗ markt: Pelzwerk gut gehandelt. Bucharischer Karakul stark aus Amerika gefragt, 525 000 Felle im Verkauf, weitere 175 000 erwartet, Preis 48 63 Rubel. Eichhörnchen von London, Paris und Leipzig gefragt, zum Verkauf stehen 400 000 Felle, weitere 500 000 werden erwartet, Preis 25 Kopeken pro Paar. Amur⸗Zobel 5000 Stück verkauft zu 350 bis 480 Rubel für 40 Felle. Fast sämmtliche auf den Markt gelangte Bärenfelle sind nach dem Ausland verkauft, durchschnittlich 15 % billiger als im Vorjahre. Aus Irbit wird noch große Zufuhr erwartet. Ziegen⸗ und Schaffelle wurden zu hohen Preisen verkauft, Kalbfelle gingen zu sehr niedrigen Preisen ab, Wjatkasche zu 16 Rubel das Pud, Sspsransche bester Qualität zu 17 ½ Rubel. „Ronm, 26. August. (W. T. B.) Der „Opinione“ zufolge hat die mit der Turiner Escompte⸗Bank associirte hiesige Banca Tibernia ihre Zahlungen eingestellt.

New⸗York, 26. August. (W. T. B.)

Weizen 14 291 000 Bushels, do. an Mais 9 4

Die

Als

ungen gegen

Verkehrs⸗Anstalten.

Hamburg, 27. August. (W. T. B.) Der Postdampfer „Italia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfabhrt⸗ Aktiengesellschaft hat, von New⸗York kommend, heute früh 7 Uhr Lizard passirt

London. 26.

X 2 „Tartar 8

8. August. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer ist heute auf der Ausreise 8s Lissabon abgegangen.

8

Roggen pr. Herbst 7,10 Gd,