1889 / 204 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 28 Aug 1889 18:00:01 GMT) scan diff

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hiesigen Allerhöchsten Hofe, von Lagerheim, hat einen ihm

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Se. Excellenz der b des Königlichen Ober⸗Verwaltungsgerichts, Persius, von Tirol.

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 28. August. Se. Majestät der Kaiser und König sind, wie „W. T. B.“ aus Potsdam meldet, heute früh 7 Uhr mittels Sonderzuges von der Wild⸗ parkstation nach Küstrin abgereist, um daselbst den Festungs⸗ manövern beizuwohnen.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin empfing am Montag Mittag den Besuch Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Alexander.

Die vier ältesten Söhne Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin haben, dem „W. T. B.“ zufolge, mit dem heute Nachmittag 1 ¾ Uhr von Kassel ab⸗ gegangenen Schnellzuge die Rückreise nach Potsdam angetreten

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Der Königlich schwedisch⸗norwegische Gesandte am von seiner Regierung bewilligten Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit fungirt der Legations⸗Sekretär Gude als interimistischer Geschäftsträger.

Der hiesige Gesandte der Argentinischen Republik, Carlos Calvo, ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.

Der General⸗Lieutenant von Kaltenborn⸗Stachau, Commandeur der 2. Garde⸗Infanterie⸗Division, hat sich zur Beiwohnung der Brigade⸗Manöver der 3. und 4. Garde⸗ Infanterie⸗Brigade in das Gelände bei Schwiebus und Stern⸗ berg begeben.

Der kommandirende Admiral Freiherr von der Goltz hat sich gestern zu Inspizirungen nach Wilhelmshaven und Kiel begeben. 4

Münster, 27. August. Der Ober⸗ Bürgermeister Windthorst hat durch Straßenanschlag und die in Münster erscheinenden Zeitungen nachstehende Bekanntmachung veröffentlicht: 1

Se. Majestät der Kaiser und König und Ihre Majestät die Kaiserin und Königin haben mich zu beauftragen geruht, zur öffent⸗ lichen Kenntniß zu bringen, wie entzückt Allerhöchstdieselben seien von dem Ihnen gestern hier bereiteten Empfange.

Ihre Majestäten sprachen wiederholt Ihre Anerkennung aus sowohl über die würdige Haltung, die aufrichtige Herzlichkeit und Begeisterung der Bevölkerung, als über den reichen, geschmackvollen Schmuck, welchen die Stadt angelegt, und insbesondere über die glänzende, wirkungsvolle Illumination, welche in ihrer eigenartigen Schönheit und Pracht alle Erwartungen übertroffen habe.

Des Kaisers Majestät haben mir weiter den ausdrücklichen Be⸗ fehl ertheilt, allgemein bekannt zu geben. wie wohlthuend Allerhöchst⸗ dieselben berührt worden seien von den Worten, welche die städtische Vertretung beim Einzuge an Ihre Majestäten zu richten die

Ehre hatte. 1 Mit mir werden alle Bewohner Münsters von diesen Aller⸗

gnädigsten Kundgebungen sich umsomehr beglückt fühlen, als wir uns bewußt sind, durch die im Namen der Stadt gehaltene Ansprache nur der innersten Gesinnung und wahren Meinung der hiesigen Bevölkerung Ausdruck gegeben zu haben.

Hoch lebe unser erbabenes Kaiserpaar!

Württemberg. Friedrichshafen, 26. August. Am Sonnabend Abend trafen auf Einladung Ihrer Majestäten des Königs und der Königin Se. Königliche Hoheit der Herzog Albrecht von Württemberg und Se. Hoheit der Prinz Ernst zu Sachsen⸗Weimar hier ein und nahmen im Schlosse Quartier. Höchstdieselben begaben sich am Sonntag Vormittag nach Villa Seefeld mit dem Extraschiff, welches bestimmt war, Ihre Königlichen Hoheiten die Fraun Prinzessin Catharina, den Prinzen unddie Prinzessin Wilhelm nebst Prinzessin Pauline sowie die zur Zeit auf Besuch in der Villa Seefeld weilende Gräfin Elisabeth Wald⸗ burg⸗Wurzach abzuholen. Die Herrschaften nahmen bei Ihren Majestäten das Diner ein und kehrten Nachmittags mit dem⸗ selben Schiff nach Villa Seefeld zurück, wiederum begleitet von dem Herzog Albrecht und dem Prinzen Ernst zu Sachsen⸗ Weimar, welche sodann Abends über Friedrichshafen nach Stuttgart beziehungsweise Ludwigsburg abreisten. Heute ist der Staats⸗Minister Freiherr von Mittnacht nebst Ge⸗ mahlin mit einer Einladung zum Diner beehrt worden.

(St.⸗A. f. W.) Wie seit Kurzem in der preußischen Armee, so werden nach einer Bestimmung Sr. Majestät des Königs auch bei den württembergischen Truppen die wirklichen Feldwebel und Wachtmeister sowie die in deren Range stehenden Dirigenten der Regiments⸗ ꝛc. Mufiken ein besonderes Abzeichen zur Unterscheidung von den bisher die gleiche Gradauszeichnung führenden Vize⸗ Feldwebeln erhalten. Dieses besondere Abzeichen besteht in einer schmalen goldenen bezw. silbernen Borte, welche auf dem Waffenrock ꝛc. oberhalb des Aufschlags getragen wird.

Baden. Karlsruhe, 27. August. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Großherzog ist auf der Mainau eingetroffken. Das Befinden Sr. Königlichen Hoheit des Erbgroßherzogs hat sich während seines Aufenthalts in Badenweiler wesentlich gebessert.

Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 27. August. Se. Königliche Hoheit der Großherzog und Ihre Kaiserliche Hoheit die Großherzogin sind von ihrer Reise nach St. deneshahs zurückgekehrt und haben bis auf Weiteres in dem agdhause Ihrer Kaiserlichen Hoheit, Gelbensande, Auf⸗ enthalt genommen. Dort weilen auch der Erbgroß⸗ herzog, Königliche Hoheit, und die Herzogin Cäcilie, Hoheit, während die Herzogin Alexandrine, Hoheit noch ihre Kur in Homburg v. d. Höhe fortsetzt. Gestern hat Se. Königliche Hoheit der Großherzog das Großherzogliche Füsilier⸗Regiment Nr. 90, das zur Zeit bei Rostock vereinigt ist, und heute das Großherzogliche Grenadier⸗Regiment Nr. 89, das bei Güstrow exerziert, besichtigt.

Braunschweig. Braunschweig, 27. August. (K.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Regent des Herzogthums Braunschweig, reiste am Montag von Kiel nach Flensburg, kam Nachmittags in Hamburg an und besuchte heute die dortige Ausstellung. Heute Nachmittags

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Wirkliche Geheime Rath und Präsident

traf Se. wieder ein. General⸗Major von Winterfeld, meister von Seydewitz und der persönliche Ad⸗ jutant Graf von Bismarck⸗Bohlen. Bald nach Ankunft Höchstdesselben fand im Schlosse ein Diner statt, an dem der General⸗Hof⸗Intendant Freiherr von Löhneysen, welcher Mittags hier eingetroffen war, der General⸗Major von Winter⸗ feld, der Schloßhauptmann von der Mülbe, der persönliche Adjutant Major von Mitzlaff, die Flügel⸗Adjutanten Ritt⸗ meister von Seydewitz und von Krosigk Theil nahmen. Mit dem fahrplanmäßigen Zuge um 6 Uhr 24 Minuten reiste der Regent dann mit den zur Tafel geladen gewesenen Herren nach Blankenburg ab. Von Halberstadt aus wurde ein Sonderzug benutzt und erfolgte die Ankunft in Blankenburg um 9 Uhr 35 Minuten. Der Kammerjunker Cramer von Clausbruch reiste Nachmittags nach Blankenburg ab, woselbst der Vize⸗Ober⸗Stallmeister Freiherr von Girsewald bereits ein⸗ getroffen ist.

Elsaß⸗Lothringen. Metz, 25. August. Der Wortlaut der Stiftungsurkunde, welche in den Grundstein des Kaiser⸗Wilhelm⸗Denkmals zu Metz eingeschlossen wurde, lautet nach der „Landes⸗Zeitung für Elsaß⸗Lothringen“, wie olgt: gs. Jahre des Herrn Eintausend achthundert und neun und achtzig am dreiundzwanzigsten August hat der Allerdurchlauchtigste Herr und Fürst Wilhelm der Zweite Deutscher Kaiser und König von Preußen ꝛc. mit Seiner hohen Gemahlin der Allerdurch⸗ lauchtigsten Kaiserin und Königin Augusta Victorig den Grundstein zu diesem Denkmale Seiner Majestät des Kaisers Wilhelm des Ersten, seines glorreichen Herrn Großvaters gesegneten Angedenkers, feierlich gelegt, diese Urkunde Allerhöchstselbst unterzeichnet und hier mit eigener Hand eingemzuert. Errichtet wird dieses Denkmal zur Ehre des großen Kaises welcher das deutsche Vaterland unter seinem ruhm⸗ reichen Scepter geeinigt, demselben diese Lande wiedererworben und nach schweren siegreichen Kriegen den Frieden seines Reichs und der Welt mit starker Hand behütet und geschirmt hat, ein Vater seines Volkes, durch weise und gerechte Gesetze ein Förderer der dauernden Wohlfahrt seiner Unterthanen in vnablässiger treuer und wirksamer Fürsorge, bis nach einem reichgesegneten Leben Gott der Herr ihn im einundneunzigsten Jahre seines Alters zu sich abberufen hat, beklast und verehrt von den deutschen Fürsten, von seinem treuen Heere und von dem ganzen deutschen Volke. D

zum Zeugniß ist dieses Denkmal cuf Anregung deutscher Männer, welche zur Leitung des Unternehmens gewählt haben

Königliche Hoheit in der hiesigen Residenz Im Gefolge 88 befanden sich: Flügel⸗Adjutant Ritt⸗

den Beiirks⸗ Präsidenten für Lothringen, Hans von Hammerstein, den Bürgermeister der Stadt Metz, Alexander Halm, den praktischen Arzt Dr. C. Braun, den Bankdirektor L. Lazard, sämmtlich zu Metz, den Amtsgerichts⸗ Rath R. Syffert zu Diedenhofen, den Bürgermeister R. Hein zu Finstingen, den Oberförster F. Grimmel zu St. Avold und Ändere mehr, entworfen und ausgeführt von dem Bildhauer Ferdinand ron Miller aus Muͤnchen zu der Zeit, da Fürst Chlodwig von Hohenlohe⸗Schillingsfürst Stattbalter in Elsaß⸗Lothringen und der Eeneral der Infanter'e Rudeolf von Oppeln-Bronikowski Gouverneur der Festung Metz waren. Die Mittel zur Errichtung dieses Denkmals sind durch freiwillige Gaben aus Lothringen und aus allen Kreisen des ganzen deutschen Volkes beschafft worden, gesammelt von Städten und Dörfern, von Einzelnen und von zahlreichen Vereinen und Genossenschaften, von Militär⸗ und Civilpersonen jedes Standes, alle beseelt von dem einen Gedanken, ihrem entschlafenen großen Kaiser treue Liebe und dankbare Verehrung zu erweisen. 2

Ueber den Empfang der Deputation aus dem Land⸗ kreise Metz berichtet die genannte Zeitung: Die Vorstellung fand durch den Kreisdirektor Gundlach statt. Die Deputation bestand aus den Herren: Marchal aus Lorry und Pierret aus Woippy als Vertreter des 1. Kantons Metz; Méa aus Dornot und Camus aus Gorze für den Kanton Gorze; de Verneuil aus Fleury und Lorrain aus Goin für den Kanton Verny; Sidot aus Servigny und François aus Colligny für den Kanton Pange; Pallez aus Rugy und Lorrain aus Antilly für den Kanton Vigy. .“

Hr. Marchal aus Lorry begrüßte die Majestäten mit folgender Anrede:

„Majestät! Im Namen der Deputationen der fünf Kantone des Landkreises Metz heiße ich Se. Majestät den Kaiser und Ibre Majestät die Kaiserin herzlich willkommen und drücke den tief⸗ gefühlten Dank aus für die Ehre, die uns heute zu Theil wird. Wir benutzen die Anwesenheit Ew. Majestäten in unserem theuren Lothringen, um Allerhöchstdenselben unsere Treue und Ergebenheit zu versichern. Wir hoffen, daß unser erlauchter Herrscher alle Kräfte aufbieten werde, um den Frieden auf⸗ recht zu erhalten, der für den Ackerbau und den Wohlstand des Landes eine Lrbensfrage ist. Gott erhalte Ew. Maäjestäten, sowie der ganzen Kaiserlichen Familie eine blühende Gesundheit und gebe Aller⸗ höchstdenselben lange und glückliche Tage. Zum Andenken an die Reise Ew. Majestäten nach der Hauptstadt Lothringens erbitten wir uns die Erlaubniß, unseren geliebten Herrschern durch Vermittelung der hier anwesenden jungen Leute einige Erzeugnisse des einheimischen Ackerbaues und einiges Obst aus den Gärten des Metzer Landes zum Zeichen unserer Treue und Dankbarkeit Allerunterthänigst darzubieten.“

Der Bezirks⸗Präsident Freiherr von Hammerstein stellte alsdann noch verschiedene Personen, welche die Deputation begleiteten, den Kaiserlichen Majestäten vor. Hr. Marchal (Sohn) aus Lorry trug ein Bündel Gerste und Frl. Pierret aus Woippy präsentirte einen Korb mit Mirabellen; Hr. Emil Henriot von dem Pachtgute de la Hauton⸗ nerie bei Louvigny trug Hafer und Frl. Lorrain aus Goin einen Korb mit Birnen; Hr. Sidot (Sohn) aus Silbernachen präsentirte Korn, François (Sohn) aus Colligny Roggen, Frl. Pallez aus Rugy Aprikosen und Lorrain aus Antilly Pfirsiche. Hr. Mea (Sohn) aus Dornot trug einen mit Trauben gefüllten, prächtig ausgestatteten Korb des Frl. Philippot aus Ars a. d. Mosel, welche Ihrer Majestät der Kaiserin einen prachtvollen Blumenstrauß darbot und folgende Ansprache hielt:

„Allergnädigste Herrscherin! Es ist mit einem Gefühl großen Glücks und wohlberechtigten Stolzes, daß ich Ew. Majestät hier im Namen des Kantons Gorze beglückwünsche. Wir danken Allerhöchst⸗ derselben für die große Ehre, die uns heute beschieden; der 23. August 1889 wird fernerhin mit goldenen Schriftzügen in der Geschichte der Stadt Metz und ihrer Umgebung eingeschrieben bleiben. Um unserer Anhänglichkeit und Treue für die durchlauchtigste Person Ew. Majestät durch ein äußeres Zeichen Ausdruck zu verleihen, bitten wir unsere Allergnädigste Kaisermmn, diese Früchte aus unserem lieben Metzer Land huldvollst entgegenzunehmen.“

Ihre Majestät dankte aufs Freundlichste für diese Auf⸗ merksamkeit und hatte für einen Jeden ein liebevolles, wohl⸗ wollendes Wort. Se. Majestät der Kaiser beantwortete seiner⸗ seits die Ansprache des Herrn Marchal mit der Versicherung, er werde sein Mögliches thun, damit der Frieden, den er immer geliebt, unserem Lande erhalten bleibe, und indem er dankte für die von der Deputation an den Tag gelegten Ge⸗ sinnungen. Der Kaiser erkundigte sich hierauf über den Aus⸗ fall der diesjährigen Ernte, den Stand der Weinberge und ob man mit dem Endresultat des Jahres zufrieden sei. Se.

Majestät hatte dann noch ein freundliches Wort für einen Jeden im Einzelnen und die Deputation wurde entlassen. Ent⸗ zückt über die Freundlichkeit unseres Herrscherpaares und von der bestrickenden Anmuth der Kaiserin im höchsten Grade ein⸗ genommen, schieden sie mit dem Gefühle, daß es für sie ein höchst glücklicher Tag gewesen.

Der Bürgermeister von Metz hat gestern Folgendes bekannt gegeben:

„Se. Majestät der Kaiser haben mich beauftragt, den Bewohnern der Stadt Metz Seinen Dank und den Dank Ihrer Majestät der Kaiserin für die Allerhöchstihnen gestern hier bereitete herzliche und schöne Aufnahme auszusprechen. Indem ich diesem Allerhöchsten Auf⸗ trage freudigst nachkomme, gebe ich zugleich bekannt, daß Se. Majestät durch das Ober⸗Hofmarschallamt mir die Summe von 2000 für die Armen der Stadt Metz haben übermitteln lassen und daß über die Verwendung dieses Allerhöchsten Geschenks binnen kürzester Frist weitere Mittheilung ergehen wird.“ 1“

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 28. August. (W. T. B.) Das „Fremdenblatt“ versichert auf das Bestimmteste, daß die von panslavistischer Seite verbreiteten tendenziösen Meldungen, denen zufolge von österreichischen Offizieren begleitete Kanonen von Wien nach Bulgarien gesandt worden vären, vollkommen erdichtet seien. Es befinde sich kein öster⸗ reichischer Offizier in irgend einer bulgarischen Festung zur Ueberwachung der Befestigungsarbeiten, ebenso wenig werde an ein eventuelles Kommando der bulgarischen Armee durch österreichische Offiziere gedacht. Wenn Bulgarien früher seine Gewehre aus Rußland bezogen habe und jetzt anders woher desee so könne man dagegen keine berechtigten Einwendungen erheben.

Prag, 27. August. (W. T. B.) Der böhmische akademische Leseverein ist durch behördliche Anordnung aufgelöst worden. Als Grund der Auflösung wird von dem Organ der Jung⸗Czechen „Narodni Listy“ das Verhalten der Vereinsdeputation auf dem Studenten⸗Kongresse in Paris angegeben.

Budapest, 27. August. (W. T. B.) Heute Vormittag fuhren die Minister und Notabilitäten bei dem Schah von Persien vor und gaben ihre Karten ab. Dieser besuchte hierauf die Akademie der Wissenschaften, woselbst er von dem Professor Vambéry in persischer Sprache begrüßt wurde, und sodann das National⸗Museum. Später unternahm der Schah in Begleitung des Erzherzogs Joseph eine Dampfschiffahrt nach der Margaretheninsel, besuchte Abends mit dem Erzherzog Joseph die Gala⸗Oper und kehrte nach Schluß derselben in das Hotel „Königin von England“ zurück.

Nach einer Mittheilung der „Ungarischen Post“ hätte sich der Zustand des Grafen Julius Andrassy gebessert und die Kräfte derart zugenommen, daß der Graf täglich Ausflüge zu Schiff unternimmt.

Großbritannien und Irland. London, 27. August. (W. T. B.) Der Erbgroßberzog von Hessen ist heute nach Schloß Balmoral zum Besuche der Königin gereist, deren Ankunft aus Wales morgen daselbst erwartet wird.

In der heutigen Sitzung des Oberhauses erklärte der Staatssekretär für Indien, Viscount Croß: England habe nicht die geringste Absicht, Kaschmir zu annektiren.

Der Ausstand der Dockarbeiter gewinnt mit jedem Tage größere Ausdehnung. Die „Allg. Cerr.“ berichtet darüber:

Auch die Kohlenträger und Gasarbeiter haben sich der Bewegung angeschlossen. Einer ungefähren Schätzung nach haben nördlich von der Themse zwischen 3000 und 4000 Koblenträger die Arbeit ein⸗ gestellt, und es sind Anzeichen vorhanden, daß diese Zahl sich wesent⸗ lich vergrößern wird. Die Strikebewegung steckt auch andere Gewerke on, welche mit dem Ausstande der Dock⸗ und Werftarbeiter gar nichts gemein haben; in Folge dessen erließen die strikenden Dockarbeiter ein Manmifest an alle Londoner Gewerke, worin diese ersucht werden, von weiteren Arbeitseinstellungen abzustehen. Obendrein sind zahlreiche Fabriken durch den Massen⸗ strike zur Unthätigkeit verdammt, da es ihnen entweder an Kohlen oder Material zum Betrieb mangelt. Viele Biscuit⸗ und Konserven⸗ fabriken feiern, weil weder Mehl noch Obst ausgeladen werden können. Das Tbeeschiff „Glenogle“ wurde am Sonnabend von den Commis der Handlungshäuser, für welche der Thee bestimmt war, ausgeladen. Ganze Schiffsladungen von Obst und Fleisch verfaulen. Bis⸗ lang ist das Verbalten der Strikenden ordentlich und friedlich gewesen, und in Folge des Taktes und der Umsicht der unter städtischer Verwaltung stehenden Citv⸗Pelizei sind Reibungen vermieden worden; es ist jedoch für wünschenswerth erachtet worden, militärische Vorsichtsmaßregeln zur Unterdrückung etwaiger Ausschreitungen zu treffen. Die Noth unter den strikenden Arbeitern ist groß und dürfte noch schlimmer werden, falls dem Snike nicht bald ein Ende gesetzt wird. Die Mittel, über welche die Führer des Strikes verfügen, sind nicht groß; es sollen für den Unterhalt der Strikenden bis jetzt nur 3000 Pfd. Sterl. eingegangen sein. Inzwischen zahlen die beschäftigungslosen Arbeiter keine Wohnungsmiethe und darben dabei. Die Dockgesellschaften ibrerseits stellen sich auf den Standpunkt des „non possumus“. Die Docks, so erklärte der Vorsitzende des London & India Docks⸗Ausschusses, hätten sich seit Jahren nicht bezahlt gemacht. Kaum sei es besser geworden, so drohe der Strike die Hoffnungen der Aktionäre auf Ver⸗ zinsung ihres Kapitals zu nichte zu machen. Der Strike werde London als Hafenplatz dauernd schädigen. Es sei schon jetzt al⸗ theurer Hafen verschrien. Gestern ging das Gerücht, daß die Dock⸗ verwaltungen geneigt seien, den Arbeitern Zugeständnisse zu machen, und heute sollen aufs Neue Unterhandlungen für die Beilegung des Ausstandes beginnen.

Die „Londoner Presse“ steht dem Strike der Dockarbeiter

durchgängig sympathisch gegenüber, und kein einzges Blan hehauptet, daß ihre Forderungen unvernünftig seien. Ibt bisheriges maßvolles Auftreten bat zu diesem unleugbaren Wohlwollen der öffentlichen Meinung nicht unwesentlich bei⸗ getragen. Die „Times“ hebt hervor, daß die meisten Rhedee gleichfalls der Meinung seien., die Dockgesellschaften sollten jetzt, wo sich die Zeiten gebessert haben. gegen ihre Angestellten etwas lideraler sein. „Es möge schiedsgerichtlich festgestellt werden’, „e schreibt sie, „ob die Dockgesellschaften sich wirklich jetzt so schlecht stehen, daß den Löhnen nicht noch eine Kleinigkeit zugelegt werden kann, und ob das Unternehmersystem so unzertrennlich von der Arbeit in den Docks ist, das es nicht durch ein besseres ersetzt werden dürfte. Die „Daily News“, welche gleichfalls auf ein Schiedsgericht dringt, bezeugt ihre Achtung vor der im Hyde Park abgehaltenen Volksversammlung und dem Eintreten aller Hafenarbeiter für ihre gedrückten Genossen, „Einem solchen Schritte follte man in einem Lande, welches so br⸗ auf sein Christenthum hält, nicht mit einem bloßen spöttischen Lächeln begegnen. Mittlerweile sind die Wirkungen des Strikes, e gut sie auch schließlich sein mögen, beklagenswerth.“ Aehnlich äußer

sich die übrigen Blätter. Im „W. T. B.“ sind über den Verlauf des Strikes

folgende neueren Nachrichten eingegangen: 2

Die Vertreter der strikenden Dockarbeiter hatten beute ein, Konferenz mit den Mitgliedern des Direktionsrathes der Londont⸗ und „East India“⸗Docks. 8

fast

Der Direktionsrath lehnte d.

Lothringen“ in folgendem Artikel beleuchtet:

Invaliditäts⸗ 8 den Zweck verfolgen, den Millionen durch dieses Gesetz ver⸗ icherter Personen das Verständniß desselben zu erleichtera, ist auch

1. April 1891

Anspruch auf eine erbeblich als selbständiger solcher die bis dahin für ihn obligatorische Versicherung freiwillig

Forderungen der Strikenden betreffs einer Lohnerhöhun 8 8 5 2 24 d 7 E 9 bis auf 6 Pence für die Stunde mit einem Minimallohn von

für den Tag und Abschaffung des Systems der Arbeits⸗

In Clonakilty endete gestern die gerichtliche Verhandlung gegen die trischen 1“ William O'Brien und J. Gilhooly nach mehrtägiger Dauer mit einem Schuldigspruch. O'Brien und Gilhooly waren auf Grund des Zwangsgesetzes angeklagt, die Pächter des Grundbesitzers Smith Barry zur Verweigerung der Pachtzinszahlung aufgewiegelt zu haben. O'Brien wurde zu 2 Monaten und Gilhooly zu 6 Wochen Gefängniß ohne harte Arbeit verurtheilt. Nach Verbüßung ihrer Haft werden O'Brien und Gilhooly Bürgschaft für ihr gutes Verhalten während der nächsten 12 Monate zu stellen haben, widrigenfalls sie 3 bezw. 2 Monate länger im Gefängniß zuzubringen haben. O'Brien lehnte es ab, die Berufung gegen das Strafurtheil einzulegen und wurde nach dem Ge⸗ fängniß in Cork abgeführt. Gilhooly wurde gegen Kautionsstellung auf freien Fuß gesetzt, da er gegen das Ur⸗ theil zu appelliren beabsichtigt.

Frankreich. Paris, 27. August. (Köln. Ztg.) Der Rath der Ehrenlegion hat in seiner S90h ent⸗ schieden, daß gemäß dem Dekret von 1852 Boulanger und Dillon aller Rechte und Ehren ihres Grades entkleidet sind.

Die boulangistischen Blätter veröffentlichen ein Manifest Boulanger's an die Wähler des Seine⸗Depar⸗ tements. Der General legt ihnen die Kandidatenliste für die nächsten Wahlen vor, verlangt die Verfassungsrevision durch eine konstituirende Versammlung, welche aus dem all⸗ gemeinen Stimmrecht hervorzugehen habe, und die Abschaffung des Senats, der darch seine Unehren⸗ haftigkeit gebrandmarkt sei. Die zu erwählende Kammer werde weder eine gesetzgebende Versammlung sein, noch eine konstituirende, ihr einziges Mandat bestehe darin, der Willkür⸗ herrschaft Trotz zu bieten. Die vorgeschlagenen Kandidaten sind alle Boulangisten, mit Ausnahme des für den 8. Kkeis, welcher Bonapartist ist. Unter den Bewerbern sind Naquet, alle boulangistischen Abgeordneten und Journalisten, Rochefort, Mermeix von der „Cocarde“, Lucien Nicot von der „France“, Massard, Roche u. a., ferner mehrere der wegen Betheiligung an boulangistischen Umtrieben entlassenen Beamten, General Thibaudin ꝛc. Boulanger selbst tritt im 2. Wahlkreise Mont⸗ martre auf.

28. August. (W. T. B.) Eine im Cirkus Fernando abgehaltene, von etwa 5000 Personen besuchte Versamm⸗ lung, in welcher Laguerre als Ankläger gegen die Re⸗ gierung auftrat und in langer Rede sich über das Urtheil des obersten Staatsgerichtshofes aus sprach, be⸗ schloß eine Tagesordnung zu Gunsten Boulanger'’s. An den Eingängen zum Saale drängte sich eine lärmende Menge und warf mit Steinen nach den Polizeibeamten. Die Stadtgarde zu Pferde war genöthigt einzuschreiten und nahm zahlreiche Verhaftungen vor.

Italien. Rom, 28. August. (W. T. B.) Wie mehrere Blätter melden, hat der verhaftete Arbeiter Frattini ein⸗ geistanden, die Bombe auf dem Colonna⸗-⸗Platz ge⸗ worfen zu haben. Zwei der Mitschuld dringend verdächtige Personen sind gleichfalls verhaftet worden.

Türkei. Nach Berichten des „W. T. B.“ aus Kreta über Athen, vom 27. August, soll die Pforte den Abbruch der Unterhandlungen zwischen der Kommission der Aufständischen und Schakir Pascha angeordnet haben.

Rumänien. Bukarest, 27. August. (W. T. B.) An⸗ läßlich des Geburtstages des Thronfolgers begab sich heute der Kommandant des 3. Linien⸗Regiments, in welchem der Thronfolger dient, an der Spitze sämmtlicher Offiziere des Regiments nach Sinaia, um dem König und dem Thronfolger Glückwünsche zu überbringen. Bei dem Diner brachte der König den Toast auf das Wohl des Thronfolgers aus. Der „Monitorul“ veröffentlicht ein Gesetz, betreffend die Errichtung einer höheren Kriegs⸗ schule zur Heranbildung von Generalstabs⸗Offizieren.

8 Dänemark. Kopenhagen, 27. August. (W. T. B.) Der Kronprinz Constantin von Griechenland ist heute Abend 7 Uhr 40 Minuten hier eingetroffen und hat nach kurzem Aufenthalt die Weiterreise nach Fredensborg angetreten.

28. August. (W. T. B.) Der König wird morgen der „Dershawa“, mit welcher die russische Kaiser⸗ familie hier eintrifft, entgegenfahren.

Alsien. Afghanistan. Der Aufstand in Badakshan ist, einem Telegramm der „Times“ aus Kalkutta vom 25. d. M. zufolge, völlig unterdrückt. Der Emir hält die Provinz mit 6 Infanterie⸗ und 2 Kavallerie⸗Reagimentern sowie einer Batterie Artillerie besetzt. Die Mirs sind geflohen und die Autorität des Emirs wird überall wieder anerkannt.

Zeitungsstimmen.

Die Vortheile der Invaliditäts⸗ und Altersversicherung werden von der „Landes⸗Zeitung für Elsaß⸗

„Unter den verschiedenen erläuternden Schriften, welche über das und Altersversicherungsgesetz bereits erschienen sind

ein von den Reichstags⸗Abgeordneten Gebhard und Geibel heraus⸗

gegebener „Führer durch das Invalzditäts⸗ und Altersversicherungs⸗ gesetz“ hervorzuheben Hersicherung namentlich, halts

wirken. In eine n Schlußabschnitt wird der Lebensgang eines eutschen Arbeiters geschildert, wie er sich, auch unter wenig günstigen äußeren Verhältnissen,

Das 172 Seiten umfassende Buch bezweckt durch eine gemeinverständliche Darstellung des In⸗ des Gesetzes auf die weitesten Volkskreise belehrend einzu⸗

. n, durch die Wirkungen des Gesetzes n wird. Friedrich Adalbert Schulze tritt am d. 1 in Braunschweig bei einem Schlosser in die Lehre.

beendigter Lehrzeit wandert er in Deutschland herum, wird

ünffig gestalten

krank, zeitweili ü llitärpfli zeitweilig arbeitslos, er genügt seiner Militärpflicht und gebt dann als Maschinenschlosser auf einem Schiff nach Ost Asien.

Nach

4 welches nun von dem Rechte Gebrauch macht, die düüstgezahlten Beiträge zurückeufordern. Dies erweist sich jedoch als S enn die Frau wird nach einiger Zeit invalid und würde zer bei kurzer Fortsetzung der Versicherung aus eigenen Beiträgen Rente gehabt haben. Schulze hat sich Schlossermeister niedergelassen und setzt

ort. Er wird zeitweilig Invalide und erhält eine vorübergehende

Rente, welche auf Grund seiner 21 Quittungskarten mit 196 88

jährlich berechnet wird. Später ist er wieder arbeitsfähig, hat jedoch am 1. Juli 1925 das Unglück, überfahren zu werden. Er kommt mit dem Leben davon, wird aber dauernd Invalide und beansprucht nun seine Rente, die in den verschiedenen Instanzen verschieden be⸗ messen und endlich auf jährlich 22 92 festgesetzt wird, die er bis zu seinem am 20. Juli 1940 erfolgenden Tode bezieht. Ein kleiner Erwerb ist ihm dabei als Nebenverdienst geblieben. Weiter erfahren wir über Schulze aus dem Buch noch Folgendes:

„Wie wichtig die Rente für ihn und die Seinigen nach Lage der Verhältnisse war, wieviel größer das Ungemach der Familie Schulze gewesen wäre, wenn ihm dieselbe gefehlt hätte, wieviel weniger er im Stande gewesen wäre, mit seiner siechen Frau, welche durch Näharbeiten nur wenig verdienen konnte, zu leben, ohne darben zu müssen, und wieviel schwerer er es gehabt hätte, seine beiden Söhne so weit zu bringen, daß sie jetzt als Handwerker ihr Brot selbst zu verdienen im Stande sind, das bedarf keiner weiteren Ausführung. Seine Frau starb 1935. Der älteste Sohn hatte sich, 26 Jahre alt, eben selbständig gemacht und verheirathet. Bei ihm verbrachte Schulle die letzten fünf Jahre seines Lebens, ohne das drückende Gefühl haben zu müffen, seinen Kindern zur Last zu leben und ihnen die Gründung des eigenen Haus⸗ standes und die Erlangung eigenen, bescheidenen Wohlstandes durch die Bürde der Sorze für einen erwerbsunfähigen und vielfacher Pflege bedürftigen Vater zu erschweren. Er selbst hatte zwar nicht das erreicht, was er im Besitze guter gewerblicher Kenntnisse und beseelt vom besten Willen erreichen zu können gehofft hatte; aber er war doch trotz der erlittenen schweren Schicksalsschläge bewahrt geblieben vor der äußersten Noth. Bewahrt hatte ihn aber davor die gesetz⸗ liche Invaliditäts⸗ und Altersversicherung;! Der Segen derselben zeigte sich zu der Zeit, von der wir schreiben, jährlich an Hundert⸗ tausenden von Fällen im Deutschen Reiche; er war für jeden klar, der. sein Auge nicht absichtlich der Wahrnehmung der wohlthätigen Wirkungen des Gesetzes, betreffend die Invaliditäts⸗- und Alters⸗ versicherung vom 22. Juni 1889, verschließen wollte. Leute solcher Art sollen ja wohl ein halbes Jahrhundert früher und noch un⸗ mittelbar vor dem Inkrafttreten des Gesetzes vorgekommen sein unser Friedrich Adalbert Schulze erinnerte sich noch in seinen späten Lebenstagen, daß er in seiner Jugend abfällige Urtheile über dasselbe gehört und oft vernommen hatte, daß solche besonders in Zeitungen häufig zu lesen gewesen wären —, aber jetzt, zu der Zeit, von der wir erzählen, der Zeit des Todes von Friedrich Adalbert Schulze, kann man sich kaum vorstellen, daß es je solche Leute ge⸗

Die Verfasser des Buches greifen damit der Ansicht der Nach⸗ welt um 50 Jahre vor. Wir meinen, daß es einer so langen Frist kaum bedürfen wird, um die Unentdehrlichkeit sowohl wie den Segen jenes Gesetzes Jedermann hinlänglich klar und deutlich gemacht zu haben. Ebenso wie schon heute nach fünf Jahren Niemand das Krankenversicherungsgesetz entbehren möchte, so wird auch die In⸗ validitäts⸗ und Altersversicherung in längstens zehn Jahren als ein hohes Gut unserer arbeitenden Volksklassen und damit der ganzen Nation allgemein erkannt und geschätzt werden.“ 8 Ddie sozialdemokratische „Volkstribüne“ brachte jüngst einen Artikel, in welchem sie einen zur „Erkenntniß“ seiner Klassenlage „erwachten Arbeiter“ sich über Strikes folgender⸗ maßen aussprechen läßt:

.„Wollt ihr (die Unternehmer) nicht gutwillig mir mein Recht, meine berechtigten Ansprüche gewähren, so muß ich jeden mir gesetz⸗ lich erlaubten Zwang anwenden. Mit kurzen Worten, ich muß die Arbeit einstellen, ich muß striken. Unterliege ich dabei, was sehr leicht möglich ist so muß ich wieder und immer wieder striken. Nicht, weil ich glaube, in den fortgesetzt wieder⸗ holten Strikes euch auf einmal zu besiegen, nein, ich fürchte, ich werde in jedem folgenden Strike auch wieder unterliegen. Aber ich werde durch dieses fortgesetzte Beun⸗ ruhigen eures Geschäftsbetriebes, durch das wiederholte Unterbrechen eurer Berechnungen, durch die empfindlichen Verluste, die ich euch da⸗ durch bereite, euch so schädigen, daß ihr es vorzieht, mir meine gute Forderung auf auskömmlichen Unterhalt und auf das Mehr an Be⸗ aglichkeit des Lebens, auf das ich auch Anspruch mache, zu gewähren, um die Beunruhigung los zu werden.“

Hierzu bemerkt die „Deutsche volkswirthschaftliche Correspondenz“:

.Nach sozialdemokratischer Auffassung bezwecken also Strikes

keineswegs eine direkte Verbesserung der wirthschaftlichen Lage der Strikenden durch Erzwingung günstigerer Lohnbedingungen. Man weiß vielmehr, daß man nicht nur in dem ersten, sondern wahrscheinlich auch in jedem folgenden Strike auch wieder unterliegen wird.“ Trotzdem muß „der zur Erkenntniß erwachte Arbeiter“ so sagt die „Volks⸗ tribüne“ „wieder und immer wieder striken“, weil es auf das fort⸗ gesetzte Beunruhigen des Geschäftsbetriebes der Unternehmer, auf die wiederholte Unterbrechung seiner Berechnungen, auf die „empfindlichen Verluste“, welche den Unternehmern dadurch bereitet werden der Sozialdemokratie ankommt. Klarer kann es nicht gut ausgesprochen werden, wie in den oben citirten Sätzen geschehen, daß die sozialdemokratische Absicht beim Strike nicht auf eine Besserung, d. h. eine wirkliche und erreichbare Besserung der wirthschafrlichen Lage des Arbeiters gerichtet ist, son⸗ dern ausschließlich auf empfindliche, den Unternehmern zuzufügende Verluste. Dieses spricht sich auch darin aus, wenn im Weiteren aus⸗ geführt wird, das vom Arbeiter beim Strike durch den selbstverschul⸗ deten Lohnverlust übernommene Opfer sei für ihn von sehr unterge⸗ ordneter Bedeutung; der Arbeiter habe während der Strikezeit „eben auch gelebt“, ob mit oder ohne Unterstützung; es sei ihm dabei nicht schlechter gegangen, als ob er eben so lange wegen Arbeitsmangel beschäftigungslos war, er habe in den meisten Fällen nur den doch eintretenden Arbeitsmangel „vorausgenommen“, das Bedürfniß nach der Arbeit sei in der Regel geblieben, und müsse dann in der Zeit befriedigt werden, während welcher sonst in der Regel keine Beschäf⸗ tigung war. „Eines ist aber“ so wird schließlich triumphirend ausgerufen „unwiderbringlich verloren, das sind die Kapitalzinsen der Fabrikanten während des Strikes!“ Da aber doch die bestehende Wirthschafts⸗ und Gesellschaftsordnung ohne Kapitalzins nicht denkbar ist, so richtet sich also der Strike nach sozialdemokratischer Absicht direkt gegen diese Ordnung! Und am Schluß dieses interessanten Artikels wird erklärt, die Strikes würden „nothwendig immer häufiger und immer umfang⸗ reicher werden, je mehr die Arbeiterschaft zur Erkenntniß ihrer Lage erwacht. Diese Erkenntniß läßt sich aber mit aller Gewalt richt mehr aufhalten. Der Gährstoff ist in die Arbeiterschaft hinein⸗ getragen, er läßt sich nicht mehr entfernen oder tödten.“ Niemand wird es den Vertretern der bestehenden Staats⸗ und Gesellschafts⸗ ordnung übelnehmen können, wenn sie der hierin ausgesprochenen sozialdemokratischen Zuversicht zum Trotz jeden möglichen Versuch unternehmen, diesen „Gährstoff zu entfernen oder zu tödten.“

Statistik und Volkswirthschaft.

Krankenversicherung der Waldarbeiter.

„Der Wohlthaten des Krankenversicherungsgesetzes vom 15. J 1883 werden in Folge der immer mehr Platz greifenden statutarischen Einführung des Versicherungszwanges für die in der Land⸗ und Forst⸗ wirtbschaft beschäftigten Arbeiter auch die Waldarbeiter mehr und mehr theilhaftig. In dem Jahre vom 1. April 1888/89 sind im Betriebe der Königlichen Forstverwaltung des Regierungsbezirks Potsdam etwa 9405 Arbeiter mit etwa 706 552 Arbeitstagen be⸗ schäftigt worden. Davon sind etwa 4212 Arbeiter gegen Krankheit versichert gewesen, von welchen im Ganzen 141 Arbeiter erkrankten. 8 Sparkassen.

In den 52 Sparkassen des Regierungsbezirks Frankfurt hat

sich die Summe der Einlagen von 102 866 206 am Schluß des Jahres 1887/88 bis auf 114 536 252 am Schluß des Jahres

1888/89, also in einem Jahre um 11 670 046 gehoben. Die Zahl⸗

b

41A“ der Sparer hat

8 u 11““ 1“““

d pare sich gegen das Vorjahr um 16 882 ve

die stärkste Vermehrung entfällt auf die Einlagen vbis 8 60 und über 600 Es] erhellt hieraus, daß neben der Benutzung der Sparkassen Seitens kleiner Kapitalisten jedenfalls die im Allgemeinen gute Geschäftslage und der gute Ver⸗ dierst der Arbeiterbevölkerung einen erheblichen Antheil an der Vermehrung der Sparkassen⸗Einlagen hat. 8—

8 Die Bevölkerung Belgiens.

3 Das soeben erschienene statistische Jahrbuch des Königreichs Belgien für 1888 enthält, nach der „Köln. Ztg.“, u. a. solgende An⸗ gaben: Bei einer Einwohnerzahl von 5 974 743 waren von der männlichen Bevölkerung 60,23 %, von der weiblichen 55,28 % des Lesens und Schreibens kundig, und zwar zeigten bier⸗ bei die Provinzen Luxemburg und Namur den höchsten, Ost⸗ slandern den niedrigsten Prozentsatz. Die Zahl der vom Staate besoldeten Geistlichen betrug ohne den hohen Klerus 5472. Das stehende Heer zählte 46 961 Mann, worunter 200 Stellvertreter (Remplacçants); die aktive Bürgergarde 42 827 Mann. Der Staat beschäftigte 22 531 Beamte, darunter 387 Frauen. 2 230 316 Bel⸗ gier sprachen nur französisch, 2485 384 nur vlämisch und 39 550 nur deutsch; dagegen sprachen 423 752 Einwohner französisch und vlämisch 35 250 französisch und deutsch, 2956 vlämisch und deutsch, 13 391 die drei erwähnten Sprachen. Das Land zählte 6412 Taubstumme. Die Zahl der Gewerbetreibenden belief sich auf 195 057, welche 546 287 Arbeiter und 211 603 Arbeiterinnen beschäftigten. 143 229 Männer und 101 018 Frauen trieben Handel.

Kunst und Wissenschaft.

„National“ mit der deutschen Expedition

zung der Meere (Plankton⸗Expedition), unter Lei⸗

n Medizinal⸗Raths Professors Dr. Hensen, ist

meldet, gestern Nachmittag in St.

8 No 8 Inso 9 , 8ρ2 9 3 22xq

8 erdischen Inseln eingetroffen. An Bord befindet sich Bei den interessanten Ausgrabungen in der Nähe von Neustadt an der Donau im Dorfe Eining (Abusina) erhebt sich jett meterhoch das Gemäuer des alten Castrum, das etwa von 1500 Personen bewohnt war. Gegen 20 Gebäude hat man schon blosgelegt und noch gegen 70 sind auszugraben. Schmucksachen, Ja⸗ dustriegegenstände, Waffenstücke, Menschen⸗ und Pferdeskelette ꝛc. kommen massenhast zum Vorschein. Aeußerst merkwürdig sind die Beheizungssysteme (Hypokausten) und Badeeinrichtungen. Die Damen⸗

Vincent

bäder sind besonders hübsch eingerichtet, und an Schmucksachen und

Toilettegegenständen findet man eine Unmenge.

.— Der namhafte, durch seine egyptischen Forschungen bekannte englische Archäologe Flinders Petrie wird im nächsten Jahre, nachdem er seine Arbeiten in Favoum in Egypten beendigt hat, für die Gesellschaft zur Erforschung Palästinas im heiligen

Lande Ausgrabungen beginnen. Mitte September wird Ausstellung der von Petrie in Egypten gemachten Fun London stattfinden.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Die Ernte im Jahre 1889.

Bei, der Eröffnung des internationalen Getreide⸗ und Saaten⸗ marktes in Wien wurde die nachstehende ziffermäßige Darstellung der Ernte im Jahre 1889 mitgetheilt:

(Die Zahl 100 als Mittelernte angenommen)

8 Weizen Roggen Gerste Hafer 11A1AX*“ 86 79 86 Ungarn. S8 52 56 Preußen d ; 83 Sachsen 100 Bayern, Franken u. Schwaben 1 110 Bayern, Ober⸗ und Nieder⸗. 80

. Pfalz und Wetterau 100 W 100 Württem⸗Winterweizen.. 1 103

berg 1 Sommerweizen . 3 116“ 11 ö ö1218121. 60 Norwegen und Schweden 95 3 52 65 Italien Schweiz Niederlande 8 L b1111X14X““

Großbritannien u. Irland Rußland: 6. Bessarabien I ö1““ 111.1X*“ Cherson u. Jeka⸗ Winterw. terinoslaw Sommerw. Kurland und Lithauen Esthland Rumänien: Moldau kleine Walachei große 44*“ 11“ Indien hatte im vorigen Jahre 7 255 000 t Weizen, in diesem 6510 000 . (Eine normale Durchschnittsernte wird mit 7 197 000 t angen Amerika hatte im vorigen Jahre in diesem 8 im vorigen in diesem

Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen. Türkei.

Laut einer Mittheilung des Sanitätsamts zu Beirut sind in Folge Auftretens der Cholera in Schatra Nasrie, Mesopotamien und Basra die Provenienzen des letzteren Hafens einer zehntägigen Qua⸗ rantäne im Lazareth zu Beirut unterworfen worden.

Handel und Gewerbe.

„Magdeburg, 27. August. (W. T. B.) In der von den Gläubigern der Zuckerfirma Schraube heute hier abgehaltenen Versammlung wurde der Antrag auf Liquidation angenommen. Die Verkäufer von Juli⸗ und August⸗Zucker erhalten die Differenz, die anderen sowie die Buchgläubiger erhalten 25 % vorweg, der Rest wird an sämmtliche Gläubiger pro rata vertheilt. Das Abkommen ist nur gültig, wenn bis zum 15. September alle Gläubiger beitreten. Mandatar für die Liquidation ist Franz Licht, der bisherige Gläubiger⸗ ausschuß bleibt Beirath. Von den Gläubigern der Zuckerfirmen Rossum und Baumann & Maquet wurde die Liquidation unter ähnlichen Bedingungen, wie bei der Zuckerfirma Schraube an⸗

genommen. Leipzig, 28. August. (W. T. B.)

1

0,⸗ Se0 —+ œ Soaor”

tit 7197 000 t ange ommen.) 416 Mill. Bushels Weizen,

480 1988 2080

Die während der bevor⸗

8

stehenden Michaelismesse in den Räumen der Leipziger Börsen⸗ halle abzuhaltende Garnbörse wird am Freitag, 27. September,

ihren Anfang nehmen.

Wien, 27. August. (W. T. B.) Internationaler Saaten⸗ markt. Nach dem offiziellen Marktbericht entwickelte sich das Geschäft in Gerste starker, feine Sorten gesucht, fest behauptet, Mittelsorten stärker angeboten, 10 bis 15 Kr. billiger als Sonnabend. Münchener

Firmen kauften 4000 Mtr.⸗Ctr. Braugerste, österreichisch ungarischer

Weizen nur für den Bedarf im Inlande gekauft; dagegen wurden

2 8

40 000 Mtr.⸗Ctr. rumänischen Weizens ab Regene burg für süddentsche

und schweizerische Rechnung transito gehandelt.