1889 / 205 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 29 Aug 1889 18:00:01 GMT) scan diff

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Balmoral in den schottischen Hochlanden an, wohin si zwischen auch der Erbgroßherzog von Hessen begeben hat.

(W. T. B.) In der heutigen Unterhaussitzung erklärte der Unter⸗Staatssekretär Fergusson auf eine be⸗ zügliche Anfrage: hinsichtlich der Ausdehnung des Schutz⸗ briefes der Niger⸗Gesellschaft auf das Gebiet des Oelflusses werde die Regierung bis zur nächsten Parlamentssession keine Entscheidung treffken. Bei der dritten Lesung des Finanzgesetzes erklärte der Sekretär für Irland, Balfour: die Reform des Universitäts⸗Unterrichts für die Katholiken Ir⸗ lands sei dringend nothwendig. Es gebe keinen anderen Ausweg als zu versuchen, den Bedürfnissen der irischen Katholiken hinsichtlich eines höheren Unterrichts durch einen Gesetz⸗

der alle gesetzlichen Wünsche der

entwurf zu begegnen, de ic 6 irischen Katholiken befriedige. Er hoffe, einen solchen Was die Dotation

in der nächsten Session einzubringen. 8 für den Unterricht anbetreffe, so seien die irischen Katholiken in dieser Beziehung besser gestellt, als die Katholiken irgend eines Staats auf dem Festlande. Das Finanz⸗ gesetz wurde in dritter Lesung angenommen, ebenso das Gesetz, welches die Lokalbehörden ermächtigt, den tech⸗ nischen Unterricht zu erleichtern.

Ueber den Verlauf des Strikes der Dockarbeiter berichtet die „Allg. Corr.“ weiter:

Man darf annehmen, daß die Zahl der Striker jetzt mehr als 100 000 beträgt. Nicht weniger als 250 Dampfer liegen unausgeladen in den Docks und im Flusse Niemals seit Dezennien hat es in London einen Strike von solcher Ausdehnung und Hartnäckigkeit gegeben. Die General Steam Navigation Companv hat seit Sonn⸗ abend keine Boote mehr nach dem Kontinent fahren lassen. Ihre i den letzten Tagen eingetroffenen Dampfer liegen unausgela in der Themse. Die Dampfer der Peninsular u. Oriental Comp „Rome“ und „Sbangon“ sind am Sonntag in Southampton löscht worden. Es ist aber durchaus möglich, daß sich der Dockarbeiter auch über Southampton ausbreitet, da fürchtet, daß die Gewerkvereine, falls die Londoner Dockgesellsch nicht bald nachgeben, ihren Genossen in allen englischen Häfen bef werden, Schiffe nur in ihren regulären Hafen zu entladen. Es werden schon viele Versicherungen gegen Schaden durch Aufruhr abgeschlossen. In England hat der Kreis dafür aurzukommen, aber die Regulirung des Schadens pflegt häufig recht lange Zeit in Anspruch zu nehmen, sodaß die Kaufleute eine Versicherung vorziehen. Gelder für die Strikenden gehen beständig ein, wenngleich sie natürlich weitaus nicht den riesigen Anforderungen genügen. Der Londoner Setzerverein bewilligte einstimmig 500 Pfd. Sterl zum Besten der Ausständigen. Der Leiter des Strikes, John Burns, kündigte vor⸗ gestern an, daß keine Geldbeträge ausgezahlt werden, sondern nur auf 1 oder 1 ½ Sh. lautende Anweisungen auf Bäcker, Fleischer u. s. w. für Nahrungsmittel ausgegeben werden würden. In den letzten Tagen war die Befürchtung laut geworden, die Arbeiter der Gasanstalten möchten Partei ergreifen für die Striker und gleichfalls die Arbeit niederlegen, sodaß London eines Tages in Dunkel versetzt werden würde. Der Ausschuß dieses Gewerkvereins aber hat den Mitgliedern von dem Schritte abgerathen.

Die gestern wieder aufgenommenen Unterhandlungen zwischen dem Ausschusse der strikenden Dockarbeiter und den Dockverwaltungen find aufs Neue an dem Widerstand der Letzteren gescheitert. Mr. Benjamin Tillett, der Sekretär des Ausschusses, hatte gestern Nach⸗ mittag eine längere Unterredung mit dem gemeinschaftlichen Aus⸗ schusse der London und India Docks, um den Lohnstreit womöglich zum Austrag zu bringen. Tillett bestand auf Erhöhung des Arbeits⸗ lohnes von 5 auf 6 Pence und Beschäftigung für nicht weniger als 4 Stunden hinter einander, sowie Abschaffung des Kontrakt⸗ pstems. Er erhielt schließlich den schriftlichen Bescheid, daß die Di⸗ rektion, so sehr sie auch die Fortdauer des Strikes bedauere, außer Stande sei, die gestellten Forderungen zu bewilligen. Alderman Sir Andrew Lusk, der Vertreter des in Schottland weilenden Lordmavors, macht seinen Einfluß tur Beilegung des Ausstandes geltend, aber er hat erklärt, daß weder er noch der Lordmavor selber als Schiedsrichter in dem Streite fungiren könnten. Der Lordmayvor müßte als Haupt der Munizipalität sich gänzlich neutral verhalten. Die Werften⸗ und Getreidespeicherbesitzer hielten gestern im Cannonstreet Hotel eine sehr zahlreich besuchte Versammlung, in welcher Beschlüsse zu Gunsten der Hauptforderungen der strikenden Dockarbeiter gefaßt wurden. Gleichzeitig wurde erwähnt, daß der Umstand, daß der Massenstrike bis jetzt ohne Ausschreitungen verlaufen sei, lediglich der Energie und Entschlossenheit von John Burns zu verdanken sei. Es hatte im Plane der Strikenden ge⸗ legen, gewisse Docks in Brand zu stecken; Burns hätte indeß davon abgerathen und erklärt: er würde sich um den Strike nicht weiter bekümmern, wenn die Idee nicht sofort fallen gelassen werde. Mittler⸗ weile entwickelt sich der Strike in verschiedenen Richtungen in wahr⸗ haft beunruhigender Weise. So stellten im Laufe des gestrigen Tages fast sämmtliche Träger und Kärrner der Londoner Kohlenfirmen die Arbeit ein.

Aus dem „W. T. B.“ liegen über die Strikebewegung

in London noch folgende Meldungen vor:

In Folge eines Gerüchts, wonach die Direktoren der Dock⸗ gesellschaften Unter handlungen angeknüpft hätten, um sich belgische Arbeiter zu verschaffen, telegraphirte der Führer der Strikenden, John Burns, an die Vorsteher der belgischen Arbeitervereine, und forderte sie, an ibre Sympathie für die Arbeiter appellirend, auf, Schritte zu thun, um die Absendung von belgischen Arbeitern zu ver⸗ hindern. Die Kohlenhändler von London haben den strikenden Kohlenträgern und Kohlenfuhrleuten eine deren Forderungen nahezu entsprechende Lohnerhöhung unter der Be⸗

billigt, daß die Arbeit morgen früh wieder aufgenommen Direktoren der Dockgesellschaften haben den Strikenden gegenüber die Erklärung abgegeben, daß, falls die Strikenden ihre Forderung von 6 Pence per Stunde zurück⸗ zögen, die anderen Forderungen derselben angenommen werden würden. Der Führer der Strikenden, John Burns, hat darauf erwidert, die Strikenden hielten an ihren ursprünglichen Forderungen fest und würden keinen Veraleich annehmen. Man hofft, daß die Verand⸗ lungen morgen wieder aufgenommen werden. Der Strike der in den großen hiesigen Buchdruckereien Beschäftigten greift weiter um sich; gegen 2000 derselben haben bereits die Arbeit eingestellt und fordern eine Erhöhung des Lohns.

Frankreich. Paris, 28. August. (W. T. B.) In einem heute in Fontainebleau unter dem Vorsitz des Präsi⸗ denten Carnot stattgehabten Ministerrath hat der Präsident das Dekret unterzeichnet, durch welches die Wähler zur Vor⸗ nahme der Kammer⸗Neuwahlen auf den 22. Sep⸗ tember einberufen werden. .

Von den gestern bei Gelegenheit der Versammlung im Cirkus Fernando vorgenommenen Verhaftungen sind 78 aufrecht erhalten worden, darunter auch diejenige des Deputirten Thiessé. Die Verhaftungen sind meist wegen aufrührerischer Rufe, wegen thätlicher Beleidigung der Polizeibeamten und wegen Widerstandes gegen die Staats⸗ gewalt erfolgt.

Der bereits erwähnte Aufruf Wähler des Seine⸗Departements hat genden Wortlaut: 1

„Wähler! Wir unterbreiten Euch die Namen der Kandidaten, welche in den verschiedenen Wahlkreisen des Seine⸗Departements die Sache der nationalen Republik verfechten werden. Es sind der Re⸗

Boulanger's an die nach der „Fr. C.“ fol⸗

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p gebene

vollen Vertrauens würdige Männer.

und Eures 1 mußten wir uns über alle

Indem wir sie Euch empfehlen, e stellen und einzig die Ideen der Eintracht, des

usammenhaltens und der Disziplin berücksichtigen, welche uns den Sieg sichern werden. Ihr habt am 27. Januar schon Euren Willen zu erkennen gegeben und werdet daran nichts ändern wollen. Heute wie damals, vielleicht noch mehr als damals, wollt Ihr die Revision der Verfassung, das Ende einer Herrschaft, welche die Republik gefährdet und das Vaterland ruinirt. Ihr wollt, daß ein ehrloser Senat verschwinde. Die Kammer, die zu wählen Ihr be⸗ rufen seid, wird weder eine gesetzgebende noch eine verfassunggebende Versammlung sein. Ihre einzige Aufgabe wird darin be⸗ stehen, dem Widerstande einer usurpatorischen Regierung zum Trotz die Ernennung einer Konstituante durch das allgemeine Stimmrecht zu erlangen. Die Aufgabe ist einfach, aber sie erheischt vaterländischen Sinn und Entschlossenheit. Die Kandidaten, deren Namen euch vor⸗ geschlagen werden, nehmen dieselbe an und sind entschlossen, sie zu erfüllen. Also keine Spaltungen, keine Meinungsverschiedenheiten! Ungeachtet der Drohungen, der Gewaltthaten und der Umtriebe einer verlorenen Regierung wißt Ihr, daß alle Anhänger der Revision im Sinne der Republik auf unserer Seite steben, und auf der Seite unserer Gegner alle Diejenigen, welche mehr oder minder die Revi⸗ sion ablehnen. Bleibt einig, haltet Mannszucht! Davon hängt der Erfolg ab und dann wird nichts Eurem souveränen Willen wider⸗ stehen können.

Es lebe die Republik! Es lebe die Revision!

General Boulanger, Präsident des republikanischen Nationalcomités.“

Der frühere französische Grenz⸗Kommissar in Pagny, Schnäbele, ist, dem „Petit Journal“ zufolge, an die Pariser Präfektur versetzt worden, um dort die Fremden⸗ Polizei zu leiten.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 29. August. (W. T. B.) Gestern hat die Trauung des Herzogs Georg von Leuchtenberg mit der Prinzessin Anastasia von Montenegro auf dem Landgute des Herzogs bei Peterhof stattgefunden. Der Kaiser hatte vor seiner Abreise den Bräutigam mit dem Bilde des Erlösers gesegnet. Nach der Trauung, welcher die hier anwesenden Prinzen des Kaiser⸗ lichen Hauses, der Fürst und der Erbprinz von Montenegro sowie auch der Prinz Karageorgiewitsch bei⸗ wohnten, trat das junge Paar die Reise nach Moskau und dem Herzoglichen Landgute im Tambowschen Gouvernement an.

Ein soeben ausgegebenes Bulletin meldet eine schwere Erkrankung der Großfürstin Maria Paulowna, Gemahlin des Großfürsten Wladimir. Die Groß⸗ fürstin, welche unwohl war, befand sich bereits auf dem Wege der Besserung; gestern Morgen trat jedoch hochgradige Anämie ein.

Nach dem vo Einnahmen und

vorläufigen Kassenbericht über die Reichs⸗ Ausgaben vom 1. Januar bis zum 1. Juli 1889 gingen an Reichs⸗Einnahmen insgesammt 336 547 000 Rbl. ein, gegen 309 030 000 Rbl. im gleichen Zeitraum des Jahres 1888. Demnach ergiebt sich zu Gunsten des laufenden Jahres eine Mehrein nahme von 27 517 000 Rbl. in den ersten 6 Monaten desselben. Italien. Rom, 28. August. (W. T. B.) Der Ab⸗ gesandte des Königs von Schoa, Makonnen, wurde heute Miktag mit seinen Begleitern von dem König Hum bert empfangen. Makonnen und die anderen Chefs der Gesandtschaft fuhren um 11 Uhr in drei Hofgalawagen am Quirinal vor. Ihnen folgten die übrigen Mitglieder der Gesandtschaft, welche die vom König Menelik für König Humbert bestimmten Ge⸗ schenke trugen, sowie schoanische Soldaten. Am Eingange und auf dem Hofe des Palastes wurden der Gesandtschaft durch eine Truppen⸗Abtheilung die militärischen Ehren er⸗ wiesen. Der Fuͤhrer der Mission, Makonnen, überreichte dem König Humbert ein Schreiben des Königs Menelik und hielt sodann folgende Ansprache:

„Der König Aethiopiens bat mich Ausdruck seiner freundschaftlichen Gesinnungen zu überbringen. Mein König, jetzt Herr von ganz Aethiopien, will mit Ihrer Re⸗

beauftragt, Ew. Majestät den

gierung die besten Beziehungen unterhalten und hat, damit dieselben unabänderlich seien, den Freundschafts⸗ und Handels⸗ vertrag unterzeichnet. Im Namen meines Königs heische ich den hohen Schutz Ew. Majestät, damit hinfort Friede und Ruhe in Aethiopien und den benachbarten italienischen Be⸗ sitzungen herrschen möge, zum Wohle und zur Entwickelung des beider eitigen Verkehrs. Mein König will den Frieden; allein unter allen Umständen, dies kann ich versichern, werden die Feinde Italiens auch unsere Feinde sein.“ 1

König Humbert erwiderte darauf: „Ich habe Ihre Worte mit der größten Befriedigung vernommen. Wir sind seit langen Jahren treue Freunde und werden es bleiben, da⸗ für bürgen der zum Wohl beider Königreiche vereinbarte Vertrag und der Schutz, welchen ich und meine Regierung Ihrem Lande gewähren, dessen friedliches Gedeihen wir auf⸗ richtig wünschen.“ Bei dem Empfange waren der Kronprinz, der Minister⸗Präsident Crispi, der Kriegs⸗ Minister Bertolé Viale und Marine⸗Minister Brin zugegen. Nach Beendigung der Audienz stattete die Gesandtschaft dem Minister⸗Präsidenten Crispi und dem Kriegs⸗Minister Besuche ab. Am Abend begaben sich die Chefs der schoanischen Mission zu den Manövern nach Somma Lombardo.

Türkei. Wie die „Times“ meldet, sind am 26. August 200 griechisch sprechende Gendarmen nach Kreta abgegangen. Einem Telegramm der „Daily News“ aus Athen zufolge, benachrichtigte Schakir Pascha die Kommissäre der Aufständischen, es sei unmöglich, ihre Forderungen zu beantworten, so lange nicht alle Aufständischen die Waffen niedergelegt hätten. In Folge dieses Bescheides löste sich die Kommission auf.

Serbien. Belgrad, 27. August. Nach einer Meldung der „Politischen Correspondenz“ hat der Minister des Innern, Tauschanowitsch, eine zehntägige Urlaubsreise nach Bad Hall angetreten.

Bulgarien. Sofia, 29. August. (W. T. B.) Der griechische Bischof zu Varna ist angewiesen worden, Bulgarien binnen drei Tagen zu verlassen, widrigen⸗ falls er ausgewiesen werden würde. Die Veranlassung zu dieser Maßregel sind angebliche Aufhetzungen Seitens des Bischofs bei der Wahl des Kirchencomités.

besagt: „Die Be⸗

Ein offizielles Communiqus stellung von 10 Millionen Patronen und 30 000 Berdan⸗ Gewehren wurde schon vor längerer Zeit beschlossen und zwar Behufs Deckung der durch den letzten Krieg veranlaßten Abgänge. Betreffs der Beleidigungen des Fürsten und der Regierung Seitens der offiziellen und offiziösen serbischen Presse hält es die bulgarische Regierung für unnütz, darauf zu er⸗ widern; die Serben müßten sich noch der Ereignisse von 1885 erinnern.“

(A. C.) Der Khedive hat dem General Sir Francis Grenfell einen reichverzierten Ehrensäbel zum Geschenk gemacht. General⸗Major Gren⸗ fell, Oberst⸗Lieutenant Settle, Sir E. Vincent und Sir C. S. Moncrieff sind am 26. August nach Brindisi abgereist.

Afrika. Egypten.

Zeitungsstimmen.

iVn dem „Düsseldorfer Anzeiger finden wir folgende Betrachtung über die monarchische Gesinnung:

„Ein Berliner Blatt konstatirte neulich mit Recht, daß die monarchische Gesinnung seit den sechziger Jahren in unserem Volke wesentlich gewachsen sei und an Breite und Tiefe zugenommen habe. In der That hat das kräftige und weise Regiment des hochseligen Kaisers Wilhelm in Verbindung mit der von den glänzendsten inneren und äußeren Erfolgen begleitet gewesenen Politik unseres großen Staatsmanns das monarchische Bewußtsein allenthalben gehoben. Hatte im Anfang der sechziger Jahre der demokratisch⸗freisinnige Gedanke in den Gemüthern so die Oberhand gewonnen, daß man von dem Königthum nichts mehr

erwarten zu dürfen glaubte und alle seine Hoffnungen auf die Erweiterung der parlamentarischen Macht richtete, so kann diese Gesinnung jetzt geradezu für einen über⸗ wundenen Standpunkt erklärt werden. Unserer geschichtlichen Ent⸗ wickelung und insbesondere dem Wirken Kaiser Wilhelm's I. haben wir es zu verdanken, daß die damals von den Idealen des Liberalis⸗ mus auch in Bezug auf die Staatsform angekränkelten politischen Kreise bekehrt und zu der Ueberzeugung von der Nothwendigkeit und Heilsamkeit eines starken Königlichen Regiments gelangt sind, während guch die früheren Anhänger des Königthums neue kräftige Impulse zu dem Bekenntniß ihrer Gesinnung erhalten haben und überall mit Wort und That davon Zeugniß ablegen Sehr wesentlich bat hierzu die That der Errichtung des Deutschen Reichs beigetragen. Dem Kaiser, der die nationalen Ideale verwirk⸗ licht batte, flogen die Herzen auch derer zu. die früher in den aus Frankreich stammenden staatsrechtlichen Theorien der vpolitischen Weisheit letzten Schluß erblickten. Auch die letzten Tage dürften der monarchischen Gesinnung neue Stützen zugeführt haben, seirdem unser Kaiser die Reichslande besucht und in den wiedergewonnenen Landestheilen als der Repräsentant der Macht und Herrlichkeit des Reichs erschienen. Nicht minder baben feine Reisen nach Süddeutschland und England zur Kräftigung der nationalen und somit auch zugleich der monarchischen Gesinnung bei⸗ getragen. Wer beute fest auf dem Boden der nationalen Gesinnung steht, ist Dank der Thaten und Handlungen des großen Kaisers wie seines Enkels zugleich ein Bekenner für dos König⸗ und Kaiserthum, das ist die schönste Frucht der politischen Gedankenarbeit unserer Kaiser! Ein

In

hat nun aber die oben erwähnte Be⸗ die Zunahme der Sozialdemokratie

len (1887) wurden allerdings im ersten Wahlgang 362 emokratische Stimmen abgegeben, gegen 24 025 im nachdem sie 1884 bis auf 5372 gewachsen waren. ulich diese Entwickelung sein mag, ist sie doch an sich eweis. Denn die Stimmen der nationalen Parteien fallen weit schwerer ins Gewicht. Aber es soll nicht geleugnet werden, daß die Unzufriedenbeit in den von der Sozialdemokratie beeinflußten Massen und somit auch der Mangel an monarchischer Gesinnung bei diesen seit 1871 größer geworden ist. Wie aber die Wahlen von 1887 für die Sozialdemokratie schon erheblich ungünstiger verliefen als 1884, so darf der Hoffnung Raum gegeben werden, daß auch in Zukunft in den Arbeiterkreisen eine Umkehr wahrzunehmen sein wird. Die von der Krone in Angriff genommene Sozialpolitik wird ganz nothwendiger Weise auch hier Pionierdienste für das monarchische Bewußtsein verrichten, wie dies schon in manchen Fallen hat beobachtet werden können. Die Fürsorge für die Arbeiter wie die intensive Thätigkeit für eine gedeibliche Entwickelung der wirthschaftlichen Verhältnisse werden auch in jenen Klassen sicherlich z8 Eis brechen, und wir zweifeln nicht, daß selbst die fortwährenden Versuche der immer mehr zusammenschrumpfenden freisinnig⸗demo⸗ kratischen Kreise, sich durch Erregung von Mißtrauen bei den Ar⸗ beitern den Sukkurs zu verschaffen, den ihnen die gebildeten Mittel⸗ klassen mehr und mehr versagen, kläglich scheitern werden und daß die mobarchische Gesinnung zu dem eigentlichen Merkmal eines Deutschen, von dem er sich vor Angehörigen anderer Staaten v haft auszeichnet, werden wird.

Die Entwicklung der deutschen Industrie unter dem System der Schutzzollpolitik wird von der „Danziger Allgemeinen Zeitung“ in einer Betrachtung über „Roh⸗ stoffe und Fabrikate“ folgendermaßen beleuchtet:

„Die freihändlerischen Blätter hören nicht auf, Beweise für die angeblich nachtheilisen Folgen der Schutzzollpolitik zusammenzutragern. Ganz besonders wird die Ueberflügelung der Ausfuhr durch die Eir⸗ suhr während des vergangenen Jahres als ein solcher Beweis aus⸗ gegeben, obwohl die Tbatsache der erheblichen Steigerung der Ausfuhr selbst im Vergleich zu dem Vorjahr sie in ihren Urtheil etwas vorsichtiger machen sollte. Aber das „Sta⸗ tistische Jahrbuch für das Deutsche Reich“

freisinnige hauptung unter H estritten. Bei

31. so

jeden ortheil⸗

Deu vom Jahbre 1889, welches kürzlich erschienen, enthält auch noch viel anderes Material, um die freihändlerischen Trugschlüsse zu erschüttern und zu nichte in machen. Wir wollen zu diesem Zweck die Aufmerksamkeit auf die Rubrik lenken, welche die Einfuhr und Ausfuhr im abllgemeinen und im besonderen Waarenverkehr für die Jahre 1880 bis 1888 nac Waarengruppen behandelt. Dort sind die Waaren unterschieden in

Rohstoffe und Fabrikate. dem Jahre 1880 bis 1888 der Menge nach von 12 997 517 t au 20 238 150 t, also um 55,72 %, dem Werthe nach ver 1 863 328 000 auf 2 249 503 000 gewachsen, also um 20,72 %. einfuhr ein bedenkliches Zeichen erblicken, im Gegentheil, e. wird hiermit die zunehmende Produktionskraft der deutschen Ie⸗ dustrie, welche immer mehr Rohstoffe zur Verarbeitung verbrauchte - 1 4 l, wenn die Einfukt von Fabrikaten in gleicher Weise also der Men vm 5,75 % bezw. dem Werthe nach um 20,72 % oder sogar nocgh⸗ erhöhterem heaße zugenommen hätte. Statt dessen sehen wir, daß su der Menge nach stieg sie uon 1173 378 t auf 1 629 058 1 alh⸗ um 38,83 % —, und dem Wertbe nach ron 955 769 000 ar 1 021 228 000 also nur um 6,07 % Mit anderen Wortem. mit relativ viel weniger Fabrikaten, sowohl der Menge wie haur⸗ sächlich dem Wertbe nach. Während also die deutsche Induftre immer mehr Rohstoffe vom Auslande zur Vetarbeitung 1 Fabrikate Ziehen wir aber die Ausfuhr, nach den beiden Waarengruppe⸗ gesondert, in Betracht, so hat sich die Ausfuhr von Rohstofse⸗ 25,24 % gehoben, während sie dem Werthe nach de⸗ 958 914 000 auf 834 174 000 d. h. um 13 % gesune ist. Verglichen mit der großen Zunahme der Rohste⸗ Werthe nach ziemlich erhebliche Verringerung der Rohstoff⸗Ausfun einen neuen Beweis für die Entwickelung der deutschen Industr⸗ Das wird weiter durch die Ausfuhr von Fabrikaten bestätie. also um 33,57 % —, dem Werthe nach von 1 933 945 000 ℳ2 also um 22,52 % gehoben. Die deutiche Industrie hat also in ihre Fabrikate ein immer größeres Absatzfeld gefunden; zugleich deu⸗

Nach den Schlußzahlen ist die Einfuhr in Rohstoffen sei Niemand wird in einem solchen Wachsthum der Rohstof⸗ bewiesen. Schlimm dagegen wäre es wohl, 1

Menge nach um sich zwar auch gehboben hat, aber in verhältnißmäßig geringerem Makt⸗ die fremden Industrien versorgen den deutschen Markt gegen frube

bezog, rer⸗ braucht Deutschland verhältnißmäßig weniger cusländische der Menge nach von 14 019 961 t auf 17 559 652 t also ur Einfuhr liefert diese der Menge nach geringe Zunahme, des Diese hat sich der Menge nach von 2 381 011 t auf 3 180 301 t die verhältnißmäßig geringere Fabrikat⸗Ausfuhr im Vergleich zu!

starken Rohstoff⸗Einfuhr und der geringeren Rohstoff⸗Ausfuhr auf

eine starke Entwickelung des inländischen 8 Vergleicht man die beiden Ve Verbrauchs hin.

den Fabrikaten nicht weniger

über einem Einfuhrwerth von nur 1021 Millionen Mark) betrug.

1 Leör; Ziffern sind der glänzendste Beweis für die Entwickelung er deutschen Industrie wie sie auch zugleich auf eine Erstarkung der

Diese Entwickelung

Konsumtionsfähigkeit 8 Dentschlands hinweisen. spricht mehr wie alles Andere zu Gunsten der Schutzzollpolitik.“

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Ver maꝛ n Verkehrsrichtungen mit einander, so ergiebt sich, daß bei den 1c. weitaus die Einfubr, bei ¹ 1 edeutend die Ausfuhr überwi

Erstere betrug im Jahre 1888 dem Werthe nach 2988 Müfharsr Mark (gegenüber einem Ausfuhrwerthe von 834 Millionen Mark) während die Ausfuhr von Fabrikaten 2369 Millionen Mark (gegen⸗

Rekursentscheidungen und Bescheide des Reichs⸗Versicherungsamts.

Ein Steinbruchsbesitzer, welcher für den von Stelle zu bearbeiten.

genannten Arbeiter mitheranzuziehen. Hierfür sollte

beiter gezahlte Tagelohn nur 4 50 betrug. jener Arbeiter unter Anderem auch bei 8

bei dem Betriebe des versicherungspflichtigen tung ereignet habe.

Versicherungsamt in 26. März 1889 (Nr.

Regiebauarbeit

1 seiner Rekursentscheidung 741) beigetreten. Der

die Oberleitung auszuüben; er unterrichtet, um welche dabei handelte. als Unternehmer der betreffenden Arbeiten im

war

Arbeiten im Einzelnen es

jederzeit zur Verfügung hielt.

Seite 316, 317, 326).

Ein größerer Fuhrunternehmer, welcher sich mit eigenem Geschirr an einem Trabrennen betheiligte, hatte einen seiner Equipagenkutscher (sogenannter Staatskutscher) mit zum Renn⸗ platz genommen und demselben nach beendetem Rennen den Auftrag gegeben, nach dem Sattelplatz zu fahren. Auf dieser Fahrt stürzte der Kutscher in Folge einer scharfen Wendun der Pferde vom Wagen und brach den linken Unterschenke Das Reichs⸗Versicherungsamt hat in seiner Sitzung vom 8. April 1889 (Nr. 742) die Entschädigungspflicht der beklagten Fuhrwerks⸗Berufsgenossenschaft Betreffs dieses Unfalls verneint, weil letzterer nicht bei dem gewerbs⸗ mäßigen Fuhrwerksbetriebe (F. 1 Ziffer 3 des Ausdehnungs⸗ gesetzes), sondern bei einem Privatvergnügen des Dienstherrn den Kläger in seiner Eigenschaft als Privatkutscher (Diener) desselben betroffen habe, die Leistung persönlicher Dienste (die Thätigkeit des häuslichen Gesindes) aber, um welche es sich hiernach handele, zur Zeit von der Unfallversicherung noch nicht erfaßt werde (zu vergleichen Entscheidungen 559 und 601, „Amtliche Nachrichten des R.⸗V.⸗A.“ 1888 Seiten 287 und 325).

Statistik und Volkswirthschaft.

n Handweber. Die als Hausindustrie für Kreselder und Gladbacher Fabrikanten in den niederrheinischen Kreisen betriebene Band⸗ und Stück⸗

ammetweberei hat in Folge vermehrter Bestellungen im vergangenen zartal einen lebhafteren Betrieb aufzuweisen gebabt. Erfreulicher Veise sind auch die Weberlöhne hierbei zum Theil nicht unerhbeblich, is zu 20 % gestiegen, so daß in den Kreisen der Weber gegenwärtig eine besonders zufriedene Stimmung herrscht. die Handweber in der Tuchbranche im Aachener Bezirk aben wieder reichlich Arbeit. Mancher Webstuhl, der Jahre hindurch nicht benutzt wurde, ist wieder in Gang gekommen.

Arbeiterverhältnisse in Wien und Nieder⸗Oesterreich. Sae österreichischen Handels⸗ und Gewerbekammern sind seit 68 gesetzlich verpflichtet, von fünf zu fünf Jahren einen statistischen ericht uͤber die gesammten volkswirthschaftlichen Zustände ihres Er das 4 erstarten. Das sbeben Seiten er Handels⸗ und ewerbekammer in

bv. Nieder⸗Oesterreich geschehen. Der von derselben

V stattete „statistische Bericht über Industrie und Gewerbe

1809. Erzherzogthums Oesterreich unter der Enns“ (Wien,

1889) bezieht sich im Wesentlichen auf den Stand vom 31. De⸗

zember 1885 und enthält auf seinen LXXII. und 733 Seiten (Folio)

eine Fülle des interessantesten Materials, aus der wir im Folgenden

einige wichtige Angaben über die Arbeiterverhältnisse herausheben.

Dieselben beschränken sich auf 2783 Groß⸗ und 4033 Mittelbetritbe, zufammen auf 6816 industrielle und gewerbliche Unternehmungen, von denen 78 % auf Wien und seine Vororte entfallen. 8 Dis Unterscheidung der Betriebe nach der Größe ist nicht, wie I und Gewerbestatistik des Deutschen Reichs vom 5 Juni -e der Zahl der Arbeiter, sondern nach der Höhe der jährlich 2 lenden Erwerbssteuer (ohne Zuschläge) erfolgt. Alle Betriebe einer Erwerbssteuerleistung von 42 Gulden und darüber sind

8 2 b eine Eisenbahnverwaltung ausgeführten Umbau eines Bahnhofs die Lieferung von Steinen übernommen hatte, sandte einen seiner Arbeiter mit dem Steinmaterial nach dem Bahnhofe, um das⸗ selbe dort abzuliefern en. soweit erforderlich, an Ort und Dabei traf er mit d bauleitende Beamten der Bahnverwaltung das Abkommen befugt sein solle, zur Erledigung solcher bei dem Umbau er⸗ forderlichen Steinmetz⸗ und Steinbrucharbeiten, bei denen er der Zuziehung eines sachkundigen Arbeiters bedürfe, den oben Steinbruchsbesitzer für jeden vollen Tag, an welchem 18 Arbeiter von dem Bauleiter beschäftigt wurde, eine Vergütung von 6 zustehen, während der von dem Ersteren dem Ar⸗ So wurde sogenannten Königssteins einer Drehscheibe mit ö und erlitt bei dieser Gelegenheit einen Unfall. Er erhob wegen der Folgen desselben Entschädigungsansprüche gegen die Berufsgenossenschaft, welcher der Steinbruchsbesitzer ange⸗ hörte, wurde damit aber von dieser und demnächst vom Schieds⸗ gericht unter der Begründung abgewiesen, daß der Unfall sich nicht Steinbruchsbesitzers, sondern bei einer Regiebauarbeit der Eisenbahnverwal⸗ Dieser Auffassung ist das Reichs⸗ vom 4 z Steinbruchs⸗ besitzer hatte für die Arbeiten an der Drehscheibe, wie haupt für diejenigen Arbeiten, zu welchen sein Arbeiter von dem Baubeamten der Eisenbahnverwaltung nach dessen Er⸗ messen zugezogen wurde, weder die Gefahr zu tragen, noch nicht einmal davon elche Arbei z sich Bei dieser Sachlage kann er auch nicht 1 b 1 Sinne des Unfallversicherungsgesetzes angesehen werden. Allerdings erhielt er von der Eisenbahnverwaltung für die Gestellung seines Arbeiters einen etwas höheren Betrag vergütet, als er selbst an den Arbeiter zahlte; der Ueberschuß, der sich hierbei zu seinen Gunsten ergab, erscheint indessen nicht als Unternehmer⸗ gewinn, sondern lediglich als Entgelt dafür, daß er der Eisen⸗ bahnverwaltung seinen eigenen Arbeiter, welcher dadurch seiner eigentlichen und ursprünglichen Beschäftigung entzogen wurde, 1— r Verfügun Hiernach hat der Verletzte als ein zur Zeit des Unfalls vorübergehend in den Betrieb der Eisenbahnverwaltung übergegangener Arbeiter zu gelten und sich mit seinen Entschädigungsansprüchen an die letztere zu halten (vergleiche Entscheidung Ziffer 377, 597, 598 und 603 „Amtliche Nachrichten des R.⸗V.A.“ 1887 Seite 201 ff., 1888

Großbetriebe, diejenigen mit einem Steuerbetrage von 21—42 Gulden Mittelbetriebe und die mit einem geringeren Steuersatze, ohne Rück⸗ sicht auf die Zahl der beschäftigten Arbeiter oder der benutzten Um⸗ triebsmaschinen, Kleinbetriebe. g In den sämmtlichen 6816 Groß⸗ und Mittelbetrieben des Kammerbezirks wurden im Berichtsjahre 123 116 männliche 44 075 weibliche, zusammen also 167 191 Arbeiter beschäftigt, von denen 7949 bausindustriell und 100 in Strafanstalten thätig waren Auf das männliche Geschlecht entfallen demnach 73,6 und auf das weib⸗ liche 26,4 % der Arbeiter. Kinder von 12 bis 14 Jahren wurden im Ganzen 129 gezählt, darunter 38 Mädchen; auf je 10 000 Arbeiter kamen also nur 8 Kinder in diesem Alter, während im Jahre 1880 noch zehnmal soviel und 1870 sogar 430 Kinder auf je 10 000 „Erwachsene“ entfielen. Man wird aber vielleicht selbst diese geringe Zahl industriell beschäftizter Kinder verwunderlich finden. da das österreichische Gewerbegesetz die Fabrikarbeit von Kindern überhaupt verbietet. Aber fast alle Mittelbetriebe (bis auf 94 oder 2 ½ %) und mehr als die Hälfte der Großbetriebe im Sinne des Kammerberichts fallen gar nicht unter den Begriff „Fabrik“, zu dessen Konstituirung nach der Proxis der Verwaltungsbebörden neben anderen Kennzeichen vor Allem die Zahl von mindestens 20 beschäftigten Arbeitern er⸗ forderlich ist Recht ansehnlich ist die Zahl der jugendlichen Personen von 14 bis 16 Jahren, deren es in den Groß⸗ und Mittelbetrieben zusammen 9873 gab, darunter 2409 weibliche; im Durchschnitt kamen auf je 1000 Arbeiter 59, in der Gruppe der Baugewerbe sogar 161 jugendliche Personen. 8 Die Arbeitsperiode der Unternehmungen wurde nach der Anzahl von Tagen erhoben, während welcher sich jene im Berichtsjabre im Betriebe befanden; von 2241 Groß⸗ und Mittelbetrieben von denen die betreffenden Angaben vorliegen, hatten rund 29 % die regel⸗ mäßige Arbeitsperiode von Tagen, ungefähr ebensoviele batten eine kürzere, hingegen mehr als eine längere Arb ttssaifon. Die Frage nach der Arbeitszeit beschränkte sich auf die Erhebung der Arbeitsstunden eines Arbeiters in der Fabrik, fragte also richt auch nach den Stunden, während welcher die Fabrik Betriebe war. In der Regel. beide nur in der Müllerei und einigen anderen Zweigen der großen Industrie kommt ununterbrochene Tag⸗ und Nachtarbeit vor bei wechselnder Arbeitsschicht. Leider sind die Angaben bezüglich der Ar⸗ beitsstunden und der besonders erhobenen Arbeitspausen von Arbeitern in den Werkstätten der Unternebhmungen noch spärlicher eingegangen als die bezüglich der Arbeitsperiode der Industriebetriebe. on 1865 Unternehmungen hatten 2 % eine achtstündige oder 60 eine über acht⸗ bis zehnstündige, 37 % eine über zehn⸗ bi dige und 1 % eine uͤber zwölf⸗ bis fünfzehnstündige Arbeitszeit die Arbeitspaus n berichteten 1379 Betriebe; von ihnen batten je ein Stunde bezw. zwei Stunden und etwas weniger als ein Stunden Paufe; der Rest entfällt auf Zwischengruppen mit mehr als zwei Stunden Arbeitspanse. 8 4 der Entlohnungsweise liegen Angaben über 8 d. s. rund 55 % aller Arbeiter der Groß⸗ und Mittelb Von diesen waren annäbernd 61 % nach Zeit und etwas nach Stück entlohnt. Dabei muß indessen berücksichtig der Prozentsatz von Arbeitern, deren Entlohnungsweis in den verschiedenen Industrie⸗ und Gewerbegruppen f ist; während z. B. in der chemischen Industrie fast diese Statistik einbezogen sind, gilt dies in idungs waaren⸗Industrie und im Baugewerbe nur von einem Fuͤnftel. Mit der größeren oder geringeren Zahl der Angaben wechselt aber auch ihr Werth. Die Erhebung des Wochenlohnes oder Verdienstes beschränkte sich auf die 159 142 Arbeiter, welche am 31. Dezember 1885 in den Werkstätten der Unternehmungen beschäftigt wurden; die Haus⸗ industrie⸗ und die Strafanstalts⸗Arbeiter sind der größeren Genauig⸗ keit wegen nicht einbezogen worden. Die Lohnklassen des Berichtes enthalten 65 708 männliche und 22 358 weibliche, zusammen 88 066 Arbeiter; davon bezogen 2903 Emolumente irgendwelcher Art (ganze oder theilweise Kost, Wohnung, Heizung, Beleuchtung, Garten⸗ und Ackernutzung u. s. w.); von weiteren 13 480 Personen ist gesagt, daß sie zum Theil oder zumeist Emolumente bezogen. Ohne Rück⸗ sicht auf diese Naturalbezüge acht Lohnklassen für die männlichen und sechs für die weiblichen Arbei gebildet deren Besetzung natürlich sehr verschieden ist. r klasse der männlichen Arbeiter (bis zu 3 Fl. wohl nur Kinder und jugendliche Personen, zum? an; sie zählt rund 2600 Personen oder noch nicht e

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statistisch behandelten Arbeiter. Die beiden 3 bis 5 bezw. über 5 bis 7 Fl. die Woche) mit

3 bis 5 bezw ber 5 bis 7 B t zusammen 16 400 Personen oder annäbernd 25 % enthalten neben jugendlichen zumeist die ungelernten und schlecht ge Die vierte und fünfte Klasse (über 7 bis 9 bezw. 9 bis 12 Fl.) mit rund 34 400 öpfen oder etwas über 52 % umfaßt die Masse der gelernten Arbeiter; daran reihen sich zwei Lohnklassen (über 12 bis 15 bezw. über 15 bis 18 Gulden), welche die bestbezahlten Arbeiter, zum Theil wobl auch schon Vorarbeiter, Werkmeister u. dgl. m. einschließen und rund 10 700 Personen oder etwas über 16 % zählen. Den Schluß bildet eine Lohnklasse mit über 18 Gulden Wochenverdienst, die wohl aus⸗ schließlich von Werkmeistern und ähnlichen Bediensteten, die eigentlich nicht in die Kategorie der Arbeiter gehören, gebildet wird; sie enthält 1600 Personen oder etwas über 29,0. Bei Weitem ungünstiger stellen sich die Lohnverbältnisse der Arbeiterinnen. Von ihnen entfallen 11 262 oder etwas über die Hälfte auf die dürftige Lohnklasse von 3 bis 5 Gulden wöchentlich. Die starke Besetzung der untersten Lohnstufe (bis zu 3 Gulden) mit 3713 Köpfen oder nahezu 17 % jeigt, daß hier nicht nur Kinder und jugendliche Personen enthalten sind Die beiden mittleren Lohnklassen (über 5 bis 7 bezw. über 7 bis 9 Gulden die Woche) umfassen rund 7000 Personen oder 31 %, während den höchsten Lohrklassen (über 9 bis 12 bezw. über 12 Gulden) im Ganzen nur 330 Personen, also noch nicht 1 ½ % angehören, von denen ein Theil schon zu den Angestellten zählen dürfte.

Zonentarif in Ungarn.

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Die Erfahrungen, welche man in Ungarn mit der Einführung

des Zonentarifs für die Personenbeförderung auf Eisenbahnen gemacht hat, sind, wie dem „Hannov. Cour.“ geschrieben wird, vorläufig nicht sehr ermuthigend; in den beiden ersten Wochen haben die Einnahmen gegen dieselben des Vorjahres einen nicht unerheblichen Aussall ergeben und die dritte Woche hat trotz der Zunahme der Zahl der Reisenden (von 154 000 auf 213 000) abermals ein Minus von 47 712 Gulden gebracht. Sollte auch in der vierten Woche die erwartete Zunahme des Verkehrs ausbleiben, so wird man kaum noch ableugnen köͤnnen. daß die großen Erwartungen, die man an diese Reformen geknüpft, vorläufig wenigstens vund jedenfalls nicht so rasch, als man gedacht, sich erfüllen werden. Einen dauernden erheblichen Ausfall der Eisenbahneinnahmen dürften die ungarischen Finanzen auf die Länge nicht ertragen, und würde schließlich nichts übrig bleiben, als ernstlich zu erwägen, ob der Zonentarif auch wirklich in seiner gegen⸗ wärtigen Gestalt, der allerdings sehr erhebliche Ermäßigungen des früheren Fahrgeldes gebracht hat, beizubehalten sei. 8 1

Auswanderung aus Spanien. Die enorme, stetig wachsende Auswanderung aus dem spanischen üden und Südosten, aus den Provinzen Andalusien, Murcia und Valencia, beschäftigt, wie dem „Hamb. Corr.“ aus Madrid 25. August, geschrieben wird, seit Monaten die öffentliche Meinung und die Presse des Landes in immer steigendem Maße. In den Zeitungen wie in den Cortes werden allerlei Präventivmaßregeln vor⸗ geschlagen, welche die Auswanderung erschweren sollen. In Barcelona hat sich eine Gesellschaft gebildet, welche bestreht ist, die Ansiedelung in den entvölkerten Landstrichen Spaniens, im Besonderen Andalusiens zu be⸗ fördern, indem sie die verlassenen Terrains ankauft und dieselben den auswanderungslustigen Landsleuten umsonst oder wenigstens zu Spott⸗ preisen anbietet. Die Wurzel des Uebels steckt aber viel zu tief, als e“

Mittheilung,

daß solche Unternehmungen resp. Gesetze helfen könnten. Das beweist am besten folgende, letzthin von einer Malaga'er Zeitung gebrachte

erregt hat: Einige Hundert, auf dem Dampfer „Solferino“ Direktion Buenos Aires, eingeschiffte Auswanderer brachen gestern. als der Dampfer im Hafen von Malaga die Anker lichtete 5 den Ruf aus: Muera Espasa! Muera el pais que deja morir à sus hijos; Mueran los caziques! Tod Spanien, Tod dem Lande welches seine Kinder verkommen läßt! Tod den Kaliken! Kaziken werden in Spanien die kleinen Ortstvrannen genannt welche fast überall böse, am schlimmsten aber im Suüden der Halbinsel haufen; sie sind meist reich gewordene Wucherer, denen nach un ö ganze Gemeinde, in der sie leben und deren Alcalden sie gew sind, zinsbar wird. In dem Fluch, die aus ihrer schönen und von der Natur so gesegneten Heimath scheiden Malaga dem Lande ihrer Geburt nachriefen nmer zunehmenden Auswanderung

Kunst und Wissenschaft. der deutschen Plankton⸗Expediti aus Bermudas. St. Georg, 7. Au 6. Abends ist die Expedition, etwas

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Die Untersuchungen begannen bei ziemlich gut gaben reichliche Fänge, glückte es, einige T aufzuholen. Von da begann die See se und das Schlingern wurde periodisch so stark, daß nur den eigentlichen Aufg lich der quantitativen Bestimmung des Materials an kleinen lebenden esen genügt ite. Diese Bestimmungen können erst nach Ankunft der Expediti ndet werden und können nac nicht jokort Reful

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Land⸗ und Forstwirthscha

Versammlung

August in Dresden in Geg . gs von Sachsen durch den Ober⸗Forstmei direktor Dr. jur. Dankelmann⸗Eberswalde mi Begrüßung Sr. Majestät, sowie mit einem begeistert ausgebrachten dreifachen Hoch auf Waldes“ eröffnet. Nachdem von der Versammlung der Ministerial⸗ Rath Ganghofer⸗München und Land⸗Forstmeister Geb. Finanz⸗ Rath von Witzleben⸗Dresden als 1. bezw. 2 erwähl worden waren, begannen die V rhandlungen örterung der Frage: „Welche 2 F waldbetriebes sind erforderlich, der Gegenwart an die Nutzholzproduktion Beschluß war nicht zu fassen, und wurde n die Sitzung geschlossen. Gegen 11 Uhr König, nachdem Allerhöchstderselbe n. rere der Anwesenden huldvolle Wor

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wesenden begeistert einstimmten.

Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen. ö“ Oesterreich⸗Ungarn. 1 Königlich ungarische Seebehörde hat mit Rücksicht auf die in Mesopotamien ausgebrochene Cholera angeordnet, daß Provenienzen von dort beim Landen in einem Hafen des ungarisch⸗kroatischen Küsten⸗ gebietes einer strengen ärztlichen Untersuchung zu unterziehen sind.

Großbritannien. 1 Amtlicher Mittheilung zufolge unterliegen bruchs der Cholera in Bombay Provenienzen Aden und Perim der Quarantäne Ergiebt die lich daß verdächtige Krankbeitsfälle an Bord der Schiffe mw nicht vorgekommen sind und daß das Schiff in g heitlicher Be⸗ ziehung sich in gutem Zustande befindet, so wird die Dauer der Quarantäne entsprechend herabgesetzt. Bei achttägiger Dauer der Reise beträgt die Quarantäne sechs Tage; für jeden weiteren Reisetag vermindert sich die Quarantänedauer um einen Tag. Schiffe welche dreizehn Tage und mehr in See gewesen sind, unterlie gen nur einer Quarantäne von 24 Stunden. ““

Handel und Gewerbe.

Berlin, 27. August. (Bericht über Kartoffelfabrikate in der „Zeitsch ). Während

in Folge aus diesem Hafen är

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die Stimmung si bevorstebenden neuen

welche hier überall das schmerzlichste Aufsehen

27 von C. H. Helmeke in . f. Spirit.⸗Ind.*). ch hinsichtlich der Kampagne

eher zu befestigen scheint, ermattet dieselbe für das laufende Geschäft.