1889 / 208 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 02 Sep 1889 18:00:01 GMT) scan diff

ntsprechend in jeder Beziehung eine würdige und gelungene. Wir wollen hier keine Censuren vertheilen, uns auch nicht darauf einlassen, die Leistungen im Einzelnen zu seciren, sondern nur hervorheben, daß der Träger der Titelrolle, Hr. Emil Drach, der Menenius Agrippa des Hrn. Conrad, ferner Martha Baumgart als Volumnia, sowie die beiden Volkstribunen (G. Kober und Th. Weiß) durchaus den lebhaften Beifall verdienten, der ihnen in wachsendem Maße gespendet wurde. Die kriegerischen Scenen und das Schlachtgetümmel im ersten Akt ließen an Ebenmaß und Mäßigung etwas zu wünschen übrig; um so mehr muß anerkannt werden, daß die malerische Schlußscene des ersten Akts und die Volksscenen der übrigen Akte in ihrem Arrangement vortrefflich waren und nichts Störendes enthielten. Die Dekorationen und die Ausstattung waren den Ansprüchen entsprechend, die man an eine Bühne ersten Ranges zu stellen berec tigt ist. Der erste Spiel⸗ abend im Berliner Theater war ein voller Erfolg; möge er auch ein gutes Omen für die kommenden sein. Wallner⸗Theater.

Um für einige neu engagirte, in der auf Mittwoch angesetzten ersten Aufführung der „Blauen Grotte“ nicht beschäftigte Mitglieder Auftrittsrollen zu ermöglichen, gelangen morgen, Dienstag, „Madame Bonivard“ und der Einakter „Der dritte Kopf“ zu einmaliger Auf⸗

führung. 8 8 Friedrich⸗Wilbhelmstädtisches Theater.

Das „Mikado“⸗Gastspiel der Mitglieder des Friedrich⸗Wilhelm⸗ städtischen Theaters in Breslau hat am Sonntag, den 1. September, im dortigen Thalia⸗Theater begonnen und zwar in der glücklichsten Weise Der Telegraph meldet einen großen Erfolg vor ausver⸗

kauftem Hause. Residenz⸗Theater.

Am Sonnabend wurde das Residenz⸗Theater mit einem der älteren sogenannten „Sittendramen“, mit Victorien Sardou's „Fernande“, wieder eröffnet. Die Wahl dieses Stücks für den Eröffnungsabend dürfte in der Absicht erfolgt sein, den zahlreichen neu engagirten schauspielerischen Kräften Gelegenheit zu geben, ihr künstlerisches Vermögen vor dem hiesigen Publikum zu erproben, da eine große Zahl von Rollen in diesem Stück Temperament und den Ausdruck höchster Leidenschaft erfordern und alle mit darstellerischem Geschick gegeben werden müssen, wenn eine der dichterischen Absicht ent⸗ sprechende Wirkung erzielt werden soll. Was den scenischen Bau der Handlung betrifft, so hat dieser an intensiver Wirkung auf die Zu⸗ schauer kaum etwas eingebüßt; die Brutalität und Spitzfindigkeit der Fabel freilich tritt in dem durch die lange Reihe der Jahre etwas verblaßten äußerlichen Gewande aufdringlicher hervor, als bei dem ersten Erscheinen Fernande's auf dieser Bühne. Die Darstellung war im Ganzen verdienstlich und verlief glatt und erfolgreich. Als Gräfin Clotilde führte sich Frl. Frauen⸗ dorfer vortheilhaft ein; stattliche äußere Mittel und feuriges Empfinden, immer in den Grenzen des Wohlanständigen und Ge⸗ fälligen gehalten, vereinigten sich zu einer tüchtigen und in einzelnen Momenten ergreifenden Gesammtleistung. Die Titelrolle gab eine noch sehr jugendliche Kraft, Frl. Erna Grunert, zum ersten Mal, aber im Ganzen mit schönem Gelingen. Soweit nach dieser ersten Rolle ein Urtheil gestattet ist, darf man der jungen Künstlerin ent⸗ schiedenes Bühnentalent und damit die Ausdrucksfähigkeit für das Empfindungsleben in Liebe und Leidenschaft zutrauen; aber vorläufig erscheint das Vermögen noch unfertig, das Gebotene mehr ange⸗ lernt als selbst geschaffen; namentlich erschienen Bewegung und Wesen nicht frei und graziös genug für die heikle Rolle. Aus der eifer⸗ süchtigen jungen Frau Georgette schuf Frl. Zipser eine ganz prächtige Figur; den lächelnden Uebermuth und die frische Naivetät brachte sie mit überraschender Ungezwungenheit zur Geltung. Von den Herren löste Hr. Brandt (Pomerol) seine Aufgabe am besten; er spielte ratürlich und gemüthvoll mit der gebotenen Energie und doch ohne Uebertreibung. Dagegen erwies sich Hr. Kirsch (André) als jugendlicher Liebhaber unzuverlässig; er war steif im Benehmen, das Organ klang rauh und erschien zu spröde, um wahre Herzenswärme auszudrücken. In der kleineren Epifodentolle des exotischen Don Ramiros brachte Hr. Pagay den ihm eigenen Humor trefflich zu Geltung. Die Nebenrollen waren gut besetzt und daher das Zusammenspiel sehr tüchtig; hierbei darf

jedoch nicht unerwähnt bleiben, daß die Spielsaalscene zu Beginn des Stückes mit rücksichtsloser Naturtreue, besonders von Seiten der weiblichen Mitglieder wiedergegeben wurde, daß aber wenigstens hier eine Herabstimmung des Tons das ästhetische Gefühl mehr befriedigt haben würde. Das Publikum zeichnete die Darstellung dauernd durch lebhaften Beifall aus

Central⸗Theater.

Die neuengagirte Soubrette Frl. Minna Blum, welche die jüngst an Stelle des Frl. Dora so rasch übernommene Rolle der Cilli in der Posse: „Leichtes Blut“ auch am Sonnabend und Sonntag spielte, erzielte bei diesen Wiederholungen denselben großen Erfolg wie bei ihrem ersten Auftreten. Namentlich fand ihr reichpointirter Couplet⸗ vortrag den lebhaftesten Beifall, der ihr ganz besonders Seitens des ausverkauften Sonntagshauses gespendet wurde. Somit dürfte sich das Engagement der kaum 17 jährigen Künstlerin als ein wirklicher Gewinn für die Bühne erweisen.

Mannigfaltiges.

Anläßlich des heutigen Erinnerungstages der Schlacht von Sedan sind die öffentlichen und viele Privargebäude der Stadt reich beflaggt und fanden in allen Schulen, wie herkömmlich, Gedenk⸗ akte statt. Am Abend begehen die Kriegervereine den Tag durch Fest⸗ versammlungen. Von auswärts wird dem „W. T. B.“ über die Feier des Tages gemeldet:

Breslau. Der Sedantag wird, wie in früheren Jahren, in allen Schichten der Bevölkerung auf das Festlichste begangen. Die Stadt prangt in reichem Flaggenschmuck; in den Straßen herrscht jetzt festtägliches Leben Abends findet allgemeine Illumination statt. Das Wetter ist herrlich.

Halle a. S. Zahlreiche Häuser haben anläßlich des Sedan⸗ tages geflaggt. In den Schulen und in den öffentlichen Anstalten finden Gedächtnißfeiern statt. Viele Geschäftslokale sind geschlossen. Heute Abend wird ein allgemeiner Kriegerkommers veranstaltet.

München, 31. August Heute fand eine Vorfeier des Sedantages im Bürgerlichen Bräuhause statt, welcher der Bürger⸗ meister und Vertreter der Stadt beiwohnten. Nach der Festrede wurde von den Tausenden von Anwesenden die „Wacht am Rhein“ gesungen. Militärkapellen gaben die Musik.

Dresden. Anläßlich des Sedantages ist die Stadt reich be⸗ flaggt; besonders schön ist das Siegesdenkmal geschmückt. In den Schulen finden Festakte, auf dem Altmarkte eine Musik⸗ aufführung statt.

Die Verloosung, welche gelegentlich der diesjährigen aka⸗ demischen Kunstausstellung stattfindet, wird von dem Verein Berliner Künstler veranstaltet. Um möglichst allen Wünschen des Publikums zu entsprechen, hat die Verloosungs⸗Kommission von einem vorherigen Ankauf der Gewinne Abstand genommen; dafür wird es dem Gewinner selbst überlassen, unter den verkäuflichen Werken der Ausstellung ganz nach seinem Geschmack zu wählen. u diesem Zweck dienen als Gewinne „Kaufanweisungen“ in verschiedener Höhe, welche bei Auswahl eines Kunstwerkes im Verkaufsbureau vom Gewinner in Zahlung gegeben werden. Es ist demselben bier⸗ bei ganz überlassen, ob er für den Werth der Anweisung eines oder mehrere Kunstwerke wählt, oder ob er unter Zuzahlung des Mehr⸗ betrags ein werthvolleres erwerben will. Die Ziehung der Loose geschieht ebenfalls durch das Publikum selbst, und zwar durch Ent⸗ nahme des Looses. Man wirft ein Markstück in einen der auf⸗ gestellten automatischen Apparate und dreht die Kurbel so lange, bis eine Kugel herausfällt, welche das Loos enthält. Dieses Loos ist mit dem Vermerk „Niete“ oder „Kaufanweisung in Höhe von —“ be⸗ zeichnet, und letztere kann sofort zur Geltung gebracht werden.

Nach einem Projekt des Magistrats follen auf 17 öffentlichen Plätzen Uhren nach Mayrhofer'schem System errichtet werden. Die Stelle, auf welcher auf den einzelnen Plätzen die Aufstellung erfolgen soll, wird unter Zustimmung der zuständigen Polizei⸗ behörden durch die städtische Bau⸗Deputation festgestellt werden. Die Kosten zur Herstellung jeder Uhr sind auf 4000 ℳ, die jährliche

Unterhaltung derselben auf je 270 festgestellt. Das für die Be⸗ leuchtung erforderliche Gas sowie das zur Bewässerung erforderliche Wasser liefert die Stadt unentgeltlich. Der Magistrat hat be⸗ elocsen. die Zustimmung der Stadtverordneten⸗Versammlung hierzu einzuholen.

Nachdem im Zoolosgischen Garten die Nenordnung des großen Vogelhauses durchgeführt worden, kommen jetzt auch in dem linken Flügel des Gebäudes die vielen im Verlauf des Sommers neu erworbenen Vögel besser zur Geltung, da die Beleuchtung eine be⸗ deutend bessere geworden, die Thiere selbst aber in wissenschaftlicher Reihenfolge geordnet sind, eine durchaus nothwendige, früher aber weniger beachtete Einrichtung. Hervorragend ist die zu großer Vollständigkeit gediehene Sammlung der Rabenvögel, welche wohl schwerlich in diesem Umfange und in dieser Schönheit wieder ge⸗ funden werden wird. Nicht minder zahlreich und für den Liebhaber be⸗ sonders anziehend ist die Kollektion der Drosseln, in der wir eine große Zahl von Arten vertreten sehen. Die Mitte des Raumes enthält in von Pflanzen umgebenen Glaskäfigen die zartesten aller Papageien, die Loris. In den großen Eckkäfigen endlich überrascht den Beschauer das bunte Gewimmel der vielfarbigen kleinen Exoten, unter ihnen jetzt in besonders prächtigem Kleide zahlreiche Weber, welche bald an ihren kuͤnstvollen Nestern sich zu schaffen machen, bald durch die offene Thür in den anstoßenden Außenkäfig huschen, wo ein nicht minder lebhaftes Treiben herrscht und wo wir unter anderen auch eine große Schaar unserer einheimischen Sänger in einer besonderen Abtheilung vereinigt sehen.

Auf der Kaiserlichen Werft in Kiel, Abtheilung Inven⸗ tarienmagazin, haben vier Siegeszeichen aus der neuesten Zeit Aufstellung erhalten; es sind dies die Geschütze, welche der Reichs⸗ kommissar Hauptmann Wißmann in den Gefechten bei Bagamoyo dem Führer der Aufständischen, Buschiri, abgenommen hat. Zwei Kanonen größeren Kalibers haben die Matrosen S. M. Schiff „Leipzig“, zwei kleinere diejenigen S. M. Schiff „Carola“ erbeutet. Die Ge⸗ schütze sind älterer Konstruktion.

Der für den Norddeutschen Lloyd gebaute neue Dampfer „Kaiser Wilhelm II.“ trat, wie die Londoner „Allg. Corr.“ meldet, am Donnerstag Morgen vor seiner Einstellung in den Reichs⸗ Postdampferdienst nach Australien eine Probefahrt nach New⸗ York an. Das Schiff ist um 1000 Tons größer als irgend ein anderes in der Flottille des Norddeutschen Lloyd, und man erwartet, die Reise von London nach Australien werde nicht mehr als 26 Tage in Anspruch nehmen.

Dresden, 1. September. (W. T. B.) Der General⸗Inten⸗ dant des Hoftheaters, Graf von Platen⸗Hallermund, ist heute in Folge eines Schlaganfalles gestorben.

Czernowitz, 31. August. (W. T. B.) Infolge beftigen Regenwetters ist der Pruth ausgetreten und hat den nörd⸗ lichen und nordöstlichen Theil der Stadt überschwemmt; auch⸗ der Czeremosz⸗ und Suczawa⸗Fluß sind ausgetreten.

Tscherlach, 29. August. Ueber den Schlammsturz wird der „N. Zürch. Ztg.“ weiter berichtet: Die letzte Nacht war wider Erwarten günstig, keine weiteren Rutschungen sind vorgekommen. Heute Morgen sind die Bäche Gaventis und Kuppeler noch immer sehr stark angeschwollen; überbordend verheeren ihre Schlammmassen das Dörfchen. Einzelne Häuser stehen tief in Schutt und Schlamm. Zahlreiche Hülfsmannschaft arbeitet mit größter Anstrengung, um die Wasser⸗ und Schlammmassen zu ver⸗ theilen und vom Dorf abzuleiten. Mit dem eingetroffenen schönen Wetter ist die Gefahr plötzlicher neuer Abstürze verringert. Immer⸗ hin tritt die Gefahr von gestern beim nächsten Regenwetter wieder ein. Die gewaltigen Geschiebsmassen sind nicht mehr aufzuhalten, sie werden ihre Wege ins Thal nehmen. Die Bewohner von Tscherlach erdulden schreckliche Seelenqualen. Seit drei Tagen sind sie von Angst gefoltert, stündlich ihren ganzen Besitz verlieren zu müssen.

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Wetterbericht vom 1. September, Morgens 8 Uhr. tungsfest.

Anfang 7 Uhr.

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Freitag: in 4 Akten von Paul Lindau. kany.)

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Antonie Mars. Vorher: Posse in 1 Aklt.

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9 Früh Gewitter. Uebersicht der Witterung.

Eine breite Zone mit hohem, gleichmäßin ver⸗ theiltem Luftdruck erstreckt sich von den britischen Inseln südostwärts nach der Balkan⸗Halbinsel hin, charakterisirt durch ruhige und vorwiegend heitere Witterung. Eine flache Depression liegt über Südwest⸗Deutschland, daselbst Regenwetter mit Ge⸗ wittererscheinungen bedingend. Die Temperatur entspricht in Deutschland durchschnittlich normalen

Verhältnissen. Deutsche Seewarte.

ii☚σddm. Afrika.

—— Theater⸗Anzeigen.

Königliche Schauspiele. Dienstag: Opern⸗ haus. 164. Vorstellung. Belmonte und Constaunze, oder: Die Entführung aus dem Serail. Oper in 3 Akten von Mozart. Dichtung von Bretzner. Dirigent: Hr. Kahl. Anfang 7 Uhr.

A. Raida. 7 ½ Uhr.

Schanspielhaus. t Schwank in 3 Akten von G. v. Moser

Mittwoch: Opernhaus. 165. Vorstellung. Carmen. Oper in 4 Akten von Georges Bizet. Dichtung von Henry Meilhac und Ludovic Halsvy, nach einer Novelle des Prosper Mérimée. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. Trauerspiel in 5 Akten von Rudolf v. Gottschall. Anfang 7 Uhr.

Deutsches Theater. Dienstag: Zum 1. Male: Faust’s Tod. Aus der Tragödie zweitem Theil. Mittwoch: Der Compagnon. Fauft’s Tod.

Berliner Theater.

Mittwoch: Szr. Francesco d'Andrade.

Tessing-Theater.

Dumas und A. d'Artots. Mittwoch: Die Nixe.

von F. G. Triesch. Donnerstag: Der Fall Clémencean. Schauspiel

in 5 Akten von A. Dumas und A. d'Artois.

Zum 1. Male.

(Erstes Auftreten von

Aafang 7 ½ Uhr.

Wallner-Theater.

führung.) Zum 153. Male. Madame Bonivard. Schwank in 3 Akten von Alexander Bisson und

Zum 142. Male.

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Mittwoch: Zum 1. Male: Die blane Grotte. Schwank in 3 Akten nach dem Englischen des A. W. Pinero von Emil Pobl. Lustspiel in 1 Akt von Dr. Otto Girndt.

Victoria-Theater. Zeitgemälde in 11 Bildern von Alex. Moszkowski und Rich. Nathanson. Ballet von C. Serverini.

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung. Friedrich-Wilhelmstädtisches

Dienstag: Die Fledermans. Komische Operette nach Meilhac und Halévy, bearbeitet

von C. Haffner und R. Genée.

Das Stif⸗ Strauß. Anfang 7 Uhr.

175. Vorstellung.

geöffnet. Mittwoch: 3 Akten von Johann Strauß. Tanz von Paul Sonnabend, den 7. September: stattung: Zum 1. Male: 176. Vorstellung. Arabella

Herrmann Zumpe.

von Victorien Sardou. Mautner.

Aus der Tragödie burg. Anfang 7 ½ Uhr.

Dienstag: Coriolanus. Rroll's Theater Juan: Sgr. d'Andrade) 6“ Mittwoch: Die Zauberflöte. Dienstag: Der Fall Schauspiel in 5 Akten von A.

Lustspiel in 3 Akten 5 ½ Uhr, der Vorstellung 7 Uhr.

Male. Fedora. Victorien Sardou.

Schauspiel Deutsch von Maria Bar⸗

H. Hattendorf.

Sternheim. Im herrlichen Sommergarten:

8 Concert. Auftreten

Dienstag: (Einmalige Auf⸗ ments.

Theaters 7 ½ Uhr.

Deutsch von Emil Neumann. „Im herrlichen Sommergarten:

Der dritte Kopf. Mit theilweiser Benutzung einer

von Franz Walnner. Anfang Fülumimation des

durch 30 000 Gasflammen. Voranzeige. öffnung der Winter⸗Saison.

Vorher: mn „Liliputaner“.

Endlich.

Dienstag: Stanley in

Dienstag: Zum 20. Male: Musik von C. Gesa Anfang Musik von G. Steffens.

1“““

Theater. Dienstag: Zum 13. Male: Gesangsposse

Musik von Johann Der Concert⸗Park bleibt für die Theaterbesucher Die Fledermaus.

Mit neuer Aus⸗ Karin. 3 Akten von Wulff und Pochmann.

Residenz-Theater. Direktor: Sigmund Lauten⸗ burg. Dienstag: Fernande. Sittenbild in 4 Akten . Deutsch von Eduard In Scene gesetzt von Sigmund Lauten⸗

Mittwoch u. folgende Tage: Dieselbe Vorstellung.

Dienstag: Don b (Don 88

Täglich: Bei günstigem Wetter v 1 Vorstellung, Abends bei brillanter elektr. Beleuchtung des Sommergartens, großes Doppel⸗Concert. Anfang

Belle-Alliance-Theater. Dienstag: Zum 3. Male. Professor Klint. (Svärfar.) Schwank in 4 Akten von Gustao of Gejerstam, deutsch von In Scene gesetzt vom Direktor

Großes Garten⸗ sämmtlicher Brillante Illumination des ganzen Garten⸗Etablisse⸗ Anfang des Concerts 4 ½ Uhr.

Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Großes Garten⸗ Concert. Auftreten der Ersten russischen National⸗ Sänger und Tänzer⸗Gesellschaft „IJwanow“. Auf⸗ treten sämmtlicher Spezialitäten. Abends brillante ganzen Garten⸗Etablissements

Sonntag, den 15. September: Er⸗ Erstes Gastspiel der

Central-Theater. Direktion: Emil Thomas.

Leichtes Blut.

Gesangsposse in 4 Akten von W. Mannstädt.

In Seene gesetzt vom

Direktor Emil Thomas. Anfang 7 ½ Uhr. Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

Adolph Ernst-Theater. Dresdenerstraße 72. Flotte in 4 Akten von Leon

Couplets von Gustav Görß. Musik von Franz

Roth. Anfang 7 ¼ Uhr. Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.

8 Urania. Anstalt für volksth. Naturkunde. Dienstag: Sophus Tromholt: Planetensystem.

Operette in

Operette in Musik von

Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Dorothea Rasch mit Hrn. Privat⸗

dozenten Dr. Konrad Wernicke (London —Halle)

rl. Marie Schildknecht mit Hrn. Karl Schmolling Oberfrohna).

Verebelicht: Hr. Kurt Richter mit Frl. Litta Winter (Leipzig). Hr. Victor von Wnorowski mit Frl. Josa Polzien (Königsberg). Hr. Kapitain⸗Lieutenant August von Heeringen mit Helene Gräfin Unruh (Berlin).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Hauptmann von Mey (Aachen). Hrn. Landrath Eckart von Bonin (Neumark, See. Hrn. Pastor A. Jacobshagen (Hämelschenburg). Hrn. Franz Schulemann (Neisse). Hrn. Max Vogler (Quedlinburg). Eine Tochter: Hrn. Musik⸗ direktor Julius Lange jun. (Langenberg). Hrn. Eugen Zeidler (Königsberg). Hrn Pfarrer G. Stange (Bischofswerder i. W.). Hrn. Pastor Krüger (Dorf Mecklenburg). Hrn. Pastor Behm (Boenack). Hrn. Hugo Schlegel (Berlin). Hrn. Landrath von Meyer (Arnswalde).

Gestorben: Hr. Korvettenkapitän a. D. Erich v. Sperling (Konstanꝛ). Frau verw. Kammer⸗ herr Auguste von Levetzew, geb. von Oheimb (Ehlerstorff). Frau Major Fortuni Schmidt von Osten, geb. Borstell (Danzig). Frl. Amalie Schuhardt (Berlin). Hr. Fritz Herms (Ber⸗ lin). Frau Amanda Sommer, geb. Rauen⸗ hoven (Berlin). Hr. . Karl Weidlich (Berlin). Hrn. Dr. Georg Siemens Tochter Antonie (Berlin). Frau Kantor Karoline Schmidt, geb. Steide (Friedeberg a. Queis) Hrn. Registrator Landsberg Sohn Fritz (Han⸗ nover). Frau verw. Regierungs⸗Rath Friederike Schneider, geb. Cloß (Ulm). Hrn. Oberförster G. Westermeier Tochter Hildegard (Falkenwalde). Frau Johanna Vettermann. geb. Knocke (Schwerin). Hrn. Ph. Henrich Tochter Pauline (Eßlingen).

Gastspiel des

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Spezialitäten.

Anfang des

Redacteur: J. V.: Dr. H. Klee.

Berlin: Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

Vier Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).

Weiber. Treptow.

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22

Uebersicht

über die Thätigkeit des Vereins der forstlichen Versuchs⸗

anstalten Deutschlands sowie über die Arbeiten der preußi⸗

scheu Hauptstation des forstlichen Versuchswesens während des Jahres vom 1. April 1888/89.

I. Verein der forstlichen Versuchsanstalten Deutschlands.

Die Jahresversammlung des Vereins, welcher 17 deutsche Staaten umfaßt, tagte zu Ulm in der Zeit vom 1. bis 4. September 1888. Zur Verhandlung gelangten hauptsächlich: 1) die Aufstellung von Ertragstafeln auf Grund des bisber von den forstlichen Versuchsanstalten gesammelten Materials, 2) Mittheilungen der Königlich sächsischen Versuchsanstalt über die Aufstellung von Massentafeln für die Kiefer, 3) Mittheilungen aus dem Großherzogthum Hessen, betreffend E““ des forstlich⸗phänologischen Jahresberichts pro 87/89, 4) Mittheilungen über den Stand der Vereinsarbeiten, 5) der Bericht über die bisherigen Erfahrungen bezüglich der Messung des Langnutzbolzes ohne Rinde. Im Anschluß an die Versammlung wurden vom 4. bis 7. Sep⸗ tember Exkursionen, in mehrere württembergische Forsten unternommen.

II. Arbeiten der Hauptstation des forstlichen Versuchs⸗ wesens in Preußen. A. Arbeiten der forstlichen Abtheilung.

Die Arbeiten derselben erstreckten sich insbesondere auf:

1) Ertragsuntersuchungen für eine Ertragstafel, welche den Wachsthumsgang der Kiefer in den norddeutschen Tiefebenen dar⸗ stellen soll. (Veröffentlicht in der Broschüre: „Wachsthum und Er⸗ trag der Kiefer in der norddeutschen Tiefebene“, im Verlage von Springer Berlin.)

Gleichzeitig wurde je eine Versuchsreihe in Kiefern für Durch⸗ forstung sowie für Lichtungs⸗ und Unterbau⸗Versuche, ferner 2 Aestungs⸗ versuchsflächen in Eichen angelegt.

2) Zur Aufstellung von Formzahl⸗Uebersichten und Massen⸗ tafeln wurde das für Preußen vorliegende Material an Form⸗ zahlen für Fichte, Buche und Kiefer zusammengestellt und soll dem⸗ nächst mit der Berechnung der Massentafeln begonnen werden.

3) Kleinere Untersuchungen:

a. U ber das Wachsthum der wichtigsten Waldbäume in Ost⸗ preußen wurden die Untersuchungen beendet und abgeschlossen. (Danckelmann's Zeitschrift 1889. S. 22.)

b. Erhebungen über den Einfluß des Streurechens auf das Holz⸗ wachsthum. (Danckelmann’s Zeitschrift 1888. S. 641.)

e Untersuchungen über die Wirkung verschiedener Durchforstungs⸗ grade auf das Holzwachsthum. (Danckelmann's Zeitschrift 1888. S. 605.)

d. Untersuchungen über den Lichtungszuwachs der Kiefer, die dem⸗ nächst veröffentlicht werden sollen.

e. Erprobung einer neuen Holznumerirung, über die Ergebnisse derselben ist bereits berichtet worden.

4) Anordnung der arbeitsplanmäßigen Aufnahmen auf Ertrags⸗Durchforstungs⸗ und Streuversuchsflächen.

5) Fortsetzung der Kulturversuche mit in⸗ und ausländischen Holzarten.

6) Bearbeitung der der Hauptstation übersandten Berichte über Waldbeschädigungen durch Elementarereignisse. (Danckelmann's Zeit⸗ schrift 1889. S. 154.)

7) Ermittelungen über Buchenmast im Herbst 1888 in ziemlich ausgedehntem Maße

8) Fortsetzung der Versuche über das Verhalten der beiden ein⸗ heimischen Eichenarten und der 3 Ulmenarten.

9) Zusammenstellung des Ergebnisses der Holzsamenernte im Jahre 1888 auf Grund von 682 aus Staatsrevieren eingegangenen Berichten. (Danckelmann's Zeitschrift 1889. S. 105.)

10) In Sacken des forstlichen Versuchswesens wurde eine Anzahl von Oberförstereien in Brandenburg, Posen und Westpreußen durch den Professor Dr. Schwappach (23. Mai bis 14. Juni 1888) bereist.

B. Arbeiten der forstlich⸗meteorologischen Abtheilung.

Die Beobachtungen auf den 16 nach gleichem Muster von der hiesigen Hauptstation eingerichteten forstlich⸗meteorologischen Doppelstationen (10 preußischen, je 1 braunschweigischen, thürin⸗

ischen und Provinzial⸗hannöverschen, sowie 3 elsaß⸗lothringischen)

find in unveränderter Weise weitergeführt worden. Die zwei Mal täglichen Beobachtungen wurden in monatlichen Zusammenstellungen und in dem XIII. Jahresberichte der meteorologischen Beobachtungen veröffentlicht.

Die öffentliche Revision der forstlich meteorologischen Stationen Lahnhof und Hollerath wurde durch den Professor Dr. Müttrich vor⸗ genommen.

Die im Jahre 1885/86 begonnenen phänologischen Beobachtungen wurden auf 101 preußischen Oberförstereien fortgeführt und sind von der Großherzoglichhessischen forstlichen Versuchsanstalt in Gießen ver⸗ öffentlicht worden.

C. Arbeiten der chemisch⸗physikalischen Abtheilung.

Es wurden ausgeführt:

1) Die Untersuchungen über Einwirkung von Streuentnahme auf Lehmböden wurden zum Abschluß gebracht,

2) Untersuchungen über Waldböden (vergl. Wollny's Forschungen auf dem Gebiete der Agrikulturphysik Band XI. Seite 299),

3) der Meliorationsplan und Analysen von Moorboden der Eisenbahnbrüche im Choriner Revier, 1 1

4) Untersuchungen über die Zeit des Abfalles der Fichtenstreu. (Danckelmann's Zeitschrift Band XX. Seite 727.)

D. Arbeiten der botanischen Abtheilung. Als Hauptaufgabe für die nächste Zeit wurde eine Untersuchung

den

8.

über die Kiefernschütte in Angriff genommen, dieselbe wird eine

ründliche experimentelle Behandlung erfordern und längere Zeit in nspruch nehmen. 8 b Untersuchungen über die Unterschiede der einheimischen Ulmen⸗ arten in Jugendstadien, dieselben sind noch nicht zum Abschluß gebracht. Ferner fanden statt: 1“ Untersuchungen über den Einfluß der Beleuchtung auf die Aus⸗

bildung der Blätter an Holzpflanzen und 8 sogenannten Knollenmasern an einer Rothbuche.

E. Arbeiten der zoologischen Abtheilung. Die Arbeiten erstreckten sich über folgende Gegenstände: M1) Prüfung des Raupenleimes der Berliner Waldextrakt⸗ und Fettwaarenfabrik und der Firma Huth u. Richter, 2) Ermittelungen über den hemmenden Einfluß auf Entwickelung der Brut der Hylobius abietis, Hylesinus ater und Verwandten an den Kiefernwurzeln. (Vergl. Danckelmann’s Zeitschrift 1888.

85 .3) Ermittelungen über zwei bisher unbekannte Feinde der ein⸗ jährigen Kiefern, Opatrum sabulorum und gibbum (vergl. Danckel⸗ mann'’s Zeitschrift 1888. S. 495),

4) ferner über den Werth der Brutknüppel zur Vertilgung des Hylobius abietis (vergl. Danckelmann'’s Zeitschrift 1888, S. 648), 5) über Lebensweise und Vertilgung des Kiefernspinners (vergl. Danckelmann’s Zeitschrift 1889, S. 39), 6) über Vertilgung der Rothschwanzraupe (vergl. Danckelmann’'s Zeitschrift 1889, S. 165), 7) über die Unterschiede der Larven der beiden Maikäferarten,

8) über Infektion der Kiefernspinnerraupen durch Parasiten.

Literatur.

Das Jahrbuch der Königlich preußischen Kunst⸗ sammlungen bietet in dem neuesten Heft (3, X. Bandes; Verlag von G. GErote in Berlin) zwei kunstwissenschaftliche Arbeiten, welche die großen, in der Geschichte der Malerei epochemachenden altflandrischen Meister Hubert und Jan van Eyck zum Gegenstand haben. In der einen stellt Otto Seeck kritische Betrachtungen über den Genter Altar an und sucht den Antheil der beiden Brüder daran festzustellen. Als sichere Werke des älteren Bruders betrachtet er: auf der Innenseite die fünf mittleren Tafeln der oberen Reihe, in der unteren die Tafeln der gerechten Richter, der Streiter Christi, der Einsiedler und der Pilger und von der Anbetung des Lammes die Gestalten des Vordergrundes; auf der Außenseite das Bildniß des Jodocus Vyd und die in Berlin befindlichen Tafeln der Verkündigung. Dem Jan schreibt er als sicher zu die beiden Tafeln von dem Altarwerk, welche sich in Brüssel be⸗ finden, und den Hintergrund in der Anbetung des Lammes; als wabr⸗ scheinlich von dem jüngeren Bruder herrührend bezeichnet er die beiden Johannesstatuen. Hiermit jedoch hält er des Letzteren Antheil an dem Altarwerk für erschöpft, denn es stehe urkundlich fest, daß Jan nicht vor dem Jahre 1430 daran za arbeiten begonnen, und am 6. Mai 1432 sei es vollendet worden. In zwei Jahren aber könne Jan bei der sehr sorgfältigen und langsamen Art der Technik, die ihm eigen. nicht viel mehr fertig gebracht haben als die an⸗ gegebenen Tafeln; sei doch die Flaͤche derselben beinahe ebenso groß wie die aller seiner anderen Gemälde zusammengenommen. Man hat bisber die unbezeichneten Gemälde, welche mit dem Genter Altar auffallende Verwandtschaft zeigten, meist dem Jan van Evyck zu⸗ geschrieben; Seeck bezeichnet dies auf Grund seiner eingehenden Untersuchungen als irrig und weist somit fast alle maß⸗

ebenden Theile des großen Werks vielmehr dem Hubert zu. In einer anderen Abhandlung des Hefts beschreibt Hugo von Tschudi Jan van Eyck'’s „Madonna mit dem Karthäuser“, welche außer dem von demselben Meister berrührenden Profil⸗Brustbild des Erlösers (auf Goldgrund, nach einer Vera ikon, die in einen Smaragd geschnitten seit alter Zeit sich in Konstantinopel befand und erst vom Sultar Bajazid II. dem Papst Innocenz, VIII. geschenkt wurde) aus dem Besitz des Marquis von Exeter für die Berliner Galerie erworben worden ist. Die Letztere hat durch das köstliche, unter dem Namen Madonna von Blurleighhouse von der Kunstgeschichte längst gebührend gewürdigte Bildchen einen neuen sehr werth⸗ vollen Zuwachs erhalten. Der einzehenden Beschreibung ist eine vortreffliche Heliographie aus der Reichsdruckerei sowie ferner eine wobhlgelungene Radirung des schon früher beschriebenen Jan van Evck'schen Porträts des Arnolfini von Albert Krüger beigefügt. Eine sehr ausführliche und interessante Abhandlung widmet C. Justi den Werken des Hieronymus Bosch in Spanien. Dieser mertwürdige altholländische Meister, dessen Schaffen in die Zeit von vor 1460 bis 1516 fällt, ist in außerspanischen Galerien wenig oder garnicht vertreten. Um ihn kennen zu lernen, muß man den Escorial und andere spanische Schlösser aufsuchen, für welche König Philipp II., wie es scheint, Alles aufkaufen lies, was von diesem seinem Lieblingsmeister zu erhalten war. Durch seine allegorischen, satirischen und sittenbildlichen Darstellungen, seine originelle, phantastische und groteske Auffassung kam er der Vorliebe der Spanier jener Zeit besonders entgegen. Namentlich waren seine „Träume“ populär. Sehr viele von den meist auf Tuch mit Lein⸗ farben gemalten Bildern sind leider zu Grunde gegangen. Der Ver⸗ fasser beschreibt die noch vorhandenen bedeutendsten Werke des Künstlers, welche unter den Bezeichnungen „Die 7 Todsünden“, „Der Heu⸗ wagen“, „Die Lust der Welt*, „Die Versuchung des heiligen An⸗ tonius“ in Spanien bekannt sind und von denen sich drei im Escorial, eins in Lissabon befindet, in eingehender, fesselnder Weise und weist zugleich nach, wie Hieronymus Bosch durch Peter Brueghel in unverdiente Vergessenheit gebracht worden ist, der eigentlich in seinen so berühmten Bauernstücken und Grotesken nur neue Bearbeitungen der Bilder Bosch's bietet. Auch Francisco Quevedo soll für seine „Suenos“, ein spanisches Gegenstück zu Dante's „Inferno“, die Werke des Malers geplündert haben. Dieser war übrigens in Aachen geboren und hieß eigentlich Hieronymus van Aeken, nannte sich aber Bosch nach seinem späteren Wohnsitz in Herzogen⸗Busch. Der Umstand, daß alle seine be⸗ deutenderen Werke nach Spanien wanderten, hat sogar zu der irrigen Annahme spanischer Schriftsteller geführt, wonach er ein geborener Toledaner sein sollte. Der Abhandlung sind zwei Abbildungen kirch⸗ licher Historienbilder des Meisters in Zink⸗Hochätzung ein⸗ gedruckt, von denen die eine die „Dornenkrönung“ (aus der Escorial), die andere die Geburt Christi (im Kölner Museum) veranschaulicht. In einem weiteren Beitrage giebt Julius Lessing eine Uebersicht über die reichen Kirchenschätze von San Nicolo in Bari und in der Santa Casa zu Loreto. Am Schluß des Hefts sucht Robert Vischer nachzuweisen, daß das Grabmal des Markgrafen Friedrich II. in der katholischen Stiftskirche zu Baden seinem bronze⸗ nen Haupttheil nach von dem älteren Peter Vischer herühre. Er schließt dies aus den (abbildlich beigegebenen) leicht reliefirten Apostel⸗ figürchen am Saum des Pluviale, welche eine große Aehnlichkeit mit den Figuren an den Grabmälern im Dom zu Magdeburg, in der Kirche zu Römhild und in St. Sebald zu Nürnberg zeigen. Als 39. Band der „Publikationen aus den König⸗ lich veeniLcee8 Staats⸗Archiven“ (veranlaßt und unterstützt durch die Königliche Archiv⸗Verwaltung) erschien im Verlage von S. Hirzel in Leipzig der zweite Theil der „Verhandlungen Schwedens und seiner Verbündeten mit Wallenstein und dem Kaiser von 1631 bis 1634“, deren Herausgabe Georg Irmer besorgt. Dieser Theil enthält die bezüglichen Aktenstücke aus der Zeit von Ende November 1632 bis 18. Oktober 1633. Sie betreffen zunächst die erneuten Friedensverhandlungen, welche nach dem Tode König Gustav Adolf's angeknüpft wurden; dann folgen Wallenstein's Verhandlungen mit Schweden und seinen Verbündeten bis zum Abschluß des Waffenstillstandes zu Streblen am 9. Juni 1633, und endlich der zweite schlesische Waffenstillstand. Als der kursächsische General von Arnim auf Grund seiner Voll⸗ machten die Verhandlungen wieder aufnehmen wollte, forderte zu seiner Ueberraschung Wallenstein eine Vereinigung der Armeen, nicht, wie man bisher auf gegnerischer Seite angenommen, gegen den Kaiser, sondern gegen Schweden. Nur erwähnt Arnim in seinem Schreiben nichts davon, daß der Herzog von Friedland auch den Kurfürsten von Bayern neben den Schweden zu den Reichsfeinden rechnete, gegen die er gemeinsam mit Arnim die Waffen zu kkehren gedachte. Mit dieser offenen Erklärung Wallenstein's schien allen weiteren Ver⸗ handlungen zwischen den Führern der beiden feindlichen Armeen in Schlesien ein Ziel gesetzt, und wie nach dem Abbruch der früheren

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Verhandlungen stand eine Entscheidung der Waffen zu erwarten. Welches die Gründe für Wallenstein's Sinnesänderung gewesen sind, wird kaum jemals mit annähernder Sicherheit bestimmt werden können. Von einer Seite wurden der Tod Holk's, die Furcht vor der Unzuverlässigkeit seiner Armee und das begütigende Auftreten der neuen Bevollmächtigten vom Wiener Hofe als Beweggründe angeführt, sowie im Allgemeinen auf das jähe Schwanken seines von unbeständiger Leidenschaft getriebenen Willens hingewiesen. Andererseits wollte man eine astrologische Propbezeiung, wonach die Sterne ihm geweis⸗ sagt hätten: er würde im November 1633 eine siegreiche Schlacht liefern, für die plötzliche Schwenkung verantwortlich machen. General von Arnim war über diesen neuen Beweis der Wandelbarkeit und Unzuverlässigkeit Wallenstein's tief entrüstet und giebt diesem Gefühl in einem Schreiben an den Artillerie⸗General von Schwalbach, vom 27. September 1633, entschieden Ausdruck. Durch den unmotivirten Abbruch der Verhandlungen mit Arnim hatte Wallenstein jedenfalls bei keiner der kämpfenden Parteien an Vertrauen gewonnen. Es traf ein, was der schwedische Resident in Dresden, L. Nicolai, i einem Schreiben an Joachim Transehe, den schwedischen Resi in Berlin prophezeit batte: „Mit diesen Traktaten wird man Venigsten das gewinnen, daß Friedland vor der ehrbaren Welt z chelmen werden wird, entweder gegen seinen Herrn od en uns und in Sonderheit gegen den hiesigen Kurfürsten, dessen Ministern er absonders traktirt hat.“ Wallenstein itete durch sein, auch für seine nächsten Freunde unbegreifliches ehmen selbst den Boden für seinen Untergang vor: er hat so mit dem Verrath gespielt und so oft mit seinem Abfall vom die Evangelischen getäuscht, daß sie ihm endlich nicht mehr

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lange Kaiser glauben mochten, als es ihm damit in der That ernst Der durch seine vorzüglichen Lichtdruck⸗Nachbildungen kostbarer alter Kupferstich⸗ und Holzschnitt⸗Werke wohlberufene Kunstverlag von Georg Hirth in München hat soeben eine neue interessante Publi⸗ kation erscheinen lassen, und zwar die Reproduktion eines alten werth⸗ vollen Holzschnitts von Jost Amman, eine Allegorie auf den Handel darstellend. Dieser aus 6 Blättern bestedenden großen Tafel, welche nach den in der Fürstlich Wallerstein'schen Bibliothek in Maibingen aufbewahrten Original⸗Holzstöcken genau facsimilirt ist, liegt eine Erfindung des Nürnberger Rechenmeisters Johann Neudorffer zu Grunde. Der überaus lange, mit reich verschnörkelten Initialen verzierte Titel bezeichnet das Werk als „Eigentliche Abbildung deß gantzen gewerbs der Kauffmannschaft sambt etslicher der nambafft vnd fürnembsten Handelstett signatur vnd Wappen, darinnen zum theils fürnemblich die Marck vnnd Messen begriffen sein, so das Jar vber in jede Monat gefallen ꝛc. sampt der löblichen Vhralten Kunst deß Buchhaltens ꝛc. durch den Nambhafft vnd Weitberühmbten alten Herrn Jobann Newdorffer Seeligen, Weyland geweßner Burger vnd Rechenmaister zu Nürnberg, in Grund vnd ins Fundament gelegt, Jetzund aber durch Casparn Brinner, Burger vnd Rechenmaister zu Augspur ernandts Herrn Newdorffers Seeligen, geweßnen Discipuli vnd Substituten durch sonders fleissig nachdencken, mit grosser müh ins Werck vnd in dise holdselige Augenscheinliche Figuren vnd Teutsche Carmina gebracht, vnd in Truck verfertigt, Im Jahr ꝛc. MDCXXII“. Oben, in der Mite der Tafel, sieht man den Gott der Kaufleute, Merkur, in der Rundung eines Spruchkranzes, zu beiden Seiten von ihm die Wappen der vorzüglichsten Handelsstädte mit ihren Namen und der Angabe der Meßzeiten. Merkur hält eine Wage, unter deren Balken steht Fortuna auf einer Kugel, welche auf dem auf einer Säule liegenden Journalbuch ruht. Die reichverzierte Säule erhebt sich aus einem Brunnenbecken. Hinter diesem und zu den Seiten sins die Bergwerke, das Geschäft und die Gefahren des zu Lande und zu Wasser dargestellt; im Hintergrunde in alber Höhe eine Ansicht des Hafens von Antwerpen. Auf der wird das häusliche Geschäfts⸗ leben des Kaufmanns in seinen wechselnden Formen veran⸗ schaulicht. Links unten, auf einem Güterballen ist Jost Amman'’s Künstlerzeichen angebracht, dessen Eigenart auch in der Zeich⸗ nung der Figuren namentlich unverkennbar hervortritt. Auf dem breiten Rande sowie auf zahlreichen großen und kleinen, von Car⸗ touchen eingerabmten Schildern innerhalb der Tafel liest man, in Roth⸗ und Schwarzdruck, versifizirte Belehrungen, Sprüche und Regeln über kaufmännisches Buchhalten, Kassenwesen ꝛc. Das originelle, künstlerisch und kulturhistorisch sehr interessante Holzschnitt⸗Blatt (Pr. 4,50 ℳ) wird nicht nur den Beifall der Liebhaber finden, son⸗ dern dürfte sich auch als sinniger Wandschmuck für die Comptoirs der Kaufleute eignen, zumal ihrem Stande und seiner Bedeutung darin die stolzeste Verherrlichung zu Theil wird und ihnen, wie es im Titel heißt, die Tafel „sehr nützlich und gleichsam ein täglicher Spiegel“ sein soll. Die Verlagshandlung bat diese Verwendung wohl besonders im Auge gehabt und die 6 Tafeln nicht nur mit einer Mappe versehen, sondern zugleich auf Leinwand aufziehen lassen. Zeitschrift für Agrarpolitik, Organ zur Förderung und Vertretung landwirthschaftlicher Interessen auf den Gebieten der Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirthschaft, unter Mitwirkung einer Reihe nambafter Fachleute berausgegeben von Dr. Kuno Frankenstein. Verlag von R. 2. Prager, Berlin NXW. Jähr⸗ lich 2 Bände von je 12 Heften à ca. 3 Bogen gr. 80. Preis pro Band (Halbjahr) 7,50. (Abonnements bei allen Postanstalten und Buchhandlungen.) Die Hefte 6 und 7 des II. Bandes enthalten eine Reihe trefflicher Aufsätze und Mittheilungen, welche ein allgemeineres Interesse bieten, und zwar: Die volkswirthschaftliche Bedeutung der

Ziegenhaltung, insbesondere im Königreich Preußen. Von Dr. Kuno Frankenstein. Das Reichsgesetz, betreffend die Invaliditäts⸗ und Altersversicherung, insbesondere in Bezug auf die Versicherung der Land⸗ und Forstwirthe und der von diesen beschäftigten Arbeiter. Kunstbuttergesez und Kunstbutterhandel im Deutschen Reiche. Von *.“*. Die Ausbildung der Söhne und Töchter unseres Bauernstandes. I. Von Direktor Conradi⸗Hobenwestedt.

Island und die Farör, von Alexander Baum⸗ gartner. Freiburg im Breisgau, Herder'sche Verlagsbuchhandlurg. Gr. 8. 462 S. Der durch seine Reisebilder aus Schottland (vergl. Erste Beilage zum „Deutschen Reichs⸗Anzeiger“ 1885 Nr. 47) als gründlich belehrender und anregender Schriftsteller bekannt gewordene Verfasser liefert in dem vorliegenden umfangreichen Werke eine ethno⸗ raphisch getreue und kulturgeschichtlich ausreichende Beschreibung von Feland und den Farör⸗Inseln im Nordmeer, dem Ultima Thule der mittelalterlichen Chronisten. Der Verfasser hat verstanden, die eigenartigen Naturerscheinungen und Lebensverhältnisse des Eislandes sehr an⸗ schaulich darzustellen, die vulkanische Natur der Inseln, ihre Fauna und Flora sowie das religiöse, literarische und politische Leben des Volks getreulich zu schildern. Zwischen der Götter⸗ und Heldenwelt der Edda und den vulkanischen Erscheinungen der letzten Zeit wird der Blick eröffnet in eine bis jetzt den meisten Menschen wohl fremde Welt, in ein katholisches Island des Mittelalters, in eine überaus merkwürdige alte Geschichtsliteratur, in eine bisher wenig beachtete christliche Skaldendichtung, in die Glanzperiode wie in den Niedergang einer hochgebildeten, konsequent entwickelten, höchst merk⸗ würdigen Volksindividualität, in eine nationale Leidensgeschichte sondergleichen, in eine nicht weniger denkwürdige politi che Wieder⸗ geburt und in ein nenues, freudiges, vielversprechendes Geistes⸗ leben. Nach des Verfassers geistreicher Auffassung steben jetzt nicht mehr Bauern und Fischer vor uns, sondern ein hochbegabtes, der größten Theilnahme würdiges Volk, noch

unteren Abtheilung der Tafel