Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: Folge der von der Stadtverordneten⸗Versammlung zu getroffenen Wiederwahl den bisherigen unbesoldeten der Stadt Velbert, Kaufmann Müller zu Heiligenhaus, fernere Amtsdauer von sechs
— Wilhelm in gleicher Eigenschaft für eine Jahren zu bestätigen.
Ministerium für Landwirthschaft, Domänen und Forsten.
„Dem Kreis⸗Thierarzt Wenderhold zu Siegen ist, unter Entbindung von seinem gegenwärtigen Amt, arztstelle für die Kreise Lüneburg (Stad eckede, mit dem Amtssi gleichzeitig die kommissarische Thierarztstelle für den Regier
die Kreis⸗Thier⸗ t und Land) und in Lüneburg, verliehen und ihm Verwaltung der Departements⸗ ungsbezirk Lüneburg übertr
Ministerium des Innern.
„Dem Ober⸗Regierungs⸗Rath Kuhnow ist die Stelle des Dirigenten der Kirchen⸗ und Schul⸗Abtherlung bei der Re⸗ gierung zu Arnsberg,
Bindewald das Landrathsamt Oberlahnkreise, und dem Ober⸗Amtmann Freiherrn Senfft von
as Oberamt zu Hechingen übertragen worden.
Evangelischer Ober⸗Kirchenrath.
§. 22 des Kirchengesetzes vom 15. Juli d. J., be⸗ 1— Fürsorge für die Wittwen und Waisen lichen (Kirchliches Gesetz⸗ und Verordnungs⸗Blatt S Artikel 2 des bezüglichen Staatsgesetzes von (Gesetz⸗Sammlung S. 139), übernimm Kirchengesetzes bezw. der Allerhöchsten V d. J. (K.⸗G.⸗ u. V.⸗Bl. S. 46) mit Leben tretende Pfarr⸗Wittwen⸗
evangelischen Landeskir von diesem Zeitpunkt ab alle Verpflichtungen und Re welche der Allgemeinen Wittwenver den Geistlichen jener Landeskirche
an Anstalten der innern oder der Landeskir bis dahin ob
treffend die der Geist⸗ . 37) und demselben Tage t der auf Grund jenes erordnung vom 29. Juli dem 1. Oktober d. J. ins und Waisenfonds der che der 9älteren Provinzen
pflegungs⸗Anstalt gegenüber — einschließlich derjenigen äußern Mission und bei den che angeschlossenen auswärtigen Gemeinden — gelegen bezw. zugestanden haben.
In Folge dessen haben die Wittwen aller im Dienste der Landeskirche verstorbenen oder emeritirt 1. Oktober d. J. ab ihre kirchlichen Pfarr⸗Wittwen⸗ und Wai und zwar die bis dahin aus Regie älteren Provinzen bezogenen von d die aus der General⸗Wittwenkasse in Berl der Konsistorialkasse daselbst, der neuen Provinzen oder a bezogenen von derjenigen n. kasse der älteren Provinzen, welche den be⸗ durch besondere Zuschrift bezeichnet werden
Ebenso sind die Wittwen⸗Ka der Landeskirche, welche b verpflegungs⸗Anstalt versi ab nicht mehr dorthin, sondern an den landes Wittwen⸗ und Waisenfonds zu zahlen. für die noch im Amt stehenden Geistlichen (in für die emeritirten Geistlichen) durch die Su im Uebrigen für die emeritirten Geistlichen dur egehalte erfolgen, worüber s ichen Konsistorien ergehen werden. lin, den 10. August 1889.
Evangelischer Ober⸗Ki
Hermes.
n eritirten Geistlichen vom Wittwenpensionen aus dem landes⸗ senfonds zu empfangen, rungs⸗Hauptkassen in den sse wie bisher, in bezogenen von die aus Regierungs Hauptkassen us Kaiserlichen Ober⸗Postkassen. Regierungs⸗Haupt⸗ treffenden Wittwen
erselben Ka
ächstbelegenen
ssenbeiträge der Geistlichen isher bei der Allgemeinen Wittwen⸗ chert waren, vom 1. Oktober d. J. kirchlichen Pfarr⸗ rhebung wird Westfalen auch perintendenten, xch Abzug von .Z. Bekanntmachungen
ihrem Ru
rchenrath.
Angekommen: Staats⸗Ministeriums, Boetticher, aus dem Harz.
Se. Excellenz der Vize⸗Präsident des d des Innern, Dr. von
Nichtamtliches. Deutsches Reich.
Berlin, 23. September. der Kaiser und Kbnig kehrten am Sonnab Uhr von den großen Herbstman Corps nach dem Neuen Palais im besten Wohl⸗
Majestät end Nach⸗ övern des
Preußen.
mittag um 4 ½ VII. und X. sein zurück. Am Sonntag erledigten Se. Maäjestät Vormittagsstunden Regierun kurz vor 1 Uhr die Meldung der Gardes du Corp über die erfolgte
im Laufe der sangelegenheiten und nahmen es Commandeurs des Regiments herrn von Bissing, in die Garnison chmittags begaben Sich Beide statteten daselbst Ihrer Maje⸗ drich einen längeren Besuch ab e Entwürfe für das Denkmal Landes⸗Ausstellungs⸗ selbst von dem Vize⸗ von Boetticher, s und dem Aus⸗ Nach etwa ein⸗ jestäten mit dem uge um 6 Uhr nach dem Neuen Palais estät arbeiteten alsdann noch bis zur Abend⸗ Prinzlich Friedrich Leopold'schen Herr⸗ en, allein.
gedenken Se. Majestät die Schießübungen des f dessen Schießständen anzuwohnen, g den Major und persönlichen Adjutanten von gabe der Orden des verstorbenen Fürsten Günther g⸗Sondershausen zu empfangen und Abends g des Chefs des Geheimen Civilkabinets
s, Oberst⸗Lieutenants Frei ückkehr des Regiments Um 3 Uhr Na Majestäten nach Berlin, stät der Kaiserin Frie und besichtigten alsdann di des Hochseligen Kaisers Wilhelm im Allerhöchstdieselben wurden da räsidentendes Staats⸗Ministeriums, dem Geheimen Kabinets⸗Rath Dr. von Lucanu stellungs⸗Comité durch die Säle geleitel. stündigem Aufenthalte begaben Sich die Ma fahrplanmäßigen
zu der die schaften geladen war
Garde⸗Jäge
Borcke zur A von Schwarz 6 ½ Uhr den V
entgegenzunehmen.
— Ihre Majestät die Kai begab Sich am Sonnabend N Wildpark, um Se. Majestät tdessen Rückkehr aus Majestäten fuhren demnächst nach dem Neuen Palais zurück
r⸗Bataillons au
iserin und Königin achmittag nach der Station den Kaiser und König bei Hannover zu begrüßen. Beide gemeinschaftlich vom Bahnhofe
. — Am 18. d. M. verschied zu Baden⸗Baden der Kaiser⸗ liche Unter⸗Staatssekretär im Reichsamt des Innern, Wirk⸗ liche Geheime Rath Paul Ludwig Alexander Eck im 68. Lebensjahre.
Geboren am 9. Juni 1822 in Berlin, zeichnete er sich schon als Schüler des Friedrich⸗Wilhelms⸗Gymnasiums durch ungewöhnliche Begabung und Fleiß aus. Er bezog frühzeitig die Universität zu Heidelberg, um die Rechte zu studiren, voll⸗ endete seine Studien in Berlin und trat, noch nicht 20 Jahre alt, am 14. April 1842 als Auskultator beim Kammergericht in den Staatsdienst. Am 8. Juni 1847 zum Kammergerichts⸗ Assessor ernannt, erwarb er sich in den nächsten Jahren auch die Qualifikation für höhere Justizstellen innerhalb der Rhein⸗ provinz, arbeitete sodann bei den Gerichten in Trier, Branden⸗ burg und Berlin und wurde im Oktober 1850 zum Regierungs⸗ Assessor ernannt und der Reg erung in Düsseldorf überwiesen. Im Januar 1857 wurde er, nachdem er inzwischen an das Ober⸗Präsidium in Koblenz über⸗ gegangen war, zum Regierungs⸗Rath befördert, von dort aber im November 1859 als Hülfsarbeiter in das Handels⸗ Ministerium berufen. Im März 1860 zum Geheimen Regierungs⸗Rath und “ Rath, im Januar 1867 zum Geheimen Ober⸗Regierungs⸗ Rath ernannt, trat er als solcher im Dezember 1867 in das Bundes⸗ kanzleramt über, in welchem ihm am 7. Juni 1871 unter Ernennung zum Wirklichen Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Rath die Stelle eines Direktors verliehen wurde. Im Jahre 1876 wurde er Unter⸗Staatssekretär und in dieser Eigenschaft hat er dem Reichsamt des Innern bis zu seinem Tode angehört. Am 20. Dezember 1880 wurde ihm der Charakter als Wirk⸗ licher Geheimer Rath mit dem Prädikat Excellenz verliehen.
Eck war ein Mann von gediegenem Wißen⸗ großem praktischen Geschick und ungewöhnlicher Arbeitskraft Seine Pflichttreue kannte keine Rücksicht auf die eigene Person. Er bewältigte die ihm obliegende Geschäftslast mit unermüdlichem Eifer. In den letzten Jahren nöthigte ihn ein gichtisches Leiden wiederholt, in Baden⸗Baden Heilung zu suchen. Er fand dort auch wiederholt Stärkung und Erfrischung. Auch im Frühjahr dieses Jahres hatte er sich in Baden⸗Baden seiner gewöhnlichen Kur unterworfen, er kehrte indessen diesmal ohne den erhofften Erfolg zurück. Schon im Juni entschloß er sich, einen längeren Urlaub zu erbitten, ging nach Gastein, fühlte sich aber auch dort so wenig gekräftig, daß er im Laufe des Juli seine Ver⸗ setzung in den Ruhestand zum 1. Januar k. J. erbat. Durch Allerhöchsten Erlaß vom 26. August d. 1 wurde sie ihm von Sr. Majestät dem Kaiser unter be⸗ sonders huldvoller Anerkennung seiner Dienstleistungen ge⸗ währt und ihm gleichzeitig der Rothe Adler⸗Orden erster Klasse mit Eichenlaub verliehen. Von Gastein hatte er sich inzwischen über Innsbruck und Landeck nach Baden⸗Baden begeben, und dort ist er nunmehr zur ewigen Ruhe ein⸗ gegangen.
„Eck hat der Reichsverwaltung seit dem Entstehen des Reichs angehört und sich durch seine selbstlose Wirksamkeit große Verdienste erworben. Sein Ausscheiden hinterläßt eine fühlbare Lücke. Die ihm eigene edle Einfachheit, die Makellosigkeit seines lauteren Charakters, seine strenge Gerechtigkeit machten ihn zum Muster eines Beamten. Alle, die ihm im amtlichen oder persönlichen Verkehr näher getreten sind, waren ihm mit Ver⸗ ehrung und Liebe zugethan und beklagen sein Hinscheiden mit tiefem Schmerz. Sein Andenken wird bei ihnen unvergeßlich und gesegnet bleiben.
„— Der Staats⸗- und Kriegs⸗Minister, General der Infan⸗ terie von Verdy du Vernois, und Se. Hoheit der Erb⸗ prinz von Sachsen⸗Meiningen, Commandeur der 4. Garde⸗Infanterie⸗Brigade, sind nach Beendigung der Manöver des VII. und X. Armee⸗Corps hierher zurückgekehrt.
— Der Königlich württembergische Ge andte am hiesigen Allerhöchsten Hofe, Graf von Zeppelen, ist vom Urlaub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandt⸗ schaft wieder übernommen.
— Der Präsident der Justi ⸗Prüͤfungskommission, Dr. Stölzel, ist in Urlaub nach Italien abgereist. Die Pause in Abhaltung der Termine für die große Staats⸗ prüfung währt bis zum 6. November d. J.
— Der Regierungs⸗Rath Freiherr von Lauer⸗Münch⸗ hofen zu Koblenz ist an die Königliche Regierung zu Frank⸗ furt a. O. versetzt, und der eherunschenssesar Springer der Königlichen Regierung zu Erfurt überwiesen worden.
Flensburg, 22. September. (W. T. B.) Gestern Nachmittag fand die Einmeihung des den gefallenen Dänen bei Oeversee errichteten Denkmals statt. Dasselbe trägt auch eine den daselbst gefallenen Oesterreichern gewidmete Inschrift. Die Weiherede wurde von einem Kopenhagener Delegirten gehalten. Eine Deputation dänischer Offiziere legte von dem Könige und dem dänischen Heere gewidmete Kränze am Denkmal nieder. Ein Vertreter des österxeichischen Offtzier⸗Corps aus Graz und der Commandeur der 18. Division General⸗Lieutenant von Scherff welcher mit dem hiesigen Brigade⸗Commandeur und allen Stabsoffizieren sowie den Spitzen der hiesigen Civilbehörden der Feier beiwohnte, widmeten leichfalls Lorbeerkränze. Später fand ein gemeinsames Mahl statt, ei welchem von dänischer Seite ein Toast auf Se. Majestät den Kaiser Wilhelm und ron deutscher Seite ein Trinkspruch auf den König von Dänemark ausgebracht wurde. Die dänische Depu⸗ tation folgte heute Mittag einer Einladung in das Offizier kasino und wurde am Abend bei der Rückreise nach Kopenhagen vom Offiziercorps zum Bahnhof geleitet. Sowohl die dänische als auch die österreichische Deputation verkehrte während ihres Aufenthalts mit dem hiesigen Offiziercorps auf das Kameradschaftlichste.
Hannover, 21. September. Der „Neuen Preußischen TL. welche sich über angeblich zu weit gehende polizei iche Absperrungsma regeln während der Anwesenheit Sr. Majestät des Kaisers in Hannover beschwert hatte, ist von dem Polizei⸗Präsidenten von Brandt das nachstehende Schreiben zugegangen:
„Eine stundenlange Absperrung von Straßen hat nur am Ein⸗ zugstage stattgefunden, um den Aufmarsch der 25 000 Köpfe starken, Spalier bildenden Korporationen, Vereine u. s. w., sowie die unge⸗ hinderte Vorbeifahrt der Majestäten, die Einholung Sr. Kaiserlichen Hoheit des Großfürsten⸗Thronfolgers durch Se. Majestät und die gemeinsame Fahrt Sr. Majestät und des Großfürsten⸗ Thronfolgers vom Bahnhof durch die Feststraße nach dem König⸗ lichen chlosse zu ermöglichen. Das zuschauende Publikum war überall, so weit hinter den Spalier bildenden Vereinen ꝛc. noch Platz vorhanden war, auf den Trottoiren zugelassen worden. An den übrigen Tagen waren nur die Fahrdämme einiger Straßen zu der Zeit, als die Majestäten und die Truppen dieselben passirten, vorübergehend für Fuhrwerk gesperrt, wahrend das zuschauende Publikum reichlich Gelegenheit hatte, auf den vielfach sehr breiten Trottoiren und langen Straßenecken sich bequem aufzustellen und die
Majestäten wiederholt zu sehen. Wer überhaupt Se. Majestät begrüßen wollte, hatte dazu an den Tagen, wo Allerhöchstderselbe zu Pferde im Schritt zur Parade und auf der Rückkehr von da an der Spitze der Fahnen⸗Compagnie und bei der Rückkehr vom Manöver an der Spitze der Standarten⸗Eskadron sich in das Schloß begab, auf dem üͤber eine Stunde langen Wege hierzu die ausgiebigste Ge⸗ legenheit, und es ist hiervon auch der weiteste Gebrauch gemacht worden. Auf den Trottoirs stand Kopf an Kopf, jedes Fenster bis auf die Dächer war mit Menschen besetzt, dabei herrschte überall die größte Ruhe und Ordnung, wie überhaupt das anständige Verhalten der gesammten Bevölkerung uneingeschränktes Lob verdient. Es hat nicht die geringste Reibung zwischen Publikum und Polizei, keine Verhaftung, keine Bestrafung stattgefunden, vielmehr hat das Ver⸗ halten der Schutzmannschaft die allgemeinste Anerkennung gefunden. Se. Majestät hatten die Gnade, Allerhöchstihre Befriedigung mir gegenüber mit den schmeichelhaften Worten auszusprechen: „Ich mache Ihnen mein Kompliment über die brillante Ordnung, die in den
traßen geherrscht hat. Soweit Paraden Absperrungen erforderlich Feüccot⸗ haben, sind diese militärischerseits angeordnet und ausgeführt worden.
Bayern. München, 21. September. (Allg. Ztg.) Die Ueberführung des Herzens weiland Ihrer Majestät der Königin⸗Mutter Marie von Bayern nach Altötting ging heute Morgen programmmäßig vor sich. In Altötting celebrirte der Bischof von Passau in der Stiftskirche ein Traueramt, sodann erfolgte in der dortigen Gnadenkapelle die feierliche Beisetzung des Herzens in einer Nische neben dem⸗ jenigen des Königs Maximilian's II.
In Folg⸗ des Zustandekommens der Nürnberger Ersatz⸗
wahl ist die Zahl der Mitglieder der Fraktion der Linken der Abgeordnetkenkammer wieder vollständig (74), jedoch ist es fraglich, ob der Nürnberger Abgeordnete Böhm durch seine Ge⸗ sundheitsverhältnisse nicht veranlaßt sein wird, sein Mandat niederzulegen. Auch die Centrumsfraktion weist ziffermäßig eine Lücke nicht auf; durch den Beitritt der Abgg. Bucher und Dr. Rittler zählt die Centrumsfraktion 81 Mit⸗ glieder. Die „Freie Vereinigung“ verfügt über vie Mitglieder. Die erste Sitzung der Abgeordnetenkam mer, in welcher der Staats⸗Minister Dr. von Riedel das Budget mit einem eingehenden Exposé vorlegen wird, soll auf Sonnabend, den 28. d., anberaumt werden. —— 22. September. (W. T. B.) Die Erzherzogin Stephanie, Wittwe des Kronprinzen Rudolf, Belgien zu mehrtägigem Besuch bei der Prinzes sin Leopold, Erzherzogin Gisela, hier eingetroffen.
Württemberg. Stuttgart, 21. September. Ihre Majestäten der König und die Königin ind heute Nach⸗ mittag von Friedrichshafen hier eingetroffen. — Ihre Kaiser⸗ liche Hoheit die Großfürstin Catharina von Rußland, Herzogin von Mecklenburg⸗Strelitz, mit Tochter, Prinzessin Helene, haben gestern Friedrichshafen wieder verlassen, um sich nach Italien zu begeben.
— Wie der St.⸗A. f. W.“ meldet, beging der Staats⸗ Minister der Finanzen, Dr. von Renner, am 21. d. M. den Tag, an welchem er vor 25 Jahren von Sr. Majestät dem König an die Spitze des Finanz⸗Departemens berufen wurde. Die Direktoren des Finanz⸗Departements begaben sich aus diesem Anlaß in die Wohnung des Ministers und beglückwünschten ihn im Namen der Angehörigen des Finanz⸗ Ministeriums und der Kollegien.
Buaden. Karlsruhe, 21. September. (Karlsr. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Großherzog hat am 19. d.,
XV Armee⸗Corps nach Saarburg begeben und dort bei dem Commandeur des Rheinischen Ulanen⸗Regiments Nr. 7 Major Ziegler, Quartier genommen. Die Ankunft in Saarburg erfolgte um 10 Uhr Nachts. Am Bahnhof waren der kommandirende General des XV. Armee⸗Corps, General der Kavallerie von Heuduck, mit Stab, der Kreisdirektor Freiherr von Liebenstein und die Spitzen der Behörden zum Empfang versammelt. Die Stadt war festlich geschmückt und beleuchtet, die Hauptstraße mit eingepflanzten Bäumen und Lampions geziert. — Am 20. Morgens, nach 8 Uhr, verfügte sich Se. Königliche Hoheit der Großherzog nach Lixheim, wo der erste Zusammenstoß der aufklärenden Kavallerie⸗Brigaden der 31. und .33. Division stattfand. Im Verlauf des Tages zog sich das Gefecht in die Gegend zwischen Schal⸗ bach und Rauweiler und endigte gegen 4 Uhr mit einem großen Angriff der 33. Division (General⸗Lieutenant Kühne)
gegen die an Rauweiler angelehnte 31. Division (General Lieutenant von Götze). Nach der durch den kommandirenden General geleiteten Besprechung der Tagesaufgaben kehrte Se. Königliche Hoheit zu Wagen nach Saarburg zurück, während die Truppen des regnerischen Wetters wegen Noth quartiere bezogen.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 20. September. (Cob. Ztg.) Ihre Hoheit die Herzogin hat sich gestern zu Hohett dem Herzog nach Schloß Hinterriß in Tirol
egeben.
Oesterreich⸗ungarn. Wien, 22. September. Die
„Wiener Ztg.“ Fatenülicht zwei aus Jaroslau datirte Hand⸗
schreiben Sr. Majestät des Kaisers an den Erzherzog Albrecht, worin Allerhöchstderselbe seine vollste Anerken⸗ nung der Leistungen der an den Manövern betheiligt ge⸗ wesenen Truppentheile zu erkennen giebt und dem Erz⸗ herzog seinen wärmsten Dank für seine erfolgreiche Thätig⸗ keit ausspricht. Aehnliche Handschreiben richtete der Kaiser an den General der Kavallerie Prinzen Windischgrätz und an den FZM. Catty, in denen er ihnen seinen Dank und die vollste Anerkennung für die vorzügliche, bei den diesjährigen Manövern bekundete feldmäßige Ausbildung der Truppen und für das zielbewußte Zusammenwirken aller Waffen ausspricht.
Brünn, 22. September. (W. T. B.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Preußen, Regent des
Herzogthums Braunschweig, traf heute Abend mit dem Courierzuge der Staatsbahn hier ein und wurde am Bahnhofe von dem Erzherzog Otto, der Generalität, dem Statthalter, dem Landeshauptmann, dem Bürgermeister und dem Polizei⸗Direktor empfangen. Bei der Ankunft des Zuges intonirte die Musik der auf dem Bahnhofe aufge⸗ stellten Ehren⸗Compagnie die preußische Nationalhymne. Prinz Albrecht, welcher die Obersten⸗Uniform seines 6. österreichischen Dragoner⸗Regiments angelegt hatte, nahm zunächst die Meldung des ihm zugetheilten FMLs. von Bechtoldshein
Herzlichste und ließ sich die Generalität vorstellen.
entgegen, begrüßte sodann den Erzherzog Otto auf das Nach
ist aus
Nachmittags, sich von Karlsruhe zu den Manövern des
Abschreiten der Ehren⸗Compagnie erfolgte im Wartesalon
die Vorstellung des Statthalters und der anderen an⸗ wesenden hohen Würdenträger. Trotz des heftigen Regens war ein zahlreiches Publikum am Bahnhofe anwesend, welches den Prinzen mit Hochrufen begrüßte. Im Hotel Nau⸗ hauser war das Offizier⸗Corps des 6. Dragoner⸗Regiments versammelt, welches dem Prinzen vorgestellt wurde. Später fand zu Ehren des Prinzen ein Souper statt, an welchem FML. von Bechtoldshein, General Hügel, General von Winter⸗ feld, die Rittmeister von Bismarck und von Seydewitz, der Oberst und die drei Stabsoffiziere des 6. Dragoner⸗Regiments theil⸗ nahmen. Montag Vormittag 9 Uhr findet die Besichtigung des Regiments statt. Budapest, 21. September. (Wien. Abdpost.) Die Manöver des vierten Armee⸗Corps schlossen heute, theilweise unter strömendem Regen, bei Rakos⸗Palota ab. Se. Majestät der Kaiser gab Allerhöchstseine vollste Zu⸗ friedenheit kund und sprach dann dem Corps⸗Kommandanten G. d. K. Grafen Pejacsevich Allerhöchstseinen Dank aus. Nach herzlicher Verabschiedung von den Erzherzögen Albrecht und Wilhelm, dem Reichsriegs⸗Minister FZM. Freiherrn von Bauer, dem Chef des Generalstabes 82. Freiherrn von Beck und allen übrigen Generalen ritt der Kaiser nach Foth, um von dort zu Wagen nach Gödöllö zurückzukehren. Die Erzherzöge Albrecht und Wilhelm be⸗ gaben sich mit dem FZM. Freiherrn von Beck und dem Gefolge vom Manöverfelde nach Budapest, von wo um 2 Uhr Nachmittags die Rückreise nach Wien erfolgte. Damit ist bis auf ein am Montag bei Monor stattfindendes Manöver der ungarischen Landwehr⸗Kavallerie die diesjährige Manöver⸗ Campagne, welche eine der schwierigsten war, zur vollsten Zufriedenheit des Kaisers beendet. Agram, 20. September. Wie die „Agramer Zeitung“ meldet, ist von der kroatischen Landesregierung ein Gesetz⸗ entwurf, betreffs Regelung des Sanitätswesens in Kroatien und Slavonien, ausgearbeitet worden und gelangt in der bevorstehenden Landtagssession 9 parla⸗ mentarischen Verhandlung. Der Gesetzentwurf umfa t zwei Ab⸗ 1. In der ersten Abtheilung werden die behördlichen erfügungen in Sanitäts⸗Angelegenheiten behandelt, während der zweite Theil die Bestimmungen hinsichtlich der Regelung des Sanitätsdienstes bei den Gemeinden, Stadtmagistraten, Bezirken und Komitaten sowie bei der Centralbehörde enthält.
Großbritannien und Irland. London, 21. September. (A. C.) Die Königliche Nacht „Osborne“ wird nächsten Mittwoch von Portsmouth nach Venedig segeln, um den Prinzen und die Prinzessin von Wales nach Athen zu bringen.
Frankreich. Paris, 21. September. (Köln. Ztg.) Der Präsident Carnot empfing heute Vormittag die marokka⸗ nische Gesandschaft und wohnte später der Einweihung des Denkmals „Sieg der Revolution“ bei. Alle⸗ Minister, viele Senatoren, Abgeordnete und höhere Ministerial⸗ beamte wohnten der Feier bei. Der Präsident des Gemeinde⸗ raths, Chautemps, hielt die erste Rede, wies auf die Vorgeschichte der Entstehung des Denkmals hin sowie auf die Jahrhundert⸗Feier der Revolution und be⸗ merkte schließlich, die Republik stehe heute da als die triumphi⸗ rende Erbin einer verzweifelten Lage. Frankreich habe es fertig gebracht, sein Heer zu erneuern, sodaß es im Vertrauen auf fen Kraft Allem, was da komme, ruhig entgegensehen könne. Der Minister⸗Präsident Tirard antwortete mit einem Dank an den Gemeinderath für die dem Staat geschenkte Bild⸗ säule. Er betonte, daß Chautemps mit Recht auf die Wohl⸗ thaten der Republik hingewiesen habe, und fuhr mit den Worten fort: „Dank dem guten Sinne der Bevölkerung und dem ent⸗ schlossenen Muthe aller Vaterlandsfreunde wird das republika⸗ nisch? Frankreich siegreicher als je aus den Prüfungen hervor⸗ gehen, welche ihm noch bevorstehen und, wie ich hoffe, die letzten sein werden.“ Zum Schluß drückte Tirard die Hoff⸗ nung aus, daß die Franzosen nicht immer ihre innern Streitigkeiten fortsetzen würden, sondern ihr Vaterland den Frieden genießen ließen, den nur die Republik zu geben ver⸗ möge. Beide Redner ernteten reichen Beifall. Carnot über⸗ reichte darauf dem Bildhauer Dalou einen Orden. Dann folgte der Vorbeimarsch von 10 000 Mann aller Waffen⸗ gattungen und der Turnvereine, deren Spitze der mit Beifall begrüßte Verein der Elsaß⸗Lothringer bildete.
Der Kultus⸗Minister hat 10 Amtsentsetzungen von Geistlichen ausgesprochen, welche auf der Kanzel Kund⸗ gebungen veranstalteten, die nicht vor Gericht gehören. Andere von Geistlichen während der Wahlzeit begangene Vergehen sind den Staatsanwälten angezeigt worden, die üher eine gerichtliche Verfolgung zu befinden haben werden.
— 23. September. (W. T. B.) Die gestrigen Wahlen haben sich in Paris in aller Ruhe vollzogen, nur vor dem Bureau des Journals „La Presse“, wo mittelst eines Transparentes die Wahl Boulanger's bekannt gemacht wurde, ereignete sich ein Zwischenfall, indem aus der dort versammelten Menge Hochrufe auf Boulanger ausgebracht wurden, die von anderer Seite mit Pfeifen beantwortet wurden. Die Polizei und berittene Gendarmen mußten einschreiten und nahmen mehrere Verhaftungen vor. Bis heute Vor⸗ mittag 9 Uhr sind 545 Wahlergebnisse bekannt geworden. Davon entfallen auf die Republikaner 219, die Oppo⸗ sitionellen 156, auf Stichwahlen 170. Die Wahl im 1. Pariser Arrondissement ergab folgendes Resultat: Minister der öffentlichen Arbeiten Moves Guyot (Republi⸗ kaner) erhielt 4493 Stimmen, Turquet (Boulangist) 3608, Despatys (konservativ) 2103, Muzet (Republikaner) 1462 Stimmen. Sonach ist eine Stichwayl erforderlich. In dem Wahlbezirk Montmartre erhielt Boulanger von 11 686 Stimmen 5880, Joffrin 4500, Thiebaud 496, Roques 359, Dagnan 69, Lefrançais 70, Delaforge 60 und Lisbonne 7. Außer Boulanger sind im Seine⸗Departement gewählt worden: Laguerre, Brisson, Farcy, Revest. Unter den gewählten Republikanern befinden sich die Minister Fallidres, Spuller, Rouvier und Thevenet, ferner Jules Roche, Ribot, Deluns⸗Montaud, Christophle, Bathaut, Germain, Granet, Develle, Deschanels, Barbe, Sarrien, Reinach, Mline, Charmes, politischer Direktor im Ministerium des Aeußern, Arène, Lebaudy, Madier de Montjau, Graf Douville⸗ Maillefeu und Mezières. Unter den gewählten Oppo⸗ sitionellen sind Lalou (Boulangist), Fould, Godelle, Baron Hausmann, Gavini (Boulangist), Lanjuinais, Jaluzot (Boulangist), Mitchell (Boulangist), Fourtou, Baudry d'Asson, de Mun, Cassagnac, Déroulsède, Breteuil, Reille, La⸗ rochefoucauld, Baron Soubeyran, Dillon (Boulangist), Mackau, Mongolfier, Bischof Freppel, Eschassériaux und de la Fosse
Von den Stichwahlen sind die Aussichten in 127 Fällen für die Republikaner günstig, in 39 Fällen ungünstig. Den endgültig gewählten Republikanern können 10 Deputirte aus den Kolonien hinzugezählt werden, deren Wahl zwar noch nicht bekannt, aber nicht zweifelhaft ist, da dieselben keine ernstlichen Mitbewerber haben. Dies dürfte in der neuen Kammer die Gesammtzahl von 356 Republikanern ergeben.
Italien. Rom, 22. September. (W. T. B.) Der Großherzog von Sachsen⸗Weimar ist gestern aus Mailand hier eingetroffen.
Das „Bulletin financier international“ bezeichnet es als unbegründet, daß Mehr⸗Ausgaben in den verschiedenen Budgets stattgefunden hätten und daß daraus Meinungs⸗ verschiedenheiten zwischen dem Schatzmeister und seinen Kollegen anläßlich der Aufstellung des rektifizirten Budgets entstanden seien. .
Neapel, 23. September. (W. T. B.) Wie der „Piccolo“ meldet, würde der Angeklagte Caporali dem Schwur⸗ gericht und nicht dem Zuchtpolizeigericht überwiesen werden. Der Staatsanwalt fasse das Verbrechen Caporali's als Mord⸗ versuch mit Vorbedacht und aus dem Hinterhalt auf und stütze sich dabei auf die Thatsachen, daß Caporali in der Nähe der Crispi'schen Villa umherstreichend gesehen worden, daß ein bei der Mutter Caporali's beschlagnahmter Brief des Angeklagten von einem großen Vorhaben mittels einer natür⸗ lichen Waffe spreche, und daß Caporali den Stein, womit er Crispi verwundete, dergestalt zugerichtet habe, daß derselbe eine schneidende und zerschmetternde Waffe bildete.
Spanien. Madrid, 22. September. (W. T. B.) Der Sultan von Marokko antwortete auf die spanische Note, betreffend die Plünderung des spanischen Schiffes bei Alhucemas, daß die Barke deshalb fort⸗ genommen worden sei, weil sie im Verdacht gestanden habe, Kriegskontrebande zu führen. Er habe übrigens neue Berichte eingefordert. — Der marokkanische Minister des Auswärtigen erwiderte auf die Reklamationen Spaniens, daß gegen Alle, welche sich der Plünderung des spanischen Schiffes schuldig gemacht hätten, strenge Justiz geübt werden solle.
Dänemark. Kopenhagen, 22. September. (W. T. B) Der König von Griechenland mit seinen Söhnen sowie der Großfürst Paul nebst Gemahlin sind heute Nachmittag 4 Uhr 30 Minuten mittels Sonderzuges über Gjedser abgereist. Die ganze Königliche Familie be⸗ gleitete die Herrschaften mit den übrigen Fürstlichen Gästen zum Bahnhof und kehrte sodann nach Fredensborg zurück.
Afrika. Marocco. Tanger, 22. September. (W. T. B.) Der Sultan hielt heute mit ungefähr 20 000 Mann seinen feierlichen “ in die Stadt und wurde von der europäischen Kolonie begrüßt. Auf Anordnung des Sultans wurden die Wohnungen sämmtlicher europäischen Bewohner der Stadt und der nächsten Umgebung von einer kleinen Abtheilung Truppen bewacht, um die Ordnung aufrecht zu erhalten. Das spanische Geschwader ist von Cadix hier eingetroffen.
— Aus Zanzibar, vom 21. September, meldet „W. T. B.“: Durch ein gestern publizirtes Dekret des Sultans von Zanzibar werden alle Sklaven für frei erklärt, welche nach dem 1. November d. J. in die Besitzungen des Sultans eingeführt werden sollten. Gleichzeitig wird den deutschen und englischen Kriegsschiffen das Recht ertheilt, alle unter arabischer Flagge fahrenden Dhaus in den Gewässern von Zanzibar nach (Sklaven zu durchsuchen und eventuell aufzubringen.
— Nach den letzten vom Congo in Brüssel eingetroffenen Berichten ist die Lage am oberen Congo durchaus zufrieden⸗ stellend. Der Kommandant im Bangala⸗Lande hatte wegen L Nachrichten von den Stanley Falls und in Folge von beunruhigenden Gerüchten, welche von den Eingebo⸗ renen übermittelt waren, die Schiffahrt auf dem Congo über den Aruwimi hinaus untersagt, das Verbot aber sofort wieder aufgehoben, als er sich mittels Dampfers nach den Falls begeben und die Zustände daselbst durchaus befriedigend ge⸗ funden hatte. Tippo Tib sei der Regierung ergebener als zuvor und habe Beweise seiner Treue geliefert. Die Be⸗ ziehungen zwischen Arabern und Europäern seien die besten. Der Gesundheitszustand sei ein vorzüglicher. Ein Zusammenstoß mit Eingeborenen sei in Ponta da Senha vorgekommen, doch fehlen darüber noch genauere Mittheilungen.
““ IZeitungsstimmen.
Das neue Genossenschaftsgesetz wird von der „Köl⸗ nischen Zeitung“ gegen Angriffe folgendermaßen ver⸗ theidigt:
„Ueber die Nothwendigkeit des Erlasses eines Erwerbs⸗ und Wirthschaftsgenossenschafts⸗Gesetzes hat vor Jahr und Tag kaum Meinungsverschiedenheit bei den politischen Parte en geherrscht, da die segensreiche Wirkung von Genossenschaften mit beschraͤnkter Haftpflicht, die bei uns unzulässig waren, in andern Ländern, namentlich England, glänzend hervorgetreten war. Das Reichsgesetz vom 1. Mai d. J., das zum 1. Oktober in Kraft tritt, hat diese Lücke in unserer Genossenschafts⸗Gesetzgebung ausgefüllt und es ist mit Bestimmt⸗ heit ein neuer Aufschwung des Genossenschaftswesens von ihm zu erwarten Aber schon bevor das Gesetz wirksam ge⸗ worden, weiß die „Freisinnige Zeitung an ihm herumzutadeln; so wird ihm namentlich zum Vorwurf gemacht, daß seine Bestim⸗ mungen manche zur Zeit bestehenden Genossenschaften veranlaßt hätten, sich in Aktiengesellschaften umzuwandeln, statt ihre Satzungen den Anforderungen des neuen Genossenschaftsgesetzes anzubequemen. Wir denken unserseits, daß es einen besonderen Vorzug unserer vom 1. Oktober ab geltenden gesammten Genossenschafts⸗Gese gebung bildet, daß jede derartige Gesellschaft in der Lage ist, nach freier Wahl sich unter eine beliebige der bestehenden gesetzlichen Förmlichkeiten zu stellen. Aktiengesellschaft, Genossenschaft mit unbeschränkter Haftung, Genossenschaft mit unbeschränkter Nachschußpflicht. Ge⸗ nossenschaft mit begrenzter Haftpflicht — das sind die Möglichkeiten, eine Erwerbs⸗ oder Wirthschaftsgenossenschaft ins Leben zu rufen. Gerade ein Vortheil ist es dabei, daß die verschiedenen Formen genau auseinander gehalten werden, und daß die Genossenschaft, welcher etwa die Bestimmungen des neuen Gesetzes über die Geschäftsbefug⸗ nisse der Genossenschaft allzu beschränkend erscheinen, sich volle Frei⸗ heit in diesem Punkte sichern kann, wenn sie sich in eine Aktien⸗ gesellschaft verwandelt. Sollte das neue Genossenschaftsgesetz seine wirthschaftliche Aufgabe erfüllen können, so waren gewisse Beschrän⸗ kungen des Geschäftszweigs nöthig und im Uebrigen darum wirth⸗ schaftlich unbedenklich, weil diejenigen Gesellschaften, welchen diese Beschränkungen lästig „scheinen, mit Leichtigteit sich in Aktiengesell⸗
schaften umwandeln k hin welcher Form jenen Beschrän⸗
Sozialistengesetzes schreibt die „Nationa Correspondenz“:
kungen nicht unterliegen. Unsere jetzige Genossenschafts G⸗esetzgebung hälr jeden Vergleich aus.“
Zu der in der Presse vielfach erörterten Frage 9* iberale
„Es ist wohl kaum zu befürchten, daß es zwischen den Regierungen
und dem gegenwärtigen Reichstag zu einer Verständigung über den Ersatz des Sozialistengesetzes nicht kommen werde, so schwierig auch die Lösung dieser Frage sein mag. Auf beiden Seiten, sowohl bei den Regierungen als bei der Reichstagsmehrheit, herrscht zu sehr die Ueberzeugung von der unbedingten Nothwendigkeit, jetzt zu einem dauernden Werke zu ge⸗ langen, als daß die Gefahr eines Scheiterns der Verständigung über die ge⸗ eigneten Mittel nahe läge. Daß der Staat die Abwehrwaffen gegen die sozialdemokratischen Umsturzbestrebungen noch nicht entbehren kann, wird selbst bis in die Reihen des Centrums hinein anerkannt, wenn auch die Nothwendigkeit und fernere Nützlichkeit mancher Bestimmun⸗ gen des bestehenden Gesetzes mit Recht bezweifelt wird. Darüber wird im Einzelnen bei allseitigem guten Willen und Entgegenkommen eine Vereinigung ohne Zweifel zu erzielen sein. Das entspricht auch sicherlich der ganz überwiegenden Stimmung im Lande Mit Ausnahme der sozialistisch und demokratisch verhetzten Volksschichten dürfte der Wunsch und das Vertrauen allgemein sein, daß Regierungen und Reichstag zu einer befriedigenden positiven Lösung der Aufgabe gelangen. Wenn sich dieses Verlangen bisher noch nicht stärker geregt hat, so ent⸗ springt diese Zurückhaltung eben der Ueberzeugung, daß eine Ver⸗ ständigung bei der dermaligen Zusammensetzung des Reichstages mit Sicherheit zu erwarten ist. Sollte sie wirklich bei der weiteren Ent⸗ wickelung dieser Angelegenheit gefährdet sein, so würde sich aus den weitesten, auch entschieden liberalen bürgerlichen Kreisen heraus die Forderung sehr nachdrücklich geltend machen, unter allen Umständen eine Verständigung herbeizuführen. Es liegen uns darüber bedeutsame Stimmungsberichte von verschiedenen Seiten vor. unpopulärer, als das Scheitern einer Verständigung über eine neue Regelung der Sozialistenfrage.“
Nichts wäre
Zur Frage der Seßhaftmachung der Arbeiter schreibt die „Schlesische Zeitung“:
„Unter spezieller Bezugnahme auf die Klagen über die Un⸗ zuträglichkeiten, zu welchen das Ueberhandnehmen der sogenannten Sachsengängerei in den ländlichen Verhältnissen Oberschlesiens geführt hat, wurde in der „Schlesischen Zeitung“ darauf hingewiesen, daß ein wirksames Mittel, dem Fluktuiren der Arbeiterbevölkerung zu be⸗ gegnen, in der Seßhaftmachung derselben zu suchen sei. In dem be⸗ treffenden Artikel hieß es u. A.:
„Eine Hauptursache der starken Sachsengängerei liegt zweifellos in der Grundeigenthumsvertheilung der polnischen Distrikte Ober⸗ Schlesiens, wo neben ausgedehntestem Domanial⸗ und (vielfach fidei⸗ kommissarisch gebundenem) Dominialbesitz eine grenzenlose, in zahl⸗ losen existenzunfähigen Zwergbesitzungen hervortretende Bodenzersplitte⸗ rung unvermittelt einhergeht. Um der oberschlesischen Landwirthschaft die einheimischen Arbeitskräfte zu erhalten und einen seßhaften Bauernstand zu schaffen, käme es hauptsächlich darauf an, einen Weg zu finden, der die Bildung kleiner, aber existenzfähiger Wirthschaften ermöglicht. In dem Rentengut des Gesetzes vom 26. April 1886, betreffend die Beförderung deutscher Ansiedelungen in den Provinzen Posen und Westpreußen, dessen Ausdehnung auf das ganze Gebiet der Monarchie zweifellos schon in nächster Zukunft zu erwarten ist, scheint dieser Weg gegeben. Er gewährt den Besitzern großer Fideicommiß⸗Herrschaften und Latifundien die Möglichkeit, einen Theil ihres Besitzes zu Kolonistenstellen auszuthun, und zwar unter Be⸗ dingungen, die ihnen selbst eine, wenn auch nicht hohe, aber sichere Grundrente gewährleisten und Tausende von Arbeitskräften in den Stand setzen, sich mit geringem Kapitalaufwande ein eigenes, zur Erhaltung für sich und ihre Familie ausreichendes ländliches Anwesen zu schaffen und vermöge der Untheilbarkeit desselben in der Familie zu erhalten.““
Den hier gemachten Vorschlag hatte die „Norddeutfche Allgemeine Zeitung“ in einem Artikel über die Mittel und Wege, wie den auf wirthschaftlichem Gebiete sich immer drohender gestaltenden Arbeiter⸗ ausständen wirksam zu begegnen sei, unter Hinweis auf den viel⸗ beklagten Kontraktbruch ländlicher Arbeiter aufgenommen. Von der Beobachtung ausgehend, die während der Dauer des westfälischen Kohlenarbeiterausstandes wiederholt gemacht wurde, daß die Arbeiter, welche im Besitz eines kleinen Häuschens mit einem Stück Feld waren, sich der Ausstandsbewegung zuletzt anschlossen, empfahl das Blatt, die Zahl der besitzenden Arbeiter möglichst zu vermehren. Auch die den linken Flügel der Nationalliberalen vertretende „Magde⸗ burgische Zeitung“ begrüßt den Vorschlag mit großer Genugthuung und tritt dabei speziell für die von der „Schlesischen Zeitung“ empfohlene Einführung der Rentengutsform ein.“
Statistik und Volkswirthschaft.
Zur Lage der Landwirthschaft. Die andauernd ungünstige Lage der Landwirthschaft ist in dem
letzten Quartal im Regierungsbezirk Königsberg bei den Neu⸗
verpachtungen der Domänen Taplacken, Fischhausen, Neuendorf und Kaymen klar zum Ausdruck gekommen. Für Fischhausen und Neuen⸗ dorf ist der Pachtzins um 8000 ℳ. zurückgegangen, bei der Domäne Kaymen blieb das Pachtgeld sogar um 2000 ℳ hinter dem fest⸗ gesetzten Mindestgebot und um etwa 8500 ℳ hinter dem bisherigen Pachtzins zurück.
Die Lage der Domänenpächter in dem Regierungsbezirk hat sich gegen früher nicht günstiger gestaltet. Die bisher gestundeten Pacht⸗ zinsrückstände sind nur zu einem geringen Theil eingegangen, und bei den mangelhaften Erträgen der diesjährigen Ernte liegt die Befürch⸗ tung nahe, daß die Rückstände sich noch steigern und die finanziellen Verhältnisse der Domänenpächter noch ungünstiger gestalten werden.
Die gerichtlichen Zwangsversteigerungen ländlicher Grund⸗ stücke gewähren einen ferneren Belag für den Ruͤckgang der Landwirth⸗ schaft. Im Kreise Labiau wurde ein Gut, dessen landschaftliche Be⸗ leihungsfähigkeit auf 84 000 ℳ geschätzt ist, nur für 86 000 ℳ bei der Subhastation zugeschlagen. Die gerichtliche Taxe dieses Gutes, die im Monat März aufgenommen war, betrug 119 000 ℳ, der letzte Kaufpreis im Jahre 1881: 122 000 ℳ Aus den angegebenen Zahlen erhellt der Rückschritt des Werthes des Grund und Bodens.
Zur wirthschaftlichen Lage. .
Die Lage der Gewerbetreibenden in den kleinen Städten des Regierungsbezirks Königsberg läßt, wie von dort geschrieben wird, noch immer viel zu wünschen übrig und dürfte bei ihrer Abhängigkeit von den wirthschaftlichen Verhältnissen der Landbevölkerung in nächster Zukunft kaum eine Besserung erfahren. Die Lage der ar⸗ beitenden Klassen darf dahingegen durchweg als eine be⸗ friedigende bezeichnet werden. Der Preis der Nahrungsmittel war in den letzten Monaten ein niedriger, und die Ernte⸗ arbeiten, sowie die Ausführung zahlreicher Bauten boten reichliche Beschäftigung und lohnenden Verdienst. In einigen Gegenden des platten Landes und in der Stadt Königsberg selbst wurde sogar über Mangel, an Arbeitskräften geklagt. Auch im Regierungsbezirk Gumbinnen war die Lage der Arbeiterbevölkerung eine zufrieden⸗ stellende. Die Arbeiter fanden bei reichlichem Verdienst überall genügende Beschäftigung, und die FeHihen Lebensmittelpreise hindern sie in keiner Weise daran, für die Beschaffung derselben nach Maß⸗ gabe ihrer Bedürfnisse Sorge zu tragen.
8 Handelsverkehr mit Rußland.
Aus Gumbinnen wird berichtet, daß der Handel mit Getreide und Vieh in dem dortigen Regierungsbezirk in den letzten Monaten bei starken Zufuhren und steigenden Preisen gegen früher noch an Lebhaftigkeit zugenommen, das Waarengeschäft der städtischen Kauf⸗ leute aber bei der geringen Kaufl 2 kerung nach wie vor
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