Königlichen Universitäts⸗Kuratoriums vom heutigen Tage Bezug genommen. Herlin, den 30. September 1889. Die Immatrikulations⸗Kommission. In Vertretung: 8 Hinschius.
Diejenigen jungen Leute, welche Preußen sind und ein Reifezeugniß von einem deutschen Gymnasium oder einem preußischen Realgymnasium nicht erworben haben, jedoch anderweitig den Besitz einer für die Anhörung von Universitäts⸗ vorlesungen genügenden Bildung nachweisen, können auf Grund des §. 3 der Vorschriften für die Studirenden der Landes⸗ universitäten ꝛc. vom 1. Oktober 1879 auf vier Semester auf hiesiger Universität immatrikulirt werden, ohne daß sie jedoch durch diese Aufnahme den Anspruch auf künftige Zulassung zur Anstellung im inländischen gelehrten Staats⸗ und Kirchen⸗ dienst erwerben.
Gesuche solcher jungen Leute um Immatrikulation an hiesiger Universität müssen schriftlich an das unterzeichnete Kuratorium gerichtet werden und haben Bittsteller ihrem Ge⸗ suche ein Zeugniß über ihre bisherige sittliche Führung sowie ein solches über die erworbene wissenschaftliche Ausbildung beizulegen. 1“
Eine Verlängerung des Studiums um weitere zwei Semester kann gestattet werden und sind die bezüglichen Ge⸗ suche vor Ablauf des vierten Semesters bei dem unterzeich⸗ neten Kuratorium schriftlich unter Ueberreichung der Ma⸗ trikel, des Anmeldungsbuches und der Erkennungskarte an⸗ zubringen.
Berlin, den 30. September 1889.
Königliches Universitäts⸗Kuratorium. In Vertretung: Hinschius, i. V. Daude.
Justiz⸗Ministerium.
Der Rechtsanwalt Pauli in Wernigerode ist zum Notar für den Bezirk des Ober⸗Landesgerichts zu Naumburg a. S., mit Anweisung seines Wohnsitzes in Wernigerode, und
der Rechtsanwalt Bong⸗Schmidt in Flensburg zum Notar für den Bezirk des Ober⸗Landesgerichts zu Kiel, mit Anweisung seines Wohnsitzes in Flensburg, ernannt worden.
Richtamtliches. Deutsches Reich.
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Preußen. Berlin, 4. Oktober. Se. Majestät der Kaiser und König unternahmen auch am gestrigen Nach⸗ mittage eine Pürschjagd im Lewitzer Revier und begaben Sich um 6 ½ Uhr zu Wagen von Friedrichsmoor nach Ludwigslust, woselbst die Ankunft um 7 ¾ Uhr erfolgte und wo um 9 Uhr bei den Ceroscetsceeichen Herrschaften im Residenzschlosse das Diner und später der Thee eingenommen wurde.
Heute Vormittag um 10 Uhr fuhren Se. Maäjestät mit Sonderzug von Ludwigslust nach Jaßnitz, um im dortigen Revier zu pürschen.
Heute Abend nach beide Majestäten anzutreten.
eingenommenem Diner gedenken mittels Sonderzuges die Rückreise
— Ihre Majestät die Kaiserin und Königin stattete gestern Vormittag in Schwerin, wie uns von dort gemeldet wird, dem Augustenstift, einer unter dem Protektorat Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin Marie von Mecklenburg⸗Schwerin stehenden Pflegeanstalt für alte Leute, einen längeren Besuch ab und begab Sich um 1 ½ Uhr mit dem gesammten Großherzoglichen Hofe mittels Sonderzuges nach Ludwigslust.
— Die vereinigten Ausschüsse des Bundesraths für
Zoll⸗ und Steuerwesen und für Rechnungswesen traten heute zu einer Sitzung zusammen.
— Der Landesälteste Graf Pfeil auf Kreisewitz, Mit⸗ lied des Hauses der Abgeordneten für den 11. Bres⸗ auer Wahlbezirk (Ohlau⸗Brieg) ist, der „N. P. Z.“ zufolge, am 2. d. M. gestorben.
— Der Kaiserliche Gesandte am Königlich rumänischen Hofe, von Bülow, ist vom Urlaub nach Bukarest zurück⸗ gekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Gesandtschaft wieder übernommen.
„—— Der Kaiserliche Gesandte in Mexico, Freiherr von Hedtwett, ist vom Urlaub auf seinen Posten zurückgekehrt und hat die Geschäfte der dortigen Gesandtschaft wieder über⸗ nommen.
— Der hanseatische Gesandte, Dr. Krüger, ist vom Ur⸗ laub nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.
— Der Kommandant von Hannover, General⸗Lieutenant Graf von Waldersee, ist mit kurzem Urlaub von Hannover hier angekommen.
— S. M. Kreuzer⸗Fregatte „Leipzig“, Kommandant Kapitän zur See Plüddemann, mit dem Chef des Kreuzer⸗ PsPhadets., Contre⸗Admiral Deinhard an Bord, ist am
. Oktober von Kapstadt aus in See gegangen.
Bayern. München, 2. Oktober. (Allg. Ztg.) Der Finanzausschuß der Kammer der Abgeordneten ig heute seine erste Sitzung zur Erledigung formeller Angelegenheiten. Das Referat über den Militär⸗Etat und über die Landtagsversammlung ist dem neugewählten Mitglied des Ausschusses Abg. von Lerchenfeld übertragen worden. Aenderungen in der übrigen Referatsvertheilung liegen dem vorigen Budget⸗Landtag gegenüber nicht vor. Eisenbahnreferent ist wieder Freiherr von Stauffenberg, Referent zum Kultus⸗ Etat Dr. Daller.
Ihre
Württemberg. Friedrichshafen, 2. Oktober. Majestäten der König und die Königin sind heute Nach⸗ mittag nebst Gefolge wieder hier eingetroffen. Der Extrazug Ihrer Majestäten war geführt von dem FmanteRach Forner welcher die Ehre hatte, zur Königlichen Tafel befohlen zu
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 3. Oktober. (Th. B.) Die Gesandtschaft des Sultans von
anzibar an Se. Majestät den Kaiser ist heute Mittag
ier eingetroffen, nicht in amtlicher Mission, sondern nur um in
rivat⸗Audienz Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog, „als dem Schwager des berühmten hochseligen Kaisers Wil⸗ helm“, sowie Ihrer Königlichen Hohen der Großherzogin, „als der Fürstin, welche sich in so lebhafter Weise für Ost⸗ Afrika zu interessiren geruht habe,“ ihre Ehrfurcht zu bezeugen. Da beide höchsten Herrschaften zu ihrem lebhaften Bedauern durch Abwesenheit ver⸗ hindert sind, die Gesandtschaft zu empfangen, so wird Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog derselben morgen Mittag eine Privat⸗Audienz im Erbßberzoglichen Schlosse gewähren. An dieselbe wird sich ein Frühstück anreihen. Die Gesandtschaft wurde bei ihrer Ankunft hier auf dem Bahnhof von Herren des Hofes empfangen und in Hofwagen nach dem Gasthof „Russischer Hof“ geleitet, woselbst Gemächer für sie bereitet waren.
Sachsen⸗Altenburg. Altenburg, 3. Oktober. Der diesmalige Quartalswechsel hat in dem Beamtenkreise mehr⸗ fache Veränderungen gebracht. Der Geheime Ober⸗Regierungs⸗ Rath Laurentius ist in den Ruhestand getreten und hat bei dieser Gelegenheit das Prädikat Geheimer Rath verliehen erhalten. Ferner wurden der Geheime Finanz⸗Rath Findeisen und der Dber⸗Schulrath Runkwitz zu Mitgliedern des Disziplinarhofes ernannt.
Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen, 2. Oktober. (Magdb. Ztg.) Ihre Hoheit die Herzogin von Anhalt ist gestern zu mehrtägigem Besuche am hiesigen Hofe eingetroffen.
Der Landtag des Fürstenthums genehmigte in seiner gestrigen Sitzung die Mehrforderung für die Kataster⸗ verwaltung im Betrage von 37 000 ℳ sowie einen Zuschuß von 10 000 ℳ für die Wiederherstellung der Stadt⸗ kirche zu Groß⸗Breitenbach. Der Präsident Hartmann gab dann die herkömmliche Uebersicht über die Geschäfts⸗ thätigkeit des Landtages, der Staatsrath Petersen dankte hierauf im Namen der Regierung für das wohlwollende Ent⸗ gegenkommen, welches der Landtag wiederum den Vorlagen gegenüber bewiesen habe. Präsident Hartmann betonte das gedeihliche Zusammenwirken zwischen Regierung und Landtag, worauf die Versammlung nach einem dreimaligen Hoch auf Se. Durchlaucht den Fürsten auseinanderging.
Reuß j. L. Gera, 2. Oktober. Bei den gestern und heute hier abgehaltenen Stichwahlen für den 1., 2. und 3. Landtags⸗Wahlkreis wurden in allen drei Wahlkreisen deutschfreisinnige Kandidaten gewählt.
Hamburg, 3. Oktober. (W. T. B.) Der Präsident des hanseatischen Ober⸗Landesgerichts, Dr. Sieveking, ist heute als Vertreter des Reichs zur Theilnahme an der inter⸗ nationalen Konferenz der Seeuferstaaten in Washington nach den Vereinigten Staaten abgereist.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 3. Oktober. (W. T. B.) Der Minister des Auswärtigen, Graf Kälnoky, hat sich auf einige Tage nach seinen Besitzungen in Mähren begeben.
Agram, 2. Oktober. (Wien. Abdz.) In dem dem kroatisch⸗slavonischen Landtag vorgelegten Bericht der Regni⸗ kolar⸗Deputation über die Verlängerung des finan⸗ ziellen Ausgleichs mit Ungarn auf weitere zehn Jahre heißt es, die Deputation habe auch Angelegenheiten be⸗ sprochen, welche nicht streng zur Erneuerung des finan⸗ iellen Ausgleichs gehörten, aber dennoch die Finanzwirth⸗ schaft des Landes berührten. Auf gleicher Grundlage wie bisher sei das Beitragsverhältnis zu den gemeinsamen Angelegenheiten bezüglich Ungarns mit 92,064.805 Proz., bezüglich Kroatiens mit 7,935.195 Proz. vereinbart worden. In Betreff der Vereinbarung der Beitragsquote zu den Kosten der autonomen Verwaltung habe es des beiderseitigen loyalen Entgegenkommens bedurft, um die Quote in gerechter Weise zu vereinbaren. Es sei das Verhältniß mit 44 und 56 Proz. gegenüber dem bisherigen (45 und 55 Proz.) an⸗ genommen worden, Der einprozentige Ausfall werde reichlich gedeckt durch die Erhöhung der Einnahmen aus der Taback⸗ und Transportsteuer und den sonstigen Einkünften, sodaß Kroatiens Vortheile besser gewahrt seien und seine Einnahmen bedeutend erhöht werden würden.
Großbritannien und Irland. London, 3. Oktober. (A. C.) Der Erbgroßherzog und die Prinzessin Alix von Hessen kehrten gestern von Balmoral, wo sie Gäste der Königin gewesen waren, nach London zurück. Hier werden die Herrschaften bis zu ihrer am Sonnabend erfolgenden Ab⸗ reise nach Darmstadt im Buckingham⸗Palast verweilen. Chamberlain erklärte in einer vorgestern in New⸗ castle gehaltenen Rede, daß die Regierung gewillt sei, die agrarische Frage in Irland in der nächsten Parla⸗ mentssession endgültig zu lösen. Er meinte, daß die in den letzten 2 Jahren von der Regierung durchgeführten Maß⸗ regeln an sich selbst von viel größerem Vortheil für Irland seien, als alle von Gladstone geplanten Konstitutionsverände⸗ rungen, aber sie seien nichts im Vergleich zu den wichtigen Vorschlägen, welche in der nächsten Session zu erwarten seien. Auf den Schiffswerften von Portsmouth wurde am 30. v. M. die erste Panzerplatte für das neue große Schlachtschiff „Royal Sovereign“ angesetzt. Das Schiff wird eine Größe von 13 000 t bekommen.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 3. Oktober. (W. T. B.) Der Großfürst und die Großfürstin Wladimir sind heute in das Ausland abgereist.
Italien. Rom, x3. Oktober. (W. T. B.) Der König hat den von dem Grafen Antonelli und dem König Menelik von Schoa am 2. Mai im Lager von Uccialli abgeschlossenen Vertrag ratifizirt. Der Minister⸗Prä⸗ sident Crispi unterzeichnete gestern eine mit dem Führer der Schoa⸗Mission, Makonnen, vereinbarte Zusatz⸗Kon⸗ vention zu dem Pertrage. Sie setzt, der „Tribuna“ zu⸗ folge, fest, daß die Blockade aufhören soll. Ferner ent⸗ hält die Zusatz⸗Konvention die Regelung des Zolldienstes und des Handelsverkehrs zwischen Italien, Aethiopien und den Nachbarländern, sowie die Feststellung der neuen Grenzen der italienischen Besitzungen. Endlich ist noch be⸗ stimmt, daß Italien bei Menelik durch einen General⸗
erden.
Konsul vertreten werde, und daß beide Länder sich gegen ihre gemeinsamen Feinde gegenseitig schützen sollen
Schweiz. (N. Zürch. Ztg.) Am Montag ist in Bern die vom Finanzdepartement einberufene Kommission zur Prüfung des ersten Theils des abgeänderten Banknoten⸗ 821 etzes zusammengetreten. Die Berathungen sollten mehrere
age dauern.
Serbien. Belgrad, 3. Oktober. (W. T. B.) Die Verhandlungen über die Dauer der Anwesenheit der Königin Natalie in Belgrad sind abgebrochen: es werden nunmehr die Modalitäten betreffs der Zu⸗ sammenkunft des Königs Alexander mit seiner Mutter erörtert werden. Die Entscheidung hängt vom König Milan ab, dessen Antwort auf einen diesbezüglichen Vorschlag der Regentschaft spätestens heute erwartet wird.
Die „Agence de Belgrade“ meldet: Keiner der Regenten hat bis jetzt die Königin Natalie besucht, auch die Meldung des „Pester Lloyd“, daß der Regent Belimarkowitsch die Königin Natalie heimlich besucht habe, ist unwahr.
Der ehemalige diplomatische Agent in Sofia, Danitsch ist mit Pension in den Ruhestand, der diesseitige Gesandte in Berlin, Christisch, in Disponibilität versetzt worden.
Dänemark. Kopenhagen, 4. Oktober. (W. T. B.) Die englische Flotte ist heute früh von hier nach Helsingör abgesegelt, wo die Königliche und ihre Fürstlichen Gäste von Fredens⸗ org mit der Bahn zum Fruͤhstück auf dem Admirals⸗ schiff eintrafen. Heute Abend veranstaltet der dänische Seeoffizier⸗Verein zu Ehren der britischen Offiziere hier in Kopenhagen ein Ballfest. Sonntag findet in der russischen und in der englischen Kapelle Gottesdienst, später Frühstück auf der „Derschawa“ statt, an welchem der Kaiser und die Kaiserin Rußland, der Prinz und die Prinzessin von Wales, der König und die Königin und die Herren der englischen und russischen Gesandtschaft mit ihren Damen theilnehmen werden. Der Prinz von Wales reist am 14. d. M., von dem König und wahrscheinlich auch von der Königin von Dänemark begleitet, nach Athen ab. Nach den Festlichkeiten daselbst beabsichtigt der Prinz, seinen Sohn Albert Victor, der nach Indien reist, bis nach Egypten zu begleiten.
Amerika. Washington, 3. Oktober. (W. T. B.) Bei dem gestrigen Banket, welches der Staatssekretär Blaine zu Ehren der Delegirten für den Kongreß der „Drei Amerikas“ veranstaltete, waren die Mitglieder des Kabinets und andere hervorragende Persönlichkeiten zugegen. Blaine brachte einen Toast auf die dauernde Freundschaft und das Gedeihen aller amerikanischen Staaten aus. Die Delegirten sind heute Morgen auf eine von Blaine organisirte 40tägige Rundreise durch die Staaten abgereist.
New⸗York, 3. Oktober. (W. T. B.) Nach später ein⸗ gegangenen Nachrichten aus Montana ist der demokra⸗ bißsch Kandidat zum Gouverneur des Staates, und der republikanische Kandidat zum Mitglied des Hauses der Repräsentanten gewählt. Die Stellung der Parteien in der Legislative bleibt noch ungewiß.
von
Zeitungsstimmen.
Anläßlich des Oktobertermins warnt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“ in einem Artikel abermals vor dem Andrang zu den schon überfüllten gelehrten Berufe⸗ zweigen, indem sie schreibt:
„Mit Genugthuung kann in den letzten Jahren ein erheblicher Aufschwung von Handel und Industrie festgestellt werden; es ist natürlich, daß dieser Aufschwung neue Kräfte beanspruchen muß. Leider aber kann nicht gesagt werden, daß das alte Vorurtheil, welches in weiten Kreisen unserer gebildeten Stände gegen die Erwerbsthätigkeit herrscht, und welches die Einstellung gebildeter junger Leute in dieselbe in genügendem Maße verhindert, in merklichem Schwinden begriffen ist. Unter solchen Umständen ist es Pflicht, stets von Neuem auf die Verkehrtheit dieser Anschauung hinzuweisen, welche in allen Ständen ihre Vertreter hat. Wie der Arbeiter seinem Sohne keine größere Wohlthat erweisen zu können glaubt, als wenn er ihn zum „Kaufmann“ heranbildet, d. h nach absolvirter Volksschule in ein Geschäft eintreten läßt, so geht der Ehrgeiz des Handwerkerstandes und des kleinen Mittelstandes ganz allgemein dahin, wenigstens einen Sohn studiren zu lassen. In beiden Klassen der Bevölkerung ist also eine Unterschätzung des eigenen Berufs vertreten, welche als ein Zeichen ungesunder Anschauungen zu bekämpfen ist. Dabei soll in keiner Weise das berechtigte Emporstreben beanlagter junger Leute aus allen Ständen als ein Uebelstand bezeichnet werden; es handelt sich aber leider in sehr vielen derartigen Fällen, wo die Söhne mit großen Opfern der Eltern einem „höheren“ Berufe, als ihn der Vater ergriffen hat, zugeführt werden, nicht um ein der Beanlagung gemachtes nothwendiges oder wünschenswerthes Zugeständniß, wie Schulmänner und Universitätslehrer aus ihrer Erfahrung bestätigen dürften. Der zu starke Drang nach oben kann nicht durch äußere Maßregeln bekämpft werden, wenigstens sind die Erfolge sehr zweifelhaft, sondern nur durch eine erneute Betonung des Satzes, daß jede Arbeit adelt!“
Die jetzt wieder auflebende Agitation der freisinnigen Presse gegen die Viehzölle findet in der in Stuttgart er⸗ scheinenden „Deutschen Reichs⸗Post“ folgende Be⸗ leuchtung:
„Denkt man an die außerordentlich ungünstigen Verhältnisse, mit welchen der Futterbau im verflossenen Jahre zu kämpfen hatte, und die schließlich den Landwirth zu einer sehr bedeutenden Verringerung seines Viehstandes nöthigten, so wird es einem vernünftig über⸗ legenden Menschen sofort klar, daß jetzt, bei einer überaus reichen Futterernte die Viehzüchter theils ihren Viehstand noch nicht völlig ergänzt haben, theils, wenn dies auch der Fall, denselben jetzt, wo die Verhältnisse so günstig liegen, bis zur gewinnreichen Verwerthung ihrer Futtervorräthe, nicht vermindern wollen und können. Die nächste Folge dieser Sachlage muß selbstverständlich und natürlich eine Vertheuerung der Viehpreise sein und dementsprechend natürlich auch eine Vertheuerung der Fleischpreise. Mag dies auch im Interesse eines großen, ja sehr großen Theils der Bevölkerung zu beklagen sein, im Interesse der landwirthschaftlichen Bevölkerung, die denn doch die größte Bevölkerungeziffer ausmacht, ist es nicht zu beklagen, ihr ist es vielmehr zu gönnen, wenn sie nach den großen Verlusten, die sie im Vorjahre durch gedrückte Viehpreise erlitten hat, wieder einiger Vortheile theilbaftig wird. Wenn nun aber die mehrgenannte Presse die Vertheuerung des Fleisches den Zöllen in die Schuhe schieben will, so zeigt sie, wie wenig Interesse sie an dem Wohlergehen der Landwirthschaft nimmt, während sie doch immer verkündigt, wie sehr es ihr um des „Volks“ Wohl zu thun sei. Ab⸗ gesehen von jenen natürlichen Umständen, weiche eine gewisse Ver⸗ theuerung des Fleisches herbeigeführt haben, ist es übrigens auch der Gewinn, den der Händler, und zwar vielfach in einer ganz maßlosen Weise in Anspruch nimmt, der unsere Lebensmittel zum Theil ganz außerordentlich vertheuert, und zwar in einer Weise, wie es selbst ein ziemlich hoher Zoll nicht im Stande wäre Die Zölle sind es nicht, die diesen Artikel vertheuern, und wenn auch, so ist die von ihnen herbeigeführte Theuerung so unbedeutend, daß sie gegen diejenige,
welche der Zwischenhandel herbeiführt, gar nicht in Betracht kommt,
“ 8 1
sondern geradezu verschwindet. Das würde sich sofort und eklatant so en, sobald diese Zölle aufgehoben würden. Denn zweifellos und zach vielsagenden Vorgängen würden die Preise auf der gleichen Höhe bleiben wie vorher — dies ist beispielsweise in Preußen nach Auf⸗ hebung der Mahl⸗ und Schlachtstener der Fall gewesen — und die Folge wäre nur die, daß die Artikel, deren Zoll meist nur das Aus⸗ fand zu bezahlen hat, nicht billiger würden; der Betrag der aus⸗ fallenden Zölle aber müßte dann durch direkte Steuern aufgebracht und somit die ohnedies schon am Boden liegende Landwirthschaft, mit ihr aber auch die übrige Bevölkerung mit neuen Steuern belastet
und gedrückt werden.“
Im Interesse der weiteren Ausdehnung des Exports
industrieller, Erzeugnisse schreibt die „Hamburger örsenhalle“: 1 18
Vörsenche großen deutschen Geschäftshäuser ahmen immer mehr das Beispiel ihrer großen englischen und französischen Konkurrenten nach, indem sie sich dazu entschließen, große überseeische Handelsplätze direkt durch Reisende aufsuchen zu lassen. s sind uns verschiedene Fälle bekannt geworden, aus der Webwaaren⸗, Weißwaaren⸗, Leder⸗ waaren⸗ und Luxuspapie waaren⸗Fabrikation, daß große Firmen dieser Branchen jetzt Reisende nach Argentinien und anderen Städten Süd⸗ und Central⸗Amerikas gesandt haben, dieselben haben sich theils in Hamburg, theils in Lissabon eingeschifft; auch haben z. B. Gold⸗ seistenfabrikanten Reisende nach Indien gesandt, während Canada schon von einer großen Anzahl deutscher Textilfirmen regelmäßig bereist wird. Der Entsendung von Reisenden nach überseeischen Ländern kann nicht oft genug das Wort geredet werden. Franzosen und Engländer ver⸗ danken diesem System einen großen Theil ihres Erfolges im Export⸗ geschäft. Seitdem unsere deutschen Kaufleute denselben Weg be⸗ treten, um überseeische Verbindungen anzuknüpfen, vergrößern sich ihre Umsätze zusehends, sie tragen zur Verbreitung deutscher Waaren bei und bereiten in jenen Ländern den althergebrachten französischen und englischen Bezichungen einen fühlbaren Mitbewerb. Es ist nur zu wünschen, daß immer mehr deutsche Firmen sich dazu entschließen, Reisende regelmäßig nach überseeischen Ländern zu entsenden.“
Der Kaiserbesuch am Großherzoglich mecklenburgischen Hofe.
H. Ludwigslust, 3. Oktober 1889.
Se. Majestät der Kaiser verblieb in der verflossenen Nacht in Friedrichsmoor, um heute die Pürsche auf Rothhirsche fortzusetzen. Ihre Majestät die Kaiserin kam heute um 2 Uhr Nachmittags zei stürmischem regnerischen Wetter mit Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Frau Großherzogin Anastasia mittels Sonderzuges von Schwerin in Ludwigslust an. Die kleine Residenzstadt hatte festliches Gewand angelegt; Schulen und Vereine waren angetreten; das Offizier⸗Corps des 17. Dragoner⸗Regiments und die Stadtvertretung, sowie General⸗ Leeutenant von Derenthall, der Landrath und andere distinguirte “ waren auf dem Bahnhof zum Empfange erschienen.
er Bürgermeister begrüßte Ihre Majestät die Kaiserin, und auf dem Wege zum Schloß überreichten an der errichteten Ehren⸗ pforte zwei weißgekleidete Mädchen von der dort aufgestellten höheren Töchterschule ein Bouqvet. Se. Majestät der Kaiser kam um 7½ Uhr Abends zu Wagen von der Jagd nach Ludwigslust. Die Straßen, welche Se. Majestät passirte, waren taghell er⸗ leuchtet, die Fenster aller Häuser waren glänzend illuminirt und die Vereine und Korporationen hatten wiederum Aufstellung ge⸗ nommen. Unter den begeisterten Hurrahrufen der Menge fuhr Se. Majestät, Allerhöchstwelcher zur Rechten Sr. Hoheit des Herzogs Johann Albrecht saß, am Schlosse vor, wo die gesammte Großherzogliche Familie — Höchstdieselbe war im Laufe des Tages zu längerem Aufenthalt ebenfalls nach Ludwigslust übergesiedelt — Allerhöchstdenselben empfing. Ihre Majestäten bewohnen diejenigen Gemächer der zweiten Etage, welche der Hochselige Kaiser Wilhelm bei seinen Besuchen stets bewohnt hatte. Um 9 Uhr fand in dem großen Fest⸗ saal des Schlosses ein Abendessen statt, an welchem außer den Fürstlichkeiten die beiderseitigen Gefolge Theil nahmen, ferner der russische Botschafter Graf Schuwalow mit Gemahlin, der preußische Gesandte von Kusserow, der russische Konsul von Ogarew, der Ordonnanz⸗Offizier, der Wacht⸗Offizier und der diensthabende Stallmeister. 8
Die Tafel bildete ein offenes Viereck; sie war mit silbernen Schaustücken und Blumen⸗Arrangements geschmückt. Se. Majestät der Kaiser, in dem dunkelblauen Koller des Garde⸗ Kürassier⸗Regiments, führte Ihre Königliche Hoheit die Frau Großherzogin⸗Mutter zu Tisch. Die Hohe Frau trug eine weiße Spitzenrobe mit gleichem Kopfputz. Die Plätze an der Innenseite, gegenüber Sr. Majestät dem Kaiser, nahmen Ihre Majestät die Kaiserin und Se. Königliche Hoheit der Großherzog ein. Ihre Majestät die Kaiserin trug, wie alle übrigen erlauchten Damen, eine einfache weiße Robe; durch das Haupthaar zog sich ein schmaler einreihiger Brihantreif; der Großherzog war in der Uniform seines preußischen Husaren⸗ Regiments erschienen. Die Kapelle des 17. Dragoner⸗Regiments brachte während der Tafel folgende Stücke zu Gehör: Parademarsch „Herzog von Braunschweig“ — Jubel⸗Ouverture von Chr. Bach — Stralsunder Fanfaren — Introduktion und Chor aus der Oper Lohengrin — Fanfare militaire von Ascher — Finnischer Reitermarsch.
Nach der Tafel begaben sich die Allerhöchsten ung Höchsten Herr⸗ schaften in die Nebengemächer und sahen von den Fenstern der Front⸗ seite aus dem Fackelzuge der Bürgerschaft zu. Etwa 800 Fackeln defilirten am Schloß vorbei, und die begeisterte Volksmenge sandte donnernde Grüße hinauf zu den Fenstern, wo die Fürstlichkeiten standen. Ein imposantes Feuerwerk schloß die erhebende Ovation. Dann drängte die Volksmenge bis dicht unter die Fenster, und von Neuem ertönten Hurrahrufe, welche so lange andauerten, bis sich die Allerhöchsten Herrschaften zurückzogen.
Statistik und Volkswirthschaft.
Auswanderung.
Die überseeische Auswanderung aus dem Deutschen Reich (über deutsche und niederländische Häfen und Antwerpen) betrug nach der
neuesten Mittheilung des Kaiserlichen Statistischen Amts im Monat August d. J. 7484 Personen, fast genau so viel wie im jelben Monat des Vorjahres, für den 7477 Auswanderer verzeichnet wurden. In den ersten 8 Monaten dieses Jahres zusammen sind 64 719 über⸗ seeische Auswanderer (gegen 71 315 im Vorjahre) nachgewiesen.
Tabackbau und Taback⸗Ernte.
Das neueste Monatsheft zur „Statistik des Deutschen Reichs (Augustheft 1889) veröffentlicht eine Uebersicht über den Tabackbau und die Ergebnisse der Taback⸗Ernte im deutschen Zollgebiet für das Erntejahr 1888/89. Im Vergleich zum Vorjahre ist nicht nur der Tabackbau zurückgegangen, da 1888 nur ein Flächenraum von 18 033 ha gegen 21 466 ha im Jahre 1887 mit Taback bepflanzt war, sondern war auch die Taback.Ernte minder ergiebig, indem nur 264 124 Dopp.⸗Ctr. dachreifen Tabacks oder 1465 kg durchschnittlich auf 1 ha geerntet worden sind, wogegen im Vorjahre die Ernte 408 661 Dopp.⸗Ctr. oder 1904 kg durchschnittlich auf 1 ha betragen hatte. Die Zahl der Tabackpflanzer ist von 180 074 im Jahre 1887 auf 168 386 im folgenden Jahre gefallen, aber nur die Zahl der größeren Pflanzer hat eine Einbuße erlitten, während die Zahl der kleineren, d. h. derjenigen, welche eine Gesammtfläche bis zu 1 a mit Taback bepflanzt hatten, 1888 um 1515 höber war als im Vorjahre. Für den im Jahre 1888 geernteten Taback sind im allgemeinen etwas bessere Preise bezahlt worden als für den vorjährigen; für 100 kg des ersteren ergab sich nämlich
ein mittlerer Preis von 79,49 ℳ
8
(einschl. der Steuer), während der mittlere Preis für den letzteren
sich nur auf 69,20 ℳ berechnete. 8
EE 8 Ueber die Ergebnisse der Rekruten⸗Prüfungen im Deutschen Reich enthält das soeben ausgegebene Augustheft der „Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reichs“ Nachweise bezüglich des Ersatzjahres 1888/89. Danach wurden 171 346 Rekruten in die Armee und Marine eingestellt bezw. auf ihre Schulbildung geprüft. Von dieser Zahl hatten 166 195 Schulbildung in der deutschen Sprache. 4117 Schulbildung nur in einer anderen Sprache, und 1034 waren ohne Schulbildung, d. h. konnten weder lesen noch ihren Namen schreiben. In Prozent der Gesammtzahl aller Eingestellten betrugen die⸗ jenigen, welche weder lefen, noch ihren Namen schreiben konnten, im Ersatzjahre 1875/76 2,37 1880/81 1,59 1885/86 1,08 1876/77 2,12 1881/82 1,54 1886/87 0,72 1877/78 1,73 1882/83 1,32 1887/88 0,71 1878/79 1,80 1883/84 1,27 1888/89 0,60. 1879/80 1,57 1884/85 1,21 8 Stellt man für die Bezirke, von welchen die meisten Mann⸗ schaften ohne Schulbildung geliefert wurden, das erste dem letzten Jahre der vorstehenden Periode gegenüber, so kamen Analphabeten auf je 100 eingestellte Rekruten
9,62 11,90 15,26
5,88
9,80
6,74
im Reg.⸗Bez. Gumbinnen Marienwerder... Posen Königsberg ö1“ Oppeln . Bromberg . 11,30 ö“ Ueberall ist eine bedeutende Besserung zu bemerken; am stärksten ist die Abnahme der Eingestellten ohne Schulbildung in Posen und Bromberg. Für die einzelnen deutschen Staaten stellt sich das Verhältniß der Analphabeten folgendermaßen: 875/76 1888/89 0,23 % 0,01 % 0,02 % 0,03 % 0,03 % 0,12 % 0,14 % 0,23 % 0,24 % 90 0,25 % . 3,45 % 0,26 % 0,32 % 0,38 %
+2— n -—œl — 9
Sachsen Baden. Bayern Württemberg “ Mecklenburg⸗Schwerin “ Sachsen⸗Meiningen. Mecklenburg⸗Strelitz. Elsaß “ e““ Waldeck (im Jahre 1887) “ 0,44 % Preußen . . .. . . 3,19 % 0,94 %. Von den übrigen Staaten liegen aus dem Jahre 1888/89 Ziffern nech nicht vor. Gegen das Jahr 1875/76 hat sich die Reihenfolge, wie man sieht, wesentlich verschoben. Württemberg, das früher an erster Stelle stand, ist in die dritte gerückt und in der Prozentziffer von 0,02 auf 0,03 zurückgegangen. Wesentliche Fortschritte haben Sachsen, Preußen, Bayern, Mecklenburg⸗Schwerin, namentlich aber Elsaß gemacht (das letztere von 3,45 auf 0,26!).
Der Handelsverkehr Hamburgs mit West⸗Afrika.
Der Verkehr mit West⸗Afrika wird bekanntlich sehr häufig über
die Achsel angesehen und mit den ältern kultivirten überseeischen Ländern nicht als ebenbürtig betrachtet. Ein Artikel der „Afrika⸗Post“ über Hamburgs Handel mit West⸗Afrika beweist, wie der „Kölnischen eitung“ aus Hamburg geschrieben wird, auf Grund authentischer welche der vom Statistischen Bureau herausgegebenen Statistik uͤber Handel und Schiffahrt Hamburgs während des Jahres 1888 entnommen sind, daß hier völlig verkehrte Annahmen vorliegen. Zu⸗ nächst wird an der Hand von Zahlen bewiesen, daß in den letzten zehn Jahren, Dank der inzwischen enistandenen regelmäßigen direkten Dampf⸗ schiffsverbindung, der Schiffsverkehr von West⸗Afrika achtmal größer, nach West⸗Afrika dreimal größer geworden ist und der Waarenverkehr sich bei der Einfuhr auf mehr als das Sechsfache, bei der Ausfuhr um mehr als das Doppelte gesteigert hat. Es ist selbstverständlich, daß Hamburgs Einfuhr von West⸗Afrika auch nicht im Entferntesten an diejenige aus den Vereinigten Staaten, Brasilien, Chili und Argentinien heranreicht; sie ist aber viel bedeutender, sowohl der Menge als dem Werthe nach, als die Einfuhr von China und Japan zusammen, und beinahe so groß wie die Einfuhr von Britisch⸗Indien, in welche die vielen Reis⸗ und Juteladungen eingeschlossen sind. In der Ausfuhrtabelle nimmt West⸗Afrika sogar die vierte Stelle ein. Häufig hört man Aeußerungen, welche auch diese Thatsache nicht anerkennen wollen. Es wird behauptet, dieser Handel sei ja doch nur ein Spirituosenhandel und nicht der Mühe werth, gepflegt zu werden. Wenn man aber die gesammte Menge Spirituosen mit 331 298 Dopp. Ctr. in Abzug bringt, so bleiben als Hamburgs Restausfuhr nach West⸗Afrika immer noch 238 500 Doxp.⸗Ctr. andere Waaren, also immer noch ebenso viel wie im Ganzen von Hamburg nach China ausgeführt wird. Diese Zahlen und Thatsachen sprechen für sich selbst, sie sind wohl geeignet, denjenigen Deutschen, welche sich in schwierigen und häufig recht un⸗ angenehmen persönlichen und mit vielen Entbehrungen verbundenen Verhältnissen dem Handel in West⸗Afrika widmen, eine gewisse Ge⸗ nugthuung zu gewähren, indem sie dadurch erfahren, daß ihre Arbeit keine vergebliche ist, sondern einen wichtigen, nicht zu unterschätzenden Faktor des deutschen Wirthschaftslebens bildet. Hat schon das Jahr 1888 einen so sehr vermehrten Verkehr gegen das Vorjahr bervorgerufen, so hat es doch allen Anschein, als ob am Ende des laufenden Jahres 1889 ein fernerer Aufschwung zu verzeichnen sein würde. Auch für die weitere Entwickelung des Handels mit West⸗ Afrika scheinen die Aussichten günstige zu sein. Ein weilen hat der Handel unserer Reichsregierung zu danken, daß sie durch richtige Maß⸗ regeln einige Theile dieser Küsten, Kamerun und Togo, dem deutschen Handel auf die Dauer gesichert hat. Die bisherige Verwaltung dieser Kolonien läßt hoffen, daß auch die deutschen Gebiete ihren vollen Antheil an der allgemeinen Entwickelung West⸗Afrikas erhalten werden.
Zur Arbeiterbewegung. Nach Meldungen aus London haben gegen 10 000 Gruben⸗ arbeiter in den Kohlengruben im Distrikt Bolton die Arbeit niedergelegt und verlangen eine Erhöhung ihres Lohnes.
Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 22. September bis inkl. 28. September cr. zur Anmeldung gekommen: 489 Eheschließungen, 986 Lebendgeborene, 36 Todtgeborene, 505 Sterbefälle.
Kunst und Wissenschaft.
In Madrid wird der „Gaceta de Madrid“ zufolge im April 1890 eine Allgemeine Ausstellung der schönen Künste stattfinden, auf welche die Bestimmungen eines unterm 3. Juli 1886 ergangenen Ausstellungsreglements Anwendung finden sollen. Nach diesem Reglement können sowohl spanische als aus⸗ ländische Künstler an der Ausstellung theilnehmen, sofern sie sich den betreffenden Bestimmungen unterwerfen. Alle Künstler haben ein gleiches Anrecht auf die in dem Reglement festgesetzten Prämien. Der Eröffnungstag und die Frist für die Einlieferung der Kunst⸗ werke sollen demnächst bekanntgegeben werden.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Die 5. Obstbau⸗Ausstellung des großen Märkischen Obstbau⸗Vereins ist heute in den reich geschmückten Räumen der Flora in Charlottenburg eröffnet worden.
ö“ Handel und Gewerbe.
Die „Zeitschr. f. Spirit.⸗Ind.“ bringt folgenden Bericht über den Handel mit Stärke nach Mittheilungen der Vertrauensmänner für die Zeit vom 25. September bis 1. Oktober 1889. In der ver⸗ flossenen Woche sind nachstehende Abschlüsse in Kartoffelmehl sowie trockener und seuchter Kartoffelstärke mitgetheilt worden. Es wurden verkauft an: Kartoffelmehl: 5 Ladungen zu 17,75 ℳ per Oktober⸗Dezember frei Hamburg, 2⁰0 Sack prima zu 18 ℳ brutto für netto frei Stettin, 100 Sack prima zu 18 ℳ mit 1 % Abzug per Kasse ab Station des Eisenbahn⸗ Direktions⸗Bezirks Erfurt, 300 Sack per Oktober⸗November zu 16,50 ℳ frei Station in Niederschlesien, 100 Sack prima zu 17,75 ℳ frei Station in der Prignitz, endlich 200 und 400 Sack zu 17,50 ℳ ab Station des Eisenbahn⸗Direktionsbezirks Erfurt; ferner an trockener Kartoffelstärke 200 Sack per Oktober⸗November zu 16 ℳ srei Station in Niederschlesien; endlich an feuchter Stärke 600 Ctr. zu 8,.20 ℳ frei Station an der Bahnstrecke Angermünde — Pasewalk, 1000 Ctr. zu S8,30 ℳ netto per Oktober⸗ November⸗Deember frei Berlin, 400 Ctr. prima zu 8,45 ℳ per Sep⸗ tember⸗Oktober frei Station in Mecklenburg 1000 Ctr zu 7,30 ℳ frei Station an der Bahnstrecke Stargard— Schivelbein, 2000 Ctr. zu 7,90 ℳ ab Station an der Bahnstrecke Stargard— Neustettin, 3 Waggons zu 7,35 ℳ ab Station an der Bahnstrecke Posen—Lissa, 400 Ctr. per Oktober zu 8 ℳ frei Station an der Bahnstrecke Köslin— Schivelbein, 3 Waggons zu 8 ℳ per Kasse frei Bahnhof Küstriner Vorstadt, 5 Waggons zu 8 ℳ frei Küstrin, 2 Waggons zu 8,35 ℳ frei Frankfurt a. O, 3000 Ctr. per Oktober bis Dezember lieferbar zu 7,70 ℳ frei Bahnstrecke Kreuz —Landsberg a. W. sowie 3 Waggons zu 7,80 ℳ frei Bahnstrecke Angermünde — Pasewalk. — Die gestrige Generalversammlung der Baugesellschaft Ostend genehmigte den Antrag auf Erhöhung des Aktienkapitals auf 7500 000 ℳ — Frankfurt a. M., 3. Oktober. (Getreidemarktbericht von Joseph Strauß.) Der Grundton unseres Marktes war hauptsächlich in Folge des geringen Geschäftsumfanges ein lustloser. Weizen ab unserer Umgegend 19 — ½ ℳ, frei hier 193,10— ½ ℳ, russische Sorten 20 ½ — 21 ½ ℳ — In Roggen hat die Situation keine Aenderung erfahren, hiesiger 16 ℳ, russischer 165,10 —610 ℳ — Gerste. Wetterauer prima (grobkörnige und weiße) 18 ¼ — ½ ℳ, Ried und Franken (Ochsenfurter Gau) 181—19 ¼ ℳ, ungarische und mährische hier kein Markt. — Hafer hat sich, da Ankünfte nicht von großem Umfang sind, im Preise gut behauptet, die Notiz 146/⁄10 — 15 ¼ ℳ bleibt, exquisiter viel darüber. — Mais (mixed) nominell 12 ℳ, beschädigter viel unter Cours. — Mehl. Feine Weizen⸗ mehle bleiben offerirt, während Roggenmehl im Preise gehalten wird. Weizenkleie weichend 7 ½ — ¼½ ℳ, Roggenkleie 8,80 ℳ. Hiesiges Weizenmehl Nr. 0 33 ½ — 34 ℳ, Nr. 1 30 — 31 ℳ, Nr. 2 25 ½ — 26 ℳ, Nr. 3 24 ½ — 25 ½ ℳ, Nr. 4 21 — 22 ℳ, Nr. 5 17 — 18 ℳ Milchbrot⸗ und Brotmehl im Verband 54 ½ — 57 ℳ, norddeutsche und westfälische Weizenmehle Nr. 00 26 — 27 ℳ Berliner Roggenmehl ab Bahn Magdeburg Nr. 0 24,10 ℳ, Nr. 0/1 22,85 ℳ, Nr. 1 21,60 ℳ, frei d 8 furt a. M., Mainz, Mannheim ca. 1,25 ℳ theurer (exquisite arken Rüböl im Detail 73 — 76 ℳ. (Obige Preise 100 kg ab hier, häufig auch loco auswärtiger Stationen.) 3. Oktober.
Wien, (W. T. B.) Ausweis der Karl⸗ Ludwigsbahn (gesammtes Netz) vom 21. bis 30. September: 245 333 Fl., Mehreinnahme 42 063 Fl., die Einnahmen des alten Netzes betrugen in derselben Zeit 193 343 Fl., Mehreinnahme
35 122 Fl. 1“ (W. T. B.) Ausweis der Südbahn vom 24. bis 30. September: 931 430 Fl., Mehreinnahme 83 303 Fl.
ca. ¼ ℳ höher). verstehen sich per
— 4. Oktober.
Submissionen im Auslande.
“ Oesterreich⸗Ungarn. 25. Oktober, Mittags. K. K. General⸗Direktion der österreichi⸗ schen Staatsbahnen, Wien. 1 ü
Lieferung der nachstehend angeführten Materialien für den Bedarf der K. K. Eisenbahn⸗Betriebsdirektionen Wien, Linz, Innsbruck, Villach, Triest, Pilsen, Prag, Krakau und Lemberg: 8 1
1) Gea1.. Cement, hydraulischer und ungelöschter Kalk, Mauerziegeln, Dachschiefer. 8—
2) Kokes, Schmiedekohle, Holzkohle, Brennholz (auch Schwarten⸗ holz und Säumlinge), diverse Holzwaaren, wie Pflöcke, Werkzeug⸗ hefte und Stiele, hölzerne Beißer, Latten, Schindeln, Ruthenbesen, Strohmatten. 8 ““
3) Rüb⸗Brennöl, Petroleum, Rüb⸗ und Mineral⸗Schmieröl, Vaselin, Unschlitt, Starrschmiere, Hartfett, Verhanfungspasta, Talg⸗ und Stearinkerzen, Pechfackeln, Schraierseife.
4) Brenn⸗ und W“ Lagerwolle, Hanf, werg), Putz⸗ und Politurhbadern. 1 8
6h) dnh. nda⸗ Eisen⸗ und Stahlblech, Weißblech, Eisen⸗ und Stahldraht, Drahtseile, Eisen⸗ und Messingdrahtgewebe, Drahtgitter Feder⸗ und Werkzeugestahl, Drahtketten, Charnirbänder, Schrauben muttern, Nieten, Holzgestell⸗ und Eisengewind⸗Schrauben, Splinten Drahtstifte, Maschinennägel, Gasrohre .“
6) Antimon, Blockzink, Block⸗ und Rollenblei, Zink⸗, Messing⸗-, und Packfongblech, Kupfer⸗ und Messingdraht, Schlag⸗ und Schnell Loth, Bleiplomben, Bleirohre.
7) Farbwaaren, Firnisse, Lacke, chemische und Naturprodukte Leim, Lein⸗ und Terpentinöl, Schellack, Theer, Dachpappe, Kupfer vitriol und Krystallsalmiak für galvan Batterien.
8) Velour⸗Flaggen⸗ und Vorhangstoffe, Leinenwaaren, Wachstuch, Linoleum, Schutztücher. 8 1
9) Posamentierwaaren.
10) Seilerwaaren.
1) Kautschukwaaren.
2) Lederwaaren.
3) Bürstenbinderwaaren (auch Piasawabesen).
14) Glaswaaren. 1
15) Kanzleimaterialien, Telegraphen⸗Papierrollen, Indigopapier.
Näheres bei den betreffenden K. K. Eisenbahn⸗Betriebsdirektionen (Material⸗Bureaux)
Jutefäden (Putz⸗
Verkehrs⸗Anstalten.
amburg, 3. Oktober. (W. T. B.) Der Postdampfer Außralka. der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt EETEE11 ist, von Hamburg kommend, gestern in St. Thomas eingetroffen. “ 1 ; Oktober. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfe „Trojan“ ist heute auf der Heimreise von Madeira abgegangen — Der Castle⸗Dampfer „Drummond Castle“ hat heut auf der Ausreise Madeira passirt. — Der Union⸗Dampfer „Tartar“ ist gestern auf der Heimreise von Capet wn ab
gegangen. Theater und Musik.
Wallner⸗Theater. VWVegen Erkrankung des Hrn. Gimnig ist die für Sonnaben geplante Premidre verschoben worden, und sieht sich die Direktion um so mehr veranlaßt, das Stahl'sche Volksstück „Der rechte Schlüssel“ noch weiter auf dem Repertoire zu belassen, als bereits seit 81 Tagen für die Sonntagsvorstellung des „rechten Schlüssels“ sehr zahlreiche Billetbestellungen eingegangen sind. 8 Central⸗Theater. “ Am Sonntag findet die letzte Vorstellung der Mannstädt'schen Posse „Leichtes Blut“ statt; am Montag bleibt das Theater wegen Vorbereitungen zu der am Dienstag stattfindenden erstmaligen Auffüh⸗ rung des „Lachenden Berlin“ von Jacobson und Wilken geschlossen.
Martin Rinkart's (des welches zur
In Torgau wird demnächst 1 Dichters von „Nun danket alle Gott“) Lutherspiel,
ersten Säkularfeier der Reformation 1617 zu Eisleben aufgeführt