—yüy ——
2 Mannigfaltiges.
Se. Majestät der Kaiser und König hat, dem „W. T. B.“ zufolge, an den hiesigen Magistrat das nachstehende Allerhöchste Handschreiben gerichtet:
Es ist Mir angenehm gewesen, wahrzunehmen, wie während der
Anmwesenheit Sr. Majestät des Kaisers von Rußland die Ordnung in
den Straßen vermöge des Entgegenkommens der Bevölkerung bei Ausführung der polizeilichen Anordnungen überall eine musterhafte gewesen ist, sodaß ungeachtet des großen Verkehrs und der
nothwendigen polizeilichen Einschränkung desselben kein Unfall zu be⸗ klagen ist. Ich spreche dem Magistrat Meiner Haupt⸗ und Residenz⸗ stadt hierüber Meine besondere Befriedigung aus.
Berlin, 14. Oktober 1889.
Wilhelm R.
Se. Majestät der Kaiser von Rußland hat, wie die „Voss. Ztg.“ mittheilt, dem Magistrat für die Berliner Armen 10 000 ℳ überwiesen.
Bei Auswahl der Farben für die am 1. Oktober 1889 im
8 Reichs⸗Postgebiet eingeführten neuen Postwerthzeichen ist, wie
uns von zuständiger Seite mitgetheilt wird, in erster Linie der im Weltpostverein angenommene Grundsatz bestimmend gewesen, wonach die im Weltpostverkehr am häufigsten vorkommenden Briefmarken, nämlich diejenigen im Werthe zu 25 Cts. (= 20 ₰), 10 Cts. (= 10 ₰) und 5 Cts. (= 5 ₰), thunlichst übereinstimmend in allen Vereinsländern, von blauer bz. rother und grüner Farbe sein sollen. Dieser Grundsatz, welcher wesentlich dazu beiträgt, die Prüfung der n den verschiedenen Vereinsländern zur Erhebung gelangten Frankobeträge zu erleichtern, war im Reichspostgebiet bezüglich der Freimarken zu 20 ₰ und 10 ₰, welche nach wie vor in blauer und rother Farbe hergestellt werden, bereits in Anwendung gekommen. Zur vollständigen Durchführung des Grundsatzes fehlte mithin nur
och die Annahme der grünen Farbe für die Frei⸗ marken ꝛc. zu 5 ₰, wozu nunmehr die Einführung der neuen Postwerthzeichen die gewünschte Gelegenheit geboten hat. Für die übrigen Freimarkengattungen sind die Farben (braun für 3 Z⸗, orange für 25 ₰⸗ und rothbraun für 50 ₰⸗Marken) mit ganz be⸗ sonderer Sorgfalt derartig ausgewählt worden, daß auch bei Lampen⸗ icht eine deutliche Unterscheidung der verschiedenen Werthe möglich ist.
Im Garten der Königlichen Charité in Berlin ist am Dienstag Vormittag die Bronzebüste des Dircktors der chirurgischen Klinik der Charité, Geheimen Ober⸗Medizinal⸗Raths Professor Dr. Adolf Bardeleben, welche in Anlaß seines 70jährigen Geburtstages im März d. J. von Schülern und Freunden desselben gestiftet wurde, enthüllt worden. Die auf einem hohen Sockel von schwedischem Granit ruhende Büste ist ein Drittel über Lebensgröße und zeigt Bardeleben's Charakterkopf in sprechender Aehnlichkeit
Die Preußische Haupt⸗Bibelgesellschaft beging gestern ihr 75. Jahresfest in der Dreifaltigkeits⸗Kirche. Dem Jahres⸗ bericht ist Folgendes zu entnehmen: Die Haupt⸗Bibelgesellschaft und ihre 178 Tochtergesellschaften haben seit Bestehen 5 843 514 Heilige Schriften, und zwar 4 392 494 Bibeln und 1 451 020 Neue Testa⸗ mente ausgegeben.’“ Im letzten Jahre verausgabte die Haupt⸗ gesellschaft 90 780 Bibeln und 39 082 Neue Testamente, 4955 Bibeln und 17 061. Testamente mehr als im Jahre vorher; die Tochtergesellschaften vertheilten 57 613 Bibeln und 14 677 Neue Testamente. Traubibeln wurden 19 477 verbreitet, 2495 mehr als im Vorjahr. davon verblieben 495 in Berlin. Jubel⸗ bibeln wurden 277 ausgegeben. Die Schulen in Berlin erhielten aus den Erträgen der Pfennigbüchsen⸗Sammlung 163 Bibeln, die Militärschulen auf Kosten des Kriegs⸗Ministeriums 400 Bibeln. In Heer und Marine sind 4731 Bibeln und 23 785 Testamente verbreitet, an die Ueberschwemmten 1371 Bibeln unent⸗ geltlich ausgegeben worden. Der Einnahme der Haupt⸗ gesellschaeft in Höhe von 242 086,23 ℳ standen Aus⸗ gaben in Höhe von 242 719,39 ℳ gegenüber, sodaß der Bestand sich von 7419,69 auf 6786,48 ℳ verringerte. Die Tochtergesellschaften hatten 132 320 ℳ Einnahme. Durch Beiträge unterstützten die Ge⸗ sellschaft u. A. die Kaiserlichen Majestäten, die Kaiserin Augusta, die Kaiserin Friedrich und die Prinzen Alexander, Georg und Albrecht sowie der Herzog von Altenburg.
8
Am 6. Oktober hat in Berlin eine Sitzung des Gesammt⸗ vorstandes des allgemeinen deutschen Sprachvereins stattgefunden, in welcher eine Reihe von wichtigen Angelegenheiten berathen und erledigt wurde. Zuerst wurde der Bericht des Preis⸗ gerichts über die Lösung der Preisaufgabe von 1887: „Wie können
Reinheit und Reichthum der deutschen Schriftsprache durch die Mund⸗
arten gefördert werden?“, welchen Hr. Direktor Prof. Dr. Wätzold erstattete, entgegen genommen. Leider konnte keiner der 11 einge⸗ gangenen Arbeiten der von Hrn. Baumeister Rutenberg in Bremen gestiftete Preis von 1000 ℳ zuerkannt werden, dagegen wurde beschlossen, zwei Arbeiten durch je eine Ehrengabe von 500 ℳ auszuzeichnen, wenn deren Verfasser diese annehmen wollen. Hierüber stehen die Erklärungen noch aus. — Zweitens wurde als Ort der nächsten, zu Pfingsten 1890 stattfindenden Haupt⸗ versammlung München gewählt. — Unter den übrigen zahlreichen Gegenständen der Tagesordnung verdient ein Schreiben des Reichs⸗Post⸗ amts hervorgehoben zu werden, in welchem um Mittheilung eines guten Ersatzwortes für den Ausdruck „Prämie“ auf dem Gebiete des Zeitungsgewerbes, wo es eine „Zugabe“ bedeutet, ersucht wo den war. — Hr. Prof. Dr. Dunger aus Dresden erstattete ausführlichen Bericht über den Stand und die Art der weiteren Behandlung der Ver⸗ deutschungsarbeiten, die einen großen Umfang annehmen und sehr erhebliche Schwierigkeiten bieten. Es wurde hier von Neuem der Grundsatz äußerster Mäßigung und Zurückhaltung hervorgehoben und danach die zunächst erforderlichen Beschlüsse gefaßt. — Ferner wurde der Druck eines Namensverzeichnisses sämmtlicher Mitglieder, deren Zahl jetzt fast 12 000 beträgt, für das nächste Frühjahr in Aussicht genommen.
Die Volks⸗Kaffee⸗ und Speisehalle, Niederwallstr. 31, hat seit ihrem achtmonatlichen Bestehen einen Umsatz gehabt, welcher erkennen läßt, in welchem Maße mit derselben einem dringenden Bedürfniß abgeholfen ist. Es geht das am besten hervor aus fol⸗ genden Daten, bei denen die erste Zahl den achtmonatlichen Umsatz, die zweite, in Klammern gesetzte, denjenigen für den September an⸗ giebt. Es wurden verkauft: 189 367 (29 863) Tassen Kaffee, 22 955 (2769) Gläser Milch, 1044 Tassen Thee, alles à 5 ₰, 15 591 (1188) Tassen Chokolade, 2522 (224) Tassen Fleischbrühe, beides à 10 ₰, 17 870 (1614) Glas Lagerbier zu ¹10 Liter à 10 ₰, 39 791 (4377) do. zu 2⁄10 Liter à 5 ₰, 4830 (258) halbe Flaschen Weißbier à 10 ₰, 1509 (76) Glas Selterswasser à 5 ₰, 8697 (497) Glas Buttermilch zu 1/10 Liter à 5 ₰, 3944 (296) Brötchen und 95 753 (15 658) Schrippen à 2 ½ ₰, 34 265 (4407) Schrippen und 34 673 (5051) Stullen mit Butter oder Schmalz gestrichen à 5 ₰, 9685 (1448) Stullen mit Wurst, 3935 (554) mit Käse belegt à 10 ₰, 58 586 (6640) Stück Kuchengebäck à 5 ₰, 13 860 (451) gekochte Eier à 5 bis 7 ½ ₰, 3131 (360) Würste à 10 ₰, 1464 (105) marinirte Heringe à 10 ₰, 3137 (488) Portionen Kartoffelsalat à 10 ₰, 21 179 (1939) Cigarren à 5 ₰, 25 674 (4619) do. drei Stück für 10 ₰, 25 755 (2349) Portionen Mittagessen à 30 ₰, 67 436 do. à 20 ₰, 4480 (633) Portionen Suppe à 10 ₰, 8471 (1446) Portionen Abendessen à 25 ₰, 14 840 (1.. do. à 20 ₰, 2546 (525) do. à 15 ₰, 10 934 (1004) do. à ₰.
Seitens des preußischen Ober⸗Landstallmeisters Grafen Lehndorff wurden, der „Sportw.“ zufolge, werthvolle Vollblutpferde bei der Versteigerung zu Newmarket erworben. Der Leiter der preußischen Gestütsverwaltung erstand für Rechnung des Nord⸗ deutschen Zuchtvereins zwei hochgezogene Stuten, die sechsjährige „Seven Dials“, sowie die zweijährige „Rosedale“. „Seven Dials“ ist eine Halbschwester der in Graditz befindlichen „Piacenza“. Die Stute, welche bereits in England zur Zucht ver⸗ wendet wurde und daselbst den zweijährigen „Croß Roads“ v. Trappist gebracht hat, erzielte bei der Versteigerung mit 30 000 ℳ den höchsten Preis, und zwar ging der Vertreter Deutschlands von dem Gebot von 22 000 ℳ sofort auf genannte Summe, bei welcher der Zuschlag erfolgte. Ein gleichfalls hoher Preis, 22 000 ℳ, wurde für „Rosedale“ gezahlt, eine 2 jährige Fuchsstute v. Bend Or a. d. Wahrfedale, v. Hermit, welche noch Ausnutzung auf der Rennbahn finden wird. Ferner erkaufte Graf Lehndorff für 8000 ℳ „Scottish. King“, einen fünfjährigen braunen Hengst v. King Lud a. d. Ellangowan.
Ueber Hochwasser liegen folgende Mittheilungen vor:
Innsbruck, 15. Oktober. Die einlangenden Berichte gewähren ein trauriges Bild der Zerstörung, welche das Hochwasser in den letzten Tagen angerichtet hat. In Auer sind die meisten Gründe in Folge Einbruchs der Etsch überschwemmt; in Neumarkt steht der Untermarkt mit der Kirche unter Wasser und müssen den
“ 8 Bewohnern Lebensmittel auf Flößen zugeführt werden. Ebens ist Salurn größtentheils. überschwemmt. Die Ortschat fatten ist nur über das Gebirge zugänglich, während ei Laag, zwischen Salurn und Masetto, mehrere weiter Dammrisse erfolgt sind. Im Bezirk Cavalese gleicht die Ebent bei Masi einem See, indem der Avisio in Folge mehrfacher Dam brüche an beiden Ufern zum Theil über die Kulturgründe und dorg die delogirten Wohngebäude fließt. In Ziano stürzte die Brück ein und rissen die Fluthen des Avisio viele Ackergründe und mehrer pulvermühlen mit sich fort. Mililär mußte bei den Schuhmühen unterstützend eingreifen. In Predazzo verursachte der 8 noch nie dagewesener Höhe angeschwollene Travignolo bedeu⸗ tende Beschädigungen an den Schutzbauten. Die dortj Garnison arbeitete rastlos an der Eindämmung des Elementz In der Valsugana drohte der Grignobach abermalz gegen die Ortschaft Grigno auszubrechen, die Gefahr wurde jedoch mit Hülfe des requirirten Militärs glücklich abgewendet. Der links⸗ seitige Damm oberhalb der Brücke ist fast ganz zerstört und zwei Häuser sind eingestürzt. Am Masobache erfolgten zwei Dammbrüche und in Torcegno richtete der Ceggiobach bedeutende Beschädigungen an Kulturgründen und Wasserwerken an. 1 1 Graz, 15. Oktober. Wegen des Hochwassers der Drau und mit Rücksicht auf die Möglichkeit eines Einsturzes der hölzernen Joch⸗ brücke außerhalb Pettau, wodurch die Bahnbrücke gleichfalls gefährdet wurde, mußte der Zugsverkehr Pragerhof⸗Pettau für heute Nachte sistirt werden. Die Ueberfuhr zwischen Steinbrück und Ratschach wurde des Hochwassers wegen eingestellt. 8
Köln, 14. Oktober. (Elberf. Ztg.) Die internationale Ausstellung für Nahrungsmittel und Hausbedarf wurde gestern geschlossen. Die Ausstellung hatte eine Ausgabe von 700 029 ℳ und eine Einnahme von nur 460 742 ℳ, mithin ene Mindereinnahme von 239 287 ℳ Die Aktiven der Ausstellung, Ge⸗ bäude und Einrichtungen sind für die Summe von 300 000 ℳ in den Besitz der 1890 stattfindenden Kriegskunst⸗Ausstellung übergegangen. Die Rohbilanz der Ausstellung schließt nach Abzug von 50 000 ℳ Ausständen mit 10 712 ℳ Ueberschuß.
Stuttgart, 15. Oktober. (M. „Allg. Ztg.“) Die Stadt Weinsberg ist scyaon wieder durch eine große Feuersbrunst heimgesucht worden, nachdem erst zu Pfingsten 1884 ein Theil der Stadt eingeäschert worden. Gestern Abend brach ein Brand aut, welcher trotz der eifrigsten Anstrengungen der herbeigeeilten Feuer⸗ wehren aus dem ganzen Bezirk 10 Häuser zerstört hat. Daß das Feuer wieder eine so große Ausdehnung gewinnen konnte, daran ist wieder die Schwierigkeit der Wasserbeschaffung Schuld. Das Feuer, bei welchem übrigens nur mit knapper Noth Menschen nicht zu Schaden gekommen sind, soll durch das Umwerfen einer Petroleum⸗ lampe durch Kinder entstanden sein.
Bremen, 16. Oktober. Bei dem heutigen Festessen in der Börse zu Ehren des Konsuls H. H. Meier, an welchem gegen 800 Personen theilnahmen, begrüßte der Präsident der Handelskammer Lürman den Jubilar. Der Bürgermeister Lürman brachte den Toast auf Se. Majestät den Kaiser aus, welcher mit brausendem Jubel aufgenommen wurde. Der Präsident der Handelskammer trank auf das Wohl des Konsuls Meier, letzterer toastete auf die Stadt Bremen. 1
London, 15. Oktober. (A. C.) Im nächsten Januar wird in London eine „Tudor“⸗Ausstellung eröffnet werden, welche der früheren „Stuart“⸗Ausstellung sicherlich nicht nachstehen wird. Die Lords de Lisle, Dudley und Hardige, und der Herzog von West⸗ minster stehen an der Spitze des Unternehmens, und die Königin ist bereit, einige der prächtigsten Gemälde der Galerie in Windsor — darunter mehrere Holbeins — leihweise der Ausstellung zu überlassen.
London, 16. Oktober. (W. T. B.), Heute früh 4 Uhr fand in dem Kohlenbergwerk von Moßfield bei Longton in Staffordshire eine Entzündung schlagender Wetter statt, während sich 60 bis 70 Männer und Knaben in der Grube befanden. Bis 3 Uhr Nachmittags sind 20 Leichen aufgefunden worden.
Brüssel, 16. Oktober (W. T. B.) Der heute Vormittag 10 Uhr von Mons abgegangene und Mittags 11 Uhr 45 Minuten auf dem hiesigen Bahnhof angekommene Eisenbahnzug lief mit voller Geschwindigkeit in die Halle ein, da die Bremsvorrichtung nicht wirkte. Der Zug fuhr gegen die Prellböcke, welche um⸗ gestürzt wurden. Viele Passagiere erlitten Verletzungen.
Wetterbericht vom 17. Oktober, Morgens 8 Uhr.
Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp red. in Millim
in ° Celsius
50 G= 450 R Temperatur
—
—ŚoddNSSDS
4 Regen
2 bedeckt
2 wolkig
3 halb bed. still Nebel still wolkenlos
1 Nebel
1 bedeckt
Mullaghmore 754 SO Aberdeen . 755 W Christiansund 763 Kopenhagen. 765 Stockholm. 768 aparanda. 767 t. Petersbrg. 767 Moskau. 168 Cork, Queens⸗ 8 towwu 758 2 heiter Cherbourg 758 5 bedeckt elber. 757 SO 2 bedeckt ylt 763 SO 4 wolkenlos Hamburg 763 O 1 wolkenl. ¹) V Swinemünde 763 NO 5 bedeckt Neufahrwasser 763 NO 4 bedeckt V
fang 7 Uhr.
—
Sonnabend:
Die nächste
—
C0o SOOE —ß rnE—SD ———O— 00— 0
Memel 764 ONO 3leiter Sonnabend: Peris ö.758 WNW 2 bedeckt ünster.. 759 ONO 2 wolkenlos Karlsruhe.. 760 still bedeckt Wiesbaden. 761 still halb bed. ²) München.. 762 SO heiter 9
—, — +
Chemnitz. 763 still NRebel Berlin. 762 3 Regen Wien.. 762 W 2 bedeckt V Sonnabend: Breslau . 760 WNW 4 Nebel
Ile d'Aix. . 764 W. 3 bedeckt Nizza.. 761 ONO 4 Regen Triest 762 still wolkenlos
1) Starker Thau, neblig. ²) Thau.
Uebersicht der Witterung.
Flache Depressionen mit schwacher Luftbewegung und trüber, regnerischer und ziemlich milder Witte⸗ rung lagern über den britischen Inseln und dem Gebiete zwischen der Ostsee und dem Schwarzen
—6,— D₰½ 0⸗
—6
östlichen Nordsee, erstreckt, stilles, theils heiteres, A. Raida theils nebliges und kühles Wetter herrscht. Im 7½ Uhr. füdlichen und westlichen Deutschland fanden stellen⸗- *Sonnabend: weise Nachtfröste statt. 9
8
Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. haus. Keine Vorstellung.
Albert Lortzing. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus.
Tell. Schauspiel in 5 Akten von Schiller. An⸗
Der Schatten.
Sonntag: Der Schatten. 8 Aufführung von Der Wider⸗ spänstigen Zähmung findet am Montag
—— Central-Theater. Direktion: Emil Thomas.
; 11ö1“ Freitag u. folgde. Tage: Mit vollständig neuer Verliner Theater. Freitag: 7. Abonnements Ausstattung und neuen Vitdern:
Vorstellung. A“I Falenen. 1
um 1. Male: ontjoye er 7 ½ 3
Mann von Eisen. fang 7† Uhr
Sonntag: Markgraf Waldemar.
21. Oktober, statt.
Bictoria-Theater. Meer, während auf einem schmalen dazwischen liegen⸗ 8 8 5 1 8 den Streifen, welcher sich von der Adria nach der Sfrans verettgewalde nhnth1s,BbF nnlg.
Dieselbe Vorstellung.
Sonnabend: Der Mikado. Keine Vorstellung.
218. Vorstellung.
Residenz-Theater. Direktion
Anfang 7 ½ Uhr.
8
Berlin von Ed. Jacobson und
8s 1.
Freitag: Zum 58. Male:
Roth. Anfang 7 ½ Uhr.
Circus Renz, Karlstraße.
Freitag:
in Freiheit dressirt von Hrn. Auftreten des Sergeant Simms
8 S in F 8
Ballet von C. Severini. Anfang lichen Zuaven⸗Truppe in ihren neuen staunenerregenden Schlachten⸗ und Lagerbildern. — Schulquadrille, geritten von 8 Herren mit 8 Schulpferden. — Auf⸗ treten der Schulreiterin Frl. E..
Friedrich-Wilhelmstädtisches 1 Freitag: Z. 188. M.: Der Mikado, oder: Ein Freitag: Opern⸗ Tag in Titipu. Burleske Operette in 2 Akten von W. S. Gilbert. Deutsch von J. Zweiter Symphonie⸗Abend der Königl. Kaäpelle. von A. Sullivan. Anfang 7 Uhr. Anfang 7 ½ Uhr. Schauspielhaus. Sonnabend: Opernhaus. 206. Vorstellung. Der
Voranzeige. Donnerstag, den 24. Oktober: Mit durchaus neuer Ausstattung, zum 1. Male: Der
Waffenschmied. Komische Oper in 3 Akten von Polengraf. Operette in 3 Akten, nach einem G. 8 8 8 1 de Grahl'schen Entwurfe von Richard Gense und Verlobt; Frl. Hedwig von Schönermarck mit
Wilhelm J. Fritzsche. Musik von Louis Roth.
1 : Sigmund Lauten⸗
Deutsches Theater. Freitag: Faust’s Tod. burg. Freitag: Zum 404. M.: Fernande. Pariser Sitttenbild in 4 Akten von Victorien Sardou.
Sonnabend u. folgde. Tage: Dieselbe Vorstellung
Musik von Franz
Sonnabend: Dieselbe Vorstellung.
Arania, Anstalt für volksth. Naturkunde. 3 nvalidenstr. 57/62 und Ausstellungs⸗Park, geöffnet Wallner-Theater. Freitag: Zum 6. Male: Uhr. — Freitag, ü9h gesf Der Dompfaff. Posse mit Gesang in 4 Akten Dr. Körber: Kometen und Sternschnuppen. von R. Kneisel und H. Hirschel. Musik von F. Krause. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonnabend u. folgde. Tage: Dieselbe Vorstellung.
Hangrzt gö; I 9- 8 Cise. Eecßen Stanl i usstattungsstück. — Vorführen der 4 irländischen lin: 8 Pracht⸗Jagdpferde, nach einer vollständig neuen Art Herltg
Theater. künstlerinnen Frl. Lillie, Frl. Natalia, Reitkünstler, renommirte Künstlerfamilie Briatore. 8 Sonnabend: Vorstellung. 8 Sonntag: 2 Vorstellungen. 8 E. Renz, Direktor.
Familien⸗Nachrichten.
S
Fritzsche. Musik
Hrn. Lieut. Werner Konrad von Falckenberg (Lindenrode). — Frl. Marie Hermann mit Hrn. Prem.⸗Lieut. Wolff von Stutterheim (München— Ostrowo) — Frl. Johanne Nobbe mit HOrn. Pastor Wilhelm Heß E(Elberfeld —Leuscheid dei Herchen). — Frl. Klara Knobbe mit Hrn. Paul Kellner (Königsberg). — Frl. Klara Weber mit Hrn Fabrikbesitzer Adolf Haloff (Berlin—Burg b. Magdeburg). — Frl. Lucia Marsal mit Hrn. Franz Scheibe (Berlin). 3
Verehelicht: Hr. Emil Mühlefeldt mit Fll. Elise Geyer (Berlin). — Hr. Oskar Hühnrich mit Frl. Agnes Georgie (Chemnitz). — Hr. Dr. Albrecht Richter mit Frl. Elisabeth Förster (Breslau). — Hr. Dr. med. Ad. Roderwald mit Frl. Margarethe Sachtleben (Magdeburg). — Hr.
„ Dr. jur. W. v. Gottschall mit Frl. Margarcthe Rieckehcer (Leipzig)
Das lachende H. Wilken. An⸗
Adolph Ernst-Theater. Dresdenerstraße 72. Geboren: Ein Sohn: Hrn. Rochlitz Seeberge 1 4 Flotte Weiber. Tessing - Theater. Freitag: Die Fremde. Gesangsposse in 4 Akten von Leon Treptow. Schauspiel in 5 Akten von Alexander Dumas. Couplets von Gustav Görß. Deutsch von Paul Lindau. Das letzte Wort. Schauspiel in 4 Akten von Franz v. Schönthan. Sonntag: Das letzte Wort.
— Hrn. Dr. Firle (Bonn). — Hrn. R. Mevyhoft (Gersdorf). — Hrn. Wilh. Klebe (Dessau). — Eine Tochter: Hrn. Arthur Richter (Posen) — Hrn. Oskar Kanter (Berlin). 8 Gestorben: Hr. Elias Matz (Berlin). — Frau 1 verw. Rentier Emilie Franke, geb. Fleische⸗ 1 (Berlin). — Fe. Hoflieferant Paul Mossiets (Breslau). — Hr. Oberst.Lieut. a. D. Johannes Legler (Dresden). — Hr. Kaufmann Ernst L lieb Walter (Dresden). — Hrn. Pastor Bette Sohn Rudolf (Kiel). — Hr. Karl Cleff (Düßsh. dorf). — Frau Henriette v. Bennigsen, geb. v. Sydow (Potsdam). — Frl. Toni v. Rathenon (Berlin).
Redacteur: J. V.: Dr. H. Klee.
Abends 7 ½ Uhr:
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Freitag, Abends
ö“ Verlag der Expedition (Scholz).
it seiner jugene. Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagh⸗ 1 Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilag
uerra. — Reit⸗
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No. 248.
Berlin, Donnerstag, den 17. Oktober
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1889.
—
Kunst und Wissenschaft.
Der Jahresbericht der Königlichen akademischen Hochschule für die bildenden Künste zu Berlin für das Lehrjahr Oktober 1888/89 ist erschienen. Wie wir demselben ent⸗ nehmen, schied mit dem Schluß des S.⸗S. 1888 aus dem Verbande des Lebrerkollegiums aus Gesundheitsrücksichten Prof. Hellgvist, an dessen Stelle in der Leitung des Unterrichts in der betreffenden Abtheilung der Malklasse Hr. Hugo Vogel trat. Dieser sowie die Herren Brausewetter, Teschendorff und Friedrich erhielten den Titel Professor. Durch den Tod verlor das Lehrerkollegium am 11. August dieses Jahres sein langjähriges Mitglied, den Leiter des Unterrichts im Landschaftszeichnen, Prof. Ferdinand Beller⸗ mann. Die Gesammtzahl der Studirenden betrug im W⸗S. 298 und zwar 233 immatrikulirte, 30 Aspiranten, 33 Hospitanten, 2 Meister⸗Atelier⸗Schüler. Davon waren: 230 Maler, 52 Bild⸗ hauer, 4 Kupferstecher, 1 Lithograph, 1 Zeichner, 1 Medailleur, 2 Architekten, 1 Radirer, 1 Ciseleur, 2 Modelleure, 3 anderweiten Berufsß. Im S.⸗S. betrug die Gesammtzahl 217, wovon 191 immatrikulirt, 12 Aspiranten und 14 Hospitanten waren; nach ihren Fächern waren darunter: 171 Maler, 40 Bildhauer, 2 Kupferstecher, 1 Radirer, 1 Medailleur, 1 Lithograpb, 1 Lehrer.
Unterstützungen erhielten im W.⸗S.: a. verbunden mit Freiunter⸗ richt 18 Studirende; b. ohne Freiunterricht 26, ermäßigtes Honorar2; Freiunterricht erhielten 3 Hospitanten.
Im S.⸗S. erhielten Unterstützungen: a. verbunden mit Freiunter⸗ richt 18 Studirende, b. ohne Freiunterricht 15; ermäßigtes Honorar bezahlten 3 Studirende; 2 Hospitanten erhielten Freiunterricht.
Auszeichnungen für Fortschritte und Leistungen während des Lehr⸗ jahres wurden in der Sitzung des Lehrer⸗Kollegiums vom 17. Juli 1889 verliehen: 1) Vorbereitungsklasse. I. Preis 100 ℳ an den Maler Max Kurth. II. Preis mit Werk an den Maler Wil⸗ helm Henschel und dito an den Bildhauer A. Kraus. An⸗ “ an den Maler W. Sucksdorff und den Medailleur Kullrich.
2) Antikenklasse. I. Preis 100 ℳ an den Maler E. Eltze; An⸗ erkennungen an die Maler H. Graw und Fr. Stassen.
3) Malklasse. I. Preis 150 ℳ an den Maler E. W. Müller; Anerkennungen an die Maler E. Eltze und H. Krause.
4) Maler⸗Aktsaal. I. Preis 150 ℳ an den Maler M. Horte; II. Preis mit Werk an die Maler C. Grünert und F. Lugan.
5) Modellirklasse. I. Preis 100 ℳ an den Bildhauer C. Starck; II. Preis 50 ℳ an die Bildhauer W. Wandschneider und Fr. Klimsch.
6) Bildhauer⸗Aktsaal. II. Preis 75 ℳ an die Bildhauer O. Abele und Fr. Heinemann; Anerkennung an den Bildhauer H. Künzler.
7) Landschafts⸗Atelier. I. Preis 150 ℳ an den Maler R. Hansche; II. Preis, die Medaille; an den Maler M. Uth; eine Anerkennung an den Maler G. Lemm.
8) Ornamentenklasse. I. Preis, die Medaille an den Maler O. H. Engel; II. Preis mit Werk: an den Maler A. Seegert; Anerkennung Maler H. Wilke.
9) Thierklasse. Eine Anerkennung nebst Werk: Maler P. Thomas und A. Behrens.
10) Klasse für Kupferstich und Radiren. I. Preis 100 ℳ Maler W. Feldmann; II. Preis nebst Werk: Radirer H. Winckel⸗ mann; Anerkennung Kupferstecher J. Plato.
11) Kompositionsübungen. a. Vorbereitungsklasse: I. Preis 100 ℳ: R. Schiff: II. Preis mit Werk: Maler M. Kurth; Anerkennung: M. von Wensiersky. b. Antikenklasse: I. Preis 100 ℳ: Maler O. H. Engel; II. Preis nebst Werk: Maler Fr. Müller. Wiederholte Anerkennung: Maler Fr. Stassen und F. Greve. — I. Preis 100 ℳ: Maler L. Fahrenkrog; II Preis nebst Werk: Maler H. Wilke; II. Preis nebst 2 Werken: Maler A. Behrens. c. Malklasse: I. Preis 100 ℳ: Maler §H. Klimsch; II. Preis nebst 2 Werken: Maler A. von Brandisz Anerkennung: Maler K. Krüger und H. Binde. d. Bildhauer⸗ Akt⸗Saal: Anerkennung: Bildhauer G. Wolf. Eine außerordentliche Anerkennung füc eingereichte Studien und Skizzen die Maler: E. Berger, M. Lechter, A. Westphalen, H. Behrens; Wiederholte außerordentliche Anerkennung: Maler .Schulz.
Die Exkursion der Klasse für dekorative Architektur und Ornamentlehre richtete sich nach Wismar, diejenige des Landschafts⸗ Ateliers in die Umgegend von Beelitz.
Das Stipendium der Ernst Reichenheim⸗Stiftung wurde für das Jahr Oktober 1888/89 bewilligt: dem Studirenden Maler M. Adam. Desgleichen das der Adolf Ginsberg⸗Stiftung für das Jahr 29. Dezember 1888/89 dem früheren Studirenden, jetzigen Schüler eines akademischen Meister⸗Ateliers, Maler E. Hanetzog. Im Anschluß an diese Stiftung gewährte Frau von Boschan in Wien außerdem einem Studirenden eine Beihülfe zu den Kosten seines Studiums; desgleichen das der Dr. Adolf Menzel⸗Stiftung für das Jahr 1888/89 dem Maler O. Frenzel.
— Ueber das in Berlin geplante Museum der deutschen Volkstrachten und Erzeugnisse des Hausgewerbes schreibt die „Voss Ztg.“ Die Vorarbeiten nehmen einen erfreulichen Fortgang. Der Staats⸗Minister Dr. von Gosler hat dem Gründungs⸗ Comité, an dessen Spitze der Geheime Medizinal⸗Rath Professor Dr. Rudolf Virchow steht, ausreichende Räumlichkeiten neben dem ygienischen Museum in der Klosterstraße 36 zur Verfügung gestellt. Daselbst ist auch schon mit der Einrichtung von Sälen und Zimmern begonnen worden. Es handelt sich um ein deutsches Volks⸗Museum für die deutsche Volkskunde; es wird zeigen, wie das ganze äußere Leben der einzelnen Volksstämme in Tracht und Hausgeräth beschaffen war. Es sollen möglichst gleichmäßig Nord⸗, Mittel⸗ und Süddeutschland vertreten sein, und zwar erstrecken sich die Gegen⸗ stände, die geboten werden sollen, auf Wohnung, Haushalt, Kleidung, Nahrung, Kunst und Gewerbe, Handel und Verkehr, Volksglauben und Brauch. Bis zur etwaigen Uebernahme des Museums Seitens des Staates bleibt die Gründungs⸗Gesellschaft Besitzerin der Gegenstände, um die Weiterentwickelung des Unter⸗ nehmens in ähnlicher Weise zu bewirken, wie das seiner Zeit bei dem Königlichen Kunstgewerbe⸗Museum geschehen war. An Freunden und Förverern des Unternehmens hat es dem Comit bisher nicht gefehlt: es sind Summen bis zu 10 000 ℳ eingesandt worden, und die Sache selbst verbürgt die Fortdauer reger Theilnahme weiter Kreise. Das
useum wird vollständige Zimmereinrichtungen mit plastischen Figuren nach Art des Stockholmer Hazelius⸗Museums zur Anschauung bringen, überhaupt allen Ansprüchen der Volkskunde gerecht werden. . — Verein für Geschichte der Mark Brandenburg. In der Sitzung vom 9. Oktober las der Schulvorsteher Budczies aus dem reichen Inhalte der Geschichte des Eberstein'schen Geschlechts, von welcher der Verfasser, Hauptmann Freiherr von Eberstein, lwei neue stattliche Bände dem Vereine zum Geschenk gemacht hatte, einen auf die Wirren des Jahres 1848 bezüglichen Abschnitt vor.
er Prof. Dr. Fischer sprach über die ausgestorbene Familie von Schapelow. Ein Edelmann dieses Geschlechts wird schon 1343 r Kreise Lebus erwähnt. Mitte des 15. Jahrhunderts verkaufte Friedrich II. Eisenzahn ihnen Gusow und Platikow, wozu sie bald andere Besitzungen erwarben. Die Schapelow zu Quilitz nahmen 8 einen besonderen Lehnbrief, ihnen entstammt Hasso von
chapelow, der den schwedischen Obersten Derfflinger 1645 in die
Mark brachte. Der letztere heirathete eine Enkelin des Antonius von Schapelow auf Gusow, Platikow und Wulkow, dessen Töchter fast sämmtlich sich mit höheren Offizieren, wie Balthasar von Pfuel, Adam von Schöning und Hans von Vorhauer vermählt hatten. Ein Enkel des Antonius ist der Feldmarschall von Schöning. Um 1717 starb die Familie mit Jost Ehrenreich von Schapelow aus. Hr. Dr. Krauske hatte zum Thema gewählt: Friedrich Wilhelm I. und die Advokaten. Schon von früher Jugend an hatte der König einen Widerwillen gegen die verrottete Justizverwaltung, wie sie unter Friedrich I. geworden war, gefaßt. Sofort nach seiner Thron⸗ besteigung beschloß er dem Unwesen und zwar zunächst durch eine Spezialreform der Advokaten und Prokuratoren entgegen zu treten. Denn gerade diese waren die entsetzlichsten Blutsauger. Am 2. April 1713 setzte Friedrich Wilhbelm eigenhändig ein Reglement über die Zahl und die Sporteln der Advokaten und Prokuratoren in Berlin auf. Von jetzt ab durften nur noch je 24 Advokaten und Prokuratoren beim Kammergerichte und dem Ober⸗Appellationsgerichte praktiziren; „die keine Patente von mir haben und vociren oder schreiben Memorilae“, verfügte der Monarch, „die sollen gebrandmarkt werden und ewig in die Karre gespannt werden.“ Die Sporteln wurden ungefähr auf den dritten Theil ihres früheren Betrages hinabgesetzt; eine Vertretung vor dem Geheimen Justiz⸗Rath zum Beispiel, die früher mit 4 Thalern angesetzt war, wurde hinfort mit einem Thaler 16 Groschen bezahlt. Außerdem bestimmte der König, daß die Advokaten „sollen schwarz gehen mit einem Mäntelchen bis an die Knie“, und die Prokuratoren „einen schwarzen Rock ohne Mantel mit einer Rabatte, die auf die Brust gehet“, tragen sollten. Einige mißliebige Personen hat der König selbst aus der Advokatur gestoßen, so schrieb er zu dem Patente eines Advokaten „ist ein schelm“, und malte dazu einen Galgen. Im November des Jahres wurde darauf in allen Königlichen Ländern eine Reduktion der Advokaten und Prokuratoren vorgenommen. Bisher hatte es in der Monarchie, die nicht ganz zwei Millionen Einwohner umfaßte, an 1200 Advokaten und Prokuratoren gegeben. (Die Provinz Brandenburg einschließlich Berlin hatte nach der Zählung von 1885 unter 3 657 689 Einwohnern 543 Rechtsanwälte.) In Königsberg, dessen Einwohnerzahl 1700 gegen 40 000 betrug, saßen allein 158, in Halle mit 14 000 Einw. 75, in Kleve mit 5040 Einw. 62, in Altena und Umgegend mit höchstens 12 000 Einw. 44, in Belgard mit 1447 Einw. 19 u. s. w. Jetzt blieben z. B. in Königsberg 63, in Halle 29, in Kleve 26, in Altena 16, in Belgard 2 Advokaten und Prokuratoren. Im Ganzen erhielten gegen 480 Advokaten und Pro⸗ kuratoren die Erlaubniß zu weiterer juristischer Thätigkeit. Nach⸗ träglich wurde dann noch einigen, die sich als advocati pauperum meldeten, die Genehmigung zum Advoziren gegeben. So segensreich eine Reduktion von vielen Seiten aus auch war, so ließ sich doch nicht leugnen, daß das Verfahren einer gewissen Härte nicht entbehrt. Denn die abgesetzten Advokaten hatten ihre Patente unter Friedrich I. für ziemlich beträchtliche Sum⸗ men gekauft und blieben nun unentschädigt. Die jetzt Bestätigten erfreuten sich einer Art Monopols und wiesen die Rechtsstreitigkeiten Zahlungsunfähiger in vielen Fällen ab. Obwohl in Städten von ziemlicher Bedeutung, wie z. B. Spandau, Potsdam, Perleberg, Stendal weder ein Advokat noch ein Prokurator ansässig war, wollte Friedrich Wilhelm in dieser ersten Periode seiner Reformthätigkeit von Neuberufungen nichts wissen. „Es sein der Schelme so viel, daß ich keine neuen machen werde, als bis welche sterben.“ Die Advokaten suchten über das verhaßte Kleidergesetz hinweg zu kommen, indem sie sich auf allerlei Weise Titel verschafften. Aber der König ließ nicht nach; auch die Hofräthe und Geheimräthe, die als Rechtsanwälte fungirten, mußten den Mantel auf der Straße und im Gericht tragen. Nur die⸗ jenigen Advokaten waren von diesem Zwange im Anfange ausgeschlossen, die ein fiskalisches Amt verwalteten. In Folge dessen wuchs die Zahl der Fiskale, adjuncti und substituti fisci, in wenigen Jahren so sehr, daß der Generalfiskal Duhram auf die schädlichen Folgen dieser allzugroßen Vermehrung hinweisen mußte. In Folge dessen bestimmte der Monarch kurzweg: „sollen alle Mantel tragen“, und befahl, daß nur beim Abgange eines fiskalischen Bedienten ein neuer ernannt werden durfte. Es wäre aber falsch, aus diesen harten Verordnungen den Schluß zu ziehen, daß Friedrich Wilhelm I. ein Feind der Jurisprudenz gewesen wäre; er hat sich im Gegentheil sehr gute Kenntnisse im Verwaltungsrecht erworben und liebte es wohl, junge Beamte beim Eintritt in den Königlichen Dienst selbst zu examiniren. Hr. Graf von der Lippe⸗Weissenfeld theilte einen ungedruckten Brief Friedrich's des Großen vom Jahre 1777 mit, der einen Hauptmann von Grawert für seine guten Aufnahmen schlesischer Gebirgsgegenden belobt; es ist dies derselbe Grawert, welcher zu Anfang des Feldzuges gegen Rußland die preußischen Hülfstruppen führte. Dr. Meinecke erörterte, schließlich die Frage, ob die erste evangelische Abendmahlsfeier des Kurfürsten Joachim II. am 1. No⸗ vember 1539 in Berlin oder in Spandau stattgefunden habe. Für Berlin spricht das Zeugniß Buchholzer's, dem als einem Sohne des Propstes Buchholzer ein hoher Grad von Glaubwürdigkeit beizumessen ist; in der ältesten Handschrift des Haftitz fehlt jede Ortsangabe, Spandau ist erst in den späteren hinzugefügt; die für Spandau ent⸗ scheidenden Schwanebeck'schen Aufzeichnungen sind leider nicht mehr vorhanden. In der sich anschließenden Besprechung erklärten die Herren Schulvorsteher Budczies und Amtsrichter Dr. Holtze sich, namentlich auch aus inneren Gründen, für Spandau.
— Das Beethoven⸗Haus in Bonn ist kürzlich in den Besitz des bis heute vielleicht am kostbarsten ausgestatteten Musik⸗ druckes gekommen. Es ist dies, wie der „B. B. C.“ mittheilt, ein Exemplar der Cantate „Der glorreiche Augenblick“, welche Beethoven zu Ehren des Wiener Kongresses komponirte. Die erste Aufführung fand am 29. Novpember 1814 statt, die Partitur selbst erschien erst 1836. Der Verleger widmete sie den Monarchen von Preußen, Oesterreich und Rußland, und ließ die für diese Fürstlich⸗ keiten bestimmten Exemplare mit einem bis dahin unerhörten Luxus herstellen. Das Format ist das größte Folio (48 cm hoch, 33 breit). Dem Titel folgen drei Dedikations⸗ blätter, welche die Wappen sämmtlicher Länder des betreffenden Fürsten enthalten, in meisterhafter Weise mit der Hand in Gold und Farben gemalt. Der Einband — roth Maroquin mit Mosaikeinlagen — ist ein wahres Prachtstück der Buchbinderkunst und hat nach sachver⸗ ständiger Schätzung allein Hunderte gekostet. Das Exemplar, welches in dieser Fassung nur zwei ebenbürtige hat, ist dasjenige, welches Friedrich Wilhelm III. dedicirt wurde. Der König schenkte es später einem Vertrauten und aus dessen Nachlaß wurde es erworben und dem „Beethoven⸗Haus“ als Eigenthum vermacht, ein wahrhaft „fürst⸗ liches“ Geschenk. 8
— Die von dem Sekretär des Instituts für geschichtliche
orschungen in Rom, Professor Schottmüller, über die im Vatikan efindlichen ütpetschen Schätze gemachten Mittheilungen haben auch, wie die „Magdeb. Ztg.“ mittheilt, die westpreußische Pro⸗ vinzial⸗Kommission zur Verwaltung der westpreußischen Museen, an deren Spitze der Ober⸗Bürgermeister von Winter steht, veranlaßt, einen Gelehrten nach Rom zu senden, um im vatikanischen Archiv Studien für die Geschichte des deutschen Ordens und West⸗ preußens zu machen. Die Kommission hat für diese Stellung den Oberlehrer Dr. Damus erwählt.
— Ueber das für Wien geplante Denkmal für den Maler Makart schreibt die „Presse“: Das Denkmal präsentirt sich als ei
hoher Aufbau, an dessen Vorderseite sich ein Sarkophag befindet. Ueber diesem erhebt sich ein großes, ovales Bronzerelief, einen in Wolken schwebenden weiblichen Genius zeigend, welcher das Bildniß
vase. Die Gruftplatte trägt als Inschrift den Namen „Hans Makart“ mit dem Geburts⸗ und Todesjahr.
— Auf einem Acker bei Ems, der nicht weit von dem dort durchziehenden römischen Pfahlgraben gelegen ist, fand man dieser Tage beim Ausgraben von Kartoffeln eine römische Silbermünze (Denar), welche sehr gut erhalten ist. Der Avers trägt in der Mitte das Bild des Kaisers Gordianus mit der deutlich erkennbaren Um⸗ schrift: „Imp. Gordianus pius felix aug.“ Der Revers hat die Rundschrift: „Victor aeter“ und zeigt eine weibliche Figur mit mehreren Attributen. Man stellte sofort eifrige Nachgrabungen an, die jedoch, wie das „Frankf. Joarnal“ berichtet, ein weiteres Resultat nicht ergaben.
ꝛ— In der Nähe des Bahnhofs Schierstein ist man, wie die „Wiesb. Presse“ mittheilt, auf ein weites Begräbnißfeld gestoßen. Dasselbe ist fränkischen Ursprungs und stammt aus der Zeit kurz nach Chlodwig. Von den Gerippen haben sich besonders gut die Kopfknochen erhalten. Den Todten sind mancherle Gegenstände, wie Waffen, Geräthe, Schmucksachen, Gefäße mitgegeben. Die Schmuck⸗ sachen (Armbänder, Brochen, Ringe, Mantelschlösser) bestehen aus Kupfer mit einem kleinen Zusatz von Gold und Silber. Fast alle sind mit eingesetzten röthlichen Steinen (Almandinen) geziert. Unter den jahlreichen Gefäßen verdienen mehrere äußerst zierliche Trinkgläser besondere Erwähnang. Den weiteren Ausgrabungen wird das regste Interesse entgegengebracht. 1
— Bei den Vorarbeiten zum Bau eines neuen Gerichtsgefäng⸗ nisses in Oppenheim stieß man auf ein noch sehr gut erhaltenes Ge⸗ wölbe, in welchem sich verschiedene Gegenstände befanden, die jedenfalls römischen Ursprungs sind. Zu bedauern ist nur, schreibt das „Frankf. Journal“, daß Vieles zerbrochen ist: das Ge⸗ wölbe befindet sich in der Nähe der großen Mauer, welche die unter Kaiser Lothar II. erbaute kaiserliche Reichsburg umgiebt. Unter Anderm fand man verschiedene aus rothem Thon gebrannte Töpfe von zwiebel⸗ artiger Gestalt, ferner einige mit Rosetten verzierte Gläser, welche den heutigen Champagnergläsern ähneln; auch ein Steigbügel von sehr primitiver Art und noch verschiedene andere Eisentheile wurden aufgefunden. Da vermuthet wird, daß in der Umgegend noch mehr Alterthümer vergraben liegen, werden die Grundarbeiten mit größter Vorsicht fortgesetzt.
— Ueber die Ausgrabungen in Carnuntum berichtet die „Didaskalia“: Durch die im Laufe dieses Sommers fortgesetzten Grabungen ist nunmehr das römische Amphitheater von Carnuntum fast vollständig bloßgelegt worden, wobei einige wichtige Funde ge⸗ macht wurden. So wurde namentlich in der Mitte der Arena ein ummauertes Bassin von acht Metern im Geviert und drei Metern Tiefe aufgedeckt. Von dem Bauwerk des Amphitheaters ist nur noch der westliche Eingang unter dem Erdreich verborgen, der im nächsten Jahr auch freigelegt wird. Dem Präsidenten des Vereins
Makart's emporträgt. Den Aufbau überragt eine verschleierte Bronze-⸗
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„Carnuntum“, Geheimrath Ritter von Arneth, ist durch ein Schreiben des Oberstkämmerer⸗Amts die Kaiserliche Anerkennung für das Wirken
und die Erfolge des Vereins ausgesprochen worden.
— Ueber archäologische Funde und Ausgrabungen im Monat August d. J. wird der M. „Allg. Ztg.“ aus Rom berichtet: Im Dorfe Somma Prada, Gemeinde Lozio im Brescianischen, wurden verschiedene römische Gräber aufgedeckt, welche auf das Be⸗ stehen eines Vicus oder Pagus hindeuten. Derselbe geht auf den Beginn der Kaiserzeit zurück, wie die Münzen, welche bis jetzt dort aufgefunden worden sind, beweisen. In der Gemeinde Bondeno im Ferraresischen ward bei den Arbeiten des Kanals von Burana ver⸗ mittelst der Baggermaschine der Leichenstein eines römischen Veteranen ans Licht gebracht. In der Nekropole von Felsina bei Bologna wurden von der Regierung neue Ausgrabungen gemacht, über die ein eingehender Bericht des Professors Bizio vorliegt. Diese Ausgrabungen wurden in der Besitzung Caprara vor Porta S. Isaia ausgeführt, und zwar zu dem Zwecke, Material zur Lösung der schwierigen Frage über den Ursprung der italischen Entwickelung zu sammeln. Unter der Schicht, welche Ueberreste von Wohnungen aus der Römerzeit enthielt, wurden gallische und dann italische Gräber zu Tage gefördert, von denen Professor Bizio sechzig mit allem, was sie enthielten, aufzählt. In Rom sind Inschrift⸗Fragmente aus verschiedenen Zeiten auf dem Platze S. Giovanni in Laterano, andere bei der Anlage der Via Cavour auf dem Subura Platz aufgefunden worden. Eine wichtige mittelalterliche Inschrift, welche Bezug auf die Kirche S. Clemente hat, fand sich beim Niederreißen eines kleinen Hauses zwischen Via Arenula und Piazza Cenci — einige antike, darunter eine Grabinschrift aus der Zeit der Antonine, sowie andere heidnische und christliche Grabinschriften wur⸗ den auf den Prati di S. Cosimato bei den Arcbeiten für den großen Sammelkanal auf dem rechten Tiber⸗Ufer gefunden. Besonders wichtig ist die Ausgrabung auf der Via Portuensis, da, wo der neue Bahn⸗ hof von Trastevere errichtet wird. Es wurde daselbst eine dem Herkules geweihte Nische mit seiner Tuf⸗Statue und ihm geweihtem Altar bloß⸗ gelegt. Im umliegenden Terrain wurden 7 Porträtbüsten von bewunde⸗ rungswürdiger Erhaltung nebst einer Goldkette aus je einer Perle und einer Achatkugel von schöner Wirkung im Geschmack des ersten und zweiten Jahrhunderts aufgefunden. Sehr schöne irdene farbige Antefixen mit weiblichen Masken in archaistischem Stil wurden in Cività Lavinia an der Stelle aufgefunden, wo vermuthlich der berühmte Tempel der Juno Lanuvina gestanden hat. In Carsoli wurde in der Gegend des neuen Kirchhofs eine weibliche Statue von Marmor ausgegraben. Ein Tempelraum, ähnlich dem von Eleusis, Samos und der Akro⸗ polis von Athen, wurde in der Nähe der Propyläen von Selinunt entdeckt. Dem Eifer des Inspektors Tamponi verdankt man neue militärische Inschriften der römischen Wege aus dem Olbia⸗Gebiet.
— Ueber eine mikroskopische Ausstellung in Ant werpen 1890 meldet das „Gewerbebl. aus Württbg.“: Zur Feier der 300 jährigen Wiederkehr der Erfindung des Mikroskops (1590 von Hans und Zacharias Jansen in Middelburg in den Niederlanden erfu den) beabsichtigt der „Cerecle floral“ zu Antwerpen nächstes Jahr im Anschluß an seine Ausstellung auf dem Gebiete der Pflanzen⸗ geographie, der Handels⸗ und Industriepflanzen eine mikro⸗ skopische Ausstellung zu veranstalten. Dieselbe wird zwei Theile umfassen, nämlich 1) eine historische Ausstellung von Mikroskopen aus der ältesten bis in die neueste Zeit; 2) eine Ausstellung von Mikroskopen und mikroskopischen Hülfsaparaten sowie Mikrophotographien aus den bedeutendsten optischen Werk⸗ stätten der Jetztzeit. An die Ausstellung wird sich eine Reihe von Berathungen über das photo⸗elektrische Mikroskop anschließen.
— Laut einer Mittheilung in der „Internat. Kunstausstellungs⸗ Zeitung“ hat Anton Rubinstein den Betrag von 25 000 Rubeln bei der Russischen Bank in St. Petersburg hinterlegt, dessen Zinsen zu Stipendien für internationale Tonkünstler (Klavier) und Ton⸗ dichter verwendet werden sollen. Alle fünf Jahre wird die Konkurrenz für zwei Stipendien zu je 2500 Rubel, von denen eines einem Tondichter, das andere einem Tonkünstler zukommen soll, ausgeschrieben werden. Es können übrigens auch beide Stipendien ein und demselben Bewerber zuer⸗ kannt werden. Die ersten zwei Stipendien zu je 2500 Rubel werden im Jahre 1890 in St. Petersburg, die zweiten im Jahre 1895 in Berlin, die dritten zwei in Wien im Jahre 1900, die vierten zwei in Paris u. s. w. zur Vertheilung gelangen. An der Konkurrenzausschreibung können sich nur Künstler im Alter von 20 bis 26 Jahren betheiligen
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