Kaiserin zwei Kränze am Sarge des Hochseligen Kaisers Friedrich nieder. Die Kapelle war für das Publikum ge⸗ öffnet; am Sarge wurden sehr zahlreiche Kränze niedergelegt.
— Se. Majestät der Kaiser von Rußland hat olgendes Telegramm an das Kaiser⸗Alexander⸗Garde⸗ Grenadier⸗Regiment Nr. 1 gelegentlich dessen 75jährigen Jubi⸗ läums gerichtet:
Telegramm von Ludwigslust, 1ö5. Oktober 1889, 2 Uhr 55 Minuten Nachmittags
„Dem Commandeur des: Kaiser⸗Alexander⸗Garde⸗Grenadier⸗
Regiments.
Zur 75 jährigen Jubiläumsfeier sendet der Chef Seine besten Glückwünsche dem ruhmreichen Regimente und erinnert Sich mit besonderem Vergnügen der frohen Stunden, die Er inmitten Seiner Grenadiere zugebracht hat. gez. Alexander.“
— Der Bundesrath ertheilte in der am 17. d. M. unter dem Vorsitz des Vize⸗Präsidenten des Staats⸗ Ministeriums, Staatssekretärs des Innern Dr. von Boetticher abgehaltenen Plenarsitzung den Etatsentwürfen für die Ver⸗ waltung des Reichsheeres, für die Marine⸗Verwaltung, der Post⸗ und Telegraphen⸗Verwaltung, über die Reichs⸗ schuld, über den allgemeinen Pensionsfonds, über den Invalidenfonds und der Reichsdruckerei, sowie den Gesetzentwürfen, betreffend die Feststellung des Reichs⸗ haushalts⸗Etats für 1890/91, über die Aufnahme einer Anleihe für Zwecke der Verwaltung des Reichsheeres, der Narine, der Reichseisenbahnen und der Post und Telegraphen und über die Kontrole des Reichshaushalts und des Landeshaushalts von Elsaß⸗Lothringen für 1889/90, die Zustimmung. Außerdem wurde die Berechnung der nach dem Entwurf des Reichshaushalts⸗Etats zur Deckung der Gesammtausgabe aufzubringenden Matrikular⸗ beiträge genehmigt. Der Besoldungs⸗ und Pensions⸗Etat der Reichsbankbeamten für 1890 und der Antrag Preußens, be⸗ treffend die Ergänzung der Formulare zu Wandergewerbe⸗ scheinen, wurden den zuständigen Ausschüssen zur Vorberathung überwiesen. Für zwei erledigte Mitgliedstellen bei der Dis⸗ ziplinarkammer für elsaß⸗lothringische Beamte und Lehrer wurden die erforderlichen Ersatzwahlen vorgenommen.
Der Rittergutsbesitzer Dr. Freiherr von Schorlemer-⸗Alst, Mitglied des Hauses der Abge⸗ ordneten für den 2. Münsterschen Wahlbezirk (Steinfurt⸗ Ahaus) hat, dem „W. T. B.“ zufolge, sein Mandat, niedergelegt.
— Die hiesige Friedrich⸗Wilhelms⸗Universität beging am 15. Oktober cr. den Akt des Rektoratswechsels.
Der zeitige Rektor, Geheime Medizinal⸗Rath Professor Dr. Gerhardt, leitete die Uebergabe des Rektorates an seinen Nachfolger, den Geheimen Justiz⸗Rath, Professor ord. Dr. Hinschius, mit einer statistischen Uebersicht der Ereig⸗ nisse des verflossenen Rektoratsjahres ein.
Die Universität verlor beim Lehrerpersonal durch den Tod: den Professor honor. General⸗Arzt Dr. von Lauer, den Professor ord. Dr. Weizsäcker, den Professor eptr. Dr. Schott und den Privatdozenten Professor Dr. Märder; durch Be⸗ rufung nach außerhalb die außerordentlichen Professoren Dr. Cosack, Dr. Schroeder, Dr. Deussen, Dr. Oldenberg, die Privatdozenten Dr. Endemann, Dr. Löhlein, Dr. Müller, Dr. Wilcken und durch Ausscheiden den Lehrer der Zahn⸗ heilkunde Professor Dr. Sauer.
Ergänzt bezw. verstärkt wurde das Lehrpersonal: bei der juristischen Fakultät durch die Ernennung des außerordent⸗ lichen Professors von Cuny zum Professor honorarius und des Privatdozenten Dr. Zeumer zum ö Professor; bei der philosophischen Fakultät durch die Berufung der ordentlichen Professoren, Geheimen Regierungs⸗Raths Dr. Weinhold, Dr. Engler, Dr. von Gabelentz, des Professors honorarius Dr. Kekulé und des außerordentlichen Professors Dr. Planck, sowie durch die Beförderung der ö“ Dr. Neesen, Dr. Knoblauch, Dr. König zu außerordentlichen Professoren.
Durch Habilitation traten dem Lehrkörper hinzu: bei der theologischen Fakultät: Licent. Freiherr von Soden; bei der uristischen Fakultät: DDr. Preuß, Heck; bei der medizinischen Fakultät: DDr. Karl Fränkel, Preyer, Langgaard, Rawitz, Straßmann, Nagel, von Norden, Rosenheim; bei der philo⸗ sophischen Fakultät die DDr. Sternfeld, Stenger, von Luschan, Naudé, Schlesinger, Jahn, von den Steinen, Traube und Markwald; durch kommissarische Anstellung der Zahnarzt Warnekros als Lehrer der Zahnheilkunde.
Promovirt wurden:
bei der theologischen Fakultät 2 Doktoren honoris causa,
bei der juristischen Fakultät 13 Doktoren,
bei der medizinischen Fakultät 140 Doktoren,
bei der philosophischen Fakultät 86 Doktoren. Immatrikulirt wurden im Laufe des Jahres 610 Theo⸗ logen, 1273 Juristen, 985 Mediziner, 1166 Philosophen, im Ganzen 4034.
Abgegangen sind 524 Theologen, 1215 Juristen, 971 Mediziner, 1049 Philosophen, im Ganzen 3759.
Die Gesammtzahl der gehaltenen Privat⸗Vorlesungen betrug 738 und die der öffentlichen Vorlesungen 461, an welchen 31 988 resp. 17 435 Zuhörer betheiligt waren.
Todesfälle unter den Studirenden sind 17 zur Anzeige gekommen.
Nachdem der Rektor noch über die akademische Disciplinar⸗ Gerichtsbarkeit sowie über die allgemeinen Universitäts⸗ angelegenheiten berichtet hatte, gedachte derselbe mit Dank der Zuwendungen, welche der Universität von der Bertheim'schen Testamentsverwaltung, der verstorbenen Frau Philippine Emilie Bertha Töpffer, geborenen Meyer⸗ hoff, und dem verstorbenen Dr. jur. Adolf Arnstein u Theil geworden sind, nahm demnächst seinem Amtsnach⸗ olger den vorgeschriebenen Rektoreid ab und übergab ihm die
nsignien des übertragenen Amts, worauf der Letztere zum Schluß des feierlichen Aktes seine Rede über Svarez hielt.
Der für das Universitätsjahr 1889/90 konstituirte Senat besteht aus: dem Rektor Geheimen Justiz⸗Rath Professor ord. Dr. Hinschius, dem Universitätsrichter Geheimen Regierungs⸗ Rath Dr. Daude, dem Prorektor Geheimen Medizinal⸗Rath Professor ord. Dr. Gerhardt, dem Dekan der theologischen Fakultät Professor ord. Dr. Harnack, dem Dekan der juristi⸗ chen Fakultät Geheimen Justiz⸗Rath Professor ord. Dr. Gold⸗
Ober⸗Medizinal⸗Rath Professor ord. Dr. Bardeleben, dem Dekan der philosophischen Fakultät Professor ord. Dr. Sachau, dem Senator Professor ord. Dr. Dillmann, dem Senator Professor ord. Dr. Weber, dem Senator Geheimen Regierungs⸗ Rath Professor ord. Dr. von Helmholtz, dem Senator Ge⸗ heimen Regierungs⸗Rath Professor ord. Dr. Vahlen, dem Senator Geheimen Justiz⸗Rath Professor ord. Dr. Gierke.
— Der General⸗Lieutenant von Seeckt, Commandeur der 10. Division, hat sich nach Beendigung seines Urlaubs in seine Garnison zurückbegeben.
Königsberg i. Pr., 17. Oktober. (W. T. B.) Ihre Maäjestäten der Kaiser und die Kaiserin von Rußland sind heute Nachmittag 5 Uhr 40 Minuten mit dem Kaiser⸗ lichen Hofzuge hier eingetroffen und haben um 6 Uhr die Reise nach St. Petersburg fortgesetzt. Zum Empfange waren der General⸗Major Hornhardt, der Polizei⸗Präsident und der russische Konsul auf dem Bahnhofe anwesend.
Ztg.) Ihre
Sigmaringen, 16. Oktober. (Köln. Majestät die Königin von Sachsen ist zu längerem Besuch hier eingetroffen. Auch Ihre Königliche Hoheit die Gräfin von Flandern ist mit den Prinzessinnen⸗ Töchtern zur Zeit hier anwesend.
Bayern. München, 16. Oktober. (Allg. Ztg.) Das 1. Feld-Artillerie⸗-Regiment „Prinz⸗Regent Luit⸗ pold“ begeht am 1. November das 50 jährige Jubiläum seines hohen Inhabers durch Gottesdienst, Parade, Festessen der Offiziere und Mannschaft; Tags vorher ist Empfangs⸗ Abend im Kunstgewerbehaus. nn der Feier werden die meisten dem Regiment angehörigen Offiziere von hier und auswärts erscheinen.
— 18. Oktober. (W. T. B.) Ihre Majestäten der König und die Königin von Dänemark empfingen gestern Nachmittag den Besuch der ihnen verwandten Prin⸗ zessinnen Friedrich und Hilda von Anhalt, Durch⸗ lauchten. Nach dem Theater machten auch Ihre Hoheiten der Herzog und die Herzogin sowie der Erbprinz von Nassau dem dänischen Königspaare ihre Aufwartung. Heute Vormittag 10 ¾ Uhr reisten die dänischen Majestäten mittels Extrazuges nach Italien weiter. Am Bahnhofe war der hiesige russische Gesandte zur Verabschiedung anwesend.
In der gestern stattgehabten Sitzung des Finanz⸗ ausschusses der Kammer der Abgeordneten wies der Finanz⸗Minister von Riedel die gegen die Novelle zum Malzaufschlagsgesetz erhobenen Be⸗ denken zurück: Die Großbrauereien würden dadurch keines⸗ wegs bedroht; die in Bayern bestehenden 42 Aktien⸗ brauereien hätten im Betriebsjahre 1887/88 einen Roh⸗ gewinn von 6013 000 ℳ und einen Reingewinn von 3 829 672 ℳ erzielt und würden durch die Novelle nur mit 185 250 ℳ jährlich mehr belastet; dagegen genössen dieselben eine Exportrückvergütung, welche sie in den Stand setzte, dieselbe alzmenge intensiver auszubeuten als die kleinen Brauereien. Der Minister hält die endliche, definitive Einsetzung des erhöhten Malzaufschlags in den Etat an Stelle der alljährlichen neuen Feststellung für absolut nothwendig. Ohne die Annahme des Definitivums würde er die Beibehaltung des alten Steuersatzes von 6 ℳ prp Hektoliter empfehlen. Den Antrag, die Brauereien bis zu 3000 hl Malzverbrauch mit 4 ½ respektive 5 ℳ, bis 10 000 hl mit 6 und über 10 000 hl. mit 6 ½ ℳ zu besteuern, wies der Minister zurück, weil der mit dieser Besteuerungsart verbundene Steuerausfall gegen 3 500 000 ℳ betragen würde, während die Staatsfinanzen höchstens einen Ausfall von 2000 000 ℳ entbehren könnten. In diesem Falle wäre er genöthigt, die Gebühren⸗Novelle zurück⸗ zuziehen. Der Minister betonte schließlich noch, daß er die Zuschläge nach oben hin nicht aufrecht erhalten könne, wenn der Malzaufschlag auch fernerhin provisorisch bleibe.
Sachsen. Dresden, 17. Oktober. (Dresd. Journ.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich August, Herzog zu Sachsen, hat gestern Abend eine größere Reise in das Ausland angetreten und sich zunächst nach Wien begeben.
Württemberg. Stuttgart, 18. Oktober. (W. T. B.) Bei der gestern im 7. württembergischen Wahlkreise Calw⸗Herrenburg⸗Neuenburg⸗Nagold stattgehabten Reichstagswahl erhielt der Landgerichts⸗Rath Freiherr von Gültlingen⸗Stuttgart (freikons.) bis jetzt 5800 Stimmen. Der Kandidat der Volkspartei, Rechtsanwalt Schickler, erhielt bis jetzt 3700 Stimmen. Das Resultat aus dem Bezirk Nagold fehlt noch, doch kann dasselbe nichts an der Wahl des freikonservativen Kandidaten ändern.
Oldenburg. Oldenburg, 17. Oktober. (H.) Zur Ausführung des Reichsgesetzes vom 1. Mai 1889, betreffend die Erwerbs⸗ und Wirthschaftsgenossenschaften, ist auf Grund des §. 171 Abs. 2 desselben vom Großherzoglichen Staats⸗Ministerium das Folgende bestimmt. Im Herzog⸗ thum Oldenburg sind zu verstehen: unter der Bezeichnung „Staatsbehörde“ das Staats⸗Ministerium, Departement des Innern, sowie die Aemter und die Stadtmagistrate der Städte erster Klasse; unter der Bezeichnung „höhere Verwaltungs⸗ behörde“: in den Fällen der §§. 56 und 57 des Reichsgesetzes das Staats⸗Ministerium, Departement des Innern, und in den Fällen des §. 59 Abs. 3 die Aemter und die Stadtmagistrate der Städte erster Klassr. — In den Fürstenthümern Lübeck und Birkenfeld gelten als „Staatsbehörde“ im Sinne des §. 45 des Reichsgesetzes und als „höhere Verwaltungsbehörde“ im Sinne der §§. 56, 57 und 59 die Regierungen. — Die Entscheidung in erster Instanz in den Fällen des §. 79 erfolgt im Herzogthum durch die im Staats⸗Ministerium, Departe⸗ ment des Innern, bestehende Abtheilung für Gewerbesachen und in den Fürstenthümern durch die Regierungen.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Eisenach, 17. Oktober. (Goth. Ztg.) Gestern und heute waren hierselbst Vertreter sämmtlicher thüringischen Staaten versammelt, um über die Einrichtung einer gemeinsamen Invaliditäts⸗ und Alterversicherungsanstalt zu berathen.
5s“ L. Gera, 17. Oktober. (Ger. Ztg.) Mit dem Eintreffen Sr. Durchlaucht des Fürsten auf Schloß Osten⸗ stein ist das Fürstliche Hoflager heute wieder hierher verlegt worden.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 17. Oktober. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser empfing heute Vormittag den unga⸗ rischen Minister⸗Präsidenten von Tisza.
Nach bis jetzt festgestellten Dispositionen wird Se. Kaiser⸗
Montag Abend zum Besuch seiner Nichte der Königin⸗Regenti von S 14 Mobend 3 1 g e. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Au von Sachsen ist heute Vormittag hier ösg — uß giebt sich heute Abend zum Besuch seiner Schwester, der Erz herzogin Maria Josepha, nach Reichenau. 4
Unter dem Vorsitze des Grafen Kälnoky fand heute eine Ministerkonferenz statt, an welcher außer den gemeinsamen Ministern und dem Minister⸗Präsidenten Grafen Taaffe, dem Ackerbau⸗Minister Falkenhayn und dem Justiz⸗Minister Grafen Schönborn auch ungarische Minister, und zwar der Minister⸗Präsident von Tisza, der Ackerbau⸗Minister Szapary und der Justiz⸗Minister Szilagyi theilnahmen. Gegenstand der Besprechung bildeten laufende Ressort⸗Angelegenheiten dringlicher Natur.
Prag, 17. Oktober. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des böhmischen Landtages brachten die Jungtschechen eine Reihe von Interpellationen und Anträgen ein, darunter den Antrag, Repressalien gegen die Getreidezölle des Auslandes zu ergreifen Auf eine Interpellation wegen der Auflösung des akademischen Lesevereins erklärte der Statthalter Graf Thun⸗Hohenstein, er übernehme die volle Verant⸗ wortung für diesen Akt seines Amtsvorgängers. Die von dem Vereine vorgenommene Entsendung einer Abordnung nach Paris und die von Letzterer überreichte Adresse seien eminent politische Handlungen, in welche sich Studenten nicht einmengen sollten. Er, der Statthalter, bedauere, daß die Interpellation von einem Professor mitunterschrieben worden sei.
Agram, 17. Oktober. Im kroatischen Landtage wurde, wie das „Prag. Abdbl.“ mittheilt, gestern die Generaldebatte über den Finanzausgleich mit Ungarn, welche mehrere Sitzungen in Anspruch genommen, zum Abschlusse gebracht. Als letzter Redner meldete sich der Banus zum Wort. Derselbe polemisirte in dreistündiger Rede gegen die Opposition, erklärte die Vereinigung Dalmatiens mit Kroatien nur auf Grund des Ausgleichs mit Ungarn für möglich und forderte die Opposition zu einigem Vorgehen mit der Majorität auf. In seiner heutigen Sitzung beschloß der Landtag, dem „W. T. B.“ zufolge, in namentlicher Ab⸗ stimmung mit 69 gegen 4 Stimmen, den finanziellen Ausgleich mit Ungarn zum Gegenstande der Einzel⸗ berathung zu machen. Die Stancsewitch⸗Partei verließ vor der Abstimmung den Saal. Darauf wurde die Vorlage auch in der Spezialdebatte erledigt. Morgen erfolgt die dritte Lesung.
Großbritannien und Irland. London, 17. Oktober. (A. C.) An Reden der englischen parlamentarischen Führer brachte der gestrige Abend die Fülle. Der Kriegs⸗Minister Stanhope sprach in Ely, die Abgeordneten Courtney und Chamber⸗ lain redeten in Plymouth, und der Minister des Innern, Matthews, wandte sich an seine Wähler in Birming⸗ ham, um ihnen eine Uebersicht über die politische Lage zu geben. Der Minister des Innern konnte als positive Resultate, die während der letzten Parlamentssession erreicht worden find, anführen: die riesigen Finanzmaßnahmen Goschen’'s, die schottische Lokalverwaltungsbill, die schottische Universitäts⸗ vorlage, das Gesetz für den technischen Unterricht und die Vergrößerung der Marine. Die Regierung habe den Beweis geliefert, daß es den Irländern nicht mehr, wie früher, ge⸗ lungen sei, die Fortschritte der Gesetzgebung zu verhindern. In Irland sei unter der festen Hand Balfour's wieder die Wohlfahrt eingezogen, während die Gladstonianer im Grunde nur Chimären zu bieten hätten. Der Minister bestritt, daß die Homerule⸗Frage etwas mit dem für die Regierung un⸗ günstigen Ausfall der kürzlichen Ersatzwahlen zu thun habe. Lord Salisbury ist von Nizza in Paris eingetroffen und wird am Freitag in London ankommen.
Frankreich. Paris, 17. Oktober. (W. T. B.) Der Prinz Ferdinand von Coburg, welcher hier im strengsten Incognito lebt, traf gestern zufällig mit dem König Milan von Serbien im Theater zusammen und unterhielt sich einige Minuten mit ihm. Am 19. d. M. beabsichtigt der M2 sich zum Grafen von Paris nach Scheen⸗House zu egeben.
Italien. Rom, 17. Oktober. (W. T. B.) Ihre Majestäten der Kaiser Wilhelm und die Kaiserin Augusta Victoria werden am Sonnabend Vormittag in Mailand erwartet und von Sr. Majestät dem König Humbert am Bahnhofe empfangen werden. Die Allerhöchsten Herrschaften werden sich unverzüglich nach Monza begeben, wo für Sonntag eine Spazierfahrt auf dem Comer See in Aussicht genommen ist. Am Montag soll ein Frühstück im Königlichen Schlosse zu Mailand und Abends Hofconcert in Monza stattfinden.
Der Minister⸗Präsident Crispi ist heute Nachmittag von Palermo hier angekommen und am Abend alsbald nach Monza weitergereist, um bei dem Empfange des Kaisers Wilhelm und der Kaiserin Augusta Victoria zugegen zu sein. Nach einer Meldung der „Agenzia Stefani“ aus Aden vom 16. d. M. sind Briefe aus Autoto vom 12. September eingegangen, welche bestätigen, daß die Krönung des Königs Menelitk bestimmt für den Oktober d. J. festgesetzt sei. Eine große Anzahl einflußreicher Häuptlinge in der Provinz Tigre habe Ergebenheitsadressen an König Menelik abgesandt. Wie es scheine, werde die Provinz Tigre sich im Wege gütlicher Verhandlungen dem König Menelik unterwerfen.
Portugal. Lissabon, Dem König sind heute die worden.
Schweiz. Bern, 17. Oktober. Wie der „Bund“ aus sicherer Quelle vernimmt, sieht der Budgetentwurf des eidgenössischen Finanz⸗Departements für 1890 ein Defizit von 4 ½ Millionen Franken vor. „Zu dieser Situation“, sagt das Blatt, „hat das politisch und wirthschaftlich in keiner Weise zu rechtfertigende Geldvertheilen an die Kantone seinen guten Theil beigetragen. Immerhin wird der Bundesrath bei der Berathung des Budgets voraussichtlich noch wesentliche Reduktionen in den Ausgabeposten vornehmen, sodaß der den Räthen zu übermittelnde Budgetentwurf ein bedeutend kleineres Defizit aufweisen dürfte“.
Amerika. Washington, 17. Oktober. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des internationalen Kongresses der Seeuferstaaten wurde der Delegirte der Vereinigten
17. Oktober.
(W. T.⸗B.) Sterbesakramente
gespendet
schmidt, dem Dekan der medizinischen Fakultät Geheimen
liche und Königliche Hoheit der Erzherzog Albrecht am
Staaten Cottman zum Sekretär, Price (England), Vibière
scan
ich) und Blaeß (Deutschland) zu beigeordneten Sekre⸗ Fen trech ir Der englische Delegirte Hall beantragte, fred hatte auf die Fragen der Schiffssignale und des Tief⸗ 2 es geladener Schiffe zu beschränken. Die Versammlung 2a später die Revision der internationalen Bestimmungen, zu verhindern, in Berathung.
⸗ Zusammenstöße auf der See
Zeitungsstimmen.
zum Beginn der Reichstagssession entwirft die
gakionalliberale Correspondenz“ folgendes Bi zon der Stimmung in nationalliberalen Wählerkreisen: . Die letzten Wochen und Tage vor Eröffnung der Reichstags⸗ on werden von den Abgeordnefen unserer Partei vielfach noch süüüst, um vor ihren Wählern Rechenschaft über ihr Verhalten im Feichstage während der abgelaufenen Sessionen abzulegen und sich mit ihnen serndie künftigen gesetzgeberischen Aufgaben zu besprechen. Aus verschie⸗ vanss Wahlkreisen liegen Berichte über solche in jüngster Zeit stattgehabte ꝛmnammlungen vor. Der Eindruck derselben ist durchweg ein üriger, und es tritt allenthalben die Ueberzeugung hervor, daß es egen werde, die oft in heißem Kampf erstrittenen Mandate amei den nächsten Wahlen zu behaupten. Freilich wird überall uu. die außerordentlichen Anstrengungen der Gegner hingewiesen vn den nationalgesinnten und regierungsfreundlichen Parteien zur püct gemacht, auch ihrerseits frühzeitig und energisch an die Alrbeit zu gehen und den höheren vaterländischen Interessen, soweit „m irgend angeht, Parteiunterschiede von geringerer Bedeutung mterwordnen. Unter dieser Veehnss ung dürsfte man mit gutem Vatrauen auch in einen schweren ahlkampf gehen. Mehrfach ist n den neuerdings abgehaltenen Wählerversammlungen namentlich auch zer bestimmten Erwartung Ausdruck gegeben worden, die Reichstags⸗ mehrheit werde sich mit den Regierungen rasch über eine dauernde Kegelung der Sozialistenfrage verständigen Der Wunsch, diese Angelegenheit aus der Wahl⸗ und Partei⸗Agitation ausscheiden u sehen, ist, selbst in „entschieden liberalen“ Kreisen, ein ebenso weitverbreiteter als die Ueberzeugung, daß wir wirksamer Abwehr⸗ nittel gegen die sozialen Umsturzbestrebungen zur Zeit noch hücct ent⸗ behren können. Vielfach wird auf die gerade in neue ter Zeit wachsende sozialdemokratische Wühlerei hingewiesen, die mit der Nöglichkeit rechne, daß das Sozialistengesetz demnächst ohne einen rmügenden Ersatz erlösche. In der Agitation der radikalen Parteien vielen die Lebensmittelvertheuerung und die Branntweinsteuer die hupträchlichste Rolle. Indessen ist das Thema doch schon zu negenutzt, und die maßlosen Uebertreibungen, die dabei angewandt werden müssen, werden mehr und mehr auch von schlichten Wählern als folche erkannt. Es zeigt sich, daß es den oppositionellen Parteien m wirksamen Schlagwörtern und Agitationsmitteln doch sehr ge⸗ bricht. Das alles berechtigt nach den Stimmungsberichten aus ver⸗ stiebenen Wahlkreisen zu guten Hoffnungen für die bevorstebende Entscheidung.“
Aus Anlaß der Wahlergebnisse in Baden und Sachsen ichtet der „Duͤsseldorfer Anzeiger“ folgende Mahnung an die nationalen Parteien: 8 8
„Die Wahlvorgänge haben in der gegnerischen Presse zu Kund⸗ zebungen der Freude und der Genugthuung, in der nationalen Presse un Beschönigungsversuchen geführt. Erstere erblickt in dem Rückgang der Kartellstimmen in Oschatz⸗Wurzen sowie in den Verlusten der Nationalliberalen in Baden den Beginn einer Morgen⸗ täthe für ihre eigene Sache, obwohl gerade die Einbuß’, welche dort die Bundesgenossen der Freisinnigen, die Sozialdemokraten, be⸗ noffen hat, nicht sehr ermuthigend für sie sein kann, und obwohl in Baden fast ausschließlich das katholische Centrum — und nicht also ier Freisinn — der Gewinner ist. Die nationale Presse sibt zwar mit Recht in dem Rückgang der sozial⸗ demckratischen Stimmen in Oschatz⸗Wurzen ein günstiges Symptom des beginnenden Rückgangs der Sozialdemokratie überhaupt, sie sucht sich aber über den Verlust der Kartellstimmen ind die Steigerung der freisinnigen Stimmenzahl wieder mit der Frklärung der außerordentlichen Rührigkeit der letzteren, sowie damit za trösten, daß ein Theil der Sozialdemokratie diesmal sofort für den freisinnigen Bundesgenossen eingetreten ist. Die Verluste in Baden werden auf die außerordentliche Rührigkeit des Ultramonta⸗ mismus und der Geistlichkeit zurückgeführt, und es wird so getban, ils ob gegen solche Mächte nichts anzufangen, die Einbuße der Na⸗ nonalliberalen also vollständig erklärlich sei. 1u“ 1
Wir möchten uns vor Allem gegen die Beschönigungsversuche und gegen die darin zu Tage tretende Siegesgewisheit wenden. Mit den Wahlen ist es eine eigene Sache. Als die Reichstagswahlen im Zabre 1881 vollzogen wurden, dachte Nicmand an die Möglichkeit iines Aufschwungs der Opposition, die dann lis zum Jahre 1887 den Keichstag beherrschte. Der Grund des damaligen Umschwungs lag wesentlich darin, daß die Wähler vor die neue Idee einer Sozial⸗ nform gestellt waren und sie noch nicht verdauen und verstehen konnten; erlag vor Allem aber darin, daß die nationalen Parteien gegen ein⸗ under mit Mißtrauen erfüllt waren und sich noch nicht zu gemein⸗ samer Abwehr zusammengethan hatten. Das wurde aber erst später, als es in gewissem Sinne schon zu spät war, erkannt. Die oben er⸗ rähnten Wahlereignisse sollten deshalb als eine rechtzeitige Mahnung bchezigt werden, daß die nationalen Partein nicht wieder in die zebler verfallen, die sie in die angedeuteten ungünstigen Verhältnisse desetzt hatten, damit nicht etwa die bevorstehenden Reichstagswahlen dieselben Erscheinungen zu Tage fördern. “ „Es ist zu hoffen, daß die nationalen Parteien sich nicht in Sicher⸗ heit wiegen lassen, sondern mit aller Kraft vorgehen, eine weit größere Rübrickeit wie bieher entwickeln, und vor Allem zugleich sich fest und geschlossen um die von den Gegnern bekämpfte Fahne des Kartells schaaren.“
Die große Rede, welche der italienische Minister⸗Präsident Crispi vergangenen Montag in Palermo gehalten (vergl. Nr. 246 des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ findet in dem „Schwäbischen Merkur“ folgende Beleuchtung:
„Die Programmrede Crispi's ist ganz darnach angethan, überall dort den günstigsten Eindruck hervorzurufen, wo man den Werth staatsmännischer Auseinandersetzungen nicht nach dem rhetorischen Auf⸗ putze, sondern nach ihrem wirklichen Inbalt zu beurtheilen und abzu⸗ schtzen gewohnt ist. Der italienische Minister⸗Präsident weiß als praktischer Politiker, daß es besser ist, die Lage durch Thatsachen als durch Worte zu beherrschen; und die Thatsachen, deren Schaffung seine Staatskunst im Interesse der Ein⸗ heit und Freiheit Italiens sich angelegen sein ließ, führen iine so bererte Sprache zu seinen Gunsten, daß er sich mit dem kurzen Hinweis begnügen und es der öffentlichen Meinung anheimgeben darf, sich dieselbe auf eigene Hand zurecht zu legen. So rürde man denn auch in der jüngsten palermitanischen Kundgebung Crispi's umsonst nach Spuren des Bestrebens forschen, durch andere, als die der allseitigen Kontrole zugänglichen Mittel auf die öffentliche Meinung des Landes zu wirken. Crispi läßt einfach die Thatsachen sprechen. Das nationale Empfinden der Italiener müßte sich selbst verleugnen, wenn es dem männlich ent⸗ scheddenen Auftreten, der klaren, bestimmten Sprache des leitenden Staatsmannes nicht seine unverkürzten Sympathien zuwenden wollte. Was den Wänschen der italienischen Patrioten von je am begehrenswerthesten erschien, ist unter der Crispi'schen Amtsführung zuserends der Verwirklichung räher gerückt worden. Italien nimmt in der Welt den Rang und die Stellung ein, auf welche es seinen Ueberlieferungen, seiner politischen und wirthschaftlichen Bedeutung nach begründeten Anspruch erheben darf. Es zählt mächtige Freunde,
eue Bundesgenossen, deren Leistungen es durch entsprechende Gegen⸗ leistungen auszugleichen in der Lage ifl. Wenn es jenseits der
15 1
2¹
e ee für das audinischen ten, wel 1 2 das „undankbare“ Italien in Bereitschaft hält, so hat die Entrüstung, welche das würdelose Treiben der in Frankreich herumreisenden italie⸗ nischen Revolutionäre 1 mit Deutlichkeit gezeigt, daß die ungeheuere Mehrbeit des italienischen Volkes für solchen Knechtssinn kein Verständniß begt, und fest zu dem von Crispi hochgehaltenen Banner einer kraftvollen nationalen Politik steht. nische Programmrede des Siegel auf.“
marck⸗Siemianowitz gehörigen Hüttenwerke beträchtliche Summe ausgeworfen, um ihren Bauvorschüsse unter den günstigsten Bedingungen sich so einen wird der „Schles. Ztg.“ aus Verwaltung hat fachen Vortheile, tri — erwachsen, daß dasselbe über einen Stamm von angesessenen, zu⸗ verlässigen Arbeitern zu verfügen hat, verstanden. rahütt. b Hugo Henckel von Donnersmarck⸗Siemianowitz war, gab die Ver⸗ waltung und „ „ 2 „ „ . zu den günstigsten Bedingungen und lieferte ihnen Baumaterialien zu Selbstkostenpreisen. 1 bevölkerten Kolonien der Laurahütte, 2 kolonie, welche die Namen des gräflichen Ehepaares tragen, entstanden. Jedes der Wohnhäuser, welcheꝛ Raum für mehrere Familien enthalten, ijt von einem Gärtchen umgeben, in welchem das Gemüse zc. Hausbedarf gezogen durchweg mittellos,
Götzenbild unter dem
republikanische . 1 welches Frankreich für
Joch durchkriechen möchten, mit aller
daheim ausnahmslos hervorrief,
sondern treu
An diesem Entschluß drückt die palermita⸗ Minister⸗Präsidenten sozusagen das amtliche
Statistik und Volkswirthschaft. Seßhaftigkeit der Arbeiter. 8
Die Verwaltung der dem Grafen Hugo Henckel von Donners⸗ und Gruben hat eine Arbeitern Bauplätze und zu gewähren und Stamm von Arbeitern zu sichern. Hieran anknüpfend, Königshütte geschrieben: „Diese vor mehreren Jahrzehnten die mannig⸗
schon ehreren n 3 einem industriellen Etablissement daraus
die
erkannt und auszunutzen
Als noch die Laurahütte Eigenthum des Grafen an nüchterne
Parzellen btern Bauyvorschüsse
ihnen
Boden
ihrem Grund und 8 gewährte
Arbeiter ab,
von tüchtige
diese Weise sind zwei der stärkst⸗
Auf — die Hugo⸗ und die Wanda⸗
· für den werden kann. Die Besitzer dieser Häuser, früher haben sich im Laufe der Jahre fast durchweg zu einem gewissen Wohlstande emporgearbeitet, zumal sie in Folge ihres Fleißes und ihrer Tüchtigkeit in kurzer oder längerer Zeit in besser be· zahlte Stellungen als Ober⸗Puddler, erste Walzer, Packet⸗ meister, Wagemeister, ja nicht selten zu Walzmeistern ꝛc. aufrückten. Nach dem Urtheile erfahrener Beamten sind es gerade jene hausbesitzenden Arbeiter, die ihre Schichten am regelmäßigsten verfahren, die am pünktlichsten im Dienste und allen Ungehörigkeiten abhold sind. Mir sind persönlich viele solche Arbeiterfamilien bekannt, die mit leeren Händen nach Laurahütte ge kommen sind und heute außer einem schuldenfreien Hause sogar einiges Vermögen besitzen, das sie in erfreulicher Weise dazu ver⸗ wenden, ihre Kinder etwas Tüchtiges lernen zu lassen, damit dieselben später nützliche Mitglieder der menschlichen Gesellschaft werden. Eine große Anzahl der heutigen jungen Hüttenleute, Hütten⸗ und Berg⸗Bureaubeamten und Betriebs⸗Unterbeamten der Laurahütte ist aus solchen Arbeiterfamilien hervorgegangen; andere Söhne derselben finden in Comptoirs, als Lehrer u. s. w ihr Durchkommen. Die Erfahrungen, welche die Laurahütte mit ihren seßhaften Arbeitern gemacht hat, dürfen nicht als das Ergebniß eines Zufalls, eines Ausnahmefalles, betrachtet werden, sondern sind zweifellos als Regel aufmfassen, die für alle industriellen Werke Geltung besitzt. Die oben angeführten Erscheinungen werden sich unter gleichen Verhältnissen überall wiederholen und den Beweis erbringen, daß ein seßhafter Arbeiterstand nicht nur dem Etablissement, welches diese Arbeiter beschäftigt, sondern auch weiteren Kreisen der menschlichen Gesellschaft zum Segen gereicht, da dem Ueberhandnehmen des Proletariars dadurch gesteuert und der Sturm⸗ fluth der Sozialdemokratie ein fester Damm entgegengestellt wird. Hätte die Verwaltung der dem Grafen Hugo Henckel von Donners⸗ marck gehörigen Hüttenwerke und Gruben andere Erfahrungen nach dieser Richtung hin gemacht, dann würde sie zweifellos nicht von Neuem beträchtliche Summen zur Seßhaftmachung ihrer Arbeiter aufwenden!“ . . —
Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt erlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom Oktober bis inkl. 12. Oktober cr. zur Anmeldung gekommen:
Eheschließungen, 916 Lebendgeborene, 39 Todtgeborene, Sterbefälle.
Nach
Kunst und Wissenschaft.
der Königlichen Akademie dem „Berliner Fremden⸗ Nachmittags 4 Uhr,
Die große Kunstausstellung de der Künste, Unter den Linden 38, wird, blatt“ zufolge, am Sonntag, den 27. Oktober, geschlossen
8 Land⸗ und Forstwirthschaft.
Die außerordentliche Generalversammlung der Mitglieder des Unionklubs am Montag genehmigte, laut dem „Sporn“, den Antrag des Präsidiums, im nächsten Jahre zu Berlin eine nationale Pferde⸗Ausstellung abzuhalten, bewilligte zu diesem Zwecke hunderttansend Mark und ermächtigte den Ausschuß, sich durch ge⸗ eignete Persönlichkeiten aus landwirthschaftlichen Kreisen zu verstärken.
— Wie die „Straßb. Corresp“ meldet, werden dem Landes⸗ ausschuß von Elsaß⸗Lotbringen für die nächste Tagung ver⸗ schiedene, die Landwirthschaft berührende Gesetzentwürfe vorgelegt werden, welche zunächst von dem am 18. d. sich versammelnden Staatsrathe berathen werden sollen. Diese Entwürfe betreffen die Entschädigung aus Landesmitteln für Viehverluste in Folge von Milz⸗ brand, die Einrichtung einer allgemeinen Rindviehversicherung für das ganze Land, was auch in Baden angestrebt wird, ferner die Unter⸗ drückung der wucherischen Viehverleihungsgeschäfte, die gesetzliche Regelung des Gewerbes der Hufschmiede und die Erleichterung der Bildung von Genossenschaften zur Anlage von Feldwegen, welche in Folge der fortschreitenden Ausführung der Katasterbereinigung immer mehr nothwendig werden.
Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen
Portugal. “
Durch eine unterm 9. Oktober 1889 im „Diario do Governo“
Nr. 228 veröffentlichte Verfügung des Königlich portugiesischen
Ministeriums des Innern werden die Häfen des Persischen
Golfs, welche seit dem 10. Mai 1884 als von der Pest verseucht
angesehen wurden, für rein von diefer Krankheit, dagegen für dächtig erklärt.
“
Handel und Gewerbe. 8
Der Aufsichtsratch der Berliner Aktiengesellschaft Eisengießerei und Maschinenfabrikation (früher C. Freund & Co) hat nach Vorlegung und Feststellung der Fahresbilanz pro 1888/89 beschlossen, der Generalversammlung der Aktionäre nach üblichen Abschreibungen und starken Reservestellungen eine Eööö 88 (gegen 9 ½ % für das Vorjahr) zur Verthei⸗ lung in Vorschlag zu bringen. .— Die Bekriebseinnabmen der Gotthardbahn betrugen im September cr. für den Personenverkehr 515 000 (im August 528 000) Fr., für den Güterverkehr 700 000 (im August 667 000) Fr., verschiedene Einnahmen 30 000 Fr. (im August 30 000 Fr.), zu⸗
465 000 F 2 Uebe Der Betriebsüberschuß im September 1888
Demnach Ueberschuß 735 000 (im August 760 000) Fr. betrug 675 000 Fr. (Getreidemarktbericht
“ r.).
Frankfurt a. M., 16. Oktober.
von Joseph Strauß.) Hier herrschte für Weizen ein fester
Ton, herbeigeführt durch die günstige statistische Situation, die im Verhältniß zur ringerung der gegend 19 ¼½ ℳ, russische 17 ¼ — 18 ¾ 1 Gewächs außergewöhnlich klein; Uhchen Gerst ℳ. er e 8 2 2 1 1 gnes zan es sich auch, daß exquisite reichlich 50 2 im Preise ewonnen haben. — 181—¾ ℳ, Ried⸗ und Frankengerste (Ochsenfurter Gau) 18 ¾ - 19 ½ ℳ — Hafer zeigte sich für wenig zugänglich; die Notiz 5 le hochfe Mais (migxed) kaum verändert; man forderte für Prima⸗Sorten 12 ¼ ℳ, kränkliches sich der Verkehr in engen Grenzen, o eine Abschwächung der Tendenz vorlägen; Antwerpen bleiben anhaltend K . durch den Platzkonsum begehrt und hatten auch für den Export bei um 20 ₰ erhöhten Preisen besseren Absatz; Spelzspreu stramm 7½ — ¾4 ℳ, “ Markte, 1 Einfluß und die vorwöchentlichen Notirungen blieben im Allgemeinen unverändert. 2 90 Nr. 1 30 — 31 ℳ, Nr. 2 25 ½ — 26 ℳ, Nr. 3 24 ½ — 25 v½ ℳ, Nr. 4 21 — 22 ℳ, Nr. 5 17 — 18 ℳ Milchbrot⸗ 54 ½ — 57 ℳ
leichen Zeit des Vorjahres eine wesentliche Ver⸗ sächtbaren Weizenquantitäten aufweist. Ab Um⸗ frei hier 19 ½ — ⁄10 mℳ, sogar mit 19 ¾ ℳ 20½- 211 *ℳ, vorjäbriger mit Gerxuch
Roggen: Zufuhren von inländischem unsere gutbeschäftigten Mühlen hiesige Landwaare 16 ¼ — ½ ℳ,
Prima⸗Sorten fortdauernd knapp angeboten;
Sorten ℳ
Käufer;
Wir lassen Wetterauer (grobkörnige und weiße)
für Momente von günstigem Einfluß, nur 14 ¾ - 15 ¼ ℳ bleibt, hochfein bis 16 ℳ
In Chilisalpeter bewegte ohne daß erkennbare Gründe für Rotterdam, Hamburg und Kartoffeln waren
viel unter Cours.
Verkäufer. —
die Notiz 2 ¼ — ¼ bleibt. 8 ½ ℳ, Weizenkleie In Mehl waren die nennenswerthe Kauflust im die Preishaltung keinen
2,20 ℳ. 2 jedoch anhaltend verlassen. schwach, da aber keine . übte das kleine Angebot auf
Roggenkleie 8
Wir lassen hiesiges Weizenmehl Nr. 0 33 ½ — 34 ℳ, und Brotmehl im Verband westfälische Weizenmehle Nr. 00 26 — 27 ℳ Berliner Roggenmehl ab Bahn Magdeburg Nr. 0 25,25 ℳ, Nr. 0/1 24 ℳ, Nr. 1 22,75 ℳ, frei Ufer Frankfurt a. M., Mainz u. Mannheim ca. 1,25 ℳ theurer (exquisite Marken ca. ¾& ℳ höher). Rüböl im Detail 73 — 76 ℳ (Preise verstehen sich per 100 kg ab hier, häufig auch loco auswärtiger Stationen.) Wien, 18. Oktober. (W. T. B.) Ausweis der Südbahn vom 8. bis 14. Oktober: 874 183 Fl., Mindereinnahme 31 634 Fl Bradford, 17. Oktober. (W. T. B.) In Wolle gutes Geschäft, anziehend, Wah Alpacca⸗ und Mohairwollen, Garne belebt, theurer, Stoffe anziehend. 1 Konstantinopel, 17. Oktober. (W. T. B.) (Ag. de Const.) Der neuernannte General⸗Direktor der Ottomanischen Bank, Sir Edgar Vincent, war gestern vom Sultan zum Diner geladen, an welchem auch ein kleiner Kreis von Gästen theil⸗ nahm. Der Sultan empfing später Sir Edgar Vincent in Privat⸗ audienz und besprach mit demselben ausführlich die neuen Bezie⸗ hungen der Regierung zur Ottomanischen Bank Man glaubt, daß seit der Uebernahme des Finanzportefeuilles durch Agob Pascha die zwischen der Regierung und der Ottomanischen Bank bestandene Differenz nunmehr beseitigt sei.
Norddeutsche und
Verkehrs⸗ Anstalten.
Der Bau eines Hafens bei St. Goarshausen ist im vollen Gange; er wird voraussichtlich im nächsten Sommer dem Verkehr übergeben werden können Die Sprengungen im Rbein bei A8⸗ mannshausen zur Herstellung des Fahrwassers behufs Anbringung einer Landungsbrücke für die Dampfschiffe sind nahezu beendigt. Bei der Weigerung der Gemeinde Aßmannshaufen beabsichtigt die Direk⸗ tion der Zahnradbahn nach dem Niederwaldsdenkmal die Herstellung der Brücke auf ihre Kosten zu übernehmen. 4 Hamburg, 17. Oktober. (W. T. B.) Der Postdampfer „Hungaria“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt Akriengesellschaft hat, von New⸗York kommend, heute fr
.(W. T. B) Die Postdampfer⸗Bohemia
1 der Hamburg⸗Amerikanischen Packel⸗ iengesellschaft sind, von “ heute r um 2 Uhr, letzterer um 8 Uhr, kuf der Elbe ein⸗
Theater und Musik.
Königliches Opernhaus.
Die Besetzung der am 23. Oktober im Königlichen Opernhause
zur ersten Darstellung gelangenden Oper „Gioconda“ von Ponchielli
wird folgende sein: Gioconda: Fr. Pierson; Laura Adomo: Frl.
Hiedler; Alvise Adomo: Biberti; die Mutter Gioconda s:
Fr. Staudigl; Enzo Grimaldo: Hr. Rothmühl; Bamaba: Hr. Bulß.
¹ Die Nachricht von dem bevorstehenden Gastspiel des Tenors Hrn. Gritzinger beruht auf Erfindung.
Deutsches Theater.
Das bereits in Hamburg mit Erfolg gegebene vieraktige spiel von Paul Lindau, Der Schatten” ging gestern zum ersten Mal bier in Scene. 1 Der Autor hat seinen
18
Stoff dem Feeee entnommen Der Regierungs⸗Rath Freiherr von Brück unterhä intime Beziehungen zu der Operettensängerin Edieh Mühlberg. Durch seinen Freund, den Ministerial⸗Direktor von Waldhofen — welcher den Wunsch hat, ihn mit seiner Nichte Ellen zu verheirathen — auf das Anstößige jenes Verbältnisseslaufmerksam gemacht, beschließt Brück, Edith zu heirathen, und führt diesen Entschluß aus, trotz des Geständnisses der Letzteren, daß sie schon vor ihrer Bekanntschaft mit Brück den Verführungskünsten eines Anderen — dessen Namen sie ver⸗ schweigt — zum Opfer gefallen sei. Die Gesellschaft zieht sich von Brück zurück; sein alter Diener verläßt ihn; er sieht sich genöthigt, sein Amt niederzulegen — das sind die ersten Schatten, welche auf die junge Ehe fallen. Der Schmerz darüber sowie die peinigende Furcht vor dem Bekanntwerden von Edith's früh rem Fehl⸗ tritt trüben die Liebe zu Letzterer Edith's ferngeglaubter Verfuüͤhrer tritt auf — als Verlobter von Brück's Schwester Ada Entsezt bei dem Gedanken verwandtschaftlichen Nebeneinanderlebens mit ihm, verlangt sie, daß er das Feld räume, und als er sich dessen weigert, bezeichnet sie ihn dem eintretenden Gatten als den Räuber ihrer Ehre. In der Furcht vor einem Zweikampf, erschüttert durch die Vorwürfe des Gatten, daß sie an allem Unglück schuld sei, und in dem Bewußtsein, seine Liebe verloren zu haben, giebt sie sich selbst den Tod. 1 Diese verhältnißmäßig einfache Tragödie hat der Autor sehr geschickt verarbeitet und sich dabei — wie wir vorweg anerkennend hervorheben wollen — auch auf dem neuen Versuchsfelde des Dramas als der geistreiche Kenner des gesellschaftlichen Lebens unserer Zeit bewährt, als wir ihn in vielen seiner anderen Werke bereits schätzen gelernt haben. — 8 Der einleitende erste Akt verläuft etwas schleppend. Erst im zweiten Akt — mit dem Eintreten des alten Nehringen und der Ellen — wird die Handlung lebhafter und spannender und erreicht im dritten Akt ihren Höhepunkt. Hier sind einzelne Scenen von außer⸗ ordentlich packender Wirkung So die Scene des ausbrechenden Widerstreits zwischen der warmblütigen, leichtlebigen, welt⸗ klugen Ada und der schwermüthigen Edith, in welcher es dem Verfasser auf das Glücklichste gelungen ist, die Gegensätze dieser beiden Frauencharaktere zu veranschaulichen, und die der Begegnung zwischen Brück und dem jüngeren Nehringen. Weniger befriedigt der 4. Akt. Die Abkanzelung Brück’s durch die „Theatertante“ Nina erscheint gar zu burschikos und die Art des nächtlichen Eindringens Ella's wenig anmuthend und zur Motivirung des selbstmörderischen Entschlusses der Edith weder nöthig noch geeignet. Auch der Anblick der Leiche Edith's ist für die Zuhörer entbehrlich. 8 8 Von den Darstellernzzollen wir rückhaltloses Lob der Fr. Teresina
sammen 1 245 000 Fr. (im August 1 225 000 Fr.). Die Betriebs⸗
eninnen noch vereinzelte fanatische Querköpfe giebt, die aus
ausgaben betrugen im September cr. 510 000 Fr. (im August
Geßner, welcher es gelang, die Edith durch Haltung und Innigkeit