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dieses Monats erwartet.
Der Rechnungsausschuß des Landtages ist heute
hier zusammengetreten.
Am 16. d. M. hielten die hiesigen konservativen und nationalliberalen Vereine Sitzungen ab, in denen über die nächsten Reichstagswahlen verhandelt wurde. Die Aufrechterhaltung des Kartells darf für den 1. Weimarischen Wahlkreis als gesichert gelten.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 18. November. (Cob. Ztg.) Se. Hoheit der Erbprinz und Ihre Königliche Hoheit die Erbprinzessin von Sachsen⸗Meiningen find gestern Nachmittag zum Besuch am Herzoglich Edin⸗ burgischen Hofe hier eingetroffen. Heute ist Se. Hoheit der Erbprinz von hier nach Meiningen abgereist.
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1 1114“ 1 “ vW“ “ 8 Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 18. November. 8 C.) Die Rückkehr Sr. Königlichen Hoheit des Groß⸗
erzogs aus Sicilien und Italien wird im letzten Drittel
1““ 28 8
Livingstone auf dessen ersten Erforschungsreisen begleitete, später lange Jahre General⸗Konsul in Zanzibar war und den Sultan Said Bargasch zur Abschaffung der Sklaverei bestimmte; als Delegirte: E. W. Wylde, Beamter in der Konsularverwaltung des Auswärtigen Amtes; Sir Arthur Havelock, früher Gouverneur von Natal sowie britischer Kommissar im Zululande; Kapitän z. S. Arthur Moore; für Italien: der neuernannte Gesandte Baron de Renzis, der als Abgeordneter die kolonialen Unternehmungen seines Vaterlandes im Parlament vertheidigte; der Geschäftsträger in London Catalani; für die Niederlande: der Gesandte Baron Gericke de Herwynen; als Delegirter der Konsul in Banana (Kongo), de la Fontaine⸗Verwey; für Persien: der gleichzeitig für Belgien beglaubigte Botschafter in Paris General Nazare⸗Aga; für Portugal: der neuernannte Gesandte Enrique de Macedo; als Delegirte: der frühere Statt⸗ halter in Mozambique, Augusto de Castilho; der Konsul in New⸗ castle, Batalha Reis und der Afrikareisende Ermingilde Capello, welcher den schwarzen Erdtheil zweimal mit seinem Landsmann Ivens durchkreuzt hat; für Rußland: der Gesandte Fürst Urussow; als Delegirte der bekannte Völkerrechtslehrer Professor von Martens, der Marine⸗Attaché in Paris, Fregatten⸗Kapitän Rimsky⸗Korsakow; für Schweden und Norwegen: der Gesandte am hiesigen und am niederländischen Hofe, von Burenstam; für die Türkei: der Gesandte Karatheodory Pascha. Außerdem wird noch ein Vertreter des Sul⸗
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andere Bevollmächtigte zum Bundesrath nebst Kommissarien beiwohnten, stalld auf der Tagesordnung die Fortsetzung der zweiten Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Feststellung des Reichshaushalts⸗Etats für das Etatsjahr 1890/91, und zwar des Spezial⸗Etats: Reichs⸗ amt des Innern. 8
Die Berathung wurde fortgesetzt mit Titel 1 des Kapi⸗ tels 12 der fortdauernden Ausgaben (Kaiserliches Ge⸗⸗ sundheitsamt).
Abg. Buddeberg bemerkte, daß die inländische Pro⸗ duktion an Schweinen nicht ausreichen werde zur Deckun unseres Bedarfs. Die deutsche Landwirthschaft werde sic allerdings die Schweinezucht in erhöhtem Maße angelegen sein lassen; jedenfalls würden aber Jahre darüber vergehen, ehe die deutsche Schweineproduktion die verminderte Einfuhr auszugleichen im Stande sein werde; es scheine darnach, als ob die Sperrmaßregel auf Jahre, vielleicht auf die Dauer verhängt werden solle. Wie schwer das Einfuhr⸗ verbot für Schweine und der dadurch erhöhte Preis für Schweine⸗ fleisch die Bevölkerung treffe, beweise die Thatsache, daß die Mehr⸗ ausgabe für die Bevölkerung Sachsens, die jährlich etwa
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ie Bank ist nach ihrer jetzigen Organisation ein mit Privat⸗ novital betriebenes Bankinstitut, welches jedoch von Reichswegen ge⸗ leitet und beaufsichtigt wird. Diese Organisation hat sich nunmehr fast 15 Jahre bewährt. Gleichwohl hat es in der Zwischenzeit nie an Stimmen gefehlt, welche die Reichsbank verstaatlicht und die Be⸗ tbeiliaung des Privatkapitals abgeschafft wissen wollten. Es ist er⸗ klärlich, daß diese Wünsche jetzt wieder hervorgetreten sind, da das Reich sich darüber zu entscheiden hat, wie es die Bank in Zukunft organisiren soll. 1 Für diese Ziele wird geltend gemacht, daß die Reichsbank in erster Linie ein Kreditinstitut sein soll und daß alle Gewerbe den leichen Anspruch auf Befriedigung ihres Kreditbedürfnisses durch diese staatlich verwaltete Bank haben, also Landwirthschaft und Handwerk ebenso wie Handel und Großindustrie. Thatsächlich aber, so wird von jener Seite ausgeführt, haben Handel und Großindustrie bisher den Hauptvortheil hiervon gehabt: die großen Handels⸗ und Industriefirmen koͤnnen sich ihr Betriebskapital durch die Reichsbank verschaffen, während die Wechsel der Landwirthschaft und des Handwerks von der Reichs⸗ bank nicht diskontirt werden. Ferner wird für die Verstaatlichungs⸗ idee geltend gemacht, daß die Reichskasse einen sehr viel groͤßeren Gewinn erzielen würde als jetzt, da der Hauptgewinn in die Kasse der Privatkapitalisten fließt Im Durchschnitt der Jahre 1876 —1888
haben die Antheilseigner jährlichen Gewinn von gegen
einen
stehe das Nahrung bereite,
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sweiten bemerkt der Be richt der englischen Arbeiter, es 1 emer er Beri g „.
e. Zweitene aus welchem die Masse der Franzosen ihre durchschnittlich hinter dem englischen zurück. Nichtsdestoweniger aber sei die Mehrzahl französischer Volksge ichte schmackhafter und angenehmer als die britische Koft. Nur in einer Rücksicht bestehe, wie sie sagen, eine merkwürdige Ausnahme. Wie vor ihnen andere Reisende, haben auch die englischen Arbeiter⸗ Abgeordneten bemerkt, daß das wichtigste aller Nahrungs⸗ mittel, das Brot (bekanntlich wird in Fankreich und England fast ausschließlich Weizenbrod genossen) in Frank⸗ reich schlechter sei als in den meisten anderen Ländern. Das erscheint um so auffallender, als der Franzose unver⸗ gleichlich mehr Brot konsumirt, als germanische, anglo sächsische und flavische Menschen thun, und als man sonst mit kulinarischen Dingen in Frankreich vortrefflich Bescheid weiß Geradezu beschämt sprechen die Engländer sich dafür über die Mäßigkeit ihrer Nach⸗ barn aus. Von der Massenbetrunkenheit, die in England und Schottland mindestens allsonnabendlich die Regel bilde, hätten sie in Paris Nichts gesehen. Einzelnen angetrunkenen Männern seien sie begegnet, dagegen keinem einzigen betrunkenen Frauenzimmer. Die französische Arveiterfrau beziehungsweise Tochter besitze überhaupt mehr Haltung und Reize als ihre englischen Schwestern, die nur all zu leicht den schlechten Beispielen der Mäanner nachgeben. Dabei seien diese nüchternen
(Berlin) wurde ferner nachstehender Antrag der nommen: „Das Landes⸗Oekonomie⸗Kollegium beschließt: der Rechtsstellung der Landschaften ist eine Ergänzung der vorliegenden Gesetzentwürfe nach folgenden — 1 8 Einführungsgesetz ist ein Vorbebalt dahin aufzunehmen, daß unbe⸗ rührt bleiben die bis zum Inkrafttreten des Gesetzes ergangenen statutarischen Bestimmungen Grundkredit⸗Institute;
fachung der im Entwurf vorgeschlagenen Formen der Verschuldung des Grundeigenthums vollzogen werde“, und der Absa vorschlages als Absatz 4 mit folgendem Antrage des Prof. Schmoller angenommen: alle “ , Kündigung zu befreien. 1 iche — der Rentenschuld als alleinige Verschuldungsform, wie jede plö gesetzliche Einschränkung des Hypothekenkredits kann das Landes⸗ nomie⸗Kollegium nicht billigen.
3 des Kommissions⸗
„Man wird zugeben können, daß es wünschenswerth ist, Grundbesitzer mehr und mehr von der Gefahr der Aber eine zwangsweise gesetzliche SeFhesesse iche eko⸗ Jedenfalls würden diese Fragen“ u. s. w. Im Weiteren wurde folgender Kommissionsantrag genehmigt: Das Landes⸗Oekonomie⸗Kollegium beschließt: Es ist der Erwartung
Ausdruck zu geben, daß für die Eintragung, Abtretung und Löschung von Heroies und Grundschulden in der Grundbuchordnung nicht strengere Formvorschriften eingeführt werden, als solche gegenwärtig in Preußen gelten.“
Regierungs⸗Raths Dr. Hermes der Kommission ange⸗ Zur Wahrung
Auf Befürwortung des Geheimen
Richtungen hin erforderlich: 1) In das
und Privilegien der öffentlichen 2) die gegenwärtig für die Kredit⸗
tans von Zanzibar erwartet.
Der belgische Staats⸗Minister der auswärtigen Angelegen⸗ heiten, Fürst von Chimay, hieß in der Eröffnungssitzung die fremden Bevollmächtigten im Namen des Königs und der belgischen Regierung willkommen. Die Konferenz schritt darauf, wie „W. T. B.“ berichtet, zur Bureaubildung. Der nieder⸗ ländische Gesandte Baron Gericke, Doyen des diplomatischen Corps in Brüssel, schlug die Ernennung des Fürsten
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 18. November. (W. T. B.) Der niederösterreichische Landtag nahm heute den, gestern von uns mitgetheilten, Ausschußantrag, betreffend den Bau eines Donau⸗Oder⸗Kanals an und beschloß ohne Debatte auf den Antrag Fürnkranz wegen der Zoll⸗ vereinigung Oesterreich⸗Ungarns mit Deutschland
nicht einzugehen. 1 Linz, 18. November. (W. T. B.) Der oberöster⸗
anstalten der Provinz Hannover in §. 20 des Gesetzes vom 28 Mai 1873 getroffene Bestimmung ist auf alle öffentlichen Grundkredit⸗ Institute auszudehnen und dem § 1066 des Entwurfs ein entsprechender Zusatz beizufügen, welcher zugleich klarstellt, daß es sich nur um statutenmäßige Beiträge und Leistungen handelt; 3) die Befugnisse der öffentlichen Grundkredit⸗Institute in Ansehung der Zwangsverwaltung und Zwangsvollstreckung in Grundstücke sind entsprechend dem preußi⸗ schen Gesetze vom 13. Juli 1883 aufrecht zu erhalten, jedoch mit der Maßgabe, daß solchen Zinsrückständen, welche älter sind, als die
Menschen von einer Heiterkeit und Lebenslust, in welcher sie sich auch durch Noth und Entbehrung “ . ließen und der man an den Ufern des Tweed gleich selten begegne. 1 1 t Besonders bemerkenswerth erscheint das Urtheil der englischen Delegirten über die Beschaffenheit der französischen Arbeit. Ueberall da, wo Geschmack, Eleganz und eigentliche Handfertigkeit den Ausschlag gäben, stehe der französische WTZ e,e itbewerber. Diese heiteren und leichten Gesellen besäßen sepen ehrenen hie. eine unvergleichliche Geschicklichkeit und
“ M.⸗Ctr. konsumire, über 14 Millionen Mark betrage; 18 S bS- “ 1u“] 8 1 Frhs — . 7 8 n 8 2 2 bkeiche Racefihten dah ge ondmiethschaft vürstm nict n be Die Bopasssebune, anf saccch ischt rihi, se Rebebarn v . sert “ stelle c n68 nicht lichnge rlen⸗Stä nden gleichmäßig Kredit. Ffrilic Küftssen vsgreget ches 1 e Viehseuche cnicht Treshinbett üns swmmtlid Wesh 8 daß gachaEigche des Eingang des
2 0„ 3 2 2 2* ine . eingeschränkt worden. Wenigstens hätte Hand in Hand mit 8
Sicherheit auf in gestellten Frist zu rechnen ist. In 1856 datirt, ist speziell
che, Geldes nach Ablauf der
reichische Landtag nahm die Resolution des Abg. Strandt an, in welcher die Regierung ersucht wird, der Volksschule den konfessionellen Charakter wieder⸗ zugeben.
Lemberg, 18. November. (W. T. B.) Der galizische Landtag nahm heute nach längerer Debatte, in welcher ein⸗ müthig ausgeführt wurde, daß die Carl Ludwigs⸗Bahn durch ihre Tarispolitik die ökonomischen Interessen Galiziens und des Staats empfindlich geschädigt habe, die Anträge des Ver⸗ waltungs⸗Ausschusses an, in welchem die Regierung aufgefordert wird, die Carl Ludwigs⸗Bahn unge⸗ säumt zur Einführung der Tarife der Staatsbahnen anzuhalten oder im Weigerungsfalle sämmtliche Linien oder doch wenigstens die Linie Lemberg — Podwoloczyska und Krasne — Brody in Staatsbetrieb zu übernehmen. Der Landes⸗ ausschuß wurde demgemäß beauftragt, mit der Regierung dieserhalb Verhandlungen einzuleiten.
Adelsberg, 18. November. (W. T. B.) Se. König⸗ liche Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen traf mit 12 Offizieren des deutschen Geschwaders und dem deutschen Militär⸗Attaché heute früh mit dem Schnellzuge hier ein. Se. Königliche Hoheit wurde vom Bezirkshauptmann am Bahnhof empfangen und in die festlich beleuchtete Grotte geleitet. Bei dem Mittagessen im Hotel trank Se. Königliche Hoheit auf das der verbündeten Heerscher Deutschlands und Oesterreichs. Nachmittags erfolgte
die Rückkehr nach Pola. (W. T. B.) Se. Königliche
Pola, 19. November. Hoheit der Prinz Heinrich von Preußen ist heute früh 8 Uhr mit der Kreuzerkorvette „Irene“ nach Korfu abgereist. Die österreichischen Schiffe hißten große Flaggengala und desgcten .“ die „Habsburg“ feuerte 21 Kanonen⸗
e ab.
Budapest, 18. November. Das ungarische Ober⸗ haus hielt, wie dem „Prag. Abdbl.“ gemeldet wird, vorgestern eine Sitzung ab, in welcher die Gesetzentwürfe, betreffend das finanzielle Uebereinkommen mit Kroatien und die Kosten der Hofhaltung genehmigt wurden. Das Unterhaus begann, wie „W. T. B.“ meldet, die Debatte über den Staatshaushalts⸗Etat.
se äußerste Linke beantragte Ablehnung des ge sammten Budgets.
Frankreich. Paris, 18. November. Die Deputirten⸗ kammer vwählte, wie das „Journal des Débats“ meldet,
Chimay zum Präsidenten der Konferenz vor. Dieser aber dankte der hohen Versammlung und ersuchte sie, den Baron Lambermont zum Präsidenten zu wählen, was geschah. Zum Vorsteher des Sekretariats wurde der Delegirte für Belgien, Generaldirektor Arendt, gewählt. Es wurde sodann mitgetheilt, daß die französische Abordnung durch Ernennung des Contre⸗Admirals Humann verstärkt worden ist. Die zweite Vollversammlung findet heute Nachmittag statt und wird der Beibringung der Legitimationsurkunden sowie dem Beginn der Kommissionsarbeiten gewidmet sein. Brüssel, 18. November. (W. T. B.) Zvischen der Schweiz und dem unabhängigen Kongo⸗Staate wurde am 16. d. M. ein Handels⸗ und Niederlassungsvertrag abgeschlossen und unterzeichnet. — Der General⸗Administrator des Kongo Staates, Van Eetvelde, hat an König Leopold als den Souverän dieses Staates einen langen Bericht er⸗ stattet, in welchem alle Maßregeln aufgezählt werden, die der Kongo⸗Staat in Wirksamkeit gesetzt hat, um den Sklaven⸗ 1q in jeder Form auf seinen Gebieten zu unter⸗
rücken.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 17. No⸗ vember. (F.) Der König, der Kronprinz und Prinz Eugen sind gestern Mittag von ihrem Ausfluge nach Gothen⸗ burg und Marstrand hierher zurückgekehrt. Der Kronprinz reist Anfangs nächsten Monats nach Deutschland, um der Kronprinzessin einen Besuch abzustatten. Er gedenkt das Weihnachtsfest zusammen mit seiner Gemahlin und den 5 in Gustav Adolf und Wilhelm in Deutschland zu verleben. 8 . 5
Süd⸗Amerika. Brasilien. Ueber die Lage der Dinge in Rio de Janeiro liegen heute folgende Meldungen
dieser Maßregel eine Verminderung der Viehzölle gehen sollen. Daß dies nicht geschehen, beweist, daß die Sperrmaßregel lediglich im agrarischen Interesse erfolgt sei. Unter diesen Ver⸗ hältnissen dürfe man sich nicht wundern, wenn die Unzufriedenheit in der Bevölkerung immer mehr wachse; die Verantwortung vaeaei n Diejenigen, die die Sperrmaßregel beschlossen und getroffen hätten.
Bei Schluß des Blattes sprach der Staatssekretär Dr. von Boetticher.
(Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichstages befindet sich in der Ersten Beilage.)
— Die Kommission zur Berathung des Sozialistenggesetzes begann gestern Abend die Verhandlung über die im §. 24 enthaltene Ausweisungsfrage. In der Diskussion erklärte Staats⸗Minister Herrfurth, wenn die Ausweisungsmaßregel auch hart sei, so sei sie doch nach Ansicht der verbündeten Regierungen unentbehrlich und habe ihre guten Wirkungen geäußert. Die Ausweisung sei unter Umständen die einzige wirksame Maßregel, und oft sei schon die Androhung derselben von Erfolg gewesen. Nach Aufhebung der Ausweisungsbefugniß werde die gemäßigte Richtung der Sozial⸗ demokratie der extremsten weichen müssen. Die Mitglieder des Cen⸗ trums erklärten sich gegen die Beibehaltung der Ausweisungsbefugniß, die nationalliberalen Mitglieder Buhl und Oechelhäuser desgleichen, ebenso glaubte Prinz Carolath (Reichspartei) die Ausweisungsbefugniß als dauernde Maßregel nicht bewilligen zu können, während Abg. von Helldorf (konservativ) die Nothwendigkeit einer solchen Maßregel anerkannte. Die Berathung wurde vertagt.
— Im 2. Bromberger Landtags⸗Wahlbezirk (Wirsitz, Bromberg) ist an Stelle des verstorbenen Abgeordneten Schulz zu Karolewo der Rittergutsbesitzer von Born⸗Fallois auf Sienno, deutschkonservativ, mit 337 Stimmen einstimmig zum Mitglied des Hauses der Abgeordneten gewählt worden.
des „W. T. B.“ vor:
Aus einer besonderen Quelle ist in Wien die Nachricht eingegangen: Die proklamirte föderative Republik werde den Namen „Vereinigte Staaten von Brasilien“ tragen. Die Umwälzung sei unblutig verlaufen. Das Kaiserpaar befinde sich wohl.
Nach in Paris eingegangenen Telegrammen aus Rio de Janeiro hat der Finanz⸗Minister der provisorischen Re⸗ gierung dem Präsidenten der Nationalbank von Brasilien die Versicherung gegeben, daß die provisorische Regierung alle von der früheren Regierung eingegangenen
durch eine Militärrevolte a
revolte Zeit in keiner Richtung gefehlt und wenn man den Boden be⸗ trachtet, auf dem das brasilianische Kaiserthum geschaffen worden
1 Zeitungsstimmen.
Die Revolution in Brasilien wird von der
„National⸗Zeitung“ einer Erörterung unterzogen, in der es heißt:
„Dom Pedro war im Frühjahr 1831 als siebenjähriger Knabe
8. den Thron gehoben worden, von dem Militär⸗ in dieser
andere hat es
nach nahezu sechszig Jahren eine
hn jetzt r heruntergestürzt hat. An Aufständen
erfügung, die noch vom Jahre ze ensgven, welche vor der Ernte, vor dem Woll⸗ markt Geld brauchen, Kredit zu gewähren gestattet worden. Desgleichen ist speziell im Interesse der Handwerker im Jahre 1887 eine Verfügung erlassen worden, welche die Gewährung von Kredit für sie gestattet, wenn sie den allgemein geschäftlichen und bank⸗ mäßigen Grundsätzen entsprechend Kredit verdienen. Auf der anderen Seite ist es eine Fabel, wenn verbreitet wird, die Reichsbank ließe sich von Seiten der Bankiers benutzen, um sich Betriebskapital zu verschaffen, und insbesondere sind auch nie die Bankiers, welche in dem Centralausschuß der Bank sitzen, begünstigt 1 8 den Grundsätzen der Bank kommt es allerdings wo
daß Großindustrielle und Großhändler Kredit erhalten, als Gutsbesitzer und Handwerker, aber dies ist auch ganz natürlich, weil letztere deho Kategorien nicht immer die geschäftliche Unterlage gewähren können, welche für die Kreditgewährung erforderlich ist. Von diesen Grundsätzen aber kann die Bank nicht abgehen. Für eine weitere Ausdehnung des Kredits der Landwirthschaft und des Handwerks, den Bedürfnissen dieser Erwerbszweige entsprechend, kann die Reichsbank nicht gut in Anspruch genommen werden; hierfür werden andere Institute in Anspruch zu nehmen sein, so namentlich auch genossen⸗ schaftliche Einrichtungen. Selbst wenn die Bank „verstaatlicht würde, könnte sie im Interesse der Sicherheit des Geschäfts keine neuen Grundsätze für Landwirthschaft und Handwerk aufstellen. Im Uebrigen würde eine solche Bank in Zeiten der Kriegsgefahr, ja auch bei großen geschäftlichen Krisen im Frieden mit übren großen dem Reich gehörigen Kapitalien ein viel zu großes Risiko für dieses selbst sein. 1
Unter diesem Gesichtspunkt kann also auch der finanzielle Vortheil der Verstaatlichung nicht allzu sehr ins Gewicht fallen: was das Reich bei einer solchen Einrichtung ersparen würde, steht nicht im Verhältniß zu dem Risiko, welches es übernehmen würde, wenn die Bank nur mit seinen eigenen Kapitalien, statt mit denen der Privat⸗ kapitalisten arbeiten würde. 8 1
Aus diesen Gesichtspunkten empfiehlt sich der Vorschlag des Regierungsentwurfs, der die bisherige Organisation bestehen läßt und doch dabei für das Reich einen etwas höheren Gewinn erzielt, indem er fortan den Antheilseignern — den Veränderungen des Kapitalzins⸗ fußes entsprechend — statt 4 ½ % nur noch 3 ½ % Dividende gewähren und den Betrag desjenigen Prozentsatzes, nach dessen Erreichung eine Gewinnbetheiligung des Reichs zu eintritt, von 8 auf 6 % berab⸗ setzen will; das Reich wird hieraus einen jährlichen Mehrgewinn von mehr als 1 Million Mark ziehen.“
Die „Straßburger’ Post“ erinnert daran, daß am 16. November seit der Eröffnung des Suezkanals zwanzig Jahre verflossen waren. Dem betreffenden Artikel
entnehmen wir Folgendes:
„Seit undenklichen Zeiten hatten sich Fürsten und Völker ab⸗
Die Pharaonen, die
neben respektablem Fleiß Wich Bebendioken im un von Händen und Augen. Dafür bleibe das französische Handwerkszeug durchschnittlich hinter dem englischen zurück und Gegenstände, bei denen es auf Zusammenwirken vieler verschiedener Hände und Werkzeuge ankomme, würden in Frankreich mangelhafter hergestellt, als in England. Manche neuen Erfin⸗ dungen und anderswo üblichen technischen Hülfsmittel scheinen selbst in Paris noch nicht gehöriga bekannt zu sein. Der Engländer lege auf sein Werkzeug überhaupt größeres Gewicht als der Franzose.
Der „Hamb. Korrespondent“ erinnert hierbei daran, daß auch deutsche Arbeiter⸗Delegirte Ein Parts waren. U. A. haben ver⸗ schiedene Führer unserer sozialistischen Arbeiterbewegung an dem in der französischen Hauptstadt abgebaltenen sozialdemokratischen Kongreß theilgenommen. Sieht man von gewissen revolutionären Redensarten ab, welche die Herren sich am Seine⸗Ufer angeeignet und alsbald in Umlauf gesetzt haben, so fehlt jede Spur wirklicher Nutzbarmachung der bei dieser Gelegenbeit gewonnenen Anschauungen und Eindrücke. Nach dem Einzelnen der Wohnungs⸗, Nabrungs⸗ und Thätigkeits⸗ verhältnisse der Pariser Arbeiter zu fragen, ist offenbar unter der Würde der deutschen Vertreter des „vierten Standes“ gewesen, denen ebenso anspruchsvolle wie inhaltslose Kongreßberathungen, Hoch⸗ rufe in den Klubs und die im Stadthause gefeierten glänzenden und gesinnungstüchtigen Festlichkeiten offenbar wichtiger dünkten als Be⸗ obachtungen über die starken und die schwachen Seiten des französischen Arbeiterstandes. „Unserer Meinung nach schreibt das genannte Blatt — sind die von der englischen Delegation angestellten Unter⸗ suchungen über die Beschaffenbeit des Pariser Brotes und der Be⸗ hausungen in den ärmeren Vorstädten nicht nur nützlicher, sondern auch interessanter gewesen als saͤmmtliche von den Herren Liebknecht und Genossen in und über Paris gehaltene Reden.
1
Zur Arbeiterbewegung.
Die Reichstags⸗Abgeordneten Bebel, Grillenberger, Liebknecht, Meister und Singer theilen, der „Volksztg.“ zufolge, ihren Partei⸗ genossen mit, daß für Unterstützungszwecke der Sozialdemokratie vom 1. Juli bis 30. September eingegangen sind: a. für den Unterstützungs⸗ fonds ca. 2400 ℳ, b. für den Wahlfonds ca. 25 600 ℳ (dar⸗ unter „Mann im Mond“ 1000 ℳ, „mehrere sozialistische Banquiers Gründergewinn“ 20 000 ℳ), zur Unterstützung der Elberfelder An⸗ geklagten und deren Angehörigen ca. 900 ℳ 8 4 b Einem Ausweis des britischen Handelsamts zufolge, fanden im verflossenen Jahre in England 509 Arbeiterausstände statt, von denen 249 erfolgreich und 94 nur theilweise erfolgreich waren. An den Ausständen waren 87 764 Personen direkt betheiligt. Die Gewerkvereine verausgabten für Strikes im verflossenen Jahre 32 729 £ oder 2 s 4 ½ d per Kopf der Mitglieder. Zugleich sanden 8 Arbeitssperren statt, woran 985 Personen betheiligt
ee, Verwaltung der London & India Docks⸗Gesell⸗
Rückstände aus den letzten zwei Jahren, ein Rang vor den in §. 10, Abs. 1 Nr. 1—4 des Entwurfs eines Zwangsvollstreckungs⸗Gesetzes bezeichneten Ansprüchen nicht gewährt wird; 4) in die Grundbuch⸗ ordnung ist eine dem §. 47 der preußischen Grundbuchordnung vom 5. Mai 1872 entsprechende Bestimmung aufzunehmen; 5) die Anlegung von Mündelgeldern in Pfandbriefen öffentlicher Grundkredit⸗Institute ist im Gesetz ausdrücklich zuzulassen.“ 8
In der Kommission war noch folgender Antrag gestellt worden
.„1) Die Beendigung des dem Realgläubiger an dem Zubehör zu⸗ stehenden Pfandrechts ist nicht an die bloße Thatsache der Entfernung dieser Zubehörstücke von Grundstücken, sondern daran zu knüpfen, daß die Entfernung in ordnungsmäßiger Wirthschaftsführung vorgenom⸗ men ist. 2) Ferner ist das nach §. 206, Absatz 2 des Geetze vom 13. Juli 1883 dem Realgläubiger gegenwärtig zustehende Widerspruchsrecht gegen Pfändung von Gutszubehör durch Personalglaubiger beizubehalten.“ Dieser Antrag, welcher von der Kommission mit großer Mehrheit abgelehnt worden war, wurde nun⸗ mehr von dem Landschafts⸗Direktor Bon (Neuhausen) wieder auf⸗ genommen. Es entspann sich in Folge dessen eine sehr ausgedehnte lebhafte Diskussion, an deren Schluß der Antrag Bon mit 10 gegen 9 Stimmen zur Annahme gelangte. Alsdann wurde die Sitzung auf heute vertagt.
1“ I“
Submissionen im Auslande.
Spanien. Junta de Administraciön y Trabajos del Arsenal de Ferrol: Materialien und Geräthschaften zur Ausruüstung des Kreuzers „Alfonso XII.“, eingetheilt in 2 Loose. Voranschlag: 4625,90 Pes. Kaution zusammen vorläufig 200, endgültig 620 Pesetas. Mliheres an Ort und Stelle. 1 Belgien. Nächstens. Brüsseler Börse: Vergebung folgender Lieferungen verschiedener Oele: 8 zwei Loose zu je 60 000 kg Raps⸗oder Rüböl zum 2) drei Loose zu je 47 000 kg gereinigtes Brennöl, 3) sieben Loose zu je 50 000 kg Mineralöl zur Beleuchtung. äheres an Ort und Stelle.
Ohne Datum.
Schmieren,
Verkehrs⸗Anstalten. 8
London, 18. November. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Moor“ ist heute auf der Ausreise von Lissabon abgegangen, der Fastle⸗Dampfer „Melrose“ ist heute auf der Ausreise in Durban (Natal) angekemmen, der Castle⸗Dampfer „Dunbar⸗ Castle“ ist am Sonnabend auf der Ausreise in Capetown an⸗
gekommen.
emüht, diese wichtige Wasserstraße herzuftellen. 5 8 mäht; nie die Plolemäer, römische Kaiser und arabische Khalifen Degse immer und immer wieder diese Trennung von Asien und Afrika versucht; immer und immer wieder haben große Völker⸗ umwälzungen die Erhaltung des Werkes zunichte gemacht. Und hinter den Völkerstürmen brauste der Wüstensand einher und schüttete im Verein mit den empörten Gewässern Sand in das Menschenwerk, bis endlich die vollendete Kultur einer neuen Zeit dies Werk so sicher hinstellte, daß es hoffentlich für immer erhalten bleiben kann.
Fast 33 Jahrhunderte mußten vergehen, bis diese wichtige Wasser⸗ straße in einer die Dauer verbürgenden Gestalt hergestellt werden konnte
Das Werk ist wohlgelungen und hat sich seitdem durchaus be⸗ währt. Der Kanal hat eine Länge von 160 km, eine Tiefe von 8 m und ist am Wasserspiegel 58 bis 100 m und an der Soble 22 m breit. Die Baukosten betrugen 380 Millionen Mark, von denen etwa 241 ½ Millionen mittels Aktien aufgebracht worden. Der Schiffs⸗ verkehr hat sich mit riesiger Schnelligkeit gehoben; 1870 verkehrten 486 und 1884 schon 3284 Schiffe. Die sehr bedeutende Abkürzung des Seeweges nach Indien sichert den Kanalverkehr für alle Zeiten.
Heute, am 20. Jahrestage der Eröffungsfeier, drängt sich aller Welt der Name des Grafen Lesseps auf die Lippen. Fast drei Lustra seines Lebens hat dieser Mann für das Riesenwerk hingegeben. Seiner unermüdlichen Thatkraft ist das große Unternehmen gelungen, an welchem 33 Jahrhbunderte vergeblich gearbeitet hatten. Ihm gebührt auch das größte Lob des heutigen Erinnerungstages, ihm, dem „großen Franzosen“.
Verpflichtungen einhalten verde. Die pro⸗ visorische Regierung in Rio de Teheh läßt ver⸗ lautbaren, daß sie die Ordnung mit allen Mitteln aufrecht erhalten werde. Angeblich ist ein telegraphisches Cir⸗ kular derselben an die auswärtigen Regierungen in Vorbereitung. Die Nachrichten aus den brasilianischen Provinzen seien dem neuen Stande der Dinge günstig, auch Bahia habe sich der Republik angeschlossen.
Der Herzog von Nemours bestätigte in einem Telegramm an die Königin von England, daß der Kaiser und die Kaiserliche Familie von Brasilien sich nach Europa einschifften, ohne irgendwelche Belästigung er⸗ fahren zu haben.
Venezuela. (A. C.) Aus Caracas ist in New⸗York die Nachricht eingegangen, daß ein Pöbelhaufen, größten⸗ theils aus jungen Leuten bestehend, die Standbilder des früheren Präsidenten von Venezuela, General Guzman Blanco, in Caracas zerstörte, seine Besitzung demolirte und die Tafeln an öffentlichen Gebäuden, welche seinen Namen trugen, sowie alle erlangbaren Bildnisse des Generals zer⸗ trümmerte. Der Minister der auswärtigen Ange⸗ legenheiten ist zurückgetreten.
Afrika. Egypten. Kairo, 18. November. (W. T. B.
Das egyptische Budget weist bei einem Steuernachla
von 100 000 egyptischen Pfunden für die ärmsten Volks⸗ klassen dennoch einen Ueberschuß von 150 000 Pfund auf. — (W. T. B.) Ein aus Antolo in Aden eingegangenes Schreiben vom 12. Oktober bestätigt, daß die Krönung Menelik'’s am 8. November stattfinden solte. Daran sollten der König von Godscham, der Ras Mikael, der Volo⸗ Gallas und alle Generale der gesammten Armee theilnehmen. Nach der Krönung wollte Menelik zur Besetzung von Tigre aufbrechen. Der König wird vor Ende Dezember in Adonais eintreffen können.
— Aus Zanzibar vom 18. November meldet „W. T. B.“: Der Reichskommissar Hauptmann Wißmann hat nach seiner Küͤckkehr aus dem Innern die Pacifizirung der Land⸗ schaft Useguha vollendet. Von vielen Seiten sind Gesuche um Abschluß des Friedens eingelaufen.“
aft hält cs, wie die „Allg. Corr.“ aus London meldet, für .a. Publikum zu benachrichtigen, daß es in den Docks noch immer gefährlich gähre, trotzdem das Direktorium mehr Konzessionen gemacht habe, als wozu es nach dem Mitte September ge⸗ troffenen Abkommen verpflichtet wäre. Die Leute verlangten jetzt Zahlung für die Essenzeit, trotzdem der geschlossene Vertrag eigens ausbedang, daß dies nicht der Fall sein sollte. Jetzt forderten die Leute, daß die Aufseher und Commis sich ihrem Gewerkverein an⸗ schlössen. Das Direktorium lasse den Letztgenannten völlig freie Hand in der Sache, ohne ihnen mit Entziehung ihrer Vergünstigungen zu drohen. Trotzdem erschalle schon wieder der Ruf nach einem allge⸗ meinen Strike, falls die Aufseher 8n Kommis nicht in den Gewerk⸗ verein der Dockarbeiter eintreten wollten. 1 Zu dem bereits signalisirten Omnibus⸗Kutscher⸗ und Conducteur⸗ Strike in London wird noch berichtet: Eine Abordnung des Ver⸗ bandes der Omnibus⸗ und Pferdebahn⸗Angestellten erschien am Sonnabend bei den Direktoren der London Road Car Company, welche für die Angestellten dieser Omnibusgesellschaft eine Herabsetzung der Arbeitszeit von 17 auf 12 Stunden täglich, einschließlich zweier Mahlzeiten, beanspruchten. Die Direktoren erklaͤrten, sie seien mit dem 12 stündigen Arbeitstag im Prinzip einverstanden und würden denselben einführen, falls die übrigen Londoner Omnibusgesellschaeften ein Gleiches thäten. Seitens der Angestellten wurde bierauf beschlossen, den geplanten Ausstand um eine Woche zu verschieben, um ihre Arbeitgeber in den Stand zu setzen, sich mit der Verwaltung der General Omnibus Company bezüglich der allgemeinen Einfũ rung des zwölfstündigen Arbeitstages in Verbindung zu setzen. Sollten die Unterhandlungen erfolglos bleiben, so wollen die Kutscher und Conducteure der London Road Car Company, etwa 800 an der Zahl, am 25. d. die Arbeit einstellen und die Angestellten der General Omnibus Company veranlassen, ein Gleiches zu thun.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
Landes⸗Oekonomie⸗Kollegium.
Nachdem in der gestrigen Sitzung der Referent Landes⸗Direktor Klein (Düsseldorf) 8 bereits mitgetheilten Kommissionsantrag, be⸗ treffend Kapital⸗ und Rentenschuld, befürwortet hatte, entspann sich eine sehr lange Debatte, an welcher sich Professor Dr. Schmoller (Berlin), Landrath a. D. von Röder (Ober⸗Ellgath), General⸗Land⸗ schafte⸗Hirektor Bon (Neubausen in Ostpreußen), Landes⸗Direktor Klein Düsseldorf), Rittergutsbesitzer Oekonomie Rath Knauer (Gröbers), Geh. Fustiz⸗Rath Professor Dr. Gierke (Berlin) und Ober⸗Landesgerichts⸗ Rath Struckmann (Berlin) mit Wünschen und Anträgen betheiligten.
Schließlich wurde der Kommissionsantrag sub 1 (vergl. die gestrige Nummer) bis zu den Worten „zu regelne angenommen. Sub 2 wurde auf Antrag des Prof. Dr. Schmoller beschlossen: Hinter dem Worte „mittelst“ zu setzen: „Seitens der eweggger unkündbarer Renten“ u. s. w. Im Weiteren wurde als Absatz 3 auf den Antrag des General⸗Landschafts⸗Direktors Bon eingefügt: „Im Inter⸗
esse des Grundbesitzes ist es dringend wünschenswerth, daß eine Verein⸗ 8
ist, so erscheint es beinahe wunderbarer, daß es sich so lange erhielt, als daß es jetzt gestürzt wurde. Die hispano⸗amerikanischen Republiken, mit denen das Kaiserthum Brasilien so Vieles gemein hat, sind nach einer stürmischen Periode der Pronunciamientos und Bürgerkriege mehr oder weniger zu einer Art von Stabilität gelangt. Brasilien hat die verhältnißmäßige Stetigkeit, die es bis jetzt in seiner Regierung auszeichnete, fast ausschließlich der Klugheit und Besonnenheit Dom Pedro's zu danken. Denn der jetzt gestürzte Herrscher war keineswegs ein Scheinmonarch, er nahm einen sehr entschiedenen Einfluß auf die Verwaltung, er herrschte nicht nur, er regierte auch, die vollständige Zer⸗ fahrenheit des brasilianischen Parlamentarismus bot ihm dazu die bequeme Handhabe. Schon seit undenklichen Zeiten ist dort kein Ministerium auch nur des folgenden Tages sicher, Gruppen von wenigen Mitgliedern waren sehr häufig im Stande ein Ministerium zu Fall zu bringen und mit Vorliebe geschah das aus der Reihe der Partei, die gerade am Ruder war. Die brasilianische Verfassung bekleidet den Kaiser mit der Macht der Aus⸗ gleichung, er soll als Moderator unter den Parteien dienen; so bedarf er zu den wichtigsten Staatshandlungen, bei der Vertagung und Auflösung der Cortes, bei Ernennung und Entlassung der Minister, keiner Gegenzeichnung seiner Unterschrift, ebensowenig bei Ernennung von Senatoren und Berufung des Parlaments
Es ist bekannt, daß der Kaiser stets von sehr erleuchteten, vor⸗ urtheilslosen Gesinnungen ausging, ja regelmäßig war er dem von ihm beherrschten Volk in seinen Ansichten, weit voraus. Und auch der Sturz Dom Pedro's wird jetzt in erster Linie einer großen Befreiungsthat zugeschrieben. Wenn es sich bestätigt, daß die Durchführung der Sklavenemanzipation den letzten Anstoß zur Revolution gegeben hat, dann konnte die Monarchie in Brafilien kein würdigeres Schlachtfeld finden, um darauf zu fallen. So ist Dom Pedro der dritte große Befreier, dessen Herrschaft ein tragisches Ende genommen hat: Präsident Lincoln wurde ermordet, der edle Alexander II. fiel den nihilistischen Opfer, weniger blutig' endet allerdings die Herrscherlaufbahn Kaiser
Dom Pedro'’'s.... jeder staatsrechtlichen und moralischen Recht⸗
am Sonnabend bei der Wahl des definitiven Bureaus zu Vize⸗Präsidenten die Deputirten de Mahy, Develle, Casimir⸗Perier und Peytral. In der heutigen Sitzung wurden etwa 20 Wahlmandate, darunter dasjenige Constans', für gültig erklärt und wie gewöhnlich von 8 Sekretären 2 aus der Rechten gewählt. Morgen Nachmittag tritt die Kammer um 2 Uhr zusammen, um die Erklärung der Regierung entgegen zu nehmen.
Italien. Rom, 19. November. (W. T. B.) Der in außerordentlicher Mission hier anwesende Sir J. Lintern Simmons ist gestern vom Papst behufs Ueber⸗ reichung seiner Kreditive empfangen worden.
Belgien. Die Konferenz zur Berathung von Maßregeln Behufs Unterdrückung des Sklaven⸗ andels ist gestern Nachmittag 2 Uhr in Brüssel im Kinisterium des Aeußeren zusammengefreten. An der Kon⸗ ferenz nehmen, der „Köln. Ztg.“ zufolge, Theil: für Deutschland: der Gesandte von Albvensleben, Arendt, General⸗Konsul in Antwerpen. früher Konsul in Zanzibar; Freiherr von Mentzingen, früher Attachs beim Konsulat zu Kairo, welcher Letztere eigens zur Konferenz von seinem Posten in Argentinien nach Europa berufen wurde; für Oesterreich⸗Ungarn: der Gesandte Graf Khevenhüller⸗Metsch; für Belgien: Staats⸗Minister Baron Lambermont, General⸗Sekretär im Ministerium des 9 früher Vertreter Belgiens auf dem Berliner Kongreß 1884,85; Emil Banning. General⸗ Direktor des Archivs in demselben Ministerium, welcher Lamber⸗ mont zu jenem Kongreß beigegeben war und sich seither durch seine schriftstellerische 7 über afrikanische und belgische Angelegen⸗ heiten hervorgethan hat; ferner als delegirter Vertreker L. Arendt, General⸗Direktor der Adelsangelegenbeiten in demselben Ministerium; für den Unabhängigen Congostaat: der belgische Staats⸗Minister Eudor Pirmez, Vorsitzender des Staatsraths des Congostaates, welcher kürzlich in Paris die Beilegung eines Streitfalles zwischen Frankreich und dem Congostaat wegen der Besitz⸗ verhältnisse am Ubangi herbeiführte; Van Eetvelde, Verwalter der Auswärtigen Angelegenheiten des Congostaats; ferner als Dele⸗ 55 Hauptmann Coquilhat, gegenwärtig mit der Leitung der innern ingelegenbeiten des Congostaats betraut, der Afrikareisende Lieutenant Liebrechts und der Löwener Rechtslehrer Professor Descamps⸗David; für Dänemark: der Generalkonsul zu Antwerpen Baron von Brockdorff; für Spanien: der Gefandte Don José Guttierez de Aguera; für die Vereinigten Staaten: der Gesandte Terrell; für Frankreich: der Gesandte Bourée; der Unter⸗Direktor im Auswärtigen Amte Cagordan; als Delegirte: Dr. Ballay, der Begleiter Brazzas und Erforscher des Ogowe; der beigeordnete Kabinets⸗Cef des Marine⸗Ministers J. L. Deloncle; der feühere Konsul in Zanzibar Lacan; für Großbritannien: der Gesandte Lord Vivian; Sir John Kirk, der bekannte Naturforscher, welcher
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Theater und Mufik.
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Gestern Abend erschien Se. Majestät der Kaiser zu Vor stellung des Rosen'schen Lustspiels „Nächstenliebe“ und wohnte der⸗ selben bis zum Schlusse bei. Während der Pause, in welcher der Thee eingenommen wurde, befahl der Kaiser, wie uns die Direktion mittheilt, Hrn. Direktor L'Arronge in Seine Loge, bezeigte ihm Sein großes Vergnügen an dem so liebenswürdigen und vortrefflich gespielten Stück und beauftragte ihn, den Darstellern Seine Anerkennung aus⸗
b 5 1 erste Aufführung des Halm'schen Dramas „Der Sohn der Wildniß“ am Sonnabend hatte, getragen von einer vorzüglichen Darstellung, in welcher namentlich Hr. Pittschau und Fr. Geßner hervorragten, einen vollen Erfolg und fand vielen Beifall.
Wallner⸗Theater. Im Laufe nächster Woche gehen die Novitäten „Koko“, Posse in
sten von Alex. Bisson (Verfasser von „Madame Bonivard“) in der zeschen Uebersetzung von Emil Neumann und: „Der Scheidungs⸗ grund“, Schwank in 1 Akt nach einer französischen Idee von E. b und C. Pauli zum ersten Male in Scene. Am 24. d. M. gelangt das vieraktige Volkestück mit Gesang: „Unser Doktor 8
maliger Aufführung.
zu ein⸗
Sing⸗Akademie. 1 bereits mit Spannung erwartete amerikanische Klavier⸗ Teresa Carreno (aus Caracas), die, mit dem an der fungirenden Sänger Pietra vermählt, erschien sesterg kademie zum ersten Male vor dem hiesigen Publikum, nachdem sie - ihren Concertreisen nach Frankreich, England und Spanien außer⸗ ordentliche Triumphe gefeiert hat. In hohem Grade erfüllte die geniale Künstlerin die gehegten Erwartungen. Ihr Spiel steht, in wenigen Worten gesagt, auf der böchsten tufe künstlerischer Vollendung und macht bei dem jugendlichen Alter der Concertgeberin einen überraschenden Eindruck. Zu der unübertrefflichen technischen Sicherheit gesellt sich eine so großartige Kraft des Anschlags, daß man eine männliche Hand zu hören glauben könnte. Das feurige, südländische Temperament der anmuthigen Künstlerin belebt zugleich ihren Vortrag in stets fesselnder Weise. Sie spielte ein hier noch wenig bekanntes Concert (A-moll) von Grieg, das in den beiden ersten Sätzen thematische Erfindung und geschickte Form⸗ bebandlung erkennen läßt, dessen letzter Satz jedoch mit seinen wilden, martialischen Motiven besser in eine Symphonie hineinpaßt, zumal die starke und rauschende Instrumentirung die Solistin mitunter übertönte. Die Ausführung war von Seiten der Pianistin und des Orchesters eine ganz vorzügliche. Einen Glanzpunkt des Abends bildete der Vortrag ider symphonischen Etüden von R. Schumann, die die Concertgeberin mit sorgfältiger Ausprägung des Rhpth⸗ mischen und zarter Behandlung der Cantilene ausführte. Ihre virtuosen Vorzüge kamen schließlich noch in der beliebten
Die virtuosin italienischen Oper zu New⸗York ihren Künstlernamen beibehält,
Statistik und Volkswirthschaft.
n 8 Englische Urtheile über französische Arbeiter. 8 nwerfern zu —
Kurz vor dem Schluß der Pariser Ausstellung hat eine Abord⸗ nung Manscher Arbeiter die französische Hauprstadt aufgesucht, um die daselbst angesammelten Erzeugnisse der Industrie zu besich⸗ tigen und über ihre bei solcher Gelegenheit angestellten Beobachtungen Bericht zu erstatten. Die Vertreter der arbeitenden Klassen Britanniens haben es bei Erfüllung dieser nächsten Aufgabe aber nicht bewenden lassen, sondern die Verhältnisse ihrer französischen Genossen einem Studium unterzogen. Den darüber veröffentlichten Berichten ent⸗ nehmen wir nach dem „Hamburgischen Korrespondenten Folgendes: 8 8 1 Zunächst äußern die Engländer ihre Verwunderung über die Ungunst der Wohnungsverhältnisse der französischen Kameraden. Statt der kleinen, von Gärtchen umgebenen Häuser der Arbeiter⸗ viertel, die in ihrer Heimath üblich geworden sind und deren Er⸗ bauung man sich allenthalben angelegen sein läßt, fanden sie große, unsaubere Miethkasernen, die in Hunderte von engen Wohnungen zerfallen, die Selbständigkeit der einzelnen Hausstände gefährden, jede freie Bewegung der Einzelnen ausschließen und außerdem zu Seuchen⸗ herden bestimmt zu sein scheinen.
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Ein Gewaltakt, der fertigung entbehrt, ist gegen Dom Pedro vollzogen worden, ein Akt, der gleichzeitig eine Handlung schwerer Undankbarkeit in sich schließt. Dem Lande ist durch die vollzogene Thatsache der Einschiffung die Hand gebunden, es bleibt ihm nichts übrig, als das Geschehene zu genehmigen. Es wird sich zeigen müssen, welche Früchte für Brasilien aus diesen Vorgän en erwachsen. Den gestürzten Monarchen wird Europa mit der gleichen Sympathie und der gleichen Ehrerbietung begrüßen, die es dem Kaiser von Brasilien zu Theil werden ließ. Denn immer hat man in ihm vor Allem den Mann verehrt.“
Die jetzt zur Entscheidung stehende Bankfrage wird von dem „Düsseldorfer Anzeiger“ in folgendem Artikel belescte. 8 »Nach dem bestehenden Bankgesetz ist die Zeit gekommen, da das Reich das Recht hat, den Antbellseicbern der Reichsbank zu kündigen und die Antheile zum Nennwerth zu übernehmen.
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Parlamentarische Nachrichten.
In der heutigen (18.) Sitzung des Reichstages welcher der Staatssekretär Dr. von Boetticher, der Staats⸗ Minister Dr. Freiherr Lucius von Ballhausen sowie
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