ö“
Polonaise von Weber⸗Liszt zur Geltung, in der das Orchester kaum der feurigen Tempobewegung folgen konnte, und in der die vieltaktigen bis zum Fortissimo sich steigernden Triller einen wunderbaren Effert Rauschender Beifall, mehrmalige Hervorrufe und Blumen⸗ . - Die Philharmonische Kapelle leistete im Vortrag der Mendelssohn’'schen Ouvertüre zur „Melusine“, in dem eines Andante’s von Tschaikowsky und in der
sehr 8
machten. spenden folgten am Schluß dieses Werkes.
Begleitung des Concerts unter Hrn. Kogel's Führung wiederum Anerkennenswerthes. Das Publikum war zahlreich erschienen.
Mannigfaltiges. Z ur
Post Gelegenheit geboten. Sämmtliche im Dienst befindliche besteller sind zur Entgegennahme gewöhnlicher Packete Weiterbesorgung zur Post verpflichtet. Auf forderung
schrifliche
Wohnung des Absenders besonders ein. Bestellkarten werden unentgeltlich befördert;
von 10 ₰ zur Erhebung.
Die Ausführung des für den Schloßplatz bestimmten Kaiser⸗ brunnens von Reinhold Begas hat in der ZIE13 ie „Staatsb. Ztg.“ schreibt darüber: Es sind in jüngster Zeit die wasser⸗ speienden Seeungeheuer gegossen worden, die ihren Platz am Bassin erhalten, ferner eine ganze Reihe der Kinderfiguren, welche an dem Auch der Meergott
Gießerei zu Friedrichshagen weitere Fortschritte gemacht.
S ihr heiter⸗schelmisches Wesen treiben. teptun, der mit seinem Dreizack die Krönung des mächtigen Werkes bildet, wird schon zum Gusse vorbereitet. An anderen Modellen des Brunnens hingegen arbeitet Prof. Begas noch in seinem Atelier, so z. B. an den Gestalten, welche die großen deutschen Ströme personi⸗ fiziren. Der Guß des Werkes, dessen Kosten allein auf 200 000 ℳ sich belaufen, dürfte schon im Laufe des nächsten Sommers vollendet lein, und es ist danach zu erwarten, daß das ganze Monument in Jahresfrist vollendet sein wird.
Die sanitären Verhältnisse in Berlin waren auch in der Woche vom 3. bis 9. November günstige und auch die Sterblich⸗ keit blieb die gleich niedrige (18,2 pro Mille und Jahr berechnet). Das Vorkommen von Darmkatarrhen und Brechdurchfällen der Kinder blieb das gleich beschränkte, die Zahl der Sterbefälle die gleich geringe wie in der vorhergegangenen Woche. Der Antheil des Säuglings⸗ alters an der Sterblichkeit blieb der gleiche mäßig hohe; von je 10 000 Lebenden starben, aufs Jahr berechnet, 65 Säuglinge. Da⸗ gegen kamen Erkrankungen an akuten Entzündungen der Athmungs⸗ organe etwas mehr zum Vorschein und führten auch in etwas zahl⸗ reicheren Fällen zum Tode. — Von den Infektionskrankheiten kamen Erkrankungen an Unterleibstyphus und an Masern in beschränkter Zahl zur Anzeige, letztere waren in der jenseitigen Luisenstadt am ver⸗ breitetsten. Erkrankungen an Scharlach, in der Rosenthaler Vorstadt am häufigsten, wurden etwas mehr, Erkrankungen an Diphtherie, die sich in der Tempelhofer Vorstadt am zahlreichsten zeigten, etwas seltener zur Anzeige gebracht. Auch eine Erkrankung an epidemischer Genickstarre gelangte zur Mittheilung. Selten waren Erkrankungen im Wochenbett. Erkrankungen an Keuchhusten, wiewohl häufig vor⸗ kommend, nahmen überwiegend einen milden Verlauf, die Zahl der durch ihn bedingten Sterbefälle sank auf 6. Dagegen kamen rosen⸗
artige Entzündungen des Zellgewebes der Haut in größerer Zahl zur ärztlichen Behandlung, wie auch rheumatische Beschwerden, besonders
Erkrankungen an akutem Gelenkrheumatismus gegen die Vorwochen, eine kleine Steigerung aufwiesen.
An der östlichen Seite des Mittelpfeilers der Mühlen⸗
bequemen Einlieferung von Packeten ist in
Berlin, abgesehen von den zahlreichen Stadtpostanstalten, auch durch die Packet⸗Bestelleinrichtungen und Packetwagen 122
acket⸗ Beüret 1 t Auf⸗ derun mittels Bestellschreibens oder Bestellkarte an das Kaiserliche Packet⸗Postamt in Berlin N. (Oranienburgerstr. 70) — findet sich der Packetbesteller zur Abholung der Packete in der Die Bestellschreiben bez. 1 für die von den Packetbestellern auf ihren Bestellfahrten eingesammelten gewöhnlichen Packete kommt außer dem Porto allgemein eine Nebengebühr
übereinander drei Inschriftsteine eingemauert, welche sich auf die Erbauung des Mühlendamms und auf die Anlage der Fischerbrücke zu beziehen scheinen. Die „Voss Ztg.“ schreibt darüber: Der unterste Stein liegt wenig über dem Wasserspiegel, zeigt in einem von Zweig⸗ werk eingefaßten Felde den Namenszug König Friedrich's I. und darunter die Inschrift: P. AM. TH. V. KAMHKE MUEHLEN HAVPTMANN 1707. Das darüber liegende Werkstück aus rothem Sandstein hat eine eingemeißelte Inschrift, welche durch das Wasser sehr abgerieben und abgewittert ist; aus einzelnen noch lesbaren Worten läßt sich erkennen, daß sie sich auf den Steinmetz⸗ meister bezieht, der die Anlage besorgt hat. Ueber diesem Stein liegt wiederum ein Stein mit dem Namenszuge Friedrich Wilhelm's I., welcher vermuthlich aufgesetzt wurde, als es sich um die Verbindung der Fischerbrücke mit dem Mühlendamm handelte. Gegenwärtig werden dort die Vorarbeiten für eine Nothbrücke betrieben, nach deren Anlage die feste neue Brücke im Zuge des Mühlendamms hergestellt wird.
„Der Umsatz in der Volks⸗Kaffee⸗ und Speisehalle, Niederwallstraße 31, belief sich im Monat Oktober in den Haupt⸗ artikeln auf 34 552 Tassen Kaffee à 5 ₰, 12 166 Tassen resp. Gläser Milch, Schokolade und Bier à 5 und 10 ₰, 41 686 Stück Schrippen, geschmierte oder belegte Stullen und Kuchengebäck à 2 ½, 5 und 10 ₰, 14 172 Portionen Mittag⸗ und Abendessen à 10—30 ₰. Bei Eintritt der kälteren Jahreszeit machte sich eine Invasion zweifel⸗ hafter und anstößiger Elemente unter den Besuchern der Halle be⸗ merklich; da derselben indessen sofort energisch entgegengetreten und die Störenfriede, wenn auch nicht ohne Schwierigkeit beharrlich Se wurden, so ist das Lokal zur Zeit wieder frei von solchen
ementen.
Das Landgericht in München verurtheilte am 18. d. M. wegen Verschuldung des Bahnunfalls von Röhrmoos am 7. Juli d. J. den Wechselwärter Seidl zu einjährigem Gefäng⸗ niß, den Stations⸗Tagelöhner Müller zu 15 Monaten nnn ““ Tiefenbacher zu 6 Monaten Ge⸗ ängniß.
Hanau, 16. November. Von den verunglückten 18 Maädchen, die mit dem Aufseher der Explosion in der Pulverfabrik zum Opfer fielen, sind, wie der „Köln. Ztg.“ mitgetheilt wird, gegenwärtig noch drei Mädchen am Leben. Von diesen hat nur eines sichere Hoffnung, am Leben erhalten zu werden, und zwar ist es dasjenige, welches der Thür am nächsten saß und zuerst ins Freie gelangte. Die Mädchen saßen alle an einem Tische, mit dem Abfeilen von fertigen Körpern, die aus Schießbaumwolle hergestellt sind, beschäftigt. Durch die plötzlich entstandene Flamme, die auf dem Tische weitergeleitet wurde, verbrannte das Angesicht der Mädchen gleich so stark, daß ein Aufspringen und ein Verlassen des Raumes sehr erschwert wurde. Da auch der obere Theil der Kleider durch die abfallenden Staubpartikel stark infizirt wurde und daher gleich heftig ins Brennen gerieth, so war das Unglück doppelt groß. Bei den anderen zwei Mädchen, die noch am Leben sind, ist die Möglichkeit vorhanden, sie noch zu retten. Doch würde das Angesicht derselben für immer furchtbar entstellt sein und auch die Amputation der Arme noch nothwendig werden.
Bingen, 14. November. (Frkf. Ztg.) Heute weilte Bischof Haffner aus Mainz in unserer Stadt, um die Brandstätte und die Ruinen der Rochuskapelle zu besichtigen, sowie den Bericht des engeren Ausschusses für den Wiederaufbau entgegenzunehmen. Die bis jetzt für den Wiederaufbau der Kapelle eingegangenen Beträge belaufen sich auf ca. 60 000 ℳ
Ulm. Wenn, was schon wiederholt der Fall war, die günstige Bauzeit bis in den Monat Dezember anhält, so wäre es, dem „St.⸗A. f. W.“ zufolge, nicht unwahrscheinlich, daß die Versetzungs⸗ arbeiten am Münsterthurm heuer noch den obersten Kranz erreichen, denn schon ist der äußere Durchmesser des Helmachtecks weniger als sechs Meter und an der prachtvollen steinernen Treppe fehlen nur noch 52 Stufen, um einst auf der einhundert sieben und neunzigsten in einer Höhe von 144 m den letzten Kranz ersteigen zu
1 dammbrücke, da, wo die Pfahlbrücke zur Fischerbrücke ansetzt, sind
können, auf welchem gleichzeitig 24 Personen Raum finden. Va. dort erheben sich dann mit 13m Höhe die beiden Kreuzblumen, weliz den großartigen Thurm vollenden.
Bremerbaven, 19. November. (W. T. B.) Der englisäze Dampfer „Ocean King“, welcher im neuen Hafen Baum wolle löschte, ist heute Morgen 6 Uhr in Brand gerathen. Da Vorderraum des Schiffes wurde sogleich unter Wasser gesetzt. I Löscharbeiten dauern fort. Die Höhe des Schadens ist bisher noz nicht ermittelt.
“
Luzern. Ueber Lawinenschaden im schweizerischen Hochgebirge wird dem „Schwäb. Merk.“ geschrieben: In frische. Erinnerung stehen noch die außerordentlich häufigen und starka Schneefälle im Laufe des Winters 1887/88 in den Alpen. Die nächste Folge davon waren zahlreiche größere und kleinere Lawin⸗ welche Waldbestände zusammenbrachen, Gebäulichkeiten zertrümmerten eine größere Anzahl Vieh tödteten, den Verkehr vielerorts unterbrachen und, was am schwersten zu beklagen, manches Menschenleben begruben Das schweizerische Landwirthschaftsdepartement erachtete es in Hinsicht auf das Forstwesen im Hochgebirge und den Landesschutz, den die dortigen Waldungen bieten, als Pflicht, den so verderblichen Natur⸗ ereignissen seine es versuchte, sich über dieselben genaue Kenntniß zu verschaffen Heute liegt die Veröffentlichung der Statistik in Form eincg vom schweizer Ober⸗Forstinspektor J. Coaz ausgearbeiteten, sehr um⸗ SPed Berichtes vor. Wir geben daraus folgenden Auszug. In Jahre 1887/88 fielen im schweizer Hochgebirge 1094 erheblich schaden⸗ bringende Lawinen. Davon sind 468 als Staublawinen und 510 alz Grundlawinen bezeichnet. Die übrigen sind als Grund⸗ und Staub⸗ lawinen, Oberlawinen und Gletscherlawinen ꝛc. als unbestimmt notirt Von diesen Lawinen brachen 803 ob der Waldvegetationsgrenze, 210 unter derselben an und von 81 ist der Ursprung unbekannt. 871 La⸗ winen, davon in Graubünden 446 und in Tessin 233, beschädigten mehr oder weniger Waldungen; auf 1325 ha Waldfläche wurden 82 091 fm Holz geworfen. 850 Gebäulichkeiten wurden durch Lawinen zerstört oder stark beschädigt. Verschüttet wurden 757 Stück Vieh (628 Stück Kleinvieh), wovon nur 87 Stück davon kamen. Von 84 durch 40 Lawinen verschütteten Personen wurden 35 gerettet und 49 sind umgekommen. So kamen im Marrobiathal in einer Lawine die Eltern von 6 und 5 unerwachsenen Kindern um⸗ In der gleichen Lawine fanden ferner ein 20 jähriges Mädchen, ein 12 jähriger Knabe und ein älterer lediger Mann den Tod. Ein
vor. Den 26. Februar, Abends 8 Uhr, fiel eine Lawine durchs Val Folda herunter, zerstörte eine bedeutende Waldstrecke, 5 Häuser und 2 Ställe und begrub 3 Personen und 3 Stück Vieh. Alle 3 Per⸗ sonen konnten gerettet werden, eine jedoch erst, nachdem sie 100 Stunden, somit 4 Nächte und 4 Tage in der Lawine gelegen. Der forst⸗ wirthschaftliche Schaden besteht hauptsächlich darin, daß noch nicht schlagreife, theils junge Bestände gebrochen wurden, daß das Holz durch Bruch der Stämme an Werth verlor und die Aufarbei⸗ tung und der Transport sich vertheuerte. Sodann wurde durch die neugebildeten Lawinen der E“ der Bestände unterbrochen und die forstlich unkultivirbare Fläche der Lawinenzüge vermehrt. Es können diese Flächen durch Verbauungen der Lawinen der Waldkultur nur theilweise wieder gewonnen werden. Viele Lawinen sind nicht verbaubar und bei anderen stehen die diesfälligen Kosten außer Ver⸗ hältniß zum erreichbaren Nutzen. Durch die neu in die Waldungen gerissenen Lawinenzüge und die Erweiterung der ältern hat sich aber auch die Gefahr fur die tieferliegenden Gelände vermehrt. Mancher Gebirgsbewohner wird sich gezwungen sehen, seine Wohnung, seinen Stall oder Heuschober in sichererer Lage zu bauen
Barcelona, 18. November. (W.-T. B.) In dem spa⸗ nischen Theater hierselbst ist heute nach der Vorstellung Feuer ausgebrochen, das sich dem ganzen Gebäude mitgetheilt hat. Menschen⸗ leben sind nicht zu beklagen.
Athen, 18. November. (W. T. B.) Im Piräus ist das dagsische Fieber wieder ausgebrochen.
Wetterbericht vom 19. November,
Morgens 8 Uhr. Lustspiel
Anfang 7 Uhr. Donnerstag: Gioconda.
4°R.
keeressp.
Stationen. Wind. Wetter.
—
„ 9
Bar. auf 0 Gr.
Temperatur in 0 Celsius
Schauspielhaus. 251. Vorstellung. Aschenbrödel. piel in 4 Aufzügen In Scene gesetzt vom Direktor Dr. Otto Devrient.
Opernhaus. Oper in 4 Akten von A. Ponchielli. Text von Tobia Gorrio. Uebersetzung von C. Niese. Ballet von Emil Graeb. Anfang 7 Uhr.
in 3 Akten, Entwurfe von Musik von Louis Roth. Julius Fritzsche. Dirigent: mann. Anfang 7 Uhr. Donnerstag: Der Polengra
nach
einem G. von Roderich Benedigx.
237. Vorstellung.
Richard Genée und J. In Seene gesetzt von Kapellmeister Feder⸗
Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗
red. in Millim.
u. d. 5⁰0 C
—
SSW SSW WSW NW 1 Dunst WSW 2 wolkenlos SW 2 bedeckt NW 1 bedeckt
S S
SS W WSW WNW WNW NNW O
NO NO
O NO 3
still WNW 3 ANW 1 WNRW
4 wolkig Iheiter 8 halb bed.
Mullaghmore Aberdeen. Christiansund Kopenhagen. Stockholm aparanda. St Petersburg
Cork, Queens⸗ town... Cherbourg. 8 “ amburg.. winemünde
Neufahrwasser
—2—2 22ͤ2ͤö=— —S 8228=— O⸗Pß œ& onx
—
SboddOUbdoOo e
764
776 776 780 778 780 778 775 773 778 780 780 780 780 782 780 780 779 776
bedeckt Dunst. halb bed. Dunst bedeckt bedeckt wolkig heiter
bedeckt Nebel
wolkig bedeckt Dunst
bedeckt bedeckt bedeckt bedeckt
wolkenlos
—
cCboECœe2IE0OCS
2 2 1 1 1 3 1 3 2 1 3 1
2 3 Ile d'Aix.. O 4 WNiha“ 4 wolkenlos Triest 2778 ONO 4 wolkenlos
Uebersicht der Witterung.
„Die Wetterlage hat sich seit gestern wenig ge⸗ ändert. Unter dem Einfluß des barometrischen Maximums dauert über Central⸗Europa die ruhige, vielfach neblige Witterung ohne merkbare Nieder⸗ schläge fort. Die Tempe atur ist in Deutschland durchschnittlich etwas gesunken, indessen liegt dieselbe meist noch über der normalen. In Westfalen und Bayern fanden Nachtfröste statt. Deutsche Seewarte.
Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Mittwoch: Opern⸗ haus. 236. Vorstellung. Der Ring des Nibelungen von Richard Wagner. Dritter Abend. Götter⸗ q§F5 (Brünnhilde, Fr. Moran⸗Olbden, vom Stadt⸗Theater in Leipzig: als Gast.) Dirigent:
2IE cUcdnS
Schauspielhaus. 252. Vorstellung. Ihr Tauf⸗ schein. Lustspiel in 1 Akt von Ernst Wichert. Hierauf: Der Mann der Freundin. Lustspiel in 1 Akt von Ernst Wichert. Zum Schluß: Post festum. Lustspiel in 1 Akt von Ernst Wichert. Anfang 7 Uhr.
“ Heutsches Theater. Mittwoch: Hamlet.
Donnerstag: Der Sohn der Wildniß. Freitag: Fauft I. Theil.
—
Verliner Theater. Mittwoch: Montjoye, der
Mann von Eisen. “ Donnerstag: Die wilde Jagd. Freitag: 12. Abonnements⸗Vorstellung.
Köni Lear. g
Tessing-Theater. Mittwoch: Nora. Schau⸗
spiel in 3 Akten von Henrik Ibsen.
Donnerstag: Der Zaungast. Lustspiel in 4 Akten
von Oscar Blumenthal.
Freitag: Der Fall Clémenceau. Schauspiel
in 5 Akten von A. Dumas und A. d'Artois. Sonnabend: Der Zaungast.
Wallner-Theater. Letzte Woche. Mittwoch: Zum 12. Male: Verfolgt. Schwank in 4 Akten von Meilhac, Grangé und Bernard. Vorher: Zum 12. Male: Der Herr von Lohengrin. Dramatischer Scherz in 1 Akt von A. Günther. Anfang 18 8 hee
„Sonntag: inmalige Aufführung des Volks⸗ stückes: Unser Doctor. 8
In Vorbereitung: Koko. Posse in 3 Akten von A. Bisson. Vorher: Der Scheidungsgrund. Schwank in 1 Akt von E. Pansa und C. Pauli.
Bictoria-Theater. Mittwoch: Zum 100. M.: Stanley in Afrika. Zeitgemälde in 11 Bildern von Alex. Moszkowski und Rich. Nathanson. Musik von C. A. Raida. Ballet von C. Severini. Anfang 7 ½ Uhr.
Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.
Friedrich- Wilhelmstädtisches Theater. Mittwoch: Mit neuer, glänzender Ausstattung:
Kapellmeister Sucher. Anfang 6 ½ Uhr.
burg. Mittwoch: mama. (Belle-maman.) von Victorien Sardou und Deutsch von Ernst Schubert. In S Sigmund Lautenburg. Anfang 7 ½ U Donnerstag u. folgde. Tage:
Central-Theater. Direktion: Mittwoch: Zum 69. Male: Leut
Brentano. Musik von G. Steffen gesetzt vom Direktor Emil Thomas.
Adolph Ernst-Theater. Dres
Mittwoch: Zum 91. Male: Gesangsposse in 4 Akten Couplets von Gustav Görs. Mu Roth. Anfang 7 ½ Uhr.
Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.
Mrania, Invalidenstraße 57/62,
12 — 11 Uhr. neue Phonograph.
Pflanzenreich.
7 Uhr: Novität: Im dunklen Erdth von Bagamoyo). Gesetzlich
Secene gesetzt vom Direktor E. Renz.
ville, Orford und Artizelli. — Auftret
Frida und Elise. Donnerstag: Vorstellung.
Concert⸗Anzeige
Sing-Akademie. Mittwoch,
Concert von Ludwig Hirschberg. Anfa Freitag, 22.
Zum 28. Male: Der Polengraf. Operette
Stavenhagen. Anfang 7 ½ Uhr.
Zum 26. Male: Lustspiel in 3 Akten Raimund Deslandes.
Schwiegermama.
Gesangsposse in 4 Akten von Jean Kren und Fritz Anfang 7 ⅛ Uhr.
Flotte Weiber. von Leon Treptow.
— Mittwoch, von 1—7 Uhr: Abends 7 ½ Uhr Dr. Dreyer: Freundschaftsverhältnisse im Thier
Circus Renz, Karlstraße. Mittwoch, geschützt!
equestrische Original⸗Pantomime, arrangirt und in
der 6 großartigen englischen Vollblut⸗Springpferde durch Hrn. Franz Renz. — Auftreten der renom⸗ mirten Künstlerfamilie Briatore. Reitkünstler Mel⸗
reiterin Frl. Guerra. — Große Quadrille aus der Zeit Friedrich des Großen, geritten von 8 Damen, 8 Herren, arrangirt von Hrn. Franz Renz. — Auf⸗ treten der Reitkünstlerin Frl. Orford und Geschwister
I. Concert von Bernhard
Philharmonie. Sonnabend, 23. Nov.: II. popn⸗
lärer Kammermusik⸗Abend der Herren Prsofessoren Barth, de Ahna und Hausmann. Anfang 7 ½ Uhr.
de Grahl'schen
Fritzsche.
Concert-Haus, Leipzigerstr. 48 (früher Bilse), 23. Concert⸗Saison. Mittwoch, 20. Nov, Abends 7 Uhr: Beethoven⸗Abend zur Erinnerung an die 1. Aufführnng von „Fidelio“ 1805 in Wien, unter gefälliger Mitwirkung der Concertsängerin Frl. Betty Waibel. Concert des Kapellmeisters Hrn. Karl
Meyder. Gesellschafts⸗Abend. An⸗
Donnerstag, 21 Nop.: fang 7 Uhr.
Montag, 25. Nov., Abends 7 Uhr: Lieder⸗Abend der Berliner Sängerschaft. Dirigent: Kgl. Musik⸗ direktor Edwin Schulz.
—— —
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Margret Heß mit Hrn. Hans Drewes (Kaiserswaldau). — Frl. Margorete Petter mit Hrn. Dr. med. Jäschke (Liegnitz).
Verehelicht: Hr. Pastor Stelzer mit Frl. Martha Kühnel (Rackschütz). — Hr. Dr. Georg Klippel mit Frl. Hedwig Schylla (Domanze). — Jenn Petzoldt mit Frl. Martha Hertel eichenbach i. V.). — Hr. Paul Pache mit Frl. Ida Plaetschke (Breslau). — Hr. Karl Frhr. von und zu Mansbach mit Frl. Jacoba v. Rappard (Utrecht). — Hr. Hauptmann Paul Riemann mit Frl. Katharina Trützschler v. Falkenstein (Frankfurt a. O).
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Rechtsanwalt Dr. Karl„Damm (SDresden). Hrn. Josef Pick
(Trautenau). — Eine Tochter: Hrn. Betriebs⸗
Direktor Kl. Dehlang (Drüber bei Salzderhelden),
Gestorben: Hr. Gustav Köppel (Braunschweig).
— Frau Amtsrichter Helene Büning, geb. Witte
(Leer). — Hr. Hotelbesitzer Otto Hilbert (Berlin).
— Hr. Amtsgerichts⸗Rath Albert Siefart
(Berlin). — Kgl. Weißzeugverwalterin a. D. Frl.
Auguste Gottschalk (Potsdam). — Hr. Ritterguts⸗
besitzer Hugo von Manteuffel (Hohenwardin). —
Frau Auguste Löbbecke, geb. v. Meyer (Braun⸗ schweig).
Schwieger⸗
cene gesetzt von hr.
Emil Thomas. e von Heute.
8. In Scene
denerstraße 72.
sik von Franz
geöffnet von Der
und
Abends eil (Einnahme Große
— Vorführen
een der Schul⸗
Redacteur: Dr. H. Klee.
b Verlag der Expedition (Scholz).
ruck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗
Anstalt. Berlin 82 Wübelmftraße Nr en Sieben Beilagen
8 (einschließlich Börsen⸗Beilage),
und die Inhaltsangabe zu Nr. 5 des öffent⸗
lichen Anzeigers (Kommanditgesellschaften auf
Aktien und Aktiengesellschaften) für die Woche vom 11. bis 16. November 1889
Berlin:
n.
20. Nov.: ng 7 ½ Uhr.
ufmerksamkeit insofern angedeihen zu lassen, alz
außerordentlicher Rettungsfall kam in der Gemeinde Giornico (Teffin) 7 fahrungen, wie sie durch diese von mir gegebenen Zahlen bestätigt
8
Erste Beilage
zum Deufschen Reichs⸗Anzeiger und Königiich Preußischen Staats
Berlin, Dienstag, den 19. November
No 276.
Parlamentarische Nachrichten.
Schlußbericht der gestrigen (17.) Sitzung des Reichs⸗ . Fortsetzung der Spezialberathung des Etats bei Titel 12 des Kapitels „Allgemeine onds“ des Ausgabe⸗ Etats des Reichsamts des Innern 4 400 000 ℳ „zur Ein⸗ richtung und Unterhaltung regelmäßiger deutscher
ostdampferverbindungen mit Ost⸗Asien und Australien.“ —
Staatssekretär Dr. von Boetticher: Meine Herren! Ich glaube im Gegensatz zu dem Abg Broemel, der Reichstag keinen Anlaß hat, die Bewilligung einer Subvention die Verbindung mit Australien und Ost⸗Asien zu bedauernr. Der Hr. Abg. Broemel hat Ihnen Zahlen angegeben, die ich im Allgemeinen nicht bemängeln kann. Meine Zahlen lauten etwas anders; aber ich glaube, in der Hauptsache stimmen sie dahin überein, daß der Verkehr von Bremerhaven vermöge der subventionirten Dampfer nach Australien und Ost⸗Asien einen recht erfreulichen Aufschwung ge⸗ nommen hat. Diese Zahlen lassen erkennen, daß — und zwar sind diese Zahlen gegeben nach der Bremer Handelsstatistik —, während im 1885 die Gesammtausfuhr von Bremen nach China, Japan und Australien nur einen Werth von 611 947 ℳ gehabt hat, der Werth dieser Ausfuhr aber im Jahre 1888 bereits auf 20 151 371 ℳ gestiegen ist; das giebt in runder Zahl eine Differenz zu Gunsten unserer Ausfuhr von 20 Millionen Mark für drei Jahre. Wenn nun der Hr. Abg. Broemel meint, daß diese Zunahme mit einem jährlichen Zuschuß des Reichs von 4 400 000 ℳ zu theuer erkauft sei: so habe ich ihm entgegenzuhalten, daß ja das Jahr 1888 auch noch nicht das Ende der Periode, auf welche wir die Subvention bewilligt haben, darstellt; wir haben die Subvention auf 15 Jahre bewilligt und nach den bisherigen Er⸗
daß für
verden, läßt sich mit voller Bestimmtheit erwarten, daß ein weiterer wechehwund hcsere Ausfuhr nach Australien und Ost⸗Asien eintreten wird. Es ist schon jetzt das dringende Verlangen an uns gestellt worden, die Verbindungen zu vermehren, um den Bedürfnissen der deutschen Industrie auf Ueberführung ihrer Waaren nach Australien und Ost⸗Asien gerecht zu werden, und es ist daraus der Schluß zu ziehen, daß wir noch lange nicht am Ende der Prosperität der Handels⸗ verbindungen mit Australien und Ost⸗Asien angekommen sind. -
Also, was der Hr. Abg. Broemel — seinen Glauben kann ich ihm nicht nehmen, aber mein Glauben und mein Vertrauen sind eben andere — nachzuweisen gesucht hat, das hat er meines Erachtens nicht nachgewiesen. Wir wollen uns am Ende der ganzen Subventions⸗ periode wieder sprechen, wollen dann die Zahlen, die den Aufschwung unseres Exporthandels darstellen, mit einander ins Auge fassen, und dann, glaube ich, wird der Hr. Abg. Broemel auch zu einer anderen Anschauung kommen, als er sie augenblicklich gewonnen L
Nun hat der Hr. Abg. Broemel eine Inkonsequenz auf meiner Seite behauptet. Er sollte sich ja eigentlich darüber freuen, daß nun speziellere Daten im „Handels⸗Archiv“ über unseren Handel mit Ost⸗ Asien gegeben sind Aber die Gelegenheit war günstig, und er glaubte, mir einen Hieb versetzen zu können damit, daß er sagte: was der Herr Staatssekretär vor 2 Jahren als etwas Ungeheuerliches bezeichnet hat, das ist jetzt in einem unter seiner Leitung herausgegebenen Blatte er⸗ füllt. Darauf habe ich zu bemerken: Was vor zwei Jahren noch nicht am Platze war, das ist jetzt am Platze; was vor zwei Jahren, als es sich darum handelte, unsere Handelsverbindungen mit Ost⸗Asien und Australien erst zu festigen, neue Verbindungen zu gewinnen, noch nicht angezeigt schien, das können wir jetzt ohne Nachtheil unternehmen, wir können jetzt schon speziellere Daten über diese Handelsverbindungen geben. weil eben die Handelsverbindungen zwischen Deutsa land und den genannten überseeischen Ländern sich bereits gefestigt haben. Prinzipiell bin ich einer solchen Handelsstatistik, wie sie der Hr. Abg. Broemel verlangt, gar nicht entgegen, allein es wird sich bei der Aufstellung dieser Handelsstatistik und namentlich bei ihrer Publikation immer um eine sorgfältige Prüfung nach der Richtung handeln, ob das nationale wirthschaftliche Interesse durch die einzelnen Daten, die in der Handelsstatistik gegeben werden, nicht geschädigt wird und wenn der Hr. Abg. — die Güte haben wollte, sich mit mir dahin einver⸗ standen erklären zu wollen, daß eine solche Prüfung vorgenommen werden darf und vorgenommen werden muß, dann will ich ihm versprechen, daß er eine seinen Wünschen Rechnung tragende statistische Aufnahme über diese Dinge demnächst erhalten soll.
Nun hbat der Hr. Abg. Richter — und darauf muß ich noch mit einem Worte kommen auf die Geringfügigkeit des Verkehrs auf unserer Samoa⸗Zweiglinie hingewiesen und hat dabei die Erwägung angeregt, ob es sich nicht empfehlen möchte, diese Samoa⸗Zweiglinie aufzugeren und, da dies ohne Einverständniß des Norddeutschen Lloyd nicht geschehen kann, mit dem Norddeutschen Lloyd nach dieser Richtung hin Verhandlungen einzuleiten. Ich kann dem Hrn. Abg. Richter zugeben, daß die Samoa⸗Zweiglinie eine große Verkehrsentwickelung bis jetzt nicht erreicht har. Allein die Bedeutung dieser Linie hängt zusammen mit den allgemeinen Interessen, die wir in der Südsee zu verfolgen haben. und ich glaube, es würde einen Rückschritt auf dem Gebiete dieser Interessen bezeichnen wenn wir jetzt ohne Weiteres auf diese Lnie verzichten wollten; wenigstens hat bisher das Auswärtige Amt immer auf die Aufrechterhaltung dieser Linie großen Werth gelegt, und ich kann deshalb für jetzt nicht in Aussicht stehen, daß der Einstellung dieser Linie nahe getreten wird.
Abg. Dr. Bamberger: Ich glaube, man muß jede Gelegenheit benutzen, wo man die Objektivität seiner Ansichten zeigen kann. In einem Punkte befinde ich mich mehr auf Seite des Ministers als auf der des Abg. Broemel. Der Staatssekretär kam unserem Wunsche in Bezug auf die Statistik mehr entgegen, als er seiner Zeit hoffen ließ. Ich bin ihm dafür dankbar. Die Statistik im Handels⸗Archiv gewährt zwar schon einen gewissen Einblick, aber eigentlich noch sehr wenig. Die Statistik ist bekanntlich eine, ich will nicht sagen todte, aber nur halblebendige Wissen⸗ schaft Die Zahlen an sich sagen ungeheuer wenig, und die Geschichte der statistischen Wissenschaft ist voll von Anekdoten über falsche Auffassungen trockener Zahlen. So glaube ich, daß aus diesen wenigen e das Bedürfniß und die Wirkungen dieser Dampfersubvention sich nicht übersehen lassen. Die Auffassung des Ministers kann ich nicht theilen, daß überhaupt aus diesen Veröffentlichungen dem Handel und Gewerbe Deutschlands ein Schaden enistehen werde. Ich habe im Juni 1887 auch garnicht verlangt, daß der Minister diese Statistik am nächsten Tage veröffentlichen solle, und ich fürchte auch nicht, daß eine eingehendere Statistik uns die Konkurrenz auf den Hals ziehen würde. Wer diese Art von sroßen Geschäften nach überseeischen Ländern macht, würde ehr bald bankerott werden, wenn er nur aus der Statistik der anderen Länder erfahren sollte, was ihm nützlich oder
Broemel
— —
Herr Staatssekretär hat die ssefern von 1884 und 1885 verglichen mit den folgenden Ziffern, um zu zeigen, wie sich die Ausfuhr vermehrt hat. Er hat eins dabei vergessen. Jetzt geht die Ausfuhr über Bremen mit den Schiffen des Norddeutschen Lloyd, und er vergleicht die ehemalige Ausfuhr aus Bremen mit der jetzigen. Die ehemalige Ausfuhr ging aber nach diesen überseeischen Ländern viel mehr aus Ham⸗ burg als aus Bremen, und deshalb sind die Ziffern nicht konkludent. Er verweist uns auf das Ende dieser 15 Jahre. Ja, was da sein wird, ist schwer zu sagen, und ich glaube nicht, daß eine Maßregel von solchem Umfange, die uns 50 bis 60 Millionen kostet, gerechtfertigt werden kann, wenn sie erst in so entfernter Zukunft sich soll nützlich machen können. Ich glaube auch, daß diese Ausfuhr nach 15 Jahren wesent⸗ lich zugenommen haben wird, aber ob das mit oder ohne Dampfersubvention so kommen wird, ist eine andere Frage. Die Mehrentwickelung, die überhaupt in den letzten Ziffern in die Erscheinung tritt, verdanken wir nicht diesem künstlichen Hülfsmittel, sondern dem Aufschwunge des Verkehrs der Schiffahrt, und wenn der Staatssekretär von uns den Bau von Schiffen verlangt aus dem Säckel der Steuerzahler, so werden sich immer Leute finden, die im Namen des Patriotismus in Deutschland die Hand aufhalten und sagen, gebt mir etwas. Was Samoa anbetrifft, soweit es die auswärtige Politik an⸗ geht, so will ich mich um so weniger hineinmischen, als be⸗ kanntlich die Verhandlungen in der Konferenz noch nicht förmlich abgeschlossen und publizirt sind und ich mich davor scheue, wieder Anlaß zu der Behauptung zu geben, ich hätte die Zirkel der hohen Politik gestört. Ich erinnere aber daran, daß damals, als von Samoa die Rede war, die Handels⸗ beziehungen Deutschlands, die Hebung der dortigen Plan⸗ tagengesellschft viel mehr ins Auge gefaßt wurden, als die Politik. Als vor 5 Jahren die erste Kanonade in der Kolonialpolitik losging, begann der jetzige Schatzsekretur von Maltzahn eine furchtbare Polemik gegen mich, weil ich die Verhandlungen in der Dampfer⸗ subventions⸗Kommission verschleppt hätte. Das fürchterliche England würde uns in Korea zuvorkommen, wenn wir uns nicht durch eine Verbindungslinie mit Korea die Handels⸗ vortheile sicherten. Als ich vor zwei Jahren fragte, was denn aus dieser segensreichen projektirten Linie nach Korea ge⸗ worden wäre, antwortete mir Hr. von Boetticher, das Projekt sei gar nicht aufgegeben, man unterhandle noch, es sei nur noch nicht klar, in welchem von beiden Häfen die Schiffe an⸗ laufen sollten. Vielleicht ist inzwischen die Zweiglinie nach Korea eröffnet und blüht im Verborgenen; ich weiß es nicht und würde dem Herrn Minister dankbar sein, wenn er mir sagen wollte, was aus meiner schönen Unbekannten ge⸗ worden ist. Staatssekretär Dr. von Boetticher: 8 Diese „schöne Unbekannte“ schlummort noch immer, das heißt: es wird von den Schiffen des „Norddeutschen Lloyd“ an koreanischen Häfen bisher nicht angelaufen. Die Untersuchungen darüber ob ein Interesse für uns vorliegt, dem Lloyd gegenüber auf dem Anlaufen eines koreanischen Hafens zu bestehen, haben zu dem Resultat geführt, daß zur Zeit ein solches Interesse nicht besteht. Es ist dem Umstand Rechnung zu tragen, daß unsere Handelsverbindungen dorthin gegenwärtig einen mäͤßigen Umfang haben. Außerdem haben die Koreaner unter⸗ dessen auch eine Revolution gehabt, sodaß man auf eine große Pro⸗ sperität der Handelsentwicklung gegenwärtig nicht rechnen darf, und, wie gesagt, der „Norddeutsche Lloyd“ ist in Folge dessen vorläufig von dem Anlaufen eines koreanischen Hafens dispensirt worden. Es tritt dafür selbstverständlich eine entsprechende Ermäßigung der Sub⸗ vention ein, sodaß dem Reich ein finanzieller Schaden aus dieser Nichterfüllung des Vertrags nicht erwächft. 4 8 Was sodann das Verhältniß der europälschen Ausfuhr über Bremen zur Ausfuhr über die übrigen Häfen, die früher an dem über⸗ seeischen Verkehr nach Ost⸗Asien und Australien theilgenommen haben, anlangt, so könnte es nach den Ausführungen des Hrn. Abg. Bamberger so erscheinen, als ob nun der Zuwachs, den die bremische Ausfuhr gewonnen hat, auf Kosten Hamburgs eingetreten wäre. Dies trifft jedoch nicht zu, vielmehr ist Hamburg nach der Hamburger Statistik keineswegs in seiner Ausfuhr⸗ ziffer zurückgegangen. Diese Pusfuhrziffer liegt mir hier vor — die Hamburger rechnen nicht nach dem Werth, sondern schreiden nach Doppel Centnern — und daraus ergiebt sich, daß, während im Jahre 1885, aiso vor Einrichtung der Bremer Linien, die Menge der Aus⸗ fuhr über Hamburg (nach China, Japan und Australien) 825 916 Doyxp.Ctr. betragen hat, sie im Jahre 1888 auf 969 183 Dopp. Ctr. gestiegen ist. Das ist allerdings keine sehr be⸗ deutende Steigerung, aber es läßt sich soviel daraus ersehen, daß der Hamburger Ausfuhrhandel nach Ost⸗Asien und Australien nicht zurück⸗ gegangen ist. Abg. Gebhard: Den Broemel'schen Zahlen kann ich im Augenblicke keine anderen entgegensetzen, aber ich kann ver⸗ sichern, daß trotz dieser Zahlen die bisher eingetretenen Re⸗ sultate von Seiten der Unternehmer als keineswegs ungünstig angesehen werden. Als wir seiner Zeit die Dampfersubven⸗ tion beschlossen, waren wir uns bewußt, daß keineswegs im ersten Augenblick das Werk so außerordentlich günstig für das Reich sein würde. Das Erreichte geht aber weit darüber hinaus, was die Unternehmer und der Norddeutsche Lloyd seiner Zeit gehofft haben. Geht es so fort, so wird nach Abschluß der Subventionsperiode das Resultat auch nach allen Seiten sehr günstig sein. Gerade die australische Linie, die seiner Zeit als minderwerthig angesehen wurde, hat sich in ganz hervorragendem Maße entwickelt. 1 Abg. Richter: Diese Linie hat nach den letzten Ziffern, die der Norddeutsche Lloyd veröffentlicht hat, im letzten Jahre etwas über 1 900 000 ℳ zußesebt wovon allerdings die Reichssubvention in Abzug zu bringen ist, während auf der anderen Seite in dieser Summe nicht einbegriffen sind die Ausgaben für die Reparaturen, die Verzinsung des Kapitals und die Abschreibung des Inventars. Wenn in dem, was der Abg. Gebhardt gesagt hat, die Ansicht der Gesellschaft und der Aktionäre zum Ausdruck kommen sollte, dann sind das recht bescheidene, genügsame Leute. Andere Gesellschaften sind nicht damit zufrieden, wenn sie trotz der Subvention im ersten Jahre ungefähr 2 Millionen und im zweiten nur über eine Million Schaden machen. Man würde vielleicht klarer blicken, wenn die Geschäftsberichte der Gesellschaften nicht so vieldeutig
einnahme von der Beförderung englischer Auswanderer nach Australien; 1— lich e mitrung der englischen Auswanderung nach Australien, nach Analogie der Zuckerausfuhrprämien.
na — wührend die Zahl der Passagiere von Australien nach Deutsch⸗ land die gleiche geblieben ist. so wird lediglich die englische Konkurrenz mit Wollzucht durch diese Reichsdampfer subventionirt, was den Agrariern interessant sein wird zu erfahren. mit dazu bei, künstlich die englische Konkurreng in der Ver⸗ sorgung Deutschlands mit
also unsere Subvention ist wesentlich eine Prä⸗
Die Zahl der Passagiere ustralien ist seit 1887 von 4269 auf 2620 gesunken, Was den Güterverkehr betrifft, mit der deutschen
Sie tragen hier
Wolle gegenüber der inländischen Schafzucht zu erleichtern. Nach dem Bericht der Gesellschaft wurden 1888 19 379 cbm Waaren exportirt. Die Subvention beträgt über 2 ½ Millionen. Daraus ergiebt sich, daß wir, um einen Kubikmeter Waare nach Australien zu transportiren, einen Reichszuschuß von circa 130 ℳ zahlen. Ob es da nicht besser wäre, von Reichswegen alle jene Waaren anzukaufen und sie anderweitig à tout prix zu verkaufen, wäre eine sehr inter⸗ essante Frage. Der Staatssekretär spricht nur von dem Ver⸗ kehr zwischen Australien und Ost⸗Asien mit Deutschland über⸗ haupt, und thut so, als ob für denselben nur die Reichspost⸗ dampfer da wären, während sie doch nur einen kleinen Bruch⸗ theil aller Schiffsverbindungen bilden. Die Ziffern des allgemeinen Verkehrs beweisen nichts für diese Sache, selbst wenn man annimmt, daß Hamburg keinen Abbruch durch Bremen erlitten hat. Der ganze Export drängt sich aber in Folge der Reichspostdampfer in Bremen zusammen. Die heu⸗ tige Besprechung erfüllt uns mit einer gewissen Genugthuung. Hr. von Boetticher giebt zu, daß Alles, was wir damals bezüglich der Geringfügigkeit des Handels mit Korea gesagt haben, sich vollauf bestätigt hat. Nach den Ausfüh⸗ rungen des Staatssekretärs lohnt es sich nicht, in Korea anzulegen. Nun erinnern Sie sich der leb⸗ haften Debatten über den Generalkonsul in Korea, als wir dessen Notvwendigkeit nicht begreifen konnten. Beim Etat des Auswärtigen Amts werden wir fragen ob nicht dieser hochbesoldete Posten wieder einzuziehen ist. Mit großer Genug⸗ thuung erfüllt uns auch, was Hr. von Boetticher über Samoa gesagt hat. Wir erfahren heute, daß die Zweiglinie nach Samoa gar keine kommerzielle, sondern nur eine politische Bedeutung hat; damals vertrat man lebhaft die kommerzielle Seite. Da keine Ziffern über den Verkehr mit Samoa an⸗ gegeben werden, sind sie wahrscheinlich noch geringer als man sich vorgestellt hat. Der Staatssekretär lehnt für sein Ressort ein Interesse an der Beibehaltung der Zweiglinie ab und zieht sich auf das Interesse des Auswärtigen Amts zurück. Politisch haben sich die Dinge aber geändert bezüglich Samoas; es fragt sich also, ob nicht daraus die Konsequenzen zu ziehen sind. Erst hat man sich für den König Tamasese von Samoa interessirt und gegen dessen Gegenkönig Mataafa mit Hülfe von Kriegsschiffen Krieg geführt, jetzt ist König Tamasese wieder aufgegeben; nach dem Bericht des Konsuls ist er nur noch ein Gespenst. Malietoa, den wir damals nach den Marschallinseln verpflanzten, ist jetzt von deutschen Kriegsschiffen wieder eingeholt worden, und wir würden ihn gern regieren lassen, wenn er nur die Lust dazu behalten hätte. Damals konnte der Berufskonsul nicht rasch genug eingesetzt werden, und jetzt ist gerade unter den dortigen Konsuln erst der morbus consularis oder furor consularis, wie der Reichskanzler sagt, ausgebrochen. Nach den Berichten der amerikanischen Zeitungen hat Deutschland auf der Samoakonferenz auf eine Präponderanz gegenüber England und Amerika bezüglich Samoas verzichtet. Hrn. von Boetticher nehme ich es nicht übel, wenn er über die Aufhebung der Zweiglinie keine bestimmte Erklärung abgiebt. Das liegt eben an der Organisation unserer Verwaltung, jeder Minister sorgt für sich und der Reichskanzler sorgt für sie alle. Das giebt uns wieder neues Material, wenn Hr. von Ben⸗ nigsen demnächst seinen Antrag über die Einsetzung selbst⸗ ständiger Reichs⸗Ministerien stellt. Beim Etat des Auswärti⸗ gen Amts werden wir noch näher auf die Samoafrage eingehen.
Staatssekretär Dr. von Boetticher: 8
Der Herr Vorredner liebt es, meinen Erklärungen noch immer einige Prozent zuzulegen und dadurch den Anschein zu erwecken, als ob ich auch in Superlativen gesprochen hätte. Das ist in den beiden wesentlichsten Punkten seiner Ausführung nicht der Fall gewesen. Ich habe weder gesagt, daß in Korea gar keine Handelsinteressen vorlägen, welche uns dazu bestimmen könnten, auf der Durchführung der vertraglichen Verbindung, wonach der Lloyd gehalten ist, einen koreanischen Hafen anzulaufen, zu bestehen, sondern ich habe gesagt, daß zur Zeit keine Veranlassung vorliege, die Erfüllung dieser Bestimmung zu erzwingen, weil die Untersuchung ergeben hat, daß gegenwärtig die Handels⸗ beziehungen nicht so erheblich sind, um ein wesentliches deutsches Interesse für diese Linie geltend machen zu können. 8
Evenso habe ich weiter nicht gesagt, daß deutsche Handelsinteressen an der Zweiglinie nach Samoa gar nicht vorhanden seien, sondern ich habe gesagt: man kann zugeben, daß die kommerzielle Entwicke⸗ lung dieser Linie den Erwartungen nicht entsprochen hat, die man daran geknüpft hat, aber immerhin ist sie auch für die Handels⸗ beziehungen von einiger Bedeutung. Die Zahlen, wir uͤber den Verkehr haben, sind doch nicht so ganz unbedeutend. Hauptinteresse an dieser Linie ist allerdings ein politisches 1
Und wenn nun schließlich der Herr Vorredner gemeint hat daß die Chefs der Reichsämter keine Verbindung unter einander hätten und daß ich deshalb nicht im Stande sei, hier etwas zu er⸗- klären, was in das Ressort des Auswärtigen Amts schlägt, so irrt er auch darin. In allen diesen Fragen, an denen mehrere Reichsämter betheiligt sind, haben wir sehr intime Verbindungen und über Korea sowobl wie über Samoa ist zwischen dem Auswärtigen Amt und dem Reichsamt des Innern ein lebhafter Schriftwechsel gepflogen. Ich habe auch aus diesem Schriftwechsel die Mittheilung machen können, daß es das Auswärtige Amt sei, welches Werth auf die Beibehbaltung der samoanischen Linie lege; also auch dieser politische Exkurs des Herrn Vorredners ent spricht den thatsächlichen Verhältnissen nicht.
Abg. Gebhard: Ich habe nicht gesagt, daß die australisch Linie S. schon Zinsen tragen dürfte, sondern nur daß sich der Verkehr auf derselben schneller entwickelt, als die Unternehmer erwartet hatten. Bei einem Geschäft auf 15 Jahre und in solchen Dimensionen muß Jeder im Anfang mit Verlusten rechnen. Ein erfreuliches Symptom ist es aber
94 die Do8
Tus
schädlich werden kann. Die großen Handelshäuser wissen viel mehr, als was in den Konsulatsberichten steht. Der
und kursorisch und die .e9 nicht so verhüllt wären. Diese australische Linie hatte bisher ihre Haupt⸗ EEIIII1I1“
1I1
nicht, den Abg. Richter mit solcher Behaglichkeit von den Miß⸗