1889 / 287 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 30 Nov 1889 18:00:01 GMT) scan diff

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Friedrich wie „W. T. B.“ aus Messina meldet, gestern nach Ihrer Ankunft den Besuch der städtischen Behörden und begab Sich alsdann zur Besichtigung der Stadt an Land. Danach schiffte Sich Allerhöchstdieselbe an Bord der „Surprise“ nach Neapel ein.

Se. Majestät der Kaiser und König haben folgende Allerhöchste Kabinetsordre an den General⸗Feld⸗ marschall Grafen Moltke zu richten geruht:

„Mein lieber General⸗Feldmarschall. Fünfzig Jahre sind verflossen seit dem Tage, an welchem Mein in Gott ruhender Urgroßrater Ihnen für Ihr rühmliches Verhalten in der Türkei den Orden pour le merite verlieh. In wie gutem Andenken der Name des scharfblickenden und thätigen Generalstabsoffiziers von 1839 noch jetzt an dem Schauplatze seines ersten kriegerischen Wirkens steht, dav⸗n habe Ich Mich bei Meinem jüngsten Aufenthalt in dem fernen, 8 Interessantem reichen Lande zu Meiner Freude persönlich überzeugen können. Aber heute lassen Sie Mich vor Allem und immer aufs Neue der unsterblichen Verdienste gedenken, die es Ihnen seit jener Zeit um Ihr Vaterland zu erwerben vergönnt war. Den äußeren Ehren, mittelst deren Ihre Könige der Dank⸗ barkeit für Ihre ruhmvollen Thaten Ausdruck gegeben haben, ver⸗ mag ich kaum eine neue Anerkennung hinzuzufügen. Und doch liegt es Mir am Herzen, den heutigen seltenen Gedenktag nicht ohne eine solche vorübergehen zu lassen. In diesem Sinne verleihe Ich Ihnen beifolgend die Krone zu dem vor 50 Jahren erworbenen Ehrenzeichen und zwar, als Beweis besonderen Zuneigung, in Brillanten. Mit Mir hofft die Armee und das Vaterland, daß Sie sich der neu erdienten Auszeichnung, so Gott will, noch lange in der bisherigen Frische und Rüstigkeit erfreuen mögen. Pleß, den 29. November 1889. in tiefer Dankbarkeit treu ergebener König gez. Wilhelm. R.“

Meiner

Der Kaiserlich russische Botschafter am hiesigen Aller⸗ höchsten Hofe, Graf Schuwalow, hat Berlin auf einige Zeit verlassen. Während seiner Abwesenheit fungirt der Botschafts⸗ Rath Graf Murawiew als Geschäftsträger.

Das Uebungsgeschwader, bestehend, aus S. M. Panzerschiff Kaiser“ (Flaggschiff, Deutschland“ Panzerschiffen „Kaiser“ (Flaggschiff), „Deutf . „Preußen“, und, Friedrichder Große“, Geschwader⸗Chef Contre⸗Admiral Hollmann, ift gestern in Lissa eingetroffen und beabsichtigt, am 5. Dezember wieder in See zu gehen.

Görlitz, 29. Oktober. Der Kommunal⸗Landtag der preußischen Oberlausitz bewilligte in seiner gestrigen Sitzung zunächst einige Urlaubsgesuche und trat dann in die Tagesordnung ein, deren erster Gegenstand die Rechnungslegung über die umfangreiche gesammte ständische Verwaltung pro 1888 bildete. Aus den vom Ausschusse auf Grund eingehender züe⸗ vision erstatteten Berichten gewann der Landtag die Ueber⸗ eugung von der gewissenhaften Sorgfalt, mit welcher die Kassen⸗ und Rechnungsführung besorgt wurde, und ertheilte Decharge bezüglich der Sparkassen⸗Rechnung und der Bank⸗ Bilanz. Hinsichtlich aller übrigen Rechnungen aber ermächtigte der Landtag den Landeshauptmann, die Entlastung der beiden Abtheilungen des Landsteuer⸗Amts auszusprechen. Aus dem Verwaltungsbericht der Kommunalständischen Bank entnahm der Landtag mit Befriedigung, daß der Ueberschuß der Bank pro 1888 den etatsmäßigen Satz der Landsteuerkasse überstiegen habe. Ferner wurde der Verwaltungskosten⸗Etat der Kommunal⸗ ständischen Bank pro 1890 festgesetzt und die Erweiterung der für den gesteigerten Verkehr nicht mehr zulänglichen Geschäfts⸗ räumlichkeiten der Bank genehmigt. Demnächst regelte der Landtag die Fürsorge für die Hinterbliebenen der ständischen Beamten nach dem Vorbilde der für die Reichs⸗ und Staatsbeamten resp. für die Beamten verschiedener Provinzialverwaltungen geltenden Bestimmungen. Der Verwaltungsbericht über das Ober⸗ lausitzer Waisenhaus in Reichenbach wurde zur Kenntniß des Landtages gebracht, welcher die vom Kuratorium gestellten Anträge genehmigte, ebenso auch der Bericht über den Unter⸗ stützungsfonds für emeritirte Geistliche der preußischen Ober⸗ lausitz und die Hinterbliebenen von Geistlichen.

er, 29. November. (H. C.) Gestern starb hier im Alter von 69 Jahren der Senator Dr. Schläger. Er gehörte seit dem Jahre 1867 bis 1888 als Mitglied der nationalliberalen Partei dem Abgeordnetenhause, eine Zeit lang auch dem Reichstage an

Bayern. München, 29. November. Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Ludwig wird, der „Allg. Ztg.“ zu⸗ folge, mit ihren Familien⸗Angehörigen von Schloß Leutstetten Ende der nächsten Woche nach dem hiesigen Wittelsbacher⸗ Palais zum Winteraufenthalt übersiedeln. Prinzessin Leopold, Kaiserliche und Königliche Hoheit, gab zu Ehren ihres Onkels, des Erzherzogs Ludwig Viktor, eine Tafel, zu welcher Herzogin Adelgunde von Modena und Prinzessin 8 mit Umgebung geladen waren. Die Prinzessin erschien mit ihren Kindern und Suiten.

Die Kammer der Abgeordneten erledigte heute den Etat der Bergwerks⸗, Hütten⸗ und Salinengefälle. Gegenüber den Angriffen des Abg. Wolf vertheidigten die Abgg. Hahn und Walter aufs Entschiedenste die Amberger Hochofen⸗Anlage. Der Finanz⸗Minister Dr. von Riedel wies nach, daß die früheren Befürchtungen des Abg. Wolf thatsächlich sich nicht als begründet erwiesen hätten, da die Gewinnung des Produktes des Hochofens nur Mittel zum

wecke der Aufrechthaltung des Bergwerksbetriebes in der

bberpfalz gewesen sei und das Problem der Gewinnung von

Roheisen in Amberg glänzend gelöst erscheine. Die Einbuße betrage auch nicht 560 000 ℳ, sondern nach Abrechnung der Abzahlungen nur 200 000 Dieser Summe gegenüber komme aber in Betracht, daß der Bergwerksbetrieb nicht nur erhalten geblieben sei, sondern 1884 1888 295 000 habe verdienen können, sowie daß der Eisenbahn durch die Ver⸗ frachtungen in Folge des Hochofens eine Einnahme von 1 500 000 zugeführt worden sei. Das Haupt⸗ gewicht gegen die Ausführung des Abg. Wolf aber ilde die Thatsache, daß der Oberpfalz eine große Industrie

und zahlreichen Arbeiterfamilien die Existenz erhalten geblieben sei. Zu einem Verkaufe oder zu einer Verpachtung des Hoch⸗ ofens habe er nach allen Erwägungen keine Neigung. Der 8 . 1“ 8

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8 v“ Abg. Walter ersuchte die Regierung, unter Umständen auch ein Walzwerk in Amberg zu errichten. Der Abg. Daller wünschte auch, nach Einführung des neuen deutschen Tarifs auf den bayerischen Bahnen, die Beibehaltung der Ausnahme⸗ tarife der bayerischen Kohlenwerke, damit dieselben den Wett⸗ bewerb der ausländischen Kohle aushalten könnten.

Sachsen. Dresden, 29. November. In der heutigen Sitzung der Zweiten Kammer erstatteten die Vorsitzenden der 3. und 1. Abtheilung, Präsident Dr. Haberkorn und Abg. Knechtel, Bericht über die von ihren Abtheilungen voll⸗ zogenen Wahlprüfungen, welche zur Gültigkeitserklärung sämmtlicher in Frage stehenden Wahlen geführt hatten. Die bei einzelnen Wahlen vorgekommenen Unregelmäßigkeiten sollen von sämmtlichen Abtheilungen zusammengestellt und später durch einen Gesammtbericht der Beschlußfassung der Kammer unterbreitet werden.

Die gestern erwähnte Erklärung der Amtshauptmann⸗ schaft in Chemnitz, über welche von sozialdemokra⸗ tischer Seite in der Zweiten Kammer eine Inter⸗ pellation eingebracht worden ist, hat folgenden Wortlaut:

„Aus Anlaß verschiedener hier zur Kenntniß gelangten Vorgänge sieht sich die unterzeichnete Königliche Amtshauptmannschaft im Inter⸗ esse der Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung veranlaßt, hierdurch folgende Bestimmung zu treffen: „Wer in Zukunft es unternimmt, den Gewerbebetrieb eines Anderen dadurch zu stören oder zu keeinträchtigen, daß er öffentlich vor einer Menschenmenge oder durch Verbreitung (§. 85 des Reichs⸗Strafgesetzbuchs) oder durch öffentlichen Anschlag dazu auffordert, in einem bestimmten Gewerbebetriebe keine Waaren an⸗ zukaufen oder zu bestellen, beziehentlich in einem bestimmten Geschäfts⸗ lokale nicht zu verkehren, wird mit einer Geldstrafe bis zu 100 oder mit Haft bis zu 14 Tagen bestraft.“ Chemnitz, am 2. No⸗ vember 1889. Königliche Amtshauptmannschaft. Dr. Fischer.“ Baden. Karlsruhe, 29. November. (W. T. B.) Gesundheit Ihrer Königlichen Hoheit der Kron⸗ von Schweden und Norwegen hat sich während ihres Aufenthalts in Baden⸗Baden wesentlich gestärkt. Die Prinzessin hat sich auf den Rath des Geheimen Raths Dr. Kußmaul seit einigen Wochen mit bestem Erfolg der Behandlung des Spezialisten Dr. Katzen⸗ berger anvertraut. Eine Konsultation zwischen dem schwedischen Arzt Dr. Thamm, dem Geheimen Rath Dr. Kuß⸗ maul, dem Leibarzt Dr. Tenner und dem Dr. Katzenberger hatte das Ergebniß, daß der Frau Kronprinzessin gerathen wurde, ihre Abreise um 8 Tage zu verschieben, damit die Behandlung des Dr. Katzenberger den entsprechenden Abschluß finde. Ueber das Befinden der hohen Frau lautet der ärzt⸗ liche Ausspruch sehr befriedigend; die Kronprinzessin wird nach dem Geburtstage Ihrer Königlichen Hoheit der Frau Großherzogin, am 3. Dezember, nach Meran zu dem ihr ärztlich angerathenen Winteraufenthalt abreisen.

In der Zweiten Kammer hat, wie „W. T. B.“ meldet, das Centrum eine Interpellation darüber ein⸗ gebracht, wie sich die Regierung zu den Anträgen, welche auf Grund des Gesetzes von 1860 die Zulassung der Orden ermöglichen sollen, verhalte.

Hessen. Darmstadt, 29. November. (Darmst. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Großherzog ist aus Leipzig heute hier wieder eintstroffen. 5 Die Landes⸗Synode wird hier in der ersten Hälfte oes Januar zusammentreten.

Sachsen⸗Meiningen. Meiningen, 29. November. (Reg.⸗Bl. f. d. Herz. Sachs.⸗Mein.) Se. Hoheit der Herzog ist zum Winteraufenthalt hier wieder eingetroffen.

Die es prinzessin

esterreich⸗Ungarn. Budapest, 29. November.

.T. B.) Das Unterhaus nahm in seiner heutigen Sitzung das Staatsbudget in seiner Gesammtheit mit sehr roßer Majorität an und lehnte den. Antrag des Abgeordneten Iranyi betreffend die Abänderung des Gesetzes über 8

Heimathsrecht (Incolat) mit 193 gegen 84 Stimmen ab.

Großbritannien und Irland. London, 29. November. (A. C.) Der neue Vize⸗König von Irland, Lord Zetland, wurde gestern in Windsor während eines Ministerraths unter dem Vorsitz der Königin als Mitglied des Geheimen Staatsraths vereidigt. Am 14. Dezember hält er seinen feierlichen Einzug in Dublin.

Frankreich. Paris, 28. November. (Köln. Ztg.) Der Senat setzte heute die Berathung des Entwurfs über Fabrik⸗ arbeit von Frauen, Mädchen und Kindern fort. Der Antrag des Deputirten Chesnelong, die Nachtarbeit von Frauen in Fabriken zu verbieten, wurde trotz der Befürwortung durch den Minister⸗Präsidenten Tirard mit 125 gegen 110 Stimmen verworfen. In der Deputirtenkammer brachte der Finanz⸗ Minister Rouvier eine Vorlage über die Aenderung der Steuer auf Erbschaften und Schenkungen unter Lebenden ein. Die Wahl des konservativen Deputirten für Valognes, du Mesnildot, wird mit 311 gegen 198 Stimmen wegen Wahl⸗ fälschung für ungültig erklärt.

Italien. Rom, 29. November. (W. T. B.) Der Großherzog von Sachsen⸗Weimar stattete heute dem Papst einen Besuch ab.

Portugal. Lissabon, 27. November. (R. B.) Der britische Gesandte Petre überreichte dem Minister der auswärtigen Angelegenheiten am 25. November Lord Salisbury's Depesche vom 21. November, worin gegen die Ansprüche Portugals in Mashonaland protestirt wird’

Schweiz. Bern, 29. November. (W. T. B.) Der Bundesrath hat den Antrag eingebracht, in die Bundes⸗ verfassung die Bestimmung aufzunehmen, daß der Bund be⸗ fugt sei, auf dem Wege der Gesetzgebung die obligato⸗ rische Unfallversicherung einzurichten. Der Bundesrath soll im Weiteren ermächtigt sein, über die Krankenver⸗ sicherung Bestimmungen zu treffen und für sämmtliche Lohnarbeiter den Beitritt zu einem Krankenkassen⸗ Verband für verbindlich zu erklären.

In der Botschaft des Bundesraths, betreffend die definitive Kreditertheilung für Anschaffung des schweizerischen kleinkalibrigen Repetirgewehres und der dazugehorigen Munition, heißt es dem „Bund“ zufolge:

Der Bundesrath habe sein Möglichstes gethan, um die gewehr⸗ tragende Mannschaft des Auszuges und der Landwehr in möglichst kurzer Frist mit dem durch die Bundesversammlung adoptirten Gewehr auszurüsten und die eidgenössische Munitionsfabrik in den Stand zu setzen, die in Aussicht genommene Munitionsdotation rechtzeitig herzu⸗ stellen. Er könne auch bereits den für die Beschaffung von 150 000 Gewehren und einer Munitionsdotation von fünfundvierzig Millionen

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Patronen erforderlichen Kredit beziffern, während er allerdings noch nicht in der Lage sei, die Kosten der zur Umwandlung der Pulver⸗ fabrik Worblaufen in eine Neupulverfabrik nothwendigen Neu⸗ und

Umbauten und maschinellen Einrichtungen auch nur annähernd richtig

zu berechnen. Immerhin seien alle Vorkehrungen getroffen, damit unter Benützung vorhandener Räumlichkeiten ein provisorischer Fabrikationsbetrieb in allernächster Zeit eröffnet werden könne. Im Laufe des Monats Juli wurden die Bedingungen der Submission aufgestellt und nahezu 100 Firmen, deren Leistungsfäbigkeit durch frühere Lieferungen oder Information bekannt war, zur Konkurrenzbewilligung eingeladen. Da ei unbedingte Wechselbarkeit aller Gewehrbestandtheile unter sich als Grundsatz aufgestellt wurde, was kostbare maschinelle Einrichtungen mit entsprechenden Räumlichkeiten und Betriebskräften erforderte, war die Vergebung in Loosen von 150 000 oder 75 000 eine gegebene. Der Endtermin für die Lieferungsofferten mußte bis in die zweite Hälfte August 1891 hinausgerückt werden. An der Konkurrenz bethei⸗ ligten auf mehrere Bestandtheile eingereicht hatten. Es gelang allmählich, und zwar ohne Inanspruchnahme der ausländischen Industrie, mit 28 schweizerischen Bewerbern annehmbare Preise über sämmtliche Gewehrbestandtheile zu vereinbaren und am 15. Oktober 1889 vorläufige Vertragsdokumente auszuwechseln. Dabei war der Bundesrath aber genöthigt, den Bewerbern die Befugniß einzuräumen, den Beginn und die Beendigung der Lieferungen wegen der ein⸗ getretenen Verzögerung um je drei Monate hinauszuschieben. Nach den abgeschlossenen Verträgen ergiebt sich nun für sämmtliche Gewehr⸗ bestandtbeile, inklusioe Dolchbajonnet und Scheide, ein auszulegender Preis von 69,80 Fr. Hiezu kommen noch die Kosten der Waffen⸗ fabrik für allgemeine Uakosten, für die Kontrole, für Montage und für das Einschießen der Gewehre, dieselbe einen Kostendeois von 14,20 Fr. aufstellt, Ges 5 84 Fr. für das fertig montirte und eingeschossene Gewehr. zug auf die Munitions⸗ beschaffung wurde in der Botschaft der Preis der Patronen zu 10 Cts. das Stück veranschlagt. Der Bundesrath beantragt somit, ihm für die vorgesehene Gewehr⸗ und Munitisnsanschaffung folgenden Kredit zu eröffnen: 1) 150 000 Stück 7 ½ mm⸗Gewehre, Modell 1889, das Stück zu 84 Fr. = 12 600 000 Fr.; 2) 300 Patronen zu 10 Cts. auf das Gewehr = 150 000 %✕ 30 Fr. = 4 500 000 Fr.; 3) für allgemeine Unkosten 17 500 000 Fr. Diese Erstellungskosten sind aus dem vom Bundes⸗ rath mit Vollmacht der Bundesversammlung erhobenen Gesammt⸗ anlehen von 25 Millionen Francs zu bestreiten. Belgien. Brüssel, 29. November. von der Antisklaverei⸗Konferenz zur Prüfung der Fragen, betreffend die Unterdrückung des Sklaven⸗ handels eingesetzte Kommission hielt heute ihre dritte Sitzung ab. Es wurden die wirksamsten Mittel zur Unter⸗ drückung des Sklavenhandels an den Ursprungsorten berathen und sodann im Ganzen die Aufgaben, welche di Stationen und Posten im Innern erfüllen könnten, ins Auge gefaßt.

(W. T. B.) Die

Der bisherige Verlauf der Konferenz läßt, wie die „Pol.

Corr.“ sagt, mit Sicherheit darauf schließen, daß sie ein gutes praktisches Ergebniß zu Tage fördern wird. Während die Sichtungskommission das große Material an Schriften und Anträgen durchmustert, arbeitet die maritime Kommission emsig an der Feststellung der langen Sklavenhandelsstraße, welche aus dem Innern des schwarzen Erdtheils nach dem Sudan und Ober⸗Egypten, nach Zanzibar und dem Orient führt. Bevor die Konferen schaffung der Sklaverei Studium der völk diesem Gebiete bereits Geltung hind. ginn dieses Jahrhunderts zahlreiche Vrträge zum Zöe drückung des Sklavenhandels und des Transportes von Negern über Meer abgeschlossen worden. Um die Prüfung dieser internationalen Akte durch die Konferenz zu erleichtern und zu fördern, hat man dieselben in einem Hefte vereinigt, welches die wichtigsten der gegenwärtig rechtskräftig gültigen Verträge zusammenfaßt. Diese Sammlung enthält nicht nur eine Analyse der auf den Sklavenhandel zur See bezüglichen Vereinbarungen, sondern sie macht den Leser auch mit den internationalen, von den Staaten Ost⸗Afrikas und von den am Indischen Occan liegenden ndern übernommenen Pflichten zur Unterdrückung des Sklavenhandels ckannt. Den einzelnen Konferenz⸗Bevollmächtigten ist auf diese Weise in unentbehrliches Mittel der Orientirung und der Information über ie zur Diskussion gestellten Fragen in die Hand gegeben, welches owohl nach der historischen als nach der rechtlichen Seite den Standpunkt bezeichnet, von dem aus das Werk der heutigen Sklaven⸗ befreiung zu beurtheilen ist. Der erste Abschnitt der erwähnten Denkschrift giebt ein Résumé aller völkerrechtlichen, auf die Unter⸗ drückung des Stlavenhandels bezüglichen Verträge. Ihm folgen die Erklärungen aller seit 1815 abgehaltenen europäischen Kongresse Im dritten Kapitel ist eine vergleichende Studie der von den europäischen und den Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika zur Ausrottung des Menschenhandels abgeschlossenen Konventionen enthalten. Die wesentlichsten Kapitel derselben behandeln: 1) das Recht der Untersuchung der Schiffe; 2) den Ort, wohin das den zuständigen Behörden zu übergebende Sklavenschiff zu überführen ist; 3) die Be⸗ fugnisse der zuständigen richterlichen Behörde zur Konfiskation des Fahrzeuges; 4) die Beschlagnahme und Zerstörung des Fahr⸗ zeuges; 5) die Zahlung von Entschädigungsgeldern im Falle der Freisprechang; 6) die Befreiung der an Bord des Sklavenschiffs vorgefundenen Sklaven, und noch einige andere Punkte. Der vierte Hauptabschnitt ist den zwischen Groß⸗ britannien und den Staaten Afrikas und Asiens abgeschlossenen Kon⸗ ventionen gewidmet; der fünfte zählt die internationalen, von den verschiedenen afrikanischen und asiatischen Staaten aner⸗ kannten Verpflichtungen über die Ausrottung des Sklavenhandels zu Lande und die Aufhebung der Sklaverei auf. Die Staaten, die solche Verpflichtungen anerkennen, sind Egypten und die Türkei, Abessinien, Madagaskar, Mohilla und Anjouan, Zanzibar, Mascati, Tunis, Dahomey und verschiedene kleine Negerstaaten der Westküste von Afrika. In dem Schlußabschnitt werden die wichtigsten Gesetzesbestimmungen, welche die Türkei betreffs des Sklavenhandels erlassen hat, resümirt. 3 8 1 Der Professor des Strafrechts an der hiesigen Uni⸗ versität, Prins, welcher interimistisch die Funktionen des zur Disposition gestellten Chefs der Sicherheits⸗ behörde Gauthier de Rasse (vergl. Nr. 285 des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“) übernahm, wurde heute Morgen beim Betreten des Hörsaals von seinen Zuhörern mit Zischen und Pfeifen empfangen. Prins suchte den Lärm zu beschwichti⸗ gen und machte vorstellig, daß er als Inspektor der Gefäng⸗ nisse der interimistischen Uebernahme der Funktionen Gauthier’s

sich nicht habe entziehen können.

Türkei. Konstantinopel, 29. November. Die „Agence de Constantinople“ ist von berufener Seite er⸗ mächtigt, die Meldung der „‚Daily News“ von geheimen Verhandlungen Rußlands und der Türkei zum Zwecke des Abschlusses einer Allianz, welche Rußland eine Gebiets⸗ abtretung und gewisse pekuniäre Vortheile sichern solle, zu dementiren. Angesichts der neutralen Politik der Pforte könne von keinerlei Verhandlungen die Rede sein.

T. B.)

Servien. Belgrad, 29. November. (W. 8 In der heutigen Sitzung der Skupschtina wurde ein Gesetz⸗

entwurf, betreffkend die Neuorganisation des Heeres eingebracht.

daran ging, neue Vereinbarungen zur Ab⸗ u entwerfen, hat sie beschlossen, sich mit dem rechtlichet Akte zu heschäftigen, die auf Bekam teeekder 9 /18, . v △έ

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sich im Ganzen 67 Firmen, wovon eine Mehrzahl Eingaben

und Unvorhergesehenes 400 000 Fr., zusammen

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Der Gesandte der Vereinigten Staaten von Nord⸗Amerika in Bukarest, Snowden, welcher zugleich für Serbien beglau⸗ bigt ist, überreichte den Regenten heute sein Beglaubi⸗ gungsschreiben.

Amerika. New⸗York, 29. November. (W. T. B.) Ein Telegramm aus Rio de Janeiro meldet: Frankreich habe die Republik der Vereinigten Staaten von Bra⸗ filien anerkannt.

Australien. Ein Telegramm des „Reuter'schen Bureaus“ meldet aus Sydney, 26. November: Das Parlament von Neu⸗Südwales wurde heute von zouverneur, Lord Carington, eröffnet, der in seiner Rede erationsfrage berührte. „Die Verhältnisse,“ sagte der erneur, „haben jüngst Veranlassung gegeben für die Anregung einer Frage edlerer Natur als irgend eine, welche möglicherweise die Intelligenz der australischen Völker beschäftigen oder deren Patriotisms znfeuern kann, nämlich, daß die verschiedenen Kolonien Auftraliens sich zur Bildung einer mächtigen australischen Nation vereinigen. Die Re⸗

Bild

gierung hat Unterbandlungen mit den übrigen Kolonien angeknüpft bebufs baldiger Ergreifung dieses wichtigen Schrittes in dem nationalen Leben, und das Parlament wird sich freuen zu ver⸗ nehmen, daß, abgesehen von einigen Meinungkverschiedenheiten über den modus operandi, sich in sämmtlichen Kolonien die freundlichste Meigung für diesen großen Zweck bekundet. Die Geburt einer Nation sst eine Epoche, welche in der Folge ihres Gleichen nicht haben kann. und das in der Mutterkolonie erweckte Nationalgefühl ist ein sicheres Vorzeichen der erhabenen Zeit, welche sich in ihrem Geschicke nähert. Es ist jede Aussicht darauf vorhanden, daß die Kolonien über die vorläufigen Schritte, welche rathsam erscheinen dürften, sich herzlich ständigen werden, und es liegt kein Grund vor, daran zu zweifeln, in freier Zwischenverkehr zu einer patriotischen Vereinbarung

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Parlamentarische Nachrichten.

Die nächste Sitzung des Reichstages findet Montag, Dezember, Mittags 12 Uhr, statt; auf der Tages⸗ ordnung stehen: Fortsetzung der zweiten Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, fend die Abänderung des Bankgesetzes vom 14. März 1875, und athung des von dem Abg. Dr. Barth und Genossen ein⸗ ten Gesetzentwurfs, betreffend Abänderung der Gewerbeordnung „Juli 1883 (Beseitigung des obligatorischen Arbeitsbuchs für Bergarbeiter). (Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichstages befindet sich in der Ersten Beilage.)

Zeitungsstimmen.

Das Verhalten der freisinnigen Parteiführer in Reichstagsdebatten über kolonialpolitische Fragen giebt den Blättern fortwährend Stoff zu Be⸗ rachtungen. So schreibt die „Deutsche volkswirthschaft⸗ liche Correspondenz“:

„Tagelang dauert nun schon im Reichstage die Debatte über unsere kolonialpolitischen Unternehmungen, eine Debatte, deren Un⸗ kosten §r. Eugen Richter im Grunde genommen ganz allein trägt. Alles, was man an kolonialpolitischer Weisheit seit Monaten in der „Freisinnigen Zeitung“, dem Blatt des gedachten Parlamentariers, gelesen hat, wird ohne Gnade und Barmherzigkeit nochmals vor dem Reichstage mit der Miene stolzester Unfehlbarkeit

Stellt sich dann heraus, daß die Dinge bis zur Unkennt⸗

verrenkt werden mußten, um, in Richter'sche Beleuchtung ge⸗

die deutsche Kolonialpolitik verwerthet werden zu

festgestellt, daß Hr. Richter Dinge glaubt, die thatsäch⸗

1 ; ergiebt sich, daß die Richter'sche Bemängelung

hlos ist, dann kommt Hr. Bamberger und meint

z n 1s Hr. Richter sagte, sind ja doch „nur unschuldige

ndbemerkungen“.

Lägen aber die Dinge auch wirklich nur halb so schlimm, wie sie

dr. Richter darstellt, was sollte man von einem Parteiführer denken,

der als seine vornehmste Aufgabe betrachtet, alle die Schäden und

Mängel in unseren Kolonialunternehmungen vor dem Auslande auf⸗

nrdecen! Müßte man nicht auf den Argwohn verfallen, ein solch

Politiker verfolge die Absicht, das Ausland auf unsere Schwäch zufmerksam zu machen?

Nunr, offen gesagt, wir trauen Hrn. Richter solche

rict zu. Wir haben eine bessere Meinung von ihm als Andere. Wir

glan en vielmehr, daß er im Reichstage und in feiner „Freisinnigen

Zeitung“ die deutschen Kolonialunternehmungen und die Kolonial⸗

politik nur desbalb so heftig angreift und herabsetzt, damit das Aus⸗

land nicht mit argwöhnischen und neidischen Augen auf die Entwicke⸗

lorg der deutschen überseeischen Interessen blicken soll, damit es glaube

und in dem falschen Glanben sicher gemacht werde, daß unsere

lonialunternehmungen nichts, rein gar nichts werth seien und die

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Absichten

en daher ungestört von fremden Riralitäten sich desto freier und r entwickeln können

ollten wir uns aber in dieser Auffassung täuschen, sollte chter wirklich andere Absichten mit jenen Angriffen verbinden n

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um so schlimmer für ihn und für seine Partei, denn damit ich das deutsche Volk dann nicht zufrieden geben, daß ihm amberger sagt, eigentlich waren es ja „nur unschuldige Rand⸗ ungen“, die Hr. Richter zu Platz brachte.“

Zu dem gleichen Thema bemerkt die „Nationalliberale Correspondenz“: .Die Art, wie die deutschfreisinnige Partei unter Führung des drn. Richter in der diesmaligen Etatsberathung die auswärtige, ins⸗ besondere die koloniale Politik behandelt hat, wird im ganzen Lande denselben Unwillen erregen, den sie im Reichstage erregt hat. Man ist ja von dieser Seite viel gewohnt, aber ein solches Uebermaß von .. Schmähsucht und Gehässigkeit hat sich doch niemals amf einen Zeitraum von wenigen Stunden zusammengedrängt, ind das Schlimmste ist, daß die Partei sich gar nicht mehr schent, offenbare deutsche Interessen in der. unpatrio⸗ nschsten Weise zu gefährden und zu schädigen.. Alle anderen Deutschen betrachten es als die werthvollste Frucht der Herstellung der nationalen Einheit, daß der Deutsche im Ausland jetzt Schutz ind Recht findet; Hr. Bamberger aber erblickt darin eine Chimäre, ur die man das deutsche Geld nicht vergeuden dürfe. Die teutsche Witugesellschaft ferner wird heruntergerissen, obwohl sie ein reines Privatunternehmen ist, dem Reich noch keinen Pfennig zelostet hat und überdies auch gerade jetzt in Unterhandlungen steht, ich denen das Hineinzerren in die Oeffentlichkeit nur empfind⸗ nF. Schaden bringen kann. In jedem Parlament der Welt würde se Opposition so viel Takt und Patriotismus besitzen, schwebende Unterhandlungen nicht durch Dreinreden zu stören, zumal wenn sie br den Schaden hingewiesen wird, den sie damit anrichten kann... N. Richter arbeitet mit seiner parlamentarischen Thätigkeit den Wahlen offenbar sehr glücklich vor. Je länger er am Werk ist, um o größer wird die Zuversicht in allen Kreisen, die noch National⸗ gefühl und Patriotismus besitzen.“ z Selbst die „Weser⸗Zeitung“ ist mit der Haltung hrer Parteifreunde im Reichstage nicht zufrieden; so bemerkt sie: debo; tan wird nicht sagen können, daß Dr. Richter seine Kolonial⸗ ebatte glücklich geführt hat. Wenn man in diesem Augenblick eine

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Wäblerschaft über die deutschen Kolonien geändert haben, so würde man finden, daß Hr. Richter eine Einbuße erlitten hat. Das ist allein der äußeren Führung der Debatte und jenem Ueber⸗ eifer zuzuschreiben, der ihm schon so manchen Verlust eingebracht hat. Die Debatte verlief so daß das Publikum, dem die Einzelheiten rasch entschwinden, den Eindruck behalten wird, daß Richter von Graf Bismarck, Geh. Rath Krauel und Woermann in den Thatsachen gehörig abgeführt sei, und dazu tragen offenbare Irrthümer in manchen Einzelheiten ebenfalls bei. Wem die Ansichten des Publikums gleichgültig sind, der mag über solche Folgen spotten und sich auf seinen Gelehrtenstandpunkt beschränken, aber leider ist das durchaus unpolitisch In der Politik handelt es sich um Machtfragen, und wer die Macht vexitheilt, ist die Wählerschaft. Deshalb sollte man sich vor einer Exilirten⸗Stimmung hüten und nicht die Dinge so überscharf zuspitzen, daß sie der Wähler⸗ schaft unerträglich werden. Das gilt auch von dem Rath schlag des Abg. Barth. Südwest⸗Afrika so rasch wie möglich auf⸗ zugeben. Man mag im Lande herumziehen, so viel man will, so wird man doch verzweifelt wenig Leute finden, die dazu geneigt wären“

Statistik und Volkswirthschaft.

Kohlen bergbau.

Aus dem Düsseldorfer Kohlenrevier wird berichtet, daß dort nach Beendigung des Arbeiter⸗Ausstandes zunächst ein Arbeitermangel ein⸗ trat. V

8 Allmählich hat sich jedoch das Verhältniß wieder ausgegliche und bei gesteigerten Löhnen ist auch die Arbeitsleistung wieder erreich

Die Kohlenpreise sind wesentlic zum Theil bis 50 % gestiegen nd ziehen noch fortwährend an. Steigerung der blenprei ist die unvermeidliche der außer gewöhnlich Nachfrage, die sich auf ten der Verbr . Eisenbahnen, Industriellen selbst der Privaten, namentlich behufs Beschaffung eiserner Koh bestände, allerwärts geltend macht. Der Wegfall der Ueberschi und die größere Vorsicht in der Annahme neuer Arbeitsk haben andererseits eine raschere Zunahme Förderung hindert. Uebrigens muß ausdrücklich oben we um einer weitverbreiteten irrthümlichen Auff zu begeg di gegenwärtigen bohen Kohlenpreise vielfach nicht sowoh erkbesibern als den Händlern zu Gute kommen, da ein sehr großer Theil der Förderung von den Grubenverwaltungen bereits bis Mitte oder Ende 1890 zu sehr wesentlich niedrigeren Preisen verkauft ist. MMiit dem Stteigen der Kohlenpreise gebt das Bestreben Hand in Hand, das Bergwerks⸗Eigenthum zusammenzulegen, wobei jedoch die hierbei nothwendige Finanzirung eine bedenkliche Erscheinung in der Hinsicht biet daß die erhöhten Course der 2 werkspapiere dazu werden, den leitenden Kapital! erhebliche Gewinne zuzuführen. Diese Gewinne müssen nicht nu rückläufige Bewegund Folge haben, sondern können auch wieder zu einer Que eue ufried nheit und neuer F

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urch Agitatoren in Presse u

In der Generalvers Verbandes, welche am erstattete der Syndikus Dr. jur

jelefeld ttfand, resbericht, dem wir der Thätigkeit er 1 o wichtigen und einflußreichen arkassenwes 1 bver die Bestrebun⸗ gen des Deutj Sparkassen welche darauf gerichtet sind, eh von unten erauf aufzubauen, keines⸗ wegs als überflüsig oder bedeutungslos anzusehen seien In eine neue Phase der Entwickelung sei in jüngster Zeit die Frage der Postsparkassen getreten, nachdem der Brandenburgische Sparkassenverband in seiner Generalversammlung vom 17. August d. J. im Gegensatze zu der, hizherigen Haltung des Verbandes eine Reso⸗ lution angenommen hat: der Brandenburgische Sparkassentag halte es nicht für wünschenswerth, die Post in den Dienst der kommunalen Sparkassen zu stellen, vertraue vielmehr Selbstverwaltung, daß diese aus eigener Kraft das überwiesene Sparkassenwesen gedeihlich weiter fördern In Betreff des Reservefonds beschloß dieser Sparkassentag, halte die Ansammlung des Reservefonds in Höhe von 5 % für aus reichend, und es sei bei dem Herrn Minister des Innern dabin vor stellig zu werden, daß allgemein den Gemeinden gestattet werde, schon dann, wenn der Reservefonds der Sparkasse 5 % des Einlagekapitals erreicht habe, über die Ueberschüsse mit Genchmigung der Aufsichts behörde zu öffentlichen Zwecken zu verfügen. ie Sorgen in Betreff des Zinsfußes haben sich im abgelaufenen Jahre gegen das Vorjahr nicht vermindert. % Zinsfuß für Kommunal⸗ und Staatepapiere hat verallgemeinert, und der Cours diese Papiecre beim Ankaufe für Sparkassen eine 3 ½ % Verzinsung Anlagekapitals nicht, da die Course bis 104, ja 105 gestiegen waren. Es sei geradezu un⸗ erklärlich, daß gegen die Herabsetzung des Zinsfußes der Einlagen bei dieser Sachlage noch Bedenken laut werden können. Die Herausgabe der Sparkassen⸗Gesetzgebung Deutschlands hoffe Redner bis

Mitte nächsten Jahres zu beenden. Die Königreiche seien fertig; die größeren Kleinstaaten haben zum Theil ganz vortreffliche Einrichtungen, z. B. Baden, welche dann folgen; die kleineren haben nur wenig selbständige Vorschriften, welche sich bald anschließen werden bezw.

zusammengefaßt werden können.

Wohlfahrtseinrichtungen.

Die Arbeiterkolonie bei Sayda und die Verpflegungsstationen in den verschiedenen Orten des Regierungsbezirks Merseburg be⸗ währen sich, wie von dort berichtet wird, nach wie vor. Klagen über Be⸗ lästigung durch die Vagabondage werden nicht mehr laut. Das in mehreren Kreisen erlassene Verbot der Verabreichung von Gaben hat zu deren Unterdrückung wirksam beigetragen.

In Halle wird außer den bereits vorhandenen zwei Volks⸗ kaffeehallen jetzt noch eine dritte von dem Verein für Volkswohl gebaut. Daselbst wird von Privatunternehmern ein Volksspeise⸗ haus im großen Maßstabe mit Lesezimmern ꝛc. errichtett.

Kunst und Wissenschaft.

Die St. Petersburger Zeitungen bringen, wie „W. T. B.“ meldet, aus Anlaß des bheutigen sechzigsten Geburtstages Anton Rubinstein’s, der an diesem Tage zugleich das Jubiläum seiner fünfzigjährigen künstlerischen Thätigkeit begeht, sympathische Festartikel. Zur Feier des Tages finden mehrere Concerte und musikalische Veranstaltungen statt.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Das Ergebniß der diesjährigen Ernte war im Regierungsbezirk Breslau im Allgemeinen unbefrie igend und blieb in verschiedenen Kreisen des Bezirks hinter einer Mittel⸗ ernte zurück. Die Qualität der Halmfrüchte, namentlich des Roggens, war durchweg gering. Die Kartoffelernte verspricht zwar einen reichen Ertrag, doch hat die Kartoffelfäule in Folge andauernden Regens im Eeptember große Ausdehnung gewonnen; in den niedrigeren Böden schwammen sogar noch Anfangs Oktober die Kartoffelfelder im Wasser und konnten nicht abgeerntet werden.

Raps ist gänzlich mißrathen. Die Heu⸗ und Klecernte war reich⸗ lich, Flachs meist befriedigend, der Ertrag der Hülsenfrüchte nur

wie sich seit drei Tagen die Ansichten der

piühg. Die Obsternte war gering, Birnen waren fast gar nicht vor⸗ en.

Der Strohmangel hat sich in einzelnen Kreisen in seit vielen Jahren nicht dagewesenem Umfange gezeigt.

Der für die Landwirthschaft höchst ungünstige Verlauf des Sommers mit seinen zahlreichen Niederschlägen hat leider auch schon die Hoffnungen fürs nächste Jahr wegen der Herbstbestellungen, die zu spät in Angriff genommen werden konnten, herabgemindert

„Bei der Schwierigkeit, von den durchknäßten Aeckern die Rüben abzufahren, waren die Zuckerfabriken, welche die Campagne bereits begonnen hatten, genöthigt, den Betrieb wegen Mangels an zu ver⸗

arbeitendem Rohmaterial wieder einzustellen Insektenfraß.

Wie aus Düsseldorf geschrieben wird, hatte das massenhafte Auf⸗ treten von Insekten aller Art im Frübjahre große Befürchtungen vor namhaften Beschädigungen der Waldbestände hervorgerufen. Glücklicher⸗ weise sind indessen die Schäden nicht in dem Maße eingetreten, wie erwartet wurde. Namentlich ist ein nach dem starken Schwärmen des Kiefernspanners im zbezi Alpen Oberförsterei Fanten in Aussicht stehender Fraß des Spanners nicht eingetreten, sol z öffen steht 1 die im ver⸗ gangenen Jahre f stände sich wieder s selben vermieden werden kann. warden ist der von der zweiten Gen fürchtete große Schaden nicht in dem e Insekt vielfach unter dem Einflusse der n August gelitten hat. Nur der Rüsselkäfer großen Schaden angerichtet und sind ihm besonders Folge des anhaltenden Hochwassers kränkelnden Bestän gefallen. Es ist die Beobachtung gemacht worden, daß Viminalis⸗Bestände von Insekten stark befallen werden Ampgdalina⸗Arten weniger von denselben zu leiden haben.

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ein Krankbeitsfall

Stockholm, 25. November. (F.) im Kirchspiel Hammarby, wo in diesem J zweimal ausgebrochen, zuletzt im Juni und al getödtet wurden, ist jetzt, nachdem sei auf dem Gute noch in der Umgeg

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lautet: Am Sonntag, ; Montag 2.: „Schlechte Rasse“; Dien⸗ Mittwoch, 4.: „Schlechte Rasse“; Donner⸗ Freitag, 6: 14. Abonnements⸗Vorstellung: onnabend, 7.: „König Lear“; Sonntag, 8.:

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laufende Woche lautet: Am Sonn

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Das Repertoire für „Die Ehre“, Montag: Mittwoch: „Die Ehre’“, : Fall Clémenceau“, Sonnabend: „Die E

Wallner⸗Theater.

Gestern Abend gelangte ein Schwank von G. von Moser und O. Girndt „Nervös“ zur ersten Aufführung und erfreute sich einer recht freundlichen Aufnahme. Das harmlose Stück bietet weder Neues in der Erfindung der Fabel oder in der Charakterzeichnung, noch Ueberraschungen in der scenischen Verknüpfung. Es sind längst bekannte Figuren, die da vor uns erscheinen, und auch die Moral der Handlung ruft Erinnerungen an früher Aufgeführtes wach, aber dennoch unterscheidet sich die Nopität vortheilhaft von der vor einigen Tagen abgelehnten französischen Posse durch den bei aller Derbheit der Sprache anständigeren Ton und das ungekünstelte Benehmen der handelnd auftretenden Personen.

Eiin junger Mann will sich die Tochter eines Jugendfreundes seines Vaters, des Rentiers Hempel, die vielleicht seine Gattin werden soll, incognito ansehen. Zu gleicher Zeit taucht ein Reisender auf, welcher den unglücklichen Namen „Ochs“ führt und gleichfalls unter falscher Flagge segelt. Durch die Verwechselung dieser beiden Per⸗