1889 / 291 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Thu, 05 Dec 1889 18:00:01 GMT) scan diff

r Publikation gebracht worden ist. Sowohl bei der Budgetdebatte, wie bei der Kommissionsberathung des Sozialistengesetzes haben auf meine Aeußerungen die Ver⸗ treter der Regierung absolut geschwiegen, obwohl sie doch wenigstens wußten, wie die Sache äußerlich lag; und ich habe Ursache, anzunehmen, daß die Resultate der Unter⸗ suchungen aus den Provinzialinstanzen im September bereits eingegangen sind. Ich bin mit dem Herrn Staatssekretär ein⸗ verstanden, daß in dieser Sache mit großer Ruhe und Vorsicht vorgegangen werden muß, aber das „festina lente“ geht nicht, wenn die Ereignisse mit Gewalt drängen. Alle mir zugehenden Nachrichten lauten dahin, daß die Aufregung in den betreffenden Bezirken ganz außerordentlich groß ist und daß namentlich in dieser Woche eine wichtige Entscheidung bevorsteht. Wenn bis zum Sonntag nicht eine Einigung bezüglich der Sperre her⸗ beigeführt ist, ist das Aeußerste zu befürchten. Hier hätte ich auch von Hrn. Hammacher etwas zu hören gewünscht, denn das ist der brennende Punkt. Die Arbeiter haben bis jetzt eine durchaus friedfertige Gesinnung gezeigt und eine Kommission zu Verhandlungen mit den Grubenleitern einge⸗ setzt. Nun erzählt man sich ich will hoffen, daß es nicht wahr ist —, daß diese auf die Verhandlungen nicht eingehen wollen. Wollen sie das wirklich nicht, so wird das, was kommt, sie allein treffen. Ein langsamer Gang ist hier nicht angebracht, und wenn ich etwas in der Regierung zu sagen hätte, hätte ich längst eine Spezialkommission dorthin ge⸗ schickt, die mit den Bergbauverhältnissen vertraut ist. Die gewöhnlichen Bureaukraten sind es nicht. Ich bedauere, daß gegenwärtig stattfindende andere Versammlungen die schwache Besetzung des Reichstages verursachen. Wir haben in der bisherigen Session keinen Gegenstand behandelt, der auch nur entfernt die Wichtigkeit des vorliegen⸗ den erreicht. Ich kann nicht umhin zu sagen, wie ich es beklage, daß das gleichzeitige Tagen vieler anderer Ver⸗ sammlungen es herbeigeführt hat, daß in diesem wich⸗ tigen Moment der Reichstag selbst so wenig besetzt ist. Die Herren vom Centrum werden sich zu fragen haben, ob sie ihrer Pflicht nachgekommen sind. Aber sind denn die Nationalliberalen da? Das gleichzeitige Tagen der Pro⸗ vinzial⸗Landtage ist nachgerade unerträglich. Im Anfange hat die Regierung, das Reichskanzleramt an der Spitze, mit Gewalt darauf gedrungen, daß ein gleichzeitiges Tagen der verschie⸗ densten Versammlungen nicht stattfinden dürfe. Wir selbst haben hier verhandelt, wann der Reichstag, wann die Einzel⸗Landtage berufen werden sollten. Jetzt verfährt jede Regierung nach Belieben und der Reichstag mag sehen, wie er fertig wird, und wenn wir nicht zahlreicher und fleißiger hier sind, werden wir unser ganzes Ansehen verlieren. Die Regierungen müssen Maß halten mit den Vorlagen und den Reichstag zur rechten Feit berufen. Wer an Ort und Stelle die Dinge im Kohlen⸗ revier gesehen hat, wie ich in diesem Herbst, wer Angesichts von 6—7000 erregten Arbeitern der Bergwerke gesprochen hat, der begreift nicht, wie man anderswo die Hände in den Schooß legen kann. Unsere Erörterungen hier werden eher beruhigend, als aufreizend auf die Arbeiter wirken; sie werden erkennen, daß die Worte des Kaisers nicht vergessen sind. Man behauptet, der Kausal⸗ nexus jener Bewegung sei sehr schwer aufzufinden, und doch macht man die Centrumspresse verantwortlich. Hr. Kleine hat übrigens gestern in einer Aufregung gesprochen, die ich nicht begreifen kann. Die von ihm verlesenen Zeitungsartikel beweisen aber nichts. Hr. Kleine wird vielleicht auch noch, ebenso wie die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung“, eine Be⸗ richtigung eintreten lassen müssen. Der bekannte große Rechtsschutzverein der Bergarbeiter hat eine Reihe von Vor⸗ schlägen zur Abstellung von Mißständen gemacht. Es wäre für die Sache sehr förderlich gewesen, wenn uns die Herren Kleine und Hammacher gesagt hätten, ob diese Vorschläge brauchbar sind oder nicht. Zunächst muß die Sperre beseitigt werden, damit einige Ruhe in die Gemüther wiederkehrt. Möge die Regierung das Ihrige dazu thun! (Ruf links: Reichstagskommission!) Daran finde ich keinen großen Gefallen bei der Zerklüftung der Par⸗ teien; dagegen könnten sehr wohl Reichstagsmitglieder die Re⸗ gierung bei ihren Informationen unterstützen. Eine gesetzliche Regelung der Verhältnisse wird nicht zu umgehen sein, wenn die Unternehmer die dargebotene Hand der Arbeiter fortgesetzt zurückweisen. Auf die Schrift des Dr. Natorp lege ich kein Gevwicht, sie ist eine einseitige Parteischrif, und vor Allem hervorgegangen aus der Brust eines eifrigen Kultur⸗ kämpfers. Bezeichnend ist nur, daß auch Hr. Hammacher die Centrumspartei gleichsam abgeschält hat von den übrigen Fraktionen. Staatserhaltend sind wir ja freilich nicht, aber wir sind doch sozusagen noch nicht expatriirte Mitglieder der menschlichen Gesellschaft und auch des Deutschen Reichs. Aber eine solche Gegenüberstellung des Centrums und der übrigen Parteien ist bei dieser Sache am wenigsten angebracht. Viel lieber war mir die Mahnung, daß wir Alle hier zu⸗ sammenwirken, damit die Sache in Ruhe verläuft. Ich habe neben Hrn. Hammacher dazu vielleicht das Meiste beigetragen, aber auch verschiedene meiner Fraktionsgenossen. Er hat in dieser Sache eine der eingehendsten und erfolgreichsten Reden gehalten: Hrn. Dr. Franz verdanken wir es, daß die Bewegung in Schlesien so rasch zu Ende gegangen ist. In Schlesien haben solche Streitigkeiten wie über die Ausschließung der Arbeiter nicht stattgefunden. Wir können nur hoffen, daß es in Westfalen bald so gut gehen wird wie in Schlesien. Es ist mir absolut unbegreiflich, wie Dr. Natorp noch am 7. November in einem Erlaß vor der Annahme solcher Bergarbeiter hat warnen können, die möglicherweise früher etwas Verfängliches gethan haben. Es konnte nur die Strikebewegung gemeint sein. Sorgen Sie, daß die Unbill gut gemacht wird, daß die Leute n der Ausübung der Wahlen nicht ferner belästigt werden, daß sie ihren religiösen Bedürfnissen voll Rechnung tragen können, geben Sie ihnen die Orden zurück, ohne an den Ordensstatuten herumzutüfteln. War die Unzufriedenheit groß, so haben Sie diese Unzufriedenheit durch Ihre Maß⸗ regeln im Kulturkampf auf den Siedepunkt gebracht. Mögen die Arbeitgeber den Leuten soweit wie irgend nöglich entgegenkommen. Die Arbeiter aber fordere

ch von dieser Stelle auf, doch jeden Gedanken an irgend welche Gewaltthat, jeden Gedanken an eine Strikebewegung fahren zu lassen, es könnte ihnen das nur schaden. Man würde sie gewaltsam zur Ordnung bringen, und alles Erreichte würde wieder verloren gehen. Vergessen die Arbeiter nicht: Wer das Schwert braucht, wird durch das Schwert umkommen. Allerdings gehört diese Sache formell ins. preußische Ab⸗ geordnetenhaus, aber kein Mensch würde es begriffen haben, daß ein Deutscher Reichstag versammelt ist und diese wichtigste Frage durchaus unerwähnt gelassen hätte. Meine Herren

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vom Bundesrath, dies ist die wichtigste Sache, welche wahr⸗ scheinlich in diesen und in den nächsten Jahren hier zur Ver⸗ handlung gelangt.

Abg. Dr. Haarmann: Der Abg. Stötzel hat dadurch die Ausführungen der Centrumspresse abzuschwächen gesucht, daß er sagt, sie habe ja auch zum Frieden gerathen. Das beweist garnichts. Antonius reizte die römischen Bürger gegen Brutus und Cassius auf und erreichte seinen Zweck, trotzdem er wieder⸗ holt betheuerte: Und Brutus ist ein ehrenwerther Mann, und ehrenwerthe Leute sind sie alle. Mit den Ausführungen des Hrn. Franz kann ich mich im großen Ganzen wohl einver⸗ standen erklären, wenn er nur nicht den Versuch gemacht hätte, die Grubenb sitzer in Westfalen als die bösen Buben und die in Schlesien als die unschuldigen Kindlein hinzu⸗ stellen. In Westfalen ist man der entgegengesetzten Ansicht. Ich war Anfangs dafür, daß eine Diskussion über diese Sache erst nach Abschluß der amtlichen Erhebungen stattfinden möchte, weil ich fürchtete, die sozialdemokratische Fraktion möchte die Sache in einer den Frieden des westfälischen Kohlenreviers gefährdenden Weise mißbrauchen. Die Ausführungen Frohme’s haben mich vollständig beruhigt. Ich wünsche seiner Rede die weiteste Verbreitung. Er überhebt mit seinen kolossalen Uebertreibungen, mit seinen Verdächtigungen der Beamten die staatserhaltenden Parteien, zu denen ich auch das Centrum rechne, der Mühe, den Arbeitern die Augen zu öffnen über die Gemeingefährlichkeit der Sozialdemokratie. Wenn Hr. Frohme einen Beamten erwähnt hat, der einem Arbeiter gesagt haben soll, „geh' kaput oder sieh, wo du andere Arbeit findest“, so fordere ich ihn auf, den Namen dieses Beamten zu nennen. So lange dies nicht geschieht, kann ich seiner Mittheilung keinen Glauben schenken. Ich halte keinen Beamten eines solchen abscheulichen Verhaltens für fähig. Was die von dem Abg. Schmidt behauptete mißächtliche Behandlung der Arbeiter betrifft, so bestreite ich, daß es beim Bergbau schlechter aus⸗ sieht, wie bei anderen Betriebsverwaltungen. In Bezug auf die Wahlbeeinflussungen der Arbeiter hat der Abg. Stötzel im vorigen Jahre bei der Prüfung meiner Wahl erklärt, er sei bereit, eine ganze Liste von beeinflußten Bergarbeitern im Kreise Bochum zu beschaffen. Ich habe ihn brieflich ersucht, mir diese Liste zukommen zu lassen, damit ich meinen Einfluß bei den Arbeitern geltend machen und ähnliche beklagenswerthe Vorkommnisse für die Zukunft verhüten könnte. Bis heute bin ich ohne Antwort geblieben. Ich überlasse es Ihnen, die nöthigen Schlüsse daraus zu ziehen. Hr. Schmidt tadelte es namentlich, daß die Arbeiter zu Ueberschichten gezwungen würden. Ich gebe zu, daß man sich im westfälischen Kohlenrevier in dieser Beziehung eine größere Einschränknung hätte auferlegen müssen, aber die Arbeiter haben selbst die Ueberschichten gewollt. Es wäre eine Errungenschaft des Strikes, wenn in Zukunft keine Ueber⸗ schichten mehr stattfinden. Die Lohnfrage ist keine brennende mehr. Auch ohne Strike wäre eine Erhöhung der Löhne wegen der Aufbesserung der Geschäfte nicht ausgeblieben. Was die Grubenbesitzer veranlaßt hat, nicht mit den Arbeitern zu verhandeln, weiß ich nicht. Vielleicht wollten sie keine Schwäche zeigen, welche zu einer Fortsetzung des Kampfes und zu neuen Forderungen ermuthigte. Ich persönlich halte eine perfönliche Annäherung der Arbeitgeber an die Arbeiter für geboten. Den Antrag Barth bitte ich Sie abzulehnen. Allerdings be⸗ steht für die Bergarbeiter ein Ausnahmerecht, aber nicht zu ihren Ungunsten, socsndern zu ihren Gunsten. Man würde den Arbeitgebern und Akbeitern einen schlechten Dienst erweisen, wenn man in Zukunft die Verpflichtung der Betriebsverwalter bei der Anstellung der Bergarbeiter, sich über ihre Qualifika⸗ tion und ihre bisherige Thätigkeit in diesem gefahrvollen Beruf zu vergewissern, aufgäbe. Für den Antrag ist keine Petition beim Reichstage eingegangen, und in den letzthin stattgefundenen zahlreichen Bergarbeiterversammlungen hat sich Niemand für den Antrag ausgesprochen. Sollte die Enquete ergeben haben, daß Mißbräuche mit den Abkehrscheinen vor⸗ kommen, so werden die Behörden sicherlich Alles daransetzen, um solche Mißbräuche für die Zukunft unmöglich zu machen. Der Abg. Schmidt stützt sich für seine Behauptung, daß die Grubenbesitzer nach wie vor die Abkehrscheine kenntlich machen werden, auf eine Notiz in der „Rheinisch⸗Westfälischen Zeitung“. Das ist aus der Notiz nicht herauszulesen, und die Gruben⸗ besitzer werden Alles vermeiden, was bezüglich der Abkehr⸗ scheine bei den Bergleuten Anstoß erregen könnte. Der Vor⸗ stand des Vereins für die bergbaulichen Interessen in Rhein⸗ land und Westfalen hat am 18. Mai ja das Versprechen ge⸗ geben, den Mißbräuchen mit dem Abkehrschein entgegenzutreten. Dieses Versprechen zu erfüllen, ist die Pflicht der Arbeitgeber, und wer nicht so handelt, ladet eine schwere Verantwortung auf sich. Ich zweifle nicht, daß sie sich dieser Aufgabe vollauf bewußt sind, so lange mir nicht unumstößliche Beweise des Gegentheils gegeben werden.

Eiin Schlußantrag wird angenommen. Während der Ab⸗ stimmung über denselben meldet sich Abg. Singer zur Ge⸗ schäftsordnung.

Abg. Singer: Ich hatte mich schon vor der Abstimmung zum Wort zur Geschäftsordnung gemeldet. Ich bezweifle die Beschlußfähigkeit des Hauses, da mir durch den Schluß der Diskussion die Widerlegung der gegen meine Partei ge⸗ richteten Angriffe unmöglich gemacht wird.

Präsident von Levetzow: Ich habe den Schluß bereits proklamirt. Der Abg. Singer hat sich erst während der Ab⸗ stimmung zum Wort gemeldet; ich bedauere daher, dem Zweifel an die Beschlußfähigkeit nicht Folge geben zu können.

Abg. Schmidt (persönlich): Der Abg. Hammacher be⸗ hauptet, er sei sofort zu den Verhandlungen mit den Berg⸗ arbeitern hier bereit gewesen. Ich habe das Gegentheil auch nicht behauptet, aber vorher, ehe die Verhandlungen begonnen hatten, bezweifelte er, daß sie einen Zweck hätten. Nach Be⸗ ginn der Verhandlungen war er allerdings auf abermalige Aufforderung des Abg. Baumbach sofort bereit. Vielleicht be⸗ stätigt auch der Abg. Hammacher, daß wir in dieser Angelegen⸗ heit keine Parteisache erblickt haben. Der Abg. Hammacher beklagt sich ferner über die Erniedrigung und falsche Beur⸗ theilung der Grubenbeamten, die gestern hier erfolgt sei. Vielleicht wird er mir bestätigen, daß er mich dabei nicht ge⸗ meint hat.

Abg. Dr. Hammacher: Ich bestätige gern, daß meine Zurück⸗ weisung eines gestern erfolgten sehr heftigen und unberech⸗ tigten Angriffs auf die Bergwerksbeamten sich nicht auf die Rede des Abg. Schmidt bezog. Ich bestätige ferner die Loyalität der Mitwirkung der Hrn. Baumbach und Schmidt bei den Verhandlungen mit der Bergarbeiterdeputation und namentlich auch das, daß sie sich hierbei von keinen partei⸗ politischen Gesichtspunkten haben leiten lassen.

Abg. Letocha (zur Geschäftsordnung): Ich konstatire,

daß ich, obwohl ich mich gestern und heute sum Wort ge⸗ meldet hatte, durch den Schluß nicht zu Wote gekommen 1nn. dadurch verhindert bin, die oberschlesischen Zustände zu schildern. -

Als dem Abg. Baumbach das Schlußwort rtheilt wird entsteht im Hause Unruhe. 8

Abg. Dr. Baumbach: Sie werden doch gestattn, daß, nach⸗ dem zwei Tage lang über unseren Antrag verhatdelt ist, wir auch noch ein Wort dazu sprechen. Daß durch uneren Antrag der große Kohlenstrike überhaupt hier zur Sprach gekommen ist, kann unsere Partei als ein Verdienst für sich n Anspruch nehmen. Die Art und Weise, wie wir für den Antrag ein⸗ getreten sind, schließt den Vorwurf aus, als ob es sich für uns nicht um den Frieden zwischen Arbeitgebern um Arbeitern handle. Nach einer mir eben zugegangenen Doeesche wird am nächsten Sonnabend in Bochum eine große Vesammlung

Strikes und zur Beseitigung der Sperrinaßregeln Stellung nehmen werden. Ich bedauere, daß hier im Reichsage keine Mißbilligung der Sperrmaßregel erfolgt ist.

Ich widerspreche der Behauptung, daß mit dem Antrage der Zweck nicht erreicht werde. Es ist ein Irrtlum der Hrn. Leuschner und Haarmann, daß die Grubenbesiter nur auf Verlangen den Arbeitern ein Zeugniß über ihre Führung im Abkehrschein ertheilen können; ebenso wie sie auf Velangen dazu verpflichtet sind, sind sie nach dem Gesetze auch bevchtigt, ein solches Zeugniß auszustellen, wie es auch vielfach geshehen ist. Der Einwand gegen unseren Antrag, daß er vo: den preußischen Landtag gehöre, ist einfach dadurch zu besetigen, daß wir hinzufügen, die entgegenstehenden Bestimmingen der Landesgesetzgebung sind aufgehoben. Daß der Abehr⸗ schein mit Rücksicht auf den gefährlichen Betrieb oth⸗ wendig sei, ist unzutreffend; die Vorschrift hängt vielnehr mit dem Knappschaftswesen zusammen. Im Interesse der Sicherheit müßte man die Legitimation von dem neu in⸗ tretenden Arbeiter verlangen, nicht aber von dem, der im Bergwerk schon thätig gewesen. Daß die Arbeitsbücher zu ominösen Zeichen für die Arbeitgeber mißbraucht werden, gäht auch aus den Verhandlungen mit den Vertretern der Arbät⸗ geber hervor, die für die Abstellung der Mißbräuche sorgen zu wollen erklärten. Ist die Sperrmaßregel eine Rechtfertigung des Vertrauens, das die Herren Grubenbesitzer damals für sich verlangten? Dieselbe widerspricht auch der Zusicherung, daß den Arbeitern keinerlei Nachtheile wegen ihrer Be⸗ theiligung am Strike entstehen sollten. Gerade die drei Bergarbeiter der Kaiser⸗Deputation sind ent⸗ lassen worden. Arbeiterausschüsse sind sowohl im In⸗ teresse der Arbeitgeber wie der Arbeiter. Diese Art der Organisation wäre eine Gelegenheit, den Arbeitern zu zeigen, daß sie gleichberechtigt mit den Arbeitgebern behandelt werden sollen und werden. Die persönliche Behandlung der Arbeiter, die skandalöse Wahlbeeinflussung u. s. w. müssen zu der elementaren Explosion wie wir sie im Frühjahr erlebt haben, führen. Zur Vermeidung solcher Vorkommnisse schlagen Sie Bestrafung des Kontraktbruchs u. s. w. vor, wir dagegen Einigungsämter, freie Koalition der Arbeiter, vor allen Dingen freie Wahl der Arbeiter. G“ 1

stattfinden, in welcher die Bergleute zur Verhüung jnes au der Feld⸗Artillerie⸗Kaserne in Karlsruhe, zur Unterbring

Damit schließt die erste Berathung.

Die zweite Berathung des Antrages wird ohne vorherige Kommissionsberathung im Plenum stattfinden

Schluß nach 5 Uhr.

Es liegen nunmehr die Anträge der Budgetkom⸗ mission zu den Etats für die Verwaltung des Reichsheeres vor. Sie gehen dahin, die einzelnen Titel und Kapitel der Etats für die Verwaltung des Reichsheeres für Preußen ꝛc., Sachsen und Württemberg mit Ausnahme der untenstehenden Etatspositionen, sämmtlich mit den bei den einzelnen Titeln in Ansatz gebrachten Summen und unter den gebrauchten Bezeichnungen unverändert zu bewilligen, sowie zu den folgenden Etatspositionen folgende Be⸗ schlüsse zu fassen:

Bei den fortdauernden Ausgaben: Kapitel 25, Natural⸗ verpflegung: a. für Preußen ꝛc.: Titel 4, „Brod⸗ und Fourage⸗ verpflegung ꝛc.“, der in Ansatz gebrachten Summe 1 946 070 zuzu⸗ setzen, mithin statt 51 289 993 = 53 236 023 zu bewilligen; b. für Sachsen: Titel 4, „Brod⸗ und Fourageverpflegung ꝛc.“, der in Ansatz gebrachten Summe 255 448 zuzusetzen, mithin statt 4 336 527 = 4 591 975 zu bewilligen; c. für Württemberg: Titel 4, „Brod⸗ und Fourageverpflegung ꝛc.“, der in Ansatz gebrachten Summe 59 842 zuzusetzen, mithin statt 2 700 320 = 2 760 162 zu bewilligen.

Bei den einmaligen Ausgaben. Kapitel 5, a. Ordent⸗ licher Etat.

1) Preußen ꝛc. Titel 9, „Neubau eines Körner⸗ bezw. Mehl⸗ magazins in Magdeburg, voller Bedarf = 141 800 ℳ“, zu streichen. Titel 10, „Neubau von Magazin⸗Gebäuden in Gleiwitz, erste Rate (zum Grunderwerb und zur Entwurfsbearbeitung) = 14 500 ℳ“, zu streichen Titel 12, „Neubau von Magazin⸗Gebäuden in Hanau, erste Rate (zum Grunderwerb und zur Entwurfsbearbeitung) = 7300 ℳ“, zu streichen. Titel 13, „Für Entwurfsbearbeitung, Grunderwerb und Herstellung der dringendsten Magazin⸗ ꝛc. Änlagen in Folge der Formirung zweier Armee⸗Corps“, von der in Ansatz ge⸗ brachten Summe 200 000 abzusetzen, mithin statt 700 000 nur 500 000 zu bewilligen. Titel 16, „Neubau einer Konservenfabrik in Spandau, erste Rate (zugleich Baurate)“, von der in Ansatz ge⸗ brachten Summe 100 000 abzusetzen, mithin statt 600 000 nur 500 000 zu bewilligen. Tit. 37, „Neubau einer Kaserne nebst Zubehör und Ausstattungsergänzung für ein Regiment Infanterie in Stettin, dritte Rate“, von der in Ansatz gebrachten Summe 234 000 abzusetzen, mithin statt 734 000 nur 500 000 zu bewilligen. Titel 41, „Neubau und Ausstattungsergänzung einer Kaserne nebst Zubehör für drei Escadrons in Stolp, erste Rate (für Grunderwerb und Entwurf) = 20 000 ℳ“, zu streichen. Titel 42, „Neubau eines Feldfahrzeugschuppens in Frankfurt a. O., erste Rate (für Grund⸗ erwerb und Entwurf) = 43 000 ℳ“, zu streichen. Titel 43, „Neubau und Ausstattungsergänzung einer Militär⸗Arrestanstalt in Erfurt, erste Rate (ngleich Baurate) = 70 000 ℳ“, zu streichen. Titel 45, „Er⸗ weiterungsbau des Garnisonverwaltungs⸗Dienstgebäudes (Vorder⸗ gebäude der St. Adalberts⸗Kaserne) in Posen, voller Bedarf = 41 000 ℳ“, zu streichen. Titel 49, „Neubau einer Kaserne nebst Zubehör und Ausstattungsergänzung für eine Abtheilung Feld⸗Artillerie in Neisse, erste Rate (für Grunderwerb und Entwurf) = 110 000 ℳ, zu streichen. Titel 50, „Neubau und Auͤsstattung einer Kaserne für ein Bataillon Infanterie in Oppeln, erste Rate (für Grund⸗ erwerb und Entwurf) = 30 000 ℳ“, zu streichen. Titel 51, „Neu⸗ bau einer Kaserne nebst Zubehör für eine Escadron in Düsseldorf, zweite Rate (erste Baurate) = 197 000 ℳ“, zu streichen. Titel 55, „Neubau eines Bureaugebäudes für das General⸗Kommando des VIII. Armee⸗Corps in Koblenz, voller Bedarf = 59 000 ℳ“, zu streichen. Titel 59, „Neubau einer Garnison⸗Arrestanstalt in Saar⸗ brücken, erste Rate (für Grunderwerb und Entwurf) = 35 500 ℳ, zu streichen. Titel 60, „Erweiterung der Infanterie⸗Kaserne ꝛc. in Blankenburg ꝛc. = 8000 ℳ“, zu streichen. Titel 64, „Neubau einer

Infanterie⸗Kaserne ꝛc. in Osnabrück ꝛc. = 35 000 ℳ“. zu streichen.

Titel 65, „Neubau einer Kavallerie⸗Kaserne ꝛc, in Darmstadt“, von der in Ansatz gebrachten Summe 500 000 abzusetzen, mithin statt 844 000 nur 344 000 zu bewilligen und statt „letzte Rate“ zu setzen: „dritte Rate“. Titel 66, „Erweiterungsbau der Artillerie⸗ Kaserne ꝛc in Darmstadt“, von der in Ansatz gebrachten Summe 335 000 abzusetzen, mithin statt 485 000 nur 150 000 zu bewilligen, und statt der Worte: „(für Grunderwerb, Entwurf und Baubeginn)“ zu setzen: „(für Grunderwerb und Entwurf)“. Titel 67, Neubau einer Kaserne ꝛc. für eine Abtheilung Feld⸗Artillerie ꝛc. in Mainz“, von der in Ansatz gebrachten Summe 127 400 abzusetzen, mithin statt 477 400 nur 350 000 zu bewilligen, und statt: „letzte Rate“ zu setzen: „dritte Rate“. Titel 71, „Neubau einer Kavalleriekaserne ꝛc. in Karlsruhe“, von der in Ansatz gebrachten Summe 310 900 abzusetzen, mithin statt 610 900 nur 300 000 zu bewilligen. Titel 72 wie folgt zu bewilligen: „Neubau einer Kaserne nebst Zubehör und Ausstattungsergänzung für ein Regiment Infanterie in Karlsruhe, erste Rate (für Entwurfsbearbeitung) = 15 000 ℳ“, mithin 512 600 abzusetzen. Titel 73, „Erweiterungs⸗ Artillerieverstcrküͤng. erst? Rate Cfür Entrhukfsbearbeisung= 8009 %“, zu streichen. Titel 81, wie folgt, zu bewilligen: „Zur Er⸗ weiterung des vorhandenen Exerzirplatzes bei Allenstein 206 000 ℳ“, mithin die Positionen „2. bis 7.“ zu streichen und 444 500 abzusetzen. Titel 84, „Zur Erweiterung der vorhandenen Baracken⸗ lager ꝛc.“, von der in Ansatz gebrachten Summe 500 000 abzu⸗ setzen, mithin statt 722 500 nur 222 500 zu bewilligen und statt: „voller Bedarf“ zu setzen: „erste Rate“. Titel 88, Neubau und Ausstattung eines Garnison⸗Lazareths in Potsdam ꝛc.“, von der in Ansatz gebrachten Summe 100 000 abzusetzen, mithin statt 300 000 nur 200 000 zu bewilligen. Titel 94, Neubau und Ausstattungsergänzung eines Garnison⸗Lazareths in Inowrazlaw ꝛc.“, von der in Ansatz ge⸗ brachten Summe 50 000 abzusetzen, mithin statt 100 000 nur 50 000 zu bewilligen. Titel 103, „Neueinrichtung eines Train⸗ depots in Danzig ꝛc.“, statt der in Ansatz gebrachten Summe von 800 000 nur 550 000 zu bewilligen, und statt: „voller Bedarf“ zu setzen: „erste Baurate“. Titel 107, „Zu größeren Neu⸗ und Um⸗ bauten auf den Remontedepots“, von der in Ansatz gebrachten Summe 138 000 abzusetzen, mithin statt 215 000 nur 77 000 zu bewilligen. Titel 108, „Zur Erweiterung bezw. Vermehrung der Stall⸗ und Futterräume auf den Remontedepots“, von der in Ansatz gebrachten Summe 21 000 abzusetzen, mithin statt 75 000 nur 54 000 zu bewilligen. Titel 113, „Neubau einer Militär⸗Lehrschmiede nebst Kasernement in Frankfurt a. M,, letzte Rate“, von der in Ansatz ge⸗ brachten Summe 25 000 abzusetzen, mithin statt 108 625 nur 83 625 zu bewilligen. Titel 116, „Zum Umbau des Nordwest⸗ flügels des Hauptgebäudes des Kadettenhauses zu Oranienstein, voller Bedarf = 32 000 ℳ“, zu streichen. Titel 140, „Zur Er⸗ weiterung des Barackenlagers auf dem Artillerie⸗Schießplatz bei Hagenau, voller Bedarf = 103 000 ℳ“, zu streichen. Titel 143, „Neubau einer Infanterie⸗Kaserne ꝛc. in Straß⸗ burg i. E.“, von der in Ansatz gebrachten Summe 190 000 abzusetzen, mithin statt 200 000 nur 10000 zu bewilligen und statt: „erste Rate (für Grunderwerb und Entwurf)“ zu setzen: „erste Rate (für Entwurf)“. Titel 150 und 151, im Text beider Titel das Wort: „Metz“ umzuändern in: Forbach“; im Uebrigen unverändert zu bewilligen. Titel 152, „Neubau von Kasernen ꝛc. für ein Regi⸗ ment Infanterie in Mörchingen ꝛc.“, von der in Ansatz gebrachten Summe 300 000 abzusetzen, mithin statt 800 000 nur 500 000 zu bewilligen. Titel 153, „Neubau von Kasernen nebst Zubehör und Ausstattungsergänzung für ein zweites Regiment Infanterie in Mörchingen, erste Rate (für Grunderwerb, Entwurf und Baubeginn)“, von der in Ansatz gebrachten Summe 300 000 abzusetzen, mithin statt 800 000 nur 500 000 zu bewilligen. Titel 158, „Neubau und Ausstattung eines Garnison⸗Lazareths in Pfalzburg, erste Rate Gugleich Baurate)“, von der in Ansatz gebrachten Summe 25 000 abzusetzen, mithin statt 75 000 nur 50 000 zu bewilligen. Titel 159, wie folgt zu bewilligen: „Neueinrichtung eines Traindepots in Forbach, voller Bedarf = 200 000 ℳ“.

2) Sachsen. Titel 167, „Neubau und Auͤsstattung eines Garnison⸗Lazareths in Freiberg, voller Bedarf 124 000 ℳ“, zu streichen.

3) Württemberg. Titel 178, „Zur Erwerbung und Her⸗ richtung eines Garnison⸗Exerzirplatzes bei Stuttgart“, von der in Ansatz gebrachten Summe 750 000 abzusetzen, mithin statt 1 500 000 nur 750 000 zu bewilligen und statt „voller Bedarf“ zu setzen: „erste Rate“. M

4) Bayern. Titel 181 vorbehaltlich der kalkulatorischen Fest⸗ stellung zu bewilligen.

Kapitel 12. b. Außerordentlicher Etat.

I. Preußen ꝛc. Titel 3, „Neubau einer Kaserne nebst Zubehör und Ausstattungsergänzung für ein Bataillon Infanterie in Halle a. S., zweite Rate (erste Baurate) = 300 000 ℳ“, zu streichen. Titel 9, „Neubau einer Kaserne nebst Zubehör ꝛc. in Hagenau“, von der in Ansatz gebrachten Summe 400 000 abzusetzen, mithin statt 525 812 nur 125 812 zu bewilligen und statt: „letzte Rate“ zu setzen: „fünfte Rate“. Titel 14, „Zur Erweiterung bezw. Neu⸗ erwerbung von Artillerie⸗Schießplätzen“, von der in Ansatz gebrachten Summe 500 000 abzusetzen, mithin statt 1 277 500 nur 777 500 zu bewilligen. Titel 26, „Neubau und Ausstattung von Kasernen nebst Zubehör für zwei Bataillone Infanterie in Rostock“, von der in Ansatz gebrachten Summe 80 000 abzusetzen, mithin statt

548 000 nur 468 000 zu bewilligen und statt „letzte Rate“ zu

setzen vierte Rate“. .

2) Sachsen. Titel 30, „Zur Beschaffung bezw. Aptirung von Tornistern ꝛc.“, von der in Ansatz gebrachten Summe 160 000 abzusetzen, mithin statt 1 550 000 nur 1 390 000 zu bewilligen.

3) Württemberg. Titel 33, „Zur Beschaffung bezw. Aptirung von Tornistern ꝛc.“, von der in Ansatz gebrachten Summe 100 000 abzusetzen, mithin statt 1 042 000 nur 942 000 zu bewilligen.

4) Bayern. Titel 41, „Quote an Bayern“ vorbehaltlich der kalkulatorischen Feststellung —, zu bewilligen. Kapitel 44 der fortdauernden Ausgaben Militärverwaltung von Bayern vorbe⸗ haltlich der kalkulatorischen Feststellung zu bewilligen.

Kapitel 9. C. Einnahme. a. Für Preußen ꝛc. Titel 3 unter Litt. I neu einzustellen: Für das Bauterrain der alten Garnison⸗ bäckerei in Stettin = 278 200

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Amtsblatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 47. Inhalt: Verfügungen: vom 19. November 1889. Bezug der Zeitschrift „L'Union postale“; vom 27. November 1889. Austausch von Briefen mit Werthangabe im Verkehr mit Argentinien; vom 28. November 1889. Päckereiverkehr während der Weihnachtszeit.

Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheits⸗ amts. Nr. 49. Inhalt: Gesundheitsstand. Volkskrankheiten in der Berichtswoche. Volkskrankheiten und Sterbefälle im Oktober. Sterbefälle in deutschen Städten mit 40 000 und mehr Ein⸗ wohnern. Desgl. in größeren Städten des Auslandes. Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. Flecktyphus im Untertaunus⸗Kreise. Cholera auf Sumatra. Desgl. in Mesopotamien und Persien. Pest in Assyr. Erkrankungen der deutschen Eisenbahnbeamten. Infektionskrankheiten in Bayern, I. und II. Vierteljahr 1889. Witterung Grundwasser⸗ und Boden⸗Temperaturen in Berlin und München, Oktober. Zeitweilige Maßregeln gegen Volkskrankheiten.

hierseuchen in Italien, 1. Juni bis 29. September. Veterinär⸗ polizeiliche Maßregeln. Medizinalgesetzgebung u. s. w. (Deutsches Reich.) Desinfektion an Bord. (Preußen.) Vorkehrungen gegen itzschlag. Impfung der Ersatz⸗Reservisten. Bettstellen der Lazarethgehilfen ꝛc. Petroleum. Begräbnißplätze. (Reg.⸗Bez. oblenz.) Revisionen der Droguen⸗, Material⸗ und Farbwaaren⸗ Handlungen. (Stadt Nordhausen.) Desinfektion der zum Haar⸗ schneiden ꝛc. gebrauchten Instrumente. Rechtsprechung. (Ober⸗ Landesgericht Dresden.) Feilhalten eines Gemisches von weißem

allgemeines Kranken b 1— 1 tung als kranke Gefangene übergeben worden, bleiben, nach einem

fangenen als solche thatsächlich übernommen hat, ist bei einer von

Entscheidungen des Reichsgerichts.

Untersuchungsgefangene, welche Krankheitshalber in ein Faus übergeführt und der Krankenhausverwal⸗

Urtheil des Reichsgerichts, I. Strafsenats, vom 20. Juni 1889, Ge⸗ fangene, und der Krankenwärter, welcher die Aufsicht über diese Ge⸗

ihm vorsätzlich oder fayrlässig beförderten Entweichung der Ge⸗ fangenen aus §. 121 des Str.⸗G⸗B. („Wer einen Gefangenen, mit dessen Beaufsichtigung er beauftragt ist, entweichen läßt ꝛc.“) zu bestrafen.

Statistik und Volkswirthschaft.

Nachweisung der in den hauptsächlichsten Bergbaubezirken Preußens während der, Zersten Bühe rteli b⸗ 1889 verdienten.

Bergarbekteéer⸗Löh *. (Nach amtlichen Erhebungen.)

Verdiente reine Löhne (nach Abzug aller Arbeitskoften, sowie der Knapp⸗ schafts⸗ und Krankenkassen⸗ Beiträge)

Verfahrene Arbeits⸗ schichten

Zahl der Arbeiter (ohne

Beamte

und

im

chicht zu Mark

S

Bergbau⸗

Bezirk ““

. Ganzen Ganzen

Die in Abzug gebrachten Knappschafts⸗

und Krankenkassen⸗Beiträge berechnen sich

durchschnittlich auf 1

I. Ober⸗Berg⸗ amts bezirk Breslau.

1) Steinkohlen⸗ bergbau in Ober⸗ schlesien.

waren,

1889: I. Vierteljahr 42 845 II. 8 41 106 III. 8 42 597 2) Steinkohlen⸗ bergbau in Nieder⸗ 6 1889: 8 I. Vierteljahr 1 119 687 II. 8 984 168 III. . 1 127 344 II. Ober⸗Berg⸗ . 8 amtsbezirk Halle. 1) Braunkohlen⸗ bergbau. 1889: I. Vierteljahr 20 095 II. . III. 19 491 2) Kupferschiefer⸗ 8 bergbau. 1889: I. Vierteljahr II ““ 3) Steinsalzberg⸗ bau. 1889: 8 Vierteljahr 560 592 III. 2 290 236 III. Ober⸗ 8 8 Bergamts⸗ bezirk Klausthal. Staatlicher Erz⸗ bergbau am Ober⸗ harz. 8 1 1889: 1 G I. Vierteljahr 253 6281 75 y511 927 II. 5 254 092] 75 y520 242] 2,05 0,14 36 251 001] 750/ 512 711] 2,04 ßy0,18 Anmerkung. Dem baaren Lohne ist hier noch der Geldwerth der „Brodkorn⸗Zulage“ mit

531 176 24 090 49 810

3 008 066 70]5 2 734 674 5 3 164 921 6

2 321 600 2 121 522 2 603 595

6 475 452 3 565 215

2 874 054 1 472 314 8

5 505 489 2 831 376

1 967 604 1 004 814

14 338 13 940

1 751 864 930 859

2,02 y0,14

1 Arbeitsschicht hinzuzurechnen.

Bergamts⸗ bezir Dortmund. Steinkohlenberg⸗ bau. 1889: I. Vierteljahr II. .

III. 8 V. Ober⸗Berg⸗ amtsbezirk Bonn.

1) Staatlicher Steinkohlenberg⸗ bau bei Saar⸗ brücken. 1889: I. Vierteljahr 1 806 133 II. 8 1 687 212 III. 8 1 982 650 2) Steinkohlen⸗ bergbau bei Aachen. I. Vierteljahr 526 569 II. 464 826 529 995

110 964 46 79 24 108 852] 735; 821 110 791 9 026 102] 81728

481 150 770 945 623 340

1 359 206 1 238 111 III. 8 1 478 662 scher Erzbergbau. 1889: I. Vierteljahr II.

I 4) Linksrheinischer Erzbergbau. 1889:

I. Vierteljahr w 333 312

II. 317 723

“““ 8 28 757] 2 042 871 28 290 1 877 743 28 343] 2 039 301

4 592 188 4 220 921 4 747 699

707 034 698 980

Zucker⸗Syrup und gereinigtem Honig durch einen Nichtapotheker.

III. 336 574 744 188

durchschnitlich 0,13 bezw. 0,10 u. 0,10 auf

Zur Lage der Textilindustrie. 1

In der Leinenfabrikation haben, wie aus Minden be⸗ richtet wird, die Arbeitskräfte, soweit solche vorhanden oder zu finden in den letzten drei Monaten zu höheren Löhnen regel⸗ mäßige Beschäftigung gehabt, ohne der Nachfrage voll genügen zu können. Absatz und Umsatz haben sich demgemäß gesteigert.

Wie aus dem Osnabrückschen gemeldet wird, hat der gute Geschäftsgang in der Flachsspinnerei im letzten Quartal an⸗ gehalten. Für einzelne gute Flachsgarnsorten trat eine geringe Preis⸗ ermäßigung bis zu etwa 2 % ein. In der Leinenhandweberei war, wie im ersten Theil des Sommers. auch im letzten Vierteljahr die Produktion eine sehr mäßige. Die Weber waren reichlich durch Feldarbeit beschäftigt, überdies gab aber auch die drückende schlesische Konkurrenz Veranlassung, die Anfertigung leichter Handstuhlwaaren zu beschränken. Auch in der mechanischen Weberei war im letzten Vierteljahr eine geringe Produktionsverminderung zu verzeichnen, welche indessen mit der Anfertigung besserer Leinen⸗ Qualitäten Hand in Hand ging. ie Gewebepreise stehen zur Zeit nicht in richtigem Verhältniß zu den Preisen der Garnsorten

umndbbeber⸗-ziemlich“ gedrürlt In den lerte⸗Monasen wurden i9—=

den Fabriken verhältnißmäßig große Lagerbestände angesammelt, zumal in besserer Waare, da die Liebhaberei der Käufer für geringwerthige Gewebe sich sehr stark geltend machte. Man hofft indessen von der Belebung des Geschäfts in anderen Gewerbszweigen für den Winter eine Besserung der Absatzverhältnisse.

Auf dem linken Rheinufer war die Beschäftigung in den mechanischen Seidenstoff⸗Fabriken eine andauernd lebhafte, wesentlich bedingt durch die Mode für stückgefärbte Waaren, beson⸗ ders für solche, welche zu Bändern verarbeitet werden. Die Hand⸗ stuhl⸗Stoffweberei war gleichfalls ausreichend beschäftigt. Mit der Vermehrung der Stuhlzahl ging in den Betriebscentren und ihrer näheren Umgebung eine Erhöhung der Lohnsätze Hand in Hand. Die Fabrikation gewisser Arten von seidenen Bändern, die früher vorzusweise in St. Etienne betrieben wurde, hat in Krefeld bedeutenden Umfang azgenommen und bildet zur Zeit einen wesentlichen Erwerbszweig. Die Sammet⸗ und Plüschbranche ist zwar noch nicht zu ihrer früheren Bedeutung zurückgekehrt; die Nachfrage nach farbigen und schwarzen Sammeten und nach Seelskin⸗Plüschen für den Herbst⸗ und Winterbedarf war jedoch lebhaft genug, um die Handstuhlfabrik etwas auszudehnen und einen Theil der seit dem vorigen Herbst zur Stofffabrik überge⸗ gangenen Sammetweber wieder in Arbeit zu nehmen. Auch die alten Sammetbandstühle wurden wieder in Thätigkeit gesetzt, da eine plötzlich auftretende Mode für Sammetband mit Satin⸗Rücken einigen Hundert Webern lohnende Beschäftigung gewährte. Nach den Ermitte⸗ lungen der Krefelder Handelskammer ist die Zahl der beschäftigten Handstühle von 3 4000 am 1. Januar d. J. wieder auf etwa 10 000 bis zum August gestiegen. Zur Zeit haben die beim Fach verbliebenen Handwerker fast sämmtlich zum großen Theil in

der Stofffabritation sowohl auf Hand⸗ wie auf mechanischen Stühlen

auskömmliche Beschäftigung gefunden, und steht, da die Aussichten der Sammet⸗ und Plüschindustrie für den kommenden Winter noch etwas günstiger sind als im vorigen Herbst, zu hoffen, daß ein Nothstand unter der Weberbevölkerung während der kalten Jahreszeit vermieden wird.

Die im Regierungsbezirk Frankfurt hauptsächlich vertretene Tuchfabrikation war andauernd flott beschäftigt. Seitdem es der Tuchindustrie gelungen ist, den Wettbewerb im Auslande mit englischen und französischen Fabrikaten meist erfolgreich aufzunehmen, und seitdem sich auch der inländische Bedarf gesteigert hat, fehlt es nicht an Bestellungen, aber auch nicht an bedeutender Kon⸗ kurrenz im Inlande. Ein großer Theil der Fabrikanten ist jetzt dazu übergegangen, anstatt der alleinigen Streichgarnfabrikate die Herstellung von Kammgarnstoffen zu pflegen, so besonders in Kottbus, Guben und Peitz. Die Leinen⸗Industrie hatte, besonders in den feineren Flachsgarnen, dem Auslande gegenüber, einen schweren Stand. Besser ging das Geschäft in dem mehrbegehrten und preiswerthen Werggarn. 11“

Kunst und Wissenschaft.

Das Freie Deutsche Hochstift in Frankfurt a. M. hat sich, wie die M. „Allg. Ztg.“ mittheilt, nach den in der Ende No⸗ vember abgehaltenen Hauptversammlung erstatteten Referaten auch im abgelaufenen Verwaltungsjahre günstig weiter entwickelt und eine viel⸗ umfassende Thätigkeit entfaltet. Zeugniß von dieser Thätigkeit legen die „Berichte“ des Hochstifts ab, von welchen so eben das erste Heft des sechsten Bandes erschienen ist. Die Mitgliederzahl, welche nicht bloß auf Frankfurt beschränkt ist, beträgt jetzt 1550. Die Ausgaben beliefen sich im Jahre 1888/89 auf 39 217 ℳ, darunter 4870 für Veranstaltung der Lehrgänge, 5279 für Herstellung der Berichte, 1964 für Vermehrung der Goethe⸗Bibliothek, 7000 für Gehalte und 4200 für Ruhegehalte. Die Einnahmen betrugen 40 295 ℳ, worunter 8507 vom Be⸗ such des Goethe⸗Hauses, 9487 Beiträge und Einstands⸗ gelder und 20 529 an Zinsen aus der Müller'schen Stiftung, welcher es das Hochstift verdankt, daß es seinen Mitgliedern bedeutend mehr bieten kann, als bei dem Pflichtheitrage von 6 möglich wäre. Die Thätigkeit des Verwaltungsausschusses wurde in jüngster Zeit besonders durch die Abwehr der Gefahr in Anspruch genommen, welche dem Goethe⸗Hause durch einen auf dem Nebengrundstücke ge⸗ planten Fabrikbau drohte. Diese Gefahr wurde dadurch abgewendet, daß das Hochstift jenes Grundstück für 82 000 ankaufte, was durch ein Darlehen der Stadt in Höhe von 75 000 ermöglicht wurde.

Am 25. des vergangenen Monats hat, laut Mittheilung der „Voss. Zt.“, Dr. Schliemann seine neuen Ausgrabungen in Hissarlik begonnen, um den Streit mit E. Bötticher zu erledigen, der, wie bekannt, die Schliemann'sche Behauptung, daß auf dem Hügel Hissarlik die Reste der alten Burg von Troja gefunden seien, bestreitet und vielmehr behauptet, daß der Hügel durch all⸗ mähliche Anhäufung bei den Todtenverbrennungen entstanden sei. Daß Schliemann vom Sultan die Erlaubniß zu neuen Ausgrabungen ertheilt worden ist, hat er, wie das angeführte Blatt berichtet, der Verwendung Sr. Majestät des Kaisers Wilhelm zu danken.

In der Stadt Hartenstein im Erzgebirge, dem Geburts⸗ ort des Dichters Paul Fleming (geb. 15. Oktober 1609, gest. als Arzt zu Hamburg 2. April 1640), hat sich, laut Mittheilung der „Voss. Ztg.“, ein Comité gebildet, welches die Errichtung eines Denkmals für diesen nächst Paul Gerhardt bedeutendsten Lyriker des 17. Jahrhunderts anstrebt.

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Der Land wirthschaftliche Provinzialverein für die Mark Brandenburg und die Niederlausitz trat gestern hier⸗ selbst im großen Saale des Architektenhauses unter Vorsitz des Ritterschafts⸗Direktors von Wedell⸗Malchow zur 4 General⸗ versammlung zusammen. In Vertretung der Resgierung waren der Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Dr. Thiel, der Regierungs⸗ Präsident Graf Huy de Grais und andere Kommissarien anwesend. Der Verein umfaßt z. Z. 140 Spezialvereine, 20 mehr wie im Vor⸗ jahr. Vor Eintritt in die eigentliche Tagesordnung verwies der Vorsitzende auf die bevorstehende große Pferdeausstellung. Der Verein wird aus den 10 Zuchtbezirken der Provinz 20 Mutter⸗ stuten mit Fohlen oder gedeckt ausstellen und zwar sollen dies nur Pferde bäuerlicher Züchter sein. Die Gesammteinrahme des Vereins belief sich im letzten Jahre auf 185 075 ℳ, die Ge⸗ sammtausgabe auf 121 484 ℳ; für wissenschaftliche Untersuchungen wurden 29 008, zur Förderung der Pferdezucht 11 040 ℳ, zur För⸗ derung der Zucht der übrigen Thiergattungen 35 795 verausgabt. Im weiteren Verlaufe der Sitzung beschäftigte sich der Verein mit folgenden Gegenständen: „Züchtung von Buttertühen“, „Ver · wendung der Thomasschlacke“ und „Maßregeln zur Verhütung der Verbreitung der Maul⸗ und Klauenseuche“, über welch letzteren

Punkt eine Resolution angenommen wurde. Den Beschluß machten