menge mit jubelnden Zurufen begrüßt. Später fand im Neuen Palais Familientafel, im Schlosse Marschallstafel statt. Abends vohnte Se. Majestät der im Hof⸗Theater bei. Die glänzende Illumination der Stadt nahm Allerhöchstderselbe auf dem Wege zum Theater in Augen⸗ schein. Als Se. Majestät das Theater betrat, erhob sich das Haus und stimmte begeistert in das vom Hof⸗Theater⸗Direktor Wünzer ausgebrachte Hoch ein. Während der Pause wurde der Thee eingenommen. Das Wetter ist rauher geworden und leichter Schneefall eingetreten.
Se. Maäjestät der Kaiser haben unterm 4. d. durch die Vermittelung des Kaiserlichen Konsuls in Zanzibar die nachstehenden Telegramme an Dr. Emin Pascha und an Mr. Stanley abgehen lassen: 2 “ An Dr. Emin Pascha:
„Bei Jhrer endlichen Rückkehr von dem Posten, welchen Sie über 11 Jahre mit echt deutscher Treue und Pflichterfüllung helden⸗ müthig behauptet haben, begrüße Ich Sie gern mit Meinem Glück⸗ wunsch und Meiner Kaiserlichen Anerkennung. Es hat Mir zur be⸗ sonderen Freude gereicht, daß die Truppe des deutschen Reichskommissars Ihnen den Weg an die Küste gerade durch unser Schutzgebiet bahnen konnte. Wilhelm Imperator Rex.“ 8
An Mr. Stanley.
„Thanks to your tenacity of purpose and indomptable courage vyou have now, after having repeatedly crossed the dark continent, achieved a new long journey full of fearful dangers and almost unbearable hardship. That vyou have overcome it all and that your way home led you through territories placed under my flag, gives me great satisfaction, and I welcome you heartily on your return to civilization and safety.
Wilhelm, Imperator Rex“.
Beide Telegramme haben ihre Bestimmung erreicht, aber in Folge des schweren Unfalles, der in so bedauerlicher Weise den deutschen Afrikaforscher Emin Pascha betroffen hat, ist von Stanley allein eine Antwort darauf eingetroffen. Die⸗ selbe ist von Zanzibar, den 6. datirt, trägt die Adresse: „Imperator Rex, Darmstadt Schloß“ und hat folgenden Wortlaut:
„Our expedition is to-day ended. J have had the honour of being hospitably received ever since arriving at Mpwapwa by
Major Wissmann and his officers. Our lines have indeed run into pleasant places From Bagamoyo to Zan- zibar the „Sperber“ and „Schwalbe“ conveyed us with every mark of honour and kindness. J remember gratefully the hospitality and princely courtesy shown to me at Potsdam in 1885, and J am now profoundly impressed with Vour Majesty's condescension, goodness and gracious welcome on my return from Africa. With sincere heart Jsay:“ Long live the noble Kaiser Wilhelm the Second!“
Auf eine von Sr. Majestät ergangene Anfrage über das Befinden Emin Paschas ist am 6. d. M. nachstehendes Tele⸗ gramm des Maäjors Wissmann eingetroffen:
„To His Majesty Wilhelm the Second, Emperor of Germany.
Darmstadt Schloss.
Emin befindet sich etwas besser. Er bleibt in Bagamoyo und beauftragt mich, Ew. Majestät zu sagen, daß seines Kaisers Glückwunsch die beste Belohnung für seine Arbeit sei. Er bittet dafür seinen unterthänigsten Dank abstatten zu dürfen.“
— Die Untersuchung der Arbeiter⸗ und Betriebs⸗ verhältnisse beim Steinkohlenbergbau, welche aus Anlaß der im Mai d. J. erfolgten Arbeiterausstände von den zuständigen Ressort⸗Ministern angeordnet worden ist, sieht ihrem Abschluß entgegen.
Zunächst haben die dazu bestimmten örtlichen Behörden (Landräthe, Bergrevierbeamte u. s. w.) die Vernehmungen der Arbeiter und Bergwerksbesitzer sowie die sonst erforderlichen Ermittelungen vorgenommen und sich demnächst gutachtlich über die auf jedem untersuchten Bergwerke vorgebrachten Be⸗ schwerden und Wünsche geäußert. Die in dieser Art erwachsenen Verhandlungen haben hierauf für Be⸗ rathungen der betheiligten Provinzial⸗ und Bezirks⸗ behörden (Ober⸗Präsidenten, Regierungs⸗Präsidenten und Ober⸗Bergämter) die Grundlage gebildet und sind von diesen mit ausführlichen Gutachten den Ministern der öffent⸗ lichen Arbeiten und des Innern eingereicht worden. An letzteren Stellen erfolgte der Eingang im Laufe der Monate September und Oktober; der zuletzt angekommene Bericht über die Verhältnisse Oberschlesiens trägt das Datum des 31. Oktober.
Seitens der zuständigen Minister sind Kommissarien mit der Sichtung und Zusammenstellung des äußerst umfangreichen Materials betraut worden, welches in etwa 240, theilweis mehrere Hundert Seiten umfassenden Aktenstücken vorliegt. Im Laufe der am 9. Oktober begonnenen kommissarischen Be⸗ rathungen haben sich mehrfache Rückfragen bei den be⸗ theiligten Behörden als unumgänglich herausgestellt, nach deren Erledigung an die Bearbeitung einer die Untersuchungsergeb⸗ nisse umfassenden Denkschrift herangetreten worden ist, deren Beendigung bevorsteht. Die Denkschrift wird s. Z. der Oeffent⸗ lichkeit übergeben werden.
Mit Rücksicht auf den enormen Umfang der Unter⸗ suchungsverhandlungen, welcher bei zweckdienlicher und gewissen⸗ hafter Erfüllung der gestellten Aufgabe nicht vermieden werden konnte, kann nicht wohl einer der betheiligten Behörden eine Verzögerung zur Last gelegt werden.
— Die von Sr. Majestät dem Kaiser unter dem 19. November d. J. genehmigte Marine⸗Ordnung ist jetzt im Verlage von E. S. Mittler und Sohn in Berlin er⸗ schienen. Sie schließt sich, soweit dies bei den verschiedenen dienstlichen Verhältnissen möglich ist, eng an die zu Anfang des vergangenen Jahres Allerhöchsten Orts genehmigte Wehr⸗ ordnung an und zerfällt in zwei Theile, deren erster das Ersatz⸗ wesen, der zweite den Beurlaubtenstand betrifft. Im ersten Theile handelt Abschnitt I von der Rekrutirung und enthält die Vorschriften über Festsetzung des Ersatzbedarfs, die Gestellung und Untersuchung der Tauglichkeit im All⸗ emeinen, wie für die einzelnen Marinetheile, die bedingte Tauglichkeit und zeitige sowie vollständige Untauglichkeit zum Dienst in der stehenden Marine, der Marine⸗Ersatzreserve oder zu jedem Militärdienst, sowie über das Verfahren bei der Ueberweisung und Einstellung der Rekruten und die Führung der Marine⸗ und Schiffsstammrollen. Abschnitt II enthält die Bestimmungen betreffs des Ausscheidens der Mannschaften,
Festvorstellung
und zwar bei Entlassung nach beendeter oder vor beendeter Dienstzeit, wegen Dienstunbrauchbarkeit und bei Entlassungen von S. M. Schiffen im Auslande, sowie die Bestimmungen über die Entlassungs⸗ und Ueberweisungspapiere und das Verfahren bei Sterbefällen. Abschnitt III handelt von dem freiwilligen Dienst und bezieht sich auf die Einstellung und Ausbildung der Kadetten, der Einjährig⸗Freiwilligen, die Ausbildung der Mediziner und die drei⸗ und vierjährigen Freiwilligen. Weitere Paragraphen handeln von der Einstellung von Mann⸗ schaften an Bord S. M. Schiffe im Auslande, von den Kriegs⸗ freiwilligen, der Anmeldung, Aufnahme, Einberufung und Ausbildung sowie der Entlassung der Schiffsjungen und von dem Dienstverhältnisse, in dem die Köche und Kellner der Messen S. M. Schiffe und Fahrzeuge stehen. Im zweiten Theil bringt Abschnitt IV die Vorschriften über die Listenführung der zum Beurlaubtenstande gehörigen Mann⸗ schaftén, die Marinepersonalbogen, die Seewehr⸗Stammeollen und Marine⸗Ersatzreserverollen, die Kontrol⸗ und Hülfslisten. Ueberweisungsnationale, Militär⸗ und Marine Ersatzreserve⸗ pässe. Abschnitt V handelt von den allgemeinen Dienst⸗ verhältnissen der Personen des Beurlaubtenstandes, von den zur Dispositton der Marinetheile beurlaubten Mannschaften, von Kontrolversammlungen, von den Uebungen des Be⸗ urlaubtenstandes und der Marine⸗Ersatzreserve, von der Einberufung und Ueberführung zur Seewehr ersten und zweiten Aufgebots oder zum Landsturm. Abscnitt V und VI. endlich betreffen die Ergänzung und die besonderen Verhältnisse der Offiziere des Beurlaubtenstandes und enthalten die Verordnungen über die Uebungen der Offizier⸗Aspiranten, deren Wahl, den Vorschlag zum Offizier, den Uebertritt von aktiven Offizieren in den Beurlaubtenstand, Auszeichnung vor dem Feinde, sowie die Dienstverhältnisse der Reserve⸗ und der Seewehr⸗Offiziere. Als Muster sind beigegeben die Schemata für Rekrutirung, Stammrollen, Entlassungsscheine, Militärpässe, Führungs⸗ zeugnisse u. s. w. Ein weiterer Anhang enthält eine Anzahl von Anlagen, auf die Behufs näherer Erläuterung bei den einzelnen Paragraphen verwiesen ist.
— Der Königlich württembergische Bevollmächtigte zum Bundesrath, Wirkliche Geheime Kriegsrath von Horion, ist von hier abgereist.
— S. M. Kanonenboot „Iltis“, Kommandant Kapitän⸗ Lieutenant Ascher, ist am 6. Dezember cr. von Shanghai nach Nagasaki in See gegangen.
— Schweidnitz, 7. Dezember. (W. T. B.) Der Vater des Finanz⸗Ministers Dr. von Scholz, Geheimer Sanitäts⸗ Rath von Scholz, ist heute Nacht gestorben.
Hannover, 6. Dezember. In der heutigen (2.) Sitzung des hannoverschen Provinzial⸗Landtages wurde das Schreiben des Ober Präsidenten, Ersatzwahlen zum Pro⸗ vinzial Landtage betreffend, einstweilen von der Tagesorsnung abgesetzt. Auf Antrag des Abg. von Rössing wurden die Schrift⸗ führer mit der Prüfung der Vollmachten beauftragt. Den Antrag des Provinzial⸗Ausschusses, betreffend die Prüfung der Jahresrechnug der Provinzial⸗Hauptkasse und der Kassen der einzelnen Provinzial⸗Anstalten, begründete der Landes⸗Direktor Freiherr von Hammerstein, welcher darauf hinwies, daß schon im vorigen Landtage das Unzulängliche der bisherigen Rechnungsprüfung zur Sprache ge⸗ bracht sei, der Ausschuß sich mit der Sache befaßt und darauf den Antrag eingebracht habe. Die Zahl der Mitglieder soll von bisher 7 auf 5 verringert, dagegen sollen ebensoviel Er⸗ satzmänner gewählt werden. Statt „Ausschuß“ sei „Kom⸗ mission“ gesetzt, um ihre Dauer über die Tage des Landtages hinaus zu ermöglichen, mit Rücksicht auf §§. 99 u. f. der Provinzialordnung. Der Ober Bürgermeister Struck⸗ mann beantragte, die in dem Antrage enthaltenen Worte „sofort nach seinem Zusammentritt“ zu streichen, um dem Landtage zu überlassen, wann er die Wahl der Kom⸗ mission für zweckmäßig halte, sowie die Zusatze: der Landtag wählt die Kommission aus seinen nicht dem Provinzialaus⸗ schusse angehörenden Mitgliedern. Die Mitgliedschaft erlischt bei dem Ausscheiden aus dem Landtage oder dem Eintritt in den Provinzialausschuß. Der Abg. von Düring stellte den Antrag, die Angelegenheit einer Kommission zur Prüfung zu überweisen. Nach längerer Debatte wurde der Antrag von Düring und der erste Antrag Struck⸗ mann verworfen, die übrigen Zusätze genehmigt und der Antrag des Provinzial⸗Ausschusses einstimmig angenommen. Es folgte die Berathung des Antrags des Provinzial⸗Ausschusses, betreffend die Uebernahme der von den Provinzial⸗ beamten zu leistenden Beiträge zu der Provinzial⸗ Wittwenkasse auf den Etat der Provinzialverwal⸗ tung. Abg. von Linsingen als Berichterstatter begründete den Antrag des Ausschusses, der von demselben einstimmig angenommen ist, in ausführlicher Weise. Der Antrag wurde auf Anregung des Abg. Hattendorff einer Kommission überwiesen. Hierauf trat der Landtag in die Be⸗ rathung des Haushaltsplanes des Provinzialver⸗ bands von Hannover ein. Die Abschlüsse der einzelnen Einnahmen wurden genehmigt, ebenso die Ausgaben für den Provinzial⸗Landtag, das Landes⸗Direktorium, die Provinzial⸗ Verwaltung, die Kosten des Provinzialraths der einzelnen Landschaften, die Provinzial⸗Büchersammlung, für Kunst und Wissenschaft, und der Haushaltsplan der Heil⸗ und Pflege⸗ anstalt zu Hildesheim. Von dem Abg. Lichtenberg wurde am Schluß der Sitzung mit genügender Unterstützung der Urantrag eingebracht, die Regierung um Vorlage eines Gesetzes zu ersuchen, betreffend die Wohnungsmiethverträge und Ziehzeiten.
Bayern. München, 6. Dezember. (Allg. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent ist gestern Abend 7 ½ Uhr nach zwölftägiger Abwesenheit von hiesiger Residenz⸗ stadt auf der Rückkehr von den Wildschweinjagden aus dem Spessart mittels Extrazuges in Begleitung der Prinzen Ludwig und Leopold wieder hier eingetroffen. Zu gleicher Zeit kamen auch die Flügeladjutanten Ritter von Wiedenmann und Freiherr von Wolfskeel sowie die Jagdgeselschaft, Erz⸗ gießerei⸗Inspektor Ferdinand von Miller, Hofstabsarzt Hofrath Dr. Halm und Hofjagdinspektor Krembs, zurück.
eute Vormittag fand durch eine Kommission der St. Georgi⸗Ordensritterschaft, an deren Spitze der Ordens⸗ großkanzler Freiherr von und zu Franckenstein stand, die Verlesung der Statuten vor den Kandidaten statt. Zu Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Rupprecht begab sich zu diesem Zwicke die Kommission in dessen Appartements; den übrigen Kandidaten wurden die Statuten im geschmückten Ordensarchiv der Königlichen Residenz vorgelesen. Als Auf⸗ schwörer bei der am nächsten Sonntag stattfindenden Auf⸗
v1“
’
28 . “ g 3 nahme der sechs Kandidaten in den Orden fungiren der
Standesherr Fürst von der Leyen, der erbliche Reichsrath
Graf von Stauffenberg und der Second⸗Licutenant Freiherr von Laßberg.
Der Referent des Finanzausschusses zum Etat der Zölle und indirekten Steuern, Abg. von Crämer hat beantragt, den Antheil Bayerns am Ertrage der Zölle und Steuern des Reichs mit 20 000 000 ℳ statt mit 17 450 000 ℳ und auf Grund der Malzaufschlags⸗ novelle den Ertrag des Malzaufschlags mit 33300 000 ℳ statt mit 33 800 000 in das Budget einzusetzen.
Sachsen. Dresden, 6. Kammer erledigte, wie wir d 3 nehmen, in ihrer heutigen Sitzung auf
Dezember.
Grund eines
von der Finanz⸗Deputation A erstatteten Vorberichts die transitorishen...
der Gewährung. von
Angelegenheit ar 8 festangestellten
Beihülfen an die
sichts⸗, Vollziehungs⸗ und den Betrag von 3150 ℳ nicht erreichen. Die De⸗ putation hatte mit geringen Aenderungen Genehmigung der von der Staatsregierung für die Gewährung dieser Beihülfen vorgeschlagenen Grundsätze empfohlen, die Kammer nach kurzer Erörterung einstimmig aussprach. Abg. Bebel kündigte bei dieser Gelegenheit die Einbringung eines Gesetzentwurss an, nach welchem die Beiträge der
Bureau⸗, uf⸗
Arbeiter in Staatsbetrieben zu den Kranken⸗ und
Altersversorgungskassen aufdie Staatskasseüber⸗ nommen werden, welche Anregung von den Abgg. von Oehl⸗ schlägelund StarkeimAllgemeinen zustimmend begrützt wurde,
wogegen der Abg. Kirbach wiederholt auf den grundsätzlichen Unterschied hinwies, der zwischen festangestellten Beamten und
Arbeitern bestehe. Der Gesetzentwurf über den Wegfall der Pensionsbeiträge der Civilstaatsdiener, über welchen die Finanz⸗Deputation A ebenfalls Bericht erstattet hatte, fand ebenfalls einstimmige Annahme mit der von der Finanz Deputation beantragten Abänderung, daß die in dem Entwurf bezüͤglich derjenigen Postbeamten, welche die Königlich sächsische CCCI besitzen, gemachte Ausnahme in Wegfall ommt.
Hessen. Darmstadt, 6. Dezember. Die von Ober⸗Bürgermeister Ohly bei dem Einzuge Sr. Maj des Kaisers gehaltene Ansprache lautete, nach der „Darm⸗ städter Zeitung“, wie folgt:
„Ew. Kaiserlichen Majestät nahen in tiefster Ehrerbietung die Ver⸗ treter der Stadt Darmstadt, um Ew. Majestät als Gast s geliebten Landesherrn den jubelnden Willkommen unserer Bevö entgegenzubringen. Die Haupt⸗ und Residenzstadt Darmstadt steht in unwandelbarer Treue zu Kaiser und Reich und zu den hohen nationalen Gütern, welche das deutsche Vaterland dem in Gott ruhenden Kaiser Wilhelm I. ruhmreichen Angedenkens verdankt. Ew. Majestät, dem gottbegnadeten Träger unserer nationalen Macht und Wobhlfahrt, huldigen auch wir aus dankbarstem Herzen mit unbegrenztem Ver⸗ trauen. Wie in patriotischer Gesinnung, so sind wir einig auch in dem Gebet zu Gott, er möge Ew. Majestät und das Kaiserliche Haus altezeit schützen und schirmen mit seinem reichsten Segen. Gott segne Ew. Majestät Eingang in die Stadt.“
Se. Majestät der Kaiser erwiderte hierauf etwa Fol⸗ gendes:
Ich danke Ihnen, Herr Obec⸗Bürgermeister. Ich freue mich sehr nach Darmstadt zu kommen, es ist schon mehrfach Meine Absicht gewesen. Ich war in Meiner Jugend schon öfter hier und habe als Prinz so viele schöne Tage hier erlebt, daß Ich Mich beinahe als Darmstädter füͤhle. Bitte, verkünden Sie der Bevölkerung durch eine Proklamation Meinen herzlichen Dank für den schönen Empfang und die prächtige Ausschmückung
Der Ober⸗Bürgermeister hat dem ihm ertheilten Aller⸗ höchsten Auftrage gemäß folgende Proklamation an die Einwohner von Darmstadt erlassen:
Se. Majestät der Kaiser haben bei Allerhöchstihrem Einzug in
t die Begrüßung durch die Vertretung der Stadt in der Allerhuldreichsten Weise entgegengenommen und mir den Auftrag ertheilt, der hiesigen Bevölkerung für den Ihm bereiteten herzlichen Empfang Seinen Kaiserlichen Dank auszusprechen
Indem ich diesem ehrenvollen Auftrag hiermit nachkomme, darf ich freudigst bewegt die Mittheilung beifügen, daß Se. Majestät Allerhöchstihrer warmen Sympathie für die Stadt Darmstadt in der Allergnädigsten Weise Ausdruck gegeben haben.
Darmstadt, den 6. Dezember 1889.
ohly, Ober⸗Bürgermeister.“
Worms, 5. Dezember. (Darmst. Ztg.) Die Aus⸗ schmückung der Straßen und Plätze zum Empfange Sr. Majestät des Kaisers und Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs verspricht eines solch hohen und seltenen Besuches würdig zu werden. Allerorten werden venetianische Masten aufgepflanzt, nicht allein auf den Straßen, sondern auch in den Vorgärten der Privathäuser, deren größter Theil rings mit Guirlanden umwunden wird. Zwei große Triumphbogen werden am Eingange der Kämmererstraße und der Haardtgasse errichtet. Die Illumination wird einen großartigen Charakter tragen. Der Dom und die Liebfrauenkirche werden in benga⸗ lischem Lichte glänzen, während zu gleicher Zeit alle öffent⸗ lichen und Privatbauten im Widerschein von Tausenden und aber Tausenden kleiner Lämpchen und Lichter strahlen werden. Auch die alten noch erhaltenen Stadtthürme sollen bengalisch beleuchtet und auf dem halbfertigen, schon in die Höhe ragen⸗ den neuen Wasserthurm eine große Anzahl lodernder Pech⸗ und Petroleumflammen aufgestellt werden, um dem dann jedenfalls bis zur Bergstraße sichtbaren Thurme das Aussehen einer einzigen flammenden Riesenfackel zu geben. Die auf der Rheinallee Spalier bildenden Krieger werden Magnesiumfackeln halten; von den aufgestellten Masten sollen je zwei und zwei mit Brettern verbunden werden, auf denen Pfannen mit von Petroleum durchtränkten Lohkuchen auf⸗ gestellt sind, die zum Brand entfacht jedenfalls die größten und hellsten Flammen geben. Derartige Pfannen sind circa 400 in der Stadt vertheilt.
Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 6. Dezember. In dem Befinden Ihrer Königlichen Hoheit der Groß⸗ herzogin⸗Mutter ist, wie die „Meckl. Nachr.“ melden neuerdings keine Verschlimmerung eingetreten. Die hohe Patientin wurde in den letzten Nächten jedoch vielfach durch Unruhe gequält und genoß nicht in gewünschter Weise die Erqurckung des Schlafs.
Sternberg, 6. Dezember. Die Stände des Stargard⸗ schen Kreises übergaben heute, wie die „Meckl. Nachr. melden, im Landtage den Bericht zum Centralsteuer⸗ kassen⸗Etat. Die landesherrlichen Vorschläge wurden an⸗ genommen.
Reuß ä. L. (+) laucht der regierende Fürst
Greiz, 6. Dezember. Se. Durch⸗ ist gestern Abend von Neustrelitz
1 Die Zweite dem „Dresd. Journ.“ ent⸗
Betriebsbeamten, deren Bezüge
welche
zierher zurückgekehrt, nachdem Ihre Durchlaucht die Fürstin bereits am 2. d. M., von Dresden kommend, hierselbst ein⸗ getroffen war.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 6. Dezember. Der Kaiserliche Statthalter, Fürst zu Hohenlohe⸗Schillings⸗ fürst, hat sich, wie die „Straßb. meldet, heute Vor⸗ mittag über München zu kurzem Aufenthalt nach Berlin be⸗ geben.
Deutsche Kolonien. Nach einer aus Bagamoyo dem R. B.“ über Kairo zugegangenen Meldung befand sich Emin Pascha gestern Vormittag etwas besser, er habe sich jedoch schwere innere Verletzungen zugezogen.
Die „Times“ meldet aus Zanzibar von heute: Emin Pascha war zehn Stunden lang bewußtlos, kann aber wieder sprechen und hofft, in zehn Tagen nach Hanzibar übersiedeln zu können » In dem bereits auszüglich mitgefheil en, von Mswaäa⸗ 30. November datirten Schreiben (vgl. Nr. 290 d. Bl.) wirft Stanley auch eine Rückschau auf die furchtbaren Leiden, welche die Mitglieder seiner Expedition zu er⸗ dulden hatten.
„Nicht ein Offizier,“ so schreibt er, „welcher bei mir war, wird
z Elend je vergessen, welches er durchgemacht hat. Dennoch be⸗ findet sich Jeder, welcher seine Heimath verließ und sich der vor⸗ geschobenen Kolonne anschloß, um deren wunderbare Abenteuer zu theilen, heute hier wohlbebalten und gesund. Lieutenant Stairs wurde wie die Anderen von einem verzgifteten Pfeile durchbohrt. Die Anderen starben, er lebt. Die ver⸗ ziftete Spitze kam 18 Monate, nachdem er verwundet worden war, dem Herzen heraus. Jephson war 4 Monate gefangen. ldaten, welche ihn bewachten, hatten geladene Gewehre. nicht ermordet wurde, das habe ich nicht ver⸗ Diese Offiziere hatten 16 Bäche und breite Moore an
eine ge zu durchwaten. Sie hatten eine Sonne auszuhalten, welche Alles versengte, worauf ihre Strahlen fielen. Alle Arten Hindernisse drangen auf ihr Gemüth ein und quälten ihr Herz. Die furchtbaren Fieber machten sie halb wahnsinnig. Vier Monate lebten sie in einer nach Ansicht der Aerzte todt⸗ bringenden Atmosphäre. Jeden Tag batten sie Gefahren zu bestehen, und die Nahrung war die ganze Zeit hindurch so schlecht, daß Sklaven ge für schändlich und ungenießbar erklärt haben würden. Und dennoch ünd sie am Leben. Mir gebührt kein Verdienst dabei, und ebenso wenig habe ich zu ihrem Muthe, mit welchem sie Alle die Lage getragen haben, oder zu ihrer freudigen Energie, mit welcher sich ihrer Aufgabe widmeten, oder den hoffnungsreichen Klängen, welche den tauben Schwarzen in die Ohren drangen und die en Kerle zum Aeußersten ansporn beigetragen. Die gemeine
52 52 8„
1 89
Menge wird es Glück nennen, Ungläubige Zufall. Aber in der Tiefe meines Herzens verbleibt das Gefühl, daß es wahr ist, daß es mehr Dinge im Himmel und auf Erden gie als sich die Schulweisheit
11 88 0 8
näumen läßt. Ich muß kurz Groß ist die Zahl der Szenen, welche in meinem Gedächtniß haften. Könnte Jemand sie zu einem Bildezvereinigen, so würde es gewiß ungemeines Interesse hieten. Der niemals klagende Heldenmuth unserer schwarzen Begleiter, die männliche Tapferkeit, welche sich in so unscheinbarer Hülle barg, die Beweise zarter Gesinnung, welche wir in namenlosen Gemeinwesen erfuhren, das Gefühl der Menschenliebe, welches auch Unedle bewegt, ietät, welche wir selbst bei Barbaren antrafen, die gleich uns . Beweggründen vund dem Gebote der Pflicht angeregt urden, — von Allem dem könnten wir reden, wenn wir wollten.“ An anderer Stelle sagt Stanley: „Diese letzte Expedition ist sicherlich die merkwürdigste gewesen, welche ich jemals in's Innere Afrikas geführt habe. Die Gottbheit selbst scheint uns sicht f unserer Reise behütet zu haben. Sie hat uns dort hingef bin sie wollte, und ihren eigenen Willen durchgeführt, dessenung aber uns bewahrt und beschützt.“ „Erst als Emin und in meinem Lager waren, begann ich einzusehen, daß ich böheren Plan als den meinigen ausführte. Meine eigenen Absichten urden fortwährend durch unglückliche Umstände zu nichte gemacht. bemühte mich, meinen Kurs möglichst direkt zu steuern, aber ein trechenbarer Einfluß war am Steuer. Mein Glaube, daß die Aber ich ngte zu dem Bewußtsein, daß der Ausgang meiner Anstrengungen nderen Händen liege.“
4„— —1
8
2Q ˖
1 „
4
89
81*
23 ,* 28„
Oesterreich⸗Ungarn. Budapest, 4. Dezember. (Presse.) entwickelte heute der Minister des Innern, Graf Teleki, sein Verwaltungs⸗Programm, pelches die beifällige Aufnahme des ganzen Hauses fand. Auch der Führer der Opposition, Graf Apponyi erklärte, daß er prinzipiell sich auf dem gleichen Standpunkt wie der Mmister bewege. — Die Immunitäts⸗Kommission des Unterhauses verhandelte heute über den an diese Kommission gewiesenen Antrag, betreffend die Abwehr solcher Vorfälle, rwie sie am 29. und 30. Januar d. J. während der Wehr⸗ gesetz⸗ Debatte in der Umgebung des Unterhauses vorgekommen waren. Nach längerer Debatte wurde folgender Antrag an⸗ genommen:
„Das Abgeordnetenhaus möge beschlußweise aussprechen: Daß es zur Wahrung des Abgeordnetenberufs einen gesteigerten straftrecht⸗ lichen Schutz für nothwendig hält und die Regelung desselben dem Justiz⸗Minister bei der von ihm in Aussicht gestellten Revision des
tafgesetzes empfiehlt; daß zur leichteren Erkennbarkeit der bgeordnetenqualität ein Abgeordneten⸗Abzeichen dienen wird; *. weise daher den Präsidenten es Hauses an, daß er tetreffs der Form des Abgeordneten⸗Abzeichens, sowie der bezüglichen Verfügungen noch im Laufe dieser Session einen Vorschlag unter⸗ breite: daß in Folge der konstitutionellen Stellung des Abgeordneten⸗ bauses die Beorderung von Brachialgewalt oder nöthigenfalls von bewaffneter Macht in die Umgebung des Abgeordnetenhauses zur Auf⸗ tchterhaltung seiner Ruhe und zur Wahrung der Freiheit der Be⸗ rathungen, sowie der Oeffentlichkeit nur auf Ansuchen des Abgeord⸗ mitenhaus⸗Präsidenten, respektive im Einverständnisse mit dem Präsi⸗ denten des Abgeordnetenhauses erfolgen könne.“ — 7. Dezember. (W. T. B.) Der „Egyetertes“, das Organ der Unabhängigkeitspartei, erklärt, daß letztere die Obstruktion im Parlamente gänzlich habe fallen
lassen. Agogram, 5. Dezember. (Wien. Ztg.) Der kxroatische Landtag 9* heute das ganze Budget in zweiter Lesung ohne weitere Debatte an. Die dritte Lesung wird am 7. d. M. deginnen. Großbritannien und Irland. London, 6. Dezember. (A. C.) Auf Anordnung des Herzogs von Cambridge soll die in Aldershot stationirte Infanterie⸗Division unverzüglich mit dem neuen Magazingewehr bewaffnet werden.
Aus Madras 5. Dezember, meldet ein Telegramm des „Zureau Reuter“: — Der nordöstliche Monsun ist beute eingetreten. In 8 südlichen Bezirken ist die Ernte mißrathen, wodurch großer Nothstand uner der Bevölkerung verursacht wird. Die Prrise der Lebensmittel sind in langsamem Steigen begriffen — 7. Dezember. (W. T. B.) Wie verlautet, hat die kögierung den Plan, die Londoner Polizeimacht um 1000 Mann zu ve hren, genehmigt.
*₰
Im Unterhause
Konvent
Italien. Rom, 6. Dezember. (W. T. B.) Bei der Diskussion über die Antwort⸗Adresse auf die Thron⸗ rede sprachen heute in der Deputirtenkammer die Radikalen Imbriani und Ferrari den Wunsch aus, die guten Beziehungen Italiens zu Frankreich nicht nur kommerzieller, sondern auch politischer Natur betont zu sehen. Minister⸗Präsident Crispi gab die Ver⸗ sicherung: die politischen eziehungen beider Länder seien ausgezeichnet; es beständen lediglich Meinungsverschiedenheiten in Betreff ökonomischer Fra⸗ gen. Die italienische Regierung habe zuerst den Weg der gegenseitigen Verständigung betreten, und er hoffe, derselbe werde zu den beiderseits gewünschten freundnachbarlichen Verhältnissen beider Länder führen. Imbriani und Ferrari erklärten sich durch diese Antwort zufriedengestellt, worauf die Adresse angenommen vurde.
2—— — 4 — b — Portgar Krssabdn—5nDanrmber.—2 *,n— —
Marine⸗Minister empfing aus Mozambigue eine Draht⸗ meldung, der zufolge die kleinen Koönige von Chicoja (unweit Blantyre auf dem Berge Chirangula) und von Chicoata (unweit Cherua) sich erboten, Vasallen
Portugals zu werden. Einer Lissaboner Depesche der „Times“ zufolge hält die Antwort der portugiesischen Regierung auf die eng⸗ lische Note über den Delagoa⸗Eisenbahnstreit an der ehauptung fest, daß die portugiesische Regierung gänzlich inner⸗ halb ihrer Rechte handele, und es wird bestritten, daß die portu⸗ iesische Compagnie mit dem Rücktritt der lokalen Direktion ver⸗ chwunden sei. Schließlich wird die Hoffnung ausgedrückt, daß 3 möglich sein werde, einen gütlichen und billigen Ausgleich mit den Vertretern der portugiesischen Compagnie anzubahnen. Sollte dies aber fehlschlagen, so werde Portugal die von Lord lisbury vorgeschlagene schiedsrichterliche Lösung
r Frage nicht ablehnen.
Niederlande. Haag, 6. Dezember. (W. T. B.) Die Erste Kammer nahm heute mit 31 gegen 18 Stimmen den Gesetzentwurf, betreffend die Repision des Gesetzes über den Primärunterricht und die Subventionirung der konfessionellen Schulen, an.
Belgien. Brüssel, 6. Dezember. Bei der heute in der Kammer fortgesetzten Debatte über die Interpellation Bara richtete der Abgeordnete Janson heftige Angriffe gegen das Ministerium und besonders gegen den früheren Justiz⸗Minister Devolder. Letterer nannte Janson einen Lügner. Der Präsident versuchte ver⸗ geblich zu vermitteln; Devolder hielt seine Aeußerung aufrecht.
Dänemark. Kopenhagen, 7. Der König und die Königin hierher zurückgekehrt.
Afrika. Egypten. Der „Times“ drien, 4. Dezember, telegraphirt:
Die Ankunft Osman Digma's in Omdurman bestätigt sich. Gerüchte, daß der Khalifa gestorben sei, laufen fortgesetzt in Wady⸗Halfa ein, aber sie bedürfen der Bestätigung. Die theilweise Wiedereröffnung handelsverkehrs mit dem Sudan wird von den Mililärbehörden im Grunde nicht gebilligt.
Marocco. Aus Tanger wird dem „W. T. B.“ über Madrid gemeldet: es sei eine Verschwoörung gegen den Sultan entdeckt worden. Der Sultan inen
(EW 9)
—
Dezember. 11
sind heute ta
) Vormittag
wird aus Alexan
habe e seiner Brüder verhaften und in Fez ins Gefängniß werfen lassen. Im Innern des Landes seien in Folge dessen einige Unruhen ausgebrochen.
Parlamentarische Nachrichten.
In der heutigen (32.) Sitzung des Reichstages, welcher die Staatssekretäre Dr. von Boetticher und Freiherr von Maltzahn⸗Gültz sowie andere Bevollmächtigte zum Bundesrath nebst Kommissarien beiwohnten, stand auf der Tagesordnung: die zweite Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Feststellung des Reichs⸗ haushalts⸗Etats für das Etatsjahr 1890 91, und zwar der Etat „Zölle und Verbrauchssteuern“. — Einnahme: Kapitel 1 Titel 1 bis 8, auf Grund münd⸗ lichen Berichts der Kommission für den Reichshaushalts⸗ Etat. Der Berichterstatter war der Abg. von Wedell⸗Malchow.
Abg. Kühn wies auf die traurige Lage der untersten Volksschichten hin, die infolge der Einführung der Zölle auf Lebensmittel ohne entsprechende Steigerung der Löhne geradezu unheimlich und unerträglich geworden sei; es sei zu verwun⸗ dern und andererseits anzuerkennen, daß unter solchen Ver⸗ hältnissen die Ordnung und der Friede aufrecht erhalten bleibe.
Abg. Kroeber führte aus, daß die Holzzölle weder dem deutschen Walde Schutz gewährten, denn in Bayern z. B. werde niedergehauen, was nur niedergehauen werden könne, noch für die Industrie, insbesondere die Sägenindustrie, von Nutzen seien. Die Holzpreise seien in Folge der Zölle auf eine Höhe gestiegen, die nicht mehr haltbar sei; der Krach sei unausbleiblich. Alle Schutzzölle stellten eben die natürlichen Verhaltnisse auf den Kopf und wirkten schädlich. Der unge⸗ heure Nothstand in den breiten unteren Volksklassen fordere ebenso drin end die Aufhebung der Lebensmittelzölle.
Abg. Holtz hob hervor, daß das Ausland einen großen Theil des Zolles trage. Außerdem seien die Getreidepreise jetzt nicht erheblich höher als vor den Zöllen. Ein Vergleich unserer Preise mit denen des Auslandes sei verfehlt; die wirthschaftlichen, Verkehrs⸗, Ernte⸗, Geld⸗ verhältnisse seien verschiedene. Es komme auch garnicht darauf an, das Land so billig als möglich zu er⸗ nähren, sondern darauf, daß der Produzent in der Lage sei, zu produziren und der Konsument, die Produktion zu bezahlen. Die Fleischpreise seien allerdings jetzt höher als für die Ernäh⸗ rung der Bevölkerung wünschenswerth. Die Zölle hätten aber daran keine Schuld, sondern die Spekulation, welche sich auf das Einfuhrverbot gründen. Ueberdies werde die Preissteigerung aufhören mit der Aufhebung des Vieheinfuhrverbots. Es werde sich hoffentlich kein Reichstag finden, der geneigt wäre, diese Zölle aufzuheben.
Abg. Rickert meinte, die Zoll⸗ und Steuerpolitik schädige das Leben des Volkes viel tiefer, als alle die Vortheile der Sozialpolitik demselben nützten. Ueber das Märchen, daß das Ausland die Zölle trage, lache das Land. Ein Bewohner des Ostens sollte am wenigsten für Erhaltung der gegenvärtigen Zollvpolitik ein⸗ treten. Die deutsche Zollpolitik müsse und werde wieder zu ionaltarifen zurückkehren; der gegenwärtige Zollkrieg
gemäsigten Parteien hingewiesen,
sei für Deutschland verderblich. Der Etat weise eine Ver⸗ mehrung der Einnahme an Zöllen in erschreckender Weise auf. Kein Land der Welt lege so hohe Zölle auf die Lebens⸗ mittel. Nach unglücklichen Kriegen würde man so verzweifelte Mittel verstehen können, nicht aber unter normalen Verhält⸗ nissen. Die Massen würden das nicht lange ertragen. Es sei zu bedauern, daß die Nationalliberalen durch Erneuerung des Kartells sich zum Mitschuldigen an dieser Zollpolitik ge⸗ macht hätten.
Bei Schluß des Blattes sprach der Staatssekretär Freiherr von Maltzahn.
(Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichstages befindet sich in der Ersten Beilage.)
— Der Antrag des Freih
Wehrpflicht derr Geistlich
. ⸗ 1 . eingebracht und lautet:
errn von Huene, betreffend die en, ist jetzt in „berichtigter“ Form
er Theologie einer mit Korporationsrechten innerhalb des Gebietes es Deutschen Reichs bestehenden Kirche oder Religionsgesellschaft idmen, werden in Friedenszeiten auf ihren Antrag während der dieses Studiums bis ; 1. April des siebenten Militär⸗ jahres zurückgestellt. Haben dieselben bis zu dem vorbezeichneten urnkte auf Grund bes Prüfung die Aufnahme unter die bl der zum ich berechtigten Kandidaten erlangt, iehungsweise empfangen, so werden diese ilitärpflichtigen 3 d
1 überwiesen und ¹ iben von Uebun
93,22 F8* * 185
☛Ꝙ —
˙ I
8227
1
9
§2
78
7 1
% 2 8 92
en bef
ꝓr
— Die VIII. Kommission zur Vorberathung Richter, Schrader eingebrachten die 8 den deutschen Eisenbahnen b
Dr. Hammacher, Stellvertreter des Vorst führer, Groeber (Württemberg), -
Antrages, a Ddermaßen Schrift⸗
6, Duvigneau, Kleine, Dr. von
Kulmi;
Zeitungsstimmen.
Ueber die Donnerstagsdebatte im Reichs ge im rheinisch⸗westfalischen die „Kölnische Zeitung“:
undlungen im Reichstage übe
Linie in Frage stehen, mit aufmerksamem Au keinem Zweifel unterliegen, daß die Bezie und Arbe nach dem jüngste⸗ daß die Zechenverwaltungen bei der groß ihnen rubt, und bei den großen Gefah
betrieb verbunden sind, vor Al⸗
aß die für einen
bedingt erforderliche
werden mußte. Das
einzelne Bekundungen dieser Disziplin
werden mußten, um nicht den Anschein hervorzurufen, als
der Zechenverwaltungen einseitig die von Dr. Hammacher verm Verabredangen des Waffenstillstandes verletzt worden seien
über zu strenge Handhabung der Disziplin sind, von der Sperrmaßrege abgesehen, in kaum nennenswerther Weise on di effentlichkeit ge⸗ kommen, im GEegentheil liegt eine sehr sch Klage eines König⸗ lichen Bergrevierbeamten vor, über eine zu lockere Handhabung der Disziplin im Interesse des Lebens der Bergarbei Betriebssicherheit sich aufs Lebhaftes — zwar bedauerliche Sperrmaßregel verwaltungen übereinstimmend, notorische Hetzer wegen ff nur wegen Vorgänge nach z die Rechtfertigung ei s . iesem Umfange. ie Einschränkung üächs
zunächst Arbeiter, in
wird von si
sie durch die getretene völlige Uske nf wirklichen ge, durch die Erweckung von Hoffnungen, 3 n Verwirklichung ie auch nicht die geringste Macht hat, jene wünschenswerthe Verstän⸗ igung zwischen Arbeitern und Arbeitgebern beträchtlich erschwert hat.
Wenn dem Deutschfreisinn nicht daran läge, selbf
hen Angelegenheit Stoff für Wahlre chöp hätte er müssen, bis s Ergebniß der amtlichen Unter⸗ die Ursachen des jüngsten Ausstandes veröffentlicht sein
—
0 age, sjelbit aus dieser witthschaft⸗
den zu schöpfen, so
Die Erneuerung des Kartells findet allseitige freudige Zustimmung. So schreibt der „Hannoversche Courier“:
„Die Erneuerung de rtells für die den Wahlen zum Deutschen Reichstage wird gewiß im g ade unter den national gesinnten Wählern freudige Zustimmung Das Kartell wird den bevorstehenden Reichstagswahlen sein Gepräge wieder auf⸗ drücken, und seine Wiedererneuerung mag manchen Spekulationen auf die Uneinigkeit im Lager der bisher Parteien sehr unbequem kommen. Um so begreifllicher zazuch die wenig freundliche Aufnahme, welche das neue Kartell bei Parteien findet. Die freisinnigen Blätter schü Zornes auf die Nationalliberalen aus, die bef von jetzt ab mit Haut und Haar den „Agrariern haben und allen liberalen Traditionen untren geworden zu Wir fühlen kein Bedürfniß, die Nationalliberalen gegen solche Vo würfe zu vertheidigen, da wir an diese Anklagen und schuldigungen schon gewöhnt sind seit den Tagen, d nationa liberale Partei aus der alten preußischen Fortschrittspartei sich los⸗ löste und sich bereit finden ließ, die nationale Polittk Regierung zu unterstützen und den Ausbau des neuen Reichs zu föͤrdern. Schon damals traten die Nationalliberalen mit gemäßigten Elementen von Rechts in engere Füblung und Mitarbeit, und so oft ihnen in Verbindung mit diesen ein neuer Schritt auf dem Wege zur Befestigung des Reichs und der neu gewonnenen Einheit gelang, erhob sich noch immer das Geschrei, daß die Sache der Freiheit ver⸗ rathen worden sei. In welch unglaublicher Weise wurden die Nationalliberalen nicht wegen der Annahme der Reichs⸗Justizgesetze verketzert! Und damals fanden selbst solche Männer kein Arg, in Gemeinschaft mit den Fraktionen der Rechten an der Lösung gesetz⸗ geberischer Arbeiten mitzuwirken, die heute klärlich beweisen, daß das Kartell eine unmoralische, unnatürliche und Gott weiß was für eine ungeheuerliche Vereinigung sei. Die nationalliberale Partei ist durch ihre ganze Vergangenheit, durch ihre Geschichte und durch die von ihr von Anfang angenommenen Grundsätze auf ein Zusammen⸗ gehen, auf ein fruchtbares, positives Zusammenwirken mit den anderen r das Kartell ist nichts Anderes als der zum Zweck einer erfolgreichen und wirksamen Thätigkeit für die Wahlen in bestimmte Formeln zusammengefaßte Ausdruck hierfür.“
national⸗