II. Spanien. 9. Januar 1890, 2 Uhr Nachmittags. Direccion general de Correos y Télégrafos Madrid: Einrichtung und Betrieb Kaution 2000 Peseten. Näheres in spanischer Sprache beim „Deutschen Reichs⸗Anzeiger.“
vorträge der Fr. Dr. Bockelm
und gefühlvolle Ausdrucksweise entsprechend. Auch die von Makomaski, der für
eines Telephonnetzes in Vitoria.
Verkehrs⸗Anstalten. 8 lung des Programms
Hamburg, 12. Dezember. (W. T. B.) Der Postdampfer „Croatia“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packerfahrt⸗ t Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, heute in Haupt. St. Thomas eingetroffen. 16 “
London, 12. Dezember. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer Die junge Pianistin „Dane“ ist heute auf der Ausreise und der Union⸗Dampfer „Pretoria“ auf der Heimreise von den Canarischen Inseln abgegangen. Der Union⸗Dampfer „Spartan“ ist auf der Heimreise heute von Madeira und der nion⸗Dampfer „Tartar“ gestern auf der Heimreise von Capetown abgegangen.
London, 12. Dezember. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer “ hat heute auf der Ausreise Madeira passirt. ö“ 1 “
übrig. Vor Allem ist aber ihre weise zu rühmen, bei der die Kü
8
Theater und Musik.
Berliner Theater. 1
Se. Majestät der Kaiser beehrte das Berliner Theater gestern abermals mit seinem Besuche. Dem ihn begrüße den Direktor Barnay gegenüber sprach sich der hohe Gast sehr erfreut aus, daß es ihm endlich möglich sei, einer „Demetrius“⸗Aufführung, von der er so viel Rühmenswerthes gehört, beizuwobhnen. Vom Beginn bis zum Schluß folgte der Monarch mit regstem Interesse der Aufführung und sowohl während der Pausen, während welcher Allerhöchstderselbe den Thee und das Souper einnahm, wie zum Schluß der Aufführung, die bei vortrefflich besetztem Hause stattfand, sprach Se. Majestät dem Direktor Barnay Seine Aner kennung aus, Sein recht baldiges Wieder⸗ erscheinen in Aussicht stellend.
Residenz⸗Theater. 8. Morgen findet die fünfzigste Aufführung von Sardou's
„Schwiegermama“ statt.
Central⸗Theater. Die Proben und Vorarbeiten für die Kren'sche NovitätBerolina⸗ sind bereits soweit fortgeschritten, daß die Erstaufführung bestimmt am 20. d. M. in Scene geht. Es werden demnach vom „Lachenden Berlin“ nur noch sechs Vorstellungen gegeben, von denen Hr. Direktor Thomas das Reinerträgniß der morgen stattfindenden, dem Fonds der unter dem Protektorat Ihrer Majestät der Kaiserin Auguste stehenden Sanitäͤtswachen im 28. Polizei⸗Revier ge⸗
widmet hat. 1 Neue Kirche.
DerZwölfap'ostelkirchen⸗Chor veranstaltete vorgestern unter Leitung des Hrn. Hermann Prüfer eine geistliche Musikaufführung, deren Ertrag für liturgische Zwecke bestimmt war. Der Chor, der in einer Anzahl von etwa 60 Mitgliedern erschienen war, leistete, was Schönheit des Stimmenklangs und Präzision in der Zusammen⸗ wirkung betrifft, höchst Anerkennenswerthes. Das an dem Dirigenten stets gerühmte sorgfältige Eingehen auf gute Tonbildung und Aus⸗ sprache bei jedem Einzelnen seiner Chormitglieder, das Referent beim Einüben von Schulchören bereits früher zu beobachten Gelegenheit hatte, ist ein ganz besonderer Vorzug in der Ausübung seiner Gesangs⸗ kunst, und kam auch gestern den Chorleistungen sehr zu statten. Der 98. Psalm: „Singet dem Herrn ein neues Lied“ von H. Schulz, dem größten Vorgänger Bach's, für Doppelchor komponirt, war von mächtigem Eindruck, und wurde vom Chor trotz mancher Schwierigkeiten sehr gelungen ausgeführt. Von Melchior Frank, einem Zeitgeno sen des Heinrich Schütz, gelangte die tief er. greifende Motette: „Wer sind diese, mit 8 Kleidern angethan?“ zur Aufführung. Der Vortrag dieses Werks sowohl, als auch der am Schluß des Concerts folgenden Motette von M. Hauptmann und der Adventsmotette von Albert Becker, die in würdigster Weise von der Stimmung des herannahenden Festes erfüllt ist, war von nach⸗ haltigster Wirkung. Dem Dirigenten und seinem Chor gebührt das größte Lob. Unterstützt wurde die Aufführung noch durch einige Gesangs⸗
8
rend wir im letzten Satze anrat kehrende Dehnen der motivs zu vermeiden. zwischen hören zu müssen,
Lebhafter und wohlverdienter Be Theilnahme des leider nicht sehr
üüa
Die Berliner Stadtver
das Comité für die und im Stande sein wird, licher an derselben Grundstücke an die
we Naxe eeesnnerad gevs. —ehe Eee 8
Behörden der Nachweis erbracht
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Entschädigung freigelegt werden, Vereinbarung zu treffen:
—*
abzuschließenden Kaufverträge
Auflassung entgegenzunehmen. Verwaltung der Häuser bis zu des dritten Quartals des Jahres
baulast. Die Gestaltung des Pla nehmigung.
stücke (Nr. 2) aufkommenden Geld aus dem Bestande derselben die beantragten Zahlungen zu leisten“
ann, die voller Altstimme ein Gebet von Hiller, eine und Schubert's „Alle Seelen ruh'n in Frieden“
Violinvorträge
Frl. die bereits vor wenigen Tagen in einem mitgewirkt hat, veranstaltete gestern einen eigen welchen sie eine reiche Zahl klassischer und moderner Kompositionen zum Vortrage gewählt hatte Mit seltener läßt ihr Spiel zugleich an technischer Sicherheit lebendige, stets interessante Vortrags⸗ nstlerin zumeist ein richtiges Maß in der Schattirungen und e brachte sie in Piècen von
der Tempobewegung, in den Abstufungsgraden im Pedalgebrauch zu beobachten versteht. Diese Vorzüg einer Toccata und Fuge von Bach⸗Tausig Chopin und Lißzt vortrefflich zur Geltung. dreimal in einer Woche zu hören bekamen) besonders im ersten Satze mit zartem und poetischem Ausdruck, wäh⸗ das regelmäßig wieder⸗ mischen Haupt⸗ fvierteltakt da⸗ Aufschwunge Die folgenden Stücke
hen möchten, beiden Schlußakkorde des stür Das Gefühl, stets einen der dem leidenschaftlichen störend entgegentritt, hat etwas Peinliches. von Liszt gaben der sehr begabten Künstlerin noch besondere Gelegen⸗ heit, ihr virtuoses Spiel in glänzend
gestern mit 70 gegen 28 Stimmen das P der Schloßfreiheit angenommen.
„Die Versammlung ermächtigt d Niederlegung der
belegenen, im Stadtgemände derselben zu leistenden Zuschuß zu Voraussetzung, daß dem Magistrat dur
legung der Privathäuser an der Schlo der Ecke dieser Straße belegene fiskalische, rateur Helms verpachtete Grundstück ohne
wird genommen: Die Verkäufer verpflichten sich, Stadtgemeinde Berlin zu bewirken.
Abbruch erfolgt auf Kosten des Comités und zw
ernimmt das durch den Ab⸗ öffentlichen Platz nach vom 11/30. Dezember skalischen Straßen⸗ und Brücken⸗ Allerhöchsten Ge⸗
4) Der Magistrat ist bereit, die aus der Verwaltung der Grund⸗ er in Verwahrung zu nehmen und von drei Mitsliedern des Comités
3) Die Stadtgemeinde Berlin üb bruch der Häuser freigelegte Terrain als einen Maßgabe der Bestimmangen des Vertrages
1875, betreffend die Uebernahme der fi tzes unterliegt der
war
dessen vortreffliches Spiel schon aus früheren kannt ist, betheiligte sich auch gestern wieder wir trag einiger passend gewählten Kompo Die Kirche war leider nicht sehr
Sing⸗Akademie. Ella Pancera aus Weimar, hiesigen Concert mit Erfolg en Klavier⸗Abend, für
ifall
Mannigfaltiges.
ordneten⸗Versammlung hat rojekt der Niederlegung Der bezügliche Beschluß lautet: en Magistrat für den Fall, daß Schloßfreiheit die kostenfreie Auflassung sämmt⸗ Privatbesitze ohne und
Berlin bewirken,
folgende
1892.
sitionen von zahlreich besucht.
Arie von Bach „Gottes Zeit“, vortrug. Ihre edle der andächtigen Stimmung sehr des Hrn. Concertmeisters seinen erkrankten Kollegen F. Steuß mene Abwechs⸗ Hr Deckert, tleistungen be⸗ ksam durch den Vor⸗ Bach, Becker und
eingetreten war, boten eine sehr passende und willkom Der Organist der Neuen oncer
Kraft des Anschlags
sowie in einigen 1 Die Cis-moll-Sonate (die wir
spielte die Künstlerin
stem Lichte erscheinen zu lassen. zeugte von der anerkennenden zahlreich erschienenen Publikums. 8
1) In die von dem Comité mit den Eigenthümern der Häuser Bestimmung die Auflassung an die Der Magistrat ist bereit, diese
2) Auf Verlangen des Comités ist der Magistrat bereit, die dem Abbruch zu übernehmen. ar spätestens im Laufe
Fegabt, nichts zu wünschen
ün
befindlichen einen von unter der ch Erklärung der kompetenten wird: es werde, falls es zur Nieder⸗ ßfreiheit kommt, auch das an zur Zeit an den Restau⸗ Inanspruchnahme einer mit dem gedachten Comité folgende
zunehmen,
durch ein aber eine
machte punkte dazu:
herbeizuführen.
Verordnun lichen Den
mehr benutzten
rollen werden
einigen Rollen geworden. bereit
der Herstellung
von einer Versammlung, deutsch⸗freisinnigen Kollegen des Hrn. Richter, welche Mitglieder der Versammlung sind, trat keiner als Redner gegen das Projekt auf.“ “
Aus Elsaß⸗Lothringen, 11. Dezember. verschiedenen Theilen des Reichslandes ist die von früher her datirende
Freiburg haben beschlossen, den der Kirche gehörigen, seit dreißig Jahren nicht
Jahn’s beerdigt sind, als Platz für eine Turn⸗ und halle zu erwerben.
Oberammergau, 7. Dezember. wird geschrieben: Vorgestern haben die für die Passionsspiele so wichtigen Wahlen der Darsteller stattgefunden. 1 die altbewährten Darsteller wieder auftreten, nur bei ist in Folge hohen Alters eine Verschiebung nöthig So wird der 1870 und 1880 bewährte Johannes jetzt zum Verräther, und dem verdienten Judas ist die Rolle des Simon von Bethanien über⸗ tragen worden. und hohes Al werden nun ungesäumt beginnen, und des Chorgesanges schon geraume Zeit mit Eifer betrieben werden. Die Einrichtung der Spielbühne ist nahezu vollendet, und mußten die letzten Arbeiten nur wegen strenger Kälte unterbrochen werden. An
hier, entsprechend den neuen prächtigen, der Zeit und dem Charakter des Spiels entsprechende Verbesserungen sich vollziehen. Anstrengungen gemacht wie diesmal, wo es gilt, das 25. Decennium
1“ “
mit weicher und sehr klang.] Ein Antrag des Stadtverordneten Fieaerbeen die Vorlage an⸗
aber hinzuzufügen, daß die durch eine Lotterie beschafft werden sollten, Stimmen abgelehnt.
Die Versammlung schloß sich, wie der Auffassung an, daß die Kommunalverwaltung ein ihr angebotenes Geschenk nur dann ablehnen dürfe, unsittliches Mittel Lotterie als ein in einem Lande, dessen Gesetzgebung dieselbe gestatte.
Ober⸗Bürgermeister von mit Nachdruck geltend. „Die Hrrn. Richter und Genossen sind mit ihrem Versuche, auf Kosten der Stadt eine politische Demonstration bedenklichster Art
ittel zur Niederlegung nicht wurde mit 67 gegen 31
die „Nat. Ztg.“ mittheilt,
e, wenn die Kosten desselben aufgebracht werden sollen, daß solches nicht zu betrachten sei Namentlich diese Gesichts⸗
Forckenbeck genannte Blatt bemerkt
Das
auf das Entschiedenste abgewiesen worden und zwar deren übergroße Majorität politisch zur
Partei gehört. Von den parlamentarischen
(Magd. Ztg.) In
wieder aufgefrischt worden, wonach die an öffent⸗ mälern anzubringenden Inschriften vorher der
Genehmigung der betreffenden Bürgermeister zu unter⸗ breiten sind. Auf zahlreichen Kirchhöfen in rein deutschen Gemeinden, in denen vielleicht keine drei vorhanden sind, hat man nämlich nach dem Kriege angefangen, alle Grabschriften französisch abzufassen, während früher nur die deutsche Sprache zur Verwendung kam.
des Französischen mächtige Personen
a. U. (Hamb. Corr.) Die städtischen Behörden
Friedhof, auf dem die sterblichen Ueberreste Ludwig Ruhmes⸗ Dem „Frankf. Journal“
In den
indem er zum Darsteller des Judas gewählt wurde,
In den kleineren Rollen haben sich durch Tod ter viele Veränderungen ergeben. Die Spielbproben nachdem die Proben des Orchesters
der Garderobe wird fleißig gearbeitet, und werden auch stilgerechteren Dekorationen,
Zu keiner Spielperiode hat Ammergau je solche
auf⸗ der Passionsaufführungen würdig zu begehen.
Der Nach Schluß der Redaktion eingegangene
Uniform des
Schauspielhaus. 275. Vorstellung. Die Quitzow's. Vaterländisches Drama in 4 Aufzügen von Ernst von Wildenbruch. Anfang 7 Ubr.
Sonntag: Opernhaus. 260 Vorstellung. Zum 1. Male wiederholt: Aenuchen von Tharau. Lyrische Oper in 3 Aufzügen von Heinrich Hofmann. Text von Roderich Fels. Tanz von Emil Graeb.
Ankfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 276. Vorstellung. Die Weis⸗ heit Salomo’s. Schauspiel in 5 Akten von Paul
Heyse. Anfang 7 Uhr.
Deutsches Theater. Sonnabend:
dächtniß an Ludwig Anzengruber, neu Der G'wissenswurm. (Dusterer:
Friedmann.) Sonntag: Nächstenliebe. Der Pfarrer von Kirchfeld.
Wetterbericht vom 13. Dezember, Morgens 8 Uhr.
us
Bar. auf 0 Gr.
u. d. Meeressp
red. in Millim. Temperatur ir 0 Celst
11“
5⁰
wolkig V halb bed. wolkenlos
Mullaghmore 2 4 4 2 Nebel 4 2 1
Aberdeen.. Christiansund Kopenhagen. Stockholm. Haparanda. Moskau...
Cork, Queens⸗ town.... 4 halb bed. Cherbourg. V 759 6 Regen Helder. 1763 4 wolkig Sylt 764 † 2 wolkenlos amburg. . 768. 3 Nebel¹) winemünde 769 3 Dunst Neufahrwasser 767 1 halb bed. Memel .765 3 bedeckt aris 767 3 bedeckt künster. 767 1 wolkenlos Karlsruhe.. 768 bedeckt Wiesbaden 769 bedeckt München .. 767 Chemnitz 770 Berlin 769
Zum Ge⸗ einstudirt: Siegwart
bedeckt wolkig bedeckt
Montag:
Verliner Theater. Sonnabend: Demetrius. Sonntag: Montjoye, der Maun von Eisen.
Tessing-Theater. Sonnabend: Der Fall Clémenceau. Schauspiel in 5 Akten von A. Dumas und A. d'Artots.
Sonntag: Die Ehre. Schauspiel in 4 Akten von Hermann Sudermann.
Die nächste Aufführung von Oscar Blumenthal's Lustspiel „Der Zaungast“ findet Montag statt. Wien .... 768 8 Breslau 769 Wallner-Theater. Sonnabend: Zum 16. M.: 767 SS Dun Nervös. Schwank in 3 Akten von G. von Moser 1I11“ . und Otto Girndt. Anfang 7 ½ Uhr.
q16186 z Sonntag und Montag: Nervös.
1) Reif. ²) Nebel. Uebersicht der Witterung.
Ein tiefes Minimum ist nördlich von Schottland erschienen, eine Theildepression mit starker Luft⸗ bewegung lagert über der Kanalgegend, am höchsten ist der Luftdruck über Süd⸗Frankreich und Böhmen. In Central⸗Europa ist das Wetter ruhig, theils heiter, theils nebelig und fast überall kälter. In E“ ist meistens wieder leichter Frost ein⸗ getreten.
Victoria-Theater. Sonnabend: Stanley in Afrika. Zeitgemälde in 10 Bildern von Alex. Moszkowski und Rich. Nathanson. Musik von C A. Raida. Ballet von C. Severini. Anfang 7 ½⅞ Uhr.
Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater. Sonnabend: Zum 8. M.: Prinzessin Pirouette. “ 8. vG 8 . Ordonnenn eutsche Seewarte. un Andrée. eu von R. Genée. usi 2 tsch 8 1 svon R. Planquette. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Kapellmeister Federmann. Anfang 7 Uhr. Sonntag: Zum 9. M.: Prinzessin Pironette.
Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Sonnabend: Opern⸗ haus. 259. Vorstellung. Die Walküre in 3 Akten von Richard Wagner. Dirigent: Kapellmeister Such Anfang 7 Uhr
11“ 11“
Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ burg. Sonnabend: Zum 50. Male: Schwieger⸗ mama. (WBelle-maman.) Lustspiel in 3 Akten
1“ S “ 1 8
Adolph 115. Male:
vom Direktor
nissen.
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Abend.
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Flo 4 Akten von Leon Treptow. Gärß. Musik von Franz Roth.
Sonntag: Dieselbe Vorstellung.
Urania, Invalidenstraße 57/62, geöffnet von 12 — 11 Uhr. — Sonnabend, von 1—7 Uhr: neue Phonograph. Abends 7 ½ Uhr: Ueber Spectral⸗Analyse.
ständig neuen A von Hrn. Franz Ren Schimmelhengste, in E. Renz. reiterin Frl. Clotilde Hager. — Quadrille, geritten von 16 1,Se. eder ein Studenten⸗Ausflug mit Hinder⸗ roße Sonntag: 4 Uhr vielseitiges Verlangen: Aschenbrödel. Im dunklen Erdtheil. Dem vielseitigen Wuns ginnen die Vorstellungen von präcise 7 ½ Uhr.
von Victorien Sardou und Deutsch von Ernst Schubert. Sonntag u. folgde. Tage: Schwiegermama.
Sonnabend: Zum Best Ihrer Maj. der Kaiserin A wachen im 28 Polizeirevier. Heiteres aus der Berliner Gesang und Tanz in einem Vorspiel u. 3 Akten (fünf Bildern) von Ed. Jacobson und H. Anfang 7 ½ Uhr.
Sonntag: Dieselbe Vorstellung.
Ernst-Theater. Dresdenerstraße 72.
Sonnabend: Benefiz für Alfred Schmasow. Zum tte Weiber.
wirkung des Direktors erwählten Programm, sowie Reitkünstlerinnen und Reitkünstler. Zum 1. Male: 6 großartige irländische Jagdpferde nach einer voll⸗ rt in Freiheit dressirt und vorgeführt z. — Zyska und Zante, arab. Freiheit dressirt und vorgeführt — Auftreten der Schul⸗
Damen. —
Raimund Deslandes Anfang 7 ½ Uhr.
Central-Theater. Direktion: Emil Thomas.
en der unter dem Protektorat ugusta stehenden Sanitäts⸗
Das lachende Berlin.
Theater⸗Geschichte mit
Gesangsposse in Couplets von Gustav Anfang 7 ½ Uhr.
Der P. Spies:
Circus Renz, Karistraße. Sonnabend, Abends
7 ½ Uhr: Eala⸗Vorstellung unter persönlicher Mit⸗ E. Renz mit einem aus⸗
Auftreten der vorzügl.
Große Fantasie⸗ ie lustigen
Original⸗Pantomime.
Dienstag, 31. Dez. seriptions⸗Ball.
“
Nachm. (1 Kind frei):
Auf Abends 7 ⅛ Uhr:
che entgegenzukommen, be⸗
heute Sonnabend an
Concert⸗Anzeigen.
Concert-Haus, Leipzigerstr. 48 (früher Bilse). Sonnabend, 14. Dez: Karl Meyder⸗Concert. Strauß⸗
(S lvester 3 “
Sub⸗
Hannover, Se. Majestät mittelst Sonderzuges hier eingetroffen.
bald in offenem Wagen, beflaggten Straßen von
rufen begrüßt, mit dem General Grafen Waldersee nach dem Kasino des Königs⸗Ulanen⸗Regiments, um einer Einladung des Offizier⸗Corps zum Frühstück Folge zu leisten.
zilken.
Depeschen.
13. Dezember, Nachmittags. (W. T. B.) der Kaiser ist heute Nachmittag 1 Uhr - Se. Majestät trug die Königs⸗Ulanen⸗Regiments und begab Sich als
bei der Fahrt durch die festlich der Bevölkerung mit lebhaften Zu
Hôtel de Rome. Sonntag, 15. Dez.: Concer des Baritonisten Alexander Alexy. Anfang 8 Uhr.
Neue Rirche. Sonnabend, 14. Dezbr.: von Paula Gierke. Anfang 7 ½ Uhr. 8
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Klara Dreyer mit Hrn. Ott Schwedt (Berlin—Stolp). — Frl. Aurelka Feede mit Hrn. Pastor Julius Schmidt (Berlin —War⸗ burg i. Westf.). — Frl. Anna Büchsel mit Hrn Domkandidaten Johannes Reichmuth (Wuster hausen a. D —Berlin). — Fel. Ida Röbke mi Hrn. Braumeister Ottmar Dirr (Kommende — Dommitzsch). — Frl. Elsbeth Wilke mit Hr Dr. F. Loewenhardt (Königsberg i. Pr. — Breslau — Frl. Toni Söhlmann mit Hrn. Referendar Karl Keil (Leipzig). .
Geboren: Ein Sohn: Hrn. E. (Gohlis). — Hrn. Benno Klopfer (F Main). — Hrn. Karl Ziehe (Charlottenburg). Eine Tochter: Hrn. Rechtsanwalt Gebhar (Frankfurt a. O.) — Hrn.
Dr. Hoeres (Köln). 1
(Stettin). — Hrn.
Stenglin (Berlin). — Hrn. Rittmeister a. D. Karl v. Winterfeld (Neuendorf). — Hrn. Second- Lieutenant v. Lilienhoff⸗Zwowitzki (Bitsch). — Hrn.
v. Wolff (Görlitz).
Gestorben: Hr. Rittmeister a. D. Adolf von Wellmann (Marburg). — Hr. Rittergutsbesitzer Wilh. Ferdinand Eben (Bauditten). — Hrn. Georg Bath Sohn Hans (Berlin). — . Dr. Ludwig Wrede Tochter Ella (Berlin). — Hr. Rentier Daniel Rackow (Friedrichshagen). — Frau Ober⸗Postsekretär Luise Singhol, geb. Flügge (Schwerin) — Hr. Ober⸗Einnehmer g. D. Wil⸗ helm Maler (Karlsruhe — Stuttgart). — Hr. Kaufmann Richard Fabel (Magdeburg). — Hrn. Taubstummenlehrer Karl Pelz Sohn Fritz (Breslau).
Redacteur: Dr. H. Klee.
Berlin: Verlag der Expedition (Scho 1z).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
Haupt.
en Reichs⸗Anz 1“
Berlin, Freitag, den 13. Dezember
eiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
1889.
Schlußbericht der gestrigen (36.) Sitzung des Reichs⸗ tages; erste Berathung des Antrags, betreffend die Wehr⸗ pflicht der Geistlichen.
Abg. Kulemann: Die Auffassung, daß es überhaupt nicht Aufgabe der Geistlichen sei, die Waffe in die Hand zu nehmen, entspricht keineswegs dem Wesen der Kirche, auch nicht der katholischen. Einem Geistlichen im Amt zwingt das Gesetz jetzt schon die Waffe nicht in die Hand; wer aber erst die Absicht hat, Geistlicher zu werden, hat auf dieses Privilegium keinen Anspruch. Es handelt sich ja nur um die Friedensübungen, deshalb verwahre ich mich auch gegen den Vorwurf, als ob die Gegner des Antrages die Mission der Geistlichen ver⸗ kennen. Wenn es heißt, daß das Studium durch die Dienst⸗ pflicht gestört und dem Mangel an Geistlichen so Vorschub geleistet werde, so trifft dies nicht nur die Theologen, sondern auch die anderen Studienzweige. Die allgemeine Wehrpflicht gestattet Ausnahmen eigentlich überhaupt nicht. Die Thier⸗ ärzte haben übrigens wie die anderen Aerzte auch 6 Monate mit der Waffe zu dienen. Die jetzt in Anspruch genommene Sonderstellung ist also in der That ohne Porgang. Die allgemeine Wehrpflicht, d. h. die Betheiligung aller Stände und aller Kräfte des Volks ist eingeführt, um das Niveau unserer Armee wesentlich zu heben. Wie wir hier im Reichstage aus den verschiedensten Landestheilen und An⸗ schauungskreisen heraus erst recht zu einer ersprießlichen Wirk⸗ samkeit gelangen, so auch in der Armee. Der soziale Aus⸗ gleich, der innerhalb der Armee eintritt, kann nur die heil⸗ samsten Folgen haben. Wir dürfen deshalb auch den Geistlichen keine Sonderstellung einräumen. In der Milderung des Antrages sehe ich eher eine Verschlechterung, als eine Verbesserung. Es ist sehr bedenklich, dem Ermessen des Einzelnen anheimzustellen, ob er dienen will, oder nicht. Die katholischen Oberen würden ihre Autorität gebrauchen, damit von den jungen Geistlichen jederzeit ein Antrag auf Befreiung gestellt wird. Es wider⸗ spricht auch dem Grundsatz der allgemeinen Wehrpflicht, für eine Fakultät eine Ausnahmestellung zu schaffen. Eine Tren⸗ nung zwischen den beiden Konfessionen würde eine Verletzung der Parität sein. Ich werde deshalb gegen den Antrag
stimmen.
Abg. Dr. von M ycielski spricht sich für den Antrag
Huene aus, da so dem Mangel an Geistlichen,
geholfen werden könne.
heute wollen.
n, namentlich in den Diözesen Kulm, Posen und Gnesen, einigermaßen ab⸗ Abg. Dr. Windthorst: Wir hätten schon früher bezüg⸗ der katholischen Theologen erreichen können, was wir Wir haben aber aus Gründen der Parität
schon damals das Gleiche auch für die evangelischen Theologen
angestrebt, unsere spezielle Forderung verzichtet.
und da wir das nicht erreichen konnten, auch auf Es würde mir leid thun,
wenn wir heute von diesem Standpunkt abgedrängt würden.
Ich weiß aber, 1— evangelischen Kirchenbehörden unser Antrag z4 Die Bedeutung und das Wesen des geistlichen Standes aller
Predigen des Friedens. 1— die jungen Theologen auf dem Exerzierplatz Uebungen machen
daß auch der evangelischen Bevölkerung und ziemlich erwünscht ist.
Konfessionen, auch des israelitischen Glaubens, liegt in dem Wer von uns hat jemals, wenn er
sieht, die jeder Rekrut machen muß, die Empfindung gehabt,
daß die Herren dadurch für ihr Amt besonders gut vorgebildet
Gelegenheit, bei den Tapferkeit zu zeigen. früheren Zustand der neuesten trag würde
rität des Landes hart getroffen, so daß unser Antrag nur auf die katholischen Noth in der Kirche dazu veranlassen,
daß wir sehen, daß unsere Geistlichen durch den Durchgang durch das Militär nicht unseren Anschauungen gemäß erzogen
aber bleibt dem Geistlichen genug Kranken und Sterbenden Muth und Unser Antrag bezweckt nur, den wiederherzustellen, der sich erst in umgebildet hat. Nach dem An⸗ Ausschreiben des evangelischen das allen evangelischen Theologen
werden? Im Kriege
Zeit selbst ein Kirchenrathes möglich sein,
gebietet zu dienen. Ich bin aber überzeugt, daß es zu einem solchen Ausschreiben nicht kommen wird. Die Schilderung der katholischen Theologen durch meiner objektiv wahren, wird,
den Abg. Delbrück zeigt zu lebhaften Freude das Bemühen, die Dinge zu fassen. Nur dagegen muß ich mich ver⸗ daß die Parität in der bisherigen Weise aufgefaßt wonach selbst legislatorische Körper ein Recht haben, über die katholische Ninderheit zu entscheiden. Hätten die Kulturkampfgesetze nicht auch die evangelische Majo⸗ wären wir wahrscheinlich Wenn wir heute auf den Gedanken Theologen sich könnte uns nur die große und dann der Umstand,
heute noch nicht so weit.
beziehen soll, eingehen müßten,
werden.
Damit schließt die erste Berathung.
Das Haus tritt sofort in die zweite Lesung ein. Zu dieser liegt ein Antrag der Abgg. von Kleist⸗Retzom und Delbrück vor, welcher die Bestimmungen des Gesetzent⸗ wurfs auf die katholische Kirche beschränken will; der Abg. von Kleist will außerdem dem Gesetzentwurf zunächst nur eine Dauer von 10 Jahren geben. Ferner beantragt Abg. von Kleist eine Resolution dahin, daß Theologie Studirende in Frie⸗ denszeiten auf ihren Antrag nach Ableistung der Hälfte ihres Dienstjahres mit der Waffe das zweite Halbjahr als Lazareth⸗ gehülfen sollen dienen können.
Abg. Freiherr von Huene erklärt, daß seine Partei, wenn der Centrumsantrag abgelehnt würde, für den Antrag Delbrück stimmen werde; gegen die Fristbestimmung wie gegen die Ver⸗ wendung der Geistlichen als Lazarethgehülfen müsse er sich entschieden erklären.
Abg. Richter: Es liegt im Interesse der Militär⸗ verwaltung selbst, nicht alle Militärpflichtigen im Waffen⸗ dienst auszubilden. Berufsklassen, wie die Aerzte, Apotheker, Geistlichen, können in Ausübung ihres Berufs im Kriege mehr nützen als im Waffendienst. Die Verhältnisse der und Apotheker sind thatsächlich geordnet, aber nicht auf gesetzlichem Wege. Will man eine Aenderung des Gesetzes vornehmen, so sollte man sie auf Alle ausdehnen, die sich in derselben Lage befinden wie die Geistlichen. Sonst
gewinnt ein solches Gesetz den Charakter eines Ausnahme⸗ gesetzes, und das in verschärftem Maße, wenn man zwischen katholischen und evangelischen Theologen unterscheidet, und wenn man es der individuellen Entschließung überläßt, ob Jemand im Waffen⸗ oder anderen Dienst das Jahr ableisten will. Im Gegensatz zu früheren Anträgen der Centrums⸗ partei wird heute indirekt durch den Antrag eine Ver⸗ pflichtung der Theologen zum Dienst im Kriege anerkannt. Ein Ausgleich in der Sache scheint mir nicht unmöglich, aber es ist technisch nicht leicht, hier eine Fassung zu finden, auf die eine Mehrheit sich vereinigen würde. Vielleicht würde die Sache leichter sein, wenn die Regierung sich an der Dis⸗ kussion betheiligte. Ich bedauere es lebhaft, daß bei einer Frage von solcher Bedeutung der Kriegs⸗Minister nicht an⸗ wesend ist oder sonst Jemand vom Bundesrath, der in der Lage ist, eine Erklärung abzugeben. Als wir bei Berathung der Reichsverfassung gemäß der preußischen Verfassung die Bestimmung aufnehmen wollten, daß das Haus das Recht habe, die Anwesenheit der Minister zu fordern, er⸗ klärte man das für überflüssig, es bekunde das ein schlechtes Vertrauen zur Entwickelung der Dinge im Reich und in der Reichsregierung. Die Herren, die damals solches Vertrauen hatten, haben sich arg getäuscht, wenn die Regierung selbst einem solchen Reichstage und selbst der Centrumspartei gegen⸗ über, deren Unterstützung sie oft sehr nöthig gebraucht hat, an derartigen Berathungen sich nicht betheiligt.
Abg. von Kleist⸗Retzow: Ich bedauere mit Hrn. Richter, daß bei diesem Initiativ⸗Antrage kein Mitglied des Bundesraths zugegen ist, und sich darüber ausläßt. Auf die Fristbestimmung bin ich bereit zu verzichten.
Abg. Dr. Windthorst erklärt sich nach dieser Konzession in der Nothlage mit dem Antrag von Kleist⸗Delbrück ein⸗ verstanden; er werde aber nicht aufhören, dahin zu streben, daß die evangelische Kirche in diesem Punkt der katholischen gleichgestellt wird. Hr. von Kleist möge sich doch vergegen⸗ wärtigen, was er den Theologen damit zumuthe, daß sie 11.““ werden sollen. Die Resolution sei daher ab⸗ zulehnen.
Abg. von Kleist⸗Retzow bemerkt, daß die evangelische Generalsynode einstimmig eie derartige Resolution beschlossen habe, und zwar auf Anregung des Pastors von Bodelschwingh. Geistliche könnten keine Scheu haben, in den Lazarethen den allerniedrigsten Dienst zu leisten. Wie stehe es denn mit den Diakonissinnen. Die Resolution sei wohlerwogen und tief
begründet.
Abg. Dr. Windthorst hat nichts gegen die Heran⸗ ziehung der Theologen zur Krankenpflege überhaupt; die Hauptthätigkeit der Lazarethgehülfen liege aber auf dem Ge⸗ biet der Chirurgie.
Abg. Dr. Delbrück ist trotz der Autorität der Herren von Kleist und von Bodelschwingh und der Generalsynode gegen die Resolution.
Abg. von Kleist weist darauf hin, daß man sich bei dem einstimmigen Beschluß der Generalsynode aller Schwierig⸗ keiten und fnzuträhkichteten wohl bewußt gewesen. Man dürfe aber einen solchen Dienst und ein solches Opfer von den evangelischen Theologen erwarten. Man wolle von die sem Wege aus zu einer anderen tiefer gehenden Krankenpflege kommen, als bis jetzt vorhanden. Darum wolle auch der ” Windthorst nicht zugeben, daß ein solcher Antrag durchgesetzt werde.
Die Diskussion wird geschlossen.
Der Antrag des Centrums wird mit 111 Stimmen angenommen. 8
Für denselben stimmen Centrum, Polen, Elsaß⸗Lothringer und Sozialdemokraten; ferner von den Deutschkonservativen die Abgg. Bohtz, von Brand, von Colmar, von Hammerstein, Prinz Handjery, Prinz zu Hohenlohe, von Levetzow; von der Reichspartei: von Ellrichshausen, von Goldfus, von Gült⸗ lingen, Fürst Hatzfeldt, von Kulmiz, Müller (Marienwerder), Herzog von Ratibor; von den Nationalliberalen: Grub, Klumpp, Sedlmayr, Siegle; von den Freisinnigen: Bamberger, Barth, Buddeberg, Langerhans, Munckel, Nickel, Rickert, Schmidt, Schrader, Träger; endlich der Antisemit Böckel und der Volksparteiler Kröber.
Damit ist der Antrag Delbrück erledigt; die Resolution von Kleist⸗Retzow wird zurückgezogen.
Es folgt die erste Lesung des von dem Centrum einge⸗ brachten Antrags auf Aufhebung des Gesetzes vom 4. Mai 1874 über die Verhinderung der unbefugten Ausübung von Kirchenämtern (Expatriirungsgesetz).
Antragsteller Abg. Dr. Wi ndthorst: Der Antrag, den ich Ihnen vorgelegt habe, ist nicht neu, er hat schon wiederholt dem Reichstage vorgelegen. Der Reichstag hat ihn wiederholt angenommen, der Bundesrath ihn wiederholt ohne Angabe von Gründen abgelehnt. Nicht nur ein Reichstag, sondern zwei aufeinanderfolgende Reichstage haben unseren Antrag angenommen, und ich hoffe, daß auch dieser Reichstag zuzustimmen geneigt sein wird, diese letzte Ruine des Kulturkampfes zu beseitigen, ein Gesetz zu beseitigen, welches zuläßt, katholische Geistliche zu interniren oder sogar zu expatriiren, sie außer Landes zu treiben, und zwar selbst dann schon, wenn bloß eine Untersuchung eingeleitet ist. Ich bitte Sie um Ihre einmüthige Umie gg.
Abg. Dr. von Marquardsen: Nachdem durch die Be⸗ seitigung des Kulturkampfes die Voraussetzung des Expatriirungs⸗ gesetzes weggefallen ist, wollen wir auch die Folgerungen daraus ziehen, und ich erkläre Namens der großen Mehrzahl meiner Freunde, daß wir mit Befriedigung in diesem Fall unsere Zustimmung zu dem Antrage geben.
Abg. Rickert: Dann scheint eine Diskussion vollständig überflüssig zu sein, ich beschränke mich daher unter Berufun auf unsere früheren Ausführungen auf die Erklärung, da wir einstimmig dem Antrage zustimmen. G
Abg. von Reinbaben: Auch meine Fraktion hat ein⸗ stimmig beschlossen, dem Antrage zuzustimmen. Früher waren wir dagegen, weil wir ihn als eine Demonstration ansehen mußten. Nachdem dieses Bedenken beseitigt ist, glauben wir der Waffe, die in diesem Gesetz liegt, ent⸗ rathen zu können. Es wird zur Beruhigung des katho⸗
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lischen Volkes beitragen, wenn wir diesen letzten Stachel des Kulturkampfes beseitigen; dann wird man uns auch nicht mehr verdächtigen können, daß es uns mit der Beendigung des Kulturkampfes nicht ernst sein könne. Aus diesen Gründen stimmen wir heute einstimmig für den Antrag.
„Abg. Fürst Radziwill: Ich möchte in dieser schönen Einstimmigkeit die Stimme meiner Fraktion nicht fehlen lassen, um unserer Befriedigung Ausdurck zu geben, daß wir hier mit einem, 88 noch nicht dem letzten, aber doch recht traurigen Ueberbleibsel der Kulturkampfszeit aufräumen.
Abg. Müller (Marienwerder): Vom Standpunkt eines Abgeordneten aus den deutsch⸗polnischen Landestheilen möchte ich nur hervorheben, daß es im Interesse des Deutschthums in diesen Landestheilen liegt, daß dieser Ueberrest aus der Kulturkampfszeit sobald wie möglich beseitigt wird. Unsere Verhältnisse leiden unter der leidenschaftlichen Agitation ver⸗ mittelst der Identifizirung von „deutsch“ mit „protestantisch“ und von „polnisch“ mit „katholisch“. Wird diese Reminiszenz des Kulturkampfes beseitigt, so wird ein besseres Zusammen⸗ leben möglich sein.
Abg. Singer: Wir stimmen dem Antrage aus unserer prinzipiellen Ueberzeugung zu, da wir gegen jegliche Aus⸗ nahmegesetzgebung sind, und ich knüpfe daran den Wunsch, daß der Reichstag auch bei einer anderen demnächstigen Gelegenheit mit der Wirthschaft der Ausnahmegesetzgebung aufräumen wird.
Abg. Hahn: Ich will auch meinerseits die Annahme des Antrages empfehlen.
Damit schließt die Generaldiskussion.
Es folgt sofort die zweite Berathung.
Der Antrag wird gegen die Stimmen einiger National⸗ liberalen angenommen.
Es folgt die erste Berathung des vom Abg. Dr. Windt⸗ horst beantragten Gesetzentwurfs über die Ausdeh⸗ nung der Bestimmungen der Congo⸗Akte über die Gleichstellung der Konfessionen bei Ausübung der Missionsthätigkeit auf die deutschen Schutz⸗ gebiete.
Abg. Dr. Windthorst: Dieser wiederholt berathene Antrag will die Frage lösen, ob in unseren Kolonien volle Religionsfreiheit, besonders bei Ausübung der Missionsthätig keit, herrschen soll. Die bei der letzten Kolonialdebatte ge gebenen Erklärungen des Herrn Staatssekretärs des Aus⸗ wärtigen Amts beftievigen uns nicht ganz, waren aber theil⸗ weise entgegenkommend. Es steht daher nichts entgegen, daß wir diese Frage gesetzlich regeln.
Abg. Hahn: Der dem Antrage zu Grunde liegenden Tendenz können wir beitreten, gegen den Antrag in dieser Fopnt ” wir aber Bedenken. Die Missionsthätigkeit beider
ristlichen Konfessionen in den Schutzgebieten ist in möglichst großem Umfange wünschenswerth, der Reichstag hat aber wiederholt die Ausdehnung der bezüglichen Bestimmungen der
Congo⸗Akte auf diese Gebiete nicht für nothwendig erklärt. Wenn der Antragsteller heute neues Material vorgebracht und bewiesen hätte, daß die Reichsregierung die Gleichberechtigung der beiden christlichen Konfessionen nicht respektirt hat, so ließe sich 88 über den Antrag reden. Wir sind gar nicht abgeneigt, auch gegen den Widerspruch der Regierung Anträge zu wiederholen — ich erinnere nur an die Arbeiterschutzanträge —, aber ihre Nothwendigkeit muß begründet sein. Außer diesem formellen habe ich noch ein sachliches Bedenken. Nehmen wir diesen Antrag an, so geben wir auch dem Islam ein Privileg, in unseren Schutzgebieten für seine Lehren Propaganda zu machen. Das aber wird auch der Antragsteller nicht wollen. Dem von dem Abg. Stöcker für die zweite Lesung vorberei⸗ teten Antrage, Maßregeln zu treffen, daß beide christlichen Konfessionen sich in ihrer Missionsthätigkeit in den Schutz⸗
ebieten nicht gegenseitig beeinträchtigen, sich also nicht gegen⸗
eitig bekämpfen und anfeinden, würde ich meine Zustimmung nicht versagen.
Abg. Woermann: Auf Grund meiner persönlichen Er⸗ fahrungen kann ich den katholischen Missionaren nur die weiteste Ausdehnung ihrer segensreichen Thätigkeit in den Schutzgebieten wünschen. Dies aber in einem besonderen Gesetz nieder⸗ zulegen, halte ich nach den Erklärungen der Regierungsvertreter und namentlich des Herrn Staatssekretärs des Auswärtigen für überflüssig und für bedenklich mit Rücksicht auf die Gefahren, welche aus einer Anerkennung des Islams ent⸗ springen könnten.
Abg. Freiherr von Ow: Der Antrag Windthorst spricht für sich selbst. Die Konkurrenz des Islams brauchen unsere christlichen Missionäre nicht zu fürchten. Ich würde es auf das Lebhafteste bedauern, wenn der gewiß vorzügliche Ein⸗ druck, den der heutige Sitzungstag im ganzen Deutschen Reich machen wird, dadurch einigermaßen abgeschwächt würde, daß der Antrag Windthorst nicht angenommen würde. Nehmen Sie den Antrag Windthorst an im Interesse des konfessionellen Friedens nicht bloß in den Schutzgebieten, son⸗ dern vor allen Dingen im a e des friedlichen Zusammen⸗ wirkens aller Parteien im Deutschen Reich selbst!
Abg. Nobbe: Es könnte so scheinen, als ob die ganze Reichspartei derselben Ansicht sei wie der Vorredner; das ist nicht der Fall. Ich möchte die warme Stimmung des heutigen Reichstages keineswegs stören. Wir sollten aber eine solche Stimmung nicht allzusehr auf uns einwirken lasen. weil wir die Konsequenzen dieses Antrages nicht übersehen können. Für Gewissensfreiheit, religiise Duldung in den Schutz⸗ gebieten bin ich wie Andere, aber ich weiß nicht, welche Hintergedanken bei dem Antrage vorhanden sind. Sie wissen, es thut mir sehr leid, daß ich das sagen muß,
ewisse Orden, welche man im deutschen Volke (Unruhe).
a, warum soll ich es nicht sagen, Klarheit ist vor Allem nothwendig, und wenn man die warme Stimmung im Reichs⸗ tage vorausgesehen hätte, so hätte man noch ganz andere Gesetze vorschingen können. Sie gestatten also, daß ich mit dem Finger auf diesen Gegenstand hinweise, offen und treu⸗ herzig. Sch werde gegen den Antrag stimmen.
Damit schließt die Diskussion. 1
Das Schlußwort erhält der Abg. Dr. Windthorst: Wir
haben noch verschiedene Anträge in petto, denken aber nicht