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Sr. Majestät des Kaisers Anmerkung zu Seite 11 der September 1888
— Mit Genehmigung und Königs erhält die Garnisondienst⸗Vorschrift vom 13. folgende Fassung: 1
„Die Bestimmungen dieses und der folgenden Paragraphen in Betreff des Griffes: Das Gewehr — über! sind für die Kavallerie und den Train nur insofern maßgebend, als an Stelle des genannten Griffes sinngemäß die Griffe: Gewehr — auf! und Achtung! Gewehr auf — Schulter! treten.
Die Feld⸗Artillerie (fahrende und reitende) zieht das Seiten⸗ gewehr in der Wachtparade überhaupt nicht, sondern nur bei jedem Heraustreten der Wache, und zwar geschieht das Ziehen selbständig von dem einzelnen Manne während des Eintretens in Reih und Glied. Nach erfolgtem Kommando: Weggetreten! wird das Gewehr selbständig eingesteckt. Ein Präsentiren der Wache findet nicht statt, dagegen salutiren der Wachthabende, sofern er Offizier ist, die etwa ein⸗ getretenen Offiziere und die Fahne in allen Fällen, in welchen bei den anderen Waffen die Wachen zu präsentiren haben.“
— Mit Genehmigung Sr. Majestät des Kaisers und Königs bestimmt das Kriegs⸗Ministerium Folgendes:
Beabsichtigen Militär⸗Musikcorps außerhalb der eigenen Garnison im Bereich eines anderen Armee⸗Corps zu concertiren, so haben die Truppentheile ꝛc., welchen diese Musikcorps angehören, vorher durch unmittelbaren Verkehr unter Angabe von Tag und Ort der Musikaufführung das Einverständniß des Gouverneurs ꝛc. der⸗ jenigen Garnison, in welcher concertirt werden soll, einzuholen. Ob und inwieweit eine Regelung derartigen Concertirens auch innerhalb des Armee⸗Corps⸗Bereichs nothwendig ist, wird dem Ermessen der Königlichen General⸗Kommandos überlassen. Für Berlin hat sich das General⸗Kommando des Garde⸗Corps dieserhalb mit dem Gou⸗ vernement zu benehmen. Der kriegsministerielle Erlaß vom 21. Juli 1885, betreffend das Musiziren der Militär⸗Musikecorps in Uniform im Auslande, wird durch Vorstehendes nicht berührt.
— Der Bundesrath hat in seiner Sitzung vom 5. De⸗ ember beschlossen, daß Gegenstände, welche als Geschenke eines fremden Staatsoberhaupts eingehen, mit Zu⸗ stimmung der obersten Landes⸗Finanzbehörde des Bestimmungs⸗ orts der Geschenke zollfrei abzulassen sind. Ferner hat der Bundesrath in seiner Sitzung vom 5. Dezember ein neues Regulativ über den zoll⸗ oder steueramtlichen Verschluß von Schiffen, welche den Rhein und seine konventionellen Neben⸗ flüsse befahren, beschlossen. Dasselbe tritt vom 1. Januar 1890 ab an die Stelle der im Jahre 1841 vereinbarten An⸗ leitung, den Verschluß der Schiffe betreffend.
— Der Kaiserliche Gesandte am Königlich dänischen Hofe, Freiherr von den Brincken, hat einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub angetreten. Während seiner Abwesenheit von Kopenhagen fungirt der Legations⸗Sekretär von Below als interimistischer Geschäftsträger.
— Der Großherzoglich mecklenburgische Bevollmächtigte i Bundesrath, Ober⸗Zolldirektor Oldenburg, sst nach hwerin abgereist. 3
— Der Gouverneur von Köln, General⸗Lieutenant von chkopp, hat Berlin nach beendetem Urlaub wieder verlassen.
Bayern. München, 20. Dezember. Die „Allgemeine
L Jahrzehnte vorübergegangen,
ts-Minister Dr. Freiherr von Lut; durch weiland König
mit der Leitung des Ministeriums für Kirchen⸗ und
Schulangelegenheiten betraut worden ist. Die Kultus⸗ und
ichtsverwaltung darf wohl in Bavern als der schwierigste
gesammten Regierungsthätigkeit betrachtet werden,
letzten Jahrzehnte mußten derselben ganz be⸗
V steleen. Wie dieselben durch den leitenden
ind, gehört der Geschichte an,
eigeist nicht getrübtes Urtheil nicht
weitester Kreise im ands rechnen zu dürfen in wir hinz en, daß Hr. von Lutz in diesen beiden seiner 1s Minister Baverns
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langjährigen ersprießlichen Thätigkeit nicht in roller Gesundheit be⸗ gehen, doch berechtigt seine ertreulich fortschreitende Genesung zu der Hoffnung, daß Freiherr von Lutz in neugestärkter Kraft und Gesund⸗ heit sein verantwortungsreiches Amt zum Wohle B. gesammten Vaterlandes noch recht lange fortführen mög ein in Bavern wie weithin im Reiche aufrichtig empfundener Wunsch.“
Die „Allg. Ztg.“ meldet (in Ergänzung des gestrigen Telegramms): Se. Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent, welcher, gleich Sr. Majestät dem hochseligen König Ludwig II., der hohen Anerkennung für die Ver⸗ dienste des Staats⸗Ministers Dr. Freiherrn von Lutz bei jedem sich bietenden Anlaß huldvollen Ausdruck zu geben gewohnt ist, hat denselben
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auch zum heutiger Gedenktage seiner zwanzigjährigen Leitung des tus⸗Ministeriums durch Uebersendung eines pracht⸗ Blumenstraußes ausgezeichnet. In gleicher sinniger baben die Beamten des Kultus⸗Ministeriums den Glck⸗ uüur ihren hochverehrten Chef Ausdruck gegeben. jenen Mitgliedern des St. Georgs⸗Ritter⸗ de dem letzten Ordensfest beigewohnt haben, a der Prinz⸗Regenteine Medaille verleihen. Ein darauf wolcher Auftrag ist an das Königliche Münzkabinet er⸗ nr dn Verleihung der Medaille wird in einigen
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der Reichsräthe nahm in ihrer Sebührennovelle an und stimmte
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Auskommen. Die Scheu, die ja gegen die YV besserung der sozialen Stellung der Beamten bestehen möge, müsse überwunden werden zum Wohl des Staats, ebenso wie zum Frommen der Betheiligten, und nicht länger mehr dürfe man zögern, denn es könne sonst dahin kommen, daß für die Beamten nichts mehr erübrigt werde. Die Regierung möge mitwirken, den Beamten ein Gehaltsregulativ zu verschaffen, welches es ihnen ermögliche, frei und sorgenlos amtiren zu können, und möge deshalb an eine baldige angemessene Re⸗ vision des Gehaltsregulativs v. J. 1886 herantreten. Der Staats⸗Minister Dr. von Riedel erwiderte: Die Anregung sei hier unerwartet gekommen, zumal die Beamten seines Ressorts gleichmäßig mit den übrigen gestellt seien, und er sei nicht in der Lage, jetzt eine Inangriffnahme der gewünschten Revision, die eine sehr umfassende Arbeit erheische, zusichern zu können. Weder die Regierung noch der Landtag ver⸗ dienten einen Vorwurf wegen der 1886/87 vorgenommenen Aufbesserung der Beamten, für die in Bayern keineswegs in letzter Reihe unter den Staaten gesorgt sei; denn es komme die bessere Besoldung der niedrigeren Beamten und die Fürsorge für die Wittwen und Waisen in Betracht. Das sei sicher, daß Anregungen wie die des Vorredners einen warmen Fürsprecher auch in der Person des Finanz⸗Ministers finden würden, wenn die Finanzlage es gestatte. Gegenüber der Behauptung ungenügender Dotirung der Beamten hebe er auch die Stabilität der An⸗ stellung und Besoldung hervor, und im Uebrigen hielten es die Beamten mit der Ehre, dem Staat und dem öffentlichen Wohl zu dienen; er (Redner) habe alle Anerbietungen auf höheren Gehalt, die ihm in früherer Zeit geworden seien, zurück⸗ gewiesen. Der Reichsrath von Kueffner erwiderte, er halte daran fest, daß ein Ausgleich der Bezüge der einzelnen Beamtenkategorien stattfinden müsse, durch die Revision und daß die bessere Stellung der niedrigeren Beamtenkreise für oben nach⸗ geholt werden solle. Der von dem Hrn. Minister zuletzt er⸗ wähnte Gesichtspunkt sei allen Beamten eigen, die Integrität der bayerischen Beamten stehe fest, sie erfüllten ihre Schuldig⸗ keit nach allen Richtungen hin mit größter Hingebung. Der Referent Reichsrath von Poschinger stellte fest, das hohe Haus habe immer ein warmes Herz für die Beamten be⸗ kundet, und dieses Wohlwollen werde erhalten bleiben; nur befürchte er, daß eine Vorlage im Sinne des Reichsraths von Kueffner in der Abgeordnetenkammer auf Widerspruch stoßen würde. Der Etat wurde sodann genehmigt.
Die Kammer der Abgeordneten beschloß heute bei der zweiten Lesung des Gesetzentwurfs zu Art. 33 der Gemeindeordnung nach längerer Diskussion auf Antrag des Abg. Keßler, und zwar mit geringer Mehrheit, die Regierungsvorlage wiederherzustellen und den in erster Lesung gefaßten Beschluß, für die Transferirung von Nutzungsrechten statt der Zustimmung der Gemeinde⸗ verwaltungen deren Finvernahme zu verlangen, fallen zu lassen, worauf der Gesetzentwurf einstimmig unverändert an⸗ genommmen wurde. Abg. Dr. Buhl referirte hierauf für den Finanzausschuß über den Gesetzentwurf, betreffend die Uebernahme der pfälzischen Gestütsanstalt durch den Staat, und empfahl dessen Annahme mit der Abände⸗ rung, daß auch der vorhandene Preisvertheilungsfonds des Gestüts ohne Entschädigung auf den Staat überzugehen habe. Dieser Gesetzentwurf gelangte ohne Debatte zur einstimmigen Annahme. Die Kammer vertagte sich hierauf, wie bereits gestern gemeldet, bis 8. Januar.
Sachsen. Dresden, 20. Dezember. (Dr. J.) Die Zweite Kammer bewilligte heute einstimmig die Titel 33 bis 36, 10 und 17 des außerordentlichen Staats⸗ haushalts⸗Etats (Beschaffung von Schwellenimprägnirungs⸗ Anstalten, weitere Ausdehnung der Gasbeleuchtung in den Personenwagen, Betriebsmittelvermehrung, Herstellung von Maschinenhausständen, bauliche Anlagen auf den Stationen Flöha und Bornitz) und nahm nach zweistündiger Debatte den Majoritätsantrag der 4. Abtheilung über die Wahl des Rittergutsbesitzers Hähnel auf Kuppritz im Wahlkreise, welche mit nur 3 Stimmen Mehrheit erfolgt und gegen welche von mehreren Seiten Ein⸗ spruch erhoben worden ist, an, wonach über verschiedene Punkte die Königliche Staatsregierung um die Anstellung von Er⸗ örterungen ersucht und bis zu deren Eingang die Beschluß⸗ fassung über die Gültigkeit der Wahl ausgesetzt werden soll. Hierauf vertagte sich die Kammer bis zum 7. Januar n. J.
Die Ersatzwahl für die Zweite Kammer im 16. städti⸗ schen Wahlkreise ist auf den 21. Januar n. J. angesetzt worden.
Württemberg. Stuttgart, 20. Dezember. (St.⸗A. f. W.) Anläßlich der Jubelfeier des Regiments versam⸗ sich gestern Nachmittag 4 ½ Uhr das Offiziercorps des Ulanen⸗Regiments König Karl und seine hohen Gäste im festlich geschmückten großen Saale des Königsbaues zu einem solennen Festmahl. Unter den Gästen waren Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm, Se. König⸗ liche Hoheit der Herzog Albrecht, Se. Durchlaucht der Fürst Karl von Urach, der kommandirende General, General der. Kavallerie von Alvensleben, der Kriegs⸗Minister General⸗ Lieutenant von Steinheil, der General⸗Adjutant Sr. Majestät des Königs General⸗Lieutenant Freiherr von Molsberg, der Divisions⸗Commandeur General⸗Lieutenant von Wölckern, der Brigade⸗Commandeur General⸗Major von Gleich, der Kommandant von Stuttgart General⸗Lieutenant Freiherr von Lupin, der Königliche Stallmeister Freiherr von Reitzen⸗ stein und der Königliche Flügel⸗Adjutant Oberst⸗Lieutenant Freiherr von Reischach. Im Ganzen waren es 60 Gedecke.
der Regiments⸗Commandeur Oberst⸗Lieutenant Graf Hue de Grais brachte den ersten, mit großer Begeisterung auf⸗ genommenen Toast auf den Allerhöchsten Regimentschef⸗ Jubilar, Se. Majestäat den König aus, worauf die Königs⸗ hymne folgte. Prinz Wilhelm von Württemberg erwiderte mit einem Hoch auf das Jubel⸗Regiment. Das Festmahl fand seine Fortsetzung in einem fröhlichen Beisammensein im Offizierkasino des Regiments. Bei dem Festmahl der Offiziere des Grenadier⸗ Regiments Königin Olga in deren Kasino, an welchem Schottenstein und die
Damen der Offiziere theilnahmen, brachte der Regiments⸗
Commandeur Freiherr von enbesoldung in
d b Schlotheim das Hoch auf den Allerhöchsten Regiments⸗Chef, Ihre Majestät die Königin aus. Das Regiment als Ganzes, Offiziere und Mannschaften, waren
Abends von 7 ½ Uhr ab im Festsaal der Liederhalle zu einem
großen Festbankett vereinigt.
Hessen. Darmstadt, 18. Dezember. (Darmst. Ztg.) ens des Großherzoglichen Ministeriums des Innern und Justiz und des Großherzoglichen Ministeri
ums der Finanzen
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Ver⸗ ist den Ständen des Großherzogthums, zunächst der
Zweiten Kammer, ein Gesetzentwurf, betreffend die Ein⸗ führung des Verwaltungsstrafbescheides bei Zu⸗ widerhandlungen gegen die Vorschriften über die Erhebung öffentlicher Abgaben und Gefälle, zu⸗ gegangen.
Mecklenburg⸗Schwerin. Sternberg, 20. Dezember. (Meckl. Nachr.) Der Landtag lehnte heute die Garantie für die Bahn Hagenow —Oldesloe aus der Rezeptur⸗ kasse ab und genehmigte den Kostenanschlag für das Ständehaus.
Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. (Th. C.) Weimar, 20. De⸗ zember. Se. Königliche Hoheit der Großherzog, der sich gestern Mittag nach Hummelshain begeben hatte, trifft heute Abend hier wieder ein. .
Se. Majestät der Kaiser hat Allerhöchstseinen Flügel⸗ Adjutanten, den General⸗Major Grafen Wedel, entsendet, um Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog Allerhöchstseine Glückwünsche zu der morgigen Gedenkfeier von Höchstdessen 50jährigem Jubiläum als Offizier in der Königlich preußischen Armee auszusprechen. In gleicher Veranlassung schickte Se. Majestät der König von Sachsen Allerhöchstseinen General⸗Adjutanten, den General⸗Lieutenant von Holleben. Im Auftrage Sr. Hoheit des Herzogs von Sachsen⸗ Altenburg bezw. Sr. Durchlaucht des Fürsten Reuß ä. L. überbringen der Rittmeister und Adjutant von Sydow und der Premier⸗Lieutenant und Adjutant von Müller die Glückwünsche ihrer Souveräne. Die Abordnungen der Offizier⸗Corps, die Sr. Königlichen Hoheit morgen ihre Glück⸗ wünsche darbringen werden, sind wie folgt zusammengefetzt: 5. Thüringisches Infanterie⸗Regiment (Grofß⸗ herzog von Sachsen) Nr. 94: Oberst von Hagen, Oberst⸗ Lieutenant von Schönfeld, Hauptmann von Thümen, Pre⸗ mier⸗Lieutenant von Uechtritz, Second⸗Lieutenant von Mesmer⸗ Saldern. Kürassier⸗Regiment Graf Geßler (Rhei⸗ nisches) Nr. 8: Oberst⸗ Lieutenant von Gemmingen, Rittmeister Schallehn, Premier⸗Lieutenant von Keudell, Second⸗Lieutenant von Volkmann. Leib⸗Kürassier⸗ Regiment Großer Kurfürst (Schlesisches) Nr. Il: Major von Pfuel, Rittmeister von Winterfeld, Premier⸗ Lieutenant Graf Matuschka, Second⸗Lieutenant Prinz Leuten⸗ berg. Der Empfang der militärischen Abgesandten und der Abordnungen ist auf morgen 11 ½ Uhr im Großherzoöglichen Schlosse angesetzt. Heute Abend findet zur Vorfeier Zapfen⸗ streich, morgen früh Reveille Seitens der Militär⸗ kapelle statt. Mittags hat die Garnison Parade. Um 5 Uhr findet Tafel im Großherzoglischen Schlosse statt. Zu derselben haben Einladungen erhalten außer den genannten militärischen Gästen und den Ober⸗Hof⸗ und Hofstaaten die Minister, Gesandten, die hier wohnenden Generale und Admirale z. D., die Stabs⸗Offiziere des 5. Thüringischen Infanterie⸗Regiments Nr. 94, die Bezirks⸗Commandeure und die Hauptleute des 1. Bataillons letztgenannten Regiments. Am Abend ist Vorstellung im Theater, zu der das Offizier⸗ Corps mit seinen Damen geladen ist. Den Unterchargen und den Mannschaften sind ebenfalls Plätze für diese Vorstellung angewiesen.
Durch Verordnung Sr. Königlichen Hoheit des Groß⸗ herzogs vom 7. Dezember ist eine Verdienstmedaille in Gold, Silber und Bronze, am landesfarbigen Bande zu tragen geschaffen, worden. Sie zeigt auf der Vorderseite das Bildniß des Großherzogs, auf der Rückseite die In⸗ schrift „Dem Verdienste“. Für besondere Verdienste in Kunst und Wissenschaft kann die goldene Medaille in zwei Klassen verliehen werden: oval am Bande des Komthur⸗ kreuzes, rund am Bande des Ritterkreuzes des Falken⸗Ordens. Erstere wird um den Hals, letztere auf der Brust ge⸗ tragen. Alle Verleihungen erfolgen auf Antrag des Staats⸗ Ministeriums.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Coburg, 20. Dezember. (Cob. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Herzog und Ihre Kaiserliche Hoheit die Herzogin von Edinburg sind heute aus England hierher zurückgekehrt. Gestern traf Se. Hoheit der Herzog von Sachsen⸗Meiningen zum Besuch am hiesigen Hofe hier ein.
Deutsche Kolonien. Der „Köln. V⸗Ztg.“ wird be⸗ richtet, daß ein am 18. d. in Berlin eingetroffener Draht⸗ bericht aus Zanzibar den Tod des Lieutenants v. Medem, Befehlshabers der Station Mpwapwa, meldet.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 20. Dezember. (W. T. B.) Im Herrenhause sprach heute der Minister⸗Präsident Graf Taaffe im Auftrage des Kaisers die Vertagung des Reichsraths aus.
Großbritannien und Irland. London, 21. Dezember. (W. T. B.) Gutem Vernehmen nach hat Lord Salisbury dem portugiesischen Minister des Auswärtignen, de Barros Gomes, durch den englischen Gesand⸗ ten Petre eine Note überreichen lassen, in welcher Vorstellungen gegen das Vorgehen Portugals im südöstlichen Afrika erhoben und die aus⸗ drückliche Mißbilligung und Zurückweisung des Auftretens des portugiesischen Agenten im Zambesi⸗Gebiet gefordert wird. Die Note, die übrigens keinerlei Drohungen enthält, führt die Thatsachen auf, durch welche sich England beschwert fühlt, und fordert die Wiederherstellung des Status quo im südöstlichen Afrika. Daß die von einem verantwortlichen Ver⸗ treter Englands aufgepflanzte englische Flagge herab⸗ genommen und beseitigt werde, könne die englische Regierung unter keinen Umständen gestatten. (Vergl. Portugal.)
Die amtliche „London Gazette“ vom 20. Dezember ver⸗ öffentlichht den der englldischen Süd⸗Afrikanischen Gesellschaft bewilligten Schutzbrief. Das Gebiet der Gesellschaft liegt im Norden von Britisch⸗Betschuana⸗Land, im Norden und Westen der Süd⸗Afrikanischen Republik und im Westen der portugiesischen Gebietstheile. Der er⸗ theilt der Gesellschaft keine Jurisdiktion über den Di trikt Tati. Die Gesellschaft ist verpflichtet, den Sklavenhandel auf ihren Gebietstheilen abzuschaffen. Das Betriebskapital beträgt ca. eine Million Pfund Sterling.
Italien. Nom, 20. Dezember. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer genehmigte in ihrer heutigen Sitzung den Gesetzentwurf, betreffend die Aufhebung der Diffe⸗
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1 111“] 5 “ “ 111“ renzialzölle, mit 170 gegen sich darauf bis zum 20. Januar k. J.
Die „Riforma“ bemerkt der „Times“ gegenüber, welche Italien öö1ö““ im Sudan zugeschrieben hatte: Italien sei seit langer Zeit in allen Afrika betreffenden Fragen im Einvernehmen mit England vorgegangen und werde von dieser alten Freundschaft nicht plötzlich zu der gewaltsamen Eroberung des England wenigstens indirekt unter⸗ worfenen Hafens von Agig übergehen.
Spanien. Madrid, 20. Dezember. (W. T. B.) Nach der amtlichen „Gaceta“ macht die Genesung des Königs gute Fortschritte; er wird heute das Bett verlassen.
Portugal. Nachrichten der „Daily News“ aus Lissabon zufolge sträubt sich der portugiesische Minister der aus⸗ wärtigen Angelegenheiten, de Barros Gomes, sehr dagegen, den Forderungen der britischen Regie⸗ rung Genugthuung zu leisten, weil er sich fürchtet, der Opposition und namentlich den Republikanern einen Vor⸗ wand zu liefern, einen politischen Feldzug gegen das gegenwärtige Kabinet zu eröffnen. Er dürfte die Hal⸗ tung der Presse und der Parteien in Portugal als Beweis dafür hinstellen, daß die öffentliche Meinung ihn darin unterstütze, den Ansprüchen Englands Widerstand zu leisten. Würde eine schiedsgerichtliche Schlichtung der kleinen Streitfälle zwischen den beiden Ländern vorge⸗ schlagen, so dürften sie den Vorschlag wahrscheinlich an⸗ nehmen. (Vergl. Großbritannien und Irland.)
Einer weiteren Meldung der „A. C.“ aus Lissabon zufolge, soll dort eine Gesellschaft gegründet werden, deren Zwecke denen der großen englisch⸗-afrikanischen Handelsgesell⸗ schaft ähnlich sein würden. Das Kapital des Unternehmens, welches die Bezeichnung „Sociedad Commerciale e Coloniale“ führen soll, würde ausschließlich von portugiesischen Kapita⸗ listen beschafft werden.
Schweiz. Bern, 18. Dezember. (W. T. B.) Das C“““ über die eidgenössische Wahlkreis⸗ Eintheilung ist gescheitert, weil sich der National⸗ und der Ständerath über die Eintheilung des Wahlkreises Berner Jura nicht haben einigen können.
Der Bundesrath hat im Nationalrath erklären lassen, daß er in der nächsten Juni⸗Session über die Frage be⸗ richten werde, ob die Gotthardbahn genügend erstarkt sei, um zum Bau nördlicher Zufahrtslinien angehalten werden zu können; zunächst liege ihr die Herstellung des zweiten Geleises ob.
Belgien. Brüssel, 20. Dezember. (W. T. B.) Heute trat die zur Prüfung der Fragen Betreffs Unterdrückung des Sklavenhandels zur See eingesetzte Kommission zu einer Sitzung zusammen; in derselben wurden die allgemeinen Gesichtspunkte über mehrere Fragen aufgestellt, die Dis⸗ kussion jedoch bis zur Rückkehr der Bevollmächtigten aus den Weihnachtsferien verschoben.
Rumänien. Bukarest, 20. Dezember. (W. T. B.) Im Senat stellte heute der Minister-Präsident Mano bezüglich des Amendements zum Adreßentwurf, welches den gestrigen Zwischenfall hervorgerufen hatte, die Vertrauens⸗ frage. Der Senat sprach sein Vertrauen zu der Regierung mit 61 gegen 36 Stimmen aus.
Serbien. Belgrad, 20. Dezember. (W. T. B.) Die amtliche Meldung der Ernennung Mahmud Bey's zum hiesigen türkischen Gesandten traf heute hier ein.
Bulgarien. Sofia, 21. Dezember. (W. T. B.) Die Sobranje begann gestern die Debatte über das Budget. Die Mitglieder der Opposition verlangten die Verringerung der Ausgaben, was jedoch Stambulow nach der gegenwärtigen Sachlage für unmöglich erklärte. Der Etat des Innern wurde angenommen. Das gesammte Defizit für das Rechnungsjahr 1890,91 beträgt 18 Millionen. 1
Zwischen der Regierung und den Delegirten der Anschlußbahnen ist eine Vereinbarung wegen Ankaufs der Linie Vakarel⸗Bellowa zum Preise von 150 000 Fr. per Kilometer, zahlbar in Schatzscheinen innerhalb 10 Jahren, getroffen worden.
Amerika. Brasilien. In Lissabon ist, wie dem „Bureau Reuter“ von dort unterm 19. d. gemeldet wird, ein Telegramm von dem Finanz⸗Minister der vorläufigen Regierung von Brasilien, Dr. Ruy Barbosa, eingegangen, worin dieser sagt, daß das von dem früheren Premier⸗ Minister, Vicomte de Ouro Preto, erlassene Manifest (vgl. Nr. 302 des „R.⸗ u. St.⸗A.“), nach den telegraphisch übermittelten Auszügen zu urtheilen, ein Schriftstück wäre, das seines Verfassers unwürdig sei. Der Vicomte lohne es der Regierung schlecht, daß sie sein Leben gerettet habe. Dr. Bar⸗ bosa bestreitet die Behauptung des früheren Premiers, daß, während er sich in Gewahrsam befand, ein Peloton in Bereit⸗ schaft gehalten worden sei, um ihn zu erschießen, und er be⸗ zeichnet auch die gegen den Kriegs⸗Minister, Vicomte de Mara⸗ caju, erhobene Anklage, daß er Dom Pedro gegenüber als Verräther gehandelt habe, als unwahr. Der Kriegs⸗Minister sei im Gegentheil von der Republik seines Postens enthoben, weil er die Armee und das Land verrathen habe. Die Motive der Revolution seien nicht unbedeutend gewesen, da die monarchischen Parteien, die liberale wie die konservative, sich als aufgelöst betrachteten. Das Manifest, fährt der Minister fort, sei zu dem Zweck geschrieben, Europa zu täuschen. Der Vicomte de Ouro Preto werde in Brasilien verabscheut. Die Wieder⸗ herstellung der Monarchie sei unmöglich. Es bestehe ein Schutz⸗ und Trutzbündniß zwischen der Republik Brasilien und dem ganzen Amerika. Die nationale Wohlfahrt vergrößere sich. Es seien Kommissionen ernannt worden, um eine neue Verfassung und neue Wahlgesetze auszuarbeiten, und die pro⸗ visorische Regierung werde ein Dekret erlassen, welches die Duldung aller religiösen Glaubensbekenntnisse verkündige und die Civilehe gestatte. Im ganzen Lande herrsche absolute Ruhe. Die Finanzlage sei gesichert.
Der brasilianische Geschäftsträger in Rom erhielt von dem de unterm 19. d. M. ein Telegramm, worin die Behauptung zurückgewiesen wird, daß die Revolution in Brasilien durch die Abschaffung der Sklaverei veranlaßt sei. Die Ursache der Revolution sei vielmehr darin zu
suchen, daß die Monarchie seit 60 Jahren alle liberalen Re⸗
ormen hinausgeschoben habe; die Gelegenheit zu der evolution habe ein militärischerZ wischenfall geboten.
Das Ministerium hoffe, bald eine konstituirende Ver⸗
ammlung einberufen zu können; die einzelnen Staaten
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Die brasilianische Gesandtschaft in Paris hat von ihrer Regierung eine telegraphische Mittheilung erhalten, in welcher den beunruhigenden Nachrichten über einen am 18. d. in Rio vorgekommenen Zwischenfall entgegen⸗ getreten wird, welcher durch einige betrunkene Soldaten in Abwesenheit ihrer Offiziere hervorgerufen wurde. Die Ruhe sei sofort wieder hergestellt worden; die Regierung halte mit fester Hand die Ordnung aufrecht und werde die Schuldigen bestrafen.
Afrika. Aus Zanzibar vom 20. Dezember meldet die „Times“: Dr. Parke, welcher Stanley auf seiner Expedition begleitete und der ärztlichen Beyandlung Emin Pascha's nach dessen Unfall sich unterzog, ist an einem gastrischen Fieber nicht unbedenklich erkrankt. 8
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Zeitungsstimmen. .
Betreffs der Haltung der freisinnigen Presse zu der dem Bundesrath und Reichstage vorgelegten Sammlung von Akten⸗ stücken über das Schweine⸗Einfuhrverbot schreibt die „Nord⸗ deutsche Allgemeine Zeitung“:
„ „Bekanntlich hatte das in diesem Sommer erlassene Schweine⸗ Einfuhrverbot vornehmlich die deutschfreisinnige Presse zu einer Art von agitatorischem Paroxpvsmus begeistert. Darauf aufmerkam ge⸗ macht, daß diese Maßregel eine rein veterinär⸗polizeiliche ist, stellte man nicht etwa die Hetze gegen dieselbe ein, sondern zog sich auf die, allerdings schon damals nicht stichhaltige Behauptung zurück, es sei das zur Beurtheilund der Nothwendigkeit und Zweckmäßigkeit der Verbote erforderliche Material der Oeffentlichkeit nicht unterbreitet worden.
„Diese Behauptung kehrte auch im Reichstage wieder, als dort ein zwar ziemlich abgeschwächter Aufguß aller dieser vorher in jener Presse zu Agitationszwecken verbreiteten Argumente und Annahmen zum Vortrage gebracht wurde. Allerdings getraute man sich nicht, die Aufhebung des für die Ostgrenze erlassenen Verbots, über welches fast allein man sich doch so starke Entrüstungsunkosten auferlegt hatte, auch nur zu beantragen, sondern man beschränkte sich darauf, die Aufhebung des auf Dänemark bezüglichen älteren Verbots zu erlangen. Im Reichstage ist von Seiten der Vertreter der verbündeten Regierungen und der nicht zur prinzipiellen Opposition gehörigen Redner alles dasjenige thatfächliche Material erneut zu Gehör ge⸗ bracht worden, welches, theils sofort beim Erlaß des auf die Ostgrenze bezüglichen Einfuhrverbots, theils im Verlauf der demselben folgenden Preßeampagne der Oeffentlichkeit unterbreitet worden war. Damit wollte sich indessen der „Freisinn“ nicht begnügen; seine Presse ge⸗ langte aus den Erörterungen des Reichstages vom 18, und 19. No⸗ vember nur zu dem Ergebniß: was dabei zur Begründung der er⸗ griffenen Maßnahmen vorgebracht worden, sei schon vorher bekannt gewesen und genüge so lange wenigstens nicht, bis auch das akten⸗ mäßige Material der Oeffentlichkeit unterbreitet sein würde.
Das ist nun mit der Zustellung der Eingangs erwähnten Samm⸗ lung von Aktenstücken an den Reichstag geschehen. Der Reichstag hat zwar vor seiner Vertagung nicht mehr Zeit gefunden, derselben seine offizielle Aufmerksamkeit zu widmen; aber bei dem so augenfällig großen Interesse, das die freisinnigen Parlamentarier dieser Angelegen⸗ heit bis dahin geschenkt hatten hätte man wohl erwarten dürfen, in der von ihnen beeinflußten Presse zu vernehmen, wie der Deutsch⸗ freisinn jetzt über diese Angelegenheit denkt. In dieser Erwartung würde man sich allerdings getäuscht haben: diese den Schweine⸗ interessen Monate lang mit solchem Fleiße nachgehende Presse ist plötzlich verstummt, sie hatte nur noch Worte dazu gefunden, ihren Lesern den Eingang jener Aktenstücke beim Reichstage zu notifiziren, höchstens sich zu einer meist höchst dürftigen Inhaltsangabe auf⸗ zuschwingen vermocht.
Wir nehmen an, daß es auch hier heißen soll: qui tacet, con- sentire videtur, und deuten dieses auf den Lärm folgende Schweigen als das dem „Freisinn“ abgenöthigte Eingeständniß, sich nunmehr endlich überzeugt zu haben, daß sein ganzer Feldzug gegen das Schweine⸗Einfuhrverbot ein von Grund aus verfehlter gewesen und daß die verantwortlichen Instanzen gar nicht anders handeln konnten, als sie gethan haben, falls sie sich nicht anders dem Vorwurfe aus⸗ setzen wollten, gewichtigen wirthschaftlichen Interessen des eigenen Landes die nothwendige Pflege, Sorgfalt und Rücksicht zu versagen.
Diesen Eindruck wird auch Jeder gewinnen müssen, der sich un⸗ befangen dem Studium der in Rede stebenden Aktenstücke widmet. Damit wird denn auch wohl angenommen werden dürfen, daß, falls die Hetze gegen das Schweine⸗Einfuhrverbot in der späteren Wahl⸗ agitation, auf welche sie ja von vornherein zugeschnitten war, noch⸗ mals aufleben sollte, dieser Versuch an dem Umstande scheitern muß. daß die gesammte Freisinnspresse nicht mehr von dieser Angelegenheit zu reden wußte, nachdem Jedem ein Einblick in das Aktenmaterial ermöglicht worden und Zeit zu reden war.“
Die Münchener „Allgemeine Zeitung“ zieht aus dem Verlauf der letzen Arbeiter⸗Bewegung in dem rheinisch⸗ westfälischen Kohlenrevier folgende Nutzanwendung:
„Jeder denkende Mensch weiß, daß die Bewegung, wenn sie bis zum Bruch gediehen wäre, für das gesammte wirthschaftliche Leben des Reichs einen schweren Schlag bedeutet hätte der unser National⸗ vermögen empfindlich getroffen und viele Existenzen zum Opfer ge⸗ fordert hätte. Je unabsehbarer aber die Folgen waren, um so größer war die Verantwortung derjenigen, in deren Händen die Entscheidung lag, und wenn ihnen auch das Bewußtsein dieser ungeheuren Verantwor⸗ tung ihre Aufgabe erleichterte und sie von vornherein eine versöhnliche Haltung einnehmen ließ, so verdienen sie doch Dank für die befriedigende Lösung eines Streites, dessen Verlauf von Jedermann mit ernsten Besorgnissen beobachtet wurde. Alle drei Faktoren, die den Frieden zu Stande gebracht haben, Arbeiter, Arbeitgeber und Regierung, theilen sich in das Verdienst, durch weise Mäßigung Deutschland vor einer wirthschaftlichen Kalamität bewahrt zu haben, und der Erfolg, den man mit Einsicht und Nachgiebigkeit erzielt, verheißt auch für die Zukunft gute Früchte. Der Weg ist gezeigt, den Arbeiter und Arbeit⸗ geber zu gehen haben, um mit einander auszukommen.
Wenn man zunächst die Haltung der Arbeiter vom Anbeginn der Bewegung bis zu ihrem Abschluß ins Auge faßt, so wird man einräumen müssen, daß ihre Forderungen streng sachlicher Natur und genau präzisirt waren, daß sie sich durchaus in den Grenzen der Billigkeit hielten, und daß sie, wenn man von kleinen Zwischenfällen absieht, in ruhiger, maßvoller Weise vorgebracht wurden. Wie weit entfernt waren Inhalt und Ton dieser Forderungen von sozialdemokratischen Tendenzen! Die Arbeiter haben nicht einen Augenblick lang den Boden der sachlichen Unterhandlung verlassen, und ihre Forderungen, nachdem sie einmal formulirt waren, nicht durch Interpretationskünste zu erweitern versucht Die Sozial⸗ demokraten waren bisher oft nur im Wege des Strafgesetzes zur Ordnung zurückzuführen; die Bergarbeiter aber haben sich als verständige Leute erwiesen die mit kluger Mäßigung eine Verbesserung ihrer Lage an⸗ streben, den Werth des guten Einvernehmens mit den Arbeitgebern wohl zu schätzen wissen und ein sicheres Verständniß für die Richtung haben, in welcher sie sich zu bewegen haben, um ihre Interessen zur Geltung zu bringen.
Uneingeschränktes Lob verdienen die Arbeitgeber, die erkannten, was die Lage erforderte, und die Aufhebung der „Sperre“ im weitesten Maße beschlossen, so daß die Forderungen der Arbeiter nicht nur in der Sache erfüllt waren, sendern daß auch über die friedliche und ent⸗ gegenkommende Stimmung der Grubenverwaltungen ein Zweifel nicht mehr aufkommen konnte. Wenn sich in den Kreisen der Arbeiter die Erkenntniß Bahn bricht, daß die Arbeitgeber nicht ihre Feinde, sondern ihre Freunde sind, daß sie den verdienten Antheil an den Früchten der Arbeit haben sollen, daß ihre Arbeitsbedingungen sich
zur Aufführung brachte,
Abonnement):
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mit dem wachsenden Erfolge der Arbeit bessern müssen, dann wir
eine Ausstandsgefahr auf absehbare Zeit nicht mehr zu fürchten sein. Die Arbeitgeber haben Beweise dafür gegeben, daß sie von solchen Gesinnungen erfüllt sind, und indem sie mit versöhnlichem Geist den Arbeitern gegenübertraten, konnten sie ihre eigenen Interessen am besten schützen. Auch für sie ist die Ausstandsbewegung ein lehr⸗ reiches Kapitel.
Zwischen beiden Parteien standen vermittelnd die Organe der Regierung So viel ist gewiß, daß ohne das Dazwischentreten der Regierungsorgane der Ausstand kaum zu vermeiden gewesen wäre. Erst unter dem Einfluß der Regierungs⸗ vertreter verstanden sich die Grubenverwaltungen zu um⸗ fassenden Konzessionen, und ebenso ließen sich die Arbeiter durch die freundliche, warme Intervention der Ober⸗Präsidenten bewegen, den Gedanken an Ausstand aufzugeben. Mit Bajonnetten hätte man vielleicht dasselbe Resultat erzielt und eine bedrohliche Arbeiterbewegung für den Augenblick niedergeschlagen. Aber die Regieranz warbestrebt, den Friedew einzig ound allein aus⸗ dem Boden der Unterhandlung zwischen beiden Parteien herzustellen, und daß ihr das gelungen ist, soll ihr hoch angerechnet werden. Sie hat damit nicht allein die Gefahr des Augenblicks abgewendet, sondern auch für die künftige Gestaltung des Verhältnisses zwischen Arbeit⸗ gebern und Arbeitern mit Glück vorgearbeitet.“
Theater und Musik.
Königliches Opernhaus. Gestern Abend ging Halévy's Oper „Die Jüdin“, welche in
diesem Frühjahr neu einstudirt wurde, mit neuer Besetzung einiger
Rollen in Scene. Den „Cardinal“ sang Hr. Riechmann vom Großherzoglichen Hof⸗Theater in Darmstadt als Gast. Der Sänger ist unserm Publikum von seinem Auftreten in der Kroll'schen Sommeroper seit Jahren wohl bekannt und hat sich durch die Tüchtigkeit seiner Leistungen sowohl in gesanglicher wie in darstellerischer Beziehung die Gunst desselben längst erworben. Als „Cardinal“ entwickelte Hr. Riechmann gestern Abend wieder die bei ihm bekannte musikalische Sicherheit und Genauigkeit, welche in Verbindung mit einem wohldurch⸗ dachten Spiel des Erfolges sicher ist. Die Stimme, der es an Kraft und Fülle nicht gebricht, kam aber an dieser Kunststätte nicht so mächtig zur Wirkung wie in dem räumlich beschränkteren Kroll⸗ schen Saal. — Den „Eleazar“ sang Hr. Rothmühl mit schönstem Gelingen in allen Einzelheiten und verstand auch schauspielerisch, den fanatischen Hebräer trefflich zu charakterisiren. Der Beifall, der ihm zu Theil ward, war daher mit Recht ein beson⸗ ders nachhaltiger. Die Damenrollen waren ausnahmslos gut besetzt. Frl. Leisinger sang die „Prinzessin Eudora“ mit schöner Stimme und mit warmer Empfindung in vornehmem Stil. Die „Recha“ des Frl. Hiedler ließ aufs Neue die Fort⸗ schritte erkennen, welche die strebsame Künstlerin fortdauernd macht. Der Ton klang voll und edel, und der Vortrag fand den natürlichen Ausdruck keuschen Empfindens und starker Leidenschaft. Am wenigsten Theilnahme fand Hr. Alma als „Leopold“; seine angenehme, weiche Stimmung kam nicht recht zur Geltung. Das gut besetzte Haus überschuͤttete die Mitwirkenden nach jedem Aktschluß mit kräftigem, herzlichen Beifall, der die Künstler wiederholt vor die Gardine rief.
8 1“ Königliche Schauspiele. .
Der Spielplan für die Oper für die Zeit vom 22. bis 30. Dezember lautet: Am Sonntag, den 22. Dezember: „Götter⸗ dämmerung“; Montag, den 23.: „V. Sinfonie“; Dienstag, den 2 Geschlossen; Mittwoch, den 25.: „Don Juan“; den 26
den 27:
Trompeter von Sakkingen“; Sonnabend, den ie Hochzeit Figaro“; Sonntag, den 29.: „Die Afrikanerin“; Montag, den 3 „Lohengrin“;
für das Schauspiel: Am Sonntag, den 22. „Wilhelm Tell“; Montag, den 23.: „Die zärtlichen Verwandten“; Dienstag, den 24.: Geschlossen; Mittwoch, den 25.: „Wilbelm Tell“; Donnerstag, den 26: „Die Journalisten; Freitag, den 27.: „Die Quitzow's; 8.: „Die Geschwister“, „Ellen“, „Die
it Sonnabend, den 28.: 12e Sonntag den 29.: „Die Räuber“; Montag, den 30.: „Tilli“.
Dezember:
v11I14“ Theater 1 Als das Deutsche Theater vor einigen Jahren den „Hamlet“ 8 r herrschte in der Presse die einmüthige Ansicht, daß sich die Direktion durch die Aufnahme dieser Tragödie in das Repertoire der e ein hohes Verdienst erworben habe. Es ist daher erfreulich, daß der „Hamlet“ auch in dieser Saison neu einstudirt wurde, und die gestrige Aufführung zeigte, daß mit ihr viel⸗ sachen Wünschen Rechnung getragen worden ist. Frl. Geßner spielte die Ophelia, welche sie für eine erkrankte Kollegin übernommen hatte. Sie zeigte sich auch in dieser Rolle als die feinfühlige, nach⸗ denkende Künstlerin, welche alle von ihr dargestellten Charaktere sorg⸗ fältig studirt und den Gestalten von ihrem eigenen Seelenleben etwas einzuflößen versteht; zart und echt weiblich war diese Opbelia, welche das Rollenfach der Dame um eine recht dankbare Partie vermehrt. Der Hamlet des Hrn. Sommerstorff ist von den früͤheren Vorstellungen her auf das Vortheilhafteste bekannt. Wenn Herr Sommerstorff auch jetzt noch nicht von dem trübsinnigen Dänenprinzen ein völlig erschöpfendes Bild bietet, so darf man doch seinen Hamlet als eine hochachtbare künstlerische Leistung betrachten. An der Darstellung des Königs durch Hrn. Pohl hatten wir schon bei früheren Aufführungen nichts zu tadeln, und seine gestrige Partnerin, Frl. Schöller, war gleichfalls eine Königin, wie sie der von dem Dichter gezeichneten Gestalt durchaus entspricht. Anerkennung verdient Herr Schwellach als Laertes. Alles in Allem genommen war das Ensemble wieder ein treffliches und fand den wohlverdienten Beifall. 1
Mcorgen wird „Faust“ I. Theil und übermorgen, Montag, „Der Pfarrer von Kirchfeld“ gegeben. Am Dienstag, 24, bleibt das Theater geschlossen; die Kasse ist von 10—1 ⅞ Uhr geöffnet. Das weitere Repertoire der Woche ist folgendermaßen festgestellt: Mittwoch, erster Feiertag: „Der G'wissenswurm“; Donnerstag, zweiter Feiertag: „Der Sohn der Wildniß“; F T
Bühn
Freitag, dritter Feiertag: „Faust’'s Tod“; Sonnabend, 28.: Unbestimmt; Sonntag, 29.: „Götz von Berlichingen“. Berliner Theater.
Das Repertoire der nächsten Woche lautet: Am den 22. Dezember: „Cornelius Voß“; Montag den 23: „Hamlet“; Dienstag, den 24.: Geschlossen; Mittwoch, den 25.: „Hamlet“; Donnerstag, den 26: „Hamlet“; Freitag, den 27. (aufgehobenes
„Hamlet“; Sonnabend, den 28.: „Die wilde Jagd“; Sonntag, den 29.: „Hamlet“. Lessing⸗Tyeater.
Das Repertoire fü. die Weihnachtswoche lautet folgendermaßen: Sonntag: „Die Ehre“, Montag: „Die Ehre“, Dienstag, den 24. De⸗ zember bleibt das Theater geschlossen, Mittwoch: „Die Chre“, Donnerstag: „Der Zaungast“, Freitag: „Die Ehre“, Sonnabend: „Der Fall Clémenceau“, Sonntag: „Die Ehre“. Zur Bequemlichkeit des Publikums werden Billets zu den Feiertags⸗Vorstellungen bereits vom Sonntag ab an der Tageskasse des Lessing⸗Theaters ausgegeben.
Sonntag,
Mannigfaltiges.
Der Entwurf für die Umgestaltung des Alexander⸗ platzes hat, laut Mittheilung der „Voss. Ztg.“, die Geneh⸗ migung Sr. Majestät des Kaisers und Kön iss erhalten. Die Gesammtkosten werden auf 337 700 ℳ berechnet, wovon 30 000 ℳ auf die gärtnerischen Anlagen, 301 700 ℳ auf die Um⸗ pflasterung der Straßen und 6000 ℳ auf die Errichtung eines Springbrunnens auf dem nördlichen Theil des Platzes entfallen. Der Springbrunnen soll in der Größe der auf dem Pariser Platz