inisterium des Innefn. 11“ eb Mit Bezug auf die Allerhöchste Verordnung vom 30. De⸗ S 8 4 welche die beiden Häuser des Landtages rchie, das Herrenhaus und das Haus der Ab⸗ röneten, auf den 15. d. M. in die Haupt⸗- und Residenz⸗ b 5 Berlin zusammenberufen worden sind, mache ich hierdurch kannt, daß die besondere eg über den Ort und die Zeit der Erösmungssizung in dem Bureau des Herrenhauses und ig. dem Bureau des Hauses der Abgeordneten am 14. d. M. in den Stunden von 8 Uhr früh bis 8 Uhr Abends und am 15. d. M. in den Morgenstunden von 8 Uhr ab offen liegen wird. In diesen Bureaux werden auch die Legitimations⸗ karten zu der Eröffnungssitzung ausgegeben und alle sonst ee Mittheilungen in Bezug auf dieselbe gemacht rden. Berlin, den 2. Januar 1890. Der Minister des Innern. Herrfurth.
Die Nummer 1 der Gesetz⸗Sammlung, welche von heute ab zur Ausgabe gelangt, enthält unter 8 1 „Nrr. 9364 die Verordnung wegen Einberufung der beiden Häuser des Landtages. Vom 30. Dezember 1889. Berlin, den 2. Januar 1890. Königliches Gesetz⸗Sammlungs⸗Amt Didden.
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Richtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, den 2. Januar. Se. Majestät der Kaiser und König unternahmen am Dienstag um 21 ⅓ Uhr Nachmittags mit Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin eine Ausfahrt und beehrten die Professoren Reinhold Begas und Encke in ihren Ateliers mit einem Besuche. Auf der Rückfahrt statteten Se. Majestät Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog von Baden einen Besuch ab und empfingen nach der Rückkunft im Schlosse den Staats⸗ sekretär Grafen Bismarck. Um 8 ½ Uhr folgten Beide Majestäten einer Einladung Ihrer Majestät der Kaiserin Augusta zum Thee. 8 Am Neujahrstage arbeiteten Se. Majestät zuerst allein und begaben Sich um 9 ³ Uhr mit Ihrer Majestät und den Prinzen Wilhelm und Eitel⸗Friedrich zur Gratulation zu Ihrer Majestät der Kaiserin Augusta. 8 Kurz vor 10 ¾ Uhr empfingen Se. Majestät im Schlosse den Leib⸗Stallmeister Plinzner, um 10 ¾ Uhr das Haupt⸗ Fuge ah dann den Ober⸗Hof⸗ und Hausmarschall und den of⸗ und Hausmarschall. Um 11 Uhr fand Gottesdienst in der Kapelle des Königlichen Schlosses und darauf Gratulations⸗ Cour statt. Kurz nach 1 Uhr begaben Sich Se. Majestät in offenem Wagen nach dem Zeughause, nahmen dort bei der Paroleausgabe die Rapporte der Leib⸗ Regimenter,⸗Compagnien,⸗Escadrons und⸗Batterien und darauf militärische Meldungen entgegen und kehrten gegen 2 ½ Uhr nach dem Schlosse zurück. Hier hatten der Direktor der König⸗ lichen Porzellan⸗Manufaktur Dr. Heinicke und der artistische Direktor Kips zur Ueberreichung zweier Lampen als Neujahrs⸗ geschent eine Audienz. Sodann unternahmen Beide Maje⸗
äten eine Spazierfahrt.
Um 4 ¾ Uhr hatte der Professor Karl Emil⸗Döpler zur Ueberreichung eines Prachtwerkes, bestehend aus Figurinen und Gruppenbildern zum „Ring des Nibelungen“, die Ehre
des Empfanges.
Um 5 Uhr fand Familientafel bei Ihren Majestäten im Königlichen Schlosse statt.
1 Heute Vormittag konferirten Se. Majestät nach der Rück⸗ kehr von der Morgenpromenade längere Zeit mit dem Staats⸗ sekretär Grafen Bismarck in dessen Wohnung und nahmen später im Königlichen Schlosse den Vortrag des Kriegs⸗Ministers und daran anschließend den des Militärkabinets entgegen.
— Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Augusta empfing gestern Morgen in Gegenwart Ihrer Königlichen Hoheiten des Großherzogs und der Groß⸗ herzogin von Baden den Besuch Ihrer Majestäten des Kaisers und der Kaiserin, welche in Be⸗ gleitung des Kronprinzen und des Prinzen Eitel⸗Friedrich
hrer Majestät Allerhöchstihre Glückwünsche zum neuen Jahre darbrachten. Später fand in der Kapelle des Königlichen Palais ein Hausgottesdienst statt, dem Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Augusta mit den Groß⸗ herzoglichen Herrschaften nebst Umgebungen beiwohnten, nach⸗ dem diese vorher ihre Glückwünsche abgestattet hatten. Darauf empfing Ihre Majestät die Glückwünsche der Mitglieder der Königlichen Familie und anderer Fürstlichen Personen und am Nachmittag den Besuch Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Leopold von Bayern.
Den Kammerherrndienst bei Ihrer Majestät hat der Königliche Kammerherr Graf Vitzthum von Eckstädt über⸗ nommen.
Ihre Königlichen Hoheiten der Großherzog und die Groß⸗ erzogin von Baden konnten in Felge erzüichen Rathes das Königliche Palais noch nicht verlassen.
—— Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Frh ist, wie „W. T. B.“ meldet, mit den Prinzessinnen⸗ Töchtern Königlichen das heute Morgen um 8 Uhr von Neapel nach Rom abgereist; die 8 der Behörden waren zur Verabschiedung auf dem Bahnhofe anwesend.
— Se. Königliche Hoheit der Prinz Leopold von Bayern, General der Kavallerie und kommandirender General des I. Königlich Bayerischen Armee⸗Corps, ist am denstag Abend zur Neujahrs⸗Gratulation hier eingetroffen nd hat gestern Abend Berlin wieder verlass-eemam.
— Zur Neujahrs⸗Gratulation sind hier angekommen: der General der Kavallerie F von Los, General⸗ Adjutant weiland Sr. Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm I. und kommandirender General des VIII. Armee⸗
der General der General des II.
kommandirender General des VI. Armee⸗Corps.
treten. Legations⸗Rath Graf von Leyden als Geschäftstäger.
von Wäcker⸗Gotter Krankheitshalber einen Urlaub Aller⸗ höchst bewilligt erhalten hat, fungirt der Lega tions⸗Sekretär Graf von Luxburg als Geschäftsträger.
— Der Kaiserliche Gesandte am König lich belgischen Hofe, Wirkliche Geheime Rath von Alvensleben, ist von dem ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub nach Brüssel zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesan Otschaft wieder übernommen.
— Der Königlich bayerische Gesandte am hiesigen Aller⸗ höchsten Hofe, Graf von Lerchenfeld⸗Köfe Ling, ist nach Berlin zurückgekehrt und hat die Geschäfte der Gesandtschaft wieder übernommen.
— S. M. Kreuzer⸗Korvette „Irene“, Komma ndant Kapitän zur See Prinz Heinrich von Preußen Kömigliche Hoheit, ist am 31. Dezember in Port⸗Said angekommen und beab⸗ sichtigt, am 18. Januar wieder in See zu gehen. — S. M. Kanonenboot „Iltis“, Kommandant Kapitän⸗Lieutenant Ascher, ist am 30. Dezember in Swatow einngetroffen und beabsichtigt, am 4. Januar nach Hongkong in See zu gehen.
Bayern. München, 28. Dezember. Das „Gesetz⸗ und Verordnungs⸗Blatt für das Königreich Bayern“, veröffentlicht das Gesetz vom 22. Dezember 1889, Abänderung einiger Bestimmungen des Gesetzes über das Gebührenwesen betreffend, ferner eine Bekanntmachung vom 20. Dezember 1889, den Vollzug des §. 167 der Civilproz eßordnung betreffend, und eine Bekanntmachung vom 22 Dezember 1889, die Rückvergütung des Malzaufschlags für ausgeführtes Bier betreffend.
„— 31. Dezember (Allg. Ztg.). Das Befinden des Minister⸗ präsidenten Dr. Freiherrn von Lutz hat heute kei ne Aenderung erfahren und ist somit befriedigend. Auch das Befinden des Staatsministers Freiherrn von Feilitzsch ist nach dem neuesten Bulletin den Verhältnissen entsprechend gut.
Sachsen. Dresden, 1. Januar. (W. T. B.) Ihre Majestät die Königin wird wegen Unpäßlichkeit an der heutigen Gratulationscour nicht theilnehmen.
„Ueber das Befinden des Staats⸗Ministers Freiherrn von Könneritz erfährt das „Dr. J“, daß durch den Hinzutritt der Influenza und einen daraus hervorgegangenen Kehlkopf⸗ katarrh dessen Rekonvalescenz leider weiter hinau Sgeschoben ist.
Württemberg. (+) Stuttgart, 31. Dezember. Nach⸗ dem beide Majestäten noch die Freude haben konnten, an der Weihnachtsfeier bei Ihrer Kaiserlichen Hoheit der Herzogin Wera von Württemberg am heiligen Abend Theil zu nehmen, wurde Ihre Majestät die König in noch im Laufe dieses Abends von einem heftigen Anfall von Influenza ergriffen. Glücklicherweise waren das Fieber und die damit verbundenen Kopf⸗ und Gliederschmerzen nicht lange anhaltend und die Wiedergenesung macht befriedigende Fortschritte. Selbstverständlich bedarf aber Ihre Majestät vorerst noch der größten Ruhe. Auch Se. Majestät der König befindet sich seit zwei Tagen nicht ganz wohl. Bei Höchst⸗ demselben haben sich wieder neuralgische Schmrerzen gezeigt und der König ist genöthigt, sich in seinen Gemächern zu halten. Es findet daher morgen weder der übliche Neujahrs⸗ empfang, noch offizieller Kirchgang statt.
Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 31. Dezember. Das Befinden Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs, welches, wie den „Meckl. Nachr.“ aus Cann es gemeldet wird, während einiger Tage wieder weniger gut Zewesen war, ist seit gestern ein ganz zufriedenstellendes. Ihre Kaiserliche Hoheit die Großfürstin Wladimir ist nach St. Petersburg zurückgekehrt, um das Weihnachtsfest im Kreise ihrer Familie “ gedenkt jedoch um Mitt März nach Cannes zurück⸗ zukehren.
Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. Gotha, 31. Dezember. (Cob. Ztg.) Aus Anlaß des Ablebens Ihrer Majestät der Kaiserin Therese von Brasilien legt der Herzogliche Hof von heute ab auf drei Wochen Trauer, und zwar eine Woche zweiten Grades und zwei Wochen dritten Grades, an.
Schwarzburg⸗Sondershausen. Sond ershausen, 31. Dezember. Wie dem „Reg.⸗ u. Nachr.⸗Bl.“ aus Wies⸗ baden gemeldet wird, ist in dem Befinden Sr. Durchlaucht des seit einigen Tagen eine wesentliche Besserung eingetreten.
Reuß ä. L. (+) Greiz, 31. Dezember. Se. Durch⸗ laucht der Fürst ist von Nachod, wo Höchstderselbe an den vom Prinzen Wilhelm zu Schaumburg⸗Lippe Durch⸗ laucht veranstalteten größeren Jagden Theil nahnn, heute früh hierher zurückgekehrt. — Während der Weihn achtsfeiertage weilte Se. Durchlaucht der Prinz Heinrich von Schön⸗ burg⸗Waldenburg zu Besuch am hiesigen Hofe.
Hamburg, 31. Dezember. Das „Amtsblatt der freien und Hansestadt Hamburg“ veröffentlicht eine Bekannt⸗ machung, betreffend Ergänzung der Aus führungs⸗ “ Zuckersteuergesetz, wegen Siche⸗ rung gegen die Gewährung einer unrechtmäßigen oder zu hohen Vergütung der Materialsteuer für Erzeugnisse der Melasse⸗Entzuckerung.
Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 31. Dezember. Das „Gesetzblatt für Elsaß⸗Lothringen“ veröffentlicht die Aller⸗ höchste Verordnung, betreffend die Erbauung eines Hafens vor dem Metzerthor in Snabhärh e“
Corps, der General der Kavallerie von Albedyll, General⸗ Adjutant weiland Sr. Majestät des Kaisers und Königs 1u1u“ E1““ “ 1“ ,6
Oesterreich⸗Ungarn. Budaphbst, 1. Jannar. (W. T. B.)
Wilhelm I. und kommandirender General den VII. Armee⸗ Corps, der General der Infanterie Bronsart vonSchellen⸗ dorff I., kommandirender General des I. Armee ⸗Corps, nfanterie von Orff, kommandirender öniglich bayerischen Armee Corps, der General der Infanterie von LeszezUnski, kommandirender General des IX. Armee⸗Corps, der General⸗Lieutenant von Hänisch, kommandirender General des IV. Armee⸗ Corps und der General⸗Lieutenant von Lewinski I.,
*☚— Der Kaiscrliche Botschafter am Königlich großbritan⸗ nischen Hofe, Staats⸗Minister Graf von Hatzfe Idt⸗Wilden⸗ burg, 5 einen ihm Allerhöchst bewilligten Urlaub ange⸗
ährend seiner Abwesenheit von Londnon fungirt der
— Nachdem der Kaiserliche Gesandte in Lissabon,
Präsidenten von Tisza bestätigte auf die ihm entgegengebrachten Gluͤckwünsche das feste Zu⸗ sammenhalten der Tripel⸗Allianz, welche den Frieden Europas sichere. Ungarn besonders habe den Frieden nöthig, um die no hwendigen Reformen in Sicherheit durchzufüͤhren. Der Minister⸗Präsident erklärte ferner, er werde troß aller gegen ihn gerichteten böö persönlichen Angriffe auf seinem Platze ausharren, so lange er das Vertrauen der Krone und der Majorität besitze. Was während 15 Jahren geschehen und welcher Unterschied in der heutigen Stellung Ungarns im Innern., in der österreichisch⸗ ungarischen Monarchie sowie im Auslande gegen früher bestehe, werde jedes unbefangene Urtheil konstatiren können. Die Her⸗ stellung des Gleichgewichtes sei nicht nur ein Verdienst der Regierung, sondern auch der Opferwilligkeit der Nation und der liberalen Partei zu verdanken. Das Hauptaugenmerk der Regierung werde in Zukunft darauf gerichtet sein, die nothwendigen Reformen so durchzuführen, daß das Gleich⸗ gewicht des Staatshaushalts nicht gestört werde. Er habe das größte Vertrauen zu der nüchternen Auffassung, dem politischen Ehrgefühl und der Gerechtigkeitsliebe der ungarischen Nation, welche die persönlichen Verläumdungen und Angriffe einer in ihren Mitteln nicht wählerischen Minorität zurückweisen werde. Es handle sich in erster Linie um den Parlamentarismus, welcher die Basis der Freiheit der Entwickelung Ungarns bilde, die unter allen Umständen ver⸗ theidigt werden müsse, weil es nicht gestattet werden dürfe, daß durch den Umsturz des parlamentarischen Prinzips die Tyrannei der Minorität an dessen Stelle trete.
Großbritannien und Irland. London, 2. Januar. (W. T. B.) Nach hier eingegangener Depesche aus Hatfield hat sich das Befinden Lord Salisbury's wesentlich ge⸗ bessert und hat der Premier während des gestrigen Tages alle dringenden Depeschen erledigt. Die Krankheit, welche ihn
Königin, Dr. Jenner, war zur Konsultation zugezogen worden. Alle hiesigen Botschafter drückten dem Premier anläßli seiner Erkrankung telegraphisch ihr Bedauern aus; auch von fremden Höfen sind ähnliche Kundgebungen eingegangen. Der Ober⸗Befehlshaber der Mainestation in Portsmouth Admiral Commerell, welcher Se. Majestät den Kaise Wilhelm seiner Zeit bei der Besichtigung der britische Flotte begleitete, erhielt gestern von Sr. Majestät dem Kais als Andenken einen Paradesäbel nebst einem Allerhöchst Handschreiben. Der Präsident des Handels⸗Ministeriums Hicks Bea wohnte gestern in Leamington einer politischen Versam lung bei und bemerkte: er zweifle nicht, daß die zwist England und Portugal entstandenen Differenzen b auf friedlichem Wege in einer beide Theile befriedigen Weise geordnet werden würden.
Frankreich. Paris, 31. Dezember. (Köln. Ztg. Präsident Carnot und im Namen der K. Kön 8” 82 der Minister des Auswärtigen Spuller haben aus A des Todes der Kaiserin Theresa dem Kaiser Pedro ihr Beileid ausgesprochen.
— 1. Januar. (W. T. B.) Der Nuntius 9 Rotelli, welcher das diplomatische Corps beim Neujas⸗ Empfange des Präsidenten Carnot führte, saglin seiner Ansprache: Mit den Empfindungen tiefer hr⸗ furcht für Ihre ehrwürdige Person sprechen wir Ihn im Namen unserer Souveräne und Staatshäupter, son in unserem eigenen die besten Wünsche für Ihr ohl⸗ ergehen und das Gedeihen des französischen Volkesius; wir geben bei dieser Gelegenheit auch dem aufrsigen Wunsche Ausdruck, es möge die göttliche Vorsehun/auch ferner Ihr edles Vaterland beschützen, auf daß dasfran⸗ zösische Volk in dem begonnenen Jahre, Kraft sei erschöpflichen Geistes, neue ruhmvolle Seiten der der allgemeinen Civilisation hinzufüge. Präsident dankte in seiner Antwort für diese Gesinnungen dodiplo⸗ matischen Corps, welche ihn tief bewegten, sowie ür die ausgesprochenen Wünsche für die Größe der fraßzsischen Nation und das Gedeihen der Republik; ganz sonders glücklich sei er über das verflossene Jahr, welches o vi Wunder in sich vereinigt habe, noch heute verneste man den Widerhall aller der Ehren, welche dem frffertigen civilisatorischen Geiste Frankreichs dargebracht wonn seien; in dem begonnenen Jahre würden sich die gesinsamen Anstrengungen darauf zu richten haben, diese gromn Werke des Friedens und des Fortschrittes fortzusetzen: „dan werden wir“ — so schloß der Päsident — „Erfolg haben, demn bin ich sicher, mit Ihrer Hülfe und dem Willen der Regienngen und Nationen, welche hier so würdig vertreten sind.“
Rußland und Polen. St. Petersburg, 3/Dezember. (W. T. B.) Die auswärts verbreiteten Gerüch, über ein Unwohlsein des Kaisers sind vollkomnun unbe⸗ gründet; Se. Majestät befindet sich durchaus wol. „Durch ein heute veröffentlichtes Gesetz wirdber Minister für Volksaufklärung ermächtigt, das deutsche SGmnasium in Goldingen (Kurland) binnen drei Jahren schließen und die der kurländischen Ritterschaft für da Gymnasium bewilligte Regierungs⸗Subsidie von 1600 Kbl. jährlich von Neujahr 1890 ab zurückzuziehen.
Italien. Rom, 1. Januar. (W. T. B.) Am König⸗ lichen Hofe fand heute der Empfang der Dezutationen der Kammern, der Minister und der hohen Offizige statt. Der König dankte für die ihm dargebrachten Gliftwünsche und erklärte den Deputationen des Parlaments ggenüber: Er schätze sich glücklich, daß das neue Jahr uner besseren Aussichten beginne, als jene gewesen, unter welchen das Jahr 1889 begonnen habe, da die Versicherungen der festen Absicht, den Frieden zu erhalten, von Seiten aller Nationen mehr denn je bekräftigt würden. Der König gab weiter seiner Freude darüber Ausdruck, daß sas Parlament in voller Harmonie mit der Regierung verfahre, indem es letztere bei der Bekämpfung von Schwierigkeiten unterstütze und jenes Werk zu Ende führe, welchem sich die Regierung im Interesse des Landes widme.
Auf dem Platz des Quitrinals warf heute Nachmittag um 5 ½ Uhr zur Zeit der Beendigung des Neujahrsempfanges ein Individuum von kleiner Statur in weißer Kleidung vor dem Thore des Palastes ein viereckiges kupfernes Gefäß nieder, welches etwa 20 cm im Quadrat groß und mit einer brennenden Lunte versehen war. Das Individuum flüchtete sodann eiligst. Ein Gensdarm drückte die Lunte mit der Hand aus. Das Gefäß enthält eine Flüssigkeit, deren Zu⸗ sammensetzung noch unbekannt ist und einer chemischen
Bei dem heutigen Neujahrsempsange bei dem Niniste
1“ 96 ½ “
Unt rsuchung unterzogen
derselbe in seiner Antwort
zwei Tage ans Bett fesselte, war Influenza. Der Leibarzt — G
das ivibuum, verhafteten es in der „Via del
re“ und es zum nächsten Polizeibureau. Die Polizei hatte he, den Verhafteten vor der aufgeregten Menge zu schützen. Er wurde sofort verhört, verweigert aber
bisher jede Auskunft üͤber seine Person und über seine That; er sagt lediglich, daß er in einigen Briefen seine That ange⸗
kündigt habe. 1
— 2. Januar, früh. (W. T. B.) Das Individuum, welches auf dem Quirinalplatz die Büchse geworfen, ist ein sewisser Tancred Vita, Sizilianer, und etwa 30 Jahre alt.
eerselbe erklärt den Inhalt der Büchse für eine ungefährliche Nüssigteit eine Mischung von Petroleum und Firniß. Die
nalyse wird morgen stattfinden. Vita war einige Monate Student in Pisa, dann Präfekt in dem Institut Macchiavelli in Florenz und nennt sich Professor der Pädagogik.
— In der Allokution, welche der Papst in dem Konsistorium am 30. Dezember hielt, sprach er seine Befriedigung aus über die Errichtung von katholischen Uni⸗ versitäten in Washington, Ottawa und Freiburg. Um so gyößeren Schmerz verursache ihm Italien, wo, wie jüngst ein im öffentlichen Leben stehender Mann erklärt habe, die Machthaber unaufhörlich die Kirche und den Papst zu bekämpfen trachteten. Das Papstthum habe ein Recht die weltliche Macht, weil hierauf die Unabhängigkeit und die zur Ausübung der Pflichten nothwendige Eö Das neue italienische Straf⸗ gesetzbuch und das jüngst votirte Gesetz über die frommen Stiftungen und Wohlthätigkeitsanstalten seien eine Beleidigung der Geistlichkeit und eine Verletzung der Kirche. Die Priester seien von der Verwaltung der Wohlthätigkeitsanstalten ausgeschlossen worden, während die Frauen dazu zugelassen würden. Man habe gesagt, die Wohl⸗ thätigkeit müsse von Laien geübt werden, weil sie dann besser aufgenommen werde. Die Unglücklichen aber schämten sich, außerhalb der Kirche christliche Mildthätigkeit in Empfang zu nehmen, weil es außerhalb der Kirche keine wahte Mildthätig⸗ keit gäbe.
Purin, 31. Dezember. (W. T. B.) Bei einem Fest⸗ banket, welches der hiesige Verein der Industriellen zu Ehren des hier anwesenden Marineministers veran⸗ staltete, besprach Letzterer die Militärausgaben und äußerte dabei: es sei zu beklagen, daß die europäischen Ver⸗ hältnisse einen so großen Druck auf ein Land wie Italien ausübten, welches nur bestrebt sei, in Frieden mit Allen zu leben, und welches, nachdem alle seine Bemühungen der Erlangung der Unabhängigkeit gegolten hä ten, jetzt die Nothwendigkeit fühle, sich gänzlich der wirthschaftlichen und sozialen Wiedergeburt zu widmen. Es sei zu wünschen, daß dieser Zustand sich zum Besseren wende. Der heißeste Wunsch, den er an diesem Tage aussprechen könne, sei der, daß der Bustand der Ruhe, wozu Italien gelangt sei, sich derart
äftige, daß bald der Tag kommen möge, wo es möglich werde, die das Land bedrückenden Opfer zu erleichtern. Die Regierung sei von der Pflicht durchdrungen, Alles zu thun, um 1”9 Tag möglichst bald herbeizuführen, und habe die feste Absicht, dieses Ziel zu erreichen.
Türkei. Konstantinopel, 1. Januar. (W. T. B.) Die „Agence de Constantinople“ ist zu der Erklärung ermäch⸗ tigt, daß die auswärts verbreitete Nachricht: die Pforte habe an die Mächte ein Rundschreiben in Betreff der bulgarischen Anleihe gerichtet oder beabsichtige irgend welche diesbezügliche Schritte zu thun, durchaus un⸗ richtig ist.
Griechenland. Athen, 1. Januar. (W. T. B.) In Folge der fortgesetzten Interpellationen in der Kammer wird das Budget nicht vor Neujahr a. St. votirt werden. Der Regierung sind zwei provisorische Zwölftel bewilligt.
Nach von Kreta hier eingegangenen Meldungen hat Schakir Pascha daselbst die Liste derjenigen Kretenser veröffentlicht, welche von der Amnestie .en sind, und zwar sind dies die in contumaciam Verurtheilten, die 8 des Aufstandes und die Delegirten, welche der griechischen Kammer die Forderung der Vereinigung Kretas mit Griechenland überbracht haben.
Rumänien. Bukarest, 1. Januar. (W. T. B.) Der Senat nahm die Vorlage, betreffend das Rekruten⸗ kontingent pro 18950 an. Die Deputirtenkammer lehnte die Amendements der Opposition zu der Adresse ab und nahm den ersten Paragraphen des Entwurfs der Majorität an.
Serbien. Belgrad, 31. Dezember. (W. T. B.) Der neuernannte türkische Gesandte Mahmud Nedim überreichte gestern den Regenten sein Beglaubigungsschreiben.
Wie der „Polit. Corresp.“ gemeldet wird, waren hier
estern Gerüchte über das Bevorstehen einer Minister⸗ risis verbreitet. Dieselben seien auf Differenzen zurück⸗ zuführen, welche zwischen der Regierung und der Regentschaft wegen Rekonstruktion des Staatsrathes entstanden seien und deren Austragung ursprünglich noch gestern hätte erfolgen follen, aber nunmehr bis nach den Weihnachtsferien vertagt worden sei.
Der radikale Klub hat, der „Pol. Corr.“ zufolge, be⸗ schlossen, auf den Antrag der Regierung, die Berathungen der Skupschtina Behufs Erledigung der zweiten Lesung des Budgets zu verlängern, einzugehen, da das neue Budget den Staatshaushalt auf eine normale solide Grund⸗ lage stelle und eine Verlängerung des alten Budgets daher Störungen hervorrufen könnte. Die Neubesetzung des Staatsrathes erfolgt nach den Feiertagen.
Amerika. Washington, 31. Dezember. (W. T. B.) Der Kongreß der See⸗Ufer⸗Staaten hat heute die Arbeiten beendigt und sich auf unbestimmte Zeit vertagt.
Zeitungsstimmen.
Die Betrachtungen der Blätter sind heute dem Jahres⸗ wechsel gewidmet.
In einem Artikel des „Hannoverschen Couriers“ heißt es mit Bezug auf das alte Jahr:
. VUnser junger Herrscher hat überall das Vertrauen zu erwecken verstanden, daß er in der Erhaltung des Friedens, soweit es mit Ehren geschehen kann, seine vornehmste Herrscheraufgabe erblickt.
Werfen wir nun auch auf die innere Entwickelung unseres Vaterlandes einen kurzen Blick, so können wir auch hier Vieles sehen, was uns mit Befriedigung und mit Zuversicht auf die Zukunft erfüllen kann. Freilich haben wir in großen Industrie⸗ gebieten den Ausbruch jenes Kampfes erleben müssen, der eine
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olge der tiefen Umwälzungen ist, welche unser ganzes chaftliches Leben in den letzten Jahrzehnten erlitten l. noch immer erleidet. Aber das ist ein Schickfal, welches wir mit jedem europäischen Kulturstaat theilen müssen, und welches uns noch lange nicht in so scharfer Form betroffen hat, wie manche unserer Nachbarreiche. Und auf der anderen Seite hat der Reichstag mit seiner größten That des verflossenen Jahres, dem Invaliditäts⸗ und Altersversscherungsgesetze, die Bahn fortgesetzt, auf welcher im Laufe der Zeit eine Versöhnung der sozialen Gegensätze erreicht werden muß. Um die wichtigeren von den ferneren letztjährigen Er⸗ rungenschaften des Reichstages hier anzuführen, nennen wir die weitere Stärkung unserer Wehrkraft, die in unserer eisenstarren⸗ den Fet nun einmal unumgänglich nothwendig ist, wollen wir uns den Frieden, im aber etwa aufgezwungenen Kriege den Erfolg sichern. Die Reform des Genossenschaftsgesetzes, welches dem Genossenschafts⸗ wesen ein neues Feld gedeihlicher Entwickelung eröffnet, der Kredit für Ost⸗Afrika, welcher die Beruhigung unserer wichtigsten Kolonie vorbereitet hat, sowie das erst kürzlich beschlossene Bankgesetz sind andere wichtige Beschlüsse. Auch im innerpolitischen Leben der Einzelstaaten, besonders des preußischen, herrschte während des verflossenen Jahres im Ganzen eine frische, fruchtbringende Ent⸗ wickelung. 8 “ 1 Das neue Jahr wird uns als nächstes wichtiges politisches Er⸗ eigniß eine Zeit der inneren Kämpfe, der Kämpfe um die Neuwahlen zum Reichsktage bringen. Die Leidenschaften der Parteien werden dabei heftig erregt, und es wird manches Wort gesprochen und ge⸗ schrieben werden, welches wenig dazu geeignet sein wird, den inneren Frieden Deutschlands zu stärken. Aber das soll uns den Glauben richt rauben, daß auch im Innern unseres Vaterlandes im Laufe der Zeit eine größere Ausgleichung der politischen und der wirth⸗ schaftlichen Gegensätze stattfinden wird. Unser Kaiser hat be⸗ wiesen, daß er nach Außen ein Fürst des Friedens, aber auch in den inneren Angelegenheiten ein versöhnender, maßvoller Herrscher sein will, der den reaktionären Elementen mit nicht geringerer Schärfe entgegentritt, wie den extrem liberalen. Und vor Allem hat er ge⸗ zeigt, daß er ein durch und durch nationaler Kaiser ist und bleiben wird. Unter der kurzen Regierung Wilhelm's II. hat das deutsche Nationalgefühl unverkennbar in allen Staaten des Reichs einen neuen bedeutenden Aufschwung genommen. Und dieses deutsche National⸗ gefühl — das ist unsere feste Zuversicht — wird im Laufe der Jahre das Bindemittel werden, welches alle Deutschen, welchem Stande und welcher Partei sie auch immer angehören mögen, fest und unauflöslich zusammenkittet.“
Das „Dresdener Journal“ schreibt:
„Die Entwickelung, welche das deutsche Staatswesen im Laufe der letzten Jahre genommen hat, muß als eine überaus befriedigende und fruchtbringende bezeichnet werden. Viele und werthvolle Er⸗ rungenschaften sind dem deutschen Volke seit der Wiederaufrichtung des Deutschen Reichs geworden. Durch die Kraft der Nation, durch die Weisheit seiner Fürsten und Staatsmänner hat Deutschland gegenwärtig die Führerrolle in Europa übernommen, das gesammte Staatswesen ist ein gesundes und wir können daher beim Jahees⸗ schluß mit Vertrauen in die Zukunft blicken und uns der zuversicht⸗ lichen Hoffnung hingeben, daß sich auch das kommende Jahr zu einem segensreichen für das Vaterland gestalten, und daß uns der Friede erhalten bleiben wird, dessen sich unser Welttheil seit einem längeren Zeitraum von Jahren zu erfreuen gehabt hat. ...
Ist die Erwartung gerechtfertigt, daß unser Vaterland im kom⸗ menden Jahre nicht durch das Entbrennen eines allgemeinen euro⸗ päischen Krieges heimgesucht wird, so lassen auch die innerpolitischen Verhältnisse des Reichs hoffen, daß die Kräftigung des jungen deut⸗ schen Staatswesens mehr und mehr fortschreiten wird....
Der einzige Punkt unserer inneren Lage, welcher zu minder hoffnungsfreudigen Ausblicken in die Zukunft Anlaß giebt, sind die schweren Kämpfe, welche zwischen den Arbeitern und Arbeit⸗ gebern unausgesetzt geführt werden. Auch hier zeigt das ab⸗ laufende Jahr zwar insofern eine erfreuliche Wendung zum Bessern, als der große Ausstand der westfälischen Kohlenarbeiter den schlagendsten Beweis lieferte, daß weite Kreise unserer Arbeiterwelt vom Gifte der Sozialdemokratie noch vollständig frei und nicht gewillt sind, den umstürzlerischen Ideen einer Anzahl von Querköpfen beizutreten. Aber man würde entschieden fehlgehen, wollte man hieraus den Schluß ziehen, daß die Arbeiterbewegung nicht ihre sehr ernsten Seiten hätte. Der Friede und das Vertrauen zwischen Arbeitern und Arbeit⸗ gebern sind keineswegs überall in dem Maße vorhanden, wie es im Interesse der Gesellschaft wünschenswerth wäre, und es wird wohl noch mancher Tropfen Wasser ins Meer laufen, ehe es gelingen wird, eine befriedigende Lösung der sozialen Frage herbei⸗ zuführen. Hoffen wir, daß das kommende Jahr neue fruchtbringende Anregungen nach dieser Richtung hin bringt und daß man demnächst mit der gleichen Zuversicht und Hoffnungsfreudigkeit von einem Frieden auf sozialem Gebiete reden kann, wie von den allgemeinen Friedens⸗ aussichten, welche beim diesmaligen Jahresschlusse zu konstatiren sind.“
b einem Artikel der „Mecklenburger Nachrichten“ eißt es:
h „Das Jahr 1889 ist ein glücklicheres und an erfreulichen Ein⸗ drücken reicheres gewesen, als sein Vorgänger. Es brachte einen erheblichen wirthschaftlichen Aufschwung, sodaß von keinerlei öffent⸗ lichem Nothstand die Rede sein konnte; es hat den Arbeitern die Fürsorge für Fälle der Arbeitsunfähigkeit und für die Zeit des Alters gebracht und der wirthschaftlich⸗genossenschaftlichen Thätig⸗ keit neue Bahnen eröffnet. Die günstige wirthschaftliche Lage hat den Arbeitern gestattet, höhere Forderungen in ihren Arbeitsbedingungen und für ihre Lebenshaltung zu stellen und vielfach durchzusetzen. Wenn den Erfolgen, die Jeder den Arbeitern gönnt, auch Niederlagen gegenüberstehen, so sind dieselben meist darauf zurückzuführen, daß durch erfolgreiches Vorgehen die Arbeiterführer sich zu dem Irrthum verleiten ließen, sie könnten nicht nur Einiges, sondern Alles durchsetzen. Ein weiterer Schritt wurde auf dem Wege der Kolonialpolitik durch das inzwischen von so großen Erfolgen be⸗ gleitete Wissmann'sche Unternehmen in Ost⸗Afrika gethan....
In das neue Jahr nehmen wir die guten Eindrücke, aber auch die Pflichten und Sorgen des alten herüber: bald soll das deutsche Volk bekunden, was es über die leidenschaftliche Agitation denkt, welche ihm die Freude an der Gegenwart zu rauben droht. Wir denken, daß es an dem Volke sein wird, durch die Wahl verständiger, ihrer Aufgabe gewachsener Männer dahin zu wirken, daß der innere und äußere Friede erhalten werden, der Fere. an dem der Reichste und der Aermste, der Fürst und der Arbeiter das gleiche Interesse haben. Möge das neue Jahr den Regierenden Kraft und Gesundheit für ihren hoben Beruf, dem Volke Schaffensfreudigkeit und Einsicht für die Erfüllung der ihm von der Vorsehung gestellten Aufgaben verleihen, damit wir übers Jahr mit gleicher Genugthuung zurückblicken und mit gleicher Zu⸗ versicht vorwärts schauen können, wie wir es Dank der göttlichen Fügung bei diesem Jahreswechsel thun können.“
Theater und Musik.
Königliches Schauspielhaus. 8 Das Königliche Schauspielhaus brachte wieder seiner Gewohnheit gemäß am Schluß des Jahres eine der Sylvesterstimmung Rechnung tragende Aufführung und hatte diesmal das tragikomische Märchen „Turandot, Prinzessin von China“ nach Gozzi bearbeitet von Friedrich von Schiller ausgewählt. Es war ein ees der
Direktion, dies veraltete Werk der Vergessenheit zu entreißen und dem verwöhnten Publikum der heutigen Zeit als Unterhaltungs⸗ abe zu bieten; der Versuch dürfte denn auch nur theilweise gelungen ein. Der ersze Akt entsprach vollkommen mit seinem ausgelassenen
Treiben der festlichen Laune der Zuschauer, auch der zweite vermochte
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noch die Heiterkeit rege zu halten, aber vom dritten ab begann sich ein Enaß. von Langeweile bemerkbar 5 machen, welches von Scene zu Scene an Stärke gewann, sodaß diejenigen, welche zm Anfang des Stücks die besten Hoffnungen auf einen günstigen Verlauf der Aufführung setzten, doch ziemlich enttäuscht das Theater verließen. Die Darsteller waren nach Kräften bemüht, den etwas schattenhaften Figuren des Werks Leben einzuflößen, und es gelang ihnen dies fast durchgängig recht gut. Die Titelrolle lag in den Händen des Frl. Poppe und wurde von ihr entsprechend gegeben; der Stolz der chinesischen Prinzessin kam in ihrem Spiel zu wirksamer Geltung Ihr stand Hr. Mat⸗ kowsky nicht nach und schuf aus dem Kalaf eine gefällige Ffigur Den Barak spielte Hr. Kahle recht gemokner Sat s Zelima hatte Frl. Conrad Gelegenheit, ihr froaltenden
Von den übrigen Mitwirkenden nennen wir Hrn. Grube, der den Kaiser Altoum gab, ferner die Herren Vollmer, Hartmann und Krause, auch Frl. Kester sei erwähnt. Das Publikum zeigte sich den Darstellern für ihr redliches Bemühen, es zu unterhalten, durch wohlverdiente Beifallsspenden dankbar.
3 Deutsches Theater. 8 Die Neuaufführung von Moser's und Schönthan'’s Lustspiel „Krieg im Frieden’ am Sylvesterabend wirkte mit der Kraft und Frische einer Novität. Dieses liebenswürdige, bumor⸗ und gemüthvelle Lustspiel ist vor Jahren im Wallner⸗Theater gegeben worden, wo es zahllose Wiederholungen erlebte, denn die geschickte Verknüpfung des Manöverlebens mit einer kleinen Kriegführung zweier sich Lebenden bietet ebenso viel Reiz wie die Wirkung, welche die Einquartirung auf kleinbürgerliche Kreise ausübt, nicht zu vergessen der Charakteristik eines flotten Lieutenants, der die Lacher stets auf seiner Seite hat. Die Neuauftührung rechtfertigte sich durchaus und sie war um so gelungener, als die beiden Hauptrollen — Kurt von Folgen und Reif von Reiflingen — in den Händen der beiden Herren waren, die sie vor Jahren im Wallner⸗Theater geschaffen haben, Kadelburg und Engels. Ihre Elastizität mag zwar seit jener Zeit eine kleine Einbuße erlitten haben, aber sie erwiesen sich doch auch jetzt wieder als vortreffliche Darsteller der Charaktere, welche die Dichter für ihr Laͤstspiel brauchten. Als Ilka Etvös gab sich Frl. Agnes Sorma anziehend, indem sie den Empfindungen eines übermüthigen, von der ersten Liebe heimgesuchten Mädchenherzens anmuthigen Ausdruck verlieh Von den übrigen Mitwirkenden seien Hr. Merten und Frl. Meyer genannt. Das Haus nahm die Vorstellung mit lebhaftem Beifall auf. 8
Berliner Theater. 8 Die Novität, welche das Berliner Theater am Sylvesterabend dem Publikum darbot, Calderon's Lustspiel „Dame Kobold hatte äußerlich keinen so durchschlag nden Erfolg, als man erwarten durfte, da die darstellenden Künstler im Einzelnen und im Zusammen⸗ spiel völlig auf der Höhe der an diese Bühne zu stellenden Anforde⸗ rungen standen. Das Stück, das einem lustigen Schwank nicht unähnlich ist, hat vor Jahrzehnten, wie berichtet wird, bereits Auf⸗ fübrungen im hiesigen Königlichen Schauspielhause erlebt, welche ebenso wie die jetzt der Vorstellung zu Grunde liegende Bear- beitung Adolf Wilbrandt's nur eine laue Aufnahme fanden. Die Grundidee des Lustspiels, welche aus der folgenden kurzen In⸗- haltsgabe erhellt, hätte in ihrer feinsinnigen Ausführung eine erfreu- lichere Wirkung erwarten lassen Don Mannel, ein spanischer Edelmann, kommt nach Madrid und verhütet durch Laune und Tapferkeit die Verfolaung einer ihn um Hülfe anflehenden verschleierten Dame. Das Schicksal fügt es, daß Don Mannel die Schwester seines Freundes Don Juan beschützt bat, in dessen Hause er Gastfreundschaft findet. Diese Schwester, Donna Angela, eine Wittwe, wird von ihren beiden Brüdern aus besonderen Gründen in vollständiger Abgeschlossenheit von der Welt gehalten; sie bekommt daher den jungen Gast nicht zu Gesicht, aber sie erfährt seine Anwesenbeit und da ihre Zimmer zusammenstoßen und nur durch einen vor der Verbindungsthür stehenden Glasschrank getrennt sind, findet sich für die Dame und ihre Zofe Gelegenheit, allerhand kleine Schelmereien und Neckereien auszuführen. Der furchtsame Diener Don Manuel's glaubt an Teufel und Kobolde als Urheber, während sein tapferer Herr richtig eine lustige Frauenintrigue hinter denselben vermuatet. Die immer dreister und toller werdenden Scherze führen endlich zur Entlarvung der kecken Uebelthäterin und Dame Kobold- .12 sich auf Gnade und Ungnade ihrem Ritter Don Manuel ergeben. Die Regie hatte das Mögliche gethan, um der Darstellung den altmodischen, spanischen Charakter zu verleihen, aus welchem heraus die Handlung verstanden sein will. Die süßliche Galanterie der Ver⸗ liebten, der zierliche Uebermuth der kecken Zofe, die Grandezza der Herren in ihrem Verkehr miteinander, wurden trefflich zum Ausdruck gebracht. Trotz alledem blieb, wie erwähnt, eine rechte und echte Lustspielwirkung aus. Als einen mehr äußerlichen Grund hierfür darf man vielleicht den häufigen Scenenwechsel anführen; denn obgleich die Veränderungen, ohne daß der Vorhang fiel, blitzschnell vor sich gingen, war eine kurze Unterbrechung der Handlung natürlich nicht zu vermeiden, welche die aufkeimende behagliche Stim⸗ mung der Zuschauer stö te. Ein mehr wesentlicher Grund lag vielleicht in dem Umstande, daß die zierlichen, häufig mit feinem Humor getränkten Verse bei dem schnellen, hastenden Spiel, das einem Schwank wie: „Dame Kobold“ entspricht, nicht immer deutlich und klar genug gesprochen wurden, um zu voller Wirkung zu gelangen. So blieb denn der Beifall, der dem klugen und lustigen Fastnachtsspiel zu Theil wurde, nicht ohne Widerspruch von Seiten derjenigen, welche nur eine ohne Mühe zu gewinnende Belustigung erhofften. Für das Publikum von besserem Verständniß und Geschmack fand sich aber Stoff genug zu frohbsinnigem Genuß, zur Freude an dem Dargebotenen und zur Anerkennung für die Dar⸗ bietenden; mit dem zärtlichen, überschwänglichen Liebesgetändel, mit Mandolinenspiel und keckem Humor wirkte „Dame Kobold“ für diese Zuschauer wie eine zierliche, feine Antiquität, an der man seine Freude hat, weil durch sie geistige Fäden uns neue Menschen mit der älteren Zeit in Verbindung bringen. Was die Darstellung anbetrifft, so machten sich besonders die Damen verdient; an erster Stelle hbaben wir wieder Frl. Butze zu nennen, welche als „Donna Angela“ den seelenvollen Humor entwickelte, der ihr in seltenem Grade zu Gebote stebt. Frl. Schneider spielte die kecke Zofe mit großer Frische und Lustigkeit; in einer Nebenrolle machte sich Frl. Tondeur anerkennenswerth bemerkbar. Den tapferen Don Manuel gab Hr. Stahl gewandt und vornehm, während Hr. Jelenko die allerdings schwierige Rolle des tölpelhaften, furchtsamen Dieners nicht ohne possen hafte Uebertreibung darstellte, aber dadurch bäufig große Heiterkeit erregte. Die beiden Brüder, der in wohl⸗ gesetzter Rede sich ergehende, in den Regeln der strengsten Etiquette sich bewegende, ältere „Don Juan“ und der liebeseufzende, schmachtende „Don Luis“ hätten von den Hrrn. Drach und Basil etwas derber und schärfer in ihrer komischen Grandezza gezeichnet werden dürfen.
Hohbeit die Herzogin Adelheid zu Schleswig⸗Holstein, Ihre König⸗ liche Hobeit die Prinzessin Friedrich Leopold, Se. Königliche Hoheit der Prinz Leopold von Bayern und Se. Durchlaucht der Prinz Albert von Sachsen⸗Altenburg wohnten der gestrigen Vorstellung des
„Hamlet“’ bei. 9 Lessing⸗Theater
Das Lessing⸗Theater hatte zum beiteren Jahresausklang Hugo Lubliner's Lustspiel „Der Jourfix“ als Sylvester⸗Première ge- wählt. Eine Neuheit war diese Premidre nun freilich keineswegs, denn sie bildete vor beinahe 9 Jahren schon ein gern gesehenes Repertoirestück des Wallner⸗Theaters, aber sie fand dennoch vor dem
Publikum viele Gnade. Der Verfasser hat darin die mannigfachen Schwächen gewisser Kreise unserer Gesellschaft mit übermüthigem
austheilt, Niemand auf sich zu beziehen oder wenigstens ihre Wirkung 8
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natürliches Talent in der dankbarsten Weise zu verwerthen. ʒ6ö 8
Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin, Ihre
in den letzten Stunden des Jahres zu fröhlicher Nachsicht gestimmten 8-
Spott freffend gegeißelt; auch braucht ja die Ruthenstreiche die er