1890 / 12 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 11 Jan 1890 18:00:01 GMT) scan diff

4 Arxbeit, denn i = Ober⸗Hofprediger, General⸗Superintendent,

Karl Anton von Hohenzollern (Hohenzollern.) Nr. 40, v. Tichirn haus, Major und Bass. Comma riedrich Wilhelm (2. Schles.) Nr. 11, in das Inf. Regt. von Rhbein.) Nr. 28, v. Asmuth, Major Inf. Regt. Nr. 69, als Bataillons⸗Commandeur in das Gren. egt. Kronprinz Friedrich Wilhelm (2. Schles.) Nr. 11 versetzt. Papen, Major aggreg. dem 7. Rhein. Inf. Regt. Nr. 69, in ieses Regt. einrangirt. Werth, Major aggreg. dem Schles. Füs. egt. Nr. 38, in dieses Regt. wiedereinrangirt. v. Reichenbach, Hauptm. à la suite des 3. Garde⸗Regts. zu Fuß, unter Einrangirung das Kadetten⸗Corps, zum Comp. Chbef bei dem Kadettenhause zu Plön ernannt. Blecken v. Schmeling II., Sec. Lt. vom Garde⸗ Füs. Regt., kommandirt zur Dienstleistung bei dem 1. Garde⸗Ulan. v. Z ewit, Sec Lt. vom 2. Garde⸗Feld⸗ Art. Regt. in das Hus. Regt., Fürst Blücher von Wahlstatt (Pomm) Nr. 5, versetzt.

Abschiedsbewilligungen. Im aktiven Heere. Berlin, „Januar. Fhr. v. Hilgers, Gen. Lt. und Kommandirender Gen. es V. Armee⸗Corps, in Genehmigung seines Abschiedegesuchs, als

Gen. der Inf. mit Pension zur Düp. gestellt.

egt., in dieses Regt.,

Nichtamtliches. Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 11. Januar. Heute wurde die irdische Hülle Ihrer in Gott ruhenden Majestät, Augusta, Deutschen Kaiserin und Königin von Preußen, in dem Mausoleum in Charlottenburg beigesetzt. Um 10 Uhr Morgens begann das Trauergeläut von den Glocken sämmt⸗ licher Kirchen der Stadt. Bald darauf versammelten sich in der Kapelle des Königlichen Schlosses die Damen und Herren des Hofstaats Ihrer Hochseligen Majestät, nebst den Commandeuren des 4 Garde⸗Grenadier⸗ Regiments Königin und des Kürassier⸗Regiments Königin (Pom⸗ merschen) Nr. 2 zu beiden Seiten des Sarges, welcher das Fußende nach dem Altar gerichtet mit dem purpurnen mit Hermelin besetzten Krönungsmantel sowie mit der preu⸗ ßischen Königsstandarte bedeckt und zu Häupten mit der goldenen Kaiserkrone geschmüct war. Zu beiden Seiten des Sarges standen je drei vielarmige Kandelaber und je zwei Tabourets, auf denen die Königs⸗ krone, die Kette mit dem Stern des Schwarzen Adler⸗Ordens, die Insignien des Luisen⸗Ordens und des Verdienstkreuzes für Frauen und Jungfrauen, sowie die Insignien ausläͤndischer Orden lagen. In weitem Halbkreise um das Kopfende des Sarges lagen köstliche Blumenspenden, die Zeichen der Liebe und Verehrung für die Heimgegangene. An den Tabourets nahmen als⸗ bald Aufstellung die General⸗Adjutanten, General der Artillerie Fürst von Radziwill, General der Kavallerie Freiherr von Los, General der Kavallerie von Albedyll und General der Kavallerie Graf von Lehndorff. Rechts und links vom Kopf⸗ ende des Sarges ordneten sich die Deputationen des 4. Garde⸗ Grenadier⸗Regiments Königin und des Kürassier⸗Regiments ommescher Nr. 2. Um 10 ½ Uhr traten die am hiesigen Aller⸗ öchsten Hofe beglaubigten fremden Vertreter, die nachgeborenen rinzen aus souveränen neufürstlichen Häusern, die General⸗Feld⸗ marschälle, Schwarzen Adler, die Chefs Fürstlicher und ehemals reichs⸗ ständischer Gräflicher Häuser, der Vize⸗Präsideni des Staats⸗ Ministeriums, die aktiven und die inaktiven Generale der Infan⸗ terie, der Kavallerie und der Artillerie, die stimmführenden Bevollmächtigten zum Bundesrath, die aktiven und die inaktiven Staatz⸗Minister, die ersten Präsidenten des Reichstages und beider Häuser des Landtages, die aktiven General⸗Lieutenants und Vize⸗Admirale, die Wirklichen Ge⸗ heimen Räthe, der Präsident des evangelischen Ober⸗Kirchen⸗ raths, der Chef⸗Präsident der Ober⸗Rechnungskammer, die Vize⸗ Präsidenten des Reichstages und beider Häuser des Landtages, die anwesenden Ober⸗Präsidenten, die aktiven General⸗Majors und Contre⸗Admirale, die in General⸗Stellung befindlichen Obersten, die Räthe 1. Klasse, die Räthe des Ministeriums des Königlichen Hauses, die Königlichen Kammerherren und Kammerjunker, sowie die Gemahlinnen der Chefs Fürstlicher und ehemals reichsständischer Gräflicher Häuser, die Excellenzen⸗ Damen und die Gemahlinnen der zum Königlichen Hofe und der zu den Prinzlichen Höfen gehörenden Herren in die Kapelle, sich in großem Halbkreise um den Altar ordnend. Die zwei ersten Reihen der Sessel blieben für die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften reservirt.

Bald nach 11 Uhr erschienen unter Vortritt der Obersten Hof⸗, Ober⸗Hof⸗, Vize⸗Ober⸗Hof⸗ und Hoschargen Se. Majestät der Kaiser und Kenh. Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin von Baden am Arm führend; es folgten Se. Majestät der König von Sachsen mit Ihren Ma⸗ jestäten der Kaiserin und Königin und der Kaiserin und Königin Friedrich; weiter Ihre Königlichen Hoheiten die Großherzoge von Baden und von Sachsen⸗ Weimar, der Herzog von Edinburg, der Kronprinz von Schweden und Norwegen mit den Königlichen Prinzessinnen, sowie ferner die Prinzen des Königlichen Hauses und die anderen zur Trauerfeier hier eingetroffenen Fürstlichkeiten. Die Allerhöchsten und 8 sten Herrschaften blieben während

die hier anwesenden Ritter des Ordens vom

der Feier vor ihren Sesseln stehen. Nach dem Gesange des Domchors „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt“, verlas der Hof⸗ und Domprediger Stöcker Psalm 90, 2, 3, 10 und 12; Marcus 14, 6 und 8; I. Timotheus 5, 5; Epheser, 2, 8 10; Matth. 5, 7; Offenbarung Johannis 22, 17. Alsdann sang per Domchor: „Ja, der Geist spricht, daß sie ruhen von ihrer

3 hre Werke folgen ihnen nach.“ Nach dem Ge⸗

fang des Verses: „Was Gott thut, das ist wohlgethan“ hielt

Ober⸗Kon⸗ sistorial⸗Rath und Schloßpfarrer D. Koegel die Gedächtnißrede, welche ungefähr folgendermaßen lautete:

1 In der Kapelle, in der die vollendete Kaiserin einst an der Bahre ihrer Sckwester geweint hat und gebetet vor dem Altar, an dem sie vor elf Jahren als Jubilarin im Schmuck des goldenen

Kranzes neben dem greisen Heldenkaiser stand, ruht nun ihr Sarg,

gggeben von der Trauer ihrer einzigen Tochter und ihres Schwieger⸗

sees, ihres Durchlauchtigen Bruders, des Kaisers und der Kaiserin,

eedvpiel an der Vollendeten verloren haben, der Kaiserin⸗Mutter, bie aus der Ferne herbeigeeilt ist, und aller Glieder und Freunde des Königlichen Hauses, ja umringt von dem wehmuthvollen Dank eines ganzen Volks, dem sie ein Vorbild und ein Segen war. Der Nachruf, in welchen Du einstimmst, Gemeinde des Herrn, den sich das ganze Land aneignet, ist die Losung, welche die Vollendete in die Agende des von ihr settifteten, nach ihr genannten Hospitals ein⸗ trug, dieselbe Losung, die sie im alten Palais über den Eingang zur bekapelle schreiben ließ, ein Wort, das ihr noch in der letzten Eähkraic; ward als Stab, der nicht zerbricht, als Stern, der

1 —“

ndeur vom Gren. Regt. onprinz

vom 7. Rhein.

8 8

Seid fröblich in Hoffnunng, geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet!

Seid fröblich in Hoffnungl so erklang es noch am letzten Weihnachtsfeste, als ihre geliebten Kinder aus Baden kamen, um der vereinsamten Mutter den Christbaum schmücken zu belfen So wiederholte sich der Klang am Nenjahrsmorgen, als die hohe Frau nach dem Gottesdienst die Zuversicht aussprach: Gott wird uns nicht verlassen. So las sie es aus den Worten heraus 1. Korinth. 14,33 „Gott ist ein Gott des Friedens“, mit dem Tags vor ihrem Sterben ihre regelmäßige Bibellektüre schloß, aus eben jenem Kapitel, das zwischen dem Hohenlied der Liebe steht und dem Ostergesang von der Auferstehungshoffnung. Christen⸗ freude, Christenboffnung geht im Trauergeleit nicht unter. In Dankbarkeit für Gottes —] Führungen erquickte sie sich am letzten Sonntag an dem Psalmspruch: Tröste mich wieder mit deiner Hülfe und der freudige Geist halte mich. Wie vor zwei Jahren. bei dem Scheiden des Enkels, des Sohnes, des Gemahls, der ihr Trost und ihre Hoffnung war, der gesagt hat, ich lebe und ihr sollt auch leben, so hat sie noch in ihren letzten Stunden sich mit dem Gedanken an das Mausoleum beschäftigt, an dessen Wand die Verheißung leuchtet: „Die mit Thränen säen, werden mit Freuden ernten.“

Seid geduldig in Trübsal! Unvergessen soll es bleiben, wie am Sterbetage des Kaisers Wilhelm die Tochter ihrer Mutter das Wort zuflüsterte: „Kronen sccgen nicht vor Thränen“ und wie die Mutter fortfubr „aber sie verbergen sie“; unvergessen, wie sie sich in schweren Stunden aus Thomas a Kempis das Wort vorzufagen pflegte: „Das Kreuz ist der Königliche Weg zum Himmel“; unvergessen, wie sie einst mitten im herbsten Leid mit zitternder Stimme bezeugte: Vier Klassen hat die Leidensschule Jesu Christi, die erste mit der Unterwerfung eich muß leiden“, die zweite mit dem Entschluß „ich will leiden“, die dritte mit der Erfahrung „ich kann leiden“, die vierte mit dem Dank „ich darf leiden“; Gott gebe mir Kraft, daß ich in die oberste Klasse eintreten kann. 1

Seid geduldig in Trübsal!. Wenn in der Reihe der hoben

rauengestalten, mit denen die Geschichte unsern Thron geschmückt at, der Name der Verewigten einen vorbildlichen Platz einnimmt, so liegt es darin, daß ihre Geduld nicht auf Gleichmuth, sondern auf Demuth beruhte, daß ihre Selbstbehauptung in der Selbstver⸗ leugnung lag, daß sie, wie die Bergpredigt es verlangt, über ihr Fasten, ihr Verzichten und Entsagen den Schleier der Freudigkeit ausbreitete, wissend: einen fröhlichen Geber, einen willigen Dulder hat Gott lieb, daß sie aus dem Schatz des Glaubens und der Liebe. den sie in gebrechlichem Gefäß trug, durch Gottes Gnade die Willens⸗ kraft schörfte zur Erfüllung immer neuer Aufgaben, zur Verständigung der neuen Zeit mit der alten. „Christus muß wachsen, ich muß ab⸗ nehmen“, das war der Sinn, in den sie sich hineinkämpfte, und die Siegeskrone, die sie davontrug, war die Erfahrung: ob auch der I11 verwest, wird doch der inwendige von Tag zu Tag erneue

Seid geduldig in Trübsal! Wie sie vorlieb nahm mit den Wegen Gottes, auch wenn dieselben auf steile Höhen oder in dunkle Tiefen führten, wie sie sich umfangen wußte von Gottes Barmherzigkeit und Geduld, reingewaschen durch das Blut des Lammes, das der Welt Sünde trägt, so war in ihr ein Zug des Mitleids und der Barmherzigkeit rege für Alles, was elend und siech, was wund und verloren ist. Was vorhin die Altarlektion über Maria von Bethanien und ihre Salbung sagte, das bezeugt der Rück⸗ blick auf die hier Ruhende: lasset sie mit Frieden, sie hat ein gutes Werk am Herrn gethan, sie hat gethan, was sie konnte. Jedermann weiß es: neben dem alten Kaiser, dem Ritter des Eisernen Kreuzes, steht sie, die Samariterin von Gottes Gnaden, mit dem Zeichen des Rothen Kreuzes, Beide ein ebenso schlichtes wie großes Kaiserpaar mit der Signatur: vom Dienst zum Diadem, vom Diadem zum Dienst: wenn das Leben köstlich gewesen ist, so ist es Mübe und Arbeit gewesen.

Den Zurückbleibenden ruft sie zu: Haltet an am Gebet! Wie treu hat sie selbst am Gebete angehalten! Sie mit ihrem leb⸗ haften Gefühl für Preußens Ehre und für Deutschlands Größe bangte wohl: nur nicht hoffärtig werden! Möchte das Innere des Volks gesund bleiben, achtsam auf den Ernst der Zeit, mit idealen Gütern. mit Gedanken der Ewigkeit, mit Kräften des Gebets ausgerüstet! In diesem Sinne war es ihr ein Bedürfniß, Kirchen bauen zu helfen, zu schmücken als Stätten der Mahnung: haltet an am

ebet!

Tausenden wird sie fehlen, vor Allem ihrem geliebten Kinde, auch unserm Kaiserpaare. Verlieren ist schwer, schwerer ist vermissen. Aber so oft das Gefühl des Vermissens eintritt, bleibe die Erinnerung an die Pflicht, das Vorrecht: Betet mit, betet für einander!

Und nun, Weimars edle Fürstentochter, Preußens pflichttreue Königin, Deutschlands erste Kaiserin aus dem Hohenzellernhause, ver⸗ ständnißvolle Gefährtin eines unvergeßlichen onarchen, begnadigtes Gefäß und Werkzeug einer großen Zeit, Diakonissin im Purpur, Bekennerin des Kreuzes deines Herrn und Heilands ziehe hin zu deinem Gott und zu unserm Gott, zu deinem Heiland und zu unserm Heiland! Amen.

Nach einem Schlußgebet und dem Vaterunser stimmte die Gemeinde den Gesang „Wenn ich einmal soll scheiden“ an, worauf der Domchor aus Graun’'s „Tod Jesu“ die Strophe: „Wie herrlich ist die neue Welt“ sang. Währenddessen führten Se. Majestät der Kaiser Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin von Baden an den Sarg, vor welchem Sich Allerhöchstdieselben knieend niederließen und ein stilles Gebet verrichteten; ebenso knieten Ihrez Majestät die Kaiserin und

am Sarge nieder. Nachdem die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften die Kapelle verlassen, wurde der Sarg durch 24 Königliche Kammerherren von der Estrade abgehoben, und unter Vortritt der übrigen Kammerherren, der Insignien⸗Träger, der als Marschälle fungirenden Hoschargen und in Begleitung marg Stabsoffiziere und zwölf Hauptleute bis zu em Königlichen mit acht Pferden bespannten Leichen⸗ wagen, welcher in dem Portal III an der Schloßfreiheit hielt, ach der Aufbahrung und nachdem ein Theil der ränze und Palmwedel um den Sarg gelegt war, setzte sich der Leichenwagen durch den großen Sv2 in Be⸗ wegung. 8 Stabsoffiziere ergriffen die Zügel der Pferde, vier Rutter des Schwarzen Adler⸗Ordens, der Staats⸗Minister von Puttkamer, der General der Kavallerie und General⸗Adjutant Graf Wilhelm von Brandenburg, der General der Kavallerie und General⸗Adjutant vee von der Goltz und der General der Infanterie und General⸗Adjutant von Tresckow ergriffen die Zipfel des Leichentuchs, und über dem Wagen breitete sich nunmehr der von 12 Kammerherren getragene Bal⸗

aus.

Es war 12 ½ Uhr geworden, als der feierliche Leichenzu das Königliche Schloß unter Glockengeläut verließ. Fichenzng garten hatten die befohlenen Truppen sich geordnet, die sich nunmehr an die Spitze des Zuges setzten. Den Truppen folgten die Geistlichkeit, die Königlichen Haus⸗Offizianten, Kastellane, Hof⸗ gärtner und Kammerdiener, die Beamten des Ober⸗Hofmarschall⸗ amts, der Schloß⸗Baukommission und Garten⸗Direktion, des Ober⸗ Ceremonienamts, des Ober⸗Marstallamts, der General⸗ Intendantur der Königlichen Schauspiele und des Hofjagd⸗ amts, die Leibärzte Ihrer Hochseligen Majestät, die Kammerjunker und Kammerherren, die Deputationen der Regimenter Ihrer Hochseligen Majestät, die oben ge⸗

nannten vier General⸗Adjutanten mit den Insignien Mrer Hochseligen Majestät, die Königlichen Hof⸗Chargen, Vize⸗Ober⸗

gen Hof⸗Chargen,

die beiden dienstthuenden Kammerherren, Kabineis⸗Rath von dem Knesebeck und Ceremonien⸗ meister a. D. Graf Vitzthum von Eckstädt, der Ober⸗Hofmeister Graf von Nesselrode sowie der Ober⸗Gewand⸗ kämmerer Graf F. von Perponcher⸗Sedlnitzky. Alsdann folgte der Leichenwagen. Unter Vortritt der Obersten⸗Hof⸗ Chargen schritten Se. Majestät der Kaiser und König allein hinter dem Sarge her; hinter Allerhöchstdemselben gingen Se. Majestät der König von Saächsen, Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Baden und Se. Königliche Hoheit der Großberzog von Sachsen⸗Weimar, ferner die Königlichen Prinzen, die übrigen Höchsten Leid⸗ tragenden und die erschienenen fremden Fürstlichkeiten. Weiter folgten die Abgesandten fremder Souveräne, die Gefolge Ihrer Majestäten und der fremden Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften. Alsdann kamen die General⸗Feldmarschälle, die Ritter des hohen Ordens vom Schwarzen Adler, der Vize⸗Präsident des Staats⸗ Ministeriums, die Generalität, die Bundesbevollmächtigten, die Staats⸗Minister und der Minister des Königlichen Hauses, die Präsidenten des Reichstages und beider Häuser des Landtages, die Wirklichen Geheimen Räthe, der Präsident des Ober⸗Kirchenraths, der Chef⸗Präsident der Ober⸗Rechnungskammer, die General⸗Majors und die Räthe I. Klasse. Es schlossen sich weiter an: die Deputationen der Reichsämter und Staats⸗Ministerien, des Militär⸗ und Civilkabinets, ferner des Reichstages sowie ver⸗ schiedener Behörden, Deputirte der städtischen Behörden von Berlin, Potsdam und Charlottenburg. Den Schluß bildete eine Escadron der Gardes du Corps.

Die Trauerstraße vom Königlichen Schloß, die Linden entlang bis zum Brandenburger Thor war in würdiger Weise geschmückt. Auf den Königlichen und öffentlichen Gebäuden waren die Flaggen halbmast gehißt, auch die Privat⸗ häuser wiesen zahlreiche Zeichen der Trauer mit schwarzem Flor behängte oder ganz 2.

laggen gaben der Straße ein feierlich düsteres epräge, alle Balkons und Gerüste hatten schwarzen Behang erhalten. Die Kandelaber der elektrischen Lampen waren Mhaüchfanl⸗ mit Flor umwunden, auch die weißen Glocken, in

ibpagen,

enen das Licht brannte, waren schwarz verhüllt. Peüh

1— aiserin war eine Tribüne errichtet, auf welcher dichte Zuschauer in Trauerkleidern Platz genommen hatten.

dem Opernhause und dem Palais der Hochseligen

8.

„Eine unübersehbare Menschenmenge zog sich auf beiden Seiten der Straße Unter den Linden entlang bis zur Sieges⸗Allee und weit hin auf die Charlottenburger Chaussee. Von der Schloßbrücke an begannen die Spaliere, welche sich zu beiden Seiten des offen gelassenen breiten Weges bis zum Pariser Platz und jenseits des Brandenburger Thores bis zum Schnittpunkt der Sieges⸗Allee und Charlotten⸗ burger Chaussee ausdehnten. Die Reihe der Korporationen

wurde eröffnet durch die studentischen Verbindungen, welche 8

mit ihren Bannern und Chargirten von dem Zeughause und den gegenüberliegenden Gebäuden Füebe des Großen n sie reihten sich die Innungen und Krieger⸗Vereine, welche mit ihren Gewerkabzeichen und Bannern längs der Baumreihen der Allee bis zum Pariser Platz standen und ihr Spalier zu Anfang des Thiergartens bis zur Sieges⸗Allee fortsetzten.

Beim Herannahen des Leichenwagens entblößten sich überall die Köpfe der harrenden Menge, und die der Innungen und Korporationen senkten sich, der Ho schlafenen zum letzten Gruß.

Als der Zug die Sieges⸗Allee erreicht hatte, bestiegen

Se. Majestät und die hohen Fürstlichkeiten bereitgehaltene Wagen und fuhren auf anderem Wege nach Char⸗ lottenburg, bis wohin auch Ihre Majestäten die Kaiserin und Königin und die Kaiserin und Königin Friedrich sowie von Baden vom Schloß aus gefahren waren; ebenso wurd an der Sieges⸗Allee der Baldachin abgehoben und die Insignie den Insignienträgern abgenommen, um unter Bedeckung na dem Königlichen Schlosse gebracht zu werden. Die weiter Escorte der Leiche übernahmen zwei Escadrons Kürassiere Von der Sieges⸗Allee bis Charlottenburg bildeten Truppe des Garde⸗Corps aus der Garnison Berlin Spalier, währen in Charlottenburg selbst bis zum Mausoleum die Truppen de

Garnisonen Charlottenburg, Spandau und Lichterfelde Spalier bildeten. Nach Ankunft der Allerhöchsten und Höchsten Herr⸗ schaften erfolgte die Beisetzung der Allerhöchsten Leiche in feier⸗

licher Weise im Mausoleum.

3 u“ Wb

Königin Friedrich und Ihre Majestät die Kaiserin und Königin

Als Ehrendienst zu den hier eingetroffenen Fürstli keiten sind kommandirt: g 8

bei Sr. Majestät dem König von Sachsen de General der Infanterie Freiherr von Meerscheidt⸗ Hüllessem, kommandirender General des Garde⸗Corps, 8

bei Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog vo Baden der General der Infanterie von Schlichting, kom mandirender General des XIV. Armee⸗Corps,

bei Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog vo Sachsen der General der Infanterie von Strubberg Chef des Infanterie⸗Regiments Graf Werder (4. Rheinischen Nr. 30 und General⸗Inspecteur des Mililär⸗Erziehungs⸗ u Bildungswesens,

bei Sr. Königlichen Hoheit Prinzen Georg vo Sachsen: der General⸗Major Vogel von Falckenstein Direktor des Allgemeinen Kriegs⸗Departements im Kriege Ministeriuum,

bei Sr. Königlichen Hoheit dem Großherzog vo

Mecklenburg⸗Strelitz der General⸗Lieutenant Graf von

Haeseler, Ober⸗Quartiermeister im Großen Generalstabe,

bei Sr. Königlichen Hoheit dem Kronprinzen vo

Dänemark der General⸗Lieutenant von Kaltenborn Stachau, Commandeur der 2. Garde⸗Infanterie⸗Division, bei Sr. Königlichen Hoheit dem Kronprinzen vo

Schweden der General⸗Lieutenant von Versen, General⸗

Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs und Com⸗ mandeur der Garde⸗Kavallerie⸗Division,

bei Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Ludwig von Bayern der General⸗Lieutenant von Lattre, Direktor der Kriegs⸗Akademie,

bei Sr. Hoheit dem Herzog von Sachsen⸗Alten⸗ burg: der Oberst von Plessen, Flügel⸗Adjutant weiland Sr. jestät des Kaisers und Königs m I. und Com⸗ mandeur des 1. Garde⸗Regiments z. F.,

auf; 1

1 bis zum Denkmal Aufstellung genommen hatten.

en Ent⸗

hre Königliche Hoheit die Großherzogin

Corps, der

bei Sr. Königlichen Hoheit dem Herzog von Edin⸗ burg der Contre⸗Admiral Köster, rr des Marine⸗ Departements des Reichs⸗Marineamts, bei Sr. Königlichen Hoheit dem Prinzen Wilhelm von Württemberg der General⸗Major von Lindequist, General à la suite weiland Sr. Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm I., Kommandant von Potsdam und Comman⸗ deur der 1. Leeee vene n bei Sr. Kaiserlichen Hoheit Großfürsten Michael von Rußland der General der Kavallerie von Rauch, räses der General⸗Ordens⸗Kommission; zur Verfügung: berst und Sr. Majestät des Kaisers und Königs von Villaume, ei Sr. Kaiserlichen und Königlichen Hoheit dem Erz⸗ herzog Franz Ferdinand von Oesterreich⸗Este der General⸗Lieutenant Graf von Schlieffen II., Ober⸗ Quartiermeister im Großen Generalstabe; zur Verfügung: Major und Flügel⸗Adjutant Sr. Majestät des Kaisers und Königs von Deines, bei dem als besonderen Vertreter Sr. Majestät des Königs von Belgien hier eingetroffenen General⸗Lieutenant Baron Jolly der Major Graf von Kanitz, aggregirt dem 2. Garde⸗ Regiment z. F., und . bei dem Königlich schwedischen General⸗Lieutenant Frei⸗ herrn von Cederström der Major von Haugwitz vom Großen Generalstabe.

‚Zu den Trauerfeierlichkeiten beim Leichenbegängniß hrer in Gott ruhenden Majestät Augusta, Deutschen iserin und Königin von Preußen sind ferner

hier eingetroffen: der General der Infanterie von Tresckow, General⸗Adjutant weiland Sr. Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm I., Chef des Infanterie⸗Regiments Prinz Louis Ferdinand von Preußen (2. Magdeburgischen) Nr. 27, der General der Infanterie Bronsart von Schellendorff, Chef des Grenadier⸗ Regiments König Friedrich I. (4. Ostpreußischen) Nr. 5 und kommandirender General des I. Armee⸗ General der Infanterie von Grolman, kommandirender General des XI. Armee⸗Corps, der General der Infanterie von Leszeoynski, kommandirender General des IX. Armee⸗Corps, der General⸗Lieutenant von Le⸗ winski I., kommandirender General des VI. Armee⸗ Corps, der General⸗Lieutenant von Derenthall, General à la suite weiland Sr. Majestät des Kaisers und Königs Wilhelm I. und Commandeur der 17. Division, und der Königlich schwedische General⸗Lieutenant Freiherr von Ceder⸗ ström, Inspecteur der Königlich schwedischen Kavallerie.

1 Beileids⸗Kundgebungen.

Das Ableben Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin Augusta soll nach einem Erlaß des Evange⸗ lischen Ober⸗Kirchenraths am morgigen Sonntag durch die nachfolgende, von den Kanzeln zu verlesende Bekannt⸗ machung zur Kenntniß der Gemeinden gebracht werden:

„Schon wieder ist nach Gottes unerforschlichem Rathschluß tiefe Trauer über unser Königliches Haus und unser gesammtes Volk hereingebrochen. Wenige Tage nach Beginn des neuen Jabres ist Ihre Majestät die verwittwete Deutsche Kaiserin und Königin von

Preußen B 8 Marie Luise Augusta Katharine, 1

die Gemablin des unvergeßlichen Kaisers Wilhelm I., die hochverehrte Großmutter unseres jetzigen geliebten Kaisers und Königs, aus dieser Zeitlichlen abberufen worden. Umgeben von unserem erhabenen

errscherpaar, von ihrer Durchlauchtigsten Tochter und deren hohem Gemahl, sowie von den hier anwesenden Mitgliedern des Königlichen Hauses, ist Ibre Majestät nach kurzer Krankheit am 7. d. M., Nach⸗ mitteg 4 ½ Uhr, im neunundsiebenzigsten Lebensjahre sanft ent⸗

afen.

Wir haben schon lange um das theure Leben der Entschlafenen ebangt; ihre körperliche Gebrechlichkeit hatte unter den schweren eschicken, die Allerhöchstdieselbe betroffen hatten, und unter dem Einfluß des steigenden Alters zugenommen, und nur die Geistes⸗

kraft war rege und lebendig geblieben, auch den Leib beherrschend. Viel Schmerzen hat die Heimgegangene namentlich in den letzten Zeiten zu ertragen gehabt; sie hat es gethan mit der Ergebung und Geduld einer gläubigen Seele, mit dem Heldenmuth einer Willenskraft, welche Bewunderung abnöthigate. uletzt hatte sie noch den Heimgang ihres Höchstseligen Gemahls und des einzigen ge⸗ liebten Sohnes zu beweinen; aber ihr Auge blickte zu Gott, sie lebte

Iin friedlicher Stille dem Andenken ihrer Lieben und widmete sich un⸗

entwegt ihren eigenen zahlreichen Liebeswerken. Die Barmherzigkeit auf dem Thron das ist ihr Bild, wie es im Gedächtniß der

dankbaren Nachwelt fortleben wird! In seltener Weise war es ihr

8

egeben, die Hobeit der Fürstin mit dem Edelsinn der Frau zu ver⸗ inden. Eine ganze Reihe von Erziehungs⸗, Bildungs⸗ und Kranken⸗ anstalten trägt nicht bloß ihren Namen, sondern ist auch durch ihr umsichtiges und thatkräftiges Wirken entstanden oder gefördert worden. Der Pflege der Kranken im Kriege wie im Füee⸗ hat sie die hingebendste und anregendste Fürsorge gewidmet.

en verschiedenen Zweigen der Armenpflege und den derselben dienenden Unternehmungen hat sie mit Rath und That vielseitige Theilnahme zugewendet; der Rettungsarbeit an den Verwahrlosten und Gefallenen hat sie sich mit verständnißvollem Eifer angenommen; und wie Viele, denen sie im Stillen aus der Noth geholfen dat, ihr über das Grab hinaus danken mögen, weiß Gott allein! 8 8

Ein Zug von der Liebe, die nicht das Eigene sucht und die nimmer aufhört, geht durch ihr Leben. Sie forderte Treue in der Pflichterfüllung, aber sie übte dieselbe auch in unermüdlicher Gewissen⸗ baftigkeit. Keine Rücksicht auf Andere vergessend, blieb sie streng sich selbst. Auch durch körperliche Leiden ließ sie sich weder von den Pflichten ihrer erhabenen Stellung, noch von der Arbeit im Dienste der leidenden Menschheit abhalten.

Seid fröhlich in Fofemm. geduldig in Trübsal, haltet an am Gebet: Diesen Wahlspruch bat sie oft gebraucht, ihm auch nach⸗ gelebt. Und so demüthig sie auch auf ihre Leistungen hinblickte, sie -en doch zu denen, von denen es heißt: ihre Werke folgen ihnen nach! 8

Nun ruht sie von ihrer Arbeit! Im Herrn hat sie gelebt, im Herrn ist sie gestorben und lebt in Ewigkeit trotz des Todes! Bei uns aber bleibe ihr Gedächtniß in Segen! Amen.“

Se. Hoheit der Prinz Hermann zu Sachsen⸗ Weimar legte als Ehrenpräsident des Württembergischen Sanitätsvereins vom b88,d⸗ Kreuz Namens desselben einen prachtvollen Kranz am Sarge der verewigten Kaiserin Augusta nieder.

Am hiesigen Königlichen Wilhelms⸗Gymnasium wurde 15 tefurchisvoller Erinnerung an Ihre Majestät die Hochselige Kaiserin und Königin Augusta am 8. d. M., früh

Uhr, vor Beginn des Unterrichts eine Trauerandacht abgehalten. Die Gymnasialklassen waren in der Aula ver⸗

ammelt. Nach dem Gesang einer Strophe des Liedes „Was 8 Fesan hielt 8 Direktor eine An⸗

Gott thut das ist wohlgethan“ Dire sprache. Der Schülerchor sang zum Schluß die Motette von Hellwig: „Himmelsruh und Fneden gieb den Deinen ewiglich.

Köln, 10. Januar. Der Ober⸗Bürgermeister Becker gedachte gestern in der Stadtverordneten⸗Versammlung in einer warmen, ergreifenden Ansprache der heimgegangenen Kaiserin Augusta, und die Versammlung beschloß, am Sarge der Verewigten einen Kranz niederlegen zu lassen, sowie . megjegat 838418 in einer Adresse unter⸗

änigst ihr Beileid auszusprechen. 18

Nanchen, 10. Januar. Der Erste Bürgermeister Dr. von Widenmayer widmete weiland Majestät der Kaiserin Augusta in der heutigen Magistratssitzung folgenden Nachruf:

„Der tückischen Krankheit, welche sich über alle Länder verbreitet bat, ist ein erlauchtes Leben zum Opfer gefallen. Ihre Majestät die Deutsche Kaiserin⸗Wittwe Augusta ist nicht mehr. Seit Jahren von schwerem körperlichen Leiden gequält, seit dem Jahre 1888 durch die tiefsten Schmerzen der Seele als Gattin und Mutter gebeugt, hat sie doch keinen Augenblick nachgelassen, der großen Auf⸗ gabe zu dienen, welcher sie ihr Leben weihte. Sie war Kaiserin und Königin nicht nur dadurch, daß sie an der Seite ihres Gemahles dessen Rang und Hoheit theilte, sondern auch durch die Tugenden des Geistes und Herzens, mit denen sie dem Volke voranleuchtete. Der unerschöpfliche Quell von Liebe, der aus ihrem Herzen strömte, ergoß sich segnend über das ganze Land, sei es in Zeiten des Krieges auf dem Gebiete der Pflege der Verwundeten, sei es in den friedlichen Werken der Barmberzigkeit und Humanität, wie in der Pflege deutschen Geistes und deutscher Ideale. Die Wege ihres Kaiser⸗ lichen Gemahls ist sie mit verständnißvollem Antheil, mit voller Hin⸗ gebung und Pflichttreue gegangen. Sie wird für ewige Zeiten als die Vermittlerin jener gewaltigen Botschaften aus Feindesland zwischen dem Kaiserlichen Gemahl und dem deutschen Volke uns vorschweben. Sie wird wie als des ersten Kaisers Gemahlin, so als die Ahnfrau der Deutschen Kaiser neuen Reichs vom ganzen deutschen Volke ge⸗ priesen sein. Ihr Leben und Walten wird vorbildlich wirken allen hohen Frauen, die auf den Thron berufen sind, wie jeder deutschen Frau. Was die Kaiseri⸗ der Stadt München am 19. März 1888 auf die Beileidsadresse der Kollegien geschrieben hat: „Es giebt sich in den Worten der Adresse eine Treue der Gesinnung kund, welche, ein bewährtes Erbtheil des baverischen Volkes, in diesem namenlos schmerzlichen Augenblick der Trennung durch den Tod wie eine lebensvolle Ver⸗ heißung einigender Kraft für alle Zukunft erscheint“ diese Worte haben auch an ihrem eigenen Tode volle Anwendung und Erfüllung gefunden. Gott tröste das Kaiserliche Haus, Gott segne den Kaiser, Gott schütze das Vaterland!“

Stuttgart, 10. Januar. Auf Allerhöchsten Befehl Sr. Majestät des Königs haben die enigen württembergi⸗ schen Truppen, welche mit Königlich preußischen Truppen in derselben Garnison stehen, sowie die sämmtlichen nach Preußen kommandirten württembergischen Offiziere um die verewigte Kaiserin Augusta Trauer ganz in gleicher Weise und in derselben Dauer anzulegen, wie solche für die Königlich preußische Armee angeordnet worden ist. Wie der „Schwäb. Merk.“ berichtet, begaben sich der Ober⸗ Bürgermeister Dr. von Hack und der Bürgerausschuß⸗ Obmann Ad. Schiedmayer im Laufe des vorgestrigen Tages zu Sr. Hoheit dem Prinzen Hermann zu Sachsen⸗ Weimar und zu dem Königlich preußischen Gesandten Grafen von Wesdehlen, um Namens der Stadt Stuttgart aus Anlaß des Hinscheidens der Kaiserin Augusta dem tiefen Beileid Ausdruck zu verleihen.

Heidelberg, 8. Januar. Anläßlich des Heimganges Ihrer Majestät der Kaiserin Augusta hat der hiesige Stadt⸗ rath folgendes Beileidstelegramm an Se. Königliche Hoheit den Großherzog von Baden noch am gestrigen Abend nach Berlin abgesandt:

„Ew. Königlichen Heben sowie Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin erlaubt sich anläßlich des Hinscheidens Ihrer Majestät der Kaiserin Augusta Namens der Einwohner Ihrer treuen Stadt Heidelberg die aufrichtigste Theilnahme und das innigste Beileid ehrerbietigst kundzugeben der Stadtrath.“

Trauergeläute verkündete gestern Abend die Todes⸗ nachricht.

Weimar, 10. Januar. Die Gemeindebehörden der Residenzstadt Weimar haben an Se. Majestät den Kaiser Wilhelm eine Beileidsadresse abgesandt.

Meiningen, 9. Januar. Nach Eröffnung der heutigen Landtagssitz ung durch den ersten Vize⸗Präsidenten Thomas nahm dieser Anlaß, des Hinscheidens Ihrer Majestät der Kaiserin Augusta in bewegten Worten zu gedenken und den Gefühlen der Trauer Ausdruck zu geben. Die Abgeordneten nahmen diese Kundgebung stehend entgegen.

Wien, 10. Januar. Im Palais der Deutschen Bot⸗ schaft sprachen heute anläßlich des Ablebens der Kaiserin Augusta der amerikanische Gesandte Grant, zahlreiche Mitglieder der Aristokratie und das Offizier⸗Corps des Husaren⸗Regiments Kaiser Wilhelm II. ihr Beileid aus.

London, 9. Januar. Das Ableben der Kaiserin Augusta veranlaßte gestern in London zahlreiche Trauerkundgebungen. Das Reichsbanner auf dem Dache der deutschen Botschaft in Carlton House Gardens wurde auf Halbmast gehißt, desgleichen die Flagge auf dem Gebäude des Norddeutschen Lloyd. Eine Extra⸗Ausgabe der „London⸗Gazette“ ordnet eine vierwöchent⸗ liche Hoftrauer an. Im Hofbericht heißt es: die Königin Victoria habe in der verstorbenen Kaiserin Auausta eine Freundin verloren, die sie über 40 Jahre intim kannte. Gleich nach dem Eintreffen der Trauerkunde sandten die Königin sowie der Prinz und die Prinzessin von Wales Beileidsdepeschen an den Kaiser Wilhelm. In sämmtlichen Königlichen Palästen wurden die Fenster⸗ vorhänge zum Zeichen der Trauer herabgelassen, was auch in vielen öffentlichen Gebäuden im Westend geschah.

„St. Petersburg, 11. Januar. nläßlich des Hin⸗ scheidens weiland Ihrer Majestät der Kaiserin Augusta ist eine vierwöchentliche Hoftrauer angeordnet worden.

„Athen, 10. Januar. Anläßlich des Hinscheidens der Kaiserin Augusta legt der Königliche Hof auf drei Wochen Trauer an.

Stockholm, 8. Januar. (F.) Aus Anlaß des Todes der Kaiserin Augusta wurde für den Königlichen Hof sofort eine dreiwöchentliche Trauer anbefohlen; der Hofball, der am Geburtstage des Königs, am 21. d. M., stattfinden sollte, ist abgesagt worden. Sämmtliche Blätter der Hauptstadt widmen der hingeschiedenen Kaiserin Augusta warm empfundene be .

10. Januar. Ihre Majestäten der König und die Königin ließen durch den Reichsmarschall Baron Bildt und den ersten Kammerherrn von Stockenström dem hiesigen deutschen Gesandten Dr. Busch anläßlich des Hinscheidens Ihrer Majestät der Kaiserin Augusta ihr Beileid aussprechen. r Inspecteur der Kavallerie, General⸗Lieutenant von Cederström ist nach Berlin abgereist, um den König bei den Beisetzungsfeierlichkeiten zu vertreten.

In seinem der Kaiserin und Königin Augusta gewidmeten Nachrufe sagt das „Militär⸗Wochenblatt“: „Mit dem ganzen preußischen und deutschen Volke trauert die Armee tief um den Verlust der edlen Königlichen Frau, und wahrlich, wir Soldaten verlieren viel, unendlich viel an Ihr. Sie war uns ein Beispiel nie wankender Pflichterfüllung, wie Sie fast sechzig Jahre lang standhaft und treu zu Ihrem Hoben Gemabhl gestanden hat, Seine hingebende opferbereite Gefährtin in guten und bösen Tagen. Sie war uns ein Beispiel hoben Muthes; die Vorsehung hat Ihr mehr als den meisten anderen Menschen zu tragen auferlegt: Kummer und tiefen Seelenschmerz bis ins hobe Alter, ja bis an die Schwelle des Grabes, viel Enttäuschung und Undank in Ihrem langen segensreichen Leben. Aber Sie hat es getragen als eine echte edle Frau, schweigend und vergebend, denn Sie schöpfte aus der wahren und einzigen Quelle jeglichen menschlichen Muthes, dem gläubigen, 2— 8 1 ies Gottvertrauen ist es gewesen, was Sie ermuthi ¹ heranzutreten an das größte Werk Ihres Lebens und 8 8— licher Erfüllung zu bringen, die großartige Organisation der freiwilligen Krankenpflege der im Felde verwundeten und erkrankten Krieger. Seit Preußen seine Siegeslaufbahn begonnen, widmete Sich die Königliche Samariterin mit ganzer Hingabe diesem bochherzigen Berufe, und wenn in der Hauptstadt die Siegestelegramme König Wilhelm's an Seine Gemahlin immer neuen Jubel erregten, dann war die Hohe Frau nur um so eifriger bedacht, der Pflichten Ihres Amts zu warten, die Wunden, die der Krieg geschlagen, zu heilen, Leidenden zu belfen und sie zu trösten. Wie mancher alte Krieger gedenkt in diesen Tagen trotz bitterem Weh im Herzen doch dankbar der Stunden, da unsere theure Königin an seinem Schmerzenslager stand, wie damals Ihr sanfter, theilnahmsvoller Blick, Ihre gütigen Worte ihm Hoff⸗ nung und Lebensmuth wieder weckten, wie Manchem ward langes Siechthum erträglich gemacht und endlich gehoben durch die Spenden, welche Ihre nimmer ruhenden mildthätigen Hände in Fülle vertheil⸗ ten. Bis in die letzten Tage Ihres Lebens hat Sie gearbeitet und gewirkt in diesem selbstgewählten erhabenen Beruf, und es war Ihr beschieden zu sehen, wie die Anfänge Ihres eigensten Werkes immer weiter⸗ Verbreitung, immer größeres Verständniß nicht allein im Deutschen Volke, sondern bei allen civilisirten Nationen fanden, bis aus ihnen ein Bau werkthätiger christlicher Liebe erwachsen ist, so stolz und festgefügt, daß er jeglichem Sturme zu widerstehen vermag, daß er für die Zukunft eine Fülle von Segen verheißt.

Tiefen unauslöschlichen Dank sind wir Soldaten unserer heim⸗ gegangenen Kaiserin schuldig, denn für uns hat Sie gedacht, gestrebt und ohne Rast gearbeitet, und wenn wieder die eisernen Würfel des Krieges rollen, dann werden abermals Tausende Genesung und Leben dem großen Liebeswerk zu danken haben, mit welchem Ihr Name für alle Zeiten verknüpft ist. Für alle Zeiten! So longe die Welt von Kaiser Wilhelm dem Siegreichen wissen wird, der Seine Schlachten schlug nicht aus eitler Ruhmbegier, sondern zum wahren Heile Seines Volkes, so lange wird sie der Kaiserin Augusta, der Samariterin auf dem Thron, und Ihres gottgesegneten Werkes in Ehrfurcht gedenken. Gleichwie in unserem Gedächtniß Friedrich Wilbelm und Luise un⸗ trennbar zusammengehören, also werden noch in fernen Jahr⸗ hunderten zusammenklingen:

Wilhelm und Augusta.“

Die „Sozial⸗Correspondenz“ schildert die Kaiserin Augusta als Helferin in Krieg und Frieden; sie schreibt:

Die deutsche Nation trauert um die Kaiserin Augusta wie um eine treue Mutter des Volks. Ihr Tod ruft die großen Ereignisse, die seit ihrer Geburt im Jabre 1811 über Deutschland dahingezogen sind, den Zeitgenossen lebendig ins Gedäch zurück und erfullt die Gemüther mit Wehmuth, aber auch mit Dank dafür, daß in der Dahingeschiedenen dem ersten Deutschen Kaiser eine solche würdige Gemahlin und dem zweiten Kaiser eine so edle, treusorgende Mutter, dem ganzen deutschen Volke aber ein so hohes Vorbild weiblicher Tugend und gewissen⸗ hafter Erfüllung rein menschlicher und öffentlicher Pflichten beschieden war. Es kann hier nicht aufgezählt werden, was sie im Stillen Gutes gethan, oder welche wohlthätigen und gemeinnützigen Anstalten sie besonders in Berlin und Umgegend geschaffen und gefördert hat, wir wollen nur auf einige Werke hinweisen, deren Tragweite über ganz Deutschland reicht.

Kaiserin Augusta hat auch über ihte engere Umgebung hinaus die fruchtbringendste Thätigkeit entfaltet und sich namentlich als eine weitblickende und schöpferische soziale Helferin in Krieg und Frieden erwiesen. Dreimal sah sie die Kriegsfackel über ihr Land dabinziehen. An der Spitze der Gesellschaft zum Rothen Kreuz war sie jedesmal eifrig bemüht, die praktische Kranken⸗ und Verwundetenpflege zu organisiren und die Wunden des Krieges heilen zu helsen. Ebenso unermüdlich wie im Friege wirkte sie im Frieden für das Wohl ihrer Mitmenschen. Es war einer der glücklichsten Gedanken auf dem Gebiete der sozialen Be⸗ strebungen, nach der Beendigung des preukisch österreichischen Krieges amn Dank⸗ und Friedensfest (11. Norember 1266) den Vaterländischen Frauenverein in Berlin zu begründen, welcher im Bunde mit überall gebildeten Zweigvereinen die Thätigkeit der deutschen Frauenwelt in Kr egszeiten auf die gesammte Fürsorge für die im Felde Ver⸗ wundeten und Erkrankten und in Friedenszeiten auf die Linderung außerordentlicher Notbstände und auf die Förderung der Kranken⸗, Armen⸗ und Wohlfahrterftege richten sollte. Eine förm⸗ liche Mobilmachung deutscher Frauenkräfte im Dienste der Barmherzig⸗ keit und Volkswohlfahrt ist auf diese Weise mit Hülfe der Kaiserin Augusta erreicht worden. Der Geist, welcher den Hauptverein in Beelin bisher beseelte, ist ein wahrhaft einigender Gemeingeist. Der Verein weist von sich, was die Geister trennt, und sucht, was die Gemüther vereint, er will der Gesammtheit dienen und diesen Dienst pflegen als einen gemeinsamen des ganzen deutschen Volks, aller Konfessionen, aller gesellschaftlichen Gruppen. Der Vaterläͤndische Frauenverein zählt jetzt beim Dahinscheiden seiner hoben Fübrerin über 300 Zweigvereine, welche Beziehungen zu staatlicher, kemmunaler und kirchlicher Armen⸗ pflege unterhalten. 1 3 8

Aber die Fürsorge der Kaiserin Augusta reichte weit hinaus über diejenige Armenpflege, welche vorhandene Noth zu lindern sucht, sie war auch auf dem Gebiete der vorbeugenden Armenpflege überall hin anregend. Sie hat einen hoben Preis zur Bekämpfung der Diphtheritis ausgesetzt, hat sich der Volksküchen und der Sicherung von dienenden und helfenden Schwestern und Dienstboten und der Erziehung ihres Geschlechts aufopfernd angenommen und hat noch in den beiden letzten Jahren ihres Lebens den Deutschen Verein für Armenpflege und Wohltyätigkeit aufgefordert und wiederholt ermuntert, der wichtigen hauswirthschaftlichen Ausbildung des weiblichen Geschlechts durch praktische Schöpfungen näher zu treten. Bis zum Tode hat sie wie ihr duldender Heldensohn auch bewiesen, daß man körperliches und feelisches Leid ertragen könne, ohne zu klagen. Ihr Name wird in der deutschen Nation fortleben und besonders auch von den Freunden wohlthätiger und gemeinnütziger Bestrebungen allezeit in Ehren ge⸗ halcen werden. 1 9 ““

Von Sr. Majestät dem Kaiser und König und 8

Ihrer Majestät der Kaiserin und Königin sind, „W. T. B.“ zufolge, dem hiesigen Magistrat auf seine Glückwunsch⸗Adressen anläßlich des Jahreswechsels folgende Antwortschreiben zugegangen:

„Dem Magistrat Meiner Haupt⸗ und Residenzstadt Berlin danke Ich herzlich für die freundlichen Glückwünsche, welche Mir der. selle zum Jabhreswechsel dargebracht hat. Gern gebe Ich zugfht. der Hoffnung Ausdruck, daß unter den Segnungen des Friss

dt auch im neuen Jahre ein erfreulicher