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Wahlagitation begonnen und
doch erst dann zu Stande kommen,
allein überlassen. Das wird nun anders werden.
Das allgemeine Wahlrecht schließt eine allgemeine Wahlpflicht in sich; diese Pflicht hat etwas mit der besonderen Pflicht gemein, deren Zu n Beamten erwartet.
diese Pflicht für die Beamten hinsichtlich der Wahlen erstreckt, hat der Kaiserliche Erlaß vom 4. Januar 1882 festgestellt, in dem Kaiser Wilhelm I. erklärte, wie es ihm fernliege, die Freiheit der Wahlen wie es zur Dienstpflicht
Erfüllung der Staat von seinen
beeinträchtigen zu wollen, dann aber betonte,
der Beamten gehöre, die Politik seiner Regierung auch Wahlen zu vertreten und insbesondere Entstellungen und Verdunke⸗
also auch den Beamten Freiheit der Wahl zustehen, aber wo diese Freiheit dadurch beeinträchtigt wird, daß den Wählern gegenüber Entstellungen und Verdunkelungen zur ihres Urtheils angewendet werden, so soll es Pflicht der Beamten sein, dem entgegenzutreten. Ist aber Jedem durch das Wahlamt auch 2 so dürfte diese Pflicht mindestens ein⸗ schließen, daß er an seinem Theile Verdunkelungen und Entstellungen
lungen entgegen zu treten. Wie für Jeden soll
eine Wahlpflicht übertragen, entgegentritt.
Verdunkelungen und Entstellungen haben wir kommenden Wochen, welche die Wahlbewegung auf i brin⸗ werden, vor Allem auf den Gebieien der Wirthschafts⸗ und Sozial⸗ Es ist also nicht nur das eigene Interesse, welches Jeden antreiben sollte, derartigen Versuchen zur Irreleitung der Wähler entgegenzutreten, sondern das zu thun ist ein Stück des allgemeinen Wahlrechtes, der demselben entsprechenden bei den Wahlen
politik zu erwarten.
zu erfüllenden staatsbürgerlichen Pflichten.
Wird den Wählern nichts als die Wahrheit, aber auch diese voll⸗ wird es verhindert, daß die oppositionellen Wander⸗ redner und Flugblätter durch Entstellungen und Verdunkelungen der Wahrheit den Leuten Sand in die Augen streuen, dann allein werden Hierzu mitzuwirken Aber es ist auch Gebot der Selbsterhaltung daß die aufsteigende wirth⸗
ständig gesagt;
die Wähler ihr Wahlrecht frei ausüben können ist patriotische Pflicht. für alle Diejenigen, welche nicht wollen,
schaftliche Entwickelung, in der wir uns befinden, dadurch in gestellt werde, daß die Politik des Schutzes der nationalen Arbeit und die Durchführung der Sozialreform Störungen durch einen Reichstag erleide, in dem eine Mehrheit Richter⸗Windthorst⸗Bebel die Ge⸗
schäfte führt.
Jetzt, wo der Wahltermin festgestellt ist und es Ernst mit den Wahlkämpfen wird, ist es auch an der Zeit, sich dieser Pflicht zu er⸗ innern. Möge Niemand glauben, sein gesprochenes oder geschriebenes Wort sei zu schwach, um der Wahrheit zu ihrem Rechte zu verhelfen. Die Wahrheit ist ein einfach Ding und alle Verdunkelungen und Entstellungen zerschellen an ihrer Einfachheit. — Aber man muß es nicht nur selbst wissen, sondern es auch Denen, die es noch nicht wissen, kund thun, was die Wahrheit ist. Thut man das, so kann man
mit Ruhe der Wahlentscheidung entgegensehen.“
Zu der Anberaumung des Wahltermins schreibt die „Kon⸗
welchen Werth die verbündeten Regierungen darauf legen, daß keine Lücke in dem Vor⸗ handensein eines ordnungsgemäß gewählten Reichstages Platz greift, mit anderen Worten, daß keine Eventualität eintreten kann, in welcher ihnen nicht der Reichstag, die Vertretung des Volkes, demnach nur Da besonders die Oppositions⸗ parteien bereits mit großer Energie in den Wahlkampf eingetreten find, so läßt sich voraussehen, daß derselbe diesmal ein besonders heftiger sein wird. Dieser Umstand aber ist nicht geeignet, uns den Muth und die Hoffnung auf einen neuen Sieg des Kartells zu schmälern; ganz im Gegentheil muß er unsere Gesinnungsgenossen zu denn das darf werden, daß der gewissenhaft
servative Correspondenz“: „Man sieht aus der frühen Anberaumung,
zur Seite steht. 6 Wochen von dem Wahltage.
Es trennen vuns
der regssen Thäͤtigkeit anspornen; die geringste Selbstkäuschung ausgesprochen Sieg unser ist, wenn jeder Wähler Pflicht erfüllt und die großen vaterländischen einseitigen oder persönlichen Neigungen voranstellt. Unsere Gegner sind durchaus
die Freisinnigen stecken auch schon geraume Zeit mitten darin; aber eine eigentliche Wahlbewegung kann wenn auf die Rede des Einen
auch die Antwort des Anderen erfolgt und bisher baben die staats⸗ erhaltenden Parteien der aggressiv vorgehenden Opposition das Feld
jedoch in den nun hre Höhe bringen
oder
nicht so
des Kaisers und des Vaterlandes
Wie meit sich hurgische Zeitung“:
Verordnung das deutsche Volk
bei den genommen worden, und
Trübung 809 nicht so nahe glaubte, angt. die bisher noch etwas schlaffe
Fluß kommen.
Wahlbewegung wird Abgeordneten noch Pflichten in
einige
rage Frag Naherückens der Wahlen einem
können. arbeit!“
1887, durh welchen die Gruppen
freisinnigen wie dem Ansturm der noch knappe samen Arbeit
einer- und mit sind, dürfte hei
demokraten gegangen
ohne im Gewissen wachrufen: bei der
seine wahre Patriot, der da Ziele etwaigen möglichst feste und starke
Stimmungen nach Außen hin sieges⸗
sicher, wie sie gern scheinen möchten. Aber das mi nmal m allem Nachdruck ausgesprochen werden: für Lässigkeit und Gleichgültig⸗ keit ist in der gegenwärtigen Gesammtlage nach innen und außen kein Platz, und so erwartet die Partei von jedem der ihrigen, er um
und nicht einen Angenblick länger mit der energischen Inangriffnahme der Wahlvorbereitungen gezögert wird.“
derselben Angelegenheit bemerkt die „Magde⸗
„Am 20. Februar wird nach der jetzt veröffentlichten Kaiserlichen
st früher anberaumt, als bisher an⸗ es wird daher in den Wahlvorbereitungen noch Manches im Rückstand sein, was jetzt unverzüglich und mit größter Beschleunigung nachgeholt werden muß. meisten Wahlkreisen das Wichtigste, bereits erfolgt, in vielen aber ist man doch, d 5 noch nicht zu einer Entscheidung ge⸗ Das muß jetzt selbstverständlich unverzüglich geschehen. Auch Wahlagitation muß jetzt in regeren Die „Bearbeitung“ der Wähler ist nicht das an⸗
zusammentreten. Der Termin if
genehmste und erfreulichste Geschäft; r gemäßigter Richtung meistens zu widerstreben und führt in längerem Verlauf jedesmal zu recht unerquicklichen Erscheinungen. nehme Zurückhaltung ist mit dem allgemeinen gleichen Stimmrecht, welches die Entscheidung in die großen Massen legt, unvereinbar, und die radikalen Parteien haben eine Intensität der Agitation ein⸗ geführt, mit der nothgedrungen auch die anderen Parteien Schritt halten müssen wenn sie nicht zurückgedrängt werden wollen. Denn die Masse der Trägen und Gleichgültigen in der Wählerschaft, gerüttelt werden müssen, ist außerordentlich groß. Durch die frühe Anberaumung des Wahltermins wird die Dauer der Wahlbewegung abgekürzt. und das werden Alle, denen die Agitation nicht Selbstzweck ist, nur willkommen heißen, ebenso wie das seltenere Eintreten der Wahlen in Folge der Verlängerung der Legislaturperioden. einigermaßen dadurch Zeit Anspruch genommen werden. erwarten dürfen, daß auch die Reichstagssessien in Folge des
geführt wird. Stimmung für lange Reichstagsverhandlungen wird jetzt nirgends mehr vorhanden sein, und die noch rückständigen Ent⸗ schließungen können bald getroffen werden. stehenden Wahlen auf dem Spiele steht, ist so oft erörtert worden und es wird sich im Laufe der Wahlbewegung noch so häufig Ge⸗ legenheit geben, darauf hinzuweisen, daß wir heute davon absehen Unsere Mahnung lautet jetzt: „Auf an die Wahl⸗
Endlich schreibt die Hallische Zeitung“: 6
„Alle Patrioten, welche den rollen Ernst der Lage anerkennen, werden einsehen, daß die Pflicht, das Wahlrecht auszuüben, jetzt eben⸗ so dringend ist, als bei dem großen Wahlkampf am 21 Februar staatserhaltenden, ihren glänzenden Sieg heute wie damals, dem Reich tage eine Mehrheit von solchen Volks⸗ vertretern zuzuführen, die gewillt und im Stande sind, der öden Obstruktionspolitik und den demekratischen Tendenzen der Deutsch⸗
Spitze zu bieten und das Vertrauen, welches die gegenwärtige, auf so unendlich große Erfolge zurückblickende Regierung verdient und folglich beanspruchen darf, derselben auch thatsächlich bei der gemein⸗ für des Vaterlandes Wohlfahrt entgegen zu tragen! Das Bündniß, welches die Deutschfreisinnigen mit den Sozial⸗
wahlen jedem einzelnen Mitglied des Kartells die ernste Verpflichtung
Pflicht auf keinen Fall und 1 keinerlei Grund zu fehlen! Jeder will, Stellung achtunggebietend dastehen, der daß Alles das, was zu des Vaterlandes Nutz und Frommen
Aber das muß noch einmal mit
willen seine volle Schuldigkeit thut t gelingen möge,
erreichen!“
ö 8
in den letzten Jabren geschaffen und in Angriff genommen wurde, er⸗ halten und gedeihlich fortgeführt werde, der endlich die bestehende ge⸗ sellschaftliche Ordnung und das Regiment im Lande erhalten wissen möchte im jetzigen Bestand, der wird unbedingt in den Wahlkampf mit dem Herzenswunsch eintreten, daß es auch dieses Mal dem Kartell b mõ das eigentliche Hauptziel, welches der Begründung dieser politischen Veranstaltung auch heute noch zu Grunde liegt, zu
zur Wahl eines neuen Reichstages
war ist in den die Aufstellung der Kandidaten, da man die Wahlen
sie pflegt gerade Männern von schluß wurde
Aber vor⸗
die erst auf⸗ Personen
Die erschwert, daß die durch ihre parlamentarischen Man wird aber
land, möglichst beschleunigten Ende zu⸗
Was bei den bevor⸗ neren
fünf
richtet.
im Kartell vereinten
erfochten haben! Gilt es doch
anarchistischen Sozialdemokratie die
Essen, 13. Januar. (W. T. B.) In der gestrigen Bergarbeiter⸗ 1 Brodam aus Gelsenkirchen den Beschluß des Vorstandes des Bergarbeiter⸗Verbandes mit, wonach bei dem Verein zur Wahrung der werden solle, bis erhöhung um 50
über die vorz druck gegeben, innere Entwickelung des Landes gleich günstige Erfolge auf⸗ zuweisen haben möge. St. Louis, 13. Januar. (W. T. B.) Durch einen Minuten wurde gestern Nachmittag hier bedeutender Schaden ange⸗ Zahlreiche Geschäftsläden, sowie viele Gebäude und Kirchen sind stark beschädigt worden. kannt ist, sind 3 Personen ums Leben gekommen und mehrere andere verwundet worden. andere Orte des Westens wurden durch den Orkan heimgesucht und viele Personen verletzt. .
Nach Schluß der Redaktion eingegangene
Depeschen. 8.
2
ersammlung in Altenessen theilte
bergbaulichen Interessen beantragt ebruar achtstündige Schicht und Lohn⸗ 0 Proz. zu bewilligen. Ein bestimmter Be⸗ nicht gefaßt. Nach der „Rhein.⸗Westf. Ztg.“
war die Versammlung von etwa 300 Personen besucht. Der Bergarbeiter Schröder aus Dortmund erklärte: er lege mehr Werth auf die Verkürzung der Arbeitszeit und Einführung der achtstündigen Schicht einschließlich Ein⸗ und Ausfahrt, als auf die Lohnerhöhung, da diese mit der größeren Stärkung des Verbandes von selbst eintreten werde. St. Petersburg, 13. Januar. (W. T. B.) Anläßlich des 8E3““ hat der Kaiser zahlreichen rden Beförderungen zu Theil werden lassen. Minister Durnowo, Manassein und Wyschnegradsky zu Wirk⸗ lichen Geheimen Räthen 1 General der Infanterie Wannowsky, der Wladimir⸗Orden erster Klasse, 1 General⸗Lieutenant Ernrot, Marine⸗Ministeriums Tschichatschew, Wege und Verkehrsanstalten, Hübbenet, der Alexander⸗ Newsky⸗Orden verliehen. — tungen der Zeitungen sind größtentheils den in⸗ Angelegenheiten gewidmet; S Finanzlage und dem Wunsch Aus⸗
und Ehrenzeichen verliehen, sowie
ernannt, dem Kriegs⸗Minister,
dem Minister⸗Staatssekretär für Fin⸗ dem Verweser des dem Minister der Die Neujahrsbetrach⸗ es wird der Freude aß die wirthschaftliche und überhaupt die Cyklon
dauernden verheerenden
Soweit bis jetzt be⸗ Auch Memphis (Tennessee) und
den Welfen andererseits ein⸗ den bevorstehenden Reichstags⸗ — Bankwesen: Ausübung seiner staatsbürgerlichen
und Reich eine sollen und auch ferner will,
daß Kaiser einehmen
im Reichsamt des Innern.
Centralblatt für das Deutsche Reich. Herausgegeben Nr. 2. — Inhalt: Militärwesen: Zurücknahme einer Ermächtigung zur Ausstellung ärztlicher Zeugnisse für im Auslande lebende militärpflichtige Deutsche. — Konsulatwesen: Exequatur⸗Ertheilung. —
Verlegung des Amtssitzes eines Konsulats.
Status der deutschen Notenbanken Ende Dezember
1889. — Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichs⸗ gebiet. — Allgemeine Verwaltungssachen: Abänderung der Anlage D des Wahlreglements vom 28. Mai 1870.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Wetterbericht vom 13. Januar, Morgens 8 Uhr.
—
Temperatur
Stationen. Wind. Wetter.
Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp red. in Millim.
in o Celü us 50 C. = 4 ° R.
SW 2 halb bed. S2Z A balb bed. SSO A bedeckt 1 Nebel
Mullaghmore Aberdeen. Christiansund Kopenhagen. S Stockholm. still bedeckt Haparanda. SSO 2 bedeckt
Cork, Queens⸗ town.. W 4 heiter Cherbourg. SSW 4 Nebel Helder... SSW 2 balb bed Sylt 2 1 wolkenl. ¹) Hamburg.. NW 1 bedeckt²) Swinemünde 1 halb bed.²) Neufahrwasser 2 2 bedeckt Memel.. 2 bedeckt
— “ 1 Nebel Münster.. 5 bedeckt
Karlsruhe.. 2 wolkenlos Wiesbaden. 2 wolkig¹) München..
6 bedeckt Chemnitz.
5 Regens) 4 bedeckts) 3 bedeckt 1 bedeckt
Wien.. Breslau..
Ile d'Aix.. NR 1
8 ö. 3 O 4 heiter
SSO 2 Nebel V V
— na——
1) Dunst. ²) Abends stürmisch, starker Regen.
9 Abeanhe Schnee. ⁴) Gestern Vormittag anhaltender
Regen. ⁵) Nachts anhaltender Regen. ⁶) Gestern Nachmittaas Schnee, später Regen.
AUAebersicht der Witterung.
Ein Theilminimum, welches gestern Nachmittag und Abend der westdeutschen Küste entlang fortschritt, verursachte daselbst ziemlich heftige Böen aus Nord⸗ west. Ein tiefes Minimum ist heute nördlich von Schottland erschienen und hat seinen Wirkungskreis über das Nordseegebiet ausgebreitet. Bei vorwiegend nördlicher bis westlicher Luftströmung ist das Wetter in Central⸗Europa mild und meist trübe. Chemnitz meldet 28 mm Niederschlag. 1 8 Deutsche Seewarte
Theater⸗Anzeigen.
Beutsches Theater. Dienstag: Der Pfarrer
von Kirchfeld. Mittwoch: Krieg im Frieden. Donnerstag: Hamlet.
Verliner Theater. Dienstag: Der Veilchen⸗ Mittwoch: Hamlet. Donnerstag: Eva.
—
Tessing-Theuter. Dienstag: Die Ehre. Schauspiel in 4 Akten von Hermann Sudermann.
Mittwoch: Die Ehre.
Donnerstag: Die Kreuzelschreiber.
Am Freitag findet eine Aufführung von Oscar Blumenthal's Lustspiel Der Zaungast statt.
Wallner-Theater. Dienstag: Ultimo. Lust⸗ spiel in 5 Aufzügen von G. v. Moser. Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Ultimo.
Bictoria-Theater. Dienstag: Stanley in Afrika. Zeitgemälde in 10 Bildern von Alex. Moszkowski und Rich. Nathanson. Musik von C. A. Raida. Ballet von C. Seperini. Anfang 7 ¼ Ubr.
Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.
Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater.
Dienstaa: Neu einstodirt: Giroflé⸗Girofla. Komische Oper in 3 Akten von Albert Vanloo und Eugen Leterrier. Musik von Charles Lecocq. Regie: Hr. Binder. Dirigent: Hr. Kapellmeister Feder⸗ mann. Anfang 7 Uhr.
Mittwoch: Giroflé⸗Girofla. 1
Voranzeige. Donnerstag: Mit neuer Ausstattung: Zum 1. Male: Der arme Jonathau. Operette in 3 Akten von Hugo Wittmann und Julius Bauer. Musik von Carl Millöcker. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Hr. Kapellmeister Federmann.
Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ burg. Dienstag: Die arme Löwin. (Les lionnes pauvres.) Schauspiel in 5 Akten von Emil Augier, für die deutsche Buühne bearbeitet von Paul Lindau. In Secene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang
7 ½ Uhr. 1 Mittwoch u. folg. Tage: Die arme Löwin.
8
Kroll's Theater. Dienstag u. folg. Tage: Der Königsgardist. Operette von Arthur Sullivan. Anfang 7 Ühr. 8
Belle-Alliance-Theater. Dienstag: 9. Gast⸗ spiel der „Münchener“. Zum 9. Male: Der Fleck auf der Ehr'. Volksstuͤck mit Gesang in 3 Akten von L. Anzengruber. Musik von Carl Roth und Carl Czerny. Anfang 7 ½ Uhr.
Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.
Im Foyer des Theaters: Vorführung von Ber⸗ liner's „Grammophon“, Vormittags 10—1 Uhr, Nachmittags 3—6 Uhr.
Central-Theater. Direktion: Emil Thomas.
Dienstag: Mit vollständig neuer Ausstattung an Kostümen, Dekorationen und Requisiten, zum 19. M.: Berolina. Posse mit Gesang in 4 Akten von Jean Kren. Musik von G. Steffens. In Scene gesetzt vom Direktor Emil Thomas. Anf. 7 ½ Uhr.
Mittwoch: Berolina.
Adolph Ernst-Theater. Dresdenerstraße 72. Dienstag: Zum 140. Male: Flotte Weiber. Gesangsposse in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von Gust. Görß. Musik von Franz Roth Anfang 7 ½ Uhr .“ “ Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.
Urania, Invalidenstraße 57/62, geöffnet von 12 — 11 Uhr. — Dienstag: Von 1 — 3 u. 5 ½ — 8½⅞ Uhr: Der neue Phonograph. Um 7 ½ Uhr: Die Ge⸗ schichte der Urwelt.
Circus Renz, Karlstraße. Dienstag, Abends 7 ⅛ Uhr: Die Touristen, oder ein Sommertag am Tegernsee. Große equestrische Original⸗Pantomime. — Prinz Carneval und sein Gefolge. Große equestrische Vorführung von 12 arab. Hengsten von Hrn. Franz Renz. — Schulpferde Beautiful und Sophus, geritten von Frl. Clotilde Hager. — Auf⸗ treten der vorzügl. Reitkünstlerinnen und Reitkünstler. — Mr. Metzgeh mit seinem dressirten Esel.
Mittwoch: Vorstellung. 1““
Cponcert⸗Anzeigen. Sing-Akademie. Dienstag, 14. Jan.: Concert
von Alfred Grünfeld. Anfang 8 Uhr.
Berlin:;
Concert-Haus, Leipzigerstr. 48 (früher Bilse). Dienstag, 14. Jan.: Karl Meyder⸗Concert. I Komponisten⸗Abend unter freundl. Mitwirk. des Kgl. Prof. R. Radecke und des Kgl. Musikdirektors Theob. Rehbaum. Ouv. z. „Braut von Messina“, „Don Tablo“, Zwischenakts⸗Musik a. „Turandot“ 88 Federum. Zwei Scherzos, „Sinfonie“ von Radecke.
Rnnnmmmmmmᷓnᷓes —— Familien⸗Nachrichten. Verlobt: Frl. Ilse Semler mit Hrn. Rechts⸗
anwalt Max Grumach (Eberswalde). — Frl. Else hS. — Frl.
Vogelsang mit Hrn. Kaufmann Benno (Königsberg i. Pr. — Pr. Stargardt). Helene Winkler mit Hrn. Karl acharias (Burg⸗ städt) — Frl. Magdalene v. Hassel mit Hrn. Sec.⸗Lieutenant Franz v. Gordon (Brandenburg). — Frl. Elise Sydow mit Hrn. Pastor Gottlob Rohde (Pötzig —Kussow). — Frl. mit Hrn. Apothekenbesitzer Max Froelich (Berlin). Verehelicht: Hr. Hugo Türk mit Margarethe Lißner (Berlin).
gart — Bordeaux). — Hr. Max Herold mit Frl. Elise Spornberger (Grüna). — Hr. Dr. Allan Macfadven M. D. mit Frl. Marie Macfadyen (Göttingen) Geboren: helm v. Renz (Minden i. W.). — H Train (Barmen). — Hrn. Dr. med. Görges
rn. Hermann
(Berlin). — Eine Tochter: Hrn. Adolf Loeber (Berlin). — Hrn. Dr. Stehfen (Bielefeld). —
Hrn. Gustay Haubold (Niederwiesa). Gestorben: Hr. Hauptmann a.
(Zoppot). — Hr.
(Breslau). — Hartmann (Berlin).
— Frl. — Frau Amtsgerichts⸗Ra Klewitz (Lübbenau).
Steinmetz (Demmin). — Frau Baronin v. Korff, geb. Gräfin zu Eulenburg (Halle).
Redacteur: Dr. H. Klee.
Verlag der Expedition (Scholz).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilbelmstraße Nr.
Fünf Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage).
ist das Gesammt⸗A
So wurden die
Luise Bennecke “ Art gemäß gesetzlicher Vorschrift all jährlich
Frl.
8 b 8 — Hr. J. Henry
Händel mit Frl. Elvira Schwertführer (Stutt⸗
Ein Sohn: Hrn. Hauptmann Wil⸗
D. Otto Rohlwes (Templin). — Frau Adolphine Gerull, geb. Wulff Kaufmann Rudolph Kopp (Königsberg). — Frau Mathilde Schade, geb. Weick (Berlin). — Hr. Apotheker Alb. Sauer Frau Pauline Schulze, geb. Amalie Lübeck (Berlin). — Hr. Kaufmann Pat Lauffer (Berlin.)
th Agathe Koch, geb. — Hr. Pastor emer. F. Agnes
666)
8
chen Reichs⸗Anze
Erste Beilage
Berlin, Montag, den 13. Januar
Berlins Grundbesitz und Gebäude 1886 und 1887.
In dem Etat für 1888/89, also thatsächlich zwei Jahre früher, real Berlins auf 6336,73 ha angegeben, davon kommen 2026,82 ha, 31,98 %, auf grundsteuerpflichtige, 679,89 ha, 10,73 %, auf steuerfreie Liegenschaften, 1349,66 ha, 31,30 %, auf ertragloses Land, 191,28 ha, 3,02 %, auf Wasser, 2089,08 ha, 32,97 %, auf bebauten Raum mit Hof und Hausgarten von weniger als 1 Morgen Flächeninhalt. Zehn Jahre früher waren die Verhältnißzahlen 41,72, 7,30, 19,74, 3,07, 28,08 %; zwanzig Jahre früher 53,38, 9,34, 15,16, 3,10 und 19,07 %. Die Flächen der einzelnen Klassen zerfielen im Jabre 1887/88 in bez. 5619, 1184, 4940, 175 und 15883, zusammen 27 751, im Jahre 1888/89 in bez. 5601, 1190, 5117, 175 und 16 358, zusammen 28 441 Parzellen. Der durchschnittliche Flächeninhalt einer Parzelle stellte sich somit im letztgenannten Jahre im Ge⸗ fammtdurchschnitt auf 22,28 a, im Jahre 1878/79 dagegen auf 29,26, 1868 auf 57,34 a. derselbe hat sich also seit 20 Jahren von 100 auf 39 vermindert. Die Zerstückelung der Parzellen schritt somit gewaltig vor. Das ganze im Jahre 1868 5922,68 ha umfassende Areal des Stadtgebietes war damals in 10 329 Parzellen zertheilt, zwanzig Fahre später zerfiel es bei einer Erweiterung von nur 414 ha in 28 441 Parzellen. Die Zahl der Haus⸗ und Hofraumparzellen war 1868 4027 mit einem Areal von 1126,68 ha, 1888/89 16 358 mit 2089,08 ha, die Zahl der ertraglosen Landstücke ist von 930 mit 894,93 ha auf 5117 mit 1349 ha, die der grundsteuerpflichtigen von 5261 mit 3714,60 ha auf 6791 mit 2706,66 ha gestiegen. Dabei hat sich das als Haus⸗ und Hofraum benutzte und das ertraglose Areal um 85,4 bez. 42,5 %, zusammen um 64,4 % erweitert, das grundsteuerfähige um 27,1 % eingeschränkt. B
Die Gesammtzahl der Gebäude belief sich 1887/88 auf 53 215 mit 19 701 Grundstücken, 1888/89 auf 53 523 auf 19 934 Grund⸗ stücken. Davon waren steuerpflichtig zu 4 % 25 804 bez 26 010, zu 2 % 20 003 bez. 20 095 und steuerfrei 7408 bez. 7418 Gebäude. Der eingeschätzte steuerbare Werth stellte sich 1887/88 auf 167 168 575, 1888/89 auf 172 468 450 ℳ, durchschnittlich 3649 bez. 3741 pro steuerpflichtiges Gebäude und zwar auf 5727 bez. 5851 ℳ für die Wohngebäude und 969 bez. 1009 ℳ für die zu Gewerbe⸗ zwecke dienenden. Versichert waren in der städtischen Feuersocietät am 1. Oktober 1886 19 595 Grundstücke mit einer Versicherungs⸗ summe von 2 369 750 300 ℳ, am 1. Oktober 1887 19 897 Grund⸗ stüce mit 2482 502 300 ℳ. Der durchschnittliche Feuer⸗ kassenwerth der Grundstücke stieg in dem Etatsjahre 1885/86 um 2,53 %, 1886/87 um 3,17 %, seit 1879 hat sich die Zahl der ver⸗ sicherten Grundstücke um 10,93 %, deren Feuerkassenwerth um 17,54 % erhöht. Ungleich höher als die Steigerung des Feuerkassenwerthes ist aber seit 1879 die Steigerung der Miethserträge gewesen, welche in 1885/86 4,18 %, 1886/87 4,89, in der ganzen Zeit aber 23,23 % be⸗ trug. Der faktische Durchschnittswerth der Grundstücke ist somit be⸗ ständig in höherem Maße gestiegen als der Feuerkassenwerth, trotzdem aber stellte sich das Verhältniß des Kaufpreises zum euerkassenwerth in 1886 nur auf 159,77, in 1887 auf 149,38 % des letzteren.
Von 20 835 ertragsfähigen Grundstücken am 1. Oktober 1887 und 21 032 am 1. Oktober 1888 waren bez. 20 304 und 20 491 mit Gebäuden besetzt, 528 bez. 541 wurden als Holz⸗, Zimmer⸗ und Abladeplätze benutzt. Freihausberechtigung hatten am Schluß des Jahres 1886/87 noch 13. 1887/88 noch 11 Grundstücke, welche letztere sich sämmtlich im Besi von öffentlichen Behörden befanden. Die Zahl der miethertragfähigen Grundstücke hat im Jahre 1886/87 um 19,92 %, in 1887/88 um 9,46 % zugenommen. Die inneren Stadttheile, Berlin, Alt⸗Kölln, Dorotheenstadt, Friedrichs⸗ werder und obere Friedrichsstadt, zeigen schon seit 1879 eine zunehmende Verminderung der ertragfähigen Grundstücke, in Alt⸗Berlin betrug dies elbe bereits in der Zeit von 1879 bis 1884 8,54 %, dieder übrigen inneren Stadt eine, wenn auch unbedeutende Vermehrung. Von den äußeren Stadt⸗ theilen weist der Wedding die geringste Vermehrung, um 11,07 %, die bedeutendste Moabit, um 99,5 % und die Thiergartenvorstadt um 109,8 % (von 112 auf 235 Grundstücke) auf. Um mehr als ein Drittel hat die Zahl der Grundstücke in der Tempelhofer und Schöneberger Vorstadt, um ein Viertel die in der unteren Friedrichs⸗ vorstadt, um 22 ½ % die in der Rosenthaler Vorstadt zugenommen.
Die auf den Berliner Grundstücken haftenden Hypotheken beliefen sich im Dezember 1880 auf 2 555 728 175 ℳ, am 1. Dezember 1887 auf 2 772 961 288 ℳ Die neu eingetragenen Lasten machten im Jahre 1886 11,37 %, 1887 12,92 %, die gelöschten bez. 5,39 und 4,42 % der im Anfang der Jahre eingetragenen Gesammtbelastung aus, sodaß sich die Gesammtschuld in den beiden Jahren um 8,50 bez. 5,98 % vermehrt hat. Diese Vermehrung steht fast in voller Uebereinstimmung mit den Wandlungen des Miethsertrages der Grundstücke, welche sich von 1879 bis 1889 um 36,28 % erhöbte, während die Steigerung der Belastung in der nämlichen Zeit 36,12 % betrug.
Die Krankenversicherung der Arbeiter in Bayern im Jahre 1888.
Seit dem 1. Januar 1888 sind den von den Krankenkassen aller zu erstattenden Ueber⸗ sichten neue Formulare zu Grunde gelegt, welche durch Bundeßsraths⸗ beschluß vom 23. Juni 1887 eingeführt worden sind. Die vor⸗ genommenen Aenderungen hatten sich in Folge mannigfacher Mängel und Unrichtigkeiten, welche bei der Bearbeitung der Statistik der Krankenversicherung in den beh e. und Rechnungsabschlüssen der Kassen aufgefallen waren, als nothwendig erwiesen. Bei Auf⸗ stellung der neuen wurde das Ziel verfolgt, nur die⸗ jenigen Angaben zu fordern, welche für eine den Bedürfnissen der Gesetzgebung und Verwaltung entsprechende statistische Verar⸗ beitung erforderlich sind, und deren richtige und vollständige Lieferung auch von den mit den einfachsten Verwaltungseinrichtungen versehenen Kassen erwartet werden kann. Als besonders wichtig für die statistische Bearbeitung und Verwerthung des Materials ist die Vorschrift anzu⸗ führen, daß die Mitgliederzahl am Beginn jedes Monats angegeben werden muß, während früher nur diejenige am Anfange und Schlusse des Kalenderjahres mitgetheilt wurde. Sodann wurde angeordnet, daß die Verrechnung der Einnahmen und Ausgaben eines Berichtsjahres sich lediglich auf die, den Kassen in der Zeit vom 1. Januar bis 31. Dezember wirklich zugeflossenen Beträge bezw. von denselben thatsächlich geleisteten Zahlungen zu erstrecken hätte, während früher noch einige Monate nach dem 31. Dezember des Berichtsjahres Nachbuchungen für das letztere stattge⸗ funden haben. Einnahmen und Ausgaben, welche aus den Vorjahren herrühren, sind nicht als Rest einnahmen oder⸗Ausgaben u buchen, sondern in derjenigen Spalte auszuwerfen, in welche sie sbrer Art nach gehören. Andere Vorschriften regeln die Vermögens⸗ rechnung, welche bisher ebenfalls in mangelhafter Weise dargestellt worden war.
Obwohl hiernach die statistischen und rechnungsmäßigen Ergebnisse der Krankenversicherung in Bayern für das Jahr 1888 auf wesentlich anderer Grundlage beruhen als in den Vorjadren, so schliezt sich doch die in der Zeitschrift des Königlich bayerischen statistischen Bureaus Jahrgang 1889, Heft 4) gegebene Darstellung im Allgemeinen den zzüglichen früheren Veröffentlichungen an und die betreffenden Angaben können sehr wohl mit einander verglichen werden.
Aus den umfangreichen Tabellen ergiebt sich. daß die Zahl der Krankenkassen sich von 4330 im Jahre 1887 auf 4479 bis zum 31. Dezember 1888 erhöht hat, und zwar sind sämmtliche Kassenarten an der Vermehrung betheiligt mit Ausnahme der eingeschriebenen Hülfskassen. Die letzteren haben sich in dem genannten Zeitraume von 37 auf 33 vermindert, eine Erscheinung, die in der Statistik der Krankenversicherung für das Deutsche Reich schon für das Jahr 1887 nachgewiesen wurde. In bayerischen Krankenkassen waren am 1. Januar 1888 insgesammt 410 875, am 1. Januar 1889 aber 443 815 Personen versichert, das sind 8,2 % der Gesammtbevölkerung des Königreicht. Im Laufe des Jahres hat mithin die Zahl der Versicherten um 32 940 oder 8 % zugenommen. Es bestanden am Schlusse des Be⸗ richtsjahres bezw. am 1. Januar 1889 Gemeindekrankenkassen. 3969 mit 239 514 Mitgliedern, Ortskrankenkassen. 28 59 986
Betriebskrankenkassen 402 109 283
Baukrankenkassen.. 9 2 130
1“ Innungskrankenkassen. 3 254
Eiingeschriebene. Hülfskassen 33 6 160
Anerkannte Vereine. 35 26 488 1“ Hiteraus erhellt, daß in Bayern noch immer die Gemeindekrankenr sicherung vorherrschend ist; auf dieselbe entfallen fast neun Zehntel aller Kassen und mehr als die Hälfte (54 %) aller Versicherten. (In Preußen dagegen nur 18,2 bezw. 7,4, im Deutschen Reiche 37,5 bezw. 13,0 % im Jahre 1887.) Bei sämmtlichen Krankenkassen kamen 140 743 Erkrankungs⸗ fälle mit 2 276 828 Krankheitstagen zur Anzeige, und zwar entfielen auf einen Versicherten bei den verschiedenen Kassenarten 0,11— 0,82 Er⸗ krankungsfälle und 1,44 — 12,39 Krankheitstage; das Minimum hatten die Innungs⸗, das Maximum die Baukrankenkassen aufzu⸗ weisen. Die Zahl der im Laufe des Jahres 1888 Gestorbenen bei sämmtlichen Kassen mit Ausnahme der Gemeindekrankenversicherung, für welche die Todesfälle nicht mehr nachgewiesen werden, betrug 2138 oder 1,0 % der in den bezüglichen Kassen Versicherten.
Die Gesammteinnahmen beliefen sich auf 7 129 324, die Gesammt⸗ ausgaben auf 6 506 654 ℳ, so daß am 31. Dezember 1888 ein baarer Kassenbestand von 622 670 ℳ verblieb. Von den Einnahmen rührten 5 092 798 ℳ oder 71,4 % von Beiträgen her; von den Ausgaben kamen 14,1 % auf ärztliche Behandlung, 10,4 % auf Arznei und sonstige u“ 28,4 % auf Krankengelder an Mitglieder und Angehörige, 0,8 % auf Unterstützungen an Wöchnerinnen, 1,8 % auf Sterbegelder und 15,8 % auf Kur⸗ und Vervpflegungskosten an Krankenanstalten. Von den sonstigen Ausgaben sind die Ver⸗ waltungskosten bemerkenswerth; dieselben betrugen bei den Orts⸗, Betriebs⸗, Bau⸗, Innungskrankenkassen, eingeschriebenen Hülfskassen und anerkannten Vereinen bezw. 8,1 — 0,5 — 1,0 — 17,5 — 5,2 — 5,3 % der Gesammtausaaben. Bei der Gemeindekrankenversicherung ist die Verwaltung der Kasse Seitens der Gemeinde nach §. 9 des Kranken⸗ versicherungsgesetzes vom 15. Juni 1883 unentgeltlich zu führen.
Das Gesammtvermögen der Kassen erreichte am Schluß des Jahres 1888 eine Höhe von 3 504 294 ℳ, und zwar betrugen die Aktiva 4 181 190, die Passiva 676 896 ℳ, das Aktivvermögen ist mit 2,96 ℳ auf den Kopf des Versicherten bei der Gemeindekranken⸗ versicherung am kleinsten, bei den anerkannten Vereinen, nächstdem bei den eingeschriebenen Hülfskassen und Betriebskrankenkassen mit 28,10 bezw. 21,90 und 20,37 ℳ am größten.
Zur Arbeiterbewegung.
Aus dem südlichen Holstein schreibt man der „Kiel. Ztg.“ unter dem 7. d. M.: Die vereinigten Zimmerleute von Nien⸗ stedten und Umgegend haben an die Zimmermeister ein Schreiben gerichtet, in dem sie erklären, daß sie wegen Steigerung der Lebens⸗ mittelpreise sich genöthigt sehen, eine Erhöhung des Lohnes auf 55 ₰ für die Stunde zu fordern. Für Ueberstunden, Wasser⸗ und Sonntagsarbeit tritt noch eine entsprechende Erhöhung ein. Am 15. Januar soll die Lohnerhöhung in Kraft treten.
Aus Reichenberg i. B. berichtet man demselben Blatt unter dem 7. Januar: Die Arbeiter der Glasschleifereien in Albrechtsdorf bei Gablonz haben die Arbeit eingestellt, da sie unter den bestehenden Verhältnissen nicht weiter arbeiten wollen. Vom Gewerbe⸗Inspektor Malek zu Reichenberg sind Aus⸗ gleichsverhandlungen angebahnt worden. Thatsächlich sind die Stücklöhne der Glasschleifer so gesunken, daß sie kaum den fünften, ja zehnten Theil jener Löhne erreichen, die im Anfang der achtziger Jahre gezahlt wurden. Die Schuld hieran tragen die in Folge der geänderten Exportverhältnisse tief gesunkenen Preise für Krystall⸗ und Schliffwaare eelen. und die übergroße Kon⸗ kurrenz der Exporteure in Gablonz und Umgegend, ferner der Zwischenhandel, welcher wieder wenigstens 20 % des Arbeits⸗ lohnes an sich reißt.
Aus den sächsischen Kohlendistrikten schrieb man der „Frkf. Ztg.“ am 10. d. M.: Die seit dem letzten Strike auf zahl⸗ reichen sächsischen Kohlenwerken noch bestandene Arbeitssperre ist jetzt thatsächlich aufgehoben. Damit ist einer der wesentlichsten Beschwerdepunkte der Bergleute hier beseitigt. Am folgenden Tage wird demselben Blatt im Gegensatze hierzu telegraphisch aus Zwickau berichtet, daß die Bergarbeiterim LugauerundZwickauer Kohlenrevier Abkürzung der Schichtdauer und Erhöhung der Löhne für die Ueber⸗ schichten verlangen. Bei Nichtbewilligung stehe Strike in Aussicht. Die Werke halten nächsten Mittwoch eine Versammlung, welche über die Forderungen der Kohlenarbeiter beräth.
Ferner meldet die „Frkf. Ztg.“ in einem Telegramm aus Dort⸗ mund vom 11. d. M.: Unter den Bergarbeitern herrscht von Neuem Unruhe. Morgen wird in Altenessen eine Versamm⸗ lung achtstündige Schicht einschließlich Ein⸗ und Ausfahrt und 50 % Lohnerhöhung fordern.
Die Firma Gebr. Stumm macht, wie aus Neunkirchen gemeldet wird, durch Anschlag am Werksthore bekannt, daß sie mit Rücksicht auf das fortwährende Steigen der Preise der nothwendigen Lebensmittel den ihren Arbeitern schon länger gezahlten Theuerungszuschuß von monatlich 3 ℳ auf 5 ℳ vom 1. dieses Monats an erhöht hat.
In einer Tuchfabrik in Aachen stellten am 10. Januar 71 Weber die Arbeit ein, weil die Firma eine Lohnreduktion ein⸗ führen wollte.
Im Pilsener Steinkohlenrevier ist, der „Elb. Ztg.“ zu⸗ folge, eine neue Strikebewegung aus ebrochen. Auf dem Humboldtschacht ist die Arbeit sistirt und er wieder aufgenommen worden, als die Belegschaft die Zusage einer Lohnerhöhung erhielt. Die Belegschaft der Pankraczeche fordert die Erfüllung früherer Zusagen und droht eventuell mit Arbeitseinstellung. 1
Ueber die Ausstandsbewegung in den belgischen Kohlendistrikten wird dem & Journ.“ unter dem 9. d. M. aus Brüssel geschrieben: In Charleroi verschärft sich die Lage. Die Haltung der Ausständigen verschlimmert sich; sie zeigen sich nicht mehr friedlich, sie beweisen den Gendarmen eine Feindseligkeit, die Zu⸗ sammenstöße herbeiführen könnte. Alle Versammlungen beschlossen, bis zum Aeußersten zu striken. Die Bettelei nimmt zu und geberdet sich immer frecher. Die Sozialistenpartei beginnt, sich der Leitung des Ausstandes zu bemächtigen. 10 000 Flugblätter wurden verbreitet mit der Aufforderung „An das arbeitende Volk“, die Ausständigen zu unterstützen. Die Sozialisten in Gent und Antwerpen haben den Ausständigen Geld gesandt, das mit Tausenden von F ugbla en aus⸗
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“ Deutsches Fürstenbuch,
iger und Königlich Preußischen Stna
etheilt wird. Die Société coopérative sendete zwei Waggons mit rod. Die Arbeiter bereiten eine große Kundgebung zu Ehren des Gouverneurs des Hennegaus, Grafen Ursel, vor. — Diese Mit⸗ theilungen finden in einer Correspondenz vom 10. d. M. ihre Be⸗ stätigung und Ergänzung. Es heißt daselbst;: Die Aufregung wächst mit dem Eintreten des Nothstandes. Bei Gilly verfolgten die Ausständigen mit Mißhandlungen und Todesdrohungen die Arbeiter, die einfahren wollten. Im Borinage und im Centre hat sich die Lage weder gebessert noch verschlim⸗ mert. Der Ausstand hört im Lütticher Becken, wo zahlreiche Kohlengruben eine Lohnerhöhung von 15 bis 20 % bewilligten, fast ganz auf. — Nach einer telegraphischen Meldung der „Frkf. Ztg.“ von demselben Tage hat der Strike im Borinage in ganz un⸗ erwarteter Weise abgenommen; demnach striken nur noch 800 Arbeiter. 8 Mit der Arbeitseinstellung hängt folgende Nachricht zusammen, welche wir der „Hb. Brs.⸗H.“ entnehmen: Die belgischen Staats⸗ bahnen haben den deutschen Kohlenzechen die sofortige Lieferung von tausend Waggons Kohlen übertragen.
Deutsche Bahnhofsanlagen in ausländischer Beleuchtung.
In einem österreichischen Fachblatte wird ein Vortrag veröffent⸗ licht, welchen der Ober⸗Ingenieur Rosche der Kaiser⸗Ferdinands⸗ Nordbahn vor einigen Wochen in einer Versammlung des Klubsöster⸗ reichischer Eisenbahnbeamten über die neueren großen Bahnhofsanlagen in Deutschland gehalten Hat. In dem Vortrage, welcher auf gründlichen Studien beruht, wird diesen Bahn⸗ hofsanlagen hohe Anerkennung gezollt. Der Vortragende erklärt, sie müßten „den bedeutendsten technischen Leistungen unserer Zeit bei⸗ gezählt werden,“ er rühmt den „besonderen Scharfsinn,““ mit welchem die Grundrißanordnungen der neuen Personenbahnhöfe konzipirt sind, und hebt ganz besonders die neuen Bahn⸗ höfe in Frankfurt a. M. und Hildesheim hervor, deren Anordnung sich durch besondere Klarheit auszeichne und sich bis jetzt wohl bewährt habe. Ist es schon erfreulich, aus dem Vortrage zu erseben, mit welchem Interesse im Auslande dieser Fortschritt in unserem deutschen Eisenbahnwesen begleitet wird, so erfahren wir ferner aus einer dem Vortrage eingefügten Zusammenstellung, welche bedeutenden Kosten zum Bau der besprochenen neueren Bahnhöfe theils bereits auf⸗ gewandt, theils vorgesehen sind. Auf preußische, seit Beginn der Verstaatlichungsära gebaute und in Angriff genommene größere Bahn⸗ höfe entfallen nicht weniger als 137 Millionen Mark! Diese Auf⸗ wendungen dienen zumeist der Förderung des here8 verkehrs. Die Kosten der Berliner Stadtbahn sind in vor⸗ stehender Summe nicht enthalten.
Nach Mittheilung des Statistischen Amts der Stadt Berlin sind bei den hiesigen Standesämtern in der Woche vom 29. Dezember 1889 bis inkl. 4. Januar 1890 zur Anmeldung gekommen: 279 Eheschließungen, 1042 Lebendgeborene, 35 Todtgeborene. 948 Sterbefälle.
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Kunst und Wissenschaft.
.“ Der Ausbau des Hochschlosses zu Marienburg ist bis zum Eintritt des Winters kräftig fortgeschriten. Die Wieder⸗ herstellung des Hauptthurms ist zu Ende geführt und hat das neu aufgebrachte Dach die Krönung durch eine eiserne Rittergestalt erhalten. Im anstoßenden Ostflügel ist Kellergeschoß und erstes Stock⸗ werk neu eingewölbt, im Südflügel sind die Granitpfeiler zur Ein⸗ wölbung der unteren Geschosse neu hergestellt und ist auch ein Theil der Gewölbe noch fertig geworden. Vollendet sind die Wölbarbeiten im Westflügel. Nach Abbruch einiger durch Kauf in den Besitz der Schloßbau⸗ verwaltung gelangten alten Häuser an der Nogatseite ist die alte Umfassungsmauer erneuert worden. In der Vorburg ist die Wieder⸗ herstellung des alten Ordens⸗Rüsthauses, des sogenannten Karwan, welches der Militärverwaltung als Ersatz für das in polnischer Zeit zwischen Hoch⸗ und Mittelschloß eingebaute, zum Abbruch bestimmte Fenghaus des Landwehrbezirks Marienburg überwiesen worden ist, zu nde geführt worden.
— In der Braunschweiger Stadtbibliotbek sind kürz⸗ lich, wie der „Hannov. Cour.“ mittheilt, kostbare Incunabeln⸗ und Handschriftenfunde gemacht, über die sich der Stadtmagistrat im Haushalts⸗Etat unter Anderem wie folgt ausläßt: „Die fort⸗ schreitende Katalogisirung der Stadtbibliothek hat ergeben, daß namentlich die umfangreiche Sammlung thbeologischer Streit⸗ schriften aus dem 16. und 17. Jahrhundert eine wichtige und dem⸗ nächst vielbesuchte Quelle historisch⸗theologischer Forschungen sein wird, sowie daß die Bibliothek eine stattliche Zahl von seltenen Incunabeln enthält.“ Nach den Berichten des Bibliothekars Professors Hensel⸗ mann ist auch eine größere Anzahl werthvoller Bibeln und sonstiger merkwürdiger Werke aufgefunden worden, welche sonst zu außer⸗ ordentlich hohen Preisen gekauft zu werden pflegen, wie denn z. B. ein einziges Werk einen Verkaufswerth von 20000 ℳ repräsentiren soll.
— Emin Pascha, welcher ein Jahr in Königsberg studirt hat, ist laut Meldung des „W. T. B.“ vom 11. Januar von der philo⸗ sophischen Fakultät der dortigen Universität zum Ehrendoktor ernannt worden.
— Der Professor der Ohrenheilkunde, Dr. von Troeltsch in Würzburg ist am Freitag im 60. Lebensjahre gestorben.
— In der am letzten Freitag unter dem Vorsitz des Groß⸗ fürsten Konstantin Konstantinowitsch abgehaltenen feierlichen Jahres⸗ sitzung der Akademie der Wissenschaften zu St. Peters⸗ burg wurden zu Kohrrespondenten erwählt: Professor Sopbie Kowalewskaja von der Universität Stockholm; Maurice Levy, Mitglied des Instituts zu Paris; Professor der Unsversität, Henry Balguin, ebendaselbst; Professor Camizaro von der Universität Rom und Professor Dr. Brückner von der Universität Berlin.
viteratrru. Lebensbilder der zeitgenössischen deutschen Regenten. Unter Mitwirkung zahlreicher Schriftsteller her⸗ ausgegeben von Dr. Anton Ohorn, Professor an den technischen Lehranstalten zu Chemnitz. Leipzig, Renger'sche Buchhandlung, Geb⸗ hardt u. Wilisch. Dieses Werk hat mit der 20. Lieferung seinen Ab⸗ een erhalten und liegt vollendet vor. Der Gedanke, von welchem der Herausgeber zu dem Unternehmen veranlaßt wurde, war folgen⸗ der: Er hielt es nicht nur für woblberechtigt und von hobem Inter⸗ esse, sondern geradezu für eine patriotische Pflicht, dem deutschen Volk in Wort und Bild seine Fürsten vorzuführen, deren Namen und Wirken mit dem Auf⸗ und Ausbau des neuen Deutschen Reichs verbunden sind. Jeder der Fürsten Deutschlands hat in der großen
eit der Wiedererneuerung seine Pflicht gethan und um des
anzen willen manches Opfer gebracht. Die erreichte Einheit hat uͤberdies nicht nur die Deutschen aller Stämme so verbunden, daß sie die alten kleinen Sonderbestrebungen aufgegeben haben, sie hat auch die Regenten der einzelnen deutschen Staaten dem ganzen deutschen Volk näher gebracht. Darum erachtete es der Verfasser für ein verdienst⸗ volles Werk, dem deutschen Volk diese Bilder vor Augen u stellen, die nicht in kalten Umrissen oder mit chronistischer Nüchternheit ent⸗
nsvoll und von warmer Empfindung getragen
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