1890 / 14 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 14 Jan 1890 18:00:01 GMT) scan diff

1 1 eef n Ffeichsorfes vom 13. Dezember 1875 beruhen.

1 1 zahlenden

Staats⸗Minister von Verdy du Vernois: 8

Meine Herren! Es ist Ihnen aus früheren Debatten über dieses traurige Thema wohl bekannt, in welcher Art und Weise Mißhand⸗ lungen überbaupt bei uns geahndet werden und wie außerhalb des gerichtlichen Weges noch ein anderer Weg bei uns eingeschlagen ist, in dem alle Mißhandlungen in gewissen Terminen in den Corps ge⸗ sammelt, zur Kenntniß Sr. Majestät des Kaisers kommen, und dem Kriegs⸗Ministeriem zur Bearbeitung übergeben, um nach sorg⸗ fältigster Erwägung und nach vielfachen Hin⸗ und Herschreiben, um über die einzelnen Fälle klar zu werden, namentlich auch inwieweit die Beaufsichtigungspflicht stattgefunden hat alle diese Sachen zur Kenntniß Sr. Majestät gelangen. Wenn hier der Wunsch ausge⸗ sprochen ist, der Sache einen neuen Druck zu geben, so glaube ich sagen zu dürfen, daß von Allerhöchster Hand bereits derartiges im Wege ist.

Abg. Frhr. von Un ruhe⸗Bomst: Die meisten Klagen über schlechte Behandlung der Lehrer datirten aus der Zeit, als die Lehrer während ihrer Sommerferien zur sechswöchentlichen Uebung eingezogen wurden. Der Umstand, daß die Offiziere und Unteroffiziere nur mit einer Klasse der S zu thun hatten, hat vielfach zu einer üblen Behandlung geführt. Nach der neueren Gesetzgebung müssen aber die Lehrer mit den Ersatzreservisten zusammen aus⸗ gebildet werden, sie werden also im ersten Jahre zu einer 10wöchentlichen, im zweiten zu einer 6wöchentlichen und im dritten zu einer 4wöchentlichen Uebung eingezogen. Dadurch fällt schon ein Grund weg zu einer ganz besonderen Be⸗ handlung der Lehrer. Ich bin fest überzeugt, daß, wenn diese neue Einrichtung sich erst eingebürgert haben wird, daß dann auch die Klagen fortfallen werden. Ich kann versichern, daß in ähnlichen Fällen, wo vie Beschwerden sich als berechtigt erwiesen hatten, den Gekränkten volle Satisfaktion zu Theil geworden ist.

Abg. Richter: Ich kann nicht anerkennen, daß in dem Zusammenüben der Lehrer mit den Ersatzreservisten ein er⸗ leichterndes Moment liegt. Wenn Ausdrücke wie: „Ihr seid noch viel dümmer, als der dümmste Bauernbengel!“ in Gegen⸗ wart der übrigen Reservisten fallen, so müssen sie von den Lehrern viel schwerer empfunden werden, als wenn sie in engeren Kreisen gemacht werden. 191

Die Ausgaben des Kriegs⸗Ministeriums werden bewilligt.

Ohne Debatte bewilligt das Haus die Kapitel: Militär⸗ Kassenwesen, Militär⸗Intendanturen, Militär⸗ Geistlichkeit, Militär⸗Justizverwaltung, Gouver⸗ neure, Kommandanten und Platzmajore, Adju⸗ tantur⸗Offiziere und Offiziere in besonderen Stellungen, Generalstab und Landesvermessungs⸗ wesen, Ingenieur⸗ und Pionier⸗Corps, Geld⸗ verpflegung der Truppen, sowie höhere Truppen⸗ befehlshaber. Im letzteren Kapitel sind mehr verlangt die Stäbe für 2 General⸗Kommandos, 3 Infanterie⸗ Divisionen und 13 Brigaden in Folge der im Anfang der Sitzung in zweiter Lesung angenommenen Novelle zum Militärgesetz. Auch diese Mehrforderung wird ohne Debatte genehmigt.

Zum Kapitel „Naturalverpflegung der Truppen“ 888 der Berichterstatter Abg. Graf von Saldern aus: in Folge er außergewöhnlich früh erfolgten Aufstellung des diesjährigen Etatsentwurfes hätten die gewöhnlich den Etatsansätzen zu Grunde gelegten Oktoberpreise diesmal nicht berücksichtigt werden können, dieselben seien vielmehr erst im Laufe der Kommissionsberathung bekannt und nachträglich noch in Be⸗ rücksichtigung gezogen worden. Dadurch erhöhe sich der Ansatz für Naturalverpflegung der Truppen um 1 361 360

Abg. Freiherr von Buol: Der Druck der Quartierlast be⸗ sonders beim Manöverist schon oft Gegenstand von Klagen gewesen⸗ Wenn eine Abhülfe möglich ist ohne Erhöhung des Etats, so ist dieselbe je eher je besser in Angriff zu nehmen. Es ist in Aussicht gestellt, die Verpflegung nicht einzelnen Gemeinden, sondern größeren Verbänden zu übertragen. Sollte dieser Weg nicht gangbar sein, so müßte man sich auch schließlich mit einer Erhöhung des Etats befreunden. Denn da die Militärlast eine allgemeine ist, muß sie auch wirklich auf die Schultern des ganzen Volkes gelegt werden. Wünschenswerth wäre es auch, die Stellung der Regierung zu der prinzipiellen Frage, ob die Magazinverpflegung oder die Quartier⸗ verpflegung den Vorzug verdiene, kennen zu lernen. General⸗Lieutenant Stockmarr: Die angeregte Sache ist bis jetzt durchaus nicht in Vergessenheit gerathen. Wir können im militärischen Interesse nicht auf die Magazinver⸗ pflegung verzichten. Es ist durchaus nothwendig, nicht bloß die Truppen an diese Art der Verpflegung zu gewöhnen, sondern auch hauptsächlich das Intendantur⸗ und Magazin⸗ personal bei dieser Gelegenheit für den Kriegsfall einzuüben. Die Wichtigkeit der Verp hung der Armee im Kriege leuchtet ein. Es ist deshalb unsere Pflicht, das betreffende

zersonal im Frieden recht eingehend zu schulen, und dazu giebt uns das Manöver für kurze Zeit, die wir deshalb recht ausnützen müssen, Gelegenheit. Sctaatssekretär Frh von Maltzahn: Miiine Herren! er Perr Referent hat Ihnen dargelegt, welche Unterschiede zwischen denjenigen Zahlen bestehen, deren Einstellung in Tit 4 des Kap. 25 Ibre Kommission Ihnen vorgeschlagen hat, und denjenigen Zahlen, welche im Entwurf des Etats eingestellt waren. Die Zahlen, deren Einstellung Ihre Kommission Ihnen vorschlägt, sind

* dinetenigen, welche in der Vorlage der verbündeten Regierungen eingestellt

sein würden, wenn es uns möglich gewesen wäre, bei der Einbrin⸗ gung des Etats das Exempel bereits nach denselben Grundsätzen auf⸗ umachen, welche in den letzten Jahren beobachtet worden sind.

ch babe selbstverständlich wegen der verfassungsmäßigen Stellung der verbündeten Regierungen in Ihrer Lüe meine ausdrückliche Zustimmung zu dieser Erhöhung des Etats nicht erklären können; ich habe aber seitdem Anlaß ge⸗ vommen, über den Beschluß der Kommission den verbündeten vedterungen Mittheilung zu machen. Es sind dabei Einwendungen gegen die veränderte Berechnung nicht zu meiner Kenntniß gekommen,

8 5 and ich habe begründeten Anlaß, anzunehmen, daß, wenn der Reichs⸗ ** die Einstellung dieser höheren Ziffern, dem Antrag seiner Fon. 1 m

niilion entsprechend, beschließt, diese Erhöhung des Etatsansatzes einen Widerspruch bei den verbündeten Regierungen nicht finden wird. Was die von dem Hrn. Abg. tan von Buol angeregte An⸗ ene: betrifft, so hat dieselbe vom militärischen Ciasdpunkt durch die Aeußerung desjenigen Herrn, der vor mir gesprochen, bereits dortung gefunden; ich kann aber doch nicht unterlassen, darauf Hewesen, daß sein Wunsch im Wesenklichen auf eine Erhöhung der gesetzlichen Sätze für Quartierverpflegungen hinausläuft, wie sie

. ja zweifellos, daß diese Sätze überall mäßig, in den⸗ senigen Gegenden von Deutschland, welche theure Preise haben, unzureichend bemessen sind, während in anderen Gegenden die hiernach zu reise hinter den wirklichen Preisen der Gegend nicht in gleichem Maße zurückbleiben. Es ist ja die Absicht dieses Gesetzes gewesen, die Lasten unseres Heerwesens auszugleichen, welche natur⸗ gemäß bei den Manbvern auf einzelnen Gegenden stärker lasten, als auf den anderen, enn selbst bei voller Entschäͤdigung ist die Last,

für Wochen fremde Leute in den eigenen Räumen zu haben, eine solche, die sich nicht vollständig ausgleichen läßt, also: die Absicht dieses Gesetzes ist dabin gegangen, diese Lasten nach Möglichkeit auszugleichen, und ich verkenne gar nicht, daß es vielleicht angezeigt sein möchte, die damals angenommenen Sütze zu erhöhen. Vom Standpunkt der Finanzverwaltung aber und ich bin doch zunächst durch mein Amt berufen, die finanziellen Interessen des Reichs, die Interessen des Steuerzahlers zu vortreten, kann ich 84 doch nicht als ausgemacht zugeben, daß eine Erhohung dieser Sätze nu dann unbedingt zu fordern sein würde, wenn sie mit einer erheblichen Mehrbelastung des Reichs und der Steuerzahler verbunden sein würde. Und das venahe ist unbedingt der Fall: Jede Erhöhung dieser Sätze geht, wie ich glaube, in die Millionen. Damit will ich nicht sagen, daß ich einer Prüfung der Frage, ob die jetzigen Sätze in der That heute noch angemessen seien, entgegen sein würde, ich will auch nicht agen, daß ich einer Erhöhung widersprechen würde; ich habe nur rvorheben wollen, daß diese Angelegenheit eine so groß. finanzielle Bedeutung hat, daß sie unbedingt der allersorgfältigsten Prüfung und Erwägung bedarf.

Das Kapitel wird bewilligt; ebenso ohne Debatte die Ausgaben für Bekleidung und Ausrüstung der Truppen, für Garnison⸗Bauwesen, Militär⸗Me⸗ dizinalwesen, Fermaltung der Traindepots, Ver⸗ pflegung der Ersatz⸗ und Reservem annschaften, Ankauf von Remontepferden und Verwaltung der Remontedepots.

Zum Kapitel „Reisekosten“ beantragen die Abgg. Haarmann u. Gen.: Die verbündeten Regierungen zu er⸗ suchen, die Position im nächsten Etat angemessen zu erhöhen, um den Mannschaften des stehenden Füehh⸗ im Falle der Urlaubsertheilung alljährlich für eine Reise in die Heimath freie Fahrt auf den deutschen Eisenbahnen zu gewähren.

Ab Dr. Haarmann: Der Autrag ist im Interesse der Mannschaften gestellt, welche in weit von der Heimath ent⸗ fernten Garnisonorten dienen und nur mit Aufwendung nicht unerheblicher Mittel in die Heimath reisen können. Allerdings ist die Zahl der Soldaten, denen während ihrer Dienstzeit die Freude eines Besuchs in der Heimath unbekannt bleibt, nicht allzu groß, in den meisten Fällen schichen die Eltern das Reisegeld, was ihnen aber oft recht sauer wird. Der Satz des Militärtarifs von 1,5 für den Kilometer bedingt bei größeren Entfer⸗ nungen eine nicht unerhebliche Ausnahme. Die Entfernung von Bochum z. B. bis Mülhausen i. E., wo ein westfälisches Regiment seeht⸗ beträgt 560 km, das macht für die Hin⸗ und Herreise 16 Ein Bochumer, der bei der Garde in Berlin dient, muß diesen Vorzug bei einer Urlaubsreise mit 14,40 bezahlen. Von Beuthen nach Straßburg i. E., dem Garnisonort eines oberschlesischen Regiments, beträgt die Entfernung sogar 1177 km. Erst wollte ich in meinem Antrage die Be⸗ willigung der freien Fahrt von der Bedürftigkeit abhängig machen, dies ließe sich aber ohne viele Härten gar nicht durch⸗ führen. Auszuschließen von der freien Fahrt sind natürlich die Einjährig⸗Freiwilligen, weil der Dienst ja nur ein Jahr dauert und es von ihrem freien Willen abhängt, sich den nächst gelegenen Garnisonsort zu wählen. Die Mehrausgaben würden allerdings bei der Friedenspräsenz von 468 409 Mann erheblich sein, aber viele Soldaten kommen hierbei nicht in Betracht, da sie in dem Wohnort ihrer Eltern oder in dessen nächster Nähe dienen. Außerdem sind die meisten Eisenbahnen Deutschlands Staatsbahnen, und das Reich würde mit den Einzelstaaten

darüber leicht ein Abkommen treffen können. Man wird trotz

der Mehrausgaben damit einverstanden sein, wenn in Zukunft jeder Soldat einmal im Jahre eine Urlaubsreise machen kann und sich keine Sorge um das Reisegeld zu machen braucht.

Abg. Freiherr von Ellrichshausen: Wir unterstützen den Antrag, denn es ist uns bekannt, welche großen Opfer die Familien für ihre Söhne während der Dienstzeit bringen müssen. Selbstverständlich sind die Einjährig⸗Freiwilligen auszunehmen.

„Abg. Richter: Der Antrag mag ja sehr gut gemeint 8 ist aber nicht vollständig. ill man den Zweck erreichen, o muß man auch feststellen, daß, wenn nicht besondere Gründe individueller Art obwalten, jeder Mann auch Urlaub erhält, sonst kann die Militärverwaltung aus finanziellen Gründen mit den sparsamer sein, besonders da, wo durch große Entfernungen die Reise⸗ kosten erheblich höher werden. Dieser Konflikt kann vielleicht in einer Kommissionsberathung gelöst werden, und ich be⸗ antrage deshalb die Ueberweisung des Antrages Haarmann an die Budgetkommission.

8 98 Haus beschließt demgemäß; das Kapitel wird be⸗ willigt.

Ohne Debatte werden bewilligt die übrigen Kapitel des Ordinariums: Militär⸗Erziehungs⸗ und Bildungs⸗ wesen, Militärgefängnißwesen, Artillerie⸗ und Waffenwesen, teschnische Institute der Artillerie, Bau und Unterhaltung der Festungen, Wohnungs⸗ gerbesnsüe, Unterstützungen, Zuschuß zur

ilitär⸗Wittwenkasse, Verschiedene Ausgaben.

Es folgen die einmaligen Ausgaben des ordent⸗ lichen Etats.

Abg. Richter: Um die Verhandlungen abzukürzen, will ich allgemein erklären, daß wir uns der Bewilligung der Forderungen für die Verbesserung der Bewaffnung, Munition und Ausrüstung nicht entziehen können, dben wenig der Bewilligung derjenigen Neubauten, die in Verbindung mit der Dislokation der Truppentheile stehen. ind diese Ausgaben nothwendig, so müssen um so mehr die anderen Bauten vermieden werden. Die Abstriche der Kommission gehen uns nicht weit genug, wir sind grundsätzlich gegen die Neubauten, die nicht an den Grenzen erforderlich sind, in diesem Jahre und stimmen auch Legen den Bau einer neuen Konservenfabrik. Wir halten die Bauten im Innern des Landes um so weniger für dringend, als der Kriegs⸗Minister in der Kommission erklärt sar. die früher aufgestellten Kasernirungspläne veraltet eien und für die nächste Session ein neuer aufgestellt werden soll und, weil er ferner die Absicht ausgesprochen hat, später die kleineren Orte, denen Garnisonen genommen find, zu entschädigen, soweit es das militärische Interesse möglich macht. Prinzipiell sind wir gegen die weitere Ausdehnung der Offizierkasinos und gegen die jetzt beliebte Forderung des Baues von Garnisonkirchen, weil wir eine solche Trennung von Bürgern und Militär nicht wünschen. Da unsere An⸗ träge in der Kommission von anderen Parteien nicht unter⸗ stützt sind, verzichten wir darauf bei den einzelnen Positionen unsere Ansichten darzulegen und die Anträge zu wiederholen.

Gemäß den Kommissionsanträgen werden die Forderungen von 141 800 für den Neubau eines Körner⸗ 1.2 Mehl⸗ magazins in Magdeburg, von 14 500 als erste Rate zum Neubau Nagazingebäuden in Gleiwitz, von 7300 als

1 res9 JK⸗7

ö166*

nse. Rate zum Ausbau von Magazingebäuden in Hanau ge

Potsdam (zweite Rate) spricht Abg. Baumbach für eine Absetzung dieser 5 für den Fall, daß die Garde du Corps⸗Kaserne in der Charlottenstraße in Berlin, wie es den Anschein fübe⸗ nicht für Zweche des Bihliot

werden sollte. I 2

Staats⸗Minister von Verdy du Vernois: 1“

Meine Herren! Die Verhandlungen in der Kommissionssitzung wurden für uns insofern ein Nopum, als wir ersahen, daß bei Ihnen mit ziemlicher Bestimmtheit in Folge früherer Verhandlungen darauf gerechnet worden ist, daß diese Kaserne der Gardes⸗du⸗Corps in der Charlottenstraße für anderweitige Zwecke frei werden würde. Die Verhandlungen sind früher 5 nur mündlich geführt; mir und den Herren, die augenblicklich mit mir arbeiten, waren 85 nicht bekannt. Wir haben das Gebäude also, als wir hier in die Nothlage kamen, durch Kündigung des Palais am Leipziger Platz, im Interesse der Militärverwaltung weiter verwerthet. Ich habe in der Kommissions⸗ sitzung zugesagt, 88 ich dieser Angelegenheit sofort näher treten würde. Das habe ich auch gethan. Da hat sich nun zunächst herausgestellt es wird für Viele auch ein Novum sein —, daß das betreffende Grundstück gar nicht dem Reich gehört; der Grund und Boden an und für sich steht im Grundbuch auf dem Blatt als ein Theil des sogenannten egeheSg und Besitzer desselben ist das Königliche Hofmarschall⸗Amt. Anders liegt es mit der Kaserne. Die Kaserne ist in den Jahren 1829—31 aus den vaeene Servis⸗ geldern gebaut worden. Die Kaserne selbst ist unbestreitbares Eigen⸗ thum des Reichs und kann jeden Augenblick niedergerissen und ander⸗ weitiger Ersatz dafür geschaffen werden. Auf dieser ich der Angelegenheit weiter näher getreten und in der Lage, heute Ihnen zu erklären, daß aus dem Umstande, daß augenblicklich die Militärverwaltung diese Garde⸗du⸗Corps⸗Kaserne für ihre Zwecke noch mit Beschlag belegt hat, in keiner Weise ein Hinderunasgrund ent⸗ stehen soll, diese Kaserne, das Gebäude dort, für anderweite Zwecke, speziell wissenschaftliche Zwecke zu verwerthen. Von dieser Sachlage ist meinem Herrn Kollegen in dem Staats⸗Ministerium Kenntniß gegeben worden, der seit längerer Zeit mit großer Gespanntheit darauf wartete.

Abg. Richter: Die weitere Verfolgung dieser Angelegen⸗ heit gehört also weniger in den Reichstag als in das preußische Abgeordnetenhaus. Im preußischen Abgeord⸗ netenhause ist wiederholt fast in jedem Jahre bei den Be⸗ rathungen des Kultus⸗Ministeriums hingewiesen worden, in welchen Nothstand die Königliche Bibliothek, die Akademie und die Universität in Bezug auf ihre Erweiterung dadur gerathen, daß zwischen ihnen die Kaserne liegt und deshal eine Erweiterung unterbleiben mußte.

Die Forderung wird bewilli

Gestrichen bauten, u. A. 41 000 für Posen, 110 000 für Neisse, 30 000 für Oppeln, 35 000 für Osnabrüͤck, 20 5 Karlsruhe (für den Neubau einer Kavallerie⸗ kaserne daselbst werden statt 610 900 nur 300 000 be⸗ willigt). Für den Neubau einer Kavalleriekaserne u. s. w. in Darmstadt werden statt 844 000 nur 344 000 ℳ, für den Erweiterungsbau der Artilleriekaserne ebendort statt 485 000 150 000 bewilligt. Für den Neubau einer Kaserne u. s. w. für eine Abtheilung Feldartillerie in Mainz werden 127 von der Forderung von 477 400 abgesetzt. Das Extra⸗ ordinarium des außerordentlichen Etats wird durch⸗ weg nach den Kommissionsanträgen bewilligt.

Schluß 4 Uhr.

LEEW

* verwendet

tung in den Königlich preußischen Staaten. Herausgegeben im Bureau des Ministeriums des Innern. Nr. 11. Inhalt: I. Allgemeine Verwaltungssachen. Cirkular, Uebertragung der sset. setzung der Bureaukosten⸗Entschädigungen für die Spezial⸗Kommissare auf die General⸗Kommissionen. Verfügung, Bezeichnung der von Wittwen geborenen Kinder bei Eintragung des Geburtsfalls in die Standesregister. Cirkular, Zulassung griechischer Unterthanen zur Eheschließung in Preußen. II. Organisationssachen. A. Behörden und Beamte. Cirkular, Berichtigung eines Druckfehlers in der Zu⸗ sammenstellung der Uniformen der preußischen Staatsbeamten. Verfügung, Uebernahme der Kosten für Untersuchung des Ge⸗ sundheitszustands der Anwärter für den Schutzmannsdienst. Verfügung, Uebernahme der Besoldung von Beamten, welche zum Zweck einer anderweiten Dienstleistung von ihren bisherigen Amtsgeschäften zeitweise entbunden werden. B. Staatshaushalt, Kassen⸗ und Rechmmeachen. Vorschriften über die formelle Ein⸗ richtung der Jahresrechnungen ꝛc. bezügl. der Ausgaben an gesetzl. Wittwen⸗ ꝛc. Geldern für Hinterbliebene der Staatsbeamten, sowie an Betriebsunfall⸗Renten. Verfügung, Berechnung und Erstattung der Kosten für Gefangenentransporte, welche auf Ersuchen der Justiz⸗ behörden innerhalb der Provinz Hannover und Hessen⸗Nassau aus⸗ geführt werden. C. Geschaäftsgang und Ressortverhältnisse. Geschäftsanweisung für die Kommission zur Herstellung des Schiff⸗ fahrts⸗Kanals von Dortmund nach den Emohäfen. Verfügung, Ertheilung amtlicher Führungsatteste an Ausländer Seitens der Amts⸗ vorsteher. Verfügung, Kostentragung in Cbaussee⸗ und Jagd⸗ polizei⸗Kontraventionssachen. Medizinal⸗Angelegenheiten. Cirkular, Empfehlung der von dem praktischen Arzt Dr. Georg Cornet heraus⸗ gegebenen Schrift: die Sterblichkeitsverhältnisse in den Kranken⸗ pflegeorden c. IV. Veterinärwesen. Cirkular nebst Erkenntniß wegen Zahlung der Entschädigung für ein auf polizeiliche Anordnung etödtetes rotzkrankes Pferd. V. Verwaltung der Kommunen, Korporationen und Institute. Anordnung, daß der jedesmalige Landes⸗Direktor der Provinz Posen die Bezeichnung „Landes⸗Haupt⸗ mann“ führe. VI. Polizeiverwaltung. A. Gendarmerie. Cirkular Gewährung von Kommandozulagen an zur Dienstleistung außerhalb ihrer Stationsorte kommandirte Mitglieder der Landgendarmerie. B. Gewerbepolizei. Cirkular, polizeiliche Revision der Schankgefäße. C. Ja . Verfügung, Handhabung des Wildschongesetzes. D. Sicerh tspolizei. Cirkular, Bekämpfung des Zigeunerunwesens.

Verfügung, Fortschaffung aufgegriffener Deserteure durch die Gen⸗ darmen. Cirkular, Vorführung vorläufig festgenommener Personen vor dem Amtsrichter. E. Bau⸗Polizei. Verfügung, Aufbewahrung

Ministerial⸗Blatt für innere Verwal⸗

der von den Unternehmern gewerblicher Anlagen einzureichenden Be⸗ schreibungen, Zeichnungen und Pläne. Verfügung, 8ven der e

Vorschriften über das Verfahren bei Errichtung von Dampffessel⸗ anlagen. Gefängnißwesen, Straf⸗ und Besserungsanstalten. ECirkular, Ausanwortung von Leichen Strafgefangener an deren An⸗ sehöris . Cirkular, Beschaffung der für die Gefängnisse erforder

ichen Lagerungs⸗ und Bekleidungsgegenstände bei Neubauten. G. Berechtigung der Chefärzte der Militär⸗-

Lazarethe zur Auesstellung der Bescheinigungen für Erthei⸗ lung von Leichenpässen. H. Ortspolizei. Cirkular, Nor⸗ mal⸗Regulativ, betreffend Erhebung einer Hundesteuer. I. Polizei der öffentlichen 5g22 Cirkular, indhabung des Stationswesens der deutschen Arbeiterkolonien. K. Vereinsangelegen⸗ heiten. Verfügung, Ahgeben von Schüssen für Se. Majestät den Kaiser und König bei sogen. Königsschießen der Schützengilden. VII. Ver⸗ waltung für Lanmoietbfchaft, Domänen und Forsten. Cirkular, Ver⸗ ochtung forstfiskalischer Ländereien an Waldarbeiter. VIII. Ver⸗ ältnisse zu fremden Staaten. Cirkular, Verbot der Einfuhr russicher Scheidemünzen, sowie aller Arten ausländischer kupfern silberner Münzen nach Rußland 8

Bei der Fordeung für die Garde du Corps⸗Kaserne in

rundlage bin

t. 8 werden an Fer runaen für Kasernen⸗

Statistik und Volkswirthschaft.

Berliner Miethsverhältnisse in 1886/87.

Die durchschnittliche Kn der auf ein Grundstück in Berlin entfallenden Wohnungen ist seit 1879 um 15 % gestiegen. Ueber diesen Durchschnitt hinaus ging die Steigerung in der Königstadt, in der Friedrich⸗Wilhelmstadt, in Moabit, in der jenseitigen Louisen⸗ ed auf dem Wedding und am weitesten in der Schöneberger und empelbofer Vorstadt, wo sie bez. von 11,87 auf 14,91 und von 14,76 auf 18,59 Wohnungen per Grundstück stieg. In diesen beiden Stadt⸗ theilen ging die starke Vermehrung der Grundstücke mit der höchsten Zunahne der Ausnutzung ihrer Ertragsfähigkeit parallel. Wenn in den inneren Stadttheilen, in welchen die Zahl der Grundstücke herab⸗ eing. trotzdem die Zunahme der durchschnittlich auf ein Grundstück entfallenden Wohnungen und Gelasse keine bedeutende war, so lag dies darin, daß in den zusammengelegten Grundstücken größere Woh⸗ nungen und namentlich größere Geschäftslokale eingerichtet wurden.

Die Vermehrung der ertraasfähigen Wohnungen betrug in der Stadt überhaupt im Jahre 1886/87 30,630%, in 1887/88 38,86 %0, innerhalb der letzten Jahre nahezu 259 %0, also mehr als ein Viertel des Bestandes am 1. Januar 1880. Die Zahl derselben betrug am 1. Januar 1880 273 987, 1886 dagegen 322 172, 1887 332 039, 1888 344 941. Trotz dieser gewaltigen Vermehrung hat sich doch die Zahl der unvermietheten Wohnungen seit 1880 von Jahr zu Jahr ver⸗ mindert, bis zum Jahre 1887/88, in welchem wieder eine Vermehrung eingetreten ist, oder begonnen hat. Die Zahl der unvermietheten Wohnungen betrug 1880 18 508, sie sank bis auf 6904 im Jahre 1886/87 und stieg dann wieder bis auf 7351.

Der durchschnittliche Miethswerth aller vorhandenen Wohnungen war 1887 627,4, 1888 639,9 Der niedrigste Stand des Mieths⸗ werthes erscheint 1882 mit 597,1 ℳ, von da ab hat sich eine fast stetige Steigerung vollzogen. Die Erhöhung des Miethswerthes war am bedeutendsten auf dem Friedrichswerder (39,8 %), nächstdem in der Dorotheenstadt (21,5 %), der Friedrichsstadt (21,2 %), Berlin (14,8 %), Moabit (12,0 %), auf dem Wedding (11,4 %), in der Schöneberger Vorstadt (10,1 %), der Rosenthaler Vorstadt (9,7 %), in Neu⸗Kölln (7,7 %), im Stralauer Viertel (6,9 %), im Spandauer Viertel (6,4 %), in der jenseitigen Louisenstadt (6,0 %), in der Oranienburger Vorstadt - ‧%) und in der diesseitigen Louisenstadt (5,2 %); in vier Stadttheilen

lieb die Erhöhunag unter der durchschnittlichen der ganzen Stadt (3,2 %), am geringsten war sie in der Königstadt (0,2 %); verringert gegen 1880 erscheint der Miethswerth am 1. Januar 1888 in der unteren Friedrichstadt um 4 %, in der oberen um 9 %, in der Thier⸗ garten⸗Vorstadt um 16,5 %.

Die seit 1883 begonnene Verminderung der Wohnungen mit einem Miethswerth bis zu 150 hat in den Jahren 1886 und 1887 schnelle Fortschritte gemacht. Dieselbe betrug 1886 3805 bez. 8,46 %, 1887 3412 bez. 8,29 %, während bei allen übrigen Wohnungen eine bedeutende Vermehrung stattfand So haben slc in diesen beiden Jahren die Wohnungen von 151 bis 300 um 4,37 bez. 4,24 %, von 301 bis 600 um 5,90 bez. 7,61 %, von 601 bis 900 um 4,22 bez. 6,55 %, von 901 bis 1500 um 4,95 bez. 5,20 %, von 1501 bis 3000 um 4,80 bez. 6,17 %, von 3001 bis 15 000 um 7,64 bez. 5,80 %, die über 15 000 um 12,50 bez. 10,75 %, die Wohnungen überhaupt um 3,06 bez. 3,88 % vermehrt.

Was die Zahl der unbenutzten Wohnungen anbetrifft, so hat sich dieselbe, wie bereits oben bemerkt, sowohl im Ganzen wie in der Mehrheit der einzelnen Miethswerthklassen bis zu Anfang 1887 konstant verringert und erst in letzter Zeit eine unbedeutende Erhöhung gezeigt. Der Promillesatz der unbenutzten Wohnungen zu der Zahl aller vor⸗ handenen war im ersten Quartal 1888 am geringsten in den beiden Klassen, deren Miethswerth sich auf 151 bis 300 und 301 bis 600 beläuft; er betrug hier nur 15,81 bez. 17,63 %0. Noch geringer (3,25 00) war das Verhältniß allerdings bei den Wohnungen von über 15000 Miethswerth, indessen kommen diese bei der geringen Gesammtzahl von 618, von denen nur 3 unvermiethet waren, kaum in Betracht. Von 901 bis 15 000 hat sich der Promillesatz der unbenutzten Wohnungen noch stärker erhöht als die Zahl der Wohnungen, und scheint dies darauf hinzudeuten, daß die Vermehrung der theureren Wohnungen in zunehmender Weise das Beasri nach solchen überschreitet. Umgekehrt ist bei den Mieths⸗ werthklassen von 151 bis 900 die in steigendem 185 eingetretene Erhöhung der Zahl der vorhandenen Wohnungen doch noch hinter dem Bedürfniß zurückgeblieben.

Die Zahl der Miethserhöhungen hat sich in den beiden Berichts⸗ jahren wieder bedeutend vermehrt, von 27 353 in 1885 auf 33 184 in 1886 und 44 996 in 1887, die der Ermäßigungen dem gegenüber wesentlich vermindert, von 3795 auf 3125 bez. 2249. Das Zahlen⸗ verhältniß der Erhöhungen und Ermäßigungen war etwa das um⸗ gekehrte desjenigen in 1879. Damals fanden 2338 Erhöhungen und 46 286 Ermäßigungen statt, im Jahre 1887 44 996 Er⸗ höhungen und 2249 Ermäßigungen. Die Zahl der Umzüge betrug 1886 146 739, 1887 146 283. Vergleicht man die einzelnen Stadtbezirke untereinander nach dem Verhältniß der Zahl der Mieths⸗ erhöhungen, Ermäßigungen und Umzüge zur Zahl der vermietheten Wohnungen, so zeigen die Bezirke, in denen die Zahl der Erhöhungen die größte war, auch die höchste Zahl der Umzüge, während umgekehrt in den Begzirken mit der größten Zahl der Ermäßigungen die Zahl der Umzüge die geringste war.

Zur Arbeiterbewegung.

In Weihßweiler fand, wie „W. T. B.“ aus Aachen meldet, eine Versammlung von etwa 300 Arbeitern des Eschweiler Bergwerkvereins statt. Es wurde eine aus 6 Mit⸗

liedern bestehende Deputation gewählt, welche mit der irektion des Eschweiler Berzwerkvereins über die Gewäh⸗

rung der vollen Hälfte des Schichtlohns als Kranken⸗ eld, über die bessere Regelung der Gedinge, über eine ohnaufbesserung für die Schlepper, Tagearbeiter und alten

Häuer, sowie über den Wegfall des Wagennullens resp. Zuziehung

vonden 1“ zur Besichtigung bemängelter Wagen ver⸗ andeln soll.

Aus der jüngsten Arbeiterbewegung in den rheinisch⸗westfaͤlischen Kohlenrevieren theilt das „Dtsch. Tabl.“ folgende Einzelheiten, denen das Blatt eine symptomatische Bedeutung beimißt, als bemerkens⸗ werth mit: Am 18. ezember verweigerten zehn Pferde⸗ treiber (Jungen von 16 bis 17 Jahren) auf Schacht „Clerget“ der Aktiengesellschaft zu Herne die und verließen die Grube, als ihnen die geforderte Schicht⸗ lohnserhöhung von 2,10 auf 2,30 nicht bewilligt wurde. Dieselben sind, ohne daß ihnen bestimmte Zusage gemacht wurde, am folgenden Tage wieder angefahren. Am 21. Dezember haben auf Schacht „Julia“ der genannten Gesellschaft (die Gruben sind

neuester Zeit in den Besitz der Harpener Bergbau⸗Aktiengesellschaft] solid begründete.

Oeffentlicher Anzeiger.

1. Steckbriefe und Untersuchungs⸗Sachen.

2. 28 en, Fnsg haa orladungen u. dergl. 3. Verkäufe, 8 berdingungen ꝛc.

4. Verloosung, Zinszahlung ꝛc. von öffentlichen Papieren.

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Kbergegangen 28 jüngere Schichtlöoner (Pferdetreiber, Schlepper ꝛc.) die Arbeit unier Forderung höheren Lohns niedergelegt, sind aber folgen⸗ den Tags auf Grund in Aussicht gestellter besserer Vannarlöhne wieder an⸗ gefahren. Der bekannte Arbeiterführer Schröder, dem bei seiner Wiedermeldung auf Zeche. Westfalia“ sofortige Annahme zugesagt worden, der aber bis 15. Dezember Urlaub genommen hatte, um seine An⸗ Frgvessfites zu ordnen, ist auch an diesem Tage nicht angefahren, sat sich vielmehr in einem höflichen riefe wegen weiterer Ver⸗ säumniß mit anderweiten Geschäften entschuldigt. 16

Demselben Blatt geht aus Spandau folgende Mittheilung zu: Der preußische Feehs-Mi von Verdy du Vernois hat aus Anlaß des Projekts der Miüttärverwaltang, für die tech⸗ nischen Institute in Spandau Arbeiterwohnhäuser zu er⸗ bauen, folgendes von etwa siebentausend Arbeitern der Militärwerkstätten unterzeichnetes Dankschreiben erhalten: „Ew. Excellenz wollen zu Gnaden halten, daß sich die ganz gehorsamst unterzeichneten Arbeiter erlauben, nachstehenden Dank auszusprechen. Das hierorts seit Jahren bestehende Ausbeutungs⸗ system für die Arbeiter der Königlichen Institute, durch Zahlung von überaus hohen Wohnungsmiethen, lastet schwer auf uns, sodaß wir uns trotz der seit Jahren auf den Königlichen Werken florirenden Arbeit pekuniär wenig gebessert sehen. Die Forderungen der Wirthe. gehen neben dem hoben Miethszins noch weiter, indem letztere namentlich den mit Kindern gesegneten Familien stets die Frage vorlegen wie viel Kinder? In einzelnen Fällen ist sogar die Frage gestellt worden, ob sich die Familie im Besitz von Bettstrohsäcken befindet. Ebenso wird von einzelnen Wirthen das Vorhandensein einer Nähmaschine beim Miether als ein Grund der Zurückweisung verwerthet. Ew. Excel⸗ lenz haben nun durch die Aufnahme des Projekts, Arbeiterwohnhäuser in Spandau zu erbauen, sowie durch die achliche Vertretung desselben in der Budgetkommission unsere volle Zustimmung erworben, und sprechen wir hiermit unseren innigsten Dank aus, verbunden mit der geher amften Bitte, das Projekt sobald als irgend möglich zur Aus⸗ ührung zu bringen.“

Die Ausstandsbewegung in Belgien scheint nach den neuesten Meldungen des „W. T. B.“ aus Charleroi einem bal⸗ digen Ende entgegenzugehen. Die Arbeitgeber hielten gestern zwei Versammlungen ab; in einer Vormittags⸗Versammlung beschlossen die⸗ selben in der Ueberzeugung, daß die Bergarbeiter von ihren Forde⸗ rungen nicht abstehen werden, im Prinzip eine Verminderung der Arbeits⸗ stunden zu bewilligen. In der Nachmittags⸗Versammlung, in welcher der Deputirte Sabatier die Vermittlerrolle übernommen hatte, wurden die von den Arbeitern gestellten Forderungen auf einstündige Reduktion der Arbeitszeit und allmähliche Lohnerhöhung angenommen. Der Strike wird damit als beendet bezeichnet. Die A beit soll am Mittwoch wieder aufgenommen werden

Kunst und Wissenschaft.

Eine großel internationale Kunstausstellung der Akademie der Künste in Berlin wird für das Jahr 1891 eplant. Der „Kunst für Alle“ wird darüber geschrieben: Die Aus⸗ tellung soll, wie auch die diesjährige, im Eisenpalast am Lehrter Bahnhof stattfinden und voraussichtlich während der Monate Mai bis Oktober geöffnet sein. Es ist die Benutzung sämmtlicher Räume des Riesengebäudes in Aussicht genommen, dessen Theile schon jetzt einem Umbau unterzogen werden, um die Beleuchtung günstiger zu gestalten und den Saͤlen ein salonmäßigeres Aussehen zu geben. Die Aus⸗ stellung würde die 63. der Akademie sein und die zweite große inter⸗ nationale, welche dieselbe nach einem fünfjährigen Zwischenraum ver⸗ anstaltet. Sie findet sowohl in hiesigen wie in außerdeutschen Künstlerkreisen sympathische Aufnahme. Die bedeutenderen Berliner Meister arbeiten schon an Entwürfen zu neuen Werken, welche ein Schmuck jener Ausstellung werden sollen.

Das Goethe⸗ und Schiller⸗Archiv in Weimar hat, wie die „Köln. Ztg.“ mittbeilt, wiederum eine werthvolle Bereiche⸗ rung erfahren. Frl. Marie Emminghaus, eine mit der Familie Wieland's verwandte ältere Dame, hat Handschriften und Briefschaften Wieland's, die sich in ihrem Becih befanden, dem Archiv zum Geschenk gemacht. In dieser umfangreichen Samm⸗ lung befindet sich eine größere Anzahl von Briefen der Mutter Karl Fe. gr aus der Zeit, wo Wieland Erzieher am weimarischen

ofe war.

Ganz Italien bereitet sich darauf vor, im kommenden Früh⸗ jahr die 600 jährige Gedenkfeier der Liebe Dante’'s zu seiner Beatrice in würdigster Weise zu begehen. Zu diesem Zwecke wird, wie der „Hann. Cour.“ mittheilt, in Florenz während der Monate Mai und Juni eine nationale Ausstellung von Erzeug⸗ nissen weiblicher Kunst und Industrie veranstaltet werden. Bei der Ausstellung sowohl als auch bei den Festlichkeiten, die im Verlauf derselben stattfinden, sollen überhaupt ausschließlich die Frauen in den Vordergrund treten. Die geplanten glanzvollen Feste werden in den ersten Tagen des Mai, sowie am 9. Juni stattfinden, denn im Mai soll Dante seine Beatrice kennen gelernt haben, und der 9. Juni ist der Todestag. Zu Anfang Mai wird ein großes Kostümfest mit musikalischen Aufführungen und lebenden Bildern aus Dante's „Vita nuova“ veranstaltet werden. Außerdem giebt es Preiskonkurrenzen auf dem Gebiete des Gesanges und der Instrumentalmusik, natürlich nur für Frauen, und die hervorragendsten italienischen Schriftstellerinnen werden eine Reihe von Vorträgen über das Frauenleben in Italien halten. Die Veranstalter der Ausstellung sind überdies bemüht, eine möglichst reichhaltige Sammlung aller Ausgaben von Dante's „Vita nuovra“ zusammenzubringen, und werden hierfür auch Beiträge aus dem Auslande gern entgegennehmen.

Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.

Türkei.

Laut einer Mittheilung des Sanitätsamts zu Beirut ist die

Dauer der Quarantäne gegen die Provenienzen von Basra und

diejenigen des persischen Golfes von 10 auf 5 Tage herabgesetzt. (Vergl. „Reichs⸗Anzeiger“ Nr. 204 vom 28. August 1889.)

Handel und Gewerbe.

Berlin, 12. Januar. (Wollbericht d. Ctrbl. f. d. Textil⸗ Zad Das Geschäft bewegte sich in den letzten acht Tagen in ruhi⸗ sen Bahnen. Mehrere größere Fabrikanten entnahmen dem hiesigen ager 7—800 Ctr. Stoffwollen zu bisherigen Preisen. Natur⸗ pemãß werden sich die Umsätze von jetzt an nur in engen Grenzen ewegen können, da die Vorräthe ihrer Geringfügigkeit wegen für größere Geschäfte nicht mehr ausreichen. Die Tendenz bleibt eine zu⸗ versichtliche für die ren. Wenn man auch weitere erhebliche Werthsteigerungen nicht voraussieht, so hält man doch die Lage des Artikels für eine gesunde und die gegenwärtige Preisstufe für eine

Die Rhein.⸗Westf. Zir berichtet vom LArt. ch⸗west⸗ fälischen Eisen⸗ und Sfahlmarkt: Der rheinisch⸗westfälische Eisenmarkt ist in seiner bisherigen durchaus festen Haltung ge⸗ blieben, und die Stimmung ist allenthalben eine zuversicht iche. Von der sonst um diese Zeit eintretenden Stille ist in diesem Jahre kaum etwas zu merken. Vereinzelt ist sogar sehr starke Nachfrage gewesen. In Eisenerzen hat sich imLaufe der letzten Woche nur wenig geändert. Die Förderung Siegerländer und Nassauer Erze macht gute Fortschritte, die Preise sind unverändert und lohnend; man glaubt, daß die Förderun sich im nächsten Jahre, dem Bedarf entsprechend, noch vermehren werde. Au im Luxemburgischen gehen Erze gut ab, die in letzter Zeit erhöhten Preise werden fest behauptet. Auf dem Roheisenmarkt berrscht unausgesetzt feste Stimmung. Die Preise haben ihre steigende Tendenz beibehalten, sind aber im Uebrigen ziemlich auf ihrem früheren Stand⸗ punkte geblieben. Die Erzeugung von Roheisen betrug im Dezember 1889 127 923 gegen 110 362 t im November, am stärksten hat Puddelroheisen abgenommen. Dagegen ist an Gießereiroheisen mehr erzeugt als verbraucht worden. Im Ganzen haben aber die Lager um rund 1400 t abgenommen. Spiegeleisen ist augenblicklich sehr rege gefragt. Neben dem lebhaften Bedarf des Inlandes suchen auch die belgischen Werke jetzt anzukommen. Die meisten derselben haben ihren Bedarf für das erste halbe Jahr noch nicht gedeckt und fürchten, daß die durch den Ausstand verursachte Ver⸗ theuerung von Kohle und Koks auch eine solche für Roheisen nach sich ziehen werde. Die Werke sind außerdem bereits durch frühere träge reichlich mit solchen versehen. In Puddelroheisen herrscht noch immer ungemein rege Nachfrage. Die Hütten haben in dieser Sorte fast ihre gesammten Lagervorräthe abgestoßen. Die Preise sind durchweg fest. Thomaseisen ist in steigender Nachfrage. Auf dem Fertigeisenmarkt herrscht gleichfalls reges Leben. Die Stabeisenwerke sind gut. mit Aufträgen versehen. Die Nachfrage vom Auslande her ist eine gute. Vereinzelt wird auch vom Auslande her eine befriedigende Nachfrage vermerkt. Die Preise für Winkel⸗ eisen sind entsprechend denen des Stabeisens erhöht worden. Kesselblechen ist die Geschäftslage unverändert geblieben. Die Werke sind sammt und sonders in lebhaftem Betrieb; und die letzthin erhöhten Preise werden anstandslos bewilligt. Auch den Feie beß ech⸗ walzwerken ist durch die eingelaufenen und noch eingehenden Auf⸗ träge der Betrieb auf einige Zeit hinaus gesichert. Die Nachfrage ist im Allgemeinen eine gute. Die Markt⸗ lage für Bandeisen ist, was Nachfrage und Absatz anbelangt, ohne Aenderung geblieben. Die Preise haben jedoch in der letzten Woche eine abermalige Erhöhung erfahren. Ueber Walzdräht läßt sich nichts Neues berichten; das Geschäft ist nach wie vor un⸗ gunstig. Höchstens daß Werke, welche sich auf längere Zeit hinaus zu billigen Preisen mit Roheisen deckten, trotz der jetzigen, dem augenblicklichen Stande der Rohmaterialien nicht entsprechenden Preise, noch einigen Gewinn erzielen. Die Maschinenfabriken und Eisengießereien sind zu mehr oder minder lohnenden Preisen gut beschäftigt. Auch in den Bahnwagen⸗Anstalten ist der Be⸗ trieb ein reger.

Wie die Wiener „Presse“ meldet, hat das Handelsgericht einen Antrag auf Bestellung eines Kurators für die dreiprozentigen Oesterr. Südbahn⸗Prioritäten abgewiesen.

Wien, 13. Januar. (W. T. B.) Ausweis der Karl⸗Lud⸗ wigsbahn (gesammtes Netz) vom 1. bis 10. Januar: 220 009 Fl., Mehreinnahme 13 725 Fl., die Einnahmen des alten Netzes betrugen in derselben Zeit 166.525 Fl., Mehreinnahme 13 574 Fl.

London, 13. Januar. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen⸗ ladung angeboten. 8

Glasgom, 13. Januar. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 8200 gegen 6000 Tons in derselben Woche des vorigen Jahres. 4

Bradford, 13. Januar. (W. T. B.) Wolle stetig, Garne ruhig aber fest, Stoffe flau.

Submissionen im Auslande.

8 Italien. 8 1) Januar 20. Spezia, Direzione costruzioni nav Marina: 300 000 kg feinstes Eisen zur Nagelfabrikation. Vor anschlag 96 000 Lire. Lieferung in Spezia, Neapel, Venedig und Castellamare.

2) in Aussicht stehend: Mailand, Direzione generale delle strade ferrate rete Mediterranea. Bedarf an rollendem Material für die Etatsjahre 1890/92 (1. Juli 1890 bis 30. Juni 1892,), Voranschlag 18 175 000 Lire; von welchem Betrage 10 425 000 Lire während des Etatsjahres 1890/91 und 7 750 000 Lire während des Etatsjahres 1891/92 zur Verwendung gelangen sollen. Für das Jahr 1890/91 sind folgende Anschaffungen in Aussicht genommen: 30 Lokomotiven, 150 Personenwagen, 1500 Güter⸗ wagen; für das Jahr 1891/92: 30 Lokomotiven, 100 Personen-⸗ wagen, 600 Güterwagen. 1 8

3) in Aussicht stehend: Mailand, Errichtung einer öffentlichen Waschanstalt mit Dampfbetrieb.

(Näheres bei der heel kanh

elgien.

Nächstens, Mittags, an der Brüsseler Börse, Vergebu 8 Lieferung von 50 000 buchenen Schwellen von 2 m Länge, 15 cm Höhe und 30 cm Breite.

Sicherheit: 0,20 Fres. das Stück. 3

25. Januar. Brüssel. Compagnie du Chemin de fer du Congo.

Lieferung von eisernen Schwellen, Weichen ꝛc. für 30 km Congobahn.

Näheres an Ort und Stelle. 1

Verkehrs⸗Anstalten. Die zur Verhütung einer Ueberfüllung des hiesigen

bahn⸗Direktion zu Berlin unter dem 8. Oktober v. J. ein. geführten und bekannt gemachten Einschränkungen sind, nachdem bereits am 22. Oktober v. J. der Stückgut⸗Verkehr und am 8. November v. J. der Kartoffel⸗Wagenladungs⸗Verkehr wieder frei gegeben worden, lau Bekanntmachung vom 10. d. M. (im heutigen Inseratentheile) vom 13. d. M. ab zeseitigt. Ausgenommen sind nur noch Heu⸗ Strob⸗ und Kiessendungen, welche noch bis auf Weiteres auf dem

Nordbahnhof verbleiben. Wie wir von zuständiger Seite erfahren,

amburg, 13. Januar. (W. T. B.) Der ostdampfe „A92hn 78. Hamburg⸗Amnerikanischen Hostdebtz Aktzengesellschaft ist, von Hamburg kommend, am 11. b. M in St. Thomas eingetroffen. Der Postdampfer „Danig derselben Gesellschaft hat, von New⸗York kommend, heute Nach⸗

mittag Secilly passirt. Wöö“ Kx

8 eeenhesn⸗ auf Aktien u. Aktien⸗Gesellsch. b. 8⸗ aften. . 1 Bemccfhe⸗ enoffenschabsczaftz. Genossenschaften. .Wochen⸗Ausweise der deutschen Zettelbanken.

9. Verschiedene Bekanntmachungen.

1 1) Steckbriefe und Untersuchungs „Tachen. Steckbriefs⸗Erledigung. gegen den Arbeiter 2 F.rorr wegen 8 in den Akten II. J. 208/86 unter dem [58146

6. April 1886, 9. Juni 1886, 10. eeil aaa

Königlichen Staatsanwaltschaft II Berlin erneuerte Steckbrief wird durch die Ergreifung des ꝛe. Gurski zurückgenommen. rlin, den 20. Nopember 1889. Konigliches Landgericht II. Der Untersuchungsrichter.

Hhtenber 1898 (5hc in Nr. 129 Hieses. Ateigers as 1878 hiter, d b - 86006ℳ9, 8 elöst zu baben, ein der Steuer vom Gewerbebetriebe nicht binnen einer Woche nach der Zustellun

eer 1889 von mir erlassene und unter den Maurer Karl Ro 5 im Umherziehen unterworfenes Gewerbe betrieben zu desselben bei dem unterzeichneten Gericht schriftli

ind b 11. Juli 1887 und 5. Oktober 1888 von der thal, Meseritzer, Dümke und Lier am 15. Mal

Frankfurt a.

[58143] Strafbefehl. Auf den Antrag der 8 -

Juli d. I

einem hausirt und ohne einen

am 2 ert Ratzow, den ꝛc. Levi⸗

1874 erlassene und wiederholt erneuerte Straf⸗

vollstreckungs⸗Requisition wird zurückgenommen. O., den 8. Januar 1890.

Königliche Staatsanwaltschaft.

niglichen Amtsanwaltschaft

38 wird gegen Sie wegen der Beschuldigung, zu Podgorz

Sonmtage, mit

aben Uebertretung gegen die Pol.⸗Verordn. vom April 1858, 88,† 9, 18 en vom 3. Jult 1876 §. 3661 Str.⸗G.⸗B. wofür als mittel bezeichnet sind: Zeugniß des Gendarm Rän. deck in Podgorz eine Geldstrafe von 10 und imgn. alle dieselbe nicht beigetrieben werden kann, eine tstrafe von 2 en festgesetzt. ugleich werden Ihnen die Kosten mit 1,20

Oeldruch anferlege Strafbefehl wird vollstreckbar, wenn Sie

ewerbeschein ein⸗

Stettiner Güter⸗Bahnhofes von der Königlichen Eisen:;

ist auch die Beseitigung letzterer Beschränkung demnächst zu erwarten. 8 8