1890 / 18 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 18 Jan 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Preußische Klassenlotterie. (Ohne Gewähr.)

Bei der gestern foftgesesten iehung der 4. Klasse 181. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in der EEEEEX“

2 Gewinne von 10 000 auf Nr. 24 965. 50 114.

1 Gewinn von 5000 auf Nr. 146 472.

23 Gewinne von 3000 auf Nr. 21 355. 21 793. 37 436. 46 011. 47 346. 55 718. 60 959. 64 229. 68 029. 89 716. 103 312. 104 961. 108 635. 115 026. 117 540. 118 562. 122 633. 126 824. 145 539. 151 418. 157 895. 161 746. 170 971. 8 8

31 Gewinne von 1500 auf Nr. 1871. 15 158. 28 624. 36 866. 36 903. 43 879. 44 297. 50 762. 52 040. 61 466. 69 148. 70 010. 71 488. 76 098. 89 241. 93 997. 107 972. 118 282. 123 974. 124 619. 124 687. 152 683. 152 895. 153 7723. 159 725. 162 679. 166 698. 172 251. 173 924. 176 353. 187 228. 8

30 Gewinne von 500 auf Nr. 15 500. 19 407. 24 954. 30 160. 31 988. 36 854. 40 429. 47 177. 61 809. 64 993. 66 429. 72 768. 78 870. 85 381. 88 272. 93 127. 96 471. 97 605. 106 150. 106 221. 113 402. 114 641. 126 496. 88 92 134 710. 140 939. 142 311. 148 920. 155 459. 1 3

Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 181. Königlich preußischer Klassenlotterie fielen in der Vor⸗ mittagsziehung: B Gewinne von 15 000 auf Nr. 93 053. 130 263Z. 89 6 von 10 000 auf Nr. 53 371. 97 665. 5. 6 Gewinne von 5000 auf Nr. 31 964. 78 529. 84 225. 94 355. 120 922. 142 401. 30 Gewinne von 3000 auf Nr. 8833. 10 461. 15 130. 21 924. 23 081. 26 545. 27 666. 41 688. 47 165. 52 143. 53 068. 57 673. 60 030. 80 032. 88 537. 99 380. 106 185. 106 649. 113 379. 128 836. 145 711. 146 157. 146 654. 149 303. 158 054. 172 758. 173 591. 173 918. 184 146. 185 302. 31 Gewinne von 1500 auf Nr. 6280. 10 632. 15 703. 15 971. 20 849. 25 573. 37 659. 43 584. 46 019. 47 145. 47 165. 47 919. 52 209. 53 405. 62 289. 68 186. 76 633. 78 412. 80 242. 86 082. 104 259. 105 779. 113 564. 122 202. 145 694. 149 648. 153 302. 168 898. 176 697. 177 183. 179 760. 1 54 Gewinne von 500 auf Nr. 1087. 1747. 4340. 4651. 6806. 8201. 25 283. 29 530. 31 289. 33 079. 42 928. 50 664. 53 339. 55 423. 56 062. 57 434. 57 490. 62 137. 62 766. 63 290. 67 284. 68 445. 71 578. 74 131. 74 619. 84 716. 87 890. 90 870. 91 435. 95 084. 111 852. 116 912. 123 392. 123 669. 126 156. 126 281. 128 447. 136 107. 136 795. 138 235. 138 080. 153 170. 153 488. 162 310. 165 081. 166 580. 172 579. 177 820. 182 031. 183 130. 183 626. 185 623. 186 365. 187 209.

Mannigfaltiges. Am 13. Januar ist, der „Dtsch. Bauzeitung“ zufolge, die Ent⸗

scheidung über die wichtigste, für den Bau des Reichstags⸗ gebäudes überhaupt lin Betracht kommende ästhetische Frage

die Stellung des mittleren, die Erscheinung des Hauses beherrschenden Kuppel⸗Aufbaues endgültig getroffen worden. Wallot’'s ursprünglicher preisgekrönter Entwurf von 1882 zeigte einen solchen Aufbau in Form eines offenen, vierseitigen Baldachins mit hoher Dachhaube und Laterne über dem Hauptraum des Hauses, dem Sitzungssaal des Reichstages. Aus mannigfachen Gründen hat der Architekt dieses Projekt umändern müssen, man hat später auf seinen Plan zurückkommen wollen, derselbe ließ sich aber in der ehemals geplanten Form nicht mehr verwirklichen, da der Sitzungssaal mittlerweile aus dem Ober⸗ in das Haupt⸗ geschoß verlegt worden ist. Hr. Wallot gelangte aber nach weiteren Studien zu einer neuen eigenartigen Lösung, in welcher der niedriger, aber tiefer gehaltene Aufbau mit seiner aus Glas und Eisen, bezw. getriebenem Kupfer herzustellenden Dachhaube unmittel⸗ bar das Oberlicht für den Sitzungssaal bildet. Seit fast 2 Jahren ist nunmehr darüber berathen worden, ob der Bauplan in diesem Sinne umgestaltet werden soll, zahlreiche schriftliche und mündliche Begutachtungen sind veranstaltet und mehrfache Berathungen der Baukommission gepflogen worden, bis diese endlich in ihrer Sitzung vom 13. d. M. einstimmig zu Gunsten der Wallot'schen Vorschläge sich entschieden hat.

In der „Urania“ hat das neue Ausstattungsstück „Die Ge⸗ schichte der Urwelt', welches zu Weihnachten zum ersten Mal in Scene?ging, bereits die fünfundzwanzigste Wiederholung erlebt: der beste Beweis dafür, daß der Beifall, mit welchem schon die General⸗ probe aufgenommen wurde, ein durchaus berechtigter und die Hoff⸗ nung auf durchschlagenden Erfolg eine begründete war. Stets findet sich eine ansehnliche Zahl von Zuschauern ein, die mit Interesse dem Vortragenden auf der Wanderfahrt durch die abenteuerlichen Landschaften der Urwelt folgen. Auch in weiteren Kreisen der Bevölkerung hat sich die Kunde von der besonderen Anziehungs⸗ kraft dieser Aufführung verbreitet, so daß sich besondere Vorstellungen nöthig machten. Bereits in der Sonntagsfrühe wird eine Sonder⸗ aufführung veranstaltet, indem zu ermäßigten Preisen 20 fur die Person Arbeiter⸗Vereinen der Eintritt gewährt wird. Von 11 Uhr ab wird anderen Vereinen, welche eine Separatvorstellung wünschen, eine solche gegen ein Eintrittsgeld von 50 geboten. Wegen dieser besonderen Veranstaltungen wird Sonntags die Urania für das Publikum erst um 3 Uhr Nachmittags eröffnet. So findet das Unternehmen in immer weiteren Kreisen Anerkennung und Benutzung. Seit ihrem Bestehen wurde die Anstalt von weit über 60 000 Personen besucht; jeder Vorstellung haben durchschnittlich ca. 300 Personen beigewohnt. Bis gegen Ende vorigen Jahres wurden seit Eröffnung der „Urania“ im Ganzen 187 größere, den Abend ausfüllende und 503 halbstündige Nachmittagsvorträge abgehalten. Die Direktion läßt sich angelegen sein, jederzeit durch Abwechslung im Repertoire dem Bildungs⸗ bedürfniß und der Lernbegier des Publikums Rechnung zu tragen.

Das Nordland⸗Panorama, Wilhelmstr. 10, stand in diesen Tagen und steht noch unter dem Zeichen des Schulkinderbesuchs. Die Direktion des Panoramas gewährt nämlich Schülern in Klassen eine Eintrittsbegünstigung. In Folge dessen haben diese Woche mehrere Tausend Schüler und Schülerinnen unter Führung von Lehrern und Lehrerinnen die interessanten Gemälde des hohen Nordens, besonders die Darstellung der Mitternachtssonne, des Nordlichts und der Lofoteninseln, besichtigt. Die elektrische Beleuchtung der Gemälde, eigens für die nordische Luftstimmung farbig hergestellt, soll, wie uns definitiv mitgetheilt wird, noch längstens diesen Monat erhalten bleiben. Die Beleuchtung ist malerisch und ganz besonders für diese Gemälde geeignet. Dieser Hinweis dürfte Vielen angenehm welche sich noch den Genuß der Besichtigung rechtzeitig verschaffen wollen.

Koblenz, 16. Januar. Nach der „Kobl. Ztg.“ hat Se. Majestät der Kaiser angeordnet, daß die von der hochseligen

Kaiserin Augusta E“ Rheinanlagen in bisheriger Weise erhalten werden sollen. Die Kosten übernimmt der Kaiser auf seine Schatulle. Die Stadtverordneten⸗Versammlung hat in ihrer jüngsten Sitzung beschlossen, das Andenken der dahingeschiedenen Kaiserin durch die Errichtung eines Denkmals zu ehren.

Mühlhausen i. Th., 16. Januar. (Magd. Ztg.) Dem Vorstand des hiesigen „Vaterländischen Frauen⸗Vereins“, welcher Ende voriger Woche an Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin von Baden ein Beileidschreiben und ein Blumenkissen für das Grab der Kaiserin und Königin Augusta, der hohen Protektorin des Vereins, abgeschickt hatte, ist folgendes Telegramm zugegangen: „Für die Seitens des Vater⸗ ländischen Frauen⸗Vereins zu Mühlhausen ausgesprochene herz⸗ liche Theilnahme und die der theuren Verklärten gewidmete schöne Kranz⸗ spende sage Ich Meinen tiefempfundenen Dank. Die Blumen sind auf der Ruhestätte Meiner unvergeßlichen Mutter niedergelegt worden. Berlin, den 15. Januar 1890 Großherzogin von Baden.“

London, 16. Januar. (A. C.) Zum Gedächtniß des vor 100 Jahren verstorbenen Philanthropen und Gefängnißreformatoren John Howard soll demselben in seiner Vaterstadt Bedford eine Bronze⸗Statue errichtet werden Die Kosten werden auf 3000 Pfd. Sterl. veranschlagt.

London, 16. Januar. (A. G.) Die Vorbereitungen der Eröffnung der Brücke über den Forth durch den Prinzen von Wales am 4. März werden bereits getroffen. Die handels⸗ amtliche Besichtigung erfolgt Anfangs Februar, die Uebergabe der Brücke an den Verkehr kann jedoch nicht vor Juni stattfinden, da die Arbeiten auf der Glenfary⸗Eisenbahn nicht genügend vorgeschritten sind. Am 23. d. M. soll die erste Lokomotive nebst einem Wagen über die Brücke fahren. Der Prinz von Wales wird bei der Er⸗ öffnungsfeierlichkeit persönlich den letzten Bolzen einschlagen.

Antwerpen, 16. Januar. (Köln. Zig.) Der Dampfer „Pennland“ von der Red'Star Linie, welcher von New⸗York in Antwerpen eingetroffen ist, meldet, auf seiner Reise den englischen Schuner „Juan“ sinkend getroffen zu haben. Die Mannschaft wurde vom „Pennland“ mit großer Gefahr, bei hohem Seegang und stürmischem Wetter, gerettet, mit Ausnahme eines Mannes, welcher von der See über Bord gewaschen worden war.

New⸗York, 16. Januar. (A. C.) Zwei Explosionen wurden gestern verursacht durch die unterirdischen elektrischen Drähte in der 6. Avenue. In Hartford wurde ein Fabrik⸗ 2geter durch Anfassen eines elektrischen Drahtes ge⸗ tödtet.

New⸗York, 16. Januar. (R. B.) In Columbia, Süd⸗ Carolina, wurde gestern ein Erdstoß verspürt.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Turin, 18. Januar. (W. T. B.) Prinz Amadeus, Herzog von Aosta, empfing gestern Abend im Bei⸗ sein seiner Gemahlin, seiner Kinder, der Prinzessin Klotilde und des Hersogs von Genua auf seinen eigenen Wunsch die Sterbesakramente. Se. Majestät der Kaiser Wilhelm hat sich telegraphisch nach dem Befinden des Prinzen erkundigt. Das Bulletin von heute früh lautet: Nach einer sehr unruhigen Nacht sind leichte Symptome der Besserung erkennbar. Gestern Abend 8 ½ Uhr erklärte das Konzilium der Aerzte mit Dr. Baccelli den Zustand des Prinzen noch für sehr bedenklich.

———————TT N

nommen.

Aberdeen 743 —Cbhristiansund 754

2 * Moskau. .. 766 8, 7 Tork, Queens⸗

ütowwn 751 Cvherbourg. 759 SW

Wetterbericht vom 18. Januar, Morgens 8 Uhr.

Stationen. Wind. Wetter.

Bar. auf 0 Gr u. d. Meeressp

red. in Millim 50 il. = 40 R

Temperatur in o Celsius

sbalb bed. bedeckt bedeckt Dunst Regen bedeckt bedeckt Schnee

Mullaghmore 744 SW SSO 9SO Kopenhagen. 763 SSO Stockholm 767 SO aparanda. 770 SO t. Petersbrg. 772

IEPgberneIS 1s ρι˙ dob† 82

wolkig wolkig Dunst bedeckt¹) Dunst Nebel bedeckt

Nebel Nebel bedeckt bedeckt Nebel wolkenl. ²)

WSW

760 S amburg. 762 OSO winemünde 765 SSO

Neufahrwasser 767 SW

Memel N768 SO

aris 763 S

ünster 760 SW Karlsruhe.. 766 SW Wiesbaden. 765 SO München 766 O Chemnitz. 765 SO Berlin. 764 S bedeckt Wien 769 Nebel Breslau. 768 SO 3 Nebel Ile Hi —. 766 S 4 Nebel Triest. 768 still Nebel

1) Dunst. ²) Nebel.

Uebersicht der Witterung.

Ein tiefes Minimum liegt westlich von Schottland, auf den britischen Inseln starke südliche bis südwest⸗ liche Winde verursachend, während über Nordost⸗ Europa der Luftdruck am höchsten ist. In Central⸗ Europa sind bei nebligem Wetter südöstliche Winde vorherrschend geworden, unter deren Einfluß die Temperatur allenthalben gesunken ist. Nennens⸗ werthe Niederschläge werden nicht gemeldet.

Deutsche Seewarte

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=

Theater⸗Anzeigen.

Rönigliche Ichauspiele. Sonntag: Opern⸗ haus. 10. Vorstellung. Die Hugenotten. Große Oper in 5 Akten von Meyerbeer. Text nach dem Französischen des Scribe, übersetzt von Castelli. Tanz von Emil Graeb. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Kahl. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 11. Vorstellung. Zum 1. Male wiederholt: Erich Brahe. Geschichtliches Trauer⸗ spiel in 5 Aufzügen von Otto Girndt. In Scene geleßt vom Direktor Dr. Otto Devrient. Anfang

r.

Montag: Opernhaus. 11. Vorstellung. Tann⸗ häuser und der Sängerkrieg auf der Wart⸗ burg. Große romantische Oper in 3 Akten von Richard Wagner. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 12. Vorstellung. Wilhelm Tell. Schauspiel in 5 Aufzügen von Schiller. An⸗ fang 7 Uhr.

Dienstag: Opernhaus. 12. Vorstellung. Orpheus und Eurydike. Oper in 3 Akten von Gluck. Text nach dem Französischen des Moline. Ballet von Emil Graeb. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 13. Vorstellung. Die Weis⸗ heit Salomo’s. Schauspiel in 5 Aufzügen von Paul Heyse. Anfang 7 Uhr.

Zeutsches Theater. Sonntag: Zwischen den Schlachten. Der Tartüff.

Montag: Faust’s Tod.

Dienstag: Zwischen den Schlachten. Der Tartüff.

Mittwoch: Krieg im Frieden.

Verliner Theater. Sonntag, Mittags 12 Uhr:

Matinée zum Besten der vom Brande des Deutschen Theaters in Pest betroffenen Mitglieder: Der Probepfeil, unter gütiger Mitwirkung von Agnes Sorma und Georg Engels vom Deutschen Theater, Adolf Klein vom Lessing⸗ und Hans Pagay vom Residenz⸗Theater.

Sonntag: Der Veilchenfresser.

Montag: Hamlet.

Dienstag: Der Veilchenfresser.

Tessing-Theater. Sonntag: Die Ehre. Schauspiel in 4 Akten von Hermann Sudermann.

Montag: Die Kreuzelschreiber. Bauern⸗Lust⸗ spiel in 3 Akten von Ludwig Anzengruber.

Dienstag: Die Ehre.

Mittwoch: Zum 1. Male: Die Geigenfee. Lustspiel in 3 Akten von Hans Olden und Paul v. Schönthan.

Wallner-Theater. Sonntag: Letzte Sonntags⸗ Aufführung. Zum 102. Male: Ultimo. Lustspiel in 5 Aufzügen von G. v. Moser. Anfang 7 Uhr.

Montag: Ultimo. (Cetzte Woche.)

Victoria -Theater. Sonntag: Stanley in Afrika. Zeitgemälde in 10 Bildern von Alex. Moszkowski und Richard Nathanson. Musik von & n Raida. Ballet von C. Severini. Anfang b r.

Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater. Sonntag: Mit neuer Ausstattung: Zum

4. Male: Der arme Jonathan. Operette in 3 Akten von Hugo Wittmann und Julius Bauer. Musik von Carl Millöcker. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Dirigent: Hr. Kapellmeister Federmann. Anfang 7 Uhr. 1“] Montag: Der arme Jonathan.

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ burg. Sonntag: Die arme Löwin. (Les lionnes pauvres.) Schauspiel in 5 Akten von Emil Augier, für die deutsche Bühne bearbeitet von Paul Lindau. 8 Gee gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang 7 r

Montag u. folg. Tage: Die arme Löwin.

Kroll’s Theater. Sonntag: Letztes Mal.

Der Königsgardist. Operette in 2 Akten von Arthur Sullivan. Anfang 7 Uhr.

Belle-Alliance-Theater. Sonntag: 14. Gast⸗

spiel der „Münchener“ unter Leitung des Königl.

Hofschauspielers Hrn. Max Hofpaur. Der Herr⸗

gott schnitzer von Ammergau. Oberbayerisches Colksstück mit Gesang und Tanz in 5 Akten von

Ludwig Ganghofer und Hans Neuert. Musik von

F. M. Prestele. Anfang 7 ½ Uhr. 1““ Montag: Dieselbe Vorstellung.

Central-Theater. Direktion: Emil Thomas.

Sonntag: Mit vollständig neuer Ausstattung an Kostümen, Dekorationen und Requisiten, zum 24. M.: Berolina. Posse mit Gesang in 4 Akten von Jean Kren. Musik von G. Steffens. In Scene gesetzt vom Direktor Emil Thomas. Anf. 7 ½ Uhr.

ontag: Berolina.

Adolph Ernst-Theater. Dresdenerstraße 72.

Sonntag: Zum 145. Male: Flotte Weiber. Gesangsposse in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von Gust. Görß. Musik von Franz Roth. Anfang 7 Uhr.

Montag: Dieselbe Vorstellung. Anfang 7 ½ Uhr.

In Vorbereitung: Der Goldfuchs. Gesangs⸗ posse in 4 Akten von Eduard Jacobson und Leovold Ely. Musik von Franz Roth. Couplets theilweise von Gustav Görß. Novität! Mit vollständig neuen Dekorationen von Lütkemeyer und neuen Kostümen.

Mrania, Invalidenstraße 57/62, geöffnet von

12 11 Uhr. Sonntag: Von 1—7 Uhr:

Der neue Phonograph. Um 7 ½ Uhr: Die Ge⸗

schichte der Urwelt. 8 8G Montag: Dieselbe Vorstellung.

Circus Nenz, Karlstraße. Sonntag: 2 große

Vorstellungen. 4 Uhr Nachm. (1 Kind frei): Aschen⸗ brödel, oder der gläserne Pantoffel. Großes phant. Zaubermärchen. Abends 7 ½ Uhr: Die Touristen, oder ein Sommertag am Tegernsee. Große equestr. Original⸗Pantomime. In beiden Vorstellungen: Auftreten der vorzügl. Reitkünstlerinnen und Reit⸗ künstler. Reiten und Vorführen der best. dressirten Schul⸗ und Freiheitspferde. Komische Inter⸗ mezzos von 20 Clowns.

Montag: Im dunklen Erdtheil (Einnahme von Bagamoyo).

Concert⸗Anzeigen.

Sing-Akademie. Sonntag, 19. Jan.: Klavier⸗ Abend von Josef Weiß. Anfang 7 ½ Uhr.

Montag, 20. Jan.: Concert von Hel. Geisler und Hel. Krüger. Anfang 7 ½ Uhr.

Philharmonie. Montag, 20. Jan.: von Emil Götze. Anfang 7 ½ Uhr.

Concert-Haus, Leipzigerstr. 48 (früher Bilse) Karl Meyder⸗Concert. Sonntag, 19. Jan.: An⸗ fang 6 Uhr. Montag, 20. Jan.: Anfang 7 Uhr. Beethoven⸗Schubert⸗Mozart⸗Abend.

. Familien⸗Nachrichten.

Verlobt: Frl. Marie Ewert mit Hrn. Besitzer⸗ sohn August Herrmann (Schöneich Bratwin). Frl. Minna Kramer mit Hrn. Auaäust Bittelmann (Warle Dedeleben), Frl. Ulla v. Hagenow mit Hrn Major Glubrecht (Wiesbaden Verden). Frl. Martha Grube mit Hrn. Lieutenant Karl Hähnel (Lauban).

Verehelicht: Hr. Oberst⸗Lieutenant a. D. Hermann

v. 1 mit Frl. Hedwig v. Koscielska (Kaps⸗

dorf) Hr. Avpothekenbesitzer Max Siegert mit Frl. Elisabeth Neugebauer (Frankenstein i. Schl.). Hr. Franz Stenzel mit Frl. Klara Saski (Leipzig). Hr. Eduard Wülfing mit Frl. Wilhelmine Nacken (Barmen).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Wegener (Forst⸗ haus Sophienhof). Hrn. Hermann Förster (Magdeburg) Eine Tochter: Hrn. Dr. med. Ferd. Marchand (Köln). Hrn. Berginspektor Treutler (Inowrazlaw). Hrn. Dr. med. Guido Ofterdinger (Rellingen bei Pinneberg). Hrn. Pastor Schneider (Rützenhagen bei Schivelbein).

rn. Dr. E. Weigt (Arnswalde). Hrn. Richard Bretting (Berlin). Hrn. Hermann Stützel (Berlin).

Gestorben: Hr. Felix Pietsch (Berlin). Hr. Dr. v. Seredynski (Berlin). Hr. Leopold Neufeld (Berlin). Frau Rentiere A. Bade, geb. Schulz (Berlin). Hr. Karl Ludwig Krebs (Berlin). Frau Rentiere Therese Viezens, geb. Schauß (Berlin). Frau Albertine Griebsch, geb. Triesethau (Berlin). Hr. Kammerherr Hans Louis Albert von Benekendorff und von Hindenburg (Langenau). Hr. Professor Karl Sprengler (Braunschweig). Hr. Lehrer Bruno Schulz (Ilmenau). Frau Christiane Batzmann, geb. Kirsten (Lobeda).

Redacteur: Dr. H. Klee.

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilbhelmstraße Nr. 32. 8 Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage),

und ein Prospekt der Fahnen⸗Mannfaktur von Frauz Neinecke in Hannover.

Concert

Berlin:

hinterher heißt es aber:

rste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anz

18.

ʒ

Berlin, Sonnabend, den 18. Januar

Parlamentarische Nachrichten.

Schlußbericht der gestrigen (45.) Sitzung des Reichs⸗ tages. Erste Berathung des Gesetzentwurfs, betref⸗ fenn. eine Postdampfschiffsverbindung mit Ost⸗

rika.

Abg Dr. Bamberger fortfahrend: Außer der Deutschen Kolonialgesellschaft hat sich nur noch die Hamburger Handels⸗ kammer für diese Linie geregt, und die Gründe derselben kommen mir wie eine bekannte Stimme vor. Noch 1887 erklärte die Hamburger Handelskammer eine ostafrika⸗ nische Linie mit guten Gründen für eine Verschwen⸗ dung. Nun sollen sich in zwei Jahren die Aussichten so verändert haben! Der einzige greifbare Grund der Ham⸗ burger S e besteht darin, daß sie mit dürren Worten sagt: Inzwischen hat sich der Reichskanzler von seiner früheren Ansicht, daß wir nur Schutzgebiete haben sollen, zur eigentlichen Kolonialpolitik bekehrt, zu Kolomen nach französi⸗ schem Muster mit ständigen Besatzungen, und seitdem das Reich diese Kosten übernimmt und sie nicht den Privat⸗ unternehmungen zur Last fallen, sind wir für diese Subven⸗ tionslinie. Im Uebrigen wird das übliche Zukunftsbild in herkömmlicher, stereotyper Form entworfen. In den Motiven spielt eine Anmerkung die Hauptrolle. Ur⸗ sprünglich hieß es, die britisch⸗ indische und die portugiesische Linie genügten für den Verkehr nicht;

das war bereits gedruckt, als statt der unvollkommenen bri⸗

tisch⸗indischen Verbindung eine direkte Verbindung nach Ost⸗ Afrika und auch eine weitergehende portugiesische Linie ein⸗ gerichtet wurden. Ein gewandter Begründer kommt aber nicht in Verlegenheit; er macht eine Anmerkung und sagt: da sind so schöne andere Verbindungen, also müssen wir auch eine haben! Ost⸗Afrika ist noch keineswegs so pazifizirt, daß man auf eine neue Aera rechnen kann. Seit zwei oder drei Mo⸗ naten weiß man nicht einmal, ob der unglückliche Peters, der nur ein paar Hundert Kilometer von der Küste ist, lebendig oder todt ist. Ich will hoffen, daß er lebt, aber wir wissen es nicht. Und auf ein solches Hinterland will man die Entfaltung des deutschen Handels und der deutschen Industrie mit hohen Kosten basiren! Der ganze Handel dahin besteht aus lauter Lumpereien; der berühmte Hamburger Export dorthin beträgt nach dem fünfjährigen Durchschnitt alljährlich eine einzige Schiffsladung. Wie sollen also daraus mit einem Male 13 Schiffsladungen entstehen können. Der Herr Schatzsekretär hat uns vorgerechnet, daß wir nach Afrika doppelt so viel hinschicen, als wir zurückbekommen. Gingen noch ein paar Schiffe mehr unter, würden wir noch weniger zurück⸗ bekommen. Was wir hinausschicken, dient zumeist der Ost⸗ afrikanischen Gesellschaft allein. Jetzt hat besonders die Aus⸗ fuhr an Waffen, Schießpulver und Branntwein zuge⸗ Was es sonst mit den Ausfuhrziffern für eine Bewandtniß hat, wie sie entstanden sind, kann ich nicht untersuchen. Vielleicht hat einer der Herren Regierungs⸗ vertreter nachher die Güte, den interessanten Punkt aufzuklären, daß in der statistischen Zusammenstellung über die Ausfuhr

von Hamburg und Bremen nach Ost⸗Afrika für 1884 der

Werth der Menge von 1320 Doppelcentnern, „andere Industrie⸗ artikel“ mit 3 ½ Millionen, für 1888 der Werth eines fast gleichen Quantums 1313 Doppelcentner mit rund 1 100 000 ℳ, also nur ein Drittel der ersteren Summe, an⸗ gegeben ist. Ich kann mir kein Bild davon machen, wie diese Entwerthung entstanden ist. Ein weiterer Grund für die Einrichtung der eigenen Linie soll in der Erleichterung der Einfuhr liegen. An sich ist ja die Einfuhr vom Stand⸗ punkt der Schutzzollpolitik vom Uebel; wenn es aber nicht anders geht, ruft man auch sie zu Hülfe. In erster Linie werden unter den Einfuhrartikeln Gewürznelken, Nelkenstengel und Elfenbein aufgeführt. Was an Nelken über England nach Hamburg kommt, beträgt 370 000 ℳ, das Elfenbein 2 ½ Millionen. Sind das Summen, um derentwillen man den Versuch machen muß, einen neuen Centralmarkt für diese Artikel zu schaffen? Ebenso wenig wie die holländischen Kaffee⸗ und Zinnauktionen, wird man die englischen Elfenbeinauktionen beseitigen. Trotz der subventionirten Linie nach Australien hat sich der Wollmarkt

I nach Hamburg herübergezogen; 1 160 000 Ballen sind nach Großbritannien, nur 9500 nach Hamburg gegangen. Es ist vom grünen Tisch gesprochen, wenn man 1 der Markt kann durch neue Dampfersubventionen beliebig von einem Punkte auf andere dirigirt werden; das sind Chimären. Kommen denn nun etwa die Passagiere in Betracht? Nach Australien

haben wir wenigstens noch die englischen Auswanderer; wen haben wir aber nach Ost⸗Afrika außer den Abgesandten

der Compagnien und des Reichs? Der Postverkehr beträgt 30 000 Stück, das ist doch herzlich unbedeutend; wäre er aber bedeutender, wie kann man dann Schiffe in Aussicht nehmen, die nur 10 ½ Meilen in der Stunde machen? In unserem

Post⸗Etat findet sich Ftoff. genug, diese 900 000 jährlich

nützlicher als für diese Postdampfer zu verwenden. Der

eeigentliche Grund für die Sache kommt indeß zuletzt; hier

ommt zuerst der Vorwand der Handels⸗ und Postverbindungen, Wir brauchen doch eigentlich noch twas Wind in unsere Segel für die ostafrikanische Expedition! Aber auch von diesem Standpunkt aus wäre die Sache anders u arrangiren. Gesetzt die Kriegführung dauert noch zehn ahre es ist das gar nicht ausgeschlossen, denn Frankreich hat in Algier 40 Jahre gekämpft, und der vielgefährlichere Gegner

iin Ost⸗Afrika, das Klima, ist überhaupt nicht todtzuschlagen —,

dann ist es doch besser, die gesorderte Summe als Kredit für Schiffsverbindungen, wenn man sie braucht, im Etat einzu⸗ Was hilft es dem Major Wissmann, wenn alle vier Wochen ein Dampfer kommt? Oder geben Sie die Summe er Ostafrikanischen Gesellschaft als Unterstützung, auch das ziehe ich dem Inswasserwerfen des Geldes vor. Die Kom⸗ mission wird auch zu erwägen haben, daß das vorliegende Projekt selbst überzeugten Freunden der Kolonialpolitik unan⸗ nehmbar erscheint. Wie schon 1885, haben auch in den letzten Tagen sich Stimmen erhoben, die eine Zweiglinie Aden —Zanzibar vertheidigen, so die „Kreuzzeitung“ und der „Export“. Danach sollen unsere ostasiatischen und australischen Dampfer Aden anlaufen und dort umschlagen. Die angeblichen Beschwerden

wegen des Umschlages in Aden sind nicht stichhaltig. Unsere Schiffe nach China müssen auch in Hongkong umschlagen; die französische Linie Marseclle —Australien trifft mit drei Schiffen in Port Victoria auf den Seychellen zusammen, um dort Waaren auszutauschen. Die jetzige Linie Brindisi Port Said hat sich als gänzlich unfruchtbar erwiesen. Selbst Die⸗ jenigen unter uns, die die Vorlage nicht pure ablehnen wollen, weil dem guten deutschen Patrioten Ost⸗Afrika über Alles geht, wollen diese Abänderungsvorschläge genau geprüft wissen; ich werde pure et simpliciter auch gegen die Nebenlinie stimmen, weil ich auch sie für überflüssig halte, und ich fürchte nicht, daß man mir bei den Wahlen vorhalten wird, ich hätte Deutschland solchergestalt in Ost⸗Afrika schutzlos gelassen.

Staatssekretär Dr. von Stephan:

Meine Herren! Wir hören gewiß Alle gern dem Herrn Vorredner zu, weil seine Ueberzeugungen meistens auf gewissenhaften Studien beruhen, und weil er sie in einladender, oft, wie ich gern anerkenne, fein gewürzter Weise vorzubringen versteht. Ich stehe ihm ja in der Gabe, die Sache interessant darzustellen, bei Weitem nach, aber ich glaube, in diesem Falle heute wenigstens, in der Richtigkeit bin ich ihm über und ich werde mir den Beweis dafür zu erbringen erlauben durch einige thatsächliche Bemerkungen, die ich zu seinen An⸗ führungen zunächst zu machen habe.

Err hat zunächst von der Ursache der Verzögerung der Vorlage gesprochen und hat gemeint, wenn ich ihn recht verstanden habe, man wäre vielleicht in den verbündeten Regierungen der Ansicht gewesen, daß, wenn der jetzt versammelte Reichstag diese Vorlage nicht be⸗ willigen würde, es sehr viel größeren Schwierigkeiten unterworfen sein dürfte, die Genehmigung des nächsten Reichstages dafür zu erlangen. Ich kann die Versicherung abgeben, m. H., daß solche oder ähnliche Erwägungen einer parlamentarischen Taktik, will ich mal sagen, den verbündeten Regierungen völlig fern gelegen haben. Sie haben sich einzig und allein in dieser Vorlage, wie in allen, leiten lassen von der gewissenhaften Erwägung der wirklich vorliegenden Interessen des Vaterlandes. Wenn diese Vorlage vielleicht nicht so schnell an den Reichstag gelangt ist, wie es von den einzelnen Herren erwartet worden ist den geehrten Hrn. Abg. Bamberger nehme ich aus, ich glaube nicht, daß er diese Vorlage mit Ungeduld erwartet hat so liegt das lediglich in dem Geschäftsgang. Ich erinnere nur daran, daß ja auch die Weihnachtsferien dazwischen gelegen sind, in welcher Zeit ja der Reichstag drei Wochen nicht versammelt war.

Sodann eine zweite Thatsache, die ich mir zu berichtigen erlauben möchte. Der geehrte Herr Vorredner hat erwähnt, daß Samoa ja eigentlich der ganze Ausgangspunkt dieser interozeanischen Unter⸗ nehmungen, der Postdampferlinien u. s. w. gewesen sei. Nein, ver⸗ ehrter Herr Abgeordneter, das ist thatsächlich ein Irrthum. Sie können von dem näheren Zusammenhange der Dinge allerdings nicht so unterrichtet sein, wie ich es bin, wodurch sich das erklärt. Die erste Vorlage für die Begründung der großen Post⸗ dampferlinie nach Ost⸗Asien und Australien ist von mir ausgegangen. Ich habe sie im Frühjahr 1882 abgefaßt, dem Herrn Reichekanzler, der damals in Kissingen weilte, im Monat August hingeschickt und erhielt nach 3 Tagen bereits das volle Einverständniß in dieser ganzen Vorlage. Es war darin von Samoa mit keiner Silbe die Rede. das ist erst lange hinterher hineingekommen, wie es sich wirklich um die Entwickelung der Samoaischen Verhältnisse handelte. Das ist diese Thatsache.

Was sodann, um hier in dieser Diskussion mit Samoa gleich aufzuräumen, die Verhandlungen mit dem Lloyd betrifft, über welche der geehrte Herr Abgeordnete Auskunft zu haben wünscht bezüglich Samoa und Korea, so schweben diese Angelegenheiten, es hat ein Abschluß derselben noch nicht stattgefunden. Es werden in nächster Zeit voraussichtlich mit dem Bremer Lloyd umfassende Verhandlungen eingeleitet werden behufs Verdoppelung der bisherigen ostasiatischen und australischen Linien, die sich nach jeder Richtung hin, ganz entgegengesetzt den Voraussagungen, die damals hier bei der Einbringung der ersten Vor⸗ lage in gleicher Weise wie heute gemacht wurden, ganz ausgezeichnet bewährt haben. Ich kann darüber eine englische Stimme anführen, nicht eine deutsche, aus der Zeitschrift „European Mail“, die diese atlantische Frage behandelt. Da heißt es wörtlich:

Der Erfolg der deutschen Ost⸗Afrikalinie ist nahezu phänomenal gewesen; denn, gegründet vor etwas weniger als drei Jahren, steht heute die Popularität dieser Linie in Bezug auf Schnelligkeit und Komfort im Osten ebenso hoch, als diejenige der älteren und größeren Linie nach New⸗York im Westen.

Es ist dann ferner noch in einer Denkschrift des Bremer Lloyd selber ausgeführt, daß beide Hauptlinien sich bisher für die Entwickelung des deutschen Handels und die Befestigung des deutschen Ansehens unzweifelhaft in hohem Grade förderlich er⸗ wiesen haben ganz das Gegentheil von dem, was hier immer ge⸗ sagt wurde. Sie haben dahin geführt, daß unsere Industrie sich mehr für den ausländischen Verkehr nach Australien und Ost⸗Asien unab⸗ hängig zu machen beginnt und direkte Handelsbeziehungen anknüpft. Die vielfache Beschäftigung, welche die deutsche Industrie und ihre Techniker in Japan finden, die Gründung der deutschen Bank in Shanghai, das Bestreben des deutschen Gewerbes, in Australien eine Bank zu eröffnen, sowie die steigenden Verkehrsziffern in Beziehung zu diesen Ländern sind unwiderlegliche Beweise dafür, in welcher Art die schnelle Beförderung der Post auf den deutschen Linien der ge⸗ sammten Handelsentwicklung zu Gute kommt. Das findet auch außer⸗ halb der deutschen Interessen kreise die lebhafteste Anerkennung.

„Und nun eine fernere Klage auch aus einer englischen Quelle, hüenne aus dem Bericht des Indischen Handelsamts, die dahin autet:

Die frühere thatsächliche Alleinherrschaft des englischen Handels auf dem indischen Markt ist in den letzten Jahren einer stetigen, starken Konkurrenz anderer Länder gewichen, hauptsächlich kommen in Betracht Deutschland, Belgien, Oesterreich. Der deutsche Import nach Indien, der vorzugsweise Wollstoffe umfaßt, ist in den letzten Jahren um volle 164 % gestiegen.

In England ist man diesen Wahrnehmungen nichts weniger als liebsam gefolgt und wirft sogar die Frage auf, ob der englische Handel nicht von dem gänzlichen Verlust des indischen Absatzmarktes bedrobt werde, eine zweifellos sehr überflüssige Sorge, die aber gleichwohl zeigt, welches lebhafte Interesse man dort der Konjunktur des Weltmarktes widmet. Auf die Erstarkung der deutschen Handelspositionen im fernen Osten außer Indien kommen auch China und Japan in Betracht übt zweifellos die Errichtung und der Betrieb eigener deutscher Postdampferlinien einen bestimmten Einfluß aus.

Das sind alles Stimmen, die von England ausgegangen sind, nicht von uns. Es werden also mit dem Lloyd in einiger Zeit Ver⸗ handlungen darüber stattfinden, ob diese Linien verdoppelt werden, und es ist ja natürlich, daß bei der Gelegenheit auch die Angelegen⸗ heiten von Samoa und Korea ihre Erledigung finden werden.

Endlich eine thatsächliche Berichtigung gegenüber der Anführung des Herrn Abgeordneten in Bezug auf die Stellung der Hamburger Handelskammer zu der Vorlage, der Einrichtung einer direkten Dampferlinie mit Ost⸗Afrika. Es ist richtig, daß die Hamburger Handelskammer sich früher gegen diese Linie ausgesprochen hat; und wes⸗ halb? ich habe den Bericht hier vor mir liegen aus dem Grunde, weil damals die Verhältnisse in Afrika zu unsicher waren, ich

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komme gleich darauf anders wie sie heute liegen; r ge⸗ sagt: vorläufig und bis die kolonialen Uhateruehansigek. Gegenden weitere Fortschritte gemacht haben, und sie hat dabei unter allen Umständen schon damals hervorgeboben, daß nur eine direkte Linie von Hamburg aus also nicht eine Zweiglinie von Afrika aus ich komme auf den Punkt auch noch nachher in Frage kommen könnte. Was nun endlich das zuletzt von dem geehrten Herrn Vor⸗ redner angeführte Citat aus dem „Export“ anbelangt, so ist auch das richtig: diese Anführungen haben das Eigenthümliche, daß deren eine Hälfte immer richtig ist, die zweite Hälfte aber um mehr als doppelt so falsch, sodaß man also sagen kann: „Desinit in piscem mulier formosa superne.“

Also in dem „Export“ ich habe das Blatt auch hier hat ein Artikel gestanden, der diese Linie bekämpft; aber in der nächsten Nummer kommt ein Artikel, der sagt: Wir haben das geschrieben, wie wir die Regierungsvorlage noch gar nicht kannten, also nach dem bekannten Schema: „Ich kenne die Aksicht der Regierung nicht, aber ich mißbillige si?!“ Und jetzt kommt, in dem anderen Artikel, eine volle Anerkennung der Linie, nachdem der Ver⸗ fasser des Artikels Kenntniß davon genommen hat, daß die Linie sich nicht auf Zanzibar beschränken soll. Und das ist auch ein Mangel, auf den ich nachher ebenfalls noch zurückkommen werde, daß der Herr Vorredner lediglich Zanzibar im Auge gehabt hat, nicht aber die Ausdehnung der Linie auf die anderen Küstenplätze, und darauf bezogen sich seine geringen Zahten. Und der „Export“ sagt in einer anderen Nummer und zwar ist das nun eine Nummer aus dem vorigen Jahre wörtlich:

unwiderleglich dargethan,. daß es mit der Behauptung der dortigen Kolonie dem Reiche Ernst sei, und, wenn dies der Fall ist, so ist eine direkte deutsche, etwa monatlich einmal fahrende Dampferlinie dahin die erste Bedingung einer gedeihlichen Entwicke⸗ lung der ganzen Angelegenheit.

Das hat derselbe „Export“ geschrieben, den Sie vorhin citirten.

Zunächst muß ich nun noch etwas erwähnen. Der geehrte Herr Abgeordnete schloß ja damit, daß der eigentliche Kern der Vorlage in dem Schluß derselben sei, nämlich, daß die Kolonialpolitik ge⸗ fördert werden solle, und es ist ihm das offenbar das Unangenehmste an der Sache, und der Schluß seiner Rede erstreckte sich ja darauf. Das lateinische Wort: „in cauda venenum“ fand auch hierauf Anwendung. Ich kann darauf sagen, daß im Jahre 1882, als der erste Plan dieser Dampfer⸗ linie bearbeitet wurde, von Kolonialpolitik irgend welcher Art gar⸗ nicht die Rede war. Die Herren, die an der mühseligen Berathung in der Postdampfer⸗Kommission von 1884 theilnahmen, werden sich erinnern, daß eine Linie nach Afrika vorgesehen war, allerdings, wie der Hr. Dr. Bamberger richtig gesagt hat, zunächst nach West⸗Afrika. Diese Linie sollte aber von West⸗Afrika weiter geführt werden nach dem Kap der Guten Hoffnung und von da nach Osten herum über Delagoabay und Mozambique nach Zanzibar. Es war in der ursprüng⸗ lichen Vorlage das kann ich Ihnen auch noch verrathen sogar eine Zweiglinie von Aden nach Zanzibar damals in Aussicht genom⸗ men. Heute haben sich die Verhältnisse geändert ich komme auch noch darauf —: da ist inzwischen von West⸗Afrika Dank der vor⸗ trefflichen Leitung, deren sich der dortige Handelsverkehr und die Fak⸗ toreien erfreuen jetzt eine sehr bedeutende Entwickelung eingetreten. Diese Unternehmungen brauchen augenblicklich die Unter⸗ stützung einer Dampferlinie nicht. Ich habe mich neulich in Hamburg selbst aus den Export⸗ und Importlisten überzeugt, daß es sich in der That um eine ganz ungewöhnliche Entwickelung in den letzten 5 Jahren aus kleinen Anfängen heraus handelt. Wir haben also auf diese Linie verzichtet; es ist aber übrig geblieben eben eine Lücke in den Verbindungen nach Ost⸗Afrika und, wie gesagt, sie soll jetzt ausgefüllt werden. 8

Nun hat der Herr Abgeordnete vorhin gesagt, indem er mich einen Augenblick unterbrach was ich durchaus nicht etwa übel⸗ nehme, ich freue mich darüber, weil es mir Gelegenheit giebt, es hier zu besprechen —, er hat gesagt, ja die Zustände sind jetzt noch unsicher. Ja, meine Herren, bedeutet es denn gar nichts, was der Herr Reichs⸗ tommissar erreicht hat? Ich glaube, daß im ganzen Lande große Freude darüber herrscht, was erreicht ist, die Förderung der Civili⸗ sationsbestrebungen, die Beruhigung der Karawanenstraßen, der Schutz des Handels; daß die rebellischen Häuptlinge zum Theil vernichtet sind, zum Theil kommen und um Gnade betteln, daß eine Expedition unterwegs ist nach Usambara unter Führung der Lieutenants Schmidt und Ehlers; daß der Vertrag mit dem Sultan von Zanzibar in diesen Tagen mit der Ostafrikanischen Gesellschaft erneuert ist, wonach sie die Verwaltung aller Zölle übernimmt; daß eine Wiederherstellung der wirthschaftlichen Organisation im vollsten Gange sich befindet. Sollen alle diese Sachen unterschätzt werden? Sollen wir Alles das den Engländern und Portugiesen überlassen? Sie sehen deutlich aus den jüngsten Vorkommnissen zwischen Portugal und England, daß die Sache außerordentlich wichtig von diesen beiden Ländern auf⸗ gefaßt wird. Soll Deutschland immer zurückstehen? Und wenn die Kolonialpolitik in dieser Weise gefördert wird, mit Auf⸗ opferung von Blut und Leben unserer Landsleute, zum Theil für kulturelle Zwecke, die auf allgemein menschliche Beweggründe zurück⸗ führen, wie die Aufhebung der Sklaverei, sollen wir da eine Dampfer⸗ linie zurückweisen, die Gelegenheit giebt, dorthin Munition, Vor⸗ räthe, Lebensbedürfnisse, Ablösung der Mannschaften, Waffen und was sie sonst brauchen, zu bringen? Ich halte das gerade für sehr wichtig, daß zu diesem Zwecke ich darf das offen aussprechen eine Dampferlinie eingerichtet wird; nicht zu diesem Zwecke allein, aber ich glaube, daß man es mit Freuden begrüßen wird, daß diese Bestrebungen unterstützt werden und unsere Landsleute nicht allein gelassen werden.

Nun hat der geehrte Herr Abgeordnete die Zweiglinie von Aden nach Zanzibar erwähnt. Ja, das ist richtig, die Sache ist auch bereits früher erwähnt worden, man könnte eine Linie einrichten im Anschluß an die Dampfer, die nach Asien gehen, die großen Post⸗ dampfer des Norddeutschen Llobd. Es ist mir auch nicht unbekannt, daß in einzelnen, zum Theil bedeutenden Organen der Berliner Presse damals wiederholt längere Artikel gestanden haben, die hierfür plä⸗ dirten. Sie schienen allerdings von sachverständiger Seite geschrieben zu sein, ich glaube auch nicht auf der falschen Fährte zu sein, wenn ich ver⸗ muthe, von wem sie verfaßt sind. Ich kann nur das sagen, diese Artikel trafen den Kern der Sache sehr wenig und waren im Ganzen so langweilig, daß, wenn die Blätter, die diese Artikel gebracht haben, damit fort⸗ fahren, sie wahrscheinlich den Kreis ihrer Abonnenten sich erheblich verringern sehen werden. Was thut England und Portugal im gegen⸗ wärtigen Augenblick? Sie heben ihre Zweiglinien nach Zanzibar auf und richten direkte Linien ein. Von England ist es schon längere Zeit im Werk, es ist die Zweiglinie Aden —- Bombay aufgegeben und eine direkte Linie durch den Suezkanal nach Zanzibar eingerichtet worden. Ferner ist die portugiesische Linie, welche der Herr Vorredner erwähnt hat, um das Kap herum verlängert worden. Ebenso ist durch die französischen Messagerie Maritimes die direkte Linie von Marfeille durch den Suezkanal nach Zanzibar eingerichtet worden, ganz dasselbe, was wir für Hamburg machen wollen. Auch diese Linie ist suh.. ventionirt und ebenso die englische Linie. Von Frankreich ist mir die Subvention genau bekannt, sie beträgt über 1 Million Francs. Die Entfernung, die die französische Linie zurückzulegen hat, bis Madagaskar und Réunion, weil die Franzosen dort das Interesse ihrer Kolonien haben, beträgt 6571 Seemeilen. Die