—
üsien *
der republikanische Kandi 6080 Stimmen des reaktionären Kand In Valognes ebenfalls der 7742 Stimmen gewählt. 2 1
Die „Fédsration ouvrière“ beschloß, auf ihre Kosten die jüngste Rede Joffrin's in der Kammer,
die Königin und der Kronprinz 10 ½ Uhr von Turin die Rückreise na
Orero, welcher gestern nur 30 km von heute, am Jahrestage der Schlacht bei Dog nannten Platze die italienische Flagge
Der „Tribuna“ zufolge marschiren die Trup Orero gegen Adua, Gebiet zu besetzen, da die Regierung Menelik geschlossenen Vertrag achten wolle, Führer des Negus zu unterstützen.
MNenelk..
bq“ Karleruhe. 763 DBDZiesbaden 780
8
banus. 19.
Fe dat sar E gegen die idaten gewählt worden. Republikaner mit
die bekannten Skandalszenen hervorgerufen wurden, öffent⸗ lich anzuschlagen.
26. Januar. (W. T. B.) Der König, 13 . Hn e heute Vormittag nach Rom angetreten. Am Bahnhofe in Turin und auf as. Wege dahin hatte sich eine große Menschenmenge eingefunden, he Herrschaften ehrfurchtsvoll schweigend mit entblößtem Haupte begrüßte.
Italien.
Der „Capitano Fracassa“ will wissen,
nicht um neues
— 27. Januar. (W. T. B.)
Lissabon, 26. Januar.
Portugal.
Major Serpa Pinto ist der Befehl zugegangen,
Lissabon zu kommen. Derselbe ist mit einer der Westküste von Afrika beauftragt worden.
Rumänien. Bukarest, 26. Januar. (W. T. B.) Der aus dem konservative Klub wählte einstimmig seinen bisherigen Ausschuß, dessen große Majorität regieru 1b ist, wieder. Auch drei Minister befinden sich unter den Ge⸗ wählten.
Unter den. eine große Aufregung bezüglich des N. — folgte, wo Frankreich Seitens leistung die Behandlung als gestanden wurde.
Rumäniens ohne
französischen Vertreter die Versicherung erhalten, daß jeder Zoll auf Mais geringe Aussicht hätte, von der französischen Kammer
gegenwärtig angenommen zu werden. Die Bukarester Blätter alle aus gebundenen
namentlich auf alle Parfümerien und Seidenwaaren.
verlangen eine Zollerhöhung auf durch keine Konvention
Serbien. Belgrad, 26. Januar.
chützen und Munition vorlegen werde.
W. T. B.) urch welches die eführt wird.
Afrika. Egypten. Kairo, 26. Januar.
Die egyptischen Staatseinnahmenim verflossenen Jahre etragen 9 719 000 und die gesammten Ausgaben 9 523 000
yptische Pfund. ich; 1 lleberschuß von 196 000 Pfund heraus.
welche die hohen
daß General a Adua entfernt stand, ali, auf dem ge⸗ aufpflanzen werde. pen des Generals
abessynisches
den mit König sondern um den
Der König, die v. Königin und der Kronprinz sind heute Nacht von Turin sich hier wieder eingetroffen. (W. T. B.) Dem
gierungs
den Landwirthen und Exporteuren herrscht über die Maßregel Frankreichs ais zolles, welche in dem Augenblicke er⸗
meist begünstigte Nation zu⸗ Die rumänische Regierung hatte von dem sum
Es stellt sich demmach ein Einnahme⸗ und here Der Ueberschuß
hätte
wozu noch die oski kamen. durch welche
eine bei ’. hohecgss See erreicht, wenn nicht Grundsteuer im re in nannten Jahre stattgehabten ungünstigen Wasserstandes des Nil einen Minderertrag von 340 000 Pfund ergeben hätte, Kosten für eine militärische Der Reservefonds hat einen 25 000 erhalten und beträgt jetzt ca. 1 250 000 Pfund.
olge des in dem ge⸗ Llchete unte
Sitte erlaubten) pedition nach uwachs von
der ersteren.
vom Großberzog Erscheinung, ihr Spiel
als Klärchen kaum eine
heit in der Art, sich zu geben.
ihrem Schmerz hingiebt, wirklich aus dem Herzen Das Klärchen will viel wiedergegeben werden. Talent,
dasselbe ergiebiger zu verwerthen.
Abends ragte eigentlich nur die des schnitt empor. Es war eine Schreiber Vansen
nicht nach Mission an
freundlich
bekundet hat. jede Gegen⸗ ersten Male ist nicht ohne Mängel des
ländischen Artikel,
3 (E. T. B.) Es Wirkung des Stückes um so mehr zufrieden sein, bestätigt sich, daß die Regierung der Skupschtina eine Nachtrags⸗Kreditforderung zur Anschaffung von Ge⸗ Der zu angende Kredit dürfte 2 Millionen Dinare übersteigen.
Amerika. Brasilien. Rio de Janeiro, Die Regierung hat ein Dekret bürgerliche Eheschließung ein⸗
Haupterfordernisse eines Lustspiels volle Charakteristik. ver⸗
Gesellschaft von Offizieren, 26. Januar.
erlassen, will den Mantel
(W. T. B.)
Diese Dame ist nun aber
Theater und Musik.
Königliches Schauspielhaus. 8
Am Sonnabend gelangte neu einstudirt und tbeilweise neu besetzt Goethe'’s „Egmont⸗ zur Aufführung. Die Titelrolle lag wieder in den Händen des Hrn. Ludwig, dessen Leistung in dieser Partie von früher her vortheilhaft bekannt ist. Als Gast trat Frl. Ku lichen Theater in Oldenburg, eine Schülerin des Hrn. Direktors Devprient, auf. Frl Lgesr- zae⸗ ist eine recht sympathische ist lebhaft, r Wer sie noch nicht in anderen Rollen gesehen hat, dürfte sich jedoch von ihrem schauspielerischen Können nach ihrem ersten Auftreten richtige Vorstellung diese Rolle zu wenig ergiebig. Ganz entsprach Frl. Kuhlmann auch zu keineswegs dem Ideal eines Klärchens, Wärme; da, wo Gefühl berrschen sollte, 1 kühle legung, etwas Unfreies in den Bewegungen, ja, eine gewisse Nüchtern⸗
Egmont ließ kalt, in der ergreifenden Scene, wo Klärchen die Bürger vergeblich um Hülfe angefleht und, von hörte kommende poetischer, Frl. Kuhlmann d sie wird in anderen Rollen noch Gelegenheit Von allen anderen Leistungen des Hrn Krause über den Durch⸗
sters entnommen schien, so trefflich
Gemälde eines niederländischen Mei . b ke und Haltung, wie man es in
espielt, so ausgezeichnet in Maske und H 1 gleich vollendeter Weise von Hrn. Krause früber kaum gesehen haben dürfte. Verfehlt erschien dagegen der Alba des Hen. Grube. scenirung war eine geschickte und zeiste wieder die Sorgfalt und den Geschmack, welche Direktor Devrient schon bei anderer Gelegenheit
Wallner⸗Theater. “
Vorgestern Abend ging der Schwank „Sie wird geküßt von Natalie von Eschstruth und Hermann von Anderten in Scene und Publikum eine sehr “ gegen welche auch vom S 1 er Kritik aus wenig einzuwenden ist. 1 S ee p a-a ensehen däabau⸗ und die Handlung erlaubt auch Einwendungen in der Richtung, d iche V. in der geschilderten vornehmen Gesellschaft wenig wahrscheir lich oder auch ganz unwahrscheinlich sind, aber da es sich um einen „Schwank handelt und die Verfasser sichtlich nicht wünschen, öch Ansprüche an ihre Arbeit gestellt werden, darf man mit der schönen
esitzt: fröhliche Laune und gemüth⸗
In einem vornehmen Restaurant der Haupistadt sehen wir eine n unter welchen der junge Lieutenant, Graf Arlsberg, sich durch seine Leichtlebigkeit und durch den Uebermuth
seiner Reden hervorthut, in fröblicher Tafelrunde sitzen. einer Dame in ₰ Restaurants tragen; dem Mantel entfällt unversehens ein Taschentuch; Graf Arlsberg hebt es auf und in den Kameraden großsprecherisch sein Wort, . ame, d dieser Mantel gehört, in einer von wenigen Tagen küssen. gicht. Schöne, sondern die Frau seines Regiments⸗Commandeurs. Nach mancherlei Verwickelungen löst sich der Knoten dadurch, daß der junge Lieutenant sich in seines Obersten Tochter verliebt und von ihr wieder
9
stellung zumeist
rl. Kuhlmann, ihr Organ klingt angenehm.
machen, dafür ist geben es fehlte ihr die nöthige bemerkte man kühle Ueber⸗
Die Liebesscene zwischen ihr und
ihnen im Stich gelassen, man Deklamation statt leidenschaftliche Ausbrüche. rührender aufgefaßt und ist entschieden ein tüchtiges haben,
köstliche Figur, die derselbe schuf, eine Gestalt, die dem
Die In⸗
fand bei dem gut grestimmten
Das neue Stück Publikums.
daß manche Vorgänge Ausdrucksweise.
daß die höchsten
als es die beiden nahme erfreuten.
noch zwei Liebespaare zusammen, mit ei Wültnze und ein junger Assessor, der das etwas stiefmütterlich be⸗ handelte Civilpublikum vertritt mit der aufblühenden Stieftochter
liebt wird, und daß er am Weihnachts⸗Heiligabend bei einer Ge⸗ selschaft, die der Hdeß giebt, seiner en eil bisher widerstrebenden
unter dem mistletoe⸗Zweig den (nach englischer
Kuß giebt. Neben dieser Haupthandlung finden sich
ein Rittmeister mit einer jungen
Die einzelnen Gestalten sind zumeist klar und wabr, theilweise mit sehr wirksamem Humor gezeichnet; namentlich gilt das von den im Vordergrund der Handlung stehenden Personen. fasser etwa des Guten zuviel gethan haben in der b militärischen Wese ⸗
Was die Ver⸗
ens, wurde durch die weise Mäßigung der ausgeglichen, und Hr. Gimnig, der f
allein die bürgerliche Gesellschaft als ein Regierungs⸗Assessor vertrat, verstand es auch an dieser Stelle, sich wirksam zur Geltung zu brin⸗ gen; er hätte nur mit etwas kräftigerer ironischer Betonung bervor⸗ heben sollen, daß neben dem Militär doch auch ein kleines Plätzchen für die Civilisten in der Gesellschaft übrig bleiben müsse.
Man kann im Uebrigen die Leistungen aller Darsteller als recht tüchtige bezeichnen; in erster Linie aber haben wir von den Damen Frl. Lehmann, welche einen in seiner Geschmacksrichtung etwas kühn angelegten Backfisch, die ven⸗ 9 3 Schramm gespielt wurde, als hervorragend zu nennen. Von 9 gab Hr. Alexander den „Grafen Arlsberg“ mit militärische Strammheit, mit welcher er jugendliches Feuer und vornehmes Be⸗ nehmen zu wußte. bu mit gewohntem, “ mit gemüthvoller Gemessenheit. — Publikum schien von dem Dargebotenen recht befriedigt zu sein und der Beifall, der dem Schwank nach jedem Aktschluß reichlich zu Tbeil ward, war kaum auf einen Moment unterbrochen. 8 mußten wiederholt vor der Gardine erscheinen und mit ihnen Hr. von Anderten, der eine der beiden Verfasser.
die Tochter des Regiments⸗Commandeurs, Mutter derselben, die von Fr. Von den
Hr. Meißner gab einen Offiziers⸗
drastischen Humor, und Hr. Kurz den Das
Die Darsteller
Sing⸗Akademie.
Gestern gab die Gesangskünsilerin Frau Erna Lißner, die hier bereits in einigen Musikauffübrungen mit Erfolg mitgewirkt hat, ihr erstes eigenes Concert. 1 unt des Hrn. Prof. Ferd. Sieber gemacht hat, besitzt eine sehr wohl⸗ klingende und umfangreiche Sopranstimme, r Tönen der zweigestrichenen Oktave etwas scharf klingt Reinheit der Intonation, deutliche Aussprache, gleichung der Töne bei vieltaktigen gebundenen Tongruppen, ohne den Athemansatz hören zu lassen, r Kehlfertigkeit im Ausführen schwieriger Koloraturen und Triller zeugen von gründlichsten Studien. züge brachte L. in der Arie „Bel raggio“ avs „Semiramis“ von Rossini, sowie in dem Lied von Taubert: „Ich muß nun einmal singen“ und in Variationen von Rode ganz besonders hafte, oft stürmische Beifallsbezeugungen des zahl b Im Vortrag zweier ebenso beifällig aufgenommener Lieder von Schubert bewies sie zugleich eine zarte und feinschattirende
Die Sängerin, die ihre Studien unter Leitung
2
die nur in den höchsten Musterhafte vollkommene Aus⸗ besonders aber ihre außerordentliche Diese letztgenannten Vorzüge brachte Frau
zur Geltung und erwarb sich dadurch leb⸗ zahlreich erschienenen
Unterstützt wurde das Concert durch die Violin⸗
virtuosin Frl. G. Morgan und den Pianisten Hrn. L Borwick, die in Gemeinschaft die Sonate (D-moll) von Brahms korrekt und schwungvoll ausführten und außerdem noch mit einigen sehr gelungenen Solovorträgen hervortraten, die sich gleichfalls
der günstigsten Auf⸗
Ein Kellner einen anstoßenden Raum des Ihrer jugendlichem Uebermuth giebt er Wort, er werde die Dame, der wie er vermuthet, eine junge 2 gebessert.
Schweden ist
Nach Schluß der Redaktion eingegangene
Depeschen.
Karlsruhe, 27. Januar. (W. T. B.) Das Befinden Königlichen Hoheit der in vo „zuverlässigen Nachrichten zufolge, befriedigend; der Aufenthalt in Nervi übt eine sehr wohlthätige Wirkung aus, und der Katarrh, den sich die Kronprinzessin in Folge einer Erkäaltung in Meran zugezogen hatte, ist
Kronprinzessin von
wesentlich
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Wetterbericht vom 27. Januar,
des Prosper Mérimse.
Tanz von Paul Taglioni.
Morgens 8 Uhr. V Dirigent: Kapellmeister Kahl. Anfang 7 Uhr.
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Wind. Wetter.
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München. 764 Chemnitz. 755 Berlin.. 749 88 762 Breslau 7755 Fle dAIxr.. 772 WS Triet 769 Uebersicht der Witterung. b Unter dem Einflusse eines tiefen Minimums an der mittleren norwegischen Küste wehen in Deutsch⸗ land vielfach stürmische südwestliche und westliche Winde bei warmer regnerischer Witterung. Die Temperatur liegt daselbst 3 bis 8 Grad über der normalen. Cbemnitz hatte gestern Gewitter. In Nord⸗ und Mittel⸗Europa baben ausgedehnte Niederschläge stattgefunden. Utrecht meldet 24 mm
Regen. 8 Deutsche Seewarte i—— — —5
Theater⸗Anzeigen.
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von . Heinrich Hofmann. 1— Schauspielhaus. 21. Vorstellung Die Quitzow’ 8. Vaterländisches Drama in 4 Aufzügen von Ernst von Wildenbruch. Anfang 7 Uhr.
Dienstag: Overn - Vorstellung. Carmen. Oper in
4 Akten von Georges Bizet. Text von Henrv Meilhac und Ludovic Halérv, nach einer Novelle
Königliche Schauspiele.
Schauispielhaus. 20. Vorstellung. Neu einstudirt:
Graf Essex. Trauerspiel in 5 Aufzügen von Heinrich Laube 81S. gesetzt vom Direkt. Dr. Otto Devrient. National⸗Theater als Gast, Gräfin Ruthland: Frl. Kuhlmann, Thrater in Oldenburg, als Anfang
Graf Essex: Hr. Dr. Bassermann, vom Hof⸗ und
vom Großherzoglichen 7 Uhr. Mittwoch: Opernhaus. 20. Vorstellung. Aenunchen Lyrische Oper in 3 Aufzügen von Text von Roderich Fels.
Zeutsches Theater. Dienstag: Zwischen den
Schlachten. — Der Tartüff.
Mittwoch: Das Käthchen von Heilbronn. Dennerstag: Krieg im Frieden. 8
Berliner Theater. Dienstag: Hamlet.
Mittwoch: Der Beilchenfresser. Donnerstag: König Lear. —
Tesstng- Theater. Dienstag: Die Ehre. Schauspiel in 4 Akten von Hermann Sudermann.
Mittwoch: Die Ehre.
Donnerstag: Die Ehre.
Am Freitag findet eine Aufführung von Ludwig Anzenaruber's Bauern⸗Lustspiel „Die Kreuzel⸗ schreiber“ statt.
Wallner-Theater. Dienstag: Zum 4. Male: Sie wird geküfzt! Schwank in 4 Akten von Natalie v. Eschstruth und Hermann v. Anderten.
Anfang 7 Uhr. 8 3 6 Miktwoch und Donnerstag: Sie wird geküßt!
Bictoria-Theater. Dienstag: Stanley in Afrika. Zeitgemälde in 10 Bildern von Alex. ee. 28 2 Richard Nathanson. Musik von C. A. Raida. Ballet von C. Severini. Anfang 7 ¼ Ubr. 8 8 *Rittwoch: Dieselbe Vorstelnng.
Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater.
Dienstag: Mit neuer Ausstattung: Zum 13 Male: Der arme Jonathau. Operette in 3 Akten von Hugo Wittmann und Julius Bauer. Musik von Carl Millöcker. In Scene gesetzt von Julins Fritzsche. Dirigent: Hr. Kapellmeister Federmann. Anfang 7 Uhr. *Mittwoch: Der arme Jonathau
18 b aa
burg. Dienstag: Die arme Löwin. (Les lionnes pauvres.) Schauspiel in 5 Akten von Emil Augier, für die deutsche Bühne bearbeitet von Paul Lindau. In Scene gesetzt von Sigmund Lautenburg. Anfang 7 ½ Uhr. 8
Mittwoch u. folgde. Tage:
Belle-Alliance-Theater. Dienstag: 23. Gast⸗ spiel der Münchener“ unter Leitung des Königl. baver. Hofschauspielers Hin Max Hofpaur Der Herr⸗ gottschniner von Ammergau. Oberbavyerisches Volksstück mit Gesang und Tanz in 5 Akten von Ludwig Ganghofer und Hans Neuert. Musik von F. M. Prestele. Anfang 7 ½ Uhr.
Mittwoch: ˙s Nullerl.
Die arme Löwin.
Central-Theater. Direktion: Dienstag: Mit vollständig neuer Ausstattung an Kostümen, Dekorationen und Requisiten, zum 33. M.: Berolina. Posse mit Gesang in 4 Akten von Jean Kren. Musik von G. Steffens. In Scene gesetzt vom Direktor Emil Thomas. Anf. 7 ½ Uhr. Mittwoch: Berolina. “
Emil Thomas.
AIdolph Ernst-Theater. Dresdenerstraße 72.
Dienstag: Zum 154. Male: Flotte Weiber. Gesangsposse in 4 Akten von Leon Treptow. Couplets von Gust. Görßz. Musik von Franz Roth. Anfang 7 ½ Uhr 8 1
Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.
In Vorbereitung: Der Goldfuchs.
Urania, Invalidenstraße 57/62, geöffnet von 12 — 11 Uhr. — Dienstag: Von 1 — 3 u. 5½ — 8¼½ Uhr: Der neue Phonograph. Um 7 ¼ Uhr: Die Ge⸗ schichte der Urwelt.
Circus Renz, Kartstraße. Dienstag, Abends 7 ½ Uhr: Zum 6. Male: Deutsche Turner. Große National⸗Original⸗Pantomime vom Hofballetmeister A. Siems, inscenirt vom Direktor E. Renz. Musik von Cahnbleyv. Dekorationen, Kostüme, Reauisiten, Wagen neu und prachtvoll 3 Musikcorps. — Vorher: Auftreten des gesammten Künstler⸗Personals. Reiten und Vorführen der best. dress. Schul⸗ und Freibeitspferde.
Mittwoch: Dautsche Turner.
Concert⸗Anzeigen. Sing-Akademie. Dienstag, 28. Jan.: II. Quar-⸗
tett⸗Abend (II. Cyclus): Joachim, de Ahna, Wirth, H Anfang 7 ½ Uhr
Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗
Concert-Haus, Leipzigerstr. 48 (früher Bilse). Karl Meyder⸗Concert. Dienstag, 28,. Jan.: Ouvert. „Preciosa“ v. Weber. „Die Felsenmühle „v. Reissiger. „Les Preludes“, v. Liszt. „Die Schlitt⸗ schuhläufer“, Walzer v. Waldteufel. Musik. Täuschung, Potpourri v. Schreiner. Grand⸗Fantasie f. Piston v. Richter, vorgetr. v. Hrn. Richter. ————
Familien⸗Nachrichten. Verlobt: Frl. Maria v. Westboven mit Hrn.
Schulrath Dr. Arnold Sachse (Berlin). — Frl.
Toni Kusenberg mit Hrn. Lieutenant Popp (Wiee⸗
baden) — Frl. Klara Corts mit Hrn. Fritz Meyer
(Remscheid— Herdecke i. W.). — Verehelicht: Hr. Oskar Hülcker mit 1 Vogel
(Berlin). — Hr. Albert Schwarz mit Frl. Hedw. Krayn (Berlin). — Hr. Regierungs⸗Bauführer Gust. Holland mit Frl. Marg. Hoepke (Berlin). — Hr. Königlicher Regierungs⸗Baumeister Albert Nixdorff mit Frl. Emma Schneider (Dillenburg).
Geboren: Zwei Söhne: Hrn. Herm. Voetsch (Mailand). — Sohn: Hrn. C. O. Langen jun. — Hrn. H. Nah⸗ macher (Kl.⸗Sprenz). — Eine Tochter: Hrn. Robert Holthaus (Dahlerbrück). — Hrn. Prof. 5. Fes Vogt (Breslau). — Hrn. C. Mischke
urg).
8.(Felbe⸗ Hr. Anton von Kaeden (Köln). — Staatsanwalt Paul Friedrich von Rabenau (DOppeln). — Hr. Ober-Amtmann Rudolph Witting (Schwirz). — Hr Dr. med. Job. Rau burg (Bernkastel a. d. Mosel) — Hr. Wilh. Huschke (Berlin). — Hr. Prediger Leopold Stieglitz (Berlin). — Frau Bertha Zinnom, geb. Busse (Zehlendorf). — Frau Kreisgerichts⸗Rath Therese Krech, geb. Zipten (Greifenberg Pomm.) — Frau Wilb. Friedrich, geb. Graß⸗ mann (Berlin) — Hr. Major Fritz Gamradt (Wiesbaden). — Hr. Legations⸗Rath a. D. Gustav von der Schulenburg (Priemern). — Hr. Stabs⸗ arzt Dr. Eduard Loos (Breslau). — Freifrau Klotilde von Ompteda, geb. von Reden ( Hannover). — Frau Professor Alma Jülicher, geb. Engels (Marburg).
Redacteur: Dr. H. Klee.
lin: Berlint Zeiag der Grpedition (SGoln. ck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Denc dei. vensg „ Wilbelmstraße Nr. 32. Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage), (159 ⁴) und die Liste der Schuldverschreibungen der
ischen Staats⸗Prämien⸗Anleihe vom W Jahre 1855.
Erste Beilage
nzeiger und Königlich Preußischen
Berlin, Montag, den 27. Januar
8
Parlamentarische Nachrichten.
Schlußbericht der vorgestrigen (52.) Sitzung des Reichs⸗ tages. Dritte Lesung des Sozialistengesetzes.
Senator Kluegmann (Lübeck): Ich habe die Angriffe des Hrn. Dietz in der zweiten Lesung auch gehört, mir scheint es aber, als wenn es sich mehr um persönliche Angriffe gegen den Senator Hachmann, als um sachliche Angriffe handle. Auf Grund von ist mir mitgetheilt worden, daß das Verbot der „Bürgerzeitung“ und der „Gerichts⸗ 3 in Hamburg mit vollem Grunde erfolgt ist; die Be⸗ chwerdekommission hat anerkannt, daß das Verbot schon viel früher hätte erfolgen sollen.
Abg. Liebknecht: Im Elberfelder Prozeß ist nichts weiter festgestellt, als daß die Arbeiter das gethan haben ohne Genehmigung der Polizei, was sie mit Genehmigung der Polizei nicht thun konnten. Der Londoner „Sozialdemokrat“ ist eine Folze des Sozialistengesetzes, er wird verschwinden, wenn die
artei sich wieder frei bewegen kann. Daß die Sprache einer unterdrückten Partei eine schärfere ist, ist selbstverständlich. Anarchisten sind wir nicht, die Anarchisten sind Sie. Daß das geistige Moment bei der Sozialdemokratie fehlt, ist nicht wahr. verweise Sie an das Mitglied der hohen Aristo⸗ kratie, welches vorhin gesprochen und anerkannt hat, daß ein ideales Moment in der Sozialdemokratie vorhanden ist. Wir haben uns stets gegen die Strikes erklärt. Es ist von einem Reichstagsmitgliede, einem Bergwerksbesitzer, erklärt worden, daß die Verhütung des Strikes nur den Sozialdemo⸗ kraten zu danken war. Wenn meine Angaben bestritten werden sollten, so werde ich demjenigen, welcher sie bestreitet, den Namen des Betreffenden nennen, der augenblicklich krank ist. In dem heutigen Volksblatt ist ausdrücklich eine Warnung enthalten an die Bergarbeiter; sie werden darauf aufmerksam gemacht, daß ein Strike jetzt nur dahin führen könnte, daß die Flinte schießt und der Säbel haut. Der Ausweisungs⸗Para⸗
Fraph ist niemals ein durchschlagendes Mittel gewesen; er hat ast nur zur Chikanirung und Coujonirung einzelner Personen geführt. Eine gemeingesährliche Bestrebung ist die Brot⸗ vertheuerung, und bei der Auslegungsfähigkeit des Paragraphen kann auch diese einmal unter das Gesetz fallen. Bei der ersten Lesung sprach Hr. Herrfurth ganz ruhig und ziemlich objektiv; als er vorgestern sprach, wandte er sich an die Bourgeoisie und führte ihr das rothe Gespenst vor. Wir sollen unsere Ziele verhüllen. Aber was wollen Sie denn? Das Volk rechtlos machen! Das sagen Sie aber nicht. Wir machen aber gar kein Hehl daraus, daß wir eine Aenderung der Eigen⸗ thumsverhältniffe herbeiführen wollen. In Paris fand eine internationale Versammlung der Arbeiter statt. Die Fanatiker wurden vor die Thür gesetzt, und in der maßsvollsten Weise wurden die letzten Ziele ausgesprochen. Ist denn da von Mord und Todtschlag die Rede gewesen? Wer das ge⸗ than hätte, den hätte man als verrückt betrachtet. Ich habe die anarchistische Partei nirgends finden können, weil ich nicht das Bedürfniß habe, mir Gespenster vorzumachen. Ich bin bedroht worden, als ich nach Amerika gehen wollte; ich bin hinüber gegangen, und es hat mir Niemand ein Haar gekrümmt. Die Furcht ist der schlechteste Rathgeber in der Politik. Um Gewaltthätigkeiten zu verhindern, braucht man doch kein Sozialistengesetz. Sie sind nicht allein Staat und Gesellschaft, dazu gehören wir auch, und ich behaupte, daß die Sozialdemokraten mindestens eben so nützliche, wenn nicht nützlichere Mitglieder der Gesellschaft sind als Sie. Es ist zu spät, auf die theoretischen Einzelheiten einzugehen, die Wähler werden am 20. Februar schon ihre Antwort geben.
Abg. Prinz zu Carolath⸗Schönaich erklärt, nur in 1 e 8 nem Namen, nicht in dem seiner Partei, gesprochen zu
aben.
Abg. Kulemann: Die große Gährung in unserem sozialen Leben, welche sich im letzten Theil unseres Jahrhun⸗ derts vollzieht, soll nicht unterdrückt werden; wir wollen nur dafür sorgen, daß das Staatsgefäß durch diese Gährung nicht gewaltsam auseinandergesprengt wird.
Abg. von Helldorff: Zur zweiten Lesung hatten wir verschiedene Anträge gestellt und glauben dadurch unseren Standpunkt so klar dargelegt zu haben, daß wir durch noch⸗ malige Einbringung derselben die Verhandlungen nicht auf⸗ halten wollen. 1
Abg. Rickert: Ich möchte nochmals erklären, daß ich meine früheren Ausführungen bezüglich der Mißgriffe bei Handhabung des Sozialistengesetzes in Baden vollständig auf⸗ recht erhalte. Ich höre soeben, daß das Gesetz mit Hülfe der Konservativen abgelehnt werden wird. Nun, bei den Wahlen wird eine solche Entscheidung getroffen werden, wie sie der Würde und Ehre des deutschen Volkes entspricht.
Bundesbevollmächtigter Freiherr von Marschall (Baden):
Der Herr Vorredner hat behauptet, er könne aufrecht erhalten, was er früher gesagt habe. Dem gegenüber konstatire ich, daß er früher von einer „Mißwirthschaft“ in Baden ge⸗ sprochen hat, d. h. doch von einer systematischen illoyalen Handhabung des Gesetzes unter den Augen, unter der Kon⸗ venienz der Regierung Und heute zieht er sich darauf zurück, zu sagen, daß einzelne Mißgriffe in größerem oder geringerem Umfang vorgekommen seien. Ich babe weiter nichts zu konstatiren, als daß von der Mißwirthschaft bis zu den einzelnen Mißgriffen ein himmel⸗ weiter Weg ist. Diesen Weg hat der Hr. Akg. Rickert zurückgelest, und darum sage ich: Er hat in dieser Frage den Rückzug angetreten; nicht er hat aufrecht erhalten, was er gesagt hat, wohl aber kann ich alles das aufrecht erhalten, was ich auf Grund des Aktenmaterials hier vorgetragen habe. 4
Die einzelnen Artikel werden in der Fassung der zweiten Lesung angenommen. 1
Die Gesammtabstimmung über das Gesetz ist eine namentliche. G
Es stimmen 169 Abgeordnete gegen, 98 für das Gesetz, dasselbe ist demnach abgelehnt. 1 1
Dafür stimmen geschlossen die Reichspartei, mit Aus⸗ nahme des Abg. Freiherrn von Unruhe⸗Bomst, und die Nationalliberalen, mit Ausnahme des Abg. Sedlmayr, da⸗
Präsident von Levetzow ertheilt hierauf dem Staats⸗ sekretär Dr. von Boetticher das Wort, welcher dem Hause von einer Kaiserlichen Botschaft Kenntniß giebt, wonach der Kaiser beabsichtigt, den Reichstag zu schließen und die Ab⸗ geordneten auffordert, zu diesem Zwecke heute Abend 6 Uhr im Weißen Saale des Königlichen Schlosses zusammenzutreten.
Präsident von Levetzow giebt alsdann die übliche Ueber⸗ sicht über die geschäftliche Thätigkeit des Reichstages in der abgelaufenen Session, und nachdem der Abg. Graf von Moltke, als ältestes Mitglied des Hauses, den Dank des⸗ selben dem Präsidenten ausgesprochen, schließt Präsident von Levetzow die Sitzung mit folgenden Worten:
„Meine Herren! Wir mögen kommen oder gehen, unser erster und letzter Blick richtet sich auf unsern Kaiserlichen Herrn, in dessen starke und treusorgende Hand die Geschicke des deutschen Vaterlandes gelegt sind. Am Schlusse der Legislaturperiode und bevor wir den Saal verlassen, wollen wir noch einmal uns vereinigen in dem Rufe: morituri te salutant, unser Kaiser Wilhelm II. lebe hoch!“ Das Haus stimmt dreimal begeistert in den Ruf ein.
— Die am Sonnabend im Reichstage gehaltene Rede des Staats⸗Ministers Herrfurth hatte folgenden Wortlaut:
Meine Herren! Trotz der vorgerückten Zeit halte ich mich doch verpflichtet, gegenüber den Ausführungen des Hrn. Abg. Bebel, namentlich bezüglich des Elberfelder Sozialistenprozesses, welchen er in ein ganz falsches Licht gerückt hat, noch einige Worte zu sagen. Zunächst möchte ich darauf hinweisen, daß seine Behauptung, das Sozialistengesez habe die Geheimbündelei gezüchtet, ebenso falsch ist, wie die andere Behauptung, das Sozialistengesetz habe den Anarchismus und die Anarchisten gezüchtet.
Meine Herren! Beide Behauptungen sind ebenso falsch, als wenn Sie sagen wollten, das Strafgesetzbuch züchte Vergehen und Verbrechen, und es würde sich das Privateigenthum einer viel größeren Sicherheit erfreuen, wenn die Vorschriften, welche wegen Bestrafung von Diebstahl und Raub gestellt sind, in Wegfall gebracht würden.
Meine Herren, es ist wiederholt darauf hingewiesen worden, daß das Gesetz vom Jahre 1878 sich nicht gegen die Sozialdemgkratie als solche, sondern gegen die gemeingefährlichen Bestrekungen derselben richtet. Nicht nur die sozialdemokratische Gesinnung ist straflos, sondern auch die öffentliche Bethätigung dieser Gesinnung in Wort und Schrift, so lange sie sich innerhalb der gesetzlichen Schranken kbält. Wir sehen ja, wie tagtäglich eine Reihe von Zeitungenerscheint, welche sich zur sozialdemokratischen Lehre bekennen und diese Lehre zu verbreiten sich bemühen. Tagtäglich werden sozialdemokratische Versammlungen abgehalten, und die Partei hat namentlich in ihren Vereinen für die sogenannten „volksthümlichen Wahlen“ ja auch eine Vereinsorganisation, die zweifellos einen sozialdemokratischen Charakter trägt und sozialdemokratische Ziele verfolgt. So lange wie in der Verfolgung dieser Ziele die Sozialdemokratie sich in Wort und Schrift, in Versammlungen und Vereinen innerhalb der gesetz⸗ lichen Schranken hält, so lange wird gegen sie nicht eingeschritten und kann gegen sie nicht eingeschritten werden. Sobald sie aber sich zu den gemeingefährlichen Bestrebungen versteigt, sobald sie auf den Umsturz gerichtete Bestrebungen zeigt und dieselben in einer den öffentlichen Frieden und die Eintracht der Bevölkerungsklassen störenden Weise zur Geltung bringt, dann muß gegen sie ein⸗ geschritten werden, und wenn Sie behaupten, dadurch seien Sie genöthigt, Geheimbünde zu errichten, ja, meine Herren, dann geben Sie zu, daß in dem Wesen der Sozial⸗ demokratie diese friedenstörende Richtung, diese auf den Umsturz der bestehenden Staats⸗ und Gesellschaftsordnung ge⸗ richteten Bestrebungen als nothwendige Bestandtheile mit enthalten seien, und wenn Sie Ihrerseits — das war ja eine Aeußerung des Herrn Abg. Bebel — behaupten, es helfen alle solche gesetzlichen Mittel gegenüber der Sozialdemokratie nichts, sie sei wie eine lernäische Schlange, der sofort wieder zwei neue Häupter wachsen, wenn das eine abgeschlagen wird, ja, meine Herren, will er etwa mit diesem Vergleich darauf hinweisen, in welcher Weise Herkules der lernäischen Schlange doch Herr geworden ist? Ignis sanat!
Was nun aber den Sozialistenprozeß in Elberfeld an⸗ langt, so hat allerdings der Hr. Abg. Bebel demselben sehr nahe gestanden, denn er gehört ja zu den in diesem Prozeß freigesprochenen Angeklagten. Ich habe nun die Ueberzeugung, er hat etwas zu nahe gestanden, um den richtigen Gesichtswinkel für die Beurtheilung dieses Prozesses gewinnen zu können. Ich möchte mich bei der Be⸗ urtheilung dieses Prozesses ebenso wenig, wie lediglich auf die An⸗ klageschrift des Staatsanwalts, so auch lediglich auf die Beurthei⸗ lung der Angeklagten stützen, sondern ich würde vorziehen, mich auf die Stellung des Richters zu stellen, welcher nach der An⸗ börung der Anklage des Staatsanwalts und der Vertheidigung des Angeklagten nach seinem pflichtmäßigen Ermessen das Urtheil gesprochen hat. Meine Herren! Ich will gleich vorausschicken, das Ürtheil ist zur Zeit noch nicht einmal in seinem ganzen vollen Umfange mit schriftlichen Gründen veröffentlicht. Gegen dies Urtheil ist sowohl von den Angeklagten, als von der Staatsanwaltschaft das Rechtsmittel angemeldet, und wir stehen also hier einem rechtskräftigen Erkenntniß noch nicht gegenüber; aber ich glaube, es ist doch immer für die Beurtheilung dieses Prozesses zur Zeit kein besserer Anhalt gegeben, als die Gründe, welche der Richter bei der Verkündung des Urtbeilsspruchs als für die Entscheidung des Gerichtshofs maß⸗ gebende in öffentlicher Sitzung verkündet hat, und da möchte ich nun aus diesen Gründen doch zur Widerlegung der Anführungen des Hrn. Abg. Bebel auf eine Reihe von einzelnen Punkten aufmerk⸗ sam machen.
Der Hr. Abg. Bebel hat gesagt: ein Theil der Angeklagten — es ist ungefähr die Hälfte — ist glänzend freigesprochen, das sind Diejenigen, gegen die die Anklage erhoben wurde, daß eine allgemeine Verbindung der gesammten Partei unter der Führung der parlamen⸗ tarischen Vertreter der Sozialdemokratie zu diesem gesetzwidrigen Zweck bestanden habe; hier ist die Unschuld glänzend gerechtfertigt; der andere Theil ist allerdings verurtheilt, aber lediglich auf die Aussagen von unbekannten Gewährsmännern, deren Namen von den betreffenden unglaubwürdigen Polizeikommissarien nicht genannt werden konnten, und er hat hier gegen die betreffenden Polizeikommissarien und deren Glaubwürdigkeit noch eine Reihe von Anklagen erhoben.
Meine Herren, Sie gestatten mir, daß ich dem gegenüber einige Stellen aus dieser Begründung des Gerichtshofs verlese. Zunächst heißt es da, was die Verurtheilten betrifft:
„Bei der Würdigung des umfangreichen Beweismaterials hat der Gerichtshof die von Polizeibeamten, namentlich den Polizei⸗ kommissaren Wilsing und Kammhoff, gemachten Bekundungen, weil diese nicht auf eigener Wahrnehmung, sondern auf Mittheilungen unbekannter, von den Polizeibehörden als zuverlässig erachteter Per⸗ sonen beruhen, nicht als ein sicheres Beweismittel er⸗ achtet, weil dem Gerichtshof jede Kenntniß fehlt, wer diese Gewährsmänner sind und damit die Möglichkeit der Prüfung, ob dieselben Glauben verdienen; das Urtheil der Polizeibeamten über die Glaubwürdigkeit der Zeugen kann das richterliche Urtheil nicht ersetzen. Obwohl nun nach dem Resultat der Beweisaufnahme
eegen Deutschkonservative, Centrum, Polen, Freisinnige und ozialdemokraten. 1“
1.““ 8
anerkannt werden muß, daß die polizeilichen Berichte vielfach sich als
richtig herausgestellt haben und alle Seitens der Angeklagten ver⸗ suchten Angraffe gegen die Glaubwürdigkeit und Ehrenbaftigkeit der Polizeibeamten vollständig in nichts zerfallen sind, so hat der Gerichtsbof dennoch diesen Bekundungen nur soweit für die Bil⸗ durg seiner Ueberzeugung Werth beigelegt, als sie durch andere Beweise ausreichend unterstützt sind.“ 1, Diese erweiterten Beweise sind nun durch eine ganze Reihe von Zeugenaussagen gefunden worden. Daraufhin sind die Angeklagten ver⸗ urtheilt, und zur Charakterisirung der Angeklagten spricht nun der Eerichtshof noch Folgendes aus: 8 „Bei Abmessung der Strafen war die Gemeingefährlichkeit des Treibens der Angeklagten zu berücksichtigen. Es war zu erwägen, daß, wie aus den verlesenen Stellen des „Sozialdemokraten“ der⸗ vorgeht, die Bestrebungen der soziäldemokratischen Agitation darauf gerichtet sind, durch Entstellung von Thatsachen und falsche Vor⸗ spiegelungen die Erundlagen des Staats, der Gesellscheft und der Religion zu untergraben?; daß gerade in diesem Prozes sich heraus- gestellt hat, wie der Sinn für Wahrheit, ja selbst die Scheu vor der Heiligkeit des Eides geflissentlich gestort wird.“ b Meine Herren, dies in Bezug auf die verurtheilten Angeklagten. Nun komme ich auf die freigesprochenen, glänzend ge⸗ rechtfertigten Unschuldigen Da bheißt es: 1 „Dagegen hat der Gerichtshof nicht die volle Ueberzeugung gewonnen, daß in Deutschland eine allgemeine Verbindung einer Mehrzahl von Personen mit der Fraktion des Reichstages, und zwar in dem Sinne der §§. 128 und 129 des Strafgesetz⸗ buchs besteht. Der Gerichtshof hat nicht verkannt, daß aus dem Inhalt der verlesenen Artikel des „Sozialdemokraten“, namentlich des Leitartikels in Nr. 39 von 1880, aus den Beschlüssen der Kongresse zu Wyden und Kopenhagen, aus der ganzen Einrichtung des Kassenfonds, dessen Bestand sich auch ars dem Ueberschusse verbotener Druckschriften und des „Sozialdemokraten“ sowie aus Sammlungen örtlicher Verbände zusammensetzt, sich schwere Verdgchts⸗ momente für das Bestehen einer solchen Verbindung ergeben, hierfür auch die obengedachte Grillenberger'sche Ko scheint. Allein diese Argumente erschienen bei ei nicht zwingend genug, um mit Sicherheit auf! derartigen Verbindung zu schließen; sie lassen sich auch als Be⸗- schäftigung einer Parteiorganisation erklären und konnte daher bei vorhandenen Zweifeln an dem Vorhandensein einer allge⸗ meinen, von der Reichstagsfraktion geleiteten bindung im Sinne der §§. 128 und 129 des Strafgesetzbuches Strafe nicht erfolgen.“ Meine Herren, diese Art von Freisprechung iert mich etwas an jenen wohlwollenden Richter, der zu einem des Diebstahls Angeklagten, aber wegen mangelnder Beweise Freigesprochenen sagte: Wir nehmen an, Du hast nicht gestohlen, aber stiehl nicht wieder. Meine Herren, der Sozialistenprozeß in Elberfeld ist, das gebe ich zu, nach verschiedenen Richtungen hin lehrreich, lehrreich auch für die verbündeten Regierungen und lehrreich auch für dieses hohe Haus und namentlich für Diejenigen in demselben, welche den ver⸗ bündeten Regierungen die Mittel weigern wollen, welche dieselben zu Liner Repression der gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozial-⸗ demokratie nothwendig erachten. Lehrreich ist dieser Prozeß zunächst für die mit der Ueber⸗ wachung jener gemeingefährlichen Bestrebungen beauftragten Behörden. Er zeigt von Neuem wieder, wie dringend es erforderlich ist, die höchste Vorsicht walten zu lassen bei der Benutzung der Aussagen solcher Mitglieder der sozialdemokratischen Partei, welche sich bereit finden lassen und sich selbst dazu anbieten, die Gebeimnisse ihrer Parteigenossen preiszugeben, sobald sie sich davon persönliche Vortheile versprechen können. Meine Herren, daß derartige Personen, welche sehr geneigt sind, weniger, und leider auch oft mehr zu sagen, als sie wissen, nicht als Vertrauensmänner bezeichnet werden können, ist zweifellos, denn Vertrauen verdienen sie sehr wenig. Jede ihrer Aussagen und Angaben bedarf einer ganz genauen Kontrolirung und Verifizirung, bevor man irgend darauf etwa bauen kann, und zwar um so mehr, weil die betreffenden Personen sehr geneigt sind, ihr Geschäft nach beiden Seiten hin nutzbar zu machen . Aber, meine Herren, so lange im Geheimen mit gesetzwidrigen Mitteln gesetzwidrige Zwecke verfolgt werden, so lange sind die Be⸗ hörden verpflichtet, dem nachzugeben, und dabei können sie derartige Personen leider nicht entbehren — ich sage: leider denn das gebe ich zu, derartige Personen und ihre Glaubwürdig⸗ keit sind in der Mehrzahl der Fälle nicht reinlich und nicht zweifelsohne. 1 1 Aber, meine Herren, der Elberfelder Sozialistenprozeß giebt doch auch noch eine ganze Reihe anderer Lehren und von denen möchte ich zwei noch besonders hervorheben. Er zeigt uns zunächst, daß, wenn hier in diesem Hause die parlamentarischen Führer der Sozialdemo⸗ kratie immer betonen, daß sie nur mit geistigen Waffen den Sieg 8 für die Sozialdemokratie zu erringen bemüht sind, daß es ihnen fern läge, irgendwie auf den Weg der Revolution, der unmittelbaren Gewalt hinzuwirken, daß durch die Wucht des Gedankens die Sozial⸗ demokratie siegen werde, — nun, meine Herren, wir sehen leider, daß die Masse da draußen sich an diese Lehren nicht hält; die findet nicht die Richtschnur ihres Handelns in den mit einem wissen⸗ schaftlichen Anstrich versehenen und äußerlich gemäßigten Deduk tionen der Führer in der varlamentarischen Fraktion, sie sieht ihr Evangelium und die Richtschnur ihres Handelns in dem Ton- doner „Sozialdemokrat“, dessen Einschmuggelung und Ver⸗ breitung geradezu als der Sport der Sozialdemokratie be⸗ eichnet werden kann. 1 882 vnss ner Herren, was dieses Blatt anbelangt, so bedarf es wohl eigentlich einer weiteren Charakterisirung desselben nicht. Ich glaube, Jedem in diesem hohen Hause ist der Charakter dieses Blattes be⸗
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edender Erwägung Vorhandensein einer
vorzulesen. Ich unterlasse das um so mehr, als ich mich ja sonst auch wohl der Verbreitung des „Sozialdemokrat“ gewissermaßen schuldig machte. 8 1 “ 18 Aber 8. habe in dem engeren Kreise der Kommission derartige Mittheilungen gemacht, und ich kann nur das Eine konstatiren, fast in jeder Nummer dieses Blattes sind Strafthaten enthalten, welche unter das gemeine Recht fallen. Es finden sich fast in jeder Nummer Vergehen, welche die §§. 130 und 131 des Straf gesetzbuches mit Strafe bedrohen, nämlich Aufforderung zu Gewalt⸗ thätigkeiten in Frieden störender Weise, Verbreitung erdichteter und entstellter Thatsachen, welche die Anordnungen der Obrigkeit verächtlich zu machen bestimmt sind; und fernerhin Majestätsbeleidigungen, welche von diesem Blatt neuerdings geradezu zu einer Art Spezialität ausgebildet sind. In jeder Nummer desselben aber sind — das ist zweifellbs — Bestrebungen vorhanden der in dem §. 1 des Sozialistengesetzes bezeichneten Art, Be strebungen, welche auf den Umsturz der bestehenden Staats⸗ und Gesell⸗ schaftsordnung gerichtet sind, und welche den Klassenkampf, den Klassenhaß, die Störung des Friedens und der Bevölkerung zum wecke haben und zu erreichen sehr geeignet sind. Denn, meine dieses Blatt ist überaus geschickt redigirt, ist in seiner Wirkung auf die großen Massen sehr wohl berechnet, und daß es seine Wirkung gethan hat, haben wir in diesem Prozesse gesehen. Der Samen, den der Londoner „Sozialdemokrat“ ausgestreut hat, ist auf einen wohlvorbereiteten Boden gefallen und hat seine
Früchte getragen. Ich erinnere daran, was betreffs der drei An
denz zu sprechen
kannt und ich brauche nicht etwa einzelne Stellen aus demselben nach 8