1890 / 30 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Fri, 31 Jan 1890 18:00:01 GMT) scan diff

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Der Preis besteht in einem Stipendium von 3000 zu einer Studienreise nach Italien.

Der Genuß des Stipendiums beginnt mit dem 1. Oktober 8.28 Die Auszahlung der ersten Rate im Betrage von 1500 erfolgt beim Antritt der Studienreise, die zweite Rate in gleicher Höhe wird gezahlt, wenn der Stipendiat nach Verlauf von sechs Monaten über den Fortgang seines Stu⸗ diums an den Senat der Akademie der Künste für genügend erachteten Bericht erstattet hat.

„Eine Theilung des Stipendiums an mehrere Bewerber ist ausgeschlossen. 1

Die Zuerkennung des Preises erfolgt im Monat Juni d. J.

Die preisgekrönte Konkurrenzarbeit wird Eigenthum der Akademie der Künste.

Berlin, den 28. Januar 1890.

Der Senat der Königlichen Akademie der Künste

Sektion 8 h Künste.

Justiz⸗Ministerium.

„Der Notar Eckertz in Zell a. Mosel ist in den Land⸗ gerichtsbezirk Düsseldorf, mit Anweisung seines Wohnsitzes in Neuß, versetzt worden. .

Der Rechtsanwalt Donalies in Arys ist zum Notar für den Bezirk des Ober⸗Landesgerichts zu Königsberg, mit Anweisung seines Wohnsitzes in Arys,

der Rechtsanwalt Wyneken in Stade zum Notar für den Bezirk des Landgerichts zu Stade, mit ügeisung seines Wohnsitzes in Stade, und

der Rechtsanwalt Dr. Sauer in St. Goarshausen zum Notar für den Bezirk des Ober⸗Landesgerichts zu Frankfurt a. M., mit Ausschluß der Hohenzollernschen Lande, unter seines Wohnsitzes in St. Goarshausen, ernannt worden.

Bekanntmachung.

3 1“ n Gemäßheit des §. 4 des Gesetzes vom 27. Juli 1885, betre

end Ergänzung und Abänderung einiger Bestimmungen über Erhebung der auf das Einkommen gelegten direkten Kommunalabgaben (Gesetz⸗Sammlung S. 327), wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß das im laufenden Steuerjahre kommunalabgabepflichtige Reineinkommen aus dem

Betriebsjahre 1888 /89 resp. 1888

1) bei der Zschipkau⸗Finsterwalder beh auf

500,00 2) bezüglich der preußischen Strecke der Eisenbahn von Halberstadt nach Blankenburg sowie der Eisenbahn von 8 Langenstein nach Derenburg auf 106 248,68 festgestellt worden ist. 1 Aus dem Betriebe der preußischen Strecken der Eisenbahn von Blankenburg nach Tanne ist ein kommunalabgabepflichtiges Reineinkommen in dem Jahre 1888 nicht erzielt worden. Berlin, den 28. Januar 1890. Königliches Eisenbahn⸗Kommissariat.

Bekanntmachung. 8

Nachdem uns die Abnahme der Vorprüfung und der ersten Hauptprüfung im Schiffsbau⸗ und Maschinenbaufache der Kaiserlichen Marine nach Maßgabe der von dem Herrn Staatssekretär des Reichs⸗ Marineamts erlassenen Prüfungsvorschriften vom 3. Januar d. J. übertragen worden ist, bringen wir im Auftrage des Herrn Ministers der öffentlichen rbeiten hierdurch zur allge⸗ meinen Kenntniß, daß die Gebuhren, welche die Kandidaten für jede dieser Prüfungen vor Eintritt in dieselbe zu entrichten haben, auf dreißig Mark festgesetzt sind.

Für die erweiterte erste auptprüfung, wie sie nach den zu jenen Prüfungsvorschristen gehörigen Uebergangs⸗ und Ausführungsbestimmungen unter gewissen Bedingungen an Stelle der genannten beiden Feühngen abgelegt werden kann, werden ebenfalls dreißig Mark an Gebühren erhoben.

Für jede Wiederholungsprüfung, auch wenn sie sich nur auf einzelne Gegenstände erstreckt, sind die vollen Prüfungsgebühren zu entrichten. 8 1

Berlin, den 29. Januar 1890. 8 Königliches technisches Prüfungsamt.

Oberbeck.

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Angekommen: Se Excellenz der General der Artillerie von Lewinski 1., kommandirender General des VI. Armee⸗

Corps, von Breslau; . General der Infanterie von

Se. Ercellenz der 1 Lewinski II., Gouverneur von Straßburg i. E. von dort; Hänisch,

Se. Excellenz der General der Kavallerie von bommandirender General des IV. Armee⸗Corps, von Magde⸗ burg; Se. Excellenz der General⸗Lieutenant von Seeckt, kom⸗ mandirender General des V. Armee⸗Corps, von Posen.

Nichtamtliches.

Deutsches Reich.

Preußen. Berlin, 31. Januar. Se. Majestät der Kaiser und König empfingen estern um 12 ¾ Uhr den schwarzburg⸗rudolstädtischen Staats⸗Minister von Starck. Nach⸗ mittags arbeiteten Se. Majestät, nahmen um 5 Uhr Unter⸗ richt im Florettfechten und statteten um 6 ⁄2 Uhr dem Groß⸗ fürsten Nicolaus Nicolajewitsch, Kaiserlicher Hoheit, in dem Russischen Botschaftshotel einen Besuch ab. Um 7 Uhr be⸗

gaben Sich Se. Majestät zum Kriegsspiel nach der Kriegs⸗

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akademie. ledigten Se. Majestät Regierungsangelegen⸗

Der Stadtverordneten⸗Versammlung von Berlin ist auf deren Glückwunsch⸗Adresse zum Geburtstage Sr. Majestät des Kaisers und Königs das nachstehende Allerhöchste Antwortschreiben zugegangen:

„Die Stadtverordneten Meiner Haupt⸗ und Residenzstadt Berlin haben Mich durch die treuen Glückwünsche zu Meinem Geburtstage, welche in ihrer Adresse einen so warmen Ausdruck gefunden haben, aufrichtig erfreut. Zu Meiner großen Befriedigung hat auch die Berliner Bürgerschaft unter gebührender Würdigung der durch die Trauer um Ihre Hochselige Majestät die Kaiserin und Königin Augusta gebotenen Beschränkungen sich wiederum an der Feier Meines Wiegenfestes lebhaft betheiligt, wie Ich Mich aus den rerschieden⸗ artigsten Kundgebungen Selbst überzeugen konnte. Ich kann es Mir daher nicht verfagen, die Stadtverordneten Meines wärmsten Dankes

zu versichern. Berlin, den 29. Januar 1890. Wilhelm R.“

An die Stadtverordneten zu Berlin.

In der am 30. d. M. abgehaltenen Plenarsitzung des Bundesraths legte der Vorsitzende, Vize⸗Präsident des Staats⸗Ministeriums, Staatssekretär des Innern, Dr. von Boetticher, zunächst Schreiben des Präsidenten des Reichstages vor, in welchen dem Bundesrath die Beschlüsse des Reichstages zu den Petitionen von Wittwen früherer kurhessischer Offiziere und Beamten wegen Gewährung der kurhessischen Wittwen⸗Staatspension, zu der Petition des Vereins deutscher Rechtskonsulenten, zu dem Entwurf eines Gesetzes über die Kontrole des Reichs⸗ haushalts und des Landeshaushalts von Elsaß⸗ Lothringen für 1889/90, zu dem Eesetzentwurf wegen Fest⸗ stellung eines zweiten Nachtrags zum Reichshaushalts⸗ Etat für 1889/90, zu den Gesetentwürfen wegen Feststellung des Reichshaushalts⸗Etats für 1890/91 und wegen Aufnahme einer Anleihe für Zwecke der Ver⸗ waltungen des Reichsheeres, der Marine ꝛc., endlich zu dem Gesetzentwurf, betreffend die Abänderung des Gesetzes gegen die gemeingefährlichen Bestrebungen der Sozialdemokratie, mitgetheilt werden. Dem vom Reichstage in veränderter Fassung angenommenen Entwurf eines Gesetzes, betreffend eine Postdampfschiffsver⸗ bindung mit Ost⸗Afrika, und dem Entwurf eines Gesetzes für Elsaß⸗Lothringen über die Zwangserziehung wurde die Zustimmung ertheilt. Einem Antrage auf Ertheilung der Ermächtigung zum strafrechtlichen Einschreiten wegen Beleidi⸗ gung des Bundesraths durch die Presse und einer Eingabe wegen anderweitiger Berechnung der pensionsfähigen Dienst⸗ zeit eines früheren Beamten beschloß die Versammlung, eine Folge nicht zu geben. Mehreren Verbänden eingetra⸗ ener Genossenschaften wurde das Recht zur Be⸗ steung von Verbands⸗Revisoren verliehen. Der Entwurf eines Gesetzes für Els⸗ aß⸗Lothringen über die Rechtsverhältnisse der Professoren an der Kaiser Wilhelm⸗Universität zu Straßburg, ein Gesetzentwurf wegen Ergänzung der Gebührenordnung für Zeugen und Sach⸗ verständige und der Bericht der Reichs⸗Schulden⸗Kommission über die Verwaltung des Schuldenwesens des Reichs wurden den zuständigen Ausschüssen zur Vorberathung über⸗ wiesen.

Der General⸗Feldmarschall Graf von Blumenthal, General⸗Inspecteur der 4. Armee⸗Inspektion, Chef des Reitenden Feldjäger⸗Corps und des Magdeburgischen Füsilier⸗Regiments Nr. 36, hat sich zur Beisetzung seiner verstorbenen Gemahlin nach Krampfer bei Perleberg begeben.

Se. Durchlaucht der Prinz Friedrich von Hohen⸗ zollern, Allerhöchst mit Führung der 22. Division beauftragt, ist mit kurzem Urlaub hier eingetroffen.

Der Fürstlich schwarzburg⸗sondershausensche Bevoll“ mächtigte zum Bundesrath, Staatsrath Petersen, ist von hier wieder abgereist.

S. M. Aviso „Wacht“, Kommandant Korvetten⸗ Kapitän Graf von Baudissin, hat am 29. Januar von Triest die Heimreise über Malta angetreten. Das Uebungs⸗Geschwader, bestehend aus S. M. Schiffen „Kaiser“, „Deutschland“, „Friedrich der Große“ und „Preußen“, Geschwader⸗Chef Contre⸗Admiral Holl⸗ mann, beabsichtigt am 1. Februar cr. von Smyrna nach Malta in See zu gehen.

Bayern. München, 30. Januar. (Allg. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent erschien in der Uniform seines österreichischen Artillerie⸗Regiments gestern Nachmittag nach 2 ½ Uhr am Centralbahnhof und empfing den bald darauf ankommenden Erzherzog Leopold Ferdinand von Toskana; Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit war in der österreichischen Marine⸗Uniform. Nach herzlicher Begrüßung der hohen Herrschaften und Vorstellung des beiderseitigen Gesolges fuhr der Prinz⸗Regent mit dem hohen Gast in die Residenz. Der heute Vormittag in der St. Ludwigskirche abgehaltenen stillen Messe aus Anlaß des ersten Jahrestages des Hinscheidens weiland des Kron⸗

rinzen Rudolph von Ihre König⸗ lichen Hoheiten der Prinz und die Prinze sin Leopold und deren beide Töchter, Arnulph, die Herzogin von Modena, die gesammte österreichisch⸗ungarische Gesandtschaft und viele Angehörige der hiesigen österreichischen Kolonie bei.

(Köln. Ztg.) Die Kammer der Abgeordneten setzte heute die Justiz⸗Etats fort und ge⸗ nehmigte die Mittel zur Beförderung von zwei Landgerichts⸗ Präsidenten zu oberlandesgerichtlichen Senats⸗Präsidenten sowie von 30 Landgerichts⸗RKäthen in Nang und Gehalt zu Ober⸗Landesgerichts⸗Räthen unter Belassung am Landgericht. Der Vermittelungsantrag des Ministers, 40 solcher Beförde⸗ rungen zu bewilligen, wurde abgelehnt.

Sachsen. Dresden, 30. Januar. (Dr. J.) Die Erste Kammer genehmigte in ihrer heutigen Sitzung das mittelst Königlichen Dekrets Nr. 23 vorgelegte Gesetz, die Pensions⸗ berechtigung der berufsmäßigen Gemeindebeamten in den Städten mit der Städteordnung für mittlere und kleine Städte, sowie in Landgemeinden be⸗ treffend, allenthalben mit den von ihrer 1. Deputation vor⸗ geschlagenen geringfügigen Abänderungen unter Namens⸗ aufruf gegen 4 Stimmen und erklärte die auf das

edachte esetz bezüglichen Petitionen der Gemeinde⸗ heamten durch die gefaßten Beschlüsse einstimmig für erledigt.

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Es sprachen sich gegen das Gesetz aus die Abgg. Graf Könneritz, Peld und Wecke, während die Abgg. Freiherr von Friesen, ürgermeister Beutler, Graf Rex, Bürgermeister Thiele und von Trützschler dasselbe befürworteten und der Staats⸗Minister von Nostiz⸗Wallwitz zu erkennen gab, daß er bei unbefangener Beurtheilung der für und wider vorgebrachten Gründe, doch die ersteren für durchschlagend ansehen müsse. Hervorgehoben wurde in der Hauptsache von den Gegnern des Gesetzes die durch dasselbe herbeigeführte Belastung der Gemeinden mit höheren Kosten, die Vermehrung der Gemeinde⸗Berufsbeamten und der in dem Gesetz liegende Eingriff in die Autonomie der Gemeinden. Die Freunde des Gesetzes hingegen betonten, daß, um bei der Mehrarbeit der Gemeindebamten, in Folge der Reichs⸗ und Landesgesetzgebung gute und tüchtige Arbeiter zu bekommen, den betr. Gemeindebeamten eine Sicherung des Al⸗ ters gewährleistet werden müsse, daß die Vermehrung der Gemeinde exnfebeamtin durchaus nicht feststehe, da die Ge⸗ meinden wahrscheinlich in Folge der ihnen auferlegten . Pensionsverpflichtung vielfach von der Anstellung von Berufs⸗ beamten absehen und die Opferwilligkeit ihrer Gemeinde⸗ glieder zur Uebernahme des Amts eines Vorstands als Ehrenamt in Anspruch nehmen würden.

Den Ständen ist eine die Umgestaltung der Dresdener Bahnhöfe betreffende Vorlage zugegangen in 8s die Regierung beantragt, die Ständeversammlung wolle:

1) Zu dem Umbau der Dresdener Bahnhöfe und der Ausführung der damit zusammenhängenden neuen Bahnanlagen nach dem dar⸗ gelegten Plan, dessen Ausführung generell auf 34 870 000 ver⸗ anschlagt worden ist, das Einverständniß unter der Voraussetzung, daß mit der Stadtgemeinde Dresden wegen Leistung des als an⸗ gemessen erachteten Heitrages zu den Baukosten ein befriedigendes Abkommen erzielt wird, erklären,

2) der Staatsregierung für die gedachten baulichen Herstellungen die Expropriationsbefugniß, soweit nöthig, ertheilen, und 1

als erste Baugelderrate den Betrag von 3 000 000 be⸗ willigen. „Der von der Stadt Dresden zu den Baukosten zu leistende Beitrag wird auf 1 000 000 veranschlagt.

Württemberg. Stuttgart, 30. Januar. Se. Majestät der König hat, wie der „St.⸗A. f. W.“ meldet, den Freiherrn Hans von Ow zu Wachendorf zum Direktor der Central⸗ stelle für die Landwirthschaft ernannt.

Mecklenburg⸗Schwerin. (2.22) Schwerin, 30. Januar. Ihre Königliche Hoheit die Großhorzogin Mutter wir morgen Nachmittag mit dem Zuge 5 Uhr die Reise nach Meran, zum längeren Aufenthalt daselbst, antreten. 8

Braunschweig. (K.) Braunschweig, 30. Januar. In der heutigen Sitzung des Landtages theilie der Präsi⸗ dent von Veltheim den Eingang folgender Vorlagen mit: 1) des Ausschußberichts, 2) des Etats der Kammerkasse, 3) des Etats der Klosterverwaltungskasse, 4) des Etais der Klosterreinertrags⸗ kasse (fämmtliche Etats für die Zeit vom 1. April 1890 bis 1. April 1892), 5) einer Vorlage wegen Erhöhung des Höchstbetrages Bauten auf Forstdienstgehöften, 6) einer Vorlage wegen Abänderung des Nutzungsverhältnisses der Kammerkasse und der Kaosterverwaltungs⸗ kasse wegen gemeinsamer Verwaltung der Kloster⸗ und Kammerforsten, 7) einer Vorlage wegen Abtretung der im hiesigen Krankenhause au bewahrten anatomischen Sammlung an die Universität Göttingen, 8) einer Vorlage (die Disziplinarverhältnisse der städtischen Beamten betreffend), 9) einer Vorlage wegen Einführung der Krankenversicherung für land⸗ und forstwirthschaftliche Arbeiter, 10) einer Vorlage wegen Errichtung einer Handelskammer für das Herzogthum Braunschwei 11) der Erwiderungen der Landesregierung auf die früheren Anträge der Landes versammlung, betr. a. Erlaß gesetzlicher Bestimmungen weg Sich erung der auf Bauernhöfen ruhenden Parochialverpflichtungen im Falle der Zerschlagung der Höfe, b. wegen Errichtung einer Prüfung station für Baumaterialien, c. wegen Ausscheidung der Stadt Wolfenbüttel aus dem Kreis⸗Kommunalverband Wolfenbüttel. Ferner ist eingegangen eine Petition des Haus⸗ und Grundbesitzer⸗ vereins in Braunschweig. 1

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Es wurde dann in die Tagesordnung eingetreten und

durch Akklamation die Mitglieder zu den verschiedenen K missionen gewählt. Als Substitut für den Landsy

Rhamm wird Assessor von Damm fungiren. Einem Höchsten 8

Restripte gemäß wurde sodann, wie bereit⸗ gemeldet, der Landtag bis Dienstag, den 4. März cr., vertagt. 8

Nachmittags 5 Uhr fand im weißen Saale anläßlich der Landtagseröffnung ein Galadiner statt, an dem sämmtliche Abgeordnete, die Mitglieder des Herzoglichen Staats⸗ E“ die Hofstaaten und Spitzen der Behörden Theil nahmen.

Schwarzburg⸗Rudolstadt. Rudolstadt, 30. Januar. Se. Durchlaucht der regierende Fürst hat den nach⸗ stehenden Erlat an das Ministerium gerichtet:

Bei dem Dahinscheiden Meines nun in Gott ruhenden Herrn 8

Onkels des Fürsten Georg zu Schwarzburg⸗Rudolstadt sind dem

Hohen Entschlafenen aus allen Theilen des Landes und weit über dasselbe hinaus zahllose prachtvolle Kränze und Blumenspenden ge⸗ widmet und zugleich Mir und Meiner Familie durch die in so reicher Menge eingegangenen Telegramme, Zuschriften und Adressen so viele Beweise der Liebe, welche der Hochselige Fürst genossen, und der all⸗ gemeinen Theilnahme, welche dieser jähe unersetzliche Verlust gefunden hat, entgegengebracht worden, daß Mein Herz mit tiefer Rührung und Dankbarkeit erfüllt ist. Die jetzigen Umstände machen es zu Meinem Bedauern unmöglich, jedem Einzelnen zu antworten, und Ich beauftrage deshalb Mein Ministerium, die Versicherung Meines wärmsten und aufrichtigsten Dankes für alle Zeichen der Theilnahme öffentlich auszusprechen. 8 Rudolstadt, den 28. Januar 1890.

Fürst un Saenthere⸗Rwdolstadt ürst zu warzburg⸗Rudolstadt. An das Ministerium. 1

Schwarzburg⸗Sondershausen. Sondershausen 30. Januar. (Reg.⸗ u. Nachr.⸗Bl.) Nächsten Montag wird hierselbst der verfassungsmäßig aus dem EEET“ dem Landtags⸗Syndikus und je einem Mitgliede des Landes aus der Unter⸗ und Ober⸗Herrschaft bestehende Landtags⸗ zur Prüfung der Staatskassenrechnung zusammen⸗ reten.

Hamburg, 29. Januar. (H. C.) Der Senat hat für die Anlage eines neuen See⸗ und Flußschiffhafens auf dem jenseitigen Freihafengebiet eine Kostenbewilligung von 6 811 500 beantragt. Die Bauzeit für den neuen Hafen ist auf 3 Jahre bemessen. Derselbe soll eine Fläche von 180 000 qm einnehmen und Raum für 35 mittlere See⸗ schiffe und 110 Flußschiffe der Oberelbe bieten. Der Senat bemerkt gleichzeitig in seinem Antrage, daß er bereits in kurzer Zeit einen weiteren Hafen beantragen werde, um dem wachsen⸗ den Bedürfniß zuvorzukommen. Ferner seien die Vorarbeiten . üt eventuelle Anlage eines großen Petroleumhafens ein⸗ geleitet. . 1

8 rafen Andrassy ist sehr

Elsaßz⸗Lothringen. Straßburg, 30. Januar. (W. T. B.) Die Session des Vüns⸗zeusgzasen wurde heute Nach⸗ mittag durch den Statthalter, ürsten von Hohenlohe, mit Psgendef Iö1“ 8 . eine Herren! Auch in der diesjährigen Session des Landes⸗ ausschusses wird Ihre bewährte vbkigkern durch zahlreiche und wichtige Gesetzesvorlagen in Anspruch genommen werden. Mit Be⸗ friedigung darf ich zunächst auf die günstige Finanzlage des Landes hinweisen. Das Etatsjahr 1888/89 hat einen namhaften Ueberschuß ergeben, und das laufende Etatsjahr 1889/90 wird voraussichtlich mit einem noch erheblicheren Ueberschuß abschließen. Der Ihnen zur Berathung zugehende Landeshaushalts⸗Etat für 1890/91 weist in allen Verwaltungszweigen reichliche Mittel zur Förderung des öffent⸗ lichen Wohles auf. Dies ist namentlich für das Schulwesen, für die Vervollständigung des Eisenbahnnetzes, für die öffentlichen Bauten und für die Landesmelioration der Fall; dabei nimmt die Schuldentilgung aus den ordentlichen Einnahmen ihren gesetzlich geregelten und bleiben die für die Schuldentilgung sowie für die Verbesserung und für den Ausbau des Kanalnetzes zurückgelegten außerordentlichen Fonds zur Verfügung. Neben dem Haushalts⸗ Etat für 1890/91 werden Ihnen die allgemeine Rechnung über den Landeshaushalt für das Etatsjahr 1885/86 nebst den dazu gehörigen Spezialrechnungen und den Bemerkungen des Rechnungs⸗ bofs, sowie die Uebersicht der Ausgaben und Einnahmen der Landesverwaltung für 1888/89 zugehen. Abgesehen von diesen finanziellen Vorlogen werden Sie sich mit einer Reihe von Gesetz⸗ entwürfen zu beschäftigen haben, welche die für das Land so wichtigen Interessen der Landwirthschaft zu fördern bestimmt sind. Diese Entwürfe betreffen: die öffentlichen Genossenschaften zum Zwecke der Anlage von Feldwegen, sowie von Bewässerungen und Ent⸗ wässerungen; die Gewährung von Entschädigungen für Viehverlust in Folge von Milzbrand oder Rauschbrand, die Haltung der Zucht⸗ stiere und die Ausübung des Hufbeschlaggewerbes. Es wird Ihnen ferner ein Gesetzentwurf über die Viehver⸗ stellungederträge vorgelegt werden, der den Zweck hat, der wucher⸗ lichen Ausbeutung der ländlichen Bevölkerung durch diese Art von Rechtsgeschäften entgegenzuwirken Weitere Entwürfe betreffen die Zwangserziehung verwahrloster Kinder, einen Gegenstand von erheb⸗ licher sozialer Bedeutung, sowie die Verjährung von Fischereifreveln und die Ausführung des Reichsgesetzes vom 22. März 1888 über den Schutz der Vögel. In Vorbereitung befinden sich und werden voraussichtlich auch noch zur Vorlage gelangen: Gesetz⸗ entwürfe über die Rechtsverhältnisse der Professoren der Kaiser Wilhelms⸗Universität, über die Einführung von Grundbüchern, sowie über die Versicherung der Rindviehbestände. Indem ich mich der Erwartung hingebe, daß es Ihnen gelingen wird, die Ihrer harren⸗ den Aufgaben zum Wohle der Bevölkerung in gedeihlicher Weise zu lösen, heiße ich Sie zum Beginn der diesjährigen Session freundlich willkommen. Im Namen Sr. Majestät des Kaisers erkläre ich die 17. Session des Landesausschusses für eröffnet.

Das Haus wählte durch Akklamation seinen früheren ““ wieder, mit Jean Schlumberger als Präsi⸗ enten.

Deutsche Kolonien. Einem Telegramm der „Times“ aus Sansibar vom 28. Januar zufolge soll sich Emin Pascha's Befinden bedeutend gebessert haben. Er hat das Hospital verlassen und wohnt in einem Privathause in Bagamoyo. Von dort fortzugehen könne er sich jedoch icht entschließen.

Desterreich⸗Ungarn. Budapest, 29. Januar. (Wien.

I“ Das Unterhaus g heute die Berathung des

Etats des Ministeriums für Kultus und Wissen⸗

schaft fort und vertagte sich dann bis zum Freitag.

8 Fiume, 30. Januar. 85. T. 8; Der Zustand des edenklich.

Großbritannien und Irland. London, 30. Januar.

(A. C.) Im Mansion House wurde gestern Nachmittag unter

dem Vorsitz des Lordmayors, Sir Henry Isaacs, eine Ver⸗ sammlung abgehalten, um im Zusammenhange mit der in Brüssel tagenden internationalen Anti⸗Sklaverei⸗Konferenz Fragen zu erörtern, welche die Wohlfahrt der afrikani⸗ nischen Rassen berühren. Es wurden Beschlüsse ge⸗ faßt, welche dem König von Belgien herzlichen ank abstatten für die Einberufung der internationalen Konferenz in Brüssel, ferner die Hoffnung ausdrücken, daß die von der Konferenz vorgeschlagenen äsr die schreck⸗ lichen Uebel, unter denen die Eingeborenen frikas leiden, verhüten werden, und gegen die Einfuhr europäischer Waffen und Munition sowie den Handel mit berauschenden Getränken in Afrika protestiren. Unter den Rednern befand sich der Herzog von Fife, Schwiegersohn des Prinzen von Wales und Vize⸗Präsident der Britisch⸗südafrikanischen Ge⸗ sellschaft, welcher erklärte: seine Gesellschaft wäre ent⸗ schlossen, im Sinne letzterer Resolution zu handeln. Die britisch⸗südafrikanische Gesellschaft betrachte sich nicht lediglich als eine Handelsgesellschaft; sie würde auch im Interesse der Civilisation wirken und im Verein mit der afrikanischen Seen⸗Gesellschaft einen Dampfbootdienst auf dem Zambesi und dem Shire sowie eine Post zwischen der Küste und den Missionärstationen herstellen, was viel dazu beitragen dürfte, dem Sklavenhandel ein Ende zu setzen. Der Präsident des Handelsamts, Sir Michael Hicks⸗ Beach, en gestern Abend in Chester vor einer Versamm⸗ lung konservativer Wähler eine Rede, im Verlaufe welcher er bestätigte, daß sich unter den Regierungsvorlagen der evorstehenden Parlamentssession eine für den Ankauf von ütern in Irland befinden werde. Der Schauplatz der diesjährigen Seemanöver der englischen Flotte wird voraussichtlich das mittelländische Meer sein. Das Mittelmeer⸗Geschwader, welches diesen Sommer beträchtlich verstärkt werden soll, wird gegen das vereinigte Kanal⸗, Reserve⸗ und Schulgeschwader operiren. Aus Quebec, 27. Januar, meldet die „Allg. Corr.“:

Die Legislatur von Quebec hat ein Gesetz genehmigt,

welches jedem Familienvater von 12 lebenden ehelichen Kindern, mag derselbe in der Provinz geboren oder natura⸗

lisirt sein, 100 Acres öffentliche Ländereien schenkt.

Frankreich. Paris, 30. Januar. (W. T. B.) Die Deputirtenkammmer erklärte heute nach langer und lebhafter Debatte mit 253 gegen 219 Stimmen die Wahl des Deputirten fuüͤr Gien, Loreau (kons.), für ungültig, weil derselbe auf seine Arbeiter bei der Wahl einen Druck ausgeübt habe. 8 b Die große Zollkommission wählte heute Meline räsidenten. In einer Ansprache erklärte derselbe, daß äajorität der Kommission keine vorgefaßte Meinung sie sei von keinem Sondergeiste beseelt und keine Maßregel zaußer Acht lassen, die zur Vertheidigung der nationalen Arbeit nothwendig sei. ir

nehmen, so schloß Méline, für unsere Produzenten weder

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Privilegien noch schutzzöllnerische Maßregeln in Anspruch; wir haben keinen anderen Ehrgeiz, als daß es uns gestattet sei, mit gleichen Waffen mit unseren auswärtigen Konkurrenten zu kämpfen.

Eine heute Abend abgehaltene republikanische Wähler⸗ versammlung des dreizehnten Arondissements nahm einen tumultuarischen Verlauf. Während einer Rede des Republikaners Fournière drangen Anhänger des Boulangisten Möry, dessen Wahl für ungültig erklärt war, in den Saal.

m Handgemenge wurde Mery verwundet, ein anderer

heilnehmer an der Versammlung durch einen Messerstich gefährlich verletzt, und mehrere andere mehr oder minder schwer verwundet.

Niederlande. Haag, 30. Januar. (W. T. B.) In der Ersten Kammer wurde heute das Budget des Kriegs⸗Ministeriums mit 33 gegen 3 Stimmen an⸗ genommen, nachdem der Kriegs⸗Minister erklärt hatte: er hege das absolute Vertrauen, daß eine etwaige der Armee befriedigend verlaufen werde. Eventuell sei er bereit, einem General⸗Ausschuß jede gewünschte Auskunft zu ertheilen. Die Kammer nahm jedoch den Ausschuß nicht an, da sie nicht in der Lage sei, die ihr zu machenden Mittheilungen zu beurtheilen; die Verantwortlichkeit müsse dem Kabinet über⸗ lassen bleiben.

Bulgarien. Sofia, 30. Januar. (W. T. B.) Die „Agence balcanique“ erklärt die in der serbischen Presse ver⸗ breiteten Gerüchte über eine Mobilisirung der bulgarischen Armee und die Befestigung der bulgarischen Grenze für durchaus

Die Verhandlungen über den serbisch⸗bulgarischen Handelsvertrag dauern fort, obgleich sich wegen gewisser

Punkte des Tarifs Schwierigkeiten erhoben haben.

Amerika. Vereinigte Staaten. Philadelphia, 28. Januar. (A. Das Schatzamt beabsichtigt radikale Verändernngen in der Art und Weise der Aufnahme der Einwanderer zu treffen. Nach dem März, wo der Kontrakt mit der Staats⸗Einwanderungs⸗Gesellschaft abläuft, wird das Schatzamt die gesammte Einwanderung unter eigene Kontrole nehmen. Die Einwanderer werden dann an einer Stelle landen, wo sie frei sind von äußeren Beeinflussungen. Wahrscheinlich wird die Governors Insel, welche im Hafen von New⸗York liegt, als Landungsplatz benutzt werden.

Brasilien. Der in New York angekommene Dampfer „La Place“ hat die letzten Nachrichten von Rio de Janeiro gebracht. Dieselben lauten nach der „A. C.“, wie folgt:

„‚Die vom Militär unterstützte Tyrannei General da Fonseca's wird immer drückender. Seine Stellung und die des Ministeriums ist deshalb recht prekär geworden. Die Regierung stützt sich lediglich auf die paar in und um Rio de Janeiro liegenden Regimenter. Viele Soidaten sind durchaus nicht für die Regierung begeistert, müssen aber ihren republikanischen Offi⸗ zieren gehorchen. Der größte Theil der Marine ist der Regierung offen feindlich gesinnt. Obgleich es seit der Meuterei des Artillerie⸗Regiments am 18. Dezember nicht zu Blutvergießen ge⸗ kommen ist, hat die Bevölkerung die jetzigen Zustände satt, und die Aufregung ist groß. Die Geschäfte stocen und einige Zoll⸗ beamte klagen, daß sie ihr Gehalt nicht bekommen. Die Zahl der ausländischen Einwohner Rios hat sich vermindert, und die Ladenbesitzer klagen über schlechte Zeiten. Rio ist voll von in Lumpen gekleideten, schmutzigen Soldaten. Diese haben alle verfügbaren Ge⸗ bäude besetzt, da nicht genug Kasernen da sind. Sie benehmen sich heleitigen gegen die Civilisten, und unzüchtige Angriffe auf Frauen

nd häufig.“

Asien. Persien. Aus Teheran wird dem Bureau Reuter unterm 19. d. M. gemeldet, daß die Nachricht: es habe am 23. d. M. vor dem Palaste des Schahs eine Ruhe⸗ störung stattgefunden, unbegründet sei. Ebenso unwahr sei die Meldung, daß der britische Gesandte nach Tabriz abgereist sei; Sir Henry Drummond Wolff habe Teheran nicht verlassen.

Parlamentarische Nachrichten.

Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Beilage.

8.

Vorbereitungen für die Wahlen.

Die schlesische Centrumspartei beschloß, der „B. B. Ztg.“ zufolge, in allen 35 Wahlkreisen der Provinz eigene Kandidaten aufzustellen. Dr. Windthorst kandidirt in Grünberg und Liegnitz.

Der seiner zaüt wegen Erkrankung des Ober⸗Bürger⸗ meisters Miquel verschobene pfälzische nationalliberale Parteitag findet, wie die M. „Allg. Ztg.“ meldet, am Sonntag, den 2. Februar, in Kaiserslautern statt. Hr. Miquel, bisher Reichstags⸗Abgeordneter für Kaiserslautern, wird jenem Blatte zufolge erscheinen.

Zeitungsstimmen.

Am Schluß eines Artikels der „Konservativen Correspondenz“ über das Schicksal des Sozialisten⸗ ges 888 im Reichstage heißt es:

„„Da man auch vom Feinde lernen soll, so mag nicht unerwähnt bleiben, daß die prinzipiellen Gegner des Gesetzes über seine Ablehnung nicht sonderlich erfreut zu sein schienen. Es sah vielmehr so aus, als ob sie durch ihren unerwarteten Sieg in eine unbehagliche Stimmung versetzt würden. Nach außen tragen sie selbstredend die nöthige Siegesfreude zur Schau und trösten sich dann damit, daß das Kartell einen unheilbaren Riß erhalten habe. Diese Freude ist glücklicherweise eine völlig unbegründete. Der innerhalb des Kartells zu Tage getretene Dissensus war nicht prinzipieller Natur. Ueber das Prinzip, daß ein dauerndes Ausnabme⸗ gesetz geschaffen werden müsse, waren die Kartellparteien einig; sie trennten sich wegen einer Sweckhmäßigkeitsfrage. Als sehr glücklich ist dabei der Umstand zu bezeichnen, daß die Reichspartei mit den Nationalliberalen stimmte. Hätten beide konservative Parteien gegen das Gesetz gestimmt, so wären die Nationalliberalen innerhalb des Kartells in die Minorität gedrängt worden; daraus hätte eine gereizte

Stimmung entstehen können und die offenen und versteckten artell⸗

segner hätten in der Wahlagitation einen Gegensatz im Kartell kon⸗ truiren können. Dies ist jetzt nicht möglich, denn auch der optimistischste Reichsfeind wird sich nicht einbilden, daß er die kon⸗ servative und die eichspartei unter einander verhetzen kann.

Es wäre ein gewagtes Unternehmen, die weitere Entwickelung in dem großen uns bevorstehenden Kampfe mit Sicherheit voraussagen

zu wollen, allein so viel scheint schon jetzt festzustehen, daß der Frei sinn, weil er die soziale Frage ignorirk, allmählich zwischen Kartell und Sozialdemokratie zerrieben werden wird, und daß bei der bevor stehenden Wahl im Wesentlichen gefragt werden wird, wer Sozial⸗ 5 oder Helfershelfer der Sozialdemokratie uud wer es

Im einem Artikel über die Reichstagswahlen bemerkt die EEEbe. „Es ist von der höchsten Bedeutung, die Zahl der sozialdemo kratischen Wahlsiege möglichst J der Stimmenzahl dieser Partei eine möglichst große Stimmenzahl der anderen Parteien aufzubringen; denn darüber kann kein Zweifel be stehen, daß mit den Wahlerfolgen der Sozialdemokratie ihre An⸗ ziehungskraft auf die Arbeitermassen, und damit ihre Gefährlichkeit

für die staatliche und soziale Ordnung wächst. Hierin ist die Un verantwortlichkeit des Gebahrens der deutsch⸗freisinnigen Parteileitung begründet, welche, trotz aller Vertuschungen und halben Ableugnungen, die Sozialdemokraten als Bundesgenossen behandelt, obgleich sie selbst mehrere Mandate an sie verlieren dürfte. In allen den Wahlkreisen, in welchen die Sozialdemokratie Aussicht auf Erfolg hat, wüthet das Bürgerthum wider sich selbst, wenn es ihr gegenüber nicht unbedingt zusammenhält.“

nn⸗ hbb’. schreibt: 8 „Noch immer giebt es Parteien, welche das Deutsche Rei 1 Unersättlichkeit, der Kriegslust, der planvollen Frunsc. Reich des 8 und gläubige und ängstliche Zuhörer für ihre aufrichtigen oder un⸗ aufrichtigen Behauptungen finden. Unzweifelhaft ist es jedoch, daß die Schaar dieser Zuhörer abgenommen hat, daß zwanzig Jahre der makellosesten Friedensliebe, des Vermeidens jeden Machtmiß⸗ brauchs und jeder Ruhmredigkeit nicht ohne Einfluß auf die öffent⸗ 8 liche Meinung selbst solcher Völker geblieben sind, in denen die deutschfeindliche Gesinnung traditionell oder das Mißtrauen gegen die

neue Macht besonders lebhaft war. Jede erneuerte Kundgebung ist geeignet, 1 diesen Eindruck noch zu verstärken und das Vertrauen, das die deutsche . Politik bei allen Einsichtigen und Ehrlichen genießt, noch zu ver⸗ mehren. Dieses Vertrauen aber ist vielleicht nicht minder wichtig

für die Aufrechthaltung des Friedens, als die ungeheuere Kraft des Reichs und die Festigkeit des von den drei Großmächten geschlossenen

Bundes. Deutschland ist stark und geachtet, und dadurch erhält es sich den Frieden und trägt es in großem Maße dazu bei, auch den allgemeinen Frieden zu erhalten. Oft ausgesprochene Wahrheiten werden auf die Dauer leicht nur wie eine Phrase angehört, und darum ist es gut, sich immer wieder ihren Sinn und ihre Begründung zurückzurufen, um inne zu werden, daß sie thatsächlich grundlegende Sätze sind, die man sich tief einprägen und von denen man sich durch⸗

dringen muß. Die über Eitelkeitstrieb weit erhabene Weisheit der deutschen Staatsleitung und die Stärke der deutschen Wehrkraft gehören zu den Grundlagen der europäischen Wohlfahrt, und daß dieser Staat Alles thut, damit seine Macht nicht darch schwere innere 8 Kämpfe gestört werde, daß er rüstig und in vielen Dingen als erster die Aufgaben auf sich nimmt, welche die Zeit vorzeichnet, ist ein neues Element der allgemeinen Beruhigung. Mögen die nächsten das Ihrige thun, um eine gedeihliche innere Entwickelung zu fördern. 1

G

Verkehrs⸗Anstalten.

Königsberg i. Pr., 30. Januar. (W. T. B.) Mit Hülfe des Eisbrchers ist heute Vormittag der erste Seedampfer „Dwia' hier eingetroffen. 8

Schweidnitz, 30. Januar. (W. L. B.) Die Stadtverordneten⸗ Versammlung bewilligte heute für den Bau der Eisenbahnstrecke Schweidnitz Ströbel 50 000 als Beitrag zu den Grunderwerbungskosten; der weitere Kostenbetrag soll aus Kreismitteln bestritten werden. Behufs Fortführung der Bahn nach einem Punkt des niederschlesischen Kohlenreviers, etwa nach Sorgau oder Dittersbach, stellt der Verein für die bergbaulichen Interess⸗ Niederschlesiens 40 000 zur Verfügung. Der Bau der gesammten Linie erscheint gesichert. 1 30. Januar. (W. T. B) Die Hamburg⸗ Amerikanische Packetfahrt⸗Aktiengesellschaft und der Norddeutsche Lloyd in Bremen haben in einem gemeinsamen Schreiben dem österreichischen Ministerium des Innern mitgetheilt, daß sie Angesichts der fortgesetzten Angriffe, welchen sie in einem Theile der österreichischen Presse ausgesetzt seien, vorzögen, auf die ihnen ertheilten Konzessionen Verzicht zu leisten. Beide Gesellschaften haben ihre Bureaus in Wien bereits geschlossen.

30. Januar. (W. T. B.) Der Postdampfer „Rhenania der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗Aktiengesell schaft ist, von Hamburg kommend, heute in St. Thomas ein⸗ getroffen. 8

London, 30. Januar. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Moor'“ ist heute auf der Ausreise von Madeira abgegangen und der Union⸗Dampfer „Tartar“ gestern auf der Ausreise in Capetown angekommen. Der Castle⸗Dampfer „Gran⸗ tully Castle“ hat gestern auf der Heimreise Madeira passirt Der Castle⸗Dampfer „Drummond Castle“ ist gestern auf der Heimreise von Capetown abgegangen. 1.““ b

Theater und Musik.

Königliches Opernhaus.

Verdi's Oper „Othello“, die morgen im Königlichen Opern hause zum ersten Mal in Scene geht, ist von dem Komponisten weder mit einer Duverture, noch mit einer Introduktion ausgestattet worden. Die Handlung des Werkes setzt mit dem ersten Takt der Musik ein. Wir machen das Publikum auf diesen Umstand aufmerksam, weil ein pünktliches Erscheinen der Besucher zur Vermeidung von Störungen durchaus wünschenswerth ist.

Deutsches Theater.

Unmittelbar nach dem frühen Tode Ludwig Anzengruber s8 ist in Wien ein Comité zusammengetreten, welches dem Dichter ein würdiges Grabdenkmal zu setzen beschloh. Die Veranstaltung des Begraͤbnisses hat die Stadt Wien als eine ihr gebührende Ehren⸗ pflicht für sich in Anspruch genommen. Die Ehre der Grabmals⸗- errichtung will Wien mit Berlin theilen, als der Stadt, deren An⸗ erkennung dem Dichter neben der Wirkung in der Heimath stets die vollste Freude bereitet. Das Deutsche Theater, durch dessen Vorgehen der Dramatiker Anzengruber erst in Berlin festen Boden gewonnen, hat sich auf Ersuchen des Wiener Comités bereit erklärt, zum Besten des Grabmals die Vorstellung eines Anzengruber'schen Stückes zu veranstalten. Am Mittwoch, den 5. Februar, findet demgemäß zu dem genannten Zwecke eine Auf⸗ führung des „Pfarrer von Kirchfeld“ statt. em Stück folgt em von Friß Mauthner verfaßter Epilog, welchen Hr. Dr. Max Pohl im Charakter des „Wurzelsepp“ sprechen wird.

Berliner Theater.

Eine Schiller'sche Dichtung, die in Berlin noch niemals auf⸗ geführt worden ist, geht am Berliner Theater in nicht zu ferner Zeit zum ersten Mal in Scene; es sind dies die Scenen aus den „Phönizierinnen“ des Euripides.

Lessing⸗Theater.

Das Lessing⸗Theater wird an seinem nächsten Novitätenabend zum en. Mal in dieser Saison einen neuen Dramatiker, an dessen Erstlingswerk sich lebhafte Hoffnungen knüpfen, auf die Szene führen. Der Direktion wurde vor einiger Zeit von einem unbekannten Autor, der sich hinter dem Pseudonym Constantin Prachs versteckt, ein vieraktiges modernes Schauspiel eingereicht: „Das Bild des Sig⸗

das sofort zur Darstellung angenommen wurde und am

norelli e. nächsten Mittwoch zur ersten Aufführung kommen soll.