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der juristischen Seminarien ausgestellten Zeugnisse jeweils
zember, Januar und Februar, sodann nach längerer
lassen zu wollen erklärt haben, gleichzeitig die Einladung ur Berliner Konferenz angenommen haben, hat bei dieser Lage er Sache dem ihm Seitens der deutschen Regierung ge⸗ äußerten, übrigens von anderen Regierungen getheilten Wunsche Rechnung getragen und für einmal darauf verzichtet, seiner Initiative eine weitere Folge zu geben.“
— Der General⸗Lieutenant Freiherr von Troschke, Abtheilungs⸗Chef im Kriegs⸗Ministerium und Remnnne ca⸗ specteur, hat eine Dienstreise angetreten.
— S. M. Kreuzer⸗Korvette „Irene“, Kommandant Kapitän zur See Prinz Heinrich von Preußen, König⸗ liche Hoheit, ist am 25. Februar cr. von Malta aus nach Neapel in See gegangen.
— In der Ersten und Zweiten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ wird das nach amtlichen Ermittelungen feftgestellte Ergebniß der am 20. Februar vollzogenen Wahlen zum Reichstage ver⸗ öffentlicht.
Sachsen. Dresden, 25. Februar. (Dr. Journ.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, ist heute Morgen von Arco wieder hier eingetroffen.
Die Zweite Kammer erledigte heute die Kapitel 42 bis 52a des Abschnitts F des ordentlichen Staats⸗ haushalts⸗Etats, Departement des Innern betreffend, und bewilligte dem Antrage der entation A ent⸗ sprechend sämmtliche Kapitel nach der Regierungsvorlage mit wenigen, mit der Staatsregierung vereinbarten Aende⸗ rungen. Eine Petition der Vorstände der Berufs⸗ 88s senschaften mit auf das Königreich Sachsen
eeschränktem Gebiet um Zulassung ihrer Beamten zu der aus Kap. 45 XIII geförderten Pensionskasse für landwirthschaft⸗ liche Beamte und Lehrer wurde zur Erwägung, eine solche der Grundbesitzer der Pegauer Pflege, Regulirung des Wasserlaufs der Elster in dortiger Gegend betreffend, zur Kenntnißnahme der Staatsregierung überwiesen.
— Die Regierung hat an die Ständeversammlung den Antrag gerichtet: Dieselbe wolle mit Herstellung folgen der Eisenbahnen, und zwar a. einer normalspurigen Eisenbahn von Waldheim über Geringswalde nach Rochlitz, b. einer schmalspurigen Eisenbahn von Saupersdorf nach Wilzschhaus, ec. einer schmalspurigen Eisenbahn von Herrnhut nach Bernstadt, d. einer normal⸗ spurigen Eisenbahn von Schönberg nach Hirschberg, das Einverständniß erklären, und die zur Herstellung der vorstehend genannten Bahnen erforderlichen Summen, und zwar: zu a. im Betrage von 2 849 000 ℳ, zu b. im Betrage von 2 661 000 ℳ, zu c. im Betrage von 989 000 ℳ, zu d. im Betrage von 1 900 000 ℳ, sowie für den Umbau der Station Erlau die Summe von 225 000 ℳ bewilligen und diese sämmtlichen Beträge nachträglich in den außerordentlichen Staatshaushalts⸗Etat einstellen.
Württemberg. Stuttgart, 25. Februar. (St.⸗A. f. W.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Wilhelm ist gestern Mittag von Potsdam hierher zurückgekehrt. Heute begeht Höchstderselbe die Feier seines 42. Geburtsfestes, aus — Anlaß zahlreiche Einschreibungen im Wilhelms⸗Palast erfolgten.
Baden. Karlsruhe, 24. Februar. Ihre König⸗ lichen Hoheiten der Erbgroßherzog und die Erbgroß⸗ herzogin, Höchstwelche vorgestern zum Besuch bei den Groß⸗ herzoglichen Herrschaften hier eingetroffen waren, kehrten heute Nachmittag nach Freiburg zurück.
Nachdem seit Beginn des Winter⸗Semesters 1889/90 an den Universitäten zu Heidelberg und zu Freiburg juristische Seminarien eingerichtet sind, wird im „Staats⸗ Anzeiger“ darauf hingewiesen, daß im Interesse der wissen⸗ schaftlichen Ausbildung der Rechtskandidaten auf die fleißige Theilnahme an den seminaristischen Uebungen besonderer Werth gelegt und angeordnet wird, daß die über den Besuch
den Behufs Zulassung zur ersten juristischen Staats⸗ prüfung vorzulegenden Nachweisen beizufügen sind. Die Zweite Kammer genehmigte in ihrer heutigen Sitzung in namentlicher Abstimmung einstimmig dem Antrage der Budgetkommission gemäß die Vorlage, betreffend die Forterhebung der Steuern in den Monaten De⸗
DHebatte den Gesetzentwurf, betreffend die Erbauung einer Nebenbahn von Gernsbach nach Weisenbach.
Hessen. Darmstadt, 25. Februar. (Darmst. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Großherzog und Ihre Großherzogliche Hoheit die Prinzessin Alix gedenken Malta am 2. März zu verlassen, bis zum 5. März in Neapel, bis zum 8. März in Rom zu verweilen und am 10. März in Darmstadt wieder einzutreffen.
Die Zweite Kammer der Stände tritt am Dienstag, den 4. März, zu ihrer 38. Sitzung zusammen. .“ —
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 25. Februar. (W. T. B.) Das Abgeordnetenhaus beschloß heute, die Besteuerung des Totalisators auf Rennplätzen von 3 auf 5 Proz. zu erhöhen und die Regierung aufzufordern, den Totalisator in den Sattelraum zu verlegen und das Geschäft der Buch⸗ macher in angemessener Weise zu besteuern.
Budapest, 25. Februar. (W. T. B.) Das Unterhaus een gestern die Berathung des Budgetgesetzes, welche voraussichtlich acht Tage in Anspruch nehmen durfte.
i der heutigen Sitzung verlangte die Opposition, der Prä⸗ ident solle eine gegen den oppositionellen Redner Abranye wegen unparlamentarischer Ausfälle gegen den Minister⸗Prä⸗ sidenten ausgesprochene Rüge zurücknehmen. Der Präsident verweigerte dies, worauf lärmendes, minutenlanges Toben die Verhandlung unterbrach.
Frankreich. Paris, 25. Februar. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer genehmigte in der heutigen Sitzung mit 277 gegen 236 Stimmen eine Abänderung der Ge⸗ schäftsordnung der Kammer, nach welcher es fortan ulässig ist, Deputirte, welche den Anordnungen des Prä⸗ üdenten Gehorsam verweigern, während 30 Sitzungen auszuschließen. Dérouleède hatte gegen diese Abänderung protestirt wegen der beständigen Gefahr eines Mißbrauchs durch die Majorität.
Ausschuß der Sozialdemokraten in Berlin ab⸗ gegangen: „Die in Paris zum internationalen Kongreß behufs Vorbereitung der Kundgebung am 1. Mai für den Achtstundentag versammelten Bürger⸗Delegirten entsenden den deutschen Sozialisten ihren brüder⸗ lichen Gruß und den Ausdruck ihrer Freude über den be⸗ wundernswürdigen Sieg der deutschen Sozialisten. Der Vorsitzende: Vaillant.“
Italien. Rom, 26 Februar. (W. T. B.) Der Papst empfing gestern anläßlich des Jahrestages seiner Thronbesteigung die diplomatischen Vertreter, darunter auch den preußischen Gesandten von Schlözer, und nahm deren Glückwünsche entgegen.
Die „Agenzia Stefani“ veröffentlicht eine Note, in welcher die Nachricht eines neapolitanischen Blattes, daß König Menelik eine Protestnote gegen Italien an die Mächte gerichtet habe, für unrichtig erklärt wird. Die Nachricht sei augenscheinlich dadurch veranlaßt, daß König Menelik seine Thronbesteigung den Mächten direkt angezeigt habe, weil er damals keinen offiziellen Vertreter Italiens ur Seite gehabt habe. Die italienische Regierung habe unter Berücksichtigung der damaligen Verhältnisse erklärt, daß künftig⸗ hin derartige Mittheilungen gemäß der von König Menelik eingegangenen Verpflichtungen nur durch Vermittlung der italienischen Regierung erfolgen könnten.
Spanien. Madrid, 25. Februar. (W. T. B.) Der General Chinchilla wurde zum General⸗Kapitän von Cuba ernannt.
Griechenland. Athen, 25. Februar. (W. T. B.) Der Kronprinz von Italien stattete dem Könige seinen Besuch ab und empfing den Gegenbesuch Sr. Majestät. sowie den Besuch des Kronprinzen und des Prinzen Georg. Se. Königliche Hoheit dinirte im Königlichen Schlosse. Der Hehh verlieh dem Kronprinzen den Groß⸗Cordon des Erlöser⸗
rdens. 8
Amerika. Vereinigte Staaten. Washington, 25. Februar. (W. T. B.) Der Finanzausschuß des Senats befürwortet die Vorlage, welche den Schatzsekretär zum Ankauf von Gold⸗ und Silberbarren und zur Ausgabe von Schatznoten Behufs Bezahlung derselben er⸗ mächtigt.
Harold Sewell ist zum General⸗Konsul in Apia ernannt worden.
Parlamentarische Nachrichten.
In der heutigen (17.) Sitzung des Hauses der Ab⸗ geordneten, welcher der Minister des Innern Herrfurth beiwohnte, stand auf der Tagesordnung an erster Stelle die Fortsetzung der zweiten Berathung des Entwurfs des Staatshaushalts⸗Etats für 1890/91 und zwar des Etats „Ministerium des Innern“.
Von den dauernden Ausgaben wurden Kap. 83 Tit. 2— 12, sowie die Kap. 84—89 ohne Debatte bewilligt.
Bei Kap. 90 „Landräthliche Behörden“ und zwar bei Tit. 8 „Dienstaufwands⸗Entschädigungen für die Land⸗ räthe“ brachte Abg. von Meyer (Arnswalde) Bedenken gegen die Pauschalirung der Portoausgaben der Landräthe vor.
Der Regierungskommissar, Geheime Ober⸗Regierungs⸗Rath Haase erklärte es für vollständig gerechtfertigt, den Land⸗ räthen, wie für sonstige Dienstaufwendungen, auch für die Portokosten ein Pauschquantum zu gewähren.
Das Kap. 90 wurde bewilligt.
Bei Kap. 91 „Polizeiverwaltung“ und zwar bei Tit. 1 „Polizei⸗Präsidium in Berlin“ beschwerte sich der Abg. Goldschmidt darüber, daß für das Gesuch bezw. die Er⸗ Feihane der Genehmigung des Gesuches zur Anbringung oder
eränderung von Firmenschildern u. s. w. eine Stempelgebühr von 1,50 ℳ erhoben werde.
Der Minister des Innern, Herrfurth, erklärte, daß diese Gebühr auf einem Reglement von 1867 beruhte, seit August 1889 aber abgeschafft sei.
Abg. Metzner bat um Erhöhung des Wohnungsgeld⸗ zuschusses für die Schutzleute.
Der Minister des Innern, Herrfurth, hofft, daß diese hneggsexun schon in dem Nachtrags⸗Etat werde erfolgen önnen.
Tit. I. wurde bewilligt, ebenso ohne Debatte der Rest des Kap. 91, die Kap. 92 und 93.
Bei Kap. 94 „Landgendarmerie“ empfahl der Abg. von Meyer (Arnswalde) eine Vermehrung der Gendarmen und eine erhebliche Gehaltsaufbesserung für dieselben. Die Sicher⸗ heit des Landes erfordere dies. Es fingen auch bereits die Be⸗ werber für die vorhandenen Stellen zu fehlen an.
Der Minister des Innern, Herrfurth, gab zu, daß die Gendarmerie zu wenig zahlreich und zu schlecht besoldet sei. Das französische Mem 1 rxheses Konzentration der Gendarmerie würde sich vielleicht empfehlen, damit die Gendarmen erforderlichen Füge⸗ in erheblicherer Zahl Ver⸗ wendung finden könnten. Auch die Einführung von Doppel⸗ patrouillen wäre wünschenswerth.
Abg. Metzner beklagte, daß die Gendarmen von der militärischen Behörde, der sie unterstellt seien, unwürdig be⸗ handelt, namentlich vielfach mit Arreststrafen belegt würden. Der Minister des Innern, Herrfurth, bemerkte, daß von einer unwürdigen Behandlung im Allgemeinen keine Rede sein könne; gegen vereinzelte Mißgriffe würde auf Beschwerde Ab⸗ hülfe geschaffen werden.
Die Abgg. Dr. Langerhans und von Oertzen (Jüter⸗ bog) sprachen sich für die Aufbesserung der Gehälter der Genoarmen aus. Letzterer namentlich für die der Ober⸗ Wachtmeister.
Der Minister des Innern, Herrfurth, meinte, daß die Gehälter der Ober⸗Wachtmeister schon in dem Nachtrags⸗Etat erhöht werden würden. 8
Das Kap. 94 wurde bewilligt, ebenso ohne Debatte Kap
Dr. Kropatscheck um Erhöhung der Höchstgehälter der Strafanstalts⸗Lehrer von 2100 ℳ auf 2500 ℳ
Das Kap. 95 wurde genehmigt, ebenso ohne Debatte der Rest der laufenden Ausgaben und die einmaligen Ausgaben. Es folgte die Berathung des Antrages der Abgg. Berger
95. Bei Kap. 96 e trasgeta tr berv arhg. bat der Abg.
Das nachstehende Telegramm in französischer Sprache ist, der „Köln. Ztg.“ zufolge, gestern an den vieege. eraehg v11““ 8 8
Der Antrag lautet: Das Haus der — wolle beschließe Tie Königliche Staatsregierung aufzufordern, baldigst auf di
Gesetzgebung, Bedacht zu nehmen. Der Abg. O Antrag mit dem Hinweis, daß es seiner Zeit bei der Be⸗ seitigung der Chausseegelder nur ein Versehen des Abg
gerade die Arbeiter. Der Antrag könnte in der Budget kommission vorgeprüft werden. Regierungskommissar Geheimer Ober⸗Finanz⸗Rath Lehner
kommission vor.
Abg. Stötzel wies darauf hin, daß die Brückenzöll hanh. von den Arbeitern getragen würden.
Abg. Bohtz hielt die allgemeine Aufhebung der Brücken Falc für bedenklich, sie würde die Anlage neuer Brücken ver indern.
fiskalischen Brückenzölle auch die Aufhebung der von den Z .“ erhobenen Brückenzölle zur Folge haben müßte.
Antrag wurde hierauf der Budgetkommission üb wiesen.
Es folgte die Berathung des Antrages der Abgg. von Eynern und Olzem, betreffend die Uebernahm städtischer und sonstiger Kriegsschulden au Staatsfonds.
Der Antrag lautet:
Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen:
Die Königliche Staatsregierung zu ersuchen,
restschuld der Stadt Königsberg, sowie der übrigen aus dem fran⸗ zösischen Kriege herrührenden Kriegsrestschulden, namentlich der
zu nehmen.
Stadt Königsberg 1807 besonders hart mitgenommen worden sei und daß der Staat die Schulden, welche die Provinz in Folge des Krieges aufgenommen habe, übernommen habe
önigsberg habe die Opfer nicht für sich, sondern im Interesse des Landes gebracht.
bei der Stadt Königsberg um Requisitionen, deren Nachtheile jeder Einzelne selbst zu tragen habe, und nicht um Kon⸗ tributionen handele, zu widerlegen.
„Abg. von Meyer (Arnswalde) empfahl den Antra mit Rücksicht auf die Neumark, Abg. Sack mit Rücksicht au die Nieder⸗Lausitz.
Abg. Graf zu Limburg⸗Stirum machte gegen den
werden würden, welche seiner Zeit die Kontribution bezahlt haben, statt Schulden zu machen.
Nach einem Schlußworte des Mitantragstellers Abg. von Eynern wurde der Antrag der Budgetkommission über⸗ wiesen. (Schluß des Blattes.)
(Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Dritten Beilage.)
— Bei der im 5. Gumbinner Wahlbezirk (Loetzen) Pfunbenen Ersatzwahl für den zum Verwaltungsgerichts⸗
irektor in Gumbinnen ernannten Landrath Freiherrn von Lynker ist der Gutsbesitzer Dreyer in Waldhof (konservativ) mit 181 Stimmen gegen den Gutsbesitzer Wegmann zu Reußen (freisinnig), welcher 69 Stimmen erhielt, zum Mitglied des Hauses der Abgeordneten gewählt worden.
Zeitungsstimmen.
16“
Jugend“:
der Soldaten ist ein anderer über den Unterricht in dem Kadetten⸗Corps veröffentlicht worden. Kaiser Wilhelm kennt aus eigener Erfahrung den Unterricht auf unseren Gymnasien, er war ein Jahr lang mit seinem erlauchten Bruder Heinrich Schüler des Gymnasiums in Kassel. Sein um⸗ fassender, für das Wohl des Volks nach allen Seiten hin besorgter Geist hat
heranwachsenden Jugend für unser ganzes öffentliches und staatliches Leben ist, und welche Bedeutung den großen Reformbestrebungen innewohnt, die gegenwärtig im Kampfe des Neuen gegen das her⸗ gebrachte Alte, der Pädagogen gegen die Philologen, alle mit der Schule in Verbindung stehende Kreise bewegen. Große Fortschritte, namentlich im Elementarschulwesen, sind schon gemacht worden, in anderen Fragen, besonders der höheren Schulbildung, schwebt noch heftiger Streit.
Der Lehrplan für die Kadettenanstalten, in denen ein großer Theil des Offizier⸗Corps des Heeres herangebildet wird. entspricht den Anforderungen, welche für Realgymnasien maßgebend sind. Schon nach den von Kaiser Wilhelm I. eingeführten Reformen, nahmen die Kadettenhäuser unter den Erziehungsanstalten eine hervotragende Stelle ein, indem in ihnen dem Hauptzweck jeder guten Jugendbildung, der Vereinigung von Charakterzucht, Geistesübung, Wissen und Körperpflege, nachgestrebt wurde. Diese Aufgabe wird durch die Kabinetsordre vom 13. Februar noch weiter vertieft. Obwohl letztere zunächst nur für die Pflanz⸗ stätten eines bestimmten Lebensberufes bestimmt ist, die in mancher Beziehung von den allgemeinen für keinen bestimmten Beruf vor⸗ bildenden, die Familienerziehung in der Regel nicht ersetzenden höheren Schulen wesentlich verschieden sind, so ist doch die Grundlage, aus welcher die Einzelbestimmungen des Erlasses hervorgehen, von einem so hohen Maße pädagogischer Weisheit erfüllt, daß sie als maßgebend und vorbildlich für eine gute Jugenderziehung schlechthin bezeichnet werden darf. Der Kaiser verlangt vor Allem gleichmäßiges Zusammen⸗ wirken der körvperlichen, wissenschaftlichen und religiös⸗sittlichen Schulung, d. h, er will die Schüler vor allem zu kräftigen, einsichtigen un charakterfesten Männern herangebildet haben. Um das Ziel zu er⸗ reichen, soll von der Lehraufgabe jede entbehrliche Einzelheit aus⸗ geschieden und der Memorirstoff, die Gedächtnißübungen, gründlich gesichert werden. „Was der Unterricht hierdurch an Ausdehnung ver⸗ liert, wird er an Gründlichkeit gewinnen“. In diesem mustergültigen Satze wird jede einseitige Schulung des Verstandes und Gedächt⸗ nisses auf Kosten der des ganzen Menschen verworfen; weniger Einzelkenntnisse und mehr Bildung, weniger Wissen und mehr Können ist die Losung. 1 3 „Hiernach ist die Handhabung der einzelnen FeraePegasa. be⸗ stimmt. Im Religionsunterricht Pflege des sittlichen Bewußtseins,
Witten) und Genossen, betreffend die Beseitigung der bäten chen Brückenzölle. “
Ges chichts⸗ und Erdkundenunterricht Pflege des Sinnes
Anhalten zur Strenge gegen sich und zur Serdanagbafn 88: 5— rhistori
Beseitigung der siskalischen Brückenzölle, nöthigenfalls im Wege der lzem befürwortete als Mitantragsteller den netenhauses gewesen sei, nicht auch die Brückenzölle zu erwähnen 8
Die Brückenzölle seien eine lästige Steuer und träfen vielfach
behielt sich die weitere Erörterung des Antrags für die Budget⸗
Abg. Bödiker 88 hervor, daß die Aufhebung aller
die Uebernahme der aus dem Kahre 71807 herrührenden Kriegs⸗
Niederlausitz, Neumark und Kurmark, auf Staatsfonds in Erwägung 8
Abg. Olzem machte für den Antrag geltend, daß die
Abg. Dr. Krause suchte den Einwand, als ob es sich
Antrag geltend, daß durch denselben Diejenigen benachtheiligt
Die „Wiesbadener Presse“ bringt folgenden Artikel über „Kaiser Wilhelm II. und die Erziehung der
„Gleichzeitig mit dem Erlaß unseres Kaisers über die Behandlung —
längst erkannt, wie wichtig, weil grundlegend, die Ausbildung der
Schattenseiten
„,
und Heldenthum, für das Vaterland, Würdigung der Heimath und Verständ⸗ nis für das Ausland, im Sprachunterrichte vor Allem Beherrschung der Muttersprache und Anleitung zum praktischen Gebrauche neuerer Fremdsprachen, weniger Grammatik und Formelwesen als Kenntniß des geistigen Lebens der Kulturvölker — das ist das Rüstzeug, das der Kaiser von den Zöglingen verlangt, damit sie im Leben mit Pflichttreue und in Ehren ihren Mann zu stehen lernen.
Preußen ist im Gebiete der Jugendbildung von jeher vorange⸗ aangen und erfreut sich einer Unterrichtsverwaltung, welche mit allen räften umsichtig bestrebt ist, in den großen Schulreformfragen an
der Spitze der Kulturstaaten zu bleiben. Mit Dankbarkeit blickt die Nation zum Throne unseres Kaisers auf, wo in hochberziger Er⸗ kenntniß die Fürsorge waltet, daß das junge Geschlecht zu Gottes⸗ 223 wahrer Bildung und praktischer Lebenstüchtigkeit erzogen werde.“
Die „Magdeburgische Zeitung“ weist auf den großen uwachs der sozialdemokratischen Stimmen hin und ührt weiter aus:
„Es ist wohl sicher anzunehmen, daß nur ein kleiner Bruchtheil dieser Wähler (welche für sozialdemokratische Kandidaten gestimmt haben) Sozialdemokraten im radikalsten Sinne des Wortes sind. Woher kommt es aber, daß außer Letzteren so ungeheuer viele, auch anständige und zum Theil besser situirte Arbeiter und Handwerker ibhre Stimmen dem sozialistischen Kandidaten geben? Diese Thatsache läßt sich nur aus dem Umstande erklären, daß diese Leute zum weit größten Theile politisch nicht reif sind. Ihnen mangelt das Verständniß für die großen Aufgaben des Vaterlandes. Ihr Blick reicht in politischer Beziehung nicht über die materiellen Interessen des bürgerlichen und staatlichen Lebens binaus. Deshalb schenken sie vor Allem den Stimmen Beachtung, die ihnen in dieser Hinsicht die größtmögliche Verbesserung ihrer Lage vor⸗ reden. In Folge dessen erhalten sie sämmtliche politische Belehrung von sozialdemokratischen Aaitatoren, die ihnen ihre wahren Ziele und Be⸗ strebungen sehr selten oder in einer Weise darlegen, die sie nicht ver⸗ stehen. Zwar wird ihnen hier und da und vor allem auch vor der Wahl Gelegenheit gegeben, auch andere Ansichten zu lesen und zu hören; doch genügen ein paar Wahlreden, die noch dazu von gehässigen Ausfällen gegen andere Parteien selten völlig frei sind, keineswegs, um dem Arbeiter und Hand⸗ werker ein Verständniß für das große Ganze, für das wirkliche Wohl des Vaterlandes und damit aller Volksklassen zu verschaffen. Dazu bedarf es jahrelanger Belehrung und jahrelanger Arbeit. Es ist nun die heilige Pflicht des Deutschen Bürgerthums, diese Arbeit mit aller Kraft und Energie aufzunehmen... Die Kluft zwischen den Ordnungsparteien und den radikalen Sozialdemokraten ist allerdings unüberbrückbar; zwischen dem Bürgerthum und dem verständigen Arbeiter jedoch muß ein Weg gefunden werden, der geeignet ist, die vorhandenen Gegensätze auszugleichen. Mögen sich deshalb vor Allem an den großen Industrieplätzen nationalgesinnte Männer ohne Unterschied der Parteistellung zusammen⸗ thun und das Werk frisch und thatkräftig in Angriff nehmen Sollte auch der Anfang schwer und wohl auch vielfach mit persönlichen Unbequemlichkeiten verbunden sein, so möge man sich dadurch nicht zurückschrecken lassen. Ist erst ein kleiner An⸗ fang gemacht, sind erst kleine Erfolge erzielt, so werden bald Tau⸗ sende von verständigen Arbeitern die Fahne der Sozialdemokratie verlassen. Unser trefflicher Kaiser sucht durch die Arbeiterschutzgesetz⸗ gebung die Gesundheit und Kraft des Arbeiters zu stärken. Möge das deutsche Bürgerthum dem erhabenen Beispiel folgen dadurch, daß es dem Arbeiter eine höhere geistige Bildung und vor Allem ein besseres Verständniß für die politischen Aufgaben des Vaterlandes übermittelt. Wird beides, Arbeiterschutzgesetzgebung und Förderung des politischen Verständnisses der Arbeiter durch Arbeiterbildungsvereine, in rechter Weise zur Ausführung gebracht, so dürfte bis zu den nächsten Wahlen der Sozialdemokratie ein großer Theil des Bodens entzogen sein.“
Anläßlich des Wahlresultats schreibt die „Deutsche volkswirthschaftliche Correspondenz“:
„Was denjenigen Theil der Wähler anbelangt, der, ohne zur hartgesottenen Opposition zu gehören, nur einem allgemeinen Gefühle des tbbrdögent folgte und seine Stimme gegen die nationalen ” abgab, so möchten wir gerade diesem Theil die folgenden
rwägungen empfehlen.
Das deutsche Volk — daran werden unsere Malkontenten nichts ändern — darf stolz sein auf die politische und wirthschaft⸗ liche Stellung, zu welcher uns die Weisheit seiner Kaiser und der Arm seines Kanzlers verholfen haben. Was will denn nun unsere Opposition? Doch nichts Anderes, als von nun an die mächtigen und heilsamen Pläne, welche auf eine größere Macht, auf einen höheren Aufschwung des Reichs hinauslaufen, lahm legen. Der Kriegsruf: „Nieder mit dem Kartell“ bedeutet doch nichts Anderes als den Entschluß, eine Majorität zu zerstören, die bisher den politischen, mehr noch den wirthschaftlichen Ausbau des Reiches gefördert hat; er bedeutet den Kampf bis aufs Blut gegen alle jene Pläne und Handlungen, die bisher zum Nutzen des gesammten Wohles ausgeschlagen, und das in einer Zeit, wo alle Handelsnationen eifersüchtig zu uns herüberblicken, um uns zuvor⸗ zukommen, wo jeder Tag, jede Stunde wichtig, ja entscheidend geworden sind. Man bekämpft mit allen Mitteln eine Regierung, die, wie keine zweite, voll und redlich bestrebt gewesen, alle jene Schäden und die sozialen Folgen zu heilen, die Angesichts des gewaltigen und rapiden Aufschwungs der Verhältnisse in Deutschland geradezu unver⸗ meidlich genannt werden müssen. Und die Mittel, mit denen diese große Opposition arbeitet? Nun, sie sind einfacher Natur. In keinem Lande der Welt haben es die regierungsfeindlichen Parteien so sehr verstanden, wie in Deutschland, selbst die kleinsten aufzusuchen, ja Lichtseiten in Schattenseiten zu verkehren, um Alles, was die Regierung plant und thut, zu verdunkeln, um alle zur Beurtheilung großer Fragen inkompetenten Bruchtheile der Nation in eine feindliche Stimmung zu versetzen gegen eben die nämliche Regierung, welche unablässig und mit einem Wohlwollen und einer Fürsorge sondergleichen bestrebt ist, jedweden Stand im Reich zu schützen und zu pflegen, ihn vor der Erdrückung durch übermächtige Elemente zu bewahren. 1 8
Das neue Deutsche Reich ist in unglaublich kurzer Zeit an die Spitze der Nationen gelangt; uns graut vor dem Gedanken, daß sich unsere Feinde zusammenfinden, um mit Ausdauer und Emsigkeit an der Zerstörung unserer Größe zu arbeiten, sobald sie vermuthen, daß dem eigenen Volk die Unterscheidungsgabe, wem es folgen sollte, ab⸗ handen gekommen ist.“
Das „Deutsche Tageblatt“ stellt die Urtheile einiger ausländischer Zeitungen über die deutschen Wahlen zusammen; wir entnehmen daraus Folgendes: . “
„Von den englischen Blättern bemerken die „Times“: Es ist zu bedauern, daß gerade die Nationalliberalen, welche Vaterlands⸗ mit Reformliebe vereinen, mehr als alle übrigen Parteien gelitten haben. Uebrigens kann die Regierung den Reichstag genugsam kontroliren, daß er nicht zu einem Redeklub ausarte. 1
Der „Standard“ meint, das Centrum sei unversehrt geblieben und könne zwischen den Parteien den Ausschlag geben beziehentlich Bedingungen stellen. Jedenfalls werde Bismarck's Aufgabe, den Reichstag zu kontroliren, schwieriger als bisher sein. Gefahr für Staat und Gesellschaft sei aber nicht vorhanden, weil die Reichstags⸗ abstimmungen ohne Genehmigung der Regierung werthlos seien und weil das Haus Hohenzollern festen Halt habe. 6
Die „Morning Post“ spricht ebenfalls über den Zuwachs der Sozialisten, setzt jedoch hinzu, daß derselbe mehr in den großen Städten wie in den eigentlichen Arbeiterdistrikten vorgekommen sei. In Essen und Dortmund sei die Sozialdemokratie sogar geschlagen worden. b
Der „Globe“ meint: man solle nicht vergessen, daß Deutsch⸗ land wohl parlamentarische Institutionen angenommen hat, daß aber daselbst nicht wie in England Parteipolitik getrieben wird. Die Re⸗
gierung habe sich nicht allein ihr Veto vorbehalten, sondern auch wiederholt gezeigt, daß sie dasselbe einzulegen verstehe. 8
In den Wiener QArganen kommen sehr verschiedene An⸗ schauungen zum Ausdruck. Nur darin stimmen alle Blätter überein, daß das Resultat kein erfreuliches sei. Die Arbeiterblätter feiern die Wahlerfolge der deutschen Sozialisten in schwungvollen Artikeln und blicken sehr hoffnungsfreudig in die Zukunft. Das ultramontane „Vaterland“ meint, daß, wenn nicht energisch sozialreformatorisch vor⸗ gegangen wird, nach und nach selbst die katholischen Arbeiter ins sozialdemokratische Lager übergehen würden.
Die italienischen Blätter weisen mit Erstaunen auf das kolossale Anwachsen des Sozialismus hin. Die ist von den Erfelgen des Centrums geradezu begeistert. Der „Moniteur de Rome’ erklärt, das Centrum, welches seine alte glorreiche Position zurückerobert, stehe heute glänzender und mächtiger da als je und sei zum ausschlaggebenden Faktor des Parlaments geworden.
In die russischen Blätter ist eine richtige Feiertagsstimmung, wie sie sonst um diese Zeit einzutreten pflegte, in Folge der deutschen Reichstagswahlen nicht eingezogen. Fast in jedem Blatte befinden sich mehr oder weniger ausführliche Betrachtungen über die „außer⸗ ordentlich wichtige Bedeutung“ dieser Wahlen, welche ihnen die „Now. Wr.“ und die „Nowosti“ zuschreiben. Diese Wahlen seien ein Ereigniß, dessen Folgen nicht allein für das Haus Hohen⸗ zollern, sondern auch für ganz Europa von entscheidendem Einflusse sein werden. In Deutschland beginnt gewissermaßen — so schreibt die „Now. Wr.“ — ein Zweikampf zwischen der Staatsgewalt und dem revolutionären Sozialismus, und wie sich auch die Stimmen unter den Vertretern der früheren Parlaments⸗ parteien vertheilen mögen, hauptsächlich wird es doch nur darauf ankommen, wie weit die Anhänger Kaisers Wilhelm II. ihren Widersachern überlegen sein werden oder nicht. Die Konservativen und Nationalliberalen, die Freisinnigen und das katholische Centrum, die Polen, Dänen und Elsaß⸗Lothringer werden sich in der Frage, wen die Regierung in dem Kampfe der Arbeit mit dem Kapital, der sich in den letzten Jahren so außerordentlich zugespitzt hat, 8 soll, nothgedrungen in zwei entgegengesetzte Gruppen theilen müssen. Die „Nowosti“ sagen: Alle Umstände berechtigen zu der Annahme, daß Deutschland und mit Deutschland ganz Europa gegenwärtig einen historischen Moment durchmacht.“
Ueber die gegenwärtige Haltung der französischen Presse zu dem verben einer Arbeiterschutz⸗Konferenz schreibt die „Kölnische Zeitung“:
„Das Urtheil der französischen Presse über die deutsche Ein⸗ ladung zu einer Arbeiterschutz⸗Konferenz beginnt allmählich, sich etwas abzuklären, und nach ruhiger Ueberlegung sagt man sich, daß es denn doch nicht wohl angänglich sei, mit einem schroffen „Nein“ zu antworten. Durch eine solche Politik würde man die Vereinzelung Frankreichs in unerfreulicher Weise offenbar machen, mon wuürde sich des Einflusses auf die Berathungen der Kon⸗ ferenz entschlagen und endlich der einheimischen Arbeiterbevölkerung gegenüber den Schein annehmen, als ob man einer sie im höchsten Grade berührenden Frage theilnahmlos gegenüberstände. Mit vielen „Wenn und Aber“, mit Klagen und Vorbehalten, vor Allem aber in d.r Ueberzeugung, daß aus den Berathungen der Konferenz doch nichts Greifbares hervorgehen würde, neist man jetzt der Ansicht zu, daß Frankreich seine grundsätzliche Geneigtheit aussprechen und seine Haltung im Uebrigen mit äußerster Vorsicht nach der der andern miteingeladenen Staaten richten solle. Man hat aber nichts weniger als Freude an der Sache und ein tiefgewurzeltes Mißtrauen. Man vermuthet hinter der Einladung irgendwelche sehr bedenkliche An⸗ schläge, über deren Natur man sich zwar keine Rechenschaft ablegen kann, die aber gerade deshalb um so stärker wirken.“
Statistik und Volkswirthschaft.
Kongreß deutscher Landwirthe.
Im weiteren Verlaufe der gestrigen Sitzung trat die Versamm⸗ lung, nachdem die turnusmäßig ausscheidenden 16 Ausschußmitglieder auf Antrag des Herrn von Sydow⸗Beerfelde durch Zuruf wiedergewählt worden waren, in die Berathung des zweiten Punktes der Tages⸗ ordnung: „das Genossenschaftsgesetz vom 1. Mai 1889“, über das die Herren Freigutsbesitzer Dr Platzmann⸗Saida und Rittmeister C. Freiherr von Magnus⸗Berlin referirten. Ihre Aus⸗ führungen gipfelten in folgendem Antrag: „Der Kongreß deutscher Landwirthe wolle beschließen: 1) Der Kongreß deutscher Landwirthe erkennt in dem Genossenschaftsgesetz vom 1. Mai 1889 ein hervorragendes Mittel, das genossenschaftliche Prinzip in der landwirthschaftlichen Produktion mehr als bisher möglich zum Ausbau und zur Anwendung zu bringen; er sieht weiter darin einen neuen staatlichen Schutz namentlich für den mittleren und kleinen Land⸗ wirth, welche heute nur mit Hülfe der Vereinigung sich wirthschaft⸗ lich und politisch kräftig zu erhalten vermögen; er wird bestrebt sein, gerade den schwächeren Theil der Berufsgenossen zur Benutzung der durch das in Rede stehende Gesetz gebotenen Hülfsmittel nach Kräften zu unterstützen. 2) In der Zulässigkeit der Theil⸗ haft bei landwirthschaftlichen Unternehmungen erblickt der Kongreß deutscher Landwirthe ein sehr geeignetes Mittel, auf den größeren leistungsfähigen Grundbesitz, welcher zu geschäftlichen Zwecken des ge⸗ nossenschaftlichen Zusammenschlusses weniger bedarf, trotzdem für die Interessen des in erster Linie auf die genossenschaftliche Organisation angewiesenen Theiles der Berufsgenossen mehr als bisher zu gewinnen und hofft, daß in diesem Sinne das neue Gesetz in landwirthschaft⸗ lichen Kreisen nicht nur volle Beachtung, sondern auch eine Anwen⸗ dung finden möge, welche auf die Lösung der sozialen Frage gerichtet ist und zu dem Zwecke die Ergänzung und Stärkung der genossen⸗ schaftlichen Selbsthülfe durch Staatshülfe nicht mehr zurückweist. 3) Der Kongreß Deutscher Landwirthe begrüßt es mit Freuden, daß sich zur praktischen Einführung eines solchen Genossenschaftswesens bereits in der „Deutschen Central⸗Genossenschaft“ zu Berlin ein organisatorischer Mittelpunkt gebildet hat.“
Nach kurzer Debatte, an der sich betheiligten die Herren Boltz⸗ Charlottenburg, der gegen die Resolution sprach, weil jede Ver⸗ genossenschaftung in solchem Umfange schließlich nur zur Paralyse der betreffenden Kreise führen müsse, da jede freie Bewegung des Ein⸗ zelnen aufhöre, und Dr. Cunow⸗Frankenstein wie Direktor Schönfeldt, die die Resolution entschieden vertraten, wurde der Antrag, für den noch der erste Vorsitzende Freiherr von Manteuffel⸗Krossen und Hr. von Ploetz vom Deutschen Bauernbund sprachen, angenommen.
Den Schluß der Berathungen bildete die Verhandlung über eine rein wissenschaftliche Frage, die „Stickstoff⸗Aufnahme der Pflanzen“.
Dann wurde die Versammlung, wie sie begonnen, mit einem Hoch auf Se. Majestät den Kaiser und die verbündeten Regie⸗ rungen geschlossen.
Vereinigung der Steuer⸗ und Wirthschafts⸗Reformer.
Die Vereinigung der Steuer⸗ und Wirthschafts⸗Reformer trat heute Vormittag 10 Uhr im Architektenhause zu seiner XV. General⸗ versammlung zusammen. Graf von Mirbach⸗Sorquitten begrüßte die Versammlung und führte in seiner Ansprache etwa Folgendes aus: Die Lage der Landwirthschaft in den öst⸗ lichen Provinzen gebe zu den ernstesten Besorgnissen Anlaß. Zu den überaus niedrigen Preisen von 1887/88 trat die sehr mäßige Ernte hinzu, und der verflossene Sommer brachte dort eine Mißernte, wie sie wohl selten dagewesen ist. Es gelte also, in erster Linie, auf jene Provinzen das Augenmerk zu richten. Auf dem Gebiet der Gesetzgebung sei leider das Petitum des Programms der Vereinigung „Das Recht Papier⸗ eld auszugeben gebührt allein den gesetzgebenden Faktoren des 7. Die Banknotenprivilegien sind zu beseitigen“ sei nicht in Erfüllung gegangen. Erfreulich dagegen und prin⸗
zipiell bedeutsam sei die Vorlage über die allgemein gesetzliche Einführung!
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der Pläne des
von Rentengütern. Redner lenkte zum Schluß die Gedanken auf die Kaiserliche Ansprache an den Staatsrath bei dessen Eröffnung, die mit erhabener Klarheit es zum Ausdruck bringe, daß das Wohl des Arbeiters untrennbar sei von dem Gedeihen der Produktion, der Arbeitgeber, die ihm die Arbeitsgele enbeit, die Arbeitsstätte gewähren. „Möchten die Männer im preußischen Staats⸗ rath es nicht vergessen, daß ohne eine Berücksichtigung der besonderen Natur des Grundbesitzes, des ersten und bedeutsamsten Gewerbes in Deutschland, der Landwirthschaft, eine befriedigende und nachhaltige Lösung der auf das Wohl der Arbeiter gerichteten dankenswerthen Bestrebungen unmöglich ist und ferner, daß nur ein prästationsfähiger, gesetzlich gegen Ueberschuldung geschützter Grundbesitz es vermag, seiner Pflicht gegen seine Arbeiter ganz und voll zu genügen. Unser Programm ist ein soziales Programm ersten Ranges; es verlangt allerdings tiefeingrei⸗
fende kräftige Maßnahmen So weit wir es vermögen, wollen wir
an seiner Verwirklichung fortarbeiten zum Wohle unseres Vaterlandes. Was uns nächst dem Vertrauen in Gottes Fürsorge in erster Reihe Kraft verleiht und erhebt, das ist das Gefühl der Liebe und Treue zu unserem erhabenen Kaiserhause Lassen Sie uns einstimmen in den Ruf: Gott schütze, Gott segne unseren Kaiser! Se. Majestät Kaiser Wilhelm II. lebe hoch!“ Dreimal stimmte die Versamm⸗ lung begeistert in den Ruf ein.
Der erste Punkt der Tagesordnung lautet: „Die landwirth⸗ schaftlichen Arbeiter, unter besonderer Berücksichti⸗ gung des Rentengutes.“
Der Referent, Regierungs⸗Rath Evert⸗Berlin wies darauf hin, daß die ländliche Bevölkerung in- vielen Gegenden Deutschlands, namentlich im Osten, durch Auswanderung, den Zug nach den Städten und durch die fehlerhafte Armengesetzgebung in dauernder Abnahme begriffen sei. Der Kontraktbruch sei allgemein, der Sinn für Ver⸗ tragstreue wenig entwickelt. An Quantität und Qualität gehe die ländliche Bevölkerung von Jahr zu Jahr zurück. Das sei für den Staat sehr gefährlich, weil die großen Städte erfahrungsmäßig nur äußerst wenig brauchbare Rekruten lieferten. Die dort Ausgehobenen seien meist Zugezogene aus der Provinz. Hiernach erscheine die Wehrkraft des Staats, wenn die jetzige Entwickelung andauere, vielleicht schon in einem Menschenalter ernstlich gefährdet Um diese Schäden dauernd zu beseitigen, müsse der Versuch gemacht werden, die Ar⸗ beiter mehr als bisher mit ihren Interessen und Neigungen an den Boden der Heimath zu fesseln, insbesondere ihnen den Erwerb eines kleinen Grundeigenthums zu erleichtern. Dieses Ziel verfolge der von der Staatsregierung vorgelegte Renten⸗ guts⸗Gesetzentwurf, der beiden Theilen mancherlei Vor⸗ theile biete. Der Rentenpflichtige könne ohne erhebliche Anzahlung es ohne Belastung mit kündbarem Kapital zu Grundbesitz gelangen und der Rentenberechtigte vermöge sich eine Anzahl seßhafter Arbeiter zu sichern, die ihn nicht in jedem Nothfall im Stich lassen. Der Staat müsse die Bestrebungen zur Schaäffung von Rentengütern thunlichst för⸗ dern, vor Allem durch Erleichterung der erforderlichen Rechtsakte und durch Begünstigung oder völligen Nachlaß bei den Ge⸗ richts⸗ und tempelkosten. Alles in Allem sei das Institut der Rentengüter des Versuchs wohl werth. Zwar könne es weder dringenden Nothständen in den ländlichen Arbeiterverhältnissen sofort abhelfen, noch die gegenwärtige unstäte Masse der ländlichen Arbeiter in wenigen Jahren seßhaft machen, aber wenn von den Millionen ländlicher Arbeiter und jüngerer Bauernsöhne alljährlich nur wenige Tausend der Besten unter ihnen durch Vermittelung des Instituts der Rentengüter wieder mit dem heimathlichen Boden verwachsen, dann werde, wenn vicht die gegenwärtige, doch die nächste Generation der Grundbesitzer und das ganze Vaterland reiche Früchte von der neuen Einrichtung ernten. Redner empfahl dann nachstehende Resolution zur Annahme:
„Die XW. Generalversammlung der Vereinigung der Steuer⸗ und Wirthschaftsreformer wolle beschließen: 1) Der Rückgang der ländlichen Arbeiterbevölkerung nach ihrer Zahl, Seßhaftigkeit, Tüchtigkeit und Vertragstreue in vielen Gegenden Deutsch⸗ lands ist eine der gefährlichsten Seiten unserer gegen. wärtigen wirthschaftlich-sozialen Entwickelung. Demselben möglichst umfassend und nachhaltig entgegenzutreten, ist ebenso ein b Lebensinteresse des ganzen Staats und Volks wie der zunächst betheis—
ligten Kreise. 2) Die Schaffung kleiner Rentengüter nach dem gegen.8 wärtig von der Königlich preußischen Staatsregierung vor⸗
sößge zu begegnen. Dagegen kann dieselbe allmählich zu einem ehr werthvollen und nachhaltigen Hülfsmittel dafür werden. Es ist deshalb den Landwirthen nach Annahme des Gesetzentwurfs zu empfehlen, einzeln oder in Vereinen und Genofsenschaften die Ein.. führung von Rentengütern zu versuchen. Es sind dabei die bei den Ansiedelungen in Posen und Westpreußen gemachten Erfahrungen in den daselbst eingeführten Normal⸗Rentengutsvertrag, ins⸗ besondere die Bestimmungen unter §§. 8 ablösung, den Ausschluß der Theilbarkeit und Veränßerung des Rentengutes ohne Zustimmung des Rentenberechtigten zu Grunde
zu legen. Auch ist auf vertragsmäßige Sicherung des letzteren segen
Schädigung durch „Sachsengängerei“ des Rentenpflichtigen u. s. w. Bedacht zu nehmen. 3) Die weitere Entwickelung des Instituts der
Gründung derselben wird von den Ergebnissen der freien Privat⸗ initiative auf diesem Gebiete abhängen.“ Freiherr von Manteuffel beantragte, Nummer 3 der Reso
wickelung des Instituts der Rentengüter, insbesondere zur Erleichte- rung der Privatinstitution auf diesem Gebiete, ist thatkräftige Hülfe des Staats unentbehrlich.“ 16 8 Dieser Antrag wurde ebenso wie die Resolution Evert in den Punkten 1 und 2 fast einstimmig angenommen. —
C“
Sauitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.
Stockholm, 24. Februar. (W. T. B.) Auf dem Gute Vreten im Län Skaraborg hat vor einigen Tagen ein neuer Aus⸗ bruch der Schweinepest stattgefunden.
“ Handel und Gewerbe.
Die Berlin⸗Anbaltische Maschinenbau⸗Aktien gesellschaft beruft eine außerordentliche Generalver sfammlung auf Donnerstag, den 10. April cr., nach dem Sitzungs⸗ saal der Handelsgesellschaft zwecks Revision des Statuts. Da eine Beschlußfassung nur durch drei Viertel des Gesammt⸗Aktienkapitals erfolgen kann, so werden die Aktionäre im eigenen Interesse gebeten, ihre Aktien zu deponiren; auch hat sich die Berliner Handelsgesellschaft bereit erklärt, diejenigen Aktio⸗ näre zu vertreten, welche am Erscheinen in der General⸗ versammlung verhindert sind. Nach uns zugegangenen Mit⸗ theilungen hat die Gesellschaft allein in der ersten Hälfte des Geschäftsjahres 1889/90 ihren Umsatz um 500 000 ℳ, also um etwa 50 % gegen die gleiche Geschäftsperiode des Vorjahres erhöht und ist dieselbe weit über das zweite Halbjahr hinaus mit umfangreichen und lohnenden Aufträgen besetzt. G
Leipzig, 25. Februar. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Februaxr — ℳ, pr. März 4,95 ℳ, pr. April 4,92 ½ ℳ, pr. Mai 4,92 ½ ℳ, pr. Juni 4,92 ½ ℳ, pr. Juli 4,92 ½ ℳ, pr. August 4,92 ½ ℳ, pr. September 4,92 ⅞ ℳ, pr. Oktsber 4,92 ½ ℳ, pr. November 4,92 ½ ℳ, pr. De⸗ zember 4,92 ½ ℳ Umsatz 85 000 kg. Ruhig.
Hamburg, 25. Februar (W. T. B.) Der Aufsichtsrath der Norddeutschen Zuckerraffinerie Frellstedt beschloß, wie die „Hamburgische Börsenhalle“ meldet, nach hohen Abschreibungen eine Dividende von 10 % für 1889 vorzuschlagen, gegen 18 ¼ % im Jahre 1888 und 10 % im Jahre 1887.
ladung angeboten.
gelegten Gesetzentwurf ist naturgemäß nicht ein Ausweg, um — 59 dringenden Nothstönden in den ländlichen Arbeiterverhältnissen
.5 ff über die Renten.
Rentengüter, insbesondere die etwaige Betheiligung des Staats bei⸗
lution folgende Fassung zu geben: „Zur Förderung der weiteren Ent..
London, 25. Februar. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen⸗ va',. 8