1890 / 55 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 01 Mar 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Grafen von Waldersee, entgegen und arbeiteten darauf mit dem Chef des Militärkabinets, General⸗Adjutanten von Hahnke. Gegen 12 ¾ Uhr empfingen Se. Majestät den Ober⸗Quartier⸗ meister, General Grafen von Häseler zum Vortrag und nahmen danach, die Monatsrapporte der Leib⸗Regimenter ꝛc. aus den Händen ihrer Commandeure entgegen. Um 4 ¼ Uhr werden Se. Majestät den Reichskanzler Fürsten von Bismarck zum Vortrag empfangen.

Ihre Majestät die Kaiserin und Königin ertheilte estern um 2 Uhr Audienz und begab Sich gegen 5 Uhr S,evencs nach dem Magdalenenstift, um der kirchlichen

Einsegnung von Diakonissinnen beizuwohnen.

Mit Bezug auf die Beschickung der zum 15. März in Aussicht genommenen internationalen Arbeiterschutz⸗Kon⸗ ferenz in Berlin liegen heute folgende Meldungen des „W. 8 1“ Feb 88

„Paris, 28. Februar. ie verlautet, würden der Deputirte Burdeau, Generalberichterstatter des Budgets pro 1890, und der Botschafter Herbette die Vertreter Frank⸗ reichs bei der Berliner Konferenz sein. Als dritter Delegirter werde der Deputirte Charmes, ehemaliger Direktor der politischen Angelegenheiten im Auswärtigen Amt, bezeichnet.

Bern, 28. Februar. Der Bundesrath hat zu Delegirten bei der internationalen Konferenz in Berlin den Landamman Blumer in Schwanden und Dr. Kaufmann, Ersten Sekretär des schweizerischen Industrie⸗Departements, ernannt.“

Die Post⸗ und Telegraphen⸗Verwaltung

at vom Beginn des Etatsjahres bis zum Schluß des

Monats Januar vereinnahmt 179 558 477 (gegen denselben

des Vorjahres + 11 498 609 ℳ); die Reichs⸗

isenbahn⸗Verwaltung vereinnahmte 44 349 000 + 2 271 400 ℳ).

S. M. Schiffsjungen⸗Schulschiff „Ariadne“, Kom⸗ mandant Kapitän zur See Claussen von Finck, ist am 26. Februar in St. Thomas angekommen und beabsichtigt, am 13. März nach La Guayra (Venezuela) in See zu gehen.

Hannover, 28. Februar. Aus dem Geheimen Civil⸗ kabinet Sr. Majestät des Kaisers und Königs ist, wie der „Hann. Cour.“ mittheilt, an den Magistrat der Haupt⸗ und Residenzstadt Hannover folgendes Schreiben ergangen:

„Dem Magistrat theile ich auf die Eingabe vom 12. d. M. ergebenst mit, daß Se. Majestät der Kaiser und König die eingereichte Adresse nebst einer Mappe mit Ansichten von Hannover als eine an⸗ genehme Erinnerung an Allerhöchstihren vorjährigen Aufenthalt da⸗ selbst gern anzunehmen geruht haben. Se. Fhe lassen dem Magistrat für diese Aufmerksamkeit herzlich danken, und wird es Allerhöchstihnen jederzeit eine besondere Freude sein, in getreuen Haupt⸗ und Residenzstadt Hannover zu weilen Der Geheime Kabinets⸗Rath, Wirkliche Geheime Rath v. Lucanus.“

Bayern. München, 28. Februar. (A. Z.) Se. König⸗ liche Hoheit der Prinz⸗Regent erschien mit dem Prinzen Ludwig, der Prinzessin Leopold, Prinzessin Therese, dem Prinzen und der Prinzessin Arnulph, dem Prinzen und der Prinzessin Ludwig Ferdinand, dem Prinzen Alphons und der Prinzessin Elvira heute Morgen 8 ½ Uhr in der Bonifaz⸗Kirche, um der Gedächtnißmesse für weiland König Ludwig I.,

Seiner

welche Abt Zenetti celebrirte, beizuwohnen. Das Grabmal des Königs war prächtig mit Blumen und zumal mit Kränzen der König⸗

8

lichen Familie geschmückt; auch Kränze mit Schleifen der Städte München und Ludwigshafen, sowie ein solcher der Münchener

Künstlergenossenschaft waren darunter. hum Gedächtniß den Gründerin des hiesigen Königlichen hl. Anna, Kurfürstin Maria Anna von Bayern, wird am

amenstifts zur

nächsten Freitag, den 7. März, in der Damenstiftskirche ein

3 E“ abgehalten, welchem die erlauchte oberste

orsteherin und Aebtissin dieses hohen Stifts, Prinzessin

Theres e, mit Stiftsdamen und den Stiftsbeꝛamten beiwohnen

nuerden.

8 1. März.

(W. T. B.) Im Finanzausschusse

1 1 erklärte der Regierungsvertreter, der Ober⸗Schulrath ver⸗

8 7. halte sich gegen eine grundlegende Reform des Schulwesens, von Besserungen im Einzelnen egesehel, enen und habe sich gegen die höhere Einheitsse aausgesprochen. Die Regierung halte demgemäß an der Pflege deer klassischen Bildung ohne Einschränkung des Griechischen fest

ule

Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 27. Februar. Der

Landesausschuß erledigte in seiner heutigen Sitzung die zweite Lesung des Etats der Forstverwaltung überall

nach den Vorschlägen der Kommission, ebenso den Etat der Verwaltung der Zölle, indirekten Steuern und des Enregistrements. Die Allgemeine Rechnung über den Landeshaushalt für 1885/86 und die Ueber⸗ sicht über die Etatsüberschreitungen im Jahre 1888/89 gaben zu Erörterungen keinen Anlaß. Der Etat der

Justizverwaltung wurde ebenfalls nach kurzer Debatte

genehmigt.

(GW. T. B.) Im Unterhause legte bei der Fortjegung der 8

Oesterreich⸗Ungarn. Budapest, 28. Februar.

inanz⸗Minister lebhaftem Beifall die Gründe dar, welche die Regierung berechtigten, das po⸗ litische Vertrauen zu fordern. Alle großen Fragen seien von der Regierung vorbereitet und ihre Lösung er⸗ möglicht worden. Die Mitglieder des Kabinets fühlten sich voll⸗ kommen solidarisch und würden das aufgestellte Programm durchführen. Redner wies daher entschieden den Vorwurf zurück, daß nur die Beibehaltung der Macht das Hauptziel der Regierung sei. Die finanziellen Einwendungen wider⸗ legend, erklärte der Minister, die Kassabestände reichten voll⸗ kommen aus, um das nachgewiesene Desfizit zu decken.

Die Konferenz der Unabhängigkeitspartei beschloß, der „Wien. Ztg.“ zufolge, den Gesetzentwurf über die Er⸗ richtung eines Andrassy⸗Denkmals abzulehnen, ferner in Angelegenheit des Szegediner Quaieinsturzes eine parlamentarische Untersuchung zu fordern. Die Konferenz des Klubs der liberalen Partei genehmigte

den Gesetzentwurf betreffs der Errichtung eines Andrassy⸗ Denkmals.

und Irland. London, 28. Februar. (A. C.) In der gestrigen Sitzung des Unterhauses erklärte der Unter⸗Staatssekretär der auswärtigen Angelegenheiten, Sir James Fergusson, in Beantwortung einer bezüg⸗

über das Budgetgesetz der Weckerle unter

lichen Anfrage, daß der Streit mit den Vereinigten ezuͤglich des Robbenfanges im Behrings⸗ Meer noch nicht geschlichtet sei. Die Unterhandlungen darüber schwebten noch. Der Unter⸗Staatssekretär für die Kolonien, Baron de Worms, beantragte die zweite Lesung einer Vorlage zur Gewährung einer verantwort⸗ lichen Regierung an die Kolonie West⸗Australien. Sir G. Campbell (radikal) protestirte gegen das, nach seiner Ansicht, in der Vorlage verkörperte Prinzip, ungeheuere Terri⸗ torien einer Handvoll von Kolonisten zu überantworten. Nach langer Debatte wurde schließlich der Antrag auf zweite Lesung genehmigt und die Vorlage einem Sonderausschuß zur weite⸗ ren Begutachtung überwiesen. Auf Antrag des Präsidenten des Handelsamts, Sir M. Hicks Beach wurde sodann die Vorlage, betreffend eine raschere und wirksamere Ab⸗ wickelung der Geschäfte insolventer Aktiengesellschaf⸗ ten, in zweiter Lesung genehmigt. Kraft dieses Gesetz⸗ entwurfs erhalten Brgfgsesns und andere lokale Gerichts⸗ höfe Kompetenz zur Auflösung bankerotter Aktienunternehmen. Hierauf nahm das Haus eine vom Kriegs⸗Minister Stan⸗ hope beantragte Resolution an zu Gunsten der Bewilligung eines außerordentlichen Kredits von 4100 000 Pfd. Sterl. für den Bau neuer Kasernen im Inlande und die Verbesserung bestehender in Großbritannien und in den Kolonien. Schließlich brachte der Minister des Innern die Arbeitgeber⸗Hafinflicht⸗Novelle ein, die in erster Lesung genehmigt wurde.

8 enehm 9 Heute fragte Graham im Unter⸗ hause an: ob er recht verstehe, daß die britischen Dele⸗ girten zu der Berliner Arbeiterschutz⸗Konferenz an⸗ gewiesen seien, über eine internationale Beschränkung der Arbeitszeit erwachsener Arbeiter nicht zu diskutiren, während andere Vertreter des Auslandes dazu ermächtigt würden. Der Unter⸗Staatssekretär Fergusson erklärte: ein Abkommen, wie das von Graham vermuthete, gebe es nicht. Der Inhalt der Antwort Englands auf den vor⸗ läufigen Vorschlag Deutschlands sei bereits mitgetheilt worden. Nunmehr sei auch das detaillirte Programm der deut⸗ schen Regierung eingelaufen; sobald es erwogen worden, werde der gesammte Schriftwechsel vorgelegt werden. Bei der Berathung des Ausgabe⸗Budgets be⸗ antragte Labouchere eine Herabsetzung der in demselben enthaltenen Kredite, um eine Aktion gegen diejenigen Be⸗ hörden Behufs eines Tadelsvotums einzuleiten, welche angeblich die jüngsten Skandale in Clevelandstreet dadurch be⸗ günstigen, daß sie den Schuldigen zur Flucht verholfen hätten. Er klagte Lord Salisbury der Mitschuld an dem Komplot zur Vereitelung der Justiz an. Der General⸗Staatsprokurater Webster widerlegte alle Anschuldigungen. Als Labouchdbre sodann erklärte, er schenke Lord Salisbury keinen Glauben, verlangte der Präsident des Hauses die Widerrufung dieser Erklärung. Labouchéère verweigerte dieselbe und wurde darauf mit 177 gegen 96 Stimmen von den Sitzungen ausgeschlossen, sein Antrag aber mit 206 gegen 66 Stimmen abgelehnt.

(A. C.) Das Organisations⸗Comité des Reichs⸗ Instituts, welches künftige Geschlechter an das 50 jährige Regierungs⸗Jubiläum der Königin Victoria mahnen soll, hielt am 25. Februar in Marlborough House unter dem Vorsitz des Prinzen von Wales seine 24. Versammlung ab. Von den versprochenen Beiträgen waren bis zum 31. Dezember 1889 343 985 Pfd. Sterl. ein⸗ gezahlt worden. Es wird nunmehr mit der Sammlung von Proben aller Produkte des britischen Reichs, welche im Reichs⸗ institut aufgestellt werden sollen, begonnen werden.

Stan ley hat aus Cairo ein Schreiben nach London gelangen lassen, worin er seine Ankunft in London zwischen dem 15. und 20. April in Auessicht stellt.

In der Legislatur von Quebec (Canada) er⸗ klärte Cameron am 25. Februar im Laufe einer Rede über die Frage betresss der Rechte der englischen Minderheit: er wünsche zu wissen, ob die Minister treu zu Groß⸗ britannien ständen und ob sie die britische Flagge beleidigt hätten. Mangels einer befriedigenden Antwort möchte er wissen, welches Verfahren er einzuschlagen habe. Der Premier, Mr. Mercier, betheuerte seine und seiner Kollegen Loyalität und stellte mit Nachdruck in Abrede, daß er sich jemals zu Gunsten der Herstellung einer französischen Republik an den Ufern des St. Lorenzflusses erklärt hätte.

Frankreich. Paris, 28. Februar. (W. T. B.) Dem „Temps“ zufolge wird in der Angelegenheit des Akten⸗ diebstahls bei dem Staatsgerichtshofe dem Anklage⸗ antrage gegen Warrion, Kerviche und Mermeix Folge gegeben weaden. Die Angeklagten sollen vor das Schwur⸗ gericht kommen. 1

Die boulangistischen Blätter haben, wie wir dem „Hamb. Corresp.“ entnehmen, folgende Erklärung veröffent⸗ licht: „Der republikanisch⸗nationale (boulangistische) Ausschuß erhebt in der Erwägung, daß die deutsche Regierung mit ihren Einladungen zu der Berliner Konferenz nur bezwecken kann, den Interessen des Deutschen Kaiserreiches zu dienen, gegen die Entsendung eines französischen Vertreters nach Berlin Einspruch und überläßt der Regierung die Verantwortung für ihr ganzes Auftreten.“ Die ehemaligen Vorsitzenden und Vertreter der wanzig Arrondissements der Patriotenliga traten in den Pureaux der Zeitung „Drapeau“ zusammen und beschlossen, dieser Kundgebung beizustimme.

Der Graf von Paris hat sich, einer Meldung des „W. T. B.“ zufolge, von der Havanna nach Cadix ein⸗ geschifft.

Rußland und Polen. St. Petersburg, 28. Februar. (W. T. B.) Das Allgemeinbefinden des deutschen Militär⸗ bevollmächtigten, Obersten von Villaume, ist bis heute Abend ein leidliches; Fieber und peritonitische Erscheinungen sind nicht vorhanden, der Puls ist gut und normal.

Italien. Rom, 28. Februar. (W. T. B.) Das heute im Fvmee: zur Vertheilung gelangte Grünbuch über Massovah enthält 152 Dokumente, welche sich auf die italienisch⸗griechisch⸗französischen Zwischenfälle, auf die Frage der Kapitulationen von Massovah sowie auf das ita⸗ lienische Protektorat über das Zoulah⸗Gebiet beziehen.

Der „Tribuna“ wird aus Massovah berichtet:

Die Derwische machten unter Anführung von Abu⸗Kerdscha, Emir von Tocar, einen Streifzug nach Taklai, im Süden von Suakim, an der Grenze der Habab. Da sie Widerstand fanden, zogen sie sich mit Zurücklassung ron 30 Todten gegen Tocar zurück, nahmen aber Gefangene und viele geraubte Kameele mit sich. Gleich⸗ zeitig kam Osman Digma, der in der Richtung nach Keren

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8— 8 8

marschirte, in

Gbedaref Anschlag

an; da durch die mißlungen war, sich nach Kassala.

gegen uns gerichtete von Hassan Mussa el Akkad er seine Marschroute und wandte den Truppen Osman Digma’s ist eine ansteckende Krankheit ausgebrochen. Es sterben an 150 Mann per Tag. Es heißt, der Sohn von Hamed Kantibai sei von seinem Oheim, dem gegenwärtigen Häuptling der Habab, gefangen genommen worden. Die Neicesübe Bewegungen der Derwische gegen die Habab⸗ und die Ben Amer⸗ Stämme in der Gegend von Keren beweisen aufs klarste, daß zwischen ihnen, Kantibai und El Akkad eine Vereinbarung zu Stande ge⸗

kommen war zu dem Zwecke, die italienischen Truppen in dem Augen⸗ e sich von ihrer Operationsbasis entfernt hatten.

blick anzugreifen, wo Augenscheinlich haben die Stämme, welche Kantibai befehligte, es für ange⸗ zeigt gehalten, nach der Verhaftung des Letzteren sich gegen die Derwische zu wenden und sie gegen Suakim zurückzutreiben, während sie den Rückzug Osman Digma's nach Kassala ruhig geschehen ließen. Es han⸗ delte sich ohne Zweifel um eine konzentrische Bewegung gegen das

er aber sah, daß der 1“ 8

o änderte Unter

Bogosl and, die, wenn sie gelungen wäre, ernste Folgen für die IJtaliener

hätte haben können. Und vielleicht waren es gerade diese Folgen, auf welche Mussa el Akkad spekulirte. Dieser geldgierige Spekulant, dem die Handelsstockungen in Massovah nach dem Abzug des italienischen Okkupationscorps und dem Eingehen der Militärlieferungen ein Dorn im Auge waren, hoffte auf neue kriegerische Verwickelungen und daraus entspringende Gewinnquellen und ließ sich zu diesem Zweck sowohl mit dem Khalifen von Kassala wie mit Osman Digma in Verhandlungen ein, während er den Italienern vorschwindelte, er thue dies zur An⸗

bahnung ergiebiger Handelsverbindungen der italienschen Kolonien

mit dem Sudan. Wie man aus guter Quelle vernimmt, soll die

Todesstrafe, zu welcher Mussa und Kantibai verurtheilt waren, in lebenslängliche Kerkerstrafe verwandelt werden. Die beiden Ver⸗ urtheilten und der Abessinier Tadi Ali Tad, dem vom Kriegsgericht mildernde Umstände zuerkannt worden sind, werden auf dem ersten von Massovah abgehenden Dampfer nach Italien gebracht werden, wo sie ihre Strafe in dem Gefängniß von Santo Stefano abzubüßen haben werden.

Der „Allg. Ztg.“ wird aus Rom geschrieben: Die Regierung

hat die erst vor Kurzem eingebrachte Vorlage über die Ausdeh⸗ nung des Gesetzes, betreffend die Civilverwaltung von Assab auf die übrigen Afrika⸗Besitzungen, wie⸗ der zurückgezogen. Die Ursache ist in den seit der

Einbringung der Vorlage eingetretenen Veränderungen der Lage in Massovah und Nord⸗Abessinien zu suchen, welche

der Regierung die Ueberzeugung beigebracht haben, daß die Organisation, wie sie in der kleinen Kolonie Assab besteht, für den weit ausgedehnteren Besitz und die komplizirteren Verhältnisse in Massovah nicht ausreichend sei. Die Vorlage beantragt die vollständige Einführung der italienischen Gesetze in der „Erythräischen Kolonie“ tigung der Regierung zur Einrichtung der Civilregierung da⸗ selbst. Da die Dringlichkeit für die und das System der drei Plenarlesungen an Stelle der Abtheilungsberathung adoptirt worden st so darf auf eine baldige Erledigung der Angelegenheit gerechnet werden. Das Gesetz nimmt gebührende Rücksicht auf die besonderen lokalen Verhältnisse, namentlich auf die Racen⸗ und Religions⸗ verschiedenheiten; es läßt der ausübenden Gewalt die nöthige Freiheit bezüglich der Anpassung der heimischen Gesetz⸗ gebung an die Bedürfnisse der Kolonie wie bezüglich der Verwaltung, ohne doch den Rechten des Parlaments zu nahe zu treten, welches das Kolonialbudget zu bewilligen und die gesammte Aktion der Regierung einschließlich der in Afrika befolgten Politik zu beaussichtigen hat. Die endgültige Orga⸗ nisation der Massovah⸗Kolonie soll nach dem Wunsch der

neue

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und die Ermäch⸗ Vorlage bewilligt

Regierung es möglich machen, daß ohne weiteren Verzug das

Kapital und die Arbeitskraft der Nation dort ein Feld aus⸗ sichtsreicher Bethätigung suchen.

Portugal. Lissabon, 28. Februar. (W. T. B.) Durch ein heute erlassenes Dekret wird der Eingangszoll auf Weizen per Kilogramm auf 16 Reis herabgesetzt.

Major Serpa Pinto ist am 26. d. M. von der Delagoa⸗Bai auf seiner Reise nach der Kapstadt in Durban eingetroffen und wird vom Kap aus an Bord des portugiesi schen Postdampfers sich direkt nach Portugal begeben. Wie die „Times“ meldet, hätte der Major positiv erklärt daß er von den 15 000 Mann starken Makololo angegriffen worden sei, als er sich im letzten August in Tumbo im Hause des Richters befand. Diese Angriffe erfolgten nach seiner Versicherung auf Anstiften der Afrikanischen Seen⸗Gesell⸗ schaft. Bei einem dieser Gefechte wurde die von den Ma⸗

kololo geführte britische Handelsfahne erbeutet, später aber

britischen Behörden ausgeliefert. Erst als er drei Monate

lang fortwährende Angriffe zu bestehen hatte, sei er mit Ge⸗

nehmigung der portugiesischen Regierung selbst zum Angriff

übergegangen. Die Berichte über alle diese Vorgänge sind

unterwegs nach Lissabon. Serpa Pinto sagt:

überrascht, beim Empfang der amtlichen Telegramme zu finden, wie viel Aufregung der Zwischenfall in Europa her vorgerufen habe.

Bulgarien. Sofia, 28. Februar. (W. T. B.) De „Agence Balcanique“ zufolge hat die bulgarische Regierun die Bulgarische Bank angewiesen, die rückständigen russischen Okkupationskosten unverzüglich auszuzahlen. Be züglich der Lieferungen von Waffen und Munition erbat sich die bulgarische Regierung vorerst die Rechnungen.

Schweden und Norwegen. Stockholm, 28. Februar (W. T. B.) Das Entlassungsgesuch des norwegischen Gesandten in London, Grafen Piper, ist heute genehmigt worden.

Amerika. Vereinigte Staaten. Washington, 27. Februar. (A. C.) Das Repräsentantenhaus hat heute die strittige Wahl für West⸗Virginien entschieden: der Demokrat Pendleton wurde seines Sitzes verlustig und Atkinson, Republikaner, für gewählt erklärt.

Die Legislatur von Virginia hat einen Gesetzentwurf angenommen, welcher General Lee's Geburtstag zu einem öffentlichen Feiertag macht.

Das Gebäude der Ausstellung in Chicago wird voraussichtlich im Lake Frontpark, im Mittelpunkt der Stadt, gegenüber dem Michigansee, errichtet werden. Den Park will man vergrößern, sodaß 200 Morgen Landes für die Aus⸗ stellungsgebäude verfügbar sein dürsten.

Mit dem Mormonenthum geht es bekanntlich, zur Freude aller Gesetz und Ordnung liebenden Bürger der Re⸗ publik, seit einiger Zeit abwärts. Dieser Niedergang der Sekte der Polygamisten datirt allerdings erst ü8 dem Inkrafttreten und der Durchführung des bekannten Edmunds⸗Gesetzes, welches auf die ppolitische Ent⸗ rechtung der „Heiligen vom letzten Tage“ abjielt, macht aber dafür auch schon recht erfreuliche Fortschritte. Kürzlich haben die Letzteren wiederum eine schlimme Nieder⸗ lage auf politischem Gebiete erlitten, welche um so empfindlicher

schwedisch

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in, als sie den Normonen in der Salzsee⸗Stadt, dem Sitze

der Centralgewalt der Mormonen⸗Hierarchie in den Vereinigten Staaten, beigebracht wurde. Am 10. d. M. fand nämlich in Salt Lake City im Staate Utah eine Wahl zur Besetzung einer großen Anzahl von einflußreichen tädtischen Aemtern statt, bei welcher die Anhänger righam Young's zum ersten Male von den „Heiden“, d. h. den Andersgläubigen oder „Gentiles“, ganz gehörig geschlagen wurden. Obwohl dies, schreibt die „N.⸗Y. Hdlsztig.“, nur eine Munizipalwahl war, hat sie doch eine schwerwiegende Bedeutung, weil ihr Ausgang gezeigt hat, daß die Macht und der Einfluß der Mormonenkirche selbst in ihrem Hauvptsitze im Schwinden begriffen sind.

28. Februar. (W. T. B.) In den Wandelgängen des Repräsentantenhauses kam es heute zwischen Taulbee, ehemaligem Vertreter von Kentucky, und Kincaid, Korrespondenten der „Louisville⸗Times“, welche schon länger verfeindet sind, zu einem heftigen Streit. Nach lebhaften Auseinandersetzungen schoß Taulbee auf Kincaid, welcher gleichfalls seinen Revolver zog und auf Taulbee abfeuerte. Dieser fiel; die Kugel war beim Auge eingedrungen. Taulbee ist nicht todt, sein Zustand jedoch sehr bedenklich. Kincaid wurde verhaftet. 1

Parlamentarische Nachrichten. .“

f der Tagesordnung der am Montag, den 3. März 1890, Vormittags 11 Uhr, stattfindenden 19. Plenar⸗ sitzung des Hauses der Abgeordneten steht die Fort⸗ setzung der zweiten Berathung des Entwurfs des Staats⸗ haushalts⸗Etats für 1890/91 und zwar: Justizverwaltung.

Ergebniß der Stichwahlen.

Indem wir uns vorbehalten, das Resultat der engeren Wahlen nach erfolgter amtlicher Feststellung zu veröffentlichen, theilen wir hier zunächst die von „W. T. B.“ gemeldeten Er⸗ gebnisse mit:

Kassel. Wahlkreis 2. Kassel, Stadt⸗ und Landkreis. von EE“ mit 11 367 St. gewählt. Pfannkuch (Soz) erhielt

St.

Regierungsbez. Wiesbaden. Wahlkreis 1. Homburg. Funk (dfrs.) gewählt gegen Brühne (Soz). 8

Regierungsbez. Wiesbaden. Wahlkreis 6. Frankfurt a. M. Föet eege. mit 18 090 St. gewählt gegen Dr. Oswalt (natl)

8

Oberbayern. Wahlkreis 1. München Stadt. Birk (Soz.) mit 10 348 St. gewählt gegen Joh. Sedlmayr (natl.) 9179 St.

Sachsen. Wahlkreis 8. Pirrna. Grumbt (Reichsp.) gewählt gegen Eysoldt (dfrs.). 2

Sachsen. Wahlkreis 12. Leipzig Stadt. Eisengießereibesitzer ee Petl) mit 17 465 St. gewählt gegen Bebel (Soz.)

Gb Wahlkreis 22. Reichenbach. Kurtz (kons.) gewählt.

8 Fäec en. Wahlkreis 23. Plauen. Dr. Hartmann (kons.) ewählt.

Württemberg. Wahlkreis 1. Stuttgart. Siegle (natl.) mit 15 800 St. gewählt gegen Kloß (Soz.) 13000 St.

Württemberg. Wahlkreis?. Cannstadt. Schnaidt (Volkspart.) mit 11 336 St. gewählt gegen Veiel (natl.) 9921 St.

Württemberg. Wahlkreis 3. Heilbronn. Härle (Volkspart.) nh 971 St. gewählt gegen von Ellrichshausen (Reichsp.)

St. Wöürttemberg. Wahlkreis 4. Böblingen. Kercher (Volkspart.)

mit 9165 St. gewählt gegen Goez (natl.) 8970 St.

Württemberg. Wahlkreis 5. Eßlingen. Weiß (natl.) mit 11 220 St. gewaͤhlt gegen Ehni (Volkspart.) 10 265 St.

Württemberg. Wahlkreis 9. Balingen Hausmann (Volkspart.) mit 11 205 St. gewählt gegen Dr. Eble (Reichsp.) 10 315 St.

Württemberg. Wahlkreis 10. Gmünd. Speiser (Volkspart.) mit 11853 St. gewählt gegen Bareiß (kons.) 8578 St.

Württemberg. Wahlkreis 14. Ulm. Hähnle (Volkspart.) mit 11 286 St. gewählt gegen von Fischer (natl.) mit 10 371 St.

Baden. Wahlkreis 10. Karlsruhe. Pflüger (dfrs.) mit etwa 3000 St. Majorität gewählt gegen Fieser (natl.).

Baden. Wahlkreis 11. Mannheim. Dreesbach (Soz.) gewählt gegen Diffené (natl.).

Fho egs. Hessen. Wahlkreis 5. Offenbach. Ulrich. (Soz.) gewählt gegen Böhm (natl.). 8

Hessen. Wahlkreis 1. Gießen. Dr. Gutfleisch (dfrs.) gewählt gegen Dr. Boeckel (Antisemit). 82

Hessen. Wahlkreis 2. Friebberg. Dr. Gutfleisch (dfrs.) gewählt gegen Graf Oriola (natl.). 4 1

Hessen. Wahlkreis 4. Darmstadt. Dr. Osann (natl.) mit 12 141 St. gewählt gegen Müller (Soz.) 8897 St. Freie Stadt Lübeck. Schwartz (Soz.) gewählt 1

VWir fassen die vorstehenden Mittheilungen dahin zu⸗ sammen, daß in den Stichwahlen bis jetzt gewählt worden find: 3 Konservative, 4 Nationalliberale, 1 Reichspartei, 4 Freisinnige, 5 Sozialdemokraten und 6 Volkspartei.

Zeitungsstimmen.

Die Blätter erörtern nach wie vor Konsequenzen des Wahlresultats. So schreibt die „Konservative Correspondenz“:

„Das Kartell hat eine Niederlage erlitten; aber darüber können wir die guten Freunde desselben auf allen Seiten schon heute be⸗ ruhigen: von einer Sprengung des Kartells ist keine Rede. Ein solcher Schritt würde doch nur begründet sein, wenn wir die Ueber⸗ zeugung gewinnen müßten, daß Fehler des Kartells oder die Bild ung des Kartells an sich uns diese Niederlage eingetragen haben. Aber gerade in diesem Schluß liegen die wahren und offenkundigen Ursachen des Sieges der Gegner soweit wie nur möglich entfernt. Was wir jetzt durchlebt haben, läßt uns im Gegentheil die Noth⸗ wendigkeit eines um so schärferen Zusammenschlusses erkennen und wird, wie wir hoffen, nur in der Richtung aller Betheiligten eine Warnung sein, daß die der Festigkeit des Kartells abträglichen inneren Zänkereien jetzt definitiv ihr Ende finden. Es ist auch ein Irrthum, wenn man in führenden konservativen Kreisen Neigung voraussetzt, die Konsequenz des Wahhlergebnisses zu durchbrechen und dem Wahlkampf zu Gunsten des Hrn. Windthorst einen den Eindruck mildernden Schluß zu geben. Hat dieser Centrumsführer unter der Hauptparole: „Nieder mit dem Kartell!“ Schulter an Schulter mit dem Freisinn und der Sozialdemokratie seine Schlacht geschlagen, so Kr die zu neuem Leben erblühte Mehrheit Windthorst⸗Richter⸗Grillenberger nun auch in positiver Gemeinsamkeit der Arbeit zeigen, was sie im Gegensatz zu dem Kartell kann.“

die politischen

Die „Hamburger Nachrichten“ ziehen aus den Wahlen die Lehre, B

„daß die nationalliberale Partei nicht warten darf, bis sie irgend⸗ welche nationale Hochfluth wieder einmal ans Ruder bringt, sondern daß sie selbst bald und eifrigst dazu beitragen muß, die verlorene Stellung wieder zu erwerben und vor Allem auch fest⸗ zuhalten. Dies kann aber nur geschehen, wenn sie unter Verzicht auf jede doch zwecklose Konkurrenz mit spezifisch frei⸗ sinnigen Auffafsungen und gänzlicher Unterdrückung aller doktrinären Anschauungen sich auf den Boden einer nationalen, vorwiegend von staatsmännisch opportunistischen Gesichtspunkten ausgehenden Partei mit gemäßigt liberalen Grundsätzen stellt. Dies wird das Beste sein, was sie nicht nur in ihrem eigenen Interesse thun kann, sondern auch in dem des Vaterlandes.“

Die „Berliner R Nachrichten“ schreiben:

„Die freisinnige Presse tritt in den letzten Tagen mit einer An⸗ maßung auf, als ob sie einen entscheidenden Sieg erfochten hätte und berechtigt wäre, der Regierung und den Kartellparteien ein vae victis zuzurufen. Es ist ihr unzweifelhaft, daß die Regierung gezwungen sein werde, Hand in Hand mit ihr zu gehen. Die Auslassungen gewisser Bläfter deuten darauf hin, daß man in ihren Redaktionen bereits von Minister⸗Portefeuilles träumt. In Wirklichkeit ist die Sachlage eine andere. . Worin bestebt denn jener laut verkündete Sieg des Freisinns? woher will die Partei einen Titel für die Ansprüche herleiten, die sie mit solcher Sicherheit vertritt? Soweit sich das Ergebniß der Wahlen heute übersehen läßt, wird allerdings das Kartell keine Majorität haben. Darüber hinaus aber wird voraussichtlich die Verschiebung der Stimmverhält⸗ nisse eine geringe sein. Die Demokratie hat einen kleinen Zuwachs erfahren. Indeß, wenn die Regierung dieser That⸗ sache überhaupt irgend welchen bestimmenden Einfluß auf die Politik einzuräumen gedächte, so könnte dies doch nur in dem Sinne ge⸗ schehen, daß sie sich mehr nach rechts wendete. Man muß wirklich von den Traumbildern des Parlamentarismus sehr stark benebelt sein, wenn man sich einbildet, unsere Regierung werde den Ausfall der Wahlen als eine Nöthigung empfinden, ihrer Politik eine neue Rich⸗ tung zu geben. Wir sind überzeugt, daß diese Vorstellung an maß⸗ gebender Stelle das Lächeln des Mitleides erregen wird, welches sie sicherlich in dem Urtheil jedes vernünftigen Staatsbürgers verdient.“

Die „Kölnische Zeitung“ gelangt am Schluß einer Betrachtung über die Bedeutung der Zunahme der sozial⸗ demokratischen Stimmenzahl zu folgender Mahnung:

„Wir müssen den Muth baben, die Wahrheit zu sehen; Verschleierungen schädigten uns zu schwer. Nicht als Vertreter einer Partei sagen wir: der Grundsatz der deut⸗ schen Staatskunst muß heute lauten: Kampf für eine gerechte, besonnene, die Interessen der Industrie sorgsam berücksichtigende Sozialreform, und mit ihr Kampf gegen eine vaterlandslose Sozial⸗ demokratie. Das ist der Boden, auf welchem sich zugleich alle den Staat anerkennende Parteien zusammenfinden können freiwillig heute, denn sonst werden sie es einmal unfreiwillig thun müssen. Wenn ein Mensch krank ist, wird er dann dem Gifte das Recht ein⸗ räumen, den Körper zu Grunde zu richten? Der Staat, unser Deutsch⸗ land, ist dieser Mensch; die Sozialdemokratie ist die Krankheit und der Kampf gegen sie unabweisbares Gebot der Vernunft.“

Von französischen Stimmen über die deutschen Wahlen seien noch folgende angeführt. „Soleil“, das führende Blatt der Royalisten, schreibt: ü

„Wir brauchen uns über die erstaunlichen Erfolge der Schüler Marx' und Lassalle's, der Soldaten Bebel'’s und Liebknecht's nicht zu betrüben, denn sie sind die Zerstörer des Werkes des Hrn. von Bis⸗ marck. Der Dreibund ist es, gegen den sie marschiren. Wie Simson die Säulen stürzte, an die man ihn gebunden und unter den Trümmern des Tempels zerschmetterte „Ses trois mille ennemis, leurs dieux et leurs autels“, so wird der Sozialismus das Gebäude stürzen, das Bismarck mit seinen Eisenhänden gebaut hat. Das Heer der Sozialisten wird das Reich und den Kaiser schlagen. Ich möchte Frankreich zur Monarchie zurückkehren sehen, weil die Monarchie mit demokratischen Einrichtungen und vertreten durch die Familie, von der Challemel⸗Lacour sagte, ihr Ruhm sei ohne Gleichen in der Geschichte, mir besser als irgend eine andere Regierungsform für den Geist unserer Rasse geeignet erscheint. Aber ebenso gern wie die Monarchie in Frankreich würde ich die soziale Republik in Deutsch⸗ land und in Italien errichtet sehen.“

Die „Autorité“ bringt einen Artikel von Cassagnac, dem Führer der Bonapartisten, mit der Ueberschrift: „Die Rache“, worin es heißt:

„Der Koloß mit den thönernen Füßen zittert in seinen Grund⸗ lagen, und endlich können wir hoffen, daß unserm Nationalhaß Rache und Genugthuung zu Theil wird.. . . Diese Sozialisten sind nichts Anderes als die Kommunarden, und an dem Tage, da sie die Herren wären, würde der deutsche Adel nach Tausenden die Geiseln zu stellen haben, und mit höheren Flammen als bei uns würde man in Berlin „die Finanz brennen“ sehen. Wenn Jemand in der Welt den revo⸗ lutionären Geist haßt, so bin ich es, und doch begrüße ich seinen Aus⸗ bruch auf deutschem Boden mit Freuden Zum ersten Male dient er zu etwas Gutem, zur Rache!“

Statistik und Volkswirthschaft.

Zur Arbeiterbewegung.

Ueber den Bergarbeiter⸗Ausstand auf Zeche Johann,⸗ Deimelsberg bei Steele berichtet die„Rh.⸗Westf. Ztg.“ folgendes Nähere: Die Zeche „Johann Deimelsberg“ ist eine der kleineren

echen des Ruhrkohlenreviers. Sie beschäftigt auf ihren beiden Schächten eine Belegschaft von ungefähr 500 600 Köpfen. Am 26. Februar, Morgens, als die am vorhergegangenen Tage ausgelohnte Morgenschicht, ungefähr 180 Mann, auf Schacht „Deimelsberg“ anfahren sollte, wußten einzelne mit ihrem Lohne unzufriedene Elemente die übrige Belegschaft des genannten Schachtes aufzureden, daß man viel zu wenig Lohn erhalten habe, daß für Oel u. s. w. zu viel berechnet worden sei, kurz, daß man Grund zur Unzufriedenheit habe. Dem Betriebsführer gelang es zuerst, die Leute zu beruhigen und sie darüber aufzuklären, weshalb der Eine oder Andere im Monat Januar weniger verdient habe, als er gehofft. Die Mühe war umsonst; denn nachdem die Leute über eine Stunde gestanden hatten, ohne sich entschließen zu können, einzufahren, verließen sie, trotzdem ein Theil von ihnen den entschiedenen Wunsch bethätigte an die gewohnte Arbeit zu gehen, endlich den Zechenplatz. Eine vorherige Bekanntmachung an die Zechenverwaltung Seitens der Belegschaft, was man eigentlich verlange, war nicht ergangen. Erst am 26. Februar Abends erschien im Ver⸗ waltungsbureau eine aus vier Bergleuten bestehende „Ab⸗ ordnung, welche schriftlich aufgestellte Forderungen an die Zeche über⸗ reichte, die von der Zechenverwaltung nach vorheriger Verständigung mit dem Grubenvorstand rundweg als maßlos ablehnte wurden mit dem Hinweise darauf daß die Belegschaft ibre Arbeit ohne die vorrschriftsmäßige Kündigung verlassen habe. Inzwischen liegt ein Telegramm der „Nat.⸗Ztg. vor, daß die strikenden Belegschaften der Zechen „Deimelsberg⸗, „Johann“ laut Mittheilung der „Köln. Volkszeitung“ aus Steele beschlossen haben, heute früh anzutreten und mit der Verwaltung persönlich zu verhandeln. Ferner wurde beschlossen, an den Minister ein Telegramm zu senden, daß ordnungsmäßig gekündigte Arbeiter von Deimelsberg auf umliegenden Zechen abgewiesen worden, mit dem Bemerken, Deimelsberger Leute erhielten keine Arbeit.

„Aus Zwickau berichtet das „Chemn. Tgbl.“ unter dem 27. d. M.: Die Führer der unzufriedenen Bergarbeiter des Zwickauer Reviers bereiten an den Landtag eine Denkschrift vor, in

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welcher sie vermeintliche Mängel bezüglich der Arbeitsverhältnisse ꝛc.

rügen und ihre Wünsche zum Ausdruck bringen wollen. Niach einer Mittheilung der „Oberschl. Pr.“ aus Ratibor wurde in einer außerordentlichen Generalversammlung der Schneider⸗ Innung einstimmig beschlossen, mit Rücksicht auf die hohen Ge⸗ sellenlöhne und die gegenwärtige Theuerung sämmtlicher Lebens⸗ mittel die Arbeitslöhne um 10 % zu erhöhen

Zwei Webervereine in der Stadt Aachen wetteifern darin, die dortigen Textilarbeiter zu höheren Ansprüchen gegen die Arbeitgeber aufzureizen, vertreten aber einstweilen erst nur einen Frngen Theil der Arbeiterschaft und haben geringe Bedeutung. ndererseits haben etwa 75 Tuchfirmen Aachens in neuester Zeit einen Tuchfabrikanten⸗Verein zum Zwecke der Förderung gemeinsamer Interessen gegründet, welcher indessen bisher noch nicht mit bestimmten Entschließungen hervorgetreten ist

Hier in Berlin besprach eine öffentliche Versammlung der Bauarbeiter (Steinträger ꝛc) Berlins und Umgegend am Montag die gegenwärtigen Arbeitsverhältnisse und wählte Delegirte zu dem in Hannover stattfindenden Kongreß der Bauarbeiter Deutsch⸗ lands. Der „Volks⸗Ztg.“ zufolge sprach man sich gegen die Schaffung einer Central⸗Organisation über ganz Deutschland aus. Für Berlin wurden sechs Delegirte gewählt.

Die Berliner Zimmerleute stehen, nach einer Mittheilung der „Voss. Ztg.“, wieder vor einer theilweisen Arbeitseinstellung. Am Donnerstag Abend wurde in einer Generalversammlung der Zimmer⸗ leute darauf hingewiesen, daß mit dem 1. März die Sommerarbeits⸗ zeit beginne, die von verschiꝛdenen Meistern auf zehn Stunden fest⸗ gesetzt sei. Hiergegen. müsse Stellung genommen werden; mehr als neun Stunden dürfe die Arbeitszeit nicht betragen. Ein Antrag, die zehnstündige Arbeitszeit nicht erst zu beginnen (also auf solchen Plätzen am 1. Mäcz die Arbeit einzustellen), wurde mit dem Zusatz angenommen, daß der Gesellenausschuß (Lohn⸗ kommission) im gegebenen Fall zunächst mit den betheiligten Meistern verhandeln solle. Gelinge die direkte friedliche Einigung nicht, so solle der Ausschuß vermittelnd eingreifen; habe auch dieser keinen Erfolg, so sei als letztes Mittel der theilweise Ausstand anzuwenden. Auf den Einwand, daß keine Gelder zur Verfügung ständen, wurde daß es damit im vorigen Jahre nicht besser bestellt ge⸗

besen sei.

Aus London berichtet die „Allg. Corr.“ vom 25. v. M.: Die Kohlengrubenarbeiter von Durham fordern eine 15 pro⸗ zentige Lohnerhöhung, widrigenfalls sie nach zwei Wochen die Arbeit niederlegen werden. Die Bergwerksbesitzer bieten 5 %; es besteht die Hoffnung, daß es zu einem Vergleich kommt. Sollte dieses nicht gelingen, so kommen 50 000 Mann außer Arbeit. Die Kohlengräber von Nord⸗Wales verlangen 10 % Lohnaufbesserung, was nach Ansicht der Bergwerks Eigenthümer bei der jetzigen Lage des Geschäfts nicht möglich ist. Unter dem 27. v. M meldet die Correspondenz weiter: Eine große Anzahl der bedeutendsten Kohlenbergwerks⸗Besitzer von Derby⸗ shire, Nottinghamshire und Leicestershire hielten gestern eine Versammlung in Derby ab und kamen zu der Ueberzeugung, daß gegenüber der gewaltigen Ocganisation der Grubenarbeiter ein enger Bund aller englischen Bergwerksbesitzer eine Nothwendigkeit sei. In den nächsten Wochen wird das Meeting

zur Gründung des Bundes in London stattfinden. Handel und Gewerbe.

Berlin, 28. Februar. (Amtliche Preisfeststellung für BZutter, Käse und Schmalz.) Butter: Hof⸗ und Genossen⸗ schaftsbutter Ia. 103 108 ℳ, IIa. 97 102 ℳ, IIla. —,— ℳ, do abfallende 85 90 ℳ, Land⸗, Preußische 78 83 ℳ, Netzbrücher 80 85 ℳ, Pommersche 80 85 ℳ, Polnische 78 83 ℳ, Bayerische Sennbütter 85 95 ℳ, do. Landbutter 70 75 ℳ, Schles. 77 80 ℳ, Galizische 68 —73 Margarine 40 70 Käse: Schweizer Emmenthaler 90 95 ℳ, Bavperischer 70 75 ℳ, do. Ost⸗ und West⸗ preußischer Ia. 70 75 ℳ, do. IIa. 60 65 ℳ, Holländer 85 90 ℳ, Limburger 42 45 ℳ, Quadratmagerkäse 12 25 Schmalz: Prima Western 17 % Ta. 40,00 ℳ, reines, in Deutsch⸗ land raffinirt 44,50 47 ℳ, Berliner Bratenschmalz 47 51 Fett, in Amerika raffinirt 39,00 ℳ, in Deutschland raffinirt 42 44 Tendenz: Butter: Bei ruhigem Geschäftsgang blieben Preise für reinschmeckende Qualitäten unverändert behauptet, Land⸗ butter gefragt und höher bezahlt. Schmalz: unverändert.

der Generalversammlung der Hypothekenbank in Hamburg zu tragen. Die neuen Aktien werden den alten Aktionären zu 120 %

angeboten werden.

Leipzig, 28. Februar. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ bandel. La Plata. Grundmuster B. pr. Februar ℳ, pr. März 4,90 ℳ, pr. April 4,90 ℳ, pr. Mai 4,92 ½ ℳ, pr. Juni 4,90 ℳ, pr. Juli 4,87 ½ ℳ, 4,87 ½ ℳ, pr. Oktosber 4,87 ½ ℳ, pr. November 4,87 ½ ℳ, pr. De⸗ zember 4,87 ½ Umsatz 20 000 kg. Schwach.

Wien, 28. Februar. (W. T. B.) Anläßlich der Feier des

vereins fand heute hier eine Festversammlung statt, welcher der Protektor des Vereins, Erzberzog Carl Ludwig, sämmtliche Minister und zahlreiche Würdenträger beiwohnten.

Kalkutta, 26. Februar. (A. C.) Der Verband der Baum⸗ wollspinnereibesitzer von Bombay beabsichtigt an 8 Tagen in jedem Monat den Betrieb einzustellen. Drei oder vier Fabriken dürften den Betrieb zeitweilig gänzlich einstellen. Der Vor⸗ schlag, kurze Zeit zu arbeiten, ist der Ueberproduktion zuzuschreiben. Der chinesische Markt ist thatsächlich mit Waaren überse

Verkehrs⸗Anstalten.

London, 28. Februar. (W. T B.) Der Union⸗Dampfer „Nubian“ ist heute auf der Heimreise in Southampton an⸗ gekommen.

1. März. (W. T. B.) Der Union⸗ Dampfer „German“ ist am Donnerstag auf der Heimreise in Southampton angekommen und von dort am Freitag weiter gefahren.

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Theater und Mufik.

Königliche Schauspiele.

Spielplan der Oper für die Zeit vom 2. März bis 9. März: Am Sonntag, den 2.: „Tannhäuser“; Montag, den 3.: „Lohengrin; Dienstag, den 4: „Carmen“; Mittwoch, den 5: „Othello,; Don⸗ nerstag, den 6.: „Sardanapal“; Freitag, den 7.: „Fra Diavolo“; Sonnabend, den 8.: „Othello“; Sonntag, den 9.: Geschlossen. *

Für das Schauspiel: Am Sonntag, den 2. März: „Die Quitzow's“; Montag, den 3.: „Minna von Barnhelm“; Dienstag, den 4.: „Bürgerlich und romantisch“; Mittwoch, den 5.: „Die Räuber“; Donnerstag, den 6.: „Die Anna⸗Lise“; Freitag, den 7.: „Die Märchentante; Sonnabend, den 8.: „Wilhelm Tell“; Sonntag,

den 9.: Geschlossen. b Deutsches Theater.

In der nächsten Woche beginnt Frl. Alwine Mélar vom Stadt⸗ theater in Riga ein auf Engagement abzielendes Gaftspiel und zwar am Mittwoch, 5. d. M., als Eva Drossen in Paul Lindau's Lustspiel „Ein Erfolg“, welches mit theilweise neuer Besetzung in Scene geht. Morgen, Sonntag, wird „Der Unterstaatssekretär“, und übermorgen, Montag, Faust's Tod“ gegeben. Das weitere Repertoire dieser Woche ist folgendermaßen festgestellt: Dienstag, 4.: „Der Unterstaatssekretär“ Mittwoch, 5.: „Ein Erfolg“; Donnerstag, 6.: „Das Käthchen von Heilbronn“; Freitag, 7.: „Krieg im Frieden“; Sonnabend, 8.: „Der Unterstaatssekretär“; Sonntag, 9.: „Der Pfarrer von Kirchfeld“.

I116 Aeses Das Wochenrepertoire vom 2. is 9. März lautet: Am Sonn⸗ tag, den 2. März: „Hamlet“. Montog, den 3. März: „Der Vellchen⸗

50 jährigen Bestandes des Niederösterreichischen Gewerbe⸗

Einer Meldung der „Hamb. Börs.⸗H.“ zufolge soll die bei heantragende Erhöhung des Aktienkapitals 1 ½ Millionen Mark be⸗ 8828

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pr. August 4,87 ½ ℳ, pr. September

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