1890 / 58 p. 6 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 05 Mar 1890 18:00:01 GMT) scan diff

S. M. Knbt.

tagswahl in München. Personals gründlicher untersucht worden und die Ergeb⸗

würden.

station: Kapstadt.) S. M. S. „Sophie’“ 2./1. Sydney 25,/1. Hongkong. (Poststation: Hongkong.) S. M. Krzr. „Sperber“ 1./11. Sansibar. (Poststation) Sansibar.) S. M. Av. „Wacht“ 10./2. Gibraltar 13./2. 17,/2. Plymouth 20./2. 22./2. Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven.) „Wolf“ 17./11. Nagasaki. (Poststation: Hongkong.) Kreuzer⸗Geschwader: 1“ „Leipzig“ (Flaggschiff) 10./2. Singapore 12./2. 20,/2. Hongkong. (Poststation: Hongkong.) Uebungs⸗ Geschwader: S. M. Panzerschiff „Kaiser“ Flaggschiff, „Deutschland“, „Friedrich der Große“, „Preußen“, S.

S. „Irene“; „Kaiser“ und „Preußen“: 13./2. Syrakus 16,2 16,/2. Port Agosta 23./2. 24./2. Neapel 4./3. Spezia. (Poststation: Spezia, vom 10./3. ab Cartagena [Spanien..) „Deutschland“ und „Friedrich der Große“: 13./2. Port Agosta

16./2. 16./2. Syrakus 23,/2. 26./2. Spezia 4./3.

Neapel. (Poststation: Neapel, vom 10.3. ab Cartagena [Spanien].); „Irene“: 2,2. Malta 25./2. 26,/2. Neapel

4,/3. Spezia. (Poststation: Spezia, vom 10./3. ab Cartagena

[Spanien].)

In der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des u. St.⸗Anz.“ wird ein Nachtrag zu den reglementarischen Bestimmungen des Kur⸗ und Neumärkischen Ritter⸗

schaftlichen Kredit⸗Instituts und ein dritter Nachtrag

zu den statutarischen Bestimmungen bei dem Neuen Brandenburgischen Kredit⸗Institut veröffentlicht.

Bayern. München, 4. März. Se. Königliche Hoheit der Prinz⸗Regent nimmt, wie die „Allg. Ztg.“ mittheilt, schon jetzt alle aus Anlaß seines Geburtsfestes (am 12. d. M.)

zugedachten Glückwünsche dankend für empfangen an. Einzeich⸗ nungsbogen werden nicht aufgelegt.

In der heutigen Sitzung der Kammer der Abgeord⸗ neten wurde, der „Köln. Ztg.“ zufolge, die Berathung des Eisenbahn⸗Etats wieder aufgenommen, wobei Freiherr

von Stauffenberg wieder Bericht erstattete. Er verwahrte

die Kammer entschieden gegen den Vorwurf, die Behandlung

des Eisenbahn⸗Etats in der Kammer trage mit Schuld an der

Zunahme der sozialdemokratischen Stimmen bei der Reichs⸗ Noch niemals seien alle Klagen des

nisse bildeten die Grundlage, auf welcher die Verhältnisse des Personals jetzt schon und in Zukunft wesentlich gebessert Kaum bei einem Landtage sei in dieser Richtung so viel geschehen wie von dem gegenwärtigen. Wie solche Vor⸗ würfe für die Zukunft wirken, dafür schienen Diejenigen, welche sie erhöben zu ihrer Ehre müsse er dies annehmen nicht hinreichend Empfindung zu haben. Der Abg. Walter

stimmte dieser Zurückweisung der Vorwürfe zu. Im Uebrigen

wurden in längeren Erörterungen eine Reihe örtlicher Wünsche vorgebracht. 8

Die diesjährige Sitzung des Landesstiftungsrathes der Wittelsbacher Landesstiftung zur Förderung des

Handwverks in Stadt und Land wird Montag, den31. März

d. J., im Staats⸗Ministerium des Innern stattfinden. In dieser

Sitzung wird über die Verwendung der für das Jahr 1890 zur Ver⸗ fügungstehenden Raten Bestimmung getroffen. Bekanntlich werden

regelmäßig Zuschüsse zur Errichtung und Unterhaltung von Hand⸗ 1“ zur Veranstaltung von Fachausstellungen und

zu sonstigen für das Handwerk im allgemeinen ersprießlichen

Unternehmungen gewährt. Allenfalls noch beabsichtigte Gesuche

wären ehestens einzureichen.

Sachsen. Dresden, 4. März. (Dr. J.) Beide Kammern hielten heute Sitzungen ab. Die Erste Kammer beschäftigte sich mit Petitionen. Die Zweite Kammer ver⸗

wies das Königliche Dekret, die Uebereinkunft mit der Fürst⸗

lich schwarzburg⸗rudolstädtischen Regierung über die Mit⸗ 1 einiger Königlich sächsischer Landesanstalten betreffend, an die Finanz⸗Deputation A und erledigte sodann die Kap. 53 62 des Abschnitts F des ordent⸗ lichen Staatshaushalts⸗Etats, das Departement des Innern betreffend, nebst mehreren dazu gehörigen Nachtrags⸗Etats. Die Finanzdeputation A beantragte die Be⸗ willigung sämmtlicher Kapitel nach der Vorlage mit Aus⸗ nahme des Nachtrags⸗Etats zu Kap. 54, Polizei⸗Direktion zu Dresden, in welcher die Summe von 19 255 für eine durch die bevorstehende Einverleibung der Dörfer Strehlen und Zschertnitz in die Stadt Dresden nothwendig werdende Polizeibezirkswache in Strehlen verlangt wird. Die Depu⸗ tation beantragte, diese Nachtragsforderung zur Zeit abzu⸗ lehnen, in der Hoffnung, daß es gelingen werde, mit der Stadt Dresden, die sich zur Erhöhung ihres bisherigen Beitrags zu den Kosten der Polizeiverwaltung von 90 000 auf 110 000 bereit erklärt hat, eine für den Staat noch günstigere Aenderung des bestehenden Vertrags, wobei auch auf die stets wachsende Einwohnerzahl Rücksicht genommen werden möchte, zu vereinbaren. Die Kammer trat diesem Antrage, der von den Abgg. Bönisch und Wetzlich bekämpft wurde, mit allen gegen 10 Stimmen bei, erklärte sich auch auf Antrag der Deputation damit einverstanden, daß auch nach der Veränderung der Verfassung 1— zu Leipzig und nach Einverleibung von Vororten der Beitrag des Staats zu den Kosten des Polizei⸗ amts zu Leipzig in dem bisherigen Verhältniß fortgewährt wird. Im Uebrigen ist nur zu erwähnen, daß zu Kap. 54 die Abgg. Kaden und Bebel die Seitens der sozial⸗ demokratischen Partei ins Werk gesetzten Verrufserklärungen zu rechtfertigen suchten, wogegen der Staats⸗Minister von Nostitz⸗ Wallwitz darauf hinwies, daß dieselben mit dem Sinn und Geist der Gewerbe ordnung nicht im Einklang ständen, und daß zu Kap. 59 der Abg. Klemm die Angelegenheit der Errichtung

heha. Gesundheits⸗Museums in Dresden in Erinnerung rachte.

Baden. Karlsruhe, 3. März. (Karlsr. Ztg.) In der Zweiten Kammer entspann sich heute bei der Berathung der Petition der Gemeinden Merchingen, Ballenberg u. a., die Entlastung der Gemeinden von dem Schul⸗ aufwand betreffend, eine längere Debatte. Von den Abog. Klein, Fieser und Kriechle wurde der

ntrag. eingebracht, die Petition in dem Sinne der Groß⸗ destoglichen Regierung zur Kenntnißnahme zu überweisen, daß ei der Neuregelung unserer Volksschulg esetzgebung auch die Frage des Beizugs der Gemeinden zu den Volksschullasten ee neuen Prüfung unterzogen werde. An der Diskussion Fetheiligten sich die Abgg Klein⸗Wertheim, Fieser, Kiefer, Wrnbe und von Buol, sowie der Geheime Rath Dr.

okk und der Geheime Referendär Joos. Schließlich wurde der Kommissionsantrag angenommen, welcher auf Uebergang zur Tagesordnung autetee. 888 itass

8 189 8 8

9.

Hessen. Darmstadt, 4. März. (Darmst. Ztg.) Die Zweite Kammer nahm in ihrer heutigen Sitzung bei Be⸗ rathung der Vorlage, betreffend die Abänderung des Artikels 22 des zwischen Baden und Hessen wegen Herstellung weiterer Eisenbahnverbin⸗ dungen abgeschlossenen Staatsvertrags vom 19. Februar 1874, den Antrag der Minorität des Ausschusses an, welcher die geplante Abänderung verwirft, und ersuchte die Regierung, von der badischen Regierung 4 000 000 einzuziehen und diesen Betrag zur Tilgung von 4prozentigen Eisenbahnschuldscheinen der 1 Regie⸗

rung aus dem Jahre 1876 zu verwenden.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 4. März. (W. T. B.) Das Abgeordnetenhaus nahm heute den Gesetzentwurf, betreffend die Aufbesserung der Congrua für katho⸗ lische Hülfspriester, Hhe die Regierungsvorlage über die Herstellung eines zweiten Geleises auf den Eisenbahnlinien Krakau Przemysl und Przemysl Lemberg nebst einer Resolution an, in welcher die Regierung aufgefordert wird, die Ver⸗ staatlichung der galizischen Karl⸗Ludwigsbahn derart vorzubereiten, daß mit dem Zeitpunkt der Herstellung des zweiten Geleises auf den genannten Strecken sämmtliche Linien in das Eigenthum resp. den Betrieb des Staats über⸗

nommen werden können. Budapest, 4. März. (W. T. B.) Das Unterhaus Sitzung mit überwiegender

nahm in seiner heutigen Majorität den Gesetzentwurf, betreffend die Exrichtung Grafen Andrassy

eines Monumentes für den

auf Staatskosten, an, nachdem sowohl die Gegner als auch die Vertheidiger des Gesetzentwurfs unter den Verdiensten des Grafen Andrassy namentlich das öster⸗ reichisch⸗deutsch⸗ italienische Bündniß hervorgehoben hatten, welches den Völkern Europas den Frieden sichere. Auch der Minister⸗Präsident von Tisza hatte die Vorlage auf das Wärmste befürwortet.

Großbritannien und Irland. London, 3. März (A. C.) Se. Königliche Hoheit der Prinz von Wales be⸗ sichtigte am Sonnabend in Sheerneß den gepanzerten Kreuzer „Warspite“, Flaggschiff des Contre⸗Admirals Hotham, vor dessen Abfahrt nach dem Stillen Ozean. Der Thronfolger hatte für diese Gelegenheit die Uniform eines Admirals der Flotte angelegt, welche zu tragen nur neun Personen, darunter Kaiser Wilhelm II., befugt sind.

Prinz George von Wales, der jünzere Sohn des Thronfolgers, wird im nächsten Monat den Befehl über das Kanonenboot erster Klasse „Trush“ übernehmen und an Bord desselben eine auf ein Jahr berechnete Reise nach Westindien und Nord⸗Amerika antreten. A

Der Herzog von Edinburg ist von Coburg hier ein⸗ getroffen. .“

Wie es heißt, hat der Schatzkanzler Goschen einstweilen den Plan fallen lassen, Ein-Pfund⸗Noten auszugeben. Der Hauptgrund dafür soll sein, daß sich der Umlauf von Cheques wie von Postanweisungen alljährlich enorm steigert, sodaß Ein⸗Pfund⸗Noten ziemlich zwecklos wären. 1

Bis jetzt wurden in der britischen Marine die Vor⸗ gesetzten durch Abnehmen der Mützen gegrüßt. Die Admiralität hat nunmehr beschlossen, das bei der Land⸗ armee übliche System auch in der Flotte einzuführen. Während aber der britische Soldat die innere Handfläche beim Gruße nach Außen hält, soll der Seemann nach deutscher Art salutiren und die Seitenfläche zum Gruße darbieten. G

Aus Montreal in Canada, vom 1. März, meldet ein Kabel⸗Telegramm: „Le National“, das Organ des Premiers von Quebeck, Mr. Mercie’'s, erklärt nach einem Hinweis auf Mr. MeCarthy's Bill für die Ab⸗ schaffung der französischen Sprache als Amts⸗ sprache im Nordwesten, daß wenn die Verfol⸗ gung französischer Canadier fortdauere, diese es nothwendig finden dürften, Schutz unter der amerika⸗ nischen Flagge zu suchen, und wenn ihre Sicherheit nur durch eine engere Verbindung mit den Vereinigten Staaten gesichert werden könnte, würden sie nicht zögern, die Beseitigung der Demarkationslinie zwischen den Vereinigten Staaten und

Canada zu fordern. 1

4. März. (W. T. B.) Der Prinz von Wales hat heute in Begleitung seines Sohnes, des Prinzen Georg, des Herzogs von Edinburg und vieler hervor⸗ ragender Persönlichkeiten der Wissenschaft und der Baukunst, darunter Eiffel, sowie verschiedener Delegirten von fran⸗ zösischen und deutschen Eisenbahnen die kolossale eiserne Eisenbahnbrücke über den Firthof Forth in Schott⸗ land feierlich eröffnet. Ein Königlicher Zug mit zahl⸗ reichen Gästen fuhr über die Brücke. (Vergl. das Programm für die Eröffnung in der Ersten Beilage der gestrigen Nummer des „R.⸗ u. St.⸗A.“ unter „Mannigfaltiges“ aus London.)

Im Oberhause erklärte der Premier⸗Minister Lord Salisbury heute: der Bericht der Parnellkommis⸗ sion werde dem Oberhause vorgelegt werden, sobald das Unterhaus darüber entschieden habe. Die Behandlung des⸗ selben im Oberhause werde von derjenigen im Unterhause nicht wesentlich verschieden sein. 1

Im Unterhause erwiderte der erste Lord des Schatzes Smith auf eine bezügliche Anfrage: die Antwort der englischen Regierung auf die Einladung Deutsch⸗ lands zur Arbeiterkonferenz werde vorgelegt werden, sobald sie der deutschen Regierung zugegangen sei; bis dahin seien Mittheilungen darüber unthunlich.

Frankreich. Paris, 4. März. (W. T. B.) Die Deputirtenkammer erklärte heute die Wahlen der bou⸗ langistischen Deputirten Revest, Mery und Goussot sowie die des Abg. Schneider⸗Autun für gültig. Der Abg. Pontois interpellirte in Betreff der Ernennung des Senators Mazeau zum ersten Präsidenten des Kassa⸗ tionshofes. Nach der Beantwortung der Interpellation durch den Justiz⸗Minister Tevenet erklärte Pontois, daß er selbst die Verdienste Mazeau's anerkenne. Die Kammer genehmigte sodann mit 320 gegen 86 Stimmen die einfache Tagesordnung. 1

Wie es heißt wird die Debatte über die Interpellation in Betreff der Theilnahme Frankreichs an der Berliner Konferenz auf die gesammte äußere Politik des Kabinets ausgedehnt werden.

Die Untersuchungs⸗Kommission hat die Pensionirung des Generals Hubert Castex beschlossen.

Ittalien. Rom, 4 März. (W. T. B.) Das Grün⸗ buch über Aethiopien ist nunmehr an die Mitglieder der Deputirtenkammer vertheilt worden. Es umfaßt den Zeitraum vom 15. Januar 1857 bis 9. September 1859. Die Dokumente beginnen mit den ersten Versuchen Cavours, durch Missionare Beziehungen mit Abessinien anzuknüpfen, und reichen bis zum Abschluß des Vertrages mit Menelik vom 2. Mai 1889. Letzterer be⸗ steht aus 20 Artikeln. Artikel 13 enthält die genaue Be⸗ zeichnung der Grenzen der gegenwärtigen italienischen Be⸗ sitzungen. Artikel 17 lautet: Der König von Aethiopien willigt ein, sich in allen Verhandlungen mit anderen Mächten oder Regierungen der Vermittelung der Regierung des Königs von Italien zu bedienen

Belgien. Brüssel, 4. März. (Hamb. Corr.) In der unter dem Vorsitz des Hrn. Lambermont tagenden Kom⸗ mission der Antifklaverei⸗Konferenz, welche die Unterdrückung des Negerhandels in den Einfuhr⸗ ländern vorberäth, erklärte der türkische Bevollmächtigte, daß die Türkei ihr Recht hinsichtlich der Haussklaverei, wie solche jetzt und seit Jahrhunderten in ihren Gebieten bestehe, aufrechthalte. Die gegenwärtig in der Türkei dienenden schwarzen Sklaven müßten das Eigenthum ihrer Herren bleiben, aber die türkische Regierung sei bereit, die fernere Einfuhr schwarzer Sklaven in ihr Gebiet zu verhindern, wie deren Verkauf nicht mehr zu dulden.

Bulgarien. Sofia, 4. März. (W. T. B.) Vulko⸗ witsch ist nach einer Audienz bei dem Prinzen Ferdinand nach Konstantinopel zurückgereist. Derselbe erhielt, wie die „Agence Balcanique“ erfährt, detaillirte Instruktionen, auf die Anerkennung des Prinzen hinzuwirken.

Amerika. Vereinigte Staaten. Washington, 1. März. (A. C.) Es verlautet, daß die neue Tarif⸗ vorlage nur unerhebliche Zollermäßigungen ent⸗ halte, während andererseits zahlreiche Zölle erhöht würden. Die Freiliste werde nicht sehr verändert werden, aber der Tabackzoll soll in Wegfall kommen, und wahrscheinlich werde auch der Zuckerzoll um 30 Prozent ermößigt.

Der Vize⸗Präsident der Vereinigten Staaten Morton besuchte Charleston und fand bei den Bürgern einen überaus freundlichen Empfang.

San Salvador. Eine in New⸗York eingegangene Depesche meldet: Der Kongreß von San Salvador habe ein Dekret erlassen, demzufolge während der Dauer eines Jahres vom 26. April ab ein Ausfuhrzoll auf Kaffee im Betrage von einem Dollar per Centner erhoben werden soll. Das Erträgniß dieser Steuer soll zum Wiederauf bau des vor geraumer Zeit abgebrannten National⸗Palastes verwendet werden.

Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen (21.) Sitzung des Hauses der Ab⸗ geordneten gab vor der Tagesordnung der Abg. Bachem eine Erklärung in Bezug auf die gestern vor der Tagesord⸗ nung von dem Abg. von Eynern gemachten Ausführungen ab.

Auf der Tagesordnung stand an erster Stelle: die erste Berathung des Antrages der Abgg. Zelle und Dr. Langerhans auf Annahme eines Gesetzentwurfs, betreffend die Ergänzung der Städteordnung für die sechs östlichen Provinzen der vom 30. Mai 1853.

Abg. Zelle begründete den Antrag und befürwortete die Ueberweisung desselben an die um 7 Mitglieder verstärkte Gemeindekommission zur Vorberathung.

Abg. Graf Clairon d'Haussonville hielt die vor⸗ geschlagene Aenderung der Städteordnung nicht für noth⸗ wendig. 8 1“

Abg. Dr. Krause erklärte sich für eine kommissarische Berathung.

Abg. von Oertzen (Jüterbog) bemerkte, daß das Be⸗ vürfniß der Neueintheilung von Wahlbezirken in den Städten vielfach vorhanden sei, die Auflösung der ganzen Stadtver⸗ ordnetenversammlung biete dazu allerdings eine Möglichkeit; es sei dies aber doch ein zu starkes Mittel; die Freikonser⸗ vativen seien deshalb für den Antrag.

Nach einem Schlußwort des Abg. Dr. Langerhans wurde der Antrag an die um 7 Mitglieder verstärkte Ge meindekommission überwiesen.

Es folgte die erste Berathung des Antrages des Abg. Conrad (Pleß) auf Annahme eines Gesetzentwurfs, betreffend den Schutz der Landwirthschaft gegen Wildschaden.

Der Abg. Conrad wies darauf hin, daß der Antrag schon mehrmals das Haus beschäftigt habe, immer aber auf unüberwindliche Hindernisse gestoßen sei. Die kleineren Land⸗ wirthe brauchten dringend Schutz gegen den Wildschaden. Die schlechte Regelung der Wildschadenfragen rufe viel Unzufrieden⸗ heit eüt Der Antrag verdiene mit Wohlwollen behandelt zu werden.

Abg. Brandenburg erklärte sich mit dem Grund⸗ gedanken, aber nicht mit allen Einzelbestimmungen des Antrags einverstanden.

Abg. Dr. Reichensperger sprach seine Verwunderung darüber aus, daß die Ministerbank bei der Verhandlung dieses Gegenstandes leer sei.

Der Präsident von Köller machte Mittheilung von einem ihm persönlich soeben zugehenden Schreiben, in welchem der Minister Dr. Freiherr Lucius von Ballhausen seine Abwesenheit mit Unwohlsein entschuldigt.

Abg. Dr. Reichensperger (fortfahrend): Gerade der in sozialer Beziehung wichtigste Stand, der Bauernstand, werde durch den Wildschaden benachtheiligt. Vie 8 Wildschaden sei, lasse sich Mangels einer Statistik darüber nicht feststellen. Die Gründe gegen das Wildschadengesetz seien pseudo⸗juristischer Art. Die Staatsregierung halte ja auch in Hannover und . ga. den Wildschadenersatz aufrecht. Die kleinen Grundbesitzer müßten gegen einen Schaden ge schützt werden, dessen sie sich nicht erwehren könnten. 828

Abg. Papendiek sprach das Einverständniß der Frei⸗ sinnigen mit der Tendenz des Antrags aus, wollte aber nicht den Jagdpächter oder Jagdberechtigten, sondern den Wald besitzer zum Schadenersatz verpflichten. Es würde sich empfehlen,

die Waldbesitzer einer ganzen Provinz zu vereinigen, um die

Wirdshädes gemeinsam 8 tragen.

Schröder sich

preußischen Monarchie

Wie groß der

Abg. Freiherr von Wackerbarth⸗Linderode hielt ebenfalls das Verlangen nach Wildschadenersatz für berechtigt und wünschte die Vorberathung des Antrags in einer kleinen Kommission von nur 14 Mitgliedern.

Die Abgg. Francke und von Nathusius waren mit dem Antrage gleichfalls einverstanden. Der Antrag wurde

einer Kommission von 14 Mitgliedern überwiesen.

8

1 Muündliche

Es folgte der erste Bericht der Wahlprüfungs⸗ kommission über die Wahl der Abgg. Schlabitz, von Schenckendorff und Burghardt für den 8. Wahlbezirk des Regierungsbezirks Liegnitz.

Nach kurzer Diskussion wurde die Wahl der drei Abgeord⸗ neten dem Antrag der Kommission gemäß für gültig erklärt.

Es folgten als letzter Gegenstand der Tagesordnung: Berichte der Unterrichtskommission über Petitionen.

Ueber die Petitionen der jüdischen Gemeinde in Segeberg um Bewilligung einer Beihülfe aus Staats⸗ fonds zur Besoldung ihres Religionslehrers ging das Haus nach dem Vorschlage der Kommission zur Tages⸗ ordnung über.

Den gleichen Beschluß faßte das Haus bezüglich der Petition des Gemeindevorstehers Kloth in Brünken wegen Benutzung unzulänglicher und ungesunder Lokale bei dem Unterricht der Konfirmanden.

Schluß gegen 2 Uhr.

(Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Beilage.)

Die XI. Kommission des Hauses der Abgeord⸗ neten zur Vorberathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Unterhaltung der nicht schiffbaren Flüsse in der Provinz Schlesien, hat sich konstituirt und zum Vor⸗ sizenden den Abg. Grafen Clairon d'Haussonville, zum Stellvertreter des Vorsitzenden den Abg. von Schalscha, zu Schriftführern die Abgg. Dr. Avenarius, Graf Strach⸗ witz und Eberty gewählt.

Die XII. Kommission des Hauses der Abgeord⸗ neten zur Vorberathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Kirchengemeindeordnung für die evangelisch⸗ lutherischen Kirchengemeinden Bornheim, Oberrad, Niederrad, Bonames, Niederursel und Hausen, hat

sich konstituirt und den Abg. Dr. von Cuny zum Vorsitzenden,

den Abg. von Bodenhausen zu dessen Stellvertreter, und die Abgg. Freiherr von Plettenberg⸗Mehrum und Weyerbusch zu Schriftführern gewählt.

Dem Hause der Abgeordneten ist der Rechen⸗ schaftsbericht über die Verwendung der flüssig ge⸗ machten Bestände der im §. 94 der Hinterlegungs⸗ ordnung vom 14. März 1879 bezeichneten Fonds und der im §. 95 Abs. 3 daselbst erwähnten Gelder für das Jahr 1889 zugegangen.

Ergebnisse der Stichwahler Indem wir uns vorbehalten, nach Abschluß der Stich⸗

wahlen eine vollständige Zusammenstellung der in den Haupt⸗

Schlieffenberg (kons.).

wie in den Stichwahlen gewählten Abgeordneten zu bringen, theilen wir heute noch folgende von „W. T. B.“ gemeldete Stichwahl⸗Resultate mit:

Stettin Wahlkreis 3. Randow, Greifenhagen. von der Osten⸗ Blumberg (kons) gewählt gegen Körsten (Soz). Breslau. Wahlkreis 1. Guhrau, Steinau, Wohlau. (Berich⸗ tigung). Bei jetzt festgestellter Zählung stellt sich heraus, daß nicht Leder (dfrs.) gewählt ist, sondern Graf Karmer (kons.).

Reg.⸗Bez. Liegnitz. 4. Bunzlau⸗Lüben. Schmieder (dfrs.)

Kassel. Wahlkreis 8. Hanau. Dr. Schier (kons.).

Reg.⸗Bez. Merseburg. 7. Querfurt. Panse (dfrs.).

Reg.⸗Bez. Erfurt. 4. Erfurt. Lucius (Reichsp.).

Schleswig⸗Holstein. 10. Lauenburg. Berling (dfrs.).

Reg.⸗Bez. Hannover. 16. Lüneburg. v. Wangenheim (Welfe).

Rieg.⸗Bez. Kassel. 4. Eschwege. Wilisch (dfrs.). 6. Hers⸗ feld. Fähr. v. Schleinitz (kons.).

Oberfranken. 3. Forchheim. Pezold (Centr.).

Baden. Wahlkreis 1. Konstanz. Hug (Centr.) gewählt gegen Noppel (natl).

Hessen. 9. Mainz. Joest (Soz.).

Mecklenbueg⸗Schwerin. 6. Güstrow. Graf

Braunschweig. 2. Helmstedt. Schrader (dfrs.). 8 Schwarzburg⸗Rudolstadt. Knörcke (dfrs.). Waldeck. Waldeck. Dr. Boetticher (natl.).

Schlieffen⸗

Bis jetzt liegen die Ergebnisse von 134 Stichwahlen vor. In diesen sind gewählt worden 20 Konservative, 5 Reichs⸗

15 Sozialdemokraten, 6 Volkspartei, 7 Welfen, 2 Polen. Insgesammt liegen die Resultate von 384 Wahlen vor: In diesen sind gewählt: 76 Konservative, 21 Reichspartei, 38 Nationalliberale, 104 Centrum, 66 Freisinnige, 35 Sozial⸗ demokraten, 8 Volkspartei, 9 Welfen, 1 Däne, 16 Polen, 10 Elsässer.

partei, 21 Nationalliberale, 14 Centrum, 44 elet.nee

Zeitungsstimmen.

In der „Kölnischen Zeitung“ lesen wie:

„Kaum ein deutsches Blatt könnte mit wärmerem Ausdruck von unserem Kaiser sprechen, als es im „Nen⸗York Herald“ geschieht, sowohl in einem Bericht aus Berlin als auch in den Ausführungen, welche die Leitung des Blattes demselben hinzufügt.

„Europa, so sagt der Berichterstatter des „New York Herald“, wird Zeit gebrauchen, um die ganze Bedeutung dieses jungen Herr⸗ schers zu erkennen. Er scheint nicht nur seinen großen Ahnberrn Friedrich II. sich zum Vorbild genommen, sondern auch von allen seinen Vorgängern aus seinem berühmten Hause die nachahmungs⸗ würdigsten Eigenschaften sich angeeignet zu haben, die stahlharte Thatkraft und peinliche Pflichterfüllung Friedrich's des Großen, die Leutseligkeit und hoheitsvolle Würde seines Großvaters, die Menschen⸗ freundlichkeit und Güte seines Vaters JIm Kriege will der Kaiser seine Männer führen wie Friedrich II., im Frieden wünscht er den Traum Heinrich's IV. zu verwirklichen zwar nicht das Huhn im Topfe, denn das wäre zu schwierig hier zu erlangen —, aber weniger Arbeits⸗ stunden will er den armen Sklaven der Maschinen und des Ackers verschaffen und ein paar Pfennige zu ihrem Tagelohn. Wenn ihm das gelingt, 8 hat er den größten Sieg im Frieden errungen, den je ein Herrscher

1““

An diesen Brief schließt der New⸗York Herald“ eine bemerkens⸗ werthe Gegenüberstellung Friedrich's des Großen und unseres Kaisers. Im gleichen Alter wie sein Ahnherr habe er den Thron bestiegen, zwar nicht nach einer gleichen Sturm⸗ und Drangzeit, aber nach charakter⸗ bildenden Erlebnissen, wie sie bedeutungsvoller die deutsche Ge⸗ schichte nicht aufzuweisen hat. „Er sah Deutschland eine Nation werden und trägt jetzt die schwerste Pflicht, die ein Kaiser seit Karl dem Großen gehabt hat, es auch als Nation zu erhalten.“ Dann stellt das Blatt in Gegensatz die Kriege, welche Friedrich der Große nach seiner Thronbesteigung führte, und das auf den Frieden gerichtete Streben des mächtigsten Kriegsherrn der Welt, dem man früher immer die Begierde nach Schlachtenruhm zuschrieb. „Die Vaterlandsliebe der Deutschen“, so schließt der Artikel, „ist zweifellos, aber Wilhelm II. ruft auch ihr Gefühl auf, und dieser Ruf wird tief in die Herzen dringen. Er will herrschen nicht allein von Gottes Gnaden, sondern auch mit der Liebe und treuen Verehrung des deutschen Volkes.“

In der „Nationalliberalen Correspondenz“ heißt es bezüglich der Stichwahl⸗Resultate:

„Die deutschfreisinnige Partei hat sich bei den Stichwahlen über⸗ aus doppelzüngig und unredlich benommen. Mitglieder der Kartell⸗ parteien, insbesondere Nationalliberale, sind gegen die Sozial⸗ demokraten fast ausnahmslos unterlegen, wo Deutschfreisinnige die Entscheidung hatten; im umgekehrten Falle wurden die Deutschfrei⸗ sinnigen mit Kartellhülfe herausgehauen. Hr. Hänel hatte sich zum Verfechter des Zusammenhaltens gegen die Sozialdemokraten ge⸗

macht. Er selbst ist in Folge dessen in Kiel durch Kartellhülfe ge⸗

wählt, nebenan, in Pinneberg, ist der nationalliberale Dr. Peters von den Deutschfreisinnigen den Sozialdemokraten preisgegeben worden. Wir sind überzeugt, daß Hr. Hänel als ehrlicher Mann gehandelt und das Seinige gethan hat, um seinen Standpunkt bei seinen Partei⸗ genossen zur Geltung zu bringen. Allein es hat sich bei dieser Ge⸗ legenheit wieder gezeigt, daß Hrn. Hänel's Wort nicht einmal in Schles⸗

wig⸗Holstein vei seinen Parteigenossen etwas vermag. Und ebenso ist es

an zahlreichen anderen Orten gegangen. Wenn überhaupt die Deutsch⸗ freisinnigen bei den Stichwahlen noch gute Geschäfte gemacht haben, so verdanken sie es einerseits der ihnen überall und ausnahmslos zu Theil gewordenen sozialdemokratischen Unterstützung, andererseits dem uneigennützigen und überall mit Undank belohnten Beistand der Kartellparteien. Die Deutschfreisinnigen haben, wo sie in der Stich⸗ wahl mit Sozialdemokraten auf Kartellhülfe rechneten, fast überall gesiegt, so in den drei Berliner Wahlkreisen, in Stettin, in Er⸗ langen, in Breslau⸗West, Rostock, Lennep. Die Nationalliberalen sind, wo sie gegen die Sozialdemokraten der deutschfreisinnigen Hülfe bedurften, unterlegen, so in Lübeck, Bremen, Halle, Frankfurt a. M., Mannheim, Braunschweig. An letzterem Ort ist kaum eine einzige deutschfreisinnige Stimme für den nationalliberalen Kandidaten abge⸗ geben worden. Die Deutschfreisinnigen haben es auf dem Gewissen, daß die drei Hansestädte mit ihren großen Seehandelsinteressen jetzt vollständig durch gewerbsmäßige sozialdemokratische Agitatoren vertreten sind. Sehr bezeichnend sind auch die Vorgänge in Breslau. In Berlin sind die drei von den Sozialdemokraten bedrängten deutsch⸗ freisinnigen Wahlkreise durch die thätige Beihülfe oder zum mindesten durch strenge Wahlenthaltung der Kartellparteien gerettet worden. Insbesondere ist Hr Virchow durch sehr ansehnliche Unter⸗ stützung aus dem Kartelllager gerettet worden, und wir hoffen, er wird dieses Ursprungs seines Mandats fortan eingedenk sein. Für ihn sind Tausende von Stimmen gemäßigter Männer der Kartell⸗ parteien und zahlreicher Beamten abgegeben worden. Gleichwohl machen jetzt die Berliner Fortschrittsblätter aus diesen Wahlen einen Triumph ihrer Partei, anstatt sich bei den Kartellparteien für die

überaus loyale und selbstentsagende Haltung zu bedanken, die jene bei

den Stichwahlen eingenommen haben“

Bezüglich der Ergebnisse der Stichwahlen in Breslau lesen wir im „Deutschen Tageblatt“: „In Breslau und ebenso in Pinneberg ist man, wie die „Nat. Ztg.“ mit Recht bemerkt, über den Werth der deutschfreisinnigen ölfe gegen die Sozialdemokraten belehrt worden. Bei dem Bres⸗ lauer Kompromiß galt es allgemein, auch in der hiesigen, deshalb unzufriedenen fortschrittlichen Presse als sicher, daß die Aussichten für den Kartell⸗Kandidaten von Seydewitz (Ostbezirk) ungleich besser waren, als die für den freisinnigen Vollrath im Wahlbezirk, der bisher sozialdemokratisch vertreten war. Im Ostbezirk aber hat der Sozialdemokrat den bisherigen Kartell⸗Abgeordneten verdrängt, im Westbezirk dagegen der freisinnige Kandidat den Sozialdemokraten! Der Zusammenhang ist klar: Die Kartell⸗ wähler haben, getreu dem geschlossenen Abkommen bis auf den letzten Mann für den deutschfreisinnigen Kandidaten votirt, die Deutsch⸗Frei⸗ sinnigen aber haben großentheils nicht der lokalen Parteileitung, sondern den Herren Richter und Genossen gehorcht! Analog ist es in Schleswig⸗ Holstein gegangen: in Kiel ist Hr. Hänel mit Kartellhülfe gewählt, in Pinneberg aber ist der nationalliberale Peters unterlegen mit deutschfreisinniger Hülfe. Diese Vorgänge sind bezeichnend dafür, ühh⸗ in der deutschfreisinnigen Partei die radikalen Elemente vollstängig dominiren 8

„Die „Sozial⸗Correspondenz“ internationale Arbeiterschutzfrage:

„Die Frage des internationalen Arbeiterschutzes, die seit Jahr⸗ zehnten in Büchern, Zeitungen, diplomatischen Schriftstücken und Ar⸗ beiterversammlungen besprochen worden ist, ohne recht vorwärts zu kommen, rückt durch das thatkräftige Vorgehen des Deutschen Kaisers plötzlich in den Vordergrund des öffentlichen Interesses. Man ar⸗ beitet in Berlin mit zielbewußter Raschheit und Entschlossenheit. Das Einladungsschreiben und Programm zu einer „Konferenz Behufs Regelung der Arbeit in industriellen Anlagen und Bergwerken“ ist in vorsichtiger Weise zunächst in Fragenform abgefaßt und beschäftigt sich nur mit der Regelung der Arbeit in Bergwerken, mit der Sonntagsarbeit, der Kinderarbeit, der Arbeit jugendlicher Personen, der Arbeit weiblicher Personen und endlich mit der Ausführung der vereinbarten Bestimmungen. Die schwierige Frage des Normal⸗ arbeitstages für Erwachsene, die sowohl in England wie auch in Frank⸗ reich auf Widerspruch zu stoßen scheint, ist fallen gelassen und nur die Be⸗ schränkung der „Schichtdauer für Bergwerke, in denen die Arbeit mit besonderen Gefahren für die Gesundheit verbunden ist“, wird angeregt.

Die meisten von der Deutschen Reichsregierung aufgestellten Fragen können ohne große Schwierigkeiten von der Mebhrzuht der Staaten schon jetzt in einem den Arbeitern günstigen Sinne entschieden werden. Damit ist die Bahn für eine internationale Reform der Arbeiter⸗ gesetzgebung geöffnet und diejenigen Staaten, welche zustimmen, können auch noch auf vielen anderen Gebieten nützliche Vereinbarungen ver⸗ abreden. Das Wichtigste an der Sache ist, daß man auf diesem Wege dem Weltfrieden überhaupt vorarbeitet und daß Deutschland als einer der mächtigsten und bestgerüsteten Staaten die moralische Verpflichtung für das wichtigste Friedenswerk, die Verbesserung der Lage der arbeitenden Klassen, übernimmt.“..

schreibt über die

Statistik und Volkswirthschaft.

Die überseeische Auswanderung

aus dem Deutschen Reich über deutsche Häfen, Antwerpen, Rotterdam und Amsterdam betrug im Monat Januar 1890 2765 Personen; von diesen kamen aus der Provinz Posen 505, Pommern 339, West⸗ preußen 265, Bayern rechts des Rheins 189, Brandenburg mit Berlin 158, Württemberg 138, Rheinland 110, Hannover 101, Königreich Sachsen 93, Hamburg 93, Baden 86, Schleswig⸗Holstein 84, Hessen⸗ Nassau 76, Ostpreußen 71 u. s. w. Im gleichen Zeitraum der Vor⸗ jahre wanderten aus: 1889: 2615; 1888: 2561; 1887: 2655; 1886: 1972; 1885: 2461.

Das vom Kaiserlichen Statistischen Amt soeben ausgegebene Januarheft der Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reichs enthält folgende Mittheilungen: 1) Einfuhr und Ausfuhr im Jahre 1889 und im Januar 1890; 2) deutsche Aus⸗ wanderung nach überseeischen Ländern im Jahre 1889 und im Januar 1890; 3) Taback⸗Anbau und Besteuerung im Erntejahre 1888/89; 4) Großhandelspreise wichtiger Waaren im Januar 1890; 5) Zuckerbesteuerung August 1889 bis Januar 1890 1 8 8 88

Land⸗ und Forstwirthschaft.

Schleswig⸗Holsteinische Molkerei⸗Ausstellung in Kiel. Die Vorarbeiten für die vom 20. bis 23. März stattfindende provinzielle Molkerei⸗Ausstellung sind, wie wir dem „Landw. Wochenbl. für Schleswig⸗Holstein“ entnehmen, im vollsten Gange. Das Aus⸗ stellungs⸗Verzeichniß, welches den Besuchern der Ausstellung gleich⸗ zeitig mit den Urtheilen der Preisrichter behändigt werden wird, weist eine stattliche Anzahl von Molkerei⸗Erzeugnissen auf, unter denen selbstverständlich die Butter für den englischen Markt der Anzahl der Gebinde nach den Vorrang behauptet. Aber auch die Käseausstellung verspricht eine recht reichhaltige zu werden; namentlich kann schon jetzt darauf hingewiesen werden, daß Nachahmungen fremder Käsesorten (fette Holländer Käse) zum ersten Male auf einer schleswig⸗holsteinischen Molkerei⸗Ausstellung in reichlicher Menge vertreten sein werden. An den Wettbewerben für Butter nehmen vier Meiereirerbände mit ihren Kollektionen Theil und ebenso liegen zahlreiche Betheiligungen an den Wettbewerben für Käse vor. Zieht man noch die übrigen vorgesehenen Wettbewerbe in Betracht, deren Zustandekommen gesichert ist, so bietet sich ein erfreu⸗ liches Bild eines regen Wetteifers auf milchwirthschaftlichem Gebiete. An Geldsummen zur Stiftung von Ehrenpreisen für die Wettbewerbe stehen bislang zur Verfügung 500 vom Landwirthschaftlichen Generalverein, 300 vom Deutschen milch⸗ wirthschaftlichen Verein und 500 von der Stadt Kiel. Von dem Schleswig⸗Holsteinischen milchwirthschaftlichen Verein, dessen Hauptversammlung am 8. März stattfindet, wird ebenfalls noch eine Zuwendung in der Höhe von 200 zur Beschaffung von Ehren⸗ preisen erwartet. Die Halle für Geräthe und Maschinen, welche in dem großen Garten des Ausstellungsgebäudes errichtet wird, ist bereits im Bau begriffen. Mehrere Molkereien im Betriebe, die mannig⸗ fachsten Geräthe und Maschinen und wahrfcheinlich auch der neueste schwedische Butter⸗Extractor werden den Besuchern vorgeführt werden können. forstwirthschaftliche Ausstellung 8 iihn Wien 1890. In den Fachkreisen des In⸗ und Auslandes zeigt sich lebhaftes Interesse an dem wäͤhrend dieser Ausstellung zu veranstaltenden land⸗ wirthschaftlichen Kongresse. Einen sehr erheblichen Anziehungspunkt dürften die im Anschluß an diesen Kongreß geplanten Erkursionen bilden. Der Obmann dieses Exkursions⸗Comités, Professor Schwack⸗ höfer, fkizzirte in der letzten General⸗Comitésitzung das interessante Programm dieser belehrenden Ausflüge. Vorlaäufig sind folgende ge⸗ meinschaftliche Ausflüge geplant: 1) Nach Lundenburg⸗Eisgrub, Brünn und Umgegend (3 Tage), 2) Wischau⸗Napagedl, 3) Wittingau, 4) Teschen, 5) Vöslau, 6) eine achttägige Rundfahrt durch einen Theil von Mustergütern Ungarns, deren nähere Routenbestimmung Sections⸗Rath von Egan übernommen hat. Ferner zwei forstliche Excursionen, wahrscheinlich ins Salzkammergut und auf den Karst. Außerdem sollen im Anschlusse an die temporären Ausstellungen Excursionen veranstaltet werden (z. B. in die Obstbaugegenden ꝛc.) Diese Exeursionen finden statt, wenn sich wenigstens 30 Theilnehmer melden; dagegen sollen nicht mehr als 100 Theilnehmer die Fäbl einer Gruppe übersteigen. Von sehr vielen Güterbesitzern liegen Ein⸗ ladungen zum Besuche ihrer Güter vor, und dürften die Theilnehmer an diesen Excursionen sich nicht nur der freundlichsten Aufnahme versichert halten, sondern auch wirklich höchst sehenswerthe Objekte landwirthschaftlichen Betriebes kennen lernen, die ein Bild des regen Fortschritts bieten, der auf landwirthschaftlichem Gebiet in Oesterreich⸗ Ungarn zu verzeichnen ist. Die landwirthschaftliche Maschinen⸗ abtheilung wurde so reich aus dem In⸗ und Auslande beschickt, daß eine sehr erhebliche Restringirung der Anmeldungen Platz greifen mußte, um den neuesten Fortschritten dieser Technik Rechnung tragen zu können. Landwirthe, welche ihren Bedarf an neuen Maschinen dermalen zu decken beabsichtigen, ist der Besuch dieser Ausstellung bestens empfohlen, um sich über die Neuheiten zu orientiren. Eine Verzögerung im Einkauf dieser Maschinen bis zum Besuch der Aus⸗ stellung wäre demnach anzurathen, um das Neueste und Vollkommenste in landwirthschaftlichen Maschinen zu erhalten

Land⸗ und

Theater und Musik.

Dreifaltigkeits⸗Kirche.

Das erste Concert der vereinigten Chöre dieser Kirche fand gestern unter Leitung des Hrn. R. Böttcher statt. Die Aus⸗ führung der geistlichen Gesänge von O. Nikolai, Lstti, Bach, Alb. Beckerund Vierling kann als eine durchweg gelungene bezeichnet werden, und verdient der energische und einsichtsvolle Dirigent ganz besondere Anerkennung. Auch die Solovorträge des Frl. M. Krause (Sopran), sowie des Hrn. Schmalfeld (Baß) und des Hrn. Dechert (Cello) trugen zum Gelingen des Concerts wesentlich bei. Das Publikum war leider nicht sehr zahlreich erschienen, was wohl in den gleichzeitig stattgehabten Concerten seinen Grund haben mag.

Sing⸗Akademie. 8

Die Sängerin Fr. Schenke⸗Lohöfener veranstaltete gestern ein Concert, in welchem sie zum ersten Mal vor dem hiesigen Publikum erschien Sie besitzt eine sehr klangvolle, umfangreiche Alt⸗ stimme und erfreuliche Begabung für ausdrucksvolle Vortragsweise. Leider wird die letztere nur zu sehr beeinträchtigt durch ein unaus⸗ gesetztes Schwanken der Intonation, das meistens in zu hohem Ein⸗ setzen fühlbar wird. Das gut gewählte Programm enthielt Gesänge von Bruch, Franz, Schubert, Brahms, Leßmann und Anderen; ihre Ausführung wurde von dem Publikum mit freundlicher Theilnahme a ufgenommen. Die bereits hier mit Beifau junge Violinistin Frl. Rosa Schindler, welche für ihre verhinderte Kollegin Frl. Morgan eingetreten war, spielte eine Sonate von Tartini und zwei Salonstücke voen Moszkowsky und Wieniawsky, und erntete durch ihr gut geschultes und feinschattirendes Spiel reiche Beifallsbezeugungen. Die Klavierbegleitung befand sich in den sicheren Händen des Hrn. O. Bake.

Philharmonie.

Das letzte (10.) Philharmonische Concert der dritten Saison 1889/90 hatte am Montag noch einmal die ganze große und vornehme Gemeinde der Abonnenten im Saale der Philharmonie ver⸗ einigt. Die solistische Mitwirkung des unermüdlichen, um das edle künstlerische Unternehmen hochverdienten Leiters, Hrn. Dr. Hans von Bülow, hatte aber noch ferner so viele Musikfreunde und ⸗Beflissene angelockt, daß lange vor Beginn sogar die Estrade und alle Raäͤume bis in den letzten Winkel gefüllt waren und der frühzeitige Kassen⸗ schluß noch viele Andere zur Umkehr nöthigte. Der Abend gehörte aber mit dem, was er dem Programm und der Ausführung nach bot, auch zu den interessantesten und genußreichsten der ganzen Serie. Den Anfang machte die selten gehörte Quverture zu Shakespeare’s „König Lear“ von H Berlioz. Es ist ein Jugendwerk des französischen Kom⸗ ponisten, welches, auf der Quartettform aufgebaut, noch wenig von der ihm später oft zum Vorwurf gemachten Neigung zum Lärmmacher zeigt; im Gegentheil möchte man den mit einem auffälsg an die italienische Oper 8 gesangreichen Motiv verbundenen pathetischen Themen einen energischeren Ausdruck wünschen, wie ihn der Wahnsinn und die Verzweiflung des greisen Helden der nordischen Dichtung zu fordern scheint. Jedenfalls konnte der früher ebenso vernachlässigte und verkannte, wie jetzt fast überschätzte eigenartige Tondichter für sein Werk keine sorg⸗ samere Interpretation finden, als sie ihm vorgestern Abend durch das

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