1890 / 61 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Sat, 08 Mar 1890 18:00:01 GMT) scan diff

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8 die zweite Lesung des 3

Kapitän zur See Prinz Heinrich von Preußen, König⸗ liche Hoheit, sind am 6. März in Spezia eingetroffen und beabsichtigen, am 12. wieder in See zu gehen. S. M. Panzerschif „Preußen“, Kommandant Kapitän zur See

irpitz, ist am 6. März in Alghero (Sardinien) eingetroffen und beabsichtigt, am 11. die Reise fortzusetzen.

Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗ Anzeigers“ liegt in einer besonderen Beilage eine An⸗ weisung zur Ausführung der 8§. 18, 138, 156 bis 161 des veich gesche betreffend die Invaliditäts⸗ und Altersversicherung, vom 22. Juni 1889, nebst Formularen, sowie eine Darlegung über die Nothwendigkeit, die für die Zeit vor dem Inkrafttreten des Gesetzes erforderlichen Nachweise über Beschäftigung ec. alsbald zu beschaffen, bei.

Köln, 7. März. (W. T. B.) Zur Theilnahme an der Feier des 75jährigen Bestehens des Kürassier⸗ egiments Graf Geßler Nr. 8 sind Se. Durchlaucht der Prinz Albrecht zu aldeck und Pyrmont, ferner als Vertreter des Chefs des Regiments, Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Sachsen⸗ Weimar, dessen Adjutant Graf von Bylandt, sowie der kommandirende General des VIII. Armee⸗Corps, General der Kavallerie Freiherr von Los, der General⸗Major Freiherr von Schleinitz und die beiden Grafen von Geßler hier eingetroffen.

Bayern. München, 7. März. (W. T. B.) Die Ab⸗ geordnetenkammer berieth heute den Post⸗Etat, über welchen der Abg. Freiherr von Stauffenberg Bericht erstattete. Gegenüber dem Abg. Orterer, dem Führer des Centrums, erklärte der Minister Freiherr von Crailsheim, die ihm von der Presse in den Mund gelegten Aeußerungen bezüglich des bayerischen Post⸗ reservatrechtes hätte er niemals, auch nur dem Sinne nach, gethan. Er sei der Letzte, der die Aufhebung eines Reservat⸗ rechts empfehlen würde, die Einführung einer einheitlichen Reichspostmarke würde aber das Reservatrecht gefährden. Auf weitere einzelne Anfragen erwiderte der Minister, die Reichspost lehne entschieden ab, eine Zwischenstufe für Druck⸗ sachenporti und eine Erhöhung des Gewichts für einfache Briefe eintreten zu lassen.

Württemberg. (+) Stuttgart, 6. März. Zur Vor⸗ feier des Geburtsfestes Sr. Majestät des Königs fand gestern Abend Familientafel im Königlichen Schlosse statt, bei welcher Se. Majestät die Glückwünsche der Mitglieder der Königlichen Familie entgegennahm.

Am Tage des Allerhöchsten Geburtsfestes selbst empfing Se. Majestät Morgens vor 9 Uhr die Angehörigen des Hof⸗ staats des Königs und der Königin, den General⸗Adjutanten die Generale à la suite und die Königlichen Flügel⸗Adjutanten zur Gratulation. 1

Mit Rücksicht auf ihren noch der Schonung bedürftigen Gesundheitszustand mußten Ihre Majestäten auf die Theil⸗ nahme am Festgottesdienst in der Schloßkapelle, wo der neu⸗ ernannte Ober⸗Hofprediger Prälat von Schmid die Festpredigt, zugleich seine Antrittspredigt, hielt, verzichten. Demselben wohnten Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Wilhelm mit Prinzessin Pauline, Ihre Kaiserliche Hoheit die Herzogin Wera mit den Herzoginnen Elsa und Olga, Se. Königliche Hoheit der Herzog Albrecht, Se. Hoheit der Prinz und Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Hermann zu Sachsen⸗Weimar mit Prinzessin Olga und Se. Durchlaucht der Fürst Carl von Urach an. Abends 5 Uhr fand Marschalls⸗ tafel im unteren Frescozimmer statt, zu welcher die Mitglieder der Königlichen und Prinzlichen Hofstaaten, die Generale à la suite und die Königlichen Adjutanten eingeladen waren.

Der Festvorstellung im Hof⸗Theater, wo erstmals auf Be⸗ fehl Sr. Majestät die Delibes'sche Oper „Der König hat'’'s gesagt“ zur Aufführung kam, wohnten in der mittleren Hof⸗ loge der König mit dem Prinzen und der Prinzessin Wilhelm, der Herzogin Wera, dem Herzog Albrecht und dem Prinzen und der Prinzessin Hermann zu Sachsen⸗Weimar mit der Prin⸗

essin Olga und dem Prinzen Ernst an. Als Se. 2 das Fenlich beleuchtete, von einer glänzenden Versammlung ge⸗ füllte Haus betrat, wurde Allerhöchstderselbe mit begeisterten Hochrufen empfangen. Der König wohnte der Vorstellung bis zum Schuß an.

Im Laufe des Tages und schon Tags zuvor erhielt Se. Majestät zahlreiche Glückwünsche von auswärtigen Sou⸗ veränen und anderen Fürstlichen Personen, sowie von Be⸗ hörden, Korporationen, Privatpersonen und Gesellschaften, die 5 zur Feier des Allerhöchsten Geburtsfestes versammelt

atten.

Wie jedes Jahr hat der König auch jetzt wieder an seinem Geburtsfest die unter der besonderen Fürsorge Ihrer Majestät der Königin stehenden Armen⸗ und Krankenanstalten mit reichen Gaben bedacht, auch eine große Anzahl von Begnadi⸗ gungen verfügt. In den hiesigen Volksküchen wurden die un⸗ bemittelten Besucher auf Kosten der Königin gespeist.

Wie dem „St.⸗A. f. W.“ mitgetheilt wird, hat Se. Majestät der König bestimmt, daß diejenigen beiden württembergischen Regimenter, welche zum bleibenden Gedächtniß den Namen des Hochseligen Königs Wilhelm von Württemberg führen, nämlich das 6. Infanterie⸗ Regiment Nr. 124 in Ulm und das 2. Ulanen⸗Regiment Nr. 20 in Ludwigsburg, fortan den Namen dug ihres ver⸗ ewigten Chefs tragen. Der Namenszug mit Krone wird auf den Epauletten und Achselstücken in Metall, auf den Schulter⸗ klappen in Tuch geführt.

Mecklenburg⸗Tchwerin. Schwerin, 6. März. Aus Cannes wird den „Meckl. Nachr.“ gemeldet, daß Se. König⸗ liche Hoheit der Großherzog gestern eine ziemlich gute Nacht gehabt hat. Der Darmkatarrh bestand noch immer fort, Fen ale mit heftigen Schmerzen verbunden; jedoch war der

uls gut und die Temperatur eine fast normale. Die Nacht von gestern auf heute verlief ziemlich gut, doch dauerten die örtlichen Erscheinungen und Schmerzen mit mehr oder weniger Heftigkeit fort. Elsaß⸗Lothringen. Straßburg, 7. März. (Straßb. Post). In der heutigen SSnn des Landes⸗Ausschusses 1 tats der Verwaltung der inanzen Veranlassung zu einer längeren und erregten ebatte, doch wurden schließlich sämmtliche Positionen

bibliothek, Kunst und Wissenschaft und der geolo⸗ ischen Landesuntersuchung wurden ohne Debatte erledigt. eer Etat der Eisenbahnverwaltung rief aber⸗ mals eine stürmische Debatte hervor über die Bewilligung der Landessubventionen für die projektirten Bahnlinien Selz Walburg Merzweiler und Hagenau— Sufflenheim Röschwoog. Dem Antrage der Kommission, die beiden genannten Linien zu bewilligen, wurde ein Antrag des Abg. Jaunez entgegengestellt, der getrennte Abstimmung forderte und den Zweck hatte, die Linie Selz —Walburg zu bewilligen, die Linien Walburg —Merzweiler und Röschwoog Hagenau fallen zu lassen. Nach einer langen Geschäftsordnungsdebatte über die Art der Abstimmung, an welcher sich die Abgg. Back, Dr. Petri, Heusch⸗Dudrap, Präsident Schlumberger und der Staatssekretär von Puttkamer betheiligten, erfolgte die Ab⸗ stimmung getrennt: der Etat wurde abgelehnt, der Antrag Jaunez angenommen, die Linie Selz -Walburg angenommen, die Linien Walburg Merzweiler und Hagenau —-Röschwoog

aber abgelehnt.

Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 7. März. (Wien. Ztg.) Das Abgeordnetenhaus nahm in seiner gestrigen Sitzung den Gesetzantrag, betreffend die Entschädigung für ungerechtfertigt erlittene Strafen nach einer längeren Diskussion, an welcher auch der Justiz⸗Minister Dr. Graf Schönborn Theil nahm, als Grundlage für die Spezial⸗ debatte an. 2 1

Prag, 7. März. (W. T. B.) Heute fand eine Sitzung des Aktionscomités der allgemeinen Landesaus⸗ stellung statt, welcher zum ersten Male sämmtliche deut⸗ schen Vertreter beiwohnten. Der Obmann Graf Zedtwitz begrüßte dieselben auf das Herzlichste und gab der Ueber⸗ zeugung Ausdruck, daß durch ein gemeinsames Zusammen⸗ wirken das große Werk glänzend gelingen werde.

Budapest, 7. März. (W. T. B.) Die Nachricht von dem Rücktritt des Minister⸗Präsidenten von Tisza hat sich nicht bestätigt. Gegenüber bisherigen Meldungen wird bestimmt versichert, daß die Demission nicht angenommen sei, und daß weitere Entschlüsse behufs definitiver Entscheidung der schwebenden Frage vorbehalten blieben. Heute Nachmittag wurde der Minister für Ackerbau, Graf Szapäry, von Sr. Majestät dem Kaiser und König in Privataudienz empfangen. Eine Ministerkonferenz fand heute nicht statt.

Im Unterhause gab der Minister⸗Präsident von Tisza heute folgende Erklärung ab: Da die Einbringung der Incolats⸗Novelle vor der Erledigung des Land⸗ wehrgesetzes zugesagt worden ist, diesem Versprechen aber nicht nachgekommen werden kann, so fühle ich mich zu einer Motivirung verpflichteet. Das Incolatsgesetz kann nicht eingebracht werden, da im Schooße des Kabinets hinsichtlich desselben Meinungsverschieden⸗ e aufgetaucht sind: letztere werden entweder innen einigen Tagen ausgeglichen, oder ich werde es für meine Pflicht erachten, mich vor dem Hause sowohl hier⸗ über, als auch über die Ansichten für die Zukunft zu äußern. Graf Apponyi richtete hierauf an den Präsidenten die Frage, ob das Haus Angesichts der un⸗ sicheren Lage der Regierung seine Berathungen fortsetzen könne, indem er seiner Meinung dahin Ausdruck gab, die Sitzungen seien zu suspendiren, bis Gewißheit eingetreten sei. Der Minister Präsident von Tisza theilte diese Anschauung nicht, und erklärte: Entweder werden die Meinungs⸗ verschiedenheiten des Kabinets ausgeglichen, oder dies geschieht nicht, dann werde ich es für meine Pflicht erachten, mich neuerdings vor dem Hause zu äußern. Kabinetskrisen treten ein, wenn sich eine vorhandene Differenz nicht ausgleichbar erweist; hiervon muß man sich vorerst überzeugen. Dies wird überall so interpretirt. Eben weil eine Kabinetskrise noch nicht einzgetreten ist, hätte ich es noch nicht für nothwendig erachtet, darüber zu sprechen, wenn ich nicht die Einbringung des Incolatsgesetzes zugesagt hätte und die Nichteinbringung desselben motiviren müßte. Der Justiz⸗Minister Szilagyi bemerkte hierzu: Der Minister⸗Präsident oder sonst ein Mitglied des Kabinets kann nur dann dem Hause erklären, daß eine Kabinets⸗ krise vorhanden ist, wenn die Regierung ihre Demission eingereicht hat; so lange die dem Hause gegenüber offen eingestandenen Differenzen bestehen, kann der Minister⸗ Präsident die Incolats⸗Novelle gar nicht einbringen, weil dazu die Zustimmung des ganzen Kabinets erforderlich ist. Nachdem der Minister⸗Präsident in Aussicht gestellt hat, daß er in einigen Tagen seinem Versprechen, der Ein⸗ bringung des Incolatsgesetzes, bevor das Gesetz über die Landwehr erledigt ist, genügen werde, anderen Fallcs aber über die Situation, sowie über die Anforderungen der Lage und der Zukunft sich so äußern werde, wie er nach den Regeln einer parlamentarischen Regierung verpflichtet sei, so könnte das Haus dies wohl ohne Verletzung des Parla⸗ mentarismus abwarten. Das Unterhaus setzte dann die Spezialdebatte über das bebr. fort. Die Opposition versuchte durch den Antrag, daß als Signalfahne nur die Nationalfahne zu benutzen sein solle, eine Neubelebung der Fahnenfrage. Nach lebhaf⸗ ter Debatte, im Laufe deren Graf Apponyi sich gegen die Annahme des Antrags verwahrte, und die Opposition die Hausfarben des Kaisers und Königs bekämpfte, wurde das Amendement mit 111 gegen 73 Stimmen abgelehnt. Der Rest des Gesetzes wurde unverändert angenommen.

Die nächste Sitzung des Abgeordnetenhauses findet Montag statt; auf der Tagesordnung steht die dritte Lesung des Land⸗ wehrgesetzes. 8

Der „Pester Lloyd“ versichert, der Minister⸗Präsident von Tisza theile in Betreff des Incolatsgesetzes den Standpunkt der übrigen Minister, erachte jedoch sich persönlich durch die der Opposition gemachten Lusagen gebunden. Hr. von Tisza habe in der

udienz heute Vormittag seine Entlassung erbeten, der Kaiser und König habe sich aber die Entscheidung für die nächsten Tage vorbehalten. Formell werde die Krisis erst in Erscheinung treten, wenn das Budget und das Landwehrgesetz durch die Annahme im Oberhause zu Stande gebracht seien.

Im Laufe des Abends zog eine Anzahl Studenten nach dem Klub der gemäßigten Opposition, woselbst die Abgg. Eoetvoes und Kaas Ansprachen hielten. Ruhe⸗ störungen sind nicht vorgekommen.

Großbritannien und Irland. London, 7. März. (A. C.) Im Oberhausse wurde gestern die Regierungsvorlage,

nach den Vorschlägen der Kommission genehmigt. Der Etat der Universität, der Universitäts⸗ und Landes⸗

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betreffkend die künftige Zusammensetzung der indischen

nach einer langen und lebhaften Debatte, im Verlaufe welcher die früheren Vize⸗Könige Indiens, Lord North⸗ brook und Marquis von Ripon, sowie der frühere Minister für Indien, Lord Kimberley, Bedauern dar⸗ über ausdrückten, daß die Regierung es nicht möglich gefunden, einen andern Modus für die Erwählung eines Theiles der Mitglieder der Legislativräthe, als durch Er⸗ nennung derselben Seitens des jeweiligen Vize⸗Königs vorzu⸗ schlagen. Der Minister für Indien, Lord Croß, vertheidigte diese Einrichtung, machte aber das Zugeständniß, daß der Vize⸗ König die Universitäten, Handelskammern und andere Körper⸗ schaften bezüglich der zu ernennenden Mitglieder der Räthe konsultiren würde. Der Premier, Lord Salisbury, be⸗ kämpfte den Gedanken, dem Wahlprinzip in Ostindien Eingang zu gewähren und die Mitglieder der Legislativräthe aus Wahlen hervorgehen zu lassen. Das Volksvertretungsprinzip vertrage sich nicht mit orientalischen Ideen. Ueberdies sei die Einführung eines solchen Prinzips erschwert durch den Umstand, daß die Bevölkerung Ostindiens in zwei sich feindlich gegenüber⸗

übernähme eine große Verantwortlichkeit, indem sie die Vo schläge Lord Dufferin's zu Gunsten der Einführung des Elements der Volksvertretung in Indien bei Seite schiebe.

Kosten der britischen Egypten für das am 1. April d. J. beginnende neue Fiskal⸗ jahr auf 231 115 Pfd. Sterl. veranschlagt, wozu die egyptische Regierung etwa 100 000 Pfd. Sterl. beisteuert. Die Bei⸗ steuer der Kolonien zu den Heeresausgaben ist auf 213 000 Pfd. Sterl. veranschlagt, wovon die Hälfte von den Straits⸗ Niederlassungen und der Rest von Malta, Natal, Mauritius, Ceylon und Hongkong gezahlt wird. 8

Nach dem Jahresbericht des General⸗Inspektors

von Rekruten für die Armee ziemliche Schwierigkeiten. Das Maß für die Garde zu Fuß und die Artillerie hat her⸗ abgesetzt werden müssen; trotzdem aber hatte die Garde zu Fuß bei Ausgabe des Berichts nicht die etatsmäßige Stärke an Mann⸗ schaften. Ein großer Strike ist keine Veranlassung, daß sich mehr Leute zum Dienst in der Armee melden. „Der Civilstand“, so sagt

früher“. größer zu machen, sieht der General nur ein Mittel, nämlich den Soldaten nach 7jähriger Dienstzeit eine Civilversorgung zu verschaffen, er meint aber, daß unter den bestehenden Ver⸗ hältnissen und Anschauungen wenig Hoffnung dafür besteht. Der am 4. d. M. verstorbene Abraham Lincoln war der Sohn des amerikanischen Gesandten in London nicht, wie die Meldung des „W. T. B.“ lautete, dieser selbst.

dem gleichnamigen Präsidenten der Vereinigten Staaten. Der Gesandte hat die Vornamen Robert Todd.

Frankreich. Paris, 7. März. (W. T. B.) Das Ergebniß der indirekten Steuern und Monopole für den Monat Februar weist einen Ueberschuß von 7 812 900 Fr. gegenüber dem Voranschlag im Budget und einen Ueberschuß von 4 541 100 Fr. gegenüber dem Ergebniß im Monat Februar des vorigen Jahres auf.

empfing heute Nachmittag in Commandeur des 1. Hessischen Husaren⸗Regiments Nr. 13, Oberst⸗Lieutenant Freiherrn von Bissing, welcher ein Bild, die Parade des Regiments vor dem König Humbert bei seiner Anwesenheit in Frankfurt a. M. darstellend, überreichte. Der König dankte und betonte, daß ihm seine Reise nach Deutschland in steter freudiger Erinnerung bleiben werde. Morgen findet Hoftafel statt, zu welcher Oberst⸗Lieutenant Freiherr von Bissing, sowie Minister⸗Präsident Crispi und der deutsche Botschafter Graf Solms mit Einladungen beehrt worden sind.

Der dn von Hessen und seine Tochter Irene, Prinzessin Heinrich von Preußen trafen heute hier ein und speisten in der deutschen Botschaft. Zur Tafel waren geladen das gesammte Personal der deutschen und englischen Botschaft, der Gesandte von Schlözer und Oberst⸗Lieutenant Freiherr von Bissing. Die hohen Herr⸗ schaften reisen morgen nach Florenz.

Mailand, 7. März. (W. T. B.) 23 Anarchisten, welche mit einer großen Zahl aufrührerischer Manifeste und Brandbriefe versehen waren, wurden heute verhaftet, nachdem sie heute Morgen noch besonders bei beschäftigungs⸗ losen Maschinenarbeitern und Maurern Ruhestörungen an⸗ zuzetteln versucht hatten.

Spanien. Madrid, 7. März. (W. T. B.) In der heutigen Senatssitzung sprach sich auf die Anfrage eines konservativen Senators der Finanz⸗Minister gegen eine neue Anleihe aus; dieselbe würde dem Staatsschatz nur zeitweise aushelfen, die dauernden Lasten des Staates aber vergrößern.

Schweiz. Bern, 7. März. Am 10. März werden, wie der „Bund“ meldet, im „Hotel Baur“ in Zürich die Kommissionen der Bundesversammlung (sowohl die ständeräthliche als auch die nationalräthliche) zur Prüfung des Zusatzes zur Bundesverfassung, betreffend die Unfall⸗ und Krankenversicherung, zusammentreten.

Die Ergebnisse des schweizerischen Postbetriebes im Jahre 1889 bieten vor allem ein besonderes Interesse dar vermöge der Thatsache, daß der Reinertrag der höchste ist seit dem Bestehen der eidgenössischen Posten. Derselbe erreicht nämlich die sehr bedeutende Summe von 2 292 841,44 Fr., während vorher der höchste Reinertrag seit 1849 nur auf die Summe von 2 034 282,61 Fr. anstieg (1881). Der Rein⸗ ertrag vom Jahre 1889 übersteigt denjenigen des Vorjahres um 5 und den des ursprüng⸗ lichen Budgets um 382 841,44 Fr. Zur Ve ferner hinzugefügt, daß der Reinertrag der Postverwaltun in den Jahren 1849 bis und mit 1888 durchschnittlich 1 310 144,10 Fr. betrug. Die Hauptursache des sehr gün⸗ stigen Resultats liegt zum weitaus größten Theil in der Zunahme des Verkehrs, denn allein in der Einnahmerubrik „Werthzeichen“, welche den Ertrag an Taxen aller Postgegen⸗ stände (mit Ausnahme der abonnirten Zeitungen, für welche eine besondere Rubrik besteht) enthält, ergiebt sich ein Gesammt⸗ ertrag von 17 381 829,80 Fr., demnach 991 618,75 Fr. mehr, als das Jahr 1888 erbrachte, und 381 829,80 Fr. mehr, als

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das Budget vorausgesehen hatte. Die Statistik zeigt dann,

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gesetzgebenden Räthe, in zweiter Lesung genehmigt

stehende Glaubensbekenntnisse gespalten sei, nämlich Hindus und Muhamedaner. Lord Granville meinte, die Regierung

Einem parlamentarischen Ausweise zufolge sind die Okkupationsarmee in

des Rekrutirungswesens verursacht die Anwerbung

General⸗Mayor Rock, „hat jetzt mehr Anziehungskraft als Um den Erfolg der Werbetrommel nachhaltend

Der Verstorbene führte seinen Namen nach seinem Großvater,

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Italien. Rom, 7. März. (W. T. B.) Der König besonderer Audienz den

rgleichung sei

daß die größte Verkehrszunahme in den Fahrpoststücken liegt.

Diese Zunahme ist hauptsächlich der durch das Posttaxengesetz von 1884 gebotenen bedeutenden Ermäßigung und Verein⸗ fachung der Taxen der Fahrpoststücke zuzuschreiben.

Niederlande. Haag, 3 März. (A. Z.) Die par⸗

lamentarische Linke hat eine Interpellation an die

Regierung über die kürzlich vorgenommene Umwandlung des Kabinets beschlossen und den Abg. Cok van Boort⸗ pliet als Wortführer bezeichnet. Der Deputirte van Dedem glaubte aber dieser Interpellation die Spitze abbrechen zu können, indem er, bevor Hr. Cok das Wort ergriff, eine Interpellation über den nämlichen Gegenstand anmeldete. Cok fügte jedoch un⸗ mittelbar hinzu: auch er verlange, die Regierung über die

Verschiebung des Ministeriums zu interpelliren, doch habe Herr

van Dedem ihn der Mühe überhoben, dazu eine spezielle Er⸗ mächtigung einzuholen. Die betreffenden Interpellationen werden nun nächstens stattfinden. Der Gesetzentwurf zur Reorganisation des Heeres bezw. die Abschaffung des Loskaufs⸗ und Stell⸗ vertretungssystems sowie die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht wurde noch vor dem Rücktritt des Freiherrn de Mackay als Minister des Innern von demselben unter⸗ zeichnet und liegt nunmehr dem Staatsrathe vor.

Serbien. Belgrad, 7. März. (W. T. B.) Der

. „Pol. Corresp.“ zufolge hätte der Vertreter Bulgariens,

Mintschowitsch, dem Minister⸗Präsidenten Gruitsch gegenüber sein Bedauern darüber ausgedrückt, daß die mace⸗ donischen Zöglinge des Sava⸗Instituts bulgarische Pässe und Reisegeld erhielten. Diese mit Vorwissen der bulgarischen Regierung abgegebene Erklärung wurde mit Befriedigung zur Kenntniß genommen. Damit ist der Zwischenfall erledigt.

Amerika. Vereinigte Staaten. Washington, 3. März. (R. B.) Präsident Harrison hat dem Ge⸗ sandten der Vereinigten Staaten in London, Lincoln, anläßlich des Todes seines Sohnes sein Beileid telegraphisch usgesprochen.

Der Vize⸗Präsident Morton fand auch in Saint

Augustine im Staate Florida einen begeisterten Empfang Seitens der Bürgerschaft. Am Abend wurde zu seinen Ehren in Feuerwerk abgebrannt. New⸗York, 6. März. (R. B.) Die Republikanische Liga hielt eine Konvention in Nashville ab und sprach sich für Schutzzoll und zu Gunsten der vom Präsidenten Harrison verfolgten Politik aus. John M. Thurston wurde wiederum zum Präsidenten der Liga erwählt.

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Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen (23.) Sitzung des Hauses der Ab⸗ geordneten, welcher der Minister der öffentlichen Arbeiten, von Mavbach, beiwohnte, theilte der Präsident von Köller den Eingang eines Gesetzentwurfs, enthaltend Bestim⸗ mungen über das Notariat und über die ge⸗ richtliche oder notarielle Beglaubigung von Handzeichen, und eines Gesetzentwurfs, enthaltend Bestimmungen über Gerichtskosten und Notariats⸗ gebühren, mit.

Auf der Tagesordnung stand die Fortsetzung der zweiten Berathung des Entwurfs des Staatshaushalts⸗ Etats für 1890 91, und zwar der Etat der „Bau⸗ verwaltung“.

Die Einnahme wurde ohne Debatte bewilligt.

Bei den dauernden Ausgaben, und zwar bei Kap. 64 Tit. 1 „Gehalt des Ministers“, bat der Abg. Tramm den Minister, seine ablehnende Haltung gegen das Projekt des sogenannten Binnenlandkanals vom Rhein nach der Elbe, wie sie sich in seinem Schreiben an das Privatcomité zur Förderung dieser Wasserstraße ausspreche, aufzugeben.

Der Minister der öffentlichen Arbeiten, von Maybach, erwiderte, daß Fragen von solcher Tragweite nicht von dem einzelnen Ressort⸗Minister entschieden würden; er selbst habe die Hindernisse, die dem Projekte entgegenständen, nach Kräften beseitigt. Neben den zahlreichen im Bau be⸗ griffenen Kanälen noch dieses Projekt schon jetzt in Angriff zu nehmen, überschreite die technische und finanzielle Leistungs⸗ fähigkeit der Regierung. Die Staatsregierung erkenne die großen Interessen an, die sich daran knüpften, und werde, sobald es finanziell und wirthschaftlich möglich sei, dem Hause zur derselben eine Vorlage machen.

Abg. Sombart empfahl die Anlage eines Kanals von Anklam über Demmin nach Damgarten.

Der Regierungskommissar Ministerial⸗Direktor Schultz hielt die Rentabilität des Kanals für nicht nachgewiesen; gleichwohl habe der Minister den Ober⸗Präsidenten von Pom⸗ mern aufgefordert, das vorhandene Material zu ergänzen und weitere Verhandlungen mit den Interessenten zu führen.

Abg. Dr. Lotichius wünschte die Kanalisirung der Lahn.

Auf eine Anfrage des Abg. Broemel gab der Minister der öffentlichen Arbeiten, von Maybach, die Erklärung ab, daß kein Grund vorliege anzunehmen, daß nicht noch in der gegenwärtigen Session eine Vorlage in Bezug auf die Erhöhung der Beamtengehälter das Haus beschäftigen werde. Die Vorarbeiten nähmen einige Neit in Anspruch, da sämmtliche Ressorts betheiligt seien.

as Haus werde hoffentlich⸗recht bald in den Besitz der be⸗ züglichen Vorlage kommen.

Abg. Dr. Wuermeling sprach Angesichts der Erklärung des Ministers die Hoffnung aus, daß derselbe, sobald die nöthigen Kräfte zur Verfügung stehen würden, an die Vor⸗ arbeiten für die Durchführung des Mittellandkanals nach der Elbe gehen werde.

Abg. Riesch wies auf einige Mängel der für den Reg.⸗ Bez. Kassel ergangenen Baupolizeiordnung hin.

Abg. Szmula fürchtete von dem Mittellandkanal eine gefährliche Konkurrenz der Kohle des Westens für die ober⸗ schlesische Kohle und befürwortete den Bau eines Donau⸗ Oderkanals. 8

Abg. Graf von Kanitz versprach sich von dem Mittel⸗ landkanal keinen Nutzen für den Osten. Der Kanal komme wesentlich der westlichen Industrie su Gute, die deshalb auch einen Theil der Kosten tragen sollte. Es empfehle sich, die Angelegenheit der Entscheidung des Ministers zu überlassen, der am besten die entgegenstehenden Interessen gegen einander ab⸗ mudqgen werde. 8

bg. Wirth befürwortete die Kanalisirung der Lahn. (Schluß des Blattes.)

(Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Beilage.)

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8 Zeitungsstimmen.

Die Blätter widmen heute vornehmlich der Rede Sr. Majestät des Kaisers und Königs bei dem Mittags⸗ des Brandenburgischen Provinzial⸗Landtages ihre Betrach⸗ ungen.

So schreibt der „Hannoversche Courier“:

„An das ganze deutsche Volk ist die Rede gerichtet gewesen, die Kaiser Wilhelm vor den Mitgliedern des Brandenburgischen Provinzial⸗ Landtages am Mittwoch gehalten hat. Wenn sich der Monarch unmittelbar zunächst nur an diesen gewendet und vorwiegend der engen Beziehungen zwischen den Hohenzollern und der Brandenburger Mark gedacht hat, so darf doch auch diese jüngste Ansprache wohl in noch weit höherem Maße, als alle vorhergegangenen, als mittelbar an die gesammte Nation gerichtet betrachtet werden. Kaiser Wilhelm II. spricht nicht nur gern, er spricht auch gut und zur rechten Zeit, und was er sagt, besteht nicht bloß in schönen Redewendungen, sondern wirklich inhaltsvolle Worte sind es, die stets überall lauten Widerhall wecken. Wer sich mit dem Wortlaut der Kaiserlichen Ansprache bekannt gemacht hat, wird aus derselben sofort berausgefühlt haben, daß sie eingegeben ist von den edelsten Gefühlen und von klarem Verständniß für das, was ihr leitender Grundgedanke ist: Ein Erfassen des ganzen Ernstes unserer Zeit und der großen Aufgaben derselben, deren Lösung zu einer unabweisbaren Forderung geworden ist. Tiefe des Gemüthes und offene Herzllichkeit, Ueberzeugungstreue

vertrauen klingen dabei aus jedem Satz heraus und enthüllen uns das ganze reiche subjektive Empfinden des jugendstarken Monarchen Dieses Empfinden aber kann jeden deutschen Mann nur mit Freude und Stolz erfüllen; es zeigt, daß Kaiser Wilhelm für eine Zeit, wie die jetzige, die rechte Persönlichkeit ist, für die Wollen und Vollbringen nicht verschiedene Dinge sind, für die auch die weitesten Zeele nicht unerreichbar erscheinen und die nimmer erlahmen wird in dem Kampf um die Erbaltung der höchsten Güter der Menschbeit. Einen solchen Herrscher auf dem Thron zu wissen. muß uns Allen Beruhigung in der Gegenwart gewähren und Zuversicht für die Zukunft.

Der Kern der Ansprache des Kaisers gilt in erster Linie den sozialen Verhältnissen, wie sie sich im Laufe der Zeit unaufhaltsam im Innern des Deutschen Reichs herausgebildet haben. Das deutsche Volk weiß es, und der Kaiser selbst hat es schon zu wiederholten Malen erklärt, daß er wie sein hochseliger Großvater nicht in kriege⸗ rischen Eroberungen, sondern in den Werken des Friedens, auf dem Gebiet nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung allezeit ein Mehrer des Reichs sein will, und so hat auch diesmal wieder Kaiser Wilhelm mit allem Nachdruck betont, daß die Hebung des Handels und der Industrie auf der einen und Fortbau an den Aufgaben, welche die Botschaft vom 17. November 1881 bezeichnet hat, auf der anderen Seite die Ziele sind, die er sich gesteckt hat. Seit seinem Regierungsantritt sehen wir den Monarchen unablässig bemüht um die Verwirklichung dieses Programms, und um des inneren Aus⸗ baues des Reichs willen ist er auch rastlos bemüht um die Aufrecht⸗ erhaltung des Friedens nach außen hin. „Kaiser Wilhelm,“ so schrieb dieser Tage ein amerikanisches Blatt, „sah Deutschland eine Nation werden und trägt jetzt die schwerste Pflicht, die ein Kaiser seit Karl dem Großen gchabt hat, es auch als Nation zu erbalten.“

Dies ist aber nur möglich, wenn neben der äußeren Festigung des Reichs auch dessen innere Konsolidirung fortschreitet, und hier ist es, wo der Kaiser Angesichts der bedrohlichen Erscheinungen der letzten Zeit persönlich und mit allem Nachdruck eingreifen zu sollen geglaubt hat. Wenn über die Art dieses Eingreifens nach der Rede an den Staatsrath und nach Veröffentlichung des Programms für die Arbeiterschutz⸗Konferenz überhaupt noch ein Zweifel hätte bestehen können, so wäre er jetzt durch die Ansprache an den Branden⸗ burgischen Provinzial⸗Landtag beseitigt: Kaiser Wilhelm schreitet lediglich auf dem von seinem Großvater betretenen Wege der sozial⸗ politischen Reform fort, er gedenkt das ihm anvertraute Pfund im Sinne Kaiser Wilhelm's I. zu mehren, ohne irgend das wirthschaft⸗ liche Leben der Nation antasten und schädigen zu wollen. Ebenso wenig wird der Kaiser der guten Dienste des Fürsten Bismarck, so lange dieser noch die rechte Arbeitskraft in sich fühlt, entrathen wollen, wie ein Thbeil der Presse mit sichtlicher Genugthuung anzu⸗ nehmen geneigt war. Auch dieser Unterstellung haben jetzt die Worte des Kaisers den letzten Rest von Glaubwürdigkeit entzogen. Der Monarch und sein erster Berather stehen unentwegt zusammen auf dem Boden der Kaiserlichen Botschaft vom Jahre 1881. Darüber hinauszugehen, liegt dem Einen so fern wie dem Andern.

Außer dieser hocherfreulichen Klärung der Sachlage enthält aber die Kaiserliche Ansprache auch noch eine scharfe Mabhnung an die Feinde der staatlichen Ordrung im Reich. Wie Kaiser Wilhelm bereit ist, soweit als thunlich erscheint den berechtigten Wünschen der Arbeiterwelt entgegenzukommen und persönlich für die Erfüllung aller wirklich begründeten Forderungen derselben zu wirken, so wird er andererseits keinen Augenblick zaudern, falls die Arbeiterbewegung, soweit sie mit der Sozialdemokratie sich gemein macht, unter Mißachtung der gesetzlichen Schranken ausarten sollte, die revolutionären Ele⸗ mente mit eiserner Faust niederzuhalten. Das dürften sich vor Allem Diejenigen gesagt sein lassen, die in Verkennung der wirklichen Sachlage in der mit den Kaiserlichen Erlassen eingeleiteten weiteren inneren Friedensarbeit ein Zeichen der Schwäche und Furcht vor der sozialdemokratischen Hochfluth erblicken möchten. Der Kaiserlichen Warnung sollten sich die Arbeiterkreise nicht verschließen. Sie sollten sich mit aller Entschiedenheit lossagen von jenen vaterlandslosen und in Wirklichkeit volksfeindlichen Bestrebungen der internationalen Welt⸗ verbesserer, die unter der Firma der Sozialdemokratie den Samen der Zwietracht, des Hasses und der Unzufriedenheit ausstreuen und nur Unheil in die Welt bringen. Wir hoffen namentlich im Vertrauen auf den doch vielfach in der deutschen Arbeiterwelt vorherrschenden gesunden Geist, daß die Warnung des Kaisers nicht ungehört verhallt, daß es nicht zum Aeußersten kommt, und die Drohung von höchster Stelle nicht ausgeführt werden muß. Die große Mehrheit des deutschen Volks wird nach Kräften den Kaiser in seinen hochherzigen Absichten zu unterstützen bereit sein und so kann es doch noch gelingen, das große Werk unserer sozialpolitischen Reform zu allseitiger Befriedigung seiner Vollendung entgegenzuführen ohne schwere innere Kämpfe, wo ein ganzes Volk, auch die von ihr Irregeführten, der Sozialdemokratie und ihren Begünstigern fluchen würde.“

Die „Hamburgischen Nachrichten“ führen aus: eWer sich über die Beschaffenheit des bedeutenden Eindrucks, den der Trikspruch auf Jedermann, gleichviel welcher politischen Richtung er angehöre, machen muß, Rechenschaft zu geben sucht, wird finden, daß es abermals die Bekundung der starken Individualität des Kaisers ist, welche in erster Linie fascinirt. Tiefe Innerlichkeit des Empfindens, philosophische Resignation äußern sich neben voller Willensstärke und selbstbewußtester Berufung auf die Größe und Heiligkeit seines hohen S während die von echt hohenzollernschem Geist erfüllte ürdigung des Verhältnisses zwischen dem Herrscherhause und den Brandenburgern, die warmherzige Schilderung des treuen Zusammen⸗ haltens beider in Noth und Tod ebenso sehr bewegt, wie anderer⸗ seits das hohbe Maß von Offenheit, mit welcher der Kaiser die heutige 8 und seine eigene Stellung ins Auge faßt, Bewunderung Besondere Aufmerksamkeit wird in letzter Hinsicht zuvörderst die Erklärung des Kaisers erregen, daß seine ehlerc mißgedeuteten Reisen außer den bekannten Zwecken auch noch den gehabt haben, ihn, den Kaiser, selbst, dem Parteigetriebe entrückt, die heimischen Verhältnisse aus der Ferne in Ruhe einer Prüfung unterziehen zu lassen. Anknüpfend an die Kämpfe und Ziele der Brandenburger sprach der Kaiser von den großen Fortschritten, die Preußens und Deutsch⸗ lands Gewerbe und Handel besonders unter der Regierung seines Großvaters, unseres großen Kaisers Wilhelm I., gemacht hätten, und

erklärte es als sein

e vornehmste Aufgabe, das weitere Aufblühen

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und hoher sittlicher Ernst, Thatkraft und unverzagtes Selbst-

unserer wirthschaftlichen Thätigkeit zu fördern. Hätte es nach dem Bekanntwerden des Programms für die Berliner internationale Ar⸗ beiterschutz⸗Konferenz, nach den Verhandlungen des Staatsraths und der Theilnahme des Kaisers daran noch eines B.weises dafür bedurft, daß der Kaiser nicht daran denkt, unser ganzes Wirthschaftsleben einer „an sich löblichen, aber unausführ⸗ aren Idee wegen in schwere Gefahren zu stürzen, er wäre durch diese Versicherung erbracht. Wohl verkündet der Kaiser wiederholt es als seine Aufgabe, sich um das Wohl der unteren Klassen zu bekümmern; aber mit größtem Nachdruck erklärt er, daß er dabei in den Fußstapfen Kaiser Wilhelm's I vorwärts schreiten werde: die Ziele, die sein hochseliger Großvater sich gestellt, habe er sich angeeignet. Dabei kann sich auch die kleinmüthige Aengstlichkeit, der Pessimismus beruhigen, welcher in letzter Zeit so mancher An⸗ fechtung durch vage Zeitungsmittheilungen ausgesetzt war. Wenn der Kaiser das ihm anvertraute Pfund im Sinne Kaiser Wilhelm's I. nach Kräften zu mehren gedenkt, wird die Zahl derjenigen Deutschen die ihm dabei behülflich sein wollen, die ungeheure Majorität der Nation ausmachen“.

An die Rede des Kaisers knüpft der „Reichsbote“ folgende Betrachtung:

„Es sind wahrhaft Königliche Worte, die den Kaiser noch mehr dem Herzen des Volkes näher bringen, Liebe und Vertrauen erwecken. Wie beschämt müssen doch alle die dastehen, welche über die Reisen des Kaisers allerlei kleinliche Bewerkungen machten, indem sie an den Kaiser den Maßstab eines gewöhnlichen Vergvügungsreisenden anlegten wenn sie hier hören, von welchen hohen Gedanken der Kaiser bei seinen Reisen erfüllt war. Er zog sich in die Stille des Weltmeeres mit einer kleinen Schaar getreuer Männer zurück, um dort entrückt dem Parteigetriebe des Tages, die Verhältnisse seines Reichs und Volkes vor seine Seele treten zu lassen, sie dort von diesem er⸗ habenen Standpunkte aus, wo die kleinen Unterschiede der Menschen und Verhältnisse verschwinden und die Wahrkeit und Wesenbaftigkeit in ihrer Reinheit hervortritt, einer Prüfung zu unterziehen. Und dort in der Stille, auf hoher See, unter Gottes Sternenbimmel hat der junge Kaiser Einkehr bei sich selbst gehalten; seinen großen Beruf vor Augen, seine eigene Kraft prüfend sich reinigend von Selbstüber⸗ n ung, 1I Kraf und Freudigkeit holend, im Auf⸗

ick zu Gottes Macht und Barmbherzigkeit. Kann man sich ein schöneres berzerguickenderes Bild denken? Demüthig aber stark mit gutem Gewissen und freudigem Muth kehrt er in sein Reich zurück nicht um übermüthige, eigenwillige Experimente zu machen, sondern um, getreu der Kontinuität des hobenzollernschen Hauses, in die Fußstapfen seiner großen Vorfabren zu treten und ihr Werk fortzusetzen „astlos für das W Landes und Volkes thätig zu sein.“ Insbesondere ist es sein erziger, volksfreund⸗ licher, beldenhafter Großvater, den er sich zum Vorbilde er⸗ wählt hat. Wie dieser, so sieht auch r als echter König von Goltes Gnaden „in dem ihm überkommeren Volke und Lande ihm von Gott angvertrautes Pfund, welches zu mehren seine Aufgabe ist und worüber Er dereinst Recher⸗ schaft abzulegen haben werde.“ Das sind Worte, welche das Herz dez christlichen Volkes aufs Wärmste berühren werden. Zu einem Könige, der so sein Amt auffaßt, der in seinem Volke und Lande ein ihm von Gott anvertrautes Pfund sieht über dessen Verwaltung er Gott dereinst Rechenschaft zu geben hat kann und h trauen baben. Wenn das Volk weiß, daß die Sorge für sein Wobl seines Königs und Kaisers höchste und Aufgabe ist, mit der er vor Gottes Angesicht steht, so bindet d die Herzen an den Kaiser, wie die Herzen der Ki an den Vater. Mit festem männlichen Ernst tritt er an diese seine Aufgabe beran, das Wohl seines Volkes und Landes zu mehren; und jeder, der ihm dabei behülflich sein will, ist ihm willkommen, ab durch Feindseligkeit läßt er sich nicht beirren; wenn nicht anders d thatsächliche Widerstand zu überwinden ist, so hält er es für seine Königliche obrigkeitliche Pflicht, ihn zu zer chmettern. Zum rechten Könige gehört nicht bloß die rechte Erkenntniß und ein warmes, treues Herz, sondern auch ein fester, eiserner Wille, der vor keinem Hinderniß, keiner Schwierigkeit und keiner Feindschaft zurückschreckt, der in schweren Tagen das Wohl seines Volkes vor sich, Gottes Barmherzigkeit und Gerechtigkeit über sich sehend, vorwärts geht mit dem Entschluß, es muß gehen oder brechen. Es hat einen scharfen Klang, das Wort Zzerschmettern“ aber aus dem Munde eines Königs, der sich so klar bewußt ist, daß er Gott muß Rechenschaft geben über seine Handlungen, kann man es hören, da man weiß, daß es nur dem Bösen gilt, und dem Bösen, dem Umsturz, dem Verbrechen gegenüber bilft nur ein fester Wille und eine starke Hand. ...

Es sind klare kraftvolle Worte, die uns zeigen, daß an der Spi des Deutschen Reichs ein Mann steht, der klar weiß, was er wi aber auch will, was er weiß, ein Mann von reiner, edler, mensch⸗ licher Empfindung, der auf dem Boden der cristlichen Welt⸗ anschauung stehend, seinen Kaiserlichen und Köuiglichen Beruf im höchsten sittlichen Sinne erfaßt. Wie thun diese festen klaren Worte so wohl in allem dem Gezerre des politischen Parteitreibens und des mittelparteilich kleinlich klügelnden Opportunismus. Ein solcher Mann thut nicht bloß Deutschland, er thut Angesichts der Umsturz⸗ und Rachebestrebungen ganz Europa noth. Deutsches Volk, dieser Mann ist dein Kaiser, sei stolz auf ihn, schenke ihm deine Liebe, dein Vertrauen und dein Gebet, daß Gott ihn führe, ihm die rechten Rathgeber schenke und ihn segne auf allen seinen Wegen!“

Zum Schluß führen wir noch an, was die „Kölnische 29„ 5

Zeitung“ über die Rede sagt:

„Wie der Kaiser selbst in seiner Rede an die brandenburgischen Provinzialstände der schönern Heimath gedachte, die seine Vorgänger mit der Mark Brandenburg vertauschten, so möchte man durch die geistige Beweglichkeit der Form dieser Ansprache, welche den sach⸗ lichen Inhalt mit poetischen Anschauungen und Vergleichen ver brämt und mit Gedanken durchsetzt, die aus dem innersten Seelen⸗ leben hervorquellen, fast an jenen süddeutschen Ursprung des Kaiser⸗ lichen Hohenzollernsprossen gemahnt werden. Rastlose Thätigkeit 8 für das Wohl des Vaterlandes bleiht der Wahlspruch des Kaisers. Seine erste Pflicht hatte er in der Sicherung der Ruhe nach außen gesehen: jetzt richtet er seinen Blick auf die inneren Aufgaben. Hier steht ihm zunächst das Wohl der unteren Klassen seiner Unter thanen; er spricht die Hoffnung aus, daß die Berathungen des Staatsraths bald ihre Frucht in einem segensreichen Gesetzentwurf tragen werden. Es steht im Zusammenhang mit den inneren Aufgaben, wenn der Kaiser den vielbemerkten Ausspruch thut: „Diejenigen, welche mir behülflich sein wollen, sind mir von Herzen willkommen, wer sie auch seien. Diejenigen jedoch, welche sich mir bei dieser Arbeit entgegenstellen, zerschmettere ich.“ Es bedarf keiner Erläuterung, daß hier an einen gewaltthätigen Wider⸗ stand gedacht ist, nicht an eine innerhalb der gesetzlichen Schranken sich bewegende Thätigkeit, welche nach anderen Zielen strebt ode dieselben Ziele mit andern Mitteln erreichen möchte, als der Herrsche

es für richtig häalt. Zum Glück braucht Deutschland einen gewalt⸗ samen Umsturz nicht so bald und so leicht zu fürchten; aber es schadet auch nicht, daß es den innern Feinden klar und kräftig gesagt wird, was ihrer erwartet, wenn sie sich unterfangen sollten, einen Versuch der Verwirklichung ihrer Anschläge zu machen.“ G

Archiv für Post und Telegraphie.

blatt des Reichs⸗Postamts. Nr. 3. Inhalt:

Aufsätze: Rede des Staatssekretärs Dr. von Stephan bei der Ge dächtnißfeier im Elektrotechnischen Verein am 28. Januar 1890. W“ der zweiten Lesung sowie die dritte Lesung des Etats der Reichs⸗Post⸗ und Telegraphenverwaltung für 1890/91 im Reichs⸗ tage. Ankauf des Kabels Cuxhaven— Helgoland durch das Deutsche

Mittheilungen: Die Einwanderung in die Vereinigten Staaten von

Amerika Projekt einer Eisenbahn auf die „Ju * im Bermr Oberland. Cisenbahn ohne Lokomotive und Ranofran⸗ Benutzih .

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Reich. Die Presse und das Verlagsrecht in China. II. Kleine 8