1890 / 63 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 11 Mar 1890 18:00:01 GMT) scan diff

noch zahlreich, der Verlauf aber ein milderer, die Zahl der Sterbe⸗ fälle sank auf 11 (von 20 der Vorwoche). Unter den rheumatischen Beschwerden kamen namentlich Erkrankungen an akutem Gelenk⸗ rheumatismus in größerer Zahl zur ärztlichen Behandlung.

Ein ungenannter Wohlthäter übersandte, wie bereits im ver⸗ gangenen Jahre, dem Vorstande des Vereins der Berliner Volksküchen von 1866 zur Erinnerung an den Sterbetag des Kaisers Wilhelm I. 300 mit dem Wunsche, die Summe „im Sinne der Kaiserin Augusta, des Vorbildes treuer Pflichterfüllung und Menschenliebe, am 9. d. M. verwendet zu sehen.“ Der Vorstand ist, wie die „B. B. Ztg.“ mittheilt, diesem Wunsche mit Freuden nachgekommen. An dem Gedächtnißtage fand eine Gratisspeisung Hülfsbedürftiger statt.

Danzig, 10. März. (D. A. Ztg.) Von der Weichsel wird aus Bohnsack unter dem gestrigen Tage berichtet, daß in Folge des Umspringens des Windes von Westen nach Süden das Eis flott der

Erschließung Afrikas verdient haben, Belgier. Die Ausstellung soll enthalten die Porträts und Reliquien von hervorragenden Forschern, Karten, Bücher, Photographien, Tropenausrüstung ꝛc., die Porträts von Missionaren, Idole und andere heidnische Kultgegenstände. Ferner werden dem Sklavenhandel, den Produkten des Landes und den Eingeborenen sowie der Fauna besondere Abtheilungen gewidmet, so daß, da eine große Anzahl von Afrikareisenden und Gesellschaften ihre Samm⸗ lungen zur Verfügung gestellt haben, eine sehr bemerkenswerthe Aus⸗ stellung zu Stande kommen wird. Das Vicepatronat hat Stanley übernommen, zu dessen Verherrlichung die Ausstellun inscenirt ist.

London, 7. März. (Magd. Ztg.) Die britische und aus⸗ wärtige Bibelgesellschaft feierte heute den 85. Jahrestag ihres Bestehens. Nach guter alter Sitte wird an jedem Jahrestage ein Kuchen gebacken, der gerade soviel Pfund wiegt, wie der Verein Jahre zählt und unter die jugendlichen Freunde, die sich zu dem

weck im Bibelhause, Queen Victoria Street, versammeln, vertheilt.

daneben einige

New⸗York, 8. März. (A. C) Nahe der White Earth Indianer⸗Reservation in Minnesota wurden Ende Februa die Leichen von 60 Indianern aufgefunden, welche durch Hunger und Kälte umgekommen waren. Die anhaltende aus⸗ vse pele strenge Witterung hatte Fischen und Jagen unmöglich gemacht.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Budapest, 11. März. (W. T. B.) Dem, Pester Lloyd“ zufolge würde das von dem Grafen Szapäry zu bildende Kabinet sich am Ende dieser Woche dem Parlamente vorstellen. Da Graf Teleky aus dem Ministerium aus⸗ scheidet, so dürfte dem Obergespan Grafen Zichy das Mi⸗ nisterium des Innern angeboten werden.

Mündung zutreibt.

waren. Die

ihre Theilnahme an dem Feste zugesagt haben.

von Bayern gerichtet werden.

Hamburg, 9. März. (Dtsch. Tagebl.) In der vergangenen Nacht wüthete ein vollständiger Orkan auf der Ostsee. Auf der Strecke Kopenhagen—Lübeck war das Unwetter so bedeutend, daß der fällige schwedische Postdampfer „Falke“ erst mit einer Ver⸗ spätung von 5 Stunden in Travemünde eintreffen konnte. Die Passagiere waren voll des Lobes über den unerschrockenen Kapitän und die Mannschaft, die mit der größten Ruhe und Umsicht den Ge⸗

fahren trotzten.

Bozen⸗Gries. Der „Magdeb. Ztg.“ wird geschrieben: Die Erinnerung an die Anwesenheit des verewigten Deutschen Kaisers Friedrich III, welcher als Kronprinz im Jahre 1884 nebst der damaligen Frau Kron⸗ prinzessin Victoria und den Prinzessinnen⸗Töchtern längere Zeit im in Gries Aufenthalt genommen Die aus tiroler Marmor mit grüner Stein⸗Umrahmung hergestellte und mit Widmungsinschr ift versehene Erinnerungstafel findet ihren Platz neben dem Portal des inmitten von Promenaden und blumenprangenden Parkanlagen reizend ge⸗ aufgefordert worden, dem Comité beizutreten, das in drei Sektionen

für die antike und moderne Kunst sowie für die Musik ein⸗

Kurvorstehung hat zur bleibenden

Kurhotel „Austria“ Gedenktafel errichtet.

legenen Kurhotels.

Die Eisbrechdampfer werden daher im Stande sein, die Arbeiten bei Rothebude heute mit Erfolg aufzunehmen.

München. (Presse.) Der Herzog Dr. Karl Theodor in Bayern kat während einer zweimonatlichen Thätigkeit in seiner Augenklinik in Schwabing etwa 650 Fälle behandelt, worunter weit über 100 Operationen mit beinahe einem Drittel Staar⸗Operationen Zahl der Kranken schwankt derzeit zvischen 30 und 35. Der Herzog nimmt täglich drei bis vier Operationen vor.

Ulm, 9. März. (Schwäb. Merk) In der gestrigen Sitzung der General⸗Direktion für das Münsterfest machte Ober⸗Bürger⸗ meister von Heim die Mittheilung, daß der König und die Königin Nunmehr werden Einladungen an Se. Majestät den Kaiser und den Prinz⸗Regenten

Das aus Mitgliedern der Kurvorsteh ung gebildete je Denkmal⸗Comité hat seine Aufgabe soweit durchgeführt,

halten. jeder in England

musterhaft auf.

Morfa bei Taibach hat heute stattgefunden, durch die

Kleinindustrie zu

hatte, eine

daß am getheilt ist.

7. April d. J. die Enthüllung der Erinnerungstafel in feierlicher

Weise mit Gedenkrede, Festeoncert u. s. w. stattfinden kann.

London. (Fkf. Journ.) Im Laufe dieses Monats wird hier eine Afrikanische Ausstellung unter dem Protektorat des Königs der Belgier eröffnet werden, welche die charakte risti⸗ schen Phasen der Entwickelung des tropischen Afrika drei darstellen soll und eine äußerst reichhaltige zu werden 1G Das welche

Comité umfaßt so ziemlich alle Engländer,

New⸗York, 7. Mäérz.

hintere Theil des Wagen bestand, los. 7 getödtet und 15 verletzt.

sich um die

urch den Erwerb der Fry'schen Sammlung englischer Bibeln hat die Bibliothek der Gesellschaft einen äußerst werthvollen Zuwachs er⸗ Der verstorbene Chokoladenfabrikant Fry in Bristol hatte sein ganzes Leben lang unablässig danach getrachtet ein Exemplar von gedruckten Bibel aufzutreiben. Nach seinem Tode bot sein Sohn der Bibelgesellschaft die Sammlung für den Preis von 6000 Pfd. Sterl. an und war Willens, selbst 1500 Pfd. Sterl. beizusteuern. Das Anerbieten wurde angenommen und Freunde der Gesellschaft brachten die fehlenden 4500 Pfd. Sterl. auf.

London, 8. März. Zum Untergang des Dampfers, Quetta“ wird aus Melbourne gemeldet, Resident auf der Donnerstagsinsel, wo die geretteten Passagiere und Mannschaften der „Quetta“ landeten, erklärte, daß nur die java⸗ nesischen Zwischendeck⸗Passagiere sich stürzten, als das Schiff zu sinken begann. Die Lascars, welche einen Theil der Mannschaft des Dampfers bildeten, führten sich

Cardiff, 10. März. (W. T. B.) In der Kohlengrube

mehrere schüttet wurden. Man fürchtet, daß eine große Anzahl derselben dabei den Tod gefunden hat.

Rom, 6. März. Das hiesige Sub⸗Ceomité für die Aus⸗ stellung in Palermo hat dem Vorschlage seine Zustimmung er⸗ theilt, mit der genannten nationalen Ausstellung eine internatio⸗ nale Ausstellung von Motoren und Maschinen für die verbinden und hat ein Comité zur Vorbereitung der letzteren der gleichzeitig geplanten Kunstausstellung sollen auch die in Italien lebenden fremden Künstler zugelassen werden, und dem⸗ gemäß sind die Präsidenten der hiesigen französischen und spanischen Akademie sowie der Sekretär des deutschen archäologischen Instituts

(Bureau Reuter.) Lake Shore Eisenbahn im Staate New⸗York liegenden Stadt Ham⸗ burg ereignete sich gestern Abend ein Eisenbahnunglück. Der in voller Fahrgeschwindigkeit Zuges riß sich vom vordern Theil, welcher aus der Lokomotive und Personen wurden in Folge dessen

briken.

Mr. Douglas, der Regierungs⸗

in die Boote

eine bedeutende Explosion wohnen.

hundert Bergleute ver⸗

besonderes wählte in

in Neapel eingerichtet. Zu

Unweit der an der

einherbrausenden

Paris, 11. März.

Konstantinopel, 11. März. von Plüskow, Kaiser Wilhelm dem und Trommeln tung eines Tambourmajors und zweier Unteroffiziere hier eingetroffen und von einem Palastbeamten am Bahnhof Heute Abend wird der Sultan die ihm übersandten Pferde und Trommeln in Empfang nehmen. Major von Plüskow wird später im Palais einem Diner zu Ehren des deutschen Botschafters von Radowitz bei⸗

empfangen worden.

Belgrad, 11. März. der gestrigen didatenliste der Regentschaft für den Staatsrath 8 Mitglieder, darunter 3 Radikale, nämlich den Minister⸗ Präsidenten Gruitsch, den Finanz⸗Minister Wuitsch und den Gouverneur des Königs Dokitsch; Hierauf ernannte die Skupschtina 16 der Regentschaft vorzuschlagende Kandidaten, nämlich 15 Radikale, darunter sämmtliche Minister, ausgenommen Tauschanovitsch und den Kriegs⸗Minister, und einen Liberalen, nämlich den ehemaligen Minister Avakumovitsch. Belgrad, 11. März. keiten bezüglich der Staatsrathsfrage gelöst sind, hat der Minister des Innern, Tauschanovitsch, seine Demission zurückgenommen; die Krisis ist somit beseitigt.

einen Neutralen.

(W. T. B.)

welcher die von Sr.

überbringt, ist vorgestern in

Konstantinopel, 11. März. (W. T. B.) Die „Agence de Constantinople“ erfährt, die Bemühungen Bulgariens wegen Anerkennung des Prinzen Ferdinand hätten geg Pforte keine Aussicht auf Erfolg. Die hierauf bezügliche Unterredung des Großveziers mit dem bulgarischen Vertreter Vulkowitsch sei für Letzteren nicht ermuthigend gewesen.

(W. T. B.) Die an⸗

Abendsitzung aus der

ferner 4 Liberale und

(W. T. B.)

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

Wetterbericht vom 11. März, 8 Morgens 8 Uhr.

Stationen. Wind.

Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp

rred. in Millim Temperatur in 0 Celsius

wiederholt:

Mullaghmore 762 SW berdeen. 752 WSW Christiansund 729 WSW S8Regen

7 5 8 Kopenhagen. 757 SW 8hen 2 1

—,— ¹

Stockholm. 748 S Schnee aparanda. 747 SO 2bedeckt t. Peterbbrg 765 SS wolkenlos

Moskau 1769 heiter

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Cork, Oueens- —. 768 4 wolkig 1I 4 bedeckt 764 4 wolkig 758 1t Dunst 763 Regen 764 Regen 766 wolkig

—öP— S

Pärts . . .. 773 S bedeckt ünster. 767 SW Regen Karlsruhe.. 773 SW bedeckt 772 SW Regen 77 SW heiter 771 SW wolkig 767 SW

Regen 775 W wolkenlos 771 S

wolkenlos 777 NW bedeckt 770 ORNO wolkenlos 769 ONO

ScchgaeaseeegeneSnn . Oo SSnOSc-Co,boFn-

wolkenlos

Uebersicht der Witterung.

Ein Minimum unter 729 mm liegt an der mitt⸗ leren norwegischen Küste, in Wechselwirkung mit einer Zone hohen Luftdrucks, die sich vom Bis⸗ kapischen Busen ostwärts nach dem südlichen Rußland erstreckt, im Nord⸗ und Ostseegebiete starke, stellen⸗ weise stürmische südliche, bis westliche Winde ver⸗ ursachend. In Deutschland ist das Wetter im Norden warm, trübe und regnerisch, im Süden wolkig, bei nahezu normalen Wärmeverhältnissen. In Haparanda wurde Nordlicht beobachtet.

Deutsche Seewarte.

——õẽ——ẽẽèẽèéèéxé4é—ũ —ꝑℛE,ẽ!MñUS ꝗõuEMĩ2ãẽööẽLSS Q F⸗çUW4 iieewens Theater⸗Anzeigen.

Rönigliche Schauspiele. Mittwoch: Opern⸗ haug. 60. Vorstellung. Der Trompeter von Säkkingen. Oper in 4 Akten nebst einem Vorspiel voy Victor E. Neßler. Text mit autorisirter theil⸗ weiser Benutzung der Idee und einiger Original⸗ Lieder aus J. Victor von Scheffel’s Dichtung, von R. esge Ballet von Charles Guillemin. Di⸗ rigent: Musikdirektor Wegener. Anfang 7 Uhr. Schauspielhaus. 62. Vorstellung. Die Onitzow's. Vaterländisches Drama in 4 Aufzügen von Ernst von Wildenbruch. Anfang 7 Uh 1

2 4 1“ 24 8

Oper in 4 Akten von G. Verdi. Text von Arrigo

Boito. Für die deutsche Bühne übertragen von Max Kalbeck. Anfang 7 Uhr.

Schauspielhaus. 63. Vorstellung. Zum 1. Male

9 Feurige Kohlen. Charakterbild in

5 Aufzügen von Ottomar Beta. Anfang 7 Uhr.

Beutsches Theater. Mittwoch: Die Stützen

der Gesellschaft. Donnerstag: Der Uuterstaatssekretär. Freitag: Der Pfarrer von Kirchfeld. Sonnabend: Krieg im Frieden.

Verliner Theater. Mittwoch: Der Veilchen⸗ fresser.

Donnerstag: Zum 1. Male: Galante Könige.

Freitag: 26. Abonnements⸗Vorstellung. Galante Könige.

Tessfing -Theater. Mittwoch: Die Ehre. Schauspiel in 4 Akten von Hermann Sudermann.

Donnerstag: Die Ehre.

Freitag: Die Ehre.

Sonnabend: Zum 1. Male: Das vierte Fne Volksstück in 4 Akten von Ludwig Anzen⸗ gruber.

Wallner-Theater. Mittwoch: Neu einstudirt: O, diese Männer! Schwank in 4 Aufzügen von Julius Rosen. Anfang 7 Uhr. b

Donnerstag: Die Nachbarinnen. Posse in 3 Akten von Raymond und Gastyne. Vorher: König Kandanle.

—O9

Bictoria-Theater. Mittwoch: Zum 206. M.: Stanley in Afrika. Zeitgemälde in 10 Bildern von 809. Moszkowski und Richard Nathanson. Musik von C. A. Raida. Ballet von C. Severini. Anfang 7 ½ Uhr. 8* 8

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater.

Mittwoch: Mit neuer Ausstattung: Zum 56. Male: Der arme Jonathau. Operette in 3 Akten von Hugo. Wittmann und Julius Bauer. Musik von Carl Millöcker. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. 5 Hr. Kapell⸗ ist Federmann. Anfang 7 Uhr. Donnerstag: Der arme Jonathan.

Z11“ 111“ Residenz-Theater. Direktion: Sigmund 2 burg. Miltwoch: Zum 33. Male: Maranise. Lustspiel in 3 Akten von Victorien Sardou. Deutsch von Robert Buchholz. Anfang 7 ¼ Uhr. Donnerstag: Marquise. 1

Donnerstag: Opernhaus. 61. Vorstellung. Othello.

Belle-Alliance-Theater. Mittwoch: Mit

gänzlich neuer Ausstattung an Dekorationen, Kostümen, Requisiten, maschinellen Einrichtungen u. elektrischen Beleuchtungs⸗Effekten: Zum 12. Male: Der Nautilus. Großes Ausstattungsstück mit Gesang und Tanz in 4 Akten und 13 Bildern nach Jules Verne von Carl Pander. Musik von E. Christiani und A. Wicher. Ballets und Gruppirungen von der Balletmeisterin Maria Volta. Musik⸗Dirigent: Hr. Kapellmeister A. Wicher. In Seene gesetzt vom Direktor Sternheim. Anfang 7 ½ Urr.

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

11“

Central-Theater. Direktion: Emil Thomas.

Mittwoch: Letzte Aufführung, Zum 26 Male: Ein gemachter Mann. Posse mit Gesang in 3 Akten (5 Bildern) von Eduard Jacobson. Musik von G. Michaelis und G. Steffens. Couplets von Alfred Bender. In Scene gesetzt vom Direktor Emil Thomas. Anfang 7 ½ Uhr

Donnerstag: Zum 1. Male: Ein sideles Haus. Novität. Posse mit Gesang in 4 Akten nach einer vorhandenen Idee von W. Mannstädt. Musik. von G. Steffens. In Scene gesetzt vom Direktor Emil Thomas.

Adolph Ernst-Theater. Dresdenerstraße 72.

Mittwoch: Zum 33. Male: Der Goldfuchs. Gesangsposse in 4 Akten von Eduard Jacobson und Leopold Ely. Couplets theilweise von Gustav Görß. Musik von Franz Roth. Anfang 78 Uhr.

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung. 1

1 8 8 Krania, Invalidenstraße 57/62, geöffnet von

12 11 Uhr. Mittwoch um 7 ½ Uhr: Hr. Spies: Ueber Spectral⸗Analyse. 4 Hr. Spie

Circus Renz, Karlstraße. Mittwoch, Abends

7 ½ Uhr: Gala⸗Vorstellung unter persönl Mit⸗ wirkung des Direktors E. Renz. Auf vielseitiges Verlangen: Im dunklen Erdtheil (Einnahme von Bagamovo). Große equestrische Original⸗Pantomime, arrangirt und in Scene gesetzt vom Direktor E. Renz. 4 arab. Vollblutschimmelbengste in einer bis jetzt unerreichten Dressur, vorgeführt vom Di⸗ rektor E. Renz. Die eisernen Ritter des Mittel⸗ alters, equestr. Tableau, ausgeführt von 12 Herren und 12 Schulpferden. Auftreten der renommirten Luftkünstlerinnen Geschw. Castagna. Das Schul⸗ pferd Colmar, geritten von Frl. Clotilde Hager. Cobham und Kirhildis, großartige engl. Vollblut⸗ Feninahstee, Leritten von den Damen Frau A emp und Frl. Zephora. Auftreten de ügl. Reitkünstlerinnen und Reinrün dlun den hes. Permneistag; Zan dunalen Seöhhft. 8 eend: Große Festvorstellung zum Bene für Hrn. Franz Renz und dessen . 8

Sing-Akademie. Mittwoch, 12. März: Abend. Alice Barby. Anf 1

Hôtel de Rome. I. Henri Herold⸗Concert.

Mittwoch, 12. Anfang 8 Uhr.

März:

Concert-Haus, Leipzigerstr. 48 (früher Bilse) Karl Meyder⸗Concert. Mittwoch, 12. März: Strauß⸗Suppé⸗Offenbach⸗Gungl⸗Millöcker⸗Abend.

Familien⸗Nachrichten.

Paul Buß (Posen— Berlin). Frl. Maria Schön

Berlin). Frl. Leonie Michael mit Hrn Hugo

ling mit Hrn. Dr. phil. Karl Bock (Hildesheim

Fricke mit Hrn. Ernst Thiele (Salzhemmendorf

Kranke (Burgwedel). Frl. Anna Kießling mit Sdel Naumann (Wunsiedel, Oberfranken eipzig). Frl. Anna Dähne mit Hrn. Emil Hagemann (Gablenz⸗Chemnitz Döbeln). Verehelicht: Hr. Karl Emmelius mit Frl. Anna

mit Frl. Ida Heine (Leipzig Breslau), Hr. Referendar Dr. jur. Gutzschebauch mit Frl. Ger⸗ trud Forbiger (Mittweida —Zittau). Hr. Fritz Dehmel mit Frl. Lina Poller (Chemnitz). Hr. Karl Mann mit Frl. Maria Homberg (Hildesheim).

Geboren: Ein Sohn: (Fachsenfeld, O.⸗A.) Hrn. (Wargen). Hrn. J. Kließ (Gaarden). Hrn. Otto Liebmann (Keln). Eine Tochter: Hrn. Kaufmann H. Elsner (Breslau). Hrn. Lehrer

Hrn. Fritz Hansen (Bartenstein. Ostpr.). Hrn. Erwin Haun (Reichenbach i. V). Hrn. Oskar Köhler (Berlin) Hrn. Georg Krams (Berlin).

Gestorben: Hr. Stadtrath Wilhelm Hagen (Freienwalde a. O.) Hr. Ingenieur Otto Schneevoigt (Berlin). Hr. Paul Fincke Schöneberg). Hr. Aichmeister a. D. Richard

obbert (Berlin) Hr. Dr. Theodor Brandes (Leipzia). Hr.

(Sterzendorf). Frau Auguste Hintze, geb. Warlet (Berlin). Frau Marie Hntze geb. Spinn (Berlin).

Redacteur: Dr. H. Klee.

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 22098

Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage),

Berlin:

und die Inhaltsangabe zu Nr. 5 des öffent⸗

lichen Anzeigers (Kommanditgesellschaften auf

Aktien und ETö1“ für die Woche

vom

(W. T. B.) Der Ministerrath hat endgültig zu Delegirten für die Berliner Konferenz ernannt Jules Simon, Tolain und Burdeau, ferner den General⸗ Berginspektor Linder und den Mechaniker Delahaye; außerdem werden den Delegirten technische Mitarbeiter beigegeben wer⸗ den, darunter ein Inspektor für die Kinderarbeiten in Fa⸗

Major Majestät dem Sultan geschenkten Pferde Beglei⸗

enwärtig bei der

Da die Schwierig⸗

8

Verlobt: Frl. Andza Haase mit Hrn. Fabrikanten mit Hrn. Kaufmann Karl Einsiedel (Helmbrechts Eisner (Hamburg—Sagan). Frl. Frieda Alme⸗

Hannover). Frl. Anna Rößler mit Hrn. 2. 8 Manstetten (Dresden Harzgerode) telbwin.

Minden). Frl. Johanna Junge mit Hrn. Richard

Neumann (Zürich Barmen). Hr Otto Paulssen

Hrn. Pfarrer Göhner Fritz Tolkiehn

Petersen (Haby). Hrn. F. Lange (Tribsees)

Hrn. Otto Busch (Berlin). b

8

Kaufmann Hermann Dorn (Breslau). Hr. Hauptlehrer Wilhelm Wenzki

Erste Beilage

zum Deutschen Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.

Berlin, Dienstag, den 11. März

Fürst Bismarck als Volkswirth.

II

Haben wir in dem vorigen Abschnitt die Keime der wirthschaftspolitischen Anschauungen des Fürsten dargelegt und gesehen, daß sie nicht nur deutlich, bestimmt und fertig, als alle Welt noch gegentheiliger Ueberzeugung huldigte, dem Kanzler vor der Seele standen, sondern daß seine wirthschaft⸗ lichen Grundsätze auch in ihrem eigentlichen Wesen von ihm offen und klar dargelegt und bewußtermaßen in einen sehr entschiedenen Gegensatz zu der herrschenden Volkswirthschafts⸗ lehre gestellt wurden, so wenden wir uns jetzt jener Periode zu, wo er man kann fast sagen an die Sisyphusarbeit der Geltendmachung und preaktischen Verwirklichung jener Grundsätze herantrat. Die Begründung des Norddeutschen Bundes und des Deutschen Reichs war der Boden, auf welchem sich eine auf jener Grundlage beruhende ; Thätigkeit auf wirthschaftlichem Gebiete entfalten onnte.

Es geschah dies zunächst auf dem Gebiete des Eisen⸗ bahnwesens. Von Urkunden, welche aus der Zeit vor Begründung des Norddeutschen Bundes herrühren und sich auf Eisenbahnfragen beziehen, liegen sechs vor, die sich jedoch mit dem Prinzipienstreit auf diesem Gebiete noch nicht be⸗ fassen, sondern nur das lebhafte Interesse für die Förderung der Verkehrseinrichtungen bekunden. Vom September 1867 bis August 1880 hat der Kanzler im Ganzen 41 auf Eisen⸗ bahnfragen bezügliche Erlasse, bezw. Vota ergehen lassen, welche ein Bild von dem Kampf um die Verstaatlichungs⸗ idee und deren schließlichen Sieg entwerfen. Be⸗ ginnend mit der Aufforderung an die Bundes⸗ regierungen zu einer Aenderung des Konzessionswesens zum Zweck der verfassungsmäßigen Herstellung gleichmäßiger und herabgesetzter Gütertarife (29. Januar 1869) und mit der Anregung einer Einschränkung der Freibillets auf den Staats⸗ bahnen At. Februar 1869), gelangt der Kanzler in einem Schreiben vom 11. Dezember 1869 an den Handels⸗Minister zu der Empfehlung einer wirksameren Gestaltung der Bundes⸗

ewalt in Eisenbahnsachen, indem er die Nachtheile der Zer⸗ südegter ng der deutschen Bahnen darlegt, die bestehen⸗ den Zustände einer Kritik unterzieht, Vorschläge zur Abhülfe macht und neue Zielpunkte aufstellt. Dieser Gedanke, der namentlich auch mit der Nothwendigkeit der Erwerbung von Sympathien des Bundes begründet wird, gelangt noch in mehreren anderen Urkunden zum Ausdruck. Wiederholt weist der Kanzler auf die Zwangslage hin, in der sich der Staat gegenüber der Uebermacht der Privatbahnen befindet; er fordert schärfere Handhabung des staatlichen Aussichtsrechts, widerspricht der Fusionirung privater Bahn⸗ komplexe als den Interessen des Publikums scäͤdlich, bis er in einer Urkunde vom 5. Februar 1873 „die staatliche Er⸗ werbung der von Berlin ausgehenden Hauptbahnen und die Durchbrechung des Monopols der großen Eisenbahn⸗Korporativmächte“ als das „Ziel der

Eisenbahnpolitik“ hinstellt. Nach dem Rücktritt des Handels⸗

Ministers Grafen Itzenplitz entwickelt der Fürst in einem Schreiben vom 1. März 1873 an den damaligen Minister⸗ Präsidenten, Grafen Roon ein vollständiges Programm für diese Politik, welches gewissermaßen die Aktion der Verstaatlichung einleitete und deshalb wie auch durch sich selbst von hoher Bedeutung ist. Das von dem Fürsten in seiner Eigenschaft als Minister der Auswärtigen Angelegenheiten ergangene Schreiben erklärt es für seine Aufgabe, die Bestimmungen der Reichsverfassung über die Aussicht des Eisenbahnwesens zu verwirklichen, daß aber auch, abgesehen hiervon, das dem preußischen Handels⸗Ministerium zustehende Aufsichtsrecht über die Privatbahnen nachdrücklicher als in den letzten zehn Jahren gehandhabt werden müsse, um die Interessen des Publikums zu wahren. Weiter tritt er für die Herstellung konkurrirender Bahnen Seitens des Staats ein: private Konkurrenzbahnen dienen nicht genügend dem Interesse des Publikums, weil sie sich über letztere hinweg leicht gegenseitig verständigen und fusioniren; diesem Uebelstande lasse sich nur durch Herstellung staatlicher Konkurrenz abhelfen. „Ich be⸗ trachte es sagt der Fürst als eine Versäumniß der Staatsverwaltung, daß dieselbe nicht von Hause aus die größeren Verkehrslinien im Lande für staatliche Rechnung hat herstellen wollen.’“ Das Entgegenkommen für Konkurrenz⸗Konzessionen genüge dem Staatszwecke nicht; „der letztere ge in dem den ge⸗ rechten Ansprüchen des Publikums entsprechenden Maße nur dann erreichbar, wenn die größeren Eisenbahngesellschaften durch staatliche Konkurrenz zu der ihren Privilegien entsprechenden Rücksichtnahme auf das Publikum genöthigt würden“. Ferne verlangt er die Lösung derjenigen Beziehungen, welche mit Aktienbahnen bezüglich des Betriebes staatlich garantirter Zweigbahnen bestehen, weil die Zinsgarantie häufig nur für den Betrieb der nicht garantirten Stammbahnen ausgenutzt werde. 8

Den hier aufgestellten Zielen trat der Kanzler Schritt für Schritt näher. Die staatliche Genehmigung des Fusions⸗ vertrags zweier Eisenbahnen wurde verweigert und der An⸗ kauf beider Linien durch den Staat (in einem Schreiben vom 14. September 1874) als die glücklichste Erledigung der Sache bezeichnet. Im Jahre vorher war die Errichtung des Reichs⸗ Eisenbahn⸗Amts zu Stande gekommen. In einer Urkunde vom 11. September 1875 wird zum ersten Mal der Erwerb der deutschen Eisenbahnen (excl. Bayern) durch das Reich zur

Erörterung gestellt. 1 8 Es c6 88 nicht der Ort, die geschichtliche Entwicklung

dieses Gedankens fortzuführen; wohl aber sei auf drei Urkunden

vom 8. Januar 1876, 9. März 1876 und vom 12. Juni 1876 hingewiesen, in denen der Kanzler sein Votum für das Reichseisenbahnprojekt begründet. „Eisenbahnen sind ihrer Bestimmung und Benutzung nach öffentliche Verkehrsanstalten, konzessionirt und gebaut unter Gewährung großer Vorrechte zur Förderung des öffentlichen Wohls. Ihr Charakter als Erwerbs⸗ unternehmen sollte nur zur Geltung gelangen, soweit das in erster Linie smnen se öffentliche Interese damit verträglich ist.

Dieser Grundgedanke durchzieht alle auf das Eisenbahnwesen bezügliche Schreiben; in demjenigen 1876

vom 9.

März 8

7

findet sich zugleich die Möglichkeit angedeutet, daß das Reich das Anerbieten Preußens, seine zu kaufen, nicht acceptiren werde, und für diesen Fall wird gefordert, daß Preußen zur Beseitigung der Zersplitterung des wesens und zur Beseitigung der mit der Ueberwucherung der Privateisenbahn⸗Industrie verbundenen Nachtheile die energische Arrondirung und Vervollständigung seines in seinem eigenen Verkehrsgebiet in die Hand nimmt. In dem Schreiben vom 12. Juni 1876 wird die umfassende Aus⸗ dehnung und Konsolidirung des preußischen besitzes durch Ankauf der wichtigen Privatbahnen als nächste Aufgabe hingestellt: die Königliche Regierung „fördert damit die eigenen wie die Zwecke des Reichs“.

Der weitere Verlauf der Angelegenheit ist bekannt. Neben dem großen Verstaatlichungswerk, welches allein aus dem Be⸗ dürfniß des öffentlichen Interesses hervorgegangen ist, hat der Kanzler in einer größeren Reihe von Urkunden die Mißbräuche

wesens empfohlen, um der Ausbeutung desselben für Privat⸗ interessen entgegenzutreten (3. Januar 1879), und sich ferner nachdrücklich gegen die Differentialtarife zu Gunsten aus⸗ ländischer Produkte, durch welche namentlich die Landwirth⸗ schaft benachtheiligt wird, erklärt (13. Dezember 1877 und 17. Dezember 1878): „wenn unsere Bahnen dabei profitiren, so ist es auf Kosten des Absatzes unserer Produkte“. Bemerkenswerth ist insonderheit die folgende Stelle aus einem Schreiben vom 18. Dezember 1879: „Ich kann nicht dafür stimmen, daß unsere Eisenbahntarife zum Gegenstand inter⸗ nationaler Verträge gemacht und dadurch die Autonomie be⸗ schränkt werde, deren das Eisenbahn⸗Ministerium in der gegen⸗ wärtigen 1“ unbedingt bedarf“. Das öffentliche Interesse und der Schutz der nationalen Produktion gegenüber der ausländischen sind hierbei die überall erkennbar hervor⸗ tretenden leitenden Gesichtspunkte.

Das Gleiche läßt sich von der warmen Empfehlung einer Erweiterung des Kanalnetzes, von der wir am besten gleich hier Notiz nehmen, sagen. In einem Schreiben vom 12. Januar 1876 an den Handels⸗Minister erhebt der Fürst seine Stimme für einen weiteren Ausbau der Kanäle, welcher im Interesse der Produktion unbedingt geboten sei. Seit drei Menschenaltern sei auf diesem Gebiete nichts Genügen⸗ des geschehen und die Klagen über die Unzulänglichkeit der Wasserstraßen seien berechtigt: Kanäle zu bauen sei Aufgabe des Staats. Darf man hierin die erste Anregung zu der in jüngster Zeit beschlossenen Erweiterung des Kanalnetzes erblicken, so wird man die Inangriffnahme des Baues des Nord⸗Ostsee⸗ Kanals gleichfalls auf die Stellung zurückführen können, welche Fürst Bismarck von vornherein in dieser Frage ein⸗ genommen hat. Nicht weniger als sieben Urkunden werden in dem vorliegenden Werk veröffentlicht, in denen er die Noth⸗ wendigkeit eines solchen Kanals begründet und immer von Neuem wieder hierzu anregt. Die erste Urkunde hierüber datirt vom 31. März 1864. In der zweiten vom 20. Januar 1865 erklärt er: die preußische Regierung muß unter allen Umständen danach streben, den Kanal zur Ausführung zu bringen, selbst wenn dies ausschließlich als Staatsunter⸗ nehmen und ohne alle Privatbetheiligung geschehen müßte. Das Gesetz vom 16. Februar 1886 brachte endlich das zur Verwirklichung, was länger als zwanzig Jahre vorher vom Kanzler angestrebt war. 11“

Parlamentarische Nachrichten.

Schlußbericht der gestrigen (24.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten. Fortsezung der zweiten Berathung des Skaatshaushalts⸗Etats. Etat der Ansiede⸗ lungskommission.

Mit der Diskussion über den ersten Titel der Ausgaben wird die Besprechung der Denkschrift über die Thätigkeit der Ansiedelungskommission verbunden. 1“

Berichterstatter Abg. Graf von Kanitz: Durch die Ver⸗ stärkung des Personals der Ansiedelungskommission wird eine Mehrausgabe von 15 035 erforderlich. Zu der Denkschrif ist zu bemerken, daß für Ankäufe von Gütern Seitens der Ansiedelungskommission verwendet wurden 1886 6 673 000 ℳ, 1887 8 719 000 ℳ, 1888 5 620 000 ℳ, 1889 3268 000 und für Ankäufe von bäuerlichen Grundstücken 1886 88 800 ℳ, 1887 352 000 ℳ, 1888 429 200 ℳ, 1889 25 000 Das wirthschaftliche Resultat ist ein außerordentlich günstiges. Ueberblickt man die ge⸗ sammten Leistungen der Ansiedelungskommission, so muß man dieselben Angesichts der Schwierigkeiten, die zu überwinden sind, als sehr erfreulich bezeichnen. Das Ansiedelungsgeschäft schreitet zwar langsam, aber stetig und sicher fort; es beruht durchaus auf solider Grundlage, und es ist zu wünschen und zu hoffen, daß die Ansiedelungen auch gedeihen.

Abg. von Jazdzewski: Wir können der Denkschrift gegenüber das bittere Gefühl nicht unterdrücken, daß wir in in dem Staate Preußen einer landesväterlichen Regierung nicht gegenüberstehen. Das Ansiedelungsgesetz von 1886 hat den ausgesprochenen Zweck, die einheimische polnische Bevölke⸗ rung von ihrer Scholle zu verdrängen und sie zu ersetzen durch eine Bevölkerung, die man aus dem fernen Süden und Westen herbeilockt, indem man diesen Leuten Vortheile zuwendet, die man der einheimischen Bevölkerung versagt. Eine solche Vertheilung von Wohlthaten aus dem allgemeinen Staatssäckel ist geeignet, Unzufriedenheit in der Bevölkerung wachzurufen und zu er⸗ halten. Das Verfahren ist auch in krassem Widerspruch, b. der stolzen preußischen Devise „suum cuique und andt er Verfassung, nach der alle Unterthanen gleich sind. Aus 88 Gründen werden wir gegen die Ansiedelungsmaßregeln stets protestiren, und indem wir auf diese aufmerksam machen, glauben wir unsere volle Pflich iu thun. Das Gesetz soll einen sozialpolitischen Zwe 5 a, wenn es sich um die Vermehrung des klein⸗

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bäuer esitzes und seiner Festlegung dabei handelte, so könnte man 8 solchen nen Fen nur zustimmen; aber die

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in Bezug auf die Eisenbahntarife erörtert und die 1segebe 1 liche, aber nicht zu Stande gekommene Regelung des Tarif⸗;

ganze Sache läuft nur darauf hinaus, gerade einen Theil der leinen Besitzer zu verdrängen. Von einer soliden Basis des Ansiedelungsgeschäftes kann man auch nicht reden. Die An⸗ siedelungskommission zahlt bei sreihändigem Erwerb von Grundbesitz ziemlich hohe Summen, und bei Ver⸗ steigerungen hindert schon das Auftreten der Kommissare die Freiheit der Privatleute beim Ankauf. Solide ist das Geschäft auch deswegen nicht zu nennen, weil die kleinen Grundbesitzer, deren Güter aufgekauft sind, mit dem leicht erworbenen Gelde zur Auswanderung in andere Länder an⸗ gereizt werden. Die Auswanderung ist auch aus keiner Provinz so groß, wie aus Posen und Westpreußen. Es läßt nicht leugnen, daß neben anderen Gründen das Auftreten der Ansiedelungskommission und die Unterdrückung der Nationalität zu der Auswanderung sehr beiträgt. Für ihre Leistungen braucht man der Kommission kein besonderes Lob zu ertheilen. Ein Privatmann würde mit so großen Mitteln viel mehr geleistet haben. Es ist ferner nicht zu verkennen, daß das Ansiedelungsgeschäft, wenn nicht in der Absicht, so doch im Effekt dem Protestantismus die Wege bahnt, denn von den 607 Ansiedlern, welche sich im vorigen Jahre gemeldet haben, sind 94 Proz. Protestanten und nur 6 Proz. Katholiken. Die katholischen Kolonisten sind also entschieden zurückgedrängt worden. Nach alle dem glaube ich, daß das Ansiedelungsgesetz nicht dazu angethan ist, den Frieden zu erhalten, sondern ihn zu stören und eine Zerklüftung im Volke hervorzurufen. Zu einer Zeit, wo die gesetzgebenden Faktoren bestrebt sind, den Arbeitern zu helfen, sollte man jede Ursache zur Unzufrieden⸗ heit beseitigen. Will man den kleinen Leuten helfen, will man dafür Sorge tragen, daß der Großgrundbesitz in eine Menge kleinerer Chficgettgen getheilt und so der kleine Mann seßhaft gemacht wird, so werden wir gern auf Ihrer Seite stehen. Wird aber dieser an sich richtige Gedanke in einer Weise durchgeführt, wie wir es tadeln, so werden wir nie die Hand dazu bieten. Gerade im Interesse des Friedens sollte man ein Gesetz beseitigen, das eigentlich Niemand befriedigt. Abg. von Puttkamer a9, Daß unsere polnischen Kollegen im Abgeordnetenhause und ihre Hintermänner mit diesem Gesetze je einverstanden sein werden, haben wir nicht erwartet und werden es nicht erwarten. Es fragt sich nur, sind wir berechtigt und verpflichtet, für die Sicherheit und Integrität des eigenen Vaterlandes diejenigen Gesetze zu machen, die wir für nothwendig erachten? Noch hat Keiner von ihnen sich zu der Erklärung verstiegen, daß er definitiv auf die Wiederherstellung des alten polnischen Reichs verzichte. Was nun die von dem Vorredner erhobenen Be⸗ denken betrifft, so kann von einer Verdrängung der Polen aus ihrem Eigenthum mit Mitteln aus dem Staatssäckel keine Rede sein. Es handelt sich nur um den freihändigen Ankauf von freihändig angebotenen oder sub hastam gebrachten Gütern, allerdings aus dem Staatssäckel, aber so, daß eine dem heutigen Zinsfuß ent⸗ sprechende Verzinsung dabei herauskommt. Die polnischen Gutsbesitzer sind durch den Verkauf ihrer Güter und durch den Auskauf deutscher Besitzer mehrfach in eine viel bessere Lage gekommen als früher. Ich erwähne nur einen Hrn. von Rozinski im Schwetzer Kreise, der einen deutschen Besitzer ausgekauft und bei den letzten Reichstagswahlen in deutscher Gegend polnische Propaganda gemacht hat. Wie die Ansied⸗ lungskommission die Schuld an der starken Auswanderung aus den polnischen Provinzen tragen soll, ist mir unerfindlich. In Folge der starken Arbeitsgelegenheit ist die Auswanderung eher zuruͤckgegangen; leider stellen gerade die Deutschen dort zur Auswanderung das stärkste Kontingent. Der Vorredner be⸗ klagt sich über die geringe Zahl der katholischen Bewerber, als wenn die Kommission die Katholiken zwingen könnte, sich um solche Stellen zu bewerben. Sollte der Vorwurf einen Sinn haben, so hätte bewiesen werden müssen, daß katholische Bewerber von der Kommission zurückgewiesen worden sind. Im Gegentheil hat man selbst solche katholischen Bewerber zugelassen, welche ein geringeres Vermögen mit⸗ brachten, als die evangelischen. Bei dem Zusammenhang der katholisch⸗polnischen Geistlichkeit mit dem polnischen Adel und mit der ganzen polnischen Bewegung muß das Zugeständniß des Vorredners in Bezug auf die Vertheilung des Groß⸗ grundbesitzes unter die kleinen Leute ssehr überraschen. Ich fürchte, der polnische Adel wird ihm diese Aeußerung sehr übel nehmen und ihn für einen polnischen Sozialdemokraten halten. Aus der Denkschrift geht hervor, daß die Ansiedelungskommission mit großer Klarheit, Umsicht und Vorsicht zu Werke gegangen ist, vielleicht sogar mit übertriebener Vorsicht, denn von 754 angebotenen Stellen sind in den Jahren 1887 bis 1889 nur 526 besetzt worden. Der Grund dieses langsamen Fort⸗ ganges liegt zunächst darin, daß die Anforderungen an das von den Ansiedlern mitzubringende Kapital zu große sind. Die Zahl der Parzellen von ppr. 4 ha ist eine sehr geringe, und doch sollten die Grundstücke eigentlich nicht größer sein, als daß der Kolonist mit seiner Familie das Grundstück bewirth⸗ schaften kann. Arbeitet er mit polnischen Dienstboten, so wird der Zweck des Gesetzes vereitelt. Uebrigens ist die Zahl der deutschen Ansiedler noch viel zu klein, und wir haben bei den letzten Wahlen nicht die Erfolge gehabt, die wir erwartet haben. Die polnischen Stimmen haben bei der Haupt⸗ wahl in allen Wahlkreisen in Westpreußen und Posen zu⸗ genommen. Bei den Stichwahlen haben sich unsere deutschen Mitbürger in jenen Landestheilen, die sich „deutsch“⸗ freisinnig nennen, als polnisch⸗freisinnige Partei gezeigt. Jeden Deutschen bei uns hat es mit Entrüstung und cham erfüllt, daß deutsche Mitbürger den Parteihaß höher estellt haben, als das nationale Fnterese In Westpreußen 1 die freisinnige Partei fast überall offen oder versteckt den olen bei den Stichwahlen zum Siege verholfen. Di Mittel, welche man angewandt hat, um die Deutschen dahin zu bringen, sind auch nicht gerade die allerfeinsten und zartesten gewesen. Im Wesentlichen hat man unter der Devise der Schnapsflasche gekämpft. Die Freisinnigen spitzten die Sache förmlich zu einem Plebiszit Schnaps zu. Bei Leuten, welche an den Schnaps

gewöhn sind, mußte die angebliche Vertheuerung des Schn.

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