1890 / 69 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 18 Mar 1890 18:00:01 GMT) scan diff

Anschlußversäumnisse nicht vorgekommen. In der Nachweisung sind diejenigen Bahnen, auf welchen Zugverspätungen vor⸗ kamen, nach der Verhältnißzahl (geometrisches Mittel) zwischen der Anzahl der von den fahrplanmäßigen, der Personenbeförde⸗ rung dienenden Zügen auf 1 000 000 Zug⸗ bezw. 1 000 000 Achskilometer entfallenden eigenen Verspätungen geordnet. Danach nehmen die Hessische Ludwigsbahn, die Güstrow⸗Plauer Bahn und die Main⸗Neckar⸗Bahn die ungünstigsten Stellen ein. Wird die Reihenfolge der Bahnen statt nach der An⸗ zahl der Verspätungen nach der Anzahl der Anschlußversäum⸗ nisse bestimmt, so treten die Bahnen im Bezirke der König⸗ lichen! Eisenbahn⸗Direktion (linksrheinischen) zu Köln, die Güstrow⸗Plauer Eisenbahn und die Bahnen im Bezirke der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion (rechtsrheinischen) zu Köln an die ungünstigsten Stellen. In den vorstehenden Angaben sind die Verspätungen bei denjenigen Zügen, welche in Folge von Ueberschwemmungen u. s. w. ausfielen, unbergas ge⸗ blieben. Aus diesem Grunde sind 18 Züge ganz und 4 Züge

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streckenweise ausgefallen.

Bayern.

München, 17. März. Am Schlusse eines Artikels be⸗ treffend eine über Ingolstadt zu führende Kabel⸗ verbindung zwischen München und Berlin schreibt die „Allgem. Ztg.“, daß laut einer Mittheilung von berufener Stelle Seitens der bayerischen Regierung die Absicht be⸗ stehe, noch dem gegenwärtigen Landtage eine Nachtrags⸗ forderung wegen Herstellung unterirdischer Telegraphen⸗

verbindungen in Vorlage zu bringen.

Sachsen. 8

8 Dresden, 17. März. Bei Sr. Majestät dem König findet heute Nachmittag im Königlichen Residenzschlosse eine

größere Hoftafel statt, zu welcher Einladungen ergangen

sind an höhere Offiziere, Hof⸗ und Staatsbeamte sowie an

Mitglieder beider Kammern der Ständeversammlung.

Auch die neuesten über das Befinden Ihrer Maäjestät der

Königin aus Nervi hier eingegangenen Nachrichten vom

14. d. M. lauten, dem „Dresd. Journ.“ zufolge, recht be⸗

friedigend. Der Husten vermindert sich und bei eintretender

Zunahme der Kräfte vermag Ihre Majestät bereits aus⸗

gedehntere Promenaden zu unternehmen.

Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich August, welcher seit dem 15. Januar Egypten bereist hat, wobei er auch der Gast des Khedive auf einer größeren Ballfestlichkeit in Kairo gewesen, gedachte sich heute auf einem russischen

Dampfer in Port Said nach Beirut einzuschiffen.

Beide Kammern hielten heute Sitzungen ab. Die

Erste Kammer erledigte den Rechenschaftsbericht

auf die Finanzperiode 1886/87 und ertheilte der König⸗

lichen Staatsregierung allenthalben einstimmig und ohne De⸗ batte unter Namensaufruf Entlastung. Die Zweite Kammer erledigte zunächst die Kap. 20, 21 und 104 des ordent⸗ lichen Staatshaushalts⸗Etats: direkte Steuern, und Verbrauchssteuern und Matrikular⸗

Die Finanz⸗Deputation 4 beantragte die

Bewilligung der genannten Kapitel nach der Re⸗

gierungsvorlage mit Ausnahme des Kap. 104, das

nach dem festgestellten Reichshaushalts⸗Etat eine kleine Er⸗ mäßigung erfährt; außerdem hatte die Deputation mit Ausnahme des Abg. Uhlemann (Görlitz) den Antrag gestellt, der Staats⸗ regierung zur Erwägung zu geben, ob nicht dem nächsten

Landtage eine abgeänderte Einkommensteuerskala im Sinne

einer Entlastung der unteren und mittleren Einkommen⸗ steuerstufen vorzulegen sei, und die gesammte Deputation be⸗ antragte weiter, der Staatsregierung zur Erwägung anheim⸗ zugeben, ob nicht von der nächsten Finanzperiode ab die Schlachtsteuer auf Schweine in Wegfall kommen könne, die Anträge der Abgg. Bebel bezw. Philipp aber auf Abänderung des Einkommensteuergesetzes, bezw. Aufhebung der Schlacht⸗ steuer, soweit sie sich durch die vorstehenden Anträge nicht er⸗ ledigen, abzulehnen. Die Priorität sollte nach Anschauung der Deputationsmehrheit dem auf die Schlachtsteuer bezüglichen Antrage zukommen. Eine durch den Abg. Kirbach ver⸗ tretene Minderheit wollte die Entlastung der mittleren Einkommensteuerklassen nicht, dagegen eine Erhöhung der Pro⸗ gression in den oberen Klassen in Betracht gezogen wissen. Die Kammer lehnte alle auf die Aenderung der Einkommen⸗ steuer bezüglichen Anträge mit Mehrheit ab, ließ auch Pe⸗ titionen um Beseitigung, bezw. Ermäßigung der Grundsteuer einstimmig auf sich beruhen und nahm nur gegen 2 Stimmen den Antrag auf Beseitigung der Schweine⸗ schlachtsteuer an. Die Kapitel selbst wurden nach den An⸗ trägen der Deputation bewilligt. Der Bericht der Rechen⸗ schaftsdeputation über den Rechenschaftsbericht der Brandversicherungskammer auf die Jahre 1887 und 1888, zu welchem die Deputation eine Reihe von Anträgen gestellt hatte, welche bezwecken, eine umfänglichere Benutzung der freiwilligen Abtheilung der Landesbrandversicherungsanstalt herbeizuführen, wurde durch Kenntnißnahme für erledigt erklärt. Die Kammer beschloß weiter auf mündlichen Bericht der Rechenschaftsdeputation, in Uebereinstimmung mit dem Beschlusse der Ersten Kammer, dem Landtagsausschusse zur Verwaltung der Staatsschulden rücksichtlich der von demselben über die Verwaltung der Staats⸗ schulden in den Jahren 1886 und 1887 abgelegten Rechnung Justifikationsschein zu ertheilen, ferner dem Antrage der Finanzdeputation A entsprechend, der Diakonissenanstalt zu Dresden anderweit als Beihülfe zu dem Bau eines neuen Krankenhauses die Summe von 150 000 zu bewilligen und zu diesem Zweck im Kap. 63 Titel 13 des Etats gemeinjährig einen Betrag von 75 000 transitorisch einzustellen, und endlich auf Antrag der Finanz⸗Deputation B die Petition des Gewerbevereins zu Schandau und be⸗ nachbarter Gemeinden auf Herstellung eines guten Winterschutzhafens an der Mündung der Lachsbach der Staatsregierung zur Kenntnißnahme zu überweisen.B

18. März. (W. T. B.) Der apostolische Vikar Bischof Bernert ist heute früh gestorben. 1 Württemberg.

8 (+) Stuttgart, 15. März. Seit Eintritt der wärmeren Witterung kann Se. Majestät der König, Höchstdessen Erholung in den letzten Wochen befriedigende Fortschritte ge⸗ macht hat, das Zimmer wieder verlassen. Se. Majestät ergeht sich täglich einige Zeit in dem Königlichen Privatgarten.

Wie der „St⸗A. f. W.“ meldet, ist im Druck er⸗ sgicnen der Entwurf eines Gesetzes, betreffend die Be⸗ schaffung von Geldmitteln für den Eisenbahnbau sowie für

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außerordentliche Bedürfnisse der Eisenbahnverwaltung in dem Rechnungsjahre 1890/91 nebst Begründung und mehreren

Karten über die Bahnprojekte Hönau-— Münsingen und Walden⸗

burg Künzelsau.

Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 17. März. Die „Meckl. x erfahren aus Cannes, daß Se. Königliche Hoheit der roßherzog sich jetzt in voller Reconvalescenz befindet. Die örtlichen Er⸗ scheinungen bilden sich zurück, der allgemeine Kräftezustand hebt sich, jedoch hat Se. Königliche Hoheit bisher das Bett noch nicht verlassen dürfen. Sachsen⸗Weimar⸗Eisenach. Weimar, 17. März. (Weim. Ztg.) . nehmigte heute in zweiter Lesung die für Nacharbeiten an der Weimar⸗Berka⸗Blankenhainer Eisenbahn ge⸗ forderte Summe von 7800 ohne Debatte. Der Antrag der Regierung, betreffend die Ausarbeitung eines bis zur Gegenwart reichenden Hauptregisters über die gesammten Landtagsverhandlungen vom Jahre 1817 an, wurde in erster Lesung angenommen.

Sachsen⸗Meiningen. 8

Meiningen, 16. März. (Weim. Ztg.) Der Landtag

hat sich gestern auf unbestimmte Zeit vertagt, nachdem er das

neue Steuergesetz angenommen und seine Zustimmung zu dem Bau der Eisenbahn Römhild Ren

ertheilt hatte. 8 8

Sachsen⸗Coburg⸗Gotha. 8 Coburg, 17. März. (Cob. Ztg.) Se. Hoheit der Erb⸗

prinz und Ihre Königliche Hoheit die Erbprinzessin von

Sachsen⸗Meiningen sind heute wieder von hier abgereist. Reuß ä. L.

(+) Greiz, 17. März. Gestern ist Ihre Durchlaucht die Fürstin Ida nebst den Prinzessinnen Emma, Marie und Caroline von Bückeburg nach mehrwöchigem Aufenthalt am dortigen Fürstlichen Hofe hier wieder eingetroffen.

8 esterreich⸗Ungarn.

Wien, 17. März. (W. T. B.) Nach dem im Budget⸗ ausschuß erstatteten Bericht des Generalreferenten Kathrein über das Budget von 1890 betragen die Gesammt⸗ einnahmen für das Jahr 547 368 704 Fl., die Gesammt⸗ ausgaben 545 771 700 Fl. Es stellt sich demnach ein Ueberschuß von 1 597 004 Fl. heraus.

Die „Polit. Corresp.“ erklärt sich für ermächtigt, alle Nachrichten über Formirung neuer Infanterie⸗Regi⸗ menter sowie Aenderungen in der Adjustirung zu dementiren.

Budapest, 17. März. (W. T. B.) Das neue Kabinet stellte sich heute dem Parlamente vor. Im Unterhause ent⸗ wickelte der Minister⸗Präsident Graf Szapäry das Programm der Regierung, welche stets auf dem Ausgleichs⸗Pro⸗ gramm von 1867 stehe; sie halte sest an der seit dem Jahre 1878 befolgten äußeren Politik und an der Tripel⸗Allianz, was nicht allein im Interesse Oesterreich⸗Ungarns, sondern auch aller betheiligten Mächte liege, sie erstrebe die Ent⸗ wickelung des hergestellten Gleichgewichts, eine rationelle volkswirthschaftliche Politik, die Einführung staatlicher Administration und die Aufrechterhaltung des gesetz⸗ lichen Verhältnisss mit Kroatien. Das Inkolats⸗ gesetz zu modifiziren, erklärte der Minister⸗Präsident, sei durch die veränderten Verhältnisse nicht nothwendig, er betone die strenge Beibehaltung der liberalen Politik, gestützt auf die gegenwärtige Majorität; er appellire an das ganze Haus, die Würde des ungarischen Parlaments aufrecht zu erhalten, da⸗ mit dessen Thätigkeit eine patriotische, fruchtbringende sei, (Lebhafte Zustimmung.) Iranyi betonte nochmals seinen unveränderten Standpunkt. Graf Apponyi erklärte, sofern die Prinzipien der Regierung mit denen der gemäßigten Oppo⸗ sition übereinstimmten, würde diese die erstere unterstützen.

Großbritannien und Irland.

London, 17. März. (A. C.) Die Minister traten am Sonnabend in Downing⸗Street zu einer Sitzung zusammen, in welcher angeblich der langsame Gang der parla⸗ mentarischen Geschäfte im Unterhause den Haupt⸗ gegenstand der Erörterung bildete. Dem Vernehmen nach wurde beschlossen, den Debattenschluß zur Vermeidung von Obstruktion und Einschränkung der Redseligkeit der Par⸗ nelliten künftighin häufiger in Anwendung zu bringen.

Die britische Kriegsmarine hat einen neuen Zuwachs erhalten in dem Schlachtschiff I. Klasse „Victoria“, dessen Herstellung etwa 850 000 Pfd. Sterl. gekostet hat und welches das größte und mächtigste gegen⸗ wärtig für aktiven Dienst bereite Schlachtschiff ist. Die „Victoria“ wird in wenigen Tagen mit einer Besatzung von 589 Mann, einschließlich der Offiziere, in Dienst gestellt. Sie ist zum Flaggschiff des Mittelmeergeschwaders aus⸗ ersehen. sehene, Bawmda in Indien vom 14. März meldet ein Telegramm des Bureau Reuter:

Prinz Albert Victor traf gestern Abend, von Nepaul kommend, hier ein und wurde vom Ma haradschah und der Be⸗ völkerung aufs Glänzendste empfangen. Heute Morgen fand eine Cheetah⸗Jagd (mit abgerichteten Jagd⸗Leoparden) und am Abend ein Festmahl zu Ehren des Prinzen statt, an welches sich ein Feuerwerk anschloß. Gestern und heute Abend war die Stadt illuminirt.

Die ganze Sitzung des canadischen Senats am 13. d. M. wurde, wie ein Reuter'sches Telegramm aus Ottawa berichtet, mit der Berathung der Boulton’'schen Resolu⸗ tion ausgefüllt. Die Letztere besagt: Die Zeit wäre ge⸗ kommen, wo Canada im Reichs⸗Parlament ver⸗ treten sein sollte. Die Regierung jeder canadischen Provinz solle eminen Vertreter mit Sitz im Reichs⸗Unter⸗ hause ernennen. Die canadischen Abgeordneten sollten dagegen nur über kanadische Interessen berührende Angelegenheiten mit abstimmen dürfen. Der Antragsteller äußerte zur Begründung dieser Resolution, daß das Schicksal Kanadas jetzt vielfach öffentlich erörtert wüͤrde. Einige seien für eine Reichs⸗ föderation, andere dächten an Unabhängigkeit und Annexion un die Vereinigten Staaten. Wenn auch von letzterer sehr selten offen gesprochen würde, so ließe sich doch die Anziehungs⸗ kraft der nordamerikanischen Union nicht leugnen. Viele Eng⸗ länder würden ohne Zweifel gern Canada in die Union aus dem Grunde aufgenommen sehen, damit das in den Ver⸗ Kopital gesichert würde. Sein

einigten Staaten angelegte

8 Der Landtag ge⸗

(Boulton’s) Vorschlag schränke die Unabhängigkeit Canadas nicht ein und schaffe keine lästigen Bande. Canada bekäme jedoch dann ein größeres Maß von Un⸗ abhängigkeit als jetzt, und die Canadier erhielten Gelegenheit, ihre Stimme im Reichs⸗Unterhause ver⸗ nehmen zu lassen, wenn es sich um kanadische Interessen handle. Scott meinte, auf Gegenseitigkeit beruhende Handels⸗ verträge mit den Vereinigten Staaten würden mehr für die Wohlfahrt Kanadas thun als die Reichsföderation. Abbot, der Leiter des Senats, hielt Boulton's Vorschlag für ebenso undurchführbar, wie gegen die Verfassung verstoßend. Auf seinen Rath wurde schließlich der Antrag zurückgezogen.

(W. T. B.) Im Unterhause theilte heute der Unter⸗Staatssekretär Fergusson mit: es herrsche große Noth im östlichen Sudan; in der Umgebung Suakims würden die Einwohner täglich durch ein Comité ge⸗ speist, und trotz der von militärischer Seite dagegen er⸗ hobenen Bedenken sei die Einfuhr von Getreide in gewissen Häfen gestattet worden. Fergusson erklärte ferner: die Pforte prüfe das Gesuch der Muhamedaner des Kaukasus, auf türkisches Gebiet übersiedeln zu dürfen; es heiße, Rußland sei unter gewissen Bedingungen gewillt, diesen Muhamedanern die Erlaubniß zur Auswande⸗ rung zu geben. v11“

3 Frankreich. 8

Paris, 17.-März. (W. T. B.) In Folge einer heute Vormittag im Ministerium des Auswärtigen stattgehabten Konferenz ist ein Einverständniß zwischen Freycinet, Eonstans, Bourgeois und Fallisres, bezüglich der Anwendung der Schulgesetze und des französisch⸗ türkischen Handelsvertrages erzielt worden. Dieser Vertrag wird aufrecht erhalten werden; bezüglich der 1892 ablaufenden Handelsverträge, soll der Kammer Freiheit der Aktion vorbehalten werden. Ribot nahm darauf das Portefeuille des Aeußeren an und das Ministerium ist jetzt offiziell wie folgt konstituirt: Freyeinet, Präsidium und Krieg, Constans, Inneres, Fallières, Justiz, Rouvier, Finanzen, Barbey, Marine, Bourgeois, Unterricht, Develle, Ackerbau, Jules Roche, Handel, Guyot, öffent⸗ liche Arbeiten. Etienne verbleibt als Unter⸗Staatssekretär für die Kolonien. Das neue Kabinet wird sich morgen der Kammer vorstellen. Die Erklärung, welche dabei ver⸗ lesen werden wird, soll nur eine kurze sein; in der⸗ selben wird gesagt werden, die Regierung werde es verstehen, die Hauptstütze ihrer Thätigkeit in der republikanischen Majorität zu suchen und werde sich zugleich Mühe geben, den allgemeinen Interessen des gesammten Landes, sowohl in moralischer wie industrieller, kommerzieller und ökono⸗ mischer Beziehung Rechnung zu tragen. Drei Punkte würden insbesondere ins Auge gefaßt werden: die Anwen⸗ dung der Schulgesetze, der Budgetentwurf und die Auslegung des französisch⸗türkischen Vertrages. Was die Schulgesetze betrifft, so werde das Kabinet erklären, daß dieselben als solche befolgt, aber progressiv an⸗ gewendet würden, ohne die religiösen Gefühle der Bevölkerung zu verletzen. Das von Rouvier eingebrachte Budget würde in seiner Gesammtheit aufrecht erhalten werden, namentlich was die Konsolidirung der Obligationen mit 6 jähriger Umlaufszeit, die Zuschlagsteuer zu Alkohol und die Wiedereinführung des außerordentlichen Budgets in das ordentliche Budget beträfe. Be⸗ züglich des Vertrages wird die Erklärung, ohne zu verlangen, daß das Parlament auf die neuerliche Abstimmung zurückkomme, dahin gehen, daß das Kabinet sich verpflichtet, dem Lande die Freiheit seiner Aktion für 1892 zu bewahren. Schließlich wird, wie verlautet, das neue Kabinet, indem es das letzte Militärgesetz in vollem Umfange aufrecht erhält, ein Mittel der Anwendung suchen, welches die höheren Studien und den Beruf der Geistlichen nicht unterbricht und den Studirenden gewisser Fächer die Möglichkeit giebt, den Militärdienst mit 18 Jahren zu beginnen.

Der „Temps“ spricht sich in Bezug auf das neue Kabinet befriedigt aus: dasselbe weise eine Liste hervor⸗ ragender Männer auf, die demselben eine Distinktion gäben,

wie sie nur wenige Kabinete vorher besessen hätten. Eigentlich habe die Politik der Mehrheit des Landes durch die natürliche Gewalt der Dinge dieses Kabinet wie das vorige geschaffen und werde es auch erhalten. Die „République fran⸗ caise“ sagt, die Namen der Minister flößten fast Vertrauen ein und erinnerten an Gambetta's großes Ministerium; man sei überzeugt, dieses Ministerium werde regieren, ohne eine Verantwortlichkeit zu fürchten. Das „Journal des Débats“ ist zurückhaltend, jedoch überzeugt, das Ministerium werde sich bemühen, der Politik einen neuen Weg anzuweisen und die früheren Fehler zu verhüten. Die Gemäßigten müßten die Regierung je nach ihrer Haltung entweder unterstützen oder dem übergroßen Einfluß der Radikalen entschieden ent⸗ gegentreten. Die radikalen Organe finden bei dem neu gebildeten Kabinet ihre Partei zu wenig berücksichtigt, die monarchistischen sagen dem Kabinet einen baldigen Sturz voraus, nur „Figaro“ lobt den Vorsatz des Kabinets, die radikalen Forderungen herabzustimmen.

Wie es heißt, wird der Ministerrath neue Unter⸗ Staatssekretariate für Kultus und schöne Künste, sowie für Inneres und Finanzen schaffen; dieselben sollen jüngeren Deputirten übertragen werden.

Rußland und Polen.

St. Petersburg, 16. März. Die „Russk. Wed.“ sind in der Lage, nicht blos die Frage von der Begrün⸗ dung eines Ackerbau⸗Ministeriums als so ziemlich entschieden zu bezeichnen, sondern sogar den künftigen Chef dieser neuen Centralbehörde zu nennen. Als solcher werde des Innern, Geheimrath von Plehwe designirt. hervorragenden Posten im neuen Ministerium würde auch Hr. J. J. Kabat, Gutsbesitzer im Kurskschen, erhalten. Dem⸗ selben Blatte zufolge haben sich General⸗Lieutenant Maxi⸗ mowski und Oberst Baranow im Auftrage des Kriegs⸗ Ministers nach Transkaspien begeben, um die dortigen Ver⸗ waltungs⸗Institutionen zu revidiren.

Der Reichsrath wird sich demnächst mit einer Vorlage zu beschäftigen haben, die die Einführung einer Gouver⸗

nements⸗Gefängniß⸗Inspektion in den Gouvernements Wilna, Kiew, Perm, Ssaratow und Charkow betrifft.

Die „Nowosti“ berichten, daß dieser Tage in einer ver⸗ einigten Sitzung der Reichsraths⸗Departements für Gesetz⸗ gebung und für Staatswirthschaft ein Gesetzentwurf zur Durchsicht gelangte, der die Arbeit von Minderjährigen und Frauen in Fabriken betrifft. Der erste Versuch einer Reglementirung dieser Frage geschah 1882 durch

nämlich der derzeitige Gehülfe des Ministers Einen

Dekretirung „Januar d. J. abgel 1 inanz⸗Minister es für nothwendig erachtet, diese Angelegen⸗

eit regel des

egangen.

kam

im außerordentlichen Kriegsbudget, ebenso die Ver⸗

meh

5 Millionen Lire zum Ankauf von neuer Munition.

Wahlen im Kanton Zürich wurde Blumer (freisinnig) mit 47 797 Stimmen zum Mitglied des Ständeraths ge⸗

wähl

walden wurde Vonmatt (ultramontan) mit zwei Dritteln der Stimmenden zum Mitglied des Nationalraths gewählt.

Bukarest, 17. März. mit 43 gegen 5 Stimmen die Handelskonvention mit

Ser

Sofia, 17. März. (W.

caniq Ende verla von

(F.) Christiania, 15. März. Das Zollcomité hat dem Storthing folgenden Vorschlag zu einer Resolution vor⸗ gelegt: „Die Regierung wird ersucht, ein aus fünf Mitgliedern bestehendes Comité niederzusetzen, um bezüglich der Bedeutung und der Wirkungen der in Betreff Norwegens zwischen den vereinigten Reichen und Frankreich und Spanien abge⸗ schlossenen Handels⸗ und Schiffahrtstraktate eine Unter⸗ suchung zu veranstalten und eine Darlegung des Ausfalles dieser Untersuchung dem der Begründung sagt das Comité: „Unter den herrschenden Zeitläuften meint das Comité, die Aufmerksamkeit des Stor⸗ things auf die Stellung unseres Landes gegenüber der Frage wegen

natio

bezüglich deren Aufhebung oder Veränderung auch in Betreff Norwegens in der nächsten Zukunft Fragen vorliegen könnten.

die L

ichen

welche in Angelegenheiten von so hervorragender Bedeutung für unser Land, wie die in Frage stehenden, vorzunehmen

Vereinigte Staaten.

(A. C

welche Ins Indianer anbefiehlt, dasselbe zu verlassen. G

China. König Li Hung Chang ist mit großem Gefolge nach

Peki

zu geleiten.

Einem gestern aus Mozambique dur R. B. nach London übermittelten Gerücht zufolge, hätte der Stell⸗ vertreter des britischen Konsuls in Nyassaland,

Buch hißt,

abgeben lassen. an der afrikanischen Westküste begeben haben.

Nach einer weiteren Meldung des „Reuter'schen Bureaus“ war jedoch dem englischen Auswärtigen Amt bis gestern Abend keine Bestätigung des Gerüchts von der Hissung der englischen Flagge am Shireflusse zugegangen. C

Verne

daß der offen sei. Konsuls in Nyassaland, Buchanan, die englische Flagge

auf ei

auf dem Shirefluß befand. In gelegenheit keinerlei politische Bedeutung beizulegen sein.

Fug und Veranlassung gefunden werden möchte.“

Das Storthing hat heute den Antrag der Regierung, dem früheren Staats⸗Minister Sverdrup außer der ihm lebens⸗ länglich bewilligten Nationalbelohnung von noch eine jährliche Pension von 4000 Kronen zu bewilligen, mit 58 gegen 56 Stimmen abgelehnt.

2₰

er Regeln, Aus diesem Anlaß hat der

zeitweili

saufen ist. nunmehr im Wege der Gesetzgebung ein für alle Mal zu n und zu sanktioniren und, wie es heißt, ist das Projekt Wirklichen Geheimen⸗Raths J. A. Wyschnegradski durch⸗

Italien. Rom, 17. März. (W. T. B.) Die Deputirten⸗ mer genehmigte heute den Kredit von 10 600 000 Lire

rung der Ausgaben des Marinebudgets um

Schweiz.

Bern, 17. März. (W. T. B.) Bei den gestrigen

t. 13 265 Stimmzettel waren unbeschrieben. In Nid⸗

Rumänien.

(W. T. B.) Der Senat nahm

bien an.

Bulgarien. 1 T. B.) Der „Agence Bal⸗ ue“ zufolge wird der Prozeß gegen Panitza erst dieses Monats beginnen. Der Regierung wurden die ngten Details in Betreff der russischen Forderung 572 988 Rubel für Lieferungen übergeben.

Schweden und Norwegen.

nächsten Storthing vorzulegen.“ In

. dieser hinlenken zu

Beibehaltung oder nalen

inter⸗ müssen,

Veränderung Kontraktverhältnisse

.. Das Comitsé ist der einstimmigen Ueberzeugung, daß age die ernsteste Erwägung erheischt und zu einer gründ⸗ und zeitgemäßen Vorbereitung der Schritte auffordert,

6000 Kronen

Amerika.

rnig Washington, 15. März. —:) Präsident Harrison erließ eine Kundmachung, allen Ansiedlern im Lande der Cherokee⸗

Asien.

Tientsin, 15. März. (R. B.)

Der Vize⸗

ng gereist, um den Kaiser nach den östlichen Mausoleen

2

8 Afrika.

anan, am Shirefluß die englische Flagge ge⸗ und zu Ehren derselben sodann den üblichen Salut Serpa Pinto soll sich nach Mossamedes

s Gutem Wunsch der Regierung, alle Handeltreibenden glaubt, daß der Stellvertreter des britischen

hmen nach ist es der Shirefluß für Man

nem englischen Dampfer gehißt habe, welcher sich iesem Falle würde der An⸗

J geord legenh

ordnung die Fortsetzung der Zweiten Berathung des Entwurfs des Staatshaushalts⸗Etats für 1890,91,

und Mini

Medizinal⸗Angelegenheiten. Abg. Rickert beklagte den schon seit lange schwer

empfu

wesens und meinte, daß die Regellosigkeit ministerieller Will⸗ kür geordneten Zuständen Platz

fragte

burg im Jahre 1886 ergangenen Ver

bei fei

entsetzt werden können, und von der Verfügung der Regierung in Köslin, wonach die Lehrer die Genehmigung der Regierung zur Verheirathung nachsuchen müßten.

Der Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. von Goßler erklärte bezüglich der letzteren Anfrage, daß er die Aufhebung der Kösliner Verfügung veranlaßt habe; es sei

kein Z

Parlamentarische Nachrichten.

n der heutigen (31.) Sitzung des Hauses der Ab⸗ neten, welcher der Minister der geistlichen ꝛc. Ange⸗ eiten Dr. von Goßler beiwohnte, stand auf der Tages⸗

war die Berathung des Spezial⸗Etats des steriums der geistlichen, Unterrichts⸗ und

ndenen Mangel einer organischen Gestaltung des Schul⸗

nde machen müsse. Derselbe dann, ob der Minister v von der für Magde⸗

erfügung habe, daß Lehrer ndseliger Parteinahme gegen die Regierung ihres Amtes

deren Rechtskraft am

In der riesig angeschwollenen sozialdemokratischen Wählerschaft befinden

der Disziplin die Lehrer von der Verheirathung abzuhalten; die gute Absicht der Kösliner Regierung sei nur gewesen, noch nicht definitiv angestellte und nicht mit genügendem Einkommen ausgestattete Lehrer von leichtfertigem Eingehen der Ehe ab⸗ zuhalten. Die Magdeburger Verfügung entspreche nur dem Kaiserlichen Erlaß von 1882 betreffs der Beamten; im Uebrigen sei von derselben noch in keinem einzigen Falle Gebrauch gemacht worden. Abg. Graf von Kanitz gab eine Richtigstellung seiner

am 8. März gemachten Ausführung bezüglich der Gehalts⸗ aufbesserung, welche mißverständlich aufgefaßt worden sei; er bringe den Beamten alles Wohlwollen entgegen und gönne ihnen die Gehaltsaufbesserung aus vollem Herzen. Albg. Dr. Windthorst verzichtete angesichts der Ungewiß⸗ heit der politischen Lage auf eine eingehende Erörterung der kirchenpolitischen Verhältnisse und behielt sich dieselbe für einen andern Titel bezw. die dritte Lesung vor. Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch hob her⸗ vor, daß die evangelische und katholische Kirche gemeinsam die Aufgabe hätten, an der Bekämpfung der grundstürzenden Ideen zu arbeiten; dazu sei nothwendig, daß der eben geschlossene Friede zwischen beiden Konfessionen nicht wieder gestört werde. Die letzten Reste aus der Kultur⸗ kampfzeit müßten beseitigt werden: die Sperrgelder müßten zurückgegeben und die Stolgebührenfrage geregelt werden. Die Entwickelung unseres höheren Schulwesens lasse zu wünschen. Die Berechtigungsfrage spiele hier immer noch eine leidige Rolle. Eine gründliche abgeschlossene Bildung sei heute mehr als je nothwendig. Es sei ja in dieser Beziehung vieles geschehen, höhere Bürgerschulen seien eingerichtet u. s. w, aber es fehle eine durchgreifende Reform. Unsere Schuleinrichtungen ständen nicht auf der Höhe des Bedürfnisses. Die Schulunterhaltungslast sei ja um mindestens 30 Proz. erleichtert, das Pensions⸗ und Reliktenwesen sei geregelt, aber zu einer gründlichen Reform fehle ein Schul⸗ dotationsgesetz. Sollte das Schuldotationsgesetz indessen nur um den Preis des jüngst wieder angekündigten Schulantrages zu haben sein, so wäre es freilich besser, das Verlangen nach demselben fallen zu lassen. Albg. Dr. Reichensperger betonte ebenfalls, daß es niemals mehr als jetzt für alle gläubigen Christen geboten sei, sich zu vereinigen und die Gegensätze zurücktreten zu lassen, um stark zu sein gegen den Ansturm von unten. Der Redner verlangte dann eine Reihe von Ab⸗ änderungen der Kirchengemeindeordnung zu Gunsten der katholischen Kirche, speziell bezüglich der Wahlfähigkeit und Wählbarkeit der Gemeindemitglieder, und ging dann auf die Wirkungen des Kirchenvermögens⸗Verwaltungsgesetzes ein. (Schluß des Blattes.)

(Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Hauses der Abgeordneten befindet sich in der Ersten Beilage.)

Zeitungsstimmen.

Ueber die künftige Stellung der Konservativer

dem Centrum bemerkt das Organ der konservativen Partei, die „Conservative Correspondenz“: . „‚Die konservative Partei hat vor wenigen Monaten in einem einstimmig gefaßten Beschluß ihrer Reichstagsfraktion sich aus großen Gesichtspunkten beraus für das Zusammengehen mit der Reichs⸗ partei und den Nationalliberalen entschieden. Wenn der Wablkampf diese Parteien in ihrer Gesammtheit in eine Minoritat ver⸗ setzt hat, so sind dadurch die Motive für die politische Haltung selbst nicht verändert, Es würde eine Untreue gegen die Kampfgenossen wäbrend eines Wahlkampfes, in dem diese Parteien denn doch im Großen und Ganzen mit den Konserv tiven zu⸗ sammen gestanden haben, trotz einzelner Ausnahmen und Mißgriffe, sein, wenn die konservative Partei gegenwärtig um Erreichung ein⸗ zelner Ziele willen von dieser Kampfgenossenschaft sich trengen und in eine Verbindung mit dem Centrum eintreten wollte. Die konservative Partei hat bei der Aufstellung des Programms der deutschen Konser⸗ vativen seinerzeit zuerst ausgesprochen, daß den berechtigten Wünschen der deutschen Katholiken Rechnung getragen werden müsse, und sie bat das in der Gesetzgebung der letzten Jahre, längst nicht mehr alleinstehend, praktisch zur Geltung ge⸗ bracht. Wir zweifeln nicht daran, daß auch unter den deutschen Katholiken vielfach ein lebendiges Verständniß für die großen nationalen Ziele des Reichs vorhanden ist, und wir hegen die Hoffnung, daß eine Zeit kommen wird, in der diese nationale Empfindung auch ihre praktische Bethätigung finden wird. Auch ist sich die konserpative Partei wohl dessen bewußt, daß in manchen Beziehungen die Ziele, welche sie verfolgt, unter den deutschen Katholiken, selbst unter dem bestimmenden Einfluß der gegenwärtigen Centrumsfraktion, eine Unterstützung findet in sich nähernder Auffassung über Fragen auf wirthschaftlichem, sozialem und religiösem Gebiet. Aber sie wird niemals die Grenzen aus dem Auge lassen, welche die Aufgabe der Erhaltung der Autorität des Stäaats bei der Lage der konfessionellen Verhältanisse, bei der historischen Entwickelung dieser Verhältnisse im Reich und seinen einzelnen Staaten vorzeichnet. Sie wird nach wie vor über die ein⸗ zelnen Fragen auf den erwähnten Gebicten sich nach sachlichen Ge⸗ sichtspuntten entscheiden. Sie wird an diesen natürlich gegebenen Grundlagen ihres Verhaltens, an der Konsequenz der bisher von ihr getriebenen Politik unentwegt festhalten. Wir halten es für aus⸗ geschlossen, daß die konservative Partei die Zustimmung des Centrums zu Bewilligungen auf militärischem oder sonstigen Gebieten durch b auf dem Gebiete des Schulwesens oder der Ordensfragen erkauft.

Die „Nationalliberale Correspondenz“ schreibt:

„Die Sozialdemokraten werden im neuen Reichstage in einer gegen früber erheblich veränderten Stellung auftreten. Zum ersten Male erscheinen sie in einer Stärke, die derjenigen ansehnlicher Fraktionen gleichkommt. Bisher bildeten sie eine kleine Gruppe, die ihr Gewicht noch dadurch selkst schwächte, daß ihre Mitglieder zu den schlechtesten Besuchern der Reichstagesitzungen gehörten. Aus ein paar Brand- und Hetzreden in jeder Session bestand ihre ganze Thätigkeit; von positiver Mitarbeit auch an Gesetzen, die das Wohl der Arbeiter auf Engste berührten, war fast nicht die Rede. Eine kleine Minderheitsgruppe konnte sich auch mit diesem geringen Maße von Leistungen begnügen; anders aber steht die Partei jetzt als wesentlicher Bestandtheil der Mehrheit da, zumal in einer Session, die unter dem Zeichen des Arbeiterschutzes zusammentritt Da werden doch auch von ihren eigenen Anhängern nicht bloß betzerische Redensarten, sondern positive und eifrige Mitarbeit verlangt werden, und in diese Rolle wird sich die Partei erst einzuleben haben. Der ute Wihle und die versoͤhnliche Stimmung der derzeitigen ozialistischen Reichstags⸗Abgeordneten ist freilich sehr weifel⸗ hbaft; es sind die alten bekannten Agitatoren oder neue Männer, von denen anzunehmen ist, daß sie sich die bis⸗ herigen Führer zum Muster nehmen. Aber aus der sozialdemo⸗ kratischen Wählerschaft heraus wird, wie man voraussehen kann, ein Druck ausgeübt werden, daß die Abgeordneten der Partei sich mehr als bisher als wirkliche Vertreter der Arbeiterinteressen benehmen.

weifel, daß die Regierung nicht berechtigt sei, im Wege

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*§%2 272„4 63 8 4 7 2 nicht zu den siceren und überzeugten Anhängern dieser Lehre gehören, sondern aus Aerger über manche unvermeidliche Lasten, die ihnen auf⸗ erlegt werden mußten, oder auch getrieben durch einen ganz gewissenlosen und verwirrenden Mißbrauch mit dem Namen des düehe Königthums“ diesmal sozialdemokratische Kandidaten Lebed vn en, oft im guten, freilich verblendeten Glauben, damit im inne des Kaisers und der Regierung zu handeln. Diesen zahl⸗ reichen, einer mächtigen augenblicklichen Strömung nachgebenden Wählern verdankt die Sozialdemokratie ihr Anwachsen bei den jüngsten Wahlen. Gerade von diesem Bestandtheil ihrer Wählerschaft ist aber nicht anzunehmen, daß er auf die Dauer sich mit hetzerischen Phrasen ög utopischen Pöantastertien zufrieden geben wird. Man wird viel⸗ mehr eine wirkliche Förderung der Arbeiterinteressen verlangen. Es kann garnicht ausbleiben, daß sich mit der Zeit eine Scheidung zwischen denjenigen sozialdemokratischen Wäͤblern vollzieht welche eine vernünftige und praktisch mögliche Besserung ihrer ateriell Lage erstreben d jenige elche 8 verständige 19 n, und denjenigen, welche ohne jedes verständige Ziel nur auf Anarchie und Zerstörung hindrängen. Man kann voraussehen, daß sich diese Scheidung in Folge der stärkeren und verantwortungsvolleren Stellung der Sozialdemokraten und der positiven Aufgaben, welche schon an die nächste Reichstagssession herantreten werden, wenigstens in den ersten Anzeichen sckon bei den evorstebenden gesetzgeberischen Arbeiten kundgeben wird. Der Staat und die Gesetzgebung haben bereits so viel für die Besserung der Lage der Arbeiter gethan und so ernsten Willen gezeigt, noch mehr zu thun daß die Rückwirkung auf verständige Arbeiter nicht ausbleiben kann, so viel Enttäuschung man auch in dieser Hinsicht erlebt hat.“ 8

Deutsches Theater. n der nächsten Aufführung des „Götz v ichingen“ n Kreitan 21 1 158, * - 19— 8 n Freitag, 21. d. M., stattfind ird Frl. win wieder des Georg übernehmen.

8 In Es , Schau piel von Kraatz und Norweg, das am Donnerftag n Aufführung kommt, spielt Helene Odilon die Titelrolle. rigen größeren Partien des Stückes werden von den Dam „Seleburg, Stöhr, Tondeur, den Hrrn.

Basil, Jacobi, Jelenko, Stahl und Weiß dargestellt.

8 Sing⸗Akademie.

Der zweite Liederabend des Kotzolt'schen Gesangvereins A capella) fand am Sonntag unter zahlreicher Betheiligung des Publikums statt. Er wurde eröffnet durch drei Chorgesänge des beliebten Komponisten Georg Vierling, dessen nabe bevorstehender 70. Geburtstag die Anregung dazu gab, diese Gesänge: „Herr auf den Höhen“, „Thurmchoral“ und „Herr, unser starker Held“ obenan zu stellen, die, wie die meisten seiner Werke, sichere Beherrschung der klassischen Form in glücklicher Vereinigung mit freier melodischer Erfindung erscheinen lassen. Lebhafter Beifall, der zugleich der in eder Beziehung vollendeten Ausführung galt, folgte jedem der drei ergejän, Ein Madrigal von Orlando Gibbons (geb. 1583 zu mbridge), einem der bedeutendsten Komponisten Englands, erfreute gleichfalls einer günstigen Aufnahme. Ganz besonders ge⸗ aber, die höchst originellen „Sprüchwörter“ von Haydn, von „Gleich und Glesch gesellt sich gern“ wiederhbolt wurde. glücklichem Humor ist auch das Sprüchwo 4

Shorgesfänge.

klichem Humo 1 rt „Große Sprünge gerathen selten“ in Tönen wiedergegeben. Das zum Theil sieben⸗ stimmig komponirte Chorlied von A. Becker, „Sommergesang“, in welchem jeder der sechs Verse in anderer Fassung musikalisch be⸗ bandelt ist, und das eine wundervolle Wirkung machte, wurde an diesem Abend zum ersten Mal vorgetragen. Die beiden schon früher gehörten beliebten Chorgesänge „Vineta“ von Brahms, „Süßes Be⸗ gräbniß“ von J Brüll und der zum ersten Mal vorgetragene „Brautgesang“ von Wilhelm Taubert bildeten den Schluß des Abends. Reicher und wohlverdienter Beifall folgte auch diesen letzten Gesängen. Der edle, jagendlich frische Stimmenklang, die unüber⸗ treffliche Reinheit der Intonation, die Deutlichkeit der Aussprache und Präzision in der Zusammenwirkung des Chors kamen der Wirkung der Kompositionen auch in diesem Concert wieder sehr zu Statten. Die größte Anerkennung verdient daher auch die einsichtsvolle und energische Leitung des Hrn. Direktors Zellner. Unterstützt wurde der Liederabend durch Solovorträge des Frl. Campbausen, die mit gut geschulter Stimme und verständnißvoller Ausdrucksweise eine Arie aus „Figaro“ von Mozart und einige Lieder von Brahms, Schumann und Schubert vortrug. Auch der Cellovirtuos und Kammermusikus Hr. Dechert erntete durch die an ihm stets ge⸗ rühmte weiche Tonbehandlung und feinsinnige Art des Vortrages leb⸗ hafte Beifallsbezeugungen. 18 Philharmonie. Das dritte Concert des Philharmonischen Chors fand gestern unter Leitung des Hrn. Siegfried Ochs vor einem zahlreich erschienenen Publikum statt. Den Hauptanziehungspunkt bildeten zwei Novitäten: Scenen aus der fast verschollenen Oper „Fierrabras“ von Franz Schubert und „Wanderers Sturmlied“ für sechsstimmigen Chor mit Orchester von Richard Strauß. Aus der Oper kamen außer der Ourertüre, die verschiedene sehr originell er⸗ fundene Motive in geschickter Zusammenfügung enthält, noch ein Lied mit Fraͤuenchor, ein Terzett mit Chor, eine Sovran⸗Arie, ein Männerchor von mächtiger Wirkung: „O theures Vaterland“, der wiederholt wurde, und schließlich ein wundervoller „Chor und Marsch⸗ zu Gehör. Ueberall erkennt man den an melodischer Erfindung und an interessanter, oft sehr überraschender harmonischer Gestaltung so unerschöpflich reichen Tondichter. Der höchst mangelhafte Text von Kugelwieser, der zur Zeit neu bearbeitet ist, war die Ursache, daß bis jetzt nichts von der Oper bekannt wurde. Wir danken es der vor⸗ züglichen Aufführung, von diesem genialen Werk Kenntniß erhalten zu haben. Das zweite an dieser Stelle zum ersten Mal vorgetragene Werk von Strauß: „Wanderers Sturmlied“ zeigte uns die Muse des sehr begabten Komponisten in dem günstigsten Licht. Nach einer dem Titel entsprechenden Einleitung des Orchesters begiant der Chor mit dem die ganze Komposition durchziehenden sehr geschickt behan⸗ delten Hauptthema erasten Charakters, wie sich schon aus den Worten „Den du nicht verlässest, Genius, nicht Regen und Sturm haucht ihm Schauer übers Herz“ erkennen läßt. Die Wirkung des Chors ist oft eine erhebende und großartige. Die Behandlung des Or⸗ chesters ist zwar, dem Titel, entsprechend, sehr charakteristisch übertönt jedoch mitunter die Sänger zu sehr. Dies Werk wurde gleich dem erstgenannten Opern⸗Fragment mit sehr lebhaften Beifalls⸗ bezeugungen aufgenommen. Auch die mit größter Präzision und schwungvoller Auffassung vorgetragenen Stücke aus Mendelssohn’'s unvollendeter Oper „Loreley“, die wir bereits früher an derselben Stelle gehört haben, erfreuten sich der günstigsten Aufnahme. An der Aus⸗ führung der Solovartien haben sich die Hof⸗Opernsängerin Frl Denis und die Hern. Schmalfeld und von Milbe betheiligt und trugen erfolgreich zum Gelingen des Concerts bei. Der ausgezeichnete Klaviervirtuose Hr. Stavenhagen erfreute außerdem die Zuhörer durch den vollendeten Vortrag des C- moll⸗ Concerts von Beethoven, dem er nach wiederhdltem Hervorruf noch einen Andantesatz aus Liszt's Reisebildern folgen ließ. Das Orchester be⸗ währte unter Hrn. Ochs' und Hrn. Strauß’ Leitung seine stets anerkannte Tüchtigkeit und erntete gleich dem Ochs'schen Chor reiche und wohlverdiente Beifallsbezeugungen. Leider mußte wegen plötz⸗ rung des Hrn. Kirchner das „Ständchen“ in der Oper

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Mannigfaltiges. niglichen Schloß ist gegenwärtig. wie di Ne 1 g n loß ist gege ig, wie die „Nat. Ztg.“ berichtet, der maurische Springbrunnen für den eer. von Marokko, das Hauptgeschenk Sr. Majestät des Kaisers welches demnächst mit verschiedenen Schmuck⸗ und Waffenstücken, Ge⸗

sich offenbar mehr, als cs bisher der Fall gewesen ist, Männer, die

wändern, silbernen Armleuchtern u. s. w. überbracht werden soll, zur