1890 / 82 p. 4 (Deutscher Reichsanzeiger, Mon, 31 Mar 1890 18:00:01 GMT) scan diff

schusses der jetzige erste Vorstand, Königliche Reichs⸗Archiv⸗Rath Dr. Ehristida Paeutie erstattet hat (München, in Kommission bei Georg Franz). Wir entnehmen dem Bericht, daß der frühere erste Vorstand, Geheime Hofrath Dr. L. Ritter von Rockinger nach siebenjähriger erfolgreicher Thätigkeit von der Ver⸗ einsleitung zurückgetreten ist. Bei der Ende 1886 vor⸗ genommenen Neuwahl wurde der bisherige zweite Vorstand, Oberst⸗Lieutenant a. D. J. Würdinger zum ersten und der frühere zweite Vereins⸗Sekretär und ⸗Archivar Dr. Haeutle zum zweiten Vorstand bestimmt. Nachdem jedoch der neugewaͤhlte Vereinsleiter durch Krank⸗ eheit zum Rücktritt veranlaßt worden, trat Anfangs 1889 Dr. Haeutle an die Spitze des Vereins. Die Zahl der Mitglieder stieg Ende 1888 auf 821, hat also gegen Ende 1886 um 90 Mitglieder zuge⸗ nommen. Durch den Tod verlor der Verein am 15. November 1888 sein ältestes Mitglied, den Herzog Maximilian; dafür war dem Verein ein Jahr vorher die hohe Ehre zu Theil geworden, ein anderes Mitglied des bayerischen Herrscherhauses, den Prinzen Ludwig Fer⸗ dinand, Königliche Hoheit, zu seinem ordentlichen Mitgliede zu gewinnen. Alsdann wird die Vertheilung der Mitglieder unter die Mandatar⸗ schaften für die einzelnen Bezirke und ihr Stärkeverhältniß nach⸗ gewiesen, wobei sich ergiebt, daß einige Bezirke, wie Garmisch, Mies⸗ bach, Weilheim, eine sehr erfreuliche Zunahme zeigen; aber auch die Haupt⸗ und Residenzstadt München hat eine Mehrung um 24 gegen 1886 aufzuweisen, ein in der That beachtenswerthes Zeichen, daß der historische Sinn in stets breiteren Schichten der Bevölkerung Boden gewinnt. Weiter wird bierauf über die Sammlungen, das Archiv und die Bibliothek sowie deren Mehrung berichtet und sodann die Thätigkeit des Vereins in den beiden Berichtsjahren eingehend besprochen, wie sie sich in den Vereinsversammlungen mit den dabei vorgelegten Elaboraten und gehaltenen Vorträgen entfaltet, so⸗ wie den Forschungen auf prähistorischem, römischem und ger⸗ manischen Gebiet, welche von den Vereinsmandataren durch Aus⸗ grabungen gefördert wurden. Auch noch nach anderer Seite hin machte sich die Thätigkeit des Vereins auf verdienstliche Weise be⸗ merkbar, indem er im amtlichen oder privaten Auftrage mehrfach Gutachten in verschiedenen historischen Dingen erstattete, so u; a. über die am alten Münchener Akademiegebäude anzubringenden Ge⸗ denktafeln, über die Beseitigung der alten Taufkapelle in Taufkirchen an der Vils, über eine Gedenktafel, die einstmalige Anwesenheit Goethe's in Mittenwald (1786) betreffend, über die Wiederherstellung des berühmten Wandgemäldes in der Kirche zu Hoflach ꝛc. Der Be⸗ richt gedenkt ferner noch der Herrichtung der neuen Vereins⸗ lokalitäten, des am 26 Mai 1888 festlich begangenen 50 jährigen Jubiläums, bespricht die Publikationen des Ver⸗ eins, seinen Verkehr mit in⸗ und ausländischen Körper⸗ schaften und giebt am Schluß eine Darlegung der Vermögenslage. Beigefügt sind dem Jahresbericht ein vollständiges Verzeichniß sämmt⸗ licher Mitglieder, die Kassenrechnungen, eine Uebersicht aller in den beiden Jahren eingelieferten Arbeiten und in den Abendversammlungen gehaltenen Vorträge, ein Verzeichniß des Zuwachses der Vereins⸗ sammlungen, Nekrologe und am Schluß die Liste der Ausschuß⸗ mitglieder. Aus dieser entnehmen wir, daß als zweiter Vorstand des Vereins z. Z. Freiherr Edmund von Oefele, als Sekretäre Privatier Ruck und Major a. D. Krauß fungiren. Das gleichzeitig mit dem Jahresbericht erschienene neueste Heft (1, 46 Bandes) des von dem Verein berausgegebenen „Oberbayerischen Archivs für vater⸗ ländische Geschichte’ bietet vier größere Arbeiten In der ersten, betitelt „Kaspar Winzerer und sein Lied“, sucht Dr. August Hartmann nachzuweisen, daß das dem bekannten Landsknechtsführer Jörg von Frundsberg zugeschriebene Lied „Mein Fleiß vnd müh“ ꝛc. wahrscheinlich nicht von diesem, sondern von dem unter seinem Oberbefehl gestandenen bayerischen Ritter Kaspar Winzerer von Tölz verfaßt ist, der sich auch als Komponist versucht hat. Dann folgt eine Abhandlung vom Oberst⸗Lieutenant a D. J. Wür⸗ dinger über den Ausgang des österreichischen Erbfolgekrieges in Bayern. Die sich anreikende Arbeit von Walter Goetz über Ladis⸗ laus von Fraunberg, den letzten Grafen von Haag, ist als Beitrag zur Geschichte des Geschlechts wie zu der der bayerischen Lande ins⸗ besondere unter der Regierung Herzog Albrecht’s V. (1550- 1579) nicht ohne Interesse. Den Schluß bilden weitere Beiträge zur Kenntniß der Tabula Peutingeriana, von I W. Seefried, König⸗ lichem Bezirksamts⸗Assessor a. D.

Literatur.

„Die Königin Luise in der Dichtung.“ Eine Samm⸗ lung aus den in älterer und neuerer Zeit verfaßten Dichtungen, aus⸗ gewählt und herausgegeben von Eduard Belling. Zweite ver⸗ besserte Auflage. Mit einem Porträt in Phbotogravüre nach einem Relief von A. Betiber (1798 nach der Natur modellirt). Verlag von Kurt Brachvogel, 1890. Mit diesem Werk, welches als dritter Band der „Vaterländischen Ehrenbücher“ soeben in neuer verbesserter Bearbeitung erschienen, setzt der Geist deutscher Poesie der unvergeßlichen Königin Luise ein neues Denkmal. Es bietet aus der in einer am Schlusse beigefügten Uebersicht sämmtlicher auf die Königin Luise bezüglichen Dichtungen, mit welchen mehrere Bände gefüllt werden könnten, nur das Beste und historisch Interessanteste; gleichwohl ist darin jede erwähnenswerthe Handlung, jeder irgendwie bedeutsame Moment aus dem Leben, ja jeder verherrlichede Vorgang beim Tode und an der Ruhestätte der Hochseligen Königin pietätvoll berücksichtigt worden. Nach dem biographisch⸗chronologischen Prinzip könnte der immerhin reiche Inhalt des Werks in vier Perioden eingeordnet werden, und zwar so: I. Periode, Seite 1 bis 12: Die Jugendzeit; II. Periode, Seite 13 bis 56: Die Zeit des reinen Familienglücks; III. Periode, Seite 57 bis 143: Die der Prüfung und der Trübsal; 1V. Periode, Seite 144 bis 189: Die Verklärung. Aus bester Ueberzeugung begleiten wir dieses Buch mit dem Wunsche, daß es auch in seiner neuen Ge⸗ stalt recht viele offene Herzen finden, daß sein köstlicher Inhalt namentlich in den vaterländischen Bildungsanstalten lebendig werden und dazu mitwirken möge, daß in den Herzen der deutschen Jugend stetig zunehme und tief Wurzel schlage die Ehrerbietvng vor edler Weiblichkeit und die Liebe zu unserem erlauchten Herrscherhause.

Zu der zweiten Auflage des von Dr. H. Kohl heraus⸗ gegebenen „Fürst Bismarck⸗Gedenkbuches“⸗, Verlag von Martin Bülz in Chemnitz, ist soeben ein Nachtrag 1889/90 erschienen, in welchem die Gedenktafel vom November 1888 bis zum 28. Februar 1890 fortgesetzt wird. Beilage V. und VI., Bismarck⸗ Bilder und Bismarck⸗Literatur, haben darin bedeutende Erweiterungen erfahren, letztere namentlich durch Aufnahme der in den größeren Zeitungen des In⸗ und Auslandes veröffentlichten Artikel, welche als zur Bismarck⸗Literatur gehörig zu betrachten sind. Geschlossen wurden die Beilagen mit dem 15. Februar 1890. Das zum Nachschlagewerk geeignete Werk hat dadurch eine wesentliche Erweiterung erfahren.

Fürst Bismarck. Sein Leben und sein Wirken in Wort und Bild dem deutschen Volke erzählt. Minden i. W. Verlag von Wilhelm Köhler. Das mit 8 Vollbildern und 50 Text⸗ Illustrationen geschmuckte Werkchen zeichnet sich durch seine klare, all⸗ gemein verständliche Sprache, sowie durch seine Ausstattung günstig aus. Der Herausgeber schildert in engem Raum das Leben des Reichskanzlers bis zur neuesten Zeit und giebt ein getreues Bild des ruhmreichen Wirkens des Fürsten, welches jeden Patrioten nur er⸗ freuen kann. Der billige Preis von 60 macht das Buch vorzüglich zu einer Festschrift zum 75 jährigen Geburtstage des Fürsten geeisnet und rürfte jedem Verehrer Bismarck's willkommen sein.

. Fürst Bismarck. Sein Leben und Wirken, von Hermann Jahnke. Verlag von Paul Kittel in Berlin. Die soeben er⸗ cienene erste Lieferung des vorgenannten Werkes schildert nach einer kurzen Betrachtung über die politische Lage der Zeit, in welche die Geburt Otto von Bismarck’s fiel, die Jugendjahre des nachmaligen eichskanzlers bis zum 17. Jahre. In fließender Sprache geschrieben, verspricht das Werk, welches in etwa 14 Lieferungen zum Preise von je 58 erscheinen soll, ein für alle Verehrer des großen Staats⸗

mannes willkommenes zu werden, dessen Werth noch durch die nach

Bildern erster Künstler ausgeführten Illustrationen bedeutend erhöht wird. 11“ 12

1 28 Fürst Bismarck's deutsche Politik seit Begründung des neuen Reichs, von B. v. A. Verlag von Otto Spamer. Leipzig und Berlin. Die durchgehends in oljektivem Tone gehal⸗ tene Schrift bietet eine gedrängte Uebersicht der durch den Fürsten Bismarck geleiteten Politik des Deutschen Reichs seit dem Jahre 1871, und wird darin nicht nur die Leitung der äußeren Angelegen⸗ beiten, sondern auch der Gang der inneren Entwickelung, namentlich Betreffs der kirchlichen, sozialen und wirthschaftlichen Bestrebungen und Kämpfe und der Anstrengungen um die Stärkung und Vervoll⸗ kommnung der deutschen Wehrkraft dargelegt. Ganz besonders ver⸗ dient die Charakteristik der verschiedenen Parteien hervorgehoben zu werden. Die auf aktenmäßiges und anderes Material gestützte Dar⸗ stellung erstreck sich bis auf die neueste Zeit, und sind auch die dies⸗ jährigen Reichstagswahlen, sowie deren Beurtheilung und Bedeutung für die nächste Zakunft mit in den Kreis der Betrachtungen gezogen worden. 1

Der Reichsfaßbinder. Ein deutsches Fastnachtsspiel zum 1. April dieses Jahres von M. Reymond, illustrirt von K. Menzel. Verlag von W. Pauli in Berlin. (2 ℳ) Die hohen Verdienste des Fürsten Bismarck um die Verwirklichung des natio⸗ nalen Einheitsgedankens werden hierin von einem Bewunderer des großen Staatsmanns und Patrioten im Rahmen einer humoristischen Dichtung dargelegt. Zur Feier des 75jährigen Geburtstages des Fürsten dürfte das Fastnachtsspiel Reymond'’s für alle Freunde dieser Art von Dichtungen von großem Interesse sein.

Denkwürdigkeiten aus dem Leben des Fürsten Bismarck. Darstellung der gesammten politischen Wirksamkeit des Fürsten Bismarck als Abgeordneter, Gesandter und Minister. Von 2 Verfasser von: „12 Jahre deutscher Politik“, ist der Titel eines Werkes, welches soeben in dem Verlage der Renger'schen Buchhandlung Gebhardt & Wilisch in Leipzig mit ca. 60 Bogen in 12 Lieferungen zu erscheinen beginnt. Der Inhalt desselben gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung. Kapitel I Die vorministerielle Zeit. 1847 1862. II. Die Frankfurter Epoche. III. In St. Petersburg und Paris. IV. Der Verfassungsstreit 1852 1866. V. Bis zum Ausbruch des Krieges mit Oesterreich. VI. Der böhmische Feldzug und die Gründung des Norddeutschen Bundes. VII. Die Gründung des Deutschen Reichs 1866— 1871. VIII. Von Varzin nach Versailles. IX. Der erste Deutsche Reichstag. X. Bis zum Berliner Friedens⸗ kongreß 1871 78. XI. Der Kampf mit Rom. XII. Aus dem deutschen Parlament. XIII Der Kongreß. XIV. Vom Kongreß bis zum Tode Kaiser Wilhelm's I. 1878 1888. XV. Fürst Bismarck unter dem zweiten und dritten Kaiser. Mit dem Rücktritt des Reichskanzlers Fürsten Bismarck von der poli⸗ tischen Bühne, auf der er als Minister 28 Jahre gewirkt hat, liegt das große, von ihm vollbrachte Werk abgeschlossen da und ist jetzt ein Ueberblick über dasselbe in ganzer Vollständigkeit gestattet. Die fruchtbare Thätigkeit des großen Staatsmannes in ihrem vollen Um⸗ fange, und zwar bis auf die Wirksamkeit des Abgeordneten und Gefandten Bismarck zurückgehend, der deutschen Nation vorzuführen, unternimmt nach jabrelangen Vorarbeiten ein Autor, dem sein Beruf es ermög⸗ licht hat, über eine Fülle von unschätzbarem Material zu verfügen, dasselbe zu einem Werke zu verarbeiten und nicht nur das Schaffen Bismarc's in allen seinen Richtungen gründlich zu beleuchten, sondern auch ein ebenso erschöpfendes wie fesselndes Bild von der großen Zeit, die wir alle durchlebt haben, zu liefern.

Als Nr. 30 der „Guttentag'schen Sammlung deutscher Reichs⸗ gesetze Textausgabe mit Bemerkungen —“. Berlin, Verlag von J. Guttentag (D. Collin, 1890) erschien soeben: „Das Reichs⸗ gesetz, betreffend die Invaliditäts⸗ und Alters⸗ versicherung vom 22. Juni 1889. Textausgabe mit Anmer⸗ kungen und Sachregister,N“ vom Kaiserlichen Geheimen Regierungs⸗Rath im Reichsamt des Innern E. von Woedtke.“ In eben dem Zeitpunkt, da das die Invaliditäts⸗ und Altersversicherung betreffende Gesetz in das Stadium der Ausführung tritt, erscheint die vorliegende Arbeit als ein willkommenes Mittel, das Verständniß des Gesetzes zu vermitteln und auf diese Weise dazu bei⸗ zutragen, das von Kaiser Wilhelm I. dem Deutschen Reich hinterlassene Vermächtniß der Invaliditäts⸗ und Altersversicherung zu bester Durch⸗ führung zu bringen. Der Umstand, daß der Verfasser inmitten der behandelten Sache steht, durch ähnliche Werke auf den Gebieten der Kranken⸗ und Unfallversicherung rühmlichst bewährt und auch berufen gewesen ist, als Kommissar bei den Verhandlungen des Bundesraths und des Reichstages über das betr. Gesetz an dem Zustandekommen desselben mitzuwirken, dürfte wohl die beste Gewähr für die Gediegen⸗ heit dis Werkes und die Zweckmäßigkeit und Vortrefflichkeit seiner Weisungen sein. Jedenfalls dürfte dasselbe wie kein anderes geeignet sein, die korrekte Ausführung des betr. Gesetzes sichern zu helfen.

„Der Preußische Feldprediger.“ II. Von Erich Schild, Königlicher Divisions⸗Pfarrer der 8. Division. Mit zwei Porträts. Halle a. d. S. Verlag von Eugen Strien. 1890. (Preis 4 ℳ) Im Jahre 1888 erschien im Verlage von Otto Maehnert in Eisleben der 1. Band dieses Werks. Derselbe schilderte die per⸗ sönlichen Erfahrungen und Erlebnisse preußischer Feldprediger älterer Zeit in der Friedensgarnison wie im Kriege. Der gegenwärtige AlI. Band des Gesammtwerks, gewidmet dem epangelischen Feld⸗ propst der Königlich preußischen Armee, Hrn. Ober⸗Konsistorial⸗ Rath D. theol. Maximilian Richter, giebt auf Grund der Akten des Geheimen Staatsarchivs in Berlin und anderer dem Verfasser geöffnet gewesener Archive eine zusammenhängende sehr faßliche Darstellung der geschichtlichen Entwickelung des brandenburg⸗preußischen Feldpredigerwesens. In dieser Gestalt dürfen die vorliegenden Blätter als eine zuverlässige Preußische Militär⸗Kirchengeschichte gelten, welche zeigt, was die Hohenzollern von jeher für die religiöse Versorgung ihres Heeres gethan haben. In der Militär⸗Literatur wie auch in der vater⸗ ländischen Kirchengeschichte füllt diese Darstellung eine Lücke; denn bislang fehlte es auf diesem Gebiete an einer eigenen Bearbeitung, die bei dem Einfluß der Militärprediger auf die Landeskirche von Wichtig⸗ keit sein dürfte. Das Studium der sechs Abschnitte des vorliegen⸗ den Buches, von denen der erste die Einsetzung des Feldpredigeramts durch den großen Kurfürsten, der zweite die weitere Organisation des Militär⸗Kirchenwesens unter Kurfürst Friedrich III, nachmaligen König Friedrich I., der dritte die Pflege des preußischen Feldprediger⸗ amts unter Friedrich Wilhelm I., der vierte das religiöse Leben im Heere Friedrich's des Großen, der fünfte das Millitär⸗Kirchenwesen unter König Friedrich Wilhelm II, endlich der sechste die gesetzliche Ausgestaltung des Feldpredigerwesens durch das Militär⸗Kirchen⸗ Reglement, bezw. die Königlich Preußische Militär⸗Kirchen⸗Ordnung, die Sorge für Bibelverbreitung im Heer und feste liturgische Norm im Militärgottesdienst durch König Friedrich Wilhelm III. sowie die Hochhaltung und Auszeichnung des Feldprediger⸗, bezw. Feldpropst⸗Amis durch Kaiser Wilhelm I. und Kaiser Wilhelm II. behandelt, verschafft jedem Leser die Ueberzeugung, daß die Hohen⸗ zollern'schen Kriegsherren vom Großen Kurfürsten an bin auf den jetzt regierenden. Kaiser die volle Kriegstüchtigkeit ihres Heeres auf die Religion gründen und darum alle Zeit neben der traditionellen Sorge um äußere Vermehrung, militärische Schulung und zweckmäßige Einrichtung ihrer Kriegsmacht eifrig darauf bedacht sind, daß unserer Armee neben dem „scharfen und schneidigen“ äußeren Schwerte niemals fehle das „Schwert des Geistes“. 1

von der Goltz, Freiherr (Hauptm.): Selbständige Patrouillen. Eine Forderung der Taktik, der neuen Waffen und des rauchschwachen Pulvers. Preis 1 ℳ. E. S. Mittler u. Sohn, Königliche Hofbuchhandlung, Berlin SW. 12, Kochstraße 68 70. In dieser Schrift begründet Hauptmann Freiherr von der Goltz den Vorschlag, die freiere Beweglichkeit der Truppe, welche durch die neue

euertaktik bedingt wird, dadurch zu erhöhen, daß geeignete Mann⸗ baften zu selbständig handelnden Patrouillen ausgebildet werden, und weist im Einzelnen nach, wie wichtige Aufgaben denselben im Gefecht

zufallen und einen wie großen Einfluß sie auf den Gang desselben üben würden. 1 1

Souheur (Major): Taktische und strategisch⸗ taktische Aufgaben für Felddienst⸗, Gefechts⸗ und Detachements⸗ Uebungen, Feld⸗Uebungsreisen und für das Kriegsspiel. Mit 2 Plänen in Steindruck. 2. Auflage. Eö. 4 ℳ. E. S. Mittler u. ohn, Königliche Hofbuchbandlung, Berlin SW. 12, Kochstr. 68 70 Selbst⸗ ständig im Felde handeln zu können, ist für den Offizier die wichtigste, unerläßliche Bedingung. Diese Fähigkeit entwickeln am besten Uebungen mit Hülfe des Kriegsspiels, welche die verschiedensten Gefechtslagen und Aufträge betreffen. Eine solche systematische Sammlung, ein Lehrbuch zum Selbststudium, welches Major Souheur in seinen „Taktischen und strategisch⸗taktischen Aufgaben für Felddienst⸗, Gefechts⸗ und Deiachements⸗Uebungen, Feld⸗Uebungsreisen und für das Kriegsspiel“ bearbeitet hatte, ist mit so viel Beifall aufgenommen worden, daß das Werk soeben in zweiter vermehrter und nach den neuen Bestimmungen umgearbeiteter Auflage herausgegeben worden ist.

„Trost und Weihe“. Reden und Predigten von Karl Gerok. Stuttgart. Verlag von Carl Krabbe. 1890. Das ist ein stattlicher Band von Kasualreden, dessen von vielen Seiten erbetene Herausgabe der scheidende Vater noch so gut vorbereiten konnte, daß dem Sobne die rasche Hinausführung des Werkes in vorliegender Gestalt möglich ward. Als eine köstliche Auslese aus dem reichen homiletischen Nachlasse des größten schwäbischen Kanzel⸗ und Kasual⸗ redners erscheinen diese Reden im Vollbesitz aller derjenigen Vorzüge, welche Gerok's Reden und Predigten auszeichnen: eine erwärmende und ergreifende Herzlichkeit, eine seltene Friedherzigkeit und Milde und eine edle, schwungvolle, bilderreiche, nicht selten erhaben⸗

schöne Sprache. Eingeordnet sind dieselben nach dem Plane des ver.

ewigten Verfassers in drei Bücher. Das erste, betitelt „Fürs Haus“, enthält: eine Rede bei Grundsteinlegung eines Hauses Tauf⸗, Konfirmations⸗, Trauungs⸗ und Grabreden; das zweite, überschrieben „Für die Gemeinde“, bietet Ansprachen zur Weihe von Gotteshäusern und zur Einführung von Geistlichen, Beichtreden und Predigten bei besonderen Veranlassungen, und das dritte mit der

Aufschrift „Für Werke der Liebe“ enthält Weihereden und Fest⸗

reden zur Verschönung und Belebung des Vereins⸗, Missions⸗ und Anstaltslebens. Was jede von diesen auserwählten Reden ursprün lich den Hörern so reichlich gespendet, das wird hoffentlich dies Sammlung einem groößeren Leserkreise nicht minder bringen: Trost und Weihe, wie ihr Name besagt.

Der verlorene Sohn, Schauspiel in vier Akten von Heinrich Bulthaupt. Mit einer Vorrede: Ein Wort über moderne Stoffe im Drama. Oldenburg und Leipzig. Schulze’sche Hof⸗Buchhandlung und Hof⸗Buchdruckerei (A. Schwartz). Wie in den früheren Dramen des Verfassers, „Gerold Wendel“ und „Ein neue Welt', spielt sich auch in dem vorliegenden, dessen Konflikte au der politischen Umgestaltung Deutschlands durch die großen Krieg von 1866 und 1870 entspringen, ein Weltgeschick in den vier Wänden des Hauses, im engen Kreise der Familie ab.

„Ein Ebrenwort“. Roman von Marie Bernhard Minden. Druck und Verlag von Wilhelm Köhler. „Das Lebe ist der Güter höchstes nicht!“ Diese Wahrheit führt vorliegende 283 Seiten (gr. 8) starkes Werk in ähnlicher Verkettung de Lebensumstände, aber in einer noch größeren Mannigfaltigkeit kritische Lebenslagen durch, als es die Verfasserin in ihrem Werke: „Si selbst getreu“ bereits versucht hatte. 8

Dem überaus schweren Zurechtfinden im zerstreuten Gebiet unserer Gesetze über das Aktienwesen abzuhelfen, ist von de General⸗Sekretär der Mitteldeutschen Kreditbank Dr. jur. Otto Speyer soeben in der Jäger'schen „Verlags⸗, Buch“⸗ und Land⸗ kartenhandlung“ in Frankfurt a. M. (1890) erschienen: „Die Be⸗ stimmungen des Handelsgesetzbuches und der Novelle vom 18. Juli 1884 über die Aktiengesellschaften, in systematischer Anordnung zum praktischen Gebrauch zusammen⸗ gestellt. Daß mit dieser Arbeit dem praktischen Gebrauchsbedürfniß ein sehr willkommener Dienst erwiesen wird, bedarf wohl keines Be⸗ weises für die betheiligten Berufskreise.

Für den Preis von 80 (in biegsamem Ganzleinenbande 1 ℳ) ist im Verlage von Otto Salle in Braunschweig (1890) unter dem Titel: „Samariterbuch für Jedermann“ von Dr. med. W. Eydam eine allgemeinverständliche Anleitung zur ersten Hülfe⸗ leistung bei Unglücksfällen erschienen, welche „dem hochver⸗ dienten Förderer der Samaritersache, Herrn Grafen Douglas, ge⸗ widmet“ ist. Diese Schrift bekundet durchweg das Bestrevden, die Samaritersache, angeregt durch den verdienstvollen Professor von Esmarch in Kiel, zum Gemeingut des Volkes zu machen, indem es nach bester Handreichung der ärztlichen Praxis durch möglichst über⸗ sichtliche Stoffordnung, knappe Form und gute Veranschaulichung mittels zahlreicher Abbildungen Jedermann die Möglichkeit bietet, sich bei Unglücksfällen in kürzester Frist Rath zu holen und die erste Hülfe schnellbereit zu leisten. 3

Der bekannte Reisende und Naturforscher Prof. Pechuel⸗ Loesche in Jena ist mit einer Reubearbeitung von,Brehm's Thierleben“ beschäftigt. Das Erscheinen der neuen Auflage des berühmten Werkes wird im Herbst d. J. erwartet.

Wir verfehlen nicht, bei Beginn des neuen Quartals unsere Leser auf die im Verlage von Friese u. von Puttkamerin Dresden erscheinende, vorzüglich redigirte Zeitschrift „Das Pferd“ hinzu⸗ weisen. Die Verlagshandlung ist seit Jahren bemüht, stets das Neueste und Beste auf hippologischem Gebitte in Wort und Bild lehrreich und interessant vorzuführen und wird in ihrem Bestreben durch die angesehensten Autoren des Faches unterstützt. Der äußerst billige Abonnementspreis beträgt nur 1,50 Den Interessenten stehen Probenummern zur Verfügung. .

Mit Stanley und Emin Pascha durch Deutsch⸗ Ost⸗Afrika so betitelt sich das Reise⸗Tagebuch des durch seine im vorigen Jahre erschienene Schrift Zwei Jahre am Congo bekannt gewordenen P. Aug. Schynse. Da Schynse den Zug Stanlev's und Emin Pascha's vom Victoria⸗See bis nach Bagamoyo selbst mitmachte und dadurch lange im engsten Verkehr mit den beiden berühmten Forschern lebte, so verspricht diese neue Schrift, die demnächst bei Bachem in Köln erscheinen soll, hochbedeutsam zu sein und wird mit lebhaftem Interesse begrüßt werden, umsomehr, als sie die erste in Deutschland zur Ausgabe gelangende Beschreibung dieses denkwürdigen Fee ist.

Die „Deutsche Kolonialzeitung“, Organ der Deutschen Kolonialgesellschaft. (Redacteur: Gustav Meinecke) hat in der Nr. 6 des 3. Jahrgangs folgenden Inhalt: Vorstandssitzung. Ein Kaiser⸗ wort. Die Araberfrage und Emin Pascha. Die Bedeutung von Tabora für Deutsch⸗Ost⸗Afrika. Von Fans Reichard. Die Unter⸗ bringung befreiter Sklaven. Von Dr. Friedrich Back. Die deutsche Auswanderung I. Von B. Dr. Below über Mexiko. Eine Kritik aus Mifsionskreisen über die Thätigkeit des Herrn Paul Reichard. Entgegnung. Mittheilungen aus der Gesellschaft. Kleine Mittbeilungen. Eingänge für die Bibliothek. 8

Nr. 26 der vaterländischen Wochenschrift „Der Bär“ hat folgenden Inhalt: Das Geburtstagsgedicht, von W. T. Zu dem Bericht über den Tod des Prinzen Louis Ferdinand, von Emil König. Schloß Babelsberg (mit Abbildung). Der Große Kurfürst und Holland, von Georg Galland ( Fortsetzung). Ein Erinnerungsblatt zum achtzigsten Geburtstage Adolf Glaßbrenner's, von Richard Schmidt⸗ Cabanis (Fortsetzung, mit Abbildung). Kleine Mittheilungen: Schinkel⸗ und Boetticher⸗Feier. Zur Familiengeschichte derer von Broesigke. Königserle im Spreewald. Ein wichtiger Parolebefehl aus dem Jahre 1813. 11“

Die Nr. 13 der „Gefiederten Welt“, Zeitschrift für

Vogelliebhaber, Züchter und ⸗Händler, herausgegeben von Dr. Karl Ruß (Magdeburg, Creutz'sche Verlagsbuchhandlung, R. u. M. Kretsch⸗ mann), enthält: Beschreibungen bisher noch gar nicht oder doch nur unvollkommen beschriebener lebend eingeführter Vögel, sowie von Jugendkleidern gezüchteter Vögel. Die Züchtung des Zwergpapagei mit orangerothem Gesicht. Zum Vogelschutz: Die zweckmäͤßigsten Nistgelegenheiten für Höhlenbruͤter (mit Abbildungen) Ein neuer Bisoen hason Aus aus, Hof, Feld und Wald. Mancherlei.

Die „Zeitschrift für Gerichsvollzieher“, Spezial⸗ Organ über Vollstreckungsrecht und Zustellungswesen, herausgegeben von deutschen Rechtsgelehrten und Fachmännern (Redaktion, Expe⸗ dition und Verlag: Siemenroth u. Worms in Berlin SW.), bat in der vorliegenden Nr. 6 des IV. Jahrgangs folgenden Inhalt: Zur gefälligen Beachtung. Großherzoglich badensche Ministerialverfügung vom 25. Januar 1890 über die Zwangsvollstreckung wegen Umlagen der Unfallversicherungs⸗Berufsgenossenschafttnt. Anfrage. Wie hat sich der Gerichtsvollzieher zu verhalten, wenn ihm der Gläubiger mittheilt, daß der Schuldner, gegen welchen die Pfändung stattfinden soll, die Zahlungen eingestellt hat! Ist dem Gläubiger zu rathen, daß er trotz solcher Kenntniß noch pfänden lassen soll? In gemein⸗ faßlicher Darstellung beantwortet von Heinrich Walter. Recht⸗ sprechung. Zeitschriften⸗ und Bücherschau. Literarische Mit⸗ theilungen. Vermischtes. Personalnachrichten. Sprechsaal.

and⸗ und Forstwirthschaft.

Allgemeine Landwirthschaftliche Ausstellung in Straßburg i. E.

Nachdem der größere Theil der Anmeldefristen für die Straß⸗ burger Allgemeine Landwirthschaftliche Ausstellung abgelaufen ist, läßt es sich übersehen, daß die Schau überaus reich beschickt werden wird. Zwischen 300 und 400 Pferde, über 1000 Rinder, 200 Schafe und 400 Schweine werden zur Stelle sein. Die Gartenbau⸗ sowie Bienen⸗ und Geflügel⸗Ausstellungen werden den ihnen zugemessenen Platz ebenso wie die Maschinen vollständig füllen. Auch fehlt es nicht an einer reichen Anmeldung für Weine, Taback, Saaten, Düngemitteln; endlich wird auch die Fisch⸗Abtheilung gut besetzt sein. Die Ausstellung wird am 5. Juni eröffnet und am 9. für die Thier⸗Abtheilung, am 11. Juni für die gesammte Ausstellung geschlossen.

Land⸗ und forstwirthschaftliche Ausstellung in Wien. Vom 1. April ab befindet sich das Ausstellungs⸗Bureau bereits in

der Rotunde; es wird somit darauf aufmerksam gemacht, daß vom

1. April ab alle diese Ausstellung betreffenden Zuschriften und An⸗

fragen in die Rotunde im Prater zu richten sind.

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Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.

. Schweden. Auf dem Hofe Patriksbill in der Gemeinde Söndrum der schwe⸗ chen Provinz Halland ist der Milzbrand erloschen.

Handel und Gewerbe.

ZBerlin, 29. März. (Wochenbericht für Stärte, Stärke⸗ abrikate und Hülsenfrüchte von Max Saberskv.) Ia. Kar⸗ toffelmehl 15 ½ 16 ℳ, Ia. Kartoffelstärke 15 ½ - 16 ℳ, IIa. Kar⸗ toffelstärke und Mehl 13 ½ 15 ℳ, feuchte Kartoffelstärke loco und Parität Berlin 7,65 ℳ, Frankfurter Sprupfabriken zahlen frei Fabrik Frankfurt a. Oder 7,45 ℳ, gelber Syrup 18 18 ½ ℳ, Cavillair⸗ Export 20 20 ½ ℳ, Capillair Syrup 19 19 ½ ℳ,. Kartoffel⸗ zucker Capillair 19 ¼ - 19 ¾ ℳ, do. gelber 18 t 18 ¾ ℳ, Rum⸗Couleur 34 35 ℳ, Bier⸗Couleur 34 35 ℳ, Dextrin, gelb und weiß, Ia. 26 ½ 27 ½ ℳ. do. sekunda 23 ½ 24 ½ ℳ, Weizen⸗ stärke (kleinst.) 36 37 ℳ, Weizenstärke (großstück.) 40 40 ½ ℳ, Hallesche und Schlesische 40 ½ 41 ½ ℳ, Schabe⸗Stärke 31 32 ℳ, ais⸗ Stärke 30 31 ℳ, Reisstärke (Strahlen) 45 47 ℳ, do. (Stücken) 43 44 ℳ, Victoria⸗Erbsen 17 21 ℳ, Kocherbsen 18 22 ℳ, Futtererbsen 15 ½ 16 ½ ℳ, grüne Erbsen 18 22 ℳ, Leinsast 22 24 ℳ, Linsen, große 32 46 ℳ, do. mittel 24 32 ℳ, do. kleine 20 24 ℳ, gelber Senf 22 26 ℳ, Kümmel 42 46 ℳ, Buchweizen 14 16 ℳ, Mais loco 12 ½ 13 ℳ, Pferdebohnen 16— 18 ℳ, inländische weiße Bohnen 19 22 ℳ, breite Flachbohnen 22 24 ℳ, ungarische Bohnen 18 20 ℳ, galizische und russische Bohnen 16—18 ℳ, Wicken 17 18 ½ ℳ, Hanfkörner 16—17 ℳ, Leinkuchen 15 15 ½ ℳ, Weizenschale 10 10 ½ ℳ, Roggenkleie 10 10 ½ ℳ, Rapskuchen 14 14 ½ ℳ, Mohn, weißer 60 78 ℳ, do. blauer 46 50 ℳ, Hirse, weiße 20 23 Alles per 100 kg ab Bahn bei Partien von mindestens 10 000 kg.

„In der vorgestrigen Generalversammlung der Berliner

E“ ellschaft wurde die Bilanz und die Gewinn⸗ und

erlust⸗Rechnung für das Geschäftsjahr 1889 genehmigt. In den Aufsichtsrath wurden die statutenmäßig ausscheidenden Mitglieder wiedergewählt und der Wirtliche Geheime Rath Baron von Cohn sowie General⸗Direktor E. Rathenau neugewählt. Die auf 12 % festgesetzte Dividende gelangt vom 1. April cr. ab zur Auszahlung. Seitens der Verwaltung wurde die folgende Erklärung abgegeben: Wie aus dem Ge⸗ schäftsberichte hervorgebt, waren die im vorigen Geschäftsjayre entrirten Emissionsgeschäfte bei Abfassung des Geschäftsberichts bereits vollständig abgewickelt bis auf die Uebernahme der dreiprozentigen staatsgarantirten italienischen Eisenbahn⸗Obligationen, deren Realisirung in den ersten Monaten des laufenden Geschäftsjahres fortgeführt worden ist. Der Bestand an Montan⸗ und Industrie⸗ papieren repräsentirte bei Schluß des Jahres in der Haupt⸗ sache nur die von früher her im Besitz der Bank befind⸗ lichen Werthe, über deren Entwickelung im abgelaufenen Geschäftsjahre der Geschäftsbericht Auskunft giebt. Der Besitz an börsengängigen Montan⸗ und Industriewerthen beschränkte sich dagegen auf einen verschwindend kleinen Betrag. Da in Folge der Börsen⸗ verhältnisse neue Geschäfte auf diesem Gebiet im laufenden Jahre nicht unternommen wurden, so ist die Bank sowohl im Effekten⸗, wie im Konsortialgeschäft von der rückgängigen Coursbewegung der letzten Monate unberührt geblieben. 1“

Der Aufsichtsrath der Oberschlesischen Eisenbahn⸗ bedarfs⸗Aktiengesellschaft hat beschlossen der zum 7. Mai er. einzuberufenden Generalversammlung vorzuschlagen, nach Abschreibungen im Betrage von 565 000 ℳ, sowie nach Deckung der Konvertirungs⸗ kosten für die jetzt 4 % Obligationen im Betrage von 113 000 die Dividende für das abgelaufene Geschäftsjahr auf 6 % festzusetzen. Seitens der Direktion wurde mitgetheilt, daß die Geschäftslage im neuen Jahre zu sehr guten Erwartungen berechtige. Die Ergebnisse der ersten beiden Monate seien ungefähr um 50 % höber als die⸗ jenigen der entsprechenden Monate im vorhergehenden Jahre. Die Werke der Gesellschaft seien äußerst lebhaft beschäftigt.

Aus dem in der 31. ordentlichen Generalversammlung der Aktiengesellschaft für Spinnerei und Weberei an der hohen Mark bei Oberursel erstatteten Rechenschaftsberichte geht hervor, daß der Ueberschuß des Jahres 1889 120 029 beträgt. Hiervon wurden 40 597 dem Ersatz⸗ und Ahbnutzungs⸗Conto, 7943 dem Reserve⸗Conto gutgeschrieben und auf Vorschlag des Verwaltungsrathes kommen 43 pro Aktie als Dividende zur Ver⸗ theilung, während 5979 dem Spezialreserve⸗Conto zugewiesen werden; von letzterem Betrage sollen 2500 als erster Beitrag für eine zu gründende Arbeiterpensionskasse verwendet werden.

Die vorgestrige Generalversammlung der Pfälzischen Hypothekenbank beschloß die Vertheilung einer Dividende von 5 %. Die Bank hat sich im Laufe des Jahres 1889 sehr erheblich entwickelt. Das Aktienkapital mußte daber von 1 500 000 bis auf 3 000 000 durch Einzahlung von 25 % in zwei Raten erhöht werden. Der Pfandbriefumlauf beträgt 29 866 500 ℳ, die Gesammt⸗ summe der Hypotheken 31 526 901 Da die statutarische Grenze des Pfandbriefumlaufs unter Zugrundelegung des Aktienkapitals von 3 006 000 demnächst erreicht wird, mußte eine neue Einzahlung von 10 % des Aktienkapitals auf 1. Juni d. J. eingefordert werden.

In der vorgestrigen Generalversammlung der Dresdner Bank waren 43 Aktionäre anwesend, welche 9176 Stimmen ver⸗ traten. Die vorgelegte Bilanz wurde genehmigt, ebenso die Vor⸗ schläge der Verwaltung bezüglich der Gewinnvertheilung. Die Dividende von 11 % gelangt sofort zur Auszahlung. Die Verwaltung erklärt, daß die Bank von eingetretenen

großen Coursrückgängen unberührt sei und daß die Effekten⸗ bestände auch nach beutigen Coursen einen erheblichen Mehrwerth ergeben gegen die Dezemberaufnahme, ferner, daß die vorgetragenen Gewinne intakt seien. Das einzige in das neue Jahr hinüber⸗ genommene Montangeschäft, junge Dannenbaum⸗Aktien, ist mit Gewinn vollständig abgewickelt. Entsprechend der veränderten Börsenlage sind die Reports und Debitoren erheblich zurückgegangen. Der Gesammt. betrag der in diesem Jahre erlittenen Ausfälle beläuft sich auf ca. 50 000

Das „Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen“, Zeitschrift des Landesgewerbvereins, hat in der Nr. 13 von 1890 folgenden Inhalt: Ausschußsitzung des Landes⸗ gewerbvereins vom 7. März 1890. on der Landes bau⸗ gewerkschule zu Darmstadt. Aus den Lokalgewerbvereinen Rüssels⸗ heim. Michelstadt. Groß⸗Gerau. Darmstadt. Lauterbach. Ver⸗ schiedene Mittheilungen. Patente von im Großherzogtbum Hessen wohnenden Erfindern. Innungswesen. Neues Rohmaterial für Galanteriearbeiter. Literatur. Die Unvereinbarkeit des sozialistischen Zukunftsstaats mit der menschlichen Natur.

Die vorgestrige Generalversammlung der Oesterreichischen Krieditanstalt für Handel und Gewerbe zu Wien ge⸗ nehmigte die Anträge des Verwaltungsraths, nämlich den Reservefonds mit 632 232 Fl. zu dotiren, cine Dividende von 17 Fl. pro Aktie vom 1. April ab zur Vertheilung zu bringen und den Restbetrag des Reingewinns mit 135 637 Fl. auf neue Rechnung vorzutragen. Ferner wurde die Statutenänderung genehmigt, wonach die Anstalt befugt sein soll, auch im Auslande Filialen und Agenturen zu errichten. Die Zahl der Verwaltungsräthe wurde von 18 auf 19 erhöht.

Dortmund, 29. März. Aus der Sitzung des Aufsichtsraths der Dortmunder Union berichtet „W. T. B.“: Die Bilanz für das erste Semester ergiebt ein Plus von rund 200 000 gegen den gleichen Zeitraum des Vorjahres. Es gelangten verschiedene ältere Lieferungsverpflichtungen mit niedrigen Preisen zur Abwickelung. Die Monate Januar und Februar, in denen bessere Preise für die Effektuirungen erzielt wurden, ergaben gegen die gleichen Monate des Vorjahres ein weiteres Plus von rund 280 000

Der Aufsichtsrath der Dortmund⸗Enscheder⸗Eisenbahn beschloß, der Generalversammlung die Vertheilung einer Dividende von 3 ¾ % für das abgelaufene Kalenderjahr vorzuschlagen.

Leipzig, 29. März. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. April 4,82 ½ ℳ, pr. Mai 4,82 ½ ℳ, pr. Juni 4,82 ½ ℳ, pr. Juli 4,82 ½ ℳ, pr. August 4,82 ½ ℳ, pr. September 4,82 ½ ℳ, pr. Oktober 4,82 ½ ℳ, pr. No⸗ vember 4,82 ½ ℳ, pr. Dezember 4,82 ½ͥ Umsatz 285 000 kg. Behauptet. 1

Wien, 29. März. (W. T. B.) Ausweis der österreichisch⸗ ungarischen Staatshahn in der Woche vom 19. März bis 25. März: 681 758 Fl., Mehreinnahme 7161 Fl.

Ausweis der Südbahn vom 19. März bis 25. März: 695 770 Fl., Mindereinnahme 30 919 Fl.

London, 29. März. (W. T. B.) An der Küste 3 Weizen⸗ ladungen angeboten.

New⸗York, 29. März. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche eingeführten Waaren betrug 8 811 610 oll. gegen 8 912 636 Doll. in der Vorwoche,

Vorwoche.

davon für Stoffe 2 098 053 Doll. gegen 2 956 667 Doll. in der

Submissionen im Auslande.

b , Oesterreich⸗Ungarn. 15 April. Mittags. Budapest. Direktion der Kaschau⸗Oder⸗ berger Eisenbahn. Lieferung des Kohlenbedarfs für Lokomotivheizung. Etwa 30000 t Kleinkohle und 45 000 t Braunkohle. Kaution 5 %. Näheres an Ort und Stelle.

Verkehrs⸗Anstalten.

Hamburg, 31. März. (W. T. B.) Der Postdampfer „Dania“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von Hamburg kommend, gestern um 1 Uhr Mittags in New⸗York eingetroffen.

Triest, 31. März. (W. T. B.) Der Lloyddampfer „Electra“ ist gestern Nachmittag aus Konstantinopel hier eingetroffen. 1

London, 29. März. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Nubian“ ist gestern von Southampton auf der Ausreise ab⸗ gegangen.

Der Theaterraum der Urania diente am Sonnabend zur Ab⸗ haltung eines außerordentlich interessanten Vortrags, welcher mit bildlichen Vorführungen verbunden war. Hr. Professor Bowditsch vom Harvard⸗College in Boston zeigte mit Hülfe des großen elek⸗ trischen Projektionsapparats der Anstalt seine zusammengesetzten (Typen⸗) Photographien. Der genannte Gelehrte hat eine Reihe photograpbischer Porträts derartig übereinandergelegt, daß aus ihnen allen zusammen sich ein allgemeiner Typus ergiebt, welcher für eine ganze Reihe von verschiedenen, derselben Berufsklasse angehörigen Menschen maßgebend ist.

Das Bild der einzelnen Person zeigt natürlich nur das indivi⸗ duelle Gepräge des betreffenden Gesichts, aus dem höchstens auf den Charakter gerade dieser Person ein Schluß gezogen wird und so eine physiognomische Studie ermöglicht ist. Aber dem Prof. Bonditsch genügt nicht eine einzige Aufnahme, die nur den seelischen Aus⸗ druck eines beliebigen Augenblicks wiedergiebt, und so zeigt er z. B. das Resultat einer sechsfachen Aufnahme, von denen jede die⸗ selbe Person mit wenn auch nur ganz wenig verändertem Gesichtsausdruck zeigt in einem einzigen Bilde. Dies stellt seiner Ansicht nach den richtigen Charakter eines menschlichen Antlitzes dar. Hier macht er mit Recht auf die Wichtigkeit aufmerksam, welche sein Verfahren für Porträtmaler haben kann. Diese suchen, wie er zutref⸗ fend bemerkte, nicht den Ausdruck eines Augenblicks wiederzugeben, wie es der Photograph thut und thun muß, sondern sind bemüht, die gesammte seelische Veranlagung der Person in dem Antlitz anzu⸗ deuten, sodaß man ein physisch wie geistig möglichst charakteristisches Bild der dargestellten Person erhält. Aber Professor Bomwditsch geht viel weiter, er legt die Porträts zunächst zweier garnicht mit einander verwandter Menschen aufeinander und erhält so ein Bild, das, wie er sagt, den Charakter zweier Personen in einem Bilde wiedergiebt. Auf diesem Wege schreitet er fort und kommt zu merkwürdigen Schlüssen. Von zwölf Bostoner Aerzten, also gebildeten Leuten, deren einzelne Bilder er zeigt, setzt er einen Gesammttypus fest, indem er meint: in diesem einen Gesicht seien die geistigen Eigenschaften soweit sie im Gesicht zum Ausdruck kommen aller zwölf vereinigt. Er nimmt, wie bemerkt werden muß, Personen, welche die gleiche Thätigkeit haben und denselben Beruf ausüben. Wie er in diesen zwölf Aerzten und in einem anderen Bilde von zwölf anderen wissenschaftlich gebildeten Leuten den Typus der gebildeten Gesellschaft in einem einzigen Bilde wiederzu⸗ geben sucht, so stellt er ein ähnliches Experiment mit ebensoviel Leuten aus anderen Kreisen an, und zwar mit Personen von geringerer geistiger Entwickerung; zwölf Schaffner amerikanischer Pferde⸗ bahnen geben ihm’ die Durchschnittsphysiognomie der Leute von solchem Stande und von solcher Thätigkeit; in dem Gesammtbilde glaubt er einen geringeren geistigen Ausdruck konstatiren zu können, als in dem oben erwähnten der Aerzte und Gelehrten, aber einen noch niedriheres geistigen Standpunkt stellt er fest in dem Gesammtbild von zwölf Pferdebahnkutschern u. s. w. Für die praktische Wissenschaft glaubt Professor Bowditsch insofern einen Nutzen herbeizuführen, als z. B. die Aerzte aus dem Gesammtbilde einer nec. an gleicher Krankheit leidender Patienten ein Kennzeichen für gewisse Krankheiten erhalten sollen, so 3. B. aus dem Durch⸗ schnitisbilde Blödsinniger, von denen hier fünf in einem Bilde gezeigt

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Nummern, welche ihre

wurden, dessen Antlitz alle Kennzeichen der geistigen Krankheit trug, ferner aus dem Bilde Krebsleidender u. s. w. Fünf Verbrecher lieferten ein Bild, welches einen Verbrechertypus darstellt, u. s. w. Auf seiner Hyporbhese weiter aufbauend, will Bowditsch größere Berufsklassen und Gesellschaftskreise durch einen einzigen Typus charakterisiren. So hat er Bilder von funfzig und mehr Studenten und ebensovielen Studentinnen aufgenommen, um den Durchschnitts⸗ typus des amerikanischen Akademikers festzustellen, gewissermaßen einen phbysiognomischen Extrakt zu erzielen, und er ist soweit gegangen, von 449 Studenten, deren Gesichtsbilder er in der von ihm befolgten Manier aufeinander legte, ein einziges Bildniß herzustellen, aus welchem er den Schluß auf die geistige Veranlagung der ameri⸗ kanischen Studenten, soweit dies aus der Physiognomie festzustellen ist, zu ziehen bestrebt war. Würde man, sagt er, die einzelnen Leute eines ganzen preußischen Regiments photograpbiren lassen und die Bilder vereinigen, so erhielte man das Prototyp eines preußischen Kriegers. Auch der Charakter eines ganzen Volkes läßt sich seiner Meinung nach aus dem Bilde feststellen, sodaß man beim bloßen Anblick sagen könnte: Dies ist ein Amerikaner, dies ein Deutscher u. s. w. Man sieht, auf diese Weise ließen sich die weitgehendsten Schlüsse erzielen. Ob sie immer zutreffende sind, mag dahingestellt bleiben; jedenfalls würde der Zufall eine große Rolle spielen und eine scheinbar feststehende Thatsache durch Versuche welche andere Resultate ergeben, leicht entkräftet werden können. Zu Beginn seines Vortrages zeigte der Redner eine Abbildung seines photographischen Apparates, der natürlich von einer besonderen Konstruktion ist, und erläuterte das Herstellungsverfahren. Selbst⸗ verständlich bewies das Publikum eine erklärliche Neugierde, wie denn eigentlich durch Uebereinanderlegen jenes Durchschnittsbild erzielt wird, da doch die einzelnen Menschen eine ganz verschiedene Gesichts⸗ bildung haben. Wie Prof. Bomditsch erklärte, geschieht dies dadurch, daß er die verschiedenen photographischen Eindrücke so aufeinander⸗ legt, daß die Formen des Gesichts, Mund, Nase und Augen in einer Linie liegen, wobei dann die von einander abweichenden Größen⸗ verhältnisse durch die jedesmal veränderte Stellung des Apparats einheitlich regulirt werden, sodaß das Durchschnittsbild, wenn auch nicht ganz scharf in den Umrissen des ganzen Gesichts wie der einzelnen Theile, doch den Gesammtausdruck der Phvsiognomie hinlänglich deutlich erkennen läßt, sodaß man mit leichter Mühe das tadellose Bild sich selbst konstruiren kann. Die interessanten Experimente Pro⸗ fessor Bowditsch's werden von der Wissenschaft nicht unbeachtet ge⸗ lassen werden. Der von ihm zuweilen mit einem leichten Humor gewürzte Vortrag am Sonnabend wurde von dem gespannt folgenden Publikum mit großem Interesse entgegengenommen und wird heute Abend wiederholt werden und zwar wiederum um 6 Uhr. Der Ein tritt ist jedem Besucher ohne besondere Eintrittskarte zugänglich, soweit der Raum reicht.

Sdeeit einigen Jahren wird auf Kosten der Missions⸗Konferenzen in den Provinzen Brandenburg und Pommern im Berliner Missionshause ein Lehrkursus für junge Geistliche ab⸗ gehalten, die, soweit sie zu den der Zahl nach bestimmten Stipendiaten gehören, freie Reise, sowie freie Verpflegung und Wohnung in Berlin erhalten, während andere, die für sich selbst sorgen, als Hospitanten daran theilnehmen. Auch in diesem Jahre soll vom 15. bis 19. April 1 ein solcher Kursus abgehalten werden, zu welchem sich noch jetzt Hospitanten bei dem Vorsitzenden der Konferenz (Pastor D. Grunde⸗ mann in Mörz bei Belzig) bis spätestens zum 12. April melden können. Die Vorlesungen sind folgende: D. Grundemann: „Missions⸗ predigtreisen und Vorbereitung dazu“; Missions⸗Direktor D. Wange⸗ mann: „Organisation und Arbeit in der Heimath“, „Berliner Mission in der Kapkolonie und in dem Freistaat“; Missions⸗Inspektor Kratzenstein: „Missionsgedanken der Bibel“ und „Berliner Mission in Kafferland und Natal“; Missions⸗Superintendent a. D. Merensky: „Geographie und Ethnographie von Süd⸗Afrika“, „Missionsordnung der Arbeit draußen“, „Berliner Mission in Transvaal und Bonyae“; Missions⸗Inspektor Wendland: „Berliner Mission in China“; Missions⸗Inspektor Prof. Plath: „Mission unter den Kolhs“; Missions⸗Inspektor a. D. Dr. Büttner: „Mission in den deutschen Kolonien“; Pastor Knak: „Findelhaus in Hongkong“; Hofprediger Schrader: „Morgenländischer Frauen⸗Verein“. Außerdem ist den Theilnehmern am Kursus Gelegenheit gegeben, in den Unter⸗ richtsstunden des Missionshauses zu hospitiren und unter geeigneter Führung das Museum des Missionshauses und das Völker⸗Museum zu besichtigen.

Aachen, 27. März.

C16 (Köln. Ztg.) 75 jährigen Geburtstag des Fürsten Bismarck richtet das hiesige Zeitungs⸗Museum an sämmtliche Zeitungen und Zeit⸗

Im Hinblick auf den

schriften Deutschlands wie des Auslandes die Bitte, alle Spalten dem Fürsten Bismarck widmen, insbesondere alle an seinem Fest⸗ und Ehrentage erschienenen Aufsätze, Beurtbheilungen, Huldigungsartikel, Glück⸗ wünsche in Work und Bild, in Prosa und Poesie in je zwei Exemplaren an das Museum gelangen zu lassen. Ein Exemplar soll der bereits seit dem 1. April 1885 angelegten, umfangreichen Bismarck⸗Mappe einverleibt, das andere als stattliche Sammlung und in würdiger Hüͤlle dem Fürsten an einem noch näher zu bestimmenden, historisch denkwürdigen Tage überreicht werden.

Recklinghausen, 29. März. (W. T. B.) Heute Vor⸗ mittag 11 Uhr ist hier Feuer ausgebrochen, das bis jetzt 10 Häuser und 6 Scheunen eingeäschert hat; auch die Gymnasial⸗ Kirche ist vom Feuer ergriffen worden, jedoch ist es gelungen, sie zu retten. Die Feuerwehr von hier und den benachbarten Ortschaften ist noch in voller Thätigkeit.

London, 28. März. (A. C.) Die „City of Paris“ von der Inman⸗Linie, über deren Schicksal schon lebhafte Befürch⸗ tungen laut wurden, ist in einiger Entfernung von der irischen Süd⸗ küste von der „City of Chester“ aufgefunden worden, welche die „City of Paris“, deren Maschine versagt hatte, ins Schlepptau nahm.

St. Petersburg, 28. März. (Köln. Ztg.) Auf der Station Bellogora bei Batum verbrannte ein ganzer Petroleumzug von 38 Wagen mit dem gesammten Zugpersonal.

New⸗York, 29. März. (A. C.) Der Verlust an Menschenleben in Folge des verheerenden Wirbelwindes, welcher Louisville beimsuchte, stellt sich glücklicher Weise niedriger, als befürchtet wurde. Das Hülfs⸗Comits in Louis⸗ ville schätzt die Zahl der Todten auf etwas unter 100, während sich die Zahl der Verwundeten zur Zeit noch nicht schätzen läßt. Der Eigenthumsverlust beträgt etwa 2 000 000 Doll. Die Ein⸗ wohner beginnen sich allmählich von dem furchtbaren Schrecken zu er⸗ holen und ihre Geschäfte wieder aufzunehmen. Von Bowling Green, Kentuckv, sind noch keine Nachrichten eingetroffen. Man be⸗ fürchtet deshalb das Schlimmste. Unglücksbotschaften gehen von allen Theilen des südlichen Illinois und Indiana ein. b Racine, Wisconsin, wurde gerade Schiller’'s „Maria Stuart aufgeführt, als der Orkan der Vorstellung ein jähes Ende be⸗ reitete, indem er das Dach des Theaters fortfegte und es nach den englische Meile entfernten Wasserwerken trug. Die entstandene Best war furchtbar. Der Schauspieler Stewart erlitt emabeh⸗ erletzungen, als er sich aus den Trümmern herauswand. Die Uebrigen aber kamen mit Hautschürfungen davon. Der Besitzer des Theaters, Miles Fleming, befand sich zur Zeit auf dem Schnürboden. Seitdem hat man nichts von ihm erfahren; er ist wahrscheinlich mit dem Dach durch die Luft geschleudert worden. Furchtbare Verheerungen hat der Wirbelwind auch in Newport, Kentucky, angerichtet. Die Fabriken in der Gegend sind auf 10 Tage geschlossen worden. Gestern wurde eine Frau aus einem Hause bervorgezogen, um welches das Wasser 7 Fuß hoch stand. Der Leichenzug bei einer Beerdigung, die gestern

stattfand, bestand aus 40 Booten. 88