1890 / 84 p. 18 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 02 Apr 1890 18:00:01 GMT) scan diff

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haus. 78. Vorstellung.

Feuillet's „Juliette“ als hochgradig möchte sagen kindisch und ebenso leichtfertig. Der Handlung liegt eheliche Untreue der ver⸗ werflichsten Art zu Grunde, welche fast zur Scheidung führt, aber schließlich doch mit der Versöhnung der Gatten endet. Die ernstesten Dinge werden mit der leichtsinnigsten Art aufgenommen und behandelt, und trotzdem soll man die launenhafte junge Frau und den charakterlosen Schwächling von Ehemann in ihren haltlosen und herzlosen Widerreden tragisch auffassen. Das Stück nimmt im ersten Akt einen tragischen Anlauf, um sich später in kleinen, geistlosen Koketterien und übertünchten Empfindungen rührselig zu versplittern. Die niedrigste Sittenlosig⸗ keit wird als alltäglich, beinahe belanglos hingestellt und die ernstesten Lebensfragen werden wie launenhafte Einfälle behandelt.

Zur Darstellung waren die besten Kräfte des Lessing⸗Theaters aufgeboten worden. Frl. Barkany ließ ihre klangvolle Stimme leidenschaftlich vibriren, ohne doch zu ergreifen. Frl. Groß erwärmte mehr im letzten als in den ersten Akten; die liebenswürdige Grazie, mit welcher sie sich mit ihrem Gatten versöhnte, stattete sie zugleich mit wahrer Empfindung aus. Den in französischen Sittendramen üblichen sympathischen, selbstlosen Freund spielte Hr. Stägemann mit guter Haltung und natürlicher Sprache. Den unseligen Gatten wußte Hr. Schönfeld elegant und vornehm darzustellen; doch hatte er erst im letzten Akt Gelegenheit, Gemüth und Seele durchbrechen zu lassen. Der Beifall veranlaßte die mitwirkenden Kräfte, nach jedem Aktschluß wiederholt vor dem Vorhang zu erscheinen.

Das Repertoire für die Ostertage ist in folgender Weise festgestellt: Sonnabend: „Juliette“. Vorher: „Trudels Ball“’. Sountag: „Die Ehre“. Montag: „Juliette“. Vorber; „Truvels Ball“. Dienste „Das vierte Gebot’“. 11“ Concerthaus

Mergen findet unter Mitwirkung des Sextetts“ ein Solisten⸗Abend statt.

Mannigfaltiges.

Die Sammlung von Nekrologen auf die hochselige Kaiserin Augusta, welche das „Bureau Argus“ veranstaltet hat, ist jetzt wie das „Dtsch. Tagebl.“ mittheilt, Sr. Majestät dem Kaiser über⸗ reichk worden. Dieselbe umfaßt über 2000 Zeitungen in allen Sprachen, darunter allein 400 englische und 575 französische. Aus fernen Ländern, wie z. B. Venezuela, gehen noch immer Zeitungen ein.

Die Berliner Medaillen⸗Münze von L. Ostermann vormals G. Loos hat, der „Voss. Ztg.“ zufolge, zur Erinnerung an den 75. Geburtstag des Fürsten Bismarck eine Medaille prägen lassen.

Die sanitären Verhältnisse in Berlin blieben in der Woche vom 16. bis 22. März günstige und auch die Sterblichkeit blieb eine mäßig hohe (22,1 pr. M. u. J.). Unter den Erkrankungs⸗ ursachen kamen Darmkatarrhe und Brechdurchfälle in gesteigerter Zahl zum Vorschein und führten auch häufiger zum Tode. Die Theilnahme des Säuglingsalters an der Sterblichkeit war eine größere, sodaß von 10 000 Lebenden aufs Jahr berechnet 90 Säuglinge starben. Dagegen haben akute Entzündungen der Athmungsorgane abgenommen und auch erheblich weniger Todesfälle herbeigeführt. Erkrankungen an Grippe wurden nicht bekannt; Sterbefälle an Grippe kamen aus der der Berichtswoche vorbergegangenen Woche 2 zur Mel⸗ dung. Von den Infektionskrankheiten haben nur Masern eine größere Ausdehnung gewonnen und besonders in der dies⸗ eitigen Luisenstedt, dann aber auch im Stralauer Viertel, in der Schöneberger, Tempelhofer und Rosenthaler Vorstadt zahl⸗ reiche Erkrankungen hervorgerufen. Erkrankungen an Scharlach und Diphtherie haben abgenommen, doch zeigten sich letztere in Moabit, in der Tempelhofer Vorstadt und in der jenseitigen Luisenstadt recht häufig. Das Vorkommen typhöser Fieber blieb ein seltenes. Auch

Erkrankungen an Wochenbettfieber sowie an rosenartigen Entzündungen des Zellgewebes der Haut wurden seltener. 1 Todesfall an Pochken kam zur Meldung. Erkrankungen an Keuchhusten waren noch häufig, der Verlauf aber noch immer kein milderer, die Zahl der daran ge⸗ storbenen Kinder stieg auf 18. Das Vorkommen von rheumatischen Beschwerden aller Art zeigte gegen die Vorwoche eine unwesentliche Verminderung.

Lichterfelde. (Voss. Ztg) In der evangelischen Kirche der Haupt⸗Kadettenanstalt zu Lichterfelde fand am Palmsonntag Vormittag 10 Uhr die feierliche Einsegnung der Kadetten statt. Im Auftrage Sr. Majestät des Kaisers wohnte derselben Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Leopold bei; auch Se. Königliche Hoheit der Prinz Alexander war erschienen.

Geestemünde, 30. März. (Wes.⸗Ztg.) Ein Haifisch, der größte der bis jetzt hier angebrachten, wurde vom Fischdampfer „Sekundant“ auf der Südostkante der großen Fischerbank in der Nordsee gefangen und am Sonnabend in der Fischauktionshalle an der Geeste öffentlich versteigert. Das kolossale Thier mißt 3 m 90 cm in der Länge bei 2 m 50 cm Bauchumfang.

Stuttgart, 28. März. (Magdb. Ztg.) Unsere Stadt, welche erst jüngst durch Kommerzien⸗Rath Hallberger so reiche Schenkungen erhielt, hat abermals ein großes Vermächtniß für wo l⸗ thätige und gemeinnützige Zwecke zugewiesen bekommen, nämlich 200 000 Gulden aus dem Nachlaß der vor Kurzem hier verstorbenen Frau Conradi, geb. Roser, einer Dame, die schon zu Lebzeiten viel Segen verbreitete.

Heidelberg, 30. März. (Schwäb. Merk.) Die Bergbahn zum Schloß und zur Molkenkur ist mit dem heutigen Tage in regelmäßigen Betrieb genommen, nachdem gestern eine Art Eröffnungs⸗ Feierlichkeit mit geladenen Gästen stattgefunden hatte. Zunächst geht alle halbe Stunden ein Zug.

Altona, 31. März. (W. T. B) Das 75 jährige Jubiläum des 1. Thüringischen Infanterie⸗Regiments Nr. 31 wurde durch einen Festakt auf dem Kasernenhof heute feierlich begangen. Nach einer Beglückwünschung durch Vertreter des in Ham⸗ burg garnisonirenden Infanterte⸗Regiments Nr. 76 hielt Militär⸗ Oberpfarrer Hoffmann die Jubelpredigt, in welcher er die Geschichte und Erlebnisse des Regiments seit seinem Bestehen schilderte. Der neue Commandeur des Regiments, Oberst von Pfuhlstein, hielt sodann eine Ansprache an das Regiment, die mit großer Begeisterung aufgenommen wurde und mit einem brausenden Hoch auf Se. Majestät den Kaiser schloß. Hierauf nahm der General der Infanterie von Leszezynsky eine Parade über das Regiment ab. Die Stadtverordneten Altonas haben dem Regiment einen silbernen Tafelaufsatz gewidmet.

Mörchingen i. Els., 1. April. (W. T. B.) Heute Morgen 10 Uhr rückte die 65. Infanterie⸗Brigade, bestehend aus dem Infanterie⸗Regiment Graf Barfuß (4. Westfälischen Nr. 17) und dem neu errichteten Infanterie⸗Regiment Nr. 144 unter klingendem Spiel in die festlich geschmückte Stadt. Der Bürgermeister Schoppmann an der Spitze des Gemeinderaths begrüßte die Truppen in längerer Ansprache Mittags wird den Offizieren von der Stadt ein Ehrentrunk und Abends den Mannschaften festliche Bewirthung gegeben.

London, 29. März. (A. C.) Für ein dem verstorbenen Feld⸗ marschall Lord Napier zu errichtendes Denkmal sind nunmehr nahezu 5000 Pfd. Sterl. beisammen. Es wurde beschlossen, daß das Denkmal die Form eines Reiterstandbildes erhalten soll, das in London auf dem Platz zwischen dem Athenäum⸗Club und dem United

Service⸗Club aufgeste llt werden wird. Mit der Herstellung der Statue wird der Bildhauer Böhm betraut, der auch die in Calcutta errich⸗ tete Reiterstatue Napier's angefertigt hat.

New⸗York, 29. März. (A. C.) Bowling Green ist, wie es sich jetzt herausstellt, von den Wirkungen des jüngsten Cyclons verschont „geblieben. Den neuesten Depeschen zufolge haben viele Städte und Dörfer in Kentucky, Indiana und Illinois mehr oder weniger Schaden gelitten; in einigen Ort⸗ schaften wurden mehrere Personen getödtet und viele verletzt, während in anderen kein Verlust an Menschenleben zu be⸗ klagen ist, aber viele Personen Verletzungen davontrugen. Auf dem flachen Lande sind viele Meiereien, Scheunen und Viehställe zerstört und deren Insassen sowie das Vieh getödtet oder verletzt worden. Mehrere Schleppdampfer auf dem Ohio und Mississippi wurden zer⸗ stört, wobei einige Mitglieder der Mannschaften umkamen. Kinder wurden vom Sturm in die Höhe geschleudert und weit weggeführt, wobei einige getödtet oder verletzt wurden. Mehrere Bahnzüge wurden von den Bäumen, welche auf das Geleise geweht wurden, zum Entgleisen gebracht, und hier und da wurden Bahnbedienstete getödtet oder verletzt Auch aus verschiedenen Ortschaften in Tennessee liegen Berichte über Eigenthumsbeschädigung und Verlust an Menschenleben vor. In Contoocook, in New⸗Hamshire, wurde heute eine leichte Erderschütterung verspürt.

Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.

Essen a. d. Ruhr, 1. April. (W. T. B.)

Auf den

Zechen „Graf Bismarck“, „Unser Fritz“, „Dahl⸗

busch“, „Zollverein“ und sämmtlichen Zechen des Herner und Essener Reviers wird heute ruhig gear⸗ beitet. Nach einer Meldung der „Rhein.⸗Westf. Ztg.“ haben sich heute Morgen die Belegschaften der Zechen „Bruch⸗ straße“ und „Borussia“ im Dortmunder Revier zum großen Theil dem Ausstande angeschlossen, während auf der Zeche „Krone“ die Hälfte der Belegschaft wieder an⸗ gefahren, und auf Zeche „Vollmond“ bei Langendreer heute der Ausstand gänzlich beendet ist.

Stuttgart, 1. April. (W. T. B.) Wie der ,Staats⸗ Anzeiger für Württemberg“ meldet, ist die Ständever⸗ sammlung mittels Königlichen Dekrets auf den 15. d. M. zusammenberufen. Gießen, 1. April. (W. T. B.) Bei der am 28. März im 1. hessischen Wahlkreise (Gießen) stattgehabten Reichstagsnachwahl wurden nach amtlicher Feststellung für Pickenbach (Antisemit) 7145 Stimmen, für Dove (dfrs.) 4715 Stimmen, für den nationalliberalen Kandidaten 2100 Stimmen, den sozialdemokratischen 1335 Stimmen und für den konser⸗ vativen 428 Stimmen abgegeben, sodaß eine Stichwahl zwischen den beiden Erstgenannten erforderlich ist.

Rostock, 1. April. (W. T. B.) Die ganze Stadt und die Schiffe des Hafens prangen zur Feier des heutigen Ge⸗ burtstages des Fürsten Bismarck in reichem Flaggen⸗ schmuck.

Paris, 1. April. (W. T. B.) Der Minister des Aus⸗ wärtigen Ribot theilte dem Ministerrathe seine gestrige Unterredung mit Jules Simon über die Arbeiten bei der Berliner Konferenz mit.

(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)

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von Eugen Zabel. In Scene gesetzt vom Direktor Dr. Otto Devrient.

Morzens 8 Uhr. ————

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Königlichen Thee

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Kalbeck.

Vaterländisches

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Mullaghmore Aberdeen. Christiansund 7 Kopenhagen. 7 Stockholm. St. Petersbrg. Moskau ... Cork, Queens⸗ o... Cherbourg ““

heiter bedeckt wolkenlos wolkenlos Schnee

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Donnerstag:

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schlossen.

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Neufahrwasser Memel.

22 Karlsruhe .. Wiesbaden . München .. Chemnitz .. Berlin... e, Breslau. Ile d'Aix .. Triest 760 ONO

1) Reif. ²) Thau. ³) Reif. Uebersicht der Witterung.

Ganz West⸗Europa steht unter dem Einflusse eines Hochdruckgebietes, dessen Kern über England liegt, bei schwacher, im Norden meist nördlicher bis west⸗ licher, im Süden meist nördlicher und nordöstlicher Luftströmung ist das Wetter in Deutschland kühler, im Süden heiter, im Norden vielfach nebelig, ohne nennenswerthe Niederschläge; die Temperatur liegt vielfach unter der normalen. Im deutschen Binnen⸗ lande wurde vielfach Reif beobachtet.

Deutsche Seewarte.

Sonnabend:

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Schauspiel in

Vorher:

Hans Hopfen. Donnerstag:

Freitag:

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Emil Neumann

Schulreiterin.

Sonnabend:

Die Baäjadere.

Theater⸗Anzeigen.

önigliche Schauspiele. Mittwoch: Opern⸗ g. Das Käthchen von Heilbronn. Romantische Oper in 4 Akten von Carl Rheinthaler. Text frei nach H. von Kleist's gleichnamigem Schauspiel von H. Bulthaupt. In Scene gesetzt vom Ober⸗Regisseur Tetzlaff. Dirigent: Kapellmeister Kahl.

Schauspielhaus. 82. Vorstellung. Natalie. Schauspiel in 4 Aufzügen von Iwan Turgenjew. Nach dem Russischen für die deutsche Bühne bearbeitet Donnerstag:

Anfang 7 ½ Uhr.

Mittwoch: nathau.

Oper in 4 Akten v Für die deutsche Bühne übertragen von Max 15 van Schauspielhaus. 83. Vorstellung, Die Quitzow’s.

h Drama in 4 Aufzügen von Ernst

von Wildenbruch.

Zeutsches Theater. Mittwoch: Faust's Tod. König Midas. 8 Freitag bleibt das Theater und die Kasse ge⸗

Verliner Theater. Scarron. Ein Liebeszeichen. fang. Kaudel’s Gardinenpredigten.

Donnerstag: Zum 1. Male: Wallenstein’s Tod. Geschlossen.

29. Abonnements⸗Vorstellung. Wallenstein’s Tod.

Tessing-Theater. Mittwoch: 3 Akten Trudels Ball.

Die Ehre. von Hermann Sudermann. Geschlossen.

Wallner-Theater. Mittwoch: Zum 161. Male: Madame Bonivard. Alexandre Bisson und Antoine Mars. 8 8 (Diane: Frl. Auguste Brand, vom 2 Landes⸗Theater in Graz, als Gast.) Vorher: Die Lustspiel in 1 Akt von Emil Pohl. (Baronesse von Nietoch: Frl. Aug. Brand, als G.)

Donnerstag und Freitag: 1b Erstes Gastspiel des Hrv. Wilhelm Knaack vom Carl⸗Theater in Wien.

Englischen des Fred Horner von Hermann Hoischel. Vorher: Im Spätsommer. von Meilhac und Halsvy.

Victoria-Theater. Mittwoch: Zum 227. M.: Stanley in Afrika. von Alex. Moszkowski Musik von C. A. Raida.

Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Friedrich-Wilhelmstädtisches Zum 77. Male: d 2 Operette in 3 Akten von Hugo Wittmann Anfang 7 Uhr. und Julius Bauer. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Hr. Kapellmeister Federmann. f

Aafang 7 Uhr.

burg. Mittwoch: Zum 54

9*

8. 799 Vorstedug. Othello.

G. Verdi. Text von Arrigo Maranise.

Belle-Alliance-Theater.

Donnerstag:

221

Anfang 7 Uhr. Verne von Tarl Pander. und A. Wicher. M. Volta. Anfang 7 ½ Uhr.

Donnerstag:

Mittwoch: Wittwe

Hexen⸗

Idee von W. Mannstädt. Anfang 7 ½ Uhr

Juliette.

von Octave Feuillet. Lustspiel in 1 Akt von

Schauspiel in 4 Akten

Leopold Ely. Musik von Franz Roth.

12 11 Uhr Hanstein:

Schwank in 3 Akten von Deutsch von

Geschlossen. Mittwoch, Abends 7 ½ Uhr:

vatore Rosa und die

Schwank in 3 Akten nach dem Lustspiel in 1 Akt

Zeitgemälde in 10 Bildern und Richard Nathanson. Ballet von C. Severini.

künstler.

Donnerstag: Vorstellung.

Saison.

Theater. Der arme Jo⸗ Musik von Carl Millöcker. Sing- Akademie. Dirigent: Anfang 7 ½ Uhr.

me Jouathan.

Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ Male:

von Robert Buchholz. Anfang 7 ½ Uhr.

Mittwoch: Mit gänzlich neuer Ausstattung: Zum 32. Male: Der —— Nautilus. Großes Ausstattungsstück mit Gesang und Tans. 9 4 Akten und. 13 Bilden

Musik von E. Christiani Ballets und Gruppirungen von

Dieselbe Vorstellung.

Central-Theater. Direktion: Mittwoch: Zum 21. Male: Ein fideles Haus. Posse mit Gesang in 4 Akten nach einer vorhandenen Musik von G. Steffens.

Donnerstag: Zum 22. Male: Ein sideles Haus.

). Adolph Ernst-Theater. Dresdenerstraße 72. Kobe (Breslau) Mittwoch: Zum 54. Male: Der Goldfuchs. Gefangsposse in 4 Akten von Eduard Jacobson und Couplets theilweise von Gustav Görß. Anfang 7 ½ Uhr. Donnerstag: Dieselbe Vorstellung.

Klrania, Invalidenstraße 57/62 8

Mittwoch um 7 ½ Uhr: Die Thierwelt des Meeres.

Circus Renz, Karlstraße. Donnerstag, 10. April letzte Vorstellung in dieser Saison. Napoli, oder Sal⸗ Banditenfürstin. Vorführen irländ. Jagdpferde (Original⸗Dressur), hierauf die gfoßs Ee cee. von . 8 ööT1 pferden, sämmtl. Pferde nach einer vollständig 8 Berlin). Frl. neuen Methode in Freiheit dressirt und vorgeführt Fr von Hrn. Franz Renz. gfache Fahrschule. Auftreten der Schulreiterin Frl. Clotilde Hager Auftreten der vorzügl. Reitkünstlerinnen und Reit⸗

Sonntag: 2 letzte Sonntags⸗Vorstellungen dieser

Concert⸗Anzeigen.

Mittwoch, 2. III. Kam germ isik⸗Abend der Herren Kruse, Moser, Nicking, Dec rt unter gef. Mitwirk. von Fr. Prof.

vo.; Asten, der Herren Rob. und Franz

v. Mendelssohn, Adolf Müller, Brahm, Eldering Marquise. und Wilhelm Berger. Anfang 7 ½ Uhr.

Concert-Haus, Leipzigerstr. 48 (früher Bilfe). Karl Meyder⸗Concert. Mittwoch, 2. April: Solisten⸗Abend unter gef. Mitwirk. des Schwedischen Sänger⸗Sextetts.

nach Jules Familien⸗Nachrichten. Verlobt: Frl. Margarethe Elias mit Hrn. Prem.⸗ Lieutenant a D. Günther v. Ravenstein (Berlin). Frl. Sophie Sinn mit Hrn. Antoine Hermann (Bonn Aachen). Frl. Emma Wolckenhaar mit Hrn. Hermann Pasie (Barfelde —Hannover). Frl. Alice Lechler mit Hrn. Senator Weltzien (Schwerin). Frl. Luise Giese mit Hrn. Königl. Regierungs⸗Baumeister Richard Schütze (Elbing).

Verehelicht: Hr. Anton Wichmann mit Frl. Martha Bützow (Rostock) Hr. Eduard Woh⸗ lauer mit Frl. Rose Basch (Berlin) Hr. Emil Weiher mit Frl. Hildegard Steinbrecher (Klingen⸗ berg). Hr. Robert Lehmann mit Frl. Hedwig

. Hr. Franz Bleeck mit Frl.

Meta Müller (Barons⸗Mühle b. Penzlin).

Hr. Amtsrichter Eduard Loesener mit Frl. Hedwig

Vogdt (Fürstenberg a. O Potsdam).

Geboren: Ein Sohn: Hrn. Schaetzel (Berlin). Hrn. Rittmeister a. D. v. Bülow (Wendorf). Hrn. Amtsrichter Marx (Mittelwalde). Hrn. Helm. Schultz (Schwerin). Hrn. Her⸗ mann Struver (Helens Bay b. Belfast Irland). Hrn. Otto Oehlrich (Lübeck). Eine Tochter: Hrn. Dr. Harttung (Frankfurt a. O.). Hrn. Maurermeister B. Wirsich (Sommerfeld). Hrn. Apotheker M. Frank (Köln⸗Nippes). Hrn. Dr. med. Hubert (Nossen). Hrn. P. van Setten (Lasdehnen). Hrn. P. Kaul (Leipzig).

Ie⸗ Gestorben: Hr. Kaufmann W. Goesch (Penzlin).

Große Hr. Rentier August Aders 8

der 6 Hr. Fritz Pruchtnow (Berlin). Hr. Kaufmann

Max Rieth (Berlin). Hr. Bildhauer Christian

Warth (Berlin). Frau Friederike Haseloff,

Ottilie Beyer

Emil Thomas.

ö“ geöffnet von Dr. von

(Wohlau).

Redacteur: Dr. H. Klee.

Verlag der Expedition (Scholz).

Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.

MNeun Beilagen 89 (einschließlich Börsen⸗Beilage),

und die Juhaltsangabe zu Nr. 5 des öffent⸗

lichen Anzeigers (Kommanditgesellschaften auf

Aktien und Aktiengesellschaften) für die Woche vom 24. bis 29. März 1890.

Berlin:

April:

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emn w an Verwaltuggskosten bei bei den Betriebskrankenkassen 198 3699 ℳ, bei den

Reichs⸗Anzei

Erste Beilage

Berlin, Dienstag, den 1. April

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ger und Königlich Preußis

ts⸗-Anzeig

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Die Zahl der im Deutschen Reich in dem obengenannten Jahre

bestehenden Krankenkassen belief sich nach der Aufstellung des Kaiserlichen Statistischen Amts im Jahre 1888 im Ganzen auf 20 468 gegen 19 715 in 1887, 19 357 in 1886 und 18 942 in 1885. Davon kamen 7852 (+ 489 gegen das Vorjahr) auf die Gemeindekrankenversicherung, 3893 (+ 130) auf die Ortskrankenkassen, 5868 (+ 111) auf Betriebskrankenkassen, 135 (+ 4) auf Baukranken⸗ kassen, 401 (+ 49) auf Innungskrankenkassen, 1853 (— 25) auf ein⸗ geschriebene Hülfskassen und 466 (— 5) auf die auf Grund landes⸗ rechtlicher Bestimmungen errichteten Hülfskassen. Hierbei sind die örtlichen Verwaltungsstellen, welche für die außerhalb des Kassensitzes wohnenden Mitglieder bestehen, wie sie namentlich bei eingeschriebenen Hülfskassen häufig vorkommen, nicht als besondere Kassen gezählt, sondern ihre Zahlen mit denen der Hauptkasse zusammen nachgewiesen worden.

Die Zahl der Mitglieder belief sich am 1. Januar 1888 bei der Gemeindekrankenversicherung auf 625 212 (+ 1721), bei den Ortskrankenkassen e krankenkassen auf 1 378 084 (+ 57 617), bei den Baukrankenkassen auf 17 263 (+ 5109), bei den Innungskrankenkassen auf 43 926 (+ 9277), bei den eingeschriebenen Hülfskassen auf 722 309 (— 1843), bei den auf Grund landesrechtlicher Bestimmungen errichteten Hülfs⸗ kassen auf 140 785 (— 4553), bei allen Kassen zusammen auf 4 833 039 gegen 4 560 018 in 1887.

Die Zahl der Erkrankungsfälle betrug in dem ge⸗ nannten Jahre bei den Gemeinde⸗Krankenkassen 194 615 mit 3 048 4490 Krankheitstagen, wobei an Kosten für ärzt⸗ liche Behandlung und Arznei 2 501 390 ℳ, an Krankengeld 1 657 509 und an Verpflegungskosten an Anstalten 1 108 532 gezahlt wurden. Bei den Ortskrankenkassen kamen 699 704 Er⸗ krankungen mit 11 796 929 Krankhbeitstagen vor, für die für ärztliche Behandlung und Arznei 8 981 808 ℳ, an Krankengeld, Unterstützung an Wöchnerinnen und Sterbegeld 11 051 086 und für Verpflegungskosten an Anstalten 3 266 634 gezahlt wurden. Bei den Betriebskrankenkassen, den Baukranken⸗ kassen, den Innungskrankenkassen stellte sich die Zahl der Erkrankun⸗ gen auf bezw 539 539, 18 699 und 14 870 mit bezw. 8 417 511, 238 140 und 232 472 Krankheitstagen. Die Kosten betrugen bezw.

ä.ztliche Behandlung und Arznei 9 484 660, 161 435 und

8 ℳ; für Krankengeld u. s. w. bezw. 10 141 444, 185 954 und

98 568 ℳ; für Verpflegungskosten an Anstalten bezw. 1 403 887, 125 141 und 108 002 Die eingeschriebenen Hülfskassen hatten bei 253 748 Erkrankungen mit 4 870 591 Krankheitstagen für Arznei und ärztliche Behandlung 953 289 ℳ, an Kranken⸗ Zeld u. s. w. 7 753 604 und für Verpflegungskosten an Anstalten 560 173 ℳ; die auf Grund landesrechtlicher Bestimmungen errichteten Hülfskassen bei 41 345 Erkrankungen mit 924 678 Krankheitstagen für Arznei und Arzt 223 669 ℳ, an Krankengeld 1 452 732 und für Verpflegungskosten an Anstalten 78 093 zu zahlen. Im Ganzen üthial 7 1☛̈ 20 Erkra ngen g⸗ 29 528 770 Krankheitstagen für deztleBerenrlumnd

vor, welche einen Aufwand von 22770 111

Arznei, von 32 440 897 an Krankengeld und 6 650 468 für Ver⸗

pflegungskosten an Anstalten verursachten. Zu diesen Ausgaben treten bei den Ortskrankenkassen 3 064 008 ℳ, 8

Baukrankenkassen 12798 ℳ, bei den Innnungskrankenkassen 73 135 ℳ, bei den eingeschriebenen Hülfskassen 978 830 und bei den auf Grund aandesrechtlicher Bestimmungen er⸗ richteten Hülfskassen 176 110 ℳ, zusammen 4 503 280 ℳ; ferner an Kapitalsanlagen, wie dem Ankauf von Werthpapieren, Anlagen bei Sparkassen oder Banken, bei den Gemeindekrankenkassen 451 917 ℳ, bei den Ortskrankenkassen 6 775 919 ℳ, bei den Betriebs⸗

—raxbglasseg 6 477 594 ℳ, bei den Baukrankenkassen 93 617 ℳ, bei

den Innu rantera 181424, ☚᷑ei den eingeschriebene dl kassen 2 339 664 und bei den auf Grund landrechtlicher Bestim⸗ mungen errichteten Hülfskassen 638 565 ℳ, im Ganzen 16 928 400 Diesen Ausgaben standen insgesammt an Einnahmen gegenüber 91 914 433 ℳ, und zwar bei Gemeindekrankenkassen 6 927 219 ℳ, bei den Ortskrankenkassen 35 412 592 ℳ, bei den Betriebskrankenkassen 1 272 562 ℳ, bei den Baukrankenkassen 741 518 ℳ, bei den In⸗ nungskrankenkassen 811 576 ℳ, bei den eingeschriebenen Hülfskassen 13 793 002 und bei den auf Grund landrechtlicher Bestimmungen errichteten Hülfskassen 2 955 964 ℳ, zusammen 91 914 433 Am Schlusse des Jahres 1888 standen den Aktiven, einschließ⸗ lich der Reservefonds, deren Betrag wir bei den verschiedenen Gruppen in Klammern beifügen, in Höhe von 1 678 191 (765 168) bei den Gemeindekrankenkassen, 17 244 779 (14 704 762) bei den Ortskrankenkassen, 29 450 264 (24 108 576) bei den Betriebskrankenkassen, 279 324 (78 069) bei den Bau⸗ krankenkassen, 426 243 (309 568) bei den Innungskranken⸗ kassen, 8 862 724 (2193 593) bei den eingeschriebenen Hülfskassen und 3 972 220 ℳ* (2 193 593) bei den, auf Grund landesrechtlicher Bestimmungen eingerichteten Hülfskassen, zusammen also von 61 913 745 (48 959 207), an Passiven gegenüber bez. 1 230 506 ℳ, 384 953 ℳ, 225 344 ℳ, 17 852 ℳ, 9728 ℳ, 13 229 ℳ, 62 092 ℳ, im Ganzen 1 943 764 ℳ, so daß sich ein Ueberschuß der Aktiva über die Passiva ergiebt von 447 625 bei den Gemeindekrankenkassen, 14 859 826 ℳℳ bei den Ortskrankenkassen, 29 224 920 bei den Betriebskrankenkassen, 261 472 bei den Baukrankenkassen, 416 515 bei den Innungs⸗ krankenkassen, 8 849 495 bei den eingeschriebenen Hülfskassen und

3 910 128 bei den auf Grund landesrechtlicher Bestimmungen er⸗

richteten Hülfskassen, im Ganzen von 59 969 981 - Im Durchschnitt entfielen während des Jahres 1888 bei den Gemeindekrankenkassen mit einer Mitgliederzahl von 770 959 auf 1 Mitglied 0,3 Erkrankungsfälle. 4,0 Krankheitstage und 6,8 Krankheitskosten; bei den Ortskrankenkassen, mit einer Mitglieder⸗ zahl von 2 220 731 auf 1 Mitglied 0,3 Erkrankungsfälle, 5,3 Krank⸗ heitstage und 10,5 Krankheitskosten; bei den Betriebskrankenkassen mit 1 434 667 Mitgliedern auf 1 Mitglied 0,4 Erkrankungsfälle, 5,9 Krankheitstage und 14,7 Krankheitskosten; bei den Baukranken⸗ kasen mit einer Mitgliederzahl von 28 627 auf 1 Mit⸗ glied 0,7 Erkrankungen, 8,3 Krankheitstage und 16,5 ℳ. Krank⸗ heitskosten; bei den Innungs⸗Krankenkassen mit 55 248 Mitgliedern kamen auf 1 Mitglied 0,3 Erkrankungsfälle, 4,2 Krankheitstage und 8,5 Krankheitskosten; bei den eingeschriebenen Hülfskassen mit

745 171 Mitgliedern auf 1 Mitglied 0,3 Erkrankungen, 6,5 Krankheits⸗

tage und 12,4 Krankheitskosten; bei den auf Grund landesrechtlicher Bestimmungen errichteten Hülfskassen mit 142 895 Mitgliedern endlich auf 1 Mitglied 0,3 Erkrankungen, 6,5 Krankheitstage und 12,3 Krankheitskosten. Bei einer Gesammtsumme von 5 398 478 ver⸗ sicherten Arbeitern kamen somit im Jahresdurchschnitt auf einen Arbeiter 0,3 Erkrankungsfälle, 5,5 Krankheitstage und 11,4 Krank⸗ heitskosten. Die erhebliche Differenz zwischen der durchschnittlichen Mitgliederzahl und dem oben angeführten Anfangsbestande der Mit⸗ glieder erklärt sich durch das Wachsthum der Zahl der Versicherten, zum Theil auch durch die im Laufe des Jahres erfolgte Aufnahme der land⸗ und forstwirthschaftlichen Arbeiter in die Versicherung.

Zur Arbeiterbewegung.

Die Ausstandsbewegung im Westfälischen werksrevier hat keine wesentliche Erweiterung erfahren. Wie die „Rh.⸗Westf. Ztg.“ aus Essen berichtet, ist gestern früh auf der Zeche „Vollmond“ bei Langendreer der Stiike ebenfalls vollständig ausgebrochen. Auf Zeche „Zollverein“ bei Alten⸗ essen ist die gesammte Belegschaft ruhig bei. der Arbeit. Auf der Zeche „Crone“ bei Dortmund sind von der ganzen Belegschaft (600 Mann) gestern Morgen nur 75 Mann angefahren. Die Nachrichten aus Gelsenkirchen lauten dahin, daß gestern Morgen auf der Zeche Rhein⸗Elbe von der Belegschaft von 1000 Mann nur 256 Mann unter Tage angefahren sind und einer Dortmunder Mittheilung zufolge wird auf dieser Zeche von jetzt ab nur des Morgens gefördert. Auf Zeche Consolidation bei Schalke sind gestern früh 365 Mann angefahren. Ueber Tage ist die Arbeiterschaft vollzählig. Auf Zeche „Voll⸗ mond“b ei Langendreer sind gestern Nachmittag im Ganzen 10 Mann angefahren. Auf Schacht „Hibernia“ bei Gelsenkirchen

Berg⸗

der Bergwerksgesellschaft „Hibernia“ sind gestern Nachmittag von 560 ¹Mann nur 5 angefahren. Auf Schacht I. der derselben Gesellschaft

257 8 den; gehörenden Zeche „Wilhelmine Victoria“ sind Nachmittags von 385 auf 1 905 460 (+ 305 673), bei den Betriebs⸗ nur 50 Mann, auf Schacht II von 130 nur 44 Mann angefahren.

Auf Schacht „Shamrock“ derselben Gesellschaft arbeitet die ganze Beleg⸗ schaft ruhig weiter. Das Gerücht, wonach auf der Zeche „Bruchstraße“ bei Dortmund gestrikt werden soll, bestätigt sich nicht. Auf der Zeche „Dahlbusch“ ist weiterer Meldung aus Gelsenkirchen zufolge auch gestern die Belegschaft vollzählig angefahren. Die Verkaufsstelle der Gelsenkirchener Bergwerks⸗Aktiengesellschaft ver⸗ sendet ein Rundschreiben an ihre Abnehmer, in welchem sie mittheilt, daß sie wegen des Ausstandes und der Beschädigung der Schacht⸗ zimmerung auf Schacht „Alma“ den Versandt gänzlich einstellen müsse.

Vom heutigen Tage berichtet „W. T. B.“: Zur heutigen Früh⸗ schicht sind angefahren: auf Zeche „Consolidation“ 321 Berg⸗ leute, auf Zeche „Rhein⸗Elbe“ 311, auf Zeche „Hibernia“ 189 und auf Zeche „Wilhelmine Victoria“ 159 Bergleute. E ““ des Strikes auf andere Reviere ist hier bis jetzt nichts bekannt. 8

Der „Köln Ztg.“ wird“ aus Felsenkirchen“ unter dem 30. März geschrieben: Alle Wirthshäuser sind hier von heute an bis auf Weiteres geschlossen. Die Ausständigen, von denen ein Theil im Laufe der letzten Monate nicht unerhebliche Ersparnisse gemacht hat, verhehlen sich nicht, daß die Sache dies⸗ mal von längerer Dauer sein dürfte, da die Zechenverwaltungen enrschlossen sind, sich nichts weiter abtrotzen zu lassen. Mit Rücksicht hierauf wie auf die völlig zu Ungunsten der Bergarbeiter sich aus⸗ sprechende öffentliche Meinung ist die Stimmung der Ausstehenden keineswegs eine besonders hoffnungsfreudige.

Aus Bochum berichtet „W. T. B.“, daß die Blättermeldung, auf den Zechen östlich von Bochum seien Strikes ausgebrochen, unbe⸗ gründet ist. In Bochum ist alles ruhig, ebenso in Hernve.

Aus Witten berichtet die „Rh.⸗Westf. Ztg.“, daß die Belegschaften der Zechen„ver. Hamburg“, „Ringeltaube“ und „Franziska Ticfkbau“ gegenwärtig über die Lohnfrage in der lebhaftesten Verwaltungen der beiden erstgenannten Hetben eingereicht, in welchen, falls die bekannten Forderungen nicht erfüllt werden, nit einem Strike gedroht wird. Auf Zeche Hamburg haben sich 528 Bergleute durch Unterschrift verpflichtet, bei Nicht⸗ gewährung ihrer Forderungen am 1. April, also heute früh, die Arbeit niederzulegen; ebenso auf Zeche Ringeltaube die gesammte Belegschaft mit Ausnahme von 4—5 Mann. Für die Belegschaft der Zeche Franziska lagen die schriftlichen Gesuche an die Verwaltung in mehreren Wirthschaften zur Unterschrift auf; die Uebergabe derselben sollte heute erfolgen.

Wie der „Köln. Ztg.“ aus Weißenfels vom 27. v. M. be⸗ richtet wird, hat der Ausstand in den Streckauer Braun⸗ ablegwerben nicht lange gedauext. Nachdem sich die Arbeiter von den Swierigkeiten, welche de Drfüllung ihrer Pervngen im Wege stehen, überzeugt hatten, haben sie sich mit der ihnen schon vor dem Ausstande bewilligten Lohnerhöhung von 15 % zufrieden gegeben und sind zur Arbeit zurückgekehrt. Nur 50 Arbeiter und mit ihnen die Betreiber des Ausstandes haben den Abkehrschein verlangt und erhalten, 10 davon sind jedoch auf ihre Bitte wieder angenommen worden. Die Vertragsbrüchigen finden auf keiner Grube des Braunkohlenreviers mehr Annahme.

Aus Lübeck liegt folgendes Telegramm des „Wolff’ schen Bureaus“ vor: Die Lohnbewegung der Holzarbeiter führte gestern zur Entlassung von 600 Arbeitern. Die Arbeitgeber hatten die Lohnerhöhung bewilligt, beanspruchten jedoch die Duldung von Nichtmitgliedern des Holzarbeiter⸗Vereins, was die Arbeiter ver⸗ weigerten. Der Betrieb auf den großen Holzplätzen und Sägemühlen hat nahezu aufgehört. Die nicht strikenden Arbeiter werden von der Polizei geschützt. b

Der „Köln. Ztg.“ zufolge ist von dem Webfachverein in Aachen am 27. v. M. mit Stimmenmehrheit beschlossen worden, der von Berlin ausgehenden sozialdemokratischen Weisung zu folgen und am 1. Mai zu feiern. Voraussichtlich dürfte dieser Beschluß nur vom kleinsten Theil der Weber, vielleicht nur von ein⸗ zelnen derselben zur Ausführung gebracht werden, da der Webfachverein den Einfluß auf die Arbeiter fast voll⸗ ständig eingebüßt hat und nächstens wohl eingehen wird. Die gestrige Versammlung war sehr schwach besucht, während bei früheren kurz nach der angesetzten Zeit die Eingänge zum Saale wegen des starken Andranges geschlossen werden mußten.

In einer von mehr als tausend Personen besuchten öffentlichen Versammlung der Tischlergesellen Breslaus wurde, wie wir der „Schles. Ztg.“ entnehmen, folgende Resolution angenommen: „Die Versammlung beschließt, falls die Arbeitgeber auf die Forde⸗ rungen der Tischlergesellen nicht eingehen, am 1. April d. J. kündigen und am 14. darauf die Arbeit einzustellen.“ Die Form der Kündigung bleibt den einzelnen Werkstätten überlassen. Der von einer am Donnerstag stattgehabten Versammlung gefaßte Beschluß „die Beiträge zum Strikefonds von zehn Pfennig auf fünfzig Pfennig wöchentlich zu erhöhen“, wurde bestätigt. In der ein⸗ leitenden Besprechung wurde mitgetheilt, daß bereits die Tischler aus 32 Städten bei der Central⸗Strike⸗Kommission um die Genehmigung zur Arbeitseinstellung eingekommen seien. Breslau ist ausersehen, als erste dieser Städte mit einer Arbeitseinstellung der Tischler voranzugehen. 6

Aus Görlitz wird dem Blatte telegraphirt, daß die Zimmer⸗ leute wegen Beibehaltung der Arbeitsbücher auf sämmtlichen Bauten die Arbeit niederlegten. 1 b 3

Der „Voss. Ztg.“ wird aus Braunschweig mitgetheilt, daß das Gesammtpersonal der Jutespinnerei, 1600 Personen, die Arbeit wieder aufgenommen und sich mit der von der Direktion angebotenen zehnprozentigen Lohnerhöhung einverstanden er⸗ klärt hat.

Die Arbeiter der Ludwig Loewe'schen Gewehrfabrik hier in Berlin sind mit der Einführung eines „ständigen Arbeiterrathes“ in der von der Direktion gewählten Form nicht einverstanden. Sie hielten am Sonntag eine Versamm⸗

lung ab, 18S. die neue Einrichtung eingehend

erörtert und mehrere Bestimmungen heftig bekämpft wurden. Der „Voss. Ztg.“ zufolge wurde beschlossen, sich der auf gestern (Montag) angesetzten Wahl zum Arbeiterrath zu enthalten. Eine Kommission von 12 Mitgliedern, gebildet aus den verschiedenen Ab⸗ theilungen der Fabrik (hier und in Martinickenfelde), soll die Direktion ersuchen, neue Satzungen unter Hinzuziehung von Arbeitervertretern ausarbeiten zu lassen.

Aus Wien gehen demselben Blatte vom gestrigen Tage Nach⸗ richten zu, denen zufolge die dortigen Maurer⸗ und Steinmetz⸗ gehülfen sofortige Arbeitseinstellung beschlossen haben. Von 25 000 Arbeitern befanden sich nach dieser Meldung jedoch nur 10 000 im Ausstand. Zwischen selernden und die Arbeit fort⸗ setzenden Gehülfen entstanden in den Vororten Hernals und Währing Zusammenstöße, wobei mehrexe Arbeiter verwundet wurden. Die Polizei nahm Verhaftungen vor. Auch die beim Bau der neuen Hofburg beschäftigten Gehülfen stellten die Arbeit ein. Nach späteren Meldungen stellten auch die Zimmerleute zum Theil die Arbeit ein und fortgesetzt fanden ernste Zusammenstöße der Aus⸗ ständigen mit der Polizei statt, welche sechzig Verhaftungen vornahm. Eine für den heutigen Tag anberaumte große Versammlung wurde von der Behörde verboten. 1

Aus Charleroi meldet „W. T. B.“, daß aus verschiedenen Theilen des Bergwerkbezirkes Arbeiterbewegungen gemeldet werden. In mehreren Kohlengruben beanspruchen die Arbeiter eine Lohnerhöhung von 15 Prozent. Den Besitzern derjenigen Gruben, auf welchen diese Forderung gemacht wurde, ist ein Ultimatum Seitens der Arbeiter zugegangen.

Zur wirthschaftlichen Lage.

In der landwirthschaftlichen Bevölkerung des Regierungs⸗ bezirks Danzig hat der Rückgang des Wohlstandes in Folge der schlechten vorjährigen Ernte weitere Fortschritte gemacht. Vielfach ist die Lage der Grundbesitzer eine sehr mißliche, weil sie Futtermittel zu kaufen genöthigt sind. Die reichlich ausgefallene Kartoffelernte gewährt wenigstens Sicherheit vor wirklichem Nothstande. Dagegen hat sich die vom Handel⸗ und Gewerbebetriebe lebende Be⸗ völkerung in den letzten Monaten in befriedigender Lage befunden. Günstig zu nennen ⸗ünd die Verhältnisse „der Arbeiterhavölkerung, welcher es bei hohen Löhnen an Arbeitsgelegenheit nicht Fefehlt hat. Im Regierungsbezirk Gumbinnen hat der unbefriedigende Ausfall der letztjährigen Ernte auf dem Gebiet von Handel und Industrie eine nachtheilige Einwirkung ausgeübt, und auch gegen⸗ wärtig noch macht sich eine solche Nachwirkung bemerkbar. Die Arbeiter finden nach wie vor überall genügende Beschäftigung bei uten Löhnen. Gleichwohl nimmt die Auswanderung von Ar⸗ eitern nach den westlichen Provinzen in einzelnen Theilen des Bezirks mehr und mehr zu, sodaß sich sogar ein empfindlicher Arbeitermangel schon an einzelnen ländlichen Orten des Bezirks fühl⸗ bar macht.

Zur Lage des Handels und der Industri

Während der letzten Monate war die Lage des Großhandels im Ncaht hh S nicht ungänftig 128 der mndel hatteTolge der Wlechten Ernte einen merkbaren? ückgang zu erdulden. Serr ebhafk votlzog sich der Holzhandel. Die Holz⸗ zufuhr auf der Weichsel hat sich im Jahre 1889 auf 720 Traften mit 19 329 Tafeln belaufen gegen 466 Traften mit 11 846 Tafeln im Jahre 1888. Auch die Zufunr von Rohzucker erfuhr gegen das Vorjahr eine Steigerung von 400 000. Ctrn. Die Verschiffungen von Zucker waren jedoch bisher verhältnißmäßig gering, da die Fabriken der schlechten Preise wegen mit dem Verkaufe ihres Zuckers möglichst zurückhielten. Der Lagerbestand in Neufahrwasser stieg daher am Schlusse der Berichtszeit auf 911 522 Ctr., gegen 333,360 Ctr. Ende Januar 1889. Wesentlich veranlaßt durch den

auch ein Rückgang der Schiffsbewegung gegen das Vorjahr geltend, welcher sich während des letzten Quartals bei 411 eingehenden Schiffen mir 152 038 t Laderaum und .377 ausgehenden Schiffen zu 130 729 t auf 16 eingehende Schiffe zu 23 989 Tonnen und 109 ausgehende Schiffe zu 24 530 t belief. Der Hafen konnte den ganzen Winter hindurch offen gehalten werden.

Der Fabrikbetrieb ist überall im Allgemeinen lebhaft und nutzbringend gewesen. Die Zuckerfabriken konnten Dank der sehr reichlichen Rübenernte sämmtlich erheblich länger arbeiten, als im Vorjahre. Der Zuckergehalt der Rüben war durchweg sehr gut. Starken Absatz hatten die Ziegelfabriken, welche selbst minder⸗ werthige Erzeugnisse zu guten Preisen abzusetzen vermochten.

SDeas soeben ausgegebene Februarheft der Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reichs enthält, außer den regel⸗ mäßigen auf den betreffenden Monat bezüglichen Nachweisungen über Waarenverkehr, Preise ꝛc., zwei vorläufige Mittheilungen aus statistischen Jahresberichten, die demnächst in ausführlicher Bearbeitung erscheinen sollen, nämlich über die Produktion der Bergwerke im Jahre 1889 und die Krankenversicherung der Arbeiter im Jahre 1888.

Kunst und Wissenschaft

9 †½ Im Hochschlosse zu Marienburg haben in den letzten Monaten bei dem meist milden Wetter die Wiederherstellungsarbeiten im Innern fortgesetzt und erfreulich gefördert werden können. Der Ausbau des Karwan, des alten Ordensrüsthauses in der Vorburg, ist vollendet; das Gebäude ist inzwischen für seinen neuen Zweck als

8 Landwehrbezirks Marienburg in Benutzung genommen

Leipzig, 31. März. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin handel. La Plata. Grundmuster B. pr. April 4,82 ½ ℳ, pr. Mai 4,82 ½ ℳ, pr. Juni 4,82 ½ ℳ, pr. Juli 4,82 ½ ℳ, pr. August 4,82 ½ ℳ, pr. September 4,82 ½ ℳ, pr. Oktober 4,82 ½ ℳ, pr. No⸗ vember 4,82 ½ ℳ, pr. Dezember 4,82 ½ Umsatz 225 000 kg. Stetig.

Wien, 31. März. (W. T. B.) Die Generalversammlung der Oesterreichischen Länderbank beschloß die Vertheilung einer Dividende von 14 Fl. pro Aktie und die Uebertragung des Gewinn⸗ restes von 673 939 Fl. auf neue Rechnung. 8

London, 31. März. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen⸗ ladung angeboten.

Glasgow, 31. März.

in derselben Woche des vorigen Jahres. 18 Bradford, 31. März. (W. T. B.) Wolle stetiger, für englische besserer Begehr, Mohairwolle und Alpacca unverändert, Exportgarne gefragt, Stoffe unverändert. New⸗York, 31. März. (W. T. B.) Visible Supply an Weizen 27 114 Bushels, do. an Mais 20 205 000 Bushels.

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geringeren Umsatz des Getreidehandels machte sich im Danziger Hafen

Handel und Gewerbe.

(W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 10 750 gegen 6500 Tons

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