stürmischer Beifall folgte den Leistungen der Hauptdarsteller und ihrer
Berliner Theater.
Morgen wiederholt Hedwig Niemann die Melanie in Fulda's Lustspiel „Die wilde Jagd.“
Wallner⸗Theater.
Das Wallner⸗Theater hatte am vergangenen Sonnabend wieder
einen kleinen Erfolg zu verzeichnen, indem die beiden Novitäten
„Das Armband“, Schwank in einem Akt nach einer vorhandenen Idee von Fritz Mai und Franz Guthbery, sowie die sich daran schließende Posse „Rigobert“, nach dem Französischen der Grenet⸗ Dancourt und Burone von Franz Rifter, die ungebundenste Heiterkeit im Hause erregten. Die erstgenannte Kleinigkeit, ein harm⸗ loses Werkchen, in welchem der Verlust eines Armbands eine junge Frau in Verlegenheiten bringt, welche sich glücklich lösen, wurde von den mit der Darstellung betrauten Personen recht gewandt gespielt. Die Hrrn. Gimnig und Ries sowie die Damen Lehmann und von Hausen waren alle tüchtig auf dem Platz und erzielten mit ihrem maßvollen Spiel die gewünschte Wirkung. Das zweite Stück, „Rigobert“, ist eines von denjenigen, welche von vorn⸗ herein jede ernste Kritik ausschließen, eine jener burlesken Auf⸗ führungen, in denen Verwechselungen und Irrthümer die denk⸗ bar verwickelste urd unwahrscheinlichste Handlung voraussetzen. Der Hauptzweck aber wird erreicht: das Publikum muß lachen und vergißt darüber all die Bedenken, die das ausgelassene Werk sonst er⸗ regen würde. Es erfordert ein außerordentlich rasches Tempo, welches den Zuschauer gar nicht zur Besinnung kommen läßt, sowie eine routi⸗ nirte Darstellung. Beiden Erfordernissen wurde von den Darstellern voll⸗ auf genügt. Die Hrrn. Kurz, Guthery, Alexander, Worlitzsch, Meißner, Müller und Büller überboten sich förmlich in ihrem Bestreben, die Komik ihrer Rollen zur Geltung zu bringen, und das gelang ihnen denn auch vortrefflich. Fr. Anna Schramm hatte in der früheren Wachtmeisterin eine Partie, die ihr reichlich Gelegenheit gab, ihre drastischen Mittel zu verwerthen; auch die Damen Leuchtmann, Pallatscheck und Seemann haben An⸗ theil an dem Heiterkeitserfolge, der sich noch an manchem Abend wiederholen dürfte.
Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater.
Das Friedrich⸗Wilhelmstädtische Theater begeht am Sonnabend das Fest der hundertsten Vorstellung des „Armen Jonathan“ und rüstet sich, da Carl Millöcker für diesen Abend sein erfolgreiches Werk persönlich dirigiren wird, zum Empfange des Komponisten, der aus Wien in den nächsten Tagen hier eintrifft.
Kroll's Theater.
Verdi's Oper „Ernani“ wurde am Sonnabend von der italienischen Operngesellschaft zum ersten Male gegeben. Eine Darstellung dieser Oper hat seit mehreren Jahren in Berlin nicht stattgefunden, und kann daher die Wahl dieses sehr interessanten, durch Melodienreichthum so ausgezeichneten Werks berühmten Maestro nur eine sehr glückliche ge⸗ werden. Die Titelrolle hatte Sgr. Lucignani über⸗ nommen, dessen Stimmittel für diese Partie ganz besonders geeignet erschienen. Sgra. Gisvannoni, welche bereits als „Leo⸗ nore“ im „Troubadour“ vielen Beifall erntete, war auch hier in der Rolle der „Elvira“ vortrefflich. Die übrigen bereits bekannten Künstler: Sgr. Lanzoni (Ruy Gomez de Silva), Sgr. Terzi (Don Carlos), Sgra. Macki (Giovanna) und Sgr. Benuzzi (Riccardo) trugen zum Gelingen der Aufführung nach Kräften bei. Reicher, oft
Verbündeten Die scenische Ausstattung war eine sehr glänzende zu nennen. Hoffentlich wird eine baldige Wiederholung dieser seltener gehörten Oper stattfinden Central⸗Theater. Das Benefiz für Frl. Grethe Gallus findet morgen statt.
Rennen zu Charlottenburg.
8 Sonnabend, den 19. April. 8
I. Frühjahrs⸗Handicap. Preis 1500 ℳ Dist. 1200 m.
Dr. Lemcke’s 4 j. br. W. „Pfungst“ 1., Hrn. F. Saloschin's 3. br.
St. „Little Agnes“ 2., Lt. Meincke’s 3j. br. St. „Valedicta“ 3. Sicher um einen Hals gewonnen. Werth: 1675 ℳ dem Sieger.
II. Immergrün⸗Hürden⸗Rennen. Preis 1000 ℳ Dist. 3000 m. Lt. v. Graevenitz’s 5j. br. H. „Sir Eglamore“ Bes. 1., Lt. Gr. Königsmarck's a br. H. „Klabautermann“ Rittm. v. Sydow 2., Lt. Gr. Westphalen'’s 4j. br. W. „Bacchus“ Bes. 3. Siegte leicht mit sechs Längen. Werth: 1360 ℳ dem Sieger.
III. Frühjahrs⸗Handicap⸗Jagd⸗Rennen. Preis 1500 ℳ Dist. 3000 m. Hrn. Adrian’s a. br. H. „Bombay“ 1. Kapt. Joë's a. br. St. „Vivacious“ 2. Rittm. Suermondt’s 4 . F. St. „Zinnia“ 3. Im Kanter mit zehn Längen gewonnen. Werth: 1970 ℳ dem Sieger.
IV. Preis von Graditz. 2500 ℳ Dist. 3000 m. Lt. Suf⸗ fert's a. F. H. „Fidibus“ 1. Rittm. Suermondt'’s 5j. F. H. „Rauf⸗ bold“ 2. Lt. Meincke’'s a. F. W. „Freiherr“ 3. Siegte im Hand⸗ galopp mit zehn Längen. Werth: 2620 ℳ dem Sieger.
V. Preis von Doeberitz. 1500 ℳ Dist. 3000 m. Hrn. H Suermondt's a. F. W. „Aramis“ Bes. 1. Lt. Gr. Hallwyl's a. br. H. „Elias“ Lt. Hanson 2. Rittm. K. von Arnim’s a. br. W. „A. D. C.“ Rittm. von Sydow 3. Siegte leicht mit dritthalb Längen Werth: 1910 ℳ dem Sieger, der für 2600 ℳ von Frhrn. von Schrader erkauft wurde.
VI. Jungfern⸗Hürden⸗Rennen. Preis 1500 ℳ Dist. 2000 m. Hrn. Oscar's 4 j. Sch. W. „Humor“ 1. Lt. Schmidt's 4 j schw. St. „Madame Farart“ 2. Hrn. F. Lauterbach's a. br. W. „Theckritos“ 3 Sicher mit dreiviertel Längen gewonnen. Werth: 1920 ℳ dem Sieger.
“ ntuh ser
Mannigfaltiges.
Der Preußische Verein zur Pflege im Felde verwunde⸗ ter und erkrankter Krieger hielt vorgestern im Ministerium des Königlichen Hauses unter dem Vorsitz des Oberstkämmerers Grafen Otto zu Stolberg⸗Wernigerode seine Generalversammlung ab. Der Sitzung wohnten als Abgesandter des sächsischen Landesvereins der Geheime Regierungs⸗Rath von Criegern, als Vertreter Bayerns General von Pylander, als Deputirter Anhalts Kommerzien⸗Rath Brumm (Dessau) bei. Ueber die Wirksamkeit des Vereins berichtete zunächst in eingehendem Vortrage Regierungs⸗Rath Haß. Der Bericht gedachte dann des Heimganges Ihrer Majestät der Kaiserin Augusta und gab sodann Kunde von dem nachfolgenden Aller⸗ höchsten Kabinetsschreiben:
„Auf das Gesuch vom 24. v. M. wollen Wir das Protektorat über den preußischen Verein zur Pflege im Felde verwundeter und erkrankter Krieger in Anerkennung seiner edlen und wichtigen Be⸗ strebungen annehmen. Gleichzeitig sichern Wir auch der Gesammt⸗ organisation der deutschen Vereine vom Rothen Kreuz, deren Werke selbstloser und aufopfernder Nächstenliebe Wir mit Interesse gedeihen sehen, Unsern Schutz und Unsere Fürsorge zu.
Berlin, den 3. März 1890.
Wilhelm. Auguste Victoria.“
Wie der Bericht des Weiteren mittheilt, hat das Central⸗Comité seit der letzten Generalversammlung zwei seiner Mitglieder, den General von Wulffen und den Staats⸗Minister Dr. Friedenthal, durch den Tod verloren. Beider wurde ehrend gedacht. Neu eingetreten in das Central⸗Comité sind: der derzeitige Ober⸗Präsident der Rhein⸗ provinz Nasse, der Feldprobst D. Richter, der General⸗Major z. D. Sasse, der Stabsarzt der Landwehr Dr. Menger und der General von Grolman. Der Bericht gab sodann, ehe er auf die Ereignisse des letzten Jahres selbst einging, dem Wunsche Ausdruck, daß sich die Thätigkeit der Männervereine des Rothen Kreuzes immer mehr ausdehne. Am Schluß des Jahres 1888 bestanden im König⸗ reich Preußen 11 Provinzial⸗, 4 Bezirks⸗ und 302 Zweigvereine. Inzwischen haben sich ein Provinzialverein und 22 Zweigvereine wiederum neu gebildet. Die Vereinbarungen, welche das Central⸗ Comité bereits seit einer Reihe von Jahren mit Anstalten und Vereinigungen zur Ausbildung von Pflegekräften dahin abgeschlossen hat, daß letztere beim Eintritt eines Ernstfalles ihre Pflegekräfte der freiwilligen Krankenpflege zur Verfügung stellen, sind bisher recht erfolgreich gewesen. Zur Zeit verfügt das Central⸗Comité auf Grund dieser Vereinbarungen über 1017 Pflegerinnen und 170 Pfleger, in welcher Zahl die den Zweigvereinen direkt zur Verfügung stehenden Pflegekräfte nicht einbegriffen sind. Ebensowenig gehören in diese
Zahl jene 700 ausgebildeten Mitglieder der Genossenschaft frei williger Krankenpfleger. des Weiteren die wachsende Betheiligung an den Sanitätskolonnen der Kriegervereine, deren Gesammtzahl am Schluß des Jahres sich auf 137 belief, 21 mehr als im Jahr vorher. Insgesammt umfeassen die Kolonnen 4174 Mitglieder, von denen 1397 bei Eintritt eines Krieges zu den Fahnen einberufen werden, sodaß zur Verwendung in der frei⸗
willigen Krankenpflege 2777 verfügbar sind. Außerbalb Preußens existiren
z. Z. 30 deutsche Sanitätskolonnen mit 938 Mitgliedern, von denen 599 der freiwilligen Krankenpflege Dienste zu leisten im Stande sind. Die Kasse des Central⸗Comités hat bisher für die Sanitätskolonnen
38 007 ℳ verausgabt. — Den statutarischen Ftfenane. entsprechend b ni adeunterstützungen und Beihülfen zu besserer Pflege in allen den Fällen eintreten lassen, in welchen der Nachweis erbracht wurde, daß vorhandene Leiden als eine Zur Bewerbung um den
hat das Central⸗Comité auch im letzten Jahre
Folge des Krieges angesehen werden müssen. aus Anlaß des 25 jährigen Bestehens des Vereins ausgeschriebenen Preis für die beste Improvisation von Lagerstätten für Verwundete sind 9 Arbeiten eingegangen. Die Jury hat ihr ÜUrtheil noch nicht gefällt. Die
Geldlotterie, welche in drei verschtedenen Jahren abgehalten, ist Ende
1889 beendet worden, sie brachte einen Reinertrag von 1 314 177 ℳ 44 ₰.
Eine besondere Unterstützung hat im letzten Jahre das Central⸗Comité
der freiwilltgen Krankenpflege in Ost⸗Afrika angedeihen lassen. So⸗ dann wurde Mittheilung gemacht über die von der hochseligen Kaiserin
Augusta angeregte Preisbewerbung bezüglich der besten inneren Ein⸗
richtung eines transportablen Lazareths. Das Ergebniß dieser Preis⸗ bewerbung ist bereits zur Kenntniß der Vereine gebracht worden. Endlich gedachte der Bericht noch des in den jüngsten Tagen erschienenen Werkes des Geheimen Raths von Criegern: „Lehr⸗ buch der freiwilligen Krankenpflegekunst beim Heere des Deutschen Reiches“, welches dem Comité ermöglicht, den Vereinen einen
gründlichen Leitfaden an die Hand geben zu können. — Dem Kassenbericht
zufolge hatte das Central⸗Comité eine Einnahme von 32 974 ℳ Von den Zweigvereinen gingen 11 458, als Wohlthäterbeiträge 5015, an Zinsen 13 392 ℳ ein. Verausgabt wurden 21 033 ℳ und zwar zu Unter⸗
stützungen 6725 ℳ, für die Sanitätskolonnen 5256 ℳ und an Verwal⸗
tungskosten 4849 ℳ Das Vermögen beläuft sich z. Z. auf 353 856 ℳ
Die freiwilligen Krankenträger⸗Kolonnen aus Berlin 8
und aus dem Kreise Teltow hielten gestern Vormittag auf dem die
ganze Umgebung beherrschenden Plateau des Fichtenberges bei Süd-
ende eine durch einen Feldgottesdienst eingeleitete Verband⸗ und Verladeübung ab, der auch die „Genossenschaft frei⸗ williger Krankenpfleger im Kriege“ beiwohnte. Die Uebung gab ein belehrendes Bild von der wohlgeschulten Thätigkeit der Ko⸗ lonnen und erhielt dadurch noch eine besondere Bedeutung, daß einige der beten Einrichtungen für den wurden.
Zittau. (Frkf. Journ.) Das Festspielhaus auf dem „Lutherplatz“ geht jetzt der Vollendung entgegen; es erhebt sich auf einer Grundfläche von 52 *% 28 qm und wird nahezu 2000 Zuschauer fassen, erhält auch eine 20 stimmige Orgel und eigens für diesen Zweck gegossene Glocken.
„Lausigk, 18. April. (Dresdn. Journ.) Gestern Abend gegen 10 Uhr brach im hiesigen Rathhause Feuer aus und legte das⸗ selbe innerhalb weniger Stunden in Asche. Dank dem energischen Eingreifen der hiesigen Feuerwehr und vieler anderer Personen gelang es, den größeren Theil der im Gang befindlichen Bücher und Akten zu retten, dagegen ist das auf dem Boden unterbracht gewesene Archiv total verloren. Die Entstehungsursache ist noch unbekannt. Madrid, 21. April. (W. T. B.) Auf der Promenade fand gestern Abend die Explosion einer Petarde statt, wodurch eine gerade vorübergehende Person geilsg wurde. Ueber den der Ausschreitung ist nichts bekannt. L“ 8
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
Wetterbericht vom 21. April, Morgens 8 Uhr.
.
Lise.
Devrient.
Temperatur
Wetter.
Bar. auf 0 Gr. u. d. Meeressp. red in Millim.
8
—
·
in ° Celsius
Ibo—noe Uo — [50 C. = 4R.
fang 7 Uhr.
—
bedeckt bedeckt heiter halb bed. Regen heiter bedeckt bedeckt
Mullaghmore 754 Aberdeen. 760 Christiansund 766 Kopenhagen. 765. Stockholm. 767 Haparanda. 775 St. Petersbrg. 771. Moskau 772
Cork, Oueens-
85271 11S5 Cherbourg . 767 Helber . . Sylt 763 Hamburg . 7567 Swinemünde 768 Neufahrwasser 767 765
188
86
W. Taubert.
SOGereESSS
760 bedeckt halb bed. wolkig Regen bedeckt wolkig bedeckt Nebel 3 771 S halb bed. 769 SSW 2 bedeckt 771 SW 2 bedeckt 0 still bedeckt 0 NO
0
4 wolkig WNW
— —
Donnerstag:
-11
Jagd.
SlOo SgESEoeeSEnn
Donnerstag:
Wiesbaden. 7 München. 7 Chemnitz 7 523ö W Breslau .. 769
Ile d'Aix . 771 Nina 764 ℛO 4 wolkenlos Triet 764 ONO 3 bbedeckt
Uebersicht der Witterung.
Eine Furche niederen Luftdrucks erstreckt sich von Westschottland ostwärts über das Nord⸗ und Ostsee⸗ gebiet, nach den russischen Ostsee⸗Provinzen hin, und scheidet das Gebiet der östlichen Winde in Nord⸗ Europa von demjenigen der vorwiegend südlichen bis westlichen in Mittel⸗Europa. Das Wetter ist in Deutschland kühl und trübe; vielfach ist etwas Regen gefallen, Königsberg, Friedrichshafen, Wien und Krakau hatten gestern Gewitter.
Deutsche Seewarte.
2 bedeckt 4 bedeckt 1 bedeckt 2 bedeckt
3 wolkig
7 7 7 769 W 768 O
RW Octave Feuillet.
OSS
V
EEOOCoSSG;ASASNSSOUOISeN
Rigobert.
Ritter. Vorher:
Armband.
Theater⸗Anzeigen.
Königliche Schauspiele. Dienstag: haus. 94. Vorstellung. Don Juan. 2 Akten mit Tanz von Mozart. Dirigent: Kapellmeister Sucher.
Musik von C. A. Opern⸗ Anfang 7 ½ Uhr. Oper in Text von Daponte.
Anfang 7 Uhr.
Schanspielhaus. Schauspiel in 5 Aufzügen von Hermann Hersch. In Scene gesetzt vom Direktor Dr. Otto Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Opernhaus. lustigen Weiber von Windsor. phantastische Oper in 3 Akten von O. Text von H. S. von Mosenthal, nach Shakespeare’'s gleichnamigem Lustspiele.
Schauspielhaus. Zauber⸗Komödie in 5 Aufzügen von Shakespeare. Nach A. W. v. Schlegel's Uebersetzung. Musik von Tanz von E. Graeb. Anfang 7 Uhr.
Beutsches Theater. Dienstag: Mein Leopold.
Mittwoch: Götz von Berlichingen. onner Mein Leopold.
Die nächste Aufführung von Der Sohn der Wildniß findet am Freitag, den 25. April, statt. —
Berliner Theater. d. (Melanie: Mittwoch: Zu Shakespeare's Geburtstag. Hamlet. Der Veilchenfresser.
Tessing-Theater. Lustspiel in 5 Akten von Victorien Sardou. Mittwoch: Juliette. Schauspiel in 3 Akten von
Donnerstag: Der Zaungast. Lustspiel in 4 Akten von Oscar Blumenthal. Die nächste Aufführung des Schauspiels Der Fall Clémenceau findet Sonnabend statt 3 ““ Mittwoch: Zum 41. Male: Ein fideles Haus.
Wallner-Theater. Dienstag: Zum 4. Male: Posse in 3 Akten nach dem Franzö⸗ sischen der Grenet⸗Dancourt u. Burone von Hans
band. Schwank in 1 Akt nach einer vorhandenen Fee von Fritz Mai und Franz Guthery. Anfang
Mittwoch und Donnerstag:
Victoria-Theater. Dienstag: Zum 246. M.: Stanuley in Afrika. von Alex. Moszkowski
Mittwoch: Dieselbe Vorstellung.]
1 8
98. Vorstellung. Die Anna⸗
Dienstag: nathau. und Julius Bauer.
Zum 96 Male:
95. Vorstellung. Die Nemne. Hr. Kavpellmeister Federmann.
Tanz von Hoguet. An⸗
99. Vorstellung. Der Sturm.
burg. Lustspiel in 3 A von Robert Buchholz.
Mittwoch: Marquise.
Kroll’s Theater. Italienische Dienstag: Geschlossen.
in Lucia di Lammermoor.
Belle-Alliance-Theater.
Dienstag: Die wilde gänzlich neuer Ausstattung: Hedwig Niemann.) Verne von Carl Pander. und A. Wicher. Anfang 7 ½ Uhr.
Mittwoch u. folg. Tage:
“
Dienstag: Rabagas.
Nur noch 8. Dienstag: Benefiz für Grethe 40. Male: Ein fideles Haus.
Mannstädt. 7 ½ Uhr.
Musik von G.
Zum 4. Male: Das Arm⸗
Franz Roth. Anfang 7 ½ Uhr. Mittwoch: Dieselbe Vorstellung. Der Sommergarten ist geöffnet.
Rigobert. — Das
8 Urania, Invalidenstraße 57/62.
12 — 11 Uhr. Dienstag, schichte der Urwelt.
Zeitgemälde in 10 Bildern und Richard Nathanson. Ballet von C. Severini.
Raida.
Karl Meyder⸗Covrcert. Gesellschafts⸗Abend. DOuvert.
Friedrich -Wilhelmstädtisches Der arme Jo⸗ Overette in 3 Akten von Hugo Wittmann Musik von Carl Millöcker. In Scene gesetzt von Julius Fritzsche. — Anfang 7 Uhr. Mittwoch: Der arme Jonathan.
Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗
Hüenstzg; Zum 73. Male: ten von Victorien Sardou. Deutsch Anfang 7 ½ Uhr. “
Mittwoch: Letztes Auftreten der Sgra. Prevosti
Dienstag: Zum 53. Male: Der Nautilus. Großes Ausstattungsstück mit Gesang und Tanz in 4 Akten und 13 Bildern nach Jules Musik von E. Christiani
Dieselbe Vorstellung.
Central-Theater. Direktion: Emil Thomas⸗
Vorstellungen in dieser Saison. Gallus. Posse mit Gesang in 4 Akten nach einer vorhandenen Idee von W. Steffens.
Adolph Ernst-Theater. Dresdenerstraße 72. Dienstag: Z. 73. M: Der Goldfuchs. Gesangs⸗ posse in 4 Akten von Eduard Jacobson und Leopold Ely. Couplets theilweise von Gustav Görß. Musik von
um 7 ½ Uhr:
Concert⸗Anzeigen.
Concert-Haus, Leipzigerstr. 48 (früher Bilse) Dienstag, 22. April: „Rosamunde“ v.
Schubert. „Tell“ v. Rossini. „Stradella“ v. Flotow. „La danse des fées“ f. d. Harfe v. Parish Alvars, vorgetr. v. Frl. Lemböck. „Vergißmeinnicht“ f. Piston v. Suppé, vorgetr. v. Hrn. Richter.
Dirigent: neanensvemamamraxmfewamemnnmemamrmemüeneednnmarm Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Johanna Siegers mit Hrn. Dr. Adolf Steinhausen (Kalk— Pfalzburg). — Frl. Olga Schliwa mit Hrn. Heinrich Persuhn (Dort⸗ mund). — Frl. Elisabeth Lüdtke mit Hrn. Kauf⸗ mann Friedrich Zimmermann (Wismar). — Frl. Margarethe Hinz mit Hrn. Lehrer Hermann Reu⸗ bauer (Bromberg). — Frl. Georgine Dunsky mit Hrn. Fritz Lange (Rostock — Bützow). — Frl. Elise Baumann mit Hrn. Karl v. Lagerström (Berlin). — Frl. Ida Berger mit Hrn. Henry Hoffstaedt (Hamburg—Berlin). — Frl. Helene Schildhauer mit Hrn. Dr. med. Otto Heinze (Berlin— Greifs⸗
wald). Verehelicht: Hr. Dr. phil. Adolf Miethe mit Hr. Paul
Frl. Marie Müller (Potsdam). —
Fan mit Frl. Margarethe Keyser (Berlin). — Hr. Albert Wegener mit Frl. Martha Christopey (Berlin). — Hr. Gymnasiallehrer Josef Mennicken mit Frl. Klara Wolff (Bedburg). — Hr. Hans Wendt mit Frl. Hedwig Wredow (Magdeburg). — Hr. Pastor H. Schwab mit Frl. Margarethe Kutsche (Giersdorf). — Hr. Gottfried Müller mit Frl. Luise Rathsack (Schwerin). — Hr. Georg Braxator mit Frl. Martha Springer (Oppeln)
Geboren: Ein Sohn: Hrn. Lieutenant Ewald v. Schroeder (Kehl, Baden). — Hrn. Oberlehrer Dr. v. Schütz (Glückstadt). — Hrn. Hauptmann Wiedner (Hirschberg). — Hrn. Bernhard Moritz (Leipzig) — Eine Tochter: Hrn. Franz Schmidt (Berlin). — Hrn. Rittmeister Kullak (Tilsit) — Hrn. Dr. med. Hermann Schüll (Köln) — Hrn. Otto Koch (Egeln). — Hrn. Anton Wellner (Hamm i. W.).
Gestorben: Hr. Rittergutsbesitzer Albert Rusche (Dalbersdorf). — Hr. Apotheker Hugo Mirisch (Branis). — Hr. Baumeister Friedrich Hirt Berlin).
Theater.
Marquise.
Opern⸗Saison.
Mit
Zum
Anfang
Redacteur: Berlin: Verlag der Expedition (Scholz).
Geöffnet von Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlags⸗ Die Ge⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32.
Sechs Beilagen (einschließlich Börsen⸗Beilage), (660 ½)
und ein Prospekt des Verlages von Ferdinand Enke in Stuttgart, betreffend Handwörterbuch der öffentlichen er.1. aeg h Gesundheits⸗
pflege. 8
J. V. Siemenroth
Mit Genugthuung konstatirte der Bericht
.
Feldsanitätsdienst praktisch erprobt 8
“]
“
en Reichs⸗Anzeiger und Königlich Preußischen Staats⸗Anzeiger.
Berlin, Montag, den 21. April
90 Proz. Felürisaiöst, sogenannte Crystals ꝛc.
712: Aller übrige harte Zucker, sowie aller weiße trockene (nicht über 1 Proz. Wasser enthaltende) Zucker in Krystall⸗, Krümel⸗ und Mehlform von mindestens 98 Proz. Polarisation.]
Deutsches Reich.
Zuckermengen,
welche in der Zeit vom 1. bis 15. April 1890 innerhalb des deutschen Zollgebiets mit dem Anspruch auf Steuervergütung abgefertigt und aus Niederlagen gegen Erstattung der Vergütung in den freien Verkehr zurückgebracht worden sind.
[710: Rohzucker von mindestens 90 Proz. Polarisation und raffinirter Zucker von unter 98, aber mindestens
Kandis und Zucker in weißen vollen harten Broden ꝛc., oder in Gegenwart der Steuerbehörde zerkleinert
111“
—
Mit dem Anspruch auf Steuervergütung wurden abgefertigt:
Aus öffentlichen Niederlagen oder Privatniederlagen unter
zur unmittelbaren Ausfuhr
amtlichem Mitverschluß wurden
gegen Erstattung der Vergü⸗
tung in den freien Verkehr zurückgebracht
zur Aufnahme in eine öffent⸗
liche Niederlage oder eine
Privatniederlage unter amt⸗ lichem Mitverschluß
111 b88
712 kg EE11“ kg kg kg
1o 7. 710 711
Provinz Ostpreußen. Westpreußen . Brandenburg. Pommern. Posen. S. . Schlesten. Sachsen, einschl. der schwarzb. Unterherrschaften .. Schleswig⸗Holstein. Hannover Westfalen. Rheinland.
831 194 19 786 141 758
5 274 464 12 053 183 881 547 624
— —509 196 965 290 869
5 935 170 37 150 1503 091
65 000
141 016 20 849 99 19 559 iis
2 48]
4 960% — — 553 419 100 000 55 253 116 440
927 743 2 060 275
421]1 511 500 82 400
Sa. Preußen
essen b Hältle zurg
damburg. ö“ leberhaupt im deutschen Zollgebiet
ierzu in der Zeit vom 1. August 1889 bis 31. März 1890 1). 8
8 232 555 6 742 461 1. 401 470 88 9 045 50 000 — 698 935 — 206 359 755 141 635 525 150 000
171 234
254 286
4 063 617 886 508 100 000
8. 698 — 50 000
8 229 351
230 399 662 109439979
316 358
4168 617 937 205 25 445 4310 257 12 979 79498 2 V
2 596 444 32 151 722 555 068 1 110 886
Zusammen
demselben Zeitraum des Vorjahres ¹)
Berlin, im April 1890.
“
256 377 068 117669330
8 215 313][225756199 20 630 410 8 531 671][22
233 521 256 95 813 825/12 264 927 180936568 ,18 057 225 2 983 821ʃ44 428 822 . 1) Die Abweichungen von der vorjährigen und der zuletzt veröffentlichten Uebersicht beruhen auf nachträglich eingegangenen Berichtigungen.
Kaiserliches Statistisches Amtt. Becker. 8* 8
29919816 21 567 616 2 621 889 [36 461 979 568 047 1 190 384
759 122 358 572
Parlamentarische Na
Schlußbericht der vorgestrigen (44.) Sitzung des Hauses er Abgeordneten. Fortsetzung der dritten Berathung geistlichen ꝛc.
es Etats des Ministeriums ngelegenheiten. Abg. Johannsen:
entscheiden könnten. ine eigene Sache.
die Herten die ider u bleiben und nicht abzuspringen.
neilensprung von dieser Stange ab.
Der Kultus⸗Minif ch meine gestrige Rede drucken lasse, damit die
chrichten.
der
⸗Minister wünscht,
Aber
„Ach, wie balde, wie balde findest auch Du ein “
Der Abg. Jürgensen machte noch einen größeren Sprung Bezüglich
der Stange. Es ist so
Art. 5 des Prager Friedens sprach er so, als wäre er der Unglückliche, der mit dem versetzten Grenzpfahl umherirrt und nicht Ruhe finden kann, ehe der nicht wieder an die richtige Der Kultus⸗Minister citirt frühere Reden von mir. Ich habe früher nur gesagt, der Artikel 5 existire noch, nur sei Oesterreich als Beaufsichtiger zurückgetreten und däafür das gute Gewissen des preußischen Staats eingetreten. Daß ich gegen Deutschland ge⸗ sprochen habe, ist einfach nicht wahr. Der Abg. Jürgensen hat sich aus informirt. Ab
Sollen wir unsere J. Der Abg. Mhtgenrsen sagt, man sei in Nordschleswig mit dem Sprachreskript zu⸗ f 8. vorigen Jahre haben sich erst 1000 Schulinter⸗
ssenten und die Kirchenvorstände gegen das Resk Es ist immer schlimm, einem Machthaber gegenüberzustehen, und der Abg. Jürgensen schwingt ja die Keule der Macht Aber ich kenne das Wort: „Vae victis!“
8
Stelle gesetzt ist.
Ist das ein Verbrechen? schlechten Zeitungsberichten über Meine
eordnete Lassen hat zwei Söhne dort.
Verwandten nicht einmal besuchen?
frieden.
gewaltig gegen uns. er und „Hodie mihi, cras tibi!“
Abg. Tschocke: Die von mir in der zweiten Lesung vor⸗ gebrachte Beschwerde über die Mißstände in Folge der Ver⸗ zögerung des Neubaues des Friedrichs⸗Gymnasiums in Bres⸗ lau kann ich heute zahlenmäßig näher erläutern. zählte die Vorschule 64 Schüler, ese oö
„ „ 35, 2 1885/86 59 und verringerte sich 33 und 18. Diese Klassen haben Daß Die
in den nächsten 5 Jahren auf Schülerzahl in Sexta betrug seitdem auf 43, 36, 39, also mehr als das auch finanzie Regierung hat
meine Verwandten wohnen alle in Dänemark, der
2* wei Drittel ihrer Schüler eingebüßt. 1 ungünstig wirkt, liegt auf der Hand.
in der zweiten Lesung meine Beschwerde
seine Art.
Reden
daß Gerichte darüber Das Druckenlassen ist in Preußen so Ich habe mir schon die Finger dabei ver⸗ rannt, und ein verbranntes Kind scheut das Feuer. Ich bat mir erwidern wollten, bei der Stange Die Stange ““ ige ies, aber der Kultus⸗Minister machte einen Sieben⸗ Prediger Pries, snn hte zuirnche he schwerden sagte der Minister in der zweiten Lesung, so lange er im Ministerium sei, werde keine Aenderung eintreten. Das wird wohl auch den Dänen gegenüber gelten. 2 8 Minister sagte: „so lange“, und da fiel mir das Wort ein:
der
eskript erklärt.
1885/86 sich Die
nicht beantwortet, scheint sie also ungünstig zu beurtheilen. Die Stadt Breslau hält für den Neubau bis 1894 einen unentgeltlichen Platz zur Verfügung der Regierung, diese scheint ihn aber nicht früher übernehmen zu wollen. Ehe dann das Gebäude errichtet und zu beziehen ist, dürfte der 1. April 1896 herankommen, das heißt die Uebelstände noch auf 6—2 Jahre verlängern. Die unteren Klassen werden sich noch mehr entleeren, und schließlich auch die oberen ebenso Einbuße erleiden. So wird sehr bald das Gymnasium den Charakter einer Privatschule bekommen. 11“““ Geheimer Ober⸗Regierungs⸗Rath Bohtz: In der zweiten Lesung ist nicht geantwortet wegen der Geschäftslage und weil, wenn der Neubau nach dem Wunsche des Abg. Tschocke schon in den Nachtrags⸗Etat ein⸗ gestellt werden sollte, erst mit dem Finanz⸗Minister verhandelt werden muß. Die Verhandlungen mit der Stadtgemeinde Breslau werden bald zum Abschluß gebracht sein. Es ist zu hoffen, daß spätestens im Jahre 1892 mit dem Bau wird vor⸗ egangen werden können. Abg. Dr. von Stablewski: Der Abg. Dr. Sattler hat gestern der polnischen Fraktion vorgeworfen, daß sie ihre Ideale außerhalb des preußischen Staats suche und eine Wiederherstellung des polnischen Reiches wünsche. Es ist eigentlich unter unserer Würde, auf eine solche Insinuation etwas zu erwidern. Ich weise nur darauf hin, daß sämmt⸗ liche Mitglieder meiner Fraktion hier die preußische Verfassung beschworen haben und auf dem Boden dieser Verfassung stehen. Ob die Mitgliedschaft auch katholischer Geistlichen ein erschwerendes Moment bildet, überlasse ich dem Urtheil des 8. 1 „ Hausg, Knörcke: Ich habe zunächst zu erklären, daß meine Freunde dem nicht zustimmen können, was der Abg. Dr.
. Windthorst gestern in Bezug auf die Schule verlangt hat.
In Köslin hat der Bürgermeister einen Lehrer gerügt, weil er sich wegen anderweitiger Beschäftigung der Aufstellung der Reichstagswählerlisten entzogen hat. Darüber ist ein Artikel in einer Lehrerzeitung erschienen, über dessen Urheberschaft die Lehrer jetzt von dem Kreis⸗Schulinspektor unter Androhung von Disziplinarstrafen befragt werden. .
Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. G sz bin auch jetzt leider nicht in der Lage die Aufklärun gen welche der Abg. Knörcke von mir verlangt, zu geben. Die Zeit mag zu kurz gewesen oder es mag irgend ein Grund sein, — kurzum mir liegt ein Bericht über den Vorfall augenblicklich nicht vor. Ich will aber natürlich die erneute Anregung gern benutzen, um dem Sach⸗ perhalt näher zu treten. Ich kann versichern, daß außer den Mit⸗ theilungen des Herrn Abgeordneten mir in der Sache nichts bekannt geworden ist, was mir ein Urtheil gestattete.
Abg. Freiherr von Zedlitz und Neukirch: Der Kultus⸗ Minister hat den Abg. Dr. Windthorst aufgefordert, nach einer Reihe von Richtungen hin mit gesetzgeberischen Vorschlägen vorzugehen. Ich hätte es lieber gesehen, wenn die Staats⸗ regierung klar und rund, „rotunde“, wie der Abg. Dr. Windthorst
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zu sagen pflegt, zur Schulfrage einfach Stellung genommen hätte. Im Namen meiner Partei, und ich glaube auch der übrigen Parteien, mit Ausnahme des Centrums und der Polen, spreche ich aus, daß wir in Uebereinstimmung mit der großen Mehrheit des Volks den Anregungen des Abg. Dr. Windthorst auf dem Gebiet der Schule mit aller Energie entgegentreten werden. Diese Be⸗ strebungen haben keinen praktischen Zweck und sind jedenfalls nicht friedenerhaltender Natur, sondern nur friedenstörend. Was die Frage des Eides der Bischofsverweser betrifft, so sind wir bereit, die gegenwärtige Gesetzgebung zu ändern, sobald ein Ersatz für die Wirkung des gegenwärtigen Eides der Bischofsverweser nach irgend einer Richtung gegeben ist. Dem Abg. Dr. Windthorst dürfte es bei seinem mächtigen Ein⸗ fluß nicht schwer werden, einen solchen Ersatz zu finden. An dem Gesetz, betreffend die kirchliche Vermögensverwaltung, wollen wir prinzipiell nichts ändern. Doch wollen wir gern erwägen, ob nicht die Aufsichtsbestimmungen zu weit gehen und die Bewegungsfreiheit der Gemeindevertretungen und Gemeinde⸗ Kirchenräthe zu sehr einschränken. Dies bezieht sich nicht allein auf die katholischen, sondern namentlich auf die evangelischen Ge⸗ meinden. Was die Orden betrifft, so hebe ich hervor, daß die jetzigen gesetzlichen Bestimmungen nur haben getroffen werden können unter der Einsetzung des vollen persönlichen Einflusses des Fürsten Bismarck. In der großen Mehrheit unseres Volkes herrscht eine entschiedene Abneigung gegen das Ordens⸗ wesen. Man fürchtet von einer Entwickelung des Ordens⸗ wesens eine Störung des interkonfessionellen Friedens. Die Handhabung des Ordensgesetzes, wie sie der Kultus⸗Minister dargelegt hat, zeigt aber, wie unbegründet die Beschwerden des Abg. Dr. Windthorst sind. Wir haben jetzt 10 500 Ordensleute in Preußen, eine jährliche Zunahme um 1000 bis 1500 ist zu erwarten. Wenn man also immer wieder unbegründete Beschwerden vorbringt, so wirft das ein selt— sames Licht auf die Friedensliebe, die man im Munde führt. Eine katholische Abtheilung nach dem Vorbilde des cor-⸗ pus Evangelicorum et Catholicorum war vielleicht von Nutzen zu einer Zeit, wo in Deutschland keine unabhängige Staatsgewalt, kein nationales Leben herrschte. Zu unserer Zeit hat sie, weit entfernt, den Kulturkampf zu verhindern, ihn vielmehr mit hervorgerufen. Es ist eine Umkehrung der Thatsachen, wenn der Abg. Dr Windthorst behauptet, daß die Protestanten die Katholiken hätten vergewaltigen wollen. Kein verständiger Mensch hat damals an so etwas ge⸗ dacht. Das ist nur eine Phantasie des Abg. Dr. Windt⸗ honst. Die Wiederherstellung der katholischen Ab⸗ theilung würde den Frieden auf's Neue gefährden. Der Abg. Dr. Windthorst verlangt, daß im Kampfe gegen die Sozialdemokratie die Schule christlich, die Kirche frei sei. Die Schule ist christlich und die katholische Kirche so frei, daß sie alle ihre Kräfte in den Dienst dieser wichtigen Angelegenheit stellen kann. Sie braucht ihre Kräfte nicht zu verschwenden in einem unnützen Kampfe gegen den Staat, der ihr Ver⸗ trauen entgegenbringt und dem auch sie volles Vertrauen ent⸗ gegenbringen sollte! . “ 8
Abg. Dr. Kropatscheck weist darauf hin, daß das Ab⸗ geordnetenhaus bereits vor 16 Jahren die Regierung aufge⸗ fordert habe, ein Gebäude für die Unterbringung der König⸗ lichen Bibliothek zu errichten. Die Neclesgaig. Fah⸗ diesem Wunsche auch insofern entsprochen, als sie 600 ℳ zu den Grunderwerbskosten — es handelte sich um den Erwerb des Grund und Bodens in der Gegend der Kunstakademie — und zur Aufstellung der Projekte und Pläne in den Etat stellte. Dann aber habe die Sache vollständig geruht. In den letzten Jah⸗ ren seien in der Königlichen Bibliothek mancherlei Verbesse⸗ rungen vorgenommen worden, diese genügen aber nicht, und er frage den Minister, ob nun endlich an die Erfüllung dieses alten Wunsches herangegangen werden solle? b
Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. von Goßler:
Meine Herren! Ich bin gern bereit, nähere Auskunft zu geben auf die Anregung des Herrn Vorredners; denn sie betrifft einen Gegenstand, der alle Herren in diesem hohen Hause interessirt, der in neuerer Zeit wiederholt auch in die Presse Eingang gefunden hat. Ich knüpfe meinen Vortrag unmittelbar an den Schluß der Aus⸗ führungen des Herrn Vorredners an, welcher aus den Jahren 1874 und 1875 die Vorgeschichte entwickelte — und wiederhole, daß im Jahre 1875 eine Summe von 660 000 ℳ in den Etat eingestellt war, bestimmt zur Erwerbung eines in der Charlottenstraße in Berlin gelegenen Kasernements sowie zur Ausführung von Projektarbeiten zu einem die Akademie der Wissenschaften und die Köntigliche Bibliothek umfassenden Gebäude Geruht hat die Sache allerdings nicht, aber Früchte hat sie auch nicht gezeitigt. Es wurden im Anschluß an diese Bewilligung zwei verschiedene Pläne für die Bibliothek auf⸗ gestellt, ein gothischer, den Wünschen des Hrn. Dr. Lepsius entsprechend, und ein in italienischer Renaissance gehaltener. In Aussicht genommen war — und ich möchte diesen Punkt betonen, weil er in dem Vortrag des Herrn Vorredners nicht genügend scharf dargestellt worden ist — in Aussicht genommen war als Bauplatz der sogenannte Vordertheil des Akademieviertels, der Theil, der umschrieben wird von den Linden, der Universitätsstraße und der Charlottenstraße, aber quergetheilt wird ungefähr durch die verlängerte Dorotheenstraße, die an der Stelle sonst eine Biegung macht. Dieses Vorgehen hatte zwei Fehler, erstens, daß die Frage an die Erwerbung des Kaserne⸗ ments geknüpft war und alle Bemühungen, die Garde du Corps⸗ Kaserne aus diesem Viertel herauszubringen, scheiterten. Aber der schwerere Fehler war der, daß man über einen Raum disponirte, in welchem die Akademie der Künste einen festen Wohnsitz hatte, und zwar einen Wohnsitz, verbrieft durch Allerhöchstes Versprechen, mit welcher rechtlichen Wirkung, das lasse ich augenblicklich dahingestellt, aber durch Jahrhunderte lange Uebung geheiligten Sitz. Als ich mein Ministersum antrat, fühlte ich mich wie jeder Kultus⸗Minister verpflichtet, diesem Nothstand, der sich in den genannten Anstalten darstellte, entgegenzutreten, und zwar einmal nach der provisorischen Seite. Die provisorischen Maßnahmen haben zunächst dahin geführt, daß der Nothstand der Kunst⸗Akademie, der an sich schon ein erheblicher war, wenigstens beseitigt werden konnte. Ich erinnere daran, daß innerhalb der Akademie große Umbauten. aus⸗ geführt sind, daß in der Bau⸗Akademie eine große Zahl von Räumen zu Unterrichtszwecken zur Verfügung gestellt sind, daß auch in der Technischen Hochschule, und als dieselbe allein diese Räume für sich gebrauchte, in dem neugegründeten Atelierhause — die Herren, welche die Verhältnisse interessiren, werden die Lage unseres Atelierhauses kennen — Meister⸗Ateliers in Klassen eingerichtet sind; ja ich bin so⸗
gar dazu übergegangen, daß ein anderes Atelier für einen Landschafts⸗