1890 / 117 p. 3 (Deutscher Reichsanzeiger, Wed, 14 May 1890 18:00:01 GMT) scan diff

darstellend, ein malerisches Bild. Hier hielt der Ober⸗Bürger⸗

meister Selke nachstehende Ansprache an Ihre Majestäten:

„Allerdurchlauchtigster Großmächtigster Kaiser! Allergnädigster Kaiser, König und Herr! Allerdurchlauchtigste Großmächtigste Kaiserin! Allergnädigste Kaiserin, Königin und Frau! Ew. Kaiserliche und Königliche Majestäten begrüßen wir in Ehrfurcht zum ersten Mal als Herrscherpaar in diesen Mauern. Mit dem Ausdruck der herzlichsten Freude über den Allerhöchsten Besuch verbinden wir den aufrichtigen Dank für die dadurch der Stadt erwiesene Gnade.

Unvergängliche Thaten der Hohenzollern, aufgerichtet wie gewaltige Marksteine in der oft so wunderbaren Entwickelung der preußischen Monarchie, theure und unauslöschliche Erinnerungen schlingen ein festes und unauflösliches Band um das Königshaus und unsere Stadt die alte Hauptstadt des Landes, welches der deutsche Ritter⸗ orden zuerst dem Christenthum und deutscher Kultur erschlossen hatte. Als nach dem Verfall des Ordens Albrecht von Brandenburg, mit staatsmännischem Blick die Zukunft erfassend, das alte Ordens⸗ land in ein weltliches Herzogthum umwandelte hier lebte und regierte der erste Herzog von Preußen. Hier bewahrt die von ihm im Jahre 1544 gestiftete Hochschule bis auf den heutigen Tag den Ruhm seines Namens, und die Gewölbe unserer Kathedrale, des Domes im Kneiphof, bergen seine irdische Hülle. 8

In Königsberg stand aber auch die Wiege des preußischen König⸗ thums. Hier wurde Kurfürst Friedrich III als erster König von u“ gekrönt, hier vor dem grauen Schlosse dort oben ist er als

önig Friedrich I. am 18. Januar 1701 von den Bürgern dieser Stadt mit Jubel begrüßt

Majestät! Schwere Zeiten sind denn auch über unsere Stadt hinweggezogen. Aber so tief und schmerzlich die Wunden waren, welche ihr geschlagen sind, eine köstliche Frucht zeitigten doch die Tage, in denen König Friedrich Wilhelm III., Königin Luise und die Königlichen Kinder damals in unserer Mitte weilten, Freud und Leid mit den Bürgern dieser Stadt theilend, ihnen voran⸗ leuchtend als Muster an Demuth, Tugend und Einfachheit der Sitten die unbegrenzte und aufrichtige, wahrhaft herzliche, oft rührende Liebe des Voltes zum Herrscherhause. Noch lange nach dem Tode des geliebten Königs wurde der 3. August, sein Geburtstag, in den breitesten Schichten der Bürgerschaft als ein Festtag begangen, und das Andenken der thränenreichen hohen Königin feiern noch heute täglich zahlreiche Besucher des Parkes, der jetzt den Namen trägt Louisenwahl, mit seiner historischen Linde und der Marmorbüste der Unvergeßlichen.

Und mußten wir es nicht als eine wunderbare Fügung Gottes ansehen, wenn wir denselben Hohenzollernsproß, der damals so leidend war, daß Bedenken getragen wurde, ihn die beschwerliche Reise nach Memel über die Kurische Nehrung mitmachen zu lassen, der als der Zweitälteste nicht berufen schien, dermaleinst die preußische Krone zu tragen, im Jahre 1861 hier wieder sahen, schon in der Ehrfurcht gebietenden Würde des Alters am 18. Oktober in der denk⸗ würdigen Kirche des hiesigen Schlosses mit seiner Erhabenen Ge⸗ mahlin, jene Krone vom Tische des Herrn nehmend und sein Haupt damit schmückend? Und wer ahnte 1861, daß König Wilhelm I. von Gott zum Rüstzeug auserkoren sei, das heiße Sehnen und Ringen seines Volkes und der gesammten deutschen Nation nach einem staärken und mächtigen und großen, im Innern einigen und festen Deutschen Reich zu erfüllen, nach gewaltigen Kämpfen, aber herrlichsten Siegen, des Ruhmes reich und doch in Demuth, Milde und Weisheit! Wie schlugen dem ersten Deutschen Kaiserpaar die Herzen entgegen, als Beide im Jahre 1879

wieder in die alte Königsstadt einzogen!

Heute stehen wir vor Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät, in tiefster Ehrfurcht, dieselbe Hingabe und Liebe im Herzen, die wir allezeit unseren Herrschern bezeugten, aber auch voll Vertrauen und Zuversicht auf Cw. Majestät Weisheit und Thatkraft. Wir wissen, daß Ew. Majestät Aug und Ohr und Herz offen ist für Ew. Majestät getreues Volk, für Jedermann auch den Geringsten!

Darum geloben wir aus tiefstem Herzensgrunde, allezeit treu und fest zu stehen zu Ew. Majestät, als dem Mehrer des Reichs an Werken des Friedens und der nationalen Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung. Gott erhalte uns diesen Frieden! Wenn aber in seinem unerforschlichen Rathschluß es einmal anders beschlossen und Ew. Kaiserlichen und Königlichen Majestät auferlegt wird, das blitzende Schwert der Hohenzollern, das nie einer anderen als der gerechten Sache gedient hat, für die Ehre und Freiheit des Vaterlandes zu ziehen, dann wollen wir, eingedenk der Väter, von denen hier in Königsberg die Bewegung ausging zur Befreiung des Vaterlandes durch das Volk in Waffen, auch unser Gut und wenn es nöthig ist, unser Blut einsetzen mit dem allbewährten Ruf: „Mit Gott für König und Vaterland! Gott aber so bitten wir erhalte Ew. Kaiserliche und Königliche Majestaͤt, Gott schütze Ihre Majestät die Kaiserin und Königin und das gesammte Königliche Haus!“

Ihre Majestäten nahmen hier ferner den Vortrag eines poetischen Festgrußes Seitens der Tochter des Oberst⸗Lieute⸗ nants z. D. Riesen und eine kostbare Blumen⸗ und Kranzspende entgegen. Unter den Ehrenjungfrauen fiel Sr. Majestät dem Kaiser das mit der Rettungs⸗Medaille geschmückte Fräulein Liebisch auf. Se. Majestät sprach einige Worte mit derselben, was bei der dichtgedrängten erwunge brausenden Jubel hervorrief. Unter Salut⸗ schüssen und Glockenläuten wurde die Fahrt nach dem König⸗ lichen Schlosse fortgesetzt; vorauf ritt eine halbe Escadron des Kürassier⸗Regiments Graf Wrangel Nr. 3, ebenso schloß eine zweite halbe Escadron den Kaiserlichen Wagenzug. Vereine, Gewerke, Korporationen und Schulen bildeten längs der ganzen Feststraße Spalier. Am Königlichen Schlosse stand eine Ehren⸗Compagnie des Grenadier⸗Regiments Friedrich Wil⸗ helm I. mit Musik und Fahne; die Musik intonirte auch hier das „Heil Dir im Siegerkranz“. Auf dem linken Flügel der Ehren⸗Compagnie hatten die inaktiven Generale Auf⸗ stellung genommen und wurden durch Se. Majestät nach dem Abschreiten der Front mit huldreichen Worten begrüßt. Die Ehren⸗Compagnie auf dem Bahn⸗

ofe hatte das Grenadier⸗Regiment König Friedrich III. ge⸗ tellt. Ueberall wurden die Majestäten mit endlosem Jubel von der düchtgedrängten Volksmenge begrüßt. Eine halbe Stunde nach der Abfahrt der Majestäten vom Bahnhofe be⸗ gann von dort der Abmarsch der spalierbildenden Vereine, Gewerke ꝛc.; dieselben defilirten sodann vor dem Schlosse, wo br. die Fearcirten 8 reichem Wichs, Aufstellung men hatten. Später fand im Schlosse große Vorstellun statt. Das Wetter ist Sraargn, sse groß 8

1

Der Ober⸗Quartiermeister im General⸗Lieutenant von Holleben, hierher zurückgekehrt.

Großen Generalstabe, ist von Dienstreisen

Der heutigen Nummer des „Reichs⸗ Anzeigers“ ist eine „Besondere Beilage“ Entscheidungen des Reichsgeri

und Staats⸗ (Nr. 3), enthaltend ts, beigefügt.

Baden.

Karlsruhe, 12. Mai. (Karlsr. Ztg.) Die Zweite Kammer setzte heute die erathung des Tea8⸗ des Ministeriums des Innern, Tit. 1 bis XI, XX und

XXI der Ausgaben und Tit. I und II der Einnahmen, bei Tit. IX (Bezirksverwaltung und Polizei) §. 2, fort. Bei Tit. IX Ordentlicher Etat wurden die im Budget und im Budgetnachtrag geforderten Summen nach Absetzung von 310 ℳ, bei 8 16 (Impfanstalt), entsprechend den Anträgen der Budget⸗Kommission und in Be⸗ rücksichtigung des in letzter Sitzung zum Beschluß erhobenen Antrags Krafft und Gen., für 1 Jahr durch⸗ schnittlich 2 813 012 oder für beide Jahre 5 626 024 ℳ, darunter 11 260 ℳ, als künftig wegfallend, genehmigt; bei Titel IX Außerordentlicher Etat wurden die im Budget und Budgetnachtrag geforderten Summen, nach Abzug von 7400 bei §. 5 (Neubau eines Amtsgebäudes in Lörrach), den Kom⸗ nüisstansonträgen entsprechend mit 1 174 925 bewilligt und hiernach die Petitionen der Kreisausschüsse des Landes um Er⸗ höhung des Staatsbeitrags zur Unterhaltung der Kreisstraßen und um Einstellung dieses Beitrages in das ordentliche Budget für erledigt erklärt. Bei Tit. X (Allgemeine Sicherbeits⸗ polizei) wurden, dem Budget und den beiden Budgetnachträgen entsprechend, die im ordentlichen Etat geforderten Summen mit jährlich 748 934 oder für beide Jahre mit 1 497 868 und im außerordentlichen Etat die geforderte Summe von 7020 genehmigt. Die Forderungen des Tit. XI (Milde Fonds und Armenanstalten) mit jährlich 35 869 ℳ, oder für beide Jahre 71 738 ℳ, des Tit. XX (Allgemeiner Unterstützungs⸗ und Belohnungsfonds) mit jährlich 13 700 ℳ, oder für beide Jahre 27 400 ℳ, des Tit. XXI (Verschiedene und zufällige Ausgaben) mit jährlich 27 244 ℳ, somit für beide Jahre 54 488 ℳ, ferner die vorgesehenen Summen in den Einnahme⸗ titeln I (Durchführung der sozialen Gesetze) mit 13 380 jährlich, oder 26 760 für beide Jahre und Tit. II (Bezirks⸗ verwaltung und Polizei) mit 373 308 jährlich, oder 746 616 für beide Jahre wurden den Anträgen der Kom⸗ mission entsprechend nach der Regierungsvorlage debattelos

genehmigt. 8 .““

Braunschweig. „Braunschweig, 13. Mai. (W. T. B.) Die Re⸗ gierung beantragte beim Landtag für das Herzog Friedrich⸗Wilhelm⸗Denkmal auf dem Schlachtfelde von Quatrebras 14 200 zu bewilligen. Durch frei⸗ willige Beiträge sind 35 000 gezeichnet.

Oesterreich⸗Ungarn. 8

Wien, 13. Mai. (W. T. B.) Im Abgeordnetenhause erklärte heute der Justiz⸗Minister gegenüber dem Jung⸗ czechen Vasaty, er unterschätze nicht den Einfluß der Jung⸗ czechen in Böhmen, wenn derselbe auch nicht der⸗ jenige sei, welchen er wünsche. Es gehe zu weit, wenn gesagt werde, dem Böhmervolke gegenüber werde jedes Rechtsmittel zur Germanisirung angewendet; wäh⸗ rend von einer Unterdrückung der Minoritäten gesprochen wurde, habe sich die Ausgleichs⸗Konferenz gerade mit dem Schutz der Minoritäten beschäftigt. Die Konfiskationen von Zeitungen in Böhmen seien zum größten Theil gerechtfertigt gewesen; wo Irrthümer vorgekommen seien, sei für Abhülfe gesorgt worden. Bei dem Titel „Strafanstalten“ theilte der Vertreter der Regierung mit, die Regierung denke an die Errichtung einer Strafkolonie für rückfällige Verbrecher auf überseeischem Territorium.

In der Abendsitzung erledigte das Haus den Rest des Budgets, sowie das Finanzgesetz für 1890, welches die Einnahmen auf 548 820 006 Fl. und die Ausgaben auf 546 303 035 festgesetzt.

Der böhmische Landtag ist auf den 19. Mai und der oberösterreichische Landtag auf den 20. Mai einberufen worden.

Lemberg, 12. Mai. (Wien. Ztg.) Ein vom Land⸗ marschall einberufenes Comité faßte gestern den Beschluß, Johann Matejko mit der Ausführung eines großen historischen Gemäldes zu betrauen und dasselbe im Namen des Landes Ihrer Kaiserlichen und Königlichen Hoheit der Erzherzogin Marie Valerie als Hochzeitsgeschenk zu widmen.

Großbritannien und Irland.

London, 13. Mai. (A. C.) Im Park von Windsor erfolgte gestern Nachmittag in Gegenwart der Königin, der Mitglieder der Königlichen Familie, des Königs von Bel⸗ gien und des ganzen Hofes die feierliche Enthüllung des aus den Jubiläumsgaben der Frauen des britischen Reiches errichteten Reiterstandbildes des verstorbenen Gemahls der Königin, Prinzen Albert. Die von Sir Edgar Böhm aus Bronze gefertigte Statue ist 16 Fuß hoch und stellt den Prinzen in englischer Feldmarschalls⸗Uniform zu Pferde sitzend dar. Das Haupt der Figur ist unbedeckt, den Federhut hält die rechte Hand. Der 13 Fuß hohe Sockel, aus Aberdeener Granit, trägt auf der Vorderseite folgende Inschrift: „Albert, Prinz⸗ Gemahl, geboren am 26. August 1819, starb am 14. Dezember 1861. Diese Statue wurde Victoria, Königin und Kaäiserin, als ein Zeichen der Liebe und Treue von den Töchtern des Reiches zum Andenken an ihr Jubiläum in 1887 zum Ge⸗ chenk gemacht und am 12. Mai 1890 enthüllt.“ Dieselbe

nschrift, aber in lateinischer und glälischer Sprache und Sanskrit, ziert die übrigen drei Seiten des stattlichen, über 30 Fuß hohen Monuments auf dem nicht weit von Cumber⸗ land Lodge und Virginia Water gelegenen „Smith's Lawn“ in dem Park. Ihre Majestät vollzog selbst de Ue nang. welcher Truppen und Freiwillige sowie eine große Volksmenge von Nah und Fern beiwohnten.

14. Mai. (W. T. B.) Die vom Reichskanzler von Caprivi im Rei stage gehaltene Rede über die Kolonial⸗ politik der deutschen Regierung wird von den meisten hiesigen Blättern überaus fünstig besprochen. Die „Morning post“ sagt: die maßvollen, staatsmännischen Worte des Reichs⸗ kanzlers würden in England mit aufrichtiger Befriedigung aufgenommen werden.

Die Botschafter Rußlands, Italiens und Oester⸗ reichs sind heute Abend 7 Uhr zum Besuch der Königin in Windsor eingetroffen.

Bei dem heute zu Ehren Stanley's vom Lordmayor igebenen Banket in der Guildhall wurde Ersterer türmisch begrüßt. Der Lordmayor überreichte Stanley in einem prachtvollen Etui das Dokument über das Bürger⸗ recht von London. Stanley hielt sodann eine Rede, in der er die Haltung der englischen Presse tadelte, welche eine große Aktion Englands am Congo und in Ost⸗Afrika verhindert habe. England hätte

haben müssen, während Belgien jetzt den besitze und hundertprozentigen Nutzen daraus und die Deutschen den größten Theil von Ost⸗Afrika hätten. Stanley sprach sodann bewundernd von Sr. Majestät dem Kaiser Wilhelm und hob die Thätigkeit Wissmann’'s hervor, der übrigens nicht gegen Friedensvereine und eine verweichlichte Presse zu kämpfen habe. Gegen Emin’'s Eintritt in deutsche Dienste ließe sich nichts sagen, zumal der Freibrief der britisch⸗ostafrikanischen Gesellschaft es dieser nicht gestatte, Emin zu engagiren.

Frankreich.

Paris, 13. Mai. (W. T. B.) In der Deputirten⸗ kammer richtete heute der Deputirte Milleraud eine Frage an den Minister wegen der Absetzung eines Beamten der Lyon⸗Eisenbahn, weil derselbe als Kandidat für den Pariser Munizipalrath aufgestellt worden sei. Der Arbeits⸗ Minister Guyot sprach die Meinung aus, daß die Eisen⸗ bahngesellschaft ihre Rechte überschritten habe, er werde alles ihm Mögliche thun, um dieselbe zum Aufgeben ihres Uebergriffs zu bestimmen. Milleraud dankte dem Minister für diese Auskunft, die Deputirten Dumay und Dreyfuß verlangten jedoch die Umänderung der Anfrage in eine Inter⸗ pellation. Dreyfuß ersuchte den Minister, Sorge zu tragen, daß die politische Unabhängigkeit der Eisenbahnbeamten re⸗ spektirt werde. Die beantragte einfache Tagesordnung wurde mit 266 gegen 210 Stimmen abgelehnt, dagegen eine von Guillaumon beantragte Tagesordnung, welche Vertrauen zu der Erklärung der Regierung aus⸗ spricht, mit großer Majorität angenommen. Das Gesetz, betreffend die Verhütung von Eingriffen bei der Ausübung der Rechte der Gewerbekammern, welches seine Spitze gegen die Arbeitgeber richtet, wurde angenommen. Niach den aus Kotonu eingegangenen Meldungen sind die freigegebenen Agenten und der Missionar sämmt⸗ lich wohlbehalten daselbst eingetroffen. Im letzten Augenblick hatten die Behörden von Whydah gezögert, die⸗ selben herauszugeben, aber Dank der energischen Intervention eines Lieutenants von dem portugiesischen Fort Kantos konnten sich Alle einschiffen. Rußland und Polen.

St. Petersburg, 10. Mai. Wie „Now. Wr.“ berichtet, soll die Durchsicht des Projekts über die Reform der Land⸗ schaftsinstitutionen im Reichsrath im Laufe des Monats Mai definitiv beendet werden. Zwei Hauprpunkte des Projekts bilden einmal die Schaffung einer neuen Revisions⸗ behörde, der Gouvernements⸗Landschaftsbehörde, in der der Gouverneur präsidirt und alle seine Proteste gegen Krons⸗ landschaftsbeschlüsse zur Durchsicht gelangen; sodann aber die Ausschließung der Vertreter des geistlichen Standes aus den Landschaftsversammlungen, wo das Tolstoi'sche Projekt ihnen Sitz und Stimme verschaffen wollte.

Ddcasselbe Blatt berichtet von der bevorstehenden Gründung einer neuen Centralbehörde, über deren Bestimmung und Charakter sich die Ministerien der Kommunikationen, der Domänen, des Krieges und der Marine geeinigt haben. Es ist das der „Geodätische Conseil“, dem die Sache der geographischen Erforschung im ganzen Reiche unterstellt wird. Diese Behörde wird beim Generalstab ins Leben treten, in dessen Händen sich auch ihre oberste Leitung befinden soll.

Congo ziehe inne⸗

Italien.

Rom, 13. Mai. (W. T,. B.) Bei der Berathung des Budgets für das Ministerium des Auswärtigen in der heutigen Sitzung der Deputirtenkammer erklärte der Minister⸗Präsident Crispi: Die Politik Italiens sei keine Politik des Krieges sondern des Friedens; diese Politik könnten nur diejenigen angreifen, welche glaubten, daß Italien am Besten isolirt bliebe. Die Verträge mit den Verbündeten seien Defensiv⸗ nicht Offensivvertrwgge. Wenn der Friede in den letzten Jahren nicht gestört worden, so sei dies das Werk der verbündeten Mächte gewesen. Italien habe die Wahl des Prinzen Ferdinand als legal nicht anerkennen können, doch könne Bulgarien über sein Schicksal beruhigt sein, wenn es weise und gerecht verwaltet werde. Er (Crispi) glaube nicht, daß wegen der kretensischen Frage ein Krieg aus⸗ brechen könnte. In allen die Balkanhalbinsel bezüglichen Fragen sei das Einvernehmen zwischen Oesterreich⸗Ungarn, Eng⸗ land und Italien ein vollständiges gewesen; namentlich hätte das Verhalten Oe sterreich⸗-Ungarns kein loyaleres und weiseres sein können. Die Allianzpolitik stürze Italien durchaus nicht in Rüstungen. Die Entwickelung der Militär⸗ kräfte sowie der neuen Befestigungen bilde einen Theil des Vertheidigungsplans, welcher seit 1881 erwogen worden sei; sie ziele nicht darauf ab, Anderen zu schaden, sondern die Grenzen der Unabhängigkeit zu vertheidigen. Das Ministerium sehe es als seine Pflicht an, für die Autonomie und die Unabhängigkeit aller Völker einzutreten. Seine Haltung den Balkanländern gegenüber entspreche voll⸗ kommen diesem Grundsatze. So habe Italien den Leiden der der Pforte unterworfenen christlichen Völkerschaften gegenüber nicht unempfindlich bleiben können und habe daher stets zur Wiederherstellung des guten Einvernehmens intervenirt, immer unter Berücksichtigung der Integrität der Türkei und des höchsten Zieles, der Erhaltung des Friedens. Die Re⸗ gierung beabsichtige nicht, ihre gegenwärtigen Besitzungen in Afrika auszudehnen. In Betreff des vollkommenen Ein⸗ vernehmens mit England, das Italien auch fernerhin aufrecht 8 erhalten wünsche, sei nichts zu besorgen. Bei dem

udgetkapitel betreffend die Ausgaben für Afrika erklärte der Minister⸗Präsident Crispi: er habe Grund anzu⸗ nehmen, daß sich in nächster Zeit für die unter dem Pro teiktorat Italiens stehenden ostafrikanischen Gebiet eine Handelsgesellsch aft bilden werde. Die Berathung über 8 das Budget des Auswärtigen wurde heute beendet. Die Ab stimmung darüber, welche eine geheime sein wird, erfolgt morgen.

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Portugal. 13. Mai. (W. T. B.)

Zi Finanz⸗Minister Behufs Herbeiführung des vollständigen leichgewichts im W“ Vorschläge gehen

Die von den

dahin, die Steuern um roz. zu erhöhen. Von der Steuererhöhung sind ausgeschlossen die kleinen Steuerzahler; auch für die Titres der öffentlichen Schuld tritt diese Steuer⸗

erhöhung nicht ein. Ferner soll die Pacht der Taback⸗

sowohl den Congo als auch Ost⸗Afrika

Regie um 1400 Contos erhöht und durch eine Um⸗ gestaltung der Stempelsteue dder Hafenabgab 1 8E“

4 2 2 1

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7.

ein Mehrertrag von 500 Contos erzielt werden. Ein weiterer Mehrertrag von 100 Contos ist nach Maßgabe der in den jetzten 6 Monaten dem ersten Voranschlag gegenüber erzielten Erträge aus den Zöllen und aus anderen regelmäßigen Eingängen zu erwarten. Endlich sind noch 1400 Contos aus anderen Einkünften in Aussicht zu nehmen. Einige der in Vorschlag gebrachten Maßnahmen, wie die Besteuerung der Spirituosen, sollen dem Parlament zur Prüfung unterbreitet werden. 2 ö1611A6A6A6A6A*“

Bern, 13. Mai. (W. T. B.) Der Bundesrath hat der österreichisch⸗ungarischen Regierung, um die Ein⸗ schleppung von Viehseuchen wirksamer verhindern zu können, die sofortige Revision der Vertragsbestimmungen über die Vieheinfuhr in die Schweiz vorgeschlagen.

Griechenland. Athen, 13. Mai. (W. T. B.) Der türkische Ge⸗ sandte Riza Pascha ist abberufen worden; an seine Stelle wird der türkische Gesandte in Belgrad treten.

Amerika. Vereinigte Staaten. Washington, 13. Mai. (A. C.) Die Debatte über die Silber⸗Bill im Senat ist von Jones (Nevada) mit einer Rede eröffnet worden, in welcher er die Vortheile der vollständigen Wiederherstellung der Silberwährung auseinandersetzte. Die Debatte wird sich wenigstens über eine Woche hinziehen. 1 Das Repräsentantenhaus hat die Generaldebatte über die Tarifvorlage zum Abschluß gebracht und begann gestern die Lesung der Vorlage, enthaltend die Amendements. Brasilien. Nach einem Telegramm des „W. T. B. aus Rio de Janeiro vom 1. d. M. wird der republika⸗ nische Kongreß den Präsidenten wählen. Die Konstitution wird vor dem Monat August veröffentlicht

werden.

Parlamentarische Nachrichten.

In der heutigen (6.) Sitzung des Reichstages, welcher der Reichskanzler von Caprivi, die Staats⸗Minister Dr. von Boetticher und von Verdy du Vernois, der Staatssekretär Freiherr von Maltzahn und andere Bevollmächtigte zum Bundesrath beiwohnten, stand auf der Tagesordnung die erste Berathung des Entwurfs eines Gesetzes, betreffend die Friedenspräsenzstärke des deutschen Heeres.

er Staats⸗Minister von Verdy du Vernois leitete die Verhandlungen mit der Erklärung ein, daß nicht alle Motive für die Vorlage öffentlich vor aller Welt ausgesprochen, sondern hauptsächlich erst in der Kommission vertraulich mitgetheilt werden könnten. Die für die Unter⸗ offiziere in Aussicht genommenen Dienstprämien betrügen 4 ½ Millionen Mark und seien in der Forderung von 18 Millionen Mark mit enthalten. Die Präsenzziffer solle um 18 574 Mann bis zum Ende des Septennats erhöht werden. Der Schwerpunkt der Begründung der Vorlage liege in den Rüstungen der Nachbarstaaten, Angesichts deren Fort⸗ schritte wir nicht die Hände in den Schooß legen könnten. Die Militärverwaltung sei überzeugt, daß diese Forderung gestellt werden müßte, und hoffe auch den Reichstag von dieser Noth⸗ wendigkeit überzeugen zu können. 1

Abg. Graf von Moltke wies auf den Grad von Sicher⸗ heit hin, der in unserer Rüstung liege. Die von den links stehenden Parteien, namentlich der äußersten Linken vertretene Ansicht, daß militärische Forderungen nur im Interesse der besitzenden Klassen lägen, treffe nicht zu, denn ein Jeder habe irgend etwas im Fall eines Krieges zu verlieren. Die besitzenden Klassen, die Fürsten, G seien es wirklich nicht, welche die Kriege herbeiführten; bei den un⸗ absehbaren Folgen eines Krieges würde sich eine jede Re⸗ gierung sehr schwer dazu entschließen. Die Elemente, welche den Frieden bedrohten, seien im Innern die Begehrlichkeit der vom Schicksal minder Begünstigten und deren zeitweise Versuche, durch Gewalt schnell eine Besserung ihrer Lage zu erzielen, die nur durch organische Gesetze in mühevoller Arbeit erreicht werden könne. Eine Regierung, die nicht stark genug sei, der Volksleidenschaft und den Parteibestrebungen entgegenzutreten, eine schwache Regierung sei eine dauernde Kriegsgefahr. Den Segen einer starken Regierung könne man nicht hoch genug anschlagen, nur eine solche könne heilsame Reformen durchführen und den Frieden verbürgen. Die größten Mächte Europas seien gerüstet, wie nie zuvor, der nächste Krieg könne ein siebenjähriger, auch ein vreißäglthrihas sein, wehe dem, der zuerst die Lunte in das Pulverfaß schleudere. Wo es sich um so große Dinge handle, um die Er⸗ haltung des Reichs, um Hunderttausende von Menschenleben, könne die Geldfrage erst in zweiter Linie in Frage kommen. Allerdings koste auch der Krieg Geld und abermals Geld und wir dürften unsere Finanzen nicht vorzeitig zu Grunde richten, aber wenn die bisherigen Ausgaben, die der Patriotis⸗ mus des Hauses gewährt habe, nicht gemacht wären, hätten wir heute den Feind im Lande, und der würde nicht fragen, ob Reichsbank oder Privatbank, sondern bald mit unseren Finanzen aufräumen. Nur eine starke Rüstung habe den Bruch des Friedens so lange hinhalten können. Alle Regierungen ständen jetzt großen sozialen Lebensfragen gegenüber, welche ein Krieg aoh aufschieben, aber niemals lösen könne, und seien deshalb aufrichtig bestrebt, den Frieden zu halten, es frage sich nur, ob sie stark genug seien, es zu können. Die Parteien hätten die Entscheidung in den Händen. Die Nach⸗ barn in Ost und West setzten ihre Rüstungen unausgesetzt fort; sie wollten zwar den Frieden, aber Sicherheit fänden wir nur bei uns selbst.

1 Bei Schluß des Blattes erhielt der Abg. Richter das ort.

W““ 8

In der heutigen (59.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, velagig der Minister für Landwirthschaft ꝛc. Dr. Freiherr Lucius von Ballhausen und der Minister des nnern Herrfurth beiwohnten, stand an erster Stelle auf der agesordnung die dritte Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Abänderung einiger Bestimmungen wegen der Wahl von Stadtverordneten.

Art. I wurde ohne Debatte angenommen. Bei Art. II äußerte der Minister des Innern Herr⸗ furth Zweifel, ob die Fassung in Bezug auf die rheinische Städteordnung völlige Klarheit schaffe.

des Art. II den Intentionen und Wünschen des Ministers habe Rechnung tragen wollen und daß sie dazu geeignet sei. Darauf wurde der Gesetzentwurf definitiv angenommen. Es folgte die Berathung des Antrages der Abgg. Lassen und Johannsen, betreffend die Wiederauf⸗ nahme früherer Angehöriger des Herzogthums Schleswig in den preußischen Unterthanen⸗ verband. Derselbe lautet: 1 Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen:

Die Königliche Staatsregierung zu ersuchen, an die Regierung in Schleswig eine Anweisung ergehen zu lassen, wonach Personen aus dem Herzogthum Schleswig, welche beziehentlich der Be⸗ stimmungen des Wiener Friedenstraktats vom 30. Oktober 1864 für Dänemark optirt haben, sowie auch solche, welche vor dem 11. Oktober 1878 aus dem preußischen Unterthanenverbande entlassen worden, nunmehr bedingungslos als preußische Staats⸗ angehörige aufzunehmen sind, wenn sie nach ihrem alten Heimaths⸗ lande zurückgekehrt sind oder zurückzukehren wünschen und die Auf⸗ nahme in den preußischen Unterthanenverband beantragen, und wonach die Wiederaufgenommenen hinsichtlich der Militärpflicht den Altersklassen, denen sie angehören, gleichzustellen sind.

Abg. Lassen begründete den Antrag und bat um An⸗ nahme desselben. 8 Der Minister des Innern Herrfurth bezeichnete den Antrag als durchaus unzulässig. Derselbe stehe im direktesten Widerspruch mit den klaren Bestimmungen des in Gül⸗ tigkeit stehenden Reichs⸗Indigenatsgesetzes. Kein Ausländer habe ein Recht auf Naturalisation; diese liege im Er⸗ messen der höheren Verwaltungsbehörde; es seien aber auch gewisse Fälle in dem Gesetz bestimmt, in denen die Naturalisation direkt untersagt ist. Trotzdem verlange der Antrag für die dänischen Optanten bedingungslose Naturalisation. Der Antrag widerspreche aber auch den Bestimmungen des §. 11 des Reichs⸗Militär⸗ gesetzes und des §. 21 der Wehrordnung. Ein großer Theil der vor dem Oktober 1878 ausgewanderten Dänen habe dies gethan, nur um sich der Millitärpflicht zu entziehen. Für diese Leute solle durch den Antrag gewissermaßen eine Prämie auf die Milltärdienst⸗Ent⸗ ziehung gesetzt werden. Nicht einmal eine veränderte Praxis der Regierung in Schleswig gegenüber den Optanten in Bezug auf ihre Naturalisation könne in Aussicht gestellt werden. Es haͤtten nicht selten Leute auf Na⸗ turalisation Anträge gestellt, die sich antinationaler Agitation hingegeben hätten. Diese würden, wenn sie vor der Aus⸗ weisung gesichert wären, erst recht agitatorische Wander⸗ rediger werden. In solchen Fällen sei der Regierungs⸗ räsident im vollsten Rechte, wenn er die Naturalisations⸗ gesuche zurückweise. Aus diesen Gründen empfehle sich die Ablehnung des Antrags. Da sich Niemand weiter zum Worte gemeldet hatte, wurde die Diskussion geschlossen. Im Schlußwort bat der Abg. Johannsen eine kommissa⸗ rische Berathung des Antrags beschließen zu wollen, wobei durch detaillirte Fälle der Nachweis für die Zweckmäßigkeit und Nothwendigkeit des Antrags geführt werden würde. Eine Kommissionsberathung wurde abgelehnt, ebenso der Antrag selbst. (Schluß des Blattes.)

(Der Schlußbericht über die gestrige Sitzung des Reichs⸗ tages befindet sich in der Ersten Beilage.)

Kunst und Wiffenschaft.

Der Architekten⸗ und Ingenieur⸗Verein für die Provinz Sachsen zu Magdeburg sowie der Kunstgewerbe⸗Verein daselbst haben, um die Bauwerke, welche Magdeburg aus der Zeit der Renaissance noch besitzt, die aber der gesteigerten Baulust mehr und mehr zum Opfer fallen, wenigstens im Bilde zu erhalten, eine genaue Aufnahme dieser Bauten vornehmen lassen.

Auf Grund solcher Aufnahmen gelangt eine Sammlung von Abbildungen der Magdeburger Baudenkmäler in Kupfer⸗ lichtdruck zur Herausgabe, welche folgende Ansichten ent⸗

halten wird. Pieschel'sches Haus. Ansicht

Blatt 1. Breiteweg 12. icht. 2. desgl. Obertheil des Mittelbaues nebst Giebel. Untertheil des Mittelbaues. Gesammt⸗Ansicht. Obertheil. Gesammt⸗Ansicht. Baensch'sches Haus. Ansicht. Thür. 8 Goldene Krone. Gesammt⸗Ansicht. desgl. desgl. desgl. Rathhaus. Gesammt⸗Ansicht. Börse. 8 Beeg 1 Magdeburger Lebensversicherung. 8 3 Gesammt⸗Ansicht. Kaiser Otto⸗Denkmal. desgl. Gesammt⸗Ansicht vom Alten Markt aus. Gesammt⸗Ansicht. A16AX“ 6 desa 8 u 8 Große Münzstraße 13. Gesammt⸗Ansicht. Crobe Micofstnh Grabgewölbe an der Ulrichs⸗ kirche. Gesammt⸗Ansicht. Dom. Kanzel. 9 Thür der Kanzel. b 8 Epitaphium am nordwestl. Vierungspfeiler. desgl. südl. Seitenschiff. desgl. von Plotho. desgl. v. d. Schulenburg desgl. von Bothmer. 9 desgl. von Asseburg. desgl. von Lossow. desgl. von Mandelsloh. desgl. von Bredow. Architektonische Details. EW“ desgl.

Gesammt⸗

3. Breiteweg 12. 20. 29. 30. 148. Gesammt⸗ 8. desgl. 9. Breiteweg 154. 2 ““ 174 und 175. 9 11. 177. 178 und 179. 87 96 198. 13. 8 203. 14. Alter Markt.

7

8 18. 19. Domplatz 4.

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2

Der erste Abschnitt der Sammlung ist bereits erschienen. Das Unternehmen verdient ganz besondere Anerkennung, und es wäre wünschenswerth, daß das gegebene Beispiel von den vielen anderen Städten, welche sich in gleicher oder ähn⸗ licher Lage befinden, nachgeahmt würde. 8

Land⸗ und Forstwirthschaft.

r 3. Mai. (W. T. B.) Offiziellen Be⸗ St. Petersburg, 13. Mai. (W. 2 öf

richten 13 war Anfang April alten Styls der Stand des Winterroggens und des Winterweizens im europäischen Ruß⸗ land ein guter; an mehreren Stellen, z. B. in den östlichen Pro⸗ vinzen des Zarthums Polen, im livländischen und kurländischen Gou⸗ vernement, sowie im Südwesten Rußlands sogar ein sehr guter. Beschädigt waren die Saaten nur in einzelnen kleinen Landstrichen.

Submissionen im Auslande.

Rumänien. 1 3 18. Mai n. St. Militärschule Jassy. Lieferung von 500 Hemden, 500 Unterhosen, 500 Kravatten, 1000 Paßpoils, 500 Sacktüchern, 500 Paar ledernen Handschuhen, 220 wollenen Flanellen, 600 Paar 8 Fußsocken, 300 Betttüchern, 300 Deckentüchern, 70 m blaues Tuch 8

Tuch für Westen, 800 m Zwillich für Decken. 8 Mläheres an Ort und Stelle.

Verkehrs ⸗Anstalten.

Der von Danzig nach Dirschau abgelassene Pers onen⸗ zug ist am 13. d. M. Abends in das todte Einfahrtsgeleise auf der Station Dirschau mit solcher Geschwindigkeit einge laufen, daß er über die Schiebebühne in das Empfangs⸗ gebäude gerieth, die Mauer des letzteren durchbrechend. Die Loko⸗ motive, der Packwagen, der Postwagen und zwei Personenwagen dritter Klasse wie auch das Empfangsgebäude sind nicht uner⸗

eblich beschädigt. Leider sind auch bei diesem Unfall drei b unter ihnen der Lokomotivführer und der Heizer 8 getödtet, fünf Personen, darunter der Zugführer und der Post⸗ schaffner, verletzt. Ueber die Ursache des Unfalls ist die Untersuchung sofort eingeleitet. 1 8 Am 1. Juni d. J. treten auf den Strecken der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion Berlin die dieser Nummer beigefügten Fahrpläne in Kraft. Dieselben sind bei allen Stationskassen Preise von 25 für Plakatfahrpläne und 5 Pf. für Zeitungsbeilage⸗- Fahrpläne zu haben.

Blousen und 40

Theater und Mufik.

Berliner Theater. Das Dumas'sche Schauspiel „Kean“, das am Sonnabend mit Ludwig Barnay in der Titelrolle zum ersten Male in Scene geht, wird im Kostüm der Zeit gegeben, und in jener Form, in welcher es bei seinen Aufführungen am hiesigen Residenz⸗Theater nahen fünfzigmal wiederholt wurde. Vom Donnerstag an beginnen di Vorstellungen um 7 ½ Ubr; 1 Fbendeöf wird um 6 Uhr geöffnet. 8

Lessing⸗Theater. 38 Am Sonnabend findet noch ein interessanter Novitäten⸗Abend statt. Das dreiaktige Schauspiel „Eine alltägliche Geschichte von Giuseppe Costetti, einem vielgefeierten italienischen Bühnendichter dessen Werk auch am Hofburg⸗Theater in Wien einen lebhaften und nachhaltigen Erfolg erzielt hat, wird mit Adolf Klein, Hugo Ranzen⸗ berg, Eugen Stägemann und Eugenie Klein in den Hauptrollen zum ersten Male aufgeführt werden. Den Beschluß des Abends macht ein übermüthiger Schwank „Ritterdienste“ von Eugen Labiche, in welchem Franz Schönfeld und Jenny Groß mitwirken werden. . Wallner⸗Theater.

Obwohl das Interesse des Publikums an Gastspielen zu Ausgang der Spielzeit stets ein sehr geringes zu sein pflegt, fand am gestrigen Abend doch noch ein solches statt. Frl. Margarethe Bichler vom Landes⸗ Theater in Grqz debütirte in G. von Moser's beliebtem Lustspiel „Ultimo“, als „Therese.“ Die junge Dame ist offenbar eine recht gewandte und gut geschulte Darstellerin, die sich geschickt auf der Bühne zu be⸗- wegen versteht. Ein erschöpfendes Urtheil läßt sich aber über ihr Können nach ihrer gestrigen Leistung nicht fällen, sie bedarf weiterer Gelegenheit, um ihr Talent in das rechte Licht zu stellen. Jedenfalls fiel ihr erstes Auftreten vor dem kritisch veranlagten Berliner Publikum für sie günstig aus. Leider war die Zuschauerzahl eine so geringe, daß dieser Umstand nicht gerade ermuthigend weder auf den Gast noch auf die einheimischen Mitglieder wirkte; letztere ver⸗- loren jedoch Angesichts dieser Theilnahmlosigkeit des Publikums den Humor nicht, wie ihr flottes Spiel bewies. „Ultimo“ war nur für einen Abend angesetzt, um dem Frl. Bichler Gelegenheit zum Auf⸗ treten zu geben; heute Abend geht schon wieder „Hänschen“ und „Guten Morgen, Herr Fischer“ in Scene. In dem Theatergarten finden jetzt wieder die beliebten Promenaden⸗Concerte statt. 1

Hr. Direktor Hasemann hat ein Vaudeville Mam zelle Nitouche! von Henri Meilhac und Albert Millaud, Musik von M. Hervé welches in Wien im Theater an der Wien ununterbrochen ausverkaufte Häuser erzielte, für Berlin erworben und für die Titelrolle mit der rühmlichst bekannten Soubrette des Theaters an der Wien, Therese Biedermann, ein sechswöchentliches Gastspiel abgeschlossen. Das Orchester und der Chor des Wallner⸗Theaters werden bedeutend ver⸗ stärkt, für die Ausstattung an Dekorationen und Kostümen sind die Aufträge ertheilt und die Vorproben bereits in vollem Gange. Am Dienstag, 3. Juni, beendet das Wallner⸗Theater die Saison 1889/90 um am Sonnabend, 7. Juni, die Sommersaison mit „Mamzelle Nitouche“ zu beginnen.

18 Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater

Der nächste Sonnabend bringt das erste große diesjährige Park fest. Wie aus den früheren Saisons bekannt, erfreuen sich diese imme an den Sonnabenden auftretenden Parkfeste der allergrößte Beliebtheit. Das Unterhaltungsprogramm ist durch eine Füll neuer Nummern der Vortragskräfte bereichert, deren Schluß erst un Mitternacht eintritt. Mit den beiden eigenen Musikkapellen ab wechselnd concertirt das Musikcorps des Eisenbahn⸗Regiments.

Bekanntmachung, betreffend die Eröffnung der Jagd auf wilde Enten.

Die Jagd auf wilde Enten in dem Regierungsbezirk Pots dam

wird im laufenden ae . 1. Juli eröffnet. v otsdam, den 8. Mai

8 Der Bezirks⸗Ausschuß.

8 1b Gedike.

Mannigfaltiges.

Bei Gelegenheit des am Freitag im Landes⸗Ausstellungspar stattindenden M assenconcerts wird zum ersten Male ein vom Publi kum gewiß freundlich entgegen genommenes Uebereinkommen der Gesell schaft Urania mit dem Pächter des Ausstellungsparks in Kraft treten wonach es jedem Besucher der Urania, ohne irgend welche lästig Kontrole zu erleiden, frei steht, ohne besonderes Eintrittsgeld die Park⸗ concerte zu besuchen; und zwar wird für das morgige Massenconcert am Urania⸗Eingang an der Invalidenstraße nur dasselbe Entrée von 1 gezahlt, wie an den direkten Parkeingängen, wofür man 8 einerseits die vielartigen Sehenswürdigkeiten der Urania mit 8 1 interessanten Versuchsapparaten und instruktiven elektrischen Spiel⸗

desgl.

Abg. Zelle bemerkte darauf, daß er mit dieser Fassung

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desgl.

werken, dem neuen Phonographen, welcher immer noch unermüdlich die in weiter zeitlicher und räumlicher Ferne gespielten Concerte und

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für Waffenröcke, 160 m blaues Tuch für Westen, 700 m blaugraues 8 8