er ist ein Verstoß gegen bestehende Gesetze. Wenn ich aber auch annehmen wollte — und einige Aeußerungen des Herrn Vor⸗ redners, soweit ich ihn habe verstehen können, gaben ja auch die Fassung auf und lassen mehr den Wunsch erkennen, daß die Königliche Staatsregierung in Bezug auf die faktische Behandlung von Naturalisationsanträgen Seitens der Optanten ein größeres Entgegenkommen zeigen möchte — wenn also auch nur diese Absicht vorgewaltet hat, so bin ich ebenfalls nicht in der Lage, nach dieser Richtung eine veränderte Praxis in Aussicht stellen zu können. Der Königliche Regierungs⸗Präsident hat bei derartigen Anträgen nicht bloß zu prüfen, ob die gesetzlichen Voraussetzungen der erwähnten Bestimmungen des §. 8 des Indigenats⸗Gesetzes vor⸗ liegen, sondern er hat auch die Pflicht, zu erwägen, ob durch eine derartige Naturalisation eines Ausländers etwa die nationalen In⸗ teressen geschädigt werden. Es sind allerdings wiedetholt Fälle vor⸗ gekommen, wo solche Anträge gestellt worden sind von Optanten, die sich der antinationalen Agitation in einer Weise hingegeben haben, daß man mit Sicherheit annehmen konnte, sie würden diese Agitation demnächst auch nach ihrer Naturalisation fortsetzen und sie würden, wenn sie vor der Ausweisung sicher sind, dann erst recht Wander⸗ prediger für die antinationale Agitation werden. Wo ein derartiger Fall vorliegt, ist der Regierungs⸗Präsident vollkommen im Recht, wenn er das Naturalisationsgesuch abweist. . Miine Herren, daß im Allgemeinen derartige Anträge von däni⸗ schen Optanten, für die ja jene Rücksichten sprechen, welche der Hr. Abg. Lassen näher, vorgelegt hat, in wohlwollender Weise von der Regierung behandelt worden sind, dafür, glaube ich, kann ich ein ganz zweifelloses Zeugniß anführen in den Klagen der Deutschen, welche behaupten, es hätten derartige Bewilligungen von Naturali⸗ sationsgesuchen in einem zu großen Maße stattgefunden, es wäre da⸗ durch die Zahl der dänischen Bevölkerung und mittelbar dadurch auch die dänische Agitation verstärkt worden. Nun, meine Herren, ich habe auch hier wieder einmal die Erfahrung gemacht, daß, wenn man von entgegengesetzten Seiten, von rechts und links, aus ent⸗ gegengesetzten Gründen angegriffen wird, man sich zwar nicht in einer angenehmen Situation befindet, daß man dann aber das stille beruhigende Bewußtsein haben kann, man befinde sich auf dem richtigen Wege. Und in dem vorliegenden Fall trifft das zu. Ich glaube auch, daß die Praxis, welche Seitens der Be⸗ hörden in Nord⸗Schleswig in dieser Beziehung beobachtet worden ist, nach jeder Hinsicht eine gerechtfertigte ist, und kann ich auch in dieser Hinsicht eine Abänderung nicht in Auvsicht stellen.
Was aber den Antrag selbst anlangt, so hat der Abg. Lassen gesagt, es sei eine Ehrensache des preußischen Staats, in Gemäß⸗ heit dieses Antrages zu verfahren. Meine Herren, es ist die Ehre und die Pflicht des preußischen Staats vor Allem, die in Geltung stehenden Reichsgesetze zu beobachten, der Antrag verstößt aber gegen diese Gesetze und die Staatsregierung kann ihm daher keine Folge geben. “ 1“
Zur Arbeiterbewegung. 1X““
Wie aus Klein⸗Rosseln berichtet wird, war die Arbeiter⸗ versammlung, welche auf den letzten Sonntag wegen der Ent⸗ lassung des Bergmanns N. König nach Alte⸗Glashütte einberufen war, sehr stark, wohl von über 1000 Bergleuten, besucht. Der Kreisdirektor Dieckmann wohnte mit dem Polizei⸗Kommissar der Versammlung bei. Nach der „Forb. Ztg.“ wurden folgende Beschlüsse gefaßt: 1) Die Einrichtung von Arbeiterausschüssen, wie sie im Saar⸗ revier bestehen, soll möglichst beschleunigt werden. Dabei müssen von der Direktion Garantien geboten werden, daß kein Ausschußmitglied wegen seiner Thätigkeit als solches bestraft öoder gar abgelegt wird. 2) In der Erwartung, daß die Arbeiterausschüsse dazu beitragen werden, die bestehenden Differenzen zwischen dem Arbeitgeber und den Arbeitern zu beseitigen, wird von der Einstellung der Arbeit abgesehen. 3) Es ist aber mit allen andern Mitteln dahin zu wirken, daß die abgelegten Mitglieder des Rechtsschutzvereins wieder angelegt wer⸗ den, nöthigenfalls ist die Angelegenheit Sr. Majestät dem Kaiser selbst zu unterbreiten. Der zunächst gefaßte Beschluß, sofort 2 Ver⸗ treter nach Berlin zu schicken, wurde später verworfen. 4) Seitens der Direktion darf die Wiederanlegung des Bergmanns König nicht davon abhängig gemacht werden, daß er den Vorsitz vom Verein niederlegt. Wenn dies verlangt wird, soll König nicht wieder an⸗ fahren, sondern durch freiwillige Gaben unterhalten werden.
Ueber den Strike der Gasarbeiter in Hamburg theilt „»W. T. B.“ Folgendes mit: Die Gasanstalt haͤlt den Betrieb durch von auswärts herangezogene Hülfskräfte und durch Straßen⸗ reiniger aufrecht. Von den Strikenden ist in der denselben gestellten Frist Niemand zurückgekehrt. Viele Arbeiter, welche von den beim Bau des Nord ⸗Ostsee⸗Kanals beschäf⸗ tigten zur Aushülfe herangezogen waren, haben die Arbeit wieder aufgegeben, weil sie die Hitze und die schwere Arbeit nicht aushalten konnten. Man befürchtet, daß immer noch ein Mangel an Gas eintreten werde, da wenig Vorrath vorhanden. Wie „W. T. B.“ unter dem heutigen Tage mittheilt, ist die Direktion der Gasanstalt durch neu angeworbene Arbeiter vom Nord⸗Ostsee⸗Kanalbau, theils Italiener, theils Schweizer, nunmehr im Stande, alle Bedürfnisse der Gaskonsumenten vollauf zu befriedigen. — Am Mittwoch⸗ Abend nach 8 Uhr fanden in der Stein⸗ straße wieder zahlreiche Zusammenrottungen statt. Bei dem Einschreiten der Schutzleute, welche die Säbel ge⸗ zogen „hatten, zerstreute sich die Menge schnell unter Johlen und Schreien. Berittene Schutzleute traten nicht in Thätig⸗ keit. Die Pferdebahnwagen passirten seit 9 Uhr die Steinstraße nicht mehr, die Endstation war auf polizeiliche Verfügung nach dem Rathhausmarkt verlegt worden. Um 11 Uhr wurden die zur Ver⸗ stärkung herangezogenen Schutzleute entlassen. Auch gestern Abend fand ein starker Andrang nach der Steinstraße statt, doch hielten starke Polizei⸗Abtheilungen zu Pferde und zu Fuß alle Zugänge besetzt und zerstreuten mit Leichtigkeit alle Ansammlungen. Gegen 11 Uhr wurden die Polizeimannschaften zurückgezogen. — Ferner berichtet das „Wolff'sche Bureau“ aus Hamburg, daß der Senat auf Ersuchen der Maurermeister und Zimmermeister möglichstes Entgegen⸗ kommen hinsichtlich der Ablieferung der Bauten, sowie hinsichtlich der festgesetzten Konventionalstrafe und der zurückzustellenden Sub⸗ missionen angeordnet hat.
Wie der „Rh.⸗W. Ztg.“ aus Bielefeld geschrieben wird, macht die Direktion der Ravensberger Spinnerei bekannt, daß sie je nach den Anmeldungen ihrer wieder zur Arbeit zurück⸗ kehrenden Spinner und Hechler u. s. w. den eingestellten Betrieb Fübaft wieder aufnehmen würde. Die Zahl der Zurückgekehrten war
v genug, um den Betrieb in einzelnen Sälen wieder einrichten zu können.
Aus Erfurt theilt man der „Madb. Ztg.“ mit, daß der neu⸗ gegründete evangelische Arbeiterverein in erfreulicher Weise gedeiht. Bis jetzt zählt der Verein bereits 421 aktive, d. h. bei⸗ tragende Mitglieder, ebenso verfügt er in Folge der Freigebigkeit mehrerer Arbeitgeber schon über einen recht stattlichen Unter⸗ stützungsfonds.
Hier in Berlin nahm eine von dem Bierbrauergesellen⸗ verein berufene, von mehr als 400 Brauern besuchte Versamm⸗ lung vorgestern folgende Erklärung an: „Die vom Verein der Brauergesellen von Berlin und Umgegend einberufene Versammlung erkennt auch fernerhin die Erreichung der Ziele und Zwecke des Vereins im friedlichen Einvernehmen mit den Herren Arbeitgebern als eine der wichtigsten Aufgaben desselben an und erachtet die Verbindung mit irgend welchen politischen Parteien und die Verfolgung poli⸗ tischer Zwecke als den Statuten des Vereins widersprechend. Die Versammlung beschließt ferner: Die in den Berliner Brauereien in Arbeit stehenden Brauergesellen sind durch das Entgegenkommen der Herren Arbeitgeber in Bezug auf die Aufbesserung der Löhne, Ver⸗
kürzung der Arbeitszeit und Regelung der Arbeitsbescheinigung voll⸗ ständig zufriedengestellt, indem sie auf Grund des gegebenen Ver⸗ sprechens der Herren Arbeitgeber von der Innehaltung der bewilligten Forderungen der Brauergesellen voll und ganz überzeugt sind.“
Aus Prag meldet „W. T. B.“, daß heute auf Grund eines Be⸗ schlusses in der Vertrauensmänner⸗Versammlung der stri⸗ kenden Arbeiter Verhandlungen zwischen den Fabrikanten und ihren Arbeitern beginnen sollten. Im Falle einer Einigung soll mor⸗ gen die Wiederaufnahme der Arbeit erfolgen. Die Arbeiter haben ihre Forderungen auf neunstündige Arbeitszeit und 30prozentige Lohn⸗ erhöhung ermäßigt. Die gestrigen Arbeiterversammlungen wurden von der Polizei verhindert.
Wie aus Pest berichtet wird, hat der Minister des Innern die Behörden anläßlich des jüngsten Bäckerstrikes angewiesen, An⸗ sammlungen von Strikenden nicht mehr zu dulden, eventuell sie ge⸗ waltsam zu verhindern. 8
Aus Madrid wird dem „Wolff'schen Bureau“ telegraphisch ge⸗ meldet, daß in mehreren Bergwerken in der Umgegend von Bilbao die Arbeiter die Arbeit eingestellt haben. Tausende von Bergleuten begaben sich zu den Gruben und veranstalteten eine Demonstration zu Gunsten des achtstündigen Arbeits⸗ tages. Auch die Arbeiter der unweit Bilbao gelegenen Eisen⸗ gießerei haben Mittwoch Nachmittag die Arbeit niedergelegt; dieselben zogen nach benachbarten Fabriten, um die dortigen Arbeiter zu veranlassen, sich dem Ausstande anzuschließen. Die zur Zer⸗ streuung der Ansammlung abgesandte Abtheilung der Bürger⸗ garde wurde mit Steinwürfen empfaͤngen und mußte von der Feuerwaffe Gebrauch machen. Ein Arbeiter wurde getödtet, mehrere sind verhaftet. In Folge des Zu⸗ nehmens der Bewegung hat der Civil⸗Gouverneur die Leitung an die Militärbehörden abgegeben, und ist der Belagerungs⸗ zustand proklamirt worden. Auf mehreren Lokalbahnen ist der Verkehr eingestellt. Um weiteren Unruhen vorzubeugen, sind die Bergwerke sowie die Eisenfabrik und der Schiff⸗ bauplatz am Nervion⸗Ufer unter militärischen Schutz gestellt. In den Bergwerken der Provinz Cordova ist ebenfalls die Arbeit eingestellt worden. — Mehrere Grubenbesitzer suchten den Schutz der Behörden nach. — Im Laufe des gestrigen Nach⸗ mittags fand, wie aus Bilbao berichtet wird, ein Konflikt zwischen den Truppen und den Strikenden statt, wobei einer der Letzteren getödtet und mehrere verwundet wurden. Gegen 8 Uhr Abends war die Ruhe wiederhergestellt. In den Grubenbezirken dauert
jedoch die Agitation fort; die Strikenden zerstörten mehrere Hütten. Sämmtliche Bergwerke und die meisten Eisenwerke Bilbaos sind jetzt geschlossen.
Kunst und Wissenschaft.
Der delegirte Hauptvorstand der deutschen Kunst⸗ genossenschaft hat durch seinen Vorsitzenden, den Direktor A. von Werner, der Reichsverwaltung einen Bericht über die Erfolge erstattet, von welchen die Betheiligung der deutschen Kunst an den internationalen Aus⸗ stellungen in Melbourne (1888 /89) und Wien (1888) begleitet gewesen ist. Aus diesem Bericht dürfte Nachstehendes für weitere Kreise von Interesse sein.
Die Neigung zur Beschickung der Melbourne Centennial⸗ Exhibition war Anfangs bei den deutschen Künstlern wegen der Erfahrungen auf früheren überseeischen Ausstellungen gering. Erst als die Leitung der deutschen Kunstgenossenschaft mit Ende 1887 an die Berliner Genossenschaft überging, machte sich eine kräftige Initiative geltend, und der neue Hauptvorstand trat mit dem für die Ausstellung ernannten Reichskommissar in ein förderliches Zusammenwirken ein.
Ohne die seinerzeit vom Reiche bewilligte Jahresbeihülfe von 20 000 ℳ würde es überhaupt unmöglich sein, die deutsche Kunst bei derartigen Kunstausstellungen zu betheiligen, weil hier in der Regel zunächst nur der morralische oder ideelle Erfolg in den Vordergrund tritt, von welchem die Gesammt⸗ heit profitirt, oder aber auch ein Mißerfolg eintritt, unter welchem si leidet. Letzteres wird immer der Fall sein, wenn solche Unternehmungen mit ungenügenden Mitteln inscenirt werden. Die zur Verfügung stehenden Jahresraten der Reichsbeihülfe für 1886/87, 1887/88 und 1888/89 garantirten einen Erfolg, wenngleich bei der Eile, mit welcher die ausgestellten Kunst⸗ werke gesammelt und abgesandt werden mußten, zu befürchten war, daß sich die hervorragendsten deutschen Künstler an der Ausstellung nicht vollzählig würden betheiligen können. Bis zu einem gewissen Grade hat diese Befürch⸗ tung sich bewahrheitet, da manche hervorragende Namen auf der Ausstellung nicht vertreten waren, ein Umstand, welcher von der australischen vesh mehrfach betont worden ist. Auch wird noch anzustreben sein, daß bei uns zu solchen Zwecken mit derselben Opferwilligkeit und Liberalität Kunstwerke aus öffentlichen und Privatsammlungen her⸗ geliehen werden, wie dies von England aus gsshhieht, welches nach Melbourne eine ausgewählte „Loan⸗Collec⸗ tion“ ausgezeichneter, im öffentlichen und Privatbesitz befindlicher Kunstwerke gleichsam als Aushängeschild für die englische Kunst gesandt hatte, unter Anderem die besten Sachen der berühmten Manchester⸗Ausstellung. Die Folge dieser Loan⸗Collection war eine Bewikligung von 50 000 Pfo. Sterl. (1 000 000 ℳ) abseiten des Parlaments von Victoria zum Ankauf von Bildern englischer Künstler.
Die französische Kunst erfreut sich, Dank des ausgezeichneten Rufes, welchen sie mit Recht in der ganzen Welt genießt, des Vortheils überall, wo sie auftritt, als enfant chéri behandelt zu werden, sodaß selbst mäßigere Kunstwerke immerhin auf die Gunst des Publikums und auf freundliche Anerkennung rechnen dürfen, während wir Deutschen in der Regel zunächst eine nicht zu unterschätzende Summe von Vorurtheilen und Ihtcs cge zu überwinden haben.
Dank der Bereitwilligkeit, mit welcher die deutschen Lokalkunstgenossenschaften unter Hinblick auf die außer⸗ ordentlichen Erleichterungen, welche das Eintreten des Deutschen Reichs für die Ausstellung gewährte, auf die Aufforderung zur Beschickung eingingen, gelang es 346 durch die Lokaljurys ausgewählte Kunstwerke bis zum Absendungs⸗ termin zu sammeln. Betheiligt waren mit diesen Werken 228 Künstler, darunter von der Genossenschaft Berlin 66 Maler, 21 Bildhauer, 1 Kupferstecher, von der Genossenschaft Düssel⸗ dorf 41 Maler, von der Genossenschaft Dresden 13 Maler, 1 Radirer, 9 Bildhauer, von der Genossenschaft München, Karlsruhe und Weimar 41 bezw. 17 und 13 Maler, außer⸗ dem mehrere Kunstverlagshandlungen.
Die 346 Werke füllten die — in Bezug auf Größe und Beleuchtung sehr praktisch angelegten — Ausstellungsräume der deutschen Kunstabtheilung vollständig, es blieb aber auch eine gute Placirung derselben möglich. Durch die auf der Pariser Weltausstellung 1878 erzielten günsti⸗ gen Resultate veranlaßt, richtete der Hauptvorstand sein Hauptaugenmerk auf eine künstlerisch harmonische und hesseete bas Ausstattung und Eintheilung der Aus⸗ tellungsräume, und es ist erfreulich, konstatiren zu können, daß derselbe Vorgang wie in Paris 1878 sich auch
hier in Melbourne 1888 ungefähr wiederholte, d. h. daß eine Anzahl der Kunst⸗Abtheilungen anderer Nationen ihre Räume in Bezug auf Ausstattung und Einrichtung nach dem Muster
der fertigen deutschen nachzubilden sich bestrebte. Zur Ueberwachung der Einrichtung der Ausstellungssäle,
sowie zum Aufhängen und Aufstellen der Kunstwerke war Seitens der Kunstgenossenschaft der mit den überseeischen Ver⸗ hältnissen vertraute Maler Schnars⸗Alquist ausersehen worden, welcher auch während der ganzen Dauer der Ausstellung — vom 1. August 1888 bis 31. Januar 1889 — in Melbourne verblieb.
Die Entwürfe für die Dekoration der Ausstellungssäle hatte der Berliner Architekt Karl Hoffacker geliefert.
Erfreulicherweise läßt sich konstatiren, daß der Erfolg der
deutschen Kunstabtheilung auf der Melbourner Centennial⸗
Exhibition ein glänzender genannt werden darf. Zunächst hatte die deutsche Abtheilung den Voczug, die einzige zu sein, welche am Eröffnungstage — 1. August 1888 — ferlig war. Der Zudrang des Publikums, welchem schon vorher schwer zu wehren war, war an diesem Tage außerordentlich stark und so der erste Eindruck von der deutschen Galerie ein günstiger. Die gesammte australische Presse äußerte sich in der anerkennendsten Weise; so sagte ein Blatt:
„Es wird allseitig zugestanden, daß in Bezug auf Arrangement und harmonische Wirkung die deutsche Galerie alle anderen in den Schatten stellt.“
Der offizielle Jurybericht beginnt folgendermaßen: „Among the art exhibits (Gemälde ꝛc.) upon which it was the duty of the jury to pass judgment, the German collection takes first place“,
und auch zu der Gruppe „Skulpluren u. dergl.“ bemerkt die Jury: „Germany most certainly takes the lead in this particular section“.
Von den 346 ausgestellten Kunstgegenständen wurden verkauft 80 Werke für 122 641 ℳ 20 ₰. Betheiligt waren dabei in erster Linie Berlin mit rund 63 000 ℳ, München mit 27 000 ℳ, Karlsruhe mit 21 000 ℳ
Bei der Preisvertheilung sind auf die deutschen Kunst⸗ aussteller entfallen:
1 11 erste Preise mit besonderer Erwähnung (special mention), 21 erste Preisee, 46 zweite Preise, 64 dritte Preise, “ 5 ehrenvolle Erwähnungen. auf Deutschland entfallenden Preisen stehen
Diesen 147 gegenüber: I. Preise: In PreifeW.. 111. Preise Belgien 4, Belgien 16, Oesterr.⸗Ungarn 7 Frankreich 8 (dar⸗ Frankreich 17, Belgien 20, unter 1 spezielle Victoria 16, Frankreich 22, Erwähnung), Neu⸗Süd⸗Wales 9, Victoria 40, G Neu⸗Seeland5(dar⸗ Süd⸗Australien 3, Neu⸗Süd⸗Wales13, Tasmanien 1l. Süd⸗Australien 2, Tasmanien 1,
unter 1 spezielle Erwähnung),
Neu⸗Seeland 23, Queensland 2.
Queensland 1, Victoria 2.
England nahm an dem Preisbewerb nicht Theil.
Bezüglich der Wiener Internationalen Kunst⸗ ausstellung von 1888 ist zu bemerken, daß für die deutschen Künstler hier noch weniger ein geschäftliches Interesse für die Beschickung vorlag, vielmehr die Pflege alter freundnachbarlicher Beziehungen zwischen der Kunst beider Reiche im Vordergrund stand. Bei der Fülle von Kunstausstellungen, welche das Jahr 1888 bot (Ant⸗ werpen, Berlin, Brüssel, München u. a.) war es nicht leicht, eine würdige Vertretung der speziell deutschen Kunst in Wien zu ermöglichen. Die Dekoration des deutschen Ausstellungs⸗ saales lag gleichfalls in den Händen des Architekten K. Hoff⸗ acker; der Bildhauer J. Kaffsack hatte ein großes dekoratives Relief für den Saal modellirt.
Die Zahl der ausgestellten deutschen Kunstwerke betrug 316 (im Jahre 1882 351).
Verkauft wurden 24 Kunstgegenstände zum Gesammt⸗ preise von 48 8950 ℳ ch Medaillen entfielen auf die deutsche Kunstgenossen⸗
aft:
-6 goldene Staatsmedaillen, 15 silberne Staatsmedaillen, außerdem 4 ehrenvolle Erwähnungen.
— Im oberen Vestibül des Königlichen Kunstgewerbe⸗ Museums ist für kurze Zeit der „zum Andenken an Se. Majestät den Kaiser und König Friedrich von des Kaisers und Königs Wilhelm II. Majestät der Salzwirker⸗Brüderschaft zu Halle a. S. verliehene“ Becher ausgestellt, der in Allerhöchstem Auftrage von dem Lehrer am Kunstgewerbe⸗Museum Gustav Lind entworfen und ausgeführt wurde. Der reich in Silber getriebene Becher auf marmornem Sockel reiht sich den gleichen Trinkgefäßen an, die nach altem Brauch von jedem preußischen Könige der Salz⸗ wirker⸗Brüderschaft verliehen wurden. Als hervorragendsten Schmuck heigt er das Reliefporträt Kaiser Friedrich's und den preußischen
dler.
— Die Beethoven⸗Ausstellung im Beethovenhause zu Bonn ist am 11. Mai eröffnet worden. Wie die „Köln. Ztg.“ schreibt, sind im Ausstellungssaal an der Wand entlang die be⸗ merkenswerthesten Portraitgegenstände Beethoven’'s zusammengestellt, von der Silhouette an, die ihn mit Zopf und Jabot im Alter von 18 Jahren zeigt, bis zu dem Abguß seines Schädels, der bei der Ueberführung der Leiche vom Währinger auf den Central⸗Friedhof in Wien im Jahre 1863 abgenommen wurde. In Schränken finden sich die vier Quartettinstrumente Beethovens, seine Hörrohre, verschiedene Medaillen mit seinem Bildniß. Ein Graf'scher Flügel, den er benutzt hat, ist noch in gut erhaltenem Zustande; nur das Elfenbein der Tasten ist schon ein wenig ausge⸗ höhlt. Die einzelnen Töne sind unten mit doppelten, weiter hinauf mit vierfachen Saiten bespannt. Eine Vorrichtung zur Verstärkung des Schalles, deren sich der taube Meister bediente, ist verloren gegangen. In einer Ecke findet man sogar ein Nachtschränkchen aus seinem Sommeraufenthalt in Heiligenstadt. Den Porträts steht ebenbürtig die Sammlung der in den Glaskasten ausgelegten Manu⸗ skripte zur Seite. Es ist wohl noch auf keinem Fleck soviel Hand⸗ schriftenmaterial eines einzigen Geistesheroen zusammengebracht worden wie hier, und es dürfte wenig zur Vollständigkeit fehlen. Auf dem Titelblatt der Eroica ist noch deutlich, trotz der Rasur, der Name Buonaparte, zu dessen Ehren sie geschrieben war, zu erkennen. In der ersten Fassung des Duetts aus dem Fidelio „Nur hurtig fort“ fehlen noch die Contrafagotts. In dem Trio B-dur in einem Satz (Nr. 229) ist „für meine kleine Freundin Maxe Brentano“ Note für Note ein Fingersatz hinzugefügt worden, der uns Beethoven als e. duldigen Pädagogen zeigt, obschon, wie der Katalog richtig bemerkt, nicht Alles streng nach den Regeln ist. Auf dem Titelblatt des „glor⸗ reichen Augenblicks“, desselben Werkes, das in einem über alle Maßen prächtig ausgestatteten Widmungsexemplar auf einem der Tische
besonders
liegt, ist die Widmung an die Fürsten des damaligen Friedens⸗ Dreibunds äußerst schlecht geschrieben. Im Schluß der Andante finden sich statt der elf gedruckten Takte 17—7 vom Ende andere 11 Takle, die der gewissenhafte Katalog abdruckt. Auch das Skizzen⸗ buch, auf dessen Grund Gustav Nottebohm seine Schrift „Ein Skizzenbuch von van Becthoven“ verfaßte — wohl das Bedeutendste, was bis jetzt über den Meister geschrieben worden ist —, fehlt ebenso⸗ wenig wie die Konversationshefte, vermittelst deren er sich mit seiner Umgebung verständlich zu machen suchte.
—, Die „Wiener Zeitung“ veröffentlicht die Ernennung des Sekretärs des Hofburg⸗Theaters Max Burckhard zum Direktor dieses Theaters 8 1
HRandel und Gewerbe.
Das am 28. März d. J. zu London gezeichnete griechisch⸗ englische Zolltarifabkommen ist von der griechischen Kammer in der Sitzung vom 3. d. M. in erster und zweiter Lesung angenommen worden. Nach den von der griechischen Regierung der Kammer gemachten Mittheilungen ist das Ab⸗ kommen bereits provisorisch in England sowohl als in Griechen⸗ land und zwar vom 1. bezw. 3. d. M. ab in Kraft gesetzt worden. Da Deutschland im Verkehr mit Griechenland das Recht der Meistbegünstigung genießt, so kommen die in dem Abkommen griechischerseits der englischen Einfuhr zugestandenen Zollermäßigungen auch dem deutschen Handel zu gute.
— Der Wasserstand der Weichsel hat sich bei Warschau seit mehreren Tagen auf der für die Schiffahrt ausreichenden Höhe von 0,74 m erhalten. In Folge oberhalb der Weichsel eingetretenen häufigen Regens ist nämlich der Wasserstand wieder ein wenig gestiegen und die Schiffahrt, welcher eine Versandung gedroht hatte, daher wieder reger geworden.
— Die Aktionäre des Bauvereins „Unter den Linden“ werden durch öffentliche Bekanntmachung zur Zeichnung auf 7 200 000 ℳ 6 % Vorzugsaktien aufgefordert. Das Bezugsrecht ist in der Zeit vom 14. bis 28. d. M. bei der Rheinisch⸗Westfälischen Bank, bei der Firma J. W. Arendt oder Hermann Friedmann in Berlin geltend zu machen. Bei der Zeichnung auf jede Vorzugsaktie von 1200 ℳ sind 1200 ℳ Nominal⸗Stammaktien, sowie baar 400 ℳ und 6 % Zinsen vom 1. Januar bis 28. Mai vom Nennwerth mit 29 ℳ 60 ₰, also 429 ℳ 60 ₰ baar, einzuliefern.
— Die Generalversammlung des österreichisch⸗ungarischen Lloyd genehmigte den Rechenschaftsbericht pro 1889, dessen Defizit nach Inanspruchnahme des Restes des Reservefonds auf 441 865 Fl. reduzirt ist und beschloß vorbehaltlich der Genehmigung der Regie⸗ rung die Aufnahme einer Anleihe zum Baue eines Schutzdaches.
Frankfurt a. M., 14. Mai. (Getreidemarktbericht von Joseph Strauß.) Die Tendenz des Weizenmarktes blieb sehr fest, doch war der Handel nicht groß, da die Handelsmühlen nur unbedeutend kauften; ab Umgegend 22 — ¼ ℳ frei hier 22 ½ ℳ, kur⸗
hiesiger 18 ¼ — ½ ℳ; russische Sorten prompt verladbar 176/10 — ⁄¼10 ℳ, per Juni 17 ½ ℳ — Von Gerste wurden in feinster Brauer⸗ waare Abschlüsse nicht bekannt; rumänische 15 ½ ℳ, russische Mahlgerste 14 %¼ ℳ detaillirt. — Hafer entbehrte jeg⸗ licher Regsamkeit, die Notiz 17 ½ — 18 ½ ℳ bleibt, exquisit 19 — ¼ ℳ Mais (mixed) ruhig; die Umsätze erreichten keine Be⸗ deutung, die Preise halten sich sehr fest 11 1⁄0 — ½ ℳ, rumänisches ab Regensburg ebenso. — Roggenkleie 9 — ½ ℳ, Weizenkleie 8 — ½ ℳ, Spelzspreu (Ersatz für Roggenstroh) 2,60 ℳ — Kartoffeln unverkäuflich, Kleinigkeiten brachten 2,0 ℳ — Weizenmehle bei ausgeprägter Ruhe matt; die weichenden Berliner Course hatten die geringe Festigkeit, welche Ende voriger Woche herrschte rasch wieder verwischt; Vorräthe bei den Mühlen und Bäckereien winzig klein. Roggenmehle für Berliner Rechnung stark geworfen. Die Berliner Börse dominirt hier. Roggenmehl ab Magdeburg Nr. 0 25 ℳ, Nr. 0/1 23,30 ℳ, Nr. 1 21,50 ℳ, exquisite Marke 60 ₰ höher. Die Fracht per Schiff Rotterdam⸗Frankfurt beträgt per 100 kg 50 ₰. — Hiesiges Weizenmehl Nr. 0 33 ½ — 34 ℳ, Nr. 1 31 ¼ — 32 ¾ ℳ, Nr. 2 27 ½ — 28 ½ ℳ, Nr. 3 25 ¾ — 27 t ℳ, Nr. 4 20 ½ — 23 ½ ℳ, Nr. 5 18 — 19 ℳ — Milchbrot⸗ und Brotmehl im Verbande 59 — 62 ℳ — Nord⸗ deutsche und westfälische Weizenmehle Nr. 00 238 — 29 ℳ. — Roggenmehl loko hier Nr. 0 27 8½ — 28 ½ ℳ, Nr. 0/1 25 ½ — 26 ½ ℳ, Nr. 1 24 — 25 ℳ (Obige Preise verstehen sich per 100 kg ab hier, häufig jedoch auch loko auswärtiger Stationen.)
Leipzig, 14. Mai. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Mai 4,52 ½ ℳ, pr. Juni 4,52 ½ ℳ, pr. Juli 4,52 ½ ℳ, pr. August 4,52 ½ ℳ, pr. September 4,50 ℳ, pr. Oktober 4,47 ½ ℳ, pr. November 4,47 ½ ℳ, pr. Dezember 4,47 ½ ℳ, pr. Januar 4,47 ½ ℳ, pr. Februar
4,47 ½ ℳ Ruhig. . (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen⸗
London, 15. Mai. ladung angeboten.
Bradford, 15. Mai. (W. T. B.) Wolle flau, Garne ruhig, williger, Stoffe ruhiger.
Bukarest, 16. Mai. (W. T. B.) Die Gemeinde Bukarest hat eine Anleihe von 16 Millionen Lei abgeschlossen Behufs Ver⸗ der Stadt und Amortisirung des Kommunalanlehens von 1869. ie neue Anleihe wird in 26 000 5 % Obli⸗ gationen Nominalbetrage von 100 bis 2000 Lei Gold emittirt, welche auf den Inhaber lauten und in 80 Se⸗ mestern zu amortisiren sind. Die Subskription soll am 23. und 24. Mai stattfinden. Subfkribenten auf Beträge, welche 1 Million Lei übersteigen, genießen eine Prämie von 1 %. Bei der Subskription sind 5 %, bei der Repartition 8 % einzuzahlen; der
zum
Rest ist in vier gleichen Beträgen am 27. Juni, am 26. Juli, am
27. August und am 27. September einzuzahlen.
New⸗York, 14. Mai. (W. T. B.) Der Werth der in der vergangenen Woche ausgeführten Waaren betrug 8 346 471 Doll. gegen 7 292 731 Doll. in der Vorwoche. 8
Rennen zu Charlottenburg. Mittwoch, den 14. Mai.
Schlegel's F.⸗W. „Dunkelmann“ 2., Lt. Meincke’s F.⸗St. „Lady Handsome“ 3. Siegte sicher mit einer Länge; eine halbe Länge zwischen dem Zweiten und der Dritten. Werth: 1990 ℳ dem Sieger, 675 ℳ dem Zweiten. — „Adam“ wurde für 3450 ℳ zurückgekauft.
II. Strausberger Flach⸗Rennen. Offizier⸗Reiten. Dist. ca. 1400 m. Lt. v. Elbe’'s br. H. „Nero“ Lt. v. Graevenitz 1, Lt. Gr. Königsmarck's br. H. „Klabautermann“ Rittm. v. Sydow †, Rittm. Suermondt’s F.⸗H. „Raufbold“ Bes. †, Lt. Gr. Schulen⸗ burg's br. H. „Schwalbenfänger“ Bes. 4. Leicht mit anderthalb Längen gelandet; „Raufbold“ und „Klabautermann“ liefen zwei Längen vor „Schwalbenfänger“ todtes Rennen für den zweiten Platz. Werth: 1160 ℳ dem Sieger, 380 ℳ jedem der beiden Anderen, 180 ℳ dem Vierten.
III. Hera⸗Hürden⸗Rennen. Herren⸗Reiten. Dist. 2500 m. Hrn. v. d. Lancken's br. H. „Ellangowan“. Bes. 1., Albert's br. W. „St. Valentine II.“, Frhr. v. Schleinitz, 2. von Stetten’s I. br. St. „Carquois“, Lt. Graf Bredow, 3. Gefallen mit fünf Längen gewonnen; „Carquois“ doppelt so weit hinter „St. Valentine“. Werth: 1170 ℳ dem Sieger, 570 ℳ dem Zweiten, 370 ℳ der Dritten.
IV. Charlottenburger Armee⸗Jagd⸗Rennen. Ehren⸗ preis Sr. Majestät des Kaisers und Königs dem siegenden Reiter, Ehrenpreise den Reitern des zweiten und dritten Pferdes und 3000 ℳ dem Sieger. Offizier⸗Reiten. Dist. ca. 5000 m. Rittm. v. Köller’'s (3. Gde⸗Ul.) schw St. „Wegda“, Rittm. v. Sydow, 1., Lt. v. Gar⸗ czynski's (8. Kür.) br. St. „La Rose“, Bes., 2., Rittm. v. Köller’s (3. Gde.⸗Ul) F.⸗W. »Glanmore“, Lieut. Frhr. v. Senden II., 3, Lt. Gr. Bredow’s (1. Gde.⸗Ul.) schwbr. W. „Bikova“, Bes., 4., Lt. Gr. Westphalen's (13. Ul.) dbr. W. „Bacchus“, Bes., 5., Lt. Frhrn. v. Senden’'s I. (1. Gde.⸗Drag.) br. W. „The Doctor“, Bes., 6., Lt. Frhrn. v Fuchs⸗Nordhoff’s (10. Hus.) br. St. „Vahrenwalde“, Bes., 7. Siegte mühelos mit zehn Längen; „Glanmore“ fünfzehn Längen hinter „La Rose“ und vier Längen vor „Bikova“ Dritter. Fünf Längen hinter dem Vierten traf „Bacchus“ vor „The Doctor“ und „Vahren⸗ walde“ ein. „Natter“, „Scholar“, „Potentat“ und „Elias“ fielen; letzterer brach das Genick und blieb todt liegen. Werth: Ehrenpreis und 3490 ℳ der Siegerin, Ehrenpreis und 1980 ℳ der Zweiten, Ehrenpreis und 900 ℳ dem Dritten, 780 ℳ dem Vierten, 580 ℳ dem Fünften, 480 ℳ dem Sechsten, 380 ℳ der Siebenten.
V. Jane Eyre⸗Jagd⸗Rennen. Herren⸗Reiten. Jagd⸗ Rennen. Dist. ca. 4000 m. Lt. Gr. Schulenburg's br. St. „Fine Lame“ Bes. 1., Mr. Gore's br. W. „Flattery“ Mr. Hill 2., Lt. v. Elbe's schwbr. H. „Kronos“ Lt. Frhr. v. Fuchs⸗Nordhoff 3. Nach Kampf um einen Hals gewonnen; fünf Längen trennten „Kronos“ von „Flattery“. Werth: 2120 ℳ der Siegerin, 560 ℳ dem Zweiten, 260 ℳ dem Dritten.
VI. Peculium⸗Jagd⸗Rennen. Dist. ca. 4500 m. Hrn. C. G. Schillings’' F.⸗W. „Aramis“ 1., Mr. John’s F.⸗St. „Ruby“ 2., Major v. Zansen⸗Osten's br. St. „Erin's Isle“ 3. Siegte wie er wollte mit fünf Längen, 20 Längen zwischen der Zweiten und Dritten. Werth: 2010 ℳ dem Sieger, 450 ℳ der Zweiten, 250 ℳ der Dritten.
VII. Handicap der Vierjährigen. Hürden⸗Rennen. Dist. ca. 2500 m. Hrn. Limburger's F.⸗H. „Antrim“ 1., Kap. Jos's br.
hessischer und norddeutscher 21 ½ — ¾ ℳ, fein pommerischer In Roggen konnte sich das Ge⸗
schäft wegen Mangel an Vorrath nicht entwickeln, Stimmung fest,
russische Sorten 21 ¾ — 22 ½ ℳ —
22 ℳ,
ca. 1000 m. Hrn. O.
I. Mahlsdorfer Flach⸗Rennen. Spiekermann’'s br. H.
Preis 1500 ℳ Dist. H. „Ladro“ 2. „Adam 1, St.
Verhalten mit sieben Längen gewonnen. 1600 ℳ dem Sieger, 540 ℳ dem Zweiten.
Werth:
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Steckbriefe und Untersuchungs⸗Sachen.
2. Zwangsvollstreckungen, Aufgebote, Vorladungen u. dergl.
Verkäufe, Verpachtungen, Verdingungen ꝛc.
Verloosung, Zinszahlung ꝛc. von öffentlichen Papieren.
Oeffentlicher Anzeiger.
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1) Steckbriese ind Untersuchungs⸗Sachen.
[10297] Steckbriefs⸗Erledigung.
Der gegen den Schlächtermeister Robert Kaiser, am 22. April 1849 zu Memel geboren, wegen Be⸗ truges in den Akten V. J. 2243/89 unter dem 27. März 1890 erlassene Steckbrief wird zurück⸗ genommen.
Königliches Landgericht II. Der Untersuchungsrichter.
[102941 Steckbriefs⸗Erledigung.
Der unterm 14. November 1882 hinter den Parfümeriewaarenhändler Sigmund Max Schilling aus Berlin, zuletzt wohnhaft in Altona, erlassene Steckbrief ist erledigt.
Altona, den 1. Mai 1890. “
Der Erste Staatsanwalt.
10296 In Strafsache gegen den Studenten Leopold Reinhold, geboren am 16. Dezember 1869 zu Beuren, zuletzt wohnhaft in Fulda, wegen Ver⸗ letzung der Wehrpflicht, ist durch Beschluß Königl. Landgerichts, Strafkammer, hier, vom 30. April ds. Is., auf Grund des §. 480 bzw. 326 der Strafprozeßordnung und §. 140 des Straf⸗ gesetzͤbuchs das im Deutschen Reiche befindliche Vermögen des Angeklagten zur Deckung der den⸗ selben möglicherweise treffenden höchsten Geldstrafe und der Kosten des Verfahrens mit Beschlag belegt worden, was hiermit in Gemäßheit des §. 326 Abs. 1 der Strafprozeß⸗Ordnung veröffentlicht wird. Hanau, Nas JE“ 5
Seasr er Erste Staatsanwalt.
” Schumann.
[10295] Beschluß. 4
In der Strafsache gegen die Wittwe Frida Schmidt, geb. Waßmann, aus Oesdorf, wegen Kuppelei, wird die unter dem 19. November 1887 angeordnete Beschlagnahme des Vermögens der An⸗ geklagten Wittwe Schmidt wieder aufgehoben, da die Gründe, die zu derselben die Veranlassung ge⸗ gegeben haben, weggefallen sind.
Hannover, den 7. Mai 1890.
Königliches Landgericht. Strafkammer I. gez. Busse. Thielemann. Burghard. Beglaubigt: 1 “
(L. S.) Huck, Staatsanwaltschafts⸗Sekretär.
[10299] Beschluß. b
Nach Einsicht des Antrags des Gerichts der 33. Division zu Metz vom 5. April 1890; nach Einsicht des Antrages der Kaiserlichen Staatsanwalt⸗ schaft vom 8. April 1890; nach Einsicht des Gesetzes vom 6. Dezember 1873, des §. 246 der Militärstraf⸗ gerichtsordnung, beziehungsweise §. 1 des Gesetzes vom 11. März 1850 und der §§. 325, 326 Straf⸗ prozeßordnung; nach gehaltener Berathung; in Er⸗ wägung, daß dem Antrage der Kaiserlichen Staats⸗ anwaltschaft nichts entgegensteht; aus diesen Gründen verordnet die Strafkammer des Kaiserlichen Land⸗ gerichts den Arrestschlag auf das im Deutschen Reiche befindliche Vermögen der fahnenflüchtigen Rekruten: 1) Jakob Bouvy aus Lambach ꝛc. bis zum Betrage von Dreitausend einhundert Mark.
Gegen Hinterlegung von 3100 ℳ wird die Voll⸗ ziehung des Arrestes gehemmt und werden die vor⸗ enannten Fahnenflüchtigen zum Antrage auf Auf⸗ des vollzogenen Arrestes berechtigt:t. Saargemünd, den 19. April 1890. 4 Kaiserliches Landgericht, Strafkammer. Meyer. K Eyles.
[10298] Beschluß. 8 Nach Einsicht des Antrags des Gerichts der 33. Division zu Metz vom 5. April 1890 ¾ nach Einsicht des Antrags der Kaiserlichen Staats⸗ anwaltschaft vom 8. April 1890; nach Einsicht des Gesetzes vom sechsten Dezember achtzehnhundert drei und siebenzig, des Paragraphen zweihundert sechs und vierzig der Militär⸗Strafgerichts⸗Ordnung bezw. Paragraph eins des Gesetzes vom 11. März 1850 und der §§. 325, 326 St.P. O.; nach gehaltener Berathung; In Erwägung, daß dem Antrage der Kaiserlichen Staatsanwaltschaft nichts entgegensteht, aus diesen Gründen verordnet die Strafkammer des Kaiserlichen Landgerichts den Arrestschlag auf das im Deutschen Reiche befindliche Vermögen der 11“1“
Kreitmair.
“ Rekruten: 8 tg. 2) Peter Mehlinger aus Lemberg, 3) Andreas Müller aus Lemberg, 4) Johann Nicolaus Schaming aus Reyersweiler, 5) Nikolaus Schaming aus Reyersweiler, bis zum Betrage von dreitausend einhundert Mark. Gegen Hinterlegung von 3100 ℳ wird die Voll⸗ ziehung des Arrestes gehemmt und werden die vor⸗ genanten Fahnenflüchtigen zum Antrage auf Auf⸗ hebung des vollzogenen Arrestes berechtigt. Saargemünd, den 19. April 1890. Kaiserliches Landgericht, Strafkammer. Meyer. Kreitmair. Eyles.
2) Zwangsvollstreckungen, Aufgebote, Vorladungen u. dgl.
(10617] Zwangsversteigerung.
Im Wege der Zwangsvollstreckung soll das im Grundbuche von den Umgebungen Berlins im Kreise Niederbarnim Band 84 Nr. 3503 auf den Namen des Maurermeisters Otto Michaelis zu Berlin eingetragene, an der Straße 66a und am Platz K. belegene Grundstück am 30. Juni 1890, Vormittags 11 Uhr, vor dem unter⸗ zeichneten Gericht — an Gerichtsstelle — Neue Friedrichstr. 13, Hof, Flügel C., parterre, Saal 36, versteigert werden. Das Grundstuͤck ist mit 4,83 ℳ Reinertrag und einer Fläche von 10 a 27 qm nur zur Grundsteuer veranlagt. Auszug aus der Steuerrolle, beglaubigte Abschrift des Grundbuch⸗ blatts, etwaige Abschätzungen und andere das Grund⸗ stück betreffende Nachweisungen, sowie besondere Kaufbedingungen können in der Gerichtsschreiberei, ebenda, lügel D., Zimmer 41, eingesehen werden. Alle Realberechtigten werden aufgesecgert, die nicht von selbst auf den Ersteher übergehen⸗ den Ansprüche, deren Vorhandensein oder Betrag aus dem Grundbuche zur Zeit der Eintragung des Ver⸗ steigerungsvermerks nicht hervorging, insbesondere derartige Forderungen von Kapital, Zinsen, wieder⸗ kehrenden Hebungen oder Kosten, spätestens im Ver⸗ steigerungstermin vor der Aufforderung zur Abgabe
von Geboten anzumelden und, falls der betreibende Gläubiger widerspricht, dem Gerichte glaubhaft zu machen, widrigenfalls dieselben bei Feststellung des etaseg Gebots nicht berücksichtigt werden und bei Vertheilung des Kaufgeldes gegen die berück⸗ sichtigten Ansprüche im Range zurücktreten. Die⸗ jenigen, welche das Eigenthum des Grundstücks beanspruchen, werden aufgefordert, vor Schluß des Versteigerungstermins die Einstellung des Verfahrens herbeizuführen, widrigenfalls nach erfolgtem Zuschlag das Kaufgeld in Bezug auf den Anspruch an die Stelle des Grundstücks tritt. Das Urtheil über die Ertheilung des Zuschlags wird am 30. Juni 1890, Nachmittags 1 ¼ Uhr, an Gerichtsstelle wie oben bezeichnet verkündet werden. Berlin, den 6. Mai 1890. Königliches Amtsgericht I. Abtheilung 51.
110315=8 Zwangsversteigerung.
Im Wege der Zwangsvollstreckung soll das im Grundbuche von den Umgebungen Berlins im Niederbarnimschen Kreise Band 56 Nr. 2622, auf
den Namen des Bauführers Carl Berg hier einge⸗
tragene, in der Bandelstr. Nr. 14 hierselbst belegene Grundstück in einem neuen Termine am 13. Juni 1890, Vormittags 11 ½ Uhr, vor dem unterzeich⸗ neten Gericht an Gerichtsstelle, Neue Friedrichstraße Nr. 13, Hof, Flügel C., parterre, Saal 40, ver⸗ steigert werden. Das Grundstück ist mit 8420 ℳ Nutzungswerth zur Gebäudesteuer veranlagt. Aus⸗ zug aus der Steuerrolle, beglaubigte Abschrift des Grundbuchblatts, etwaige Abschätzungen und andere das Grundstück betreffende Nachweisungen, sowie beson⸗ dere Kaufbedingungen können in der Gerichtsschreiberei, ebenda, Flügel D., Zimmer Nr. 41, eingesehen
86 werden. Alle Realberechtigten werden aufgefordert die nicht von selbst auf den Ersteher übergehenden An⸗
sprüche, deren Vorhandensein oder Betrag aus dem Grundbuche zur Zeit der Eintragung des Versteigerungs⸗ vermerks nicht hervorging, insbesondere derartige Seeegn von Kapital, Zinsen, wiederkehrenden
ebungen oder Kosten, spätestens im Versteigerungs⸗ termin vor der Aufforderung zur Abgabe von Ge⸗ boten anzumelden, und, falls der betreibende Gläubiger widerspricht, dem Gericht glaubhaft zu machen, widrigenfalls dieselben bei Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtigt werden und bei Ver⸗ theilung des Kaufgeldes gegen die berücksichtigten Ansprüche im Range zurücktreten. Diejenigen, welche das Eigenthum des Grundstücks beanspruchen, werden aufgefordert, vor Schluß des Versteigerungstermins die Einstellung des Verfahrens herbeizuführen, widri⸗ genfalls nach erfolgtem Zuschlag das Kaufgeld in Bezug auf den Anspruch an die Stelle des Grund⸗ stücks tritt. Das ÜUrtheil über die Ertheilung des Zuschlags wird am 13. Juni 1890, Nach⸗ mittags 1 ½ Uhr, an Gerichtsstelle wie oben be⸗ zeichnet verkündet werden.
Berlin, den 9. Mai 1890.
Königliches Amtsgericht I. Abtheilung 52.
[10324]
In Sachen der Wittwe des Lackirers Heen Krüger, Marie gebr. Oberbeck zu Goslar, als Vor⸗ münderin ihrer drei Kinder Frieda, Emmy und Anna Krüger, Klägerin, wider den Cigarrensortirer Carl Probst in Seesen, Beklagten, wegen Forderung, wird, nachdem auf Antrag der Klägerin die Beschlag⸗
nahme des dem Beklagten gehörigen zu Seesen sub
Kommandit⸗Gesellschaften auf Aktien u. Aktien⸗Gesellsch. Berufs⸗Genossenschaften.
Erwerbs⸗ und Wirthschafts⸗Genossenschaften.
. Wochen⸗Ausweise der deutschen Zettelbanken. .Verschiedene Bekanntmachungen. 1
No. ass. 392 belegenen Wohnhauses sammt Zu⸗ behör zum Zwecke der Zwangsversteigerung durch Beschluß vom 3. Mai c. verfügt, auch die Ein⸗ tragung dieses Beschlusses im Grundbuche am 3. Mai c. erfolgt ist, Termin zur Zwangsversteige⸗ rung auf den 18. August 1890, Morgens 11 Uhr, vor Herzoglichem Amtsgerichte Seesen an⸗ gesetzt, in welchem die Hypothekgläubiger die Hypo⸗ thekenbriefe zu uͤberreichen haben. Seesen, 8. 5. 1 1880. 8— erzogliches Amtsgericht. v. Rosenstern. 8
— 2. * 5 1453191=0) Aufgebot. b Die auf Grund des Allerhöchsten Privilegii vom 9. April 1873 von der Königlichen Direktion der Oberschlesischen Eisenbahn am 25. April 1873 aus⸗ gegebene auf den Inhaber lautende vierprozentige Prioritäts Obligation der Oberschlesischen Eisenbahn⸗ gesellschaft Nr. 7689 über 100 Thaler, welche zufolge Bekanntmachung des Herrn Finanz⸗Ministers vom 7. Juni 1888 zur Baarzahlung des Nennwerthes am 1. Oktober 1888 gekündigt worden ist, ist an⸗ geblich verloren gegangen und soll auf Antrag der letzten Inhaberin, verwittweten Fabrikdirektor Theresia Knauer zu Braunschweig, für kraftlos er⸗
klärt werden.
Der Inhaber der gedachten Obligation wird daher aufgefordert, seine Rechte auf dieselbe bei dem unterzeichneten Gericht spätestens in dem auf den 4. Juni 1890, Mittags 12 Uhr, an Gerichts⸗ stelle am Schweidnitzer Stadtgraben Nr. 4 im Zimmer Nr. 89 des II. Stocks anberaumten Ter⸗ mine anzumelden und die Urkunde vorzulegen, widrigen⸗ falls die Kraftloserklärung der letzteren erfolgen wird.
Breslau, den 8. November 1889.
Königliches Amtsgericht. [10323] Aufgebot.
Der Königliche Commissionsrath H. Barella zu Berlin, Wilhelmstraße 139 pt., hat das Aufgebot der Interims⸗ und Bezugbogen für die auf seinen Namen eingetragenen Nummern 149 und 150 der Drittelaktien der Bergbaugesellschaft Pluto über je 100 ℳ — Stammaktien Emission 1873 — beantragt. Der Inhaber der Urkunden wird aufgefordert, spätestens in dem auf den 21. November 1890, Vormittags 11 Uhr, vor dem unterzeichneten Gerichte, Zimmer Nr. 43, anberaumten Aufgebots⸗ termine seine Rechte anzumelden und die Urkunden vorzulegen, widrigenfalls die Kraftloserklärung der Urkunden erfolgen wird. “
Essen, den 2. Mai 1890.
Königliches Amtsgericht. [4956]
Aufgebot. Auf Antrag:
1) der verwittweten Frau Gutsbesitzer Bertha Schawaller, geb. Dodillet, in Tilsit, 2) a. der separirten sfan Rosa Richter, geb. DDonner, in Stallupönen, G b. der verwittweten Frau Justizrath Louise 8 Thesing, geb. Donner, in Königsberg, c. des Rechtsanwalts Friedrich poetsch in Krotoschin, d. des Landgerichtssekretärs Donner in Bonn, e. der Postdirektor Gamradt'schen Eheleute in Kulm, 3) des Fabrikbesitzers August Born in Mockern,