perlen die in allen Registern gleich schönen Töne von den Lippen nd überall weiß die Künstlerin ihnen denjenigen Ausdruck und die⸗ nige Gestaltung und Färbung zu geben, welche der Stimmung und der Situation entspricht. Ihre Nachtwandlerin ist eine ihrer hervorragendsten Leistungen, vor der man bewundernd stehen bleiben muß: die Kritik muß verstummen vor dieser gottbegnadeten Sängerin. Das bis auf den letzten Platz gefüllte Haus war mit Recht von ihrem Gesang so enthusiasmirt, daß sie zum Schluß wohl zehnmal lebhaft gerufen wurde. Da der Saal sich nicht leeren und die lauten Beifallsbezeugungen kein Ende nehmen wollten, wiederholte sie die Schlußpolonaise, nach deren Beendigung das Publikum von Neuem in laute Beifalls⸗ rufe ausbrach. Ihr Partner, Hr Heuckeshoven (Elwino), unterstützte die gefeierte Künstlerin mit seinem gesunden, schönen Tenor, der freilich noch etwas an Biegsamkeit und Modulationsfähigkeit ver⸗ missen läßt, recht brav und mit gutem Erfolg; Frl. Schacko war für die Partie der Lise wohl nicht ganz am Platz. Im Ganzen boten die Leistungen der übrigen Mitglieder Genügendes; sie waren alle bestrebt, das Bild der großen Künstlerin mit einem würdigen Rahmen zu umgeben. 3 Marcella Sembrich's dritter Gastspielabend bringt am Donnerstag die „Traviata“. Das Gastspiel der berühmten Sängerin nimmt künstlerisch wie materiell den glänzendsten Verlauf, nicht minder das ihres gegenwärtigen Gast⸗Kollegen, des Hrn. Emil Götze, dessen nächstes Auftreten als „Edgardo“ in „Lucia von Lammermoor“ auf Sonnabend angesetzt ist. Adolph⸗Ernst⸗Theater. 8 Das morgen stattfindende Jubiläum der 100. Aufführung der Gesangsposse „Der Goldfuchs“ gewinnt durch die Thatsache an Be⸗ deutung, daß Direktor Ernst in der angenehmen Lage ist, bereits zum 18. Male als Bühnenleiter eine Jubiläums⸗Vorstellung zu feiern. Die an die Besucher der morgigen Vorstellung zur Vertheilung ge⸗ langenden Souvenirs enthalten außer den Porträts der Mitglieder des Adolph Ernst⸗Theaters diesmal sämmtliche in der Gesangsposse vorkommenden Couplets.
Mannigfaltiges.
stattliche Gotteshaus im benachbarten Friedrichs⸗ gestern feierlich geweiht worden. Dem festlichen Akte wohnten zahlreiche Ehrengäste bei, die sich mit den Mitgliedern der Gemeindebehörden zunächst in der dicht beim Neubau belegenen alten Kirche versammelten. In Vertretung der Regierung waren der Re⸗ gierungs⸗Präsident Graf Hue de Grais, in Vertretung der vorgesetzten Kirchenbehörde der Konsistorial⸗Präsident D. Hegel und der General⸗ Superintendent D. Brückner erschienen. Auch viele Geistliche aus den Nachbarorten waren anwesend. Die Kirche ist in Backstein⸗ bau ausgeführt und enthält 800 Sitzplätze. Das Baumaterial hat die Regierung als Patron geliefert, die übrigen Kosten, ins⸗ gesammt 130 000 ℳ, hat die Gemeinde getragen. Die Galerie der Emporen sowie die Kirchenstühle sind aus hellbraun gebeiztem, reich mit Schnitzwerk verziertem Holz, Kanzel und Taufstein aus Sandstein gefertigt; die Bekleidung besteht gleich der des Altars aus bordeaux⸗ othem Sammet mit schweren goldenen Frkanzen; Krauz und Altar⸗ leuchter sind Geschenke der Hochseligen Kaiserin Augusta. Den Altarteppich hat der Frauen⸗ und Jungfrauen⸗Verein gestiftet, die kostbare Bibel ist die Gabe eines Gemeindemitgliedes. Aus Anlaß der Feier war die Kirche mit Maien geschmückt.
Eine Ausstellung von Lehrmitteln auf dem Gebiet des Schul⸗ und des Hausgesangs wird, wie die „N. A. Ztg.“ mittheilt, in Berlin an den Tagen vom 24 bis 28. Mai, Wasser⸗ thorstraße 31, Hof⸗Schule, veranstaltet. Mit der Ausstellung wird die Gründung einer Gesanglehrer⸗Bibliothek verbunden, die bereits vom 15. Juni ab sowohl Lehrern wie Nichtlehrern Mittwoch und Sonnabend Nachmittags 2 bis 7 und Sonntags 11 bis 2 Uhr zur Entleihung von Büchern ꝛc. geöffnet sein wird.
Das neue felde ist ge
Die Jury der Hunde⸗Ausstellung hat, wie die „B. mittheilt, diejenigen Aussteller festgestellt, welche zur
mit den Staatspreisen vorgeschlagen werden sollen. Die Fest⸗ stellung geschah nach dem Punktirsystem, und zwar wurden erste Preise mit 6, zweite mit 5, höchst lobende Erwähnungen mit 3 und lobende Erwähnungen mit 1 Punkt berechnet. Danach hatte Marx Hartenstein⸗ Plauen 59 Punkte und zwar 25 für Neufundländer, je 14 für deutsche Doggen und Bernhardiner und 6 für Black and Tan Die Königliche Militär⸗Reitschule zu Hannover erhielt 34 Punkte für Foxhounds; Kort⸗ hals⸗Bibesheim 32 für Griffons, S Isermann⸗Nordhausen 31 für kurzhaarige deutsche Vorstehhunde, C. Isermann⸗Sondershausen 6 für dieselbe Rasse und 14 für Dachshunde, zusammen somit 30 Punkte. — Es erhielten ferner 21 Punkte Borchers⸗Hildesheim und 18 Punkte Hermann⸗Breslau für Fox⸗Terriers, Schildbach⸗Greiz 14 Punkte für Pudel, Schütze Heinsdorf 14 Punkte für Setters; 12 Punkte erwarb sich für Thiere gleicher Rasse Prinz Solms, für Pointers 15 Punkte John Louth, 13 Kollani⸗Berlin, und 19 Punkte erhielt endlich Frei⸗ herr von Rodde für Dachshunde. Die Punkte wurden nur für Zucht⸗ leistungen gegeben.
Aus dem Zoologischen Garten sind wieder zwei interessante und kostbare Erwerbungen auf dem Gebiete der großen Stelzvögel zu melden: ein japanischer Grünschnabelkranich und ein vrasilianischer Maquaristorch sind in dieser Woche neu an⸗ gekommen. Der Kranich ist der ostasiatische Vertreter des europäischen und gewissermaßen eine vergrößerte und verschönerte Ausgabe des⸗ selben, indem er statt des düsteren Grau in blendendem Weiß leuchtet mit schwarzem Hals und schwarzen Schwingen und Schmuckfedern; ein ganz besonderes Interesse erhält er noch dadurch, daß es derjenige große Vogel, ist, den die japanischen Künstler auf ihren Wand⸗ schirmen, Gefäßen, Fächern ꝛc. mit Vorliebe in der ihnen eignen, meister⸗ haft naturwahren Weise darstellen. Der südamerikanische Storch ist umgekehrt blasser und unscheinbarer gefärbt als der europäische, vor Allem fehlt ihm der siegellackrothe Schnabel.
Ratibor, 16. Mai. Ueber das Unalück an der Fähre von Slawikau nach Thurze bringt die „Oberschles. Presse“ folgende Einzelheiten: Eine größere Anzahl von Kindern aus Thurze, Bud⸗ zisk und Ruda, meistens Mädchen, welche Sonntag zum Tische des Herrn geführt werden sollten, kehrten nach Beendigung des durch ihren Seelsorger in Slawikau ertheilten Unterrichts gegen 3 Uhr heim und wollten die Slawikau⸗Thurzer Ueberfähre des Johann Kostka benutzen. Der Fährknecht Franz Czogalla aus Thurze lehnte es ab, die mittels Kahnes zu bewerkstelligende Ueberfahrt mehr als einmal zu machen, und nahezu 50 Personen, darunter mehrere Erwachsene, bestiegen deshalb das Boot auf einmal. Der überladene Kahn, geführt nur von dem einzigen Fährmann, ge⸗ langte nicht an das jenseitige Ufer. Fast mitten im Strome, welcher hier beträchtliche Tiefe besitzt, schlug der Kahn in Folge der Ueberladung um und unter markerschütternden Hülferufen sanken seine Insassen in die Fluth. Krampfhaft klammerte sich eines der armen kleinen Wesen an das andere oder an den Kahn, händeringend standen am Ufer wenige Menschen, die nicht im Stande waren, Hülfe zu bringen. In der Angst des Todes kämpften die Versinkenden um ihr Leben ohne Schonung des Anderen Einen entsetzlichen Anblick gewährte es, als die Stärkeren, von den Schwächeren zur Rettung ausersehen, mit diesen in der Tiefe versanken. Nach wenigen Minuten war auf der Un⸗ glücksstätte wieder tiefer Frieden. 42 Menschen waren auf einmal er⸗ trunken, 6 Kinder nur zog man später lebend ans Land. Unter den Ertrunkenen befinden sich 7 Erwachsene. Die Kunde von dem Unglück ver⸗ breitete sich in den umliegenden Dörfern mit Windeseile. Schaaren von Menschen, Männer und Frauen, Kinder und Greise eilten herbei, um das Entsetzliche zu vernehmen. Es spielten sich herzzerreißende Scenen ab. Eine Frau stürzte sich in den Fluß, um ihr Kind zu suchen, Männer sprangen nach und zogen die fast Wahnsinnige wieder heraus. Der Fährmann Czogalla hatte sich gerettet. auf ihm ruhten hunderte von Augen und verlangten Rechenschaft. Der Mann wurde verhaftet.
Swinemünde. Das in jeder Beziehung großartige Seebade⸗ Etablissement „König Wi lm⸗Bad“ liegt unmittelbar am
Strande und ist von schattigen Wald⸗ und Parkanlagen umgeben, unter welchen besonders die zwischen Stadt, Hafen und Strand be⸗ legene, mehr als 100 Morgen umfassende, schattige Plantage hervor⸗ zuheben ist, welche auf Befehl Sr. Majestät des Königs Friedrich Wilhelm IV. nach den Entwürfen des Hofgartendirektors Lenné an⸗ gelegt wurde Vor dem König Wilhelm⸗Bad befindet sich ein, über 100 Meter in die See hineingebauter, als Promenade dienender Steg. zugleich Landungsbrücke für Segelboote. Die ganze Anlage, welche sich inmitten einer entstehenden Villenkolonie befindet, ist nicht nur als Seebad, sondern des vorzüglichen Strandes und reichen Ozongehaltes wegen, als klimatischer Kurort zu empfehlen. — Für das Amüsement der Bade⸗ gäste ist durch Bälle, vorzügliche Concerte der daselbst garnisonirenden Regimentskapelle, Feuerwerke, Theater, Korso und Exrtrafahrten gesorgt. Selbst bei dem ungünstigsten Wetter ist der Aufenthalt an der See durch eine Strandhalle gesichert, und es bieten die große Anzahl von Dampf⸗ und Segelschiffen, welche bei der Hafen⸗Ein⸗ und Aus⸗ fahrt hier vorbeipassiren müssen, eine stets wechselnde angenehme Unterhaltung. Der Weg zur Stadt und dem inneren Hafen führt durch die schattige Plantage. Für die leibliche Verpflegung und gute Wohnung ist aufs Beste Sorge getragen. Direkte Eisenbahn⸗ verbindung durch die Stettiner Bahn; Fahrzeit von Berlin ohne Umzusteigen: 4 Stunden.
Aus Hessen, 15. Mai. (Wes. Ztg.) Von allen Ecken und Enden des Hessenlandes laufen Hiobsposten über große Schäden ein, welche wolkenbruchartige Unwetter in großer Zahl, mit Hagelschauern, Blitzschlägen und gewaltigen Regenmassen verbunden, angerichtet haben. Insbesondere ist dem reich gesegneten Schwalm⸗ thal, den oberhessischen Kreisen und den fruchtbaren Landstrichen an der Fulda, Ohm und Haun gar übel mitgespielt worden, und unab⸗ sehbar ist der Schaden, welcher den gut stehenden Feldfluren de Sommer’ wie Winterernte zuͤgefügt ist.
Hamburg, 19. Mai. (W. T. B.) Einer Llovyddepesche aus Suez vom 18. d. M. zufolge ist der Postdampfer „Dacca“ der British⸗India⸗Gesellschaft am 16. auf dem sogenannten Daedalus⸗Riff gescheitert und sofort untergegangen. Die Passagiere und Mann⸗ schaft sind vom Dampfer „Palameotta“ aufgenommen worden und bereits in Suez eingetroffen. Der Dampfer „Dacca“ war auf der Reise nach Australien.
Marseille, 17. Mai. (W. T. B) Auf dem der Compagnie transatlantique“ gehörigen Dampfer „Ville de Tangre“ explo⸗ dirte während der Abladungsarbeiten der Dampfkessel. Das Schiffsdeck wurde vollständig zerstört; bisher sind 4 Todte und 12 Verwundete konstatirt.
St. Gallen, 19. Mai. (W. T. B.) In B thal) sind gestern Nachmittag 28 Häuser und 16 S gebrannt.
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New⸗York, 18. Mai. (W. T. B.) Hier eingegangene Depeschen aus Havana berichten von einer daselbst gestern Abend stattgehabten schrecklichen Explosion. In einem Kurzwaaren⸗Magazin explodirte ein Faß mit Schießpulver, wodurch das Haus vollständig zerstört, 22 Personen, darunter der Konsul von Venezuela und vier Chefs der Feuerwehr, getödtet und gegen 100 Personen verwundet sein sollen. Die Katastrophe habe große Bestürzung in Havana hervorgerufen.
Nach Schluß der Redaktion eingegangene Depeschen.
Spandau, 19. Mai. (W. T. B.) Eine Anordaung der Staatsfabriken verbietet den darin beschäftigten Arbeitern, veranstalten.
(Fortsetzung des Nichtamtlichen in der Ersten Beilage.)
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Wetterbericht vom 19. Mai, Morgens 8 Uhr.
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Mittwoch: lustigen
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Wind.
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Text von H. S.
Temperatur
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¹) Abends Gewitter. ²) Gest. Mittag Gewitter. Häuschen. Uebersicht der Witterung. „„Unter der Wechselwirkung eines barometrischen Marimums über 764 mm über dem Bottnischen Busen, und einer Depression unter 751 mm füdwest⸗ N ich von den britischen Inseln wehen in Central⸗ Europa schwach östliche Winde. Das Wetter ist in eutschland warm, im Osten meist trübe, im Uebri⸗ gen heiter. Auf Strecke Berlin-— Breslau fällt Regen. Münster und Kaiserslautern hatten Gewitter. Die kachmittags⸗Temperaturen erhoben sich in Süd⸗ Deutschland vielfach bis zu 25 Grad. Altkirch hatte 1 Grad.
Morgen,
Garten⸗Concert.
Deutsche Seewarte. von Anfang 7 ½ Uhr. Theater⸗Anzeigen. Königliche Schauspiele.
haus. 121. Vorstellung.
1
Ope en⸗ Flock.
Dienstag: Flick und
Komisches Zauber⸗Ballet in 3 Akten und 6 Bildern Concert-Park. Zum 123 7 Uhr. Jonathan. Operette in 3 Akten von Hugo Wittmann
von Paul Taglioni. Musik von P. Hertel. Anfang Dienstag:
Vaterländisches Drama in 4 Aufzügen von Ernst In von Wildenbruch. Anfang 7 Uhr. Hr Opernhaus. 122. Weiber von Windsor. phantastische Oper von Mosenthal, nach Shakespeare's gleichnamigem Lustspiel.
Schauspielhaus. Zauber⸗Komödie in 5 Aufzügen von Shakespeare. Nach A. W. v. Schlegel's Uebersetzung. Tanz von E. Graeb.
Theater. Ein Erfolg.
Theater. Dienstag: Mittwoch: Kean. Donnerstag: A tempo.
Fenster. — Hexenfang. (Hedwig Niemann.) Anfang 7 ½ Uhr.
Tessing-Theater. Dienstag: Kübccke. Lustspiel in 4 Akten von Oscar Blumen⸗ a
Mittwoch: Eine alltägliche Geschichte. Schau⸗ spiel in 3 Akten von G. Co
Scherz in 1 Akt von Labiche.
8 Donnerstag: Die Ehre. 15 von Hermann Sudermann.
Wallner-Theater. Dienstag: Zum 10. Male: (Bébé.) von A. Hennequin und E. de Najac. Hierauf: Guten Herr Fischer. in 1 Akt nach Lockrov von W. Friedrich. von Ed. Stiegmann.
Vor der Vorstellung, bei Im schattigen prachtvollen Sommergarten: Anfang des Concerts 6 ½ Uhr, der Vorstellung 7 ½ Uhr.
Mittwoch u. folg. Tage: Dieselbe Vorstellung.
Victoria-Theater. Stanley in Afrika. von Alex. Moszkowski und Musik von C. A. Raida.
Mittwoch: Dieselbe Vorstellung
Friedrich-Wilhelmstädtisches Theater und
g. Die Quitzow’'s. und Julius Bauer
Kaäpellmeister Federmann Im prachtvollen Park um 6 Uhr: Concert. Auftreten erster mental⸗Künstler. Vorstellung 7 Uhr.
Vorstellung. Die Komisch⸗ in 3 Akten von O. Nicolai. Tanz von Hoguet. An⸗ Im Park: 126. Vorstellung. Der Sturm. 1. und 2. Pfingstfeiertag: Musik von 6 Uhr. Entrée 30 ₰.
Anfang 7 Uhr.
Dienstag: Der Com⸗ burg. Dienstag: von Robert Buchholz.
Mittwoch: Marquise.
Demetrius.
Der Weg durch’s Mittwoch:
leuchtung des Sommergartens:
Donnerstag: La Traviata.
Die große als Gast.)
stetti. Hierauf: Ritter⸗ Lammermoor.
Schauspiel in 4 Akten Belle-Alliance-Theater. 80. Male: Der Nautilus.
stück mit Gesang und Tanz
Schwank in 3 Akten
Vaudeville⸗Burleske Musik
günstiger Witterung: Großes
Großes Militär⸗Doppel⸗Concert. licher Spezialitäten. ganzen Garten⸗Etablissements. 6 Uhr, der Vorstellung 7 ½ Uhr
Voranzeige.
Dienstag: Zum 273. M.: Zeitgemälde in 10 Bildern Richard Nathanson. Ballet von C. Severini.
Dienstag: Gesangsposse in 4 und Leopold Elv. Görß. Musik von Franz Roth.
Jeder Besucher der heutigen ein Souvenir⸗Exemplar gratis.
Der Sommeragarten ist geöffnet.
L“
Direktion: Julius
Male: Der
Fritzsche.
arme Lehnhardt.
1 Musik von Carl Millscker. Scene gesetzt von Julius Fritzsche. Anfang 7 Uhr.
Gesangs⸗ und Instru⸗ Beginn des Concerts 6 Uhr, der
Mittwoch: Im Theater: Der arme Jonathan. 1 Großes Doppel⸗Concert. Gesangs⸗ und Instrumental⸗Künstlern ersten Ranges. Früh⸗Concert.
Residenz-Theater. Direktion: Sigmund Lauten⸗ Zum 100. Male: Lustspiel in 3 Akten von Victorien S Anfang 7 ½ Uhr.
Kroll’'s Theater. Dienstag: Der Freischütz. Die weiße Dame.
Täglich: Bei günstigem Wetter vor und nach der Vorstellung, Abends bei brillanter elektr. Be⸗ Großes Concert.
„(Violetta: Fr. Hr Kammersängerin,
Anfang 5 ½, der Vorstellung 7 Uhr. Marcella Sembrich, Königl. preuß.
Sonnabend: Vorletztes Gastspiel des Kgl. preuß. Kammersängers Hrn. Emil Götze.
Sonntag und Montag (I. u. II. Pfingstfeiertag): Gr. Früh⸗Concert. Anfang 6 Uhr. Entrée 30 ₰.
Dienstag: Großes Ausstattungs⸗ — in 4 Akten und 13 Bildern nach Jules Verne von Carl Pander. Musik von E. Christiani und A. Wicher.
Im prachtvollen glänzend renovirten Sommergarten Auftreten sämmt⸗ Brillante Illumination des Anfang des Concerts
Mittwoch: Dieselbe Vorstellung. Sonntag, den 25., und Montag, den 26, am 1. und 2. Pfingstfeiertage: Großes Militär⸗ Fruh⸗Concert und Früh⸗Vorstellung.
Adolph Ernst-Theater. Dresdenerstraße 72. Zum 100. Male: Der Goldfuchs. Akten von Eduard Jacobson Couplets theilweise von Gustav Anfang 7 ½ Uhr
Vorstellung erhält
Mittwoch: Benefiz fuͤr den Kapellmeister Gustav
llraning, Invalidenstraße 57/62. Geöffnet von 12 — 10 ⅛½ Uhr. Dienstag, um 8 Uhr: Die Ge⸗ schichte der Urwelt.
Dirigent: Großes Doppel⸗
Familien⸗Nachrichten.
Verlobt: Frl. Helene Lindow mit Hrn. Ar hi⸗ tekten Emil Johow (Berlin). — Frl. Auguste Loose mit Hra. Kaufmann Georg Klein (Berlin). — Frl. Margarethe Dehmann mit Hrn. Arthur Stalmann (Springe — Deli⸗Sumatra). — Frl. Martha Pfitzmann mit Hrn. Kaufmann Alexander Fiedler (Pirna-— Leipzig). — Frl. Hermine Otto mit Hrn. Heinrich Wegner (Damgarten —-Rostock).
Frl. Helene Möller mit Hrn. Karl Schuldt (Doberan— Tessin).
Verehelicht: Hr. Avpotheker Karl Fischer mit Frl. Anna Krug (Homburg, Reg.⸗Bez. Kassel) — Hr. Prem.⸗Lieut. Friedrich Riecke mit Frl. Alice Osterloh (Dresden —Leipzig). — Hr. Fabrikdirektor Wilhelm Reimann mit Frl. Margarethe Beyer (Rasten⸗ burg). — Hr. Zimmermeister Friedrich Naumann mit Frl. Marie Becker (Gröbzig). — Hr. Otto Lehrndt mit Frl. Emilie Müller (Berlin). —
Adolf Preiß mit Frl. Elise Neumann
(Berlin).
Geboren:
Auftreten von
Anfang
Marquise. ardou. Deutsch
Ein Sohn: Hrn. August Hensel (Berlin). — Hrn. Oskar von der Osten⸗Warnitz (Warnitz). — Hrn. Max Wieser (Berlin). — Hrn. Albert Vierow (Berlin). — Hrn. Apotheker J. P. Roth (Kirchberg, Reg⸗Bez. Koblenz). — Eine Tochter: Hrn. Willy v. Zimmermann (Leipzig). — Hrn. Dr. Rogivue (Magdeburg). — Hrn. Landgerichts⸗Direktor Dr. Wagner (Zwickau).
Gestorben: Hr. Königl. Oekonomierath Ludwig Mackensen (Geglenfelde bei Hammerstein in Westpr.). — Hr. Königl. Amtsrath Friedrich Schroeder (Alvensleben). — Hr. Ferdinand Barth (Berlin). — Hr. Rentier H. Landsheim (Lands⸗ berg a. W.) — Hr. Franz Marggraff (Berlin). — Hr. Wilhelm Rasenack (Frankfurt a. O.). — Frau Hermine Petersson, geb. Schröder (Berlin). — Hr. Dr. Hermann Dewitz (Berlin).
Lucia von
Zum
Redacteur: Dr. H. Klee. ““ Verlag der Expedition (Schol’z).
Druck der Norddeutschen Buchdruckerei und Verlagse⸗ Anstalt, Berlin SW., Wilhelmstraße Nr. 32 Fünf Beilagen
(einschließlich Börsen⸗Beilage), (836 ⅞)
und der Sommer⸗Fahrplan für den Bezirk der Königlichen Eisenbahn⸗Direktion (links . rxkheinische) zu Köln. 8
Geldsammlungen für strikende Arbeiter zu
Erste Beilage
»Anzeiger und Königlich Preu
Anzeiger.
Königreich Preußen. “ Beneke'sche Preis⸗Stiftung.
Die philosophische Fakultät zu Göttingen hat am 11. Mär. 890 von den beiden Bewerbungsschriften, welche als Beantwortungen der im Jahre 1887 gestellten Beneke'schen Preisaufgabe: „Zenonis. Cleanthis, Chrysippi stoicorum principum et discipulorum quae supersunt reliquiae ad res ethicas politicas divinas spectantes colligantur et pertractentur ita, ut libri- cujusque quantum quidem fieri possit et argumentum illustretur et vestigia apud posteriores scriptores latentia indagentur“ eingegangen waren, der mit dem Motto: „Er olziaus asicogt Tapartrret ruzd τνο za oα X9§⁷ versehenen den ersten Preis zuerkannt.
Als Verfasser ergab sich Herr Dr. phil. Hans von Arnim⸗ Fredenwalde zu Halle a. Saale,.
Die Beurtheilung der eingegangenen Bewerbungsschriften soll in den Nachrichten von der Königlichen Gesellschaft der Wissenschaften und der Georg⸗Augusts⸗Universität zu Göttingen aus dem Jahre 1890 Nr. 4 erscheinen.
Für das Jahr 1893 stellt die philosophische Fakultät folgende
neue Beneke'sche philosophische Preisaufgabe: Die Bahnbewegung des in mehrfacher Beziehung so sehr interessanten Biela'schen Kometen hat im Jahre 1861 durch Hubbard insofern eine ausgezeichnete Bearbeitung ge⸗ funden, als dieser Astronom die Beobachtungen der beiden Komponenten des Kometen während der Erscheinungen in den Jahren 1845/46 und 1852 mit Berücksichtigung der inzwischen durch die großen Planeten verursachten Störungen mit einander in Verbindung gebracht und daraus Elementensysteme hergeleitet hat, welche den Vorausberechnungen für die freilich erfolglosen Nachforschungen während der zu erwartenden Wiedererscheinungen als Grundlage gedient haben.
Die philosophische Fakultät stellt nun die Aufgabe, daß eine strenge, nach einheitlichen Grundsätzen und mit Benutzung der neuesten und besten Hülfsmittel in Bezug auf die Oerter der Vergleichsterne und die ange⸗ wandten Sonnen⸗ und Planeten⸗Tafeln sowie die Planetenmassen ausgeführte Untersuchung mit Berücksichtigung aller in Betracht kommenden Störungen auch über die vorhergegangenen Erscheinungen in den Jahren 1832, 1826, 1805/6 bis zu 1772 zurück ausgeführt werde und daß diese Untersuchung, wenn auch der Komet nach 1852 nicht wieder aufgefunden worden ist, mit Innehaltung der dazu er⸗ forderlichen Genauigkeitsgrenzen in der Rechnung und mit Rücksicht auf die fernerhin erfolgten größeren Störungen bis zum Jahre 1872 ausgedehnt werde, um neue Aufschlüsse über die noch nicht aufgeklärte Beziehung dieses Kometen zu dem nach Klinkerfues' Anzeige von Pogson aufgefundenen kometenartigen Objekt zu erhalten. Es wird dabei Gewicht darauf gelegt, daß die Störungswerthe in der einzureichenden Abhandlung nicht nur in ihrer Gesammtwirkung von einer Erscheinung zur anderen, sondern wenigstens für die hauptsächlich in Betracht kommenden Planeten Erde und Jupiter in den End⸗ resultaten in geeigneten Abständen für den ganzen Zeitraum mitgetheilt werden, um zu Zeiten der wiederholten großen Annäherungen des Kometen die Wirkungen einzeln erkennen zu können; ferner dürfte noch die Frage zu erörtern sein, ob die von Winnecke besprochenen Anzeichen einer schon im Jahre 1805 angedeuteten Duplicität des Kometen (siehe Vierteljahrsschrift der Astronomischen Gesellschaft Jahrgang 15) bei der gesonderten Behandlung der Bewegung der beiden Komponenten eine Bestätigung finden.
Es wird hierbei daran erinnert, daß nach statutarischer Be⸗ stimmung bei der Stellung und der Bearbeitung der Beneke'schen Aufgaben das Gebiet der sogenannten spekulativen Philosophie zu vermeiden ist.
Bewerbungsschriften sind entweder in deutscher oder in lateinischer oder in französischer oder in englischer Sprache, auf dem Titelblatt mit einem Spruche versehen, bis zum 31. August 1892 an uns einzusenden. Der Bewerbungsschrift ist ein versiegelter Brief beizugeben, welcher auf der Außenseite mit dem Spruche der Abhandlung bezeichnet ist und innerhalb Namen, Stand und Wohnort des Verfassers ang ebt. In anderer Weise darf der Name des Ver⸗ fassers nicht angegeben sein. — Auf dem Titelblatte der Arbeit muß ferner die Adresse bezeichnet sein, an welche die Arbeit für den Fall, daß sie nicht preiswürdig befunden wird, zurückzusenden ist. — Der erste Preis beträgt 1700 ℳ, der zweite 680 ℳ — Die etwaige Zuer⸗ kennung dieser Preise erfolgt am 11. März 1893, dem Geburtstage des Stifters, in öffentlicher Sitzung der philosophischen Fakultät zu Göttingen. — Die gekrönten Arbeiten bleiben unbeschränktes Eigen⸗ thum der Verfasser. — Die Preisaufgaben, für welche die Be⸗ werbungsschriften bis zum 31. August 1890 und bis zum 31. August 1891 einzusenden sind, finden sich in den Nachrichten von der König⸗ lichen Gesellschaft der Wissenschaften und der Georg⸗August's⸗ Universität zu Göttingen im Jahrgange 1888 auf Seite 132 und im Jahrgange 1889 auf Seite 345.
Göttingen, den 1. April 1890. Die philosophische Fakultät. Der Dekan. C. A. Volquardsen.
vürse TISS
Parlamentarische Nachrichten.
Schlußbericht der vorgestrigen (8.) Sitzung des Reichstages. Fortsetzung der ersten Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Abänderung der Gewerbeordnung.
Abg. Dr. Hartmann: Was der Vorredner über die poli⸗ tische und soziale Gleichberechtigung sagte, unterschreibe ich auch. Im Uebrigen beabsichtigte er, uns ein Präludium für den freisinnigen Gesetzentwurf über die Berufsvereine vorzutragen. Dieser Entwurf, wie der des sozialdemokratischen Abg. Auer u. Gen. kommt aber erst später zur Verhandlung. Was uns hier vorgelegt ist, ist ein Werk des Friedens im eminentesten Sinne. Der Vorredner nahm die Miene an, als ob die Thaten des Reichstages auf dem Gebiete der Arbeiterschutz⸗ Gesetzgebung wesentlich oder gar allein das Verdienst der freisinnigen Partei seien. Dem muß ich widersprechen. 1869 wurde bei der Berathung der Gewerbeordnung auf dem Gebiete des Arbeiterschutzes nicht von den Freisinnigen, sondern von den Mitgliedern des Centrums und der konser⸗ vativen Fraktion vorwärts gedrängt. Ich erinnere an die Anträge von Stumm und von Helldorff vor 12 Jahren. Die Freisinnigen waren die Letzten, welche ihren Widerspruch da⸗ gegen aufgaben und sich aus dem Banne des Manchesterthums befreiten und zwar zunächst nur mit einem weißen Sperling, dem früheren Abg. Halben. Die Vorlage schließt sich im Wesentlichen an das an, was der Reichstag wiederholt mit großer Mehrheit angenommen hat. Nach der Rede des Abg. Schrader fürchte ich aber, daß die Einzelberathung nicht so glatt abgehen wird. Es klang noch ein Ton aus alter Zeit durch diese Rede. Wir können ni ht einzelne Bestimmungen herausstreichen
Berlin, Montag, den 19. Mai
1890.
ohne daß die Einheitlichkeit des Ganzen verloren geht Die Bestimmungen über den Kontraktbruch und die Auswüchse des Koalitionsrechts gehen mit denen über den Arbeiterschutz Hand in Hand; denn dem Arbeiterschutz steht der Schutz der Arbeit⸗ geber gegenüber, und die letzteren sind nach der Entwickelung der Dinge des Schutzes dringend bedürftig. Bezüglich der Sonntagsruhe ist zu prüfen, ob die Dauer und namentlich der Beginn der Ruhezeit richtig gewählt ist. Bezüglich der Be⸗ fugnisse der Verwaltungsbehörden habe ich auch einzelne Be⸗ denken, aber ohne weitgehende Vollmachten für die Verwal⸗ tung geht Derartiges nicht. Der Vorredner will die Voll⸗ machten dem Reichskanzler statt dem Bundesrath ein⸗ räumen. Dem muß ich widersprechen, denn in dem letzteren, dem Kollegium der Vertreter der Bundesregierungen, ist eine solche Fülle von Kenntniß und Erfahrungen auf jedem Gebiet vereint, wie man an keiner anderen Stelle findet. (Zwischen⸗ ruf links.) Ja, Sie sprechen sich allerdings für die Vorlage aus, werfen ihr aber im Einzelnen Steine in den Weg, damit das Ganze fällt. Das ist immer die Taktik. Gegen die Beschränkung der Kinderarbeit in den Fabriken habe ich Bedenken, so lange nicht den Kindern in der Hausindustrie Schutz gegen die dort herrschenden und anerkannten Uebel⸗ stände gewährt wird. In der Hausindustrie werden die Kinder rücksichtsloser und unverständiger ausgebeutet als in den Fa⸗ briken. Die Bestimmungen über die Beschäftigung der Arbei⸗ terinnen über 16 Jahre bedürfen einer ganz besonders sorg⸗ fältigen Prüfung. Denn hier sprechen sehr schwerwiegende Interessen sowohl der Arbeiterfamilien als auch der bethei⸗ ligten Industrie mit. Im Interesse der Erhaltung der Ge⸗ sundheit der Nation muß die schonungslose Ausnutzung der weiblichen Arbeitskräfte verhindert werden. Im Großen und Ganzen wird hierin die Vorlage Annahme finden müssen. Die Befugniß des Bundesraths, in gewissen Fabrikations⸗ zweigen auch die Beschäftigung der Arbeiterinnen über 16 Jahre in der Nachtzeit zuzulassen, geht auch uns zu weit, und wir werden in der Kommission eine Aenderung erwägen. In Bezug auf das Trucksystem ist nichts Wesent⸗ liches in der Vorlage geändert; es ist nur das Verbot desselben, das wir bereits gesetzlich haben, weiter ausgedehnt. Unseren Beifall finden die Bestim⸗ mungen, nach welchen die jugendlichen Arbeiter wieder mehr unter die Zucht des Arbeitgebers und der Eltern gebracht werden. Für die Ausbildung der Arbeiterinnen im Hauswesen müssen da, wo viel Frauen beschäftigt sind, Haushaltungs⸗ schulen neben den Fortbildungsschulen sorgen. Die Einrich⸗ tungen für die Sicherheit und Gesundheit der Arbeiter, sowie für die Wahrung der Sittlichkeit und des Anstandes sind eigentlich selbstverständliche Dinge, die ein einsichtsvoller Arbeitgeber auch ohne gesetzlichen Zwang treffen wird. Aber gleichwohl sind in manchen Fabriken nicht erfreuliche Zustände vorhanden, und daher ist es nützlich, daß das Gesetz eine Art Regulativ da⸗ für aufstellt, welches die Unternehmer anleitet zu dem, was sie zu thun haben, und den Behörden ein Maß Des⸗ jenigen giebt, was sie zu fordern berechtigt sind. Nützlich sind auch die Bestimmungen über die Arbeitsordnungen, welche allerdings schon vielfach vorhanden sind. Alle diese Bestim⸗ mungen über den Arbeitsschutz gewinnen dadurch an Bedeu⸗ tung, daß ihre Ausdehnung auf die Hausindustrie vor⸗ behalten ist. Damit wächst aber der Wirkungskreis der Gewerbeinspektoren. Wenn diese auch dem Handwerk und der Hausindustrie ihre Wachsamkeit, ihre Hülfe und ihren Rath zuwenden sollen, dann muß eine Vermehrung der⸗ selben eintreten, die ja auch in Aussicht gestellt ist. Daß die Sonntagsruhe auch für das Handelsgewerbe eingeführt werden soll, begrüße ich mit besonderer Freude, da dafür ein großes Bedürfniß vorliegt. Die rinzipale haben auch nichts dagegen, wenn alle ihre Konkur⸗ renten gleichfalls die Geschäfte am Sonntag schließen. Es ist zu erwägen, ob nicht auch den jugendlichen und weiblichen Arbeitern im Handelsstande der ganze Schutz dieses Gesetzes zu Theil werden soll. Wo bleiben nun aber die Arbeitgeber! Diesen sind durch die Arbeiterversicherungs⸗Gesetze große Lasten auferlegt, die am schwersten von den kleineren und mittleren Gewerbetreibenden empfunden werden, umsomehr, als sie keinen Dank und Anerkennung dafür haben. Was thut nun der Gesetzentwurf auch zum Schutz des Arbeitgebers? Das Wichtigste dieser Vorlage liegt auf dem Ge⸗ biet des Kontraktbruchs und der Arbeitseinstellung. Der Vorredner hat zu meinem größten Erstaunen sich dagegen ausgesprochen, daß auf diesem Gebiet etwas geändert werde. Ich glaube, daß einer der Hauptelagen und Beschwerden unserer Arbeitgeber Genüge ge⸗ leistet und der vielfach auftretende, Aergerniß erregende Unfug beschränkt und beschnitten werden muß. Das Häßlichste in unseren Arbeiterverhältnissen ist diese schnöde Nichtachtung des Rechts, die massenhafte Arbeitseinstellung ohne Gründe und der schmähliche Terrorismus der strikenden Arbeiter gegen ihre Kameraden, die weiterarbeiten wollen, und gegen die Arbeit⸗ geber. Wir können nicht zugeben, daß hier zu weit gegangen ist, im Gegentheil, man hält den Schutz, welchen der §. 121 gegen den Kontrattbruch giebt, nicht für ausreichend. Die wohlwollende Absicht des Gesetzentwurfs ist ja klar, aber die Ausführung läßt doch zu wünschen übrig. Uebrigens behandelt der Gesetzentwurf Arbeit⸗ eber und Arbeiter in Bezug auf den Kontrakt⸗ eich paritätisch, die sozialdemokratischen Gesetzentwürfe thun dies nicht. Der Arbeitgeber, der einen Kontraktbruch bisher beging, konnte verklagt und verurtheilt werden, während der kontraktbrüchige Arbeiter sich in die Büsche schlug und keine Entschädigung leistete. Die Buße, welche in diesem Gesetz an die Stelle der Entschädigung treten soll, ist ja eine sehr ge⸗ ringe. Was die Bestrafung der Verleitung zum Kontrakt⸗ bruch durch widerrechtliche Mittel betrifft, so verstehe ich nicht, wie man im Namen der Freiheit eine solche Tyrannei, wie sie sich durch körperlichen zwang oder durch andere Drohungen irgendwie vertheidigen kann. In Bezug auf das Strafmaß halte ich ein Minimum von einem Monat für vollkommen berechtigt, ebenso, daß das gewohnheitsmäßige Vornehmen derartiger Dinge unter
kennzeichnet,
schwere Strafe gestellt wird. Der Begriff „gewohnheitsmäßig“ ist längst in die Gesetzgebung eingeführt, und die Behörden werden damit fertig werden wie bisher. Ebenso bin ich dafür, daß die gleichen Strafvorschriften Anwendung finden auf Den⸗ jenigen, welcher die Arbeiter zur widerrechtlichen Einstellung der Arbeit oder den Arbeitgeber zur widerrechtlichen Entlassung von Arbeitern auffordert. Diesen Aufforderungen sind oft Ausschreitungen und Gefährdungen des öffentlichen Friedens und der Ordnung zuzuschreiben. Man muß hier die Humanität nicht zu weit treiben. Wenn der Vorredner meint, das Ver⸗ bot einer solchen Aufforderung würde die Dinge in das Ver⸗ borgene treiben, so läßt sich derselbe Einwand auf jedes Verbot anwenden. Diese Aufforderung ist aber auch nicht mehr so schädlich, wenn sie geheim geschieht. Nun ist nicht zu leugnen, daß auch durch diese Vorlage den Arbeit⸗ gebern schwere Opfer zugemuthet werden. Sie mögen aber bedenken, daß diese Opfer nicht allein dem Arbeiter, sondern mittelbar dem Vaterlande und auch ihnen selbst wieder zu Gute kommen. Durch die bisherige soziale Gesetzgebung haben wir etwas erreicht, was noch niemals dem Arbeiterstande gegeben worden ist. Die Opfer, welche damals von der Ge⸗ sammtheit und von den Arbeitgebern übernommen worden sind, werden ihre Früchte tragen. Die ganze Kulturwelt hat davon einen Gewinn. Andere Staaten sind uns bereits nach⸗ gefolgt, andere schicken sich an, es zu thun. Die Aera Wilhelm I. ist abgeschlossen, eine neue Aera ist angebrochen in verheißungs⸗ vollem Maße durch die Erlasse Sr. Majestät des Kaisers vom 4. Februar dieses Jahres. Nachdem die Arbeiter vor Sorgen und Bedrängnissen geschützt sind, handelt es sich nun darum, auch ihre Gesundheit, Sittlichkeit, Kraft und Arbeitsfreudigkeit zu schützen. Mit dieser Vorlage übernehmen wir die Führung; das muß uns mit besonderer Freudigkeit erfüllen. Wir werden, wenn wir dieses Gesetz zu Stande gebracht haben, etwas gethan haben, was bisher in dieser Ausdehnung noch nirgends geschehen ist. .
Abg. Graf von Galen: Dieser Gegenstand ist nicht neu. Bereits im Jahre 1877 hatte ich die Ehre, Ihnen einen Antrag des Centrums zu unterbreiten und ein allgemeines sozial politisches Programm zu entwickeln. Wir forderten da⸗ mals schon die Regierung auf, mit den Grundsätzen des laisser faire, laisser aller und der uneingeschränk⸗ ten Gewerbefreiheit und Freizügigkeit zu brechen, weil sonst eine Arbeitergesetzgebung nicht wirksam sein könne. Der von Gott und seinen Gesetzen losgelöste Egoismus hat sich dieser Freiheit bemächtigt, und hierdurch ist die bestehende Ordnung in ihren Fundamenten bedroht. An diesen Grund⸗ sätzen hat das Centrum festgehalten trotz der ablehnenden Haltung der Regierung und Anfangs auch des Reichstages. Durch das thatsächliche Eingreifen Sr. Majestät ist heute eine Wendung eingetreten, deren Resultat in dieser Vorlage uns vorliegt. Wir begrüßen deshalb dieselbe mit großer Freude. Die Hauptsache ist für uns der Schutz der Sonntagsruhe. Das Gesetz will den Unterthanen die Freiheit gewähren, den Sonntag nach den Geboten Gottes und seiner Kirche zu feiern. Wir erkennen darin die Durchbrechung eines Prinzips, welches bisher geherrscht hat. Schutz der Familie und demgemäß der Ehe schließt sich an die Sonntagsruhe enge an. Dies kann aber nur erreicht werden, wenn die Kirche und ihre Tochter, die Schule, frei ist und sie ihre alten Rechte wiederbekommt. Geschieht dies nicht, so ist alle Arbeit hier vergeblich.
Abg. Miquel: Wir haben es gewiß Alle mit großer Freude begrüßt, wenn der Kaiser entschlossen den großen Schritt gethan hat, eine Konferenz aller europäischen Kultur⸗ staaten zu berufen, um gemeinsam die hier vorliegenden Fragen zu beantworten. Einige Länder, beispielsweise Oester⸗ reich und die Schweiz, sind uns schon erheblich voraus. Es hat also gar kein Bedenken, auch ohne daß unmittelbar diese internationale Konferenz einen Erfolg gehabt hätte, bereits diese Vorlage als eine nationale zur Verabschiedung zu bringen. Ich glaube nicht, daß diese Vorlage die deutsche Industrie in ihrem Wettringen mit den großen Konkurrenzländern in irgend einer Beziehung wesentlich schädigen vürde. Die Produktionsbedingungen in den verschiedenen Ländern in Bezug auf Klima, Kapitalreichthum, Geschicklichkeit der Ar⸗ beiter, Steuer⸗ und Zollverhältnisse ꝛc. sind an sich schon so groß, daß eine mäßige Verschiedenheit in Betreff des Arbeiter⸗ schutzes nur in sehr geringem Maße die Konkurrenzfrage be⸗ rührt. Eine zweite Bemerkung richtet sich an die deutschen Arbeitgeber. Es läßt sich nicht verkennen, daß gegenwärtig durch die Sozialpolitik den Arbeitgebern erhebliche Kosten erwachsen sind und daß eine gewisse Beunruhigung sich der Industrie bemächtigt hat. Im Interesse der Arbeit⸗ geber und Arbeiter muß immer die Grenze inne ge⸗ halten werden, daß durch gesetzliche Vorschriften die Produktion nicht 16“ lahm gelegt werden darf. Für die deutschen Arbeitgeber liegt aber in dieser Be⸗ ziehung wirklich keine Gefahr vor. Diese sozialpolitische Gesetzgebung ist mehr wie jede andere eine allmählich fort⸗ schreitende. Das ist auch für diejenigen eine Beruhigung, denen dieser Gesetzentwurf noch nicht weit genug geht. Aller⸗ dings müssen sich die gesammten Verhältnisse noch einer solchen neuen gesetzgeberischen Arbeit widersetzen. Alle diese Be⸗ stimmungen sind im Wesentlichen Zwangsbestimmungen. Wir verlassen das Gebiet der reinen, freien Entschließung bis zu einer gewissen Grenze. Auch auf anderen Gebieten erscheint ein solches Vorgehen zunächst ungewöhnlich und ruft Klagen über die Eingriffe ins SSehet. über das Reglementiren, über das Ueberwuchern der Polizei ꝛc. hervor. So geht es zum Beispiel beim Erlaß neuer Bauordnungen. Was im Anfang als lästiger Zwang erschien, wird nachher Sitte und Gewohnheit. Gerade so wird es dem Arbeitgeber mit dieser Vorlage gehen. Auch als der Staat anfing, die alten Feudalherren unter die Staatssouveränetät zu beugen, waren zuerst die Klagen über die Beschränkungen der alten deutschen Freiheit allgemein. Was die Vorlage selbst betrifft, so sind die Be⸗ stimmungen über die Sonntagsruhe, die Frauen⸗ und Kinder arbeit streitig nicht in materieller Hinsicht, sondern nur no bezüglich der Kompetenzverhältnisse ihrer Durchführung. Hr. Schrader hat eine Reihe von Bestimmungen der Vorlage