1890 / 121 p. 2 (Deutscher Reichsanzeiger, Tue, 20 May 1890 18:00:01 GMT) scan diff

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standen.

Aus deutschen Kreisen Londons erfahr wir, daß der seit einigen Jahren dort wohnhaft gewesene Kaufmann Bern⸗ hard Harfeld aus Mitau, welcher in 2 wegen Be⸗ truges und Urkundenfälschung strafrechtlich verfolgt wird, in

Folge eines von der deutschen Regierung gestellten Antrages

zu Anfang d. M. englischerseits ausgeliefert worden ist, um sich vor den Hamburger Gerichten wegen seines Treibens zu verantworten. Derselbe hatte mehrere Hamburger Firmen geschädigt, indem er bei wiederholten Besuchen in Hamburg sich dort als Agent eines angeblichen Millionärs Woroff in London einführte und gefälschte Wechsel und Checks begab, welche an die Ordre von Odheyn & Co. zu London ausgestellt und von dieser Firma an Harfeld indossirt waren. Welcher Zu⸗ sammenhang zwischen dieser Firma und Harfeld und zwischen Letzterem und Woroff bestand, wird die Untersuchung in Hamburg klarstellen. In London ist ein Millionär Woroff vollständig unbekannt. Dort war nur zu ermitteln, daß unter der Firma Nikolaus Alexander Woroff ein gewisser Willy Otto, welcher bis zum Jahre 1879 in Berlin gelebt haben und seit 1883 in London ansässig sein soll, Schwindelgeschäfte betrieben hat. Das Geschäfts⸗ lokal desselben fand sich eines Tages geschlossen, nachdem der Hauseigenthümer wegen der rückständigen Miethsforderung Zwangsvollstreckung in das Mobiliar ausgebracht hatte. Unter der Firma Odheyn u. Co. trieb ein gewisser Odheyn in Ver⸗ bindung mit einem Godfroy Schwindelgeschäfte. Die Beiden sind gleichfalls seit längerer Zeit spurlos verschwunden.

Da es nicht ausgeschlossen erscheint, daß Woroff sowohl wie Odheyn und Godfroy ihr schwindelhaftes Treiben, welches namentlich auch in Deutschland Opfer fand, fortzusetzen be⸗ müht sein werden, so sei hiermit vor diesen Leuten auf das dringendste gewarnt.

Die gestern von „W. T. B.“ angekündigte Berichtigung des Majors im Generalstabe Lieb ert bezüglich seiner angeblichen Aeußerungen über englische Offiziere in Ost⸗Afrika liegt nunmehr in den „Hamburger Nachrichten“, an welche sie gerichtet ist, vor und lautet folgendermaßen:

„Berlin, den 18. Mai 1890.

Die „Hamburger Nachrichten“ bringen in der Abendausgabe vom 16. d. M. (Nr. 116) einen Bericht über Aeußerungen, welche ich be⸗ züglich des Verhältnisses der Engländer und Deutschen in Öst⸗Afrika gemacht haben soll. 1 G

In dem Bericht heißt es: „Major Liebert ist der Ansicht, daß die Engländer von Wissmann und seiner Truppe das Schlimmste für ihre eigene Macht in Afrika fürchten. Das sei der wahre Grund der politischen Schwierigkeiten, die sie machten Die deutschen Offiziere genössen in dem schwarzen Erdtheil ein solches Ansehen und zugleich Liebe und Vertrauen, daß die Engländer vor dem Gedanken die bis jetzt kleine deutsche Macht in Afrika könnte sie und hren ganzen Einfluß in Afrika vollständig verdrängen, sobald sie sich weiter vermehren würde. Die Engländer seien allgemein verhaßt. Die englischen Offiziere, sagen sie (die Sudanesen), haben überall hinter uns gestanden, die deutschen gehen uns immer voran. Die Letzteren setzen bei jeder Gelegenheit ihr Leben ein. Die Engländer schonen dagegen das ihre.“

Die Angabe, daß ich diese Aeußerungen gethan habe, ist that⸗ sächlich unrichtig, und muß ich als deutscher Offizier Verwahrung dagegen einlegen, daß mir eine derartige unerhörte und unzutreffende Kritik gegen eine uns eng befreundete Nation und Armee unter⸗ stellt wird.

Auf Grund des §. 11 des Reichsgesetzes über die Presse vom 7. Mai 1874 ersuche ich die geehrte Redaktion, vorstehende Berich⸗ tigung in die nächste Nummer ihres Blattes aufzunehmen.

S Major im Generalstabe.“

Der Königlich württembergische Bevollmächtigte zu Bundesrath, Präsident des Staats⸗Ministeriums Dr. Freiherr von Mittnacht ist von Berlin wieder abgereist und der Bevoll⸗ mächtigte zum Bundesrath, Landes⸗Direktor des Fürstenthums Waldeck und Pyrmont von Saldern hier angekommen.

Der neuernannte Regierungs⸗Assessor von Lamprecht ist dem Königlichen Polizei⸗Präsidium zu Berlin und der Re⸗ gce dlfleslos Dr. Türcke der Königlichen Regierung zu

anzig überwiesen worden.

Die Regierungs⸗Referendare Dr. jur. Schnabel aus Wiesbaden, Paul Wagner aus Marienwerder, Kreth aus Gumbinnen, Dr. jur. Hoffmann aus Marienwerder und Richard Tuercke aus Magdeburg haben am 17. d. M. die weite Staatsprüfung für den höheren Verwaltungsdienst be⸗

Der „Marinebefehl“ bringt folgende Mittheilungen über

Schiffsbewegungen. (Das Datum vor dem Orte bedeutet

Ankunft daselbst, nach dem Orte Abgang von dort):

S. M. Vermefffhrzg. „Albatroß“ 12 /5. Wilhelmshaven. (Post⸗ station: Wilhelmshaven.) S. M. S. „Alexandrine“ 13./3. Auckland 16./4. 25./4. Apia 1/5. (Poststation: Sydney Australien].) S. M. S. „Ariadne“ 19./4. Havanna 24./4. 8,/5. Norfolk (Virginia.) (Poststation: Norfolk Virginia.) S. M. S. „Blücher“ Kiel.

oststation: Kiel.) S. M. S. „Carola“ 17./2. Sansibar. (Post⸗ station: Sansibar.) S. M. Av. „Grille’“ 24./4. Kiel 3/5. 3/5. Flensburg 5./5. 5./5. Sonderburg 5./5. 7./5. Danzig 10/5. 11/5. Stettin 12./5. 14/5. Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Krzr. „Habicht“ 4./3. Capstadt 15./4. 4./5. St. Paul de Loanda 10./5. Kamerun. (Poststation: Kamerun.) S. M. Fhrzg. „Hay“ Wil⸗ helmshaven. S. M. PYacht „Hohenzollern“ 26./4. Kiel. (Post⸗ station: Kiel.) S. M. Knbt. „Hyäne“ 18./1, Kamerun. (Post⸗ station: Capstadt) S. M. Av. „Jagd“ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Knbt. „Iltis“ 25./4. Amoy 26/4. 30./4. Pagoda Anchorage 4./5. 6/5. Tamsui 9./5. 9./5. Keelung 12./5. Yokohama. (Poststation: Hongkong.) S. M. Fhrzg. „Loreley“ 24./4. Alexandrien 3 /5. 6./5. Jaffa 7./5. 7/5. Haiffa 8./5. 9./5. Beirut 12./5. Adrachan. (Poststation: Konstantinopel)) S. M. S. „Luise“ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. S. „Mars“ Wilhelmshaven. (Poststation: Wilhelmshaven.) S. M. Pzfhrzg. „Mücke“ Wilhelms⸗ haven. (Poststation: Wilhelmshaven.) S. M. Fhrzg. „Nachtigal“ Kamerun. (Poststation: Kamerun.) S. M. Vermessfhrzg. „Nautilus“ 30./4. Kiel 12./5. 14./5. Kiel. (Poststation: Kiel.) S M. S. „Niobe“ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. S. „Nixe“ Kiel 1./5. Swinemünde 7 /5. 13//5. Danzig. (Poststation: Ktel.) S. M. Fhrzg. „Otter“ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Minenschulschiff „Rhein“ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Brigg „Rover“ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Krzr. „Schwalbe“ 19./4. Sansibar. (Poststation: Srn8 S. M.

hrzg. „Siegfried“ Kiel. (Poststation: Kiel.) S. M. Krzr.

- 1./11. Sansibar 22./4. Melbourne. (Poststation:

dney [Australien].) „S. M. Krzkorv. Victoria“ 8./5. Wilhelms⸗ haven 12./5. (Poststation: Wilhelmshaven.) S. M. Knbt. „Wolf“ 0./4. Yokohama 4./5. 6./5. Hiogo 13./5b. (Poststation: Hong⸗ kong.) Kreuzer⸗Geschwader: S. M. S. „Leipzig’ (Flagschiff) 6./4. Dokohama 4./5. 6./5. Hiogo 13./5. 15./5. Nagasaki 18./5. Shanghai. (Poststation: Singapore.) S. M. S. „Sophie“ 22./3. Hongkong. (Poststation: Singapore.) Manöverflotte: 1. Division

ist gestern Abend von hier nach Stuttgart

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( vergeschwader): S. M. Pzsch. „Baden (Flaggschiff), S. M. Pasch. „Bayern“ Kiel, S. M. Pzsch. „Oldenburg“ Wilhelmshaven 2/5. 5,5. Kiel, S. M. Pzsch. „Württemberg“, S. M. Av. „Zieten“ Kiel, 2. Division (Uebungsgeschwader): S. M. P „Kaiser“ (Flaggschiff), S. M. Pzsch. „Deutschland“ Kiel, S. M. zsch. „Friedrich der Große, S. M. Pzsch. „Preußen“ Wilhelms⸗ aven 8 /5. 11./5. Kiel. S. M. S. „Jrene“ Kiel, S. M. Av. „Pfeil“ 1./5. Kiel. (Poststation: Kiel.) Torpedoboots⸗ lottille: S. M. Av. (Flottillenfahrzeug), S. M. Torpedo⸗Divisionsboot „D 1*, S. M. Torpedoboote „S 9‧, „S 10˙‧, „S 11“*, „S 12“‧, „S 13 %„ „S 14“ (1,. Torpedoboots⸗Division) Kiel und Ostsee. S. M. Torpedo⸗Divisionsboot „D 5“, S. M. Torpedoboote „S 21“‧, „8 38“, 8 42“, 8 43“, 45-, 46“ (2. Torpedoboots⸗ Division) Kiel und Ostsee. (Poststation: bis 21./5. Kiel, vom 22./5. ab Danzig.)

. der Ersten Beilage zur heutigen Nummer des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ wird der „Fünfte Nachtrag zu den Statuten der Feuerschaden⸗Versicherungs⸗ Gesellschaften für die Städte und Flecken und das platte Land des Fürstenthums Ostfriesland und des Harlinger⸗ landes zu Aurich“ veröffentlicht.

Bayern.

München, 19. Mai. Die feierliche Beisetzung der verstorbenen Erbprinzessin Helene von Thurn und Taxis findet, der „Allg. Ztg.“ zufolge, zu Regensburg am Dienstag, Vormittags 11 Uhr, in der Fürstlich Taxis'schen Gruftkapelle statt. Am Mittwoch, Vormittags 11 Uhr, ist Gottesdienst in der Stiftskirche St. Emmeran. Die kirchlichen Funktionen werden durch den Bischof von Senestrey vorgenommen. An Se. Durchlaucht den Fürsten Albert von Thurn und Se sind außer⸗ ordentlich zahlreiche Beileidsschreiben und Telegramme ein⸗ gelaufen.

Staats⸗Minister Freiherr von Crailsheim, welcher von Berlin hier wieder eintrifft, wird sich nach Ulm zu den Münsterfeierlichkeiten begeben.

Eine Deputation aus Oberammergau, mit dem Bürgermeister Lang an der Spitze, hatte vor einigen Tagen Audienz bei Sr. Königlichen Hoheit dem Prinz⸗ Regenten, um denselben zum Besuch einer Vorstellung ein⸗ zuladen. Desgleichen ergingen an sämmtliche Prinzen des Königshauses und an den Deutschen Kaiser Einladungen.

„Das Befinden des schwer erkrankten Erzbischofs Friedrich von Bamberg ist ein hoffnungsloses.

Württemberg.

(†) Stuttgart, 19. Mai. Vorgestern Nachmittag 5 ½ Uhr traf Se. Kaiserliche Hoheit der Großfürst Nikolaus Nikolajewitsch von Rußland, Bruder Ihrer Majestät der Königin, von Nizza kommend, zum Besuche Ih rer Majestäten hier ein und nahm im Königlichen Residenz⸗ schlosse Wohnung. Im Gefolge Sr. Kaiserlichen Hoheit be⸗ fanden sich der Wirkliche Staatsrath Andreeff, der General⸗ Major Orloff und die Adjutanten Oberst Evreinoff, Oberst Suchanoff⸗Podkolzin, Graf Fersen und Lieutenant Denissoff.

Gestern Nachmittag fand für den Großfürsten bei den Majestäten in der Königlichen Villa ein Diner statt, zu welchem u. A. die Suiten Sr. Kaiserlichen oheit, der Kaiser⸗ lich russische Gesandte Baron von Fredericks und der erste Gesandtschafts⸗Sekretär, Staatsrath von Silvansky mit Ge⸗ mahlinnen sowie der russische Propst von Basaroff eingeladen waren.

Heute früh 7 Uhr 17 Minuten ist der Großfürst mit dem Gefolge wieder von hier abgereist.

Im Laufe der letzten Woche hatten die Ehre, zur König⸗ lichen Tafel geladen zu werden: Ihre Durchlauchten der Fürst und die Fürstin von Hatzfeldt⸗Trachenberg, die Marquise Guiccioli, Graf und Gräfin von Benckendorff und Graf Paul von Benckendorff; ferner General⸗Major Freiherr Schott von Schottenstein und Oberst Freiherr von Schlotheim mit Gemahlinnen, Frau Generalin Gräfin von Scheler mit Töchtern, Frau Ober⸗Hofprediger Hoffmann, geb. Gräfin von Görlitz, Gräfin Alice von Zeppelin⸗Aschhausen, Freiin Elise von König, Frau von Stockhausen mit Tochter u. VJN.

Mecklenburg⸗Schwerin.

Schwerin, 19. Mai. Wie den „Mecklenb. Nachr.“ aus Meran gemeldet wird, hat sich Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin⸗Mutter während des Kuraufenthalts da⸗ selbst sehr erholt und erfreut sich besten Wohlbefindens. Ihre Königliche Hoheit gedenkt morgen von Meran nach Baden⸗ Baden abzureisen. 1“ Sachsen⸗Weimar⸗Eisenacch.

Weimar, 19. Mai. (Weim. Ztg.) Ihre Königliche Hoheit die Frau Prinzessin Herrmann von Sachsen⸗ Weimar nebst Ihrer Hoheit der Prinzessin Olga haben heute Nachmittag die Rückreise nach Stuttgart wieder an⸗ V““ ö111“ Ihre Fhütgich⸗ erg

Anhalt. 5 (Anh. St.⸗A.)

Dessau, Hoheit die Prinzessin Wilhelm von Württem

abgereist. ““

8 h1 Oesterreich⸗Ungarn.

Wien, 19. Mai. Kaiser und König empfing heute den Bürgermei ter Prix, welcher das Beileid der Wiener Bevölkerung an dem Ableben der Schwester der Kaiserin, der Erbprinzessin von Thurn und Taxis ausdrückte und gleichzeitig für die Sanktionirung des Gesetzes, betreffend die Reform der Wiener Verzehrungssteuer, dankte. Se. Majestät erwiderte, er wisse, daß die Bewohner der Stadt Wien an allen Vorgängen im Kaiserhause den innigsten Antheil nähmen; was die Reform der Verzehrungs⸗ steuer angehe, so hoffe er, dieselbe werde für Wien von Nutzen sein.

20. Mai. (W. T. B.) Wie die „Wiener Zeitung“ meldet, hat der Kaiser und König dem diesseitigen Gesandten am bayerischen Hofe Fürsten Wrede die Geheimrathswürde verliehen.

Der Minister⸗Präsident Graf Taaffe begiebt sich im Laufe dieser Woche nach Prag zur Theilnahme an den Besprechungen über die Landtagswahlreform des böhmischen Großgrundbesitzes, welche bei den letzten Wiener Nachkonferenzen in Aussicht genommen worden waren.

Prag, 19. Mai. (W. T. B.) Der Landtag wurde heute von dem Oberst⸗Landmarschall Fürsten Lobkowitz

(W. T. B.) Se. Mefctc der

mit einer theils in böhmischer, theils in deutscher Sprache gehaltenen Rede eröffnet, in welcher er die deutschen Abgeord⸗ neten auf das Wärmste begrüßte und der freudigen Genug⸗ thuung darüber Ausdruck gab, daß sämmtliche Vertreter der deutschen Bezirke erschienen seien. Mit dem Wiedereintritt dieser Abgeordneten sei ein entschiedener Schritt auf der Bahn der Ver⸗ ständigung geschehen; wie sie loyal eingetreten seien, so werde man ihnen loyal entgegenkommen. Was die Ausgleichsvor⸗ lagen angehe, so werde bei Berathung derselben zu Tage treten, daß die durch sie geschaffenen Einrichtungen keine der beiden Nationalitäten irgendwie schädigen. Der Zweck des gegenwärtigen Landtages sei, eine Milderung der nationalen Gegensätze herbeizuführen, sowie ein dauerndes friedliches Wirken der Bruderstämme. Die Verständi ung sei unter den Auspizien des Kaisers erfolgt. Der Redner schloß mit enthusiastischen dreimaligen Hoch⸗ und Slavarufen auf den Kaiser und König, in welche das ganze Haus einstimmte. Auf der Tagesordnung der nächsten Sitzung, welche morgen stattfindet, steht die Berathung sämmtlicher Ausgleichsvorlagen. Peterwardein, 19. Mai. (W. T. B.) Der Militär⸗ Attaché der russischen Botschaft in Wien Oberst⸗Lieutenant Zujem begab sich heute, nachdem er den Uebungen eines ataillons des Infanterie⸗Regiments Nr. 61 beigewohnt, nach Karlowitz, wo er die Residenz des Patriarchen und die Kirche besichtigte und Mittags an dem Diner im Offizierskasino I eba. bei welchem der Regiments⸗ Commandeur Oberst Hoffmann auf den Kaiser von Oesterreich und den Kaiser von Rußland toastete und Oberst⸗ Lieutenant Zujew die vom Kaiser Alexander verliehenen Ordensauszeichnungen überreichte. Am Nachmittage fand ein Festschießen statt, bei welchem Oberst⸗Lieutenant Zujew auf die kameradschaftliche Freundschaft trank. Das in Temeswar garnisonirende zweite Bataillon des Regiments feierte das Regiments⸗Jubiläum durch ein Bankett, wobei der Corps⸗Kommandant Freiherr von Waldstaetten auf den Kaiser von Oesterreich, Oberst⸗Lieutenant Don⸗ hauser auf den Kaiser von Rußland toastete.

Großbritannien und Irland.

London, 19. Mai. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Oberhauses äußerte sich der Premier Marquis von Salisbury über den Sozialismus dahin, daß das Wort „Sozialismus“ etwas bedeute, was der Staat unternehmen solle und was eigentlich die Individuen selbst thun sollten, und dagegen müsse man auf der Hut sein, denn wenn dem Staate Lasten aufgebürdet würden, die seine Kräfte überstiegen, so würde eine nicht aufhörende Quelle von Ausgaben und von Korruption geschaffen werden. Die Sorge um Menschenleben und besonders um das Leben von Frauen und Kindern könne man jedoch nicht Sozialismus nennen. Manche sozialistische ö würden, falls sie zu Thatsachen werden sollten, die heftigste Reaktion hervorrufen. Immerhin würde durch die sozialistischen Projekte das Vorhandensein von Uebelständen ange⸗ deutet, wie sie die bezüglichen Erlasse des Deutschen Kaisers erwähnt hätten, und man sei verpflichtet, gen diese Uebelstände Abhülfe zu suchen und zu inden.

Im Unterhause erklärte der Unter⸗Staatssekretär Fergusson in Beantwortung einer bezüglichen Anfrage: die Einflußsphären Englands und Deutschlands in Ost⸗Afrika seien noch nicht geographisch definirt; das in der Depesche Lord Salisbury's an den englischen Botschafter Sir Malet in Berlin vom 2. Juli 1887 erwähnte Ein⸗ vernehmen sei in seinen Bestimmungen allgemein gewesen. Es sei ihm Nichts davon bekannt, daß die Ueberlassung des Landes der Bamangwatos an Deutschland bei den Besprechungen in Berlin sich in Erwägung befinde; die Besprechungen zwischen Sir Percy Anderson und dem deutschen Geheimen Legations⸗Rath Dr. Krauel bezögen sich auf Fragen in Ost⸗ und West⸗Afrika und seien durchaus vertrauliche; eine Vorlegung der bezüglichen Schriftstücke sei daher jetzt unthunlich. In jeder der Ab⸗ machungen, welche die Interessen der britischen Kolonien in Afrika berührten, werde den Ansichten dieser Kolonien volle Berücksichtigung zu Theil werden.

Auf Anordnung der Regierung werden am 2. Juni d. J. zwei Kanonenboote von geringem Tiefgang nach Afrika abgehen, um am Zambesi⸗Fluß Station zu nehmen.

20. Mai. (W. T. B.) Der deutsche Botschafter Graf von Hatzfeldt wurde gestern nach Schloß Windsor zur Königin befohlen und zur Königlichen Tafel geladen. Graf Hatzfeldt bleibt bis heute Gast der Königin.

Die Sitzung des Unterhauses dauerte von gestern Nachmittag 3 Uhr bis heute früh gegen 4 Uhr; trotzdem wurden nur zwei der früher vertagten Paragraphen des Budgetgesetzes erledigt. Der Kanzler der Schatzkammer Goschen erklärte: die Regierung sei entschlossen, trotz der Obstruktion ihre Vorlagen durchzuführen.

(A. C.) Der bekannte radikale Abgeordnete für Northampton Charles Bradlaugh ist ein entschiedener Gegner des achtstündigen Arbeitstages. Infolge⸗ dessen haben die Sozialisten beschlossen, bei den nächsten Parlamentswahlen einen Kandidaten gegen Bradlaugh aufzustellen. Der Name des Letzteren ist noch ein Geheimniß, an Geld für das Experiment soll es aber nicht mangeln. Die sozialdemokratische Föderation wird außer in den bisher in Aussicht genommenen Wahlkreisen auch in den Londoner Stadttheilen Bermondsey, Greenwich Sund Walworth bei den nächsten Parlamentswahlen Kandidaten aufstellen. Die Namen derselben werden schon genannt.

Gladstone hatte kürzlich hervorgehoben, daß er sich schon im Jahre 1832 zu Gunsten der Ueber⸗ weisung von kleinen Grundstücken an land⸗ wirthschaftliche Arbeiter zur Selbstbebauung ausgesprochen habe. Chamberlain erwidert seinem ehemaligen Führer auf dieses Selbstlob, daß Gladstone wenigstens in den 53 folgenden Jahren dieser platonischen Erklärung niemals praktische Ausführung gegeben habe. Die jetzige Regierung habe in der Richtung mehr geleistet als irgend eine frühere auch nur versprochen habe.

Frankreich.

Paris, 19. Mai. (Köln. Ztg.) Der zum Chef des Generalstabes der französischen Armee ernannte General Miribel hat an das VI. Corps, dessen Befehlshaber er bis⸗ her war, einen Tagesbefehl gerichtet, worin es heißt: Ihr wißt, wie sehr ich Euch zugethan war, welches Vertrauen ich zu Euch hatte und welche Hoffnungen für die Zukunft Eure Tapferkeit und Eure Manneszucht in meinem Herzen wach riefen

Seid sicher, daß ich Euch niemals vergessen werde. Obgleich getrennt, werden wir fortfahren, für das nämliche Ziel zu arbeiten, d. h. für die Größe unseres Landes, und am Tage, wo es vertheidigt werden muß, werdet Ihr mich wieder an Eurer Seite finden.

Algier, 20. Mai. (W. T. B.) Gestern plünderten Araber am Markttage in Guelma israelitische Ver⸗ kaufsläden und überfielen die Besitzer, welche sich wider⸗ setzten, sodaß Militär einschreiten mußte. Drei Araber wurden getödtet, ein Polizei⸗Agent verwundet und etwa 100 Verhaftungen vorgenommen. Aehnliche, jedoch minder ernste Vorgänge sollen in den letzten Tagen auch in Constantin .

Jemappes und Omed⸗Zenati vorgekommen sein.

Italien. 8 Rom, 19. Mai. (W. T. B.) Die Deputirten⸗ kammer hat in zweiter Lesung den Antrag Imbriani's, eine Enquete über die Tabackverwaltung vorzu⸗ nehmen, mit großer Majoͤrität abgelehnt. Nach der Ab⸗ stimmung erklärte der Finanz⸗Minister: er werde alle die Tabackverwaltung betreffenden Dokumente aus eigenem An⸗ triebe der Budgetkommission vorlegen.

Schweiz.

Bern, 19. Mai. (W. T. B.) Der Bundesrath hat sich bereit erklärt, mit der deutschen Regierung in Ver⸗ handlungen einzutreten Behufs düsclaes eines neuen Niederlassungsvertrages. Diese Ver andlungen, welche bereits begonnen haben, finden in Bern statt. Der Bundes⸗ rath Droz ist bevollmächtigt worden, den Vertrag auf Grund der vom Bundesrath ertheilten Instruktionen, unter Vorbehalt der Ratifikation, abzuschließen.

Wie der „Bund“ meldet, hat der Bundesrath in einer

seiner letzten Sitzungen nach längerer, eingehender Berathung 1““ beschlossen, den eidgenössischen Räthen die evision des Art. 120 der Bundesverfassung in dem Sinne vorzuschlagen, daß 50 000 Schweizerbürger das Recht haben sollen, auf dem Wege der Initiative die Revision einzelner Artikel der Verfassung zu verlangen. Die Bundesgesetzgebung würde bezüglich der weiteren Ausführung dieses Verfassungsartikels das Erforderliche feststellen. Ueber die Frage, ob dieses Initiativrecht auch auf die Gesetzgebung 1“ solle, hat der Bundesrath noch nicht Be⸗ gefaßt.

Eine Delegation der „Association pour la suppression des maisons de jeux de hasard“ in Genf hat dem Bundes⸗ rath die Anzeige gemacht, daß in Genf nicht weniger als sechs Spielhäuser oder Spielhöllen existiren, welche sich unter der Benennung „cercles“ verbergen, aber ihr Leben ausschließlich oder fast ausschließlich aus dem Ertrag von Hasardspielen fristen. Der Bundesrath hat daher die Re⸗ gierung des Kantons Genf eingeladen, hierüber Unter⸗ suchungen anzuordnen und eventuell diejenigen Maßregeln zu treffen, welche geeignet sind, dem Art. 35 der Bundes⸗ verfassung Nachachtung zu verschaffen.

Asien.

„Japan. Nokohama, 19. Mai. (W. T. B.) Im Ministerium haben folgende Veränderungen statt⸗ gefunden. Es wurden zu Ministern ernannt: Graf Saigo Tsukumichi für das Innere, Yoshikawa Akimasa für den Unterricht, Kabayama Sukenori für die Marine, Mutsu für Ackerbau und Handel, Graf Oyama Iwao für den Krieg, Matsukata Masayoshi für die Finanzen und Graf Goto Shojiro für das Verkehrswesen.

In der heutigen (10.) Sitzung des Reichstages, welcher die Staats⸗Minister Dr. von Boetticher und Freiherr von Berlepsch nebst Kommissarien beiwohnten, wurde die erste Berathung des Gesetzentwurfs, betreffend die Abände⸗ rung der Gewerbeordnung, fortgesetzt.

Der Staats⸗Minister Freiherr von Berlepsch gab seiner Freude darüber Ausdruck, daß die Aufnahme der Vorlage bei allen Parteien keine ungünstige gewesen sei. Selbst der Redner der Sozialdemokraten sei mit verschiedenen Theilen der Vorlage einverstanden gevwesen. Ganz entschieden müsse er aber den Vorwurf des Abg. Grillenberger zurückweisen, daß der Bundesrath die Kaiserlichen Erlasse nicht voll zur Ausführung in dem Gesetzentwurf bringe, sondern sich bei der Aufstellung des⸗ selben von der Unternehmerpresse und dem Unternehmergeist r beeinflussen lassen. Die Regierungen könnten nicht einfach

estimmungen Sr. Majestät des Kaisers unter den Tisch fallen lassen. Die Vorlage sei vollständig unabhängig von politischen Parteimeinungen. Bei der günstigen Aufnahme der Vorlage werde hoffentlich in der Kommission eine Einigung erzielt werden. Im Einzelnen handle es sich ja nicht um prinzipielle Fragen, sondern um Zweckmäßigkeitsfragen, die wohl leicht gelöst werden könnten. Schwerer werde die Verstän⸗ digung über die 8 124 und 153 sein, indessen sei es durchaus nothwendig, Ausschreitungen der Arbeiter eine Kscblich Schranke zu ziehen, besonders der zunehmenden Zuchtlo igkeit jugendlicher Arbeiter, der Vergewaltigung nicht strikender Ar⸗ beiter durch ihre strikenden Kollegen und der fast zur Regel gewordenen völligen Mißachtung der kontraktlichen Bestim⸗ mungen. Der Maximalarbeitstag sei ein diskutirbarer Gegenstand, indessen sei sorgfältig zu prüfen die Einwirkung desselben auf das Budget des Arbeiters und auf die Kon⸗ kurrenzfähigkeit unserer Industrie gegenüber dem Auslande. Hier sei jedenfalls eine internationale Vereinbarung noth⸗ wendig. Einen Mayximalarbeitstag für die Frauen schlage die Vorlage bereits vor, die Arbeitszeit werde je nach den besonderen Bedürfnissen der einzelnen Industriezweige zu regeln sein. Wenn die Fabrikinspektoren auch die Haus⸗ industrie überwachen sollten, müßte ihre Zahl bedeutend ver⸗ mehrt werden; für das Königreich Preutzen könne er eine solche Vermehrung bereits in Aussicht stellen. 1 Bei Schluß des Blattes sprach der Minister weiter.

In der heutigen (63.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher der Minister des Innern Herrfurth beiwohnte, stand zunächst der Gesetzentwurf, betreffend die Feststellung eines Nachtrags zum Staats⸗ haushalts⸗Etat für das Jahr vom 1. April 1890/91 (Uebernahme der neu verstaatlichten Eisenbahnen auf den Etat der Eisenbahnverwaltung) zur ersten und zweiten Berathung.

Auf eine Anfrage des Abg. Bödiker erklärte der Ministerial⸗Direktor Brefeld daß durch die Zutheilung der

unterelbischen Bahn zum Betriebsamte Harburg noch keine endgültige Entscheidung darüber getroffen sei, zu welchem Direktionsbezirk später bei Entwickelung des Verkehrs die Strecke geschlagen werden solle.

Dem Antrage des Abg. Bödiker auf kommissarische Be⸗ rathung widersprachen die Abgg. von Tiedemann (Bomst) und Graf zu Limburg⸗Stirum. Der Antrag des Abg. Bödiker wurde u“ und der Nachtrags⸗Etat der Budgetkommission überwiesen.

Es folgte die dritte Berathung des Nachtrags⸗Etats, betreffend die Erhöhung der Beamtengehälter. Mit der Generaldiskussion wurde die Berathung der von der Kommission und verschiedenen Abgeordneten beantragten Reso⸗ lutionen verbunden.

Die Budgetkommission beantragte:

„Die Königliche Staatsregierung aufzufordern:

1) Erwägungen dahin eintreten zu lassen, ob nicht eine allgemeine Einführung von Dienstaltersstufen für die Besoldungen der etats⸗ mäßigen Beamten sich empfiehlt;

2) die Vermehrung der etatsmäßigen Stellen im Verhältniß zu den diätarisch beschäftigten Beamten allgemein in Erwägung zu ziehen.“ 8

Hierzu liegen folgende Anträge vor:

1) Von dem Abg. Dr. Sattler:

I., an Stelle der Resolution 1 zu setzen: 1) Die Einrichtung der Dienstaltersstufen für die Besoldungen der Unter⸗ und Sub⸗ alternbeamten bei den sämmtlichen Staatsverwaltungen thunlichst durch den nächsten Etat einzuführen;

2) dem Etat derjenigen Verwaltungen, bei denen die Dienst⸗ altersstufen zur Einführung gelangt sind, jedesmal eine vollständige Uebersicht derselben für sämmtliche Kategorien von Beamten bei⸗ zufügen; 1

3) dem nächstjährigen Etat eine vollständige Uebersicht der ge⸗ zahlten Stellenzulagen unter Angabe der Grundsätze, nach denen dieselben eingeführt worden sind und weiter ausgedehnt werden sollen, hinzuzufügen.

II. Die Resolution 2 als Nr. 7 mit folgendem Zusatze anzu⸗ nehmen: „und dem nächstjährigen Etat eine vollständige Uebersicht der bei sämmtlichen Verwaltungen gezahlten Diätensätze anzufügen“.

2) Ferner beantragen der Abg. Dr. Arendt und Genossen folgende neue Resolution anzunehmen:

ein der nächsten Session den Erlaß eines die Gehaltsverhält⸗ nisse der Lehrer an öffentlichen Volksschulen und die Schulunter⸗ haltungspflicht durchgreifend regelnden Gesetzes herbeizuführen.“

Hierzu beantragt der Abg. Broemel folgenden Zusatz:

„jedenfalls aber im nächsten Etat die durch den anliegenden Nachtrags⸗Etat festgestellten Alterszulagen auf alle Lehrer und Lehrerinnen an öffentlichen Volksschulen auszudehnen“

Der Abg. Bachem (Mülheim) beantragt folgende neue Resolution:

„Auf die Gleichstellung der gleichartigen Beamten der ver⸗ schiedenen Verwaltungszweige allgemein Bedacht zu nehmen“

Hierzu beantragt der Abg. Broemel vor dem Wort „allgemein“ einzuschieben:

„durch Aufbesserung der Gehälter der geringer besoldeten Beamtenklassen.“

Ferner beantragt der Abg. Dr. Sattler, die Nr. 1 seines Antrages wie folgt zu fassen:

„Erwägungen darüber eintreten zu lassen, ob nicht eine allge⸗ meine Einführung der Dienstaltersstufen für die Besoldungen der etatsmäßigen Beamten sich empfiehlt, dieselben jedoch für die Be⸗ soldungen der Unter⸗ und Subalternbeamten bei den sämmtlichen. Staatsverwaltungen thunlichst durch den nächsten Etat zur Durch⸗ führung zu bringen.“

Der Abg. Broemel beantragt, hinter Nr. 2 der Kom⸗ missionsbeschlüsse einzuschalten:

eim nächsten Etat die durch den vorliegenden Nachtrags⸗Etat festgestellten Alterszulagen auf alle Lehrer und Lehrerinnen an öffent⸗ lichen Volksschulen auszudehnen.“

Endlich liegt folgender Antrag der Abgg. Burghardt Lauban) und Genossen vor:

„Die Königliche Staatsregierung aufzufordern, die durchaus nothwendige allgemeine Neuregelung der Beamtengehälter nicht auf Grund der zufälligen Ueberschüsse eines einzelnen Etatsjahres, son⸗ dern der Bedürfnißfrage entsprechend vorzunehmen und deshalb in dem Etat für 1891/92 diejenige allgemeine Aufbesserung der Beamtengehälter vorzusehen, welche erforderlich erscheint, um dem Beamtenthum in Preußen eine seinen Traditionen entsprechende Stellung unter Berücksichtigung der in allen Schichten der Gesell⸗ schaft verbesserten Lebenshaltung zu sichern.“

Abg. Graf von Kanitz erkannte den Grund der Noth⸗ wendigkeit der Gehaltserhöhung nicht in der Vertheuerung der Lebensmittel, sondern in der allgemein gesteigerten Lebenshaltung. Der Beamte würde seine soziale und gesell⸗ schaftliche Stellung nicht behaupten können, wenn sein Ein⸗ kommen nicht erhöht würde. Die Schutzzollpolitik trüge keine Schuld an der Erhöhung der Lebensmittelpreise. Redner suchte durch Zahlen nachzuweisen, daß die Schutzzollpolitik eher eine Verbilligung der nothwendigen Lebensmittel zur Folge gehabt habe. Dieselben Gründe, die für Erhöhung der Ge⸗ hälter der unteren Beamten sprächen, träfen auch für die mittleren und höheren Beamten zu; und successive würde man, sobald die Mittel vorhanden, auch ihre Gehälter auf⸗ bessern müssen. Um so mehr würde es aber nothwendig sein, die bisherigen Einnahmen festzuhalten. Zu tadeln und zu beseitigen sei das Unwesen des Repräsentirens, das in weiten Kreisen der Beamten um sich gegriffen habe. Beamte ohne entsprechendes Privatvermögen wären kaum noch in der Lage, in die höheren Stellen einzurücken und blieben lieber freiwillig in der unteren Stelle. Die altpreußische Sparsam⸗ keit und Einfachheit müsse erhalten bleiben, sonst würden alle Gehaltserhöhungen sich als unzulänglich erweisen. (Schluß des Blattes.)

(Die Schlußberichte über die gestrigen Sitzungen des Reichs⸗ tages und des Hauses der Abgeordneten befinden sich in der Ersten Beilage.)

Dem Reichstage ist der nachstehende Antrag der Abgg. Auer und Genossen zugegangen:

Der Reichstag wolle beschließen, dem nachstehenden Gesetzentwurf die verfassungsmäßige Zustimmung zu ertheilen.

Einziger Artikel.

In die Verfassung des Deutschen Reichs wird nach Artikel 23. nachfolgender Artikel eingefügt:

Artikel 23 a.

Der Reichstag hat das Recht, Behufs seiner In⸗ formation Kommissionen zur Untersuchung von That⸗ sachen zu ernennen. Diese Kommissionen sind berechtigt, Zeugen und Sachverständige auch eidlich zu vernehmen und überhaupt alle diejenigen Erhebungen zu veranstalten, die sie zur Klarstellung der Thatsachen für nöthig erachten. Die Behörden sind gehalten, diesen Kommissionen bei Ausübung ihrer Amtspflicht innerhalb der Grenzen ihrer Aufgaben die geforderte Unterstützung zu gewähren.

Die Mitglieder dieser Kommissionen erhalten für ihre Zeit⸗

versäumnisse und Auslagen Entschädigung, deren Höhe reichsgesetzlich festgestellt wird

““

In der gestrigen Sitzung der Budget⸗Kommission des Reichstages wurden, wie die „Nat.⸗Ztg.“ mittheilt, zunächst die Kredite für die an und in den Gebäuden des Reichskanzlers und des Staatssekretärs vorzunehmenden Er⸗ gänzungen und Reparaturen bewilligt. Ebenso genehmigte die Kommission die Ausgabe für die bereits in diesem Jahre in Dienst tretende Postdampferverbindung mit den ostafrikanischen Küstenplätzen. Die Forderung von 4 500 000 für Maß regeln zur Unterdrückung des Sklavenhandels und zum S der deutschen Interessen in Ost⸗Afrika wurde nach Debatte mit den Stimmen der Konservativen, der liberalen und des Centrums angenommen. missionsbericht wird durch den Abg. Grafen Behr schriftlich erstattet werden.

Sanitäts⸗, Veterinär⸗ und Quarantänewesen.

(F) Kopenhagen, 17. Mai. Wie aus Ringsted auf Seeland gemeldet wird, ist das Gut Lindemaglegaarden wegen Ausbruchs des Milzbrandes unter dem Viehstand unter veterinärpolizeiliche Be⸗ aufsichtigung gestellt. 8

Handel und Gewerbe. In der Generalversammlung der Schlesischen Lebens⸗

versicherungs⸗Aktien⸗Gesellschaft in Breslau vom 19. d. M. wurde die beantragte Decharge einstimmig ertheilt. Die

ausscheidenden Verwaltungsraths⸗Mitglieder Generaldirektor Ernst Ribbeck und Ober⸗Bergrath a. D. Dr. jur. Paul Wachler wurden wiedergewählt.

auf Kapitalversicherung auf den Todesfall über 4 383 775 ℳ, 301 An⸗ träge auf Kapitalversicherung auf den Lebensfall über 549 400 ℳ, 66 Sterbekassenversicherungen über 28 017 ℳ, 10 Rentenversicherungen über 4071 jährliche Rente. Hierdurch war Ende 1889 nach Abzug der erloschenen Versicherungen der Bestand gewachsen auf: 8075

Kapitalversicherungen auf den Todesfall über 26 428 219 ℳ, 1381 Kapitalversicherungen auf den Lebensfall über 2 737 803 ℳ, 925 Sterbekassenversicherungen über 313 559 und 79 Rentenversiche⸗ rungen über 45 072 jährliche Rente. Gegen Unfall waren im

Jahre 1889 versichert: kollektiv 323 Personen mit 1 070 000 ℳ, individuell 8425 Personen mit 110 288 043 und 30 500 jähr⸗

liche Rente; für Reisen 122 Personen mit 1 497 917 Die Gesammt⸗Prämien⸗Einnahme betrug 1 367 147 ℳ, die Ge⸗ Gesammt⸗Ausgabe 5 871 290 ℳ, der Gewinn also 73 830 Hiervoon gelangt

sammt⸗Einnahme 5 945 1211 ℳ, die

zur Vertheilung als statutenmäßige Ueberweisung an die „mit Gewinnantheil“ Versicherten 40 354 ℳ, an den Reservefonds 3347 ℳ,

zu Tantièmen für Verwaltungsrath und Direktion 4218 ℳ, als

Dividende 4 % oder 12 pro Aktie 24 000 ℳ, als Vortrag auf neue Rechnung 1910 Die Dividende der Versicherten beträgt nach dem Dividenden⸗Plan A wie im Vorjahre 17 % der Jahres⸗ prämie und nach dem Dividenden⸗Plan B 3 % der Summe aller gezahlten Jahresprämien.

Das „Gewerbeblatt aus Württemberg“, welches von der Königlichen Centralstelle für Gewerbe und Handel in Stuttgart herausgegeben wird, hat in ver vorliegenden Nr. 20 des 42. Jahrgangs vom 18. Mai d. J. folgenden Inhalt: Die Wolle und ihre Verarbeitung. Ueber Explosivstoffe. Verschiedene Mit⸗ theilungen. Literarische Erscheinungen. Frequenz der Samm⸗ lungen der K. Centralstelle. Neues im Landes⸗Gewerbe⸗Museum. Modelle für den Modellir⸗ u. Zeichenunterricht. b

Leipzig, 19. Mai. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Mai 4,55 ℳ, pr. Juni 4,55 ℳ, pr. Juli 4,50 ℳ, pr. August 4,50 ℳ, pr. September 4,0 ℳ, pr. Oktober 4,50 ℳ, pr. November 4,5 0 ℳ, pr. Dezember 4,50 ℳ, pr. Januar 4,50 ℳ, pr. Februar 4,50 Umsatz 145 000 kg. Schwach. 1

London, 19. Mai. (W. T. B.) An der Küste 2 Weizen⸗ ladungen angeboten 2

Glasgow, 19. Mai. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 11 036 gegen 8342 t in derselben Woche des vorigen Jahres. 8

Bradford, 19. Mai. (W. T. B.) Wolle gedrückt, Preise unregelmäßig, feine Wolle fast unverkäuflich, ordinäre stetiger, Garne und Stoffe ruhig.

New⸗York, 19. Mai. (W. T. B.) Visible Supply an Weizen 22 695 000 Bushels, do. an Mais 11 096 000 Bushels.

Submissionen im Auslande. G Schweiz. 8 G 31. Mai. Luzern. Direktion der Gotthardbahn. Eiserne Brückenkonstrultionen für die Linien: Naxbergtunnel —Göschenen; Faido Lavorgo; Lavorgo —Giormio; Giormto— Biasca. Gesammt⸗ gewicht: 878 t. Näheres an Ort und Stelle.

Verkehrs⸗Anstalten.

Der heutigen Nummer des „R.⸗ u. St.⸗A.“ liegen die Sommer⸗ Fahrpläne für die Bezirke der Königlichen Eisenbahn⸗Direk⸗ tionen Köln (rechtsrheinische) und Magdeburg bei. 3

Am 1. Juli d. J. treten für den Güter⸗Verkehr zwischen Stationen des Eisenbahn⸗Direktionsbezirks Köln (links⸗ rheinischen) Fleets und Stationen der Hessischen Ludwigsbahn, der Main⸗Neckarbahnund der Pfälzischen Eisenbahn anderer⸗ seits neue Tarife in Kraft, über welche eine Bekanntmachung der König⸗ lichen Eisenbahn⸗Direktion (rechtsrheinischen) im Inseratentheil der beufigen ss des „Reichs⸗ und Staats⸗Anzeigers“ nähere Aus⸗

unft giebt.

Die Bahnstrecke Neustrelitz —Wesenberg Mirow ist am Sonntag in festlicher Weise eröffnet worden. Bei dem Fest⸗ essen brachte der Geheime Regierungs⸗ und Baurath Rock aus Berlin den Toast auf Se. Majestät den Kaiser sowie auf den Landes⸗ herrn aus. Die Bahn wurde, wie „W. T. B.“ meldet, am gleichen Tage dem Verkehr übergeben.

Hamburg, 19. Mai. (W. T. B.) Der Postdampfer „Wieland“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft ist, von New⸗York kommend, heute Morgen auf der Elbe eingetroffen. 1

London, 19. Mai. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Conway⸗Castle“ ist gestern auf der Ausreise in London an⸗ gekommen. Der Union⸗Dampfer „Pretoria“ ist gestern auf der Heimreise in Capetown; der Union⸗Dampfer „Arab“ heute in Southampton eingetroffen und der Union⸗Dampfer „Mexican“ heute auf der Ausreise von Lissabon abgegangen.

20. Mai. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer„Spartan“ ist gestern auf der Heimreise in Southampton angekommen EFEvheater und Mufik.

Victoria⸗Theater. 1

Am Donnerstag findet die 275. Aufführung von „Stanley in Afrika“ statt. Diese Reise durch den „dunklen Kontinent“ kann sich ebenbürtig der „Reise um die Welt“ zur Seite stellen, da auch jenes Ausstattungsstück ohne Unterbrechung unzählige Male gegeben wurde, ohne an Zugkraft Einbuße zu erleiden.

Friedrich⸗Wilhelmstädtisches Theater.

Der „Arme Jonathan“ eilt von Jubiläum zu Jubiläum. Am Donnerstag überschreitet er bereits wieder das erste Viertel des neuen 85 und erfreut sich noch immer des ausgedehntesten Verehrer⸗ reises.

Dem Geschäftsberichte entnehmen wir Folgendes: Es gelangten während des Jahres 1889 zum Abschluß: 1100 Anträge

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