Der Amtsrichter Moecke in Ottmachau, der Rechtsanwalt Bandemer in Neustettin und der Rechtsanwalt Bense bei dem Landgericht II in Berlin sind gesborben. 1111“ “X
1 1 88 ℳ 8 “] 1 1“ “
Die Nummer 21 der Gesetz⸗Sammlung, welche von heute ab zur Ausgabe gelangt, enthält unter
Nr. 9388 das Gesetz über die Aufhebung des Königlich bayerischen Gesetzes vom 25. Juli 1850, die Einrichtung des die Kunststraßen im Königreich Bayern befahrenden Fuhr⸗
werks betreffend (Bayer. Gesetzbl. S. 321), nebst der zusätz⸗
lichen Bestimmung vom 1. Juli 1856 (Bayer. Gesetzbl.
S. 136) für den Bereich der vormals bayerischen Gebiets⸗
82
theile des Regierungsbezirks Kassel. Vom 21. April 1890;
und unter . Nr. 9389 den Allerhöchsten Erlaß vom 14. Mai 1890, betreffend Bestimmung der Behörden für die Verwaltung der auf Grund des Gesetzes vom 9. Mai 1890 in das E des Staats übergehenden Privateisenbahnen. Berlin, den 24. Mai 1890. Königliches Gesetz⸗Sammlungs⸗Amt. Didden.
““ 111“
bgereist: Se. Excellenz der Staats⸗Minister und Minister für Landwirthschaft, Domänen und Forsten Dr. Freiherr Lucius von Ballhausen nach Thüringen. 8
Personalveränderungen.
Königlich Preußische Armee. Beförderungen und Versetzungen. Durch Verfügung des Kriegs⸗Ministeriums. 8 Vogt, Zeug⸗Hauptm. vom Art. Depot in Schwerin, zur Pulverfabrik bei Hanau, Tinneberg, Zeug⸗Pr. Lt. vom Art. Depot in Spandau, zum Art. Depot in Schwerin, versetzt.
XIII. (Königlich Württembergisches) Armee⸗Corps. Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen. Im aktiven Heere. 19. Mai. Everth, Königl. Preuß. Major à la suite des Hannov. Pion. Bats. Nr. 10, von dem Kommando zum Pion. Bat. Nr. 13 enthoben. Reeps, Königl. reuß. Hauptm. à la suite des Magdeburg. Pion. Bats. Nr. 4, mandirt nach Württemberg, die erste Hauptmannsstelle des Pion. Bats. Nr. 13 übertragen.
(Fortsetzung des Amtlichen Theils in der Ersten Beilage.)
II
Aichtamtliches. Deutsches Reich.
Preußen. Berlin, 24. Mai. 8
Aus Potsdam meldet „W. T. B.“: Se. Majestät der Kaiser nahm heute Vormittag über die hiesige Garnison die Parade ab, welcher auch Ihre Majestät die Kaiserin mit den Kaiserlichen Prinzen vom Fenster des Palais aus beiwohnte. Se. Majestät führte Ihrer Majestät das Gardes⸗ du⸗Corps⸗Regiment, dessen Uniform Allerhöchstderselbe trug, in zweimaligem Vorbeimarsch vor. In Begleitung des Kaisers, Allerhöchstwelcher von einer glänzenden Suite umgeben war, befand sich auch Se. Königliche Hoheit der Prinz Rupprecht von Bayerrnr. 8 ö1
Se. Majestät der Kaiser und König hat, wie „W. T. B.“ meldet, dem General⸗Feldmarschall Grafen von Moltke in Folge dessen letzter Reichstagsrede folgendes Telegramm zugesandt:
„Feldmarschall Graf Moltke, Berlin, Generalstabs⸗Gebäude.
Ich kann es Mir nicht versagen, Ihnen Meinen wärmsten Dank auszusprechen für die Art und Weise, wie Sie durch Ihre Rede im Reichstage eingetreten sind für Meine Armee, alle Zeit bereit, im Dienst des Vaterlandes, welches Ihnen so viel Dank schuldet, Ihre höchste Ehre zu finden. Ich be⸗ glückwünsche Sie zu der Anerkennung, welche Ihnen auch außerhalb der Grenzen des Deutschen Reichs zu Theil geworden ist.
8 Ihr dankbarer König
8 Wilhelm.“ Pröckelwitz, den 20. Mai 1890.
1“ 1111“ 9
An Zöllen und gemeinschaftlichen Verbrauchs⸗ steuern sowie anderen Einnahmen (einschließlich de kreditirten Beträge) sind im Deutschen Reich für die Zeit vom 1. April 1890 bis zum Schluß des Monats April 1890 zur Anschreibung gelangt: Zölle 28 384 178 ℳ (gegen denselben Zeitraum des Vorjahres + 2 140 158 ℳ,), Tabacksteuer 631 966 ℳ (+ 125 087 ℳ), materialsteuer — 8 691 427 ℳ (— 864 922 ℳ), Ver⸗ brauchsabgabe von Zucker 3 801 643 ℳ (— 79 752 ℳ), Salzsteuer 2 601 312 ℳ (+ 83 693 ℳ), Maisch⸗ bottiche⸗ und Branntweinmaterial⸗Steuer 9825 948 ℳ
+ 415 047 ℳ), Verbrauchsabgabe von Branntwein und
uschlag zu derselben 9 519 154 ℳ (+ 644 532 ℳ), Brau⸗ teuer 2 483 211 ℳ (+ 182 204 ℳ), Uebergangsabgabe von Bier 246 916 ℳ (+ 5141 ℳ); Summe 39 802 901 ℳ + 2651 188 ℳ). — Spielkartenstempel 78 254 ℳ — 10816 ℳ), Wechselstempelsteuer 652957 ℳ (+ 52 940 ℳ),
tempelsteuer für a. Werthpapiere 468397 ℳ (— 916280 ℳ), b. Kauf⸗ und sonstige Anschaffungsgeschäfte 1 036 095 Nℳ — 275 830 ℳ), c. Loose zu Privatlotterien 18 050 ℳ — 41 283 ℳ), Staatslotterien 593 599 ℳ (+ 2 062 ℳ),
ost⸗ und Telegraphen⸗Verwaltung 18 595 325 ℳ (+ 825 547 ℳ), Reichs⸗Eisenbahn⸗Verwaltung 4401 000 ℳ (+ 295 700 ℳ).
Die zur Reichskasse gelangte Ist⸗Einnahme ab⸗ züglich der Ausfuhrvergütungen und Verwaltungskosten be⸗ trägt bei den nachbezeichneten Einnahmen bis Ende April 1890: Zölle 26 866 225 ℳ (gegen denselben Zeit⸗ raum des Vorjahres + 4258 074 ℳ), Tabacksteuer 575 943 ℳ (+ 4557 ℳ), Zuckermaterialsteuer 11 590 637 ℳ 8 452 170 ℳ), Verbrauchsabgabe von Zucker 5490 739 ℳ + 2225 586 ℳ), Salzsteuer 3 254 296 ℳ (— 227 100 ℳ),
Zucker⸗
Maischbottich⸗ und Branntweinmaterialsteuer 1 944 107 ℳ + 559 172 ℳ), Verbrauchsabgabe von Branntwein und uschlag zu derselben 9 113 419 ℳ (+ 932 120 ℳ), Brausteuer und Uebergangsabgabe von Bier 2 322 153 ℳ (+ 159 159 ℳ); Summe 61 157 579 ℳ (+ 8 363 738 ℳ). — Spielkartenstempel 108 643 ℳ (— 1621 ℳ).
Die Königlichen Eisenbahn⸗Direktionen sind veranlaßt worden, dem unterstellten Dienstpersonal beim Beginn des stärkeren Reiseverkehrs die im Interesse des reisenden Publikums, sowie die wegen schonender Behandlung des Reise⸗ gepäcks erlassenen Bestimmungen erneut “ zu
bringen. v1““ iüer
Die Bevollmächtigten zum Bundesrath, Königlich bayerischer Ministerial⸗Rath Heller, Königlich bayerischer Ober⸗ Regierungs⸗Rath Geiger, Königlich sächsischer Zoll⸗ und Steuerdirektor Golz, Königlich württembergischer Ober⸗ Regierungs⸗Rath Schicker und Fürstlich schaumburg⸗lippescher
d 2
Regierungs⸗Präsident Spring sind von hier abgereist.
Der Königlich sächsische Gesandte am hiesigen Allerhöchsten Hofe Graf von Hohenthal und Bergen hat Berlin mit kurzem Urlaub verlassen. Während seiner Abwesenheit fungirt der Legations⸗Sekretär von Salza und Lichtenau als interimistischer Geschäftsträger.
Der General⸗Lieutenant Müller, Direktor des Waffen⸗ Departements im Kriegs⸗Ministerium, hat mit Urlaub Berlin verlassen.
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München, 23. Mai. (Allg. Ztg.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Leopold, kommandirender General des I. Armee⸗Corps, hat sich heute früh zur Truppen⸗Inspizirung nach Augsburg und Dillingen begeben. — Se. Königliche Hoheit der Herzog Max Emannuel ist gestern Mittag nach Wien abgereist. u,, Hen
Die Beisetzung der Leiche des Erzbischofs von Bam⸗ berg findet voraussichtlich am kommenden Dienstag im dortigen Dome statt. Hierzu werden die Bischöfe von Eichstätt, Würz⸗ burg und Speier erwartet. 8
Zur Vollendung des strategischen Bahnnetzes Süddeutschlands schreibt die Münchener „Allgemeine Zeitung“: 88
Mit der am 20. d. M. erfolgten Eröffnung der Bahnstrecken an der schweizerischen Grenze: Immendingen —Weizen, Säckingen — Schopfheim und Lörrach — Leopoldshöhe, der sogenannten Schweizer Umgehungsbahn, welche das von der Bahnlinie Konstanz— Basel durchschnittene Schweizergebiet bei Basel und Schaffhausen umgeht, hat der Ausbau des süddeutschen strategischen Bahnnetzes, wie der⸗ selbe durch das Gesetz vom 27. April 1887 geplant wurde, seinen Abschluß erreicht, und bezeichnet die Eröffnung dieser Bahnstrecken einen wichtigen Fortschritt in der Vertheidigungsfähigkeit Süd⸗ Deutschlands sowie in der Kriegsbereitschaft des Deutschen Reichs überhaupt. Auf sämmtlichen von jenem Gesetz betroffenen Linien sind heute die damals fehlenden zweiten Geleise eröffnet und zwar auf den Strecken: 1) Nürnberg— Krailsheim— Hessenthal — Hall — Heilbronn — Bretten — Bruchsal — Germersheim — Landau — Zweibrücken — Saar⸗ gemünd. 2) Würzburg— Heidingsfeld —Lauda —Osterburken. 3) Worms — Monsheim — Marnheim — Langmeil — Enkenbach. 4) Hausach — Villingen. 5) Courcelles—Teterchen--Hargarten —Bouß, bezw. Völk⸗ lingen. 6) Sachsenhaufen—- Forsthaus. 7) Die Verbindungskurven bei Volpersweiler und bei Neustadt a. d. Haardt.
Sündeutschland wird von nun ab nach den neuesten Eisenbahn⸗ karten 7 durchgehende Eisenbahnlinien für den Transport seiner Truppen an der deutschen Westgrenze zur Verfügung haben, und zwar die Linien: Mainz— Frankfurt — Offenbach —Aschaffenburg — Bamberg — Hof; Mainz— Darmstadt — Neckarelz-— Lauda — Würzburg — Nürnberg — Tressau — Eger; Mannheim — Ingelfeld — Lauda —Krailsheim — Nürn⸗ berg — Weiden — Eger; Germersheim— Bretten — Bietigheim— Aachen — Regensburg; Karlsruhe — Stuttgart — Ulm — Ingolstadt —-Regensburg — Passau; Straßburg— Villingen —Horb- Sigmaringen — Ulm — Augs⸗ burg —- München— Passau und Mülhausen — Leopoldshöhe — Immen⸗ dingen — Aulendorf — München — Passau.
Ergänzend wird zu diesen Bahnstrecken im Anschluß an die Linie Weizen — Immendingen noch die zur Zeit im Bau befindliche Linie Tuttlingen — Beuren — Sigmaringen hinzutreten.) u“
— Sachsen.† 18 Dresden, 23. Mai. (Dresd. Journ.) Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich August, Herzog zu Sachsen, ist gestern Abend von der am 16. Oktober v. J. in das Aus⸗ land unternommenen Reise zurückgekehrt und hat sich nach der Prinzlichen Villa in Hosterwitz begeben. Baden.
Karlsruhe, 22. Mai. (Karlsr. Ztg.). Se. Königliche Hoheit der Großherzog begab sich heute Mittag gegen 12 Uhr nach Kehl, um der Feier der Einweihung der neuen Kaserne des Badischen Fiat . Nr. 14 bei⸗ zuwohnen. Auf der kurzen Strecke vom Bahnhof in Kehl bis zum Evxerzierplatz hatten die Freiwillige Feuerwehr und der Kriegerverein Spalier gebildet und wurden von Sr. Königlichen Hoheit begrüßt. Auf dem Exerzierplatz, unmittelbar vor der neuen Kaserne, stand das Pionier⸗Bataillon in Paradeaufstellung, auf dem rechten Flügel die Vorgesetzten desselben, — der kommandirende General, General der Infanterie von Schlichting, der In⸗ specteur der 2. Pionier⸗Inspektion, General⸗Major Schulz, sowie zahlreiche Offiziere der Garnison Straßburg. Nach der Besichtigung der Paradeaufstellung fand ein zweimaliger Parademarsch statt, worauf der Großherzog sich das Offizier⸗Corps vorstellen ließ. Hierauf ging Se. Königliche Hoheit durch die Räume der Kaserne und nahm im Offizier⸗ kasino daselbst an der Festtafel Theil. Nachdem der Groß⸗ herzog dann noch vom Bahnhof aus den reichen Flaggen⸗ schmuck der Stadt in Augenschein genommen hatte, erfolgte um 5 Uhr die Rückkehr nach Karlsruhe.
— 23. Mai. (W. T. B.) Die Zweite Kammer bat heute das Finanzgesetz für die Budgetperiode 1890/91 genehmigt. die Gesammteinnahmen 102 261 984 ℳ Zur Deckung der fehlenden 5 568 342 ℳ sollen 4 219 044 ℳ von den im Be⸗ triebsfonds angesammelten Ueberschüssen, der Rest soll der Amortisationskasse entnommen werden. 1 1
Mecklenburg⸗Schwerin. Schwerin, 23. Mai. (Meckl. Nachr.) Ihre Kaiserliche Hoheit die Großherzogin, welche bisher der Fürstlichen Kinder wegen noch in Cannes verblieben war, ist am 20. von dort abgereist und am folgenden Tage in Biarritz einge⸗ troffen. Die Fürstlichen Kinder haben sich auf der Rück⸗ kehr nach Mechlenburg zunächst nach Lugano begeben.
Die Gesammtausgaben betragen 107 830 326,
8
8
Das Befinden Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs hat sich seit der Ankunft hier wenig verändert, doch ist dne,
wenn auch langsame Wendung zum Besseren zu konstatiren welche zu erhalten jetzt das Hauptbestreben der Aerzte bildet Deshalb haben diese als unerläßliche Bedingung für die
gründliche Beseitigung der höchst quälenden Folgen, welche be⸗
sonders die schwere Erkrankung im März zurückgelassen hat, di Forderung gestellt, daß der hohe Herr den kommenden Somme
ganz der Herstellung seiner Gesundheit opfere, glauben abe 1
auch mit Bestimmtheit versichern zu können, daß unter solchen Voraussetzungen der gewünschte Erfolg nicht ausbleiben wird sich in erster Linie um allgemeine Kräftigung de Körpers und um Stärkung der Nerven handelt, so ist dem Großherzog eine längere Seereise und fortgesetzter Aufenthalt an Bord eines Schiffes verordnet worden Se. Königliche Hoheit hat sich im Prinzip entschlossen dieser Anforderung der Aerzte sich zu unterziehen, obgleich sie schwere Opfer von ihm fordert. Ueber die näheren Einzelheiten der projektirten Seereise finden jetzt Verhand lungen statt. Die Großherzogin wird ihren hohen Gemahl auf der ganzen Reise begleiten. Die ärztliche Pflege wird der Marine⸗Stabsarzt Dr. Brunhoff übernehmen. 1”“ . Braunschweig. (EK) Braunschweig, 24. Mai. der Prinz Albrecht von Preußen, Regent des Herzog⸗ thums, reiste mit Gemahlin und Söhnen heute Morgen 9 Uhr mittels Sonderzuges Schlesien ab. J Sachsen⸗Altenburg. ⁴☛) Altenburg, 23. Mai. Se. Hoheit der Herzog hat sich am gestrigen Tage über Meiningen, woselbst der
Prinz Moritz von Sachsen⸗Altenburg zur Zeit weilt, und Badekur nach
auf vier Wochen zu einer Brunnen⸗ Kissingen begeben. Ihre Hoheit die Herzogin wird bald nach Pfingsten zu gleichem Zweck nach Karlsbad abreisen. —
Die beiden persönlichen Adjutanten Major von der Lühe und Premier⸗Lieutenant von Sydow haben Se. Hoheit den
Herzog begleitet, während das Gefolge der Herzogin aus dem
Ober⸗Ha smarschall von Köthe und der Hofdame Fräulein
Frieda von Ziegeser best hr. . Sachsen⸗Coburg⸗Gotha.
Coburg, 24. Mai. (W. T. B.) Se. Hoheit der Herzog ist gestern Abend aus Nizza hier wieder eingetroffen.
Oesterreich⸗Ungarn.
Wien, 23. Mai. (W. T. B.) Bei dem Leichenbegängniß des Feldzeugmeisters Freiherrn von Rodich erschien zur Ein⸗ segnung der Leiche in der griechisch⸗orientalischen Kirche Se. Majestät der Kaiser und König mit den Erzherzögen Carl Ludwig, Wilhelm und Rainer sowie Prinz Gustav von Sachsen⸗Weimar. Se. Majestät und die Erzherzöge sprachen der Wittwe und den Kindern des Ver⸗ storbenen ihr Beileid aus.
Der oberösterreichische Landtag ist, wie die „Wien. Ztg.“ meldet, gestern nach Erledigung seiner Arbeiten wieder geschlossen worden.
Prag, 24. Mai. (W. T. B.) Die Ausgleichs⸗ kommission beschloß nach sechsstündiger Berathung, in die Spezialdebatte über die Regierungsvorlage, betreffend die Theilung des Landesschulraths in zwei nationale Sektionen, einzutreten. Der Statthalter Graf Thun gab die Erklärung ab: die Regierung halte sich für verpflichtet, an sämmtlichen den deutsch⸗böhmischen Ausgleich betreffenden Vorlagen nur dann Veränderungen vorzunehmen, wenn sämmtliche betheiligten Parteien einmüthig solche wünschten.
Budapest, 22. Mai. (Wien. Ztg.) Das Oberhaus erledigte heute die Vorlagen über die herfhzeelig⸗ Regelung der Handelsbeziehungen zur Türkei und über die Verwendung des restlichen Kredits von 130 000 Fl. im Budget des Landes⸗ vertheidigungs⸗Ministeriums, ferner mehrere Berichte über die Konzessionirung von Lokalbahnen und den Entwurf über den griechischen Sprachunterricht. Das Unterhaus setzte heute die Debatte über das Inkolatsgesetz fort.
Der Finanz⸗Ausschuß und der Kommunikations⸗ Ausschuß des Unterhauses beriethen heute den Gesetz⸗ entwurf über die Verstaatlichung der ungarischen Nordostbahn, über die Regelung der finanziellen Angelegenheiten der Raab⸗ Oedenburger⸗Ebenfurther Bahn, über den Bau der Preßburg⸗ Steinamanger⸗Bahn, ferner über den Bericht des Handels⸗ Ministers betreffs der Konzessionirung der Linien von Holics bis Göding an die österreichische Grenze und anderer Vicinal⸗ bahnen. Alle acht Vorlagen wurden nach längerer Debatte angenommen.
London, 23. Mai. (W. T. B.) Die Königin hat den Prinzen Albert Victor von Wales zum Herzog von Clarence und Avondale und zum Grafen von Athlone ernannt.
Im Unterhause erklärte heute in Beantwortung einer erneut an ihn gerichteten Anfrage der erste Lord des Schatzes Smith: die Ratifizirung der Zuckerkonvention sei ohne vorherige Genehmigung des Parlaments nicht möglich. — Das Unterhaus nahm in dritter Lesung mit 141 gegen 67 Stimmen die Blll, betreffend das Einnahmebudget, an und vertagte sich dann bis zum 2. Juni.
— (A. C.) Der Herzog und die Herzogin von Connaught kamen am 21. d. M. auf ihrer Rückreise von Indien nach England in Victoria (Britisch⸗Columbia) an, wo Ihre Königlichen Hoheiten vom Gouverneur der Kolonie feierlich empfangen wurden. Eine Abordnung der Municipalität überreichte ihnen eine Adresse. Tags darauf setzte das fürst⸗ liche Paar seine Reise nach dem östlichen Canada fort.
Das von dem Prinzen George von Wales befehligte neue Kanonenboot „Thrush“ segelte gestern von Sheerneß ab, um zu dem britischen Geschwader in den nordamerikanischen und westindischen Gewässern zu stoßen.
Dem Parlament ist ein amtlicher Bericht über die Wirksamkeit des Verbrechen⸗Gesetzes von 1887 een des Zeitraums vom 30. November 1888 bis zum 31. ärz 1890 zugegangen. Das Gesetz ist danach im Ganzen gegen 1207 Personen in Anwendung gebracht worden, wovon 769 verurtheilt wurden. Die Verurtheilungen erfolgten wegen der fol⸗ genden Vergehen: Komplott 135, Einschüchterung! 14, Aufruhr 72, ungesetzliche Versammlungen 245, gewaltsame Besitzergreifung 48, thätlichen Angriff auf Organe der Staatsgewalt 142, An⸗
reeizung zu
— zung zu Angri iü. — Versammlungen 6, Veröffentlichung der Verhandlungen eines
8 Behörden und der Bevölkerung Nachmittags 2 Uhr setzte der Präsident seine Weiterreise nach Montpellier fort, wo die Ankunft unter lebhaften Kund⸗
Stadt Universität
8
Se. Königliche Hoheit
nach Schloß Kamenz in
Großbritannien und Irland. 8
strafbarem Komplott 1, Anreizung zu Einschüchte⸗ rung 2, Anreizung zu gewaltsamer Besitzbewahrung 1, Anrei⸗ und Widerstand 1, Theilnahme an verbotenen
verbotenen Zweigvereins der Nationalliga 2.
Frankreich. Paris, 24. Mai. (W. T. B.) Der Präsident Carnot traf gestern Vormittag in Nimes ein und wurde von den enthusiastisch empfangen.
r Wum 3 Uhr erfolgte. Die war anläßlich des 600 jährigen Bestehens der festlich geschmückt. Gegen 50 Universitäten waren vertreten. Der Rektor der Untversität stellte dem Prä⸗ sidenten die zahlreich erschienenen auswärtigen Delegirten, welche mit ihren Fahnen erschienen waren, vor. Der Prä⸗ sident übergab alsdann den Vertretern der Universität ein Banner, worauf die fremden Banner sich vor dem fran⸗ zösischen senkten. Bei dem Festbankett dankte Präsident Carnot für den ihm bereiteten warmen Empfang und betonte in längerer Rede die ruhmreichen Traditionen der alten Universität, denen auch das Montpellier der Neuzeit getreu bleibe. Er hob sodann die durch die Re⸗ publik geförderten Fortschritte auf dem Gebiet der Volksbildung und des höheren Unterrichtswesens hervor und beglückwünschte sich dazu, sehen zu können, wie die französischen und die auswärtigen Studirenden mit der gleichen enthusiastischen Begeisterung der Wissen⸗ schaft und den Fortschritten in der Verbrüderung der Mensch⸗ heit zujauchzten. Der Präsident schloß mit Ausdrücken der Sympathie für die Interessen des Departements und trank auf Montpellier, die auswärtigen Gäste und die Grund⸗ besitzer des Departements Hérault. Die Rede wurde mit lebhaftem Beifall aufgenommen. Im Verlauf des Universitäts⸗ festes hielt auch der Unterrichts⸗Minister Bourgeois eine Rede, in welcher er den auswärtigen Studenten dankte und die Hoffnung ausdrückte, daß diese Kameradschaft der verschie⸗ denen Völkerschaften den Ideen des Friedens und der gegen⸗ seitigen Versöhnung dienen würde.
Der Großfürst Georg Michailowitsch von Ruß⸗ land ist nach St. Petersburg abgereist.
Der Senat genehmigte in seiner heutigen Sitzung den Antrag Berenger's, betreffend stufenweise Verschär⸗ fung der Strafe für Rückfällige.
Wie das „Echo de Paris“ erfährt, würde der höhere Kriegsrath im Anfang Juni die Verdoppelung des VI. Corps berathen, welche bereits im August d. J. geführt werden solle.
“ Rußland und Polen. St. Petersburg, 22. Mai. (St. Pet. Ztg.) 25 jährigen Jubiläum Sr. Kaiserlichen Hoheit des Herzogs Nikolai Maximilianowitsch von Leuchtenberg, als Präsident der Kaiserlichen mineralogischen Gesellschaft, hat der Kaiser am Jubiläumstage (d. 19. d. M.) folgende Depesche an den Jubilar gerichtet: „Indem ich herzlich
gebungen der Bevölkerung
zu Deiner 25jährigen wissenschaftlichen Thätigkeit gratulire, wünsche ich von Herzen. daß Du dieselbe noch viele Jahre zum Nutzen des Vaterlandes fortführen mögest. Zur Erinnerung an diesen Tag ernenne ich Dich zu meinem General⸗ Adjutanten mit Beförderung zum General der Kavallerie. Meine wärmste Umarmung. Alexander.“
Am 30. Mai trifft Se. Königliche Hoheit der Kron⸗ prinz von Italien hier ein. Nach Odessa ist dieser Tage der Kaiserliche Train der Moskau⸗Kursker Bahn entsandt worden, um dem Kronprinzen zur Verfügung gestellt zu werden. Am Tage seiner Ankunft hierselbst wird am Nikolai⸗Bahnhof feierlicher Empfang stattfinden, dem sich eine Familientafel im Palais anschließt. Am 31. findet ein Galadiner statt. Am 1. Juni wird Se. Königliche Hoheit der Kirchen⸗ parade des Ismailowschen Garde⸗Regiments und der Garde⸗Sappeure beiwohnen und am zweiten (russischen) Pfingst⸗ eiertage dem Stapellauf und der Kiellegung neuer Kriegs⸗ chiffe für die baltische Flotte. Am 3. Juni wird der Prinz Kronstadt und Peterhof besuchen und am 4. Juni Zarskoje Sselo. Die Abreise erfolgt über Warschau am 5. Juni.
O dessa, 23. Mai. (W. T. B.) Der Kronprinz von Italien ist heute nach zweitägigem Aufenthalt mittels Hof⸗
zuges nach Kiew weitergereist. e
Schweiz. Bern, 23. Mai. Dr. Droz ist, wie „W. T. B.“ meldet, vom Bundesrath ermächtigt worden, den revidirten deutsch⸗schweizerischen Niederlassungsvertrag zu unterzeichnen.
Der Bundesrath hat, dem Berner „Bund“ zufolge, das Traktanden⸗Verzeichniß für die am 2. Juni beginnende Sommersession festgestellt. Unter den 37 Verhandlungs⸗ Gegenständen befinden sich folgende wichtigeren: Wahl des Bureaus beider Räthe, Geschäftsbericht und Staatsrechnung für 1889, Botschaft und Gesetzesentwurf, betreffend die Nationalrathswahlkreise, schweizerisches Landes⸗Museum, Ver⸗ öffentlichung der Verhandlungen der eidgenössischen Räthe, Säkularfeier der Gründung der Eidgenossenschaft, Bot⸗ schaft und Beschlussesentwurf, betreffend Revision des Ab⸗ schnitts III der Bundesverfassung (Revisionsmodus), Botschaft und Gesetzesentwurf betreffend Auslieferung gegenüber dem Ausland, Erweiterung der eidgenössischen Pferde⸗Regieanstalt in Thun, Kreditbegehren für Anordnung einer militärischen Pferdezählung in der Schweiz, Kriegsmaterialanschaffungen für 1891, Botschaft und Gesetzesentwurf über die Ausgabe und Einlösung von Banknoten, Zusatz zur Bundesverfassung, betreffend Unfall und Krankenversicherung, Bericht des Bundesraths, be⸗ treffend die Frage des internationalen Arbeiterschutzes und die Kon⸗ ferenz in Berlin, endlich zahlreiche Eisenbahnvorlagen, darunter Konzessionsbegehren für die Bahnen Filisur⸗Samaden (Albula⸗ bahn), Scherzligen⸗Därligen, Glion⸗Rochers de Naye, Lauter⸗ brunnen⸗Wengernalp⸗Grindelwald, Lenzburg⸗Wildegg und die Jungfrau⸗Bahn. ““ 8
Der „Bund“ schreibt: „Was selbst schweizerische katholische Blätter vor einigen Tagen noch bezweifelten, daß nämlich die katholische Schweiz in der Person des Bischofs Kaspar Mermillod in Fee eine Vertretung im Kardinals⸗ kollegium erhalten würde, ist nun doch Thatsache. In einem Schreiben vom 19. Mai meldet der in Rom weilende Prälat der Regierung von Freiburg, der Papst habe ihm vor einigen Tagen eröffnet, daß er ihm im nächsten, im Juni stattfindenden Konsistorium den Kardinalshut ertheilen werde. Das Oberhaupt der Kirche wolle damit der Schweiz
durch⸗
Zum
ja auch der „Maskenball“
*8
das gleiche Wohlwollen erweisen, das er den Vereinigten Staaten, England und Belgien durch Kreirung von Kirchen⸗ fürsten entgegengebracht habe. So findet sich denn der rührige, ehrgeizige Bischof am Ziele seiner Wünsche angelangt, und die Kirchengeschichte der Schweiz verzeichnet in ihren Annalen die seltene Verleihung des vatikanischen Purpurs, die zweite nach derjenigen an den bekannten Walliser Matthias Schinner.“
Türkei.
Konstantinopel, 23. Mai. (W. T. B.) Der Sultan hat Schakir⸗Pascha unter dem Ausdruck wärmster Anerkennung für seine auf Kreta entwickelte Thätigkeit den Imtiaz⸗Orden verliehen.
— 24. Mai. (W. T. B.) Die Mission des monte⸗ negrinischen Ministers Vukovich, welcher sich seit längerer Zeit hier aufhält, ist gescheitert, da die ad hoc eingesetzte Kommission sich aus strategischen Gründen gegen die von Montenegro erbetene Schiffbarmachung des Boyanaflusses aussprach. Vukovich reist demnächst ab. Das Kriegsgericht verurtheilte 4 Soldaten, welche die Tochter des Dragomans der russischen Botschaft Iwanow belästigt hatten, zu 10, resp. 8, resp. 4 Monaten Gefängniß, zu welcher Strafe der Sultan noch Ver⸗ bannung nach Tripolis hinzufügte. Der russische Bot⸗ schafter Nelidow erklärte sich hierdurch befriedigt, womit der Zwischenfall beendigt ist. ö“
Amerika. 8
Vereinigte Staaten. Washington, 22. (A. C.) Der Senat setzte heute die Debatte über die Silbervorlage des Senators Jones fort. Mr. Daniel (Virginia) sprach zu Gunsten einer Silberwährung. — Mr. Dolph (Oregon) brachte eine Vorlage ein, welche die in der jüngsten Konferenz der Seeuferstaaten vereinbarten Be⸗ stimmungen zur Verhinderung von Schiffszusammen⸗ stößen auf See enthält. 1
Der Ausschuß des Repräsentantenhauses über Patente äußerte sich zu Gunsten einer Bill, die identisch ist mit der jüngst vom Hause verworfenen Vorlage zum Schutz des geistigen Eigenthums, jedoch eine Klausel enthält, derzufolge die Maßregel nur in Kraft treten soll, wo von fremden Ländern amerikanischen Schriftstellern ent⸗ sprechende Vortheile gewährt werden.
Mai.
Centralblatt für das Deutsche Reich. Herausgegeben im Reichsamt des Innern. Nr. 21. — Inhalt: Eisenbahn⸗ wesen: Abänderung des §. 35 des Betriebs⸗Reglements für die Eisen⸗ bahnen Deutschlands sowie der Anlage D zu diesem Reglement. — Finanzwesen: Nachweisung der Einnahmen des Reichs vom 1. bis Ende April 18909. — Zoll. und Steuerwesen: Buch⸗ und Lager⸗ kontrole für gebrannten Kaffee im Grenzbezirk der Provinz West⸗ falen; — Veränderungen in dem Stande oder den Befugnissen der Holl⸗ und Steuerstellen; — desgl. der Zuckersteuerstellen. — Allge⸗ meine Verwaltungssachen: Vierteljährliche Gehaltszahlung an Beamte verschiedener, vom Reichsamt des Innern ressortirenden Behörden; — Erscheinen eines Nachtrags zum Handbuch für das Deutsche Reich auf das Jahr 1890. — Konsulatwesen: Ernennung; — Bestellung von Konsularagenten; — Entlassung; — Todesfälle. — Marine und Schiffahrt: Erscheinen des I Nachtrages zur amtlichen Schiffsliste für 1890. — Polizeiwesen: Ausweisung von Ausländern aus dem Reichsgebiet.
Veröffentlichungen des Kaiserlichen Gesundheits⸗ amts. Nr. 20. — Inhalt: Gesundheitsstand. Volkskrankheiten in der Berichtswoche. — Erkrankungen im Hamburgischen Staat, vom 29. Dezember bis 29. März. — Gesundheitsverhältnisse in indo⸗ britischen Provinzen 1888. — Sterbefälle in deutschen Städten von 40 000 und mehr Einwohnern. — Desgl. in größeren Städten des Auslandes. — Erkrankungen in Berliner Krankenhäusern. — Desgl. in deutschen Stadt⸗ und Landbezirken. — Witterung. — Grund⸗ wasserstand und Bodenwärme in Berlin und München, April. — Zeitweilige Maßregeln gegen Volkskrankheiten. — Thierseuchen in der Schweiz, 1. Vierteljahr. — Milzbrand in Schweden. — Veterinär⸗polizeiliche Maßregeln. — Medizinal⸗Gesetzgebung u. s. w. (Deutsches Reich.) Influenza unter den Pferden. — (Preußen.) An⸗ wendung von Kokosnußbutter in den Speiseanstalten der Straf⸗ anstalten. — Gast⸗ und Schankwirthschaften. — (Reg.⸗Bez. Düssel⸗ dorf.) Apotheken⸗Revisionen. — Dispensiranstalten in Kranken⸗ häusern. — (Baden) Ziehhunde. — Marktviehverkehr. — (Oester⸗ reich Triest.) Tuberkulose. — (Rußland.) Epizootische Thierkrank⸗ heiten. — (Spanien.) Sanitätsdienst in den Kustenorten. (Fort⸗ setzung.) — Rechtsprechung. Butterverfälschungen. (Fortsetzung.) — Verhandlungen von gesetzgebenden Körperschaften, Vereinen, Kongressen u. s. w. (Preußen.) Zulassung der Frauen zum ärztlichen und wissenschaftlichen Lehrberufe. Petition. — III. internationaler Alkohol⸗Kongreß.
Entscheidungen des Reichsgerichts. 1““
„Der Fang von Tauben, welche Jemand hält, ohne ein wirk⸗ liches Recht dazu zu haben, außerhalb ihrer Aufbewahrungs⸗ stlätte wenn auch innerhalb des Wohnortes des Taubenhalters, ist, nach einem Urtheil des Reichszerichts, II. Strafsenats, vom 28. Fe⸗ bruar 1890, im Geltungsbereich des Preuß. Allgem Landrechts zu⸗ lässig; ebenso ist die Aneignung solcher Tauben, welche sich in einen fremden Schlag verfliegen, Seitens des Eigenthümers dieses Schlages statthaft. Dies gilt auch insbesondere für sog. Ziertauben. Da⸗ gegen kann durch den Fang im Freien bezw. durch die sonstige An⸗ eignung von Tauben Jemandes, der ein Recht hat, solche zu halten, Diebstahl oder Unterschlagung begangen werden.
Verkehrs⸗Anstalten.
Hamburg, 23. Mai. (W. T. B.) „Der Postdampfer „Slavonia' der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft hat, von New⸗York kommend, heute Nach⸗ mittag Lizard passirt.
London, 23. Mai. (W. T. B.) Der Castle⸗Dampfer „Grantully Castle“ hat heute Darthmouth, der Castle⸗ Dampfer „Dunbar Castle“ gestern die Canarischen Inseln auf der Ausreise passirt. — Der Union⸗Dampfer „Arab“ ist heute auf der Ausreise von Southam pton abgegangen.
— 24. Mai. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „Trojan“ ist auf der Ausreise gestern in Capetown angekommen.
Theater und Musik.
3 Königliches Opernhaus.
Gestern Abend gelangte auf der Königlichen Bühne G. Verdi's „Maskenball“ nach langer Pause neu einstudirt wieder zur er⸗ folgreichen Aufführung. Die Wirkung auf die Zuhörer und Zuschauer war geradezu überraschend, 0 feurig und begeistert kam die Theilnahme in dem Beifall der Hörer zum Ausdruck; man er⸗ quickte sich erkennbar an dem frisch sprudelnden Melodienquell, der Frohsinn und Gefallen immer aufs Neue erweckt. Allerdings gehört
zu den anmuthigsten und frischesten
italienischen Opern im Allgemeinen und zu 8*
im Besonderen; namentlich bietet der zweite Aaogr
Melodik dar, wie die Canzone Richard's und dasb)... Scherze sinds und Possen“, welches auf stürmisches Veriau,
später auch die Arie René's im Schlußakt, wiederholt werden 1., Daß Verdi neben der reichen melodischen Erfindungsgabe auch eine wirkungsvolle dramatische Gestaltungskraft besitzt, dafür liefert von seinen älteren Arbeiten namentlich der dritte und vierte Akt des „Maskenball“ den vollgültigen Beweis.
Die Darstellung bot durchweg erfreuliche Leistungen dar. Den verhältnißmäßig schwersten Stand hatte Hr. Rothmühl, dessen Organ zwar mehr Leichtigkeit im Vortrage der italienischen Musik dokumentirte, als man sonst wohl von ihm zu hören gewöhnt ist, aber manchmal doch die Geschmeidigkeit und den milden Wohllaut vermissen ließ, welche die Partie des Richard verlangt. Nichtsdesto⸗ weniger ist die Gestaltung seiner Vortragsweise und seiner Darstellung, soweit die Rolle seiner Eigenart entspricht, der Anerkennung werth. Frl. Hiedler leistete als Amelia in Bezug auf Spiel und Gesang das Beste im dritten Akt in dem großen Liebesduett. Die Stimme war hier belebt von mächtiger Empfindung und erklang voll und rein, nur manchmal im höchsten Affekt noch etwas unruhig. Den Pagen sang Frl. Herzog mit jugendfrischer Stimme und tadelloser Reinheit der musikalischen Ausführung; ihr Organ ist geschmeidig und besitzt süßen Wohllaut, wie sie besonders in der Ballade des ersten und der Canzone des letzten Aktes zeigte; außer⸗ dem trat in dem Quintett des zweiten Aktes ihre Mitwirkung bedeutsam hervor. Fr. Staudigl sang die Partie der Ulrica korrekt und mit dramatischer Bewegung. Die Rolle des René, welche zuletzt bei Kroll Francesco 8' Andrade mit edelstem Gelingen gab, war Hrn. Bulß zuertheilt worden, welcher hinter seinem spanischen Kollegen an Wirkung und Kraft nicht zurückstand. Das Organ erklang markig, belebt von warmer Empfindung. Schon das Kantabile im ersten Aufzug rief lebhaften Beifall hervor, welcher sich im letzten Akt noch steigerte, bis eine Wiederholung der Arie „Ja, Du warsts“ bewilligt wurde. In kleineren Rollen verhalfen die Hrn. Krolop und Biberti dem Ensemble zu gleichmäßig ge⸗ lungener Durchführung, sodaß die Vorstellung in gesanglicher und schauspielerischer Beziehung befriedigen mußte. Der freudige Beifall des Publikums galt sowohl der Musik wie der glücklichen Wiedergabe derselben. Im Ballet des Schlußaktes entzückte Frl. dell Era durch die Grazie und Leichtigkeit der Bewegungen, sodaß auch ihr lebhafte Anerkennung zu Theil wurde.
Königliche Schauspiele.
Der Spielplan der Oper für die nächste Woche lautet: Sonntag: „Das Käthchen von Heilbronn“. Montag: „Lohengrin“. Dienstag: „Othello“. Mittwoch: „Orpheus und Eurydike“. Don⸗ nerstag: „Rigoletto“. Freitag: „Die Walküre“. Sonnabend: „Ein Maskenball“.
Für das Schauspiel: Sonntag: „Der Sturm“. Montag: „Die Geyerwally“. Dienstag: „Wilhelm Tell“. Mittwoch: „Das Stiftungsfest“. (Letztes Auftreten des Hrn. Dehnicke vor seinem Ab⸗ gange von der Königlichen Bühne.) Donnerstag: „Der Sturm“. Freitag: „Verlorene Liebesmüh“. Sonnabend: „Die Quitzows“.
Deutsches Theater.
Obwohl die sommerliche Temperatur den Aufenthalt in den Theatern gegenwärtig nicht besonders reizvoll macht, so lockte doch am gestrigen Abend ein Gastspiel im „Götz von Berlichingen“ die Berichterstatter zum Kunsttempel in der Schumannstraße. Frl. Reisen⸗ hofer spielte den Georg und bot mit demselben im Großen und Ganzen eine recht ansprechende Leistung. Vielleicht hätte sie ihre Rolle etwas derber und männlicher auffasse, und demgemäß spielen können, so wie sie dieselbe gab, machte sie den Eindruck des Mädchen⸗ haften; davon sollte eine Partie wie die des Georg aber durchaus frei sein. Auch im Organ hätte Frl. Reisenhofer etwas mehr den männlichen Charakter herauskehren können. Dennoch war ihr erstes Auftreten ein vortheilhaftes und läßt für weitere Gastspiele das Beste hoffen. Was die übrigen Mitwirkenden angeht, so waren sie Jeder durchaus an ihrem Platz und ließen in ihrem Spiel nicht merken, daß der Schluß einer langen und, wie gleich hinzugefügt werden soll, recht erfolgreichen Saison dicht vor der Thür steht. Frl. Pospischil's Adelheid ist bereits früher als eine tüchtige künstlerische Leistung an⸗ erkannt worden, und Hr. Pittschau darf den Götz gleichfalls zu seinen besten Partien rechnen. Das Publikum zeichnete die Gastin wie auch die einheimischen Mitglieder durch freundlichen Beifall aus.
Morgen wird „Der Sohn der Wildniß“, übermorgen „Der Widerspänstigen Zähmung“ und am Dienstag „Der Pfarrer von Kirchfeld' gegeben. Am Mittwoch kommt „Mein Leopold“ zur Aufführung. Sodann findet eine Zusammenstellung beider Theile des „Faust’ statt und zwar wird „Faust I. Theil“ am Donnerstag, 29., und „Faust’'s Tod“ am Sonnabend, 31., gegeben. Der dazwischen liegende Freitag, 30., bringt eine Wiederaufnahme von „Der Königs⸗ lieutenant“'. Am Sonntag, 1. Juni, werden „Die Journalisten“
gegeben. Berliner Theater.
Friedrich Mitterwurzer wird als zweite Rolle den „Shylock“ im „Kaufmann von Venedig“ spielen. Dieses Werk, das auch sonst gegen die bisherigen Aufführungen manche Rollen⸗Neubesetzungen er⸗ hat, geht am Mittwoch, 28. d. M., in Scene
Das Repertoire vom 25. bis 31. Mai lautet: „Die Räuber“. Montag, 26.: „Kean“. Dienstag, 27.: „Der Veichenfresser“’. Mittwoch, 28.: „Der Kaufmann von Venedig“. Donnerstag, 29: „Kean“. Freitag, 30.: (36. Abonnements⸗Vor⸗ stellung): „Die Räuber“. Sonnabend, 31.: Zum ersten Male: „Der
Kriegsplan“. Lessing⸗Theater.
Das Repertoire für die Pfingstwoche lautet wie folgt: Sonntag: „Die Ehre“. Montag: „Die große Glocke“. Dienstag: „Das letzte Wort“ (Clara Seldburg a. G.) Mittwoch: „Die Ehre“. Donner⸗ stag: „Der Fall Clémenceau“. Freitag: „Der Zaungast“. Sonn⸗ abend und Sonntag: „Die Ehre“.
Wallner⸗Theater.
„Morgen findet die letzte Sonntags⸗Aufführung der lustigen Stücke „Hänschen“ (Bébsé) und „Guten Morgen, Herr Fischer!“ statt. Am Dienstag gelangt „Hänschen⸗ zum letzten Male zur Aufführung, da bereits Mittwoch die Novität: „In falschem Verdacht“, Schwank in 4 Akten von Georg Cohnitz, zum ersten Male in Scene geht. Die Vaudeville⸗Burleske „Guten Morgen, Herr Fischer!“ welche in allen Aufführungen die erheiterndste Wirkung erzielte, bleibt vorläufig noch auf dem Spielplan und bildet, wie bisher den Schluß der Vorstellung.
Residenz⸗Theater.
Morgen findet die letzte Sonntagsaufführung der „Marquise“ statt; das Sardou'sche Lustspiel geht überhaupt nur noch sieben Mal in Scene, da bereits am Sonnabend, 31. d. M., die diesjährige Saison geschlossen und an diesem Tage die „Marquise“ zum letzten Male aufgeführt wird.
Kroll's Theater.
Emil Götze beschließt sein so äußerst erfolgreiches Gastspiel, dem leider nur noch wenige Abende zugemessen sind, am künftigen Mittwochals Lyonel in der Oper „Martha“. Am Abend vorher tritt auf vielseitiges Begehren Marcella Sembrich nochmals als „Regimentstochter“ auf. Das Programm der nächsten Woche bleibt aber auch im Weiteren
Sonntag, 25.:
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höchst bedeutend, denn nicht nur beginnt bereits am Donnerstag der
Königlich sächsische Kammersänger Hr. Anton Erl sein Gastspiel als „Postillon von Lonjumeau“, auch der vielgerühmte Baritonist Hr Eugen Gura, Königlich bayerischer Kammersänger vom Hoftheate zu München, erscheint am Freitag zum ersten Male vor dem hiesigen
Publikum als „Don Juan“. Hr. Gura ist als Opernsänger bisher in
unserer Residenz noch nicht aufgetreten. Frl. Johanne Richter vom Kölner Stadt⸗Theater singt am 2. Feiertage die Frau Fluth in den „Lustigen Weibern“ und am Abschiedsabend Götze's die Lady Harriet. Auch ein anderer Gast sei noch erwähnt, der Tenorist Hr. Cronberger vom Hamburger Stadt⸗Theater, hier aus seinen früheren Kroll schen Engagements in bester Erinnerung. In’' der „Regimentstochter“ wird er neben Frau Sembrich als Tonio mitwirken. Am ersten Pfingst⸗
festtage geht Lortzing's „Undine“ in Scene
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