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reiben anzeigen, das er morgen Mittag in feierlicher Audienz
überreichen wird. Sachsen.
Dresden, 2. Juni. Das „Dresdner Journal“ meldet: Se. Majestät der König wird sich morgen Abend von Schloß Sibyllenort über Kohlfurt nach Potsdam begeben, um den daselbst am 4. d. M. stattfindenden Tauffeierlichkeiten der neu⸗
eborenen Prinzessin⸗Tochter Sr. Königlichen Hoheit des Leopold von Preußen anzuwohnen, und an demselben Tage direkt nach Dresden zurückkehren.
In der Allerhöchsten Begleitung werden sich be⸗
finden: General⸗Major Freiherr von Hodenberg, General la suite Sr. Majestät des Königs, und Flügel⸗Adjutant Oberst Schmalz. 1“ b
Ihre Majestät die Königin wird noch einige Tage in Sibyllenort verweilen und am Sonnabend, den 7. d. Mts., nach der Königlichen Villa in Strehlen zurückkehren.
Se. Königliche Hoheit der Prinz Georg, Herzog zu Sachsen, und Ihre Königlichen Hoheiten die Prinzen Friedrich August Johann Georg, Max und Albert, sowie Ihre Königliche Hoheit die Prinzessin Mathilde sind gestern von Sibyllenort wieder hierher zurückgekehrt.
Württemberg. +) Stuttgart, 1. Juni. Gestern Nachmittag fand auf der Eilhelnn ein Hofball statt, zu welchem über 300 Ein⸗ ladungen ergangen waren. Bei demselben waren außer Ihren Königlichen Majestäten von Mitgliedern der Königlichen Familie erschienen: Ihre Königlichen Hoheiten der Prinz und die Prinzessin Wilhelm, Ihre Kaiserliche Hoheit
die Frau Herzogin Wera, Ihre Königliche Hoheit die Frau Lag ide Ländern aus verfügen solle, so würde es die ihm gehörigen
Herzogin Eugen Erdman mit Ihrer Hoheit der Prinzessin Luise zu Schleswig⸗Holstein, Se. Königliche Hoheit der Herzog Albrecht und Se. Hoheit der Prinz Ernst zu Sachsen⸗Weimar sowie der Fürst Karl von Urach. Ihre Königlichen Majestäten trafen um 4 ¼ Uhr in der Wilhelma ein, nahmen zunächst eine Reihe von Vorstellungen entgegen und unterhielten sich sodann aufs Huldvollste mit einer großen Anzahl der Ge⸗ ladenen. Gegen 6 Uhr zogen sich die Majestäten zurück. Dem Ball, welcher im Festsaalbau stattfand, schloß sich um 8 Uhr ein Souper im Wohngebäude der Wilhelma und den anstoßenden Gewächshäusern an. Bad 1 Karlsruhe, 1. Juni. (Schw. M.) Das Finanzgesetz ist gestern, noch am letzten Tage der dritten provisorischen Steuererhebung, veröffentlicht worden. Es sind darin ver⸗ anschlagt: die ordentlichen Ausgaben für beide Budgetjahre mit 98,7, die außerordentlichen Ausgaben mit 9,1, somit die Gesammtausgaben mit 107,8 Millionen; die ordent⸗ lichen Einnahmen betragen 100,4, die außerordent⸗ lichen 1,8, die Gesammteinnahmen 102,2 Millionen. Unter den Einnahmen belaufen sich die Ueberweisungen aus der Reichskasse auf 20,3, die direkten Steuern auf 24,, die indirekten auf 17,5, diejenigen aus der Domänenverwaltung auf 15,6, aus der Salinenverwaltung auf 1,2, aus Justiz⸗ und Polizeigefällen auf 7,3 Millionen. Es erhellt aus dem Finanzgesetz, daß bei vorsichtigem Voranschlag der Einnahmen diese dennoch den Voranschlag der ordentlichen Ausgaben um 1,7 Millionen übersteigen. 1 In der Zweiten Kammer kam am Freitag ein Gesetz⸗ entwurf wegen Verschmelzung der Gemeinde Neuenheim mit Stadt Heidelberg zur Vorlage. “
Hessen. b Darmstadt, 1. Juni. (Darmst. Ztg.) Heute Vormittag 10 Uhr trafen Ihre Majestät die Kaiserin Friedrich nebst den Prinzessinnen⸗Töchtern, Königlichen Hoheiten, nd Gefolge, im Wagen von Homburg kommend, in Friedberg in und wurden von Ihren Königlichen Hoheiten dem Groß⸗ erzog und dem Erbgroßherzog sowie Ihren Großherzog⸗ ichen Hoheiten den Prinzessinnen nebst den Damen nd Herren ihres Gefolges empfangen. Die Herrschaften nebst Gefolge bestiegen hierauf den bereitstehenden Sonderzug, welcher Höchstdieselben über Gießen nach Romrod brachte. Nach Besichtigung des Schlosses und der Kirche daselbst wurde das Mittagessen einge nommen und nach ufgehobener Tafel eine Fahrt nach Alsfeld ausgeführt, von wo mit dem Sonderzug die Rückkehr nach Friedberg und omburg angetreten wurde. — Se. Königliche Hoheit der Erbgroßherzog reiste um 11 ½ Uhr wieder nach Leipzig
urück.
Anhalt. Dessau, 31. Mai. (Anh. St.⸗A.) Heute Vormittag eisten Ihre Durchlauchten die Prinzessinnen Bathildis, Adelheid und Alexandra von Schaumburg⸗Lippe
nebst Gefolge von hier nach Schloß Ratiborsitz ab. Schwarzburg⸗Rudolstadt. 9 Rudolstadt, 2. Juni. (Schw.⸗R. Lds.⸗Ztg.) Ihre
urchlauchten die Frau Prinzessin Adolf und Prin⸗ essin Thekla sind am Sonnabend Nachmittag über Saal⸗
feld von Kissingen wieder hier eingetroffen. ö“
OSODHesterreich Ungarn.
Wien, 2. Juni. (W. T. B.) Se. Kaiserliche und
önigliche Hoheit der Erzherzog Karl Ludwig hat mit seinem Sohne, dem Erzherzog Ferdinand, heute Abend über Hamburg, Kiel und Kopenhagen die Reise nach dem Nordkap angetreten.
Die Gemahlin des Schahs von Persien ist nach Teheran zurückgereist.
Der Minister des Auswärtigen Graf Kälnoky und der Sektionschef von Szoegyenyi reisen morgen zur Er⸗ öffnung der Delegationen nach Pest.
— 3. Juni. (W. T. B.) Se. Majestät der Kaiser und König Franz Josef traf heute Morgen in Bruck a. d. Leitha zur Inspizirung der Truppen der zweiten Lager⸗ periode ein. In Begleitung des Kaisers befanden sich Se. Kaiserliche und Königliche Hoheit der Erzherzog Wilhelm und die Militärbevollmächtigten Deutschlands, Englands, Frankreichs, Italiens, Rußlands und der Vereinigten Staaten von Amerika. An der Inspizirung der Artillerie nahm auch von Graffen, Hauptmann im Garde⸗Feld⸗Artillerie⸗Regiment aus Berlin, welcher sich bereits einige Zeit an den Uebungen der Batterie⸗Division betheiligt, Theil.
Prag, 2. Juni. (W. T. B.) Der Landtag hat heute
1“ “ 11“ Schulaufsichtsgesetz, in zweiter Lesung mit 167 gegen 52 St. angenommen, dagegen sämmtliche Minoritätsanträge abgelehnt, nachdem der Statthalter sich in längerer Rede gegen die Minoritätsanträge erklärt hatte und für die Vorlage eingetreten war. — In der heutigen Abendsitzung wurde die Resolution Skarda's, betreffend die verfassungsmäßige Behandlung der Verordnung hinsichtlich des Gebrauchs beider Landes⸗ sprachen bei den Behörden, berathen. Plener bekämpfte die Minoritäts⸗Resolution, welche den hierauf bezüglichen Erlaß des Justiz⸗Ministers vom Februar aufzuheben verlangt, und führte aus: der Landtag sei nicht kompetent, über den Erlaß des Justiz⸗Ministers zu entscheiden.. Er schätze den loyalen, politischen Charakter des Justizministers hoch; das Höchste an Loyalität aber hätten die Deutschen geleistet, indem sie in den Landtag eintraten, ohne daß die Ausgleichsvorlagen von dem⸗ selben beschlossen waren. Er bitte seine Gegner, die Deutschen nicht in die Lage zu versetzen, ihren Eintritt zu bedauern.
6 Großbritannien und Irland.
8 London, 2. Juni. (W. T. B.) In der heutigen Sitzung des Unterhauses erklärte der Unter⸗Staatssekretär Fergusson, daß weder die englische noch die französische Regierung Nachricht darüber hätten, daß eine Landung französischer Marinesoldaten in Neufundland stattgefunden habe; er halte das Gerücht für unbegründet. — Im weiteren Verlauf der Sitzung beantragte Campbell bei dem Ausgabeposten für den Kolonialdienst die Streichung des Gehalts für den Gouverneur von Helgoland, da die Insel für England nutzlos sei und besser an Deutsch⸗ land abgetreten werden sollte. Demgegenüber erklärte der Unter⸗Staatssekretir Worms: Wenn England über seine Besitzungen vom Gesichtspunkte ihrer nahen Lage bei anderen
Inseln des Kanals an Frankreich und Gibraltar an Spanien abzutreten haben. Redner sprach sich demnach gegen die Abtretung Helgolands an Deutschland aus. Der Antrag Campbell wurde darauf mit 150 gegen 27 Stimmen abgelehnt. 8
Dem „Reuter'schen Bureau“ zufolge hängt die Ab⸗ sendung von vier Kriegsschiffen nach St. Johns, welche von mehreren Blättern telegraphisch gemeldet wird, mit der neufundländischen Fischerei⸗Angelegenheit in keiner Weise zusammen. Die Absendung von Kriegs⸗ schiffen von Bermuda nach Halifax erfolge gewohnheitsmäßig in jedem Jahre; die Ordre zu der diesjährigen sei bereits vor einem Monat ergangen. Die Nachricht von der Entsendung von Truppen nach Neufundland sei unbegründet.
Frankreich.
Paris, 2. Juni. (W. T. B.) Dem „Temps“ zufolge hat der Minister des Aeußern Ribot die Vertreter der französischen Regierung im Auslande aufgefordert, Berichte über die Arbeiterorganisation in den be⸗ treffenden Ländern zu erstatten. Die fraglichen Berichte sollen für die französischen Gesetzentwürfe verwerthet werden.
Die Budgetkommission hat die Umwandlung der mit sechsjähriger Tilgungsfrist laufenden Obligationen in dreiprozentige perpetuirliche mit großer Majorität ge⸗ nehmigt. n 1
Zum Präsidenten des hiesigen Munizipalraths wurde Emile Richard gewählt.
Die Verhandlungen Betreffs der Verlängerung der Vor⸗ rechte der Bank von Frankreich sind, der „Köln. Ztg.“
ufolge, beendet. Der Vertrag wird nach der Rückkehr des
ank⸗Gouverneurs nach Paris unterzeichnet und der Kammer noch vor den Sommerferien vorgelegt werden. Das Vorrecht der Bank, das 1897 erlischt, wird um 15 Jahre, also bis 1912, verlängert werden. Der Staat wird von da ab den Gewinn mit der Bank theilen, nach Abzug einer Dividende von 4 Prozent für jede Aktie, die auf 4000 Fr. geschätzt wird. Bis 1897 wird die Bank dem Staat jährlich zwei Millionen bezahlen. Sie verpflichtet sich außerdem, in Paris Nebenstellen zu errichten und sie in der Provinz zu vermehren. 3
Der Untersuchungsrichter hat, derselben Quelle zufolge, verfügt, daß die bei den verhafteten Russen vorgefundenen Papiere in russischer Sprache ins Französische über⸗ setzt werden. Diejenigen unter den Angeklagten, bei welchen kein Sprengmaterial vorgefunden wurde, sollen nach Beendigung dieser Uebersetzungen aus dem Prozeß ausgeschieden und an die Grenze geführt werden. Gestern wurde ein rumänischer Student, Namens Peter Lavezan, Sohn eines rumänischen Abgeordneten, als Mitschuldiger der verhafteten Russen festgenommen.
Nußland und Polen.
St. Petersburg, 2. Juni. (W. T. B.) Der Kron⸗ prinz von Italien begab sich heute mit den Großfürsten Alexis und Georg, dem italienischen Botschafter Baron von Marochetti, dem Marine⸗Minister und Gefolge auf der Kaiseryacht „Alexandria“ nach Kron stadt und besichtigte da⸗ selbst die Forts, ebenso wie das Kriegsschiff, auf welchem der Großfürst⸗Thronfolger eine Reise um die Welt zu machen be⸗ absichtigt. Sodann begaben sich die Hohen Herrschaften außer dem Großfürsten Alexis und dem Marine⸗Minister auf derselben Nacht weiter nach Peterhof und statteten den dortigen Parkanlagen, in denen sämmtliche Wasserkünste in Thätigkeit gesetzt waren, der Kaiserlichen Villa Alexandria und der Umgegend einen Besuch ab. Das Diner wurde im Lustschlosse Peterhof eingenommen, worauf um 9 Uhr Abends die Rückfahrt nach Petersburg mit der Bahn erfolgte. — Morgen Nachmittag 4 Uhr wird der Kronprinz von Italien im Winterpalais das diplomatische Corps empfangen.
Italien.
Rom, 2. Juni. (A. Z.) Etwa 30 Deputirte der Rechten und des Centrums beschlossen gestern, eine besondere Fraktion zu bilden und ihre Freundschaft für die Regierung unter der Bedingung der Abwehr des Radikalismus fortzusetzen.
Spanien.
Wie die „Indép. belge“ meldet, hat die von der Regie⸗ rung ernannte Kommission zum Studium der Arbeiter⸗ fragen beschlossen, folgende Gegenstände zu berathen: Verbesserung der Arbeiterwohnungen; Aufsicht und Gesund⸗ heitszustand der Werkstätten; Unterdrückung der Fälschung von Beschaffenheit und Gewicht der Nah⸗ rungsmittel; Erleichterung der Arbeitervereinigungen zum Zwecke des Sparens und der gegenseitigen Unter⸗ stützung; Einsetzung von Gerichten, aus Arbeitgebern und Arbeitern bestehend, zur Schlichtung von Streitigkeiten. So⸗ dann wird auch die Arbeiter⸗Petition berathen, welche die
nach längerer Debatte die erste Ausgleichsvorlage, das
Herabsetzung der Arbeitszeit verlangt. Es ist über diesen
Gegenstand eine Enquete eröffnet worden, in wel
die Großindustriellen vernommen werden sollen. Schweiz. “ Bern, 2. Juni. Der Nationalrath wählte bei seinem heutigen Wiederzusammentritt zum Präsidenten Suter⸗ St. Gallen (liberal⸗konservativ), zum Vize⸗Präsidenten Müller⸗ Bern (radikal). — Der Ständerath wählte Muheim⸗Uri (ultramontan) zum Präsidenten und Habrstich⸗Aargau (ge⸗ mäßigt⸗freisinnig) zum Vize⸗Präsidenten. 1“
Belgien. F b
Brüssel, 3. Juni. (W. T. B.) In der gestrigen Sitzung der Antisklaverei⸗Konferenz wurde über den Antrag des belgischen General⸗Sekretärs Baron Lamber⸗ mont, betreffend die Ermächtigung zur Erhebung von Einfuhrzöllen im Congo⸗Becken, berathen. Die Mit⸗
stimmung zu dem Antrage zu geben. Die Bevollmäch⸗ tigten Deutschlands, Oesterreichs, Englands, Frankreichs, Spaniens, Italiens, Portugals, Schwedens, Rußlands und Dänemarks brachten zur Kenntniß, daß der Antrag die volle Zustimmung ihrer Regierungen gefunden habe. Der Delegirte der Niederlande erklärte: er könne den Absichten seiner Re⸗ gierung nicht vorgreifen. Die Sympathien seiner Regierung für das Congo⸗Becken seien die gleichen, wie die der anderen auf der Konferenz vertretenen Regierungen. 1
Am Mittwoch voriger Woche fand, wie der „Köln. Ztg.“ geschrieben wird, eine Versammlung der Deutschen Brüssels in der Börse statt, deren Zweck die Berathung der Grün⸗ dung einer deutschen Schule war. Der deutsche Konsul Müser führte den Vorsitz, und der protestantische Geistliche Kögel sowie Pfarrer Becker, Kommerzien⸗Rath Duden und Hr. von Momm bildeten mit ihm den Vorstand der Versamm⸗ lung. Das Ergebniß der Verhandlung war, daß man die zur Einrichtung auf etwa 13 000 Fr. veranschlagte Summe bereits als gedeckt betrachten konnte und ein Mitglied der deutschen Kolonie das Schullokal kostenfrei zur Verfügung stellte. Zur Bestreitung der laufenden Ausgaben wurde die Gründung eines Schulvereins beschlossen und ferner einhellig bestimmt, daß erstens eine Volksschule und zweites eine Mittelschule mit Vorbereitung auf das Athenäum eingerichtet werden sollen.
Türkei.
Konstantinopel, 2. Juni. (Ag. d. C.) Heute fand die feierliche Eröffnung des 40 km langen Theils der Eisenbahn⸗Ismid⸗Angora bis Adabasar in Gegenwart des Ministers der öffentlichen Arbeiten Raif⸗Pascha und an⸗ derer Würdenträger, des Direktors Siemens und der angesehensten Persönlichkeiten von Konstantinopel statt. Bei dem in Sabandja veranstalteten Festbankett brachte Raif⸗Pascha einen enthusiastisch aufgenommenen Toast auf den Sultan aus, der, beseelt von dem Streben für die Wohlfahrt des Landes, das große Werk gefördert habe. Auf allen Stationen wurde
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Parlamentarische Nachrichten.
In der heutigen (66.) Sitzung des Hauses der Abgeordneten, welcher am Ministertische die Staats⸗Minister Dr. von Goßler, Herrfurth, Dr. von Scholz nebst Kommissaren beiwohnten, theilte der Präsident mit, daß der Abg. Berg⸗ mann, Vertreter des 4. Gumbinner Wahlkreises, in Folge seiner Ernennung zum Ober⸗Präsidial⸗Rath sein Mandat niedergelegt hat. 1 1— — .
Der Gesetzentwurf, betreffend die Feststellung eines Nach⸗ trags zum Staatshaushalts⸗Etat für das Jahr vom 1. April 1890/91, wurde in dritter Berathung ohne Debatte angenommen.
Es folgte die zweite Berathung des Gesetzentwurfs zur Ausführung des §. 9 des Gesetzes, betreffend die Ein⸗ stellung der Leistungen aus Staatsmitteln für die römisch⸗katholischen Bisthümer und Geistlichen vom 22. April 1875. Berichterstatter der Kommission war Abg. Dr. Hartmann (Lübben). 16
In der Kommission war ein positives Ergebniß nicht er⸗ zielt, die einzelnen Artikel des Gesetzentwurfs waren abgelehnt worden. r in ihrer ursprünglichen Gestalt gestellt.
Art. I derselben lautet: b 8
„Diejenigen Beträge welche auf Grund der gemäß §. 1 des Gesetzes vom 22. April 1875 erfolgten Einstellung der Leistungen aus Staatsmitteln aufgesammelt sind, werden bei dem Inkraft⸗ treten gegenwärtigen Gesetzes zu Gunsten der allgemeinen Staatsfonds vereinnahmt. Dagegen wird vom 1. April 1890 ab aus allgemeinen Staatsfonds für kirchliche Zwecke der katholischen Kirche eine jährliche Rente von fünfhundert sechszigtausend vier⸗ hundert achtzig Mark acht und fünfzig Pfennigen 560 480 ℳ 58 ₰ verwendet.“ st 8
Hierzu beantragte Abg. ühs Windthorst:
v“*“ 8 8* 8 8
Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen, unter Ablehnung des Artikels 1 die Königliche Staatsregierung aufzufordern, zunächst mit den kirchlichen Obern weitere Verhandlung zur Erstrebun
22. April 1875 erfolgten Einstellung der Leistungen aus Staats⸗ mitteln aufgesammelt sind, eirzuleiten und demnächst je nach dem
Ferner beantragte Abg. 9 Vrvhel: 1
Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen, unter Ablehnung
Landtage einen Gesetzentwurf vorzulegen, durch welchen denjenigen, welche durch Einstellung von Leistungen aus Staatsmitteln auf
erworbenen) Rechten geschädigt sind, bezw. ihren Rechtsnachfolgern ein Entschädigungsanspruch gewährt und nur in Betreff des nach
der aufgesammelten Beträge eine anderweite Verwendung zu kirch⸗ lichen Zwecken geordnet wird. 1 und für den Fall der Ablehnung dieser beiden Anträge: 1. III
Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen, an Stelle de Artikel 1—3 des vorgelegten Entwurfs folgende drei
zu setzen: ses Artikel 1.
aus Staatsmitteln aufgesammelt sind, werden den Kirchenobern
glieder der Konferenz waren in der Lage, ihre formelle Zu-⸗
der Eisenbahnzug von den Bewohnern jubelnd begrüßt.
.“
Zur Debatte wurde deshalb die Regierungsvorlage
eines Einverständnisses über die Art der Verwendung derjenigen Beträge, welche auf Grund der gemäß §. 1 des Gesetzes vom
Ergebnisse dieser Verhandlung dem Landtage einen neuen Gesetz⸗ entwurf über die Verwendung der betreffenden Beträge
(Für den Fall der Ablehnung des vorstehenden Antrags I.) des Artikels 1 die Königliche Staatsregierung aufzufordern, dem 8
Grund des Gesetzes vom 22. April 1875 in ihren eigenen (wohl⸗ 8
Befriedigung der Entschädigungsansprüche etwa verbleibenden Restes
Artike 1
Diejenigen Beträge, welche auf Grund der gemäß §. 1 des Gesetzes vom 22. April 1875 erfolgten Einstellung der Leistungen
ausbezahlt, je zu dem Antheile, zu welchem sie aus den verschiedenen
kirchlichen Bezirken aufgekommen sind. “ Artikel 2. Die Kirchenobern haben die ihnen nach Artikel 1 zukommenden Beträge dazu zu verwenden, den Geistlichen, den kirchlichen Stellen, Anstalten und Fonds und den Gemeinden, sofern solche in Folge der Einstellung von Staatsmitteln unmittelbar oder mittelbar erheblich und nachhaltig geschädigt sind, Beihülfen zu gewähren.
Die Zutheilung dieser Beihülfen im Einzelnen bleibt ihrem Ermessen überlassen.
Werden die auf einen Bezirk entfallenden Beträge durch den vorstehenden Verwendungszweck nicht erschöpft, so wird aus dem Rest für jede Diözese bezw. jeden preußischen Diözesanantheil ein Emeritenfonds gebildet, dessen Erträge nach Vereinbarung zwischen dem Minister der geistlichen ꝛc. Angelegenheiten und den betreffenden kirchlichen Obern verwendet werden, soweit nicht der Minister und die kirchlichen Obern eine Verwendung dieses Restes zu anderen kirchlichen Zwecken vereinbaren.
8 Artikel 3. 1I1 Auszahlung der im Artikel 1 bezeichneten Beträge erfolgt binnen drei Monaten nach dem Inkrafttreten des gegenwärtigen Gesetzes mit Zinsen zu 3 ½ % vom 1. April 1890 ab. und für den Fall der Ablehnung auch dieses Antrags beantragte Abg. Dr. Windthorst: IV
„Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen, unter vor⸗ läufiger Aussetzung der Beschlußfassung über Artikel 1 die König⸗ liche Staatsregierung aufzufordern, dem Landtage behufs einer Prüfung desselben über die Höhe der festzustellenden Rente zuvörderst eine nach Diözesen und in den Diszesen nach Kategorien geordnete Nachweisung darüber vorzulegen, welchen Berechtigten und mit welchem Betrage für jeden Staatsleistungen auf Grund des Gesetzes vom 22. April 1875 vorenthalten sind.
Abg. Dr. Windthorst führte aus, daß nur das Miß⸗ trauen gegen die katholische Kirche und ihre Verwaltung die Herauszahlung der gesperrten Summe ohne jede weitere Be⸗ dingung verhindern könne. Dieses Mißtrauen sei unbe⸗ gründet. Wenn man in solchen Gedanken verharre, könne kein definitiver Friede eintreten. Die Evangelischen müßten ihren Neid fahren lassen; Mittel, deren die evangelische Kirche bedürfe, würde das Centrum gern bewilligen, wenn sie in der richtigen Weise verlangt würden; das sei bei dem An⸗ trage des Freiherrn von der Goltz nicht der Fall gewesen. Ein tolerari posse gegenüber der Vorlage sei von dem Heiligen Vater niemals ausgesprochen; auf ein verstümmeltes Aktenstück, wie es der Minister in der Kom⸗ mission vorgelegt, würde kein Richter ein Gewicht legen. Der heilige Stuhl habe sich völlig neutral verhalten und die Entscheidung allein den Bischöfen und dem Gange der einheimischen Gesetzgebung überlassen. Welches aber die Ansicht der Bischöfe sei, enthalte die von Fulda an den Minister gerichtete Eingabe. Eine richtige, dem allgemeinen Interesse entsprechende Abwickelung der schwebenden Angelegenheit könne nur im Einvernehmen mit den Bischöfen erfolgen. Diese Vereinbarung zu ermöglichen, be⸗ zwecke der von dem Redner gestellte prinzipielle Antrag. Er⸗ forderlich sei auch eine spezialisirte Rechnungsablegung. Die⸗ selbe könne mit Grund nicht verweigert werden; jeder, der fremdes Gut unter Verwaltung nehme, sei dazu verpflichtet; die Fassung des §. 9 des Sperrgesetzes gebiete sie ebenfalls. Der friedliche Sinn, der in der Kommission sich geltend ge⸗ macht, werde hoffentlich auch die weitere Berathung be⸗ herrschen. Es sei Zeit, daß Friede in Deutschland werde. Bei Schluß des Blattes sprach der Abg. Graf zu Limburg⸗Stirum.
Statistik und Volkswirthschaft. 6 ““]
c. Deutscher Innungstag. “
„Den ersten Gegenstand der Tagesordnung für die gestrige Sitzung bildete das Thema: a. „Wie weit trägt die Erfüllung der Fo rderungen des Handwerks zur Herstellung des so⸗ zialen Friedens bei;“ b. „Welche gesetzlichen Mittel bleiben dem Handwerk noch, um seinen Forderungen Gesetzeskraft zu verschaffen?“ Der Referent, Schneidermeister * hauer (Köln) äußerte sich ungefähr folgendermaßen: Man chaffe Gesetze für die Großindustrie und die Arbeitnehmer, die Handwerker behandle man aber immer noch als Aschen⸗ brödel. Daher komme es, daß das soziale Chaos immer größer werde, das selbständige Handwerk immer mehr ver⸗ schwinde und die Sozialdemokratie immer weiter anwachse. Das Handwerk habe sich stets seit Jahrhunderten als der treueste Hort von Thron und Altar erwiesen. Immer mehr würden die selbständigen Handwerker ins Proletariat hinabgeschleudert, ihrer Selbständigkeit beraubt und genöthigt, dem Großkapital als Lohn⸗ arbeiter zu dienen. Bedauerlich sei es, daß alle Petitionen, die die Handwerker seit Jahren vor die gesetzgebenden Körperschaften gebracht, so geringe Beachtung gefunden haben. Allein es scheine, als webe jetzt ein anderer Wind. Der Kaiser habe durch seinen Erlaß bekundet, daß er auch dem Handwerk helfen wolle. Der Herr Handels⸗Minister von Berlepsch habe ebenfalls bereits bewiesen, daß er von der Bedeutung des Handwerks überzeugt sei. Deshalb sei es Pflicht der deutschen Hand⸗ werker, von Neuem ihre Forderungen zu stellen und den Regierungsbehör⸗ den zuzurufen: Wenn Ihr nicht wollt, daß die Sozialdemokratie immer mehr wachse, wenn Ihr wollt, daß der soziale Friedewieder hergestellt werde, dann traget zur Erhaltung des deutschen Handwerks bei. Halbe Maß⸗ regeln können aber dem Handwerk nichts mehr helfen. Wir brauchen obligatorische Innungen, Befähigungsnachweis, kriminelle Bestrafung des Kontraktbruchs, obligatorische Einführung von Arbeitsbüchern für alle Arbeiter ohne Altersunterschied, Regelung des Lehrlingswesens u. s. w. Sollten die Handwerker fernerhin nicht berücksichtigt werden, dann dürfte es nicht ausbleiben, daß Seitens des Handwerks ein großer Abmarsch nach links stattfinden werde, da die Handwerker ein⸗ gesehen haben würden, daß alle ihre Bemühungen, von rechts Hülfe zu bekommen, erfolglos geblieben seien. Es sei hohe Zeit, den maß⸗ gebenden Kreisen zuzurufen: Helfet dem selbständigen Handwerk, ehe es zu spät ist. — Auf Antrag des Bäckermeisters Böhme (Leipzig) wurde sogleich mit allen gegen 1 Stimme beschlossen: von einer Dis⸗ kussion über die gehörte Rede Abstand zu nehmen und sich mit den Ausführungen Faßhauer's einverstanden zu erklären. — Auf Antrag des Schneidermeisters Möller nd wurde noch gegen eine er⸗ hebliche Minderheit folgender eschluß gefaßt: 8
„Der deutsche Innungstag spricht den Abgeordneten, die für die Forderungen der Handwerker im Reichstage eingetreten sind, besten Dank aus, verpflichtet sich, für die Wiederwahl derselben zu wirken, uns erklärt alle anderen Abgeordneten für die Feinde der Hand⸗
erker.“
Seitens der Minderheit wurde betont, daß der Schlußsatz sie verhindere, für die Resolution zu stimmen. — Auf Antrag des Schmiede⸗Obermeistere Warncke (Berlin) wurde alsdann beschlossen, eine Petition an den Reichstag zu richten, in welcher sich der In⸗ nungstag gegen die Fassung des §. 72 im Gesetzentwurf, betreffend die Gewerbegerichte, wendet. In der Petition wird verlangt, daß der
Zwischensatz in dem Absatz 2 des §. 72: „sofern ein nach Maßgabe
dieses Gesetzes errichtetes Gewerbegericht nicht vorhanden ist“ weg⸗ falle und in dem §. 97 Nr. 4 der R.⸗G.⸗OH. die Worte: „an telle der Gemeindebehörden“ gestrichen werden. Im Weiteren
wird in der Petition verlangt, daß der §. 49 Absatz 1 des Gewerbe⸗
“ 1“
gerichts⸗Gesetzentwurfs auch für die Innungs⸗Schiedsgerichte Platz greife, nach welchem als Berufungs⸗ und Beschwerdegericht das Land⸗ gericht zuständig wird, in dessen Bezirk das Gewerbegericht seinen Sitz hat. Im Weiteren wurde auf Antrag des Schmiede Obermeisters Warncke (Berlin) beschlossen, eine Petition an den Reichstag und den Reichskanzler, betreffend die Abänderung des Krankenversicherungs⸗ gesetzes in der Richtung der Erleichterung von Innungs⸗Gesellen⸗ Krankenkassen und der Ermöglichung von Verbands⸗Krankenkassen für Meister, Gesellen und Lehrlinge, zu richten Ferner wird beantragt, daß die bevorzugte Stellung der freien Hülfskassen beseitigt werde und diesen dieselben Verpflichtungen auferlegt werden, welche die Orts⸗, Betriebs⸗ und Innungs⸗Krankenkassen zu erfüllen haben.
Eine lebhafte Debatte veranlaßte alsdann das Thema: „Die
Ausschreitungen der Gesellenbewegungen“. Malermeister Voß (Hamburg), Fabrikant Billing (München), Schneidermeister Faßhauer (Köln), Schneidermeifter Schulze (Magdeburg) u. A. klagten über die immer mehr überhandnehmenden Ausschreitungen der Gesellen. Schuld hieran sei die liberale Gesetzgebung, die der Zuͤgel⸗ losigkeit Thür und Thor öffne. Die Hauptschuld tragen die jungen Arbeiter, die die älteren, besonneneren terrorisiren. Es sei nothwendig, das Koalitionsrecht der Arbeiter bis zum 20. Lebensjahre zu be⸗ schränken, den Kontraktbruch mit Gefängniß und ganz besonders die Verrufserklärung, Drohung u. s. w., streng zu bestrafen. Es wurde schließlich beschlossen: eine in diesem Sinne gehaltene längere Petition an die Reichsregierung und den Reichstag zu richten. Ferner gelangte auf Antrag des Fabrikanten Billing (München) noch folgende Resolution zur Annahme: DDer deutsche Innungstag beauftragt den Centralausschuß. Vor⸗ sorge zu treffen, daß bei künftig vorkommenden Arbeiterausständen gesetzwidrige Vorkomanisse festgestellt werden, um für die selbständigen Handwerker wichtiges und unentbehrliches Material zu gewinnen.“
Auf Antrag des Tischlermeisters Heinze (Hannover) wurde endlich noch beschlossen: eine Petition an die Reichsregierung und den Reichstag um obligatorische Einführung von Arbeitsbüchern für alle Arbeiter ohne Altersunterschied zu richten. Danach trat eine Pause ein.
Den folgenden Gegenstand bildete ein Antrag des Ausschusses der vereinigten Innungen zu Flensburg:
„Die Errichtung von Provinzial⸗Schiedsgerichten und Unterstützungskassen für die Meister der verschie⸗ denen Gewerbe bei eintretenden Strikes.“ Schneider · meister Wehlitz (Flensburg) befürwortete den Antrag, während Schneidermeister Möller (Dortmund), Schmiedemeister Warncke (Berlin) und Sattlermeister Vogt (Potsdam) denselben bekämpften. Es wurde schließlich beschlossen, den Antrag dem Central⸗Ausschuß der vereinigten Innungsverbände und dem Vorstande des Allgemeinen deutschen Handwerkerbundes zur Erwägung zu überweisen. Im Weiteren wurde auf Antrag des Schuhmacher⸗Obermeisters Beutel (Berlin) und des Abg. Metzner (Beuthen O.⸗S.) beschlossen: „an die Reichsregierung und den Reichstag eine Petition wegen Beschränkung des Hau sir⸗ handels zu richten und die Reichsregierung zu ersuchen, bei Abschluß von Handelsverträgen mit fremden Mächten dahin zu wirken, daß der Einschränkung des Hausirhandels in Deutschland keine Hindernisse bereitet werden.“
Eine lebhafte Debatte entspann sich alsdann über die Einrichtung von Konsumvereinen im Allgemeinen sowie über die Offizier⸗ und Beamte n⸗Konsumvereine im Besonderen. Sämmtliche Redner wandten sich gegen die Konsumvereine einschließlich der Beamten⸗ und Offizier⸗Konsumvereine. Schneidermeister Faßhauer (Köln) beantragte: eine Petition um Beschränkung der Konsumvereine, ganz besonders um Besteuerung derselben nach dem Umfange ihrer Geschäfte an die Reichsregierung und den Reichstag zu richten. Dieser Antrag gelangte einstimmig zur Annahme.
Danach wurde die Verhandlung gegen 6 ¾ Uhr Abends auf heute Vormittag 11 Uhr vertagt.
Da die Mitglieder des Bureaus zu der Deputation gehören, die heute Mittag zu Sr. Majestät dem Kaiser beschieden war, lo wurde die heutige zweite und letzte Sitzung von dem Schuhmacher⸗ Obermeister Beutel (Berlin) geleitet. Den einzigen Gegenstand der Tagesordnung bildete: „Die Organisation und die Auf⸗ gaben der Innungs⸗Ausschüsse vereinigter Innungen“.
Land⸗ und Forstwirthschaft.
schafts⸗Gesellschaft in Straßburg.
Die Eröffnung der Ausstellung erfolgt am 5. d. M., Mittags 12 Uhr, durch den Statthalter Fürsten von Hohenlohe. Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Baden hat, dem „W. T. B.“ zufolge, angezeigt, daß er am Abend des Eröffnungstages zur Besichtigung der Ausstellung eintreffen werde. — Die diesjährige Wanderausstellung wird reich beschickt sein. Es sind gegen 400 Pferde, 960 Rinder, 200 Schafe und 320 Schweine angemeldet. Unter den Pferden befinden sich 180 edle, warmblütige und 98 kaltblütige Zuchtpferde, unter denen Normänner, Anglo⸗Normänner, Belgier, Oldenburger, Hannoveraner, Percherons, Ardenner, Bretonen, Clydesdales und Norfolks zu nennen sind. Außerdem werden eine Anzahl Gebrauchs⸗ pferde in Viererzügen, Zwei⸗ und Einspänner und Reitpferde vor⸗ gestellt werden und ferner etwa 50 Dienstpferde der Artillerie und Kavallerie. Diese zum ersten Mal durchgeführte Ausstellung von Militärpferden hat den Zweck, den Züchtern zu zeigen, welche Pferde die Heeresverwaltung braucht. Endlich werden noch eine Anzahl Hengste des Kaiserlichen Landgestüts in Straßburg zur Vorführung kommen. Die ausgestellten Rinder gehören zu 9⁄10 den Höhenschlägen an, unter diesen überwiegend dem Simmenthaler Schlage Der Rest sind Niederungsthiere und Shorthorns. Zur Zugprüfung sind 48 Nennungen eingegangen. Die Schafe gehören zum kleineren Theile den Schlägen der englischen Fleischschafe an, zum größeren Theile den deutschen Schlägen. Merinos sind nicht ausgestellt. In der Schweine⸗Abtheilung überwiegen wie immer die Yorkshires. Hierzu kommen noch 42 Ziegen. Die Geflügel⸗Ausstellung ist mit 145 Stämmen Hühnern, 139 Stämmen Tauben und 34 Loosen Kaninchen beschickt.
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Nach den Vorschlägen der parlamentarischen Kommission ur Berathung des italienischen Gesetzentwurfs, betreffend den eis⸗ und Stärkezoll, soll der Zoll auf gewöhnliche Stärke von Reis von 8 auf 12 Lire (nicht 10, wie in dem Ent⸗ wurf vorgeschlagen) per Quintale erhöht, auf gewöhn⸗ liche Stärke von anderem Material, nicht, wie der Entwurf vorsieht, erhöht, sondern auf dem bestehenden Satze von 8 Lire per Quintale belassen und der Zoll auf feine oder in Schachteln verpackte Stärke, in Uebereinstimmung mit dem Gesetzentwurf, von 12 auf 15 Lire pro Ouintale erhöht werden. Das Gesetz soll, auch nach dem Vorschlage der Kommission, am Tage nach seiner Veröffentlichung in Kraft treten.
— Bei den Abrechnungsstellen der Reichsbank sind im Mai 1890 1 527 930 000 abgerechnet worden gegen 1 453 965 500 ℳ im April d. J. und 1 631 920 800 im Mai 1889. 3
— Die außerordentliche Generalversammlung der österreichis ch⸗ ungarischen Bank hat, wie „W. T. B.“ aus Wien meldet, einstimmig den Antrag des Generalraths angenommen, die General⸗ versammlung wolle der vorzunehmenden Ergänzung der Bankstatuten, betreffs der Escomptirung von Warrants durch die österreichisch⸗ ungarische Bank im Sinne der von dem österreichisch⸗ungarischen Parlament angenommenen, jedoch noch nicht sanktionirten Gesetz⸗ novellen, ihre Zustimmung ertheilen. Der Gouverneur der Bank erklärte, die Abänderung der Statuten könne der Sanktion des Kaisers nunmehr unterbreitet werden
Kassel, 2. Juni. Serienziehung der Kurhessischen 40
Thaler⸗Loose: 12 32 62 97 179 194 264 359 429 456
Vierte Wanderausstellung der Deutschen Landwirth⸗
Gewand zu verleihen
591 631 651 680 715 822 856 860 890 965 1041 1060 1070 1103 1178 1207 1236 1237 1253 1282 1448 1461 1482 1558 1674 1701 1752 1783 1802 1920 2000 2011 2168 2186 2242 2365 2575 2626 2628 2644 2780 2827 2836 2869 2899 2922 3303 3308 3359 3460 3488 3560 3572 3679 3718 3941 4082 4153 4156 4164 4165 4187 4197 4214 4324 4363 4442 4463 4481 4504 4519 4611 4629 4674 4692 4776 4797 4857 4868 4875 4891 4954 4976 5163 5193 5256 5425 5484 5487 5562 5605 5663 5669 5720 5730 5851 5839 5868 5891 5940 6065 6101 6129 6356 6409 6506 6557 6581 6596. Leipzig, 2. Juni. (W. T. B.) Kammzug⸗Termin⸗ handel. La Plata. Grundmuster B. pr. Juni 4,52 ½ ℳ, pr. Juli 4,50 ℳ, pr. August 4,47 ½ ℳ, pr September 4,47 ½ ℳ, pr. Oktober 4,47 ½ ℳ, pr. November 4,47 ½ ℳ, pr. Dezember 4,47 ½ ℳ, pr Januar 4,47 ¼ ℳ, pr. Februar 4,47 ½ ℳ Umsatz 35 000 kg.
“ 5 Karlsruhe, 2. Juni. (W. T. B. Gewinnziehung der Badischen 100 Thaler⸗Loose: 309 900 ℳ auf Nr. 79 146, 48 000 ℳ Nr. 117 940, 18 000 ℳ Nr. 43 837, 4800 ℳ Nr. 108 374, je 2400 ℳ Nr. 14 559, 112 732, 117 908, je 1200 ℳ Nr. 7399, 27 257, 31 627, 45 132, 104 373, 104 385, 112 835. London, 2. Juni. (W. T. B.) An der Küste 1 Weizen⸗ ladung angeboten. 1b lasgow, 2. Juni. (W. T. B.) Die Verschiffungen von Roheisen betrugen in der vorigen Woche 8400 gegen 8500 t in derselben Woche des vorigen Jahres. Fadford, 2. Juni.. 1— B.) Woll schäftslos, weichend, Garne ruhig, williger, Stoffe ruhig.
Verkehrs⸗Anstalten.
Mit gewohnter Pünktlichkeit ist die Juni⸗Ausgabe des Reichs⸗Kursbuchs (bearbeitet im Kursbureau des Reichs⸗ Postamts 1890. Ausgabe Nr. IV. — Juni. — Sommerfahrpläne. — Berlin. Julius Springer. Preis 2 ℳ) in diesen Tagen er⸗ schienen — Sie enthält, da die meisten großen Eisenbahnverwaltungen ihre Fahrpläne gänzlich umgestaltet haben, so viel des Neuen an Reiseverbindungen im Kleinen und Großen, aus und nach allen Himmelsgegenden, daß eine Aufzählung auch nur der wichtigsten Fahr⸗ planänderungen mehr Raum beanspruchen würde, als uns zu Gebote steht. Wir heben deshalb nur die augenfälligste Neuerung hervor,“ bestehend in der Beigabe einer neuen schönen Ka rie, welche im Kursbureau des Reichs⸗Postamts bearbeitet, auf lithographischem Wege in Blau⸗ und Schwarzdruck hergestellt, an Umfang wie an Inhalt die frühere Karte wesentlich übertrifft. Sie stellt auf der einen Seite das deutsche, auf der anderen Seite das europäische Eisenbahnnetz bis zu den äußersten, jenseits der asiatischen Grenze belegenen Punkten Samarkand und Tjumen dar. In beiden Eisen⸗ bahnnetzen, sowie in dem hinzugefügten kleinen Weltkärtchen sind durch eine eigenartige Gruppirung der Längengrade Zeitvergleichungslinien hergestellt, welche es ermöglichen, für sämmtliche auf den Karten an⸗ gegebenen Orte die Unterschiede der Ortszeiten nach Stunden und Minuten ohne Schwierigkeit abzulesen und auch die Landeszeiten bequem mit einander, sowie mit der von Vielen ersehnten künftigen Weltzeit (nämlich der Zeit von Greenwich) zu vergleichen. Ueber den praktischen Werth des Reichs⸗Kursbuchs, seine Zuverlässigkeit und Brauchbarkeit läßt sich Neues nicht mehr sagen: wir können dasselbe nur immer wieder dem reisenden Publikum aufs Wärmste empfehlen.
Hamburg, 2. Juni. (W. T. B.) Der Postdampfer „Flandria“ der Hamburg⸗Amerikanischen Packetfahrt⸗ Aktiengesellschaft hat, von New⸗York kommend, gestern Abend Lizard passirt und der Postdampfer „Bohemia“ derselben Gesellschaft ist, von Hamburg kommend, heute Morgen in New⸗
York eingetroffen.
London, 2. Juni. (W. T. B.) Der Union⸗Dampfer „German“ ist heute auf der Heimreise in Southampton und der Union⸗Dampfer „Durban“ ist gestern auf der Ausreis
in Capetown angekommen.
Theater und Musik.
ve“ Deutsches Theater. “
Demnächst findet wieder eine Zusammenstellung beider Theile des „Faust“ statt, und zwar wird „Fauft, I. Theil“ am Sonnabend und „Faust's Tod“ am Montag gegeben.
“ Kroll's Theater.
Ein interessanter Gast, der Tenorist Hr. Warmuth, wird sich am Donnerstag dem Berliner Publikum vorstellen, nachdem er bereits am Her Majesty⸗Theater in London als Mitglied der Italienischen Oper durch seine Stimmvorzüge und künstlerischen Gaben bedeutende Erfolge errungen hat. Hr. Warmuth sollte bereits bei dem Gardini'schen Opernunternehmen hier mitwirken, doch stellten sich damals Repertoire⸗ hindernisse ein. Der neue Gaft tritt als Eleazar in der „Jüdin“ auf.
Adolph⸗Ernst⸗Theater.
Die letzte Aufführung der Jacobson⸗Ely'schen Gesangsposse „Der Goldfuchs“ am Sonntag zeigte wieder, welcher Sympathie sich das be⸗ liebte Theater erfreut: das bis auf den letzten Platz ausverkaufte Haus begleitete die tadellose Vorstellung mit jubelndem Beifall. Als der Vorhang gefallen war, rief das animirte Publikum den Direktor und seine Mitglieder wiederholt vor die Rampen. Hr. Direktor Ernst dankte für das ihm in so reichem Maße entgegengebrachte Wohlwollen und rief dem Publikum ein fröhliches Wiedersehen zu. Heute rühren sich bereits Hunderte fleißiger Hände verschiedener Bau⸗ bandwerker ꝛc, um dem Theater während der zweimonatlichen Ferien ein vornehmes, den weitgehendsten Anforderungen entsprechendes neues
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Mannigfaltiges.
Se. Majestät der Kaiser hat dieser Tage dem Kammer⸗ gericht ein prachtvolles lebensgroßes Bild des Kaisers Friedrich II.
zum Geschenk gemacht. Wie die „N. A. Z.“ mittheilt, zeigt dasselbe unten den Namen des verewigten Meisters Gustav Richter und stammt anscheinend aus der Mitte der siebziger Jahre. Am Sonnabend Nachmittag um drei Uhr hatte nun der Chefpräsident des Kammer⸗ gerichts Hr. Drenkmann, die gesammten Räthe und die Mitglieder der Oberstaatsanwaltschaft nach dem Saale des zweiten Civilsenats, wo das Bild seinen Platz gefunden hat, eingeladen und be⸗ grüßte die Versammelten mit folgender Ansprache: „Verehrte Herren! Bei Gelegenheit des letzten Thronwechsels hat auch da Kammergericht eine Adresse an Se. Majestät den Kaiser gerichte und dabei auch den Wunsch geäußert, die bereits in seinem Besitz be findlichen Bilder unserer Herrscher auch durch das Bild des verewigte Kaisers Friedrich III. zu vervollständigen. Der Kaiser ertheilte die huldvolle Zusage eines solchen Geschenks, und in tiefster Dankbarkeit nehmen wir dasselbe nun entgegen. Ueber die Entstehung des Bildes ist Näheres nicht bekannt, doch so viel ist gewiß, daß es nicht aus den letzten Lebensjahren des verewigten Herrschers stammt und nicht die Züge trägt, in welchen sich das Wort „Lerne leiden, ohne zu klagen“ ausprägte; vielmehr scheint es aus einer mehr zurückliegenden Zeit herzurühren, wo noch beweglicher Frohsinn und innige Gemüths⸗ tiefe gepaart mit tiefem Ernst die schönen Züge verklärten, wobei aber doch schon ein Anflug von Schwermuth, gleichsam eine Ahnung frühzeitigen Todes, hervortrat. Dieses herrliche Geschenk hat aber auch noch eine andere tiefe Bedeutung. Es versinnbildlicht uns den Satz des Verewigten: „Wahrheit und Gerechtigkeit“, welcher auch das Motto des preußischen Richterstandes bildet, der in dieser Tendenz 8 die Fürsten des Hohenzollernstammes vertritt. So hat auch immer ein inniger Zusammenhang zwischen dem Herrscherhause und dem Kammergericht bestanden. Der dem letzteren seinerzeit geschenkte Thron ist ein Symbol davon. Möge auch dieses Bild eine Mahnung sein für uns zur steten pflichtmäßigen Nacheiferung an den Vorbildern unserer Fürsten, welche in selbstloser Sorge für ihre Unterthanen ihre schönste Aufgabe sahen. Mit diesen Empfindungen wollen wir das Bild unseres unvergeßlichen Herrschers dankbarst entgegennehmen.“
Redner gedachte dann in lebenswarmen Worten der Verdienste des